Bion, Nicolas, Nicolaus Bions ... Neueröfnete mathematische Werkschule oder gründliche Anweisung wie die mathematische Instrumenten nicht allein schiklich und recht zu gebrauchen, sondern auch auf die beste und accurateste Art zu verfertigen, zu probiren und allzeit in gutem Stande zu erhalten sind, 1765

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Author: Bion, Nicolas
Title: Nicolaus Bions ... Neueröfnete mathematische Werkschule oder gründliche Anweisung wie die mathematische Instrumenten nicht allein schiklich und recht zu gebrauchen, sondern auch auf die beste und accurateste Art zu verfertigen, zu probiren und allzeit in gutem Stande zu erhalten sind
Year: 1765
City: Nürnberg
Publisher: Monath
Edition: 5. Aufl. verb., verm. u. mit Kupf. vers.
Number of Pages: Getr. Zählung: Ill., graph. Darst.

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Table of contents
1. Page: 0
2. Nicolaus Bions berühmten Königlichen Franzöſiſchen Mathematikers neueröfnete mathematiſche Werkſchule oder gründliche Anweiſung wie die mathematiſche Inſtrumenten nicht allein ſchiklich und recht zu gebrauchen, ſondern auch auf die beſte und accurateſte Art zu verfertigen, zu probiren und allezeit in gutem Stande zu erhalten ſind. Aus dem franzöſiſchen überſezet und bey dieſer fünften Auflage um vieles verbeſſert, vermehret, und mit Kupfern verſehen. Mit allergnädigſter Freyheit. Nürnberg bey George Peter Monath, 1765. Page: 9
3. MAX-PLATICK-INSTITUT FÜR WISSENSCHAFTSGESCHICHTE Bibliothek Page: 10
4. Vorbericht des Ueberſetzers. Page: 11
5. Vorrede des Autors. Page: 13
6. Kurzer Inhalt Der Bücher, Capitel und Sectionen, welche in dieſem Tractat begriffen ſind. Von denen gebräuchlichſten Inſtrumenten. Erſtes Buch. Page: 19
7. Von dem Proportionalzirkel. Zweytes Buch. Page: 19
8. Von verſchiedenen andern curieuſen Inſtrumenten, wel-che daheim gebraucht werden. Drittes Buch. Page: 20
9. Von den Inſtrumenten, welche auf dem Felde gebrau-chet werden. Viertes Buch. Page: 20
10. Von unterſchiedlichen Waſſerwagen, wie auch Inſtru-menten die zur Artillerie gehören. Fünftes Buch. Page: 21
11. Von den Inſtrumenten, die in der Aſtronomie dienen. Sechſtes Buch. Page: 21
12. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtru-menten, welche zur Schiffarth dienen. Siebendes Buch. Page: 21
13. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren. Das achte Buch. Page: 22
14. Definitiones, oder Erklärungen der Kunſtwörter, die man nothwendig vorhero wiſſen muß, wenn dieſes Werk recht verſtanden werden ſoll. Page: 23
15. Von der Zubereitung und dem Gebrauch der Mathematiſchen Inſtrumenten. Erſtes Buch. Von denen gebräuchlichſten Inſtrumenten, als da ſind der Zirkel, das Lineal, der Linienzieher, die Reißfeder, das Winkelmaas und der Transporteur. Erſtes Capitel. Von der Conſtruction und dem Nutzen des Zirkels, Lineals, Lis nienziehers und der Reißfedern. Page: 31
16. Erſter Nutz. Eine gerade Linie in zwey gleiche Cheile zu theilen. Page: 32
17. Zweyter Nutz. Aus einem auf einer geraden Linie gegebenen Punct ei-ne Perpendicularlinie aufzurichten. Page: 33
18. Dritter Nutz Eine Perpendicularlinie auf eine gegebene Linie, aus ei-nem Punct, der auſſerhalb der beſagten Linie ſich befindet, herunter zu laſſen. Page: 33
19. Vierter Nutz. Einen geradlinigten Winkel in zwey gleiche Cheile zu theilen. Page: 34
20. Fùnfter Nutz. Auf einem gegebenen Winkel eine gerade Linie aufzurich-ten, welche ſich auf eine Seite nicht mehr als auf die andere neige. Page: 34
21. Sechſter Nutz. Auf eine gerade gegebene Linie aus einem auf ſelbiger ge-gebenen Punct, einen Wintel, der einem gegebenen Win-kel glcich ſeye, zu machen. Page: 35
22. Siebender Nutz. Durch ein gegebenes Punct eine mit einer gegebenen Linie gleichlaufende oder Parallellinie zu ziehen. Page: 35
23. Achter Nutz. Eine gegebene Linie in ſo viel gleiche Theile, als es belieber, zu theilen. Page: 36
24. Man macher auch ſimple Scalas der Sinuum Tangentium und Secan-tium nach den Reguln auf dieſe Manier. Page: 37
25. Neunter Nutz. Von einer gegebenen Linie einen ſolchen Theil, den man verlanger, abzuſchneiden. Page: 38
26. Zehender Nutz. Eine gerade Linie zu ziehen, welche den Zirkel in einem gegebenen Punct berühre. Page: 38
27. Eilfter Nutz. Auf einer gegebenen geraden Linie eine Spiral: oder Schne-ckenlinie, welche ſo viel Umgänge, als man will, mache, zu bezeichnen. Page: 39
28. Zwölfter Nutz. Auf einer geraden Linie ein gleichſeitiges Dreyeck (aequi-laterum iſopleuron), zu zeichnen. Page: 39
29. Dreyzehender Nutz. Einen Triangel, der einem andern vorgegebenen Triangel gleich und ähnlich ſeye, zu machen. Page: 39
30. Vierzehender Nutz. Auf eine gegebene Linie einen Triangel, der einem andern zwar ähnlich, aber nicht gleich ſeye, zu zeichnen. Page: 40
31. Funfzehender Nutz. Einen Triangel von dreyen geraden Linien, die dreyen gegebenen Linien gleich ſeyn, davon voch die zwo kürzern, wann ſie zuſammen genommen werden, länger als die dritte ſind, zu machen. Page: 40
32. Sechzehender Nutz. Auf einer geraden gegebenen Linie ein Quadrat zu beſ hretben. Page: 40
33. Anderſt. Page: 40
34. Siebenzehender Nutz. In einen Zirkel ein regulæres Polygonum oder Vieleck, welches man verlanger, einzuſchreiben. Page: 41
35. Achtzehender Nutz. Durch drey gegebene Puncte, die aber nicht in einer geraden Linie ſtehen dörfen, einen Zwkel zu ziehen. Page: 42
36. Neunzehender Nutz. Den Mittelpunct eines Zirkels zu finden. Page: 42
37. Zwanzigſter Nutz Eine gerade Linie, welche der Peripherie eines Zirkels gleich ſeye, zu ziehen, und eine Peripherie des Zirkels einer ge-gebenen geraden Linie gleich zu machen. Page: 42
38. Ein und zwanzigſter Nutz. Eine ablange Rundung, auf einer gegebenen Linie zu beſchreiben. Page: 43
39. Zwey und zwanzigſter Nutz. Eine Mathematiſche Ellipſin, deren zwo Axen oder Durchmeſ-ſer gegeben, zu beſchreiben. Page: 43
40. Eine Ellipſin auf eine andere Art zu ziehen. Page: 44
41. Drey und zwanzigſter Nutz. Eine Figur einer andern gleich und ähnlich zu machen. Page: 45
42. Vier und zwanzigſter Nutz. Die Figuren aus dem Groſſen in das Kleine, und aus dem Kleinen in das Groſſe zu verwandeln. Page: 45
43. Eine Figur vermittelſt einer Scalæ oder Maas-ſtäbe zu verwandeln. Page: 45
44. Die Flächen durch einen proportionirten Winkel zu verwandeln. Page: 46
45. Eine Figur vermittelſt der Quadraten zu ver-wandeln. Page: 46
46. Das zweyte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Win-kelmaaſes, oder Winkelhackens. Page: 47
47. Erſter Nutz. Eine Perpendicularlinie aus einem gegebenen Puncte auf ei-ner gegebenen Linie au@zurichten. Page: 47
48. Zweyter Nutz. Zu wiſſen, ob eine Linie perpendiculair auf einer andern ſtebe, das iſt, ob ſolche einen gevaden Winkel machen. Page: 48
49. Das dritte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauctz des Transporteurs. Page: 48
50. Anweiſung, wie man dieſe Eintheilnng machen ſoll. Page: 48
51. Erſter Nutz. Einen Winkel von beliebiger Gröſſe zu machen. Page: 49
52. Zweyter Nutz. Wann der Winkel BAD gegeben worden, zu wiſſen, wie viel er Grad in ſich begreiffe. Page: 49
53. Dritter Nutz. In einen Zirkel ein jedes regulæres Polygonum oder Vieleck einzuſchreiben. Page: 49
54. Vierter Nutz. Auf einer gegebenen Linie ein jedes regulæres Polygonum zu beſchretben. Page: 50
55. Ende des erſten Buchs. Page: 51
56. Zweytes Buch. Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Propor-tionalzirkels. Das erſte Capitel. Von der Zubereitung des Proportionalzirkels. Page: 51
57. Erſte Section. Von der Linea partium æqualium, oder der Linea Arithmetica. Page: 53
58. Zwote Section. Von der Linea Planorum, oder der Linea Geometrica. Page: 54
59. Tabula pro Linea Planorum. Page: 55
60. Dritte Section. Von der Linea Polygonorum. Page: 56
61. Andere Tabell der Polygonen. Page: 58
62. Vierdte Section. Von der Linea Chordarum. Page: 59
63. Tabula pro Linea Chordarum. Page: 60
64. Fünfte Section. Von der Linea Solidorum. Page: 61
65. Tabula pro Linea Solidorum. Page: 62
66. Sechſte Section. Von der Linea Metallica Page: 62
67. Siebende Section. Dieſe hält in ſich die Proben von den Theilungen der ſechs Linien, welche man insgemein auf dem Proportionalzirkel bezeichnet. Page: 63
68. Prob von der Linea æqualium partium. Page: 64
69. Prob von der Linea Chordarum. Page: 64
70. Prob von der Linea Polygonorum. Page: 65
71. Probe von der Linea Planorum. Page: 65
72. Proben von der Linea Solidorum. Page: 66
73. Prob von der Linea Metallica. Page: 67
74. Schwere eines Cubiſchen Schuhes. Page: 67
75. Das zweyte Capitel. Von dem Nutzen des Proportional-zirkels. Page: 68
76. Erſte Section. Von dem Nutzen der Lineæ æqualium partium. Erſter Nutz. Eine gegebene Linie inſo viel gleiche Theile, die man will, zu theilen, als zum Exempel in ſieben. Page: 68
77. Zweyter Nutz. Wann verſchiedene gerade Linien, welche den Umfang ei-nes Vierecks ausmachen, gegeben worden, da eine von d@eſ@n ſo viel gleiche Theile in ſich begreiffen ſoll, als man will, zu fin-den, wie viel von eben denen Theilen in einer ſeden von andern Linien enthalten ſeye. Page: 69
78. Dritter Nutz. Wann eine gerade Linie, und die Zahl der gleichen Theile, welche ſelbige in ſich hält, gegeben worden, eine kleinere Linie, wel-che ſo viel gleiche Theile in ihrer Anzahl habe, als es beliebet, abzuſchneiden. Page: 69
79. Vierter Nutz. Zu zwoen gegebenen geraden Linien, die dritte Pro-portionallinie, oder zu oreyen, die vierte zu finden. Page: 70
80. Fünfter Nutz. Eine gegebene Linie nach einer gegebenen Verhältniß oder Proportion zu theilen. Page: 70
81. Sechſter Nutz. Den Proportionalzirkel zu offnen, alſo, daß die zwo Lineæ æqualium partium einen geraden Winkel machen. Page: 71
82. Siebender Rutz. Eine gerade Linie, welche der Circumferenz eines gegebenen Zirkels gleich ſeye, zu finden. Page: 71
83. Zwote Section. Von dem Nuhen der Lineæ Planorum. Page: 71
84. Zweyter Nutz. Wann zwo flache ähnliche Figuren gegeben worden, zu finden, was ſelbige vor ein Verhältniß gegeneinander haben. Page: 72
85. Dritter Nutz. Den Proportionalzirkel dergeſtalten zu öffnen, daß die zwo Lineæ Planorum einen graden Winkel machen. Page: 73
86. Vierter Nutz. Eine Fläche, welche ähnlich und zwoen gegebenen gleich-förmigen flächen gleich ſeye, zu verfertigen. Page: 73
87. Fünfter Nutz. Wann zwey ähnliche und ungleiche Flächen gegeben worden, die dritte, welche auch ähnlich, und ihrer Differenz gleich ſeye zu finden. Page: 74
88. Sechſter Nutz. Zwiſchen zwoen gegebenen geraden Linie eine mittlere Proportionallmie zu finden. Page: 74
89. Dritte Section. Von dem Nnhen der Lineæ Polygonorum. Erſter Nutz. Ein regulaires Polygonum oder Vieleck in einen gegebenen zirkel zu beſchreiben. Page: 75
90. Zweyter Nutz. Auf einer gegebenen Linie ein regulaires Vieleck zu beſchreiben. Page: 75
91. Dritter Nutz. Eine gegebene Linie alſo zu theilen, daß ihre Verhältniß in media und extrema ratione ſeye, wie DE in der 7. Figur. Page: 76
92. Vierter Nutz. Auf einer gegebenen Linie DF ein Triangulum Iſoſceles, deſ-ſen winkel in ſeiner Baſi zweymal ſo groß, als derſenige in der Spihe ſeye, zu beſchreiben. Page: 76
93. Fünfter Nutz. Den Proportionalzirkel dergeſtalten zu öffnen, daß die zwo Polygonlinien einen geraden Winkel machen. Page: 76
94. Vierte Section. Von dem Nuhen der Lineæ Chordarum. Erſter Nutz. Den Proportionalzirkel dergeſtalten zu öffnen, daß die zwo Lineæ Chordarum einen Winkel machen, der ſo viel Grade, als es beliebet, habe. Page: 77
95. Zweyter Nutz. Wann der Proportionalzirkel offen ſtehet, zu finden, wie viel Grad ſeine Oeffnung habe. Page: 77
96. Dritter Nutz. Auf eine gegebene Linie einen geradlinigten Winkel zu ſtellen, welcher ſo viel Grade, als man will, faſſe. Page: 77
97. Vierter Nutz. Wann ein geradlinigter Winkel gegeben worden, zu finden, wie viel Grad er in ſich habe. Page: 78
98. Fünfter Nutz. Auf der Peripherie eines gegebenen Zirkels einen Bogen von ſo vielen Graden nach Belieben zu nehmen. Page: 78
99. Sechſter Nutz. Auf einer gegebenen Linie FG ein regulaires Polygonum oder Vieleck zu beſchreiben. Page: 79
100. Fünfte Section. Von dem Nuhen der Lineæ Solidorum. Erſter Nutzen. Alle ähnliche Solida nach einer gegebenen Verhältnis zu vermehren oder zu verringern. Page: 79
101. Zweyter Nutz. Wann zwey ähnliche Corpora gegeben worden, zu finden, was ſelbige vor eine Verhältnis gegen einander haben. Page: 80
102. Dritter Nutz. Eine Linie zu ziehen, und zu theilen, womit man die Viſi-rung zu Sruckkugeln und Stucken verrichten möge. Page: 80
103. Vierter Nutz. Wann verſchiedene ähnliche Solida gegeben werden, andere, welche ähnlich, uud denen gegebenen gleich ſeyn, zu verfertigen. Page: 81
104. Fünfter Nutz. Wann zwey ähnliche aber ungleiche Rörper gegeben wor-den, zu ſolchem ein drittes, das zwar ähnlich, aber nur der Differenz von denen gegebenen gleich ſeye, zu finden. Page: 82
105. Sechſter Nutz. Zwiſchen zwoen vorgegebenen Linien die zwo mittlere Proportionallinien zu finden. Page: 82
106. Siebender Nutz. Wann ein Parallelepipedum gegeben worden, die Seite eines Cubi, welcher jenem gleich@ ſeye, zu finden. Page: 83
107. Achter Nutz. Eine Viſirruthen zu verfertigen und einzutheilen, damitman die Fäſſer und alle dergleichen Gefäſſe, in welchen flüßige Materien können aufbehalten werden, ausmeſſen kann. Page: 83
108. Sechſte Section. Dieſe begreift die Zubereitung und den Gebrauch noch an-derer Arten der Viſirruthen in ſich. Page: 87
109. Von der Zubereitung und dem Gebrauch einer neuen V@ſirruthen. Page: 92
110. Eintheilung der dritten Seite vor den Innhalt. Page: 93
111. Eintheilung der andern Seite vor die Längen. Page: 93
112. Eintheilung der erſten Seite vor die Durchmeſſer. Page: 94
113. Nutz. Page: 94
114. Wie man dieſe mäſe zu einem allgemeinen Gebrauch richten möge. Page: 94
115. Anmerkung. Page: 95
116. Von allerhand Arten der Weinmaaße. Page: 95
117. Siebende Section. Von dem Nutzen der Lineæ Metallicæ. Erſter Nutz. Wann der Durchmeſſer einer Kugel eines von den 6. Me@ tallen gegeben worden, den Diameter einer andern Kugel, von was für einem aus den belagten Metallen man will, von einer-ley Schweere zu finden. Page: 97
118. Zweyter Nutz. Das Verhältniß, welche die 6. Metalle unter ſich haben, nach ihrer Schwe@re zu finden. Page: 97
119. Dritter Nutz. Wann ein Cörper von einem aus den 6. Metallen, es ſeye gleich was man für eines wolle, gegeben worden, zu finden, wie viel man von einem der 5. andetn Metallen dazu haben müſſe, um ein anders ähnliches, und dem vorgegebenen gleiches zu finden. Page: 98
120. Vierter Nutz. Wann die Durchmeſſere oder Seiten zweener ähnlichen gleich-förmigen Rörper, die nicht aus einerley Metall ſind, gegeben worden, zu finden, in was für einer Verhältnis, der Schweere nach, dieſe zwey Corpora ſeyn mögen. Page: 99
121. Fünfter Nutz. Wann die Schweere und der Diameter einer Kugel, oder die Seite eines andern Körpers, von einem der ſechs Metallen gegeben worden, den Diameter oder das Latus homologum eines andern ähn-lichen Körpers, das von den 5. andern Metallen iſt, welches von einem gewiſſen Gewicht ſeye, zu finden. Page: 100
122. Allhier folget eine Cabell für die Schweere unterſchiedlicher Mate-rien, die zu Cubiſchen Schuen und Zollen reduciret worden. Page: 100
123. Ende des zweyten Buchs. Page: 100
124. Drittes Buch. Von der Zubereitung und dem Gebrauch verſchiede-ner Zirkel und anderer curieusen Inſtrumenten, welche insgemein zu Haus gebraucher werden. Das erſte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiede-ner Zirkel. Page: 101
125. Von der Zubereitung des Haarzirkels. Page: 101
126. Von dem Reißzirkel. Page: 102
127. Von der Zubereitung des Federzirkels. Page: 103
128. Von dem Uhrmacherzirkel. Page: 103
129. Von der Zubereitung eines dreyſchenklichten Zirkels. Page: 104
130. Von dem Zirkel zu denen Seecharten. Page: 105
131. Von der Zubereitung eines gedoppelten oder ordentlichen Theil-oder Re@uctionszukels. Page: 105
132. Von der Zubereitung eines audern gedoppelten Zirkels, da ſich der Ropf verſchieben läſſet. Page: 105
133. Von dem Stangenzirkel. Page: 108
134. Von der Zubereitung eines Zirkels, womit man die Ellipſes-oder Ovallinien ziehen kann. Page: 109
135. Von dem Taſter-oder Greifzirkel. Page: 110
136. Von andern krummen Zirkeln. Page: 110
137. Das zweyte Tapitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauch verſchiede-ner Mathemat@ſchen Inſtrumenten, welche zu Haus können gebraucht werden. Von der Feder zum Reißbley a. von einem Zirkel. Page: 111
138. Von der Zubereitung einer ſchiebenden Feder zum Reißbley. Page: 112
139. Von der Zubereitung der immerwährenden Feder. Page: 112
140. Von der Zubereitung eines Papierhalters. Page: 113
141. Von der Zubereitung eines Inſtrumenti Pantographici. Page: 113
142. Von der Zubereitung einer Perlenmaaß um dadurch das Gewicht der Perlen zu erfahren. Page: 115
143. Von der Zubereitung des unbeweglichen Winkel-maaßes. Page: 117
144. Von dem zuſammenlegenden Winkelmaaß. Page: 117
145. Von der Zubereitung der Bleywaag. Page: 117
146. Von dem königlichen Schuh und unterſchiedlichen andern Maaßen. Page: 118
147. Von der Zubereitung der Parallellineale. Page: 120
148. Von der Zubereitung einer andern Gattung des Parallellineals. Page: 121
149. Von der Zubereitung eines Schrittzehlers. Page: 121
150. Von der Zubereitung einer Theilſcheibe, mit welcher man die Zähne der Uhrräder theilen und einſchneiden kann. Page: 123
151. Wie man die Armirungen der Magnetſteine recht verferti-gen, und auch beſagte Steine zum armiren ſchneiden ſoll. Page: 126
152. Von dem Armiren. Page: 130
153. Wir wollen anieso verſchiedene Experimente, die insgemein mit dem Magnetſtein gemacht worden, vorſtellig machen. Page: 132
154. Wir haben von der Stellung des Gefeils um einen Magnet, die in einem Rartenblat ſtecket, gehandelt, es wird ſich aber bey nahe eben dergleichen um ein geſtrichenes Blech vom Stahl er-eignen. Page: 134
155. Wir laſſen unterſchiedliche andere Experimente aus, weilen wir ſonſten gar zu weit ausſchweiffen müſten. Das meiſte kom-met darauf an, daß man einen Vorrath von guten Magneten habe, mit welchen man die ſchönſte und curieuſeſte Experimente darſtellen kann. Von der Zubereitung eines nach der Kunſt gemachten Magnets. Page: 135
156. Wann nun dieſe nach der Runſt verfertigte Magnete wol ge-macht, und mit guten Steinen geſtrichen worden, haben ſolche eben ſo viel Kraft, als die guten narürlichen Magnete, und kan man ſich ſolcher bedienen, um damit eben dieſelbige Experimente anzuſtellen. Von der Zubereitung einer Feder-oder Sackwaage. Page: 136
157. Von der Zubereitung einer Waag mit einem beſondern Balken. Page: 137
158. Verhältnis des Pariſiſchen Gewichts gegen diejenige von unterſchiedlichen fremden Oertern. Page: 138
159. Von der Zubereitung des Flaſchenzugs. Page: 138
160. Von der Zubereitung eines Windrohrs. Page: 139
161. Von der Zubereitung. eines Windballens, oder Dampfkugel, (Aeolipila). Page: 141
162. Von der Zubereitung eines Macroſcopii zu flüſſigen und durchſichtigen Sachen. Page: 141
163. Von der Zubereitung eines andern Microſcops zu flüßigen und mebrein gar kleinen Sachen. Page: 143
164. Von der Zubereitung eines Microſcops mit einem Glas. Page: 144
165. Von der Zubereitung eines Microſcops mit dreyen Gläſern. Page: 144
166. Von dem Gebrauch dieſes Microſcops. Page: 146
167. Ende des zweyten Buchs. Page: 147
168. Viertes Buch. Von der Zubereitung und dem Gebrauch der Mathematiſchen Inſtrumenten. Page: 148
169. Das erſte Capitel. Page: 148
170. Erſter Nutz. Eine gerade Linie auf dem Felde durch zwey gegebene Pun-cte zu zieben, und ſolche, ſo weit als es vonnöthen iſt, zu verlängern. Page: 150
171. Zweyter Nutz. Line gerade Linie auf dem Felde zu meſſen. Page: 151
172. Dritter Nutz. Auf einer geraden Linie, aus einem auf ſelbiger gegebenen Punct eine Perpendicularlinie aufzurichten. Page: 152
173. Vierter Nutz. Aus einem auſſerhalb der Linie gegebenen Punct eine Per-pendicularlinie herunter fallen zu loſſen. Page: 152
174. Fünſter Nlitz. Page: 153
175. Sechſter Nutz. Page: 153
176. Siebender Nutz. Aufdem Papier einen Winkel, der demienigen, welchen zwo Linien auf dem Felde machen, gleich ſeye, zu zeichnen. Page: 154
177. Achter Nutz. Wie man einen Plas, den man betretten kann, in Grund legen kann. Page: 157
178. Neunter Nutz. Von auſſen einen Plas in Grund zu legen. Page: 158
179. Zehender Nutz. Ein jedes regulaires Vieleck auf einer im Feld gegebenen Linie auſzurichten. Page: 159
180. Eilfter Nutz. Die Weite zweyer Objecten, da man zwar von einem zu dem andern nicht gehen, doch aber zu einem jeden beſonders gelangen kann, zu erfor ſchen. Page: 160
181. Zwölfter Nutz. Die Weite zweyer Oerter, zu deren einen man nur gelan-gen kann, zu finden. Page: 161
182. Dreyzehender Nutz. Page: 161
183. Vierzehender Nutz. Page: 162
184. Das zweyte Capitel. Hierinnen iſt die Beſchreibung und der Gebrauch des Creutzmäſes (de l’ Equerre d’Arpenteur) enthalten. Page: 162
185. Erſter Nutzen. Wie man ein Feld oder eine Wieſe, in welche man gehen kann, in Grund legen und ausmeſſen ſoll. Page: 163
186. Zweyter Nutz. Ein Stuck Land in Gruud zu legen, in welches man nicht wol h@ein gehen kann, gleichwie ein Wald, ein Weyher, ein Sumpf oder Moraſt, oder etwas anderes von dergleichen Art wäre. Page: 165
187. Das dritte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchied-licher Winkelmeſſer (Recipiangles). Page: 166
188. Von dem Nuhen des Winkelmeſſers. Erſter Nutz. Page: 168
189. Zweyter Nutz. Ein Stuck Landes in Grund zu legen, deſſen Umfang eine gradlinigte Figur ſeye. Page: 169
190. Das vierte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Winkel-ſcheibe, (de la Planchette). Page: 169
191. Von der Zubereitung der Geſtelle oder Stative, auf welche die Inſtrumente im Feld geſteller werden. Page: 172
192. Von dem Gebrauch der winkelſcheibe. Page: 172
193. Das fünfte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Viertel-zirkels oder des Quadrantens, und des Quadrati Geometrici. Page: 175
194. Von dem Nutzen des Ouadrantens, der mit zweyen unbe-weglichen Abſeben, und einem aus dem Mittelpuncte herabhan-genden Stuckbley verſehen iſt. Erſtlich nach den Graden. Page: 179
195. Erſter Nutz. Es ſeye vorgegeben die Höhe eines Thurns A B, zu deſſen F@ß man gehen kan, zu erforſchen. Page: 179
196. Zweyter Nutz. Gs ſeye vorgegeben die Höhe eines Thurns DE, zu welchen man nicht kommen kan, ſeine Höhe zu finden. Page: 180
197. Dritter Nutz. Die Breite eines Brunnens oder Grabens, deſſen Tiefe man meſſen kan, zu erfahren. Page: 182
198. Von dem Gebrauch des Geometriſchen Quadrats. Page: 182
199. Von dem Gebrauche der in dem Geometriſchen Quadratſich befindenden Meßleiter ohne Berechnung. Page: 183
200. Erſter Nutz. Page: 183
201. Zweyter Nutz. Page: 184
202. Dritter Nutz. Mit dieſer Meßleiter eine unzugängliche Höhe zu erfahren. Page: 184
203. Der erſte Fall. Wo die Seite des Umbræ rectæ allezeit zweymal von dem Bleyfaden durchſchnitten wird. Page: 184
204. Der zweyte Fall. Wo die Seite des Umbræ verſæ alle zweymal von dem Faden durchſchnitten wird. Page: 185
205. Der dritte Fall. Page: 185
206. Vierter Nutz. Wie man eine Tiefe, zum Exempel, eines Brunnens oder Grabens erforſchen könne. Page: 186
207. Wann alles dieſes bißherige recht ſoll verſtanden werden, ſo iſt es ſehr dienlich, daß man ein Geometriſches Quadrat, mit ſeiner Meßleiter in Handen habe. Page: 186
208. Von dem Gebrauche des Viertelzirkels oder Quadrantens, allwo man ſich einer beweglichen Kegel mit @h@en Abſehen bedtenet, um die Höhen und Ciefen zu meſſen. Page: 187
209. Erſter Nutz. Wie man die Höhe, zum Exempel, eines Thurns, zu deſſen Fuß man gelangen kann, obſerviren ſoll. Page: 187
210. Zweyter Nutz. Die Höhe eines Thurns, man mag gleich zu ſolchen gehen oder nicht gehen können, mit Beyhülfe der Meßleiter zu meſſen. Page: 188
211. Erſter Fall. Page: 188
212. Zweyter Fall. Page: 188
213. Dritter Fall. Page: 189
214. Von dem Gebrauche des Quadrantens um die Horizontal-Weiten abzumeſſen. Page: 189
215. Das ſechſte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Halb-Zirkels. Page: 191
216. Erſter Nutz. Page: 194
217. Zweyter Nutz. Die Weite des Rirchthurns A zu dem Thurn C, welche unzugänglich ſupponiret wird, zu finden. Page: 196
218. Dritter Nutz. Page: 198
219. Vierter Nutz. Eine ganze Landſchaft in Grund zu legen, und in eine Charte zu bringen. Page: 199
220. Das ſiebende Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Bouſſole oder eines Compaſſes. Page: 200
221. Erſter Nutz. Mit der Bouſſole oder dem Compaß die Abweichung einer Mauer zu finden. Page: 202
222. Zweyter Nutz. Mit der Bouſſole oder dem Compaß einen Winkel auf der Erden zu meſſen. Page: 204
223. Dritter Nutz. Einen Wald, einen Moraſt, einen Weg mit ſeinen Ab-oder Nebenwegen in Grund zu legen. Page: 204
224. Das achte Capitel. Von dem Gebrauche der obbemeldeten mathemati-ſchen Inſtrumenten, wann ſie bey Befeſtigung der Plätze appliciret werden. Page: 207
225. Nahmen der vornehmſten Linien und Winkel, welche den Grundriß ausmachen. Page: 208
226. Maximen oder Hauptregeln, die zum Fundament in der Fortification zu wiſſen nöthig ſind. Von dergleichen Regeln mag man hauptſächlich 6. angeben. Page: 208
227. Auf dem Papier einen Grundriß nach der Methode des Grafen von Pagan vorzuſtellen. Page: 210
228. Das Profil eines fortificirten Orts aufzureiſen. Page: 211
229. Nach einem Riſſe ein Fortificationswerk abzuſtecken. Page: 213
230. Von der Conſtruction der Auſſenwerke. Page: 215
231. Wie man ein Hornwerk conſtruiren ſoll. Page: 216
232. Wie man die zur Fortification gehörige Materialien nach ihren cörperlichen Innhait ausfinden ſolle. Page: 218
233. Ende des vierten Buchs. Page: 221
234. Fünftes Buch. Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchied-licher Waſſerwagen zu den Waſſerleitungen, wie auch der Inſtrumenten, die zur Artillerie gehören. Das erſte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchiedlicher Waſſerwagen. Zubereitung einer Waſſerwage, die mit Waſſer gemacht iſt. Page: 222
235. Zubereitung einer Janz ausgemachten Waſſerwag mit Luſt. Page: 223
236. Zubereitung der Waſſerwag mit der Luft und einem Perſpectiv. Page: 224
237. Zubereitung einer Waſſerwag mit einem Senkbley und Peiſpectiv. Page: 225
238. Zubereitung der Waſſerwag des Herrn Hugens. Page: 227
239. Zubereitung einer andern Waſſerwag. Page: 229
240. Das zweyte Capitel. Von dem Gebrauche der obbemeldeten Inſtrumenten zum Waſſerwägen, (pour niveller.) Page: 230
241. Wie man die Waſſerwagen rectificiren oder anrichten ſoll, daß ſie accurat und ſuſt ſeyn. Page: 233
242. Eine andere Manier eine Waſſerwag zu rectificiren. Page: 234
243. Eine andere Ausübung zum Waſſerwägen. Page: 234
244. Ein anderes Exempel von dem Waſſerwägen. Page: 235
245. Auf was Weiſe man alle dieſe unterſchiedliche Höhen auf einem Zettel, oder Memorial, recht anſehen möge. Page: 236
246. B@ſte Neibe. Page: 237
247. Zwote Reihe. Page: 237
248. Das Dritte Capitel. Von der Zubereitung und Nutzen einer Viſierung oder Waſſereych, um die Waſſer zu theilen. Page: 237
249. Tabell vor die Qüan- \\ tität des Waſſers, daß \\ der Durchmeſſer einer \\ Rähre von 3. Linien im \\ Diameter bey verſchie- \\ denen Höhen des Reſ- \\ ſels in einer Minu- \\ te giebet. Page: 241
250. Tabell vor de Quan- \\ tität dis Waſſers, wel- \\ ches die verſchiedene \\ Oefnungen der Röhren \\ bey gleichen Höhen der \\ Reſſel in einer Mi- \\ nute dargeben. Page: 241
251. Tabell vor die Höhen \\ des Waſſerſprungs bey \\ derſchiedenen Höhen \\ der Reſſel. Page: 241
252. Viertes Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten, die zur Artillerie dienlich ſind. Von der zubereitung eines Caliberzirkels. Page: 241
253. Von der Zubereitung des Stuckwinkelmaaſes. Page: 243
254. Tabell / welche die Schwere und die Durchmeſſere der eiſernen Rugeln, und des Calibers zu den Stücten, die bey der Artillerie am gebräuchlichſten ſind, in ſich begreiffet. Page: 245
255. Von einem Zirkel mit krummen Beinen, oder von ei-nem Greifzirkel. Page: 245
256. Von der Zubereitung eines Inſtruments, um die Cano-nen und Mörſer zu richren. Page: 246
257. Von der Bleywaag zum Stückrichten. Page: 246
258. Erklärung von der Wirkung eines Mörſers und ei-ner Canon. Page: 247
259. Sinustabell/ die zur Werfung der Bom-ben dienlich iſt. Page: 251
260. Ende des funften Buchs. Page: 252
261. Sechſtes Buch. Von der Zubereitung und dem Gebrauch der aſtro-nomiſchen Inſtrumenten. Page: 252
262. Erſtes Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Aſtronomi-ſchen Quadrantens. Page: 252
263. Zwote Methode. Wie man die Stellung der dioptriſchen Abſehen in die Fer-ne hinaus recht unter ſuchen und einrichten ſoll. Page: 264
264. Dritte Methode. Page: 266
265. Von der beweglichen Regel des Quadrantens. Page: 266
266. Das zweyte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Mikrometers. Page: 268
267. Von dem Gebrauche des Mikrometers. Page: 270
268. Das dritte Capitel. Wie man die Sterne beobachten ſoll. Page: 278
269. Wie man die Mittagshöhe der Sternefi n-den ſoll. Page: 281
270. Von denen Strahlenbrechungen. Page: 282
271. Exempel. Page: 282
272. Eine andere Method, wie man die Refractionen beob-achten ſoll. Page: 283
273. Wie man aus der Beobachtung die Zeit der Nachtgleiche und Sonnenſtillſtandes finoen ſoll. Page: 285
274. Exempel. Page: 285
275. Exempel. Page: 286
276. Beobachtungen/ welche auf der königlichen Stern-warte um die Sonnenſtillſtände herum, damit man die Pol-höhe von Paris auf der Sternwarte, und die gröſte Abweichung der Sonne oder die Schieſe der Ekliptik bekommen möge, gehalten wotden. Page: 287
277. Beobachtungen aus dem Polarſtern. Page: 288
278. Exempel. Page: 289
279. Wann die wahre Zeit zwiſchen dem Durchgange zweener Fixſterne durch oen mittagskreis, oder aber eines Fixſteuns und eines Planetens bekannt iſt, ihren Unterſchieo der gera-den Aufſteigung zu ſinden. Page: 289
280. Exempel. Page: 289
281. Wie man die Finſterniſſe beobachten ſoll. Page: 290
282. Das vierte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Ma-ſchine, welche die Finſterniſſen ſowol der Sonne als des Monds, die Monate und Mondsjahre ſamt denen Epacten zeiget. Page: 299
283. Wie man die Eintheilungen auf dieſen Scheiben machen ſoll. Page: 301
284. 3, 6, 12, 24, 48, 96, 192, 384, 768. Page: 302
285. Von dem Gebrauche dieſer Maſchine. Wann ein Mondenjahr vorgegeben worden, die Cage des Sonnenjahrs, welche mit jenen übereinſtimmen, an denen die Neu-und Vollmonde auch die Finſterniſſe ſich ereignen müſſen, zu finden. Page: 303
286. Nach der Rechnung zu finden, ob ein Neu-oder Vollmond ekliptiſch ſeyn werde. Page: 305
287. Exempel eines Neumondes. Man verlanget zu wiſſen, ob der Neumond am 22. Mai Anno 1705. ekliptiſch geweſen. Page: 306
288. Exempel eines Vollmondes. Page: 306
289. Das fünfte Capitel. Beſchreibung einer zu aſtronomiſchen Obſervatio-nen dienlichen Perpendikeluhr, die Secunden zeiget, und mit einem Gegenwicht verſehen iſt. Page: 307
290. Ende des ſechſten Buchs. Page: 312
291. Das ſiebende Buch. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der In-ſtrumenten, welche zur Schiffahrt dienen. Das erſte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des See-compaſſes. Page: 313
292. Von dem Gebrauche des Seecompaſſes. Page: 315
293. Exempel. Page: 316
294. Von der Veränderung oder Abmeichung des Magners. Page: 316
295. Die Abmeichung der Magnetnadel zu finden. Page: 317
296. Exempel. Page: 319
297. Das zweyte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtru-menten, welche dey den Hähen der Sterne zu deobachten nützlich ſind. Von dem Seeaſtrolabio. Page: 320
298. Von dem Gebrauche des Aſtrolabii. Page: 321
299. Von der Zubereitung eines Sonnenringes. Page: 321
300. Vom Gebrauche dieſes Sonnenringes. Page: 322
301. Von dem Ouadranten. Page: 322
302. Von dem Radio oder Meßſtab, oder dem ſogenannten Jacobsſtab, (de l’Arbaleſtrille). Page: 322
303. Vom Gebrauche des beſagten Radii oder Ja-cobsſtabs. Page: 325
304. Von dem Engliſchen Quadranten. Page: 326
305. Von dem Gebrauche des Engliſchen Quadran-tens. Page: 327
306. Von dem Halbzirkel, um die Höhe auf dem Meer zu nehmen. Page: 327
307. Von dem Gebrauche dieſes Halbzirkels. Page: 328
308. Aus der Höhe der Sterne die Breite eines Orts, wo man iſt, zu finden. Page: 328
309. Exempel. Page: 329
310. Das dritte Capitel. Von der Conſtruction des Reductions quadrantens und ſeinem Gebrauche. Page: 329
311. Vom Gebrauche des Reductionsquadrantens. Page: 330
312. Von denen reducirten Charten. Page: 333
313. Das vierte Capitel. Von der Zubereitung der reducirten Charten und ihrem Gebrauche. Page: 335
314. Von dem Gebrauch der reducirten Charten. Page: 336
315. I. Exempel. Page: 337
316. II. Exempel. Page: 337
317. III. Exempel. Page: 338
318. IV. Exempel. Page: 338
319. Von dem Ab-und Zulauf des Meers, oder von der Ebbe und Flurh. Page: 339
320. Ende des ſiebenden Buchs. Page: 340
321. Das achte Buch. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, Anmerkungen und Erklärungen, die zu den Sonnenuhren geyören. Page: 341
322. Das erſte Capitel. Von denen ſowol regulairen als irregulairen Uhren, die auf Flächen und Cörpern von unterſchiedlichen Figuren gezogen werden. Page: 343
323. Von der Zubereitung der Sonnenuhren, die auf ein zwölfeck gezogen werden. Page: 344
324. Von der Zubereitung einer Horizontaluhr. Page: 346
325. Von der Zubereitung einer Verticaluhr, die ohne Abweichung iſt. Page: 347
326. Von der Zubereitung der Polaruhr. Page: 349
327. Von der Zubereitung der Aequinoctialuhr. Page: 350
328. Von der Zubereitung der Oriental-und Occidental-uhren. Page: 351
329. Von der Zubereitung der verticalen abweichenden Uhren. Page: 353
330. Durch zween auf einer Fläche obſervirte Schattenpuncte eine Subſtylarlinie darauf zu ziehen. Page: 356
331. Bey einigen auf einer Verticalfläche obſervirten Schatten-Puncten eine Aequinoctiallinie darauf zu ziehen. Page: 358
332. Nach einem zu Mittag auf einer Verticalfläche obſervirten Schattenpunct eine Uhr darauf zu zeichnen. Page: 358
333. Von der Zubereitung der abhängenden Uhren, die keine Abweichung haben. Page: 359
334. Von der Zubereitung der abweichenden und zugleich inclini-renden oder abwärts hangenden Uhren. Page: 361
335. Von der Zubereitung der Uhren durch Berechnung der Winkel. Page: 365
336. Tabell der Stundenbögen mit der Mittagslinie in dem Mittelpuncte einer Horizontaluhr. Page: 368
337. Wie man nach der Trigometriſchen Rechnung die vor-nehmſten Linien einer abweichenden Verticaluhr auf-reiſſen möge. Page: 368
338. Erſte Aufgab. Page: 368
339. I. Regel. Page: 368
340. II. Regel. Page: 368
341. III. Regel. Page: 369
342. IV. Regel. Page: 369
343. V. Regel. Page: 369
344. General-Regel. Page: 370
345. Anwendung dieſer vorhergehenden Regeln auf eine von Mittag gegen Abend um 45. Grad abweichende Verticalubr, da-bey die Breite 49. Grad machet, gleichwie diejenige in der zwo-ten Figur der 23ten Rupfettabell iſt. Page: 370
346. Anweiſung, wie man die Abweichung einer vertical-ſtehen-den Mauer mit Zuziehung des Trigonometriſchen Calculi, und ei-niger zuvor obſervirten Schattenpuncte finden ſoll. Page: 372
347. Vorbereitungen. Page: 372
348. Operation durch die Logarithmen. Page: 376
349. Operation, um die Diſtanz von dem Meridian zu finden, Page: 376
350. Erſte Analogie. Page: 377
351. Zwote Analogie. Page: 377
352. Das zweyte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche ei-nes Inſtruments, womit man die Declination und Inclination der Flächen erforſchen kann. Page: 378
353. Von dem Gebrauche des Declinatorii. Page: 378
354. Von dem Gebrauche des Inclinatorii. Page: 381
355. Wie man die Inclination der Flächen nehmen ſoll. Page: 382
356. Das dritte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauch der Inſtrumenten, mit welchen man auf denen Sonnen-uhren die Bögen der himmliſchen Zeichen, die Arcus diurnos, die Babyloniſche Stunden, die Italianiſche Stunden, die Almucan-tharat und die Mittagszirkel der vornehmſten Städte zu beſchreiben vermag. Page: 382
357. Von dem Zeichentrager. Page: 383
358. Cabelle der Declination der Sonne in allen Graden der Ekliptik. Page: 384
359. Von dem Triangel, in welchem man die Tagbögen beſchreibet. Page: 385
360. Von dem Zeichentrager mit einer beweglichen Regel. Page: 386
361. Wie man die Bögen der Zeichen auf denen Polarchren aufreiſſen ſoll. Page: 390
362. Wie man die Bögen der Zeichen auf denen Morgen-und Abenduhren ziehen ſoll. Page: 391
363. Von der Zubereitung einer Horizontaluhr mit denen Ita-liäniſchen, Babyloniſchen Stunden, denen Almucantharat und Meridianen. Page: 391
364. Eine Generalmethode, wie man auf allerhand Arten Son-nenuhren die Italiäniſchen und Babyloniſchen Stunden beſchreiben ſoll. Page: 392
365. Cabelle, um die Babyloniſche und Italiäniſche Stunden zu finden. Page: 393
366. Wie man die Almucantharat und Azimutha verzeichnen ſoll. Page: 394
367. Eine Methode, wie man die Meridiane, oder die Breiten-zukel der @@de auf einer Horizontaluhr verzeichnen ſoll. Page: 395
368. Das vierte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtru-menten, mit welchen man die Uhren auf unterſchiedlichen Flächen aufreiſſen kann. Page: 396
369. Von der Zubereitung einer beweglichen Horizontaluhr. Page: 397
370. Von dem Gebrauche dieſer beweglichen Horizontal-@hr. Page: 397
371. Von der Zubereitung eines andern zum Sonnenuhren zu verzeichnen dienlichen Inſteuments. Page: 399
372. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 399
373. Von der Zubereitung eines Sonnenuhrinſtruments (Inſtrumenti Sciaterici) von P. Pardies. Page: 401
374. Von dem Nutzen dieſer Maſchine. Page: 402
375. Das fünfte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der beweglichen Sonnenuhren. Von der Zubereitung einer Uhr auf dem (Globo) oder einer Rugel. Page: 404
376. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Halb-cylinders, welcher concav and conver, das iſt, ein-und auswärts g@bogen iſt. Page: 407
377. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines verticalen Cylinders. Page: 408
378. Tabelle der Sonnenhöhen auf alle Stunden des Tages unter der Pol-höhe von 49. Graden, und von 10. zu 10. Graden eines jeden Zeichens. Page: 408
379. Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Uhr, die auf einem Quadranten aufgeriſſen worden. Page: 411
380. Von dem Gebrauche des Quadrantens. Page: 412
381. Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer particulai-ren geradlinigten Ubr. Page: 412
382. Gebrauch dieſer Uhr. Page: 413
383. Von der Zubereitung einer geradlinigten Univerſal-uhr. Page: 414
384. Gebrauch. Page: 415
385. Von der Zubereitung einer Horizontaluhr auf verſchiedene Polhöhen. Page: 416
386. Von dem Gebrauche dieſer Uhr. Page: 417
387. Von der Zubereitung einer Ringuhr. Page: 418
388. Von dem Gebrauche dieſes Ringes. Page: 419
389. Die Stunden in eine audere Gattung von Uhrringen zu beſchreiben. Page: 419
390. Von dem Gebrauche dieſes Ringes. Page: 420
391. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des aſtronomiſchen Univerſaltinges. Page: 421
392. Von dem Gebrauche dieſer aſtronomiſchen Ringubr. Page: 422
393. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines aſtronomi-ſchen Kinges mir drehen zukeln. Page: 423
394. Von dem Gebrauche dieſes aſtronomiſchen Ringes. Page: 424
395. Von der Zubereitung einer inclinirenden Univerſalhorizon-taluhr, und einer Aequinoctialuhr. Page: 424
396. von dem Gebrauche dieſer inclinirenden Horizontal-uhr. Page: 425
397. Von dem Gebrauche der Aequinoctialuhr. Page: 425
398. Von der Zubereitung einer Azimuthaluhr. Page: 426
399. Von dem Gebrauche dieſer Uhr. Page: 427
400. Tabeile vor die Verticalen der Sonnen, von dem Mit-tag@zirkel an, auf jede Stunde des Tages nach der Polhöhe von 49. Graden berechnet. Page: 428
401. Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer analemma-nſchen Horizontaluhr. Page: 428
402. Von dem Gebrauche dieſer Uhr. Page: 430
403. Von der Zubereitung einer Univerſal Polar-Oriental-und Occidentaluhr. Page: 430
404. Von dem Gebrauche der beſagten Uhr. Page: 431
405. Von dem Gebrauche der beſagten Uhr. Page: 433
406. Das ſechſte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Mond-und Sternenuhren. Von der Zubereitung einer Horizontaluhr / auf welcher man die Stunden bey dem Monde er-kennen kann. Page: 434
407. Von dem Gebrauche dieſer Uhr. Page: 435
408. Gebrauch. Page: 436
409. Exempel. Page: 436
410. Von der Zubereitung einer Uhr / womit man bey den Sternen die Zeit wiſſen kann. Page: 437
411. Von dem Gebrauche dieſer Uhr. Page: 439
412. Das ſiebende Capitel. Von der Zubereitüng einer Waſſeruhr. Page: 440
