Vitruvius, Des grossen und weltberühmten Vitruvii Architectura, 1757

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Author: Vitruvius
Title: Des grossen und weltberühmten Vitruvii Architectura
Year: 1757
City: Nürnberg [u.a.]
Publisher: Lochner [u.a.]
Number of Pages: [23], 167 S. et 10 Kupfertaf. (gef.)
Translator: Müller, M.; Perrault, Charles

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Table of contents
1. Page: 0
2. Des groſſen und meltberühmten VITRUVII ARCHITECTURA, in das kurge verfaſſt, Durch Herrn Perrault, Mitglied der Rönigl. Academie der Wiſſen ſchafften zu Paris, Run aber nach deſſen lezten Edition und Rupfern für die Hochfürſtl. Würzburgiſche Ingenieurs und Architectur Academie aus dem Franzöſiſchen in das Teutſche überſetzt von M. Müuer, Page: 7
3. Borbericht. Page: 9
4. Regiſter der Capitel. Borrede. Page: 11
5. Drittes Capitel. Page: 15
6. Rrſter Artitel. Page: 15
7. Zmeyter Artitel. Page: 15
8. Dritter Artitel. Page: 16
9. Dierter Artitel.Von der commoden Form der Gebäude # 62 Page: 17
10. Biertes Capitel. Von der Zierde der Gebäude. Erſter Artitel. Page: 17
11. Zmeyter Artitel. Page: 18
12. Dritter Artitel. Page: 18
13. Dierter Artitel. Page: 18
14. Fünfter Artitel. Page: 19
15. Sechſter Artitel. Page: 20
16. Siebender Artikel. Page: 21
17. Achter Artikel. Page: 22
18. Neunter Artikel. Page: 22
19. Zmeyter Tbeil. Page: 23
20. Erſtes Capitel. Page: 23
21. Erſter Artikel. Page: 23
22. Zmeyter Artikel. Page: 23
23. Dritter Artikel. Page: 24
24. Zmentes Capitel. Bon den eigenen Gebäuden. Grſter Artikel. Page: 26
25. Zmeyter Artikel. Page: 26
26. Dritter Artikel. Page: 26
27. Vierter Artikel. Page: 26
28. Drittes Capitel. Page: 27
29. Erſter Artikel. Page: 27
30. Zmeyter Artikel. Page: 27
31. Dritter Artikel. Page: 27
32. Vierter Artikel. Page: 28
33. Sünſter Artikel. Page: 28
34. Sechſter Artikel. Page: 28
35. Siebender Artikel. Page: 28
36. Auszug der Architectur aus den zehen büchern VITRUVII. Vorrede Erſter Artikel. Von den meriten Vitruvii und deſ-ſen Werk. Page: 29
37. 2. Art. Page: 36
38. Auszug der Architectur aus den zehen Büchern VITRUVII. Erſter Cheil. Page: 43
39. Erſtes Capitel. Page: 43
40. Erſter Artikel. Page: 43
41. 2ter Artikel. Was die Architectur ſeye. Page: 48
42. 3ter Artikel. Page: 52
43. Zmentes Capitel. Page: 57
44. Die Materialien zu ermählen. Page: 57
45. 2. Art. Vom Gebrauch der Materialien. Page: 62
46. 3ter Artikel. Bon den Fundamenten. Page: 68
47. 4ter Artikel. Von den Mauern. Page: 70
48. 5ter Artikel. Von den Böden, Decken und Plafonds. Page: 75
49. 6ter Artikel. Von dem Belvurſ. Page: 80
50. Daß 3. Eapitel. Bon der Commodität der Ge-bäude. Erſter Artiſel. Bon der bequemen Situation der Gebäude. Page: 83
51. 2ter Artikel. Bon der Expoſition und Stellung der Gebäude. Page: 85
52. 3ter Artikel. Bon der Stellung der Gebäude. Page: 88
53. 4ter Artikel. Bon der commoden Form der Gebäude. Page: 90
54. Das 4. Sapitel. Von der Zierde der Gebäude. Grſter Artikel. Worin die Schönheit der Gebäude beſtehe. Page: 93
55. 2ter Artikel. Von fünf Geſchlechtern der Gebäude. Page: 98
56. 3 ter Artikel. Von den fünf Drdnungen der Architectur. Page: 102
57. 4ter Artikel. Von den Dingen, ſo mehrern Ord-nungen gemeinſchafftlich ſind. Page: 103
58. 5 ter Artikel. Von dem Toſcaniſchen Drden. Page: 110
59. 6ter Artikel. Bon dem Doriſchen Drden. Page: 112
60. 7 ter Artikel. Bon dem Ioniſchen Drden. Page: 117
61. 8ter Artikel. Von dem Corinthiſchen Orden. Page: 123
62. Sechſter Artikel. Von dem Compoſito Orden. Page: 125
63. Aubzug der Architectur aus den zehen Büchern VITRUVII. Zmeyter Theil. Welcher die uns, mit den Alten gemeinſchafftliche Architectur enthält. Erſtes Capitel. Von den gemeinen Gebäuden. Erſter Artikel. Von den Veſtungen. Page: 127
64. 2ter Artikel. Von den Tempeln. Page: 130
65. Dritter Artikel. Von den Märkten, Baſiliquen, Thea-tris, Meerhäfen, Bädern und Academien. Page: 140
66. Das 2. Capitel. Bon den beſondern Gebäuden. Grſter Artitel. Bon den Höſen ben den Häu-ſern. Page: 149
67. Zmenter Artitel. Von den Veſtibules oder Vor-plaβ. Page: 150
68. Dritter Artifel. Bon den Sälen. Page: 151
69. Bierter Artitel. Bon der Austheilung der Zimmer bey den Alten. Page: 153
70. Daβ 3. Capitel. Handelt von Sachen, Die ſo ſoohl zu gemeinen als Privat-Gebäu-den gehören. Erſter Artiſel. Bon Waſſerleitung zu den Brunnen. Page: 154
71. Zweyter Artifel. Bon den Bronnen und Ci-ſternen. Page: 156
72. Dritter Artifel. Bon den Machinen, womit Steine und andere Laſt in die Höhe ge-bracht wurde. Page: 157
73. Bierter Artiſel. Bon den Machinen, womit das Waſſer in die Höhe zu bringen. Page: 160
74. Fünfter Artikel. Von den Getrand-Mühlen. Page: 163
75. Sechſter Artikel. Von andern Waſſer-Machinen. Page: 164
76. Siebender Artikel. Von denen Rriegs-Machinen. Page: 166
77. Erinnerung. Page: 171
78. Explication des erſten Kupffers. Page: 172
79. Explication des Zweyten Kupfers. Page: 173
80. Explication des Dritten Kupfer-Blats. Page: 174
81. Explication des vierten Kupfers. Page: 175
82. Explication des fünften Kupfers. Page: 176
83. Explication des ſechſten Riβ. Page: 177
84. Explication des ſicbenden Riβ oder Kupfers. Page: 178
85. Explication des achten Kupfers. Page: 179
86. Explication des neunten Kupfers. Page: 180
87. Explication des zehenden Kupfers. Page: 181
88. Explication des eilften Kupfers. Page: 182
89. Explication Verſchiedener ſchweren Wörter, ſo ſich in dem Vitruvio finden. A. Page: 183
90. FINIS. Page: 195
91. Errata. Page: 220
1
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2
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3
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4
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5
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61[Figure 1]Palladis ArbeOmnis Arma tura Fortium
7
Des
groſſen
und meltberühmten
VITRUVII
ARCHITECTURA,
in
das kurge verfaſſt,
Durch
Herrn Perrault,
Mitglied der Rönigl. Academie der Wiſſen
ſchafften
zu Paris,
Run
aber
nach
deſſen lezten Edition und Rupfern
für
die Hochfürſtl. Würzburgiſche Ingenieurs und
Architectur
Academie
aus dem Franzöſiſchen in das Teutſche überſetzt
von

M
. Müuer,
Ingenieur Obriſt Lieutenant.
Nürnberg, Mürzburg und Prag,
zu
finden ben Paul Lochner und Meyer.
1757.
811[Handwritten note 1]
9
Borbericht.
Man hat vor vielen Zeiten den
Vitruvium
in einem kurzen
Begriff
heraus gegeben, es iſt
aber
dem Deſſein, ſo Phili-
bert
de l'Orme in ſeinem dritten Buch angegeben,
mie
es damit ſolle gehalten mer-
den
,
biβher
noch keiner gleich gekommen.
Er
begehret
nemlich von dem groſſen Werk Vi-
truvii
nur einen kurzen Auszug, alſo daβ alle
Dinge
in die Ordnung, (melche der Autor
confus
, bald da, bald dort, und ſo, mie ihme
die
Sachen in Sinn gekommen, tractirt o@@
abgehandelt
hat) geſetzt merden möchten.
Was aber alle, der Zeit hero mit einander
nicht
haben thun mögen, iſt hier ins Rurze
verfaβt
morden, in der Abſicht, damit alle
Sachen
, ſo in dieſem Tractat abgehandelt
morden
, leicht erlernet und behalten merden
fönnten
.
Man ſahe darinn vornemlich da-
rauf
, nichts benzuſetzen, ſo nicht aus dem Vi-
truvio
genommen morden, oder aus demſel-
ben

bemehret
merden könnte, melches auch
an
den Orten in Margine bemerket murde.

An
dem andern Margine hat man durch ein
Zeichen
beygeſetzt, mas nicht von dem Tert
10 iſt; und iſt darum geſchehen, damit der Di-
ſcurs
deſto klärer merde.
Ohneracht aber
aller
Precaution hat man danuoch nicht
alles
in völlige Delltlichkeit ſetzen können;
Der Leſer aber kan ſich aus dem Franzöſi-
ſchen
Vitruvio meiters erholen, ſo das vori-
ge

Iahr
im Truck ausgangen, und aus die-
ſem
,
iſt
auch gegenmärtiges Werk ausgezogen
morden
;
mie man in den Roten oder
Anmerkungen
, und in den Figuren, mie auch
in
der beſonders daben befindlichen Expli-
cation
, alle Erläuterung finden mird.
Im
übrigen
iſt dieſer kleine Tractat nicht allein
denenienigen
nüβlich, ſo das Studium der
Architectur
anfangen, ſondern er iſt auch eine
groſſe
Benhülfe für diejenigen, ſo darinn
längſt
Meiſter ſind.
Denn es iſt bekannt,
daß
Vitruvius ſelbſt, ein ſo groſſer
Mann
er auch mar, megen der Antiquität,
ſo
in ſeinen Schriften enthalten, von den Anfängern
nicht
ſo leicht verſtanden merden können;

meβmegen
die guten Marimen und
mahre
Regel der Architectur daraus genommen,
und
damit in dieſer ſo vornehmen Wiſ-
ſenſchaft
ein guter Anfang gemachet morden.
11 )o( 2[Figure 2]
Regiſter
der
Capitel.
Borrede.
11
# Erſter Artitel.
Bon Den Meriten Vitruvii und ſeines Werts
# pag. I
Zmeyter
Artitel.
Die
Oeconomie Des ganzen Werts mit Den
# ſummariſchen Gründen jedes Buchs # 8
Erſte Abtheilung Des ganjen Werts, in 3. Theile.
# Als I. Die Conſtruction Der Gebäuden. 2. Die
# Gnomonica oder Sonnen-Uhren. 3. Die
# Mechanic. Zmente Abtheilung in 3. Theil,
# als I. Die Solidität oder Dauer. 2. Die Com-
# modität. 3. Die Zierde. Das Summarium
# Vitruvii der IO. Bücher, als Das erſte, zmen-
# te, zc. # 9
Erſter
Theil.
Enthält
Die Architectur, ſo uns mit Den Alten
# gemein iſt
#
1112 )o( Crſtes Capitel. Bon Der Architectur insgemein # 15 Erſter Artikel. Bon Dem Urſprung Der Architectur # ibid. Die erſte Gelegenheit an Der Architectur ju arbei- # ten, Die erſten Modellen, Denen die Architectur # geſolgct, maren natürlich oder ſünſtlich. Die er # ſten Erſinder maren I. Die Baumeiſter Des # nigs Dori. 2. Des Prinzen oder Fürſten Jons. # 3. Callimachus. 4. Hermogenes # 16 Zmeyter Artitel. Was Die Architectur ſene # 20 Auslegung Der Architectur # ibid. Ben Der Architectur ſolle man eilf Stücte miſſen, # als I. Die Schriſt 2.Das Zeichnen. 3. Die # Geometrie. 4. Die Arithmetique. 5. Die Hiſto. # rie. 6. Die Moral-Philoſophie. 7. Die Natural- # Philoſophie. 8. Die Medicin. 9.Das Jus oder # Die Rechte. 10. Die Aſtronomie. II.Die Mu- # ſic # 21 Dritter Artitel. Wie dielerlen Theil Der Architectur ſind # 24 Die Architectur hat 8. Theil, I. die Solidität oder # Dauer. 2. Die Commodität oder Bequemlich # keit. 3. Die Zierde. 4. Die Drdnung. 5. Die # Diſpoſition oder Austheilung. 6. Die Propor- # tion. 7. Das mohlanſtändige, melches mill Daß
1113 )o( # man dren Dinge ermege, als I. Die Stätte. 2. # Die Gemohnheit. 3. Die Natur Des # Oeconomie. # 24. ſq. Zmentes Capitel. Bon der Solidität oder Dauer der Gebäude 29 Erſter Artikel. Die Materialien zu ermählen # 15 Vitruvius ſchreibet von fünfferlen Materialien, als # I. von den Steinen. 2. Bon Bactſteinen. 3. # Bon Nolz, melch es vielerlen. Als Dannen # oder Fichten, die Weiden, Erlen, Buche, Eiche, # Pappelnholz, Ulmen, zarir, Enpreſſen, der # Wachholder. Das Cederholz. Der Oelbaum. # 4. Vom Kalch. 5. Vom Sand, ſo fünfferlen, # nemlich I. der ſo aus der Erde oder aus dem Bo # den gegraben miro. 2. Der Flußſano. 3. Der # Kieß. 4. Meerſano. 5. Pojjolon. # Zmeyter Artitel. Wie die Materialien anzumenden # 34 I. Wie die Steine. 2. Wie das Holz. 3. Wie die # Bactſtein. 4. Wie der Kalch, und 5. mie der # Sand ju gebrauchen. Dritter Artitel. Von den Fundamenten # 40 Ben dem Fundament ſino vren Dinge ju beob, # achten, als I. das Erden ausgraben. 2. Die # Bebeſtigung der Erden. 3. Das
1114 )o( Dierter Artitel. Von den Mauern # 42 Es gibt ſechſerlen Mauermerf, als nemlich I. # die gegarnte. 2. Die verbundene. 3. Die Grie # chiſche. 4. Die ſo mit Quader und eine Nöhe ha # ben. 5. Mit Quader, mo das eine höher als das # andere, und ausgeglichen weroen muß. 6. Zſt # auch mit Quader, mitten aber mit ordinari Mau # ermert. 7. Die componirte, dertlammerte. Dren # Cautelen ben allen Gattungen Des Mauermerks # I. Die mit Bindern. 2. Die Blenrechte. 3. Die # abgeſetzte, ſo zmenerlen, als die dorgeſeßte mit # Stücten, durch Bögen. 2. Die ſo das Erdreich # holten muß. Fünfter Artitel. Bon denen Böden (Plancher) # 47 Der Böden ſino diererlen, als nemlich I. Der ſo # am Boden ganj unten, der entmeder ordinari # oder auf Griechiſche Manier gemacht mare. 2. # Die Böden Zmiſchen zmen Stocfmerten. 3. Die # Böden oben auf den Näuſern mie en plate forme # oder Grund. 4. Der Boden an der Deck oder # Plafond, daran mirv betracht das glatte Fell uno # die Corniche oder Haupt-Geſimms. Sechſter Artitel. Von Dem Bemurff # 52 Der Bemurff iſt biererlen, als I. der raue
1115 )o( murff. 2. Der Bemurff, morauf Die Mahler Freſco mahlen. 3. Für die Schiedmände oder Schieomauern, dann 4. der Bemurff an feuch. ten Drten.
Drittes Capitel.
Von der Commodität der Gebäude.
Rrſter Artitel.
Von der commoden Situation der Gebäude. 55
Auſ daß der Plaß commod ſene, ſoll er ſenn I.
fruchtbar. 2. zeicht benjufommen. 3. Deſſent.
megen
ſoll er nicht niedrig ſeyn, moraſtig, auch
nicht
gegen Mittag noch Abend liegen.
Wie ein
Drt
ju erſennen, Daß er geſund ſeye.
Zmeyter Artitel.
Von Stellung der Gebäude, oder mohin ſie ſe
hen
ſollen # 59
Die Expoſition oder Stellung einer Stadt de-
pendirt
von Derſelben Situation, mas ſo mohl
den
Himmel als die Lufft betrifft.
Die Expoſi-
tion
oder Stellung der Häuſer und ihrer Theio
le
, dependirt von jmenen Dingen, als I.
von
ihren
Qualitäten unö Gebräuchen, nach mel-
chen
man die Ort verſchiedlich ſituiren ſoll, mo
man
Dbſt oder Früchte aufhebet oder bemab-
ret
, die Speiß, Zimmer im Winter, und die
16 )o( Bäder, die Bibliothequen, die Speiß. Säle,
ſo
mohl für das Frühjahr als Herbſt, die Ap-
partemens
oder Sommer.
Zimmer, die Cabinets
ju
denen Mahlerenen, der Mahler Wertſtatt.
2. Bon der Natur des Lanös.
Dritter Artitel.
Von der Diſoſition oder Stellung der Ge-
bäude
# 60
Die Diſpoſition oder Stellung deren Gebäude
beſtehet
darinnen, daß man diejenige ermähle
ſo
zu den gemeinen auch eijgenthümlichen Ge
bäuden
ſich am beſten ſchicken, uno ſino Deren
zmenerlen
Gattungen, als I.
die Häuſer der
Stadt
, entmeder für Dornehme Herren oder
für
Raufleute.
2. Die Landhäuſer ſo jmölf
Theile
haben, als I.
die Ruchen. 2. Die Dch.
ſen- Ställe. 3. Die Bäder. 4. Die Relter. 5.
Der
Wein.
Keller. 6. Der Del - Reller. 7. Die
Schäſeren
.
8. Der Geiß. Stall. 9. Der Pfero.
Stall
.
IO. Die Scheuer. II. Die Schüttbö
den
.
12. Die Mühlen Das Tag. Zicht iſt ei
nes
von denen vornehmſten Theilen ſo die
Commodität
deren Gebäuoe befördert.
Was
ju
thun, um genugſam damit verſehen ju
ſenn
.
17 )o(
Dierter Artitel.
Von
der commoden Form der Gebäude # 62
Die Commodität deren Gebäude beſtehet in der
Form
, I.
der Stadt. Mauern. 2. Der gemei
nen
Pläße uno Märfte, ſo ben denen Grie
chen
und Römern differirten.
3. Die Stiege.
4. Die Säle.
Biertes Capitel.
Von der Zierde der Gebäude.
Erſter Artitel.
Worin die Schönheit der Gebäude beſtehe # 65
Es gibt zmenerlen Schönheit an den Gebäuden,
als
I.
die poſitive, melche dependirt, I. von
der
Symmetrie.
2. Von der Materi. 3. Uno
der
Vollziehung.
II. Die ſo nach Belieben ge.
nommen miro. Unö iſt zmenerlen, als I. die
Weißheit
.
2. Die Regularität, melche beſtehet
indeme
man alle Geſeße, ſo die gute Bernunft
und
die Gemohnheit Derſchreibt, mohl obſer-
virt
.
Die Zierde oder die Schönheit der Ge.
bäude
beſtehet in dren Haupt.
Theilen, melche
ſino
die Säule, das Fronton oder die Berda.

chung
, die Thür= unö Fenſter, Einfaſſung,
aus
dieſen Dingen entſpringen annoch jmen,
18 )o( als Genus & Ordo, das Geſchlecht uno die
Dronung
.
Zmeyter Artitel.
Von fünf Geſchlechten der Gebäude # 70
Dieſes ſino I. der Pycnoſtyl. 2. Syſtyl. 3. Der
Diaſtyl
.
4. Der Areoſtyl. 5. Der Euſtyl. Alle
dieſe
Geſchlechter ſollen nach denen Ordnungen
accommodirt
und genommen merden, indeme
man
dem Doriſchen den Areoſtyl, dem Ioni,
ſchen
den Diaſtyl uno den Euſtyl, dem Corin-
thiſchen
den Syſtyl uno den Picnoſtyl zueig.
net.
Dritter Artitel.
Von denen fünf Drdnungen der Architectur 74
Die Diſtinction und der Unterſchieo deren Ord-
nungen
beſtebet in zmen Dingen, als in der Zär.
tigteit, uno in der Verzierung. Vitruvius hat
nur
drey Dronungen eingeſeßt.
Dierter Artitel.
Von denenjenigen Dingen, ſo Dielen Drdnun
gen
gemein ſino # 75
Allen Dronungen ſino ſteben Dinge gemein, als
I
.
die Treppen, in melchen man zu beobachten
hat
I.
ihre Zahl, melche ungrao ſenn ſoll 2.
Zhre Höhe. 3. Zhre Breite. 4. Thre Kube.
19 )o( Plätze. II. Die Stylobaten oder Piedeſtale, ſo
drenerlen
, als, die ſo gerao in einem fortgeben,
2
.
die mit Vorſprüngen, uud 3. die mit Leh.
nen. III. Die Verringerung der Säulen,
ſo
drenerlen iſt, als I.
die Verjüngerung auf-
märts
.
2. Die Verjüngerung unten, ſo durd
die
mittlere Bauchung geſchiehet.
3. Die Ver.
jüngerung
der Säule, die eine gegen der an
dern
, als die Säule eines zmenten Droens ge
gen
der erſten.
Die mittlere Säule gegen
der
Edſäule.
IV. Die canalirte Aushöhlung,
deren
drenerlen, als I.
die ganze Platte. 2.
Die
ſeichte, ſo nicht tief ausgegraben ſind.
Und
3
.
Die tieffere. V. Die Frontons oder Verda
chungen
haben zmeen Theil, als I, Das Feld,
uno
2.
die Corniche oder Haupt. Geſimms,
in
melchen fünf Dinge zu beobachten, als I.

das
leßte oberſte Carniß oder Hohl.
Zeiſten
miſſen
zu ſtellen.
2. Die Proportion dieſes
leßtern
Carniß oder Hohl = Zeiſten.
3. Thre
zömen
= Köpff.
4. Thre Zahnſchnitte. 5. Die
Modillions
oder Sparren.
Köpff. VI. Die
Poſtamentlein
an denen Veroachungen.
Zmen
Hau
pt.
Regeln für alle Glieder der Archite-
ctur
.
ſo da betreffen die Einneigung uno ibre
Auslaoung
.
Fünfter Artitel.
Bon der Toſcaniſchen Drdnung. # 82
Der Toſcaniſche Drden beſtehet in dieſen Propor-
20 )o( tionen, I. in der Gäule, melche aus dren
Theilen
beſtehet, als:
I. des Gchafts oder
Säule
.
2. Der Baſis. 3. Des Capitäls.
II. In dem Gejimms, melches I. imeen Bal.
den
bat, fo das Architrave ausmacben, dann
2
.
eine fleine mauer, fo das Friſe borſtellet.
3
.
Das Corniche oder Haupt. Geſimms, ſo
mit
dieſen Köpffen berſehen.
III. In den Fron-
ton
oder Berdacbung.
Sechſter Artitel.
Bon der Doriſchen Drdnung # 84
Der Doriſcbe Drden beſtehet in dieſen Propor-
tionen
.
I. In der Gäule, ſo bor dieſem nicbt
einerlen
.
I. Zu berſcbiedenen Zeiten. 2. Ben
Derſchiedener
Arbeit.
Die Theile der. S. äule
ſind
.
I. Der Sdiaft. 2. Die Baſis, ſo bor
alten
Zeiten nicht daben ware, ſie entſehner
ſelbe
bon dem Attiſcben Drden, daran die Ba-
ſis
fünf Theil hat, als die Platte, den obern
Rundſtab
, den untern Rundſtab, den Sco-
tium
oder runde Einziehung, uno dann die
Plattleln
.
3. Das Capitäl ſo vier Theil hat,
als
die Platte, den Halbruno = Stab, die Gürt,
lein
, oder Plätlein und den Hals.
II. Aus
dem
Architrave oder Unter.
Balken, ſo da hat
zmeen
Theil, I.
die Platte. 2. Die Tropffen.
III. Aus dem Friſe, ſo da hat zmen Theil,
als
I.
die Merophen. 2. Die Trigliffen oder
21 )o( drenſchliß, ſo da mieder dier Theil haben, name
lich
die halbe Einſchnitte, die Scbenſel, die Sapitäle.
IV.
Corniche oder Hauptgeſimms ſo fünf Theil hat,
ſo
ihr beſonoder ſind, als I.
die Gradung (che-
mindroit
) 2.
die Tropfen. 3. die Quadraten mit
Donnerkeilen
.
4. ein Scotium, 5. Dielenköpf. 87
Siebender Artikel.
Bon der Ioniſchen Ordnung # 89
Die Ioniſche Ordnung beſtehet in dieſen Propor-
tionen
.
I. In der Säule, ſo dren Theil hat.
als:
1. Den Schafft, deſſen Proportion, ſo zu derſchie-
denen
Zeiten auch derſchieden gemeſen, ihre Bà-
ſis
miro auf zmenerlen Wanier geſtellt, als ſenk-
recht
, und auſſer dem Senkel.
2. Die Baſis,
in
melcher man die Proportion ihrer Theile be-
trachtet
, melches ſind die Platte.
Der Rund-
ſtab
, der obere und untere Scotie, die Rund-
ſtäbe
.
3. Das Eapitäl, deſſen Theile ſind, die
Platte
oder der Deckel, die Schnecke, der halb
Rundſtab
, der Eanal, der Gurt und die Are.
89
Die Proportion des Ioniſchen Eapitäls ſollen in
groſſen
und kleinen Säulen derſchicden ſenn.
2. In dem Architrave iſt zu beobachten das über-
einſtimmen
, ſo ſolches mit dem Piedeſtal und der
verſchiedenen
Höhe der Säulen haben ſoll.
2.
Seine untere Breite. 3. Die Ausladung und
22 )o( die Höhe des Carnis. 4. Die Höhe der dren
Platten
oder Streiffen.
# 92. ſq.
3. Das Friſe oder Vorten. 4. Das Hauptgeſimms,
Deſſen
Theile ſind:
1. Das Earnis. 2. Die
Zahnſchlitze
.
3. Das zmente Earnis. 4. Die
Platte
mit dem kleinen Earnis.
5. Das grof-
ſe
Earnis.
Allgemeine Proportion aller Aus-
legungen
.
94. ſq.
Achter Artikel.
Bon der Eorinthiſchen Ordnung. # 95
Die Eorinthiſche Ordnung hat keinen Unterſcheid,
ſo
er mit dem Loniſcben derglichen mird, als
an
dem Capitäl.
Anſonſten iſt dieſe Ordnung
aus
dem Doriſchen und Ioniſchen genommen.
Ln dem Corinthiſchen Capitäl muß man ſie-
ben
Stuck betrachten, als 1.
Die Höhe deſſel-
ben
.
2. Seine obere Breite, denn 3. die un-
tere
.
4. Die Blätter. 5. Die Stängel. 6.
Die
Schnirkel.
7. Die Roſen. Die Berzie-
rungen
der Corinthiſchen Ordnung.
# 95. ſq.
Neunter Artikel.
Von der Ordnung Compoſita. # 97
Die Ordnung Compoſita iſt indem Vitruvio nicht
beſchrieben
, und iſt nur überhaupt angemerket.
Die Theile, moraus das Capitäl beſtehet, mer-
den
don dem Corinthiſchen, Loniſchen und do-
rilchen
entlehnet.
97. ſq.
23 )o(
Zmeyter Tbeil.
Enthält die Architectur der Allten, oder ſo denen
Allten
beſonder mar.
Erſtes Capitel.
Bon denen publiquen oder gemeinen Gebäuien. # 99
Erſter Artikel.
Bon den Beſtungen # pag. 99
Die benöthigte Regel der Fortiſication enthält
dier
Dinge, nemlich die Stellung des Walls.
2. Die Figur der ganzen Beſtung. 3. Die
Auferbauung
der Mauern, begreifet 1.
Die
Dicke
derſelben.
2. Die Materialien. 3. Lhre
Pſeiler
.
4. Die Figur und die Stcllung der
Thürne
.
# 99. ſqq.
Zmeyter Artikel.
Bon denen Tempeln # pag. 102.
Haupttheilung der Griechiſchen und Toſcaniſchen
Tempel
.
# ibid.
Die Griechiſche Tempeln maren entmeder rund
oder
biereckigt.
# ibid.
In denen diereckigten Tempeln maren dren Din.
ge zu beobachten.
Nemlich 1. die Theile, deren ſünferlen, als der
Borhof
oder Borſchopf.
2. Das Poſticum. 3.
Das ſo in der Mitte. 4. Die Zauben oder Gal-
lerien
, deren drenerlen maren.
Nemlich die
24 )o( Doriſche, deren Theile maren die Thür-und Fen-
ſter
.
Einſaſſungen, das Friſe und die groſſe
Platte
.
# 102. ſq.
Die Loniſche Porten, deren Theile maren, die Ein-
faſſung
, das Fris, die Coſolen oder Rragſtci-
ne
.
Die Attiſche Port. 2. Die Proportion.
3. Der Aſpect oder Anſehen, ſo doppelt, als
Aſpect
oder Anſehen, den Himmel belangend;

der
A ſpect gegcn die Theile, melche zu zmey Un-
rerſcheidungen
der Tempel gehören:
melches ſind
die
Tempel ohne Säulen;
der Tempel mit Säu-
len
ſind acht Gattungen.
Nemlich: 1. Die Tem-
pel
mit dicreckigten Pfeilern ſind auch drenerlen.

Der
erſte, der zmente, der dritte.
2. Der Pro-
ſtylus
.
3. Der Amphyproſtylus. 4. Der Peri-
pter
.
5. Der Pſeudodipter. 6. Der Dipter. 7.
Der
Hypethre.
8. Der Pſeudoperipter. Die
runde
Tempeln, deren maren zmenerlen, nemlich
der
Monopter, der runde Peripter.
Die Toſca-
niſche
Tempel.
Die Alten hatten vierzenerlen
Tenipeln
.
# 105. ſqq.
Dritter Artikel.
Bon den gemeinen Plätzen oder Märkten, don den
Baſiliquen
oder groſſen Gebäuden, don Thea-
tris
, don denhäfen, alsmerrhäfen, Bädern und
Academien
# pag.
112
Die Gebäude für allgemeine oder publique Com-
modität
, ſind ſechſerlen, nemlich 1.
die gemcine
Pläzte
der Griechen und Römer.
1. Ihr Peri-
25 )o( ſtyl. 2. Lhre Proportion. 11. Lhre Collonade
ober
Säulenſtellungen.
3. Lhre Gallerien deren
zmo
übereinander.
4. Lhre Chalcidiquen oder
hohe
groſſe Säulen.
III. Die Theatra ſo dren
Theil
hatten, als 1.
die Treppen, melcheden Or-
cheſter
den obern Portique oder Gallerie, die
eherne
Gefäß enthielten.
2. Die Scena oder die
Auszierung
des Theatri, ſo dren Theil hatte, als
den
Pult, das Proſcenium, ſo ſeine dren Thüre
hatte
, ſeine drehende Machinen zur Abänderung,
melche
derurſachten, daß das Scena, Tragic, Co-
mic
und Satnriſch marc.
Das Paraſcenium. 3.
Spatzier. Gänge. IV. Die Meerhäfen, ſo ent.
meder
natürlich oder kinſtlich marcn, melche auf
drenerlen
Art gebauet murden.
Die erſte, die
zmente
und dritte.
V. Die Bäder ſo diele der-
ſchiedene
Theile hatten, um den zeib alſo gemach
zu
ermärmen, für das Schmitzen, Waſſer marm
zu
machen, ſich zu maſchen.
VI. Die Paleſtres
oder
Ritterſchulen, ſo diele vorſchiedene Theil
hatten
, als 1.
den Periſtyl, melche zmenerlen Gal-
lerien
hatten, dren ſimple und eine doppelte.
2.
Der
Xyſtus oder bedeckte Gang melcher zmenerlen
Gallerien
hatte, als eine doppelte und zmo ein-
fache
.
Einen Plan mit Båumen beſetzt. 3. Die
Stade
oder Rennbahn hat zmeen Theil, als die
Staffeln
der Zuſchauer, den Platz, mo man ſich
im
Tauffen exercirte.
26 )o(
Zmentes Capitel.
Bon den eigenen Gebäuden.
Grſter
Artikel.
Bon den Hὅfen der Håuſer # 121
Die Höfe der Häuſer maren fünferlen, als dier
mit
Borſprung, melche man Toſcaniſch, Corin-
thiſch
, Tetraſtyl, gemölbt, nennete, und einen
offenen
.
# 121. ſq.
Zmeyter Artikel.
Bon denen Veſtibeln, Borplätzen # 122
Die Proportion der Veſtibulen, maren drener-
len
, 1.
die Zänge gegen der Breite, ſo drener-
len
mar.
die erſte, die zmente und die drit-
te
.
2. Lhre Zänge gegen der Höhe. 3. Der
mittleren
Allée oder Gang gegen der langen
Seite
.
# 122. ſq.
Dritter Artikel.
Bon denen Sälen # 123
Man hat drenerlen Säle, als die Corinthiſche.
Die Egyptiſche und die Cyziceniſche. Die Pro-
portion
der Sälen.
# 123. ſq.
Vierter Artikel.
Bon der Austheilung der Zimmer oder Ge-
mächer
der Alten # 125
Die Austheilung der Appartemens oder Zimmer
hatte
einen Unterſcheio ben den Griechen und
Römern
.
Die Griechen hatten drenerlen Zim-
mer
, nemlich füt die männer, und die ſo für-
27 )o( die Weiber, und mieder die ſo für die Fremde
gehörten
.
# 125
Drittes Capitel.
Bon den Dingen, die ſo mobl zu publiquen
als
privat Gebäuden gehören.
Erſter Artikel.
Bon Waſſerleitung der Brunnen # 126
Der Alten Manier das Waſſer abzumägen. Die
ſührten
ſolches durch drenerlen Canäle oder
Rohr
, als durch (Aqueducs) Waſſerleitung.
Durch blenerne Rohr, auch durch irrdene und
don
Häfner gebrannte Rohr.
# 126. ſq.
Zmeyter Artikel.
Bon Bronnen und Ciſternen # 128
Die Borſichtigkeit, deren ſich die Alten bedienten,
mann
ſie Brunnen gruben u.
Ciſternen machten.
Dritter Artikel.
Machinen, groſſe Steine und andere Laſten zu
heben
und zu führen oder fortzubringen # 129
Die Machinen, ſo man ben dem bauen gebrauch.
te, hatten zmenerley Abſichten. Als 1. die groſſe
Steine
mit benzubringen, nemlich die zugerich.