413. Von der Zubereitung der Walze. Page: 441
414. Das achte Capitel. Von der Zubereitung eines Zeigers, um da-mit den Wind, welcher wehet, ohne daß man aus ſeinem Zimmer gehe, zu erforſchen. Page: 444
415. Ende des achten Buchs. Page: 445
416. Beſchreibung der gebräuchlichſten Handwerkszeuge, deren man ſich bey Zube-reitung der mathematiſchen Inſtrumenten bedienet. Page: 446
417. ENDE. Page: 451
418. Kurze Grklärung verſchiedener in denen Kupferta-bellen vorkommenden lateiniſchen und franzöſt-ſchen Wörter. Page: 452
419. ERDE. Bericht an den Buchbinder. Page: 454
420. Swote Eröfnung der neuen mathematiſchen Wcrkſchule Nicolaus Bions in welcher ſowohl die Zubereitung als der Gebrauch verſchiedener anderer mathematiſchen abſonderlich der zur Geometrie und Optik gehörigen Inſtrumenten die im beſagten Autor nicht zu finden denen Liebhabern deutlich vor Augen geleget und erkläret werden von Johann Gabriel Doppelmayr. Nürnberg bey George Peter Monath, 1765. Page: 542
421. Vorrede. Geneigter Leſer! Page: 544
422. Inhaltsregiſter. Kurzer Innhalt. Page: 547
423. Innhaltsregiſter. Page: 548
424. Inhaltsregiſter. Page: 549
425. Bericht an den Buchbinder. Page: 549
426. Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiede-ner mathematiſchen Inſtrumenten. Ein Inſtrument groſſe Zirkel zu ziehen. Page: 550
427. Ein Inſtrument zur Conchoidallinie. Page: 550
428. Ein Inſtrument an allerhand Cörpern die einwärts gehen-de Winkel zu nehmen und abzumeſſen. Page: 551
429. Ein anderes Inſtrument die Winkel zu nehmen. Page: 551
430. Ein Zirkel eine Ellipſe oder ablange Rundung damit zu ziehen. Page: 552
431. Ein beſonderer Proportionalzirkel einen jeden vorgegebenen Winkel in drey, fünf und mehrere Cheile zu theilen. Page: 552
432. Von der Zubereitung und dem Gebrauche etlicher Inſtrumenten, die zum Feldmeſſen gehören. Von dem geometriſchen oder prätorianiſchen meßriſchlein. Page: 554
433. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 554
434. I. Nutz. Die Weite zweyer Oerter B und C, von deren einem man zu dem andern gerad bin nichr gelangen, zu ſolchen berden aber aus einem dritten Ort, zum Exempel aus A, kommen kann, zu meſſen. Page: 555
435. II. Nutz. Die Weite zweyer Oerter A und C, von deren einem man zu den andern nicht kommen, auch nicht zu beyden aus ei- nem dritten Ort, wegen Hinderung eines Grabens, Fluſſes, ſondern nur zu einen zum Exempel zu A gehen kann, zu meſſen. Page: 556
436. III. Nutz. Die Weite zweyer Oerter A und B zu deren keinen man wegen eines darzwiſchen liegenden Erabens, oder Fluſſes un- gehindert gelangen kann, zu meſſen. Page: 556
437. IV. Nutz. Die Söhe eines Objects, zum Exempel eines Thurns AB, zu welchen man gehen kann, zu erforſchen. Page: 557
438. V. Nutz. Die vorgegebene Höhe eines Objects, z. E. eines Thurns AB, zu oem man nicht kommen kann, abzumeſſen. Page: 558
439. VI. Nutz. Eine Fläche B C D E F G, die nicht allein von auſſen, ſon-dern auch von innen über all zugänglich iſt, zum Exempel eine Wieſe a. mit dieſem Meßinſtrument in Grunde zu legen. Page: 559
440. VII. Nutz. Eine Fläche die man zwar überall ungehindert umgehen und überſehen, aber nichr in dieſelbe gehen kann, z. E. einen Weyher B C D E F G H I mit Beyhülfe dieſes Inſtruments in Grunde zu legen. Page: 560
441. VIII. Nutz. Eine Fläche die man zwar umgehen, aber nicht überſehen kann, als den Grund eines Waldes oder groſſen Gebäudes mit dem Meßtiſch@ein in Grunde zu legen. Page: 560
442. Von dem Kircheriſchen Meßtiſchlein, oder dem ſogenannten Pantometro Kircheriano. Page: 561
443. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 562
444. I. Nutz. Page: 562
445. II. Nutz. Die Weite zweyer Oerter A und C, deren eines, z. E. A nur zugänglich iſt, mit dieſem Meßinſtrument zu finden. Page: 563
446. III. Nutz. Page: 564
447. IV. Nutz. Die Höhe eines Objects, z. E. eines Thurns A B, zu de@ man gehen kann, mit dieſem Inſtrument zu finden. Page: 564
448. V. Nutz. Die Höhe eines Objects, z. E. eines Thurns A B, der we-gen eines Flaſſes unzugänglich iſt, mit dem Inſtrument zu erforſchen. Page: 565
449. VI. Nutz. Eine vorgegebene Fläche, die überall zugänglich iſt, z. E. eine Wiele mit dieſem Meßtiſchlein zu Papier zu bringen. Page: 565
450. VII. Nutz. Eine Fläche, die man zwar nicht betretten, doch aber ganz überſehen kann, z. E. einen Weyher auf dieſem Inſtrument in Grund zu legen. Page: 566
451. VIII. Nutz. Eine Fläche, durch die man ungehindert weder gehen noch ſehen kann, z. E. den Grund eines Waldes auf dem Moßin-ſtrument vorzuſtellen. Page: 566
452. Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchied-licher Waſſerwagen, die bey den Waſſerleitungen gar nutzlich ſind. Zubereitung einer Waſſerwag von Herrn de la Hire. Page: 567
453. Wie man dieſe Waſſerwag rectificiren ſoll, daß ſie zum rech-ten Gebrauche dienlich leye. Page: 568
454. Zubereitung einer Waſſerwag von Herrn Römern. Page: 568
455. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments und wie ſolches zu re@tificiren. Page: 569
456. Zubereitung einer Waſſerwag von Herrn Hartſoeter. Page: 570
457. Zubereitung einer andern Waſſerwag von Herrn Hartſöcker. Page: 571
458. Zubereitung noch einer andern Waſſerwag von Herrn Hartſoeker. Page: 572
459. Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiede-ner Inſtrumenten, deren ſich die Markſcheider abſonderlich bedienen. Page: 573
460. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Waſſerwag. Page: 574
461. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Hängcompaſſes. Page: 574
462. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Winkelweiſers. Page: 575
463. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Stunden-ſcheiben, die in den Eiſenbergwerken zu gebrauchen. Page: 576
464. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des zuleginſtruments. Page: 576
465. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Tezcompaſſes. Page: 577
466. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines andern und beſſern Tezcompaßes. Page: 578
467. Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiede-ner Inſtrumenten, die zur Perſpectiv gar dienlich ſind. Ein bequemes Inſtrument, mit deſſen Beyhülfe allerhand Sa-chen auf das Papier gar leicht perſpectiviſch zu bringen. Page: 578
468. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 579
469. Ein anderes Inſtrument, mit welchem man allerhand Objecte gar leicht perſpectiviſch zu Papier bringen kann. Page: 580
470. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 580
471. Ein ander dergleichen Inſtrument, mit welchem man aller-hand Sachen leicht auf dem Papier perſpectivi@ch vorſtellen kann. Page: 581
472. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 582
473. Noch ein anderes Inſtrument, mit welchem man alle Kör-per gar leicht nach der Perſpectio zeichnen kann. Page: 582
474. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 583
475. Noch ein anderes Inſtrument, mit welchem man allerhand Sachen nach perſpectiviſcher Art abzeichnen kann. Page: 584
476. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 584
477. Wie man mit Beyhülfe einer Camerä obſcurä allerhand Gemäble, Kupfer, Kiſſe, a. ganz klein auf ein Papier werfen, und ſelbige gar accurat, obſchon jemand der Zeichen-kunſt unerfahren, nachzeichnen @önne. Page: 585
478. Wie man gar leicht und nach der Perſpectiv ganz accurat verſchiedene Proſpecte, ob auch ſemano g@e@ch in der Zeichenkunſt und Perſpectiv nicht exercirt iſt, abzeichnen könne. Page: 586
479. Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchied-licher anderer optiſchen Inſtrumenten. Page: 587
480. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines doppelten Perſpectives. Page: 587
481. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Perſpecti-ves mit einem platten Spiegel. Page: 588
482. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines gebogenen Perſpectives, oder ſonſten ſogenannten Polemoſcops. Page: 589
483. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines beſondern reflectirenden Perſpectives von Herrn Newton. Page: 589
484. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines andern der-gleichen künſtlichen Perſpectives von Mr. Caſſegrain. Page: 590
485. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines andern künſtlichen Perſpectives von Kob. Hoocke. Page: 591
486. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines doppelten Microſcops. Page: 592
487. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Microſcops mit Waſſer. Page: 592
488. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines bey der Keflexion vergröſſerenden Microſcops. Page: 593
489. Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiedener an-derer Microſcopen. Page: 594
490. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Bilder-latern oder der ſogenannten Laternæ magicæ. Page: 596
491. ERDE. Page: 597
492. Dritte Eröffnung Page: 620
493. Dritte Eröfnung der neuen mathematiſchen Werkſchule Nicolaus Bions in welcher die Zubereitung und der Gebrauch verſchiedener aſtronomiſchen Inſtrumenten beſchrieben wird von Johann Gabriel Doppelmayr. Page: 658
494. Geneigter Leſer, Page: 660
495. Kurzer Inhalt. Aller Materien, die in diefer dritten Eröfnung von den aſtromiſchen Inſtrumenten abgehandelt werden. Page: 662
496. Bericht an den Buchbinder. Page: 669
497. Von der Zubereitung und dem Ge-brauche der zur Aſtronomie gehörigen Inſtrumenten. Das erſte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Erd-und Himmelskugeln, auch ſonſten von allerhand Gattungen der (Globorum) Kugeln. Page: 670
498. Von der Zubereitung der Kugelſchnitte und wie alles Gehörige richtig darauf zu beſchreiben. Page: 671
499. Von der Zubereitung der zu den obbemeldeten Schnitten gehörigen Kugeln. Page: 676
500. Von dem Gebrauche der ordentlichen Kugeln. Page: 678
501. Von denen nach des Herrn Rath Weigels und des ältern Herrn Caſſini Methode verbeſſerten Kugeln. Page: 678
502. Von allerhand Kugeln, abſonderlich denenjenigen, die wegen ihrer herrlichen Gröſſe bißhero gar conliderable und bekannt geweſen. Page: 680
503. Inclyta Gallorum proh! quanta potentia Regis en! digito cœli volvit orbis opus. Page: 682
504. Von allerhand Elobis kleiner Gattung. Page: 683
505. Das zweite Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der ſoge-nannten Sphärarum Armillarium. Page: 685
506. Von dem Gebrauche dieſer Sptzären. Page: 686
507. Von denen nach der Kopernikaniſchen Hypottzeſi angeordneten Sphären. Page: 686
508. Von der Zubereitung einer ſolchen Sphäre. Page: 686
509. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 687
510. Das dritte Capitel. Von den Aſtrolabiis überhaupt, inſonderheit aber von der Zubereitung, und dem Gebrauche des von Gemma Friſto erfundenen Aſtrolabii univerſalis. Page: 689
511. Von der Zubereitung des von Gemma Friſio vor-geſtellten Aſtrolabii Univerſalis. Page: 690
512. Von dem Gebrauche dieſes Aſtrolabii. Page: 695
513. I. Nutz. Den Ort der Sonne in der Ekliptik zu jeder vor-gegebenen Zeit zu finden. Page: 696
514. II. Nutz. Die Abweichung der Sonne und zugleich derſelben Parallel, den ſie den vorgegebenen Tag über beſchreibet, nach-deme der Ort von dieſer in der Ecliptic bekannt worden, zu finden. Page: 696
515. III. Nutz. Bey einer an einem vorgegebenen Tag bekannten Mittagshöhe der Sonne oder eines andern Sterns, die Brei-te eines Orts wo man dieſe Höhe genommen, oder deſſen Elevationem Poli zu beſtimmen. Page: 697
516. IV. Nutz. Die gerade Aufſteigung (Aſcenſionem rectam) ei-nes ieden Grades in der Ecliptic, auch eines jeden Sterns, und wieder bey der Aſcenſione recta den correſpondirenden Grad der Ekliptik zu finden. Page: 698
517. V. Nutz. Bey einer vorgegebenen Polhöhe die Aſcenſionem obliquam und Differentiam Aſcenſionalem von einem ieden Grade der Ecliptic zu finden. Page: 699
518. VI. Nutz. So der Parallel eines Sterns, den er zu der vor-gegebenen Zeit beſchreibet, zuvor bekannt iſt, die Amplitudinem ortivam und occiduam eben dieſes Sterns zu finden. Page: 700
519. VII. Nutz. Bey einer bekannten Polhöhe die Declination der Firſterne zu finden. Page: 700
520. VIII. Nutz. Die Länge und Breite eines Sterns bey deſſen bekannten Aſcenſione recta und Declinatione, auch wieder-um umgewandt, auf dem Aſtrolabio vorzuſtellen. Page: 701
521. IX. Nutz. Die Zeit bey Taa mit Beyhülfe der Sonne und zu Nachts mit Zuziehung eines bekannten Sterns zu finden. Page: 702
522. X. Nutz. Zu jederzeit den Grad der Ekliptik, der durch den Me-ridian gehet, vorzuſtellen. Page: 703
523. XI. Nutz. Den Verticalem oder das Azimuth der Sonne, oder eines andern bekannten Sterns, in jedem Moment der Zeit zu finden. Page: 704
524. XII. Nutz. Die Aſcenſionem rectam und Declinationem eines Cometens zur Zeit ſeiner Erſcheinung, und daraus deſſen Länge und Breite auf dem Aſtrolabio vorzuſtellen. Page: 704
525. Das vierte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines an-dern Aſtrolabii Univerſalis, wie es Joh. de Roias vorgeſtellet. Page: 705
526. Von der Zubereitung dieſes univerſalen Aſtrolabii. Page: 706
527. Auf eine andere Art die Vorſtellung der Stunden-Zirkel auf dieſem Aſtrolabio zu machen. Page: 708
528. Von dem Gebrauche dieſes Aſtrolabs. I. Nutz. Auf der Ekliptik den Ort der Sonne und deren Paral-lel, in welchen ſie ſich zu einer jeden vorgegebenen Zeit befindet, gehörig vorzuſtellen. Page: 709
529. II. Nutz. Die Declination der Sonne auch eines jeden andern Sterns zu finden. Page: 710
530. III. Nutz. Bey einer bekannten Declination der Sonne oder eines andern Sterns, die Polhöhe eines vorgegebenen Orts, und wiederum aus dieſer jene zu be-ſtimmen. Page: 710
531. IV. Nutz. Die Aſcenſionem rectam, Differentiam aſcenſiona-lem, und daraus die Obliquam eines jeden Puncts in der Ekliptik, auch eines jeden Sterns, zu finden. Page: 711
532. V. Nutz. Aus der Differentia aſcenſionali eines Puncts in der Ekliptik, in welcher die Sonne zu einer vorgegebenen Zeit ſtehet, die Tagslänge an ſelbigem Tage, und dabey den Auf-und Untergang der Sonne, zu finden. Page: 712
533. VI. Nutz. Die Amplitudinem ortivam und occiduam eines jeden Puncts der Ekliptik, nach einer vorgegebenen Latitudine, und wieder bey eben dieſer Amplitudine, die Latitudinem eines Orts zu finden. Page: 712
534. VII. Nutz. Zu jeder Zeit den Grad der Eklivtik, der durch den Meridian gehet, zu finden. Page: 713
535. VIII. Nutz. Aus der Höhe der Sonne, oder aus der gegebenen Zeit, derſelben Verticalzirkel, in welchem ſie alsdann ſtehet, oder das Azimuth zu finden. Page: 713
536. IX. Nutz. Bey der Höhe der Sonne auch eines bekannten Sterns die Zeit, und wieder nach jeder Tagesſtunde die Höhe von jener zu finden. Page: 714
537. X. Nutz. Die Zeit, die ſich zu Anfang der Morgenröthe und am Ende der Abenddemmerung jederzeit ergiebet, zu wiſſen. Page: 715
538. IX. Nutz. Aus der Aſcenſtone recta und Declinatione eines Sterns, auch, ſo es beliebet, mit Zuziehung der Aſcenſionis r@ ctä von der Sonne, deſſen Länge und Breite, und wieder umge-wandt, ſo die beyde letzte Stücke bekannt ſind, die obige erſte zu finden. Page: 716
539. XII. Nutz. So die Längen und Breiten zweener Oerter, oder die Aſcenſiones rectä und Declinationes zweener Sterne (welches auf einerley Operation ankommet,) zuvor bekannt ſind, ihre Diſtanz bey dem Bogen eines groſſen Zirkels zu finden. Page: 717
540. Das fünfte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche noch eines andern univerſalen Aſtrolabii, wie ſolches de la Hire in Parls erfunden. Page: 718
541. Von der Zubereitung dieſes Aſtrolabii univerſalis. Page: 718
542. Von dem Gebrauche dieſes Aſtrolabs. Page: 721
543. Das ſechſte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des par-ticularen Aſtrolabii, und zwar von den Aequinoctialen. Page: 722
544. Von der Zubereitung der obern beweglichen Scheibe, oder des ſogenannten (Retis) Netzes. Page: 723
545. Von der eigentlichen Vorſtellung des Horizonts, der Almucantharat oder Höhenzirkel und des Zirkels der Crepnſcu-lorum auf der unbeweglichen Scheibe diejes particularen Aſtrolabii. Page: 727
546. Wie die Azimutha oder Verticalzirkel, auch auf ei-ner unbeweglichen Fläche richtig zu ziehen ſind. Page: 731
547. Die Zirkel der Aſtronomiſchen, Italiäniſchen, Bahy-loniſchen und Iüdiſchen oder ungleiehen Stunden auf der unbeweglichen Scheibe vorzu-ſtellen. Page: 732
548. Wie die Zirkel der 12. himmliſchen Häuſer, auch auf der vorigen Fläche zu beſchreiben. Page: 735
549. Von dem Gebrauche dieſes particularen Aſtrolabii. Page: 736
550. I. Nutz. Zu wiſſen, nach was vor einer Breite jede Scheibe von dieſem particularen Aſtrolabio conſtruiret worden. Page: 737
551. II. Nutz. Die obere bewegliche Scheibe, oder das Rete (Netz), nach dem Himmel, in welchem Stande er ſich eigentlich zu einer vorgegebenen Zeit befindet, zu ſtellen. Page: 737
552. III. Nutz. Die Declination der Sonne, auch eines andern Sterns, zu jeder Zeit zu finden. Page: 738
553. IV. Nutz. Die Aſcenſionem und Deſcenſionem rectam eines je-den Puncts der Ekliptik., auch eines jeden Sterns, und wie-derum bey ſolcher Aſcenſion den gehörigen Grad der Ekliptik zu finden. Page: 738
554. V. Nutz. Die Aſcenſionem und Deſcenſionem obliquam, wie auch Differentiam Aſcenſionalem eines jeden Puncts in der Ekl@ptik, und ebenfalls eines jeden Sterns, der auf dem Reti angezeiget worden, zu be-ſtunmen. Page: 739
555. VI. Nutz. Die Amplitudinem ortivam eines jeden Puncts der Ekliptik, auch eines jeden auf dem Reti bemerkten Sterns, und wiederum bey einer vorgegebenen Amplitudine den eigentlichen Grad der Ekliptik zu finden. Page: 739
556. VII. Nutz. Den Grad der Gkliptik, der mit einem vorgegebenen Stern ſo wohl in der Sphära recta als obliqua zugleich auf-und untergehet, darzuſtellen. Page: 740
557. VIII. Nutz. Die Zeit aus der Höhe der Sonne oder eines Sterns zu erfahren, und ſolche zugleich nach den Babyloni-ſchen, Italiäniſchen und ungleichen, oder Jüdiſchen Stunden zu beſtimmen. Page: 740
558. IX. Nutz. An jeden Tag zu finden, um welche Zeit die Sonne, oder ſonſten ein bekannter Stern, auf und unter auch dieſer durch deu Mittagszirkel gehe, und daraus wie lang der Tag ſeye, auch wann die Morgenröthe anbreche und die Abenddemmerung aufhöre. Page: 742
559. X. Nutz. Den Tag zu ſinden, wann die Sonne mit einem Stern entweder auf oder unter, dann auch mit ſolchen durch den Mittag gehet. Page: 743
560. XI. Nutz. Den Tag zu benennen, an welchem ein bekannter Stern, wann die Sonne untergehet, aufgehet, und wann ſolche aufgeyet, ſener untergeher, auch an welchem Tag ein Stern ſo webl am Mittag als zu Mitternacht auf-und untergehet. Page: 744
561. XII. Nutz. Bey Nacht die Fixſterne, die auf dem Aſtrolabio be-ſchrieben werden, auch die Planeten und ſonſt andere Sterne, die bey dem Thierkreiſe zu finden, und keine groſſe Breite haben, zu erkennen. Page: 745
562. Das ſiebende Capitel. Von den Planiſphäriis oder Planiglobiis. Page: 746
563. Von der Zubereitung eines Planiſphärii Cöleſtis. Page: 747
564. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. I. Nutz. Zu jeder vorgegebenen Zeit den Ort der Sonne in der Ekliptik vorzuſtellen. Page: 748
565. II. Nutz. Die Declination der Sonne, auch eines jedenandern Sterns, zu finden. Page: 749
566. III. Nutz. Die Aſcenſionem rectam ſowol der Sonnen als eines andern Sterns, jederzeit vorzuſtellen. Page: 749
567. IV. Nutz. Die Zeit zu beſtimmen, zu welcher ein Stern an ei-nem vorgegebenen Tag, durch den Meridian gehet. Page: 749
568. Das achte Capitel. Von einigen aſtronomiſchen Inſtrumenten, die zur Aſtrognoſie oder leichten Känntnis der Sterne dienlich ſind. Page: 750
569. Von der Zubereitung eines Coniglobii Aſtroſcopici. Page: 751
570. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 752
571. Von denen Weigliſchen Sternweiſern, oder Inſtrumentis Aſtrodicticis. Page: 752
572. Von der Zubereitung dieſer Sternweiſer. Page: 753
573. Von dem Gebrauche dieſer Inſtrumenten. Page: 753
574. Das neunte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines neuen Planetolabii nach Herrn Doct. Zumbachs Anweiſung. Page: 754
575. Vorbereitung zu dieſem Planetolabio. Page: 756
576. Von der Zubereitung dieſes Inſtruments. Page: 761
577. Von dem Gebrauche dieſes Planetolabii. Page: 764
578. I. Nutz. Die Länge eines jeden Planetens zu finden. Page: 765
579. II. Nutz. Die Breite eines Planetens zu erforſchen. Page: 766
580. Das zehende Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines neuen Lunälabii nach der Vorſtellung des Herrn Doct. Zumbachs. Page: 766
581. Von der Zubereitung dieſes Inſtruments. Page: 767
582. Von dem Gebrauche dieſes Lunälabii. Page: 769
583. Das eilfte Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des neuen Zumbachiſchen Jovilabii. Page: 775
584. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 776
585. Das zwölfte Capitel. Von unterſchiedlichen aſtronomiſchen Inſtrumenten, welche mit Zuziehung der Kunſt Machination durch Uhrräder, ſo wol die erſte als andere Bewegung der Sterne auf verſchiedene Art vorſtellig machen. Page: 776
586. Das dreyzehende Capitel. Von denen zum Beobachten beſtimmten Inſtrumen-ten überhaupts, insbeſondere aber von der Zubereitung und dem Gebrauche der Perpendikel-uhren. Page: 781
587. Beſchreibung der innern Structur einer zum Obſer-viren beſtimmten Perpendikeluhr. Page: 783
588. Von dem Gebrauche dieſer Uhren. Page: 787
589. Das vierzehende Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der aſtro-nomiſchen Sehröhren. Page: 788
590. Von der Hugenianiſchen Methode mit groſſen Tubis ohne Röhren zu obſerviren. Page: 792
591. Von einer andern Methode des Campani. Page: 793
592. Von der Bianchiniſchen Methode groſſe Tubos oh-ne Röhren leicht zu dirigiren. Page: 794
593. Von einer andern Manier nach des jüngern Herrn Caßini Methode, groſſe Tubos ohne Röhren gar leicht zu tractiren. Page: 796
594. Von des Herrn de la Hire Methode, groſſe Tubos ohne Röhren gar bequem zu ge-brauchen. Page: 798
595. Von den Sehröhren, die bey Tag zum obſerviren ge-braucht werden, in ſpecie von den ſogenannten Helioſcopiis. Page: 800
596. Von dem Gebrauche der aſtronomiſchen Sehröhren. Page: 800
597. Das funfzehende Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchie-dener Mikrometer und Netze. Page: 802
598. Von der Conſtruction dieſes Hugenianiſchen Mikrometers. Page: 802
599. Von der Zubereitung dieſes Inſtruments. Page: 803
600. Von dem Auzoutiſchen Mikrometer. Page: 803
601. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines von Mr. Petit erfundenen Mikrometers. Page: 804
602. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 804
603. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Mi-krometers, welches Mr. Gaſcoigne, ein Engeländer, ausgeſonnen. Page: 805
604. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Mikrometers vom Herrn Rob. Hooken. Page: 807
605. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines an-dern Mikrometers vom Herrn Rob. Hooken. Page: 808
606. Von einem Mikrometer, ſo wie es Herr von Wurzelbau angegeben. Page: 809
607. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines He-velianiſchen Mikrometers. Page: 810
608. Von der Zubereitung dieſes Mikrometers. Page: 810
609. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 812
610. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Kir-chiſchen Mikrometers. Page: 813
611. Von dem de la Hiriſchen (Reticulo) Netze. Page: 814
612. Von einem andern dergleichen Inſirument nach Hrn. Olai Römers Anordnung. Page: 815
613. Von einem neuen Reticulo, wie ſolches Herr Prof. A. C. G. vorſtellig gemacht. Page: 816
614. Von der neuen Derhamiſchen, auch ſonſten einer an-dern verbeſſerten Mikrometrie. Page: 817
615. Das ſechzehende Capitel. Von denen Quadranten, Sextanten, Octanten und andern Inſtrumenten, die, um die gröſſere Raume in den Him-mel richtig zu meſſen, angeordnet werden. Page: 818
616. Von der Zubereitung eines Hevelianiſchen Quadrantens. Page: 818
617. Von dem Gebrauche dieſes Quadrantens. Page: 819
618. Von der Zubereitung eines nach des Herrn Hevels Anweiſung angeordneten Azimuchal-Quadrantens. Page: 820
619. Von dem Gebrauche des Azimuthal-Quadrantens. Page: 822
620. Von der Zubereitung eiuiger andern Quadranten nach des Herrn Robert Hooks Angeben. Page: 822
621. Von dem Gebrauche der drey obigen Quadranten. Page: 826
622. Von der Zubereitung eines andern aſtronomiſchen Quadranten nach des berühmten P. Bonſæ Erfindung. Page: 827
623. Tabelle vor die Eintheilung eines Quadrantens in 90. Zähne nach des P. Bonfæ Methode. Page: 829
624. Von dem Gebrauche dieſes Quadrantens. Page: 829
625. Von der Zubereitung noch eines andern aſtronomi-ſchen Quadrantens, auf dem die gar kleine Theile von den Gra-den, nach des Herrn de Louville Anordnung, mit einem Mikrometer gefunden werden. Page: 830
626. Von dem Gebrauche dieſes Quadrantens. Page: 830
627. Von der Zubereitung und dem Gebrauche zweyer Hevelianiſchen Sextanten. Page: 831
628. Von dem Gebrauche dieſer beeden Sextanten. Page: 832
629. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines He-velianiſchen Octantens. Page: 833
630. Von dem Gebrauche des Octantens. Page: 834
631. Von der Zubereitung und dem Gebraucbe zweyer andern Inſtrumenten, die Herr Robert Hooke, verſchiedene Weiten in dem Himmel damit zu meſſen, ausgeſonnen. Page: 835
632. Das ſtebenzehende Capitel. Von zweyen beſondern aſtronomiſchen Inſtrumenten des Däniſchen Staatsraths, Herrn Olai Römers. Page: 838
633. Von der Zubereitung des uniderſalen Inſtruments. Page: 839
634. Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments. Page: 840
635. Von der Zubereitung des derrn Rath Römers varticularen Inſtrument. Page: 841
636. Von dem Gebrauche dieſes particularen Inſtruments. Page: 842
637. Das achtzehende Capitel. Von noch etlichen Inſtrumenten, die bey der Sonne zum Beobachten gebraucht werden. Page: 842
638. ERDE. Page: 845
1
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511[Handwritten note 1]
622[Handwritten note 2]
7
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81[Figure 1]Gründliche eiſüng
wie
die
Mathematiſche
Inſtrumenten
Züverfertigen
ũnd Zügebraũchen ſind.
9
Nicolaus Bions
berühmten Königlichen Franzöſiſchen Mathematikers
neueröfnete

mathematiſche
Werkſchule
oder

gründliche
Anweiſung
wie
die
mathematiſche
Inſtrumenten
nicht
allein ſchiklich und recht zu gebrauchen, ſondern
auch
auf die beſte und accurateſte Art zu verfertigen, zu probiren
und
allezeit in gutem Stande zu erhalten ſind.
Aus dem franzöſiſchen überſezet
und
bey dieſer
fünften
Auflage
um
vieles verbeſſert, vermehret, und mit Kupfern verſehen.
Mit
allergnädigſter Freyheit.
Nürnberg
bey
George Peter Monath, 1765.
1033[Handwritten note 3]
MAX-PLATICK-INSTITUT
FÜR
WISSENSCHAFTSGESCHICHTE
Bibliothek
11 2[Figure 2]
Vorbericht des Ueberſetzers.
Nachdeme die Ueberſetzung dieſes Werks ſowol
bey
denen Liebyabern der Mathematik als der
Mechanik
und andern Künſten Ergebenen
bißhero
in Deutſchland guten Beyfall und ziem-
lichen
Abgang gefunden, da man ohne Zweifel in
Betrachtung
gezogen, wie zur richtigen Erlernung
der
mathematiſchen Wiſſenſchaften und gehörigen Dar-
ſtellung
verſchiedener Kunſtgewerke nicht allein ein
feiner
Vorrath von allerhand Inſtrumenten, ſondern
auch
eine genaue Känntniß, wie ſolche recht zu gebrau-
chen
und accurat verſertiget werden mögen, erforderlich
ſeye
, überdas auch die Erfahrung gelehret, daß von
dem
Gebrauche und der Zubereitung dieſer Inſtrumen-
ten
unſer Autor ſo viel tzliches, dergleichen man bey
keinem
andern leicht finden wird, (deswegen man auch
auſſerwärts
dieſes Werk ſowol in das Engliſche
12 Spaniſche zu überſetzen vor würdig geachtet) dem Pu-
blico
bekannt gemacht habe, ſo daß es nunmehro bey
Ermanglung
der Exemplarien zu der fünften Auflage
gelanget
.
Indeme aber der Autor immittelſt bey Dar-
gebung
einer neuern franzöſiſchen Ausgabe in vielen
Oertern
eine Verbeſſerung und Vermehrung, davon
Er
gegen das Ende der folgenden Vorrede Nachricht
giebet
, vorgenommen, ſo habe ich mich in alle Wege
verbunden
geachtet, dieſe meine Ueberſetzung auf das
neue
zu überſehen und zu verbeſſern, die Vermehrung zu
ù
berſetzen und beyzufügen, wie ich dann auch ſolches in
der
That geleiſtet bey Uebergebung dieſer vermehrten
Ausgabe
;
anbey ich die Kupfertabellen, die ein und
anderes
neues vorſtellen, in genaue Obſicht genommen,
auch
eine und andere beykommende franzöſiſche Kunſt-
wörter
zu Ende des Werks im Deutſchen umſchrieben,
denen
andern beygeſüget.
Man lebet wiederum der
guten
Hofnung, daß auch dieſe Edition ihre Liebhabe@
finden
werde, welches dann um deſto mehr Gelegenheit
geben
wird, künftighin auf noch mehrere dergleichen
gute
Unternehmungen bedacht zu ſeyn, ja in der That
zu
weiſen, wie man ſich viele Freude mache, dem Pu-
blico
mit was angenehmen dienen zu können.
13 3[Figure 3]
Vorrede des Autors.
Nachdeme die zwey Werke, welche ich vor einigen
Jahren
im Druck heraus gegeben, ſo gütig auf-
genommen
worden, hat mich ſolches veranlaſſet,
mein
ſchon vor langer Zeit her in dem Sinn gefaß-
tes
Vorhaben zu bewerkſtelligen, und ſowol von der Zubereitung,
als
auch von dem vornehmſten Gebrauche derer bißher erfundenen
curieuſeſten
und nützlichſten mathematiſchen Inſtrumenten einen be-
ſondern
Tractat zu publiciren.
Um aber einige Ordnung in demſelben zu halten, ſo habe ich es,
nachdeme
die Definitiones, oder Erklärungen, die zu dem rechten
Verſtande
dieſes Buchs nöthig ſind, gegeben worden, in acht Bücher,
und
jedes Buch in verſchiedene Capitel eingetheilet.
14
Das erſte Buch hält in ſich die Zubereitung und den vornehm-
ſten
Gebrauch der ſimpelſten und gebräuchlichſten Inſtrumenten, als
da
ſind der Zirkel, das Lineal, der Linienzieher, die Reißfeder, das
Winkelmas
und der Transporteur;
Man findet allda allerhand
ſchöne
Zirkelzüge, wie auch die Manier, wie man auf dem Papier
unterſchiedliche
Arten der ſowol regulairen als irregulairen Figuren
reiſſen
könne.
Das zweyte Buch erkläret gar deutlich, ob ſchon in wenig Blät-
tern
die Art und Manier einen Proportionalzirkel zu machen,
und
ſolchen recht zu gebrauchen.
Dieſen habe ich noch einige Me-
thoden
beygefüget, wie man verſchiedene Viſirruthen verfertigen,
und
deren zum Viſiren der Fäſſer ſich bedienen ſoll.
Der Propor-
tionalzirkel
mit denen andern oben erklärten Inſtrumenten machet
dasjenige
aus, was man ein mathematiſches Beſteck nennet.
In dem dritten Buch findet man die Zubereitung und den
Gebrauch
unterſchiedlicher anderer curieuſen Inſtrumenten, deren
man
insgemein im Cabinet und zu Haus ſich bedienet.
Die Mate-
rie
iſt in dieſem Buch gar unterſchiedlich, dann ich gebe allda eine
Erklärung
über viele Sachen, die, wie ich glaube, noch nicht bekannt
k
lud.
Man findet allda die Manier, wie die Magnetſteine zu armi-
ren
ſeyen;
eine Zubereitung von unterſchiedlichen Microſcopien, und
noch
mehr andere Curioſitäten, welche dem Leſer angenehm ſeyn
werden
.
15
In dem vierten Buch handle ich von der Zubereitung und dem
Gebrauche
der vornehmſten Inſtrumenten, die auf dem Felde zum
operiren
dienen, das Land zu meſſen, ſolches in Grund zu le-
gen
, und ſo wol die Weiten als Höhen, ſie mögen zugänglich ſeyn
oder
nicht, abzumeſſen;
als da ſind die Stäbe, die Meßruthen, die
Ketten
, das Creutzmäß, der Winkelmeſſer, die Winkelſcheibe, der
Quadrant
, der halbe Zirkel und der Compaß.
Gleichwie aber mein
Abſehen
nicht anders iſt, als nur diejenige, welche dieſe Wiſſenſchaf-
ten
zu erlernen anfangen, zu unterrichten, alſo habe nur die leichte-
ſten
Operationen, die iederman faſſen kann, beygefüget, indeme man
genug
andere Bücher hat, die dieſe Materien gründlicher abhandeln.
Das fünfte Buch hält in ſich die Zubereitung unterſchiedlicher
Waſſerwagen
, wie auch, wie man ſolche recht richten, und zum Ge-
brauch
vor die Waſſerleitungen anordnen ſoll.
Ich habe eine Erklä-
rung
über eine Gattung von einer Viſirruthe beygeſetzet, um da-
mit
, wie viel Waſſer eine Quelle gebe, auszumeſſen, auch zugleich
gewieſen
, wie ſolche Waſſer ausgetheilet werden.
Man wird auch
in
dieſem Buch die Zubereitung derer zur Artillerie gehörigen Inſtru-
menten
finden, wie auch eine Anweiſung, wie man ſich derſelben
ſo
wol zu den Stucken und Kugeln, als zu den Mörſern und Bom-
ben
bedienen könne:
Was min hierbey dieſer Materie abgehandelt
worden
, iſt zwar nur kurz gefaßt, doch aber genug, ſolches in die Pra-
rin
zu bringen.
16
Das ſechſte Buch begreifet in ſich die Zubereitung und den Ge-
brauch
der ſchönſten aſtronomiſchen Inſtrumenten;
weilen aber gar
viel
bey dieſen in acht zu nehmen iſt, ſo har Herr de la Hire mir viel
Licht
hierinnen gegeben, und dahero hale ich aus ſeinen Tabulis Aſtro-
nomicis
das beſte von dieſem, was in ſolchem Buche enthalten iſt,
herausgenommen
;
Man findet auch etwas darinnen vom Herrn
Caſſini
.
Die Verwunderungs-würdige genaue Obſicht, welche die-
ſe
groſſe Männer bey Obſervirung der Sterne haben, und anwen-
den
, iſt auch ſo gut, als es mir möglich geweſen, vorgetragen wor-
den
, um von der Aſtronomie überhaupts eine Idee oder Entwurf zu
geben
.
In dem fiebenden Buch findet man die Zubereitung und den
Gebrauch
unterſchiedlicher Inſtrumenten, die zur Schiffarth gehö-
ren
.
Und nachdeme von dem Seecompaß, ingleichen von den In-
ſtrumenten
, womit man auf dem Meer die Höhe der Sterne ab-
miſſet
, eine Erklärung gegeben worden, habe ich darnach mit weni-
gen
von dem Reductionsquadranten, wie auch, wie man die See-
charten
verfertigen, und ſich deren bedienen ſoll, gehandelt.
Das achte und letzte Buch erkläret zimlich weitläuftig die Zu-
bereitung
und den Gebrauch ſowol der Sonnen-als auch der Mond-
und
Sternuhren;
Man findet auch allda die Conſtruction einer ele-
mentariſchen
oder Waſſeruhr, und einer Zeiguhr, welche die Namen
17 Winde, die da wehen, andeutet. Endlich wird das ganze Werk mit.
einer Beſchreibung der gebräuchlichſten Werkzeuge, deren man ſich
bey
der Zubereitung der mathematiſchen Inſtrumenten bedienet, be-
ſchloſſen
.
Ich habe dieſes Werk mit verſchiedenen Kupfertabellen ausge-
zieret
, und ob ich wol ſelbige, damit deren Anzahl nicht allzugroß
werden
mögte, ein wenig mit Figuren angefüllet, ſo werden ſie doch
gleichwol
von denen Sachen, welche ſie vorſtellen, noch accurat und
deutlich
genug eine Abbildung geben.
Dieſe Kupfertabellen ſind durch das ganze Werk zu Ende der
Materien
, davon ſie handeln, eingefüget, damit man, indeme ſie
aufgeſchlagen
werden, ſolche bequem vor den Augen liegend haben
möge
.
Ich habe in dieſer (neuen) Edition viele Stellen, welche nicht
genugſam
erläutert zu ſeyn ſchienen, wieder vor die Hand genom-
men
, auch noch verſchiedene merkwürdige Sachen hinzu gethan, die
in
der vorhergehenden noch fehleten;
wie man dann z. E. im vier-
ten
Buch ein ganz neues Capitel finden wird, in welchem ich von dem
Gebrauche
der bey Beveſtigung der Plätze applicirten Inſtrumenten
gehandelt
.
Dieſes Capitel mag mit Zuziehung der dazu gehörigen
Kupfertabell
ſo viel dienen, daß diejenige, die in dieſer Wiſſenſchaft
ſonſten
gar nichts erfahren ſind, allerhand Gattungen von
18 ſowohl auf dem Felde als auf dem Papier darſtellen, dann auch deren
cörperlichen
Inhalt ausrechnen können.
Man wird auch finden, daß das ſechſte Buch um ein ganzes
Capitel
, das von der Zubereitung und dem Gebrauche einer zu aſtro-
nomiſchen
Obſervationen dienlichen Perpendickeluhr handelt, ver-
mehret
worden.
Was ich von ſolcher darinnen vortrage, das iſt
zum
Theil aus dem Werke des Herrn Hugenii, das er unter dem Ti-
tel
des Horologii Oſcillatorii ediret, genommen, dabey auch eine
Kupfertabelle
zu finden, in welcher verſchiedene Stücke, die dieſe Uhr
ausmachen
, deutlich vorgeſtellet werden.
Was die andere Zugaben,
die
in dieſem Werk noch hin und her angebracht worden, anlanget,
will
ich, indeme dieſe Vorſtellung uns endlich in eine allzugroſſe
Weitläuftigkeit
bringen ſollte, hiervon nichts
weiters
melden.
4[Figure 4]
19Inhaltsregiſter der Bücher und Capitel.
Kurzer Inhalt
Der Bücher, Capitel und Sectionen, welche in
dieſem
Tractat begriffen ſind.
Von denen gebräuchlichſten Inſtrumenten.
Erſtes Buch.
11
### Definitiones oder Erklärungen der Kunſtwörter, die man vorbers nothwen-
# dig wiſſen muß, ſo dieſes Werk recht ſoll verſtanden werden. # Pag. 1.
I
. # Capitel. # Von der Conſtruction und dem Nutzen des Zirkels, Lineals, Li-
# nienziehers und der Neißfedern. # 9
II
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Winkelmaſes. # 25
III
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Transporteurs. # 26
Von dem Proportionalzirkel.
Zweytes
Buch.
22
I
. # Capitel. # Von der Zubereitung des Proportionalzirkels. # 29
I
. # Section. # Von der Linea partium æqualium, oder der Linea Arithmetica. # 31
II
. # Section. # Von der Linea Planorum, oder der Linea Geometrica. # 32
III
. # Section. # Von der Linea Polygonorum. # 34
IV
. # Section. # Von der Linea Chordarum. # 37
V
. # Section. # Von der Linea Solidorum. # 39
VI
. # Section. # Von der Linea Metallica. # 40
VII
. # Section. # Proben von den Theilungen der ſechs Linen. # 41
II
. # Capitel. # Von dem Nutzen des Proportionalzirkels. # 46
I
. # Section. # Von dem Nutzen der Lineæ æqualium partium. # ibid.
II
. # Section. # Von dem Nutzen der Lineæ Planorum. # 49
III
. # Section. # Von dem Nutzen der Lineæ Polygonorum. # 53
IV
. # Section. # Von dem Nutzen der Lineæ Chordarum. # 53
20Innhaltsregiſter der Vücher und Capitel.11
V
. # Section. # Von dem Nutzen der Lineæ Solidorum. # 57
VI
. # Section. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche noch verſchiedener an-
# derer Arten der Viſierruthen # 65
VII
. # Section. # Von dem Nutzen der Lineæ Metallicæ. # 75
Von verſchiedenen andern curieuſen Inſtrumenten, wel-
che
daheim gebraucht werden.
Drittes Buch.
22
I
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiedener Zirkel. # 79
II
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche yerſchiedener mathe-
# matiſchen Inſtrumenten. # 89
Von den Inſtrumenten, welche auf dem Felde gebrau-
chet
werden.
Viertes Buch.
33
I
. # Capitel. # Welches die Beſchreibung und den Gebrauch der Stäbe, Meß-
# Schnüre, der Ruthen und Ketten in ſich begreiffet. # 126
II
. # Capitel. # In welchem die Beſchreibung und der Gebrauch des Greutzmä-
# ſes (de l’Equerre d’Arpenteur) enthalten. # 140
III
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchiedlicher Win-
# kelmeſſer, (Recipiangles.) # 144
IV
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Winkelſcheiben
# (de la Planchette.) # 147
V
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Viertelzirkels oder
# Quadrantens, und des Quadrati Geometrici. # 153
VI
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Halbzirkels. # 169
VII
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Bouſſole, oder eines
# Compaßes. # 170
VIII
. # Capitel. # Von dem Gebrauche der obbemeldten mathematiſchen Inſtru-
# menten bey Beveſtigung der Plätze. # 185
21Inhaltsregiſter der Bücher und Capitel.
Von unterſchiedlichen Waſſerwagen, wie auch Inſtru-
menten
die zur Artillerie gehören.
Fünftes Buch.
11
I
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche derſchiedener Waſſer-
# wagen. # 200
II
. # Capitel. # Von dem Gebrauche der bemeldten Inſtrumenten zum Waſſer-
# wägen, (pour niveller.) # 208
III
. # Capitel. # Von der Zubereitung und Nutzen einer Viſierung oder Waſſer-
# eych, um die Waſſer zu theilen. # 215
IV
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten,
# die zur Artillerie dienlich ſind. # 219
Von den Inſtrumenten, die in der Aſtronomie dienen.
Sechſtes
Buch.
22
I
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche des aſtronomiſchen
# Quadrantens. # 230
II
. # Capitel. # Vonder Zubereitung und dem Gebrauche des Mi@rometers. # 246
III
. # Capitel. # Wie man die Sterne obſerviren ſoll. # 256
IV
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Maſchine, welche
# die Finſterniſſe ſowol der Sonne als des Monds, die Monat und Monds-
# jahre ſamt den Epacten zeiget. # 277
V
. # Capitel. # Beſchreibung einer zu aſtronomiſchen Obſervationen dienlichen
# Perpendickeluhr. # 285
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtru-
menten
, welche zur Schiffarth dienen.
Siebendes Buch.
33
I
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Seecompaßes. # 292
II
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten, wel-
# che bey den Höhen der Sterne nutzlich zu obſerviren ſind. # 298
III
. # Capitel. # Von der Conſtruction des Reductionsquadrantens und ſeinem
# Gebrauche. # 307
IV
. # Capit. # Von der Zubereitung der reducirten Charten und ihrem Gebrauche # 313
22Inhaltsregiſter der Bücher und Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der
Sonnenuhren
.
Das achte Buch.
11
## Anmerkungen und Definitiones, die zu den Sonnenuhren gehören. # 319
I
. # Capitel. # Von denen ſowol regulairen als irregulairen Uhren, die auf Flä-
# chen und Cörpern von unterſchiedlichen Figuren gezogen werden. # 321
II
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Inſtruments, womit
# man die Declination und Inclination der Flächen erforſchen kann. # 356
III
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten, mit
# welchen man auf denen Sonnenuhren die Bögen der himmliſchen Zei-
# chen, die Arcus diurnos, die Babyloniſche Stunden, die Italiäniſche
# Stunden, die Almucantharat und die Mittagszirkel der vornehmſten
# Städte zu beſchreiben vermag. # 360
IV
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten, mit
# welchen man die Uhren auf unterſchiedlichen Flächen aufreiſſen kan. # 374
V
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche der beweglichen Son-
# nenuhren. # 382
VI
. # Capitel. # Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Mond-und Ster-
# nenuhren. # 412
VII
. # Capitel. # Von der Zubereitung einer Waſſeruhr. # 418
VIII
. # Capitel. # Von der Zubereitung eines Zeigers, damit den Wind, welcher
# wehet, ohne daß man aus ſeinem Zimmer gehet, zu erforſchen. # 422
### Beſchreibung der gebräuchlichſten Handwerkszeuge, deren man ſich bey der Zu-
# bereitung der mathematiſchen Inſtrumenten bedienet. # 424
### Rurze Erklärung der Kupfertabellen. # 430
5[Figure 5]
23 6[Figure 6]
Definitiones,
oder

Erklärungen
der Kunſtwörter, die man nothwendig
vorhero
wiſſen muß, wenn dieſes Werk recht verſtanden
werden
ſoll.
Die Gränze (Terminus) einer Sache, nennet man ihr äuſerſtes,
oder
wo es aufhöret.
Eine ſtetige Gröſſe (Continuum) nennet man, derer Theile alle
ſo
genau zuſammenhängen, daß gleich wo der eine aufhöret,
der
andere anfängt;
alſo nichts zwiſchen des einen Ende, und des an-
dern
Anfang enthalten iſt, welches nicht zu dieſer Gröſſe gehörte.
Die geometriſche Ausdehnung (extenſio geometrica) iſt ein Raum, den ei-
ne
ſtetige Gröſſe ausfüllt.
Eine körperliche Ausdehnung (extenſio ſolida) heiſt diejenige Ausdehnung, die
das
, was ſich in ihren Gränzen befindet, nach allen Seiten zu umgiebt.
Die
Ausdehnung
der Körper an ihren Gränzen, heiſt eine Fläche (ſuperficies) die
Ausdehnung
der Flächen aber an ihren Gränzen, eine Linie (linea.)
Der Punct iſt die Gränze der Linie; mithin aller Ausdehnung. Er hat alſo
11Tab. 1.
Fig
. 1.
weder Ausdehnung noch Theile.
Euclides hatte alſo wohl recht, wenn er
ſagt
:
punctum eſt cuius pars nulla eſt.
Die Linie iſt eine Gröſſe, deſſen Theile in die Länge alleine ſtehen. Auf dem
22Fig. 2. Felde, wird eine Linie mit Stäben abgeſteckt, wenn alſo das Auge mit dem
erſten
Stabe die übrigen alle deckt, ſo iſt die Linie grad.
Daher hat Pla-
to
die g@rade Linie beſchrieben:
quod eius extrema obumbrent omnia media.
Es gibt dreyerley Arten von Linien, gerade, (rectae) krumme, (curvae) und
vermiſch@e
.
(mixtae)
Eine grade Linie iſt, deren Puncte alle einerley Richtung haben, oder nach ei-
33Fig. 2. ner Gege@d zu liegen;
daher ſie auch die kürzeſte unter allen Linien iſt.
Eine krumme Linie iſt, deren Puncte nicht alle nach einerley Gegend zu liegen,
44Fig. 3. oder einerley Richtung behalten.
242Definitiones, oder Erklärungen
Eine vermiſchte Linie iſt, welche aus geraden und krummen Linien beſtehet.
11Fig. 4.
Die Linien, wenn ſie in Anſehung ihrer verſchiedenen Lage, welche ſie gegen
einander
machen, betrachtet werden, ſo heiſſen ſie ſenkrechte, (perpendicu-
lares
ſeu normales) gleichlaufende, (parallelae) zuſammenlaufende (conver-
gentes
) und auseinander laufende (divergentes.)
Gleichlaufende (lineae parallelae) ſind gerade fortlaufende Linien, welche nie-
22Fig. 5. mals zuſammen ſtoſſen, ſondern beſtändig einerley Weite behalten, man
mag
ſie auf beyden Seiten ſo weit als man will, verlängern.
Sie können
auch
alle beede krumm ſeyn.
Die Senk- oder Lothrechte Linie, (linea perpendicularis ſeu normalis) iſt dieje-
33Fig. 6. nige, welche dergeſtalt auf einer andern gerade aufgerichtet ſtehet, daß ſie
ſich
weder zur Rechten, noch zur Linken, um das geringſte mehr neiget, ſon-
dern
ziveen rechte Winkel, deren jeder 20.
hält, und alſo einander gleich
ſind
, macht.
Die zuſamm und auseinander laufende Linien (convergentes et divergentes)
44Fig. 7. nennet man diejenigen, wenn ſie verlängert werden, auf beeden Seiten,
zween
ungleiche Winkel, einen ſtumpfen (obtuſum) und elnen ſpitzigen
Winkel
(angulum acutum) machen.
Dieſe Linien bekommen noch andere Benennungen, und Bedeutungen,
wie
aus folgenden klar wird.
Die Bley- oder Lothrechte auch Verticallinie, würde, wenn man ſie immer
55Fig. 8. verlängerte, durch das Centrum oder Mittelpunct der Erde gehen.
Als-
denn
nennet man ſie einen Senkfaden, oder Pendul.
Die wahre Horizontallinie (linea horizontalis) heiſt diejenige Linie, welche mit
66Fig. 9. dem Horizont, oder beſſer mit einer ſtille ſtehenden Waſſerfläche parallel
lauft
.
Alle Puncte dieſer Linie, ſtehen von dem Mittelpuncte der Erde,
gleich
weit weg.
Sie iſt alſo nichts anders als ein Circulbogen, der aus
dem
Mittelpuncte der Erde gezogen worden, und welche mit der Ebene der
Erde
, auf der wir gehen, parallel lauſt.
Anm. Unſere Erde beſchreibet in ihrem groſſen Umfange, einen Circul@von
5400
.
deutſchen Meilen, und ihr Durchmeſſer beträgt bey nahe 1720. ſol-
@her
Meilen.
Da nun die Sehnen kleiner Bögen, beſonders von ſo er-
ſtaunlich
groſſen Circuln, als unſere Erde beſchreibt, mit denen Bögen
ſelbſt
überein kommen, wenigſtens nicht merklich unterſchieden ſind;
ſo
kan
die gerade Linie A B, als die ſcheinbare Horizontallinieund welche die
77Fig. 9. wahre Horizontallinie in dem Orte C, berühret, und deßwegen auch Tan.
gens oder Streiflinie genennet wird, für die wahrel Horizontallinie, wenn
ſie
anders nicht gar zu lang iſt, angenommen werden.
Bey Verfertigung der Riſſe, werden verſchiedene Linien gebraucht, welche
88Fig. 10. in dem ausgemachten Riß, ordentlich nicht geſehen werden, ſi@ heiſſen blin-
de
oder Hilfslinien.
Man macht ſie mit zarten Spitzen, oder Reisbley,
damit
ſie leichtlich wieder ausgelöſchet werden können.
Will man ſie
253der Runſtwörter. mit anzeigen, um zu weiſſen wie der Riß entſtanden, ſo bemerket man ſie
mit
zarten Puncten, welche welche mit einem dazu verfertigten Punctir-
rädlein
gemacht werden.
Die Hauptlinien, welche den Riß ausmachen,
werden
mit der Reisfeder, da man Tuſch oder Dinte anbringt gezogen.
Die Sehne, (linea ſubtenſa, ſeu chorda) iſt die gerade Linie C D, welche von
11Fig. 9. einem Punct der Peripherie, bis zu dem andern, aber nicht durch den Mit-
telpunct
gehet.
Die krumme Linie D F E, welche durch die Sehne D E, von der Peripherie
22Fig. 11. abgeſchnitten wird, heiſſet ein Bogen.
(Arcus)
In der Geometrie, werden die Linien überhaupts in gerade und krumme ein-
getheilet
, jene werden in der gemeinen Geometrie (Geometria elementari) ab-
gehandelt
;
dieſe aber in der höhern Geometrie (Geometria ſublimiori) wo
von
den krummen Linien, und daraus entſtehenden Flächen und Körpern
gehandelt
wird.
Da unter allen krummen Linien, der Circul die aller-
einfachſte
, und wegen ſeiner V@rfertigung, ja wegen verſchiedener
lehr
leicht zu faſſenden Eigenſchaften, die allerleichteſte iſt, ſo iſt es geſche-
hen
, daß ſie der gemeinen Geometrie (Geometriae elementari) iſt beygezehlet
worden
.
Die übrigen krummen Linien aber alle deren Anzahl unendlich iſt,
werden
in der höhern Geometrie (Geometria ſublimiori) abgehandelt.
Die Circullinie (Circulus) entſtehet, wenn ſich der Punct M, um den unbe-
33Fig. 11. weglichen Punct N, mit unveränderter Entfernung von dem Punct N,
ganzherum
, bis wieder an den Ort ſeines Anfangs beweget.
Der unbe-
wegliche
Punct N, heißt der Mittelpunct.
(Centrum)
Die gerade Linie N O, welche aus dem Mittelpunct N, bis an den Periphe-
44Fig. 11. riepunct O, gezogen wird, heiſſet der Radius, oder Semidiameter (der halbe
Durchmeſſer
.)
Die gerade Linie MP, welche von dem einen Punct der Peripherie M, durch
55Fig. 11. den Mittelpunct N, bis an den andern Punct der Peripherie P, gehet, wird
der
Durchmeſſer (Diameter) genennet.
Die Linie D E, welche nicht durch den Mittelpunct gehet, heiſt eine Sehne (Chor-
66Fig. 11. da) ſie iſt bey der 9.
Fig. ſchon erkläret worden.
Die Peripherie eines jeden Circuls, wird in 360. gleiche Theile eingetheilet,
welche
Grade (Gradus) genennet werden.
Anm. Man hat die Zahl 360. deßwegen dazu erwählet, weil es eine Zabl von
ſolcher
Eigenſchaft iſt, die ſich durch alle Zahlen von 2, bis 10, das einzige
7
ausgenommen, auf das genaueſte heben läſt;
als mit 2. dividirt, gibt
180
, mit 3, 120.
mit 4, 90. mit 5, 72. mit 6. 60. mit 8, 45. mit 9, 40.
mit 10, 36. Auf dieſe Art gehet ſie bey mehr andern gröſſern Zahlen auf.
Ein jeder Grad, wird in 60. Theile, welche Minuten genennet werden, ei-
ne
Minute in 60.
Secunden, und eine Secunde in 60. Tertien und ſo
weiter
eingetheilet.
Die Grade zeichnet man mit (o) die Minuten mit
() die Secunden mit () und die Tertien mit (″′).
Sie werden
264Definitiones, oder Erklärungen ausgeſprochen und geſchrieben: 40°: 35′: 49″: 57″′. 40. Grad, 35. Mi-
nuten
, 49.
Secunden, und 57. Tertien. Dieſe Theilung iſt dienlich die
Gröſſen
der Winkel zu meſſen;
die Eintheilung in Secunden und Ter-
tien
, braucht man bey groſſen Peripherien.
Die Eröfnung zwoer Linien, aus einem gemeinſchaftlichen Punct, heiſt ein
Winkel
.
(Angulus) Das Zeichen eines Winkels iſt L.
Die beyden Linien, welche dieſen Winkel machen, heiſſen die Schenkel (cru-
ra
) des Winkels, und wo ſie zuſammen lauffen, die Spitze derſelben.
Wenn die beyden Linien, welche den Winkel einſchlieſſen, gerade ſind, ſo
11Fig. 12. wird er ein geradlienigter Winkel (angulus planus) genennet.
Wenn die Linien krumm ſind, welche den Winkel einſchlieſſen, ſo nennet
22Fig. 13. man ihn einen krummlinigten Winkel.
(angelum curvilineum)
Wenn von den zwo Linien, welche den Winkel einſchlieſſen, die eine krumm,
33Fig. 14. die andere aber grad iſt, ſo wird der Winkel ein vermiſchter Winkel
(angulus mixtus, ſeu mixtilineus) genennet;
Es mag die Krümme gleich
ein-
oder auswärts gehen.
Das Maas eines geradelinigten Winkels, iſt der Bogen eines Cireuls, der
44Fig. 15. aus ſeinem Mittelpunct beſchrieben wird, und iſt ſo groß, als groß der Bo-
gen
ein Stuck iſt von ſeinem Circul.
Es gilt gleich viel, es mag der Cir-
cul
groß oder klein ſeyn, ſo hält er 360°, daher muß auch ein gleich groſſes
Stuck
, eines groſſen oder kleinen Circuls, eine gleiche Anzahl Grade ha-
ben
.
Z. E. das Stuck B C, in dem kleinem Circul, hält eben ſo wohl 60°.
oder den ſechſten T@heil von der ganzen Peripherie, als es der groſſe Cir-
cul
B C, hält.
Daraus folgt, daß der Winkel B A C gemeinſchäftlich iſt,
und
auch 60°.
halten muß.
Alle Winkel gehören unter die drey folgenden Arten: ſie ſind entweder gera-
de
, (recti) ſpizige (acuti) oder ſtumpfe.
(obtuſi)
Ein rechter Winkel (angulus rectus) iſt, wenn die Eröfnung der Linien, die
55Fig. 16. Helfte des halben Circuls betragt, 90°.
mißt, und alſo der vierte Theil des
ganzen
Circuls iſt.
Ein ſpitziger Winkel, (angulus acutus) iſt, wenn die Eröfnung weniger als
66Fig. 17. einen halben Circul, und auch weniger als 90°.
beträgt.
Ein ſtumpfer Winkel, (angulus obtuſus) iſt, wenn die Eröfnung mehr als
77Fig. 18. die Helfte des halben Circuls, und auch mehr als 90°.
beträ@t.
Kein Winkel, er ſey ſo ſtumpf als er will, kan 180°. groß ſeyn, denn dieſes
iſt
das Maas des halben Circuls;
denn ſo bald zwo Linien ſo weit von ein-
ander
ſtehen, daß ſie einander nicht mehr ſchneiden, ſo fallen ſie in einander,
und
machen eine gerade Linie, welches der Durchmeſſer (Diameter) des
Circuls
ſelbſt iſt.
Der Sinus (Eckmaas) eines Winkels oder eines Bogens, iſt die Helfte von
88Fig. 15. der Chorda (Sehne) des doppelten Bogens, zum Exempel:
man
275der Runſtwörter. gerne den Sinum des Winkels D A E, oder des Bogens D E, der das Maas
davon
iſt, haben, ſo dupliret man den Bogen D E, ſo bekommt m@n den
Bog
n E D F, deſſen Chorda E F, iſt, ſeine Helfte E H, iſt der Sinus rectus
des
Winkels D A E, die Linie D G, iſt der Tangens (Streifl@nie) eben die-
ſes
Winkels, und A G, iſt der Secans (Schneidlinie) davon.
Zween Bögen, die einen ganzen Circul machen, haben einerley Chordam, denn
man
ſiehet leicht, daß die Linie E F, ſo wohl die Chorda des groſſen Bogens
E
B C F, als des kleinen Bogens E D F ſeye.
Auf gleiche Weiſe, haben zween Bögen, die zuſammen genommen, einen
halben
Circul machen, auch einerley Sinum rectum:
als die Linie E H, iſt
eben
ſo wohl der Sinus des ſtumpfen Winkels E A I, oder des Bogens
E
B I, der das Maas davon iſt, als des ſpitzigen Winkels E A D, oder des
Bogens
E D.
Gleiche Beſchaffenheit hat es mit denen Tangentibus und Secantibus.
Der Sinus von 90°, welcher der Radius, oder Semidiameter des Circuls iſt, wie D A,
11Fig. 15. wird Sinus totus genennet.
Die Fläche iſt eine Gröſſe, deren Theile nur in die Breite und Länge ſtehen.
Sie iſt von zweyerley Art, nemlich eine ebene und eine krumme.
Eine ebene Fläche (Planum) oder Ebene, heiſt, in der man von jedem Puncte
22Fig. 19. zum andern, gerade Linien ziehen kan, ſo daß alle Puncte dieſer Linien in
der
Fläche liegen.
Eine krumme Fläche iſt, auf der man keinen Theil der eben wäre, angeben kan.
33Fig. 20.
Eine Figur (figura), iſt ein mit Linien eingeſchloſſener Raum.
Figuren, welche nur von einer Linie eingeſchloſſen ſind, iſt der Circul, und die
Ellipſ@s
, (ablange Rundung)
Die Figuren, welche aus mehr als einer Linie, wenigſtens aus dreyen, (denn
44Fig. 21. zwo Linien können keinen Raum einſchlieſſen) eingeſchloſſen ſind, ſind der
Triangel
, oder das Dreyeck, welches drey Seiten, und 3.
Winkel hat.
Ein Viereck, (Quadratum) iſt, welches vier rechte Winkel, und lauter gleiche
55Fig. 22. Seiten hat.
Ein Fünfeck, (Pentagonum) iſt, das fünf gleiche Seiten und Winkel hat.
66Fig. 23.
Ein Sechseck (Hexagonum) iſt, welches ſechs gleiche Seiten und Winkel
77Fig. 24.hat.
Das Siebeneck, Achteck, Neuneck, Zeheneck, Eilfeck, und Zwölfeck, ha-
hen
ſo viel gleiche Seiten als Winkel, und werden Vielecke (Polygona)
genennet
.
Von dieſen Polygonen oder Vielecken, ſoll unten, wenn man von ihrer Con-
ſtruction
handeln wird, ausſührlicher gehandelt werden.
Alle erſtben@nnte Figuren, auch die ſo noch mehrere Seiten haben, nennet
man
überhaupt mit einem Wort Polygona, welches Figuren von vielen
Seiten
b@deutet, damit ſie aber von einander unterſchieden werden kön-
nen
, ſetzet man die Zahl der Seiten dazu.
Zum Exempel;
286Definitiones, oder Erklärungen ein Fünfeck, oder ein Polygonum, das 5. Seiten hat. Hexagonum ein
Sechseck
, oder ein Polygonum von ſechs Seiten, Decagonum ein Zehneck,
oder
ein Polygonum von zehn Seiten, Dodecagonum, ein Zwölfeck, oder Po-
lygonum
von zwölf Seiten, und ſo auch @ey denen übrigen.
Man nennet im Deutſchen wie im Griechiſchen, die Figuren nach der Zahl
der
Winkel;
im Lateiniſchen aber nach der Zahl der Seiten.
Die Figuren, deren Seiten und Winkel gleich, gleichwie die vorhergehen-
den
geweſen, nennet man (Polygona regularia) regulaire Vielecke.
Die Figuren aber, deren Seiten und Winkel ungleich ſind, werden (Poly-
gona
irregularia) irregulaire Vielecke genennet.
Die Dreyecke (Triangula) werden mit beſondern Namen belegt, nachde-
me
ſie entweder nach ihren Seiten, oder nach ihren Winkeln betrachtet
werden
.
Ein Dreyeck, welches drey gleiche Seiten hat, wird ein gleichſeitiges Drey-
11Fig. 25. eck (Triangulum aequilaterum) genennet
Ein Dreyeck, welches nur zwo gleiche Seiten hat, nennet man ein Gleich-
22Fig. 26. ſchenklichtes Dreyeck (Triangulum aequicrurum ſeu Iſoſceles).
Ein Dreyeck, da keine Seite der andern gleich iſt, wird ein ungleichſeitiges
33Fig. 27. Dreyeck, (Triangulum ſcalenum) genennet.
In Anſehung derer Winkel, iſt
Ein Dreyeck, welches einen geraden oder rechten Winkel hat, ein rechtwink-
44Fig. 28. lichter Triangel (Triangulum rectangulum.)
D@e dem rechten Winkel gera-
de
gegen überſtehende Seite, wird die Hypothenuſa genennet.
Ein Dreyeck, ſo einen ſtumpfen Winkeldabey hat, wird ein ſtumpfwinklich-
55Fig. 29. ter Triangel, (Triangulum obtuſangulum) genennet.
Endlich wird dasjenige Dreyeck ſo drey ſpitzige Winkel hat, ein ſpitzwinklich-
66Fig. 30. tes Dreyeck (triangulum acutangulum) genennet.
Die Figuren, welche von vier Seiten eingeſchloſſen werden, haben verſchie-
dene
Namen.
Ein Quadrat, hat vier gleiche Seiten, und eben ſo viel rechte Winkel.
77Fig. 31.
Ein Rechteck, (rectangulum, ſeu quadratum oblongum) hat vier rechte Win-
88Fig. 32. kel, aber ungleiche Seiten.
Die gerade Linie A B vieſer Figur, welche aus der Spitze A nach B gezogen
worden
, heiſt die Diagonallinie.
Wenn die Figur vier gleiche Seiten, und lauter ſchiefe Winkel hat; wird
99Tab. II.
Fig
. 1.
ſie eine Rautenvierung (Rhombus) genennet.
Sind nur zwo gegen überſtehende Seiten einander gleich, und die vier Win-
1010Fig. 2. kel ſchief, ſo wird es eine länglichte Rautenvierung Rhomboides) genennet.
Alſo hat das Quadrat vier gleiche Seiten, und vier rechte Winkel.
Das Rechteck, vier rechte Winkel, aber nur zwo gleiche Seiten.
297der Runſtwörter Rautenvierung bak vier gleiche Seiten, aber ungleiche Winkel. Die länglichte
Rautenvierung
, hat weder gleiche Seiten, noch gleiche Winkel.
Ein Viereck, darinnen nur zwo Linien miteinander pa@allel gehen, heiſſet man ein Tra-
11Fig. 3. pezion (fig.
3.)
Ein ſolches Viereck aber, da keine Seite mit der andern parallel lauft, heiſt ein Tra-
pezoides
.
Ein Kreis (Circulus) iſt eine ebene Fläche, welche von einer ſolchen krummen Linie ein-
22Fig. 4. geſchloſſen wird, davon jeder Punct gleichweit vom Mittelpunct abſtehet, und wel-
che
des Kreiſes Umfang (peripheria, circumferentia) genennet wird.
Der balbe Kreis (ſemicirculus) iſt eine Figur, welche von dem Durchmeſſer (Diame-
33Fig. 5. ter) und dem halben Umkreis (ſemi peripheria) eingeſchloſſen wird.
Ein Abſchnitt des Kreiſes, (ſegmentum) iſt eine vermiſchtlinigte Figur, welche aus
44Fig. 4. dem Bogen undder Sehue des Kreiſes zuſammen geſchloſſen iſt.
Die Fläche die zwiſchen zween Halbmeſſern und ihren Bogen enthalten iſt, heiſt ein
55Fig. 6. Ausſchnitt (ſector.)
Die Ellipriſche, oder ablangrunde Fläche, (Ellipſis) iſt, welche länger als
66Fig. 7. breit iſt, und in welcher die zwo gröſten Linien, welche man in geraden Winkeln (ad
@ngulos
rectos) ziehen kan, die Axtlinien (axes ellipſeos) der elliptiſchen Figur ge-
nennet
werden.
Concentriſche Kreiſe, (circuli concentrici) ſind die, welche einerley gemeinſchaftlichen
77Fig. 8. Mittelpunct haben.
Eccentriſche Kreiſe (circuli eccentrici) ſind, die keinen gemeinſchaftlichen Mittelpunct
88Fig. 9.haben
Aehnliche Figuren (figurae ſimiles) ſind die, welche in allen Stücken miteinander über-
99Fig. 10. einkommen, und nur der Gröſſe nach von einander unterſchieden ſind.
Die Figur
a
B c d, iſt ähnlich der Figur A B C D.
Das Zeichen der Aehnlichkeit iſt. (***) In
welcher
Verhält@ß die Seite a b, mit der Seite A B ſtehet, in der Verhältnis ſte-
hen
die übrigen Seiten der kleinen Figur mit den Seiten dev groſſen Figur.
Die
Seiten
, welche ineiner Proportion miteinander ſtehen, werden latera homologa ge-
nennet
Gleiche Figuren (figurae aequales) ſind, die ohngeſchadet ihrer Gröſſe für einander
geſetzt
werden.
Das Zeichen der Gleichheit iſt. (=)
Es gibt alſo Figuren, die einander gleich und ähnlich ſind, Andere die zwar einan-
der
gleich, aber unähnlich ſind.
Und andere die ähnlich, aber nicht gleich ſind.
Figurae iſoperimetrae heiſſen, deren Umfang gleich groß iſt. Z. E. Das gleichſeitige
1010Fig. 11. Dreyeck A B C, und das Viereck A B C D, ſind ſolche Figuren, dann die Seite A B
des
Dreyecks hält 8, wie die Seite A C, und C B, mithin der ganze Umfang 24.
Die Seite A B des Quadrats hält 6 mithin alle vie@ Seiten 24, und alſo iſt der
Umfang
beeder Figuren gleich groß.
Ein Cörper (corpus ſeu ſolidum) iſt eine Gröſſe, deſſen Theile in die Länge, Brelte,
und
Höhe oder Tiefe (in longitudinem, latitudinem et profunditatem) ſtehen:
Dasiſt,
etwas
, das lang, breit, und dicke iſt.
Die Kugel (Globus ſeu Sphaera) iſt ein Cörper, der entſteher, wenn ſich eine halbe
1111Fig. 12. Circulfläche um ihren Durchmeſſer herum bewegt.
Die platte Kugel (Sphaeroides) iſt ein Cörper, der entſtehet, wenn ſich eine halbe El-
1212Fig. 13. lipſis um ihre kürzeſ@e Axe beweget, oder ganz herum wender.
Ein zugeſpitzter Cörper, Pyramide (Pyramis) entſtehet, wenn man ſich eine geradli-
1313Fig. 14. nigte Grundfläche, die ſich in die Höhe beweget, vorſtellet, doch ſo, daß ſie immer
der
unterſten Grundfläche ähnlich bleibet, bis ſie ſich nach und nach in dem ober-
ſten
Punct zuſammen ziehet.
Iſt die Fläche ein Dreyeck, ſo entſtehet eine dreyeckich-
te
Pyramide, iſt die Grundfläche ein Viereck, eine viereckichte Pyramide und ſo
ferner
.
308Definitiones, oder Erklärungen der Runſtwörter.
Der Kegel, (Conus) iſt eine Art der Pyramide, deſſen Grundfläche ein Circul iſt;
11Fig. 15. er entſtehet, wenn ein rechtwinklichtes Dreyeck, um die Seite, welche den rechten
Winkel
macht, herum beweget wird.
Eben dieſe Seite, wird die Axe des Kegels
genennet
.
Eine Walze (cylinder) iſt, die zween Circul zu Grundflächen hat; ſie entſtehet, ent-
22Fig. 16. weder, wenn ſich ein Circul an einer geraden Linie herunter beweget:
oder wenn
ſich
ein Oblongum, auch ein Quadrat, um eine ſeiner Seitenlinien herumbeweget.
Eine Eckſäule oder Pfeiler (Priſma) iſt ein Cörper, der zwiſchen zwo parallelen gleichen
und
ähnlichen Ebenen, die man Grundflächen (baſes) nennet, und zwiſchen ſo viel
Parallelogrammen
oder Seitenflächen, als jede der Grundflächen Seiten hat, ent-
halten
iſt.
Man unterſcheidet ſie nach der Zahl der Seitenflächen, ſo heiſt (fig.
33Fig. 17. 17.) ein dreyeckichtes Priſma, (Priſma triangulare) weil deſſen Grundflächen drey-
eckigt
ſind.
Wenn die Grundflächen (baſes) Parallelogrammen ſind, ſo entſtehet ein Parallelepi-
44Fig. 18.pedum.
Wenn die Seitenflächen, auf denen Grundflächen ſenckrecht ſtehen, ſo heiſſen dieſe
Cörper
ſenkrechte (recta) ſonſt aber ſchiefe, oder ſchräge.
Drdentliche Cörper (corpora regularia) ſind ſolche, die in lauter ordentliche gleiche
Vielecke
von einer Art, die gleiche Ecken machen, eingeſchloſſen ſind.
Ein körperlicher Winkel (angulus ſolidus) iſt, der zwiſchen mehr als zwo Linien, und
deren
nie mehr als zwo in einer Ebene liegen, an dem Puncte, wo ſie alle zuſam-
men
ſtoſſen, enthalten.
Z. E. Wie die Spitze eines geſchliffenen Diamants.
Einen angulum ſolidum zu machen, müſſen alſo wenigſtens drey Flächen ſeyn. Doch
machen
die verſchiedenen ebenen Winkel, aus denen er beſtehet, allemahl weniger
als
4.
Rechtewinkel, oder 360°.
Es gibt nicht mehr als fünf ordentliche Körper, welche auf eben dieſer andern Ku-
pfertafel
, ſamt ihren Retzen (retibus) vorgeſtellet werden.
Das körperliche Viereck (Tetraëdron) iſt theils als eine dreyrckigte Pyramide, die
55Fig. 19. aus drey gleichen und gleichſeitigen Flächentriangeln beſtehet;
theils ein aus drey
andern
Pyramiden zuſammengeſetzter Körper zu betrachten.
Das körperliche Sechseck, oder der Würfel (Hexaëdron ſeu Cubus) dieſes kan man
66Fig. 20. ſich aus 6.
viereck igten Pyra@iden zuſammen geſetzt vorſtellen.
Das Achteck (Octaëdron) beſtehet aus zwey körperlichen Vierecken, oder aus acht
77Fig. 21. gleichen dreyeckigten Pyramiden.
Das körperliche Zwölfeck (Dodecaëdron) wird von zwölf gleichen fünfeckigten Flä-
88Fig. 22. chen eingeſchloſſen, oder aus zwölf fünfeckigten Pyramiden zuſammen geſetzt.
Das körperliche Zwanzigeck (Icoſaëdron) wird aus zwanzig gleichſeitigen Flächen-
99Fig. 23. triangeln eingeſchloſſen;
oder wird aus zwanzig gleichen dreyeckigten Pyramiden
zuſammen
geſetzt.
Die Netze (retia) welche auf der Tab. II. neben denen Körpern mit angezeiget wer-
den
, zeigen an, wie man ſelbige auf Kupfer oder ander Blech, auch ſtarkes Papier
zeichnen
, ausſchneiden, und zuſammen ſetzen könne.
Man merke übrigens nur
noch
, daß kleine Ränder an die Netze gemacht werden müſſen, die dazu dienen, daß
die
Körper zuſammen gelöthet, oder geleimet werden können, um beſagte Körper
vorzuſtellen
.
Alle andere Körper, können mit dem Generalwort vieleckigte (Polyaedra) benennet
werden
.
Dieſe ſind mit verſchiedenen Flächen umgeben.
Sollte in dem folgenden Unterrichte etwas vorkommen, welches unter dieſen Er-
klärungen
nicht zu finden wäre, ſo ſoll es am gehörigem Orte ſchon erkläret
werden
.
31
Von der Zubereitung und dem Gebrauch
der

Mathematiſchen
Inſtrumenten.
Erſtes
Buch.
Von denen gebräuchlichſten Inſtrumenten, als da ſind
der
Zirkel, das Lineal, der Linienzieher, die Reißfeder, das
Winkelmaas
und der Transporteur.
Erſtes Capitel.
Von der Conſtruction und dem Nutzen des Zirkels, Lineals, Lis
nienziehers
und der Reißfedern.
Es gibt verſchiedene Arten Zirkel, Handzirkel, Stückzirkel, Haar-
zirkel
, Taſterzirkel, Stangenzirkel, Proportionszirkel, Reductions-
Zirkel
, dreyſchenklichte Zirkel, davon wir in folgenden weitläufti-
ger
handeln werden;
wir wollen in dieſem Capitel nur den Nu-
tzen
von einem gemeinen Handzirkel darlegen.
Von dieſer Art Zirkel, wer-
den
zweyerley Gattungen verfertiget, Handzirkel, die ihre Spitzen beſtändig
und
unverändert behalten, und Stükzirkel, deren Schenkel verändert wer-
den
können;
ihre Gröſſe iſt willkührlich, doch ſind ſie gemeiniglich 3. bis 6.
Zoll lang. Dieſer Stückzirkel der Tab. III. fig. A. zu ſehen, hat nebſt ſeiner
Spitze
noch dreyerley Veränderung, eine Reisfeder, einen Bleyſtiftszirkel,
und
ein Punctirrädlein.
Die Güte eines Zirkels beſtehet hauptſächlich darinnen, daß die Be-
wegung
in dem Kopfhübſch gleich ſeye, daß er im Auf- oder Zumachen nich@
falle
, daß die Gewinde fein gleichförmig ſeyen, daß das Corpus ſauber gefei-
let
, eben und wol poliret ſeye, und endlich, daß die ſtählerne Spitzen wol ein-
gefügt
und fein gleich ſeyen.
Von dieſen Gattungen der Zirkel, deren Zu-
bereitung
wir in dem III.
Buch erklären werden, geben uns die Figuren bey A.
einen Abriß.
3210Von dem Nutzen der vornehmſten Inſtrumenten.
Die Lineale, ſie ſeyen gleich von Kupfer (Meßing) oder Holz, müſſen
11Fig. B. überall perfect gerad und eben ſeyn, man richtet dieſelbe mit einer Feilen und
mit
einem Hobel, deſſen Sohlen unten vom Stahl ſeye, gleich, man bedienet
ſich
auch eines andern ſehr geraden Lineals, da man der Dicke nach, eines an
das
andere anreibet;
An einer Seiten hat das Lineal eine Schneide, damit
die
Dinte das Papier nicht beflecke.
Wann man Linien mit der Dinten zie-
het
, müſſen ſelbige ein wenig dick ſeyn.
Damit man aber gewiß wiſſen möge, daß ein Lineal fein gleich ſeye, zie-
het
man eine Linie auf einem Papier, und kehret beſagtes Linealum, wann nun
die
gezogene Linie nach der Länge mit dem Lineal eintrift, ſo iſt es ein Anzeigen,
daß
es fein gerad ſeye.
Der Linienzieher iſt gemacht aus zweyen dünnen Blättern vom Stahl,
dle
zuſammen geſüget, und an dem End in einem gedrehten Stiel angenie-
tet
ſind, an deſſen andern End iſt eine Feder zum Reißbley oder Röthel;
dieſe dünne Blätter müſſen inwendig ausgeholet ſeyn, damit man mit der
22Fig. C. Feder eine Dinten hinein thun könne, ſolche laſſen ſich bey den Spitzen zuſam-
men
fügen, die alfo fein gleich ſeyn müſſen.
Es iſt eine kleine Zwingen daran,
welche
dienet, daß man den Linienzieher entweder mehr oder weniger auf-
oder
zumachen könne, ſo entweder ſubtile oder ſtarke Linien, nachdeme es
vonnöthen
, zu ziehen wären.
Die Reißfeder muß in ihrer Dicken durch und durch hübſch gleich, und
mitten
du rchmit einer gar ſubtilen Sägen durch ſchnitten ſeyn, es wird dieſelbe
zu
Ende gekrümmet, damit das Reißbley oder der Röthel vermittelſt der
kleinen
Zwingen eingeſchloſſen werden könne.
Erſter Nutz.
Eine gerade Linie in zwey gleiche Cheile zu
theilen
.
Es ſeye die gegebene Linie A B, welche in zweyen gleiche Theile gethei-
let
werden ſoll.
Man ziehe aus dem Punct A mit einer nach Belieben genommenen
33Tab. III.
Fig
. 1.
Oefnung des Zirkels, (welche entweder gröſſer oder kleiner dann A B, doch
aber
gröſſer als die Helfte der beſagten Linie ſey) den Zirkelbogen C D, ma-
che
auch mit eben der Oefnung des Zirkels aus dem andern Punct B den
Zirkelbogen
E F, alſo daß er den zuerſt beſchriebenen Bogen, in den Puncten
GH
durchſchneide, lege das Lineal an dieſe zwey Durchſchnitte, und ziehe
die
Linie G H, die dann die Linie A B in zwey gleiche Theiletheilen wird.
Es iſt zu merken, daß dieſe zwey Bögen einander nicht durchſchneiden
lönnten
, wann die Oefnung des Zirkels nicht gröſſer als die Helſte der ge-
@@benen
Linien w@ren.
3311I. Buch, I. Capitel.
Zweyter Nutz.
Aus einem auf einer geraden Linie gegebenen Punct ei-
ne
Perpendicularlinie aufzurichten.
Die gegebene gerade Linie ſeye A B, und der gegebene Punct C, aus
11Fig. 2. welchem eine Perpendicularlinie ſoll aufgerichtet werden.
Man bemerke aus dem gegebenen Punct C, auf der gegebenen Linie
vermittelſt
des Zirkels mit einer beliebigen Oefnung deſſelben in gleichen
Weiten
C A, C B, die Puncte A und B, ziehe mit einer gröſſern Oefnung
als
eine jede von beſagten Weiten iſt, die Bögen D E und F G, die einander
im
Punct H durch ſchneiden, und beſchreibe dann die Linie H C, welche die Per-
pendicularlinie
auf A B ſeyn wird.
Wenn der gegebene Punct C zu Ende der Linie wäre, reiſſet man nach
22Fig. 3. Belieben aus dieſem Punct, als dem Centro, einen Zirkelbogen, auf welchen
dann
eben dieſelbe Oefnung des Zirkels zweymal, nemlich aus B in D, und aus
D
in E getragen wird, machet aus den Puncten D und E zwey andere Zirkel-
bögen
, deeinander in dem Punct F.
durchſchneiden, leget das Lineal an die
Punceten
F.
und C, und ziehe die Linie F C, welche die Perpendicularlinie
auf
der Linie B C ſeyn wird.
Wann aberkein Platz da wäre, die Gröſſe D E zu nehmen, ſo theilet man
den
Bogen B D im Punct G in zwey gleiche Theile, und träget die Helfte D G
aus
D in H, alsdann wird die Linie H C die Perpendicularlinie ſeyn.
Oder, wann durch die Puncte B und D die Linie BDF, in beliebiger Gröſ-
33Fig. 4. ſe gezogen worden, machet man den Theil D F dem B D gleich, und ziehet die
Perpendicularlinie
C F.
Oder aber, man beſchreibe, nachdeme der Punct P nach Gefallen er-
44Fig. 5. wählet worden, aus dem beſagten Punct über der gegebenen Linie mit der
Weite
P C denl Bogen P C D, ziehe die Linie BP, und verlängere ſolche ſo weit
hinaus
, biß ſie den beſagten Bogen im Punct D durchſchneidet, da dann aus
dieſem
Punct D biß in Punct C die Perpendicularlinie D C gezogen wird.
Dritter Nutz
Eine Perpendicularlinie auf eine gegebene Linie, aus ei-
nem
Punct, der auſſerhalb der beſagten Linie ſich befindet,
herunter
zu laſſen.
Es ſeye das gegebene Punct C, aus welchem eine Perpendicularlinie auf
55Fig. 6. die Linie AB ſoll hinunter gelaſſen werden.
Man beſchreibe aus dem Punct C, als dem Centro, einen Zirkelbogen,
welcher
die Linie A B, in zweyen Puncten D und E durchſchneide, mache aus
dleſen
Puncten D und E den Durchſchnitt F, lege das Lineal an die Puncten
C
und F, und ziehet endlich die Perpendicularlinie C G.
Man kan den Durchſchnitt F entweder ober- oder unterhalb der gege-
benen
Linien machen, wiewobl es beſſer iſt, daß er unterwärts geſchehe,
3412Von dem Nutzen der vornehmſten Inſtrumenten. man, wann die Puncten C und F weit von einander ſtehen, die Perpendicu-
larlinie
viel richtiger, als wann ſie genau beyſammen wären, ziehet.
Wann das aus dem Punct C gezogene Zirkelſtück die Linie AB in
zweyen
Puncten nicht durchſchneidet, muß die Linie, ſo es ſeyn kan, verlän-
gert
werden, wo aber nicht, muß man ſich der obenberührten letzten Metho-
de
, um eine Perpendicularlinie aus dem Ende einer Linie aufzurichten, bedie-
11Fig. 5. nen, wenn man alſo nach eben derſelben ſupponirten fünften Figur gern wol-
te
eine Perpendicularlinie von dem Punct D auf die Linie C D fallen laſſen,
ziehet
man nach Belieben die Linie D B, theilet ſelbige im Punct P in zwey glei-
che
Theile, beſchreibet aus dieſem Punct, als dem Centro, mitder We @ P D
den
Bogen D C B, welcher die Linie A B im Punct C durchſchneide, leget das
Lineal
an die Punct C und D, und ziehet die Linie CD, welche die verlangte
Perpendicularlinie
ſeyn wird.
Noch anderſt: Es ſeye die Linie A B, und das auſſerhalb derſelben ge-
22Fig. 7. gebene Punct C, aus welchem eine Perpendicularlinie herunter zulaſſenlwä-
re
.
Man nimmt auf beſagter Linie A B, die zwey Puncten, 1. und 2. nach
Belieben
, ziehet hernach aus den Puncten 1.
und 2. mit den Weiten 1. C und
2
.
C die Zirkelbögen, die einander in zweyen Puncten durchſchneiden wer-
den
, nemlich einmal im Punct C, und das andermal im Punct D, endlich
leget
man über die Linie das Lineal an die zwey Durchſchnitte, und ziehet ei-
ne
Linie, welche die Perpendicularlinie auf der Linie A B ſeyn wird.
Vierter Nutz.
Einen geradlinigten Winkel in zwey gleiche Cheile
zu
theilen.
Es ſeye ACB der Winkel, welcher in zwey gleiche Winkel zu theilen.
Man reiſſet aus dem Punct C, als dem Centro, nach Belieben den Bo-
33Fig. 8. gen DE, und aus dem Puncten D und E zwey andere Bögen, die einander im
Punct
F durchſchneiden, alsdenn ziehet man von F durch die Winkelſpitze C
die
Linie F C, welche den vorgegebenen Winkel in zwey gleiche Theile theilen
wird
.
Wann man den Winkel A B C, in drey Theil theilen wolte, müſte man
mit
dem Zirkel den Bogen D E Mechaniſch, durch probiren, in drey gleiche
Theil
theilen, indeme die Trifection eines Winkels durch gerade Linien biß-
hero
noch nicht Geometriſch ausgefunden worden.
Fùnfter Nutz.
Auf einem gegebenen Winkel eine gerade Linie aufzurich-
ten
, welche ſich auf eine Seite nicht mehr als auf die
andere
neige.
Man verfähret eben ſo, wie im vorhergehenden, und verlängert die Li-
44Fig. 8. nie F C G.
3513I. Buch, I. Capitel.
Sechſter Nutz.
Auf eine gerade gegebene Linie aus einem auf ſelbiger ge-
gebenen
Punct, einen Wintel, der einem gegebenen Win-
kel
glcich ſeye, zu machen.
Es ſeye die gegebene Linie A B und A das gegebene Punct, aus welchem
11Fig. 9. man einen Winkel, der dem Winkel EFG, gleich ſeye, beſchreiben ſoll.
Man ziehet aus dem Punct F, als dem Centro, einen Zirkelbogen,
wie
auch mit eben der Weiten des Zirkels aus dem Punct A einen gleichför-
migen
Bogen, nimmt darauf mit dem Zirkel die Gröſſe des Bogens EG,
und
träget dieſe Oefnung auf den Bogen B C, ziehet durch die Puncten A und
C
die Linie A C, ſo wird der Winkel BAC dem Winkel EFG gleich ſeyn.
Siebender Nutz.
Durch ein gegebenes Punct eine mit einer gegebenen Linie
gleichlaufende
oder Parallellinie zu ziehen.
Es ſeye A B die gegebene Linie und C das Punct, durch welches eine Li-
22Fig. 10. nie, die mit A B parallel lauft, zu ziehen ſeye.
Man beſchreibe aus dem Punct C, als dem Centro, mit einer beliebi-
gen
Oefnung des Zirkels den Bogen D B, welcher die gegebene Linie im
Punct
B, durchſchneidet, ziehe ferner mit eben der Oefnung des Zirkels aus
dem
beſagten Punct B, als dem Centro, den Bogen C A, nimmt darauf mit
einem
Zirkel die Oefnung des Bogens AC, und träget ſolche von B in D,
damit
dieſe zwey Bögen einander gleich ſeyen, endlich ziehet man durch die
Puncten
C und D die Linie CD, welche mit A B parallel lauffen wird.
Noch anderſt: Man beſchreibe aus dem Punct C, als dem Centro, ei-
33Fig. 11. nen Bogen, welcher die gegebene Linie berühre, wie auch mit eben der Oef-
nung
aus einem andern auf der Linie A B nach Belieben genommenen Punct
den
Bogen D, und ziehet durch das Punct C eine Linie, die den Bogen D be-
rühre
, ſo wird alsdann die Linie C D mit der Linie AB parallel ſeyn.
Weilen man aber nicht recht ſiehet, wo das anrührende Punct iſt, kan
man
ſich der folgenden Manier, die beſſer iſt, bedienen:
Man ziehe aus dem gegebenen Punct C, als dem Centro, mit einer be-
44Fig. 12. liebigen Oefnung des Zirkels einen Bogen, welcher die Linie A B im Punct
A
durchſchneide, und mache aus einem andern Punct, zum Exempel aus B
der
beſagten Linie mit der Oefnung des Zirkels, als vorige geweſen, einen an-
dern
Bogen, dfne dann den Zirkel ſo weit als A B iſt, und reiſſet aus dem
Punct
C, als dem Centro, einen Zirkelbogen, welcher den vorigen im Punct
D
durchſchne det, ziehet endlich durch die Punct C und D eine Linie, welche
mit
A B parallel ſeyn wird.
3614Von dem Nutzen der vornehmſten Inſtrumenten.
Achter Nutz.
Eine gegebene Linie in ſo viel gleiche Theile, als es
belieber
, zu theilen.
Die gegebene Linie ſeye A B, die in 8. gleiche Theile zu theilen ſeye.
11Tab. IV.
Fig
. 1.
Man ziehe nach Gefallen die Linie B C, welche einen Winkel mit der
Linie
A B macht, und dann die Linie A D mit B C parallel, ſetze auf B C von ſol-
cher
Gröſſe, als es gefällig iſt, 8.
gleiche Theile, und trage eben dieſe Theile
auf
die Linie A D, ziehet die Puncte zuſammen, ſo wird die Linie A B in 8.
glei-
che
Theile getheilet ſeyn.
Oder anderſt: man ziehe eine Linie a b, die mit der zu theilen vorgegebe-
22Fig. 2. nen Linie A B parallel lauffe, und verzeichne auf dieſer Linie a b nach Gefallen
8
.
gleiche Theile, beſchreibe alsdann durch die Ende dieſer zweyen Parallel-
Linien
zwo Linien, welche einander, indeme ſie einen Triangel machen, im
Punct
C durchſchneiden, und ziehe aus dieſem Punct C auf die in der Linie
a
b gemachte Eintheilungen, Linien, welche die andere Linie A B in eben ſo viel
gleiche
Theile abrheilen wird.
Dieſe Eintheilung der Linien dienct um Scalas oder Mnasſtäbe oder
33Fig. 3. Maaslinien vor die Flächen zu machen;
dann ſo man ſich vorgenommen,
aus
der Linie A B eine Scalam von 80.
Theilen oder 80. Toiſen, das iſt, Fran-
züſiſchen
Meßruthen zu machen, wird ein jeder Theil von dieſer in 8.
Theile
getheilten
Linie 10.
dergleichen Ruthen in ſich begreiffen; weil es aber ſchwehr
iſt
, einen jeden von beſagten Theilen wiederum in 10.
zu theilen, muß man aus
den
beeden Enden der Linie A B die Perpendicularlinien A D und B C aufrich-
ten
, auf dieſe 10.
gleiche Theile nach Belieben tragen, und durch ſolche
Theile
Linien ziehen, die mit A B parallel laufen, endlich muß man auch auf
der
Linie D C eben diejenige Eintheilungen, welche die Linie A B hat, ſetzen, und
die
Transverſallinien A E, 10F, 20G und ſo weiter ziehen.