tete
.
1. Die Cnlindriſche. 2. Die diereckigt lan-
ge
.
3. die Cubiſche. 11. Groſſe Steine zu he-
ben
und zu ſezten, maren dreyerley.
Als 1. die ſo
durch
eine Walze geſpannet und angezogen mur-
den
.
2. Die ſo ſich mit einem Rad und einer
Winde
hoben.
3. Die ſo durch das Anziehen dor
Wenſchen
geſpannet murden.
# 129. ſq.
28 )o(
Vierter Artikel.
Bon den Machinen das Waſſer zu heben # 132
Wan hatte ſünferlen Machinen, das Waſſer in
die
Höhe zu bringen.
Remlich 1. den Tympan,
melches
ein hohles Rad iſt.
2. Ein Rao mit Rä-
ſten
.
3. Die Pater noſter Rette. 4. Die Schne-
cken-
Pumpe Archimedis.
s. Des Cteſibii
Pumpe
.
Sünſter Artikel.
Bon den Waſſer - Mülen, Getrayd darauf zu
mahlen
# 135
Die Waſſer-Mühlen der Alten maren den unſri-
gen
gleich.
# ibid.
Sechſter Artikel.
Bon den Hydrauliſchen Machinen # 136
Der Hydrauliſchen Machinen maren drenerlen,
nemlich
, 1.
Clepſy dres (ein Inſtrument, modurch
über
Waſſer die Stunden oder Meilen gezehlet
und
bemerket murden) 2.
die Orgelu. 3. Die
Machinen
die Wege oder Straſſen zu meſſen, und
das
ſomohl zu Waſſer als zu Zande.
# 136. ſq.
Siebender Artikel.
Bon den Rrieges - Machinen. # 138
Es gabe drenerlen Rrieges-Machinen, Nemlich 1.
daraus zu merffen oder zu ſchieſſen, mie man es
nennete
.
1. Pfeil. 2. Spieß. 3. Feurige Dolo
chen
.
11. Die Mauern einzumerffen. Welches
geſchahe
1.
durch den Wieder. 2. Durch den
Bohrer
.
111. Denen Mauern zuzukommen, und
das
bedeckter, als 1.
durch die Schilokrotten-
Machine
.
2. Durch hölzerne Thürne.
29
Auszug
der
Architectur
aus
den zehen büchern
VITRUVII.
Vorrede
Erſter
Artikel.
Von den meriten Vitruvii und deſ-
ſen
Werk.
Ln den büchern Vitruvii fin-
det
man gar diele Sachen,
die
nicht eigentlich zur Bau-
kunſt
gehören, daß es alſo
ſcheinen
mill, daß dieſes Buch nicht ſo be-
quem
ſeye diejenigen, ſo die Lehrſäze dieſer
Runſt
zu erlernen begehreu, zu inſtruiren,
302Vitruvii L e dermann zu überzeugen, daß der-
Autor
der gelehrteſte Baumeiſter geme-
ſen
, ſo jemahls gelebt haben möge:
und
niemand
meritirt hätte Julio Cæſari und
Auguſto
, zmeen der gröſten und berrlichſten
Fürſten
, ſo jemahls gemeſen, zu dienen,
als
eben er, und zmar in einem Sæculo, mo
alles
im höchſten Grad der Vollkommen-
heit
mar.
Ln Durchleſung dieſes Werks, melches
mit
ſo derſchiedenen, munderbaren Mate-
rien
angefüllet, ſo alle mit groſſer Ge-
ſchicklichkeit
abgehandelt morden, mird
man
ſchlieſſen können, daß dieſer groſſe-
Mann
ſich nicht nur eine tieffe Erkännt-
nuß
derer Dingen, ſo zu ſeiner Profeſſion
gehören
, erworben, ſondern auch eben da-
durch
, als durch die herrlichſte Mittel,
zu
einer Fälyigkeit, etmas dollkommenes
zu
bemürken und herfür zu bringen geſu-
chet
, als, das exercitium und die practic
einer
ordinari mechaniſchen Wiſſenſchaft.
Denn er mar dollkommen, ſomohl in Stu-
diis
, als in den ſreyen Rünſten;
Er ge-
möhnete
ſeinen Geiſt don Lugend auf, die
ſchmehreſten
Sachen zu begreiffen, und
hat
ſich dadurch eine ſolche Fertigkeit er-
morben
, ſo die gemeine Handmerksleu-
te
, gleich als die derborgenſte Geheim-
nuſſe
und ſchmehreſten Sachen einer ſol-
chen
meit ausſehenden und groſſen Wiſ-
313Architectur. ſenſchafft, wie die Architectur iſt, nicht be-
greiffen
können.
Unterdeſſen iſt es wohl mahr, daß man
nicht
allemahl die Fähigteit derjenigen,
ſo
an einer Wiſſenſchafft arbeiten, erken-
net
.
Die meriten Vitruvii dor der publi-
cation
ſeines Buchs (welches er zwar bey
ziemlichem
Alter derfertiget) hatte lange
nicht
die eſtime, ſo ſie meritirte;
wie dann
ſvlches
aus ſeiner Borrede erhellet, daß
er
gar nichet damit zufrieden war, und in
ſeinem
Sæculo, wo die Menſchen ſonſt mit
groſſer
Bernunft begabet waren, haben
ſie
es doch nicht ertandt, und gab es we-
nig
, die ſich dor dem Ueberfall einer fal-
ſchen
Einbildung zu derſichern gemuſt ha-
ben
, noch dor einer dortommenden Unge-
rechtigteit
, ſo denenjenigen, nicht benzu-
meſſen
, melche ſich mehr befleiſſen, ihre
Talente
auszuüben, als ſvlche dor den
Menſchen
ſcheinbar zu machen, zu beſchü-
ben
waren.
Vitruvius war ein Mann don ſehr ge-
cingen
auſſerlichem Anſehen, hat auch
ben
ſeiner Profeſſion wenig für ſich ge-
bracht
, ſo lang er ſolche abwartete, Dann
er
in beſtändiger Beſchäftigung der Wiſ-
ſenſchaften
fich geübet, und ſich um das
Hofmeſen
menig bekümmert;
er hatte
auch
die Geſchictlichteit nicht ſich empor
zu
bringen, noch ſich geltend zu machen.
324Vitruvii Dann ob er mobl dem Ranſer Auguſto
vondeſſen
drinzeßin Schmeſter, Octavia,
recommandirt
und überlaſſen morden, ſo
ſcheinet
es dannoch nicht, daß man ihn in
wichtigen
Sachen gebraucht babe, Das
ſchönſte
Gebäude, ſo Auguſtus derfertigen
laſſen
, war das Theatrum Marcelli, wel-
ches
ein anderer Baumeiſter derfertiget
hat
:
das einzige, ſo man weiß, das er
aufgeführet
hat, war nicht in Rom, ſon-
desn
zu Fano, einer ziemſich tleinen Stadt.
Der meiſte Theil der Baumeiſtere, ſo das
Ruder
im Bauweſen zu ſeiner Zeit ſühr-
ten
, war ſo unwiſſend, daß ſie ſo gar
(wie er gezwungener Weiß ſolches ertlä-
ret
) die geringſte Principia ihrer Profeſſion
nicht
derſtunden.
Die bloſſe Eigenſchafft ei-
nes
Baumeiſters iſt ſo derächtlich wor-
den
, daß, wann ſein Buch nicht die Zei-
chen
einer auſſerordentilichen Wiſſenſch aft
an
Tag geleget, und er, ſo wie er gethan,
diejenige
nicht beſchämet, die ſo undor-
theilhaftig
don ihm geſprochen, und zwar
darum
, weil man ihn ſo wenig gebrau-
chete
, die Regeln, ſo er uns hinterlaſſen,
die
Auctorität nicht gehabt haben würden,
welche
ſie zumZeugnuß doch nothwendig
haben
muſten.
Dann gleichwie die Architectur eine
Runſt
iſt, welche ſchier teine andere Re-
gel
oder Richtſchnur hat, in allem dem,
335Architectur. weſſen die Zierde oder die Schönheit der
Sachen
des Werts fähig iſt (das die
Franzoſen
bongoûr nennen) welcher auch
den
Unterſcheid des ſchönen und des gu-
ten
weiſet, don dem was weder gut noch
ſchön
iſt;
fo ſt abſolntè nothwendig, daß
man
glaube, daß der goût, dem man fol-
get
, beſſer ſeye, als ein anderer, auf daß
dieſe
Ueberzeugung ſich in die Gemüther
und
in den Berſtand aller derer, ſo da
ſtudiren
, eindringe, und eine richtig und
regulirte
Entwerffung bilde, die ohne fol-
che
Borbildung allezeit leer und ungewiß
derbleibet
.
# Dieſen bongoût nun wohl
einzurichten
, daß man darinn ſicher ſede,
was
man dornehme;
ſo muß man noth-
mendiger
Weiß jemand haben, an den
man
ſich halte, und deme man groſſen
Glauben
beymeſſen tan, daß eine groſſe
Gelehrſamteit
aus ſeinen Gchriſten er-
ſcheine
, und welcher ſelbſt glaubet, daß er
alle
nöthige Fähigteit beſiße die zum er-
wählen
ſo nothwendig iſt, damit er aus
der
Antiquität alles das zu erwählen wiſ-
ſe
, was das ſtärtſte, beſte und fähigſte
ſeyn
mag, die Gründe zur Architectur zu
legen
.
Die Eherbietung, ſo man gegen die
erſten
Erfinder der Rünſten heget, iſt nicht
allein
natürlich, ſondern auch auf die rech-
te
Bernunſt gegründet, dadurch man ur-
346Vitruvii theilet, daß derjenige, ſo die erſten Ge-
danten
der Gache betommen, ein ande-
res
Genie und diel mehrere Fahigteit ge-
habt
haben müſſe, als alle andere, die
nach
ihme an dem Wert, ſolches in die
Bolltommenheit
zu bringen, Hano ange-
legt
haben.
Die Griechen ſind die Bä-
ter
der Architectur ſowohl, als dieler an-
derer
Wiſſenſchaften geweſen, indeme ſie
diele
Sachen binterlaſſen ſo wohl an Ge-
bäuden
, als an Schriſten, welche zu der
Zeit
Vitruvii für ein Modell der Boll-
tommenheit
dieſer Runſt gehalten wur-
den
.
Vitruvìus hat ſich inſonderheit be-
fliſſen
ihnen nachzufolgen und alles nach-
zumachen
.
Cr hat auch ſein Buch aus
allen
dieſen Sachen, was nur dortreſlich
und
rar war, derfertiget.
Es iſt auch
leicht
zu glauben, daß er nicht unterlaſſen,
alles
dasjenige zu bemerten, was nur zu
Formirung
einer allgemeinen Idée deß ſo
wohl
ſochönen als auch guten, erforderlich
war
, dann er will nicht das Anſehen ha-
ben
, daß ſeinen Gedächtnuß etwas habe
entwiſchen
tönnten.
Run aber iſt die Eſtime Vitruvii ſo all-
gemein
, daß ihn alle Sæcula in den erſten
Rang
der Gelehrten geſtellet und geſetzt
haben
.
Denn es iſt ſchon genug die Pre-
cepta
der Architectur in einen Valor zu brin-
gen
, ſo baid man derſichern tan, daß ſie
357Architectur. aus dem Buch Vitruvii gezogen; auch hat
man
erachtet dieſen Extract nicht allzugroß
zu
machen und alle curioſe, obwohl trefli-
che
Sachen, ſo nur denen Gelehrten die-
nen
, in dieſem Auszug wegzulaſſen;
ob
es
wohl tauſend ſchöne Sachen ſind, die
aus
dielen Autoribus gezogen und nun alle
derlohren
gegangen, welche aber Vitru-
vius
alle geleſen, und wohl bemertet hat.
Man hat aber nur von dem, ſo in dem
Summario
, über jedes enthalten, ſo ſich im
Anfang
dieſes Auszugs befindet, reden
wollen
;
auch iſt in dieſem Auszug oder
Extract
nur don demjenigen gehandelt wor-
den
, was eigentlich zur Architectur gehö-
ret
:
nun ſind dieſe Materien in eine an-
dere
Ordnung, als ſie in Vitruvio zu fin-
den
, geſeßet worden, welcher gar oft eine
Sach
, wodon er ſpricht, derläßt, um don
was
anders zu reden.
Die Ordnung, ſo man ſich zu dieſem
Wert
, um ſolches abzuhandeln, bedie-
net
, iſt, daß, nachdeme man mit wenigem
erzehlet
, was in dieſem Wert enthalten,
ſolches
ſonderheitlich explicirt, was man
nemlich
dermednet, daß denen ſo die Ar-
chitectur
ſtudiren, nüßlich und dienſam ſeyn
mag
.
Dieſer Tractatiſt in zwey Theile
getheilet
.
Der erſte enthält die Grund-
ſäße
und die Præcepta, welche ſich mit der
neuen
Architectur accommodiren.
# Der
368Vitruvii zweite begreift, was zur alten, auch alt-
däteriſchen
Architectur gehört:
ob ſie nun
wohl
dazu beſtimmt, aber dannoch Sa-
chen
enthalten, die wir nicht gebrauchen,
ſo
tönnen ſie dannoch dienen, wohl don
einer
Sache zu urtheilen, und den goût
oder
Wohlſtand zu formiren, auch denen
Sachen
, ſo uns zutommen, zum Exempel
zu
dienen.
Ich mache einen Unterſcheid unter der
alten
und altvätteriſchen Architectur, und
der
neuen Architectur;
dann man nennet
alte
Architectur diejenige, wodon Vitruvius
geſchrieben
, und wodon man annoch Ecem-
pel
an denen Gebäuden, ſo in dem alten
Griechenland
übergeblieben, findet.
# Die
altdäteriſche
Gebäude oder Architectur be-
ſtehet
, in denen, ſo zu der Zeit Vitruvii zu
Rom
, wie auch zu Eonſtantinopel, in
Frantreich
und dielen andern Orten er-
bauet
worden ſind:
die neue aber beſtehet
in
denen Gebänden, ſo nach beutigem
Gebrauch
eingericht, oder auch um an-
derer
Urſachen willen ſowohl an Stellun-
gen
als Prooortion desjenigen ſo die alte
enthielte
, geändert worden.
2. Art.
Die Oeconomie des ganzen Werts Vi-
truvii
mit denen ſummariſchen Argumenten
eines
jeden Buchs.
379Architectur.
Das ganze Wert iſt in dred Theil ge-
11Erſte Ab-
theilung

des
gan-
zenwets

in
dren
Theil
, als
theilet.
Der erſte beſtehet in der Con-
ſtruction
der Gebäude;
der zwedte in der
Gnonomica
oder in Berfertigung der
Sonuen-Uhren
;
und der dritte betrifft
die
Machinen, ſo zur Architectur und
Rriegsweſen
gehören.
Der Erſte wird
in
denen acht erſten Büchern behandelt,
der
Zweyte in dem neunten, der Dritte
aber
in dem leßten Buch.
Der erſte Theil, ſo das Gebäude be-
221. Dle
Conſtru-
ction
reo
Gebäube
.
trifft, iſt zwenfach.
Dann das Gebäude
iſt
entweder gemein (Public) oder Pridat.
Bon den Pridat-Gebäuden wird im ſech-
ſten
Buch abgehandelt;
die zum gemei-
nen
Weſen aber gehören, ſind wieder in
dred
Theile getheilet;
als das, was nem-
lich
die Sicherheit betrifft, ſo in der For-
tification
beſtehet, welches im dritten Ca-
pitel
des erſten Buchs behandelt;
was
aber
die Religion betrifft, iſt im dritten
und
dierten Buch beſchrieben, und was
zur
gemeinen Commodität gehöret, als da
ſind
die Wärtte, die Rathhäuſer, die Thea-
tra
, die Bäder, die Academien, und die
Meer-
auch andere Häfen, iſt im fünften
Buch
beſchrieben.
Der zweyte Theil ſo für die Sonnen-
332. Die
Sonnens

Ubr-
Runſt
.
2
. Die
Mecha-
nic
.
Uhren, iſt im neunten Buch abgehandelt.
Der dritte iſt für die Machinen, ſo im
zehenden
Buch beſchrieben.
3810Vitruvii
Ueber dieſe abſonderliche Materien der
Architectur
, ſinden ſich annoch drey Din-
ge
, ſo gemeiniglich zu allen Gebäuden gt-
bören
, welche beſtehen;
in der Dauer,
in
der Commodität, und in der Zierde.
Bon der Dauer wird im euften Cap. des
111. Die
Dauer
.
2
. Die
Commo-
dität

3
. Die
Zietde
.
ſechſten Buchs gehandelt;
don der Com-
modität
aber im ſiebenden Cap.
eben die-
ſes
Buchs;
don der Zierde aber in dem
ganzen
ſiebenden Buch, welche die Ber-
ziehrungen
, als Mahlerey, Bildhauered
und
dergleichen betrifft, ſo allen Gebäu-
den
gegeben werden mögen.
# Denn was
die
Proportion betrifft, ſolle ſelbige für ei-
nes
deren Haubt-Fundamenten der Zier-
de
gehalten werden;
dadon in allen Thei-
len
des ganzen Werts tractirt wird.
Um nun ein wenig beſſer zu zeigen, in
22Summa-
rium
der
zehen

Bücher

Vitruvii
.
was für Ordnung im jedem Buch alleß
explicirt
, ſo iſt zu wiſſen, daß, nachdeme
in
dem erſten don dem, was zur Archite-
ctur
insgemein gehört, durch
aller
der Theilen, woraus ſie beſtehe, und
welche
zur Architectur erfordert werden,
gehandelt
worden, ſodann der Autor an-
fange
diejenigen Dinge dorzutragen, was
zur
Erwählung des Orts, worauf man
bauen
will, zu betrachten;
auch was die
Gebäude
für Stellung haben ſollen, da-
mit
ſie geſund und commode ſeden, danu
redet
er don dem Fundament und übrigert
3911Architectur. Structur der Fortification, don der Form
der
Thürme und der Stadtmauer;
er
extendirt
ſich weit über derſchiedene Tem-
peramenten
aller cörperlichen Dinge, und
über
die Ratur der Gegenden und der
Winde
.
In dem zwenten redet er don dem Ur-
11Des 2ten. ſprung der Architectur, auch welches die
erſte
Wohnungen der Wenſchen waren.
Dann handelt er don denen Materialien,
als
nemlich don Bactſtein, Sand, Ralch
und
dann auch don dem Holz.
Dann
bandelt
er ferner don derſchiedener Art
das
Mauerwert zu ſebßen, zu derbinden
und
wohl zu mauren;
Er philoſophirt über
den
Anfang der Sachen und über das,
ſo
ſie dauerhaſt macht;
über die Ratur
des
Ralchs, auch welcher Sand zu er-
wählen
, und zu welcher Zelt das Holz zu
fällen
.
Der dritte Theil handelt don der Pro
22Des 3ten. portion und ſieben Geſchlechten der Tem-
pel
, als don dem Mit-Anten oder Pfei-
lern
, dem Proſtylum.
den Amphiproſty-
lum
, den Peripter, den Pſeudodipter.
dem
Dipter
und dem Hypather.
Hierauf fäh-
ret
er don Entfernung der Säulen zu re-
den
fort, welches auf fünferley Weiß ge-
ſchiehet
, nemlich der Pycnoſtyl;
der Sy-
ſtyl
, Diaſtyl, der Aræoſtyl und Euſtyl.
Dann fängt er an die Waaß und Propor-
40Vitruvii tion, des Ioniſchen Ordens zu geben,
er
zeiget auch, daß die Proportion der
Säulen
nach dem menſchlichen Leib ge-
nommen
worden.
Der dierte giebt die Maaß des Go-
11Des 4en. rinthiſchen und Doriſchen Ordens, ſo
rinthiſchen
und Doriſchen Ordens, ſo
zu
den Tempeln zu gebrauchen, mit der
Proportion
der verſchiedenen Theile,
woraus
ſie beſtehen.
Er erzehlet don
denen
erſten Erfindern der Architectur-
Orden
, und wer ſie bey den Griechen
waren
.
Der fünfte Theil handelt don den
22Des 5ten. gemeinen Gebäuden, als nemlich don
den
Märtten, Baſiliquen, don Theatris,
Bädern
, don den Schulen, ſo zu den
Wiſſenſchaften
erforderlich ſind, dann
auch
don den Academien zu den Exerci-
tien
, ingleichen don den Meer- Häden,
ja
er handelt auch diel don der Muſic,
was
die Theatra betrifft, ſo wuſten die
Baumeiſtere
gewiſſe Pläße darinn an-
zugeben
, wo die eherne Gefäße hinge-
ſtellet
wurden, ſo derſchiedene Rlänge
don
ſich gaben, gleich einem Echo oder
Widerhall
, um die Stimme der Acteurs
in
den Comœdien beſſer zu erheben.
In dem ſechſten weiſet er die Propor-
33Des 6en. tion und die Figur der Griechiſchen ſo-
wohl
als Römiſchen Particular - Häuſer
4113Architectur. an, und ſo mohl die, ſo in der Stadt,
als
auch auf dem Land zu bauen ma-
ren
;
beſchreibet dabey die Theile dieſer
Häuſer
, als die Höfe, Veſtibules oder
Borplätze
, die groſſe Säle, die Speiß-
Säle
, die Bimmer, die Cabinetten und
die
Bibliothequen.
In Dem ſiebenden handelt er von dem
11Des 7dcn. Mörtel, und mie ſelbigen zum Bemurf
zu
gebrauchen;
mie der Ralch und der
Mörtel-Staub
zur Stuckador-Arbeit
zuzubereiten
;
er redet auch von andern
Auszierungen
aller Gattungen der Gebäude,
als
da iſt die Mahleren, von
verſchiedenen
Farben, ſo mohl von den
natürlichen
, als durch die Runſt zubereitete, ſo
all
ben den Alten im Gebrauch maren.
Das achte redet von den Eigenſchaf
22Des 8den. ten der Wäſſern, von deren Urſprung
und
Ratur, auch ihrer Eigenſchaften;
mie dieſe Waſſer zu ſuchen und zu leiten
ſind
.
Das neunte Buch iſt bloß für die
33Zum 9den. Sonnen-Uhren, handelt auch in etmas
von
der Geometrie oder Feldmeß-Runſt,
ſo
mohl flache als auch cörperliche Sachen
zu
meſſen;
Er extendirt ſich ziemlich,
4214Vitruvii Architectur. lich, mas dem Lauf der Geſtirne betrifft,
und
mie die Firſterne zu beſchreiben.
Das lelzte handelt von Machinen, die
11Zum 9den ſo mohl zum heben, als zum merffen
ſchmehrer
Sachen gehören, auch von
denen
, ſo man zu vielen andern Dingen
gebrauchte
, als die Waſſer zu heben,
zu
Mahl-Mühlen, und Waſſer Orgeln,
auch
die Wege, ſo mohl zu
Waſſer
als zu Land zu meſſen;
handelt
abet
auch abſonderlich von ſolchen Ma-
chinen
, die zum Baumeſen und
Rrieg
gehören.
3[Figure 3]
4315 )o( 4[Figure 4]
Auszug
der
Architectur
aus
den zehen Büchern
VITRUVII.
Erſter Cheil.
Enthält die Baukunſt, ſo uns mit
den
Alten gemein iſt.
Erſtes Capitel.
Bon der Architectur insgemein.
Erſter Artikel.
Bon dem Urſprung der Architectur.
Man ſchreibet, daß die Menſchen
11Erſte Ge,
legenheit

an
der
Archite-
ctur
zu
arbeiten
.
vor uralten Zeiten in Höhlen,
gleich
den milden Thieren zu
mohnen
pſtegten;
ſie haben
ſich
aber endlich verſammlet, um Häuſer
und
Stäte zu erbaucn, morzu dann das
Feuer
Anlaß gabe, ſo durch den Wind
in
einem Wald ſich entzündete, melche
Reuigkeit
die Menſchen durch dieſe er-
4416Vitruvii ſtaunliche Würkung herbey gezogen; und
ſo
haben dann ſich mehrere Menſchen ver-
ſammlet
, und Mittel gefunden, indeme
ſie
einander geholffen, ſich bequemer zu
logiren
, als nur unter den Bäumen und
in
den Höhlen zu mohnen.
Dahero man
dafür
hält, die Baukunſt ſene der An-
fang
und Urſprung aller andern Rünſten
und
Wiſſenſchaften;
denn als die Men-
ſchen
ſahen, daß das menige, ſo ihnen die
Roth
and die Hand gegeben, mohl von
ſtatten
gienge, ſo haben ſie Muth gefaſſet
meiter
zu gehen, andere Sachen zu
erfinden
, und ſich darauf zu legen.
Worzu dann nicht menig dieneten die
11Die erſten
Modellen

ſo
die Ar-
chitectur

folgte
,
mar
ents
meder
na,
türlich
Bäume, Felſen und andere Sachen, ſo
die
milden Thiere bedeckten, nach deren
Modell
man dann die erſten Häuſer erbaue-
te
, melche Anfangs nur von Raſen und
ausgeaſteten
Bäumen beſtanden;
alles
dieſes
gab Gelegenheit zu mas vollkom-
menern
zu ſchreiten;
von den natürlichen
aber
zu den künſtlichen Sachen zu kom-
22oder
künſtlich
.
men, hat man alle Berzierungen der Ge-
bäude
, ſo nach und nach ſehr künſtlich aus-
gearbeitet
morden, erfunden;
man gab ih-
nen
Form und Figur der Sachen, ſo zu
denen
natürlichen Gebäuden am nothmen-
digſten
maren:
Die Zimmer-Arbeit, mor-
aus
Dach und Böden beſtunden, maren
der
Urſprung der Säulen, Architraven,
4517Architectur. Friſen, der Triglyphen oder Drenſchlitze,
der
Dielen-Röpffe, Cornichen oder Haubt-
Geſimſe
, der Frontons oder Berdachun-
gen
, melche von Stein oder Marbel ſind.
Die Säulen, ſo oben dünner als un-
ten
ſind, ſollen ihren Urſprung von den
Stämmen
der Bäume haben;
ſie maren
Anfangs
nur Stöcke von Zimmer-Arbeit,
ſo
die Sache zu tragen hatten.
Das Ar-
chitrave
oder der Balken, ſo ſich auf meh-
rere
Säulen hinaus ziehet, maren die Bal-
ken
, ſo auf gedachten Stöcken lagen;
das
Fries
oder Borden bedeuten das Mauer-
merk
, ſo auf dieſen Säulen lagen;
die
Dreyſchlitze
ſtellen die Rütt oder Schrei-
ner-Arbeit
vor, ſo man auf das Haupt
dieſer
Balken machte, damit das Wet-
ter
ſelbige nicht verderben kunte.
Das
Haupt-Geſims
dienete für das Haupt
oder
die Steine am Ende der Balken und
der
Sachen, moraus die Böden beſtun-
den
.
Die Sparren-Röpffe ſtellen die
Balken-Stirnen
vor, die Rälber-Zähne
aber
die Sparren, ſo an dem Geſims her-
vor
gehen, das Fronton oder Berdachung
den
Dachſtuhl oder Zulauf der Sparren,
am
Firſt oben.
Es gibt noch einen dritten Urſprung
11Die erſte
Erfinder

der
Ar-
chitectur
.
maren
.
der Architectur, melcher von den Erfindern
der
fünf Orden herrühret, auch von de-
nen
, ſo zu Bereicherung deren Berzierun-
4618Vitruvii gen geholffen. Dann man hält darfür,
daß
das erſte Gebäu, ſo mit einem ge-
bräuchlichen
Orden verſehen, ein Tem-
111. die
Baumei-
ſtere
des
Rönigs

Dorus
.
pel geiveſen märe, ſo der Rönig Dorus der
Göttin
Juno in der Stadt Argos hat auf-
bauen
laſſen.
Der Orden aber, momit
der
Tempel ausgezieret mar, murde Do-
riſch
genannt, als aber der Prinz Jon, der
eine
Coloniam in Aſien geführet, melche
ſich
da niedergelaſſen, einige Tempel hat
erbauen
laſſen, ſo maren ſie nach dem
Modell
, ſo Dorus erſtlich in Griechenland
hat
machen laſſen, verfertiget.
Als aber die Jonier etmas an der Pro-
222. des
Prinzen

Jons
.
portion und der Berzierung der Doriſchen
Ordnung
abgeändert, ſo gabe dieſes An-
laß
, daß ſie Urheber des Joni ſchen Ordens
morden
, mornach ſie dann auch der Dianæ
einen
Tempel erbaueten.
Die Urſach die-
ſer
Abänderung mar, daß, gleichmie die-
ſe
Göttin unter der Figur eines Mägdleins
vorgeſtellt
mird, ſie darfür hielten, man
ſolte
auch die Säulen etmas geſchmeidi-
ger
und zarter halten, damit ſie der Sta-
tur
dieſer Göttin gleichförmiger murden,
meßmegen
ſie dieſen Orden zarter ausge-
zieret
haben, moran ſie dann auch einen
Fuß
oder Baſin gemacht, ſo die Schuhe
dieſer
Zeiten vorſtellen;
ia ſie haben auch
die
Aushöhlungen der Säulen tieffer ge-
macht
, damit ſie die Falten eines feinen
4719Architectur. und leichten Rleides vorſtellten. Sie
machtenauch
Schnecken an das Capital,
mordurch
ſie den Aufſatz der Mägdlein
vorſtellten
, melche die Haare vom Ropf
abhangend
hatten, und unter den Ohren
mieder
aufgelocket maren.
Rach dieſen bereicherte die Capitäle
113. Calli.
machus
.
der Säulen noch mehr Callimachus, ein
Athenienſiſcher
Bildhauer, indeme er zarte-
re
Schnecken, auch in gröſſerer Anzahl an-
ſetzte
, und die vier Seiten mit Bären-
clau-Blätter
und Roſen auszierte.
Alſo
ſagt
man nach Vitruvio, daß dieſes alſo
eingerichtete
Capitäl, den ganzen Unter-
ſcheid
zmiſchen dem Corinthiſchen und Jo-
niſchen
Orden mache, ſo von dieſem künſt-
lichen
Mann erfunden morden, melches
daher
rührte:
Er ſahe nemlich, daß eine
Pflanze
dieſer Blätter ſich um einen Rorb,
melcher
auf das Grab einer Corinthiſchen
Iungfrauen
, und ohngefehr auf dieſe
Pflanze
geſetzt murde, alſo daß dieſe Pflan-
ze
um den Rorb hinauf muchſe, oben, mor-
auf
ein Ziegel lage, ſich unter dem Ziegel
heraus
boge, ſo daß der Rorb Anlaß zum
Capitäl
, der Ziegel die Platte darauf,
und
die gebogene Bärenclau-Blätter das
Laubmerk
mit den Schnecken darzu gab, ſo
der
Zeithero im Gebrauch geblieben.
Sie-
be
Figuram 9.
4820Vitruvii
Cben dieſer Bildhauer erfande noch an-
dere
Berzierungen, dergleichen ſind die
Oven
, oder Eyer-Figuren, meil ſie von
einer
ovalen Figur und erhoben maren,
und
in die Corniche oder Hauptgeſims an-
brachte
.
Die Alten haben dieſen halb-
rund
Stab Echinus genennet, melche die
ſtechende
Schale der Caſtanien bedeutete,
dann
ſie fanden, daß auch dieſe ovalen
Caſtanien
, mann ſie zeitig oder reif ma-
ren
, ſich aufthaten, und alſo dieſe Oven
vorſtellten
.
Es mird auch von einem andern berühm-
ten

Auctore
Meldung gethan, ſo ſich Her-
114. Her-
mogenes
.
mogenes nannte, melcher auch die Propor-
tion
der Theile des Gebäudes erfunden,
melchem
man den Euſtylum, den Pſeudo-
dipter
, und mas die Architectur ſonſten ſchö-
nes
und mohleingerichtes hat, zueignet.
2ter Artikel.
Was die Architectur ſeye.
Die Architectur oder Baukunſt iſt eine
22Ausles
gung
der
Archi-
tectur
.
Wiſſenſchafft, ſo mit vielen verſchiedenen
Studiis
und Erkänntnuſſen vergeſellſchaf-
tet
ſeyn ſolle, durch deren Mittel ſie von
allen
anderen Arbeiten der Handmerke
und
Rünſte, die ihr zugehören, urtheile.
Dieſe Wiſſenſchafft mird durch die Theo-
rie
und Practique ermorben.
Die Theo-
4921Architectur. rie der Architectur beſtehet darin, daß
man
leſe, zeichne, @reiſe, nachſinne und be-
trachte
.
Die Practic aber iſt, daß man
die
Gebäude ſelbſten führe.
Dieſe zmen
Dinge
ſind ſo nothomendig, daß dieienigen
Baumeiſter
, ſo ſich bemüheten zur Erkännt-
nuß
ihrer Runſt durch das bloſſe Exerci-
tium
zu kommen, niemahlen mas haben
ausrichten
können, ſoviel ſie ſich immer
auch
Mühe gegeben haben, gleichmie die-
jenige
, ſo ſich einbildeten, ſie müden durch
das
bloſſe Studiren der Architectur und
durch
den Diſcurs dahin gelangen.
Ueber das, mas zur Erkänntnuß der
11Der Bau,
meiſter

ſoll
eilf
Sachen

miſſen
,
nemlich
Sachen gehöret, ſo ſonderlich zur Bau-
kunſt
gehören, gibt es noch unendliche an-
dere
Dinge, die dem Baumeiſter nöthig
ſind
.
Er ſoll alles mohl miſſen zu Papier zu
221. die
Schreib
;
kunſt
.
bringen, den Ueberſchlag ſeiner Arbeit mohl
und
accurat zu machen.
Er ſoll mohl zeichnen können, um ſo
332. das
Zeich
nen.
mohl die Grundriſſe als auch die Aufträ-
ge
des Gebäudes, ſo ihme vorkommen, zu
Papier
zu bringen.
Die Geometrie, oder das Feldmeſſen,
443. das
Feldmeſ-
ſen
.
iſt ihm ſehr nothmendig, damit er alles
nach
der Schnur miſſe abzumeſſen.
Die Rechenkunſt, um alles auszurech-
554. das
Rechnen
.
nen, oder den Calculum zu machen.
5022Vitruvii
Die Hiſtorie ſoll er auch miſſen, damit
115. Die
Oiſtorie
.
er die Urſach aller Berzierungen, ſo auf
die
Hiſtorie gegründet, zu expliciren miſſe.
Wann er Exempel miſſen mill, an ſtatt
der
Säulen, Figuren anzubringen, mel-
che
Caryatides genannt merden.
Dieſes
kommt
daher, daß die Griechen ſolches
erfunden
, um der Rachmelt, die Victorien
oder
Siege, ſo ſie über die Carianer erhal-
ten
, deren Weiber ſie gefangen mitgenom-
men
, und deren Bildnuſſe ſie an ihre
Gebäude
geſtellet.
Die Moral Philoſophie iſt ihm ſehr nütz-
226. Die
Moral-
Philoſo-
Phie
.
lich, damit er Großmüthig, keck, aber
ohne
Hochmuth, billig in allen Dingen,
getreu
, und ohne allen Geitz ſene.
Der Baumeiſter ſoll ſo gelaſſen ſeyn,
daß
er keinen guten Rath, ſogar auch der
geringſten
Handmerks-Leute nicht ver-
achte
, ja auch deren, die nicht einmahl
ſeiner
Profeſſion ſind.
Dann alle Men-
ſchen
, der Baumeiſter nicht allein, dürffen
ovn
dem Werk urtheilen.
Die Ratur Philoſophie iſt eben auch
337. Die nas
türliche

Philoſo-
phie
.
nothmendig, damit er mieſſe, marum die-
ſes
oder jenes alſo, und nicht auf eine an-
dere
Art, und ſo es nothmendig, zu ver-
beſſern
miſſe.
Er ſolle auch etmas von der Medicin ver-
448. Die
Medicin
.
ſtehen, auf daß er die Qualität der Lufft
5123Architectur. erkennen kan, ſo einen Ort geſund und
mohnbar
mache.
Das Jus oder die Rechte ſind ihm zuträglich,
119. Das
Jus
oder
die
Rechte.
träglich, auf daß er die Gemohnheiten
des
Winkelrechts und der dahin zufüh-
renden
Mauren, auch das Ausſehen, und
die
Waſſer-Abſührung mohl verſtehe.
Er ſoll auch die Aſtronomie oder das
2210. Die
Aſtrono-
mie
.
Geſtirn oerſtehen, damit er allerhand
Sunnen-llhren
machen könne.
Bey den Alten muſte der Baumeiſter
3311. Die
Muſic
.
auch in der Muſic erfahren ſenn, damit er
die
Catapulten und andere Rrie ges-Machi-
nen
zu leiten muſte, melche mit Saiten,
ſo
von Därmen gemacht, angeſpannet
murden
, Durch den Rlang der Saite
erkannte
man;
mann die Machine genug-
ſam
geſpannet, und mie ſtark auch der
Baum
, der mie ein Bogen formirt mar,
durch
die Saite ſcharf geſpannet und recht
angezugen
murde.
Die Muſic mar ihnen
deßmegen
auch nuthmendig, damit ſie die
eherne
Gefäße, ſo bey den Theatris im
Gebrauch
maren, deſto beſſer ſtimmen,
und
in gebührenden Rlang bringen kun-
ten
.
5224Vitruvii
3ter Artikel.
Wie viel und lvelches die Theile
der
Architectur ſind.
Dren Dinge müſſen ſich in jedem Ge-
bäude
finden, nemlich die Daue;
, die
Commodität
, und die Zierde, ſo alles die
Architectur
mitbringet, und zmar durch die
Anurdnung
und durch die Diſpoſition und
Einrichtung
aller Theile, ſu das Gebäu
enthält
, und damit alles in einer rechten Pro-
portion
ſich befinde, indeme man auf al-
les
, mas muhl anſtehet und auf die Oeco-
nomie
zu ſehen hat;
dahero folget, daß
die
Architectur acht Theile enthalte, als
nemlich
die Dauer, die Commodität, die
Zierde
, die Ordnung, die Stellung, die
Proportion
, das Wohlanſtändige und die
Oeconomie
.
Die Dauer beſtehet in der Düte des
111. die
Dauer
.
Fundaments, man muß die Materialien
mohl
zu ermählen und anzubringen miſſen,
melches
alles in guter Ordnung, Diſpoſi-
tion
und gebührender Proportion, ſo die
Theile
gegen einander haben ſollen, ge-
ſchchen
muß.
Die Commodität beſtehet ebenfalls in
222. Die
Commo-
dität
.
einer guten Anordnung und Diſpoſition,
melche
alles ſo mohl einrichtet, daß nichts
im
Weg ſene, ſo den Gebrauch der Theile
Des
Gebäudes hindere.
5325Architectur.
Die Zierde erfordert, daß die Form
113. Die
Zierde
.
ſchön und annehmlich ſene, und ſolches
durch
die rechte Proportion aller ihrer Thei-
le
geſchehe.
Die Ordnung beſtehet darin, daß alle
224. Die
Ordnung
.
Theile eines Gebäudes ihre gehöriae
Gröſſe
haben, man betrachte gleich ſol-
che
nach einander, oder man ſehe auf die
Proportion
des Werks.
Die Diſpoſition oder Einrichtung beſte-
335. Die
Diſpoſi-
tion
oder
Stellung

auch
Ein-
theilung
.
het darin, daß gehöriger maſſen alles
mohl
rangirt ſene, die Zuſammenſetzung
aller
Theile, moraus das Werk beſtehet,
annehmlich
, und nach der Qualität eines
jeden
Dinges eingerichtet merde.
Vlſo
daß
, mie die Anordnung die Gräſſe be-
trifft
, die Diſpoſition die Figur und die
Situation
angehe, melches zmen Dinge
ſind
, ſo unter dem Wort der Qualität,
ſo
Virruvius der Diſpoſition zueignet, be-
griffen
, und melche er der Quantität, die
zur
Vnordnung gehöret, entgegen ſtellet,
Es
ſind gemiſſe Vrten oder Manieren, mo-
durch
der Baumeiſter den Eſſect der Ein-
richtung
des Gehäudes, ſo er zu bauen
hat
, an Tag leget, als da ſind die Ich-
nographie
, der Geometriſche Grundriß, die
Orthographie
melches der Geometriſche
Vufriß
, und die Scenographie melches der
perſpectiviſche
Vuſtragoder Vufzugiſt.
5426Vitruvii
Die Proportion, melche auch Euryth-
116. Die
Propor-
tion
.
mie genennet mird, begreifft dasienige, ſo
die
Theile des ganzen Werks zuſammen
bringt
, und das Vnſehen annehmlich
macht
, ſo bald die Höhe ſich mohl nach
der
Breite richtet, und die Breite mieder
nach
der Länge, alſo daß alles und jedes
ſein
rechtes Maaß habe.
Es iſt ſchon
längſt
entſchieden, daß, mas die lleber-
einſtimmung
des ganzen Werks gegen
ſeine
Theile hat, jedes allein hat, mann
man
das Ganzenach der Maaß eines jeden
Theils
betrachtet.
Dann gleichmie in
dem
menſchlichen Leib, der Fuß mit der
Hand
, dem Finger und andern Theilen
eine
Uebereinſtimmung hat;
alſo kan man
an
einem vollkommenen Werk, aus einem
Glied
die Gröſſe des ganzen Werks erken-
nen
.
Zum Exempel der Diameter einer
Säule
oder die Länge eines Dernſchlitzes
geben
die Gröſſe des Gebäudes zu er-
kennen
.
Ueber dieſes iſt zu bemerken, um dieſe
Uebereinſtimmung
zu exprimiren, daß ſie
diele
Dinge gegen einander haben, entme-
meder
durch die Gröſſe, oder durch die
derſchiedene
Vnzahl ihrer Theile.
Vitru-
vius
bedienet ſich ohne Unterſcheid dreyer
Wörter
, ſo da ſind Proportion, Eurythmie
und
Symmetrie.
Man erachtet aber für
dienlich
das Wort Proportion allein zu
5527Architectur. behalten; meil Eurythmie ein extraordi-
nair
Griechiſches Wort ſene, ſo ohnehin
nichts
anders, als Proportion bedeute;
und Symmetrie ob es mohl ſehr gemein
und
im Gebrauch, bedeutet nicht auf
Teutch
das, mas Vitruvius durch das
Wort
Proportion derſtehet:
Dann er
derſtehet
durch das Wort Proportion ei-
ne
Uebereinſtimmung der dernünſtlichen
Dinge
:
und Symmetrie bedeutet nur ei-
ne
Gleichheit der dinge.
Dann das
Wort
Symmetrie auf Griechiſch ſo mohl,
als
auf Lateiniſch, bedeutet die Gleichheit
der
Dinge.
Zum Exempel, mie die Fen-
ſter
, ſo acht Schuhe hoch, gegen die, ſo
ſechs
hoch ſind;
und die, ſo dier, und die
andere
dren Schuhe meit ſind:
die Sym-
metrie
aber auf Franzöſiſch, iſt die Gleich-
heit
der Dinge! als zum Exempel, ſo die
Fenſter
gegen einander haben, mann ſel-
bige
alle eine Höhe und eine Breite ha-
ben
, auch daß ihre Zauhl und der Zmi-
ſchenraum
beeder Seiten gleich ſene, und
ſo
eine Seite ungleith, die andere ſich auch
alſo
derhalte.
Das mohlanſtändige aber beſtehet in
117. Das
mohlans