Man kan leichtlich ſo viel Ruthen, als es beliebet, aus dieſen Maas-
ſtäben
nehmen, wann man zum Exempel darauf 23.
Ruthen haben wollte,
nimmt
man die vorfallende Transverfallinie 20.
G mit der 3. Parallelen, wel-
ches
bey dem Punct Z iſt, ſo wird dann die Gröſſe Z 3, 23.
Ruthen ausmachen,
wollte
man aber gern 58.
Ruthen haben, nimmt man die ſich ereignende Trans-
verſallinie
50.
H mit der Parallelen 8. , welches iſt bey Y, ſo wird die Gröſſe
Y
8, 58.
Ruthen darlegen, und ſo weiters: Man könnte auf dieſem Maasſtab
die
Schuh mit anſetzen, wann man die Parallellinien weiter von einander zö-
ge
;
und wann ſelbige noch weit genug von einander wären, um noch eine Ein-
theilung
in 12.
Theile zu machen, könnte man auch darauf die Zoll nehmen.
Wollte man aber eine gar kleine Linie in einer groſſen Zahl der Theile als
44Fig. 4. in 100.
oder 1000. gleiche Theil theilen, es ſeye, zum Exempel, die vorgege-
beneLinie
AD in 1000.
Theile zu theilen, richtet man aus den Enden AD die Per-
pendicularlinie
A B und DC auf, träger auf dieſe Perpendicularlinien 10.
3715I. Buch, I. Capitel. gleiche Theil, und ziehet durch dieſe Theilungen eben ſo viel Parallellinien mit
A
D:
ferner theilet man eine jede von den Linien A D und B C in 10. gleiche
Theil
, welche durch eben ſo viel Perpendicularlinien zuſammen geſüget wer-
den
, und folgends die erſte Weite A E, und ihre Parallele B F in 10.
andere
Theile
, die man mit den Transderſallinien, oder mit denen Linien, die von ei-
ner
Weiten der Abtheilung ſchräg über, als aus dem Punct E in den Punct
1
.
gezogen worden, aneinander füget, und ſo weiters.
Durch ſolches Mittel wird dieſe erſte Weite A E ſich in 100. gleiche Thei-
le
getheilt befinden, derowegen kan man in beſagter Scala ſowol oben als un-
ten
fortfahren die Zahlen 200.
300. 400. 500. & c. biß auf 1000. anzuſetzen,
ſo
wird ſelbige in 1000.
gleiche Theil, wie man in der vierdten Figur ſiehet,
getheilet
ſeyn.
Man nennet insgemein dieſe Regel eine Scalam decimalem.
Wann man derſelben ſich bedienen, und darauf ſo viel Theil, als es ge-
fällig
iſt, nehmen will, muß man eben auf ſolche Weiſe verfahren, wie oben
bey
der Scala, die in der vorhergehenden Figur vorgeſtellet iſt, erinnert worden.
Wir werden noch von dieſer Scala von 1000. Theilen in dem Capitel von dem
Proportionalzirkel
ein mehrers handeln.
Man macher auch ſimple Scalas der Sinuum Tangentium und Secan-
tium
nach den Reguln auf dieſe Manier.
Zum Exempel: Wann man aus allen Graden des Quadrantens F, ſo
11Fig. 6. von dem Punct I angefangen wird, auf den Radium A I Perpendicularlinien
herunter
fallen läſſet, werden ſolche die Sinus aller dieſer Grade ſeyn, davon
der
gröſte der Radius des Zirkeis, oder der Sinus totus A E, iſt, die Längen aller
dieſer
Sinuum kan man auf dem Radio A F bemerken, und eine Scalam daraus
machen
, ſo daß man von dem Punct A anfange, alſo ſind die Sinus D K von
A
biß G angedeutet A.
Wann man nun ferner den Tangenten I E, ſo weit, als es gefällig iſt, ge-
gen
E verlängert, und aus dem Centro A Linien, wie A E, durch alle Grad des
Quadrantens
biß an den Tangenten hinaus gezogen b@ſchreibet, werden dieſe
Linien
die Secanten aller Grade ſeyn, als dann wird man auch augenſcheinlich
vernehmen
, daß der kleinſte von allen Secantibus gröſſer, dann der Radius A I
oder
Sinus totus ſeye.
Man ſiehet überdeme auch leicht, daß alle Tangenten
I
E von allen Graden durch ihre Secantes A E nach der Lange der Linie I E de-
terminiret
werden, welche alhie die Scalam vor die Tangenten andeutet, auf
ſolche
Weiſe nun kan man dieſe ſimple Scalas der Sinuum Tangentium und Secan-
tium
verfertigen, indeme man, mit einem Zirkel alle dieſe Weite auf eine Re-
gel
überträget.
Aus dieſem Fundament ſind die Tabulæ Sinuum Tangentium und Se can-
tium
conſtruiret worden, man hat aber den Radium des Zirkels oder den Sinum
totum
eines geraden Winkels in 1000.
gleiche Theile abgetheilt ſupponiret, und
alsdann
berechnet, wie viel von eben dieſen Theile in allen Sinubus rectis, Tan-
gentibus
und Secantibus aller Winkel von Minuten zu Minuten, von
3816Von dem Nutzen der vornchmſten Inſtrumenten. Minuten biß auf 90, Grad noch Proportion enthaiten ſind, dieſe Zahl hat
man
endlich in eine gute Ordnung gebracht, und darans ſind die Tabulae Sinuum
Tangentium
&
Secantium (ſamt denen Logarithmis) entſtanden.
Logarithmi werden diejenigen Zahlen genennet, welche aus einer arithme-
tiſchen
Progreßion, ſo ſich von oanfängt, und unter derjenigen Zahl von einer
ſolchen
geometriſchen Progreſſion ſtehet, welche ſich von 1.
anfänget. Als:
Es ſeye die geometriſche Progreſſion 1. 2. 4. 8. 16. 32. 64. 128. A.
und die arithmethiſche Progreſſion o. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. A.
So iſt die untere Zahl 1. der Logarithmus von der darüberſte henden Zahl 2. die
untere
Zahl 2.
der Logarithmus von der darüberſte henden Zahl 4. und ſo fort.
Die Logarithmi ſind von einem ſehr fleißigen Schottländiſchen Baron,
Joh
.
Neper erfunden worden, und es kan ihme niemals genug verdanket wer-
den
, daß Er denen Gelehrten, ſonderlich aber denen A ſtronomis durch die Erfin-
dung
der Logarithmorum, das mühſelige multipliciren und dividiren derSinuum u.
Tangentium, in ein leichtes addiren und ſubtrahiren verwandelt; auch auf alle Gra-
de
, von 1.
Minute an, biß auf 90, die Logarithmos Sinuumet tangentium, ja ſo
gar
auch die Numeros vulgares von 1.
biß 10000. auf das genaueſte berechnet.
Heinrich
Brigg, und Vlacq, beede Engeländer, haben die Logarithmos der ge-
meinen
Zahlen continuiret biß auf 100000.
Der Gebrauch dieſer Tabellen, iſt
in
den Büchern der Tabularum Sinuum, Tangentium, Secanrium et Logarithmo-
rum
erklärt zu finden.
Neunter Nutz.
Von einer gegebenen Linie einen ſolchen Theil, den man
verlanger
, abzuſchneiden.
11Tab. IV.
Fig
. 5.
Es ſeye A B die gegebene Linie, von welcher der vierdte Theil ſoll abge-
nommen
werden.
Man ziehe die Linie A C in einer beliebigen Länge, machet einen Winkel
mit
der Linie A B, und träget nach Gefallen auf die Linie A C vier Theil, da dann
ausder
letzten Theilung die Linie B 4.
und folgends die Linie 1D mit B 4. parallel
gezogen
wird, ſo wird A D der vierdte Theil von A B ſeyn.
Zehender Nutz.
Eine gerade Linie zu ziehen, welche den Zirkel in einem
gegebenen
Punct berühre.
Wann das gegebene Punct die Circumferenz des Zirkels berühret, zſe-
22Fig. 6. het man den Radium A B, und richtet aus dem Punct B die Perpendicularlinie
B
C auf, welche verlängert werden muß, ſo wird ſelbige den Zirkel berühren.
Wann aber das gegebene Punct B auſſerhalb dem Zirkel wäre, ſo ziehet
33Fig. 7. man aus dem Centro A auf das gegebene Punct B eine gerade Linie, theilet ſel-
bige
in zwey gleiche Theil bey dem Punct D, aus welchem, als dem Centro mit
der
Weite B D ein halber Zirkel, der den Zirkel im Punct E durchſchneidet, be-
ſchrieben
, und B E, als der Tangens, gezogen wird.
3917I. Buch, I. Capitel.
So man aber, wann der Zirkel mit einer Linie, dieſelbigen berühret, ge-
11Fig. 8. geben wäre, das Punct des Anrührens ſuchet, läſſet man aus dem Centro des
Zirkels
die Perpendicularlinie A B auf den Tangenten herunter fallen, ſo
wird
der Punct, wo jene dieſen durchſchneidet, der berührende Punct ſeyn.
Eilfter Nutz.
Auf einer gegebenen geraden Linie eine Spiral: oder Schne-
ckenlinie
, welche ſo viel Umgänge, als man will, mache,
zu
bezeichnen.
Es ſeye die gegebene Linie A B, auf welcher eine Schneckenlinie, die 3.
22Tab. IV.
Fig
. 9.
Umgänge habe, zu beſchreiben ſeye.
Man theile erſtlich dieſe Linie bey dem
Punct
C in 2.
gleiche Theile, aus welchem Punct, als dem Mittelpunct, ein
halber
Kreis, deſſen Durchmeſſer die ganze gegebene Linie A B ſeye, gezogen
wird
, man theile ferner den halben Durchmeſſer A C bey den Puncten D und
E
in drey gleiche Theil, und ziehe auf eben der Seite, aus eben dem Mittelpunct
C
, zwey andere halbe Zirkel, welche durch die Theilungspuncte D und E gehen,
endlich
theile man auch die Weite C E bey dey dem Punct F in zwey gleiche
Theil
, und ziehe aus dieſem Punct, als dem Mittelpunct, auf der andern Sei-
te
der Linie, drey andere halbe Zirkel, ſo wird die Schneckenlinie von dreyen
Umgängen
verfertiget ſeyn:
Wann man aber verlanget, daß die Schne-
ckenlinie
vier Umgänge mache, muß man den halben Durchmeſſer A C in 4.
Theile theilen.
Zwölfter Nutz.
Auf einer geraden Linie ein gleichſeitiges Dreyeck (aequi-
laterum
iſopleuron), zu zeichnen.
Es ſeye A B die gegebene Linie, auf welche ein gleichſeitiger Triangel zu
machen
.
Man ziehe mit der Weite A B aus dem Punct A einen Zirkelbogen, und
33Fig. 10. mache mit eben der Weite B A aus dem Punct B, einen andern Zirkelbogen,
welcher
den erſten im Puncte C durch ſchneiden wird;
endlich ziehe man die
Linie
C A und C B, ſo wird der Triangel ABC gleichſeitig ſeyn.
Oder ſetzet auf die Linie A B, in A und B zween Winkel, @eden von 60°.
44Fig. 11. und ziehet die Linien A C und B C; ſo iſt das Dreyeck ABC ein Gleich ſeitiges.
Wollte man aber auf die Linie AB ein gleich ſchenklichtes Dreyeck ſeuiſoſce-
les
ziehen, ſo muß der Zirkel entweder weiter oder enger, als die ganze Linie
iſt
, geöfnet, und das übrige, wie oben, verfertiget werden.
Dreyzehender Nutz.
Einen Triangel, der einem andern vorgegebenen Triangel
gleich
und ähnlich ſeye, zu machen.
Es ſeye A B C der gegebene Triangel, zu welchem ein anderer ähnlicher
55Fig. 12. als D E F, ſoll beſchrieben werden.
Man mache die Linie D E der Linie A B
66Fig. 13.
4018Von dem Nutzen der vornehmſten Inſtrumenten. gleich, ziehe aus dem Punct D, als dem Mittelpunct mit dem Radio A C einen Bo-
gen
, wie auch aus dem Punct E, als dem Mittelpunct mit dem Radio B C einen
andern
Bogen, der den vorhergehenden im Punct F durchſchneiden wird, und
ziehe
alsdann die Linien D F, E F, ſo wird der Triangel dem vorgegebenen
Triangel
gleich und ähnlich gemacht ſeyn.
Vierzehender Nutz.
11Tab. IV.
Auf eine gegebene Linie einen Triangel, der einem andern
zwar ähnlich, aber nicht gleich ſeye, zu zeichnen.
Es ſeye die gegebene Linie H I, auf welche man einen Triangel, der zwar
22Fig. 14. ähnlich, aber nicht gleich dem Triangel A B C ſeye, machen ſoll.
Man mache den Winkel H dem Winkel A, und den Winkel I, dem
33Fig. 15. Winkel B, gleich, und ziehe die Linien H G, I G ſo weit, biß ſie einander durch-
ſchneiden
, ſo wird der Triangel H I G dem Triangel A B C ähnlich ſeyn.
Funfzehender Nutz.
Einen Triangel von dreyen geraden Linien, die dreyen
gegebenen
Linien gleich ſeyn, davon voch die zwo kürzern,
wann
ſie zuſammen genommen werden, länger als die
dritte
ſind, zu machen.
Es ſeyen die drey gegebene gerade Linien A, B, C. Man mache die ge-
44Fig. 16. rade Linie D E gleich der Linie A, ziehe aus dem Punct E, als dem Centro, mit
dem
Radio von der Gröſſe der Linie B einen Zirkelbogen, wie auch aus D, als
dem
Centro, mit dem Radio nach der Gröſſe von der Linie C einen andern Zir-
kelbogen
, welcher den vorigen im Punct F durch ſchneidet, und ziehe endlich
die
geraden Linien F D, und F E, ſo wird D F E ddr verlangte Triangel ſeyn.
Sechzehender Nutz.
Auf einer geraden gegebenen Linie ein Quadrat zu
beſ
hretben.
Es ſeye die gegebene gerade Linie A B, auf welcher man ein Quadrat
55Fig. 17. aufreiſſen ſoll, da A B eine Seite davon iſt.
Man zieheaus dem Puncte A,
als
dem Centro, mit dem Radio A B den Vogen B D, wie auch aus dem Puncte
B
den Bogen A E, die einander im Puncte C durch ſchneiden, man theile den
Bogen
C A oder C B im Puncte F in zwey gleiche Theile, und mache die Weite
C
E und C D gleich dem C F, und ziehe endlich die Linien A D, B E, D E, ſo wird
das
Quadrat fertig ſeyn.
Anderſt.
Man richte zu End der Linie A B eine Perpendicularlinie A D, die A B
66Fig. 18. gleich ſeye, auf, mache aus dem Puncte D, als dem Centro, mit der Weite A B
einen
Bogen, wie auch aus dem Puncte B, mit eben derſelben Oefnung des Zir-
kels
einen andern Bogen, welcher den erſten im Puncte E durchſchneidet, und
ziehe
die Linien A D, D E und E B, ſo wird das Quadrat auch gemacht ſeyn.
4119I. Buch, I. Capitel.
In dieſer vorhergehenden Aufgabe iſt nun die Linie A B, als die Seite ei-
11Fig. 19. nes Quadrats, gegeben geweſen, ſo man aber dieſe Linie, vor eine Diagonal-
linie
gelten laſſen wollte, müſte man ſelbige durch die Perpendicularlinie C D in
zwey
gleiche Theile theilen, die Theile E C, E D, dem A E und B E gleich ma-
chen
, und die vier Linien A C, C B, B D und D A ziehen.
Man wird in dem Gebrauch des Transporteurs und des Proportionalzir-
kels
die Manieren, wie man regulære Polygona oder Vielecke auf einer gegebe-
nen
Linie aufreiſſen ſoll, zeigen, weilen die Praxis davon leichter iſt:
Inzwi-
ſchen
wollen wir eine generale Methode zeigen, worbey man nichts, als nur ei-
nen
bloſſen Zirkel und Lineal vonnöthen hat.
Siebenzehender Nutz.
In einen Zirkel ein regulæres Polygonum oder Vieleck,
welches
man verlanger, einzuſchreiben.
Esſene zum Exempel ein Fünfeck aufzureiſſen vorgegeben: Wann der
22Tab. V.
Fig
. 1.
Zirkel iſt gegeben, ſo theile man ſeinen Durchmeſſer A B in fünf gleiche Thei-
le
nach dem VIII.
Nutzen; wann aber ſolcher nichtiſt gegeben worden, wird
eine
Linie in beliebiger Gröſſe, die an ſtatt des Durchmeſſers dienen ſoll, gezo-
gen
, und in ſünf gleiche Theile getheilet, hernach der Zirkel ſo weit, als der
Durchmeſſer
groß iſt, aufgethan, damit manzwey Bögen, die einander im
Punct
C durchſchneiden, eben als wann man einen gleichſeitigen Triangel
machen
will, beſchreiben könne, nachdeme nun auch ein Ztrkel um dieſen Dia-
meter
gezogen worden, leget man ein Lineal an beſagten Punct C, und an
das
zweyte Punct von dem getheilten Diameter, und zichet eine Linie, welche
den
Umkreis des Zirkels unter dem Diameter in dem Punct D durchſchnei-
det
, ſo wird dann der Bogen A D bey nahe der fünfte Theil von den beſag-
ten
Umkreis ſeyn, und alſo die Weite A D den Zirkel in fünf gleiche Theile
theilen
, dahero das verlangte Fünfeck, wann fünf gerade Linien gezogen wer-
den
, wird gemacht ſeyn.
Dieſe Methode um alle Arten der regulæren Polygonen oder Vielecke be-
ſchreiben
zu können, iſt allgemein:
dann wann man zum Exempel ein Sie-
beneck
aufreiſen wollte, muß man den Diameter A B in ſieben Theile, das iſt,
in
ſo viel Theile, als die Figur Seiten haben ſoll, theilen, und allezeit eine Li-
nie
aus dem Punct C durch das zweyte Punct des getheilten Diameters ziehen.
Was das Hexagonum oder Sechseck anlanget, gibt es eine einfachere
Conſtruction
, weilen ohne einige Vorbereitung der Radius oder der halbe Dia-
meter
den Umkreis in ſechs gleiche Theile theilet.
Ben dem Dodecagono oder Zwölfeck, darf man nur dem Bogen vom
Sechseck
in zwey gleiche Theile theilen.
Dieſes iſt gleichfalls bey dem Decagono oder Zeheneck gültig, wann man
den
Bogen eines Fünfecks in zwey gleiche Theile theilet.
Dieſe Aufgab kommt faſt derjenigen bey, welche im 17. Capitel
4220Von dem Nutzen der vornehmſten Inſtrumenten. erſten Buchs der Fortification des Mr. de Ville beſchrieben iſt, ausgenommen,
daß
er von dem äuſſern Winkel des gleichförmigen Triangels, um den Zirkel
zu
theilen, durch das erſte Punct des getheilten Diameters eine Linie ziehet, und
hernach
den Zirkelbogen zweymal ſo groß nimmt, allein hierdurch kommet er
noch
mehr von der Richtigkeit ab:
Dann zum Exempel in der Beſchreibung
des
Fünfecks, iſt der Centriwinkel um 44.
Minuten zu groß, im S@ebeneck iſt
ſelbiger
gar um einen Grad und 5.
Minuten zu groß, und alſo wird der Fehler,
in
denen Polygonen, je mehr ſie Seiten haben, immer gröſſer.
Wann dem-
nach
er anſtatt deſſen, dieſe Linie durch das zweyte Punct des getheilten Dia-
meters
hätte gehen laſſen, ſo wäre der Centriwinkel im Fünfeck, ungefehr nur
um
zwey Minuten zu klein, im Siebeneck aber um 6.
Minuten zu groß wor-
den
, welche weit geringere Fehler, und faſt nicht ſenſible bey Einſchreibung
dieſer
Polygonen ſind.
Achtzehender Nutz.
Durch drey gegebene Puncte, die aber nicht in einer geraden
Linie
ſtehen dörfen, einen Zwkel zu ziehen.
Es ſeyen die drey gegebene Puncte A, B, C, man ziehe aus dem Punct A
11Fig. 2. in das Punct B eine Linie, wie aus dem Punct B in das Punct C eine andere,
theile
ſelbige durch die Linien D E, F G in zween gleiche Theile:
dieſe nun wer-
den
einander im Punct H durchſchneiden, welches das Centrum des Zirkels
ſeyn
wird, ſo ziehet man demnach aus dem Punet H, als dem Centro, mit
der
Weite H A, oder H B, oder H C den Zirkel, ſo iſt geſchehen was man ver-
langte
.
Vermittelſt dieſer Methode kan man eine angefangene Peripherie völlig
hinaus
ziehen, ſo man drey Puncte nimmt, gleichſam als wann es die drey
Puncten
A, B, C, wären, und verfähret im übrigen, wie oben.
Neunzehender Nutz.
Den Mittelpunct eines Zirkels zu finden.
Es ſeye der gegebene Zirkel A B C D, in welchem man den Mittelpunct
22Fig. 3. finden ſoll.
Man ziehe in dem Zirkel die Linie A B, theile ſelbige durch die Linie C D
in
zween gleiche Theile, alsdann die Linie C D durch die Linie E F auch in zween
gleiche
Theile, alſo daß E F die Linie C D im Punct G durchſchneide, welches des
Zirkels
Mittelpunct ſeyn wird.
Zwanzigſter Nutz
Eine gerade Linie, welche der Peripherie eines Zirkels
gleich
ſeye, zu ziehen, und eine Peripherie des Zirkels einer ge-
gebenen
geraden Linie gleich zu machen.
Es ſeye der gegebene Zirkel A B C D, deſſen Peripherie man in eine gera-
33Fig. 4. de Linie verwandeln will.
4321I. Buch, I. Capitel.
Man trägt aufeine gerade Linie den Durchmeſſer des Zirkels dreymal,
ſetzet
noch den ſiebenden Theil eben deſſelben Diameters dazu, ſo wird die Li-
nie
G H bey nahe der beſagten Peripherie gleich ſeyn, wir ſagen aber beynahe,
dann
hierinnen beſtehet die Quadratura circuli, welche bishero noch nicht geo-
metriſch
iſt ausgefunden worden,
Wenn aber die Linie G H wäre gegeben worden, um ſelbige in eine Peri-
pherie
zu verwandeln, müſte man ſelbige in zwey und zwanzig gleiche Theile
theilen
, und davon ſieben vor den Durchmeſſer des Zirkels, oder drey und ei-
nen
halben vor ſeinen Radium nehmen.
Ein und zwanzigſter Nutz.
Eine ablange Rundung, auf einer gegebenen Linie zu
beſchreiben
.
Es ſeye A B die gegebene gerade Linie, auf welcher ein Oval zu reiſſen
11Fig. 5.wäre.
Man theile die Linie A B bey den Puncten C und D in drey gleiche Theile,
ſtelle
auf den Theil C D gleich ſeitige Triangel, deren Seiten zugleich verlängert
werden
müſſen, und ziehe mit der Weite D A, B D aus den Puncten C und D
als
den Mittelpuncten, biß an die gegen die Puncte E F und G H, verlängerte
Seiten
der Triangel, Zirkelbögen, wie auch aus den Puncten I und K, als
den
Mittelpuncten, mit dem Radio von der Gröſſe wie I E oder I G iſt, auf einer
Seite
den Bogen E G, und den Bogen F H auf der andern, ſo wird die ab-
lange
Rundung vorhanden ſeyn.
Man kan nach eben dieſer Manier noch andere, entweder gröſſer oder
kleiner
ziehen, gleichwie aus derjenigen, die in eben der Figur mit Puncten an-
gedeutet
, ſolches zu erſehen iſt.
Zwey und zwanzigſter Nutz.
Eine Mathematiſche Ellipſin, deren zwo Axen oder Durchmeſ-
ſer
gegeben, zu beſchreiben.
Es ſeye die groſſe Axe A B, und die kleine C D, welche einander durch
die
Mitten in geraden Winkeln im Puncte G durchſchneiden.
Man nehme mit einem Zirkel, oder einer Schnur, die Gröſſe von der
22Fig. 6. Helfte der groſſen Axe, das iſt A G oder G B, trage dieſe Weite in C, und
mache
aus dieſem Punct, als dem Mittelpuncte, einen Zirkelbogen, welcher die
groſſe
Axe auf einer Seite in E, und aufder andern in F durch ſchneide, dieſe
Puncte
E und F werden die Brennpuncte ſeyn, wohin man kleine Zeichen, als da
ſind
die Knöpfe von Stecknadein, oder Stäbe, wann die Fläche groß genug iſt,
gleichwie
ein Garten wäre, ſtecken muß, ferner beveſtige man in den Puncten E
und
F elne Schnur, die ſo lang, als die groſſe Axe, iſt, deren Mittel durch den
Punct
C gehet, endlich ſtecke man in dem Bug, welchen dieſe Schnur
4422Von dem Nutzen der vornehmſten Inſtrumenten. ein Reißbley oder Stab, die may, indeme die Schnur ſo lang regulair, biß
die
Ende der gegebenen Durchmeſſer umloffen worden, ausge@pa@met bleibet,
hevum
gehen läſſet.
Man benennet dieſe Figur insgemein ein Gärtners-Oval: Dieſe Metho-
deiſt
die ſimpelſte und leichteſte unterallen denen die cine Ovalfigur zu beſchrei-
ben
anweiſen, es wird aber dabey erfordert, daß die Fläche groß genug ſey.
Wann man aber die Schnur langer oder kürzer nimmt, oyne daß man
die
Weite der Focorum verändert, werden Ellipſes von einer andern Gattung
zu
haben ſeyn;
es werden auch gleich falls, wann man, doch ohne Veränderung
der
Schnurlänge die Weite der Brennpuncte kleiner machte, Ellipſes wiederum
von
einer andern Gattung zum Vorſchein gebracht, und wann die Brennpun-
cte
gar zu genau zuſammen gekommen, vereiniget man ſelbige ganz und gar, ſo
wird
man einen Zirkel beſchreiben.
Wann man aber den groſſen Durchmeſ-
ſer
und die Schnur, die jenen in eben der Verhältniß, als die Weite der Foco-
rum
gleich iſt, entweder länger oder kürzer macht, ziehe man Ellipſes, die alle
von
einer Gattung ſind, ob ſie ſchon an der Gröſſe von einander unterſchieden
werden
.
Eine Ellipſin auf eine andere Art zu ziehen.
Wan die zwey Brennpuncte E F, wie in der vorhergehenden Figur, be-
11Fig. 7. merket worden, muß man ſo viel Puncten, als es beliebig iſt, in der Elliptiſchen
Circumferenz
auf folgende Weiſe finden.
Man öfnet den Zirkel nach Gefal-
len
, jedoch ein wenig mehr, als Weite A F, wie zum Exempel die Gröſſe A I,
iſt
, ſetzet die eine Spitze des Zirkels in den Focum F, und ziehet mit der andern
den
Bogen O R, ferner öfnet man den Zirkel in der Weite I B, welche der
Uberreſt
von der groſſen Axe iſt, ſetzet die eine Zirkelſpitze in den andern Fo-
cum
E, und ziehet mit dieſer Oefnung den Bogen S T, da dann das Durch-
ſchnittspunct
P dieſer zweyen Bögen ein Punct von der Elliptiſchen Peripherie
geben
wird.
Wenn man nun überdeme eben ſo mit den Oefnungen des Zir-
kels
A L, L B, verfähret, wird man das Punct des Durch ſchnitts H, der al-
lezeit
aus den Brennpuncten F und E gezogen wird, haben, und alſo wird
man
endlich, indeme der Zirkel von verſchiedenen Gröſſen geöfnet wird, ſo viel
Puncten
, als man verlanget, in der Circumferenz überkommen, welche, wann
ſie
durch eine krumme Linie zuſammen gefüget werden, die Ellipſis geben.
Es iſt zu merken, daß jede Oefnung des Zirkels dienlich ſeye, um vier
Puncten
in gleicher Weite von den Axibus zu finden, dann ſo man aus ei-
nem
auf der Elliptiſchen Peripherie nach Belieben genommenen Punct zwey
gerade
Linien biß an die Focos F und E ziehet, werden dieſe zwey Linien P F
und
P E, ſo ſie zuſammen geſetzet werden, ihrer groſſen Axi A B, wie aus eben
derſelben
Figur zu ſehen iſt, gleich ſeyn.
4523I. Buch, I. Capitel.
Drey und zwanzigſter Nutz.
Eine Figur einer andern gleich und ähnlich zu
machen
.
Es ſeye die gegebene Figur A B C D E, nach welcher man eine andere glei-
11Fig. 8. che und ähnliche machen ſoll.
Man theile die gegebene Triangel durch die Linien A C, und A D, ziehe
hernach
die Linie a b ſo groß als A B, und beſchreibe aus dem Punkte b mit der
Weite
B C einen Bogen, wie auch aus dem Punktte a mit der Weite A C einen
andern
, welcher den vorhergehenden im Punkte c durchſchneidet, endlich ziehe
man
die Linie b c.
Auf dieſe Art verfahret man bey allen übrigen Seiten, ſo
wird
die Figur a b c d e der gegebenen A B C D E ähnlich ſeyn.
Vier und zwanzigſter Nutz.
Die Figuren aus dem Groſſen in das Kleine, und aus
dem
Kleinen in das Groſſe zu verwandeln.
Man giebet alhier verſchiedene Manieren, wie man die Flächen ver-
22Fig. 9. wandeln könne, an die Hand, indeme ſolches einen groſſen Nutzen hat, da-
von
ein jeder diejenige ſich erwählen mag, nach welcher er ſich am beſten wird
richten
können.
Erſtlich kan man eine Figur verwandeln, ſo man ein Pulver inwendig
nimmt
, und daraus in alle Winkel Linien ziehe.
Es ſeye zum Exempel
die
Figur A B C D E gegeben, welche man in das Kleine bringen und verwan-
deln
ſoll.
Man nehme ungefähr mitten in der Figur das Punkt F, ziehe daraus
Linien
auf alle Winkel A B C D E, mache die Linie a b mit der Linie A B, die Li-
nie
b c mit B C, und ſo weiters, ſo wird man eine ähnliche und kleinere Fignr,
dann
die Figur A B C D E iſt, nemlich die Figur a b c d e haben.
Will man aber eine gröſſere Figur haben, ſo müſſen die aus dem Cen-
tro
der Figur gezogene Linien verlängert, und Parallellinien mit ihren Seiten
geriſſen
werden.
Eine Figur vermittelſt einer Scalæ oder Maas-
ſtäbe
zu verwandeln.
Man meſſe alle Seiten der gegebenen Figur A B C D E auf ihrer Scala
33Fig. 10. G H, und nehme noch eine kleinere Scalam K L, welche eben ſo viel gleiche Thei-
le
, als die groſſe in ſich begreiffe, darauf mache man die Teite a b aus der
kleinen
Scala von eben ſo viel Theilen, als die Seite A B aus der groſſen Scala
in
ſich hält, man beſchreibe auch b c von eben ſo viel Theilen, als B C a c von
eben
ſo vielen, als A C, und alſo bey den übrigen Seiten allen, ſo wird man
dann
die ve@langte Figur in das kleine gebracht haben.
4624Von dem Nutzen der vornehmſten Inſtrumenten.
Will man aber eine ſolche Figur aus dem Kleinen in das Groſſe bringen,
ſo
verfertige man eine Scalam, welche gröſſer, als diezu der gegebenen Figur ge-
hörige
iſt, und verfahre im übrigen auf eben die vorige Manier.
Die Flächen durch einen proportionirten Winkel zu
verwandeln
.
Es ſeye die vorgegebene Figur A B C D E, welche man in eben der Ver-
11Fig. 11. hältniß, als ſich die Linie A B zu der Linie a b verhält, verringern ſoll.
Man ziehe die Linie G H in beliebiger Länge, nehme die Weite A B, und
trage
ſolche von G in H, beſchreibe damit ferner aus dem Punct G den Bogen
H
I, nehme die Gröſſe der gegebenen Seite a b, mache ſie zu einer Sehne des
Bogens
H I, und ziehe endlich die Linie G I, ſo wird dann der Winkel I GH
alle
Maas der Flächen, die man zu verwandeln ſich vorgenommen hat, geben-
Dann
zum Exempel:
Wann man den Punct C haben will, ſo nehme man
die
Gröſſe B C, ziehe aus dem Punet G den Bogen K L, nehme die Sehne
K
L, und beſchreibe aus dem Punct b, als dem Mittelp@ ct, einen kleinen
Bogen
, hernach nehme man A C, ziehe aus dem Punct G den Bogen M N,
und
beſchreibe mit M N aus den Punct a einen Zirkelbogen, das den vorigen
im
Punkt c durchſchneidet, welches Punkt dasjenige ſeyn wird, das man haben
muß
, um die kleine Seiten b c zieben zu können.
Eben auf dieſe Art verfäh-
ret
man bey allen andern Winkeln und Seiten der Figur.
Wollte man aber nach dieſer Manier eine Figur aus dem kleinen in das
groſſe
bringen, muß man auf gleiche Weiſe verfahren;
es muß aber die Sei-
te
der Figur, die man vergröſſern will, kleiner ſeyn, als die doppelte, die mit
ſhr
correſpondiret.
Dann wann man, zum Exempel, die Figur a b c d e in das
groſſe
bringen will, muß die Seite A B der groſſen kleiner ſeyn, dann das dop-
pelte
der Seiten a b von der kleinen iſt;
dann wann ſie doppelt ſo groß wäre,
ſo
würden die zwo Linien, welche den Winkel I G H machen müſſen, gerad zu,
einander
begegnen, und eine gerade Linie machen.
Eine Figur vermittelſt der Quadraten zu ver-
wandeln
.
Dieſe Manier zu verwandeln, iſt abſonderlich bey Copirung einer Land-
charte
, und zum Vergröſſern oder Verkleinern dienlich.
Es ſeye zum Exempel die Landcharte A B C D in das Kleine zu bringen,
22Fig. 12. ſo theile man ſelbige durch Quadrate, und mache eine ähnliche Figur a b c d,
die
kleiner ſeye, theile dieſe auch in eben ſo viel, aber kleinere Quadraten,
und
zeichne endlich in ein jedes Quadrat der kleinen Figur, was in einem je-
den
correſpondirenden Quadrat der groſſen Figur enthalten iſt, ſo wird eine
kleinere
Charte zu haben ſeyn.
Jemehr Quadrate gemacht werden, deſto accu-
rater
wird die Figur werden.
4725I. Buch, II. Capitel.
Das zweyte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Win-
kelmaaſes
, oder Winkelhackens.
Das Winkelmaas iſt ein Inſtrument, welches dienet Perpendicular-
11Tab. III.
Fig
. D.
linien aufzurichten, und zu erforſchen, ob eine Linie perpendicular auf
die
andere falle.
Es beſtehet ſelbiges aus zwoen Regeln oder Linia-
len
vom Kupfer, Meßing, oder anderem Metall, welche auf eine ſolche
Weiſe
zuſammen gefüget ſind, daß ſie einen geraden Winkel vorſtellen:
Es
werden
einige gemacht, daß die zwo Regeln oder Lineale veſt aneinander
ſtehen
, andere aber, die man auf und zumachen kan, vermittelſt eines Ge-
windes
, welches accurat ſeyn muß, daß es nicht wanke, und allezeit ſeinen
geraden
Winkel behalte.
Dahero man auch deßwegen in einem kleinen Canal oder Röhrlein, ſ@
an
dem Winkel des einen Lineals des Winkelmaaſes gemacht iſt, dre@
Schlieſſungen
, oder kleine Cylindriſche Zapffen, welche fein gerad eingefeilet,
und
von einer mit der Breite und Dicke des Winkelmaaſes wol überein-
kommenden
Länge, und Dicke ſind, zubereitet, dieſe Schlieſſungen müſſen auf
ſolche
Weiſe von einander ſtehen, daß ſie accurat zwo andere Schlieſſungen,
die
gleichfalls an dem audern Lineal des Winkelmaaſes zugerichtet ſind, wol
faſſen
mögen.
Wann dieſe Schlieſſungen alſo eingefüget ſind, löthet man ſie
an
die Lineale, und ſchlieſſet eine an die andere, vermittelſt eines Stefts, wel-
cher
das Loch der Schlieſſung wol ausfülle, damit die Bewegung veſt ſeye.
Es giebt Winkelmaaſe, an welche man einen Faden mit einem kleinen
Bley
hänget, welches zu einer Waſſerwaag oder ſolchen Richtſchnur dienet,
nach
welcher man eine Fläche horizontal ſtellen kan.
Man machet auch öfters auf die eine Seite des Winkelmaaſes ver-
ſchiedene
Maaßſtäbe oder Scalas, auf die andere aber, einen in ſechs Zoll ge-
theilten
halben Schuh, davon ein Zoll wiederum in 12.
Linien getheilet ſeye.
Man füget auch zuweilen noch unterſchiedliche fremde Maaßſtäbe bey, da-
mit
man die Verhältniß mit dem Pariſer Schuh wiſſen kan.
Erſter Nutz.
Eine Perpendicularlinie aus einem gegebenen Puncte auf ei-
ner
gegebenen Linie au@zurichten.
Es ſeye die gegebene Linie AB, und das gegebene Punct Centweder auf
der
Linie oder auſſerhalb derſelben.
Man lege die eine Seite des Winkelmaaſes auf der gegebenen Linie
22Tab. V.
Fig
. 13.
auf ſolche Weiſe an, damit die andere Seite das gegebene Punct berühre,
und
ziehe die Linie CD, welche die Perpendicularlinie ſeyn wird.
Wann
man
das Winkelmaas umkehret, daß das Untere über ſich
4826Von dem Nutzen der vornehmſten Inſtrumenten. wird, und eine andere Linie CD ziehet, ſo wird man erforſchen können, ob das
Winkelmaas
recht accurat ſeye, dann in dleſem Fall werden dieſe zwo
durch
das Punct C gezogene Linien, nur eine einige, und eben dieſelbige
Linie
machen.
Zweyter Nutz.
Zu wiſſen, ob eine Linie perpendiculair auf einer andern
ſtebe
, das iſt, ob ſolche einen gevaden Winkel machen.
Man leget die eine Seite des Winkelmaaſes auf eine von den Linien
an
, und ſiehet, ob die andere Seite accurat mit der andern Linie überein
treffe
, gleichwie man aus eben der vorigen Figur crſiehet.
Weil dieſe
Uebungen
leicht in das Werk zu ſetzen ſind, ſo hat man davon keines lan-
gen
Unterrichtes nöthig.
7[Figure 7]
Das dritte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauctz des
Transporteurs
.
Der Transporteur iſt ein in 180. Grad getheilter halber Zirkel, wellen
der
ganze Zirkel in 360.
Grad, wie oben ſchon in denen Erklärun-
geſagt
worden, eingetheilet wird.
Dieſer muß auf einer Seiten ganz eben gefeilet ſeyn, damit er auf dem
11Tab. III.
Fig
. E.
Papier deſto beſſer angeleget werden kan;
die andere Seite aber muß et-
was
abhängs, das iſt, dünn an dem Rand, wo die Eintheilung iſt, ſeyn.
Das
Centrum
muß mit einem kleinen halb zirkularen Einſchnitt bemerket wer-
den
, damit man deſto beſſer die Puncten, wo der Winkel ſich zuſpitzen
muß
, entdecken könne.
Anweiſung, wie man dieſe Eintheilnng machen
ſoll
.
Man beſchreibe auf der Linie AB aus dem Mittelpuncte O einen halben
22Tab. III.
Fig
. E.
Zirket, trage den Radium oder halben Durchmeſſer um die Circumferenz, ſo
wird
jener dieſe in drey gleiche Bögen, da ein jeder 60 Grad hält, (indeme
der
Radius eines Zirkels ſechsmal in ſeiner Circumferenz enthalten iſt,) in
den
Puncten C und D theilen.
Ferner theile man den Bogen BC im
Puncte
E in zween gleiche Theile, da dann der Bogen BE 30.
Grade hal-
ten
wird;
wann nun dieſe Oefnung in dem halben Zirkel herum getragen
wird
, ſo wird ſolcher in ſechs gleiche Bögen getheilet ſeyn;
man theile
einen
jeden dieſer ſechs Bögen abermals ferner in drey gleiche Theile, ſo
wird
ein jeder 10.
Grad halten, wann man nun jeden Bogen von Graden
zehen
in zween Theile theilet, ſo wird der Bogen noch fünf Grad halten;
Endlich wenn dieſe lezte Bögen in fünf Grade eingetheilet werden, ſo iſt
der
halbe Zirkel, in ſeine 180°, eingetheilet.
4927I. Buch, III. Capitel.
Auf eben ſolche Manier kan man den ganzen Zirkel in 360. Grad einthei-
len
, wovon wir noch in folgenden handeln werden.
Man machet auch zuweilen
Transporteurs
von Horn, die gav bequem ſind, indeme ſolche durchſichtig ſind;
man muß ſie aber in einem Buch aufbehalten, wann man ſich deren nicht bedie-
net
, damit ſie ſich nicht werffen und krumm lauffen.
Erſter Nutz.
Einen Winkel von beliebiger Gröſſe zu machen.
Es ſeye zum Exempel vorgegeben aus dem Puncte A der Linie CAB einen
11Tab. V.
Fig
. 14.
Winkel von 50.
Graden zu beſchreiben.
Man lege das Centrum A des Transporteurs, welcher bey dem Punct A
mit
einem kleinen Einſchnitt bemerket iſt, ſo an, daß der Diameter des halben
Zirkels
auf der Linie AB ſtehe, notire alsdann gegen den fünfzigſten Gradüber
ein
Punct mit einem Bleyſtift, und ziehe aus dieſem Punct in das Punct A eine
Linie
, welche mit der Linie AB einen Winkel von 50.
Graden machen wird.
Zweyter Nutz.
Wann der Winkel BAD gegeben worden, zu wiſſen, wie
viel
er Grad in ſich begreiffe.
Man ſetze das Centrum des Transporteurs an das Punct A, und ſeinen
22Fig.
præced
.
Radium auf die Seite BA, man bemerke ferner, bey welchem Grad die Linie
AD
die Circumferenz durchſchneide, ſo wird man erfahren, daß der Winkel
BAD
50.
Grad in ſich halte.
Dritter Nutz.
In einen Zirkel ein jedes regulæres Polygonum oder Vieleck
einzuſchreiben
.
Bey dieſer Operation muß man zu erſt erforſchen, wie viel Grad der
Winkel
des Centri von einem jeden regulæren Polygono ausmache, welches
gefunden
wird, wenn man 360.
Grad als die ganze Peripherie des Zirkels
mit
der Zahl der Seiten des gegebenen Polygoni dividiret.
Als, zum Exem-
pel
, wann man 360.
mit 5. dividivet, gibt der Quotient 72. daß alſo der Cen-
terwinkel
in einem Fünfect 72.
Grad mache. Oder wann man 360. mit
8
.
dividiret, ſo gibt der Quotient 45. daß alſo der Centerwinkel in einem
Achteck
45.
Grad mache, und ſo weiter.
Wann nun der Centerwinkel bekannt iſt, findet man den Winkel,
33Fig. 15. welcher von den zwoen Seiten des Polygoni formiret wird, indeme man
den
Centerwinkel von 180.
Graden abziehet. Alſo, wann man von 180.
Graden in einem Fünfeck den Winkel des Centri, der 72. Grad iſt, abzie-
het
, bleibet 108.
vor den Polygonwinkel, das iſt der Winkel, welcher aus
zwoen
Seiten des beſagten Fünfecks beſtehet, übrig.
Alſo wann man von
180
.
Graden den Centerwinkel eines Achtecks, der 45. Grad macht, ab-
ziehet
, bleiben 135.
für den Polygonwinkel übrig.
5028Von dem Nutzen der vornehmſten Inſtrumenten.
Es wird demnach, wann man eln Fünfeck in einen Zirkel einzuſchrei-
ben
verlanget, das Centrum des Transporteurs an das Centrum des Zirkels
angeleget
, der Durchmeſſer des Transporteurs mit dem Durchmeſſer des Zir-
kels
vereiniget, und gegen den 72 ſten Grad über der Circumferenz von dem
11Tab V.
Fig
. 15.
Transporteur ein Punct bemerket, durch welches bemerkte Punct, wann
man
den Transporteur weggethan hat, aus dem Centro des Zirkels eine Linie
ſo
weit alsdann hinaus, bis ſie die Circumferenz im Punct C durchſchneidet,
gezogen
, und endlich mit dem Zirkel die Weite des Bogens BC genommen
werden
muß, welche dann den Zirkel in fünf gleiche Theile theilen, und alſo,
wann
fünf Linien gezogen werden, daß Fünfeck eingeſchrieben wird.
Sollte aber ein Siebeneck zu ziehen vorgenommen werden, dividiret
man
360.
mit Sieben, ſo giebet der Quotient 51 {3/7}°. daß der Winkel des
Centri
51.
und beynahe ein halber Grad ſeyn müſſe, derowegen bemerket man,
nachdeme
der Transporteur an das Centrum, und an den Diameter des Zir-
kels
angeleget worden, ein Punct gegen den 51.
und einen {1/2}. Grad der
Circumferenz
des Transporteurs über, ſo wird alsdann die aus dem Centro
des
Zirkels durch dieſen Punct gezogene Linie auf der Peripherie den ſie-
benden
Theil des Zirkels andeuten, worauf es endlich leicht ſeyn wird, das
Siebeneck
zu beſchreiben.
Man findet Transporteurs, auf welchen die Zahlen, ſo die regulære
Polygona
anzeigen, geſtochen ſind, um die Mühe wegen des Dividirens zu er-
ſpahren
.
Die Zahl fünf, welche ein Fünfeck bedeutet, wird gegen den 27ſten Grad
über
die Peripherie, und die Zahl ſechs, welche ein Sechseck bemerket, wird ge-
gen
den 60ten Grad über, die Zahlen ſieben, welche ein Siebeneck bedeutet,
und
gegen den 51 {1/5}.
Grad über angedeutet, a.
Vierter Nutz.
Auf einer gegebenen Linie ein jedes regulæres Polygonum
zu
beſchretben.
Es ſeye die gegebene Linie CD, auf welcher man ein Fünfeck beſchrei-
ben
will.
Wir haben bey dem vorhergehenden Nutzen gewieſen, wie man die
Winkel
von allen regulæren Polygonen erforſchen könne, gleichwie aber der
Polygonwinkel
, welchen die zwey Seiten des Fünfecks machen, 108.
Grad
@ſt
, alſo wird ſeine Helfte 54°.
als den halben Winkel des Fünfecks geben,
und
dienlich ſeyn, ſolchen nach folgender Manier zu ziehen.
Man lege den Diameter des Tranporteurs an die Linie CD, und ſein
Centrum
an deren Ende D an, bemerket ein Punct gegen den 54.
Grad über
22Fig. 10. ſeiner Circumferenz, und ziehe die Linie DF, welche einen Winkel von 54.
Graden mit der Linie CD machet. Ferner lege man das Centrum
5139I. Buch, III. Capitel, und II. Buch, I. Capitel. Transporteurs an dem andern End C an, damit man ebenfalls einen Winkel
von
54.
Graden allda machen könne, und ziehe die Linie CF, ſo wird das
Punct
F, ivd dieſe zwo Linien zuſammen lauffen, das Centrum eines Zirkels
ſeyn
, welchen man auch, ſo der Zirkel in der Weite CF geöffnet wird, zie-
hen
, und hernach die Gröſſe der gegebenen linie CD nehmen muß, damit
man
die Circumferenz des Zirkels in 5.
Theile theilen kan; nachdeme man
nun
5.
Linien gezogen, wird das Fünfeck verfertiget ſeyn.
Wann man aber auf einer gegebenen Linie ein Achteck beſchreiben woll-
te
, wird, nachdeme bckannt worden, daß ſein Polygonwinkel 135.
Grad
macht
, die Helfte davon 67 {1/2}.
Grad genommen, und ein Winkel von glei-
cher
Gröſſe, an jedem Ende, der gegebenen Linie gezogen, um ein Triangu-
lum
Iſoſceles, oder gleichſchencklichten Triangel allda zu beſchreiben, deſſen
Spitze
das Centrum einer Circumferenz ſeyn wird, welche man in 8.
Theile
theilen
muß, ſo wird, nachdeme achtmal die gegebene Linie herum gezogen
worden
, das Achteck geriſſen ſeyn.
Es laſſen ſich vermittelſt dieſer Inſtrumenten, von welchen wir bishero
gehandelt
, noch viel andere Operationes, nach verſchiedenen Objectis
machen
, man hat aber hiev nur die nützlichſten und gebräuchlichſten da-
von
beybringen und weiſen wollen.
Ende des erſten Buchs.
8[Figure 8]
Zweytes Buch.
Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Propor-
tionalzirkels
.
Das erſte Capitel.
Von der Zubereitung des Proportionalzirkels.
Der Proportionalzirkel iſt ein Mathematiſches Inſtrument, der alſo
benennet
wird, weilen er dienlich iſt, die Verhältniſſe zwiſchen den
Gröſſen
von einerlen Art, als zwiſchen einer Linie und einer an-
dern
Linie, zwiſchen einer Fläche und einer andern Fläche, zwiſchen einem
Cörper
und einem andern Cörper a zu erforſchen.
Er beſtechet aus zwven gleichen Regeln oder Linealen von Kupfer, Meſ-
ſing
, Silber oder einer andern dichten Materie, welche mit einem Steft
und
Gewinde zuſammen gefüget ſind;
es muß aber das Gewind alſo zube-
reitet
ſeyn, daß die Bewegung davon gleich und einförmig ſeye, dieſes kan
@eſchehen
, wann man die Regel, wo der Kopf iſt, mit der Sägen
5230Von der Zubereitung und dem Gebrauch des ſehr in der Länge eines Zulles einſchneidet, daß ein Stücklein Meſſing darin-
nen
wol einpaſſen möge, welches man mit einem Steſt ſtark einnietet, her-
nach
machet man den Kopf rund, indeme das, was vorſchieſſet, binweg ge-
feilet
wird, alſo, daß das einfache Stuck und der Kopf in einer Gleichen ſeye.
Nun müſſen wir auch ſagen, wie des Stefts Centrum gefunden werden
könne
, man ſoll nemlich die eine Spitze des Zirkels in dem Stücklein Meſ-
ſing
welches zum Gewind gehöret, unterhalbs einſetzen, hernach mit der an-
dern
Spitzen des Zirkels vier Sectiones in der Witten des Sreſts, indeme
das
einfache Stuck des Gewinds auf die vier entgegen ſtehende Seite um-
gedrehet
wird, machen, das mittlere Punct wird dann das Centrum des
Steſts
, und folglich auch des Proportionalzirkels ſeyn.
Man ziehe fer-
ner
aus dem Centro nach der Länge der Regel eine Linie, damit was zu viel
iſt
, accurat davon möge gefeilet, und die beſagte Regel fein gerad zugerichtet
werden
.
Wann man nun die andere Regel auch innenwärts wol zugear-
beitet
, und oben eingeſchnitten hat, daß ſolches das einfache Stuck von dem
Gewind
faſſen möge, wird der Proportionalzirkel beym Centro zuſammen
gethan
, und bey dem Ende in einen halben Zirkel ausgehölet, alſo daß er
mit
dem Kopf wol einpaſſe, hernach nietet man das einfache Stuck an die
Regel
mit drey oder vier Steftlein an, damit dieſe zwey Regeln, die man
die
Schenkel des Proportionalzirkels nennet, leicht auf, und zugemacht
werden
, und in ſolcher Oefnung, die man vonnöthen haben mag, um die
folgende
Nutzen in die Praxin zu bringen, ſtehen bleiben können, man muß
aber
wohl Sorg tragen, daß die Schenkel in der Zubereitung ſchön eben ge-
feilet
ſeyn, und keine Figur wie ein Flügel von einer Windmühl geben, man
muß
auch wol acht haben, daß der Zirkel im Centro wol beſchaffen ſeye,
nemlich
, daß er ſo wol innen als auſſen, wann er ganz aufgemacht worden,
nur
eine gerade Linie mache, und daß die Schenkel in der Dicke und Breite
hübſch
gleich ſeyen, mit einem Worte, daß ſie überall gleich ſeyen.
Man hat
keine
gewiſſe Länge und Breite in beſagten Regeln, man nimmt aber insge-
mein
ſechs Zoll vor die Länge, ſechs bis ſieben Linien vor die Breite, und
ungefehr
2.
Linien vor die Dicke bey einem jeden Schenkel des Proportio-
nalzirkels
, den man zum Gebrauch daheim zu verfertigen Willens iſt;

Man
machet auch kleinere, damit man ſie bequem im Sack bey ſich tragen
könne
, wie auch gröſſere, um damit auf dem Feld zu operiren, deren Brei-
te
und Dicke recht proportioniret ſeyn müſſen.
Man pfleget insgemein 6. Gattungen der Linien darauf zu ziehen, nem-
lich
die lineam partium æqualium, oder Lineam Arithmeticam, Lineam Plano-
rum
oder Lineam Geometricam, Lineam Polygonorum auf einer Seiten, auf
die
Schenkel aber der andern Seiten des beſagren Zirkels die Lineam
Chordarum
, Lineam Solidorum, und Lineam Metallicam, alles auf die Art
und
Weiſe, die wir batd hernach erklären wollen.
Man machet auch gememiglich, bey dem Rand auf einer Seiten
5331Proportionalzirkels, II. Buch, I. Capitel. Proportionalzirkels eine getheilte Linie, welche dienet, den Calibre oder die
Vieſierung
der Stücke zu erforſchen, auf der andern Seite eine andere
Linie
, worauf man den Diameter und das Gewicht der eiſern Kugeln von
elnem
{1/4}.
Pfund bis auf 46. Pfund erfahren kan, die Zubereitung und den
Nutzen
hievon, werden wir, wann von denen zur Artillerie gehörigen In-
ſtrumenten
gehandelt wird, erklären.
Erſte Section.
Von der Linea partium æqualium, oder der Linea
Arithmetica
.
Dieſe Linie wird Linea partium æqualium deßwegen genennet, weilen
ſelbige
in gleiche Theile getheilet w@d, deren Anzahl ſich insgemein, wann
die
Linie 6.
Zoll lang iſt, auf 200. erſtrecket.
Man theilet erſtlich, um ſolche zu machen, nachdeme auf der Fläche ei-
11Tab. VI.
Fig
. 1.
nes jeden Schenkels aus dem Punct A, (welches das Centrum des Gewinds
im
Zirkel, und folglich das Centrum ſeiner Bewegung iſt, das auf dieſe Art,
wie
wir oben gemeldet haben, geſunden worden, ausgenommen, daß man
die
Durchſchnitte auf dem Kopf mache, indeme der Zirkel zu Cnde des
Schenkels
, und zwar des einfachen, eingeſetzet wird) die gleichen Linien AB
gezogen
worden, die Linien AB in zwey gleiche Theil, da ein jeder folglich
von
100.
Theilen ſeyn muß, man theile ferner einen jeden von dieſen zween
gleichen
Theilen in zween andere, davon ein @eder 50.
ſeyn wird, man theilet
überdas
einen jeden von dieſen Theilen in fünf, von welchem ein jeder zehen
gelten
muß, wie auch einen jeden von dieſen neuen Theilen in zween, und end-
lich
einen jeden von dieſen lezten in 5.
gleiche Theile, ſo werden dann ſich hie-
mit
die beſagten Linien in 200.
gleiche Theile getheilt befinden, die man von
fünfen
zu fünfen durch kleine Linien unterſcheiden, und nur von zehen zu ze-
hen
die Zahlen dort anſetzen kan, indeme man bey dem Centro A anfänget,
und
bis gegen das andere Ende fortfährt, allwo die Zahl 200.
ſtehen muß.
Gleichwie aber die zwo andern Linien, welche auf eben denen Flächen
eines
jeden Schenkels gezogen werden, alle in einem Centro, als im A zuſam-
ſammen
kommen müſſen, ſo wird erſordert, daß das End B von der Linea
æqualium
partium ſo genau, als immer ſeyn kan, an dem äuſſerſten Rand ei-
nes
jeden Schenkels gezogen werde, damit man noch Platz habe, die Lineam
Planorum
mitten in der Breite von beſagten Schenkel, und die Lineam
Polygonorum
gegen die innern Rände zu, ziehen zu können, man muß aber
bey
Ziehung dieſer Linien wol in acht nehmen, daß eine jede von den correſpon-
dirend@n
Linien in gleicher Weite von den innern Ränden eines jeden Schen-
kels
entfernet ſeye, gleichwie dieſes alles leicht in der ſechſten Kupfertabell
zu
erſehen iſt.
5432Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Zwote Section.
Von
der Linea Planorum, oder der Linea Geometrica.
Dieſe Linie wird Linea Planorum deßwegen gene@net, weilen ſelbige,
die
latera homologa oder die Seiten, die einerley Rationem oder Verhältnuß
11Fig. 1. gegen einander haben, von einer gewiſſen Zahl der ähnlichen Flächen in ſich
begreiffet
, deren Flächen ihre Ratio, von der kleinſten an, aus dem Centro A
angefangen
, multiplex iſt, das iſt ſo viel geſagt, daß dieſe Fläche die kleinſte
Fläche
von Eins an, nach der natürlichen Ordnung der Zahlen, bis auf 64.
welche Zahl insgemein der gröſte Terminus der Eintheilung iſt, den man dero-
wegen
auf beſagter angedeuteten Linie AC bemerken muß, zweymal, dreymal,
diermal
a.
in ſich enthalten.
Die Eintheilung dieſer Linie kan auf zweyerley Art geſchehen, die ſich
auf
die zwanzigſte Propoſition des VI.
Buchs Euclidis gründet, welcher be-
weiſet
, daß fich die gleichförmigen F@ächen gegeneinander, als wie die Qua-
drata
ihrer laterum homologorùm derhalten.
Die erſte Manier wird mit Beyhülf der Zahlen, die andere aber ohne
Zahlen
verrichtet, gleichwie wir ſolches jetzt erklären wollen.
Man theile erſtlich die Linie AC, nachdeme ſolche aus dem Centro A
bis
an das Aeuſſerſte C der Schenkel des Proportionalzirkels gezogen wor-
den
, in 8.
gleiche Theile, davon der erſte von der Seiten aus dem Cen-
tro
A an, welcher die Seite der kleinſten Fläche vorſtellet, eben nicht noth-
wendig
darſ gezogen werden.
Der andere Theil, welcher zweymal ſo groß, als der erſte iſt, gibt die
Seiten
einer Fläche, die viermal gröſſer, als die erſte kleine Fläche iſt, wei-
len
das Quadrat von zweye dier iſt.
Die dritte Theilung, welche die erſte dreymal in ſich begreiffet, iſt
die
Seite einer Fläche, die 16.
mal gröſſer, als die erſte iſt, weilen das
Quadrat
von dreyen neun macht.
Die vierdte Theilung, welche die erſte viermal in ſich hält, und welche
folglich
die Helfte von der beſagten ganzen Linie iſt, iſt die Seite einer Flä-
che
, die 16.
mal gröſſer, als die erſte iſt, weilen das Quadrat von dieren 16.
iſt. Endlich, damit wir es kurz machen, die achte und lezte Theilung, welche
achtmal
die Seiten der kleinen Fläche fäßt iſt die Seite einer gleichförmigen
Fläche
, ſo 64.
mal gröſſer iſt, weilen das Quadrat von acht 64. ausmachen.
Es gibt aber dasjenige etwas mehrers zu ſchaffen, ſo man von der klein-
ſten
Fläche an die Latera homologa der zwey - drey fünf - fachen Flächen a.
finden will. Nach der erſten Manier, die mit Zahlen verrichtet wird, muß eine
in
1000.
gleiche Theile getheilte Scala, gleichwie diejenige iſt, die in eben der
Kupfertabell
, deren Conſtruction wir oben Pag.
14. und 15. mitgetheilet ha-
ben
, iſt vorgeſtellet worden, in Bereitſchaft ſeyn.
Es muß aber die beſagte Scala der ganzen Linie AC gleich ſeyn, gleich-
22Tab. VI.
Fig
. 2.
wie nun die Seite der kleinſten Fläche der achte Theil von beſagter Linie
5533Proportionalzirkels, II. Buch, I. Capitel. ſo wird ſie demnach 125. ausmachen, welches der achte Theil von 1000. iſt.
Damit man aber ferner in Zahlen die Seite einer Fläche, die zweymal ſo groß,
als
die kleinſte ſeye, haben möge, muß man Radicem quadratam, oder die
Quadratwurzel
aus einer gedoppelten Zahl des Quadrati von 125.
ſuchen,
dieſes
Quadrat iſt 15625.
, die doppelte Zahl iſt 31250. , ſo wird die Radix
quadrata
dieſer Zahl, welche bey nahe 177.
iſt, die Seite ſeyn einer Fläche, die
zweymal
ſo groß, als die kleinſte Fläche iſt, deren Seite 125.
groß fupponi-
ret
worden.
Wann man weiters die Seite einer Fläche, welche die erſte dren-
mal
in ſich begreiffe, gern haben wollte, muß man den Radicem einer Zahl, wel-
che
dreymal das Quadrat von 125.
in ſich halte, ſuchen, dieſe Zahl iſt 46875.
und
ihr Radix, der ungefehr 216.
iſt, gibt die Seite einer Fläche, die dreymal
ſo
groß, als die kleinſte iſt, und ſo ferner.
Wann man derowegen aus dem
Centro
A.
177. Theile von beſagter Scala auf die Lineam planorum träget,
wird
die Seitenlänge von einer Fläche, die zweymal ſo groß, als die kleinſte
ſeye
, heraus kommen, und wann man ferner 216.
Theil von eben derſelben
Scala
aus beſagtem Centro A träget, wird die Länge der Seite von einer Flä-
che
, welche dreymal die kleinſte Fläche faſſe, zu haben ſeyn.
Durch dieſes Mittel hat man ſolgende Tabell berechnet, welche die Zahl
der
gleichen Theile angiebet, die die Latera homologa aller gleichſörmigen
Flächen
, als der zwey-drey-vier-fachen a.
gegen einer Fläche, deren Seite
125
.
iſt, bis auf die 64te, das iſt, welche jene 64. mal in ſich hält, und deren
Seite
von 1000.
Theilen iſt, in ſich begreiffen.
Tabula pro Linea Planorum.
11
1
# 125 # # 17 # 515 # # 33 # 718 # # 49 # 875
2
# 177 # # 18 # 530 # # 34 # 729 # # 50 # 884
3
# 216 # # 19 # 545 # # 35 # 739 # # 51 # 892
4
# 250 # # 20 # 559 # # 36 # 750 # # 52 # 901
5
# 279 # # 21 # 573 # # 37 # 760 # # 53 # 910
6
# 306 # # 22 # 586 # # 38 # 770 # # 54 # 918
7
# 330 # # 23 # 599 # # 39 # 780 # # 55 # 927
8
# 353 # # 24 # 612 # # 40 # 790 # # 56 # 935
9
# 375 # # 25 # 625 # # 41 # 800 # # 57 # 944
10
# 395 # # 26 # 637 # # 42 # 810 # # 58 # 952
11
# 414 # # 27 # 650 # # 43 # 819 # # 59 # 960
12
# 433 # # 28 # 661 # # 44 # 829 # # 60 # 968
13
# 450 # # 29 # 673 # # 45 # 839 # # 61 # 976
14
# 467 # # 30 # 684 # # 46 # 848 # # 62 # 984
15
# 484 # # 31 # 696 # # 47 # 857 # # 63 # 992
16
# 500 # # 32 # 707 # # 48 # 866 # # 64 # 1000
5634Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Ein jedes von denen 10. Spatiis, welche die Scala von 1000. Theilen in
ſich
hält, gilt 100, und ein jedes von der kleinern Emtheilung der Linie AB gilt
10
.
, wann man ſich nun ſolcher, um eine von den Linien des Proportional-
zirkels
, als zum Exempel die Lineam Planorum zu theilen, bedienen wullte,
muß
auf der Seala die mit der Zahl der Hunderten bemerkte Linie geſuchet,
und
der Ueberreſt in dem Spatio zwiſchen den Linien AB genommen werden, als
ſo
man zum Exempel die erſte Fläche, welcher die Zahl von 125.
zukommt,
andeuten
wollte, ſtellet man den ordentlichen Zirkel auf die fünſte Linie des nut
10
.
bemerkten Spatii, und öfnet ſelbigen in der Weite OP, und ſo man
gleichfalls
die 50te Fläche, welcher die Zahl von 884.
zugehörig iſt, bezeichnen
wollte
, muß wegen der 800.
das achte Spatium in der Scala, wo 800. ſtehen,
und
wegen der 84.
der Durchſchnitt der achten Transverſal mit der vierdten
Parallellinie
in dem Spatio AB, und alſo die Weite NL genommen werden.
Man kan auch die Lineam Planorum ohne Berechnung auf folgende Ma-
nier
, welche ſich auf die 47.
Propoſitionem des erſten Buchs des Euclidis grün-
11Fig. 5. det, eintheilen.
Man beſchreibe ein gerad winklichtes Triangulum Iſoſceles
KMN
, deren Seite KM oder KN der Seite von der kleinſten Fläche gleich ſeye,
ſo
wird die Hypotenuſa MN die Seite einer ähnlichen Fläche ſeyn, wel-
che
zweymal ſo groß, als die erſte iſt.
Es wird derowegen, nachdeme man die
Weite
MN mit einem ordentlichen Zirkel auf die ſo viel, als es vonnöthen iſt,
verlängerte
Seite KL aus K bis in 2.
getragen, die Länge K 2. die Seite einer
gegen
der kleinſten doppelt ſo groſſen Fläche ſeyn.
Man träget gl@ich falls die
Weite
M 2.
aus K bis in 3. , ſo wird die Linie K 3. die Seite geben einer Fläche,
die
dreymal ſo groß, als die erſte iſt.
Man träget ferner die Weite M 3 aus K
bis
in 4, ſo wird die Linie K 4.
welche zweymal ſo groß, als KM ſeyn muß, die
Seite
einer viermal gröſſern Fläche ſeyn, das iſt, welche 4.
mal die kleine Flä-
che
in ſich faſſen wird, und ferner, gleichwie aus beſagter fänften Figur zu
erſehen
iſt.
Dritte Section.
Von
der Linea Polygonorum.
Dieſe Linie wird alſo genennet, weilen ſolche die Latera homologa der
zehen
erſten regulæren Polygonen, die in einerley Zirkel eingeſchrieben wer-
den
, das iſt von dem gleichſeitigen Triangel, bis auf das Zwölfeck in ſich
begreifft
.
Weilen nun die Seite des Triangels die gröſte unter allen iſt, ſo muß
demnach
ſelbige ſo lang, als ein jeder Schenkel des Proportionalzirkels iſt,
ſeyn
, und gleichwie die Seiten der andern regulairen Polygonen, welche in
einerley
Zirkel elngeſchrieben werden, ſich, nachdeme ſie mehr Seiten ha-
ben
, immer dermindern, ſo iſt diejenige von einem Zwölſeck die kleinſte, da-
hero
ſte auch folglich am allergenaueſten bey dem Centro des beſagten Zir-
kels
ſeyn muß.
5735Proportionalzirkels, II. Buch, I. Capitel.
Wann man nun die Seite des Triangels 1000. Theile groß ſupponi-
ret
, muß die Länge eines jeden von den andern Polygonen gefunden werden,
gleichwie
aber die Seiten der regulairen Polygonen, die in einem Zirkel be-
ſchrieben
werden, mit den Chordis oder Subtenſis der Senterwinkel eines jeden
von
dieſen Polygonen einerley Proportion haben, ſo kommt dann wol zu ſtat-
ten
, daß man hier darlege, wie dieſe Winkel zu finden ſeyen.
Man muß aber, um dieſes zu bewerkſtelligen, die Zahl von 360. Gra-
den
, welche die ganze Circumferenz eines Zirkels in ſich hält, mit der Zahl der
Seiten
eines jeden Polygons dividiren, ſo wird der Quotient von der Diviſion
die
Zahl der Grade, welche der Winkel des Centri in ſich begreift, geben.
Wann man zum Exempel, den Eentriwinkel von einem Sechseck,
oder
eine Figur von 6.
Seiten haben will, dividiret man 360. mit 6. ſo wird
der
Quotient 60.
ſeyn, welches andeutet, daß der Centerwinkel in einem
Sechseck
60.
Grad ſeye. Wollte man nun gleichfalls den Senterwinkel
eines
Fünfecks, oder eine Figur von 5.
Seiten haben, wird der Quotient,
wann
360.
mit 5. dividiret worden, 72. ſeyn, welches bemerket, daß der Cen-
terwinkel
eines Fünfecks von 72.
Graden ſeye, und ſo weiters.
Nachdem nun der Winkel des Centri bekannt worden, reſtiret nach
deſſen
Abzug von 180.
Graden, der Polygonwinkel, gleichwie zum Exem-
pel
, weil der Centerwinkel eines Fünfecks 72.
Grad iſt, der Winkel an
der
Circumferenz des beſagten Fünfecks 108.
Grad giebet, und alſo auch
bey
den andern, gleichwie aus folgender Tabell zu erſehen iſt.
11
Regulaire
Dielecke. # Centriwinkel. # Peripheriewinkel.
Dreyeck
. # 120°. # 60°.
Viereck
. # 90. # 90.
Fünſeck
. # 72. # 108.
Sechseck
. # 60. # 120.
Siebeneck
. # 51. 26. # 128. 34.
Achteck
. # 45. # 135.
Neuneck
. # 40. # 140.
Zeheneck
. # 36. # 144.
Eilfeck
. # 32. 44. # 147. 16.
Zwölſeck
. # 30. # 150.
Damit man aber in Zahlen die Seiten der beſagten regulæren Polygo-
nen
, welche in einerley Zirkel können eingeſchrieben werden, finden möge,
ſo
kan man, nachdeme die Seite emes gleichſeitigen Triangels 1000.
glei-
che
Theile groß ſupponiret worden, an ſtatt der Chordarum oder Subtenſa-
um
der Centerwinkel, die Helfte von eben denen Chordis, welche die
inus
von der Helſte der Winkel in ihren Centris ſind, nehmen, und,
5836Von der Zubereitung und dem Gebrauch des man, zum Exempel die Seite eines Vierecks finden wollte, folgenden Schluß
machen
:
Gleichwie ſich der Sinus von 60. Graden, als die Helſte des Cen-
terwinkels
in dem gleichſeitigen Triangel verhält, gegen der in 1000.
Theil
getheilt-ſupponirten
Seiten eben deſſelben Triangels, alſo verhält ſich der Si-
nus
von 45.
Graden, als die Helſte des Centerwinkels im Viereck, ge-
gen
die Seiten eben deſſelbigen Vierecks, welche dann nach der Berechnung
816
.
groß ſich befinden wird.
Nach dieſer Manier hat man folgende Tabell für die Polygonen
conſtruiret
.
Die Seite des Criangels von dreyen gleichen Seiten
11
iſt
auf dem Proportionalzirkel mit der Zahl von # Gleiche Theile
3
. bemerket worden. # 1000.
Des
Vierecks, mit der Zahl 4. # 816.
Des
Fünfecks, mit der Zahl 5. # 678.
Des
Sechsecks, mit der Zahl 6. # 577.
Des
Siebenecks, mit der Zahl 7. # 501.
Des
Achtecks, mit der Zahl 8. # 442.
Des
Neunecks, mit der Zahl 9. # 395.
Des
Zehenecks, mit der Zahl 10. # 357.
Des
Eilfecks, mit der Zahl 11. # 325.
Des
Zwölfecks, mit der Zahl 12. # 299.
Wir haben nach angeſtellter Berechnung die übergebliebene Brüche
ſowol
in dieſer, als allen andern Tabellen ausgelaſſen, indeme ſelbige nur
tauſendſte
Theile ſind, welche nicht ſonderlich geſpühret und gemerket
werden
.
Diejenige, welche den gleichſeitigen Triangel auf dem Proportional-
zirkel
, indeme ſolcher leicht zu ziehen iſt, nicht andeuten wollen, und folglich
bey
dem Quadrat oder Niereck anfangen, können ſich dieſer ſolgenden Ta-
bell
, deſſen Seite von 1000.
Theilen groß ſupponiret worden, bedienen.
Andere Tabell der Polygonen.
22
# Gleiche Theile.
Viereck
. # 1000.
Fünfeck
. # 831.
Sechseck
. # 707.
Siecheneck
. # 613.
Achteck
. # 540.
Neuneck
. # 484.
Zeheneck
. # 437.
Eilfeck
. # 398.
Zwölfeck
. # 366.
5937Proportionalzirkels, II. Buch, I. Capitel.
Wann man auf dem Proportionalzirkel die Lineam Polygonorum ver-
11Tab. VI.
Fig
. 1.
zeichnen will, kan eben dieſelbige Scala von 1000.
gleichen Theilen, welche
gedienet
hat, um darauf die Lineam Planorum zu ziehen, dazu dienlich
ſeyn
, derowegen muß man aus dem Centro A auf die Linie AD ſowol einer,
als
der andern Seiten die Zahl der in der Tabell bemerkten Theile tragen,
und
die Zahlen 3.
4. 5. a. dazu ſtechen, welche die Zahl der Seiten von
regulären
Polygonen andeuten.
Vierdte Section.
Von
der Linea Chordarum.
Dieſe Linie wird alſo benennet, weilen ſelbige die Chordas aller Graden
22Fig. 4. eines halben Zirkels, welcher für ſeinen Diameter die Länge dieſer Linie hat,
in
ſich begreifft, ſolche Linie wird auf der andern Fläche eines jeden Schenkels
im
Proportionalzirkel von dem Punct A, welcher das Centrum ſeines Ge-
winds
iſt, bis zu End einer jeden Regel in F beſchrieben, alſo daß die zwo Linien
AF
ganz gleich ſeyen, und in gle@cher Weite von den innern Ränden abſtehen.
Es iſt hier dieſes zu beobachten, daß die Linea Chordarum gerad unter
der
Linea æqualium partium, oder der Linea Arithmetica wegen etlicher Ope-
rationen
, welche erſordern, daß dieſe zwo Linien miteinander correſpondi-
ren
, müſſe gezogen werden.
Es dienet auch hier wol anzumerken, daß die Linea Solidorum unter
der
Linea Planorum, und die Linea Metallica, unter der Linea Polygonorum
gezogen
werde.
Was die Eintheilung dieſer Linie angehet, beſchreibet man einen halben
33Tab. VI.
Fig
. 3.
Zirkel, welcher zum Diameter die Länge der beſagten Linie AF habe, theilet
ſelbigen
in 180.
Grad, und träget hernach die Länge der Chordarum von al-
len
dieſen Graden, indeme man ſelbige von dem einen Ende an des Diame-
ters
im Halbzirkel rechnet, auf beſagte Schenkel des Zirkels, bemerket
auch
auf jeden ſo viel Puncte, welche die Grad von einem halben Zirkel
vorſtellen
werden, die man endlich durch kleine Linien von 5.
zu 5. und mit
Zahlen
von 10 zu 10.
wann man bey dem Punct A, als dem Centro, des
Gewinds
in beſagtem Proportionalzirkel anfänget, und bis F zugehet, unter-
ſcheiden
muß.
Eben dieſe Grad können auch auf der Linea Chordarum mit Beyhülfe der
Zahlen
, wann man den halben Diameter des Zirkels, oder die Chordam von
180
.
Graden 1000. gleiche Theile gr@ß ſupponiret, angedeutet werden. Alle
dieſe
Zahlen findet man in denenordentlichen Tabulis Sinuum ſchon berechnet,
dann
an ſtatt der Chordarum darf man nur ihre Helften, welche die Sinus von
der
Helfte der Bögen ſind, nehmen.
Als zum Exempel, an ſtatt der Chordæ
von
10.
Graden, muß man den Sinum von 5. Graden nehmen, weilen aber
dorten
der Calculus nach dem Radio von 100000.
formiret worden, ſo muß man
die
zwey äuſſern Zahlen, wie in der folgenden Tabell zu erſehen iſt,
6038Von der Zubereitung und dem Gebrauch des wo die Chordæ von allen Graden bemerket ſind, wegſchneiden. Dieſe Thei-
lung
wird mit einer Scala von 1000.
Theilen verrichtet.
Tabula pro Linea Chordarum.
11
Grad
. # Chor. # Grad. # Chor. # Grad. # Chor. # Grad. # Chor. # Grad. # Chor. # Grad. # Chor.
1
# 8 # 31 # 267 # 61 # 507 # 91 # 713 # 121 # 870 # 151 # 968
2
# 17 # 32 # 275 # 62 # 515 # 92 # 719 # 122 # 874 # 152 # 970
3
# 26 # 33 # 284 # 63 # 522 # 93 # 725 # 123 # 879 # 153 # 972
4
# 35 # 34 # 292 # 64 # 530 # 94 # 731 # 124 # 883 # 154 # 974
5
# 43 # 35 # 300 # 65 # 537 # 95 # 737 # 125 # 887 # 155 # 976
6
# 52 # 36 # 309 # 66 # 544 # 96 # 743 # 126 # 891 # 156 # 978
7
# 61 # 37 # 317 # 67 # 552 # 97 # 849 # 127 # 895 # 157 # 980
8
# 70 # 38 # 325 # 68 # 559 # 98 # 754 # 128 # 899 # 158 # 981
9
# 78 # 39 # 334 # 69 # 566 # 99 # 760 # 129 # 902 # 159 # 983
10
# 87 # 40 # 342 # 70 # 573 # 100 # 766 # 130 # 906 # 160 # 985
11
# 96 # 41 # 350 # 71 # 580 # 101 # 771 # 131 # 910 # 161 # 986
12
# 104 # 42 # 358 # 72 # 588 # 102 # 777 # 132 # 913 # 162 # 987
13
# 113 # 43 # 366 # 73 # 595 # 103 # 782 # 133 # 917 # 163 # 989
14
# 122 # 44 # 374 # 74 # 602 # 104 # 788 # 134 # 920 # 164 # 990
15
# 130 # 45 # 382 # 75 # 609 # 105 # 793 # 135 # 924 # 165 # 991
16
# 139 # 46 # 390 # 76 # 615 # 106 # 798 # 136 # 927 # 166 # 992
17
# 145 # 47 # 399 # 77 # 622 # 107 # 804 # 137 # 930 # 167 # 993
18
# 156 # 48 # 400 # 78 # 626 # 108 # 809 # 138 # 933 # 168 # 994
19
# 165 # 49 # 414 # 79 # 636 # 109 # 814 # 139 # 936 # 169 # 995
20
# 173 # 50 # 422 # 80 # 643 # 110 # 819 # 140 # 939 # 170 # 996
21
# 182 # 51 # 430 # 81 # 649 # 111 # 824 # 141 # 941 # 171 # 997
22
# 191 # 52 # 438 # 82 # 656 # 112 # 829 # 142 # 945 # 172 # 997
23
# 199 # 53 # 446 # 83 # 662 # 113 # 834 # 143 # 948 # 173 # 998
24
# 208 # 54 # 454 # 84 # 669 # 114 # 838 # 144 # 950 # 174 # 998
25
# 216 # 55 # 462 # 85 # 675 # 115 # 843 # 145 # 954 # 175 # 999
26
# 225 # 56 # 469 # 86 # 682 # 116 # 848 # 146 # 956 # 176 # 999
27
# 233 # 57 # 477 # 87 # 688 # 117 # 852 # 147 # 959 # 177 # 999
28
# 242 # 58 # 485 # 88 # 694 # 118 # 857 # 148 # 961 # 178 # 1000
29
# 290 # 59 # 492 # 89 # 701 # 119 # 861 # 149 # 963 # 179 # 1000
30
# 259 # 60 # 500 # 90 # 707 # 120 # 866 # 150 # 966 # 180 # 1000
6139Proportionalzirkels, II. Buch, I. Capitel.
Fünfte Section.
Von
der Linea Solidorum.
Dieſe Linie wird alſo genennet, weilen ſelbige die Latera homologa,
das
iſt, wie oben geſagt worden, die Seiten, welche einerley Verhältnis ge-
geneinander
haben, von einer gewiſſen Zahl der ähnlichen Cörper in ſich
hält
, deren Verhältnis von dem kleinſten, und zwar von Eins an, nach der
natürlichen
Ordnung der Zahlen, bis auf 64.
welche insgemein der gröſte
Terminus
der Eintheilungen dieſer mit HA nahe an der Linie der Chordarum, be-
zeichneten
Linie iſt, eine Ratio mutiplex iſt.
Damit man nun die Eintheilung
dieſer
Linie machen möge, bedienet man ſich der Scalæ von 1000.
Theilen, und
ſupponiret
die Seite von dem 64ten, und dem g@öſten Corpore 1000.
gleiche
Theile
groß, gleichwie aber Radix Cubica von 64.
4. iſt, und von eins 1. ſo fol-
get
, daß die Seite des 64ten Cörpers oder Solidi die Seite des erſten und klein-
ſten
4.
mal in ſich begreiffet, folglich alſo dieſe Seite 250. ſeyn muß, indeme die
ähnlichen
Corpora oder Solida ſich gegeneinander, wie die Cubi ihrer laterum
homologorum
, verhalten.
Die Zahl 500. die zweymal ſo groß, als 250. iſt, muß die Seite des
achten
Solidi ſeyn, das iſt, eines Solidi oder Cörpers, das 8.
mal gröſſer, als
das
erſte iſt, weilen der Cubus von 2.
8. iſt, 8. mal den Cubum von Eins in
ſich
hält.
Es iſt gleichfalls die Zahl 750. dreymal ſo groß, als 250. , die Seite
des
27.
Solidi, weilen der Cubus von 3. der 27. macht, 27. mal den Cu-
bum
von Eins in ſich begreiffet.
Man hat aber etwas mehr zu rechnen, wann die Seiten der Solidorum
oder
Cörper, welche gegen das erſte, zwen, dren, vier, und mehrmalen gröſ-
ſer
ſind, ſollen gefunden werden, als die ſich nicht accurat durch Zahlen vor-
ſtellen
laſſen, indeme ihre Radices nicht commenſurabiles ſind;
man kan
aber
nichts deſtoweniger, um ſolche gebrauchen zu können, auf folgende Art
noch
ziemlich genau darzu gelangen.
Man verlanget zum Exempel, die Zahl zu finden, welche die Seite
eines
Solidi, das zweymal ſo groß, als das erſte und kleinſte ſeye, darlege,
ſo
cubirt man die Seite 250.
ſo iſt der Cubus 15625000. dupliret dieſe Zahl,
und
extrahiret radicem cubicam, welche beynahe 315.
ſeyn, und die Seite
von
einem doppelten Solido geben wird.
Will man die Seite eines Solidi, das
dreymal
ſo groß als das erſte ſeye, finden, ſo wird eben dieſe Zahl tripliret,
oder
mit dreyen multipliciret, und daraus Radix cubica gezogen, welche 360.
iſt, und alſo verfähret man mit den übrigen ebenfalls, und findet alles fol-
gende
, wie es in beygefügter Tabell angedeutet worden.
6240Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Tabula pro Linea Solidorum.
11
1
# 250 # 17 # 643 # 33 # 802 # 49 # 914
2
# 315 # 18 # 655 # 34 # 810 # 50 # 921
3
# 360 # 19 # 667 # 35 # 818 # 51 # 927
4
# 397 # 20 # 678 # 36 # 825 # 52 # 933
5
# 427 # 21 # 689 # 37 # 833 # 53 # 939
6
# 454 # 22 # 700 # 38 # 840 # 54 # 945
7
# 478 # 23 # 711 # 39 # 848 # 55 # 951
8
# 500 # 24 # 721 # 40 # 855 # 56 # 956
9
# 520 # 25 # 731 # 41 # 862 # 57 # 962
10
# 538 # 26 # 740 # 42 # 869 # 58 # 967
11
# 556 # 27 # 750 # 43 # 876 # 59 # 973
12
# 572 # 28 # 759 # 44 # 882 # 60 # 978
13
# 588 # 29 # 768 # 45 # 889 # 61 # 984
14
# 602 # 30 # 777 # 46 # 896 # 62 # 989
15
# 616 # 31 # 785 # 47 # 902 # 63 # 995
16
# 630 # 32 # 794 # 48 # 908 # 64 # 1000
Wann nun die Seiten aller dieſer Solidorum in Zahlen alſo ausgefun,
den
ſind, verzeichnet man ſolche auf beſagter Linea Solidorum, indeme man
aus
dem Centro A die Theile, welche ſie in ſich begreiffen, aus der Scala
von
1000.
Theilen nimmt, und auf ſelbige träget.
Sechſte Section.
Von der Linea Metallica
Die Linie wird alſo benennet, weilen ſie dienlich iſt die Proportion zu er-
kennen
, welche die ſechs Metallen, aus denen man Solida oder Cörper ma-
chen
kan, gegen einander haben.
Dieſe zeiget ſich auf den Schenckeln des Porportionalzirkels an der
Seite
der Lineæ Solidorum, allwo die Metalle durch ihre beygefügte Zei-
chen
, die ihnen von den Chymiſten und Naturkündigen zugeeignet worden,
vorgebildet
ſind.
Die Theilung dieſer Linie beruhet einig und allein auf der Erfahrung oder
denen
Erperimenten, die man bey verſchiedener Schweere oder Gewicht glei-
cher
Stücke eines jeden von dieſen Metallen angeſtellet, woraus man ihre Pro-
portiones
berechnet, gleichwie man ſolche in folgender Tabell bemercket ſe-
hen
kan.
6341Proportionalzirkels, II. Buch, I. Capitel.
Tabula pro Linea Metallica- # Bericht.
Das leichteſte unter allen dieſen Metallen, wel-
11
Gold
# (sun) # 730
Bley
# # 863
Silber
# # 865
Kupffer
# # 937
Eiſen
# # 974
Zinn
# # 1000
22Tab. VI.
Fig
. 4.
ches das Zinn iſt, wird zu End eines jeden Schen-
ckels
, als wie hier A G in der 4.
Figur, in einer ſol-
chen
Weite vom Centro, welche der Länge der gan-
tzen
Scalæ von 1000.
Theilen gleich iſt, bemercket,
welches
auch geſchiehe@ bey denen andern Metallen,
die
genäuer zum beſagtem Centro kommen, wann ein iedes nach den gehörigen
Zahlen
, auf eben der Scala genommen worden.
Da nun die meiſten von den beſagten Linien, die auf dem Proportional-
zirkel
verzeichnet ſind, vermittelſt einer Scalæ von 1000.
gleichen Theilen ein-
getheilet
worden, ſo müſſen ſelbige alle einander, und auch der beſagten
Scalæ
völlig gleich ſeyn;
dahero müſſen ſelbige, weilen ſie alle auf einer Gegend
in
einem Punct zuſammen lauffen, welches das Centrum des Gewinds iſt, in
der
andern Gegend durch einen Bogen auf einer jeden Seite der Regel, wel-
che
den beſagten Zirkel ausmachen, insgeſamt terminiret und beſchloſſen
werden
.
Es iſt nicht allezeit nöthig, daß man den Proportionalzirkel nach denen
bißhero
dargelegten Methoden eintheile, dann man kan, um die Zeit zu ge-
winnen
, eine Regel, ſo lang, breit und dick die Proportionalzirkel ſind, zu
Recht
richten, und darauf eben dieſelbigen Linien ziehen, welche man dann mit
groſſem
Fleiß nach denen erklärten Regulis theilen muß, da man hernach
mit
einem Stangenzirkel eben dieſe Eintheilungen auf die Proportio-
nalzirkel
, wann darauf vorhero dergleichen auf der Regel enthaltene Linie
gezogen
worden, nur überträgt.
Wir haben geſagt, daß man Proportionalzirkel von unterſchiedlichen
Gröſſen
mache, es find aber die gebräuchlichſten diejenige, die man in die Be-
ſtecke
mit Mathematiſchen Inſtrumenten von 6.
Zoll lang thut, man macht
auch
andere in die Beſteck von 4.
Zollen, wie auch einige in Beſteck, die nur
3
.
Zoll lang ſind, welche man Sackbeſtecke nennet.
Von dieſen Gattungen der Beſtecke kan man ungefehr in der 6. 7. und
33Tab. VI.
Fig
. 6. 7. 8.
8.
Figur der VI. Tabell einen Abriß ſehen.
Man macht auch einige Proportionalzirkel von 9. Zollen lang, wo man
insgemein
ein Abſehen und eine Nuß an ſolche machet, damit ſelbige auch auf
dem
Feld, um die Flächen in Grund zu legen, die Diſtanzen zu meſſen und die
Höhen
zu nehmen, dienen mögen, wiewol die halben Zirkel oder ganze Zirkel
zu
dergleichen Oper@tionen weit beſſ@r zu gebrauchen ſind.
Siebende Section.
Dieſe hält in ſich die Proben von den Theilungen der ſechs
Linien
, welche man insgemein auf dem Proportionalzirkel
bezeichnet
.
6442Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Prob von der Linea æqualium partium.
Die Theilung dieſer Linie iſt ſo leicht, daß ſelbige keiner andern Prob, als
dieſer
vonnöthen hat, daß man nemlich mit einem gemeinen Zirkel examinire,
ob
die zwo auf den Schenkeln des Proportionalzirkels gezogene correſpon-
dirende
Linien in einer rechten Länge, und gleich getheilet ſeyen, welches
man
bald erfahren wird, ſo man mit einem ordentlichen Zirkel, deſſen Spitzen
dünn
und ſubtil ſeyen, nach Gefallen eine Anzahl dieſer gleichen Theile nimmt
und
anfängt, wo es einem am beſten dünckt;
wann nun dieſe Linea æqualium
partium
wol eingetheilet worden, ſo werden, indeme man die Weite des alſo ge-
öfneten
Zirkels auf beſagte Linie träget, ſeine zwo Spitzen allezeit einerley
Zahl
der gleichen Theile, entweder auf einem, oder dem andern Schenkel
faſſen
, man mag ſie gleich vom Centro, oder von einem andern nach Belieben
in
der Theilung genommenen Punct nehmen.
Prob von der Linea Chordarum.
Die erſt erklärte Methode läſt ſich hier nicht appliciren, wann man er-
fahren
will, ob die Linea Chordarum wol eingetheilet ſeye, weilen dieſe Theilun-
gen
nicht gleich ſind, dann zum Exempel:
die Chorda von 10. Graden iſt gröſ-
ſer
, dann die Helfte der Chordæ von 20.
, gleichfalls die Chorda von 20. Gra-
den
iſt gröſſer, als die Helfte der Chordæ von 40.
und ſo ferner: Alſo daß die
Theilungen
gegen das Centrum des Zirkels gröſſer, als gegen das Aeuſſerſte
ſeiner
Schenkel kommen, welches aus der Natur des Zirkels entſtehet.
Gleichwie wir aber oben zwo Manieren um die Lineam Chordarum zu
theilen
, eine mit Beyhülfe der Zahlen, und die andere durch die Weiten der
Chordarum
oder Subtenſarum der Bögen, vorgetragen haben, alſo kan eine von
dieſen
Methoden der andern zur Prob dienen.
Unterdeſſen giebet es auch noch eine andere, welche nicht aus der Acht zu
laſſen
iſt.
Man erwähle ſich nemlich auf der Linea Chordarum nach Belie-
ben
zwo Zahlen, welche von 120.
in gleicher Weite abſtehen, als zum Exem-
vel
110.
und 130. da eine jede von dieſen 10. Grad entfernet iſt, die erſte per
defectum
und die andere por exceſſum;
ſo nimmt man dann mit einem gemei-
nen
Zirkel die Weite zwiſchen dieſen zwoen Zahlen 110.
und 130. welche der
Chordæ
von 10.
Graden, oder der Weite des mit 10. auf der Linea Chorda-
rum
bemerkten Puncts, biß an das Centrum des Proportionalzirkels gleich
ſeyn
muß.
Man wird auch nach dieſer Manier leicht ſehen, daß die Weite
zwiſchen
100.
und 140. Grad der Chordæ von 20. Graden gleich ſeye, und
daß
ebenfalls die Weite zwiſchen 90.
und 150. gleich komme der Chordæ von
30
.
Graden, welche die Zahlen ſind, um wie viel 120. neunzig übertrift, und um
wieviel
120.
von 150. übertroffen wird; und alſo weiters, wie ſolches gar leicht
aus
der oben vorgeſtellten Tabula Chordarum kan bemerket werden, da
6543Proportionalzirkels, II. Buch, I. Capitel. zum Exempel ſiehet, daß die Zahl 44. welche die Chorda von 5. Graden iſt, die
Differenz
zwiſchen 843.
welche die Chorda von 115. Graden iſt, und zwiſchen
887
.
welche die Chorda von 125. iſt, ſeye, und daß gleichfalls 87 die Chorda
von
10.
Graden die Differenz zwiſchen der Chorda von 110. und zwiſchen der
Chorda
von 130.
Graden ſeye, @. als die in gleicher Weite von 120. Graden
abſtehen
.
Prob von der Linea Polygonorum.
Man kan vermittelſt der Lineæ Chordarum, ob gegenwärtige Linie wol
eingetheilet
ſeye, ſolches auf folgende Manier erfahren:
Man nimmt mit einem gemeinen Zirkel auf der Linea Polygonorum
die
Weite aus dem Centro des Proportionalzirkels, biß an das Punct 6.
welches ein Sechseck bedeutet, und träget dieſe Weite, nachdeme der Propor-
tionalzirkel
aufgethan worden, auf die Lineam Chordarum, ſo daß eine jede
Spitze
des beſagten gemeinen Zirkels auf die correſpondirende Puncten von
60
.
auf 60. welche den Centerwinkel eines Sechsecks andeutet, zu ſtehen
komme
.
Ferner nimmt man, indeme der Proportionalzirkel alſo offen bleibet,
mit
einem gemeinen Zirkel auf jeder Linea Chordarum die Weite der zween
Puncten
, die mit 72.
bemercket ſind, und träget ſelbige auf die Lineam Poly-
gonorum
, ſo daß man die eine Spitze in das Centrum des Gewinds vom
Proportionalzirkel
ſetze, die andere aber in das bezeichnete Punct 5.
welches
zum
Fünfeck, deſſen Centerwinkel 72.
Grad iſt, gehöret, fallen laſſe.
Wann man gleichfalls auf der Linea Chordarum die Weite der zween
mit
90.
bezeichneten Puncten nimmt, und ſ@lbige auf die Lineam Polygonorum
träget
, wird die Oefnung des gemeinen Zirkels in das mit 4.
bemerkte Punct
fallen
, welches zum Viereck gehöret, deſſen Centerwinkel 90.
Grad macht,
und
alſo verfähret man bey allen übrigen Polygonen.
Probe von der Linea Planorum.
Nach@em wir oben zwo Methoden, die Lineam Planorum zu theilen,
vorgetragen
, kan eine zur Prob der andern dienen, man kan aber auch gar
leicht
, ob die Eintheilung recht iſt gemacht worden, ſolches nach folgender
Manier
erkennen.