ſtänbige

oder
an-
nehmliche

ſichet
au-
drenn
Din-
ge
, als
dieſem, daß, mo alles correct ins Vug fal-
le
, ſich nichts finde, ſo nicht zu approbi-
ren
, und auf eine gemiſſe Autorität ge-
gründet
ſene.
Es erfordert auch zugleich,
daß
man auf dren Dinge ſehe, als auf
5628Vitruvii den Staat, die Gemohnheit, und die
Ratur
.
Was den Staat belanget, iſt darauf
111. Der
Staat
.
zu ſehen, daß man eine andere Diſpoſition
und
Proportion für einen Pallaſt, als für
eine
Rirch ermähle.
Was aber die Gemohnheit anbetrifft,
222. Die
Gemohn-
heit
.
ſo iſt dieſe, daß man den Eingang und die
Veſtibules
oder Borplätze derziere, mann
das
inmendige reich und herrlich iſt.
Was man endlich auf die Ratur das
333. Die
Ratur

des
Orts.
Orts zu ſehen hat, beſtehet darin, daß
man
derſchiedene Aſpecten oder Vnſehen
ermähle
, und dieſes megen derſchiedener
Theile
des Gehäudes, damit ſelbige ge-
ſunder
und commoder anzubringen, als
zum
Exempel, man macht die Schlafzim-
mer
und Bibliothequen gegen Morgen;
Winter-Zimmer, gegen den Ort, mo die
Sonne
im Winter zuruck gehet;
die Bil-
der-Cabinette
und andee Curioſitäten, mel-
che
einen allezeit gleichen Tag erfordern,
gegen
Rorden.
Die Oeconomie mill haben, daß der
444. Die
Oecono-
mie
.
Baumeiſter auf die Roſten, die man an-
menden
mill, ſehe;
auf die Materialien und
deren
Qualitat, die man an dem Orte, mo
man
bauen mill, bekommen kan;
er nimmt
ſeine
Maaßreglen zur Ordinirung und der
Diſpoſition
, das iſt, er giebt ſeinem Ge-
bäudedie
gebräuchliche Form und Gröſſe.
5729Architectur.
Dieſe acht Theile dergleichen ſich, mie
ſchon
geſagt, mit den dren erſten, als mit
der
Dauer, der Commodität und mit der
Zierde
oder der Schönheit, durch melche
ſupponirt
mird, die Diſpoſition, die Propor-
tion
, das Vnnehmiiche oder Wohlſtehen-
de
und die Oeconomie.
Weßmegen man
dieſen
erſten Theil nur in dren Capitel
abgetheilet
, melche ſind, die Dauer, die
Commodität
und die Schönheit des Ge-
bäudes
.
Zmentes Capitel.
Bon der Dauer der Gebäude.
Grſter Vrtikel.
Die Materialien zu ermählen.
Die Materialien, modon Vitruvius handelt,
11Vitruvius
handelt

don
fün,
ſerlen
Ma-
terialien
,
nemlich
delt, ſind, Stein, Backſtein, Holz,
Ralch
und Sand.
Vue Stein ſind nicht einerlen, dann es
giebt
weiche, mittelmäßige, harte und ganz
221. Bon
den
Steinen.
harte.
Die meichen ſind gut zu hauen,
auch
gut inmendig und bedeckter zu ge-
brauchen
;
der Froſt und auch der Regen
machen
ſie zu Staub, und ſo man ſelbige
nahe
an dem Meer verbraucht, ſo naget
5830Vitruvii ſie die Säure ab, und die groſſe Hiße der-
derbt
ſie auch.
Die mittelmäßigen miderſtehen und hal-
ten
derLaſt beſſer;
es giebt deren aber auch,
ſo
im Feuer leicht zerſpringen.
Es iſt noch eine Sorte Stein zu fin-
den
, ſo eine Art Tofftein ſind;
einige
davon
ſind roth, andere ſchmarz, und
dann
einige meiß, melche man mit der
Säge
, als mie das Holz, ſchneiden kan.
Die beſten Backſteine ſind die, ſo nur
112. Bon
den
Bact-
ſteinen
.
mohl getrucknet und nicht gebrannt ſind;
man muß aber diele Iahr zu dieſem trück-
nen
haben, deromegen ein Geſeß zu Utica,
einer
Stadt in Africa, zu finden mar, daß
man
keine Back ſteine unter fünf Iahren ge-
brauchen
ſolle:
Dann an dieſer Art Back-
ſteine
hat die Trückne die Poros der Er-
den
äuſſerlich dermaſſen zuſammen gezo-
gen
, daß ſie auf dem Waſſer als mie ein
Bimsſtein
ſchmamen, und ſie maren megen
ihrer
Leichte von einem groſſen Nutzen in
den
Gebäuden.
Die Grde oder der Leimen, davon dieſe
Backſtein
gemacht murden, mar ſehr fett,
und
gemeiniglich eine Gattung meiſer
Rreide
, dabey meder Rieß noch Sand
ſeyn
dorfte;
damit aber dieſe Backſteine
leichter
murden, auch nicht ſo leicht der-
meichten
, hat man Strohe darunter ge-
than
, damit ſie beſſer zuſammen hielten.
5931Architectur.
Das Holz, ſo zum bauen gebraucht
113. Holz
deſſen
dies
lerley
ge-
brauchet

miro
.
Die
Tana
ne
.
mird, iſt Eichen, Buchen, Papelbaum,
Ulmen
, Eypreſſen, Tannen;
es iſt aber
immer
eines beſſer, als das andere.
Die Tanne, meil ſie viel Feuer und
Lufft
hat, aber menig Erde und Waſſer,
iſt
leicht, bieget ſich nicht leichtlich, iſt
aber
den Würmern und Feuer untermorſ-
fen
.
Die Eiche, ſo mehr irdiſch, dauret in
22DieEiche. dem Boden emig, auſſer dem Boden aber
mirfft
ſie ſich und ſpaltet.
Der Buchbaum, ſo menig irdiſch, und
33DieBuche. menig Feuchtung und Feuer hat, aber
viel
Lufft, iſt nicht deſt und bricht leicht-
lich
.
Der Pappelbaum, Linden und Wei-
44Pappel-
baum
.
den ſind nichts nuß, als zu leichten Sa-
chen
;
ſind leicht zu arbeiten und gut für
die
Bildhauer.
Die Erle iſt gut zu Piloten und in mo-
55Erle. raſtigen Orten.
Der Ulmen und Eſchenbaum haben die-
ſe
Eigenſchafft, daß ſie nicht bald zer-
ſpringen
, ſind auch nicht ſo gar ſtarr und
unbiegſam
.
Die Weisbuche, iſt veſt und auch zu
66Weisbu
chen
.
biegen, deromegen machten die Alten
Ochſen
, Ioch daraus.
Man hält dafür daß die Fichte, mie auch
77Fichten.
Cppreſſen
.
die Gypreſſen, megenihrer groſſen Feuch-
6032Vitruvii tigkeit, ſich gerne biegen; ſie haben aber
dieſen
Bortheil, daß die Würmer megen
ihrer
Feuchtigkeit nicht hinein kommen.
Der Wachholder und der Cederhaum
11Wachhol-
der
, und
Eeder

baum
.
haben ebenmäßige Rrafft, daß ſie der
Fäulung
nicht untermorffen ſind + der
Wachholder
megen des Gummi, ſo mie
ein
Sandarac iſt, und der Cederbaum me-
gen
des Oels, ſo man Cedrium nennet.
Der Larir hat eine gleiche Rraſft, ſei-
22Der La-
rir
.
ne abſonderliche Eigenſchafft aber iſt, daß
er
dem Feuer nicht untermorffen iſt, mel-
ches
ſo zu derſtehen, daß er nicht brennet
in
dem Feuer.
Die Hiſtorie erzehlet ei-
ne
denkmürdige Sache don dieſem Holz.
Cæſar belagerte ein Schloß am Fuß des
Alpiſchen
Gebürgs, und dieſes Schloß
hatte
einen Thurn, ſo die Haupt-Defen-
ſion
dieſes Schloſſes, und don eben dem
Holz
derſertiget mar;
Cæſar glaubte die-
ſes
Schloß ganz leicht zu überkommen,
indeme
er ein groſſes Feuer an dieſen
Thurn
machen ließ;
als nun alles Holz,
ſo
der Cæſar anlegen lieſſe;
derbrannt
mar
, hat man mahr genommen, daß der
Thurn
ganz unbeſchädiget derblieben.
Der Oelbaum iſt auch ſehr dienlich
33Der Oel-
baum
.
ſo mohl in die Fundamente, als in die
Stadtmauern
zu legen:
dann dieſes Holz,
menn
es in etmas gebrannt, und mit in
die
Mauren eingelegt, dienet treflich, ſtatt
6133Architectur. ſtatt der Binder, und dauret ewig, iſt
auch
der Faulung nicht unterworffen.
Der Kalch wird aus weiſſen oder Kie-
114. Bom
Kalch
.
ſelſteinen gebrannt, die härteſten aber ſind
die
beſte.
Die ſchwammige aber taugen
beſſer
zum Bewurff.
Es giebt fünſerley Sdrten Sand, als
225. Vom
Sand
,
beſſen
fün-
ferley
.
Keller-Sand, Fluβ-Sand, Rieß, Meer-
Gand
und das Pozzolan.
Der beſte Sand iſt, welcher, wann er
mit
Händen gerieben wird, rauſchet, wel-
ches
der, ſo Erden oder Schleim mit ſich
führet
, nicht thut, weil er nicht raue iſt.
Ndch ein Zeichen eines guten Sandes iſt
dieſes
, daβ, wann man ihn auf weiſſen
Zeug
leget, und wieder daovn abſchüt-
telt
, er kein Zeichen oder Unrath hinter
ſich
läßt.
Der Gand, ſo aus dem Boden gegra-
33I. Kellers
Sand
.
ben und Keller-Sand genannt wird, und
dieſe
Qualität hat, wird für den beſten ge-
halten
;
Vitruvius hat deſſen diererlen,
nemlich
den weiſſen, den ſchwargen, den
rothen
und den Sarfunkelfarbigten.
Wo man aber keinen Ort hat dieſen
442. Fluβ-
Sand
.
guten Sand zu graben, ſo kan man.
ſich
des
Meer-oder Fluβ-Sandes bedienen,
welcher
auch zum Bewurff beſſer iſt.
Er
iſt
gar vortreflich gut zur Mauer, dann
er
bald trocknet.
Der Kicβ oder der
553. Kieβ. Sand, ſo von dem Kieβ genommen wird,
6234Vitruvii iſt auch gut, wann das obere, ſo zu grob
iſt
, davon gethan wird.
Der Meer-
114. Meer-
Sand
.
Sand iſt geringer, Weil er langſam trock-
net
;
derowegen, wo derſelbe gebraucht
wird
, muβ man nicht ſo gleich zu viel auf
einmahl
aufmauren.
Den Sand ſo man bey Neapolis fin-
22Pozzo-
lon
.
det und Pozzolon genannt wird, iſt ſo vor-
theilhaftig
, daβ er nicht allein gut in die
ordinari
Mauren, ſondern ſo gar im
Grund
des Meers, wo er wunderbahr
erhärtet
.
Die Alten haben lhre Meer-
Häven
damit erbauet;
dann nachdeme
ſie
einen Schluβ mit Stücklen und Bal-
len
verfertiget, haben ſie dieſen Speiβ,
ſo
aus Pozzolon und Kalch beſtunde mit
Steinen
hinein geworffen, ohne das
Waſſer
vorhero heraus zu bringen;
ſon-
dern
der Speiβ und die Steine haben ſul-
ches
heraus getrieben, und iſt alſo mitten
im
Waſſer trocten und hart worden.
2. Art.
Vom Gebrauch der Materialien.
Das erſte, worauf man ſehen ſoll, iſt,
33I. Die
Steine
zu
derwen-
den
.
daβ man die Steine zwen Iahr uorherv,
ehe
und beuor man ſelbige zum bauen
brauchet
, aus dem Bruch nehme und an
offenen
Orten liegen laſſe, damit man
dieſe
, ſo der Froſt oder das Wetter be-
6335Architectur. ſchädiget, in die Fundamenter verarbei-
te
:
Dieſe aber, ſo gut verbleiben, in das
Haupt
der Mauer auſſer dem Boden
ſetze
.
Man muβ ſich mit dem Holz, ſo zum
112. Das
Holz
zu
oerwens

den
.
bauen wohl gebraucht werden ſoll, wohl
vorſehen
.
Dann ſolches zur rechten Zeit
und
guten Wetter zu fallen, welches die
Herbſt-oder
Winter-Zeit iſt, wo die
Feuchte
, ſo die Force und Kräffte, als
der
Bäumen Widerhalt ſind, am beſten
conditionirt
iſt;
und wo das Holz nicht
mit
einer überflüβigen Feuchte angefüllet,
wovon
das Holz geſchwächet wird, ſon-
dern
durch die Kälte beveſtiger und zu-
ſammen
gezogen worden iſt.
Dann es
iſt
mahr, daß die Väume ſo in der Ge-
ſchwindigkeit
aufwachſen und ſehr groβ
werden
, weich und don einer überflüßi-
gen
Feuchtigkeit ſind, dahero ſie letcht
brechen
und zum bauen wenig taugen;
wie ſolches die Erfahrung an den Dan-
nen-Baumen
, Supernates genannt, zeiget.

Dieſe
Bäume wachſen in Italien jenſeits
des
Appenniniſchen Gebürgs gegen dem
Adriatiſchen
Meer.
Dieſe Väume ſind
groβ
und ſchön, ſind aber ohntauglich zum
bauen
:
an ſtatt daβ die, ſo auf der an-
dern
Ceite des Bergs wachſen, und der
Hitze
und Truckne ſo Infernates genannt,
6436Vitruvii exponìrt, viel beſſer zur Zimmermanns-
Arbeit
ſind.
Dieſe überflüβige Feuchte iſt den Bäu-
men
ſo ſchädlich, daβ man gezwungen
worden
, jezuweilen dieſe Bäume unten
anzubohren
, damit die überflüβige Feuch-
te
ſich heraus ziehe, und die Bäume alſo
austroctnen
;
woraus dann endlich die Er-
fahrung
gelehret, daβ man das Bau-
holz
, ehe man ſolches gefället, die Rin-
den
unten ringsum abgeſchehlet, ſu daβ
auch
etwas Holz mit abgeſchnitten wor-
den
.
Dann hat man ſie eine Zeitlang ſo
ſtehen
laſſen, Damit allgemach alle Feuch-
tigkeit
ſich abwärts und heraus gezugen,
und
der Baum ausgetrocknet.
Man kan ſich ganz leicht vorſtellen wie
wichtig
und nothwendig die Austropffung
dieſer
überflüβigen Feuchte ſeye, damit
dadurch
das Holz hart und feſt werde,
auch
nicht ſo leicht faule und verderbe.
Wenn auch von dieſem Holz, Stücker in
die
Fortifications - Mauer, ſtatt der Bin-
de
, eingelegt werden, dauren ſie ewig,
wann
ſolche auſſenher nur zuvor ein we-
nig
gebrannt worden.
Die Vackſteine ſollen in recht dicken
112. Mie die
Backſtei-
ne
zu ge-
brauchen
.
Mauren gebraucht werden;
weβwegen
man
in Kom nicht mit Backſteinen baue-
te
;
den Plaz zu ſparen, war nicht er-
laubt
die Mauer über einen und einen
6537Architectur. halben Schuhe Dick zu machen, welches
ohngefehr
ſechzehen und ein halben Fran-
züſiſchen
Zoll ausmacht.
Die Mauren wurden auch oben hin-
ars
nicht von Backſteinen gemacht, weil
die
Ulten ihre Backſteine nicht brannten,
daβ
ſie alſo im Wetter nicht beſtehen kun-
ten
.
Sonderlich wann ein Ziegel ovm
Hauptgeſims
ohngefehr abgefallen oder
zerbrochen
war.
Deromegen wurde al-
lezeit
oben ein und ein halb Schuhe mit
ziegelſtückern
gemauret, ohngefehr ſo
hoch
, als das Geſims ſich erſtreckte das
Waſſer
auszutragen und die Mauer zu
conſerviren
.
Sie haben auch die beſte
Ziegelſtücke
zu dem Hauptgeſims aus-
geſucht
, ſonderlich diejenige, ſo ſchon lang
auf
dem Dach gelegen, woraus man er-
kannt
hat, daß ſie wohl gebrannt uud ovn
guter
Materie waren.
Die Backſtein-Mauren waren bey den
Ulten
in ſolcher Eſtime, Daß ſie ſo wohl
publique
als privat - Häuſer damit auf-
baueten
, und ihre ſchönſte Palläſte wa-
ren
auch daovn aufgeführet:
was aber
dieſe
Art zu bauen merkwürdig machte,
war
die Dauerhaftigkeit:
dann als man
erfahrne
Männer kommen lieſſe, die Ge-
bäude
zu taxiren, ſo haben ſie allezeit, ein
vier
und zwanzig Theil, als man glaub-
te
, daß das Gebäude gekoſtet habe, abge-
6638Vitruvii zogen, und das für jedes Iahr, ſo lang
das
Gebaude geſtanden, weil ſie davor
hielten
, daß ein Gebäude über achzig Iahr
nicht
dauren könnte, an ſtatt, daß dieje-
nige
, ſo von Backſteinen waren allezeit um
den
Preiß, was ſie gekoſt haben möchten,
taxiret
worden, als wann ein ſolches ewig
dauren
ſolte.
Den Kalch und Sand wohl zu nu-
114. Ges
brauch

des

Kalchs
.
tzen und guten Mürtel daraus zu machen,
muβ
erſtlich der Kalch wohl abgelöſcht
und
lang aufbehalten werden, auf daβ,
wann
etwa noch Stuck darunter wären,
ſo
nicht wohl gebrannt, ſie Zeit hätten,
nach
und nach zu zergehen.
Dieſes iſt ſehr wichtig, ſonderlich im
Bewurff
und in der Stuckadur-Arbeit;
dann wann man den Kalch ſo geſchwind
verbraucht
, und noch Stücklein darunter
wären
, ſo nicht zergangen, ſo könnten ſel-
bige
an der Arbeit erſt aufgehen, und die
Arbeit
auseinander treiben.
Den Kalch, ob er wohl abgelöſcht, zu
erkennen
, ſchneidet man ſelbigen mit ei-
nem
hölzernen Meſſer, oder aber man
ſtecket
ein Meſſer hinein;
findet man dann,
Daβ
Steinlein an dem Meſſer ſtreiffen,
und
das Meſſer dannoch ſauber daovn
gezogen
wird, ſo iſt es ein Zeichen,
daβ
der Kalch nicht wohl abgelöſcht:
wor-
den
.
Dann ſo derſelbe ſo, wie es ſich
6739Architectur. gebühret abgelöſcht worden, ſo iſt er feiſt
und
bleibt an dem Meſſer hangen.
Auch
iſt
zu bemerken, daβ, wann der Mörtel an
der
Kelle hangen bleibt, ſelbiger nicht recht
und
wohl gearbeitet worden.
Den Sand wohl zu verwenden, muβ
115. Vom
Gebrauch

des
San-
des
.
man betrachten und ſehen, wozu er ge-
braucht
werden ſolle.
Dann ſolle ſelbiger
zum
Bewurff dienen, ſo muβ er nicht,
ſo
bald er gegraben worden, verbraucht
werden
, ſonſten trocknet der Mürtel zu
geſchwind
, und verurſachet, daβ der Be-
murff
aufreiſſe.
Zu dem Mauerwerk
aber
, ſoll er nicht lang in der Lufft liegen,
weil
die Sonne und der Mond ſolchen
alceriren
, ſo daβ ihn das Kegenwaſſer
ſchmelzt
, und in Erde verwandelt.
Was die Proportion des Gands gegen
den
Kalch betrifft, um einen guten Mür-
tel
zu machen;
ſo nimmt man drey Theil
gegrabenen
Sand;
zwey Theil Fluβ-oder
Meer-Sand
gegen einen Theil Kalch,
und
noch beſſer, wann man dem Fluβ-oder
Meer-Gand
einen dritten Theil wohlge-
ſtoſſene
Ziegelſtücker, ſo durchgeſiebet, zu-
ſetzet
.
Die Hauptſach, ſo bey dem Mörtel in
acht
zu nehmen, iſt dieſe, daβ erwohl ge-
arbeitet
werde.
Die Handwerksleute waren vor alten
Zeiten
in Griechenland ſo ſorgſältig, daβ
6840Vitruvii ſie den Speiβ oder Mörtel lang arbeiten
lieſſen
, indeme ſie wohl zehen Mann an
eine
Speiβ-oder Mörtel-Pfanne ſtellten:
welches verurſachte, daβ der Mörtel ſo
hart
wurde, daβ, wann ein Stuck Be-
wurff
von einer alten Mauer abfiele, man
Tiſch
daraus machen kunte.
3ter Artikel.
Bon den Fundamenten.
Die Fundamenta ſind die wichtigſten
11In dem
Funda-
ment
muβ
man
drey
Dinge
be-
trachten
,
nemlich

I
. Bom
Funda-
ment
gra-
ben
.
Dinge eines Gebäudes, weil man an die-
ſem
Theil nicht ſo leicht, als wie an an-
dern
Orten helffen kan.
Bey dem Fundament graben eines Ge-
bäudes
muβ man, ſo lang es möglich iſt-
in
Boden eingraben, und das ſo lang,
biβ
man gutem Voden findet, und wie-
der
in den guten Boden weiter hinein grä-
bet
, ſo viel ovnnöthen iſt:
damit ſolches
die
Schwehre der Mauer tragen könue,
welcher
auch dicker als die ſo auſſer dem
Boden
ſeyn ſoll.
Mann man nun guten Boden geſun-
222. Veſt-
machung
.
den, ſo kan ſelbiger noch veſter durch das
Stoſſen
gemacht werden;
ſo man aber
nicht
auf deſten Boden kommen kan, und
geſchütten
Boden oder gar Moraſt fin-
det
, ſo muβ man ſo weit man kan eingra-
ben
, und ſo dann verpilotiren, worzu das
6941Architectur. Erlenholz, auch der Oelbaum-oder Ei-
chenhulz
ſo ein wenig gebrannt, am beſten.
Dann wird er mit dem Initrument oder
Hoye
wohleingetrieben, und der Zwiſchen-
raum
mit Kohlen ausgefüllet.
Dann bauet man mit denen beſten
113. Das
Mauer-
werl
.
Steinen, die man haben kan, darauf.
Die Fugen der Steine in dem Funda-
ment
groſſer Gebäude dauerhafter zu ma-
chen
, nimmt man Piloris von Oelbaum,
gebrannt
und von einem Haupte biβ zum
andern
recht nahe aneinander geſetzt;
ſo
ſtatt
der Schluβ oder Schlieſſe dienen;
und das ganze Werk zuſammen halten.
Das
Holz, welches alſo zubereitet wird,
verfaulet
und verdirbt nicht;
es gehe auch
zu
, wie es wolle, und kan ewig dau-
ren
, ſo wohl in der Erde, als auch im
Waſſer
.
Wann man Keller machen will, muβ
das
Fundament viel breiter oder dicker
ſeyn
, damit die Mauer die Erde, ſo auſ-
ſenher
darwider liegt, und im Winter
ſehr
trucknet und ſchiebet, halten kan;
weil ſich die Erde zu dieſer Zeit aufblehet
und
ſchwerer wird, und diβ darum, weil
zu
dieſer Zeit ſich gemeiniglich viel Waſſer
in
den Boden einziehet.
7042Vitruvi1
4ter Artikel.
Von den Mauern.
Die Zuſammenſetzung der Steine mit
11Es gibt
ſiebener-
ley
Mau-
erwert
.
dem Mörtel, nennet man Mauerwerk;
und iſt ſiebenerley; dreyerley von gehaue-
nen
Steinen welche ſind, die auf Netz
oder
Fiſchers-Garn Art;
die verbunde-
ne
;
und die ſo man die Griechiſche nen-
net
:
es gibt drey von rauhen und unge-
hauenen
Steinen;
nemlich dieſe, wo die
Stein
gleiche Höhe haben;
und die wo
ſie
ungleicher Hühe ſind;
und andre, ſo
in
der Mitte ausgefüllet iſt, die ſiebende
beſtehet
aus allen anderen.
Das Mauerwerk in Form eines Ne-
22I. Die
auf
Netz-
Art
.
tzes, welche man geſtrickt nennen könnte,
iſt
von ſolchen Steinen, ſo vollkommen am
Haupt
viereckigt ſind, werden alſo ge-
ſetzt
, daβ die Fugen oblique oder über-
zwerchs
liegen.
Die Diagonal - Linie al-
ſo
, daβ die eine Bley-oder Senkelrecht,
und
die andere ſetzwägig ſeye.
Dieſe
Mauer
iſt dem Anſehen nach die ſchön-
ſte
, iſt aber dem Spalten unterworffen.
Siehe Fig. A. I. Kupffers.
Die verbundene Mauer (wie ſolches
332. Die
derbunde-
ne
.
Vitruvius explicirt) wo die Steine, ſo auf
einander
geſeßt, gleich wie Ziegel, nem-
lich
wo die Stein ſetzwägig zuſammen
7143Architectur. ſtoſſen, und der ſo darüber oder darauf
zu
liegen kommt, über die Fuge hinüber
bindet
.
Dieſe Art Mauer wird von einigen un-
gewiβ
genannt, aber übel, weil ſie im Vi-
truvio
leſen incerta an ſtatt inſerta.
Die
Maurer
einiger Drten heiſſen ſie gebunde-
ne
, ſie iſt nicht ſo ſchön, aber beſſer als
die
geſtrickte oder auf Netß-Art gemachte,
ſiehe
Fig.
BB. I. Rupffers.
Das Mauerwerk, ſo Vitruvius den
113. Die
Griechi-
ſche
.
Griechen ſonderlich zueignet, iſt das, wo
zween
Stein zuſammen ſtoſſen, und ein
Haupt
machen.
Sie legen einen Binder
darauf
, der ganz durchgehet, und die zwed
Häupter
ausmachen und auch zugleich
binden
, und ſo fort continuiren.
Man
könnte
dieſes eine doppelte Verbindung
nennen
, weil dieſe Art nicht allein auſſen,
wegen
der Binder, ſondern auch inwen-
dig
bindet.
Siehe Fig. CC. I. Kupf-
fers
.
Die Manier mit Steinen gleicher
224. Die
Mauer
wo
die
Steine
gleiche

Höhe
ha-
ben
.
Höhe zu mauren, ſo die Alten Iſodomum
genennet
haben, differirt in nichts mit den
verbundenen
, ausgenommen, daβ die Stei-
ne
in dieſer nicht gehauen ſind.
Siehe
Fig
.
D. I. Kupffers.
Die andere Manier, wo die Steine
335. Wo ſie
ungleiche

Höhe
da-
ben
.
ungleiche Höde haben, Pſeudiſodomum
genannt
, iſt auch von ungehauenen Stei-
7244Vitruvii nen vebunden; ſo aber nicht eine Höhe
oder
Dicke haben.
Manhält keine Gleich-
heit
, als in dem ausgleichen;
indeme die
Lagen
ungleich unter ſich ſind.
Siche
Fig
.
E. I. Kupffers.
Das in der Mitte ausgefüllte Mauer-
116. Die
ausge
.
füllte

Mauer
werk, ſo ben den Alten Emplecton geheiſ-
ſen
iſt von ungehauenen, voch gleich ge-
legten
Steinen gemacht;
welche nur im
Haupt
gleich ſind, die in der Mitte wer-
den
nur ſo in den Kalch hinein geworffen.
Siehe FF, GG. H. I. Kupffers.
An allen dieſen Arten Mauerwerks, iſt
doch
allezeit dieſeß die beſte, ſo von mittel-
mäβigen
Steinen gemacht wird, und al-
lezeit
lieber klein als groβ, damit der Mör-
tel
an allen Drten durchdringe, und die
Steine
beſſer zuſammen halte;
verliehret
auch
die Kräfften nicht ſo bald, ſo es durch
groſſe
Steine zuſammen gehalten wird,
und
an deren Fugen man ſiehet, daβ der
Mörtel
verdirbt und mit der Zeit ſich in
Staub
verkehrt:
welches man an den äl-
teſten
Gebäuden ſo aus kleinen Steinen
erbauct
, nicht ſiehet.
Tch will ſo viel ſa-
gen
, daβ man den Mörtel nicht ſparen
ſoll
.
Derowegen ſchlägt Vitruvius eine ge-
227. Die zu-
ſammen

geſeßte

Mauer
.
wiſſe Gattung zu Mauern vor, welche man
zuſammen
geſeßte Mauer heiſſen könnte,
weil
die Steine im Haupt verklammert
7345Architectur. werden. Sie iſt deβwegen ſo betitelt,
weil
das Haupt von Duaderſteinen, die
Mitte
aber nur mit Kieſel oder andern
kleinen
Steinen und Kalch, nur ſo oben
hinein
, wie man dazu kommt, geworffen
und
unter einander gearbeitet wird.
Nach-
gehends
bindet man ein Haupt an das
andere
mit eiſernen Klammern, und diβ
wird
mit Bley wohl eingegoſſen.
Esge-
ſchiehet
aber deβwegen, damit der ueber-
fluβ
des Mörtels, ſo ſich in der Mitte
beſindet
, den Fugen der groſſen Steine
oder
Duadern, ſo die Häupter ausma-
chen
, genugſame Feuchtigkeit mittheile.
Siehe Fig. K. des I. Kupffers.
Man kan in vielem vorſichtig feyn, daβ
11Drenerley
Vorſicht

bey
allem
Mauer-
werk
, wel-
che
ſind
1
. Schlie-
ſen
eigzus
ziehen
.
das Mauerwerk veſter und dauerhaſter
werde
;
gehöret aber dieſe Vorſichtig-
keit
zu allen Mauern.
Wann man recht dicke Mauern für
ſchwere
Gebäude zu machen hat, ſo legt
man
lange Hölzer von Delbäumen, ſo et-
was
gebrannt, hinein, ſtatt der Schlau-
dern
und Schlieβen;
dann dieſes Holz,
wenn
es alſo zugericht iſt, verdirbt nim-
mermehr
.
iſt auch gar viel daran gelegen, daβ
222. Soll al-
les
Sen-
kel-
oder
Bleyrecht

ſeyn
.
die Mauern zur Dauer Blen-oder Sen-
kelrecht
aufgemauret ſeyen, und daβ Säu-
len
auf Säulen, Pfeiler auf Pfeiler zu
ſtehen
kommen, und alſo eingerichtet wird,
7446Vitruvil daβ Laſt auf Laſt ruhet: dann wann ein
Theil
einer Mauer, oder eine Säule
falſch
ſtehet, ſo iſt es ohnmöglich, daβ ein
Werk
lang beſtehen kan.
Esgibt annoch zwd Manieren die Mau-
113. Die
Mauer

zu
er-
leichtern
;
ſo
zwener-
led
,
nemlich

I. Die
Mauer

ihrer
Baſt
entladen
.
ern zu verſtärken, das iſt, daβ man ſie
ihrer
eigenen Baſt enthebe, oder auch des
Erdbodens
, ſo ſie zu tragen haben.
Die erſte Manier die Mauern zu er-
leichtern
, geſchiehet da, wo Licht iſt, als
ober
den Thüren und Fenſtern.
Dieſe
Erleichterung
kan auf zweyerley Art ge-
ſchehen
.
Die erſte iſt, daβ man den
Sturz
, ſo auf den Thüren und Fenſtern
die
Mauer halt, alſo erleichtere;
man
ſtellet
nemlich neben den Gewänden zween
Pfoſten
, ſo oben zuſammen lauffen, und
das
Mauerwerk in die Höhe halten.
Die zwente Art iſt, daβ man ober dem
22Durch
Bögen

oder

Wölbung
.
Licht und dem Sturz-Gewölbe, und die
Stein
alſo zurichte, daβ fie alle gegen ei-
nem
Centro oder Mittelpunct zugehen.
Wann die Mauern alſo durch die Er-
leichterung
beveſtiget, ſo iſt ſie dauerhaft,
und
die ſo darunter ſtehet, ſeßet ſich nicht,
weil
ſie auf ſolche Weiſe erleichtert wer-
den
, und wann auch in die Länge ein Feh-
ler
ſich äuſſern ſolte, kan man ohne Stü-
ßung
helffen.
7547Architeclur.
Die andere Erleuchterung iſt für
112. Inde-
me
ſie die
Erde
hält.
die Mauern, ſo Erdboden zu halten
haben
, dann über die groſſe Dicke der
Mauer
muβ man annoch Pfeiler gegen
den
Erdboden machen, die ſo weit von ein-
ander
ſtehen, als die Mauer breit oder dick
iſt
:
ſie ſolleu auch einen Anlauff oder Bö-
ſchung
ſo hoch, als die Mauer iſt, haben,
alſo
daβ ſie Staffelweis hinauf abneh-
men
, und der Mauer oben gleich werden.
Die Würkung dieſer Pſeiler iſt nicht
allein
, daβ ſie bloβ die Erde allein durch ih-
ren
Wiederſtand tragen, ſondern verrin-
gern
auch das ſtarke Trucken, durch die
Abtheilung
der Erde.
Wann man aber meynete, dieſe Pfei-
ler
wären nicht im Stand die Laſt zu tra-
gen
, ſo könte man noch inwendig derglei-
chen
Pfeiler anbringen, welche auswärts
Angles
Saillans, und inwendig, wo ſie an
die
Mauer anſtehen, Angles rentrans ma-
chen
.
5ter Artikel.
Von den Böden, Decken und
Plafonds
.
Es gibt viererley Böden, einige ſind im
22Die Bö-
Den
ſind
viererled
.
untern Stock, andre im mittlern und wie-
der
andere im obern en platte-forme, und
andere
en Plat-fond.
7648Vitruvii
Die in dem untern Stock zu machen,
daran
muβ vor allen Dingen der Boden
recht
geebnet werden, wann ſolcher ſeſt iſt;
wo aber nicht, ſo muβ ſelbiger mit dem
Hoyer
dicht zuſammen geſtampfet werden.

Nachdeme
man nun die erſte Lage gema-
chet
, ſo man Statumen beh den Alten nann-
te
, welche von Kieſelſteinen einer Hand
groβ
mit Mörtel von Sand und Kalch ver-
miſcht
, beſtunde;
ſo kommt dann die
zwente
Lage, ſo ſie Rudus nenneten, welche
aus
kleinen und zerſtoſſenen Kieſelſteinen
beſtunde
, wodon, wann ſie noch friſch oder
neu
ſind man drey Theil zu einem Theil
Kalch
nehmen muβ, wann ſie aber alt, und
von
einem abgebrochenen Gebäude waren
ſo
muſte man fünf Theil zu einem Theil
Kalch
nehmen.
Die Griechen hatten eine Manier die
11Auf
griechiſch
.
Böden untenher, wo es gemeiniglich
feucht
und kalt iſt, von dieſer Ungelegen-
heit
zu befreyen.
Sie gruben die Erde
zween
Schuhe tief aus, und nachdeme ſie
den
Boden wiederum recht ſeſt zuſammen
geſtampfet
hatten, überzogen ſie ſelbigen
mit
Mörtel oder Ciment, ſo aus Kalch und
geſtoſenen
Ziegelſteinen beſtunde, welches
dann
auf zwo Seiten gegen den Canälen
abhängig
war, damit das Waſſer unter
dem
Boden ablauffen kunte, auf dieſen
kam
eine Lage Kohlen zu liegen, ſo geſtoſ-
7749Architectur. ſen und abgericht waren, worauf wieder
ein
Bewurf von Kalch, Sand und Aſchen
befindlich
war.
Wann ſolcher trocken
war
, ſo polirten ſie ſelbigen mit einem
Wetſchſtein
.
Die Böden auf dieſe Art
zugericht
, verſchluckten alſobald das Waſ-
ſer
, ſo darauſ fiele, und man kunte paar-
fuβ
darauf herum gehen, ohne oun dem
Froſt
was zu leiden.
Was die Böden zwiſchen zwey Stö-
112. Hie Bö-
den
zwi-
ſchen
zwed
Stöck
.
cken belanget, ſo muβ man zuſehen, daβ,
wann
eine Schiedwand oder Verſchlag
darunter
ſtehet, ſelbige nicht an dem Bo-
den
anrühre:
dann, wann der Boden ſich
ſeßte
, würde er auf der Schiedwand zer-
brechen
.
Dieſe denn wohl zu machen, müſſen die
Bretter
an den Seiten auf ieden Baſken
wohl
angenagelt werden, damit ſie ſich
nicht
werfen oder krum lauffen.
Dieſe
Böden
müſſen erſt mit Strohe belegt
werden
, damit der Kalch das Holß nicht
angreiffe
, alsdann macht man die erſte La-
ge
von Mörtel und Kieſelſteinen einer
Fauſt
grotz darauf, welches mit Hebeln
oder
Hölzern eine geraume Zeit geſchla-
gen
wird, damit es eine veſte Cruſte be-
komme
, ſo neun Zull dick wird;
worauf
dann
der Kern, ſo nicht weniger als ſechs
Zoll
dick ſeyn ſoll, von Ciment gemachet
wird
, da zu zwey Theile Cimment ein Theil
7850Vitruvii Kalch genommen wird; auf den Kern
fommt
ein Eſtrich, ſo nach dem Richtſcheid
wohl
abgericht, und wohl abgerieben wird,
damit
alle Erhebungen durch das Abrei-
ben
hinweg kommen, die ſich an den Iun-
cturen
zeigen könnten;
Endlich kommt ei-
ne
Compoſitionvon Kalch, Sand und ge-
ſtoſſenen
Marbel darauſ, um dadurch alle
Fugen
auszufüllen.
Wann man Böden auf den Terraſſen,
113. Die Bö-
den
, ſo auſ
den
Häu-
ſern
en
Platte-
Forme

ſind
.
ſo nicht bedeckt ſind, auf dieſe Art machen
will
, ſo dem Regen, auch Froſt, widerſte-
hen
, auch daβ die Hiße der Sonne ſelbige
nicht
beſchädiege, ſo muβ man auf die Bal-
ken
zweyfach creußweiſe Ballen aufna-
geln
, nachdem man nun die erſte Lage, wie
gemeldet
worden darauf gemacht, ſo wer-
den
groſſe Platten, zween Schuhe ins Ge-
vierte
darauf gelegt, ſie ſollen aber am Rand
kleine
halb Canälein Fingers groβ haben,
ſo
mit Kalch, der mit Del angeſeuchtet wor-
den
, aus gefüllet werden, Dieſe Platten ſol-
len
in der Mitte etwas erhaben ſeyn:
man
gibt
ihnen auf 6.
Schuhe lang zween Fin-
ger
voll, will ſagen ein acht und vierzigſtes
Theil
, auf dieſe Platten oder Duader wird
wieder
eine Lage Kern, wie oben geſagt,
gemacht
, ſo wohl geſchlagen und gearbei-
tet
und groſſe viereckigte Duaderſtein
darauf
gelegt.
Damit aber die Feuchte
dem
Boden nicht ſchade, ſo wäre gut, daβ
7951Architectur. ſie aHe Iahv mit Delhäffen, ſo viel ſie an-
zichen
wollen, beſtrichen würden.
Das Untere des Bodens und die Plat-
114. Die Bö-
den
en Pla-
fond
oder
Decke
, in
welchen
zu
detrachten
.
fonds ſollen mit groſſer Sorgſalt verſer-
tiget
werden.
Die Plat fonds in Form eines Gewölbs
22Der bloſe
Boden
zu machen, müſſen Bretter an die Balken
oder
Sparren angenagelt werden;
denn
alle
zween Schuhe krumme Leiſten oder
Büeg
, ſo wie man es nennen mag, daran
zu
beveſtigen.
Man muβ auch gutes Holz
darzu
nehmen, daß nicht leicht verdirbt,
als
da iſt Cypreſſen, Buchsbaum, Mach-
holder
, und vom Dehlbaum, aber nur kein
Eichen
, weil ſich ſolches leichtlich wirft, da-
durch
die Arbeit voneinander reiſet und
zerſpringetd
, dann werden die Schwartten
oder
Bälcklein mit Banden an die Bal-
ken
feſt gemacht, und ſpaniſche Ginſter zer-
ſtoſſene
Griechiſche Rohr daran befeſti-
get
.
Dieſe Rohr dienten an ſtatt der Latten,
mit
welchen man dieſer Zeit die Lombris
oder
das Getäffel, um ſie feſt zu machen,
angunageln
pflegte.
Auf dieſe Rohr mach-
te
man ferner einen Wurſ von Ralch und
Sand
, aufdaβ, wo etwa Waſſertwpfen von
oben
herunter darauf fielen, ſie den Plat-fond
nicht
verderben kunten:
nach dieſem wird
das
untere Theil beworfen und mit Gips,
ſo
dick es nöthig, abgemacht, ſo mit Mör-
8052Vitruvii tel von Kalch und Gand abgeebnet, damit
man
es hernach mit Kalch und Mörtel po-
liren
könne.
Die Alten haben die Gewölber je zu-
weilen
doppelt gemacht, aus Forcht, daβ
nicht
etwann die Feuchtigkeit, ſo von
Dünſten
herkommt, auffteige, und das
Holz
, ſo über dem Gewölb iſt, derderbe.
Sie haben ſoiches an den Bädern ſonder-
bar
obſervirt und gebraucht.
Die Corniche oder das Hauptgeſimms,
11Das
Hauptge-
ſimms
.
ſo man unter dem Plat-fondoder Decke zu
machen
vflegt, ſoll klein ſeyn, damit nicht
die
groſſe Ausladung ſchwer ſalle und ab-
reiſe
.
Derowegen man ſelbige pur von
Stuck
aus Marbel, ohne Gips zu machen
pflegte
, damit das ganze Werck zugleich
trockne
, und nicht abfallen könne.
6ter Artikel.
Von dem Belvurſ.
Bey dem Bewurf, damit er lang daure
22Der Be-
wurf
iſt
vierer-
len
, nem-
lich
.
und nicht ſpringe, iſt wohl zu merken, daβ
er
nicht ſo gleich auf neue Mauren, ſo
nicht
trocken ſind, gemacht werde, weil der
Bewurf
der Lufft mehr exponirt, als die
Mauer
, und dahero eher trocknet, darum
er
auch reiſet und auſſpringet.
8153Architectur.
Wenn ſolches mit einer Art zu bemert-
111. Der Ber
murſ
an
grobe

Mauern
.
ſtelligen ſenn ſull, ſu muß Der Bemurf nicht
auf
einmahl aufgetragen merden, ſondern
gang
Dünne, und mann dieſer ben nahe
trvcken
, mieder ein anderer.
Die Alten haben ſechs Bemürfe nuf-
getragen
, dren von Mörtel mit Sand und
Ralch
, und dann dren von Stuc oder Stu-
catur-Arbeit
.
Die erſte Auſträge maren dicfer als die
letzte
;
ſie haben ſich groſſe Mühe gegeben,
feinen
Sand, Mörtel oder Stuc zum Be-
murf
zu gebrauchen, es ſeye dann, daß er
zudor
lang geſchlagen, und gearbeiter mor-
den
, ſvnderlich der Stuc, welcher ſo lang
gearbeitet
worden, biß er nimmer an der
Kelle
hangen blieben.
Sie haben ſich auch viele Mühe ge-
geben
, da der Bewurf ſchon darauf
war
, ſelbigen recht zu ſchlagen und an-
zutreiben
, melcheß ihm eine ſolche Där-
te
, eine Weiſſe und eine Bolierung ge-
geben
, daß die Mauern, wie die Spie-
gel
glänzten.
Der Bewurf, wenn er alſo derfer-
222. Der Be-
murf
für
Die
Fres-
quo
. Mab-
ler
.
tiget wird, diente auch zum Fresquo-
mahlen
, meil die Farben, wenn ſie auf
den
Bewurf, ehe er trocken iſt, aufge-
tragen
morden, ſich alſo dereinigten,
8254Vitruvii und durchdrungen als wanns eine Sa-
che
märe, alſo daß dieſe Farben nicht
dergehen
, wann man ſelbige auch abwa-
ſchen
wolte, melches bey einem Bewurff
ſo
ſchon trocken iſt, nicht geſchiehet.
Sie haben auch dieſen Bewurff auf
113. Dir
Bemurff

auf
holi
oder

Schied-
mände
.
Dolz oder Schiedmände, ſo mit Baiman
angefüllet
waren, getragen, worauf ſie
Rohr
, mie mir die Batten aufuagelten,
gehefftet
, darauf dann Baimen fam, und
machten
mieder eine Reihe Rohr in der
Ouer
darauf, und wieder Baimen, end-
lich
aber kam eine Bage mortel und Stuc
darauf
, mie ſchon gemeldet morden.
An niedrigen und feuchten Orten ma-
224. Be@
murff
an
ſeuchte

Drt
.
ren ſie diel dorſichtiger, ſonderlich an dem
inwendigen
, mas das äuſſerliche betraff;
da haben ſie unten her drey Schuhe hoch
die
Mauer mit Ciment beworffen.
Inmendig aber, wann der Boden auſ-
ſenher
höher mar, als der inwendige, ſo
machten
ſie eine dünne Mauer neben der
groſſen
, und lieſſen nur ſo diel Spatium
darzwiſchen
, daß man einen fleinen Ca-
nal
, welcher tieffer als der Boden lag,
damit
das Waſſer, ſo ſich aus der Mauer
zog
, dahin abrinnen kunte.
Damit ſich aber
zwiſchen
zwo Mauern nicht zu diel Maſſer
einzog
, ſo machten ſie an der fleinen
Mauer
oben Lufft - Löcher, damit ſich die
Feuchtigkeit
daraus ziehen kunte.
Es
8355Architectur. war dieſe fleine Mauer von auſſen auch
mit
Mörtel und Stuc, mie bereits ange-
führet
mvrden, bewvrffen.
Mann aber der Plaz zu enge oder klein
mar
, inwendig Ghgen - Mauern zu ma-
chen
, ſo machten ſie Qvhlziegel, einen
auf
den andern, an die Mauer, melche
ſie
dann mit Mörtel und Stuc überzogen.
Dieſe Ziegel, ſv inmendig dergläſt ma-
ren
, und halbe Ganäle formirten, lieſſen
das
Maſſer in die Rinne, ſv aus der di-
cken
Mauer ſchmißte, lauffen, und lieſſen
auch
die Lufftlöcher alle Dünſte, ſv durch
die
Feuchtigkeit derurſacht murde, aus-
gehen
.
Daß 3. Eapitel.
Bon der Commodität der Ge-
bäude
.
Erſter Artiſel.
Bon der bequemen Situation der
Gebäude
.
Gines von den Haupt - Theilen, ſv der
11Damit ein
Ort
com-
mod
ſene,
ſoll
er ſeon.
Baumeiſter zu betrachten hat, iſt die
Commodität
des Orts, morauf er bauen
mill
.
Meßmegen der Baumeiſter, Dino-
cratus
von Alerander dem Groſſen, blamirt
morden
, daß er ihm ein ſchönes Deſſein
8456Vitruvii eine Stadt zu bauen dorgeſchlagen, mv al-
les
unfruchtbar, und der Drt nicht im
Stano
mar die Inmvhner zu ernahren.
Alſo muß man einen Ort ſo fruchtbar
111. Fruchts
har
.
iſt, ermahlen, der daben einen Fluß und
222. Daß
ouch
ben-
zukommen

ſene
.
haden habe, damit von den benachbar-
ten
Orten alles commod hengebracht mer-
den
könne.
Das dritte beſtehet darin, daß die Lufft
333. Ges
ſund
, des
romegen

ſolle
er
nicht
nies
drig
, noch
moraſtig
.
geſund ſene;
daherv ſull der Ort erhvben
ſenn
, damit er den Rebeln nicht unter-
morffen
;
er ſolle auch von Moraſt entle-
gen
, und megen der böſen Lufft der der-
giffteten
Thiere, die ſich da zeugen, und
die
ganze Gegend daherum unmohnbar
machen
, verſichert ſeyn:
Cs ſen dann,
daß
der Moraſt nahe an dem Meer lie-
ge
, und alſo erhaben, daß das Maſſer
aus
dem Moraſt dahin abflieſſe, daß auch
das
Meer - Maſſer, mann ſolches ben
llngeſtümme
groß wird, in den Moraſt
hinein
fönne, auf daß durch deſſen Säu-
re
alle dergiſtete Thiere ſterben.
Es iſt ferner daben zu betrachten, daß
44Soll ſich
auch

nicht
ges
gen
Mit@
tag
oder
Abond

menden
.
die Lufft in einer Stadt, ſo am Ufer des
Meers
liegt, nicht geſund ſeye, abſon-
derlich
mann dieſes Ufer gegen Mittag
oder
Abend liegt;
dann gemeiniglich die
Hitze
den Leib ſchmächet, die Rälte aber
bedeſtiget
;
man hat auch aus der Er-
fahrung
gelernet, daß die Leute, ſu aus
8557Architectur. den kalten in die marme Länder kommen,
ſich
kaum erhalten können, daß ſie nicht
krank
merden;
da im Gegentheil die, ſo
von
den marmen in die Rordländer kom-
men
, ſich beſſer befinden.
Die Alten haben die Lufft, aus dem
11Wie man
einen
Drt
erkenne
,
daß
er ge-
ſuno
ſene.
Waſſer und Obſt oder Früchten, ſu ei-
nen
Ort ungeſund machen können, geſcha-
tzet
;
mie auch durch die Conſtitution des
Biehes
, ſo dadurch erhalten mird, moran
ſie
das Eingemeid betrachteten;
denn
mann
die Leber oerdorben oder blaulicht
mar
, ſo urtheilten ſie, daß die Menſchen
eben
auch alſo beſchaffen ſenn müſten.
2ter Artikel.
Bon der Expoſition und Stellung
der
Gebäude.
Nachdem man dann einen geſunden
22Die Ex-
poſition

einer
Stadt
dependirt

von
der
Situation

gegen
den
Himmel
.
Ort ermählet, ſo muß man die Gaſſen
nach
dem Aſpect des Himmels zum vor-
theilhaftigſten
ziehen.
Die beſte Stel-
lung
iſt, daß der Wind nicht gerad in die
Gaſſe
einblaſe, dann ohnehin einige ſo
gedrehet
kommen, daß die Rälte und un-
geſtümme
Winde ſtark da anhalten.
Der Eigenthümer Häuſer Anſehen,
33Die Stelt
lung
der
Häuſer

und
ihrer
Theile
, be-
ſtehet
in
oder Aſpect mird durch derſchiedene Oef-
nungen
, ſo man Darein macht, gemäch-
lich
, und das um Bufft und Tag, nach
8658Vitruvii Geſtalt der Stucke, ſo darin enthalten,
11zmen
Dingen
,
nemlich

Bon
der
Oualität

uno
Ges
brauch
,
nach
mel-
chen
man
derſchied-
lich
ſitui-
ren
ſoll.
22Ort, wo
man
das
Obſt
der-
wahrt

Die
Win-
ter
Speiß
Säle
und
Bäder
.
Die

Biblio-
thec
.
zu heben und hinein zu bringen.
Die Reller, die Frucht-Böden und
überhaupts
alle Orte, mo man mas zu
vermahren
hat, ſollen gegen Rorden ge-
richtet
merden, und menig Sonne haben
Der derſchiedene Gebrauch der Thei-
le
, ſo in einem Gebäude beſtehen, erfor-
dern
auch oerſchiedene Stellungen;
dann
die
Speiß-Säle für den Winter und die
Bäder
muſten bey den Alten gegen den
Riedergang
der Sonne im Winter ge-
richtet
merden;
meil die Stellung dieſe
Ort
märmer macht, da dann die Sonne
dahin
ſcheinet, zur Zeit des Tags, da ſie
ſich
dieſer Zimmer bedienten.
Die Bibliothequen ſollen gegen Auf-
gang
der Connen gerichtet merden, meil
der
Gebrauch das Morgen - Bicht erfor-
dert
;
über das derderben die Bücher nicht
ſo
leicht, mo die Bibliothequen alſo ſituirt
ſino
, als mann ſie gegen Mittag oder
Abend
ſehen, mo ſie den Schaben und
der
Feuchtigkeit untermorffen und leicht
ſchimmlen
.
Die Speiß- Säle für den Frühling
33Die
Speiß-
Säle
für
den
Früh-
ling
und
Perbſt
.
und Herbſt, ſollen gegen Morgen oder
Aufgang
der Sonnen gemendet merden.
Damit ſie für der gröſten Sonnen - Hiß,
ſo
geſchiehet, mann ſie untergehen mill,
8759Architeclur. befreyet; ſind alſo dieſe Ort zur Zeit, da
man
ſich deren bedienet, temperiret.
Die Sommer - Zimmer ſollen gegen
11Sommer-
Zimmer
.
Rorden ſehen, damit man mehr Rühlung
habe
.
Dieſer Aſpect iſt auch ſehr gut für die
22Die Bil-
der
Cabi-
net
uno
Mahler-
Zimmer
.
Bilder - Cabinette und die Mahler - Zim-
mer
, meil der Tag alle Stunde da gleich
iſt
, ſie unterhalten alſo die Farben in glei-
chem
Stand.
Man muß auch mohl Achtung nuf
332. Bon der
Natur
Des
Landb
.
den Unterſcheid der Länder geben, mo der
Ueberfluß
der Hitze oder der Rälte, ſtarl
anhält
;
denn da mird auch derſchiedene
Stellung
und Wendung ben der Erbau-
ung
erfordert merden.
Dann in den
Mitternächtigen
Ländern ſollen die Häu-
ſer
gemölbet ſeyn, und menig Oefnung
haben
, mie auch nach dem Welt- Theil,
mo
die Wärme anhält, gemendet mer-
den
.
In den Mittags - Ländern aber,
mo
die Hitze ſehr groß iſt, muß man
groſſe
Oefnungen machen, und die Häu-
ſer
gegen Norden menden.
Die Runſt
und
der Berſtand muß alſo zu helffen
miſſen
, nach dem die Natur des Orts et-
mas
beſchmerliches hat.
8860Vitruvii
3ter Artikel.
Bon der Stellung der Gebäude.
Die Stellung oder Austheilung der
11Die Stel-
lung
der
Gebäude

begreifft

das
, mas
ſich
mohl
geziemet
.
Gemeine

Plätz

oder

Märkte
.
Sebäude thut viel zu ihrer Commoditat,
mann
alles, mohin gehöret, geſtellet
iſt
;
deromegen ſollen die gemeine Plä@e
und
die Märkte mitten in der Stadt ſeyn,
es
ſeye dann, daß der Ort einen Haven
oder
Fluß habe, meil der Markt von die-
ſem
Ort nicht entfernet ſeyn ſolle, mohin
die
Raufleute ihre Waaren zu bringen
haben
.
Die Häuſer ſollen ihre Theile auf ver-
22An denen
Eigen-
thumß-
Häuſern
,
die
zmen-
erlen
,
nemlich
33Die
Stadt-
Häuſer
ſo
entmeder

für
Groſſe
oder
für
Raufleu-
te
.
ſchiedene Weiß angedrdnet haben, und
zmar
nach dem Unterſcheid derer, die dar-
innen
mohnen.
Dann die Häuſer groſ-
ſer
Herren, mo die Zimmer des Herrn
nicht
am Eingang ſeyn ſollen, mo man
nur
Veſtibules, Höfe, Peryſtiles, Säle,
ſo
gar auch Gärten um diejenige zu faſ-
ſen
, ſo bey den Groſſen zu thun haben,
oder
ihre Aufmartung machen.
Der Raufleute Häuſer ſollen am Ein-
gangihre
Läden und Magazine haben, auch
noch
andere Ort, mo Fremde zu thun
haben
.
Den Land - Häuſern gibt man eine an-
442. Die
Landhäus

ſer
, ſo
zmölf

Theil
ha-
ben
, nem-
lich
dere Anordnung und eine andere Stel-
lung
, als denen in der Stadt.
8961Architectur.
Dann die Ruche ſoll bey dem Ochſen-
111. Die
Ruche
.
Stall ſeyn, auf daß man von der Krip-
pe
auf den Heerd und den Aufgang der
222. Der
Ochſen-
Stall
.
Sonne ſehe, melches die Ochſen ſchöner
und
die Haar nicht ſtroblicht macht.
Die Bäder ſollen nahe an der Kuchen
333. Die
Bäder
.
ſeyn, damit man von daraus einheitzen
könne
.
Die Kelter ſoll auch von der Kuche
444. Die
Kelter
.
nicht entfernet ſeyn, damit man der Mü-
he
meit zu gehen überhoben ſede die Oli-
ven
zu præpariren.
Wann die Kelter nur
mit
einem Baum gemacht morden, ſoll
ſie
meniger als vierzig Schuhe in der Län-
ge
und ſechzehen in der Breite haben, ſo
fern
nur eine nothmendig;
mo aber
zmo
ſind, ſoll ſie 24.
Schuhe breit ſenn.
Nach der Kelter folgt der Keller, mvr-
555. Der
Wein
Kel-
ler
.
an die Fenſter gegen Norden zu machen,
meil
die Hitze dem Wein ſchadet.
Im Gegentheil aber ſolle der Ort, mo
666. DerOels
Keller
.
das Oel dermahret mird, gegen Mittag
ſich
menden;
dann es gut iſt, daß die ge-
linde
Wärme der Sonne das Oel flüßig
halte
.
Die Schaaf - und Geiß - Ställe ſollen
777. Schaaf:
Ställe
.
groß genug ſeyn, daß jedes Stuck menig-
ſtens
vier Schuhe Platz habe.
NB. Hier zu
888. Geiß-
Ställe
.
Land 12.
biß 16. im Quadrat.
Nothmendiger Weiß ſollen die Pferd-
999. Pferd-
Ställe
.
Ställe nahe an dem Hauß ſeyn, mo cs
9062Vitruvii am märmſten iſt, nur daß der Stall den
Heerd
nicht im Geſicht habe, dann die
Pferde
ſo das Feuer öfters ſehen, merden
ſtroblicht
.
Die Scheuren, mie auch die Böden,
1110. Die
Scheu-
ren
.
Heu und Stroh zu dermahren, mie auch
die
Mühlen, ſollen etmas entfernet vom
Hauß
ſeyn, und zwar megen der Gefahr
des
Feuers.
An allen Gebäuden ſoll man mohl dar-
22Die Helo
le
iſt eine
der
grö-
ſtenCom-
modität

der
Häu-
ſer
.
33Was zu
thun
, daß
man
Licht
bekomme
.
auf ſehen, daß ſie mohl beleucht ſeyn;
ſonderlich iſt das Licht an den Stiegen,
Gängen
und Speiß - Sälen ſehr noth-
mendlg
.
An duklen Orten, mo der Nachba-
ren
Gebäude zunahe anſtehen, müſſen die
Fenſter
ſo groß, als immer möglich, ge-
macht
merden, und alſo erhöhet, daß man
den
Himmel gerad aufſehe.
4ter Artikel.
Bon der commoden Form der
Gebäude
.
Wenn man nun verſichert iſt, daß der
44DieCom-
modität

der
Ge@
bäude
be-
ſtehet
in
der
Form,
die
haben
ſoll
.
Ort, mo man eine Stadt hinbauen mol-
le
, commod ſeye, indem man voraus der-
guten
Lufft verſichert iſt, mie auch der
Fruchtbarkeit
, und der Leichtigkeit, die ſich
ergibt
, durch die Weege, die Meer- Hä-
ven
und die Flüſſe alles zur Nothdurfft
9163Architectur. bequem herbey zu ſchaffen, ſo muβ man
auch
bedacht ſeyn, dieſelbe zu fortificiren,
welches
nicht allein in ſtarken Mauren und
Wällen
, wodon ſchon gehandelt worden,
beſtehet
, ſondern auch bornemlich in der
Form
.
Die Figur des Orts ſoll weder vier-
111. Die
Stabts

Mauren
.
eckigt, noch mit weit ausſtehenden Win-
kel
(Angeln) erbauet werden;
ſie ſoll aber
dannoch
viele aus-und eingehende Win-
kel
haben, damit der Feind von vielen
Orten
aus künne geſehen werden.
Dann
die
weit ausgehende Winkel ſind unfä-
hig
zur Defenſion, und dem Belagerer
nützlicher
, als dem Belagerten.
Man muβ die Zu-und Annäherung der
Mauer
ſo beſchwehrlich machen, als im-
mer
möglich.
Die Form der Märkte oder gemeinen
222. Die ges
meine
βlä-
βe
oder
Märkte

waren

derſchies

den
.
Nach
den
Griechen
βlätze, iſt die bequemſte, ſo zwey Drittel
ihrer
Länge zur βreite haben.
Die Grie-
chen
haben vor Zeiten ihre gemeine βlä-
tz
e mit doppelten Portiquen oder Bögen
ausgezieret
, woran aber die Säulen
ziemlich
enge beyſammen ſtunden, über oder
auf
dieſen ſtunden annoch andere Gallerien
oder
Bögen.
Die Römer haben gefunden, daβ die
33Rach den
Römern
.
Menge der Säulen beſch wehrlich falle,
haben
alſo ſelbige weiter auseinander ge-
ſetzet
, damit man unter dieſen Bögen
9264Vitruvii auch Läden ſo nicht dunkel waren, haben
könnte
.
Die Stiegen der gemeinen Gebäude
113. Oie
Stiegen
.
ſollen breit ſeyn und gerad aufgehen;
es
ſollen
ihrer auch mehrer ſeyn, wie auch
mehrere
Eingänge, damit man hie und
da
bequem aus-und eingehen könne.
Es
wird
aber unten im folgenden Sapitel,
4ten
Artikel von Stiegen-Treppen ein
mehrers
gehandelt werden.
Die Säle, worinnen groſſe Verſamm-
224. Oie
Säle
.
lungen gehalten werden, ſollen wohl hoch
ſehn
.
Um ihnen ihre Proportion zu ge-
ben
, muß man die Breite und Länge zu-
ſammen
nehmen;
die Helfte davon iſt
die
Höhe.
Beh den Sälen, worinnen
man
keine ſo groſſe Höhe haben wolte,
nimmt
man ein und ein halb mahl die
Breite
zur Höhe.
In denen weit und erhabenen Orten,
worinnen
der Ungelegenheit des Schalls
oder
Widerhalls, ſo gemeiniglich an ſol-
chen
Orten ſich äuſſert, abzuhelffen, muß
ohngefehr
an der Helfte der Mauer-Hö-
he
eine Corniche oder Haupt-Geſims ge-
macht
werden, ſo an ſtatt eines Gurts
dienet
, dadurch dann der Lauf der Stim-
me
unterbrochen wird, welche ohne die-
ſes
wider die Mauer fiel, und bon dar-
aus
nochmahls wider das Gewölb, und
9365Architeclur. alſo einen verdrüßlichem Echo verurſa-
chen
würde.
Das 4. Sapitel.
Von der Zierde der Gebäude.
Grſter Artikel.
Worin die Schönheit der Gebäude
beſtehe
.
Die Gebäude können eine doppelte
11Es gibt
wenerlen

Schönheik

an
Gebäus
de
, als
1
. Die po-
ſitive
oder
gewiſſe
,
welche

dependirt
Gchönheit haben, die poſitive oder
gewiſſe
, und die willkührliche.
Die po-
ſitive
Gchönheit iſt dieſe, ſo nothwendi-
ger
Weiß durch ſich ſelbſten wohlgefal-
let
.
Die willkührliche aber gefället nicht
nothwendiger
Weiſe durch ſich ſelbſten,
wo
die Annehmlichkeit bon den Umſtän-
den
, die dazu gehören, dependirt.
Die poſitive Schönheit beſtehet in drey
Haupt
Dingen, als in der Gleichheit,
ſo
die Theile gegen einander haben wel-
ches
man Symmetrie zu nenn n pflegt;
in
221. Von der
Symme-
trie
.
332. Der
Materie
.
dem Reich thum der Materie, und in der
Reinigkeit
, Nettigkeit und juſten Verfer-
tigung
.
Was die Gleichheit der Theile eines
443. Der
Verferti-
gung
.
Gebäudes, und zwar einer gegen den an-
dern
, haben ſoll, davon hat Vitruvius
9466Vitruvit nichts geſchrieben, und nur ſo viel ge-
meldet
, daß er die gegarnte Arbeit
Lit
.
A. 1. Küpffers anderm Mauer-
werk
vorzichet, und zwar wegen der
Gleichheit
, ſo ſie in der Aigur und in der
Situation
der Steine hält.
Was aber
den
Reichthum und die Materie betrifft,
ſo
überläßt er diß dem Bauherrn;
er be-
kennet
auch, daß die Schönheit oder die
Zierde
des Gebäudes in der guten Voll-
ziehung
beſtehe, und gänzlich in der Ge-
ſchicklichkeit
und der Svrge der Hand-
werksleute
.
Die zweyte Gattung der Schünheit,
112. Die ſo
gleichgül-
tig
, hat
zwenerlen

Geſchlech-
te
, als
welche nur durch Umſtände, ſo ſie berge-
ſellſchaften
, gefällt, iſt zweyerley;
die ei-
ne
heiſt Weißheit, und die andere Regu-
larität
.
Die Weißheit beſtehet in dem ver-
nünftlichen
Gebrauch der poſitiven Schön-
221. Die
Weißheit
.
heit, welche entſpringet, indem alle Thei-
le
nach ihrem richtigen Gebrach beſchaf-
fen
, da alle Theile in die rechte Ordnung
gebracht
werden:
zu deren Vollkommen-
heit
man eine reiche und koſtbare Materie
hergegeben
, und die eine gleiche und uni-
forme
Figur, mit aller Reinigkeit und
Propertät
nach möglicher Correction be-
ſitzet
.
Vitruvius bringt zwenerley Erempel die-
ſer
Gattung der Zierde herbey.
Die
9567Architectur. erſte iſt, wann man erhabene Arbeit
macht
, die Fugen damit zu berbergen,
welche
ſogleich über dieſem erhabenen, oder
über
dieſem Verſtich ſtehen, welche da-
durch
nicht geſehen werden.
Und dieſes
berſchaffet
eine gar merkwürdige Zierde
und
Annehmlichkeit.
Die zweyte iſt, daß
man
ſich wohl in Acht nehme in die Win-
ter-Zimmer
, Decke oder Plat fond viel
Bildhauerey
zu machen;
auch ſollen die
Verzierungen
nicht von Stucator - Ar-
beit
ſeyn, weil dieſe Arbeit eine ſo aus-
bündige
Weiſe hat, ſo die geringſte Un-
ſauberkeit
nicht leidet, entweder von Lich-
tern
, oder auch von dem Kauch der Oefen
oder
Caminen, welche die ſchönen Far-
ben
dieſer Arbeit verderben, wo auch ſo
gar
der Ruß ſich anhängr, und in die
Spalte
und Höhle dieſer Arbeit ſich ein-
dringet
, ohne daß man im Stand ſeye
ſolches
zu reinigen.
Die Regularität beſtehet darin, daß
112. Die Re-
gularitat

beſtehet
in
dem
, daß
man
die
Geſatz
be-
obachtet
,
ſo
erfor-
dern
man alle Geſätz, ſo zur Proportion aller
Theile
der Architectur gegeben und ge-
ordnet
ſind beobachtet.
Die Obſervation
dieſer
Geſätze macht eine annehmliche
Schöne
in den Augen der Bauderſtän-
digen
, welche dieſe Proportion zweyerley
Urſachen
halber lieben.
Die erſte iſt, daß die meiſte auf die gu-
22Die Ver-
nunfft
.
te Vernunfft fundirt ſino, die zum Erem-
9668Vitruvit pel will, daß die Theile, ſo unterhalten
ſind
, und unten ſtehen, ſtärker als die
obere
ſind;
wie ſolches bey den Piedeſtal-
len
gehalten wird, welche dicker ſind als
die
Säulen, ſo ſie tragen, ſo daß auch die
Säulen
unten her ſtärker ſind als oben.
Die andere Beweg-Urſach iſt dieſe,
11Die Ge:
wohnheit
.
daß man einem Dinge vorkomme, wel-
ches
eine von den ordinärſten Fundamen-
ten
der Sachen Schönheit ausmachet,
dann
gleichwie man die Form des Klei-
des
eines Höflings liebet, ob gleich dieſe
Form
keine einzige poſitive Schönheit
habe
, ſondern nur allein wegen der groſ-
ſen
Meriten dieſer Verſonen;
alſo liebt
man
auch gewöhnlicher Weiſe die Pro-
portion
der Glieder der Architectur, und
das
meiſtentheils wegen der guten Mei-
nung
, ſo man vor denen hat, welche ſie
erfunden
haben, auch wegen anderer Zier-
lichkeiten
, ſo ſich im Alterthum finden,
wo
dieſe Proportion beobachtet worden;
und das aus keiner andern Urſach; ob
gleichwohl
öfters dieſe Proportion wider
die
Vernunfft lauffet als wie der groſſe
Rundſtab
an der Ioniſchen Baſis, an den
Architraven
, auch Thür-und Fenſter-
Einfaſſungen
, wo das ſtarke oder ſchwe-
re
durch das ſchwache getragen und ge-
halten
wird, und in vielen andern Din-
9769Architectur. gen, ſo die bloſſe Gewohnheit annimmt
und
erträglich macht.
Nun gehören dieſe Proportiones zu dren
11Die Schön-
heit
der
Gebäude

beſtehet
in
Propor-
tion
brey@r
Haupt-
Gliedern
,
welche

ſind
die
Gäulen
.
Haupt-Gliedern, welches ſind die Sau-
len
, die Frontons oder Verdachungen,
auch
die Thür-und Fenſter-Einfaſſun-
gen
.
Die Säulen, wenn ſie insgemein ge-
nommen
, und den Verdachungen und
Einfaſſungen
gleichſam entgegen geſetzt
ſind
, haben drey Theil, als den Pie-
deſtal
, die Säule, und die Verzierung,
wo
jedes dieſer drey Theile wieder in drey
andere
Theile zu theilen.
Dann der Pie-
deſtal
beſtehet aus der Baſi, dem Würffel
und
aus ſeiner Corniche oder Geſimms;
Die Säule enthält die Baſin oder Fuß,
den
Schafft oder die Säule und das
Sapitäl
;
die Verzierungen beſtehen in
dem
Architrave, dem Friſe und der Cor-
niche
oder Haupt-Geſimms.
Die Verdachung hat auch drey Theile,
22Die Ver-
dachung
.
das Giebel-Feld, das Haupt-Geſimms,
und
die Bilder-Stühle.
Die Einfaſſung der Thüren und Fen-
33Die Ein-
faſſung
.
ſter, beſtehet in den Gewänden, wie ſie
hier
zu Würtzburg genennet werden;
in
dem
Sturz, worauf noch ein Friſe und
ober
demſelben annoch ein Haupt-Ge-
ſimms
zu liegen kommt.
9870Vitruvii
Die Diſpoſition, die Form und die ber-
11Aus die-
ſen
Sa-
chen
ent-
ſpringen

zwen
an-
tene
,
nemlich
ſchiedene Proportionen aller dieſer Theile
machen
zwey Haupt-Sachen aus, wel-
chen
man alles, woraus die Zierde des
Gebäudes
beſtehet, anfügen kan, nemlich
das
Geſchlecht und die Hrdnung.
Das Geſchlecht dependirt von der Pro-
22Das Ge-
ſchlecht
.
portion, ſo zwiſchen der Dicke und dem Zwi-
ſchenraum
der Säulen iſt.
Die Ordnung dependirt auch theils
33Die Ord-
nung
.
bon der Proportion, ſo zwiſchen der Dicke
der
Säulen und ihrer Höhe iſt.
Zu die-
ſer
Proportion aber ſind noch viele andere
Sachen
zu ſetzen, welche zur Form der
Haupt-Theile
der Säulen und anderer
Theile
, ſo ſie bergeſellſchafften, gehö-
ren
, als da ſind die Thüren, die Thür-
und
Eenſter-Geſtell, wie auch nuch an-
dere
Dinge, ſo in jeden andern Ordnun-
gen
differiren.
2ter Artikel.
Von fünf Geſchlechtern der
Gebäude
.
Es gibt fünfferley Gebäude: das erſte
44Die fünf
Geichlech-
ter
der
bäude