Man nimmt die Weite mit einem ordentlichen Zirkel auf dieſer Linie aus
einem
Punct, nach Belieben, biß in das Centrum des Gewinds vom Propor-
tionalzirkel
, und träget dieſe Weite aus eben dieſem Punct der Theilung,
auf
die andere Seite in eben dieſer Linea Planorum, ſo wird die Spitze des Zir-
kels
auf die Zahl einer Fläche, die viermal ſo groß, als diejenige, die man ge-
gen
das Centrum hinüber kommen, fallen, ſo man nun noch einmal den alſo ge-
öfneten
Zirkel gegen das End der beſagten Linien anſchläget, wird die
6644Von der Zubereitung und dem Gebrauch des auf eine Zahl, da die Fläche 9. mal gröſſer ſeyn wird, treffen, als zum Exempel,
wann
man die Weite von dem Centro an, biß an die mit 2.
bemerkte Fläche
genommen
, muß die andere Spitze des Zirkels, ſo die eine in dem beſagten
Punct
2.
veſt ſtehen bleibet, auf das Punct 8. fallen, und ſo man noch einmal
den
Zirkel, doch ohne Veränderung der Oefnung, indeme eine von ſeinen
Spitzen
in dem Punct 8.
veſt ſtehet, fortſetzet, muß die andere Spitze auf die
18te
Fläche fallen, welche 9.
mal die zweyte Fläche in ſich begreift, und ſo man
weiters
den Zirkel fortſetzet, wird man die 32te Fläche, die 16.
mal die zwote
in
ſich hält, treffen, ſo man endlich noch einmal den Zirkel fortſetzet, muß die
50te
Fläche getroffen werden, welche die zweyte 25.
mal fäſſet, und alſo iſt es
mit
andern gleichförmigen Flächen beſchaffen, weilen ſie ſich gegen einander
verhalten
, als wie die Quadrata ihrer laterum homologorum, dahero auch die-
ſes
die Eintheilung dieſer lineæ planorum leicht machet:
dann wann man die
erſte
Fläche hat, ſo hat man auch die vierdte, neunte, ſechzehende, fünf und
zwanzigſte
, ſechs und dreyſigſte, neun und vierzigſte, und vier und ſechzigſte;
wann man aber die zwote gefunden, ſo hat man die achte, die achrzehende, die
zwey
und dreyſigſte und funfzigſte, oder wann man ebenfalls die dritte gefun-
den
hat, ſo iſt die zwölfte, die ſieben und zwanzigſte, und die acht und vierzigſte,
und
ſo fort, zugleich gefunden.
Proben von der Linea Solidorum.
Man kan nach folgender Methode leicht erkennen, ob dieſe Linie wol
getheilet
ſeye.
Man nimmt mit einem ordentlichen Zirkel die Weite auf dieſer Linie
von
einem Punct, welches man will, biß zu dem Centro des Proportionalzir-
kels
, bleibet mit der einen Spitze des alſo geöfneten Zirkels auf eben dem
Punct
der Theilung ſtehen, und wendet die andere Spitze gegen das äuſſere
Theil
der beſagten Linie, ſo wird ſelbige auf eine Zahl der Solidorum treffen,
welche
8.
mal gröſſer, als dieienige, die man anfangs genommen, ſetzet man
den
Zirkel noch einmal weiter fort, ſo wird eine Spitze auf ein Solidum fallen,
welches
27.
mal gröſſer, als dasjenige, ſo man zuerſt genommen. Als zum
Exempel
die Oefnung von dem erſten Solido wirddiejenige des achten, ſieben
und
zwanzigſten, und vier und ſechzigſten geben, die Oefnung von dem zwey@
ten
Solido wird diejenige des ſechzehenden, vier und funfzigſten, und die Oef-
nung
von dem dritten Solido, wann ſolche zweymal ſo groß genommen wor-
den
, wird diejenige des vier und zwanzigſten darlegen.
Mit dem vierdten
Solido
wird man das zwey und dreyſigſte, mit dem fünften, das vierzigſte,
mit
dem ſechſten, das acht und vierzigſte, und endlich mit dem ſiebenden das
ſechs
und funfzigſte Solidum haben, weilen die gleichförmige Solida oder Cor-
pora
ſich gegen einander verhalten, wie die Cubi ihrer laterum homologorum,
und
dieſes iſt es, welches die Theilung der lineæ Solidorum leicht macht.
6745Proportionalzirkels, II. Buch, I. Capitel.
Prob von der Linea Metallica.
Wir haben ſchon oben geſagt, daß die Theilung dieſer Linie auf den
Erperimenten
beruhe, durch welche man die verſchiedene Schwere und Ge-
wicht
eines Cubiſchen Schuhes von einem jeden der ſechs Metallen, wie ſie-
hier
verzeichnet ſind, erfahren hat.
Schwere eines Cubiſchen Schuhes.
11
Merall
. # Franzöſilch @. # Unhen.
Gold
. # 1326. # 4.
Bley
. # 802. # 2.
Silber
. # 720. # 12.
Kupfer
. # 627. # 12.
Eiſen
. # 558. # 0.
Zinn
. # 516. # 2.
Ich will anjetzo zeigen, wie man aus dieſen derſchiedenen Gewichten
der
beſagten Metalle die oben in Zahlen vorgelegte Tabell berechnen mö-
ge
, welche Zahlen dienlich ſind, daß man auf dem Proportionalzirkel die La-
tera
homologa der gleichförmigen und gleich.
ſchweren Cörper, welche Latera
die
Metallen machen, verzeichnen könne.
Nemlich: Gleichwie das Zinn das leichteſte iſt, ſo iſt offenbar, daß, wann
man
zum Exempel eine Kugel davon, die ſo viel, als eine eiſerne oder kupf-
ferne
wiege, machen will, die zinnerne die gröſte unter allen, hernach aber
die
eiſerne gröſſer, als die kupferne, und ſo weiter ſcyn müſſe, biß auf die
güldene
, welche die kleinſte wäre.
Wenn man nun den Diameter der zin-
nern
Kugel 1000.
gleiche Theile groß ſetzet, ſo fraget ſich: wie groß von eben
dergleichen
Theilen der Diameter einer eiſernen Kugel oder einer kupfernen
von
gleicher Schwere zu finden wäre?
welches nach folgendem Schluß kan
erforſchet
werden, indeme man ſich dabey der obenbeſchriebenen Tabell be-
dienet
.
Man muß nach der Regula Proportionum oder Detri gehen, in welcher der
erſte
Terminus allezeit das Gewicht des ſchwerern unter den zweyen Metal-
len
, die man miteinandervergleichen will, ſeye, der andere Terminus aber, das
Gewicht
des Zinns, und der dritte, die Zahl 64.
die das gröſte Solidum in
beſagter
Tabell, welcher die Zahl 1000@ zukommt, bedeutet.
Wann man
zum
Exempel das Eiſen, deſſen Cubiſcher Schuh 558.
Pfund wieget, mit dem
Zinn
, deren Cubiſcher Schuh 516.
Pfund und 2. Untzen im Gewicht macht,
vergleichen
will, muß man, nachdeme alles zu Untzen gemacht worden, und
alſo
558.
Pfund 8928. Untzen, und die 516. Pfund 2. Untzen, 8258. Un-
tzen
austragen, wie folget ſagen:
8928. geben 8258. was geben 64?
wann diß nun nach der Regula Detri alſo geſetzet worden, wird der vierdre@
Terminus
59.
und etwas drüber ſeyn, man ſuchet demnach das 59. in be-
ſagter@
Tabula Solidorum, ſo wird die c@rreſpondirende Zahl 973.
ſeyn@,
6846Von der Zubereitung und dem Gebrauch des deſſen Statt 974. wegen des kleinen Uberreſts genommen wird, ſo ſage ich
derowegen
, daß der Durchmeſſer der eiſernen Kugel ſeye von 974.
Theilen, die
denen@enigen
, von deuen der Durchmeſſer der zinnern Kugel ſupponiret worden,
gleich
ſind, wann man nun endlich auf eben die Art noch vier mal nach der Re-
gula
Detri gehet, wird man leicht erfahren können, ob die Zahlen, die gegen
den
andern vier Metallen über angedeutet worden, recht berechnet ſeyen,
und
ob folglich die Linea Metallica wol einge@heilet ſeye.
9[Figure 9]
Das zweyte Capitel.
Von dem Nutzen des Proportional-
zirkels
.
Wir werden hier nur dieienigen Nuhen, die dieſem Inſtrument
hauprſächlich
zukommen, und die ſich beſſer hierdurch, als durch
ein
anderes vorſtellen laſſen, darlegen.
Erſte Section.
Von dem Nutzen der Lineæ æqualium
partium
.
Erſter Nutz.
Eine gegebene Linie inſo viel gleiche Theile, die man will, zu
theilen
, als zum Exempel in ſieben.
Wan nimmt mit einem ordentlichen Zirkel die Weite der ganzen ge-
11Tab. VII.
Fig
. 1.
gebenen Linie, als A B, träget ſelbige auf der Linea æqualium par-
tium
in einerley Zahl, von einer Seite hinüber in die andere, wel-
che
ſich le@chtlich mit 7.
dividiren laſſe, und ſo könnte in dieſem Exempel die Zahl
70
.
ſeyn, deren ſiebender Theil 10. iſt, oder auch die Zahl 140. deren ſieben-
der
Theil 20.
macht: Ferner thut man den gemeinen Zirkel, nachdeme der
Proportionalzirkel
in voriger Weite gelaſſen worden, ſo weit auf, biß die
zwo
Spitzen in die zwo Zahlen von 10.
fallen, ſo man ſich anderſt der Zahl
70
.
bedienet hat, oder aber in die zwo Zahlen von 20. wann man 140. vor
die
Weite der ganzen Linie genommen hat.
Dieſe Oefnung des Zirkels, wel-
che
in der Figur @.
angedeutet worden, wird der ſiebende Theil von der vor-
gegebenen
Linie ſeyn.
Wann die zum theilen vorgegebene Linie gar zu lang wäre, daß man
22Fig. 2. ſelbige auf den Schenkel des Proportionalzirkels nicht anbringen könnte,
träget
man davon nur einen Theil auf, als die Helfte, oder den
6947Proportionalzirkels, II. Buch, II, Capitel. Theil, welche man eben, wie vor geſagt worden, in 7. Theile theilet, und das
doppelte
oder vierfache von dieſem ſiebenden Theil wird die groſſe vorgege-
bene
Linie in 7.
gleiche Theile theilen.
Zweyter Nutz.
Wann verſchiedene gerade Linien, welche den Umfang ei-
nes
Vierecks ausmachen, gegeben worden, da eine von d@eſ@n
ſo
viel gleiche Theile in ſich begreiffen ſoll, als man will, zu fin-
den
, wie viel von eben denen Theilen in einer ſeden von
andern
Linien enthalten ſeye.
Man nimmt mit einem gemeinen Zirkel die Länge der Linie, deren Maas
bekannt
iſt, träget ſelbige, wann eine Oefnung von der Zahl, welche das
Maas
gieber, zugleich geſchiehet, auf die Lineam partium æqualium, alsdann
auch
, indeme der Proportionalzirkel in ſolcher Oefnung gelaſſen wird, die
Länge
einer jeden von den andern Linien darauf, ſo werden von dieſer Oef-
nung
die Zahlen, welche eine jede in ſich halten wird, ihre rechte Länge an-
deuten
.
Wann aber eine von den@n beſagten Linien nicht accurat in eben
die
Zahl auf einer Seite wie auf der andern, in der Linea partium æqua-
lium
gelangen ſollte, ſondern daß, zum Exempel, eine von des Zirkels Spi-
tzen
auf die Zahl 29.
und die andere auf 30. fiele, ſo würde dieſe Linie 29 {1/2@}.
in ſich begreiffen.
Dritter Nutz.
Wann eine gerade Linie, und die Zahl der gleichen Theile,
welche
ſelbige in ſich hält, gegeben worden, eine kleinere Linie, wel-
che
ſo viel gleiche Theile in ihrer Anzahl habe, als es
beliebet
, abzuſchneiden.
Es ſeye, zum Exempel, die gegebene Linie 120. Ruthen groß, von wel-
cher
man verlanget eine Linie von 25.
abzuſchneiden. Man nimmt mit ei-
nem
gemeinen Zirkel die Länge der gegebene Linie, öfnet den Proportional-
zirkel
, alſo daß dieſe Länge von 120.
biß 120. die auf den beyden Linien der
gleichen
Theile bemerket ſind, eintreffe, und nimmt endlich, indeme der
Proportionalzirkel
in ſolcher Oefnung bleibet, auf eben der Linie die Wei-
te
von 25.
biß 25. die dann von beſagter Linie von 120. Ruthen müſſen ab-
geſchnitten
werden.
Aus dieſen dreyen vorhergehenden Nutzen iſt leicht zu erſehen, daß im
Proportionalzirkel
die Linea partium æqualium gar bequem zu einer Scala
oder
Maasſtab ſür allerhand Flächen dienen könne, wofern nur die Gröſ-
ſe
von einer Seite bekannt iſt, und daß man dadurch ſelbige aus dem Groſ-
@en
in das Kleine, und aus dem Kleinen in das Groſſe bringen möge@
7048Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Vierter Nutz.
Zu zwoen gegebenen geraden Linien, die dritte Pro-
portionallinie
, oder zu oreyen, die vierte zu
finden
.
Wann nur zwey Linien vorgegeben werden, nimmt man mit einem ge-
meinen
Zirkel die Länge der erſten, träget ſolche auf einen Schenkel des Pro-
portionalzirkels
, von dem Centro an, nach der Länge der Lineæ æqualium
partium
hinunter, damit der Inn-halt bekannt werde, und öfnet den Pro-
portionalzirkel
ſo weit, daß die Länge der andern Linie von der Zahl aus,
wo
ſich die erſte geendet hat, mit der Oefnung überein treffe;
endlich trä-
get
man, indeme der beſagte Zirkel in dieſer Oefnung bleibet die Länge
der
bemelten zwoten Linie auf einem Schenkel vom Centro aus, und be-
merket
die Zahl der gleichen Theile, wo num ſolche ſich endet, da wird die
Oefnung
aus dieſer Zahl die verlangte dritte Proportionallinie geben.
11Tab. VII.
Fig
. 3.
Es ſeye, zum Exempel, die erſte gegebene Linie A B, 40. gleiche Theile
groß
, und die andere C D 20.
Man träget die Länge der 20 gleichen Thei-
le
in deren Oefnung aus 40.
auf, und nimmt, indeme der Proportionalzirkel
in
voriger Oefnung bleibet, die Oefnung von 20.
biß 20. welche die Länge
von
der dritten geſuchten Proportionallinie ſeyn wird, wann man nun ſelbi-
ge
auf der Linea æqualium partium von dem Centro aus, miſſet, wird ſolche
10
.
geben, dann 40. verhält ſich gegen 20. als wie 20. gegen 10.
Wann aber zu dre@en gegebenen Linien eine vierte Proportionallinie
geſucht
wird, träget man, wie wir vor geſaget haben, die zweyte in der Oef-
nung
von der erſten, auf, wie auch, indeme der Proportionalzirkel in der vo-
rigen
Oefnung verbleibet, die dritte Linie auf einem Schenkel aus dem Mit-
telpunct
herunter, ſo wird die Oefnung von der Zahl an, wo ſich die Linie
endet
, die verlangte vierte Linie geben.
Es ſeye, zum Exempel, die erſte von dieſen dreyen Linien 60. gleiche Theil
groß
, die zwote 30.
und die dritte 50. man träget die Länge der 30. gleichen
Theilen
mit deren Oefnung aus 60 auf, und nimmt bey der vorigen Oef-
nung
dieſes Zirkels aus 50@ die Weite oder Oefnung, welche 25.
in ſich hal-
ten
wird, als die vierte Proportionallinie, dann 60.
verhält ſich gegen 30. als
wie
50.
gegen 25.
Fünfter Nutz.
Eine gegebene Linie nach einer gegebenen Verhältniß
oder
Proportion zu theilen.
Man ſoll, zum Exempel, eine gegebene Linie in zwey Theile theilen, de-
ren
Verhältniß eben ſo ſeye, wie 40.
gegen 70. man addiret demnach dieſe
beyde
Zahlen zuſammen, deren Summa 110.
iſt, nimmt mit einem
7149Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel. nen Zirkel die Länge der gegebenen Linie, welche von 165. gleichen Thejien
zu
ſeyn ſupponiret wird, träget dieſe Länge über in der Oefnung aus den Zah-
len
110.
der Lineæ partium æqualium, und nimmt, nachdeme der Proportio-
nalzirkel
in dieſer Oefnung gelaſſen worden, die Oefnung aus den Zahlen
40
.
und 70. die erſte von dieſen zwoen Oefnungen wird 60. und die andere
105
.
geben, welche die Theile der zum theilen vorgegebenen Linie ſeynwerden,
dieweilen
ſich 40.
gegen 70. verhält, wie 60. gegen 105.
Sechſter Nutz.
Den Proportionalzirkel zu offnen, alſo, daß die zwo Lineæ
æqualium
partium einen geraden Winkel machen.
Man erwähle ſich drey Zahlen, welche die Seiten eines geradwinklich-
ten
Triangels darlegen könne, gleichwie zum Exempel die Zahlen 3, 4, 5,
oder
andere ſind, die mit dieſen multipliciret werden, es iſt aber beſſer, ſolche
ein
wenig groß zu nehmen;
Wir wollen demnach 60. 80. und 100. erwäh-
len
:
Man nimmt mit einem gemeinen Zirkel auf der Linea æqualium partium
aus
dem Centro des Proportionalzirkels eine Weite bis zur Zahl 100.
öf-
net
hernach den Proportionalzirkel ſolcher Geſtalt, daß die eine Spitze des
genommenen
Zirkels auf der einen Seite in die Zahl 60.
der gleichen Theile,
und
die andere Spitze, in die Zahl 80.
eben dergleichen Theile auf den andern
Schenkel
falle, ſo wird demnach der Proportionalzirkel alſo geöffnet ſeyn,
daß
zwo Lineæ partium æqualium einen geraden Winkel machen werden.
Siebender Rutz.
Eine gerade Linie, welche der Circumferenz eines gegebenen
Zirkels
gleich ſeye, zu finden.
Der Durchmeſſer eines Zirkels verhält ſich gegen der Circumferenz unge-
fehr
wie 100.
gegen 314. oder wie 50. gegen 157. derowegen nimmt man mit
einem
ordentlichen Zirkel die Länge des Diameters von dem gegebenen Zirkel,
träget
ſelbige auf die Schenkel von 50.
gegen 50. von einer Seite zur andern
der
Lineæ partium æqualium, und nimmt, wann der Proportionalzirkel in
ſolcher
Oeffnung gelaſſen worden, mit beſagtem gemeinem Zirkel die Weite
von
157.
gegen 157. ſo wird eine gerade Linie, welche beynahe der Circum-
ferenz
des gegebenen Zirkels gleich iſt, zu haben ſeyn, ich ſage aber bey nahe,
weilen
die wahre Proportion des Durchmeſſers des Zirkels zu ſeiner Peri-
pherie
noch nicht geometriſch gefunden worden.
Zwote Section.
Von dem Nuhen der Lineæ Planorum.
Alle flache Figuren nach einer vorgegebenen Proportion zu vermeh-
ren
und zu verringern.
7250Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Erſter Nutz.
Es ſeye zum Exempel der Triangel ABC gegeben, zu welchem man ei-
11Fig. 4. nen ähnlichen, der in der Fläche dreymal ſo groß ſeye, machen will.
Man nimmt mit einem gemeinen Zirkel die Länge der Seite AB, träget
ſelbige
auf die Lineam Planorum mit der Oeffnung aus der erſten Fläche auf,
und
nimmt dann, nachdeme der Proportionalzirkel in ſolcher Oeffnung ge-
blieben
, mit dem gemeinem Zirkel die Oeffnung oder Weite aus der dritten
Fläche
, ſo wird man die Länge der Seiten, welche ſich gegen der Sei-
te
AB verhält, überkommen.
Auf gleiche Weiſe kann man die ſich gegen
den
zwoen andern Seiten des gegebenen Triangels homologicè verhaltende
Seiten
ſinden, und aus dieſen dreyen Seiten einen dreymal gröſſern Trian-
gel
, als der vorgegebene geweſen, darſtellen, gleichwie in der vierten Figur
der
VII.
Tabell zu erſehen iſt. Wann die vorgegebene Fläche mehr als drey
Seiten
hat, muß man ſelbige durch eine oder mehrere Diagonallinien in
Triangel
eintheilen.
Iſt es aber ein Zirkel, den man gröſſer oder kleiner haben will, ſo muß
vorbemeldete
Operation mit ſeinem Durchmeſſer angeſtellet werden.
Zweyter Nutz.
Wann zwo flache ähnliche Figuren gegeben worden, zu
finden
, was ſelbige vor ein Verhältniß gegeneinander
haben
.
Man nimmt, nach Belieben, eine Seite von einer aus den beſagten Fi-
guren
, und träget ſie auf in der Oeffnung von einer Fläche, nimmt dann ferner
das
Latus homologum der andern Figur, und ſiehet auf was vor einer Fläche
in
der Oeffnung ſolches eintreffe, ſo werden die zwo Zahlen, welchen die zwey
Latera
homologa zukommen, die Proportion der Flächen gegeneinander vor-
22Fig. 5. ſtellen, alſo, weil, zum Exempel, die Seite ab von der kleinſten Figur mit der
vierten
Fläche, und das Latus homologum AB von der andern mit der ſech-
ſten
zutrifft, werden dieſe zwo Flächen ſich gegen einander verhalten wie 4.
gegen 6. das iſt, daß die groſſe 1 {1/2}. mal die Fläche der kleinen in ſich be-
greiffe
, wann alſo die kleine Fläche 20.
Quadratruthen fäßt, wird die groſſe
30
.
halten, gleichwie man aus den Figuren ſiehet.
Wann aber die Seite von einer Figur bey der Oeffnung aus einer Fläche
iſt
angeleget worden, das Latus homologum aber ſich nicht bey der Oeffnung
aus
einiger ganzen Zahl will appliciren laſſen, ſo muß man die beſagte Sei-
te
der erſten Figur aus einer andern Fläche zur Oeffnung ſtellen, bis man
eine
ganze Zahl finde, da die Oeffnung mit der Länge des lateris homologi von
der
andern Figur überein komme, damit man die Brüche vermeiden möge.
Wann die gegebene Figuren ſo groß ſind, daß ſich keine von ihren Sei-
ten
bey der Oeffnung der Schenkel des Proportionalzirkeis appliciren
7351Proportionalzickels, II. Buch, II. Capitel. ſen, nimmt man die Helfte, den dritten oder vierten Theil von einem jeden
der
zweyer laterum homologorum in beſagten Figuren, und vergleichet ſelbige
miteinander
, ſo wird man die Verhältnis der Flächen haben.
Dritter Nutz.
Den
Proportionalzirkel dergeſtalten zu öffnen, daß die zwo
Lineæ
Planorum einen graden Winkel machen.
Man nimmt mit einem gemeinem Zirkel auf der Linea Planorum, von
dem
Centro an, die Gröſſe von einer beliebigen Zahl der Flächen, als, zum
Exempel
40.
, appliciret dieſe Zirkelöffnung auf eben derſelben Linea Plano-
rum
auf einer Seite, wie auf der andern, in einer Zahl, welche halb ſo
groß
ſeye, als die vorhergehende, wie 20.
iſt in dieſem Exempel, ſo werden
dann
die zwo Lineæ Planorum im Centro des Zirkels einen geraden Winkel
machen
, weilen, nach der Conſtruction der Lineæ Planorum, die bezeichne-
nete
Zahl 40.
die gleichſam die gröſte Seite eines Triangels ausmacht, eine
Fläche
, welche zwoen andern ähnlichen, und auf den Schenkeln des Zirkels
durch
die Zahlen 20.
bemerkten Fläche gleich iſt, angedeutet, dahero folget
nach
der 48ten Propoſition des erſten Buchs Euclidis, daß beſagter Winkel
gerad
ſeye.
Vierter Nutz.
Eine Fläche, welche ähnlich und zwoen gegebenen gleich-
förmigen
flächen gleich ſeye, zu verfertigen.
Man öffne den Proportionalzirkel nach dem vorhergehenden Nutzen
in
einem geraden Winkel, und trage zwey latera homologa, welche man
will
, von denen zwoen gegebenen Flächen von dem Centro an, und zwar das
eine
auf dem einen Schenkel, und das andere, auf dem andern in der Linea
Planorum
hinaus, ſo gibt hernach die Weite zwiſchen dieſen zwoen gefunde-
nen
Zahlen das latus homologum einer Fläche, welche ähnlich, und de-
nen
gegebenen zwoen gleich iſt.
Wann, zum Exempel, die Seite der kleinen Fläche, nachdeme ſolche
von
dem Contro aus, auf einen Schenkel des Proportionalzirkels getragen
worden
, die vierte Fläche trifft, und das latus homologum der andern Fläche,
nachdeme
es in dem andern Schenkel appliciret worden, auf die neunte Fläche
fällt
, ſo wird die Weite von 4.
bis 9, indeme der Zirkel die Oeffnung, wie ge-
ſagt
worden, hat, der dreyzehenden Fläche gleich ſeyn, und das latus homo-
logum
einer Fläche, welche denen zwoen vorgegebenen gleich iſt, darlegen,
welches
Mittel dann leicht eine ähnliche Fläche zu verfertigen.
Man kan hierdurch ſo viel ähnliche Flächen, als man will, zuſam-
men
ſetzen, indeme man die zwo erſten zuſammen füget, und hernach zu
ihrer
Summa die dritte addiret, und ſo weiters.
7452Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Fünfter Nutz.
Wann zwey ähnliche und ungleiche Flächen gegeben worden,
die
dritte, welche auch ähnlich, und ihrer Differenz gleich
ſeye
zu finden.
Man @ öffnet den Proportionalzirkel in ſolcher Weite, daß die zwo
Lineæ
Planorum einen geraden Winkel machen, und träget eine Seite der
kleinern
Fläche, von dem Centro an, auf einem Schenkel hinaus, träget auch
ferner
das Latus homologum der gröſſern Fläche auf, indeme man die eine
Spitze
des gemeinen Zirkels auf die Zahl, wo ſich die erſte Seite endet, ſtellet,
ſo
wird die andere Spitze auf dem andern Schenkel die Zahl der verlangten
Fläche
treffen müſſen.
Wann man, zum Exempel, findet, daß, nachdeme die Seite der klei-
nern
Fläche, von dem Centro an, hinaus getragen worden ſelbige auf die Zahl
9
.
in einem Schenkel des Proportionalzirkels falle, nimmt man mit einem
gemeinen
Zirkel die Gröſſe des lateris homologi von der gröſſern Fläche, und
ſetzet
eine Spitze davon auf die beſagte Zahl 9.
ſo wird die andere auf dem an-
dern
Schenkel die Zahl 4.
andeuten, derowegen nimmt man die Weite von
beſagter
Zahl 4.
bis zum Centro des Proportionalzirkels, ſo wird das Latus
homologum
einer Fläche, welche ähnlich, und der Differenz von den zwoen
gegeben
Flächen gleich iſt, deren Proportion hier ſupponiret worden, daß ſie
ſeye
, wie 9.
gegen 13. , gefunden ſeyn.
Sechſter Nutz.
Zwiſchen zwoen gegebenen geraden Linie eine mittlere
Proportionallmie
zu finden.
Man träget eine jede von den zwo gegebenen Linien im Proportional-
zirkel
auf die lineam partium æqualium, damit man die Zahl, welche eine jede
in
ſich begreiffe, wiſſen möge.
Es ſeye, zum Exempel, zum Voraus geſezt,
daß
die kleinere Linie 20.
gleiche Theile, und die gröſſere, 45. groß ſeye, ſo
träget
man dann die gröſſere, ſo 45.
iſt, mit der Oeffnung aus der 45ten
Fläche
, welche die Zahl ihrer Theile bemerket, auf, und nimmt, indeme der
Proportionalzirkel
in voriger Oeffnung geblieben, die Oeffnung aus der
20ten
Fläche, welche die Zahl der gleichen Theile von der kleinern Linie
andeutet
, da ſolche Oeffnung endlich, die 30.
gleiche Theile auf der Linea
partium
æqualium groß ſeyn wird, die mittlere Proportionallinie darleget,
dann
20.
verhält ſich gegen 30. wie 30. gegen 45.
Wann aber eine von denen gegebenen Linien, indeme die gröſte Zahl
auf
der Linea planorum nur 64.
iſt, eine gröſſere Zahl der gleichen Theile in
ſich
hielte, müſte man beſagte Operation mit ihren halben, dritten und vierten
Theilen
eben auf ſolche Art anſtellen.
Wir ſetzen zum Exempel, daß die
kleinere
von den gegebenen Linien ſeye 32.
und die andere 72. derowegen tr
get
man die Helfte von der gröſſern Linie in der Oeffnung aus der 36ten
7553Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel. che auf, und nimmt die Oeffnung der 16ten Fläche, wann nun dieſe Oeffnung
dupliret
wird, ſo iſt die geſuchte mittlere Proportionallinie vorhanden.
Dritte Section.
Von dem Nnhen der Lineæ Polygonorum.
Erſter Nutz.
Ein regulaires Polygonum oder Vieleck in einen gegebenen
zirkel
zu beſchreiben.
Man nimmt mit einem gemeinem Zirkel die Länge des halben Diame-
ters
von dem gegebenen Zirkel AC, ſtellet ſelbige aus der Zahl 6.
welche ſo
wol
auf der einen, als der andern Seite, auf der Linea Polygonorum ange-
deutet
iſt, in einer Oeffnung auf, und nimmt, nachdeme der Proportionalzir-
kel
in voriger Oeffnung geblieben, die Weite zwiſchen zwoen gleichen Zah-
len
, weiche die Zahl von den Seiten eines zu beſchreiben beliebigen Polygoni
darlegen
.
Man nimmt, zum Exempel, die Weite von 5. zu 5. wann ein Fünf-
eck
ſoll beſchrieben werden, von 7.
zu 7. für ein Siebeneck, und ſo weiters.
Wann nun dieſe Weite um die Peripherie des Zirkels getragen wird,
muß
ſelbige in ſo viel gleiche Theile getheilt werden;
alſo wird es leicht ſeyn,
ein
jedes regulæres Polygonum oder Vieleck von dem gleichſeitigen Triangel
an
, bis auf das Zwölfeck zu beſchreiben, gleichwie ein Fünfeck in der 6ten
Figur
aufgeriſſen worden.
Zweyter Nutz.
Auf einer gegebenen Linie ein regulaires Vieleck zu
beſchreiben
.
Wann man zum Exempel, auf der Linie AB der beſagten 6ten Figur ein
Fünfeck
beſchreiben will, nimmt man mit einem gemeinem Zirkel die Länge
der
beſagten Linie, läſſet den Proportionalzirkel, nachdeme ſolche zwiſchen
die
auf einer jeden Seite mit 5.
auf der Polygonlinie bemerkte Zahlen in
einer
Oeffnung geſtellet worden, in voriger Weite, und nimmt auf eben der
Linie
die Weite von 6.
zu 6. welche der halbe Durchmeſſer des Zirkels, wo-
durch
das vorgegebene regulaire Fünfeck kan beſchrieben werden, ausma-
chen
, und wann man mit dieſer Weite aus den Enden der gegebenen Li-
nie
A B 2.
Zirkelbögen ziehet, deren Durchſchnitt das Centrum des beſagten
Zirkels
geben wird.
Wann man Willens iſt, ein Siebeneck zu ziehen, ſo ſtellet man die Länge
der
gegebenen Linie in einer Oeffnung zwiſchen die mit 7.
ſowol auf einer, als
der
andern Seite in der Linea Polygonorum bezeichnete Zahlen auf, und
nimmt
allezeit die Weite von 6.
zu 6. damit man, wie oben, das Centrum
eines
Zirkels finden möge, in welchen dann leicht ſeyn wird, ein Siebeneck
zu
beſchreiben, in dem eine jede Seite der gegebenen Linie gleich ſeyn wird.
7654Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Dritter Nutz.
Eine gegebene Linie alſo zu theilen, daß ihre Verhältniß in
media
und extrema ratione ſeye, wie DE in der 7. Figur.
Man ſtelle die Länge der gegebenen Linie zwiſchen die auf einer jeden
11Tab. VII.
Fig
. 7.
Seite in der Linea Polygonorum bemerkte Zahlen in einer Oeffnung von
6
.
zu 6. auf, und nehme die Weite, indeme der Proportionalzirkel in vori-
ger
Oeffnung gelaſſen worden, zwiſchen den Zahlen 10.
welche diejenige von
einem
Zehneck ſind, dieſe Oeffnung wird D F geben, die die medianlinie,
das
iſt das gröſte Segment von der gegebenen Linie, ſeyn wird, weilen eine ſol-
che
Linie, die von einem dem Radio eines Zirkels in media und extremâ ratione
ſeciret
worden, die Chorda iſt von 36.
Graden, welches den zehenden Theil
von
ſeiner Peripherie macht.
Wann man dieſe Medianlinie zum Radio des Zirkels ſetzet, daß nur
eine
Linie daraus wird, ſo wird beſagter Radius die Medianlinie, und die
Chorda
von 36.
Graden, das kleine Segmentum geben.
Vierter Nutz.
Auf einer gegebenen Linie DF ein Triangulum Iſoſceles, deſ-
ſen
winkel in ſeiner Baſi zweymal ſo groß, als derſenige in der
Spihe
ſeye, zu beſchreiben.
Man ſtelle die Länge der gegebenen Linie in einer Oeffnung zwiſchen die
auf
einer jeden Seite in die Polygonlinie bemerkte Zahlen 10.
und nehme
22Fig. 8. die Weite, nachdeme der Proportionalzirkel in voriger Oeffnung geblie-
ben
, zwiſchen den Zahlen 6.
ſo wird man die Länge der 2. gleichen Seiten
des
verlangten Triangels überkommen.
Es iſt offenbar, daß der Winkel der Spitze dieſes Triangets 36. Grad,
und
ein jeder von den Winkeln an der Baſi 72.
Grad mache, oder der Winkel
von
36.
Graden, der Winkel des Centri in einem Zehneck ſeye.
Fünfter Nutz.
Den Proportionalzirkel dergeſtalten zu öffnen, daß die
zwo
Polygonlinien einen geraden Winkel machen.
Man nehme mit einem gemeinem Zirkel auf der Linea Polygonorum die
Weite
von dem Centro des Proportionalzirkels, bis an die Zahl 5.
öfne
hernach
den Proportionalzirkel auf ſolche Art, daß die Weite auf einer
Seite
von der Zahl 6.
bis in die Zahl 10. auf der andern Seite der zwoen
Polygonlinien
geſtellet werden möge, ſo können ſolche im Centro einen gera-
den
Winkel machen, weilen das Quadrat von der Seiten eines Fünfecks dem
Quadrat
der Seite von einem Sechseck und dem Quadrat einer Seite im
Zehneck
gleich iſt.
7755Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel.
Vierte Section.
Von dem Nuhen der Lineæ Chordarum.
Erſter Nutz.
Den Proportionalzirkel dergeſtalten zu öffnen, daß die zwo
Lineæ
Chordarum einen Winkel machen, der ſo viel Grade,
als
es beliebet, habe.
Man nehme mit einem ordentlichem Zirkel nach der Länge der Lineæ
11Tab. VII.
Fig
. 9.
Chordarum die Weite vom Centro des Gewinds bis an die Zahl der gege-
benen
Graden, öfne hernach den Proportionalzirkel, alſo, daß dieſe Weite
zwiſchen
die zwo in beyden Seiten auf der Linea Chordarum bezeichnete Zah-
len
60.
falle, welche Linien dann den verlangten Winkel machen werden.
Wann man, zum Exempel, gern haben wollte, daß ſolche einen Win-
kel
von 40.
Graden machen, wie in der 9. Figur der VII. Tabell zu erſehen
iſt
, ſo nimmt man die Weite aus dem Centro bis zur Zahl 40.
und träget
ſolche
in einer Oeffnung von 60.
gegen 60. Wann man aber einen gera-
den
Winkel gerne hätte, nimmt man die Weite aus dem Centro gegen 90.
Grad, und träget gleichfalls in einer Oeffnung von 60. auf 60. ſolche Linie,
und
ſo ferner.
Zweyter Nutz.
Wann der Proportionalzirkel offen ſtehet, zu finden, wie
viel
Grad ſeine Oeffnung habe.
Man nimmt die Weite zwiſchen 60. Graden, und träget ſolche aus dem
Centro
nach der Länge der Lineæ Chordarum hinab, ſo wird die Zahl, wo ſel-
bige
ſich enden wird, die Grade ſeiner Oeffnung darlegen.
Es geſchicht, daß man zuweilen auf die Lineam Chordarum Abſehen
ſtellet
, damit man einen Winkel auf der Erde meſſen, oder ſo viel Grade
als
es beliebig iſt, auf ſelbige ſtellen möge, da zugleich dem Proportionalzir-
kel
eine Nuß beygefüget, und ſolche auf einen Fuß geſtellet wird, um dieſen
nach
des Auges Höhe zu erhöhen, und das zu practieiren, was wir nun in
den
zween folgenden Nutzen vortragen wollen:
wir meynen aber, daß es
viel
bequemer ſeye, ſich eines getheilten Halbzirkels, um dergleichen Ope-
rationes
anzuſtellen, zu bedienen.
Dritter Nutz.
Auf eine gegebene Linie einen geradlinigten Winkel zu ſtellen,
welcher
ſo viel Grade, als man will, faſſe.
Man beſchreibe auf der gegebenen Linie einen Zirkelbogen, welcher zu
22Fig. I 6. ſeinem Centro das Punct, auf welches man den Winkel ſetzen will, habe,
träget
den Radium des beſagten Bogens in einer Oeffnung zwiſchen 60.
7856Von der Zubereitung und dem Gebrauch des den auf, und nimmt, indeme der Proportionalzirkel in ſolcher Oefnung
bleibet
, die Weite der Chordæ aus der Zahl der gegebenen Grade, träget ſol-
che
von der Linie an auf den Bogen, der beſchrieben worden, ziehet auch end-
lich
aus dem Centro durch das Aeuſſerſte dieſes Bogens, eine gerade Linie,
damit
der verlangte Winkel gezogen werden möge.
Es ſeye, zum Exempel, zu Ende B der Lmie AB ein Winkel von 40.
Graden zu ziehen, ſo trägt man dann, nachdeme aus dem beſagtem Puncte
B
ein Winkelbogen nach Belieben gezogen worden, allezeit den Radium mit
der
Oeffnung der Chordæ von 60.
Graden auf, weilen der Radius eines
Zirkels
allezeit der Chordæ von 60.
Graden eben deſſelben Zirkels gleich
iſt
;
ferner nimmt man die Weite der Chordæ von 40. Graden, und träget
ſolche
auf den Zirkelbogen CD, ziehet endlich eine gerade Linie aus dem
Punct
B durch das Punct D, ſo wird man einen Winkel von 40.
Graden
verfertiget
haben.
Man kan mit Beyhülffe des beſagten eine Figur, deren Winkel und
Seiten
bekannt ſind, aufreiſen.
Vierter Nutz.
Wann ein geradlinigter Winkel gegeben worden, zu finden,
wie
viel Grad er in ſich habe.
Man beſchreibe aus der Spitze des gegebenen Winkels, als dem Cen-
tro
, einen Zirkelbogen, und trage ſeinen Radium in der Oeffnung der
Chordæ
von 60.
Graden auf, nehme hernach auf dem Papier die Chordam
des
Bogens, welcher zwiſchen den Seiten, die den Winkel machen, be-
ſchrieben
iſt, und ſuche auf den Schenkel des Proportionalzirkels, mit wel-
cher
Oefnung ſelbige überein komme, ſo wird dann die Zahl der Grade
andeuten
, wie groß der beſagte Winkel ſeye.
Fünfter Nutz.
Auf der Peripherie eines gegebenen Zirkels einen Bogen
von
ſo vielen Graden nach Belieben zu nehmen.
Man träget den Radium des gegebenen Zirkels auf den Schenkeln des
Proportionalzirkels
in der Oefnung zwiſchen der Chorda von 60.
Graden
auf
, nimmt die Weite, nachdeme der Zirkel in ſolcher Oeffnung geblieben,
der
Chordæ von der Zahl der gegebenen Graden und ſtellet ſelbige auf die
Peripherie
des gegebenen Zirkels.
Man kan mit Beyhülffe deſſen eben ſo gut in einen Zirkel allerhand
regulaire
Polygona, als mit der Linea Polygonorum einſchreiben, wann man
nur
den Winkel des Centri nach der oben erklärten Methode und beyge-
fügten
Tabell weiß, allwo von der Conſtruction der beſagten Lineæ Polygo-
norum
gehandelt worden.
7957Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel.
Es ſeye, zum Exempel, vorgegeben ein regulaires Fünfeck, mit Bey-
11Tab. VII.
Fig
. 11.
hülff der Lineæ Chordarum zu verfertigen:
Man träget den Radium des
Zirkels
, nachdeme bekannt worden, daß ſein Centerwinkel von 27.
Gra-
den
ſeye, in einer Weite zwiſchen der Chorda von 60.
Graden auf, und nimmt
hernach
die Weite der Chordæ von 72.
Graden, welche, wann ſie auf die
Peripherie
des gegebenen Zirkels getragen worden, ſelbigen in 5.
gleiche
Theile
theilen wird, ſo werden dann, nachdeme man die 5.
Chordas gezo-
gen
, die Seiten des Fünfecks vorhanden ſeyn.
Sechſter Nutz.
Auf einer gegebenen Linie FG ein regulaires Polygonum oder
Vieleck
zu beſchreiben.
Wann man, zum Exempel, ein Fünfeck, deſſen Centerwinkel 72.
Grad iſt, aufreiſſen will, trägt man die Länge der gegebenen Linie zwiſchen
der
Chorda in einer Oeffnung von 72.
Graden auf, und nimmt, nachdeme
Proportionalzirkel
in ſeiner Oeffnung geblieben, die Weite zwiſchen der
Chorda
von 60.
Graden, mit welcher man aus den Enden der gegebenen
Linie
zween Zirkelbögen beſchreibet, da das Punct ihres Durchſchnitts D
das
Centrum eines Zirkels iſt, deſſen Peripherie von der gegebenen Linie in
5
.
gleiche Theile getheilet, und beſagte Chorda von 60. Graden dem Radio
dieſes
Zirkels gleich ſeyn wird.
Fünfte Section.
Von dem Nuhen der Lineæ Solidorum.
Erſter Nutzen.
Alle ähnliche Solida nach einer gegebenen Verhältnis
zu
vermehren oder zu verringern.
Es ſeye, zum Exempel, ein Cubus, nachdeme man einen, der zweymal
ſo
groß ſeye, haben wollte.
Man trägt die Seite des gegebenen Cubi auf
22Fig. 12. Linea Solidorum zwiſchen einer nach Belieben genommenen Zahl in einer
Oeffnung
, als zum Exempel, von 20.
zu 20. auf, und nimmt hernach die
Weite
zwiſchen einer doppelten Zahl, wie in dieſem Exempel@ die Zahl 40.
iſt, welche Weite dann die Seite eines Cubi, der zweymal ſo groß, als der ge-
gebene
iſt, ſeyn wird.
Wann man eine Kugel vorgiebt, und verlanget eine andere, welche drey-
mal
gröſſer, als jene, ſeye, ſo träget man den Durchmeſſer der gegebenen Ku-
gel
zwiſchen einer beliebigen Zahl mit einer Oeffnung, als zum Exempet,
von
20.
zu 20. auf, und nimmt die Weite zwiſchen 60. welche der Durch-
meſſer
einer andern Kugel, welche dreymal ſo dick iſt, ſeyn wird.
8058Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Wann man ferner einen Kaſten, der ein geradwinklichtes Parallelepipe-
dum
macht, und drey Metzen fäſſt, vorgiebet, und nach dieſem einen andern
ähnlichen
, der 5.
dergleichen in ſich halte, will machen laſſen, ſo träget man
die
Länge von der Baſi, in der Oeffnung zwiſchen deren dreyßigſten Solido
auf
, nimmt die Weiten des fünfzigſten für das Latus homologum desjeni-
gen
, ſo gemacht werden ſoll, träget hernach die Breite in der Oeffnung zwi-
ſchen
eben der Zahl 30.
auf, und nimmt die Weite des fünfzigſten Solidi
für
das Latus homologorum der beſagten Breite, nachdeme man nun aus die-
ſen
zwoen Weiten ein Parallelogrammum gemacht, nimmt man endlich die
Tieffe
des beſagten Kaſtens, träget ſolche in der Oeffnung zwiſchen dem drey-
ſigſten
Solido wiederum auf, und nimmt die Weiten zwiſchen den 50ten Soli-
do
, damit man das Latus homologum auch hier, nemlich die Tieffe, haben
möge
, da es dann ganz leicht iſt, das beſagte gradwinklichte Parallelepipe-
dum
nach ſolchen zu verfertigen, welches die 5.
verlangte Metzen faſſen wird.
Wann die Linien zu groß ſind, ſo daß ſie bey einer Oeffnung des Propor-
tionalzirkels
nicht angebracht werden können, nimmt man ſowol von dem
einen
, als dem andern den halben, dritten oder vierten Theil, alſo wird nach
der
Operation dasjenige, was davon heraus kommet, der halbe, dritte, oder
vierte
Theil der verlangten Dimenſionen oder Abmeſſungen ſeyn.
Zweyter Nutz.
Wann zwey ähnliche Corpora gegeben worden, zu finden,
was
ſelbige vor eine Verhältnis gegen einander haben.
Man nehme eine von den Seiten der beſagten gegebenen Körper, welche
man
will, nehme ferner, nachdeme ſolche in einer Oeffnung zwiſchen einem So-
lido
aufgetragen worden, das Latus homologum des andern Körpers, und
ſiehet
, mit welcher Zahl der Solidorum dieſes eintreffe, ſo geben hernach die
Zahlen
, mit denen dieſe zwey Latera homologa übereinkommen, die Verhält-
nis
, welche dieſe zwey ähnliche Corpora gegen einander haben.
Wann aber die eine Seite mit einer Oeffnung zwiſchen einem Solido
aufgetragen
worden, das Latus homologum aber der andern ſich bey keiner
Oeffnung
einiger Zahl appliciren läſſet, ſo träget man die Seite des erſten
Körpers
mit einer Oeffnung zwiſchen einem andern Solido ſo lang, bis das
Latus
homologum des andern Körpers ſich wol in einer Oeffnung zwiſchen
einer
Zahl der Solidorum ſchicke.
Dritter Nutz.
Eine Linie zu ziehen, und zu theilen, womit man die Viſi-
rung
zu Sruckkugeln und Stucken verrichten möge.
Es hat uns die Erfahrung gelehret, daß eine gegoſſene Kugel von Ei-
ſen
, welche 3.
Zoll im Durchmeſſer hat, 4. Pariſer Pfund ſchweer ſeye, dahero
8159Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel. dann leicht iſt, die Diametros der andern Kugel von verſchiedenem Gewicht,
aber
von einerley Metall auf dieſe Manier zu finden.
Man trage die Gröſſe
von
dreyen Zollen in einer Oeffnung zwiſchen dem vierten Solido auf, und
nehme
auf eben der Linea Solidorum, ohne daß man die Oeffnung im Propor-
tionalzirkel
verändere, die Oeffnungen zwiſchen allen Zahlen von 1.
bis auf
64
.
trage alsdann alle dieſe Längen, eine nach der andern auf eine gerade Li-
nie
, die auf einer Regel oder auf einem Schenkel des Proportionalzirkels
nach
der Länge gezogen worden, und mache endlich, wo ſich dieſe Diametri
enden
, die Zahlen dazu, welche das Gewicht der Kugeln werden zu erken-
nen
geben.