ſind

I
. Der
Pycnoſtyl
.
heiſt Pycnoſtyl, und will ſo ſagen, daß
die
Säulen ſehr nahe aneinander ſtehen:
in dieſer Proportion ſoll von einer Säule
zur
andern ein und ein halber Diameter
9971Architectur. der Säule ſeyn. Siehe Fig. A. A. 2tes
Kupffer-Blats
.
Der zweyte heiſt Syſtil, naheſäulig,
112. Der
Syſtilus
.
wo die Säulen ſcheinen beyſammen zu
ſtehen
;
ſie ſind nichts deſtoweniger ein
wenig
entfernter, als an dem Pycnoſtyl;
dann die Zwiſchenweiteiſt zween Diameter
der
Säule.
Der Fehler, ſo man an dem Syſtyl ſo-
wohl
, als an dem Pycnoſtyl, beobachtet,
iſt
dieſer, daß die Eingänge der Gebäu-
de
, ſo mit dieſen Säulen umgeben, zu
enge
fallen.
Alſo daß, wie Vitruvius be-
merket
, das Frauenzimmer, ſo in den
Tempel
gehet, und einander bey der
Hand
halten, ſie ſobald ſie zu dieſen Säu-
len
kommen, einander wegen der Enge
des
Raums verlaſſen müſſen, weil zwo
Perſonen
;
ugleich nicht durch paſſiren Kön-
nen
.
Siehe Fig. BB. 2ten Kupffers.
Der dritte heiſt Dyaſtil, und will ſo
223. Der
Diaſtyl
.
viel ſagen, daß die Säulen entfernet ſind.
Der Zwiſchenraum iſt drey Diameter.
Das
Unglück aber iſt, daß der Zwiſchen-
raum
ſo groß iſt, daß der Architrave, ſo
bon
einer Säule zur andern langen muß,
in
Gefahr ſtehet, entzwey zu brechen, weil
die
Alten ſolches von einem Gtein mach-
ten
.
Giehe Fig. CC. 2ten Kupffers.
Der vierte wird Areoſtyl genannt, wel-
334. Der
Areoſtyl
.
ches ein Gebäude, wo die Gäulen rar
10072Vitruvii ſind, und hat keine gewiſſe Proportion,
der
Kaum aber von einer Säulen zur an-
dern
iſt viel gröſſer, als an dem Diaſtyl.
Weßwegen man auch keinen andern Ar-
chitrave
als von Holz darauf ſetzen kan
Siehe
Fig.
DD. 2ten Kupffers.
Der fünfte wird Euſtyl genannt, wel-
115. Der
Euſtyl
.
ches ſo viel ſagen will, daß die Säulen
eine
beſſere und ſchönere Proportion an der
Entfernung
als an den andern haben-
Der
Zwiſchenraum iſt zween und ein Vier-
tels
Diameter der Säule, und hat an-
noch
das insbeſonder, daß in der Mitte
des
Gebäudes die Säulen weiter aus ein-
ander
ſtehen, indem ſie drey Diameter ent-
fernet
ſind.
Derowegen dieſe Gattung
die
andere an Schönheit, auch an der
Dauer
und Bequemlichkeit übertrifft.
Siehe das 3. Kupffer.
Obwohl das beträchtliche der fünf Ge-
22Die Ge-
ſchlechter

ſollen

nach
den
ihnen
zu
eigneten

Dronun-
gen
ge-
richtet

werden
.
ſchlechter in der Proportion, ſo zwiſchen
dem
Diameter der Säulen und dem Zwi-
ſchenraum
derſelben iſt, beſtehet, ſo ſind
ſie
dannoch unterſchieden der Proportion
nach
, was den Diameter der Säulen nach
ihrer
Oöhe beträget:
dann wo es ſich an
einem
dieſer Geſchlechte ereignet, daß die
Gäulen
enge oder dicht aneinander ſte-
hen
, ſo ſollen ſie auch zarter und geſchmei-
diger
ſeyn;
wo aber die Säulen entfer-
10173Architectur. net und weit auseinander ſtehen, ſo können
ſie
dicker genommen werden.
In der That aber werden die Propor-
tionen
nicht allemahl gehalten, und zwar
wird
öſters an den Ioniſchen und auch
Corinthiſchen
Säulen ſo geſchmeidiger
ſind
, die Zwiſchen - Säulung oder Zwi-
ſchen
- Spatium gleich der Toſcaniſchen ge-
machet
, wann die Säulen am dickeſten
ſind
.
Der gemeinſte Gebrauch aber iſt, daß
11Die Doris
ſche
zum
Areoſtyl
.
man der Säulen des Areoſtyls den achten
Theil
ihrer Höhe gebe.
Im Dyaſtyl und Euſtyl theilet man die
22Die Ionis
ſche
zum
Diaſtyl

und
Eu-
ſtyl
.
Höhe in acht und einen halben Theil, mo-
don
einer zur Dicke genommen wird.
In dem Syſtyl wird die Höhe in neun
und
einen halben Theil getheilet, wodon
einer
zur Dicke genommen wird.
In dem Pycnoſtyl wird die Dicke der
Säule
vom zehenden Theil der Höhe ge-
nommen
.
Die Urſach dieſer derſchiedenen Propor-
tion
, iſt darauf gegründet, weil man mey-
net
daß das Zwiſchen - Spatium die Säu-
len
, wenn ſie nach Proportion weiter aus-
einander
ſtehen, derringert;
derowegen
man
auch für gut befunden, die Angles
oder
Eck-Säulen um ein funfziges Theil
zu
dergröſſern.
Siehe das 2. und 3.
Kupffer-Blat.
10274Vitruvii
3 ter Artikel.
Von den fünf Drdnungen der
Architectur
.
Die fünf Drdnungen der Architectur,
11Der Un-
terſcheid

der
Drd-
nungen

beſtehet
in
zwey
Din-
gen
,
nemlich
ſind die Toſcaniſche, Doriſche, Toniſche,
Corinthiſche
und die Compoſita.
Dieſe derſchiedene Drdnungen ſind dar-
um
erfunden worden, um dem Deſſein,
ſo
einem in Sinn kommen könnte ein Ge-
bäude
ſtärker oder ſchwächer zu machen,
oder
auch mehr oder weniger zu derzieren,
ein
Genügen zu thun:
dann der Unter-
221. Die
Zärte
.
ſcheid der Ordnungen beſtehet in zweyen
Dingen
.
Gleichwie der Toſcaniſche und
Doriſche
Orden die ſtärkſten und am we-
nigſten
derzieret ſind;
ſo ſind die Corin-
332. Die
Verzie-
rung
.
thiſche und die Compoſita die dünnſte und
reichſte
, oder am mehreſten ausgezieret;
die Ioniſche hält das Mittel ſo wohl an
der
Proportion, als an Verzierungen, in-
deme
ſie ſchwächer und mehr derzieret iſt,
als
die Toſcaniſche und Doriſche, und
ſtärker
auch weniger derzieret als die Co-
rinthiſche
und Compoſita.
Ob nun wohl Vitruvius die Architectur
44Vitruvius
ſtelitnur

drey
Drd-
nungen
.
nur in drey Ordnungen abgetheilet, als in
die
Doriſch, Ioniſch und Corinthiſche;
ſo
gibt
er doch auch die Proportion der Toſca-
dniſchen
, und ſchreibet auch don derCom-
poſita
.
10375Architectur.
4ter Artikel.
Von den Dingen, ſo mehrern Ord-
nungen
gemeinſchafftlich ſind.
Weil nun don dem llnterſcheid der fünf Sieben
11Sieben
Dinge
ſind
allen
Dr-
den
gemei
Ordnungen zu handein yorkommt, ſo will
ſich
geziemen, don den Dingen, ſo meh-
rern
Ordnungen gleich ſino, zu ſprechen.
Alß da ſind die Treppen, die Piedeſtale,
22Alß: die Verring rung der Säule, ihre Aus-
höhlung
, die Verdachung, das Hauptge-
ſimms
, und die Poſtamenter an der Ver-
dachung
.
331. Vonden
Treppen-
Stuffen
iſt
zu
betrach-
ten
,
1
. ihre An-
zahl
, ſo un
gerad
ſeyn
ſolle
.
Die Anzahl der Treppen - Staffeln an
den
Tempeln ſoll allezeit ungleich ſeyn,
auf
daß, ſo man den rechten Fuß auf die
erſte
Treppe ſeßet, derſelbe auf dem leß-
ten
wieder eintreffe.
Sie ſollen über ſechs Zoll und zehen
Gran
nicht hoch ſeyn, auch nicht weniger
als
ſechs Zoll.
442. Ihre
Iöhe
.
Die Breite ſoll nach der Höhe genom-
men
werden, und dieſe Proportion ſoll ſich,
553. Breite. wie drey gegen dier verhalten, alſo daß,
wo
die Treppe ſechs Zoll hoch iſt, ſo drey-
mal
zwey iſt;
wird ſie acht breit, ſo oier-
mal
zwey iſt, und nach der Proportion des
trianguli
rectanguli, ſo Pythagoras erfunden
hat
.
Die Ruhe-Pläße ſollen nicht ſchmäh-
664. Ihre
Zoll
Ruhes
ſehn
Pläße.
ler als ſechzehen und einen halben
10476Vitruvii ſeyn, auch nicht breiter, als zwey und zwan-
zig
.
Esſollen auch die Treppen, ſo um ein
Gebäude
herum gehen, von gleicher Vrei-
te
ſeyn.
Die Stylobaten oder Piedeſtals, ſo meh-
112. Der Sty-
lobaten

ſind
dreyers
ley
, als:
1
. die ſo ge-
rad
ſort-
lauſen
.
2
. die ſo
Vorſprung

haben
.
3
. Die ſo
Lehnen

oder
Stü-
zen
haben.
3
. Die Ver-
jüngerung

der
Säule
iſt
dreyer-
led
.
rere Säulen in einer Reihen zutragen ha-
ben
, ſind annehmlicher, wann ſie bey der
Säule
ausgeladen oder vorſpringen, und
zwar
ſo gleich, wo ein Fußſchemel:
Denn
ſonſten
, wie der Stylobat gerad aus fort-
liefe
, ſo würde er mehr einem Canal gleich
ſehen
, als den Piedeſtallen.
Mann man Lehnen zwiſchen den Pie-
deſtalen
machen wollte, ſo ſollen ſie eben
ſo
hoch ſeyn, als gemeldte Piedeſtale, auch
ſoll
das Geſims der Piedeſtalen und der
Lehnen
gleich ſeyn und zuſammen laufen.
Alle Säulen ſollen ſich hinauf derjün-
gern
, um dadurch nicht allein ihre Stär-
ke
zu dermehren, ſondern auch annehm-
licher
zu machen:
indem ſie den Stamm
22I. Die Ber
ringerung

oben
bin
auf
.
eines Baumes folgen, welcher untenher
dicker
, oben aus aber dünner und ſchwä-
cher
iſt.
Dieſe Verjüngerung aber ſoll
nicht
ſo ſtark an den groſſen als wie an
den
kleinen Säulen ſeyn, dann die grö-
ſten
oben mehr don dem Geſicht weichen,
und
dahero ohnehin ſchwächer und ſubtil-
ler
zu ſeyn ſcheinen, und alles dieſes nach
dem
Effect des Perſpectives, welches alles
derringert
, ſo von dem Geſicht fliehet.
10577Architectur.
Die Regel dieſer derſchiedenen Verrin-
gerung
iſt dieſe, daß, wenn die Säule, ſo
funfzehen
Schuhe hoch iſt, unten in ſechs
Theile
getheilet wird, oben fünfe davon
bekomme
;
Dieſe aber, ſo von funfzehen
biß
zwanzig hoch iſt, ſoll fünf und einen
halben
von ſechs und einen halben des
Diameters
haben;
die aber don zwanzig
biß
dreyßig, ſechs don ſieben des Diame-
ters
;
die don dreyßig biß vierzig, ſechs
und
einen halben von ſieben und einen hal-
ben
des beſagten Diameters;
die von vier-
zig
bis funfzig, ſollen ſieben von acht ha-
ben
, des Diameters.
Dieſes aber gehet
den
Toſcaniſchen Orden nicht an, woran
die
Säule ohnhin ſchon ſtark derjüngert
ſind
;
wie hernach dadon wird geſprochen
werden
.
Uber die Verjüngerung der Säulen
112. Die Vers
jüngerung

der
Säulen
unter-
werts
, ſo
die
Vau-
chung

macht
.
oben, gibt es annoch eine von unten, und
geſchiehet
daher, weil die Säule gegen
der
Mitte bauchigt wird.
Das Maas
dieſer
Bauchung wird von dem Stäblein,
ſo
zwiſchen zwen Aushöhlungen der Säu-
len
jezuweilen gemacht wird, genommen.
Es giebt noch eine andere Verjüngerung
223. Die Ver-
jüngerung

der
Säulen
gegen
einer
andern
,
nemlich

An
den
Säulen

deszweyl
der Säulen, und betrifft eine gegen die
andere
.
Und iſt zweyerley, nemlich wenn
man
eine zweyte Reihe auf die erſte ſeßt;
Dann die zweyte Säulen Reihe ſoll um
ein
Viertel dünner als die untere ſeyn, oder
10678Vitruvii aber, wenn man Gallerien oder bedeckte
11ten Ordens
gegen
dem
erſten
.
An
der
Mittlern

gegen
den
Eckſäulen
.
Gänge macht, ſo Eckſäulen haben.
Denn
die
mittlern Säulen ſollen ein Fünſtheil
dünner
, als die Eckſäulen ſeyn.
Die Aushöhlungen ſind Vertiefungen
als
wie halbe Canäle, die von oben der
224. DieAus-
höhlung

oder
Canä-
lirung
der
Säulen
iſt
drenerlen
,
als
:
Säulen abwärts gehen;
ſie ſtellten die
Falten
der Weiber - Röck vor, worzu die
Säulen
die Vorſtellung waren.
Es gibt dreyerley Aushöhlungen. Die
zwey
erſten ſind dem Doriſchen Orden ge-
mein
:
die dritte aber dem Ioniſchen, Co-
rinthiſchen
und Compoſito.
Die zwey er-
ſten
ſind ſimpler, und werden auch nicht in
ſo
groſſer Anzahl, wie die andern gemacht.
Die Simpleſten ſind dieſe, ſo nicht hohl
331. Die platt
ſino
.
ſind, und ſind nur wie ein Band.
Die andere hat einige Höhlung aber
442. Die ſo
nur
ein me-
nig
hohl
ſind
.
ſehr ſeicht:
dieſe Aushöhlung zu machen,
macht
man ein Quadrat nach der Breite
dieſer
Aushöhlung, indem man den einen
Fuß
des Zirkels in die Witte dieſes Qua-
drats
ſeßet, und ſchreibe mit dem andern ei-
ne
krumme Linie, ſo don einem Eck die Aus-
höhlung
zur andern gehet.
Eine ſo wohl
als
die andere dieſer Canälirung werden
zwanzig
an der Zahl.
An den andern Orden haben ſie dier und
553. Die ſo
ſiefer
ſino.
zwanzig, auch zuweilen zwey und dreyßig,
10779Architectur. wenn die Säule dicker ſcheinen ſollen;
denn das Aug nimmt die Sachen gröſſer,
wenn
es mehrere Dinge zu beobachten
findet
, und wird das Aug gleichſam ſpa-
ßieren
daherum geführet.
Dieſe Canäle oder Höhlungen ſind diel
tiefer
, als die an dem Doriſchen Orden,
und
dieſe iſt, wenn man ein Winkelmaaß
in
die Höhle hinein thut, das ſolches mit
dem
Angel die Tiefe erreiche;
und die zwo
Seiten
des Winkesmaaſes die zwo Sei-
ten
der Vertiefung berühre, Vitruvius
weiſet
die Proportion nicht, wie die
Stäblein
zwiſchen den Canälen zu ma-
chen
;
auch nicht, wie breit dieſe Stäb-
lein
ſeyn ſollen, welche er dennoch als eine
Regel
der Verdickung oder Bauchung
geſeßt
hat.
Die Verdachungen beſtehen aus dem
115. Die Ver-
dachungen

oder
Fron-
tons
baben
zwey
Theis
le
, alß:
1
. Das
Feld
.
Giebelfeld, und aus dem Hauptgeſimms.
Die Höhe dieſes Felds zu finden muß
die
ganze Vreite, welche zwiſchen den zwey
äuſſerſten
Theilen des Carniß der hengen-
den
Platten, worauf die Verdachung ge-
ſtellt
werden ſolle, in Neun Theile gethei-
let
werden, und gibt man dieſer Höhe ei-
nen
dieſer Theile.
Mann die Dicke des Hauptgeſimms
222. Das
Hauptge-
ſimms
.
darzu geſeßt wird, ſo hat man die ganze
Höhe
des Frontons oder der Verdachung.
10880Vitruvii
Die Tieffe oder das Feld dieſer Ver-
dachung
ſoll gerad und Bleyrecht auf der
Kehle
der Säule ſtehen.
Die Sachen, ſo allen Haupt - Ge-
116. In den
Haupts

Geſimm-
ſen
ſoll
man
ſünf
Dinge

beobach-
ten
,
nemlich
ſimmſen gemein, ſind, daß die Corniche
oder
das Haupt - Geſimms des Frontons
deme
, ſo darunter iſt, gleich ſeye, ausge-
nommen
, daß das leßte groſſe Carniß an
dem
untern Haupt = Geſimms nicht daran
ſeye
, ſondern von der Verdachung ſchreg
herunter
gehe, und ſich untenher wieder
vereinige
.
221. Die
Wanier

ihr
leßte-
res
Car-
niß
auf
das
Fron-
ton
zu
ſeßen
.
Dieſes groſſe Carniß ſolle ein Achtel
höher
ſeyn, als die hängende Platte.
An den Orten, wo keine Verdachung
iſt
, muß man, in das groſſe Carniß des
Haupt
- Geſimms, Löwen - Röpffe ein-
hauen
, die alſo geſtellt werden, daß alle-
332. Die
Propor-
tion
ihres
leßten

Carnißes
.
Ihre
Lö-
wen-
Röpffe
.
zeit eine gerad über die Säule, und die
andere
juſt unter die groſſe Sparren - Lei-
ſten
kommen, ſo das Dach bedecken oder
gerad
über die Sparren - Röpffe gehen.
Dieſe Löwen - Röpffe werden durchboh-
ret
, damit das Maſſer, ſo vom Dach
auf
das Haupt - Geſimms fällt, von dar-
aus
abrinnen könne.
Diejenigen Röpffe
aber
, ſo nicht über den Säulen ſtehen,
ſollen
nicht durchbohret werden, auf daß
das
Maſſer mit Gewalt durch die erſte,
und
nicht durch die andere, gehe, damit
diejenigen
, ſo unter den Löwen aus-und
10981Architectur. eingehen, nicht von dem herab fallenden
Waſſer
incommodirt werden.
Es iſt auch zu wiſſen, daß man in den
114. Ihre
Zahnſchli-
ße
.
Griechiſchen Gebäuden niemahlen Zahn-
ſchliße
unter die Modillons oder Sparren-
Röpff
geſeßt habe, dann die Sparren kön-
nen
nicht unter der Dachſtuhl - Säule
225. Thre
Sparren-
Köpſfe
.
ſeyn:
Ein groſſer Fehler iſt, wenn das,
was
in Mahrheit in der Conſtruction
oben
ſeyn ſoll, in der Vorſtellung unten iſt.
Eben um der Urſach willen haben die
336. Die Al-
ten
mach-
ten
keine
Sparren-
Röpffe
oder
Zahnſchli-
ße
an die
Frontons
.
Alten die Sparren - Röpffe und die Zahn-
ſchliße
niemahlen in den Frontons oder
Verdachungen
approbirt;
ſondern wol-
ten
uur ſimple Haupt - Geſimmſer haben:
dann weder die Dachſtuhl - Säule noch
die
Sparren können mit dem Fronton
übereinſtimmen
, und können deren Länge
nach
nicht heraus gehen, ſondern ſie ſol-
len
gerad über den Dachtrauffen, gegen
welchen
ſie ſich neigen, herdor gehen.
Die Poſtamente ſind drey Piedeſtale ſo
447. Die Po-
ſtamente

auf
der
Verda-
chung
oder
dem
Fron-
ton
.
auf den Ecken und auf der Mitte der
Verdachung
oder Fronton geſtellet wer-
den
, ſo Acrotiria heiſſen, worauf man
Statuen
oder andere Sachen ſtellet.
Die
äuſſeren
ſollen ſo hoch ſeyn, als das Feld
oder
die Vertieffung der Verdachung, der
untere
aber ſoll ein Achtheil höher ſeyn, als
die
andere.
11082Vitruvii
Alle Glieder, ſo über oder ober dem
11Zmey all-
gemeine

Regeln

ſilt
alle
Glieder

der
Ar-
chitectur
,
betreffend

ihre
Neis
gung
.
LhreAus

ladung
.
Capitäl der Säulen ſtehen, als da ſind,
das
Architrave, Friſe und Cornìche oder
Hauptgeſims
, das Feld der Verdachung,
die
Acrotiria, oder Poſtamentlein der ge-
dachten
Verdachung, ſollen ſich ein Zwölf-
theil
ihrer Höhe ſür ſich neigen.
Man hat annoch eine andere allgemei-
ne
Regel, ſo darin beſtehet, daß alle
Glieder
, ſo Ausladung haben, ſolche Aus-
ladung
ihrer Höhe gleich haben.
5 ter Artikel.
Von dem Toſcaniſchen Drden.
Mie gemeldet worden, daß die Ge-
22Der To-
ſcaniſche

Drden

deſtehet

in
den
Propor-
tionen
.
bäude dren Theile haben, ſo nach den
derſchiedenen
Orden differiren, als da ſind
die
Säule, das Fronton oder Verdachung
und
die Thür-oder Fenſter-Einfaſſungen;
alſo hat auch die Säule drey Theile, ſo
beſtehen
in dem Piedeſtall, dem Schafft
der
Säule und deren Verzierungen, nem-
lich
in dem Archirrave, dem Frieſe und
der
Corniche oder Haupt-Geſimms.
Die Proportion weder der Piedeſtallen
noch
der Thüren, und der Thür, und der
Fenſter-Einfaſſung
des Toſcaniſchen Or-
dens
finden ſich in Vitruvio.
Die Proportion der Säule iſt dieſe, daß
331. Der
Säule
ſo
aus
dreyen
die untere Dicke den ſiebenden Theil ihrer
11183Architectur. Höhe haben ſoll. Die Berjüngerung iſt
11Theilen
beſtehet
,
als
der vierte Theil des Diameters.
Die Baſis
hat
die Helffte des Diameters der Säu-
le
, die Platte ſo rund ſeyn ſoll, iſt die
221. Der
Schafft

der
Säule.
Helffte der Baſis;
die andere Helffte iſt
für
den Pfuhl oder Rundſtab, und das
332. Die
Baſis
.
Plättlein.
Die Höhe des Capitäls iſt die Helftte
443. Das
Capitäl
.
des Diameters der Säule:
die Breite der
Platte
iſt gleich dem Diameter der Säulen
unten
;
die Höhe des Capitäls wird in
drey
Theile getheilet, ein Theil iſt für die
Platte
;
der andere ſür den diertels Rund-
ſtab
, der dritte iſt für das übrige biß auſ
die
Säule.
Auf die Säulen werden die Saum-
55II. Das
ganze
Ge-
ſims
, wels
ches
hat.
ſchwellen, ſo durch Schwalben-Schwän-
ze
zuſammen gehalten werden, gelegt.
Dieſe Saumſchwellen ſollen ohngeſehr
661. Zween
Saum-
Balcken
,
ſo
an ſtatt
des
Archi-
travs
die-
nen
.
einen Finger von einander liegen, dann,
wann
das Holz ſo nahe aneinander zu
liegen
kommt, ſo erhißet es ſich und ſau-
let
.
Aufdieſe Saumſchwellen, ſo an ſtatt des
Architravs
dienen, macht man eine kleine
772. Eine
kleine

Mauer

ſtatt
des
Fries
.
Mauer, ſo das Fries oder Borden vor-
ſtellet
.
Das Haupt-Geſims, ſo auf dieſer klei-
883. Das
Haupt
,
Geſimms
,
ſo
Dielen-
Köpffhat
.
nen Mauer oder Frieſe ſißet, hat Dielen-
Köpff
, ſo dorſtechen.
11284Vitruvii
Dieſes ganze Geſimms hat den dier-
ten
Theil der Höhe der Säule;
die klei-
ne
Mauer, ſo zwiſchen dem Ende der
Valken
, ſo auſ der Säulen ruhen, ge-
macht
wvrden, ſollen mit Bollen oder
Doppelbrettern
bekleidet werden, ſo an
die
Ende der Balken anzunageln ſind
Das Fronton oder die Berdachung
kan
don Mauer-oder Zimmer-Arbeit
ſeyn
, ſo den Fierſt zu tragen hat;
die
Dachſtuhl-Säulc
und Pfetten ſollen mit
einer
beſondern Proportion, und wohl er-
höhet
ſeyn, um genugſamen Fall zu haben,
damit
das Waſſer deſto beſſer ablauffe.
Siehe das 5 te Kupffer.
6ter Artikel.
Bon dem Doriſchen Drden.
Die Doriſche Säule hat zu verſchie-
11Der Dori-
ſche
Dr-
den
beſte
het
in den
Propor-
tionen
.
denen Zeiten und an verſchiedenen Ge-
bäuden
verſchiedene Proportion gehabt;
dann in ihrem Urſprung war ſie nur ſechs
Diamerer
hoch, und iſt ſolches dem menſch-
221. Der
Säule
, ſo
der
ſchie
den
gewe-
ſen
.
lichen Leib nach gemacht worden, welcher
ſeine
Fuß-Länge ſechßmahl an der Höhe
des
ganzen Leibs hatte, nachgehends aber
hat
man ihr ſieben Diametros zur Höhe
gegeben
.
331. Zu der
ſchiedenen

Zeiten
.
11385Architectur.
Die Proportionen aber, ſo die Säu-
112. Ander-
ſchiedener

Arbeit
.
len Anſangs an den Tempeln hatten, ſind
nun
Zeithero zu Theatris gebraucht wor-
den
, woran man die Höhe um einen hal-
ben
Diameter vermehret, alſo daß ſie
ſunſzehen
Modul hoch worden iſt:
Dann
in
dem Doriſchen Drden iſt der halbe
Diameter
der Säule unten der Modul, ſo
in
den andern Säulen der ganze Diame-
ter
iſt.
Die Doriſche Säule beſtehet, gleich
22Die Theile
der
Doris
ſchen
Säu-
len
ſind
331. Der
Schaffk
.
442. Die
Baſis
, wel-
che
ſie dor
Zeiten
nicht
hatte
.
den andern, in dem Schafft, der Baſi
und
dem Capitäl;
ob gleich Vitruvius
nichts
bon der Baſi meldet;
es iſt auch
leicht
zu ſchlieſſer, daß dieſer Drden an
den
alten Gebauden keine hatte, weil ge-
ſchrieben
wird, daß, als man den Ioni-
ſchen
Orden geſchmeidiger, als den Do-
riſchen
machen wollte, man eine Baſin
zugeſeßet
;
und man ſiehet noch an einigen
Ueberbleibſeln
der alten Gebäude dieſes
Drdens
, daß die Säulen keine Baſin ha-
ben
;
will man aber eine anſeßen, ſo kan
die
Attiſche genommen werden, welche
auch
don dieſer Proportion iſt.
Die ganze Baſis iſt einen Modul hoch,
55Sie entleh
net
von
dem
Atti-
ſchen
Or-
den
, woran
die
Baſis
ſünſ
Theil
hat
, als:
Die
Platte.
ich will ſagen, einen halben Diameter der
Säule
.
Dieſer Modul wird in drey Thei-
le
getheilet, einer dieſer Theilen iſt ſür
die
Platte;
die zween andern werden
11486Vitruvii wieder in dier Theil getheilet, dadon
11Der obere
Stab
.
der obere Stab einen Theil bekommt;
die drey übrigen Theile werden in zwey
getheilet
, davon die untere Helffte ſür
22Der unte-
re
Stab.
Die
Scotie
oder
Höh-
lung
mit
den
Plätt-
lein
.
den unteren Stab, der andere für die
Scotie
, oder die Höhlung, mit dem Plätt-
lein
.
Die Breite aller Baſen insgeſamt iſt
ein
Viertels Diameter, ſo der Säuleſi
unterher
, jeder Seite zugeſeßt;
dieſer
Borſdrung
aber iſt zu groß und kein
Exempel
dadon zu finden, ſo gar Vitru-
vius
macht ſie geringer an der Ioniſchen
Baſi
.
332. Das
Capitäl

ſo
oier
Theile

hat
, als:
Die
Plat-
te
, der
Halb-
rund
,
Stab
mit
ben
Gürt-
lein
und
Hals
.
Die Höhe des Eapitäls ſowohl, als
die
Baſis iſt einen Modul hoch;
die Brei-
te
zwey und einen halben Modul.
Die
Höhe
des Capitäls wird in drey Theile
getheilet
, wodon einer zur Platte kommt
ſammt
dem Carniß;
der andere iſt für
den
halbrund-Stab mit den Stäb und
Plättlein
;
der dritte iſt für den Hals des
Capitäls
.
Der Architrave begreifft in ſich die
44II. Der
Archi-
trave
hat
zween

Theile
,
I
. Die
Platte
.
2
. Die
Tropſſen
.
Platte mit den Tropffen, ſo ſich unter
den
Dreyſchlißen finden, und iſt gleich
dem
Capitäl einen Modul, die Tropffen
mit
ihrem Stäblein ſollen ein Sechstel
des
Moduls abhangen.
Die Breite des
11587Architectur. Architravs unten ſoll ſo breit ſeyn, als die
Säule
oben dick iſt.
Ueber dem Architrave in dem Friſe müſ-
11II. Das
Friſe
wird
in
Zween
Theile
ge-
theilet
, als-
I
. Die Me-
topen
oder
Schilde
.
ſen die Triglyphen und Metopen eingethei-
let
werden.
Die Triglyphen haben ei-
nen
und einen halben Modul in der Hö-
he
, und einen Modul in der Breite.
Die
Metopen
aber ſind eins in der Höhe und
Breite
.
Mitten auſ die Säule ſoll alle-
zeit
eine Triglyphe kommen, und in die
Zwiſchen-Säulen
drey:
gegen den Ecken
macht
man halb oder Stuck Metopen.
Die Breite des Triglyphen wird in
222. Die
Trigly-
phen
ſo
dier
Theile
haben
, als:
Halbe

Einſchnitl
.
Die

Schenkel
.
ſechs Theile getheilet, wodon ſünſ für
die
Mitte bleiben;
die zween halbe aber
bleiben
recht und linker Hand, zum hal-
ben
Einſchnitt, der mittlere Theil und die
leßte
von den fünffen kommen zu den drey
Schenckeln
:
dann die zwey, ſo zwiſchen
den
drey Schenkeln ſich beſinden, ſind ſür
die
Einſchnitte oder canäle, und werden
33Die Ca-
näle
.
Die
Capi-
täle
.
ſelbige nach dem Winkelmaß eingehauen.
Das Capitäl der Triglyphen ſoll den ſech-
ſten
Theil das Moduls haben.
Auf das Capitäl der Triglyphen kommt
44III. Die
Corniche

oder

Haupt-Se-
ſimms
, ſo
ſünf
Theile
hat
, und
ihme
beſon.
das Haupt-Geſimms, deſſen Ausladung
iſt
einen halben und ein Sechstel oder
zwey
Drittels Modul groß;
die Höhe
einen
halben Modul, begreiſt das Dori-
11688Vitruvii ſche Carniß, ſo ſie unter dem obern Car-
11der zulom-
men
, als:
niß hat.
Unter der Platten des Haupt-Ge-
221. Leiſten-
werk
.
ſimms gerad neben den Triglyphen oder
Dreyſchlißen
, oben über den Metopen
oder
Schilden pſlegt man Leiſtenwerk ein-
zuhauen
.
Gerad unter den Dreyſchlißen wer-
332. Die
Tropffen
.
den die ſogenannt Tropffen an der Zahl
neune
ausgehauen;
die Austheilung iſt
dieſe
, daß ſechs nach der Länge und drey
nach
der Breite zu ſtehen kommen.
Dber
443. Dua-
der
mit
etwa
Don-
ner-Reu-
len
.
den Schilden oder Metopen wird nichks
als
etwa Donner-Keule eingehauen.
Im übrigen war gegen den Rand ein
Scotie
oder Hohl-Leiſten zu machen.

554. Eine
Hohl-
zeiſte
.
Eerad über den Dreyſchlißen laſſen
665. Dielen-
Köpſſe
.
einige Sparren herfür gehen, um die
Sparren-Köpffe
ſo das Haupt-Geſimms
tragen
, zu formiren, alſo daß, gleichwie
die
Stellung der Balcken Anlaß zu den
Dreyſchlißen
gegeben, der Borſprung der
Dachſäule
auch Anlaß zu den Sparren-
Köpffen
, ſo das Haupt tragen, gegeben.
Siehe Fig. 6.
11789Architectur.
7 ter Artikel.
Bon dem Ioniſchen Drden.
Die Proportion der Ioniſchen Säule
11Der Io-
niſche
Dr
den
beſte-
het
in der
Propor-
tion
.
beſtunde im Anfang in acht Moduln oder
Diametris
der Höhe:
Die Alten aber ha-
ben
ſogleich einen halben Diameter zuge-
221. Der
Säule
, ſo
3
. Theilhat
als
:
1
. Der
Schafft
,
woran
die
Propor-
tion
zu ver-
ſchiedenen

Zeiten
auch
derſchieden

waren
, und
wird
auf
die
Baſin
auf
zweyer-
ley
Mani-
ren
geſtellk,
als
:
auſſer
deul
Schenkel
.
Bleyrechk
.
ſeßt, um dadurch dieſe Säule zierlicher, als
die
Doriſche zu machen, und zwar ſowohl
durch
ihre Höhe, als durch die Berzie-
rungen
;
ſie haben auch die Baſin, ſo in dem
Doriſchen
nicht gebräuchlich war, zuge-
ſeßt
.
Die Säulen ſollen auſ zweyerley Art
auf
die Baſin geſeßt werden, zuweilen
bleyrecht
, und denn auch auſſer dem Sen-
kel
, als wenn die Säulen, ſo auſſen ſte-
hen
(wenn ſolches mehr als mit einer Rei-
hen
gezieret) denn der Theil der Säule,
ſo
gegen der Mauer des Gebäudes ſiehet,
ſoll
ſenk-und bleyrecht ſeyn:
Das äuſ-
ſere
Theil aber ſoll die völlige Berringe-
rung
behalten, und ſolle ſich gegen der
Mauer
neigen.
Die Säulen, ſo inwen-
dig
in den Borſchopſen, zwiſchen der
Mauer
und äuſſern Säulen ſtehen, ſol-
len
bleyrecht ſeyn.
Die Breite der Ioniſchen Baſis ſoll ei-
332. Die Ba-
ſis
, in wel-
cher
man
betrachtet
nen Diameter der Säulen und denn noch
11890Vitruvii. ein Biertel und ein Achtel bereit ſeyn. Ih-
11Die Pro-
portion

ihrer
Thei-
le
, welche
ſind
die
Platte
.
Der
Rund-
ſtab
.
re Höhe aber iſt eines halben Diameters.
Wenn dieſe Höhe denn in drey Theile ge-
theilet
worden, ſo wird ein Theil zur Plat
te
genommen, das übrige in ſieben Theil
getheilet
;
es kommen drey zum obern
Rundſtab
;
denn don den dieren, ſo bleiben,
nimmt
man die zween overe ſür die obere
22Die obere
Scotie
.
Die
unte-
re
Scotie.
Die
Stäb-
lein
.
Scotie mit dem Stäblein;
die zween an-
dere
für den untern Scotie, ſo gröſſer als
der
obere ſcheinet, weil er ſo weit, als die
Platte
, hinaus gehet.
Die Stäbe ſollen
den
achten Theil des Scotie haben, woran
die
Ausladung der achte Theil der ganzen
Baſis
mit dem Achtel des Diameters der
Säule
iſt.
Siehe das 7. Kupſer.
Was das Capitäl anbelanget, ſo ſolle
333. Das Ca-
pitäl
, deſ-
ſen
Theil
dieplatte
.
die Platte, ſo die Alten Abacus nannten,
einen
Diameter der Säule unten mit einem
achtzehenden
Theil im Quadrat haben:
die Helſte der Platte ſoll die Höhe des
Capitäls
mit der Schnecken-Ründe aus-
geben
.
Am Eck der Platte aber ein-
wärts
wird ein Zwölſtheil und ein hal-
bes
Theil der Höhe des Capitäls geſeßt,
von
daraus ziehet man Linien abwärts,
ſo
cathetes genennet werden:
denn wird
die
ganze Dicke des Capitäls in neun und
einen
halben Theil getheilet;
dadon die
Platte
einen bekommt, die übrige acht
ſind
für die Schnecke.
11991Architectur.
Da man nun unter der Platte vier und
11Die Schne-
cken
.
einen halben von dieſen acht gelaſſen, ſo
muß
an dieſem Drt eine Linie gezogen wer-
den
;
ſo die; wo in der Duer ſchneidet, und
die
Durchſch nitts-Punc te ſin odie Centra
oder
Mittel-Puncten der Augen, welche
im
Diameter einen von den acht Theilen
haben
.
In das mittlere Spatium des
Augs
werden die Centra geſeßt, woraus
den
die ganze Schnecke mit dem Cirkel
formirt
wird, indeme man oben unter der
Platte
den Anfang macht, und gehet in
den
vier Theilen, ſo herum biß man durch
die
Berjüngerung in dem erſten Biertel
die
Schnecke anſchlieſſet, wo jedes Bier-
tel
ſein eigenes Centrum hat.
Im übrigen ſoll die Dicke des ganzen
Capitäls
alſo eingetheilet ſeyn, daß don
dem
neun und einen halben Theil, ſo ſol-
ches
hält, die Schnecke in die Breite der
drey
Theile, unter dem Stab ober der
Säule
, welcher gerad ober dem Aug der
Schnecke
ſeyn ſoll, hange.
Der Reſt, ſo über dem Rund ſtab iſt,
22Biertels
Rundſtab
.
ſo zur Platte, dem Canal oder Umzug,
und
zum halb Rundſtab der Oven kom-
men
, woran der Borſprung über dem
Quadrat
der Platte hinaus gehet, ſolle
auch
die Gröſſe des Augs haben.
12092Vitruvii
Der Canal ſoll ein Zwölſtheil ſeiner
11Der Ca-
nal
oder
die
Tieſung
der
Schne-
cke
.
Der
Surt
Breite ausgehöhlet werden.
Der Gurt des ſeitlichen Theils des Ca-
pitäls
, ſolle der Platte vorſtehen, und das
22Die Ar. in ſo weit, als dom Centro des Augs biß
zum
Stab.
Die Dicke der Are der Schnecken, iſt
die
Dicke der Schnecke, ſo ſeitwärts zu
ſehen
, und das äuſſerſte, ſo man gemeini-
glich
Ballunſter nennet, ausmacht, ſolle
die
Gräſſe des Augs nicht überſchreiten.
Siehe das 8. Kupſerblat.
Die Proportion des Ioniſchen Capi-
33Die Pro-
portion
.
des
Ioni-
ſchen
Capi-
täls
ſoll bey
groſſen
und
kleinen

Säulen

einen
Un-
terſcheid

machen
.
täls ſind nur vor Säulen, ſo funzehen
Schuhe
hoch ſind;
die ſo gräſſer ſind,
erſordern
auch ein mehrers, und insge-
mein
müſſen die Proportions-Gröſſen auch
nach
der Gröſſe der Säulen vermehret
werden
, und zwar angeführter Urſach
wegen
, daß die Säule, je höher ſie ſind,
je
weniger ſie verjüngert werden ſollen.
So daß, wenn die Säule über ſunſzehen
Schuhe
hoch ſind, man ein Neuntheil dem
Diameter
der Säule zuſeßet, um der Plat-
te
die Breite zugeben;
wo man denn bey
den
fünfzehen Schuhigen nur ein achtze-
hentheil
zuſeßt.
Die Architraven ſollen mit gleicher Aus-
442. An dem
Architrave

muß
man
betrachten
.
ladung, ſo wie die Piedeſtale, auſ die Säu-
len
geſeßt werden, wenn ſie nicht ſortlauf-
12193Architectur. fen, ſondern nur auf Fuβſchemmel; Art gemacht
11I. Wie er
ſich
gegen
dem
Pie-
deſtale
vere
halten

ſoll
, mie
auch
nach
den
vers
ſchiedencn

Hóhen
der
Sàulen
.
morden, und ſolches geſchiehet um
die
Symetriam zu erhalten.
Ihre Hóhe ſull nach Proportion der Sáulen:
Hohe, auch noch hóher ſenn; denn,
menn
die Sáule zmólf bis funfzehen
Schuhe
boch iſt, ſo gibt man der Höhe
des
Architravs den dalben Diameter der
Säule
unten;
menn ſie aber funfzehen biβ
zmanzig
hat, theilet man die Höhe der
Säule
in zmanzig Theil, einen davon dem
Architrave
zugeben, desgleichen, menn ſie
zmanzig
biβ fünf und zivanzig hat, theilet
man
die Höhe in zmölf und einen halben
Theil
, davon dann der Architrave einen
bekvmmt
, und alſd nach Proportion.
Der Architrave ſoll unten, mo er auf
222. Deſſen
untere

Breite
.
der Sáulen ruhet, ſo breit oder dick
ſeyn
, als die Säule, mo das Capitäl
aufſitzet
.
Die Ausladung oder der Borſprung
333. Bors
ſorung
und
Höde
des
Carniβ
.
des Sarniβ des Architravs ſoll ſich gegen der
untern
Dicke der Säule verhalten.
Die
Höhe
des Carnis ſoll der ſiebende Theil
Der
Höhe des Architravs ſeyn.
Das übrige mird in zmölf Theile getheilet,
444. Die
Höhe
deſ
ſenPlatten
.
theilet, davon drey zur erſten Platten
oder
Streiffen Kommen, vier zur zmeyten
12294Vitruvii und fünf zur obern, morauf das Carniβ
ruhet
.
Das Fris ſoll auch ein Viertel niedriger
11III. Bon
demFris
.
ſeyn, als das Architave, es ſeye
dann
, daβ man mas darein einhauen molle;
dann damit die Bildhauereo mehrere
Annehmlichkeit
habe, ſo ſolle das Fris
um
ein Biertheil höher, als das Architrave
gerichtet
merden.
Auf das Fris kommt ein Carniß oder
22IV. Das
Corniche

deſſen

Theile

ſtnd
:
Rehl:
Leiſten, ſo ums Siebentheil des
Fris
hoch iſt, mit gleicher Ausladung ſeiner
Höhe
.
Die Zahnſchlitze, ſo über der Rehl: Leiſten
331. Das
erſte
Carniβ.
ſtehen, ſullen ſo hoch ſeyn, als die mitt-
lere
Platte des Architravs, und ſolches
442. Die
Zahnſchlitze
.
mit gleicher Ausladung ihrer Höhe:
die
Ausſchneidung
der Zahnſchlitze ſolle die
Helffte
ihrer Höhe ſeyn, und daβ die
Höhe
zmiſchen zmeen Zähnen ſeye zmey
Theil
, von dreyen der Höhe.
553. Das
zmente

Carniβ
.
Das Carniβ oder die Rehl-Leiſten, ſo
úber
dem Zahnſchlitz ſtehet, ſolle ein Drittheil
der
Hóhe der Zahnſchlitze haben.
664. Rrantz
oder
ban@ende
Platte
mit
dem
kleinen
Sarniß
.
Die Rrantz-Leiſten mit ihrem Carniβ
iſt
ſo hoch, als die mittlere Platten des
Architravs
.
Die groſſe Rehl-Leiſten ſoll ein Achttheil
mehr
an der Höhe haben als der
775. Die
groſſe

Rehl
Lei
ſten
.
Rrantz.
12395Architectur.
Die Ausladung des ganzen Haupt-Geſimms
11Allgemei@
ne
Regel
aller
Auslabungen.
ſammt der Zahnſchlitze, ſollenne
gleich
ſeyn der Höhe von dem Fris an
biβ
über die groſſe Rehl-Leiſten.
Und es
haben
insgemein alle Ausladungen ein
beſſeres
Anſehen, mann ſie ihrer Höhe
gleich
ſind, Siehe das 7de Rupffer.
8ter Artikel.
Von dem Corinthiſchen Orden.
Die Corinthiſchen Säulen haben keine
22Der Corin
thiſche
Orden
iſt
nur
durch
das
Capitäl

von
dem
Ioniſchen

unterſchieden
.
andere Proportion, als die Ioniſche,
das
Capitäl ausgenommen, deſſen Höhe
machet
, daβ die Säule geſchmeidiger
und
höher zu ſeyn ſcheinen.
Die andere Glieder, als da ſind das
Architrave
, das Friβ und das Haupt-
Geſimms
, entlehnen ihre Proportionen
33Iſt ſonſten
von
dem
Doriſchen

und
Ioni-
ſchen
Or-
den
zuſam-
men
ge-
bracht
.
von dem Doriſchen und Ioniſchen, und
hat
nichts beſonders, dann die Corinthiſchen
Sparren-Röpffe
, ſind von dem
Doriſchen
Dielen-Röpffen genommen;
die Zahnſchlitze aber ſind von dem Ioni-
ſchen
Orden entlehnet morden.
Wenn nun die Proportion des Capi-
44In dem
Corinthi-
fchen
Capi-
ſind ſie-
ben
Dinge
Zu
betrach-
ten
, als:
täls anzugeben, ſo ſind folgende Stück
daben
zu betrachten:
Das Capitäl mit der Platte iſt ſo hoch
als
die Säule unten dick iſt.
551. Deſſen Hóhe.
12496Vitruvii.
Die Breite der Platten zu haben, muß
112. Die
Breite

oben
.
deren Diagonal die Höhe des Capitäls
zmeymal
ſeyn, die Rrümme, ſo die Seite
der
Platten einmarts haben, iſt der neunte
Theil
einer Seite.
Das Untere des Capitäls iſt dem Hals
223. unten. der Säule gleich.
Die Dicke der Plat-
te
iſt der ſiebende Theil des ganzen Ca-
pitäls
.
Man muß zmey von dieſen Siebentheil
334. Deſſen
Blätter
.
zur Höhe iedes Blats, deren zmo Rei-
hen
ſeyn, nehmen, iede Reihe hat vier
Blätter
.
Die Stengel oder Stiel, melche auch
445. Ihre
Stengel
.
aus andern Blättern beſtehen, und aus
den
Blättern des obern Rangs oder
Reihen
entſpringen, ſollen auch zmeen
aus
dieſen Siebentheil haben, die Schne-
cke
aber iſt dabey mit begriffen.
Die Volute oder Schnecken entſprin-
556. Die
Schnecten
.
gen aus den Stengeln, moran die groſſe
ſich
biβ an das Ende und Eck der Platte
erſtrecken
, die andere aber ſind unterhalb
der
Roſen.
Die Roſen, ſo in der Mitte des Ca-
667. Ihre
Roſen
.
pitals oben im Geſimms ſtehet, ſolle ſo
groβ
ſeyn, als dieſes Geſimms dick oder
hoch
iſt.
Die Verzierung des Corinthiſchen Or-
77Die Ver-
zierung
.
dens, als nemlich der Architrave des Friſe,
12597Architectur. und das Haupt-Geſimms differiren nichts
von
dem Ioniſchen Orden.
Siehe das
@te
Rupſer.
Sechſter Artikel.
Von dem Compoſito Orden.
Vitruvins ſpricht nichts von dieſem Or-
11Dieſer
Orden
iſt
von
Vi-
truvio

nicht
be-
ſchrieben
.
den, daβ er von dem Corinthiſchen, Ioni-
ſchen
und Doriſchen diſtinguirt ſeye, ſon-
dern
ſagtnur, daβ man jezumeilen auf die
Corinthiſche
Säule ein, von vielen Theilen
Zuſammen
geſetztes Capitäl, ſtelle, ſo von
dem
Corinthiſchen, Ioniſchen und Dori-
ſchen
genommen morden.
Daraus ſchöpffet man eine Folg, daβ
22Iſt nur
insgemein

bemerket
.
der Orden, ſo jetzt Compoſita genannt mird,
könnte
zu Zeiten Vitruvii ſchon im Gebrauch
gemeſen
ſeyn, iviemohl man zu ſelbiger Zeit
keinen
a parte Orden daraus gemacht hat;
dann unſer Compoſita Orden iſt meſentſi-
cher
Weiβ nur durch das Capitäl von dem
Corinthiſchen
unterſchieden:
ja man kónn-
te
ſo gar ſagen, daβ durch dieſen einzigen
Unterſcheid
des Capitäls dieſer Orden von
dem
Corinthiſchen unterſchieden ſeyen, meil
nach
Vitruvio, das einzige Corinthiſche Ca-
pitäl
den Corinthiſchen Orden ausmacht.
Run die Theile ſo unſer Compoſita Or-
33Entlehnet
die
Theile,
ſo
das Ca-
pitäl
aus-
machen
.
den von dem Corinthiſchen entlehnet, ſind
das
Geſimms und die zmo Reihen Bä-
12698Vitruvii Architectur. renklau-Blätter, ſo er behalten hat, ob ſie
mohl
der Corinthiſche Orden verlaſſen,
und
die Oelblätter darfür angenommen.
Die andere Theile, ſo er von dem Ioni-
11Von dem
Ioniſchen
.
ſchen Orden entlehnet, ſind die Voluten oder
Schnecken
, indeme er ſelbige auf eine ge-
miſſe
Art nach dem Corinthiſchen Modell
formirt
, mie er ſelbige als mie das Ge-
ſimms
einbiegen thut, dann an dem Ioni-
ſchen
Capitäl ſind ſie ſo mohl, als das Ge-
ſimmslein
gerad.
Den Viertels Rundſtab unter der
22Von dem
Dori-
ſchen
.
Platte, entlehnet er cher von dem Dori-
ſchen
als Ioniſchen Orden;
dann dieſe
Viertels-Rundung
iſt ſogleich unter der
Platte
, ſo mohl in dieſem als Doriſchen,
melches
in dem Ioniſchen nicht iſt;
ſo zmi-
ſchen
der Platte und beſagter Rundung
den
Canal, ſo die Schnecke formirt, hin-
macht
.
Man könnte demnach ſagen, daβ
er
den Ioniſchen imitirt, meil die Oven
darein
gehauen, melche ſich ſelten in dem
Doriſchen
Capitäl finden, aber alle-
zeit
im Ioniſchen.
5[Figure 5]
12799 )o( 6[Figure 6]
Aubzug
der Architectur
aus den zehen Büchern
VITRUVII.
Zmeyter Theil.
Welcher die uns, mit den Alten
gemeinſchafftliche Architectur enthält.
Erſtes Capitel.
Von den gemeinen Gebäuden.
Erſter Artikel.
Von den Veſtungen.
Sie Gebäude ſind public, gemein
11Die Regel
der
Forti-
fication

enthalten

vier
Dinge,
als
:
oder eigenthümlich.
Die publiquen
gehören
zur Sicherheit oder zur
Religion
oder auch zur allgemeinen Com-
modität
:
Die Fortification einer Stadt
iſt
zur Sicherheit, die Tempel aber ge-
hören
zum Religions-Weſen;
die gemeine
128100Vitruvi@ Plätze, Märkte, die Baſiliquen-Gebäude,
die
Theatra oder Schauplátze und die
Academien
maren zur allgemeinen Com-
modität
.
Die Diſpoſition und die Figur des
111. Die
Diſpoſi-
tion
der
Wälle
.
Walls mar alſo beſtellt, daβ die Thürne
etmas
der Mauer vorſtachen, damit,
mann
der Feind ſich näherte, man ihme
in
die Flanc recht-und linker Hand vor dem
Thurn
kommen kunnte.
Sie bemüheten ſich auch dem Feind die
Approche
oder Annäherung der Mauer
beſchmerlich
zu machen, und haben dero-
megen
die Weege, ſo zu dem Pforten
führen
, nicht gerad, ſondern krumm und zur
Linken
der Pforten gezogen, alſo daβ durch
dieſes
Mittel die Belagerer ſiche gezmun-
gen
ſahen, denen, ſo auf der Mauer ma-
ren
, die rechte Flanc, ſo mit dem Schild
nicht
bedeckt mar, vorzumeiſen.
Die Figur einer Feſtung ſoll meder
222. Die Fi-
gur
der
ganzen

Feſtung
.
viereckigt noch mit zu vielen meit ausge-
henden
Angeln verſehen ſeyn, ſondern
gleichſam
nur ſo mit Sic-Sac;
dann die
meit
ausgehende Angeln ſind dem Feind
vortheilhaftiger
als den Belagerten.
Die Dicke der Mauer beſtunde in die-
333. Die
Conſtru-
ction
der
Mauer
,
ſo
da be
greifft
,
ihre
Dicke.
ſem, daβ, mo zmeen bemaffnete Männer
einander
begegneten, ſie einander ausmei-
chen
kunten, ohne daβ einer den anddern hin-
derte
.
129101Architectur.
Sie machten ihre Manern feſt und un-
11Die Ma-
terialien
.
bemeglich, indem ſie von Oelbäumen halb
gebrannte
Hólzer in die Mauer mit einleg-
ten
, ſo das Mauermerk verbande und zu-
ſammen
hielte.
Ob gleich nichts, als die Erde die Wälle
befeſtigte
, ſo machten ſie doch keine Ter-
raſſen
, es märe dann, daβ eine Art der
Stadt
von einer nahe angelegenen Höhe
commandirt
mare, modurch die Belage-
rer
geraden Wegs auf die Mauer mar-
chiren
kunten.
Dieſe Terraſſen ſtärker zu machen, da-
223. Thre
Pfeiler
.
ben auch zu vermehren, daβ die Erde die
zmo
Mauern nicht ausſchiebe, ſo machten
ſie
Contresforts oder Pfeiler, melche von
einer
Mauer zur andern gegangen, damit
die
Erde, ſo gleichſam dadurch in viele
Theile
abgetheilet murde, die Gemalt nicht
hatte
die Mauern hinaus zu ſchieben.
Ihre Thürne maren rund mit vielen
33IV. Die
Figur
und
die
Diſpo-
ſition
der
Thürne
.
Ecken und Seiten verſehen, dann die vier-
eckigte
maren durch die Rriegs-Machinen
gar
bald ruiniret, und die Wieder ſtieſſen
die
Ecken gar bald ab.
Do gleich hinter dem Thurn mar
44Und die
Courtinen
.
die Mauer, ſo breit, als der Thurn ſelbſt
abgeſchnitten
, und dieſe alſo abgeſchnit-
tene
Mauer, murde durch Balfen, gleich
einer
Brücke zuſammen gehänget, ohne
daβ
ſie mit Eiſen feſt gemacht mar;
130102Vitruvii Alſo, daβ mann der Feind ſich eines Theils
der
Mauer bemeiſtert, die Belagerten im
Stand
maren dieſe Hólzer megzuſchaffen,
damit
der Feind keine Gelegenheit hatte
meiter
zu kommen.
2ter Artikel.
Von den Tempeln.
Das zmeyte Geſchlecht der publiquen
11Allgemei-
ne
Thei-
lung
der
Griechis

ſchen
und
Toſcani-
ſchen

Tempel
.
Gebäude, mar das, ſo zur Religion ge-
hörte
, und aus Tempeln beſtund.
Sie
maren
auch ben den Alten zmeyerlen;
als
die
Griechiſchen und die Toſcaniſchen.
Die Tempel auf Toſcaniſche Manier
22Die Grie-
chiſchen

maren

rund
oder
viereckigt
.
In
den
viereckig-
ten
Tem-
peln
ſind
dren
Din-
ge
zu be-
trachten
.
maren viereckigt;
die Griechen aber mach-
ten
ſie jezumeilen rund, auch dann und
mann
viereckigt.
In der Griechen vierecktigten Tempeln
ſind
drey Dinge zu betrachten, nemlich die
Theile
daraus ſie beſtunden, die Propor-
tion
des ganzen Tempels, und deſſen
Aſpect
.
Die Theile der viereckigten Tempel
maren
öfters fünf an der Zahl:
dann ſie
hatten
faſt alle vornen bedeckte Säulen-
331. Die
Theile

deren
fünf
ſind
, als:
Gänge Pronaos genannt, das hintere Theil
des
Tempels aber Poſticum oder Opisthe-
domos
, das Mittel des Tempels hieſſe
Cella
oder Secos, ſo dann die Gallerien oder
Seiten
und die Pforte.
131103Architectur.
Der Vorhof oder Vorſchopf war ein
111. Vorhoſ
oder
Vor-
ſchopff
.
bedeckter Drt dor den meiſten Tempeln,
und
eben ſo breit, als der Tempel;
deren
maren
dreyerley;
einige waren auf drey
Seiten
mit Säulen beſchloſſen;
andere
aber
hatten nur Säulen vornen;
die
Seiten
waren mit der Mauer des Tem-
pels
, ſo man fort continuirte, auf beeden
Seiten
geſchloſſen;
die andere waren halb
mit
Säulen, halb mit den Seiten - Mau -
ern
des Tempels beſchloſſen.
Das Poſticum oder hintere Theil des
222. Das
Poſticum
.
Tempels, war dem Vorſchopf gleich,
und
hatte auch eine Thür.
Es hatten
aber
nicht alle Tempeln ein Poſticum, ob
ſie
wohl ſcbon faſt alle ein Pronaos oder
Vorſchopf
hatten.
Das Mittel des Tempels, Cella ge-
333. Das
Mittel
.
nannt, war ein Drt mit dier Mauern be-
ſchloſſen
, und hatte das Licht nur durch
die
Porte, es wäre dann, daβ kein Dach
darauf
befindlich, wie ſolches unten beſſer
explicirt
werden ſoll.
Die Gallerien, ſo die Seiten formirten,
444. Die
Gallerien
.
waren Reihen - Säulen, zuweilen einfach,
jezuweilen
auch doppelt, ſo die äuſſere
Seiten
des Tempels umgaben.
Dieſes
aber
war nicht an allen Tempeln.
Die Pforten der Tempeln waren der-
555. Die
ßforten
,
ſo
dreyer-
ley
waren,
als
:
ſchiedener Gattung, nach dem Unterſcheid
des
Drdens der Architectur, nach welchem
132104Vitruvii der Tempel gebauet war. Dieſe waren
der
Doriſche, der Ioniſche und der Atti-
ſche
.
Die Höhe der Doriſchen Pforte war
11Die Do-
riſche

Dforte
,
deren

Theile
,
waren
.
dieſe:
man theilte die Gallerie oder den be-
deckten
Gang von unten, biβ oben an die
Decke
der Gallerie iu drey und einen hal-
ben
Theil;
von dieſer Deck, ſo Lacunar
genennet
wurde, gab man zwey Theil der
Thür
oder Pforte biβ unter den Sturz;
dieſe Höhe wurde wieder in zwölf Theil
getheilet
;
dadon man fünf und einen hal-
ben
zur Thür - Breite unten nahm;
dann
das
obere Theil muſte ein Drittel enger
ſeyn
, ein Viertel, auch ein Achttheil der
Einfaſſung
, und das nach der Höhe der
Pforre
;
dann je höher ſie war, je weni-
ger
ſie oben zuſammen gezogen wurde;

die
Breite oder Dicke der Einfaſſung
warder
zwölfte Theil der Höhe der pſor-
te
im Lichten.
Die Gewänder waren obenaus auch
22Die Ein-
faſſung
.
nicht ſo dick, als unten, und ſolches um
den
dierten Theil ihrer Breite;
und auſ-
ſen
herum nur mit einem Carniβ oder
Kehl
- Leiſten, und mit einem Stäblein der-
ſehen
.
Auf dieſe Kehl - Leiſten am Sturz,
33Das
Friſe
.
machte man ein Friſe, ſo Hyperthyron
genannt
wurde, welches auch eben ſo hoch,
als
der Sturz war, und auf dieſes Friſe
133105Architectur. wurde eine Doriſche Kehl - Leiſten mit ei-
nem
Viertel Rund - Stab geſetzt, eines ſo
wohl
als das andere hat wenig Ausladung.
Auf dieſe Verzierung kam die platte
11Hangende
Platte
odec
Kranz-Lei-
ſten
.
Kranz-Leiſte oder hangende Platte, mit ih-
ren
Kehl - Leiſtlein, welches ſo diel Vor-
ſprung
oder Ausladung hatte, als die Ge-
wänder
oben breit waren.
Die Höhe der Ioniſchen pforte verhält
22Die Ioni-
ſche
Pfor-
ten
der
Theile

waren
ſich, wie dieſe an der Doriſchen;
die Brei-
te
aber zu haben, theilete man die Höhe in
zwey
und einen halben Theil, davon ein
und
ein halber zur Breite kam, die obere
Zuſammenziehung
war gleich der Do-
riſchen
.
Die Breite der Einfaſſung war der
33Die Ein-
faſſung
.
vierzehende Theil der Höhe der Pforten im
Lichten
.
Dieſe Breite der Einfaſſung wur-
de
in ſechs Theile getheiiet, und kam einer
zur
Kehl - Leiſten;
das übrige wurde in
zwöf
getheilet, und ſo kamen drey zur erſten
Platte
, wann der Stab mit darzu ge-
nommen
wird, dann vier Theil zur zweyten
und
fünf zur dritten.
Das Friſe Hyperthyron genannt, hat
44Das
Friſe
.
die gleiche Proportion als wielas im Do-
riſchen
.
Die Kragſteine rechts und links gien-
55Kragſtein. gen an den Gewändern völlig hinunter
und
hatten annoch Laubwerk unten daran;
134106Vitruvii ihre obere Breite war der dritte Theil der
Einfaſſung
und derringerte ſich unten aus
um
ein Viertheil.
Die Attiſche pforten waren den Do-
11Die Atti-
ſche
pſor-
te
.
riſchen gleich.
Aber ihre Einfaſſung hat-
te
unter der Kehl-Leiſten nur eine platte,
und
dieſe platte hatte nur zwey von ſieben
in
der Breite, worein die Einfaſſung, was
noch
davon übrig, getheilet war.
Die Proportion der Tempel war dieſe,
222. Die
Propor-
tion
.
daβ ſie zweymahl ſo lang, als breit ſeyn
muſten
:
dieſes aber verſtehet man eigent-
lich
nur von den Tempeln ſo keine Säu-
len
hatten, deren Länge in acht Theile ge-
theilet
wurden, und dier davon kamen zur
Breite
.
Die Tempel ſo ringsum Säulen hat-
ten
, kunten dieſe Proportion nicht haben,
und
das um ſo diel mehr, weil die Länge
nur
das doppelte der Zwiſchenſäulung hat-
te
, und dannenhero eine Säule weniger,
als
das doppelte der Säule vornen und
hinten
.
Der Aſpect der Tempeln bedeutete
33Der
Aſpect

ſo
dop-
pelt
, als:
zwey Ding in dem Vitruvio, nemlich die
Diſpoſition
der Theile eines Tempels
gegen
einander, und die Diſpoſition oder
Stellung
des Tempels gegen den Him-
mels
.
Theil.
135107Architectur.
Was nun die Diſpotion des Tempels
11Derl
Aſpect
ge-
gen
der
Himmels-
Theil
.
gegen den Himmel betrifft;
ſo haben die
Alten
es alſo gehalten, daβ der Tempel ge-
gen
Aufgang der Sonnen ſich wendete,
es
wäre denn geweſen, daβ ſich der Drt
nich
darzu ſchickte, oder eine groſſe Gaſſe
es
a ders erforderte.
Was die Diſpoſition der Theile be-
22Der
Aſpect

gegen
die
Theile
, ſo
zu
zwey
verſchiede-
ner
Art
Tempeln

gehören
,
ſind
fol-
gende
:
trifft, nemlich den Vorſchopf, das Poſti-
cum
, die Seiten, das Inwendige des Tem-
pels
und die pforten oder Thüren, ſo war
ſie
nicht einerley an denen Tempeln, ſo
Säulen
hatten, oder ſo keine hatten.
Die Tempeln ohne Säulen waren kei-
ne
zwanzig Schuhe breit.
Die Länge die-
ſer
Tempel wurde in acht Theile gethei-
let
, davon gab man vier zur Breite und
33Die Tem-
peln
ohne
Säulen
.
fünf der inwendigen Länge des Tempels,
und
denn dem Vorſchopf drey.
Die Tempeln mit Säulen, deren achter-
44Die Tem-
peln
mit
Säulen
.
ley waren.
Die erſten und ſimpleſten waren
die
, ſo ſie Antes gencnnet;
weil an dieſen
Tempeln
vorn zwiſchen zwey Antes oder
55Deren
waren
ach-
terley
, als:
pfeilern unr zwo Säulen ſtunden.
ſer Tempeln waren dreyerley.
66Die Tem-
peln
mit
Antes
ode-
βfeilern

waren
Zer-
ley
.
Die erſte und ſimpleſte hatte zwo Säu-
len
vor der Faciata des Tempels, an den
Ecken
derſelben aber waren zween Antes
oder
diereckigte pfeiler;
die zwo Säulen
trugen
ein Fronton oder Verdachung.
136108Vitruvii
Die zweyte Manier hatte nur zwd Säu-
11Die zwey-
te
.
len, ſie waren aber zwiſchen zween Antes
und
alles in einer Linie, und dieſe Antes
oder
pfeiler beſchloſſen mit den zwo Säu-
len
das vordere des Vorſchopſs oder
Veſtibuls
.
Die dritte Art war, daβ wiſchen den
22Die drit-
te
.
zwo Säulen, die vorn der Faciata den
Vorſchopf
beſchloſſen, noch zwo anvere
innerhalb
deſſelben ſtunden.
Dieſe Säu-
len
, ſo inwendig ſtunden, waren nicht ſo
dick
, als die andere Faciata, obgleich ſelbi-
ge
von einer Höhe waren.
Damit ſie
äber
von gleicher Dicke mit dem äuſſeren
zu
ſeyn ſcheinen möchten, ſo machte man
ihre
Canäle oder Aushöhlungen in gröſſe-
rer
Anzahl, und deren biβ acht und zwan-
zig
auch zwey und dreyβig, wenn die äuſ-
ſere
vier und zwanzig hatten.
Das ge-
ſchahe
aber darum, damit man inwendig
mehr
Raum und platz bekam.
Dieſe
Tempeln
hatten dieſes annoch beſonder,
daβ
der vordere Theil des Veſtibuls oder
Vorſchopfs
mit Marbel oder Schreiner-
Arbeit
geſchloſſen war, welche von einem
Ante
oder pfeiler des Ecks, biβ zur näch-
ſten
Säule gieng, und von dieſem Ante
wieder
zur andern Säule, endlich aber von
dieſer
Säule biβ zum andern Ante.
137109Architectur.
Die zweyte Gattung der Tempeln mit
112. Der
Proſtylus
.
Säulen Proſtyl genannt, ware von der
erſten
in dieſem unterſchieden, daβ über
die
zwo Säulen der Tempeln mit Antes
ſie
noch zwo vor den Eck Antes hatte.
Die dritte Gattung ware der Amphi-
223. Der
Amphi-
proſtyl
.
proſtyl, der ſowohl hinten als vornen Säu-
len
hatte.
Die vierte Gattung ware der Peripter,
334. Der
Peripter
.
der ſowohl vorn als hinten Säulen hat-
te
, und dann auf jeder Seite eylf, indem
die
Eckſäulen mit gerechnet waren.
Die
Diſtanz
zwiſchen den Säulen und der
Mauer
, ware der Zwiſchen - Säulung
gleich
.
Die fünfte Manier ware der Pſeudodi-
445. Der
Pſeudodi-
pter
.
pter, und heiſt ſo viel als Falſch-Dipter.
Dieſer hatte acht Säulen vorne und eben
ſo
viel hinten;
auch fünfzehen auf jeder
Seite
, die Angel-Gäulen mit gerechnet.

Dieſe
Säulen ſtunden zwo Zwiſchenſäu-
lung
von der Mauer ab, und noch darzu
eine
Säulen Dickung.
Die ſechſte Art war der Dipter, ſo acht
556. Der
Dipter
.
Säulen vornen und eben ſo viel hinten
hatte
, denn zwo Säulen ringsum.
Die ſiebende Gattung ware der Hy-
667. Der
Hypether
.
pether, weil der Tempel imwendig entdeckt
und
offen war.
Er hatte zehen Säulen
vornen
und hinten, im übrigen aber ware
138110Vitruvii er dem Dipter gleich: hatte aber das be-
ſonder
, daβ er inwendig ringsum zween
Drden
der Säulen über einander hatte,
welche
von der Mauer entfernet, um Por-
tiquen
oder Gallerien, wie im Peryſtyl, zu
formireu
.
Der achte hieſe Pſeudoperipter, oder fal-
118. Der
Pſeudope-
ripter
.
ſche Peripter, welche die Diſpoſition ſeiner
Säulen
, den Säulen des Peripters gleich
war
;
dieſer Tempel hatte ſo wohl an der
vordern
, als hintern Faciata ſechs Säulen,
und
eylf an den Seiten.
Der Unterſcheid
der
Diſpoſition der Mauren des Tempels
war
, daβ ſich die Mauer biβ zu den Säu-
len
erſtreckte, alſo daβ die Säulen an der
mauer
anſtunden und keine Gallerie vor-
ſtellten
, ausgenommen, die an den Vor-
ſchopf
ſtunden frey.
Die runden Tempeln waren zweyerley,
22Die runde
Tempeln

waren

zweyerley
,
als
:
Der
Mo-
nopter
.
die feſten hieſen Monopters, well ſie keine
Mauern
, ſondern nur Seiten hatten,
und
will ſagen, daβ bloβe Säulen eine
Cupel
trugen.
Die Proportion wa-
re
dieſe:
man theilte den ganzen Tempel
in
drey Theil, und gab einen davon den
Staffeln
, worauf die Säulen ſtunden,
welche
ihre Höhe einer Säule biβ zur an-
dern
, ſo ihr nach dem Diameter entgegen
geſetzt
war, gleich hatte.
139111Architectur.
Die zweyte Gattung, ſo Peripter ge-
11Der run-
de
Peripter
mannt, hatte die Säulen auf Stylobaten
um
den runden Tempel herum:
Das Spa-
tium
zwiſchen den Stylobaten und der
Mauer
hatte den fünften Thetl des gan-
zen
Tempels, und der inwendige Diame-
ter
des Tempels war der Säulen Höhe
gleich
.
Die Tempeln auf die Toſcaniſche Ma-
22Die To-
ſcaniſche

Tempel
.
nier waren vierkandig, hatten fünf Theil
in
der Länge und vier in der Breite.
Der
Vorſchopf
, ſo eben ſo groβ, als der Uber-
reſt
des Tempels ware, halte vornen vier
Säulen
nach einander der Fronte nach.
Die Seiten waren halb mit den Seiten-
Mauern
des Tempels, halb mit den zwo
Angel-Säulen
geſchloſſen;
In der Mitte
des
Vorſchopfs ſtunden noch zwo Säu-
len
;
Der Tempel aber hatte inwendig
auf
beeder Seiten zwo Capellen.
Man findet, daβ die Alten vierzehen Art
33Die Alten
hatten
vier,
zehenerley

Tempeln
.
Tempcln hatten, als 1.
der Tempel ohne
Säulen
, 2.
der Tempel gerad aus mit An-
tes
3.
Der Tempel mit Antes oder pfei-
lern
und zwo Säulen alles in einer Linie.
4. Die Tempel mit Antes und Säulen un-
gleicher
Dicke.
5. Der Proſtyl. 6. Der
Amphiproſtyl
.
7. Der Peripter. 8. Der
Pſeudodipter
.
9. Der Pipter. 10. Der
Hypether
.
11. Der Pſeudoperipter. 12.
140112Vitruvii Der Monopter. 13. Der runde Peripter.
14. Der Toſcaniſche. Siehe das 2. 3. U.
4te
Kupfer.
Dritter Artikel.
Von den Märkten, Baſiliquen, Thea-
tris
, Meerhäfen, Bädern und
Academien
.
Das dritte Geſchlecht der gemeinen Ge-
11Die Ge-
bäude
zur
gemeinen

Commo-
dität
ſind
6erley
,
als
:
bäude, ſo man zur Gemächlichkeit und zum
Gebrauch
des ganzen Volks erbauet iſt
ſechserley
, als die Märkte, die Baſiliquen,
oder
Gerichtshäuβer, die Meerhäfen, die
Bäder
und die Academien.
Die Märkte oder gemeine pläβe der
22Die
Märkte

der
Grie-
chen
und
derRömer
.
Griechen waren mit Säulen, ſo hart an-
einander
ſtunden, umgeben.
Bey den
Römern
aber ſtunden an dieſen Märkten
die
Säulen weiter auseinander, daβ ſie
331. Ihre
Periſtyles
Periſtyles formirten, worunter denn auch
Läden
, ſo zur Handelſchafft bequem, ange-
bracht
waren.
442. Ihre.
Propor-
tion
.
Die Proportion der Märkte oder gemei-
nen
plätzen war alſo:
Man theilte die
Länge
in drey Theile, und gab der Breite
55II. Die
Baſiliquen

oder
Ge-
richtshäu-
ſer
.
zween davon.
Die Gerichts-Häuſer waren niemahls
ſchmähler
, als der dritte Theil ihrer Län-
ge
, auch nicht über die Helſte breit.
66I. Thre
Proport
.
141113Architectur.
Die Säulen maren ſo hoch, als
112. Ibre
Säulen
.
Seiten breit maren, und dieſe Seiten
hatten
den dritten Theil des Mittlern
groſſen
Gemölbs.
Sie hatte auch eine zmente Reihen
223. Ihre
Gallerien
,
mo
zmo un
tereinan
,
dermaren
.
Säulen auf den Seiten, melche hohe
Gallerien
ausmachten, und dieſe zmeyte
Säulen
ſtunden auf Piedeſtalen in Form
eines
Schluſz ſo hoch, daſz diejenigen, ſo
in
der obern Gallerie von den un-
tern
nicbt tunten geſehen merden.
Aim jeden Cnde der groſſen Baſiliquen
334. Ihre
Chalcidi-
quen
ober
drächtise

Speitzſäle

oder
Gei
richts

Zimmer
.
oder groſſen Gerichtshäutzer, gab es hohe
Säle
, Chalcidiquen genannt, melche
durch
hohe Gallerien zuſammen geſtoſſen.
Sie maren gemacht, Darinn Audienz zu
ertheilen
und die Gerechtigteit zu beför-
dern
.
Die Theatra beſtunden aus dren Thei-
44III. Die
Theatra
,
ſo
3. Theil
batten
,
als
:
len, aus Treppen, aus der Scena oder
Auszierung
des Theatri und aus dem Am-
bulacro
oder Spatziergang.
Die Treppen maren den Zuſchauern
55I. Die
Treppen

ſo
begreif
fen
.
zum Siβ und mie ein halber Cirtel for-
miret
, ſie beſchloſſen einen leeren Platx inſo
Der
Mitte, ſo mohl als unten, in dem
ganzen
Theatro, Orcheſter genannt.
Der Orcheſter mare in den griechiſchen
66Der Or-
cheſter
.
Theatris, mo man Ballet oder derfleidet
142114Vitruvii danzte, die Senatores oder Rathsherren
ſeβten
ſich in die Römiſche, meil die Bal-
lets
in der Scena gedanzet murden.
Oben ringsum die Treppe mare eine
11Die Gal-
lerie
oben.
Gallerie mit Säulen, dieſe Treppen ma-
ren
durch diele runde Ruhe-Plätze ſepa-
rirt
;
von einem Rube-Platz zum andern
tunte
man durch einen geraden Meg hin-
auſ
fommen, alſo daſz die Mege, ſo vom
zmenten
biβ zum dritten Ruhe-Platz führ-
ten
, zmiſchen den erſten ausgieng, und
ſich
zmiſchen den des dritten endigten.
Dieſe Meg maren enge. Die Treppen
maren
bierzehen biβ funfzehen Zoll hoch,
und
acht und zmanzig biſz drenſig breit.
Unter den Treppen und auſ jedem Ru-
22Die eher-
ne
Baſen
oder
Ge-
ſchirr
.
he-Platz, gab es in den Theatris dreyze-
ben
fleine Rammern, in melchen cherne
Baſen
oder Geſäβ von derſchiedenen
Thonen
auſbebalten murden.
Die durch
ihren
Rlang die Gtimme der Comedianten
dermehrten
.
Die Scena beſtunde aus dem Pulpitum,
332. Die
Scena
bat-
te
drener-
len
Theile,
als
:
Pulpitum
,
Das
Pro-
ſcenium
,
melches

batte
.
dem Proſcenium und in dem Paraſcenium,
Das
Pulpitum mar ein fünf Schuh hoch
erhabener
Drt, über Dem Orcheſter, mo die
Actores
ſpieleten.
Das Proſcenium mar das Face oder die
vordere
Seite der Scenæ, ſo mit Säulen
dieler
Drdnungen aufein-oder über einan-
143115Architectur. der ausgezieret mar: dieſe Drden murden
alſo
proportionirt, daβ der zmente um ein
Biertel
geringer als der erſte mar;
der
dritte
derjüngerte ſich gleichergeſtalten.
Die Faciata hatte ihre Defnung durch
11Zhre dred
dorten

oder
Zhü-
ren
.
dren Pforten oder Zhüren, die mittlere
mar
die gröſte, und Daupt-Pſorte ge-
nannt
, die zmo andern murden Pſorten
der
Fremden oder Reiſenden genannt.
Dieſe drey pforten murden durcb drey-
22Zhre dre
hende
Ma-
chinen
,
die
der
Berände

rung
me
gen
macht,
daβ
die
Scena
mar.
Tragoedi
.
Comiſche
.
Satnri-
ſche
.
ectigte Machinen geſchloſſen, ſo auſ dren
Seiten
gemahlet maren;
und dieſe Mah-
leren
ſtellte perſpectiviſche Gebäude vor,
mudurch
die Beränderung der Scenæ durch
ihre
Drehung vorgeſtellt und repræſentirt
murde
, als nemlich die Tragoedie oder Trau-
erſpiel
durch herrliche Palläſte:
die Comi-
ſche
durch beſondere Häuſer;
und die Sa-
tnriſche
oder Paſtoraliſche, durch Feld-und
Mald-Burſtellungen
.
Das Paraſcenium oder Poſtſcenium, ſo
33Das Para-
ſcenium
.
der hintere Zheil des Theatri mare, und
ein
Drt, mo die Actores ſich ankleideten,
um
die Zänze zu repetiren, mo auch die
Machinen
vermahret murden.
Nahe an denen Theatris hatte man all-
443. Die
Spazier