Damit man aber die Theile eines Pſunds auch darauf andeuten möge,
als
ein {1/4}.
ein {1/2}. und {3/4}. Pfund, ſo träget man den Durchmeſſer der Kugel von
einem
Pfund zwiſchen dem vierten Solido in einer Oeffnung, auf, und nimmt
die
Weite zwiſchen dem erſten Solido für den Durchmeſſer von einem {1/4}.
Pſund,
die
Weite zwiſchen dem andern Solido für ein halbes Pfund, und dieſe zwiſchen
dem
dritten für {3/4}.
Pfund, und ſo weiters.
Wann man die Viſirung der Stuckkugeln weiß, ſo iſt auch die Vi-
ſirung
eines Stuckes, zu welchem dieſe Kugeln gehören, bekannt, weilen man
insgemein
zwo oder drey Linien in groſſen Stücken, in kleinen aber nach Pro-
portion
, zur Spielung oder Spielraum überlàſſet, damit Kugeln leicht hin-
einlauffen
können.
Die Durchmeſſer der Kugeln werden mit einem Taſterzirkel gemeſſen,
davon
wir unten, wann die zur Artillerie gehörige Inſtrumenten vorkommen
werden
, weitläuftiger handeln wollen.
Vierter Nutz.
Wann verſchiedene ähnliche Solida gegeben werden, andere,
welche
ähnlich, uud denen gegebenen gleich ſeyn, zu
verfertigen
.
Man trage eine von den Seiten, welche man will, eines von den gege-
benen
Körpern in einer Oeffnung zwiſchen einem Solido auf, wie auch bey dieſer
Oeffnung
die Latera homologa der andern Körper, addire hernach die Zahlen,
welche
alſo ihre Proportion geben, zuſammen, und nehme die Weite oder
Oeffnung
zwiſchen der Summa, welche bey dieſer Addition heraus gekom-
men
, ſo wird das Latus homologum eines Körpers, welches denen gegebenen
äynlich
und gleich iſt, zu haben ſeyn.
Wir wollen, zum Exempel, ſetzen, daß, indeme die nach Gefallen genom-
mene
Seite des erſten Körpers in einer Oeffnung zwiſchen dem 5ten Solido
aufgetragen
worden, die Latera homologa der andern, und zwar das eine in
der
Oeffnung zwiſchen dem ſiebenden, und das andere zwiſchen dem achten
Solido
eintreffen, ſo addiret man dieſe drey Zahlen 5.
7. und 8. deren
8260Von der Zubereitung und dem Gebrauch des ma 20. lſt, und nehme dann die Weite zwiſchen dem 20ten Solido, welche@
das
Latus homologum eines Körpers, das den andern dreyen gleich und
gleichſörmig
iſt, ſeyn wird.
Fünfter Nutz.
Wann zwey ähnliche aber ungleiche Rörper gegeben wor-
den
, zu ſolchem ein drittes, das zwar ähnlich, aber nur der
Differenz
von denen gegebenen gleich ſeye, zu finden.
Man trage eine Seite, welche man will, eines von den gegebenen Kör-
pern
in einer Oeffnung zwiſchen einem Solido, das man verlanget, auf, und
ſehe
, mit was vor einer andern Weite das Latus homologum des andern
Körpers
eintreffe, alsdann ziehe man die kleinere Zahl von der gröſſern ab,
und
nehme die Weite zwiſchen der übriggebliebenen Zahl, ſo wird das La-
tus
homologum des Körpers, welches dem Unterſchiede der zween Körper
gleich
iſt, gefunden ſeyn.
Wann man, zum Exempel, die Seite des gröſſern Körpers in einer
Oeffnung
zwiſchen dem funfzehenden Solido aufträget, da das Latus homolo-
logum
des kleinern in einer Oeffnung zwiſchen dem neunten eintrift, und 9.
von 15. abziehet, bleibet 6. übrig, ſo wird demnach die Weite oder Oeffnung
zwiſchen
dem ſechſten Solido das Geſuchte geben.
Sechſter Nutz.
Zwiſchen zwoen vorgegebenen Linien die zwo mittlere
Proportionallinien
zu finden.
Es ſeyen gegeben, zum Exempel, zwo Linien, davon eine 54. gleiche
Theile
, und die andere 16.
in ſich begreiffe. Man öffnet den Proportional-
zirkel
, trage die Länge der Linie, welche 54.
gleiche Theile hält, in der Oeff-
nung
zwiſchen dem 54ten Solido auf, und nehme die Weite zwiſchen dem 16.
Solido, welche die gröſſere von den zwoen geſuchten mittlern Proportional-
linien
ſeyn wird:
Wann man nun dieſe Linie, die in dieſem Exempel 36.
von
eben denſelben gleichen Theilen in ſich hat, in einer Oeffnung zwiſchen
den
54ten Solido aufträget, welches ſich ereignet, indeme man die Schenkel
des
Proportionalzirkels wiederum öffnet, und zum andernmal die Weiten
zwiſchen
dem 16ten Solido nimmt, ſo wird auch die kleinere von den geſuchten
zwoen
Proportionallinien gefunden ſeyn, welche in dieſem Exempel 24.
von
eben
denen gleichen Theilen in ſich halten, alſo daß dieſe vier Linien in Propor-
tione
continua, und in eben der Verhältnis als dieſe vier Zahlen 54.
36. 24.
16
.
ſeyn werden.
Wann die Linien zu lang, oder die Zahlen von ihren gleichen Thei-
len
zu groß ſind, muß man nur deren halben, dritten, oder vierten a.
Theil nehmen, und operiren wie oben. Wann man, zum Exempel,
8361Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel. mittlere Proportionallinien, zwiſchen zwo Linien, davon eine 32. und die
andere
256.
in ſich begreift, ſuchet, nimmt man den vierten Theil von ei-
ner
j@den dieſer Linien, welcher 8.
und 64. ſeyn wird, fräget die erſte
Zahl
in einer Oeffnung zwiſchen den 8ten Solido auf, und nimmt die Weite
zwiſchen
64.
welche 16. vor die erſte unter denen zwoen mittlern Proportional-
linien
giebet, hernach trage man die Länge der Linie vom 16.
in einer Oeff-
nung
zwiſchen dem achten Solido auf, da die Weite zwiſchen dem 64ten eine
Linie
von 32.
gleichen Theilen geben wird; hernach multiplicire man dieſe bey-
de
gefundene Zahlen mit 4.
damit ſolche wieder ganz werden, daß alſo zwi-
ſchen
den zwoen vorgegebenen Linien die erſte von den zwoen mittlern 94.
und
die
andere 128.
iſt, alſo werden dieſe vier Linien in ihrer Proportione continua
einerley
Verhältnis, wie dieſe vier Zahlen haben, nemlich 32.
64. 128. 256.
Siebender Nutz.
Wann ein Parallelepipedum gegeben worden, die Seite eines
Cubi
, welcher jenem gleich@ ſeye, zu finden.
Man ſuche eine mittlere Proportionallinie zw@ſchen den zwoen Seiten
der
Grundfläche in dem Parallelepipedo, hernach ſuche man auch zwiſchen der
Gröſſe
der gefundenen Zahl und der Höhe des Parallelepipedi, die erſte von den
zwoen
Mittelproportionalzahlen, welche die Seite des geſuchten Cubi ſeyn
wird
.
Es ſeyen die zwo Seiten von dem Parallelepipedo 24. und 54. und ſeine
ne
Höhe 63.
man verlanget aber die Seite eines Cubi, welcher jenem gleich
ſeye
, ſo träget man demnach die Linie von 54.
gleichen Theile in einer Oeff-
nung
zwiſchen der 54ten Fläche auf, und nimmt die Weite zwiſchen den 24ten,
welche
, wann ſie auf die Lineam partium æqualium getragen wird, 36.
vor die
Mittelproportionallinie
geben muß.
Endlich träget man 36. in einer Oeff-
nung
zwiſchen 36ten Solido auf, und nimmt die Weite zwiſchen den 36ten
Solido
, welche etwas weniger dann 44 {1/2}.
vor die Seite des Cubi, der dem ge-
gebenen
Parallelepipedo gleich ſeyn ſoll, geben wird.
Achter Nutz.
Eine Viſirruthen zu verfertigen und einzutheilen, damitman
die
Fäſſer und alle dergleichen Gefäſſe, in welchen flüßige Materien
können
aufbehalten werden, ausmeſſen kann.
Die Viſirruthe, von welcher ich anjetzo handeln will, iſt eine Regel oder
Maasſtab
aus Metall, oder gutem Holz, z.
E. von Eben oder Buchbaum Holz,
in
gewiſſe Theile eingetheilet, welche die Zahl, der in dem Faß enthaltenen
Pinten
(Maaſen) andeuten, nachdeme man ſolche durch das Spundl@ch ſo
weit
hinein geſtecket, bis das Ende davon den Winkel, welchen der Boden
mit
den Tauben in dem von dem Spundloch entfernſten Theil macht, berühre,
gleichwie
an der Linie AB, welche wie eine Diagonallinie ſtehet, zu erſehen iſt.
8462Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Wann nun dieſe Viſirruthe alſo geſtellet iſt, wird die Eintheilung,
11Tab. VII.
Fig
. 13.
die der Mitte des Spundlochs innerhalb des Faſſes beykommet, die Zahl
der
Pinten (Maaſen) welche ſolches hält, bemerken.
Es iſt aber rathſam, daß man den Stand der beſagten Ruthe annoch
anderſt
nehme, daß nemlich das Ende C von der Ruthe den Winkel des an-
dern
Vodens B auch berühre, dann ſo ſich einiger Unterſchied findet, muß die
Helfte
davon genommen werden.
Der Gebrauch von dieſer Viſirruthe iſt ſehr leicht, indeme marr
ohne
Berechnung gleich den Innhalt der Fäſſer findet, die ganze Kunſt be-
ſtehet
nur in der guten Eintheilung.
Um dieſes nun in das Werk zu ſtellen, läſſet man ein Fäßlein machen,
daß
ein Septier, das iſt 8.
Pinten oder Maaſe halte, welches ganz und gar
denen
Fäſſern, die zu Land im Gebrauch ſind, ähnlich ſeye, weilen dieſe
Ruthe
nur in den ähnlichen Fäſſern, das iſt, in denen, welche die Diame-
tros
der Böden, und diejenigen gerad durch das Spundloch hinunter, mit
der
Länge ſowol in gleichen Verhältniſſen haben, als dasjenige, welches
zu
denen Eintheilungen gedienet, eintreffen kan.
Wir wollen, zum Exempel, ſetzen, daß der Durchmeſſer eines jeden Bo-
dens
von einem Faſſe, ſeye 20.
Zoll, der Durchmeſſer der Durchſchnitte durch
das
Spundloch gerad hinunter 22.
Zoll, ſeine innere Länge 30. Zoll, dieſes
Faß
wird 27.
Septiers nach dem Pariſer Maas, gleichwie auch zu Orleans
diejenige
ſind, die man dorten les demi qües benennet, halten, von jenem
nun
, wird das Diagonalmäß, welches bis in die Mitte des Spundlochs
gehet
, 25.
Zoll 9 {1/2}. Linie ſeyn, gleichwie man ſolches leicht durch die Bercch-
22Fig. 13. nung finden kan, weilen in dem geradwinklichten Triangel ADC die Seite
CD
bekannt iſt, daß ſie nemlich groß ſeye 15.
Zoll, und DA, als reducirter
Diameter
, 21.
wann man nun ihre Quadrata zuſammen addiret, ſo wird
nach
der 47.
Propoſition des erſten Buchs Eùclidis das Quadratum der Dia-
gonallinie
, oder der Hypotenuſä AC, und dann ihr Radix zu haben ſeyn.
Es wird aber ferner ein Fäßlein nach eben denen Verhältniſſen, wann
deſſen
Abmeſſungen nur der dritte Theil von den vorigen wären, das iſt, daß
der
Diameter eines jeden Vodens 6.
Zoll 8. Linien, der mittlere 7. Zoll 4. Linien
und
ſeine innere Länge 10.
Zoll groß wäre, ein Septier oder 8. Pinten (8.
Maaſen) halten, ſo müſte ſeine Diagonallinie 8. Zoll 7. Linien groß ſeyn.
Ueberdeme aber, würde ein anders Fäßlein, deſſen Abmeſſungen die
Helſte
von dem erſt bemeldten wären, das iſt, wann der Durchmeſſer eines
jeden
Bodens 3.
Zoll 4. Linien, der mittlere durch das Spundloch hinunter
3
.
Zoll 8. Linien, und die innere Länge des Fäßlein 5. Zoll groß wäre, eine
Pint
oder Maas halten, da dann die Diagonallinie, welche bis in die Mitte
des
Spundlochs gehet, 4.
Zoll 3 {1/2}. Linien groß ſeyn muß.
Man nimmt endlich einen Maasſtaab oder Viſirruthe, von 3. bis
4
.
Schuhen lang, und bedienet ſich eines von dieſen dreyen Mäßen,
8563Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel. am dienlichſen ſeyn mag, als zum Exempel, wann man darauf die Septiers be-
merken
wol@e, ſo machet man ein Punct mitten auf ihrer Breiten, welches
v@n
einem Ende um 8.
Zoll, und 7. Linien weit abſtehe, und deutet ein Septier
an
;
wann dieſe Weite duplirt wird, bemerket man 8. Septiers, in Tripli-
rung
aber eben deſſelben Mäßes, zeichnet man 27.
Septiers, und bey Quadru-
plirung
deſſen notiret man 64.
Septiers, indeme die ähnlichen Corpora ſich ge-
geneinander
verhalten, wie die Cubi ihrer Laterum homologorum.
Damit man aber die andere Zahl der Septiers auch darauf verzeichnen
möge
, ſo nimmt man mit einem gemeinen Zirkel die Länge von 8.
Zollen und
7
.
Linien, und läſſet, nachdeme dieſe in einer Oeffnung aus dem erſten Solido
aufgetragen
worden, die zwo Regeln oder Schenkel des Proportionalzirkels
unverrucket
liegen, nimmt ferner die Weite aus dem zweyten Solido, da-
mit
auf beſagter Viſirruthen@ die Weite, welche zweyen Septiers zukommet,
möge
bemerket werden.
Man nimmt gleichfalls die Weite aus dem dritten Solido, damit man
die
Länge der Diagonallinie, welche mit dreyen Septiers übereinkommet, auf
der
Viſirruthe andeutet, und ſo ferner, alſo wird mit Beyhülffe deſſen
die
Viſirruthe von Septiers zu Septiers eingetheilet ſeyn.
Man kann auch eben ſo leicht die Pinten (Maaſen) darauf verzeich-
nen
, dann zum Exempel, die Helſte von der Weite, welche zweyen Septiers zu-
kommet
, wird dienlich ſeyn können, daß man darauf 2.
Pinten (oder Maa-
ſe
) andeute, die Helfte von der Weite für 3.
Septiers wird dienen um drey
Pinten
oder Maaſen, notiren zu können, die Helfte der Diagonal für 4.
Sep-
tiers
wird zu 4.
Pinten oder Maaſen, und ſo weiters, dienen.
Wann der Proportionalzirkel nicht groß genug iſt, daß man die Dia-
gonalgröſſe
eines Septiers in einer Oeffnung aus dem erſten Solido auf,
fo
träget man nur darauf diejenige von einer Pint oder Maas, wann man
nun
auf der Viſirruthen ſo viel Pinten und Maaſen, als man kan, notiret
hat
, werden die Diagonallinien der Septiers, indeme man die Mäſe der Pin-
ten
oder Maaſen dupliret, gefunden ſeyn, als zum Exempel, wann man die
Diagonallinie
der ſechs Pinten oder Maaſe dupliret, wird diejenige Länge
von
6.
Septiers, und ſo man die Gröſſe von 7. Pinten oder Maaſen dupliret,
diejenige
von 7.
Septiers, und ſo weiters, zu haben ſeyn.
Wann aber die Diagonalgröſſe von einem Pint oder einer Maas noch
zu
groß iſt, daß ſie könne in einer Oeffnung aus dem erſten Solido aufgetragen
werden
, ſo kann man ihre Helfte auftragen, wann nun der Proportionalzir-
kel
in ſolcher Oeffnung bleibt, wird die Weite aus dem zweyten Solido ge-
nommen
, die man dupliret, um die Diagonallinie von 2.
Pinten oder Maaſen
zu
haben;
Wann man dann gleichfalls die Weite aus dem dritten Solido ge-
nommen
, wird ſolche dupliret, damit man auf der Viſirruthen die Diago-
nallinie
von 3.
Pinten oder Maaſen, und ſo weiters, haben möge.
8664Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Die Zeichen von denen Septiers ſollen durch die ganze Breite der Ru-
then
gezogen werden, wozu man dann die Zahlen, welche ihre Anzahl geben,
ſtechen
ſoll, die Zeichen der Pinten ſollen kleiner ſeyn, um ſolche zu unter-
ſcheiden
.
Damit aber dieſe Ruthe auch nützlich ſeyn möge, um damit verſchiedene
Gattungen
der unähnlichen Fäſſer zu viſtren, kann man andere Einthei-
lungen
auf einer jeden Seite der Ruthe, nach denen Verhältniſſen der Dia-
metrorum
und Längen der von allerhand Arten zu Land gebräuchlichen Fäſ-
ſer
machen, dahero ſoll man auch bey einem Ende einer jeden Seite die Dia-
metros
und Längen, womit man dieſe Eintheilungen hat verfertigen können,
verzeichnen
, als zum Exempel, man ſoll zu End derjenigen Seiten, wo man
die
vorhergehende Eintheilung hingeſetzet, beſchreiben, Diameter der Böden-
20
.
Diameter der Mitten - 22. die Länge - 30. oder aber, damit man es kürzer
habe
, reducirter Diameter - 21.
Länge - 30.
Wann man für die Eintheilung einer andern Seite ſich der Maaße eines
Faſſes
bedienet, davon der Diameter eines jeden Bodens 21.
Zoll, der mittlere
23
.
und die innere Länge 27 {1/2}. Zoll groß ſeye, ſo würde dieſes Faß, welches
kürzer
als das andere, inzwiſchen aber dicker iſt, bey nahe ebey ſo viel, nem-
lich
27.
Septiers, in ſich halten, und ſeine Diagonallinie 26. Zoll groß ſeyn.
Wann ein ander Faß nach allen ſeinen Abmeſſungen den dritten Theil
von
dem vorhergehenden hat, wird es ein Septier halten, und ſeine Diagonal-
linie
AC wird 8.
Zoll und 8. Linien groß ſeyn, mit deren Beyhülffe man dann
leichtlich
die Theilungen wird machen können, wie wir oben geſagt haben, und
dabey
auf beſagter Seite auſetzen, reducirter Diameter - 22 Länge - 27 {1/2}.
Wann man auf den vier Seiten der Ruthen vier unterſchiedene Einthei-
lungen
macht, wird man auf einer Ruthe vier unterſchiedliche Viſitungen ha-
ben
, womit vielerley Gattungen der Fäſſer ausgemeſſen werden können,
derowegen
ſoll man diejenige erwählen, welche am beſten zur Viſirung der
vorkommenden
Fäſſer ſich ſchicken möge, indeme vorher die Verhältniß ihrer
Diametrorum
und Längen examiniret wird.
Zur Eintheilung dieſer cubiſchen Ruthen kann man ſich noch beſſer der
Tabulæ
ſolidorum (wie ſolche pag.
4C- dargegeben worden) als des obeu
hierzu
gebrauchten Proportionalzirkels bedienen, dann, nachdeme durch
die
Berechnung richtig ausgefunden worden, daß die Diagonal ein Faſſes,
das
27.
Septiers in ſich fäſſet, 26. Zoll groß ſeye, ſo wird man auch die an-
dere
Diagonalen der Fäſſer, von was vor einer Gröſſe ſie mögen vorgegeben
worden
ſeyn, gar leicht zu finden wiſſen, ſo fern anderſt bey ſolchen die æquir-
te
Diametri gegen ihre referirten Längen einerley.
Verhältniße, wie 22. zu 27 {2/@}.
oder noch kürzer wie 4. gegen 5. ſich verhalten, haben werden.
Zum Exempel, es wird zu wiſſen begehret, wie groß die Diagonallinie
eines
gar kleinen Faſſes von 9.
Septiers ſeye, ſo ſnchet man demnach in
8765Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel. obbemeldten Tabula die Zahl, welche mit dem neunten ſolido correſpondiret,
und
dieſe iſt 520.
, alsdann nlmmt man die Zahl, die mit dem 27ten Solido
übereintrift
, bey welcher man 750.
finden wird, darauf ſchlüſſet man nach
der
Regula Detri wie folget:
750 : 520 26. , ſo werden ſich dann endlich nach dieſer Regul 18.
Zoll vor die Diagonal von 9. Septiers ſich ergeben. Nach ſolcher Verhält-
nis
, daß ſich die Fäſſer ungefehr wie 4.
gegen 5. verha ten, pfleget man
in
der Gegend von Paris ſelbige zu verfertigen, nemlich, ſo man eine hal-
be
Tonne (Demimuid) die nach ihrem æquirten Diametro 19.
Zoll und
2
.
Linien, nach ihrer inwendigen Länge aber 24. Zoll austräget, zum Exempel
vorgeben
ſollte, ſo würden ſich, wie man es aus dem Calculo gar leicht deter-
miniren
kan, vor ihre Diagonallinie 22.
Zoll 8 {1/2}. Liuie zeigen.
Die andere Gatung der Fäſſer, von welchen man oben pag. 16.
Meldung gethan, iſt ihrer Länge nach gröſſer, indeme nemlich in ſolcher
der
æquirte Diameter gegen der innern Länge ſich wie 7.
zu 10. verhält.
Wir wollen mit wenigen überhaupt noch ſo ſo viel ſagen: Man findet
erſtlich
, ſo bald die in einem Land bey Verſertigung der Fäſſer gebräuchliche
Proportion
bekannt worden, die Diagonal eines Faſſes, welches eine gewiſſe
Zahl
von Septiers oder Maaſen in ſich hält, entweder nach der 47.
Aufgab
des
erſten Buchs Euclidis, oder auch wohl aus der Praxi, ſo wird man dann
auch
die Diagonalen von allen andern Fäſſern, die nach eben ſolcher Propor-
tion
verſertiget worden, mit Zuziehung der obbemeldten Tabulæ Solidorum
ebenfalls
gar leicht ausfinden können.
Sechſte Section.
Dieſe begreift die Zubereitung und den Gebrauch noch an-
derer
Arten der Viſirruthen in ſich.
Die Viſirruthe, welche wir oben erkläret haben, iſt nur allein tüch-
tig
, die Mäſe in ähnlichen Gefäſſen darzulegen, diejenige aber, von wel-
chen
wir jetzo handeln wollen, können bey allerhand Arten der Cylindriſchen
Fäſſer
gebrauchet werden, ob ſie gleich nicht ähnlich ſind.
Dieſe Arten zu viſiren ſind darauf gegründet, daß ein Faß gleich ſeye
einem
Cylinder, der eine gleiche Höhe mit der innern Länge des Faſſes habe,
ſeine
Baſis ab@r gleich ſeye mit dem Zirkel, deſſen Diameter zwiſchen dem
Diameter
bey dem Boden, und zwiſchen dem mittlern durch das Spund-
loch
hinab media Proportionalis Arithmetica ſeye, welches in der Praxi noch
gut
genug iſt, weilen vornemlich wenig Unterſchied zwiſchen den Zirkeln der
Böden
, und zwiſchen dem mittlern Theil des Faſſes iſt.
Wann man die erſte Art einer Viſirruthe bereiten will, muß man
das
Mäß, deſſen man ſich bedienen mag, indeme nemlich ſolches mit einem
regulairen
Gefäß, als einem hohlen Cylinder, verglichen wird,
8866Von der Zubereitung und dem Gebrauch des worauf man in beſagten Cylinder eine zu Land übliche mit Waſſer, oder
einer
andern flüßigen Materie, angefüllte Maaß gieſſen, und gar nett den
Diameter
und die Tieſſe, welche von der beſagten flüßigen Materie einge-
nommen
wird, bemerken muß.
Wann man zum Exempel dieſe Viſirruthen auf Paris richten wollte,
allwo
ein Pint (Maas) 48.
Cubiſche Zoll, oder aber 61. Cylindriſche Zoll
in
ſich begreiffet, ſo wird aus der Berechnung geſunden werden, daß ein yoh-
ler
Cylinder, der im Diameter 3.
Zoll und 11 {1/3}. Linien, und ſo viel nach ſeiner
Tieffe
habe, ein Pint oder eine Pariſer Maas halte, und daß ein Cylinder,
deſſen
Dimenfiones doppelt ſo groß, nemlich 7.
Zoll, 10 {1/3}. Linien ſind, ein Septier
oder
8.
Pinten halte, dann die ähnlichen Corpora verhalten ſich gegenein-
ander
, wie die Cubi ihrer Laterum homologorum.
Nachdeme wir nun ſolches zum voraus ſupponiret haben, träget man
11Tab. VII.
Fig
. 14.
dieſe Länge von 3.
Zollen 11 {1/@}. Linien auf die eine Seite der Viſirruthe ſo
offt
hinauf, als dieſe dergleichen Länge faſſen mag, und notiret die Puncten,
allwo
dann 1.
2. 3. 4. 5. a. geſchrieben wird, theilet auch jeden von dieſen Thei-
len
wiederum nach Gefallen in 4.
oder mehr Theile: Dieſe alſo eingetheilte
Seite
wird nun die Seite der gleichen Theile oder der Langmaaſen genen-
net
, und dienet die Länge der Fäſſer damit zu meſſen.
Auf einer andern Seite der Viſirruthen muß man auch den Diameter
eben
deſſelben Cylindri verzeichnen, welchen wir gleichfalls 3.
Zoll und 11 {1/3}.
Linien groß ſetzen, und hernach die Diametros der Zirkel dupliren, tripliren,
quadrupliren
, a.
und dieſes nach einer von den oben erklärten Methoden, wie
man
die Lineam Planorum auf dem Proportionalzirkel theilen ſoll, unter
welchen
die leichteſte und kürzeſte dieſe iſt, daß man ein geradwinklichtes
Triangulum
Iſoceles ABC mache, da ein jedes von den Schenkeln um den gera-
22Fig. 15. den Winkel herum, 3.
Zoll 11 {1/3}. groß ſeye, ſo wird die Hypotenuſa BC, der
Diameter
eines doppelten Zirkels ſeyn, ſo träget man derowegen, nachde-
me
eines von denen beſagten Schenkeln, als AB, ſo weit gegen D, als es von-
nöthen
iſt, verlängert worden, um darauf alle Diametros der Fäſſer, die man
meſſen
will, zu notiren, von A gegen D die beſagte Hypotenuſam, und bezeichnet
ſolche
im Punct, woſie aufhöret mit der Zahl 2.
, nimmt ferner die Weite C 2.
und bemerket ſie, nachdeme ſolche auf die Linie AD getragen worden, im
Punct
, woſich ſelbige endet, mit 3.
, man nimmt gleichfalls die Weite C 3. und,
wann
man ſolche auf die Linie AD getragen, bezeichnet ſolche mit 4.
, und ſo
muß
man mit allen andern Diametris verfahren, welche man auf der Viſir-
Ruthen
anzudeuten verlanget.
Es iſt zu merken, daß die Linie A 4. welche den Diameter eines Zirkels,
der
viermal ſo groß, als der erſte iſt, gibt, zweymal ſo groß, als AC oder AB
ſeye
, weilen die Zirkel ſich gegeneinander, als wie die Quadrata ihrer
8967Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel. trorum verhalten, oder wann AB, 1. iſt ſo iſt ſein Quadrat auch 1. , und wann
die
Linie A 4, 2.
mal ſo groß ſupponiret wird, ſo iſt @hr Quadratum 4.
Wann man ſich dieſer Viſirruthe bedienen will, muß man die Seite,
worauf
die gleichen Theile ſtehen, auf der äuſſern Länge des Faſſes anlegen,
und
davon die Tieffe einer jeden Zarchen, wie auch die Dicke der Tauben,
welche
die Böden austragen, abziehen, damit man accurat ſeine innere Län-
ge
haben möge.
Man appliciret auch ferner die Seite der Diametrorum von der beſagten
Viſirruthen
an den Diameter der Faßböden, und bemerket die Zahl, die je-
nem
zukommet, auch ob ſie gleich ſeyn, oder nicht;
dann wann einige
Differenz
zwiſchen den Diametris der Böden wäre, müſte man ſolche, indeme
man
die Helfte von ihrer Summa nimmt, gleich machen.
Man läſſet über deme die Viſirruthe durch das Spundloch Bleyrecht
hinein
gehen, damit man den gröſten innern Diameter des mittlern Durch-
ſchnitts
überkommen möge, der zu dem Diameter der Böden addiret, und
dann
die Helfte davon genommen wird, um den mittlern Diametrum arith-
meticum
zu haben, welcher endlich mit der innern Länge des Faſſes mul-
tipliciret
, das Productum von der Zahl der Maaſen, welche es fäßt, andeu-
ten
wird.
Es ſeye, zum Exempel, die innere Länge eines Faſſes von 4 {3/4}. Maaſen,
nachdeme
man zween Zoll bey einer jeden Seiten der äuſſern Länge, nemlich 1 {1/2}.
Zoll vor die Tieffe der Zarchen, und einen halben Zoll vor die Dicke der
Tauben
, welche die Böden austragen, abgezogen;
es ſeye auch der Diameter
eines
jeden Bodens 15.
, und der Diameter des mittlern, 7. Theile, dieſe
15
.
und 17. zuſammen addiret, geben die Summam 32. , davon die Helfte 16.
iſt
, welche man mit der Länge 4 {3/4}.
multipliciret, ſo wird das Productum 76. ,
die
Zahl der Pinten oder Maaſen, welche in dem vorgegebenen Faß ent-
halten
ſind, geben.
Was die andere Art der Viſirruthen anlanget, findet man durch die
Brechnung
, daß ein Cylinder, der im Durchmeſſer drey Schuh, drey Zoll und
ſechs
Linien in ſich hält, und auch eben ſo viel ſeiner Höhen nach ausmachet,
1000
.
Pinten, oder Pariſer Maaſe faſſe.
Man nehme derowegen auf einer Regel eine Länge von dreyen Schu-
hen
, dreyen Zollen und ſechs Linien, theile dieſe Länge in zehen Theile, ſo wird
ein
jeder @on dieſen Theilen der Durchmeſſer, und die Höhe eines Cylinders
ſeyn
, welcher ein Pint oder ein Maas ſäßt, weilen die gleichförmigen Körper
ſich
gegeneinander, wie die Cubi ihrer Laterum homologorum verhalten, man
theilet
wiederum einen jeden von dieſen Theilen in 10.
Theile, welches gar
leicht
auf dem Proportionalzirkel vermittelſt der Lineæ æqualium partium ge-
ſchehen
kann, ſo wird ein jeder von dieſen lezten Theilen die Höhe, und der Dia-
meter
eines Cylindri ſolidi ſeyn, welcher den tauſendſten Theil von einem
9068Von der Zubereitung und dem Gebrauch des oder einer Maas in ſich hält. Dieſe kleine Theile muß man bis zu End der
Ruthen
hinaus machen, und von 5.
zu 5. mit Zahlen andeuten, ſo wird die
Viſirruthe
fertig ſeyn, man kann ſolche von 4.
bis 5. Schuhen in der Gröſſe
nehmen
damit man die groſſen Fäſſer, als da ſind die Stuckſäſſer, a.
aus-
meſſen
könne.
Bey deren Gebrauch muß man in acht nehmen, wieviel die Diametri
der
Böden, und der mittlere durch das Spundloch, wie auch die Länge des
Faſſes
von den kleinen Theilen der Viſirruthen in ſich begreiffe.
Durch die Länge des Faſſes muß man die innere Länge verſtehen, wel-
che
das Spatium iſt, das in einer geraden Liuie zwiſchen den Böden enthalten
iſt
, durch die Durchmeſſer aber verſtehet man die Durchſchnitte, welche zwi-
ſchen
den Tauben genommen werden.
Wann dieſe Durchmeſſer des Faſſes einander gleich ſind, vergleichet
man
einen von denſelben mit dem Durchmeſſer des mittlern Durchſchnitts
bey
dem Spund, das Mittel zwiſchen dieſen zween wird alsdann der æquir-
te
Diameter des Faſſes genennet.
Wan aber die Diameter der Böden einander nicht gleich ſind, ſo addiret
man
ſolche zuſammen, und nimmt davon die Helſte, welche man den æquir-
ten
Diameter der Böden nennet, hernach vergleichet man dieſen æquirten
Diameter
mit dem groſſen Diameter, der durch die Mitte des Spundlochs
gehet
, addiret ſelbige zuſammen, und nimmt die Helfte von ihrer Summa,
damit
man den æquirten Diameter des Faſſes erlangen möge.
Endlich multipliciret man den æquirten Diameter des Faſſes mit ſich ſelb
ſten
, das Product aber mit der Länge, ſo wird die Zahl der tauſend Thei-
ligen
von den Pinten oder Maaſen, welche in dem Faß enthalten ſind, zu
haben
ſeyn, derowegen ſchneidet man die drey lezten Zahlen gegen der rech-
ten
Hand weg, ſo werden die übrigen anzeigen, wie viel das beſagte Faß
Pinten
oder Maaß in ſich halte.
Es ſeye, zum Exempel, der Diameter eines jeden Bodens 58. Theile
nach
beſagter Viſirruthen groß, und der Diameter des Mittels 62.
, dieſe
zwo
Zahlen addiret man zuſammen, welches 120.
macht, davon die Helfte
60
.
der æquirte Diameter des Faſſes iſt, und multipliciret dieſe Zahl mit ſich
ſelbſten
, ſo wird ſein Quadrat 3600.
geben, wir wollen ſetzen, daß die innere
Länge
des Faſſes 80.
eben derſelben Theile groß ſeye, welche 3600. mit 80.
multiplicirt, das Product 288000. geben, nachdeme man nun die drey lez-
ten
Zahlen abgeſchnitten, wird man erfahren, daß dieſes Faß 288.
Pinten
oder
Pariſer Maaſe in ſich halte.
Dieſe Arten zu viſiren, ſind in der Ausübung noch accurat genug, wann
nur
kein groſſer Uoterſchied zwiſchen den Zirkeln der Böden und dem mittlern
des
Faſſes iſt, wie bey Fäſſern ſich ereignet, die man um Paris herum machet,
wann
aber der Unterſchied merklich iſt, gleichwie ſelbiger bey den Fäſſern,
die
in Anjou gemacht werden, ſich befindet, deren mittlere Diameter
9169Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel. gröſſer, als der von den Böden iſt, wird die Viſirung, welche nach denen erſt
gezeigten
Methoden angeſtellet worden, ein wenig kleiner ſeyn, als die rechte iſt;
damit man aber noch genauer darzu gelangen, und ſolche richtiger machen mö-
ge
, theilet man die Differenz in 7.
Theile, welche der Exceſs des gröſſern Diame-
ters
machet, und addi@et von dieſen, 4.
zu dem æquirten Diameter der Böden,
als
zum Exempel wann der Diameter der Böden wäre 50.
gleiche Theile
groß
, und der mittlere 57.
von eben dergleichen Theilen, nimmt man 54.
für
den æquirten Diameter des Faſſes, und verfähret im übrigen, wie oben
gemeldet
worden.
Nachdeme man nun durch die Viſirruthen erſahren, wie viel dieſes
Faß
Pariſier Pinten in ſich halte, ſo kann man auch nach folgender Me-
thode
finden, was eben daſſelbige Faß von allerhand andern Maaſen faſſe.
Ein Pint mit ſüſſem Waſſer nach Pariſer Maas wieget 31. Unzen
dem
Markgewicht nach, derowegen darf man nur in dem Land, wo man
ſich
befindet, ein Ma@s Waſſer wägen laſſen, ſo wird man nach der Re-
gula
Detri finden, was man ſuchet.
Wann, zum Exempel, die Maas Waſſer in einem Ort oder Land 50.
Unzen @wieget, und man wollte gern wiſſen, wieviel von dergleichen Maaſen
in
einem Faß, welches 288.
Pinten, nach dem Pariſer Maas hält, in ſich be-
greiffe
, ſo ſchlieſſet man nach der Regula Detri, wie ſich verhält, 50.
gegen
31
.
, alſo verhalten ſich 288. Pinten gegen die vierte Zahl, alsdann wird
man
nach dieſer Regel 178 {1/2} Maas finden.
Man könnte auch auf einer Seiten der beſagten Ruthen die Schuh und
Zoll
anſetzyn, und ieden Zoll wiederum in 4.
Theile theilen, welches eine zwey-
te
Manier die Fäſſer zu viſiren, an die Hand geben ſollte, das gleichſam zu ei-
ner
Prob dienen müſte.
Die Schuh könnten mit Romaniſchen, und die Zoll
mit
andern kleinern Zahlen bemerket werden.
Wir haben oben geſagt, daß ein Pint zu Paris 61. Cylindriſche Zoll faſ-
ſe
, derowegen muß man, nachdeme die Corpulenz des Gefäſſes zu Cylindri-
ſchen
Zollen reduciret worden, ſolche mit 61.
dividiren, damit man die Anzahl
der
Pinten, welche es verhält, haben möge.
Ein oder zwey Exempel wer-
den
die Sache deutlich machen.
Es ſcye, zum Exempel, die innere Länge eines Faſſes 36. Zoll, der Dia-
meter
der Böden 23.
Zoll, und der mittlere im Faß 25. dieſezween Durchmeſ-
ſer
zuſammen addiret, geben in der Summa 48.
, davon die Helfte 24. vor
den
æquirten Diameter iſt:
Dieſe Zahl 24. wird ferner mit ſich ſelbſten multi-
pliciret
, ſo wird das Product 576.
ſeyn welches man dann mit 36. multipli-
cicet
, ſo werden 20736 Cylindriſche Zoll gefunden, welche mit 61.
dividi-
ret
, ungefehr den Quotient@n von 339 {1/4}.
Pinten geben.
Wann die Maaſe, der@n man ſich zu den Längen, und den Diametris be-
dienet
hat, {1/4} Zolle machen, ſo dividi@et man das lezte Product mit 3904.
ſo
wird
man die Zahl der Pinten überkommen.
9270Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Es ſeye, zum Exempel, die innere Länge des vorgegebenen Gefäſſes 53 {1/4}.
Zoll, der Diameter der Böden 23. Zoll, und der mittlere 25 {1/2}. , davon ihre
Helfte
24 {1/4} macht, welche, damit die Berechnung deſto leichter gemach@ wer-
de
, zu Viertheilen zu reduciren iſt, alſo iſt es die Zahl 97.
, welche man mit ſich
ſelbſten
multiplieiret, ſo wird das Product 9409.
ſeyn, die man dann mit 141.
multipliciret
, zu welchen ſich vor die Länge 35 {1/4}.
Zolle reduciren laſſen, ſo wird
das
lezte Product 1326669.
ſeyn, welches endlich mit 3904. dividiret, den
Quotienten
, wie oben, nemlich 339 {3/4}.
Pinten ungefebr geben wird.
Von der Zubereitung und dem Gebrauch einer neuen
V@ſirruthen
.
Es hat Monſr. Sauveur, der Könige in Spanien und Engeland, wie
auch
der Königl.
Prinzen von Frankreich Königlicher Profeſſor und
Mitglied
der Academie der Wiſſenſchaften, die Gütigkeit gehabt,
uns
eine neue Viſirruthe von ſeiner Invention zu communiciren, mit deren
Beyhülffe
man durch die bloſſe Addition den Innhalt von allerhand Gat-
tungen
der Fäſſer, an ſtatt, da ſonſt alle Arten zu viſiren, die noch bis-
hero
zum Vorſchein gekommen, durch die Multiplicationes und Diviſiones
haben
können verrichtet werden, finden kann, welches dann auch erfor-
dert
, daß man dieſer neuen Ruthe vor allen andern den Vorzug
laſſe
.
Man ſiehet ſich ein klein Stuck Holz, wann man dieſe Viſirruthen
verfertigen
will, das trocken und ohne Aeſte, von Birnbaum aus, deren
Länge
ungefehr, da ſelbige als ein geradwinklichtes parallelepipedum formi-
ret
iſt, 5.
Schuh groß ſeye, in der Dicke aber auf jeder von den 4. Seiten,
die
gleich ſeyn müſſen, 6.
bis 7. Linien ausmachen. Die 17te Figur zei-
11Tab. VII.
Fig
. 17.
get ungefehr die vier nebeneinander ausgebreitete Seiten an.
Auf der erſten von den vier Seiten ſoll man die Zahlen, welche zu den
Diametris
der Fäſſer zu meſſen, dienlich ſeyn werden, bemerken.
Die Eintheilungen der andern Seite wird zu den Längen zu n@eſſen
nützlich
ſeyn.
Die Theilungen der dritten Seite werden vor den Innhalt
der
Fäſſer dienen.
Und endlich wird man auf der vierten Seite, die Zahl der Septiers und
Pinten
, welche ſie halten, finden.
Dieſe Theilungen machet man nach folgender Manier:
Erſtlich theilet man die vierte Seite von Zollen zu Zollen, und jeden
Zoll
in 10.
gleiche Theile. Dieſe klelne Theilungen werden die Pinten an-
deuten
, die man mit den Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, a.
bemerket, von 8. aber zu
8
.
werden es Septiers ſeyn, weilen ein Septier 8. Pinten hält, bey einem En@
dieſer
vierten Seite ſoll man ſchreiben, Pinten und Septiers.
Die drey
9371Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel. dern Seiten ſoll man mit Bcyhülf der Logarithmorum eintheilen, wie wir
jetzt
erklären wollen.
Die Eintheilungen der vierten Seite werden an ſtatt einer Scalæ vor die
dritte
, die gleich an jener ſtehen ſoll, dienlich ſeyn.
Eintheilung der dritten Seite vor den Innhalt.
Wann man eine Zahl auf die dritte Seite ſetzen will, als zum Exempel
240
.
ſo ſuche man in den Logarithmis 240. , wo die Zahl iſt, die ihr am ge-
nauſten
kommt, da wird man gegenüber 251.
finden, derowegen ſetzet
man
240.
in die dritte Seite gegen 251. über der vierten Seite, und
alſo
weiters.
Ich habe geſagt die Zahl, welche der am nechſten kommet, dann man
findet
eben nicht juſt 240.
gegen 251. über, dann an ihrer Stelle zeige@
ſich
23996.
, welche am genaueſten iſt, indeme daran nur vier Einheiten
fehlen
, dabey man die drey letzten Zahlen der in den Tabulis der Logarithmo-
rum
bemerkten ganzen Zahlen auslaſſen kann.
Damit wir aber inzwiſchen
nichts
an der behörigen Richtigkeit ermangeln laſſen, indeme die Theilun-
gen
gemacht werden, addiret man 1.
zu der erſten Zahl, und ſuchct 340.
an ſtatt des Logarithmi 240. , gegen welchen über man 2512. findet, welches
andeutet
, daß man den Logarithmum 340.
gegenüber, wo 251. die Einthei-
lungen
der Pinten, und noch zween Theil darüber von einer Pint, die man
in
10.
Theile getheilet, ſupponiren ſoll, ſtehen, ſtellen müſſe. Zu einem
End
der dritten Seite muß man ſetzen, Innhalt.
Eintheilung der andern Seite vor die Längen.
Ein Cylindriſches Gefäß, welches 3. Zoll 11 {1/3}. Linie im Diameter, und
eben
ſo viel der Tieffe oder Länge nach, hat, hält ein Pint nach der Pari-
ſer
Maas, derowegen muß der erſte Theil der andern Seiten, welche ohne
Theilung
iſt, von dieſer Länge ſeyn, die man 10.
und mehrmalen, wann
man
will, nach der Länge der beſagten Seite hinab ſetzen muß, indeme
man
ſolche nur mit blinden Puncten bemerket.
Ein Theil von dieſen muß
auf
einer beſondern Regel, die als eine Scala dienen wird, in 100.
Theil
getheilet
werden.
Damit man aber auch eine Zahl aufder andern Seite, als zum Exem-
pel
60.
, recht ſetzen möge, ſuchet man in den Logarithmis die Zahl 60. , welche
ſich
zwiſchen 39.
und 40. , oder@vielmehr gegen 3981. über befindet, ohne daß
man
auf die Zahl@n 1.
2. 3. , die ſolchen vorgehen, und die den Nahmen der
Numerorum
Charactiſticorum haben, Achtung gebe, derowegen nimmt
man
98.
oder 98@. , indeme man einen Theil in 10. auf der kleinern in 100.
Theil getheilten Scala getheilet ſupponiret, dieſe Weite ſetzet man nach den
dritten
blinden Punct, welche 300, oder 3000, andeutet, und ſo muß
9472Von der Zubereitung und dem Gebrauch des alle Theilungen von 5. zu 5. notiren, und ſolche wiederum in 5. gleiche Thei-
le
eintheilen, und endlich zu Ende dieſer Seiten ſchreiben, Längen.
Eintheilung der erſten Seite vor die Durchmeſſer.
Der erſte Theil dieſer Seite, der ohne Theilung iſt, ſtellet den Durch-
meſſer
eines Cylindriſchen Gefäſſes, welches ein Pint, nach der Parlſermaas,
hält
, vor, derohalben muß ſeine Länge 3.
Zoll 11 {1/4}. Linie, gleichwie der erſte
Theil
von der andern Seite, haben.
Im übvigen träget man die Einthel-
lungen
der andern Seite darauf, aber an ſtatt daß man 5.
10. 15. 20 a.
ſchreibet, muß man alldorten das doppelte, als 10. 20. 30. 40. 50, a. anſe-
tzen
, und die Weiten in 10.
Theil eintheilen, dabey man zu Ende dieſer Sei-
te
ſchreibet, Diametri Durchmeſſer.
Nutz.
Man meſſe mit der erſten Seite, wo nemlich die Durchmeſſer ſtehen,
den
Mitteldurchmeſſer des Faſſes, und bemerke dieſen Durchmeſſer nach den
Zahlen
der Viſirruthen, dazu man auch die Eintheilungen in 10.
, welche
nicht
bezeichnet ſind, addiret:
geſezt, daß der mittlere Diameter auf 153. 00.
falle, alsdaun meſſe man die innere Länge des Faſſes mit der andern Seite,
wo
die Längen ſtehen, welche wir ſupponiren, daß ſie auf 92.
85. falle.
11
# 153. # 00.
Dieſe
zwey Logarithmi zuſammen addiret # 92. # 85.
geben
- - - # 245. # 85.
Solche Summam 245. 85. ſuchet man auf der dritten Seite des Inn-
balts
, ſo wird man gegen über auf der vierten Seiten 36.
Septiers oder
288
.
Pariſer Pinten haben.
Wie man dieſe mäſe zu einem allgemeinen Gebrauch
richten
möge.
Man wiege ein Pint ſüſſes Waſſers, nach der in einem Land gewöhn-
lichen
Maas, welches, zum Exempel, 50.
Unzen nach dem Markgewicht
ſchweer
ſeye, und ſuche 31.
Unzen, welches die Schwere einer Pariſiſchen
Pinte
ausmacht, auf der vierten Seite der Septiers, ſo wird die Zahl 31.
gegenüber auf der dritten Seite oder Scala mit der Zahl 239. 4. eintreffen,
alsdann
ſuche man gleichfalls 50.
auf der vierten Seite, welche Zahl gegen-
über
mit 260.
2. correſpondiren.