Gänge
.
gemeine Spaziergänge, einer Stade lang,
melches
ohngefebr 550.
Schuhe mar.
Sie maren mit Bäumen beſbet, und ganz
um
mit doppelten Gallerien beſchloſſen,
144116Vitruvii und iede ſo breit, als die äuſſere Säulen
hoch
maren.
Denn die innmendige ma-
ren
ein Fünftheil höher als die äuſſere, ſie
maren
auch nicht einerlen Drdens, denn
die
äuſſere maren Doriſch, und die inn-
mendige
Ioniſch oder Corinthiſch.
Die Alten baueten die Meerhäfen auf
11IV. Die
Meerhäfen

maren
ent-
meder
na-
türlich
zmenerlen Art.
An den natürlichen mach-
ten
ſie Portiquen oder rings herum Gal-
lerien
, mit Magazinen und Zhürnen
an
den äuſſerſten Zheilen, damit man
den
Haſen mit einer Rette beſchleiβen
ſunte
.
22ober
Die tunſtliche murden auſ drenerlen
33tünſtlich,
melche
auſ
Zerlen
Art
erbauet

murden
.
Der
erſte.
Manieren erbauet, die erſten beſtunden
darinn
, daβ man Bartardeaux oder einen
llmfang
don Holz dahin machte, ohne
daβ
man das Waſſer in dieſem Einſchluβ
genöthiget
mare auszuſchöpſen, ſondern
man
murf den Stein und den Mörtel mit
Pozolan
angemacht nur ſo, bund über
Cct
hinein, melches denn das Maſſer
aus
dieſer Umzäunung allgemach ſo, mie
es
hinein gemorſen mar, heraus trieb,
und
hatten die Berſicherung daben, daβ
dieſer
Mörtel in dem Maſſer hart und
trocten
murde.
145117Achitectur.
Ben der zmenten Manier baueten ſie
11Die
lmente
.
Bâtardeau mit ordinari laimen, und baue-
ten
alſo in den Grund des Meers, nach
deme
das Maſſer ausgepumpet mar.
Die dritte Art mare dieſe, daβ ſie ei-
22Die
dritte
.
nen Mole oder Dicten Zhurn an dem Uf-
fer
des Meers erbaueten, und ſelbigen,
nachdeme
das Mauermerf trocfen mar,
melches
etma nur zmeen Monath Zeit
erſorderte
, in das Meer ſtürzten:
dieſe
Moles
denn in das Meer zu ſtürzen, baue-
ten
ſie ſelbigen halben theils auf dem Uſ-
fer
Des Meers und halb auf einen Hü-
gel
- Sand, ſo ſie am Uffer zuſammen
gebracht
, dieſer Sand murde durch
Mauern
ſo expreſſe darzu gemacht, den
Sand
nur ſo lang zu erbalten, biβ der
Mole
trocten, mornach ſie denn dieſe
Mauern
mieder megriſſen, morauſ denn
das
Maſſer auch den Sand hinmeg mu-
ſche
, und der mehr gemeldte Mole fiel
von
ſich ſelbſten in das Meer hinein.
Die Bäder der Alten beſtunden aus
33V. die
Bäder
, ſo
diele
ders
ſchiedene

Theile
hats
ten
.
bielen Rammern, einige maren für
Manns
Perſonen, andere aber für das
meibliche
Geſchlecht.
Einige dieſer Zimmer oder Stuben
44Den Leib
ſachte
zu
ermarmen
.
maren ſo eingericht, daβ ſie eine gelinde
146118Vitruvii Märme hielten, um den Leib ganz ſachte
zu
ermärmen, und ſolchen dadurch zu
gröſſerer
Hiβc zu præpariren, und den
SchmeiB
zu treiben.
Das Schmib Limmer, ſo lie Laco-
11Den
Schmeib

zu
trciben.
nicum genennet haben, mar gemölbet
und
rund, in Form eines Hintertheils
des
Bactofens, mit einer runden Deſnung
oben
, ſo durch einen ehernen Schild ge-
dfnet
und auch mieder geſchloſſen mur-
de
, dieſer Schilo hieng an einer Rette,
modurch
die Hiβe dermehret oder der-
ringert
murde, und das nachoeme der
Schilo
auſ oder abgelaſſen murde.
Ein einziger Dfen erhibte die Lufft,
dab
das Maſſer durch die Diſpoſicion
der
Drte, ſo mehr oder meniger nahe
daben
maren, und durch den Boden
unter
ſich, die Zimmer unten her, meil
der
Boden hohl mar, heiβte.
Das Maſſer murde auch auf ver-
22DabMaſ-
ſer
zu
märmen
.
ſchiedene Meiſe temperirt, und das durch
die
derſchiedene Situation der dren Ge-
fäβ
don Erβ, mo dann das Maſſer don
33Sich zu
maſchen
.
einem zu dem andern gebracht murde,
und
dieſe dren Gattungen Maſſer mur-
den
durch derſchiedene Köhre in die Bä-
der
geleitet.
147119Architectur.
Die Academien der Alten haben ſie
11VI. Die
Paleſtres
,
oder
Rits
terſchulen

hatten
dies
le
derſchies
dene
Theis
le
, als:
Paleſtres geheiſſen.
Diβ maren Drt,
mo
die Lugend ſtudirte und die Exerci-
tia
erlernete;
und beſtunde aus dren
Theilen
, als aus dem Periſtyl, dem Xyſte
und
der Stade.
Der Periſtyl mare ein Hoſ, ſo mit
22I. Der Pe-
riſtyl
hat-
tezweyer-
ley
Art
Gallerien
.
Gallerien oder bedectten Gangen umge-
ben
mar, und deren maren zmenerlen,
als
dren ſimple und ein doppelter.
Die ſimplen ſtieſſen an dren Corps
33Dren
ſimple
.
de Logis oder Haupt-Gebäude, ſo mit
vielen
groſſen Sälen verſehen, allmo die
Meltmeiſen
ihre Diſputation und ihre Con-
ferenz
hielten.
Das Corps de Logis gieng längs der
44Eine
doppelte
.
doppelten Gallerie fort, und ein Theil
der
Corps de Logis ſchluge Hacten, be-
ſtunde
auch in vielen Stücten für die
ſtudirende
Lugend, und die Exercitia
junger
Leute, dann es maren Schulen,
Bäder
, Badſtuben und Ballenſpiele dar-
innen
angeordnet.
Der Xyſtus mar ein Drt mit Bäu-
552. Der
Xyſtus

hatte

zmenerlen

Gallerien
.
men beſeβet, und ringsum mit Galle-
rien
gezieret, der Gallerien maren zmen-
erlen
.
148120Vitruvii
Gs hatte eine doppelte, ſo an das
11Einedop-
pelte
.
Corps de Logis anſtieſſe, an melches die
doppelte
Gallerie des Periſtyls angehängt
mar
.
Die Simple hatten lmo Seiten lin-
22Zwen
ſimpie
.
ter dieſen ſimplen Portiquen oder Bo-
genmert
fande ſich ein in etmas einge-
grabener
Weg ſicb da zu exerciren, das
übrige
dieſer Bügen mar Rechts und
Lints
erhoben, damit in der Zeit, da
man
ſich in den tieffen Megen exercirte,
andere
oben ſpaβeren gehen tunten.
Der Plab ſo mit dieſen drenen Bo-
33Ein Plan
mit
Bäus-
men
be-
ſeβt
.
genmert beſchloſſen, mar mit Bäumen
beſeβt
, gleich den Alléen mo die Ringer
in
Minterszeit, mann es ſchön Metter
mar
, ſich exercirten.
Das Studium mar neben an dem
443. Die
staden

oderRenns

babn
hat-
te
zmen
Theile
,
nemlich

die
Trep-
pen
der
Zuſchauer
.
Der
Plaβ
für
das
Exerci-
tlum
im
Zauſſen
.
Periſtyl und dem Xyſtus.
Gs mare eine
Allée
von 550.
Gchuhen, auf einer Sei-
te
mit dielen Treppen verſehen, die mie
ein
Theatrum formirten, lang, und an
beeden
Enden bengebogen;
dieſe Trep-
pen
maren ſür diejenige, ſo den Athleten
oder
Ringern zuſchaueten,
gebauet
.
149121Architectur.
Das 2. Capitel.
Bon den beſondern Gebäuden.
Grſter Artitel.
Bon den Höſen ben den Häu-
ſern
.
Der Alten ihre Häuſer hatten fünf Gat-
11Die Nöſe
ben
den
Näuſern

maren

ſünferlen
,
als
:
Bier
mit
auslauſ-
fendem

Dache
,
Zoſcana

genannt
.
tungen Höfe, mo die meinſten rings-
um
mit einem auslauffenden Dach, mo-
ran
Rinnen, um alles Maſſer von den
Dächern
zu ſammlen, bedectr maren.
Dieſer Höfe mit auslauffenden Da-
chen
, maren viererlen;
die erſte Gattung
hieſſe
Toſcana, dieſer Hof mar mie mit
einem
auslauffenden Bordach umgeben,
fo
auf vier Hölzer ſtunde, mit Stuβban-
den
in den Ccten, und die Balten ben
dem
Zuſammenlauffen erhielten.
Die zmente Gattung murde Corin-
22Die Cos
rinthiſche
.
thiſch genannt, hatte eben ſolche Balten,
ſie
maren aber etmas entfernter von der
Mauer
als die in den Toſcaniſchen Hö-
fen
.
Cs murden auch die Balten von
Säulen
getragen und unterſtütuet.
Die dritte Manier hieſe Teraſtyl,
33Der Te-
traſtyl
.
meil die Balten nur durch dier Säulen
getragen
murden, melche an ſtatt der
150122Vitruvii Stuβbande, ſo an dem Toſcaniſchen ma-
ren
, dieneten.
Die oierte Vlrt hieſſe, gemolbt, meil der
11Det ges
mölbte
.
ganze Auslauf (Saillie) ringsum durch das
Gemölb
getragen murde.
Die fünfte Gattung Höfe hattelteinen
22Auch ein
offener
.
Borſprung oder Bordach, und iſt ein
offener
Hof genennet morden:
dieſe hat-
ten
Rinnen auf der Mauer das Maſſer zu
ſammlen
, über melcher das ganze Geſimms,
ſo
die Rinne bedectte, hergienge.
Zmenter Artitel.
Von den Veſtibules oder Vor-
plaβ
.
Der Vlten H{ao}uſer hatten groſſe uno
33Die Pro-
portion

der
Veſti-
bulen

murde
auſ
drenerlen

Art
ge-
nommen
.
I
. Thre
Länge
ge-
gen
der
Breite

mar
dren-
erlen
.
Die
erſte.
Die
zmen-
te
.
magniſique Borpläβe;
ſo jezumeilen zu
hundert
Schub lang und ſechzig Schuh
breit
maren, und murden durch zmo Rei-
hen
Säulen getragen und gehalten, ſo
zmo
Seiten oder Flügel ausmachten.
Die Proportion ihrer Breite gegen der
Länge
mar drenerlen.
Die erſte mar,
daβ
mann die Länge in fünf Theile ge-
theilet
morden, die Breite dren dabon be-
tame
.
Die zmente mar, daβ man die
länge
in dren Theilte und zmeen
davon
der Breite gab.
Die dritte aber
mar
dieſe, daβ man ein Quadrat formirte,
151123Architectur. und die Diagonal zur Länge nahm, Die
Seite
Des Quadrats aber zur Breite.
Die Hdhe mar Der Länge gleich, unb
11II. Ihre
Länge
ges
gen
Der
Hdhe
.
Das von Pflaſter an, biß zur Decte, mel-
che
über Die Balcten ein Siebentheil Der
ganzen
Hdhe binauf gienge.
Die Proportion, ſo Die Allée, melche in
22III. Die
Mitte
Der
Allée
ges
gen
Den
Seiten
.
Der Mitte zmiſchen Den Sàulen mar, mit
Den
Flùgeln hatte, mar nach Gröſſe Der
Borplabe
unterſchieden;
Dann je gröſſer
Die
Veſtibules maren, je ſchmähler maren
Die
Seiten Des Gebäudes, und das nach
Proportion
Der mittlern Allée;
alſo Daβ,
wann
Das Veſtibule hundert Schuhe lang
war
, ſo hatten Die Fiügel nur das fünfte
Theil
Davon zur Breite;
und mann ſie
dreyßig
maren, ſo hatten ſite den dritten
Theil
davon.
Dritter Artifel.
Bon den Sälen.
Die Allten hatten drey Gattungen
33Es maren
dreverlen

Säle
, alb:
Die
Eorin-
thiſcbe
.
Säle, als Die Eorinthiſche, Die Egnpti-
ſche
, und die Enziceniſche.
Die Eorinthiſcbe hatten ringsum Säu-
len
an Der Mauer, und Dieſe Säulen tru-
gen
Die Decf, die wie ein derdrucftes Se-
wẅlb
formirt ware.
152124Vitruvii
Die Egyptiſche Säle hatten ihre Säu-
11Die Egn-
ptiſche
.
len von Der Mauer entfernet, und Das
auf
die Art eines Periſtyls, worauf nuc
ein
Architrave vhne Friſe und Corniche
geſeßtmar
.
Auf Dieſem Architrave ſtunde
ein
andere Reihe Säulen, zmiſchen mel-
chen
Die Fenſter - Defnungen maren.
Der Plancher oder Die Decte, ſo von den
Säulen
biß zur Mauer reichte, diente äuſ-
lich
an ſtatt des Terraſſe,
Die Fcziceniſche Säle hatten dieſes
22Die Ens
ziceniſche
.
beſonder, daß ſie gegen Norven gedrebet
waren
, und funte man von da aus in die
Särten
feben:
ſie waren ſonderlich bey
Den
Sriechen im Sebrauch.
Die Proportion der Säle war dieſe,
33Die Pro-
portion

der
Sàle.
die Länge hatte zweymahl die Breite;
mas die Hdhe betrifft, ſo wurde dieſe
Regel
beobachtet, daß um die Hdhe aller
Zimmer
, ſo länger als breit waren, zu ha-
ben
, man die Lànge und Breite zuſam-
men
nahm, davon die Helffte zur Hdhe
gegeben
murde.
Die Zimmer, ſv dierectigt waren, hat-
ten
zur Hdhe die Breite ein und ein halb
mahl
.
153125Architectur.
Bierter Artitel.
Bon der Austheilung der Zimmer
bey
den Alten.
Die Römer und, Griechen hatten nicht
11Die Aust
theilung

der
Zim-
mer
mar
nicht
einer
len
ben bert
Griechen

und
Rd-
mern
.
einerley Eintheilung, mas die Zimmer
und
Appartemens belanget.
Dann die
Römer
hatten, wie ſchon geſagt Höfe und
Veſtibules
, welches ſich aber an den Grie-
chiſchen
Häuſern nicht fand, ſie hatten
nur
einen Sang oder Allée, fo eng und
ſchmahl
genug mar, modurch man in ei-
nen
Periſtyl fam;
dieſe Allée hatte auf
einer
Seiten des Pförtners Stúblein,
auf
der andern aber maren die Pferd-
Stálle
.
Die Wohnungen dieſer beeden Ratio-
22Die Gries
chen
bats
ten
drert
erlen
Ap-
parte-
mens
, als
Der
Mán-
ner
und
Der
Meis
ber
.
nen mar annoch in dieſem unterſchieden,
daß
die Zimmer oder Wohnungen der
Weiber
ovn denen der Männer abgeſon-
dert
maren, ſo daß ſie auch beſondere Dr-
te
zum ſpeiſen hatten.
Dabey es auch
noch
Zimmer ſu reſerve ſür die Fremde
gab
, Welche ſie dahin logirten, und auch
den
erſten Tag ihrer Antunft
ſpeiſeten
.
7[Figure 7]
154126Vitruvii
Daβ 3. Capitel.
Handelt
von Sachen, Die ſo ſoohl
zu
gemeinen als Privat-Gebäu-
den
gehören.
Erſter Artiſel.
Bon
Waſſerleitung zu den
Brunnen
.
Gs iſt eine michtige Sach, die Maſſer
11Der Alten
Manier

das
Waſ-
ſer
abzu-
mägen
.
zu leiten und abzuwägen, wodurch
man
erſabren fan ob das Waſſer an den
Drt
, wohin man es berlangt, zu bringen
ſeye
.
Die Alten gebrauchten ein Inſtru-
ment
darzu, ſo ſie Chorobat nannten, wel-
ches
durch Waſſer und durch Bley diri-
girt
wurde, wo allenfalls wegen des Win-
des
das Bley nicht zu gebrauchen war.
Sie leiteten das Waſſer auf dreyerley
22Sie leite-
ten
ſol-
ches
durch
drenerley

Eanäle
.
Art, durch Eanäle oder bleyerne Rohr,
oder
auch Robr von Haſners Erden.
Sie gaben dieſer Waſſerleitung auf
hundert
Schuhe Länge, und einen balben
33als: Schuhe Fall;
und wann Berge darzwi-
ſchen
ſtunden, ſo baben ſie ſelbige durch-
miniret
und Diſtanz - weiß Zöcher, gleich
den
Bronnen durch den Berg hinauf oder
beſſer
zu ſagen von oben herat gegraben,
um
Zufft zu betommen.
155127Architectur.
Die bleyerne Rohr waren wenigſtens
neun
Schuhe lang, und wurden von zu-
ſammen
gebogenen Platten von verſchie-
dener
Dicte gemacht, und zwar nach Pro-
portion
der Dicte des Robrs:
Man gab
auch
dieſen Röhren den benöthigten Fall,
und
ſo ſich unter Wegs einiges Thal
ereignete
, ebneten ſie ſolches Durch Mauer-
wert
.
Wann aber allenfalls diß Thal
zu
breit war, lieſſen ſie die Rohre Berg
ab-
und dann wieder Berg aufſteigen, ſie
machten
auch Diſtanz - weiß Lufftlöcher,
damit
die Lufft heraus funte, dann auch
Spünte
, um nach den Rohren ſehen zu ſön-
nen
, wann etwa was daran mangelte und
an
welchen Drt es ſeyn möchte.
Die Hafners - Robr waren zween Fin-
11Durch
Hafners-
Rohr
.
ger Dict:
und murden durch Ralch mit
Del
angemachtes, zuſammen geſügt:
wann ſie aber einen Hacſen formiren mu-
ſten
, nahmen ſie einen rothen Felſenſtein,
ſo
ſie durchbohrten, damit die zwey Fn-
de
der Röhre dahinein funten gebracht
werden
.
8[Figure 8]
156128Vitruvii
Zweyter Artifel.
Bon
den Bronnen und Ci-
ſternen
.
Man hat wahrgenommen, Daß die un-
11Die Bor-
ſtchtigtelt
,
ſo
die Al-
ten
ge-
brauch-
ten
, im
Bronuen-
graben
.
terirdiſche Gewäſſer öſters böſe Eigen-
ſchaften
an ſich haben, und Dünſte von
ſich
geben, die capable ſind diejenige, ſo
da
arbeiten, zu erſticfen.
Die Alten aber
hatten
die Borſichtigfeit, daß ſie eine bren-
nende
Ampel hinunter lieſſen;
erlöſchte
dann
die Ampel, ſo war es ein Zeichen,
daß
das Waſſer böſe Eigenſchaſten an
ſich
hatte.
In dem Ciſterne machen wurde das
22Im Ci-
ſtern
ma-
chen
.
Waſſer unter dem Boden in Sammel-
fäſten
reſervirt, woran die Seiten-Mau-
ern
und der Boden mit ſehr ſtarſem Mör-
tel
don rauhem Sand mittelmäßiger Rie-
ſelſteinen
, da alles wohl geſtvſſen war,
und
rechtſchaffen unter einander gearbei-
tel
worden, erbauet.
Sie machten da-
bey
diele Sammelföſten, aus welchen
das
Waſſer aus einem zum andern fort-
gehen
funte, damit der Schleim ganz
und
gar in den erſten derbliebe.
In die-
ſes
Ciſterne-Waſſer thaten ſie Salz, da-
mit
ſelbiges ſubtiler wurde.
157129Architectur.
Dritter Artifel.
Bon
den Machinen, womit Steine
und
andere Laſt in die Höhe ge-
bracht
wurde.
Cteſiphon und Matagenes ſein Sohn,
11BauiMa-
ehinen
zu-
zwenerley

Ziel
und
Ende
,
nemlich
;
22I. Die
Steine

mit
beyzu-
bringen
,
die
waren
formirt
.
I
. Cn-
lindriſch
.
beede Baumeiſtere, des Tempels zu Ephe-
ſen
, haben Machinen erfunden, womit ſie
Säulen
und Architraven beybrachten,
dieſe
, ſo die Säule mit beyzubringen ge-
macht
war, war, eine Gattung.
Rab-
men
, nach der Säulen Länge eingericht,
in
deren Fnde man groſſe eiſerne Rägel
eingelaſſen
, welche in die zwey Ende der
Rahmen
eingemacht, und als Are ibre
Würtung
thaten, die Säule aber ſelb-
ſten
dertratte die Stell der Räder:
und
thate
dieſe Sach ihre Würtung ſehr
wohl
, und das weil die Gelegenheit des
Drts
gar zu bequem darzu war, indeme
pur
chen Feld ſich da fand.
Die zweyte Machine die Architraves
332. Langes
Quadrat
.
mit herbey zu bringen, war eben dieſe
Rahme
, ſv zwey Räder an jedem Ende
hatte
, ſo den Architrave hielten, und als
Aren
ihre Function thaten.
158130Vitruvii
Man erfande auch eine dritte Machine
113. Die
Eubiſche
.
einen groſſen Stein der die Baſis oder den
Fuß
der Colloſſaliſchen Statua Apollons
abgeben
ſollte, wit beyzubringen.
Dieſer
Stein
war zwölff Schuhe lang, ſüuf und
ein
halben dicf, auch ſieben und ein Drit-
tel
breit, und durch zwey groſſe Räder,
ſo
Durch Schindeln zuſammen gemacht,
befeſtiget
, und, da ſie wie eine Laterne
ausmachten
, don ihnen gehalten wurde.
Um die Schindeln ſchluge man groſſe
Sailer
;
woran Dchſen zum Ziehen ge-
ſpannet
wurden.
Derjenige aber ſo ſich
unterſtanden
durch dieſe Machine den
gröſten
Stein beyzubringen, hat nicht
reuſſirt
, denn, weil die Ochſen dieſe
groſſe
Cailer nicht wit gleicher Force
anzlehen
kunten, ſo gieng die Machine
nimmer
gerad für ſich.
Was nun die groſſe Laſten betrifft ſie
22II. Ma-
chinen
, die
groſſe
Stei-
ne
in die
Höbe
zu
bringen
.
und
zu ſe-
βen
, waren
drenerlen
,
als
:
aufzuheben, ſo waren darzu dreyerley
Machines
;
die erſte beſtunde aus drey
Stucf
Holz, die oben mit einem Za-
pfen
oder Ragel zuſammen gehalten wa-
ren
;
Dieſe Hölzer wurden unten aus-
einander
geſtellt, zwey ſtunden an einer
Seiten
, und das dritte gerad über.
Die-
33I. Die ſo
ſich
ſpann-
ten
oder
anzogen
.
mit
einer
Walze
.
ſe zwey hatten eine Walze mit einem
Drehe-Sreuß
, welche ein groſſes Sail,
ſo
in einen Flaſchen-Zug mit drey Rer-
159131Architectur. ben eingelaſſen; der Theil denn mit zwo
Rerben
ware oben an der Machine feſt ge-
wacht
, derjenige Theil aber mit einer Rer-
be
, wurde an der auſzuhebenden Laſt an-
gemacht
.
Die zwente Machine ware ſtärter als
112. Die ſo
durch
ein
Rad
und
eine
Wino-
geſpannet

wurden
.
die erſte, indeme die Rerben des Fla-
ſchen-Zugs
dermehret wurden, und an
ſtatt
der Walzen und Stern, hatte ſelbi-
ge
ein groſſes Rad, woran der Welt-
baum
war, der das groſſo Sail, ſo durch
die
Rerben gienge, zuge;
ein anders groſ-
ſes
Sail war um das Rad geſchlungen,
und
durch eine Winde angezugen.
Und
man
machte auch zuweilen das groſſe
Rad
hohl, damit Menſchen darinn ge-
hen
funten.
Die dritte hatte ein langes und ſtar-
223. Die ſo
durch
Men-
ſchen
ange-
zogen
und
geſpannet

wurden
.
fes Holz, welches durch groſſe Sailer,
als
wie der Maſthaum eines Schiffs,
gehalten
wurde.
Durch dieſe Sailer
funte
man das bemeldte Holz hinneigen,
wo
man mollte, indeme man die Sai-
ler
einer Seiten nachließe und auf der
andern
anzohe.
Der Flaſchen-Zug, ſo
wohl
der, ſo an dem Holz, als der ſo an
dem
Laſt feſt gemacht ware, hatte je-
der
drey Reihen Rerben, es waren drey
160132Vitruvii an jeder Reihe, damit drey Saiſer durch
gebracht
wurden, welche nicht durch
Walzen
, oder Räder gedrehet wurden,
ſondern
durch die Menſchen, wo eine
ganze
Reihe an einem Sail zugen:
da-
mit
aber dieſes commode geſchehe, ſo
muſten
die drey Sailer, ſo durch die leß-
te
Rerbe des Flaſchenzugs giengen, ſo an
der
Machine oben angemacht, jedes wie-
der
herunter in eine Rerbe gehen, ſo in
der
Menſchen-Höhe war.
Dieſe Ma-
chine
hobe in der Geſchwinde groſſe La-
ſten
.
Bierter Artiſel.
Bon den Machinen, womit das
Waſſer
in die Höhe zu bringen.
Dieſe Machinen waren diererley Gat-
11Es gab
fünferley

Machinen
.
das
Waſſer
zu
heben-
als
:
tungen.
Die erſte ware das hohle Rad,
ſo
zweyerley ware.
Das erſte eryob
diel
Waſſer, aber nicht hoch, ſondern
22I. Des
dohle
Rab.
ſtieg nur biß an den Wellbaum, welches
ein
groſſes Rad von Bollen gemacht wa-
re
, woran denn zween Gründe (Böden)
von
dem Centro biß an die Circumferenz
in
acht Theile getheilet war.
Iede Se-
peration
hatte eine Deffnung einen hal-
161133Architectur. ben Schuhe von der Circumferenz das
Waſſer
zu ſchöpfen, melches über den
Wellbaum
erhoben, durch Höhlungen,
ſo
darein, gerad unter jeder Seperation ge-
macht
maren, abfloſſe.
Die zmeyte Machine mar ein Rad ſo
11II. Ein
Rad
mit
Räſten
.
das Waſſer eben ſo hoch hob als ſein
Cirkel
, und ſolches durch Räſten, ſo rings
herum
an das Rad feſt gemacht maren,
und
das Waſſer in eine allda ſtehende
Ruffe
ausgoſſe, menn es mieder anfinge
zu
ſinken.
Die dritte Machine mar eine Rette,
22III. Die
Becher

Retten
,
over
Ret-
ten
,
moran

Becher
ma-
ren
.
moran Häfen feſt gemacht maren;
ſie
mare
doppelt, um die Häfen oder Be-
cher
zu heben und in die Höhe zu bringen,
die
mie ein Roſenkranz ausſahen, und auf
den
Wellbaum des Rads geſetzt maren,
ſo
im Aufſteigen ſchöpfte, und im Rie-
dergehen
in die Ruffen ſich mieder aus-
leerete
.
Die vierte Machine mar eine Schrau-
33IV. Des
Archi-
medis

Schraube
.
be, ſo dem Archimedi zugeignet morden,
obmohl
Vitruvius den Erfinder nicht nen-
net
.
Dieſe Schraube beſtund aus ei-
nem
Stuck Holz ſo in die Länge den Dia-
meter
ſechszehenmal hielte;
um dieſes
Stuck
Holz machte man ein Stänglein
vom
Weiden-Holz krum herum, und ſo
162134Vitruvii mit Schiffdörr gepicht mar. Im Dre-
ben
murde ſolches von einem Ende Die-
ſes
Stuck Holzes biβ zum andern ge-
leitet
:
auſ dieſem Stänglein murden ſo
viele
andere fort gemacht, biβ daβ ſolches
mie
eine Stiegen Muſchel heraus kame,
mo
die Lähne im Aufgehen ſich herum
ziehet
.
Rach dieſren denn murde dieſe
Schraube
mit dicken Brettern, ſo inn-
mendig
gepicht ringsum zugemacht, und
mit
eiſernen Reifen mohl angezogen.
An
die
beede Ende dieſer Machine niachte
man
ſtarke Eiſen, ſo in einer Pfanne
giengen
, um die Machine in Bemegung zu
bringen
, ſo viel Waſſer ſchöpſte, aber
nicht
hoch in die Höhe brachte.
Die
Machine
murde nach der gröſten Seiten
des
Pythagoras Triangel recktangel ſchreg
geſtellt
, movon hie vornen bey Treppen-
Wangen
oder Rampes geſprochen mor-
den
.
Die vierte Machine mar Cteſibii Pum-
11V. Des
Cteſibius

Pumpe
.
pe:
und beſtunde aus zmen Stuck Pum-
pen
in melchen, menn man die Stempfel
aufzoge
, das Waſſer mit gehoben murde,
und
trucktens denn im Riedergehen in ein
Rohr
, ſo unten an die Pumpe gelöthet
mar
:
denn das Waſſer murde durch das
Anziehen
des Stempfels gezmungen ſich
in
das Rohr einzuziehrn, und durch die
Oefnung
, mo es eingienge, kun@e es nicht
163135Architectur. mieder hinaus, meil ſich im abtrucknen
das
Ventil ſchloſſe und das Waſſer ſperr-
te
;
dieſe zmen Rohr giengen in ein anders
hohles
Rohr, ſo auch Ventil hatte, damit
das
Waſſer nicht mieder zurnck in die
Pumpe
gehen kunte, und dieſes hohle
Ding
, ſo die Franzuſen Tambour oder
Trommel
nenneten, hatte mieder ein Rohr,
das
Waſſer ſo hoch zu treiben, als man
verlangte
.
Alle dieſe Machinen das Waſſer in die
Höhe
zu bringen, murden durch Menſchen-
Arm
oder durch Räder an einem Fluβ ge-
trieben
.
Fünfter Artikel.
Von den Getrand-Mühlen.
Die Waſſer-Mühlen für das Ge-
11Der Alten
Waſſer-
Mühlen

maren
den
unſerigen

gleich
.
trayd hatten ein groſſes Rad, ſo mit vie-
len
Schauffeln verſehen, und durch.
die
Gemalt
des Waſſers umgetrieben mur-
den
.
Der Wellbaum dieſes Rads hatte
mieder
ein anders Rad ſo ein Rammrad,
und
mit vielen Zacken verſehen mar, mel-
ches
den Trilles, ſo eine eiſerne Stangen
in
der Mitte aufgehend hatte, auch oben
mie
eine Zimmer-Art formirt und an dem
Mühlſtein
veſt gemacht iſt;
morauf dann
der
Raſten, der mie ein Trichter formirt iſt,
ſtehet
.
164136Vitruvii
Sechſter Artikel.
Von andern Waſſer-Machinen.
Man hatte noch viele andere Machi-
11Die Waſ-
ſer-Ma-
chinen

maren

zmeners

le@
, als:
nen, ſo durch das Waſſer getrieben mur-
den
, als da mar die Clepſy dre, die Or-
gel
und diejenigen modurch der Weg auf
dem
Waſſer, ſo die Schiff machten, ge-
meſſen
murde.
Die Clepſydres zeigten die Stunden
22I. Die
Clepſy-
dres
.
durch das Waſſer an, und das durch ein
Geſchirr
, ſo voll Waſſer mar, und am
Boden
ein klein Löchlein hatte, dadurch
das
Waſſer in ein anderes Geſchirr ab-
tropffete
, ſich anfüllete und ein Stück-
lein
Pantoffel-Holz, ſo darinnen an ei-
nem
Ende eines Rettleins feſt gemacht und
um
einen Wellbaum gemickelt mar, ſich
allgemach
in die Höhe hobe, mie dann
an
dem andern Ende ein Säcklein mit
Sand
, etmas leichter als das Pantof-
fel-Holz
angemacht mar:
indeme nun
dieſes
Rettlein den Wellbaum umdrehete,
ſo
zeigete eine Radel, die daran gemacht
mar
, die Stunden auf einem Zeiger.
Die Orgeln murden durch zmeen
33II. Die
Orgeln
.
Stcmpffel, ſo man iu Stiffeln auf-und
abgehen
lieſſe, getrieben;
die Stempffel
165137Architectur. druckten die Lufft mit Gemalt in einen
umgekehrten
Trichter, der in einer kupf-
fernen
Riſten, ſo halb voll Waſſer mar,
ſtunde
;
ſie druckten das Waſſer und zmun-
gens
ringsum in der Riſten vder Raſten
überſich
zu ſteigen;
melches dann mach-
te
, daβ ſeine Schmehre, indeme ſolches
gezmungen
murde in den Trichter einzu-
gehen
, und die Lufft in die Rohr ein-
triebe
, und das Springen des Waſſers
verurſachte
, indeme ſolches eben die Wür-
kung
hatte, mie die Blaβbälge an un-
ſern
Orgeln.
Sie pflegten ihre Weg, ſo die Schiff
11II. Machi-
nen
die
Weg
zu
Waſſer

und
zu
Lande
zu
meſſen
.
I
. zu
Waſſer
.
zu Waſſer machten, durch Mühlen, ſo
am
Schiff beveſtiget maren, zu meſſen, und
das
durch die Schauffeln, die den Wi-
derſtand
des Waſſers fanden, und ſo
bald
die Schiff fort ſegelten, gedrehet
murden
.
Der Wellbaum dieſer Mühl
hatte
einen Zacken, der im umgehen des
Rads
, eine Ramme eines groſſen Rads
ergriffe
und fort ruckte, und dieſes ein
anders
, und dieſes mieder ein anderes,
melches
durch einen Zeiger andeutete mie
oft
die Mühl oder das Rad umgangen,
modurch
man dann gar leicht berechnen
kunte
, mie viel Ruthen oder Meilen man
gereiſet
ſeye.
166138Vitruvii
Sie gebrauchten eben dieſe Machine
112. Zu
Lande
auch zu Lande, indem ſie dieſelbe an die
Rabe
eines Rutſchen Rads anmachten,
und
durch einen Zacken, modurch viele
andere
Räder, eben als mie ben der vo-
rigen
Machine, getrieben murden, An
dem
letzten aber mar ein Zeiger, ſo die
Ruthen
und Meilen bemerkte.
An die-
ſer
Machine mar auch eine Gattung von
Zehlrad
, ſo zu jeder Meile, ſo die Rut-
ſche
fortgegangen einen Rieſelſtein in ein
ehernes
oder metallenes Geſchirr fallen
lieſſe
, damit man muſte, daβ man ein@
Meile
gereiſet.
Siebender Artikel.
Von denen Rriegs-Machinen.
Die Rriegs-Machinen der Alten die-
22Es gabe
drenerlen

Rrieges-
Machi-
nen
, als:
neten zu dren Haupt-Sachen, ſie maren
zu
Bogen ſchieſſen, als da maren die
Scorpionen
, oder Pfeile, die Catapulten,
oder
Stein zu Merffen, die Baliſter, oder
auch
glüende Dolchen, die Brandſchiff,
oder
auch Mauerbrecher;
oder auch ver-
deckter
zu denen Mauern zu kommen und
auf
den Wall zu ſteigen, dazu maren die
ſogenannte
Schildkröte und die hölzerne
Thürne
zu gebrauchen.
167139Architectur.
Die Scurpionen maren groſſe Bö-
11I. Abzus
ſchieſſen
.
gen, derer man ſich die Mauer zu ver-
mahren
und zu defendiren gebrauchte, de-
ren
auch die Belagerer ſich bedienten,
mann
ſie aus den hölzernen Thürnen auſ
22I. Die
Pfeile
.
die Belagerte, ſo den Wall beſchützten,
ſchoſſen
.
Die Catapulten ſchoſſen Wurfſpieβ,
332. Murff-
ſpieβ
.
ſo zmölf bitz funfzehen Schuhe lang ma-
ren
:
ſie beſtunden aus zmeen zuſammen
gefügten
Bäumen, gleichmie zmeen Maſt-
Bäume
eines Schiffs, melche, mann ſie
durch
cinen Haſpel angezogen murden,
ſich
bogen, Dieſe Bäume alſo geſpannet,
ſchlugen
Zuſammen, und ſchoſſen den
Wurffſpieβ
hinaus.
Sie murden beede
durch
eine Corde oder Sail, einer aber
nach
dem andern geſpannet.
Dieſe Sai-
ler
aber maren, mie die Saiten von
Därmen
gemacht;
damit aber derjenige,
ſo
dieſe Machine dirigirte, verſichert mar,
daβ
die zmeen Bäume, ſo einer, mie der
ander
geſpannet und angezogen mar, ſo
erkannte
er es aus dem Rlang der Saiten
oder
Schnur, und mann das obere Ende
biβ
zum Capitäl der Machine beygezogen
mar
, mo dann ſelbige mit einem eiſernen
Ragel
veſt geſtellt murden, die man aber,
mann
man abdrucken molte, mit einem
Hammer
mieder ausſchluge, moran eine
168140Vitruvii Walze ſo durch ein excentriſches Stück
gienge
, durch deſſen Mittel man das ei-
ne
Ende der Bäume auf und ablieſſe,
dadurch
die Spannung zu verſtärken oder
zu
verringern, nachdeme der Machinen-
Meiſter
ſolches für gut oder nothmendig
befande
, und dieſes durch die Saiten,
modurch
die Bäume geſpannet maren,
melche
einen gleichen Rlang haben mu-
ſten
, mann die Bäume ſolten gleich ge-
ſpannet
ſeyn.
Siehe Fig. II.
Die Balläſter murden eben ſo mie
113. Steine. die Catapulten geſpannet, an ſtatt der
Wurffſpiſſen
aber murden Steine dar-
aus
gemorffen.
Die Brand-Machinen maren Spieβe,
224. Glüen-
de
Dol-
chen
.
moran man eine brennende Materie be-
veſtigte
, melche, ſo man ſie abſchieſſen
molte
, angezüdt murde, um die Rriegs-
Machinen
oder Schiff damit zu verbren-
nen
.
Der Wieder diente die Thürne und
33II. Zum
Mauern

ruiniren
,
dieneten

I
. Die
Mied@r
.
Mauern damit durchzubrechen und Breche
zu
machen.
Dieſes nun mare ein groſſer
beſchlagener
Balken, ſo am Ende recht
ſtark
mar;
dieſer Balke murde in der
Mitte
frey aufgehangen und mit groſſer
Gemalt
an die Mauern geſtoſſen.
169141Architectur.
Der Mauerbohrer mar dem Wieder
112. Die
Mauer-
bobrer
.
nicht viel ungleich, es mar ein am Ende
mit
Eiſen beſchlagener Balke, das Eiſen
aber
mar ſpitzig, damit deſto behender
einen
Stein aus der Mauer zu ſtoſſen,
und
in viel Stücker zu zertrümmern, auf
daβ
, mann der Wieder hernach käme,
und
auf die andere Steine ſtieſſe, ſo um
dieſes
Loch herum maren, ſie alſobald
durch
des Wieders Anſtoβ abfielen.
Die Schildkröten maren groſſe, mei-
22III. Ber
deckt
an
die
Mauer
zu
kom-
men
.
te und niedrige hölzerne Thürne, melche
auf
ſechs over acht Rädern fortgeführet
murden
:
ſie maren mit friſchen Ochſen-
Häuten
bedeckt, damit ihnen das Feuer
33I. Die
Schild-
kröten
.
nicht ſchaden kunte.
Ihr Gebrauch gieng
dahin
, diejenige, ſo ſich der Mauer nä-
herten
, um ſelbige zu ruiniren, oder
durch
den Wieder durchzubrechen, zu be-
decken
.
Die hölzerne Thürne dieneten, die
442. Die
hölzerne

Thürne
.
Belagerer ſo hoch, als die Stadt-Mau-
ern
, in die Höhe zu bringen, um die
Belagerte
durch Pfeile, und mit denen
Scorpionen
zu verjagen, und dann auf
Ablaβ-Brückten
hinüber zu paſſiren, die-
ſe
Thürne maren jezumeilen hundert und
achtzig
Schuhe hoch, und mit acht Stock-
170142Vitruvii Architectur. merken verſehen, murden eben als mie
die
Schildkrotten-Machinen mit friſchen
Ochſen-Häuten
bedeckt;
und mit hun-
dert
Mann verſehen, die ſo mohl die
Machine
in Bemegung zu bringen, als
auch
auf die Belagerte zu ſchieſſen
beordert
maren.
9[Figure 9]
171
Erinnerung.
Man hat nachgeſetzte Figuren als die noth-
mendigſten
um den Vitruvium deſto beſſer zu be-
greiffen
, beygeſetzt.
Nemlich diejenige, ſo zum
Begriff
der Regeln, morzu die Baukunſt für die
Gebäude
anmeiſet und zu unſerm Gebrauch die
dienlichſte
ſind.
Die Figuren, ſo zu andern Sa-
chen
gehóren, und Vitruvius dannoch behandelt,
zur
Architectur aber nicht gehóren, ſind hier aus-
gelaſſen
.
Man hat nur von jedem Geſchlecht ei-
nes
ſo zum Erempel dienen kan, angeführet, als
eines
für alle Tempeln, eines für die Theatra,
und
eines für alle Machinen.
NB. Ob auch ſchon nicht alles, ſo in dieſem
Tractat
enthalten, heutiges Tages mehr
bräuchlich
iſt, ſo geben ſelbige dannoch
ein
Licht und eine Erinnerung der Sa-
chen
.
172144 )o(
Explication
des erſten Kupffers.
Dieſes Kupffer enthält die ſiebenerley Mauermerk
der
Alten.
A. iſt die erſte, melche ſie R eticulatum
geheiſſen
, und mill ſo viel ſagen, als Netz oder
Schleiffen
, und murde megen der Zuſammenfügung
der
Steine alſo benennet, melche eine Figur aus-
machten
mie ein Netz.
BB. Iſt die zmeyte Inſertum
genannt
, und will ſo viel ſagen, als bund, weil die
Steine
, einer in den andern eingebunden waren, als
zween
unten und zween oben.
CC. iſt die dritte, ſo die
Griechen
beſonder oder allein hatten.
Mankönnte ſie
doppelte
Verbindung nennen, weil die Verbindung
nicht
allein an einem Haupt, ſondern an zwey Häu-
ptern
ſich bindet, vermittelſt der Binden.
III. D. die
vierte
Iſodomum genannt, weil die Steine oder
Ouader
eine Höhe haben.
E. iſt die fünfte Pſeudi-
ſodomum
genannt, weil die Steine oder Ouader
nicht
in einer Höhe waren.
FF, GG, H, iſt die ſech-
ſte
Art, Emplecton genannt, dieſe iſt auswendig mit
Ouader
oder ſonſt groſſen Steinen angeſetzt, in der
Mitte
aber ordentlich mit kleinen Steinen ausge-
mauert
.
FF. ſind die Stein ſelbſten, ſo das Haupt
machen
.
GG. iſt in der Mitte mit kleinen Steinen
ausgemauret
.
H. iſt der Bewurff zum Haupt.
K. iſt die ſiebende, ſo man componirte oder ver-
klammerte
nennen kunte, weil die Häupter von
Ouader
, das Mittlere aber mit ordinari Steinen
ausgemauret
, und die Häupter ſind verklammert.

Dieſes
Blat hat ſeinen Verhalt mit pag.
42.
173145 )o(
Explication
des Zweyten Kupfers.
Dieſes Kupfer mit dem folgenden, enthält die
fünf
Geſchlechter des Gebäudes AA.
iſt der
Pyenoſtyl
, nemlich wo die Säulen ſehr nahe an
einander
ſtehen, indeme die Zwiſchen-Säulung
nur
ein und ein halb Diameter der Säulen iſt.
BB. iſt der Syſtylus, und will ſo viel ſagen, wo
die
Säulen ſcheinen an einander zu ſtehen, und
die
Zwiſchen.
Säulung nur zween Diameter hat.
CC
.
iſt der Diaſtylus, wo die Säulen entfernet
ſind
, und die Zwiſchen-Säulung drey Diameter
hat
.
DD iſt der Areoſtyl, wo die Säulen rar
ſind
.
Er hat keine gewieſe Proportion: Man
hat
in der Figur der Zwiſchen-Säulung vier Dia-
meter
gegeben, und kan mehrers haben.
Die
Art
heiſt Euſtylus, iſt in dem dritten Riβ.
Die-
ſes
verhält ſich mit pag.
70.
174146 )o(
Explication
des Dritten Kupfer-Blats.
Dieſes Kupferblat enthält den (Plan) Grund-
riβ
und Auftrag der fünften Art oder Ge-
ſchlechts
zu bauen, Euſtyl genannt, wo die Säu-
len
einer commoden Proportion ausgeſtellt ſind,
als
wie in vorgehenden.
Die Zwiſchen-Säu-
lung
hat allenthalben zwey und ein Viertels Dia-
meter
, ausgenommen hinten und vornen, wo ſie
drey
Diameter haben.
Dieſes hat ſeinen Ver-
halt
mit Pag.
72.
Man bedienet ſich dieſes Grundriβ deβwegen,
damit
man die verſchiedene Theil, woraus der
Alten
Tempeln beſtunden, zeige.
AA. ſind die
lange
Seiten, ſo aus Gallerien beſtehen, und die
Säulen
einer Seiten und die Tempel-Mauer an-
derer
Seiten haben.
B, dieſer Theil Pronaos ge-
nannt
, das iſt Vorſchopf, Vorhof etc.
C, heiſt
Poſticum
, das iſt ſo viel, als der hintere Theil des
Tempels
, D, hieſe Cella, das iſt, das inwendige
des
Tempels.
Dieſer Plan erhält ſeinen Bericht
pag
.
102.
175147 )o(
Explication
des vierten Kupfers.
Dieſer Riβ enthält den Grundriβ (Plan) und
den
perſpectiviſchen Auftrag eines Tempels,
Hexaſtyl
und Pſeudodipter, das iſt, daβ er ſechs
Säulen
an der vordern und an der hintern Fa-
ciata
habe, und hat nur eine einfache Laube oder
Vorſchöpf
, die aber ſo breit ſind, als die zwey
Portiquen
an den Tempeln, ſo ſie doppelt haben.
Dieſer Grundriβ und Auftrag kan zum Erem-
pel
anderer Tempeln dienen, welche, was die
Haupttheile
betrifft, in vorigem Riβ ſchon expli-
cirt
ſind, und ſind dieſem gleich, als wie da ſind
der
Peripter, der Dipter und Hyperthre, ſo in
nichtts
als an der Säulen Zahl differiren, oder
andern
dieſer Natur Umſtänden.
176148 )o(
Explication
des fünften Kupfers.
Dieſer Riβ enthält die Proportion des Toſcani-
ſchen
Ordens.
AA, iſt die Baſis der Säule,
hat
einen halben Diameter der Säule an der Hö-
he
;
ſie iſt in zwey gleiche Theile getheilet; der un-
tere
Theil iſt für die Platte oder Tafel I;
der obe-
re
Theil K, iſt für den Rundſtab und das Plätt-
lein
.
BB, iſt das Capitäl, deſſen Höhe der Baſis
gleich
iſt.
Man theilts in drey Theil, der erſte
Theil
L.
iſt zum Halβ ſamt Plättlein und Stab.
Der zweyte M. iſt für den Halbrundſtab. Der
dritte
N.
iſt für die Platte. C. iſt einer von den
Balken
, ſo den Architrave ausmacht.
EE, ſind
das
was unter dem Balken oder Architrave iſt,
welche
ſich nach dem Diameter der Säule richten,
ſo
mit D.
angemerket. F, iſt eine Schlieſſe mit
dem
Schwalben-Schwanz, ſo die zween Balken
zuſammen
hält.
G. iſt die kleine Mauer, ſo an
ſtatt
des Fries angemerkt.
H, die Corniſch. Die-
ſer
Riβ hat ſeinen Verhalt pag.
82.
177149 )o(
Explication
des ſechſten Riβ.
Dieſer Riβ enthält die Ptoportion des Dori-
ſchen
Ordens.
AB, iſt der Durchſchnitt des
Schaffts
der Säule:
Dieſer Durchſchnitt ſtellt
zweyerley
Aushöhlungen ſo den Doriſchen Orden
gemein
ſind, vor.
Die Helfte hat die Aushöh-
lung
nur in gerader Linie, ohne Ausgrabung.
B,
iſt
die andere Helfte, ſo die Aushöhlung ganz
ſeicht
hat, und nur ein Viertel Zirkel ausmachen,
ſie
werden durch ein Quadrat Lit.
C. formirt, da-
ran
die Seiten einander gleich find.
D. E. F. iſt
das
Capitäl in drey gleiche Theile getheilet.
D.
iſt der Halβ. E, der Halbrundſtab und Plättlein.
F
, iſt die Platte.
G, iſt der Architrave. H. die
Triglyphen
oder Dreyſchlitz.
l, die Metopen. K,
die
halb Metopen.
L, die Corniche. M, die
ſechs
Tropfen, ſo unter den Triglyphen ſeyn.
NO.
ſind
die Tropfen, ſo unter der hangenden Platten
gerad
über den Triglyphen ſtehen.
Dieſes iſt er-
klärt
pag.
84.
178150 )o(
Explication
des ſicbenden Riβ oder Kupfers.
Dieſes Kupfer enthält die Proportion des Ioni-
ſchen
Orden@ und der Attiſchen Baſis.
A iſt
die
Platte der Attiſchen Baſis welches der dritte
Theil
der ganzen Baſis iſt, BB ſind die zween Rund-
ſtäbe
dieſer Baſis, der obere iſt der vierte Theil des
übrigen
, wenn die Platte hinweg iſt.
Der unter iſt
die
Helfte deſſen, was noch übrig, und die ander
Helſte
iſt der Scotie oder hohle Einziehung C.
D, iſt die Platte der Jouiſchen Baſis, ſo den drit-
ten
Theil der ganzen Baſis hat.
E, iſt der groſſe
Rundſtab
, ſo drey Theil von ſieben hält, wenn
man
theilet, was noch reſtirt:
Die vier andern
ſind
für zween Scotie und die Stäblein, ſo zwi-
ſchen
dem Rundſtab und der Platten ſeyn.
F. iſt
das
Capitäl, deſſen Proportion in dem 8ten Kupfer
ſattſam
explicirt GHIK, iſt der Architrave, ſo
vier
Theil hat, als die erſte Platte mit G, die
zweyte
mit H, die dritte I, und das Carnis K.
L.
iſt
das Friſe.
M. N. O. P. Q, iſt die Corniche.
M
, iſt das erſte Carnis.
N, die Zahnſchlitze, O,
das
zweyte Carnis.
P, iſt die hangende Platte mit
dem
kleinen Carnis.
Q, iſt das groſſe Carnis.
Dieſer
Riβ zeigt ſich pag.
89.
179151 )o(
Explication
des achten Kupfers.
Dieſes Kupfer enthält die Proportion des Io-
niſchenCapitäls
, deſſen man hier nur die Helfte
ſiehet
.
AB. iſt die Helfte der obern Platte, welche
ſich
nach dem untern Theil der Säule richtet, wo
die
Helfte B.
18. bemerket. Dann wann die Säule
unten
in achtzehen Theile getheilet, gibt man den
obern
Platten neunzehen.
AC iſt der Einzug, den
man
an dem Eck A.
zu machen hat, um die Linie CD.
zu ziehen, durch welche das Aug der Volute deter-
minirt
wird.
Dieſen Einzug zu machen, nimmt man
ein
und ein halben Theil den zwölf Theilen der Linie
EF
.
des ganzen Capitäls; dieſe Höhe iſt gleich der
Helfte
der obern Platte des Capitäls.
Dieſe ange-
merkte
Höhe CD.
in neun und ein halben Theil ge-
theilet
, ein und ein halben davon dem Carniβ und
Plättlein
auf dem Capitäl, und vier und einen hal-
ben
von dem Carniβ an biβ an das Mittel des Augs,
ſo
mit der Linie GH, durchſchnitten gegeben.
Die
Zahlen
1.
2. 3. 4. ſind die Centra der vier erſten
Viertel
der Schnecken;
die vier zweyte und die
vier
dritte (dann die Volute hat zwölf) werden
an
den Diagonalen 1.
3. und 2. 4. genommen,
HI
.
iſt der Stabe oben an der Säule, ſo dem
Aug
der Schnecken gerad übergehet.
KK. ſind die
Oven
oder halbrund Stab.
L. iſt die Are der
Schnecken
.
MM. der Gurt, des Seiten-Theils der
Schnecken
.
Dieſes Kupfer berufft ſich auf pag. 90.
180152 )o(
Explication
des neunten Kupfers.
Dieſes Kupfer enthält die Proportion des Co-
rinthiſchen
Capitäls, welches auch den gan-
zen
Unterſcheid ſo unter dem Ioniſchen und Co-
rinthiſchen
Orden iſt, an Tag leget, welcher nach
Vitruvio
keine andere Baſin, keinen andern Schafft,
und
keinen andern Architrave, Friſe und Corniche
hat
, als der Ioniſche Orden.
A. iſt das Corinthi-
ſche
Capitäl, welches nach Vitruvio den Diame-
ter
der Säule unten, zur Höhe hat.
B. iſt das
Capitäl
des Pantheons, ſo ein Siebentheil höher
iſt
, nemlich der Dicke oder Höhe des Geſimmsleins
auſ
dem Capitäl.
CD. iſt die Höhe des Capitäls
in
ſieben Theile getheilet, davon das oberſte des
Capitäls
, einen Theil hat, die Schnirkel und
Stengel
zween:
die Blätter der obern Reihen
zween
, und die in der untern Reihen eben ſo viel.
Die Breite des obern Geſimms des Capitäls, iſt
die
Diagonal EF.
das doppelte der höhe CD. Den
Bogen
H.
zu bekommen, muβ man benanntes
oberes
Geſimms EG, in neun Theile theilen, und
ihme
einen davon geben.
Man hat unten das Bärenklau-Blat, welches
den
Korb, ſo mit einem Ziegel bedeckt, umgibt,
woher
, wie Vitruvius ſagt, der Bildhauer Calli-
machus
ſein erſtes Modell zum Corinthiſchen Ca-
pitäl
genommen.
Iſt pag. 95. nachzuſehen.
181153 )o(
Explication
des zehenden Kupfers.
Dieſer Riβ enthält den Grundriβ und Auftrag
des
Römiſchen Theatri.
AA, iſt die Galle-
rie
oder Laube, ſo unten ganz herum gehet.
BB,
die
Eingänge, durch welche man von der Gallerie
zu
dem Orcheſter C kommt.
KDEDK, der Pult
genannt
, iſt ein Ort worauf die Actores ſpiel-
ten
.
MM, der Platz (Pallier) ſo die obere und
untere
Treppen ſeparirt, PM, die Stiege ſo zwi-
ſche
n den Treppen NN, iſt, die Gallerie ſo oben
am
Theatro.
PP, der Gang unter der Stiegen.
TT. die Stiege durch welche man zur Gallerie
hinauf
kommt.
KIHIK, die Scena oder Schau-
ſpiel
.
H, die Haupt-Pforte. II, Pforte für
die
Fremde.
KK, die Retour oder umgehende
Pforten
.
OOO, die Machinen, ſo die Scena zu
verändern
dienten.
GG, der hintere Theil des
Theatri
.
Von dieſem Kupffer iſt pag. 112. nach-
zuſehen
.
182154 )o(
Explication
des eilften Kupfers.
Dieſes Kupfer enthält die Explication der Cata-
pulten
welches eine Machine, wormit die Alten
Pfeile
einer ungemeinen Gröſſe ſchoſſen.
A, ſind
zween
Bäume neben einander angefügt, welche,
nachdeme
ſie angezogen, im abdrucken den Pfeil mit
groſſem
Gewalt hinauf ſchoſſen.
Einer dieſer Bäu-
me
wird als wann er an dem Capitäl der Machine
angezogen
, und mit einem eiſernen Riegel beveſtiget
war
, vorgeſtellet;
der andere aber, der aben auch ſoll
geſpannet
werden, als der Machinen-Meiſter B, mit
der
rechten Hand die Corde oder Saiten ſo den
Baum
anziehet, den Klang gibt, und das Ende C
auf
oder ablaſt, und das ſo lang und viel biβ daβ ei-
ne
Corde den Klang, wie die andere habe.
Dieſes
geſchiehet
durch ein excentriſches Stuck, üher wel-
ches
eine Walze gehet, ſo der Meiſter durch Hülf ei-
nes
Hebels, welchen er in der linken Hand hält, dre-
het
.
DEE, iſt das Capitäl der Catapulta im groſſen
vorgeſtellt
.
EE. ſind die Löcher, durch welche die Sai-
ler
gehen, mit welchen die Bäume angezogen wer-
den
.
F, iſt ein Ende eines der ; umen im Groſſen
vorgeſtellt
.
G. iſt ein Zapffen der durch den Na-
gel
gehet, wodurch der Baum an das Capitäl beve-
ſtiget
wird.
H, iſt die Rolle oder Walze ſo durch
das
excentriſche Stuck gehet.
Iſt pag. 138. be-
handelt
.
183155 )o(
Explication
Verſchiedener ſchweren Wörter,
ſo ſich in dem Vitruvio
finden
.
A.
11
Abacus, bedeutete bey den Alten gemeiniglich ei- # nen kleinen Tiſch, ſo auch ein Schenktiſch # war. Es war auch ein viereckigtes dickes # Stuck Bret, worauf die Arithmetiſche Zah- # len geſchrieben wurden. In der Archite- # ctur aber iſt ſolches der oberſte Theil des Ca- # pitäls: dieſes Wort bedeutete vor Zeiten ei- # nen Deller, weil man dazumahl ſich der vier- # eckigten hölzern Deller bedienet # pag. 90 Acantbus, Bärenklau, iſt eine Pflanze, ſo breite # und ſehr geſpaltene Blätter hat, die Alten # haben ſolche an die Capitäle der Säulen ge- # macht, und zieheten damit die meinſten Glie- # der der Architectur # 19. 98 Acroterium, bedeutete bey den Alten alle Extre- # mitäten eines ganzen Cörpers, als wie an # den Thieren, die Naſe, die Ohren, die Fin- # ger. An dem Gebäude das äuſſerſte des # Dachs, an dem Schiff der Röſter oder # Schnabel; ſonderlich ſind an dem Gebäude # die Acroteria diejenigen Piedeſtal, die
11184156 )o( # wohl auf der Mitte als an die Seiten der # Frontons oder Verdachungen, um Statuen # oder andre Dinge darauf zu ſtellen, geſetzt # werden # pag. 69. 82 Amphiproſtylus, war eine Gattung Tempel, wel- # che vier Säulen vornen, und auch ſo viel # hinten hatte # 109 Alburnum, das Holz, ſo gleich nach der Rinden # kommt Architrave Epiſtilium, Unterbalken, bedeutet den # Haupt-Balken. Dieſer Theil des Gebäudes # wird immediate auf das Capitäl geſetzt, deβ- # wegen haben ihn die Griechen Epiſtylum ge- # nannt, und will ſo viel ſagen als auf Säu- # len # 169 Antæ, waren Pfeiler ſo die Alten an die Ecke der # Tempeln machten # 107 Aſtragalus, iſt ein Rundſtäblein # 83 Athleta, iſt ein Fechter. Die Athletæ der Alten # waren die, ſo ſich im Lauffen und Ringen ex- # ercirten # 120 Attica, bedeutet das, ſo von der Stadt Athenæ # oder ihrem Territorio iſt. In dem Vitru- # vio iſt ſolches die Baſis, ſo die neue Bau- # meiſter der Doriſchen Säule gegeben haben. # Es iſt auch Meldung von Attiſchen Pforten # oder Thüren gethan, weil dieſe Sachen von # den Athenienſern erfunden worden. Wir
11185157 )o( # nennen Attique einen kleinen Orden, ſo über # einen viel gröſſeren zu ſtehen kommt, dann # an ſtatt der Säulen hat dieſer kleine Orden # nur Pilaſter oder Leſenen gerad aus, aus # einer beſondern Art, und einem Orden, ſo # man Attique nennet # 85 Axis, heiſt eine Are oder Achs, Vitruvius nen- # net den Rand der Schnecken alſo, ſo auf # den Seiten die Dicke vorſtellet, und iſt das # äuſſerſte, ſo die Franzoſen Baluſtre nennen, # Schwung an der Seite der Schnecke # 92 # B. Baſilicus, bedeutet Königlich. Diβ war bey den # Alten ein groſſer Saal, ſo zwey Reihen # Säulen hatte, uud war formirt wie das # Langhaus einer Kirch, hatte auf beeden Sei- # ten Gallerien. Dieſe Säle, ſo anfänglich # für Königliche Palläſte angegeben waren, # wurden endlich zu Juſtiz - Sachen gebraucht, # und endlich gar Chriſtliche Kirchen, welche # auch Zeithero die Form ſo behalten haben # # 100. 112 Baluſter, iſt die Neben - Seite einer Schnecke # oder Volutæ, und durch die Handwerks- # Leute alſo benamſet worden, weil ſie einer # Balunſter gleich ſiehet. # 92
11186158 )o( # C. Canal, zu Teutſch Umzug, iſt was an der Schne- # cken-Linie am Ioniſchen Orden mit umlauffe # und etwas vertieft iſt # 92, 98 Caryatïdes, ſind Statuen von Weibsbildern, die # an ſtatt der Säulen dienen # 22 Cella, bedeutet gemeiniglich ein kleines Stuck # eines Gebäudes; es iſt ſonderlich bey den # Alten @as Mittel eines Tempels mit Mau- # ren umgeben: wahrſcheinlich iſt es alſo # recht tituliret, weil die Gallerien ſo auſſen # herum gegangen den gröſten Plaz ausmach- # ten # 103 Chalcidique war ein groſſer hoher Saal, und # wird wegen der Stadt Chalcis aiſo benam- # ſet, weil allda die erſten alſo erbauet wur- # den # 113 Chorobatum, bedeutet das, was zur Beſchrei- # bung eines Landes dienet, um die Situation # davon zu haben. Es iſt propriè das was # wir ſätzwägig nennen, wann es dem Bley # nach genommen wird # 126 Conſole, iſt ein Franzöſiſch Wort und brauchen # ſolches auch die Teutſchen, iſt ein Stuck der # Architectur, ſo man an die Seite der Fen- # ſter, Thüre oder Thor des Ioniſchen Or-
11187159 )o( # dens macht, die Corniche oder das Haupt- # Geſimms gleichſam zu tragen Cuiſſe, Schenkel, iſt das Plättlein zwiſchen dem # Dreyſchlitzen oder Tryglyphen. # D. Diaſtylus, iſt eine Art Gebäude, wo die Säulen # drey Diameter von einander abſtehen # 71 Dipter, bedeutet das, ſo doppels lange Seiten # oder Flügel hat. Die Alten hieſſen die Tem- # pel alſo, ſo zwo Reihen Säulen ringsum # hatten, weil dieſe zwo Reihen, zwey Por- # tiquen oder Gallerien ausmachten, ſo ſie # Flügel (Alas) genennet # 109 # E. Echinos, iſt ein Halbrund - Stab, wo auch die # Oven eingezeichnet ſind # 20. 83 Entablement, Tabulatum iſt das ganze Geſims 84 Epiſtylum. vide Architrave. Eurythmie, bedeutet Proportion, wird in ſeiner # gemeinen Bedeutung in Architectur - Sachen # genommen; bedeutet ſonderlich die Propor- # tion der Bewegung des Tanzens und der # Muſic # 26 Euſtylus, bedeutet ein Gebäude, woran die Säu- # len wohl placirt oder geſtellt ſind, die
11188160 )o( # portion iſt dieſe, daβ die Zwiſchen-Säulung # zwey und einen viertels Diameter hat # 72 # F. Fresco, iſt eine Mahlerey auf Mörtel ehe er tro- # cken worden # 53 # G. Gnomonique, iſt eine Wiſſenſchaft Sonnen-Uh- # ren zu machen; kommt von dem Griechiſchen # Wort Gnomon, bedeutet etwas, ſo was zu # erkennen gibt; dann Gnomon iſt der Stylus # oder die Nadel, welche die Höhe der Son- # ne anzeiget, die Zeichen in welcher ſie # Iauft, und die Stunden, und das vermit- # tels des Schattens # 13 # H. Hydraulic, bedeutet eine Machine, die durch das # Waſſer getrieben wird, ſo man durch Röhren # weiter leitet. # 136 Hypethre, iſt ein Gebäude ſo kein Dach hat, und # da es hinein regnen kan, die Alten hatten # ſolche Tempel # 190 Hyperthyron, über einer Thüre; iſt eine breite # Tafel, ſo ſich an den Doriſchen Pforten, # und über den Sturz auf die Art eines Fries # findet #
11189161 )o( # I. Ichnographia, heiſt ein Fuβtritte, das iſt, wie # die Fuβſohlen auf dem Erdboden ein Zei- # chen zuruck laſſen. Alſo heiſt man den Plan # eines Gebäudes. # 25 # L. Lacunar, oder Plat - fond, Deck # 104 Laconicum, welches eine trockene Badſtube zum # ſchwitzen. Iſt alſo benamſet, weil ſie bey # den Lacedemoniern ſtark im Gebrauch war # # 117. ſq. # M. Monopter, bedeutet an der Architectur das, was # nur den Flügel hatte; es war eine Gattung # runder Tempel mit einer Kupel, ſo nur auf # Säulen ſtunde # 110 Metope, iſt bekannt, und findet ſich zwiſchen den # Triglyphen. # 87 # O. Orcheſter, bedeutet den Ort, wo man danzete, # war der tieffeſte Ort des Theatri,
11190162 )o( # der Scena, hoc eſt, wo die Comœdianten # ſpielten, und die Staffeln, wo die Zuſchauer # ſaſſen # 113 Ordnung, als die fünf Ordnungen der Säulen. # # 74 Orthographia, bedeutet eine Wiſſenſchaft recht # und juſt zu ſchreiben, auch den Auftrag eines # Gebäudes # 21 P. Paleſter, war eigentlich der Ort, wo die Ringer # ſich exercirten; es erſtrecket ſich aber dieſes # Wort auf alle Exercitien # 118 Paraſcenium, iſt das Hinter-Theil des Theatri oder # der Scenæ # 116 Peripter, iſt das, was einen Flügel ringsum hat. # War eine Art Tempel, ſo an vier Seiten # Säulen hatte, und von dem Proſtyl zu un- # terſcheiden, ſo nur vornen Säulen hatte, # auch von dem Amphiproſtyl, der nur hinten # und vornen Säulen hatte, und keine auf den # Seiten. # 109 Periſtyl, iſt ſo um und um Säulen hatte, iſt # von dem Peripter zu unterſcheiden, indeme # die Säulen in dem Periſtyl inwendig rings
11191163 )o( # umgehen, gleichwie um einen Hof; und # die am Peripter ſind auswendig, wie an # den Tempeln der Alten # 60. 112. 118 Poſticum, iſt die hintere Thür eines Gebäudes # # 103 Proſcenium, iſt das vordere Theil der Scenæ, # war ein Gebäude eben ſo hoch, als die letzte # Gallerie des Theatri, daran die Faciata mit # vielen Reihen Säulen gezieret war # 114 Proſtyl, iſt das, was nur an der Faciata Säu- # len hatte. Es wurde eine Art Tempel der # Alten alſo genennet # 109 Pſeudodipter, iſt der falſche Dipter; iſt eine Gat- # tung Tempel, ſo ringsum Gallerien hatte # und jede ſo breit als die doppelte Gallerie # des Dipters # 109 Pſeudoperipter, oder falſcher Peripter, iſt eine # Gattung Tempel, wo die Säulen an den # Seiten inwendig, und in die Mauer einge- # laſſen waren, welche erweitert, alſo daβ er # inwendig die Weite der Gallerie des Peripters # einſchloſſe # 110 Pulpitum, Pult, der Ort auf welchem die
11192164 )o( # mœdianten ſpielten, welches eigentlich das # iſt, ſo wir Theatrum nennen # 114 Picnoſtyl, iſt ein Gebäude, wo die Säulen # ſehr nahe an einander ſtunden, alſo daβ die # Zwiſchenſäulung nur einen und einen halben # Diameter betrug # 70 # R. Rudus, war ein grober Mörtel, den man # gebrauchte die Mauer damit zu bewerffen # und eben zu machen, ehe man den feinen # Wurf darauf machre. Es wurde bey den # Decken eben auch alſo gehalten. # 48 # S. Scena, bedeutet Tabernackel, Zelt, Pavillion, # war in den Theatris der Alten eine groſſe # Faciata des Gebäudes mit Säulen und # Statuen gezieret, ſo drey groſſe Oefnun- # gen hatte, in welchen in drey Perſpecti- # viſchen Gemählden die Wohnungen derje- # nigen, ſo die Tragœdie und Comœdie ſpiel- # ten, vorgeſtellet wurden # 114 Scenographia, iſt die dritte Manier ein Gebäude # zu zeichnen, wenn ſolches im
11193165 )o( # oder aber in einem Modell vorgeſtellet # wird. Stadium, dieſes Wort bedeutet den Ort wo man # ſtill ſtehet, ob es gleich wohl der iſt, wo # man laufft. Die Alten haben das Spa- # tium von 125. Schritten alſo genennet, # weil man ſagt, daβ Hercules ſo weit ge- # loffen ohne ſtill zu ſtehen, und ohne Athem # zu ſchöpffen. In der Architectur aber iſt # es ein Gebäude, ſo wie ein Theatrum mit # vielen Staffeln und Trcppen, ſo ſehr lang # und an den Enden gebogen iſt, dahin kun- # ten ſich die Zuſchauer, ſo den Lauf der # Athleten betrachteten, begeben # 115. 120 Statumen, bedeutet alles dasjenige ſo zum ſtü- # tzen dienet. In Architectur - Sachen iſt es # ein Mörtel mit Kieſelſteinen vermiſcht, wo- # mit man die erſte Auflage der Böden # machte # 48 Stuc, eine Gattung Mörtel aus geſtoſſenem Mar- # bel und Kalch gemacht # 53 Syſtylus, iſt ein Gebäude, wo man vermeinet, # die Säulen ſeyen aneinander oder ganz bey- # ſammen, die Zwiſchenſäulung iſt zween Dia- # meter der Säule #
11194166 )o( Symmetrie, iſt bey den Griechen und Lateinern # die gute Berhältnuβ des ganzen mit ſei- # nen Theilen. Alſo daβ die rechte, wie die # linke Seite, das obere mit dem untern # ſich verhalte # 27. 65 Stylobat, iſt ein Piedeſtal. # 76 # T. Theoria, bedeutet eine Betrachtung, iſt die # Wiſſenſchafft eines Dings, als da der Ver- # ſtand die Urſach begreiffen kan, ohne daβ # die Praxis und die Erfahrung ſolches an # Tag leget # 20. ſq. Torus, bedeutet ein Bette, Matratz @c. Iſt der # Rundſtab an der Baſi # 83 # V. Veſtibul, bedeutet alles das, was bey dem Ein- # gang in das Hauβ ſich zeiget, von wel- # chem man in die andere Zimmer kommt # 60 Voluta, heiſt verwickelt, iſt ein Theil des Io- # niſchen, Corinthiſchen und Compoſita Ca- # pitäls, ſtellet eine verwickelte und eine ſpi- # rale gedrehte Linie vor # 96
11195167 )o( # X. Xyſtus, bedeutet gekratzt oder geſchabet. War # der Ort wo die Athleten ſich exercirten, # iſt alſo genannt, weil die Althleten ſich # die Haut allda mit einem Spiegel ſchabe- # ten oder kratzten, damit der Schweiβ ab- # fiele, um die Haut dadurch glatt und ſchlüpf- # rig zu machen, auf daβ der Ringer nicht # haften kunte #
FINIS.
10[Figure 10]
196
[Empty page]
19711[Figure 11]Tab: I. # pag. 65.G C F H E D D K K C C K H A
198
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19912[Figure 12]Tab: II.B A B A 2 2 2 J{1/2} j{1/2} j{1/2} D C D C 4 4 4 3 3 3
200
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20113[Figure 13]Tab: 3.2{1/4} 3 2{1/4} A C A D A B A
202
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20314[Figure 14]Tab. IIII.
204
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20515[Figure 15]Tab: VH G C B N M B L E D F E A K A I
206
[Empty page]
20716[Figure 16]Tab: VI.L O N I H K C M G F E D C B A
208
[Empty page]
20917[Figure 17]Tab: VII.Q P O N M L K I H G F E D B C B A
210
[Empty page]
21118[Figure 18]Tab: VIII.E G F A C B K H I 9 8 7 6 5 4 3 2 j D M K L H M L C
212
[Empty page]
21319[Figure 19]Tab: IX.
214
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215
[Empty page]
21620[Figure 20]Tab X.A P B B B B P I A A A A T A T A N L N L N L P P B B B B B B D C E D O G G A G I G H A
217
[Empty page]
21821[Figure 21]Tab: XI.B C F G D E F H
219
[Empty page]
220
Errata.
E@ kommt oft das Wort Pozolon, heiſt aber
Pozolan
.
Im Regiſttr nach Chalcidiquen oder hohe groſſe
Säulen
, leſet Säle.
11
Pag
. 6 lin. 23. ſtatt er, leſet es.
# 28 lin. 20. zur@ick, leſet zur Ruhe.
# 30 lin. 4. der Laſt, leſet den Laſt.
# 32 lin. 3. leſet wegen ihrer Feuchtigkeit ſo
# # bitter iſt.
# 34 lin. 14. Ballen, leſet Bollen.
# 50 lin. 15. Ballen, leſet Bollen.
# 50 lin. 25. voll leſet Fall.
# 61 lin. 15. leſet Breite nicht haben.
# 73 lin. 9. wann, leſet woran.
# 80 lin. ultima, zömen, leſet zauben.
# 81 lin. penult, untere, leſet mittlere.
# 110 lin. 20. feſten, leſet erſten.
# 126 lin. 21 und. dieſes Wort bleibt hinweg.
# 131 kommt mehrmahlen Rerben, leſet Ror-
# # ben.
# 132 lin. 8. Rreben, leſet Rorben.
# 145 lin. 16. leſet die @te Art.
# 155 lin. 17. zieheten, leſet ziereten.
# 167 lin. 4. Spiegel, leſet Striegel.
221
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222
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223
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22422[Handwritten note 2]
225
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