9573Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel.11
Von
# 260. # 2. # Hernach von dem oben gefunde@en # 245. # 85.
Abgezogen
# 239. # 4. # Abgezogen # 20. # 80.
bleibtübrig
# 20. # 8. # bleibtübrig # 225. # 05.
Endlich wird man gegen dieſer Zahl 225. 05. über, welche in der drit-
ten
Scala des Innhalts genommen worden, auf der vierten Scala 22.
Sep-
tiers
und 2.
Pinten, oder 178. Pinten oder Maaße des vorgegebenen Lands
finden
, und ſo weiters.
Anmerkung.
Es wird hier nicht undienlich ſeyn, weilen der Autor im nachfol-
genden
allerhand Arten von Weinmaaßen, wie ſie zu Daris
gebräuc@lich
ſind, vorſtellig machet, ſolche thre Gröſſen, um ſich
einen
deutlichern Begrif von dergleichen Maaßen machen zu können,
nach
dem Innhalt der Deutſchen, und zwar zum Exempel der
Nürnbergiſchen
Weinmaaßen, darzulegen, dabey aber erinnert
wird
, wie vorhero zum Fundament aus Stereometriſcher Berechnung
in
einem Cubiſchen Pariſerſchub, in welchen ſonſten nach Monſ.
Picards
Ausſage
(wie ſolche in den Ouvrages de Mathematique &
de Phyſique de
I’Academie
Royale de Sciences zu finden iſt,) 36.
Pinten oder Pariſermaa-
ßen
accurat gehen, über 32.
Nürnbergiſche Maaße @nthalten ſeyn kön-
nen
, ausgefunden worden, woraus dann endlich aller Innhalt leicht
zu
deduciren, und zwar, daß eine Pinte oder franzöſiſche Maaß faſt
um
den achten Cheil einer Nürnbergiſchen Maaß, oder faſt um ein
Achtlein
kleiner ſeye, dahero dann ferner cine Schoppe, weilen zwo
dergleichen
eine Pinte machen, nicht völlig eine halbe Nürnberger
Maaß
oder ein Seidlein austräget.
Eine Demiſeptier, indeme zween
eine
Schoppe geben, machet faſt eine Nürnbergiſche Vierthelmaaß,
oder
ein halb Seidlein aus, und dann ein Poiſſon, da zwey davon ein
Demiſeptier
machen, giebt ganz genan den achten Cheil von einer
Nürnbergiſchen
Maaß, oder von einem Achtelein.
Dieſes wird
den
Innhalt deren folgenden franzöſiſchen Weinmaaßen nach an-
dern
deutlich verſtehen zu können, ſchon genug ſeyn, ſo daß wir hier
in
dieſer Sach keiner weitern Nachricht oder E@klärung vonnö-
then
haben.
Von allerhand Arten der Weinmaaße.
Das kleinſte Maaß, womit in Paris der Wein pfleget ausgemeſſen zu
werden
:
heiſſet Poiſſon, und hält genau ſo viel in ſich, als ein mittelmäſſiges
Trinkgläslein
, welches den @chten Theil von einer Nürnberger Maaß odes
Kanne
in ſich hält.
9674Von der Zubereitung und dem Gebrauch des
Zwey Poiſſons machen ein Demi-ſeptier.
Zwey Demi-ſeptiers geben eine Chopine, nach dem Deutſchen, eine
Schoppe
.
Zwey Chopines oder Schoppen tragen eine Pinte oder Pint aus.
Ein Quarte, oder ein Viertel hält zwo Pintes, oder zwey kleine Nürn-
bergiſche
Maaß in ſich.
Ein Septier hat 8. Pariſer Pintes, oder 7. gute Nürnbergiſche Maaßen.
Ein Quarteau giebet 9. Septiers, oder 65. Nürnbergiſche Maaße.
Ein Demi - muid, das iſt, ein halbes Faß oder Tonne, begreifft 18 Se-
ptier
, das iſt, 130.
Nürnbergiſche Maaße, und ein Muid oder Faß 260.
dergleichen Maaße in ſich.
Eine Demi-queüe, gibt in Champagne 24. Septiers oder 173. Nürnbergi-
ſche
Maaße.
Eine Demi-queüe in Orleans macht 27. Septiers oder 195. Nürnbergi-
ſche
Maaße.
Und ein Demi-queüe in Beaune, hat 30. Septiers oder 216 {1/2}. Nürnbergi-
ſche
Maaße.
Ein Anjouiſcher kleiner Buſſard giebet 30. biß 32. Septiers, oder 216. biß
231
.
Nürnbergiſche Maaße.
Und ein groſſer Buſſard, 36. biß 40. Septiers, oder 260. biß 289. Nürn-
bergiſche
Maaße.
Ein Muid oder Faß von Mantes, macht 39. biß 40. Septiers, oder 282.
biß 289. Nürnbergiſche Maaße.
Eine Pipe giebt 54. Septiers, oder 390. Nürnbergiſche Maaße.
Eine Pipe von Coignac hat 66. biß 70. Septiers, oder 477. biß 506. Nürn-
bergiſche
Maaße.
Es ſind noch andere runde und Cylindriſche Maasgefäße, worin-
nen
Gerreid, Salz, Fruchr, und andere dergleichen Dinge pfle-
gen
gemeſſen zu werden.
Ein ſogenannter Litron hält zu Paris 36. Cubiſche Zolle, der halbe und
Viertel-Litron
aber nach Proportion in ſich.
Ein Boiſſeau, Scheffel oder Metzen hält 26. Litrons.
Ein Minot Salz hat 4. Boiſſeaux oder Metzen, und ſoll 100. Pfund
ſchweer
ſeyn.
Ein Minot Getreid gibt 3. Boiſſeaux oder Metzen.
Ein Septier von dieſem trockenen Maaß machet 4. Minots oder 12. Boif-
ſeaux
.
Ein Muid oder Malter hält 12. ſolche Septiers, allein das Habernmaaß
iſt
noch einmal ſo groß als das Kornmaaß.
Ein Minot Kohlen hält 8. Boiſſeaux, und 2. Minots machen einen Sack.
Ein Muid Gips oder Kalk hat 36. Säcke, und ein jeder Sack 3. Boif-
ſeaux
, oder Metzen.
9775Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel.
Alle dieſe Maaße müſſen abgeſtrichen werden, und die Haupt - oder
Bychmaaße
davon, welche man im Jahr 1669.
angeordner und
reguliret
hat, werden zu Paris auf dem Katbhaus in dem Gewölbe
der
Salzmeſſer verwahrlich aufbehalten.
Siebende Section.
Von
dem Nutzen der Lineæ Metallicæ.
Erſter
Nutz.
Wann der Durchmeſſer einer Kugel eines von den 6. Me@
tallen
gegeben worden, den Diameter einer andern Kugel, von was
für
einem aus den belagten Metallen man will, von einer-
ley
Schweere zu finden.
Man nehme den vorgegebenen Diameter, und trage ſolchen in einer
11Tab. VII.
Fig
. 18.
Oefnung zwiſchen den zween mit dem Zeichen, daßdas Metall der Kugelbe-
deutet
, bemerkten Punct auf, nehme ferner, indeme der Proportionalzirkel
in
voriger Oefnung bleibet, die Weite zwiſchen den Puncten, die mit ei-
nem
Charackter, der das Metall, davon man die Kugel machen will, bezeich-
net
, angedeutet worden, welche Wcite ihr Diameter ſeyn wird.
Es ſeye, zum
Exempel
, A B der Diameter einer bleyernen Kugel, man verlanget aber den
Diameter
einer eiſernen Kugel, die von gleicher Schweere ſeye, zu wiſſen, dero-
halben
träget man die Linie A B in einer Oefnung aus den Puncten , welche
das
Vley bedeuten, auf, und nimmt hernach die Weite zwiſchen den Puncten
, welches das Eiſen bemerket, dieſe Weite giebt die Länge C D vor den Dia-
meter
der eiſernen Kugel, welche von gleichem Gewicht mit der bleyernen iſt.
Wann man an ſtatt der Kugeln gleichſörmige Körper, die vielerley Seiten
haben
, vorgiebt, verfährt man eben ſo, wie oben, da eine jede von den homolo-
giſchen
Seiten ausgefunden worden, indeme man eine nach der andern aus-
findet
, um die Längen, Breiten und Dicken der Körper, die man haben will,
zu
überkommen.
Zweyter Nutz.
Das Verhältniß, welche die 6. Metalle unter ſich haben,
nach
ihrer Schwe@re zu finden.
Man ſraget, zum Exempel was für eine Proportion zwey gleichförmige
Körper
gegeneinander haben, die zwar von einerley Gröſſe, aber von ver-
ſchieden@n
Metallen ſind.
Man nimmt auf der Linea Metallica die Weiten aus dem Centro des
Gewinds
biß an das Punct des Zeichens, welches das leichtere Metall von
den
zweyen vorgegebenen andeulet, das auch allezeit am weiteſten von dem
beſagten
Mittelpunct entfernet iſt, und trägt dieſe Weite auf der Linea Solido-
rum
in einer Oefnung, aus was für einer Zahl man will, auf, wann
9876Von der Zubereitung und dem Gebrauch des der Proportionalzirkel in ſolcher Oeffnung geblieben, nimmt man ferner
auf
der Linea Metallica die Weite aus dem Centro des Gewinds, biß in das
Punct
, welches das andere Metall bemerket, und ſiehet, nachdeme ſie auf
die
Lineam Solidorum aufgetragen worden, ob ſelbige bey voriger Oeſnung
in
eine Zahl fallen möge, wann ſolche darein fället, werden dieſe zwo Zah-
len
das Verhältnis der zwey vorgegebenen Metalle, indeme man die Zahlen
verwechſelt
, geben.
Es ſeye, zum Exempel, vorgegeben, wie man finden
ſoll
, was für eine Verhältnis die Schweere, eines Stuck oder Klumpen
Golds
, gegen der Schweere eines andern Klumpen Silbers, welche ähn-
lich
und gleich ſind, habe.
Weilen das Silber weniger, als das Gold
wieget
, ſo nimmt man die Weite von dem Centro des Gewinds, biß an das
Punct
mit dem bezeichnet, und träget ſie in einer Weite aus dem 50ten
Solido
auf, hernach nimmt man die Weite aus eben dem Centro, biß an das
mit
der (sun) bemerkte Punct, und findet, daß dieſelbige ungefehr in ſolcher
Ocfnung
mit dem 27ten Solido, und etwas mehr überein treffe, dahero man
ſchlieſſet
, daß die Schweere des Golds, ſich gegen des Silbers verhalte,
wie
50.
gegen 27 {1/6}. oder wie 100. gegen 54 {1/3}. ſo wird, wann ein Klumpen
Gold
100.
Pfund wieget, der von Silber 54 {1/3}. Pfund wägen, und ſolche
Bewandniß
hat es auch mit den andern Matallen, deren Verhältnis richtig
durch
die Zahlen der Pfund und Unzen, welche ein Cubiſcher Schuh von ei-
nem
jeden dieſer Metalle wieget, oben dargeleget worden, als wir von der
Prob
der Lineæ Metallicæ, und in der Tabell darauf davon geredet:
Wann
man
ihre Verhältnis durch kleinere Zahlen exprimiren will, wird man fin-
den
, daß, wann ein Klumpen Gold 100.
Mark zu wägen ſupponiret wor-
den
, wird ein Klumpen Bley von gleicher Gröſſe und Dicke 60 {1/2}.
ſchweer
feyn
, einer von Silber 54 {1/3}.
einer von Kupfer 47 {1/4}. einer von Eiſen 42 {1/10}.
und endlich einer von Zinn 39. Mark.
Dritter Nutz.
Wann ein Cörper von einem aus den 6. Metallen, es ſeye
gleich
was man für eines wolle, gegeben worden, zu finden, wie viel
man
von einem der 5. andetn Metallen dazu haben müſſe, um
ein
anders ähnliches, und dem vorgegebenen
gleiches
zu finden.
Es ſeye, zum Exempel, ein Käſtlein für die Reliquien aus Zinn, darzu
man
ein anders von Silber, das gleichförmig, und von eben der Gröſſe ſeye,
wollte
machen laſſen:
Erſtlich wieget man das zinnerne Reliquienkäſtlein,
und
findet, daß es 36.
Pfund ſchweer ſeye, derowegen nimmt man auf der Li-
@ea
Metallica die Weite aus dem Centro des Proportionalzirkels biß in das
mit
dem bezeichnete Punct, welches das Metall iſt, woraus man das
9977Proportionalzirkels, II. Buch, II. Capitel. Reliquienkäſilein machen laſſen will, und trägt die Weite in einer Oef-
nung
aus dem 36ten Solido auf, welches das ſupponirte Gewicht von dem
zinnernen
Reliquienkäſtlein iſt, hernach nimmt man wiederum auf beſagter
Linea
Metallica die Weite aus dem Centro biß in das mit dem marquirte
Punct
, welches das Metall von dem zinnernen Reliquienkäſilein andeutet,
und
träget dieſe Weite in einer Oefnung aus einem Solido auf, da dann
gefunden
wird, daß ſelbige mit 50.
und etwas darüber, überein treffe, welches
zu
erkennen giebet, daß man ungefehr 50 {1/4}.
Pfund Silber haben müſſe, um ein
Reliquienkäſtlein
, das ähnlich, und von eben der Gröſſe, als das vorgegebene
zinnerne
iſt, machen zu laſſen.
Die Prob von dieſer Operation kan durch den Calculum geſchehen, in-
deme
man umgewechſelt, dieſe verſchiedene Schweeren mit einem Cubiſchen
Schuh
eines jeden Metalles von dieſem multipliciret, als in dieſem Exempel,
wann
man 720.
Pfund 12. Unzen, welches die Schweere eines Cubiſchen
Schues
von Silber iſt, mit 36.
Pfunden, das die Schweere des Reliquien-
käſtleins
aus Zinn macht, multipliciret, wie auch 516.
Pfund 2. Unzen, wel-
ches
das Gewicht eines Cubiſchen Schues von Zinn iſt, mit 50 {1/4}.
Pſund, daß
das
Gewichte von dem ſilbernen Reliquienkäſtlein giebet, werden die Producta
von
dieſen zwoen Multiplicationen beynahe einander gleich ſeyn müſſen.
Vierter Nutz.
Wann die Durchmeſſere oder Seiten zweener ähnlichen gleich-
förmigen
Rörper, die nicht aus einerley Metall ſind, gegeben worden,
zu
finden, in was für einer Verhältnis, der Schweere nach,
dieſe
zwey Corpora ſeyn mögen.
Es ſeye, zum Exempel, die gerade Linie E F der Durchmeſſer einer zinnern,
11Tab. VII.
Fig
. 19.
und G H der Diameter einer ſilbern Kugel, aus dieſem ſoll man die Verhältnis
des
Gewichts in dieſen zwoen Kugeln finden.
Man nimmt den Diameter E F,
und
trägt ſolchen in einer Oefnung aus den Puncten , welche das Metall
von
dieſer Kugel andeuten, auf, und nimmt, indeme der Proportionalzirkel
in
ſolcher Oeſnung bleibet, die Weite aus den Puncten , welche das Metall
der
andern Kugel angeben;
dieſe Weite vergleichet man mit dem Diametro
GH
, damit man wiſſen möge, ob ſolche jener gleich ſeye, dann in ſolchem Fall
müſten
die zwo Kugeln von gleichem Gewichte ſeyn, wann aber der Diameter
derſelben
Kugel kleiner iſt, als die Weite zwiſchen den Puncten , wie bier K L
iſt
, ſo iſt es eine Anzeige, daß die ſilberne Kugel weniger, als die zinnerne wiegt-
damit
man aber wiſſen möge, um wie viel, muß man auf der Linea Solido-
rum
die Diametros G H und K L gegeneinander halten, derohalben trägt
man
die beſagte Weite zwiſchen den Puncten , welche hier GH iſt, in einer
Weite
aus einem Solido, auf, als zum Exempel, aus dem 60ten, und ſiehet
dann
, was für einem andern Solido die Diameter K L am nächſten komme
10078Von der Zubereitung und dem Gebrauch des geſetzt nun, ſolcher treffe mit der Oefnung des 20. Solidi ein, ſo iſt es ein Anzei-
gen
, daß die ſilberne Kugel, deren Diameter K I.
iſt, nur den dritten Theil von
der
zinnernen Kugel, deren Diameter E F iſt, wäge.
Fünfter Nutz.
Wann die Schweere und der Diameter einer Kugel, oder die
Seite
eines andern Körpers, von einem der ſechs Metallen gegeben
worden
, den Diameter oder das Latus homologum eines andern ähn-
lichen
Körpers, das von den 5. andern Metallen iſt, welches
von
einem gewiſſen Gewicht ſeye, zu finden.
Es ſeye, zum Exempel, die gerade Linie M N der Diamer einer kupffernen
Kugel
, welche 10.
Pfund ſchweer iſt, man verlanget aber den Diameter einer
Kugel
von Gold, die 15.
Pfund wäge. Erſtlich muß man den Diameter
11Fig. 10. einer güldenen Kugel, welche von gleichem Gewicht mit der kupffernen ſeye,
durch
die Lineam Metallicam finden, und hernach ſolchen durch die Lineam
Solidorum
vergröſſern:
Um dieſes nun in das Werk zu ſtellen, träget man
den
Diameter M N in einer Oeffnung aus den Puncten , welches das Kupfer
bedeutet
, auf, und nimmt die Weite aus den Puncten (sun), welches das Gold
notiret
, bezeichnet den Diameter der güldenen Kugel O P von 10.
Pfunden,
und
träget ſolchen in einer Oeff@ung aus dem 10den Solido auf, nimmt endlich
die
Weite aus den 15 den.
welche neue Weite Q R, alsdann den Diameter ei-
ner
güldenen Kugel 15.
Pfund ſchweer geben wird, wie man verlanget hat.
Allhier folget eine Cabell für die Schweere unterſchiedlicher Mate-
rien
, die zu Cubiſchen Schuen und Zollen reduciret worden.
22
### Die Schwcere eines Cu- \\ biſchen Schues. ### Eines Cubiſchen Zolls. ## Die Schweere eines Cu- \\ biſchen Schues. ### Eines Cubiſchen Zolls.
# Pf. # Unz. # Unzen. # Qulntl. # Grän. # Pf. Unz. # Unzen. # Quintl. # Grän.
G@ld
, # 1326. # 4. # 12. # 2. # 52. # Gyps, # 85.0 # 0. # 5. # 6.
Queckſilber
, # 946. # 10. # 8. # 6. # 8 # Schieferſtein, # 150.0. # 1. # 7. # 12.
Bley
, # 802. # 2. # 7. # 3. # 30. # Ziegelſtein, # 127.0. # 1. # 0. # 18.
# # # # # # Waſſer aus der Sei- \\ ne.
Silber
, # 720. # 12. # 6. # 5. # 28. # # 69. # 12. # 0. # 5. # 12.
Kupffer
, # 627. # 12. # 5. # 6. # 38. # Seewaſſer, # 70. # 10. # 0. # 6. # 0.
Eiſen
, # 558. # 0. # 5. # 1. # 24. # Wein, # 68. # 6. # 0. # 5. # 5.
Zinn
, # 516. # 2. # 4. # 6. # 17. # Wachs, # 66. # 4. # 0. # 4. # 65.
Weiſſer
Marmor,
# 188. # 12. # 1. # 6. # 0. # Oel. # 64. # 0. # 0. # 4. # 43.
Gehauener
Stein,
# 139. # 8. # 1. # 2. # 24.
Ende des zweyten Buchs.
10179Proportionalzirkels, III. Buch, I. Capitel.
Drittes Buch.
Von der Zubereitung und dem Gebrauch verſchiede-
ner
Zirkel und anderer curieusen Inſtrumenten, welche
insgemein
zu Haus gebraucher werden.
Das erſte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiede-
ner
Zirkel.
Wir baben ſchon von den Zirkeln, welche gemeiniglich in die Mathe-
matiſchen
Beſtecke gethan werden, genugſam gehandelt;
es iſt alſo
nur
demnach noch übrig von einigen andern, die man auch zuwei-
len
, indeme die Längen der Beſtecke nach Gefallen können gemacht
werden
, dort hinein füget, Meldung zu thun.
Von der Zubereitung des Haarzirkels.
Dieſer Zirkel wird deßwegen ein Haarzirkel genennet, weilen ſolcher
11Tab. VIII.
Fig
. A.
wegen eines in ſeiner Mitten ſich befindlichen Falzes, wann nemlich
dieſer
zu iſt, mit der Hand, indeme man mit den Fingern drücket, auſ
ein
Haar ganz leicht weiters auſgethan werden kan.
Wir haben oben gemeldet, daß hanptſächlich die Güte der Zirkel in
dieſem
beſtehe, daß ihre Bewegungen ziemlich gelind ſeyen @und daß ſie
im
Auf und Zumachen einpärig (nicht einmal geſchwinder, als das an-
dere
mal) gehen, damit nun dieſes geſchehe, ſo müſſen die Gewinde wol
eingeſchnitten
, und von ganz gleicher Dicke ſeyn;
dazu braucht man nun
eine
ſtählerne Säge, mit welcher der Kopf zu zweyenmalen durchſäget wird,
alſo
daß in der Mitte nur ein einfaches Stuck, in der Dicke wie ein Kar-
tenblat
, übrig bleibet, das andere Stuck des Zirkels wird mitten durch
das
Gewind durchſchnitten, um das einfache Stuck, welches zu dem Kopf
gewidmet
worden, einzufügen;
hernach muß man die Gewinde zufeilen, und
ſo
zurichten, daß ſie überall wol zuſammen paſſen, überdeme machet man mit-
ten
durch den Kopf des Zirkels ein Loch, ſo groß als es die Proportion v@n
der
Gröſſe des Zirkels erfordert, die kleinſten ſind insgem@in in ihrem Dia-
meter
eine Linie groß, und die gröſten zwo Linien, es muß aber der Steff@
fein
rund feyn, und daß er das Loch im Kopf wohl ausfülle:
wann er
eingenietet
iſt, läſſet man ein wenig gelbes Wachs, indeme der Kopfdes Zir-
kels
warm gemacht wird, zwiſchen die Gewinde hinein lauffen, welches
10280Von der Zubereitung und dem Gebrauch des dert, daß das Metall ſich nicht im Auf-und Zumachen hart aneinander reibe;
man macht insgemein 2. wie Roſen geformte Mütterlein daran, mit welchen
man
den Zirkel beſchrauben, und den Kopf zuſammen halten kan.
Das
Stellſchräublein
, welches unten an dem Zirkel ſich befindet, iſt nützlich,
daß
man den ſtählernen Fuß, ſo viel und ſo wenig als man will, vor und hin-
terwarts
ſtellen kan;
deßwegen wird auch ſolcher Zirkel ein Theilzirkel ge-
nennet
.
Dieſer Fuß iſt oben im Zirkel mit zween Stefften angenietet, und
zwar
ſo, daß ſelbiger im Herumdrehen des Schräubleins wegen der Feder ei-
nen
Widerſtand thue, der andere Fuß vom Stahl iſt im Feuer gelöhtet, gleich-
wie
alle andere Zirkelfüſſe, welche beſtändig veſt ſtehen, deßwegen macht
man
auch an beſagten Füſſen einen flachen Anſatz, welchen man in eine Fuge
unten
an dem Zirkel einſenket, alſo daß ſie veſt zuſammen ſchlieſſen, damit das
Loth
ſolche wohl halte, man bedienet ſich insgemein des Silberloths mit dem
dritten
Thell Kupfer, das iſt, daß man zweymal mehr Silber, als Kupfer
dazu
thue:
Zum Exempel, zu einem Theil Silber thut man einen halben Theil
Meſſing
, das man zuſammen in einem Tiegel ſchmelzet, und hernach mit ei-
nem
Hammer ſo dünn, als ein ſtarkes Kartenblat dick iſt, ſchläget, endlich
@n
kleine Stücklein ſchneidet, um ſolche deſto leichter in Fluß zu bringen, man
bedienet
ſich auch gar offt eines Loths von Kupfer mit Zink vermiſcht;
man
ſchmelzet
drey Viertheil Meſſing mit einem Viertheil Zink, das man hernach
geſchmolzen
in kaltes Waſſer gieſſet, damit es zu kleinen Körnlein werde;
man
muß
dabey in Obacht nehmen, daß man die Gegend, die man löthen will, mit
gar
feinem zerſtoſſenen Borax anſtaube, welcher das Loth flieſſend, und in die
Fugen
, die man zuſammen löthen will, lauffend machet, und dieſes, was ich
hier
ſage, wie man die Zirkelfüſſe anlöthen ſoll, muß gleichfalls bey allen
andern
Theilen, die man löthen will, beobachtet werden.
Von dem Reißzirkel.
Dieſer Zirkel hat ſeine Theile oder Stücke, die etwas vorwarts einge-
11Tab. VIII.
Fig
. B.
bogen ſind, alſo daß deſſen Füſſe nur zu äuſſerſt zuſammen gehen, ſolche Füſ-
ſe
nun laſſen ſich verändern, das iſt, es giebt deren verſchiedene, welche in ein
kleines
viereckigtes Loch, das als ein Kaſten gemacht iſt, woran ſich das
Stellſchräublein
, um ſelbige veſt zu halten, befindet, paſſen, es müſſen aber
beſagte
Füſſe in dem kleinem viereckigtem Loch veſt ſtehen, damit ſie nicht wan-
ken
.
Es wird zuweilen dieſen Gattungen der Zirkel ein Fuß, der eine Reiß-
feder
abgiebt, beygefüget, damit man dicke oder dünne Linien, mit Beyhülfe
eines
Stellſchräubleins, welches die unten ſpitzig zugehende Blätter der
Reißfeder
weiter voneinander oder enger zuſammen treibet, ziehen möge;
man machet ſolche mit einer Bewegung, vermittelſt eines Gewinds, das
beynahe
ſo, als wie dasjenige im Kopf beſchaffen iſt, nemlich mit einem Ge-
lenke
, damit man auf dem Papier den beſagten Fuß, wann der Zirkel we-
nig
oder viel geöffnet wird, lothrecht ſtellen möge.
Die kleine
10381verſchiedener Zirkeln, III. Buch, I. Capitel. welche mit 3. bezeichnet iſt, giebt eine Abbildung von dieſem Fuß, die Fe-
der
bey der 2.
Fig. zum Reißbley, Röthel, a. iſt auch beweglich, @amit
das
Reißbley a.
auch bleyrecht in der groſſen Oeffnung des Zirkels ſt@he:
das Punctirrä@lein, das mit 1. notiret worden, iſt nützlich die Linien zu
punctiren
, dieſes hat auch eine Bewegung oder Gelenke von eben der Ga@
tun@
, und geſchiehet aus eben der Urſach, wie bey der Reißfeder.
Man
thut
ſowol in eines, als das andere zwiſchen die Blätter eine Dinte mit
der
Feder, damit man nicht die Riſſe beſudeln möge.
Was man das
Punctirrädlein
nennet, das iſt ein kleines Rad von Meßing oder andern
Metall
, drey Linien ungefehr im Durchmeſſer groß, um welches man kleine
ſpitzige
Zähne macht, dieſes iſt zu Ende der zweyen kleinen Blätter aus
Meßing
mit einem kleinen Steft angemacht, alſo, daß es ganz leicht herum
gehet
, beynahe wie ein Sporn, die Spitzen der Zahne müſſen ziemlich ge-
nau
beyſammen ſeyn, damit ſie nicht gar zu weite Puncten voneinander
machen
.
Das übrige von dieſem Zirkel wird auf eben die Manier, als
dasjenige
, von dem wir oben geſagt haben, verfertiget, ich will nur ſo viel
ſagen
, daß er wol müſſe zugerichtet, und überall ſchön eben gefeilet werden.

Die
Schönheit eines Zirkels beſtehet auch darinnen, daß er wol glatt ge-
machet
, und poliret werde, dahero bedienet man ſich eines gelinden Steins,
mit
welchem manim Waſſer eingetunkt auf allen Seiten des Zirkels herum
fähret
, nimmt hernach ein Stücklein von einem Lindenholz, welches man
platt
machet, und womit man hübſch gerad auf allen Seiten des Zirkels
mit
klaren Schmergel in Oel gethan, oder mit ſubtilen Tripel herum rei-
bet
, endlich wiſchet man den ganzen Zirkel mit einem weiſen leinen Tuch,
oder
mit einem Stuck von Gemſen-Leder wol ab.
Von der Zubereitung des Federzirkels.
Dieſer Zirkel iſt ganz vom gehärteten Stahl gemacht, oder durch und
11Tab. VIII.
Fig
. C.
durch hart, alſo, daß keine Feile denſelben angreiffen kan, und ſein Kopf iſt
auf
ſolche Art herum gebogen, daß er ſich wegen ſeiner Feder ſelbſten öffnet.
Die Schraube, welche bey dieſen im Vogen hindurch gehet, dienet, daß
man
den Zirkel, vermittelſt des Mütterleins, das hinten daran iſt, nach B@-
lieben
auf-und zumachen könne.
Dieſe Gattung der Zirkel iſt gar bequem,
um
gar kleine Maaſe zu nehmen, und kleine Theilungen zu machen, aber
ſie
müſſen ein wenig kurz, und alſo gehärtet ſeyn, daß ſie eine Feder abge-
ben
, und daß ſie nicht zerſpringen.
Von dem Uhrmacherzirkel.
Dieſer wird ein Uhrmacherzirkel genennet, der ſtark und dicht iſt,
22Fig. D. dann man bedienet ſich deſſen insgemein um die Pappendeckel, dünne Kupf-
ferplatten
, und andere dergleichen Sachen durchzuſchneiden.
Der Vier-
telzirkel
, der durch ſelbigen gehet, iſt dienlich, daß man den Zirkel
10482Von der Zubereitung und dem Gebrauch emer Oeffnung beſtändig haben möge, indeme man die Stellſchraube, wel-
che
auf beſagtem Viertelzirkel, (der offt von Stahl gemacht wird,) gerich-
tet
iſt, veſt zuſchraubet;
das Mütterlein, welches an deſſen Ende ſich befindet,
dienet
, daß man den Zirkel ſo viel oder ſo wenig als man will, öffnen oder zu-
machen
kann, indeme man das beſagte Mütterlein herum ſchraubet, welches
auf
ſolche Art an dem einen Schenkel des Zirkels muß angenietet ſ@yn, damit
es
den andern Schenkel mit auf-oder zugehend mache, die vier Füſſe müſſen
von
wol gehärtetem Stahl ſeyn, wie wir bald erklären wollen.
Der erſte
mit
1.
bezeichnete Fuß. iſt abhängs gefeilet, bey nahe wie Grabſtichel, damit
man
das Kupffer ſchneidet, der andere mit 2.
notirte Fuß iſt wie ein ſpitziger Pfif-
ferling
formiret, mit welchem man die Centra von verſchiedenen Gröſſen aus-
füllen
kann, die zween andern Füſſe ſind wie ordentlich, ausgenommen, daß
ſolche
ziemlich ſtark nach Proportion der Znkel ſeyn müſſen, im übrigen iſt die
Zubereitung
mit der obigen einerley.
Damit man aber die Füſſe des Zirkels,
oder
andere Stücke von Stahl härten möge, muß man ſich da allerhand Ma-
niern
bedienen, zum Exempel, die Spitzen der Füſſe, von kleinen Zirkeln wer-
den
beym Licht vermittelſt eines kupfernen Röhrleins gehärtet, dann es machet
ſolches
, indeme man hinein bläſſet, eine ſehr ſtarke ſpitzige Feuer flamme, wel-
che
in einem Augenblick die Füſſe feuerroth machet, die man alſobalden in dem
Unſchlitt
des Lichtes härtet, ſo werden endlich, wann die Füſſe von Stahl ſind,
ſolche
ſehr hart werden.
Die Füſſe von groſſen Zirkeln und andern Werkzeu-
gen
aus Stahl werden im Feuer gehärtet, indeme man ſolche roth werden
läſſet
, wie Kirſchenfarb, und dann alſo fort in Waſſer härten, ſo wird ſol-
che
Materie ſehr hart.
Ich werde zu Ende dieſes Werkes eine Vorſtellung
der
vornehmſten Werkzeuge, deren man zu Verfertigung der Mathemati-
ſchen
Inſtrumenten ſich bedienet, machen, und ganz kurz ihren vornehm-
ſten
Gebrauch und Nutzen erklären.
Von der Zubereitung eines dreyſchenklichten
Zirkels
.
Dieſer Zirkel nutzet, daß man auf einmal drey Puncte nehmen kön-
11Tab. VIII.
Fig
. E.
ne, um einen Triangel, was es vor einer auch ſeyn möge, zu formiren,
und
dabey auf einmal drey Stände oder Stellen in einer Landcharte, die
man
copi@en will, zu nehmen.
Die Zubereitung dieſes Zirkels iſt beynahe wie bey den andern ausge-
22Fig. 1. nommen, daß der dritte Schenkel eine Bewegung auf alle Seiten haben muß,
und
dieſes geſchiehet mit Beyhülf eines Nagels, der gedrehet;
und bey einem
Ende
an die zween ordentliche Schenkel angenietet iſt, am andern Ende aber
muß@er
wie eine Roſe g@formtes, und dabey rundlichtes Stücklein haben, das
zum
Gewind des dritten Schenkels gehöret, der auch eben ſo, wie in andern
Zirkeln
eingenietet wird.
Die kleine Figur mit 11 deutet an, wie dieſer Nagel
gemacht
iſt, dieſer Zirkel hat ſeine ſtahlerne Füſſe, wie die andern.
10583verſchiedener Zirkeln, III. Buch, I. Capitel.
Von dem Zirkel zu denen Seecharten.
Dieſer Zirkel hat ſeine eingekrümmte Schenkel, die gegen den Kopf zu
11Fig F. in die Weite ausſchweiffen, damit man ſelbigen mit ciner Hand öffnen könne,
welches
geſchieyet, ſo man in der Hand die 2 Schenkel drucket, ſeme Figur
giebet
die Zubereitung genugſam zu verſrehen, wir werden von deſſen Nutzen
reden
, wann wir von denen zu der Schiffahrt gehörigen Inſtrumenten han-
deln
.
Von der Zubereitung eines gedoppelten oder ordentlichen
Theil-oder
Re@uctionszukels.
Man nennet dieſen Zirkel Theil-oder Reductionzirkel, weilen er ge-
22Fig. G. macht wird, um eine Linie zu theilen, und eine Fläche aus dem Kleinem in das
Groſſe
, und aus dem Groſſen in das Kleine zu reduciren.
Man macht von der-
gleichen
Arten einige, welche eine Linie in zween, einige in 3.
andere in 4. 5. Thei-
le
theilen können.
Man muß bey Verfertigung derſelben wol acht haben, daß
der
Kopf in einer geraden Linie mit den Schenkeln durchbohret ſeye, und daß
der
innere Theil von den ſtählern Füſſen an einem Ort nicht weiter heraus
gehe
, als an den andern.
Wann man, zum Exempel, einen Zirkel, womit man
die
Helfte einer Linie nehmen wollte, machen will, muß von dem Centro des
Stefts
bis zu äuſſerſt der längſten Schenkel die Länge accurat zweymal ſo groß,
als
die Länge der kürzſten Schenkel ſeyn, und alſo nach Proportion in den an-
dern
Maaſen.
Der Zirkel in der Figur G iſt gemacht worden, daß man den
dritten
Theil einer Figur nehmen könne, derowegen iſt von dem mit 5.
bezeich-
neten
Centro bis an die zu äuſſerſt der mit 2.
bemerkten Puncten, die Gröſſe
dreymal
ſo groß, als dieſe von eben dem Mittelpuncte, bis zu äuſſerſt der kleinen
mit
drey und vier notirten Puncten;
alſo wann man den dritten Theil von der
Linie
2.
2. haben will, muß man ihre ganze Länge mit der gröſſern Seite des
Zirkels
nehmen, ſo werden die kleinen Schenkel, wann der Zirkel in ſolcher
Oeffnung
bleibet, den dritten Theil, welcher die Linie 3.
4. ſeyn wird, geben.
Von der Zubereitung eines audern gedoppelten Zirkels, da
ſich
der Ropf verſchieben läſſet.
Dieſes Inſtrument iſt eine andere Art eines Reduction- oder Theilzir-
33Fig. H. kels mit einem beweglichen Kopf, mit dieſem kann man eine vorgegebene Linie
in
gleiche Theile, wie auch die Peripherie des ganzen Zirkels theilen, damit
man
darein alleregulaire Vielecke einſchreiben möge.
Dieſe Art von Zirkeln,
beſtehet
aus zween gleichen Schenkeln, davon ein jeder mit zween ſtähler-
nen
Füſſen verſehen iſt, dieſe Schenkel ſind ausgehohlet, damit ihr bewegli-
cher
Kopf darinnen gehen möge, in deren Mitte eine Schraube iſt, wo-
mit
die Schenkel an ſtatt eines Nagels veſt zuſammen gehalten, und in
unterſchiedlichen
Gegenden mit einem Mütterlein geſchraubet werden, es
müſſen
aber die Schenkel fein gleich in der Mitte ausgeholet ſeyn,
10684Von der Zubereitung und dem Gebrauch daß das Centrum des Stefts in einer geraden Linie mit dem innern Theil der
Spitzen
ſeye, und daß der Kopf fein nett nach der Lange der Schenkeln ſich be-
wege
, auch die Schraube im Kopf accurat das Loch in dem Kopf ausfü@@e,
damit
nichts wanke, wann es mit dem Mütterlein zugeſchraubet wird.
Die Figur 1. ſtellet die Schraube vor, die Figur 2. bemerket das Müt-
terlein
, die Figur 3.
weiſet die Helfte von dem beweglichen Kopf, welche ſich
mit
einer andern dergleichen Helfte zuſammen ſügen laſſen muß, man ſiehet
aus
dieſer kleinen Figur, daß in der Mitte noch eine Dicke iſt, welche den leeren
Platz
in den Schenkeln accurat ausfülle;
was aber auf beyden Seiten ſchat-
tigt
gemacht worden, leger ſich an die zwo Seiten der Schenkel genau an, ſo
daß
die Helfte des Kopfs eine rechte Dicke haben, und in einem von den Schen-
keln
nach der Länge beweglich, auch vor die Schrauben mit einem Loch verſe-
hen
ſeyn muß.
Und eben einen ſolchen halben Theil von dem Kopf muß
man
auch zu dem andern Schenkel machen, damit man beyde zuſammen fü-
gen
, und vermittelſt des Mütterleins in ſolcher Oeffnung, als es beliebig iſt,
veſt
halten kann.
Die Figur 1. zeiget einen von dem andern abgeſonderten
Schenkel
, wo die Eintheilungen durchgehends von gleichen Theilen ſind, dann
auf
dem einen Schenkel ſtehen auf einer Seite die Zahlen, womit man eine
jede
gegebene Linie in gleiche Theile theilen kann, und auf dem andern Schenkel
werden
auf der andern Seite die Zahlen, mit welchen man in einem vorgegebe-
nen
Zirkel ein jedes regulaires Vieleck einzuſchreiben vermag, bezeichnet.
Damit man aber die Eintheilung der Linien in gleiche Theile machen kön-
ne
, muß man einen wolgetheilten Maasſtab, der eben ſo groß, als der ganze
Theilzirkel
ſeye, bey Handen haben, oder vielmehr ſich eines Proportional-
zirkels
bedienen, weilen er an ſtatt einer Scalæ von verſchiedenen Gröſſen
dienen
kann.
Man nimmt mit einem gemeinem Zirkel die accurate Länge eines Schen-
kels
von dem Theil-oder Reductionzirkel, träget ſelbige auf der Linea par-
tium
æqualium in einer Oeffnung aus 120.
im Proportionalzirkel auf,
und
nimmt mit dem gemeinem Zirkel, nachdeme jener in ſolcher Oeff-
nung
geblieben, 40.
dergleichen Theile, träget alsdann ſolche auf einen
Schenkel
des Theilzirkels, und ſchreibet dazu die Zahl 2.
aus welcher ſich
ergiebet
, daß man die ganze vorgegebene Linie in zwey gleiche Theile thei-
len
könne.
Nachdeme der Proportionalzirkel allezeit in eben der Oeffnung ge-
blieben
, nimmt man ferner 30.
gleiche Theile die man auf beſagtem Schenkel
des
Theilzirkels tragen, und dabey die Zahl 3.
anſetzen muß, ſo wird man
die
ganze vorgegebene Linie in 3.
gleiche Theile theilen können.
Man nimmt überdas 24. gleiche Theile, und trägt ſelbige auf den
Schenkel
des Theilzirkels, ſetzet die Zahl 4.
dazu, ſo wird die gegebene
Linie
in 4.
gleiche Theile können abgetheilet werden.
Man nimmt gleichfalls 20. gleiche Theile, und trägt ſolche auf
10785verſchiedener Zirkeln, III. Buch, I. Capitel. Schenkel des Theilzirkels, bezeichnet dieſe mit 5. ſo kann man die vor-
gegebene
Linie in 5.
gleiche Theile theilen.
Eben dieſe Oeffnung des Proportionalzirkels kann auch zur Einthei-
lung
in ſieben, neun und eilf gleiche Theile dienen, damit man aber die
Brüche
vermeiden möge, muß die beſagte Oeffnung verändert werden,
um
die Thellung in ſechs, acht, zehen, und zwölf Theile zu haben.
Ehe man aber die beſagte Oeffnung des Proportionalzirkels verän-
dert
, nimmt man mit einem gemeinem Zirkel 15.
von beſagten gleichen
Theilen
, träget dieſe auf den Schenkeln des Theilzirkels, und füget die
Zahl
7.
bey, um die gegebene Linie in 7. Theile zu theilen.
Ferner nimmt man 12. damit man auf beſagtem Schenkel die Zahl 9.
bemerken möge.
Endlich nimmt man 10. um die Zahl 11. auf beſagtem Schenkel anzu-
ſchreiben
, womit man eine ganze gegebene Linie in 11.
Theil wird theilen kön-
nen
.
Damit man aber ſelbige in 6. Theil theilen könne, ſo nimmt man mit
einem
Zirkel die accurate Länge eines Schenkels von dem Theilzirkel, träge@
ſolche
im Proportionalzirkel auf der Linea partium æqualium in einer Oeff-
nung
aus 140.
auf, und nimmt die Weite von 20. nachdeme der Propor-
tionalzirkel
in voriger Oeffnung geblieben, notiret die Zahl 6.
dazu, wo-
mit
die ganze gegebene Linie in 6.
gleiche Theile wird können getheilet werden.
Nachdeme gleichfalls die ganze Länge eines Schenkels von dem Theil-
zirkel
genommen worden, träget man dieſe auf der Linea partium æqualium
des
Proportionalzirkels in einer Oeffnung aus 180.
auf, und nimmt
davon
20.
mit dieſer Weite notiret man auf dem Schenkel des
Theilzirkels
die Zahl 8.
welche dienlich ſeyn wird, die ganze vorgege-
bene
Linie in 8.
Theile zu theilen.
Man träget gleichfalls die ganze Länge des Theilszirkels in einer Oeff-
nung
aus 110.
auf, und nimmt 10. um auf dem Schenkel des Theilzirkels
die
Zahl 10.
zu bemerken, damit die ganze gegebene Linie in 10. Theile gethei-
let
werde.
Endlich träget man die Länge des Theilzirkels in einer Oeffnung aus
130
.
auf, nimmt davon 10. und notiret auf dem Schenkel des Theilzirkels
12
.
ſo wird die Eintheilung einer ganzen gegebenen Linie in 12. Theile auch
vorhanden
ſeyn.
Der Nutz davon iſt leicht, dann, ſo man, zum Exempel, eine gerade
Linie
in drey gleiche Theile theilen wollte, verſchiebet man den Kopf, alſo,
daß
das Mittel der Schraube ſich juſt über dem mit der Zahl 3.
bemerk@em
Puncte
befinde, nachdeme nun ſolcher über dieſem Punct veſt angeſchraubet
worden
, machet man den Theilzirkel auf, ſo daß die zwo Spitzen der län-
gern
Theile von den Schenkeln mit der Länge der vorgegebenen geraden
Linie
genau überein treffe, ſo werden alsdann, nachdeme der Zirkel ohne
einige
Veränderung der Oeffnung umgewendet worden, die zween
10886Von der Zubereitung und dem Gebrauch Theile von den beſagten Schenkeln die vorgegebene Linie in drey gleiche Theile
theilen
, und ſo we@ters.
Wann aber die Eintheilung zu den regulairen Polygonen zu machen
verlanget
wird, theilet man den Schenkel des Theilzirkels in 2.
gleiche Theile,
nimmt
mit einem gemeinem Zirkel accurat ſeine Helfte, und trägt ſolche in
einer
Oeffnung aus den Zahlen 6.
von jeder Seite in der Linea Polygonorum
des
Proportionalzirkels auf, nimmt ferner, nachdem dieſer in ſeiner Oeff-
nung
geblieben, die Weitezwiſchen den Zahlen 3.
von den gleichſeitigen Tri-
angel
, und trägt ſelbige auf den Schenkel des Theilzirkels, indeme man zu
äuſſerſt
im beſagtem Schenkel anfängt, bey welcher man die Zahl 3.
ſetzen
muß
;
man nimmt überdas die Weite zwiſchen den Zahlen 4. auf dem Pro-
portionalzirkel
vor das Quadrat oder Viereck, träget ſolche auf eben den
Schenkel
des Theilzirkels, und ſetzet eben die Zahl 4.
dazu; man nimmt
gleichfals
mit einem gemeinem Zirkel die We@te zwiſchen den Zahlen 5.
bey
einer
und der andern Seite auf der Linea Polygonorum im Proportional-
Zirkel
, träget dieſe Länge auf den Schenkel des Theilzirkels auf, und notiret
es
mit eben der Zahl 5.
vor ein Fünfeck, und alſo verfähret man gleicher-
maſſen
vor das Siebeneck, und@ vor alle andere Vielecke, bis auf das Zwölf-
eck
.
Es wäre unnützlich das Sechseck darauf anzudeuten, weilen ſchon der hal-
be
Diameter eines jeden Zirkels ſeine Peripherie in 6.
gleiche Theile theilet.
Es iſt nicht undienlich hier zu merken, daß die Seite eines Drey-Vier-
und
Fünfecks gröſſer, als der halbe Diameter eines Zirkels, in welchen man
ſolche
einſchreiben will, hingegen aber die Seite eines Sieben-Achtecks,
und
aller übrigen kleiner, als der halbe Diameter des Zirkels, in welchen
ſelbige
eingeſchrieben ſind, ſeyn.
Der Nutz davon ift leicht, und wird wie folgt practi@iret; wann man,
zum
Exempel, ein Fünfeck in eine@ vorgegebenen Zirkel einzuſchreiben verlan-
get
, ſo verſchiebet man den Kopf, alſo, daß das Mittel der Schraube als-
dann
über der Zahl 5.
der Polygonen veſt angeſchraubet werde, nimmt
mit
dem kürzern Schenkeln des Theilzirkels den halben Diameter des Zirkels
und
wendet den beſagten Zirkel, ohne etwas davon zu verändern, um,
ſo
wird die Weite der längern Schenkel den Zirkel in fü@f gleiche Theile
theilen
.
Wollte man aber ein Siebeneck einſchreiben, wird die Schraube über
der
Zahl 7.
veſt geſtellet, und mit dem längern Schenkeln der halbe Durchmeſ-
ſer
des vorgegebenen Zirkels genommen, da dann die Oeffnung der kürzern
Schenkel
, wann beſagter Zirkel umgewendet worden, den Zirkel in ſieben
gleiche
Theile theilen wird.
Von dem Stangenzirkel.
Dieſer Zirkel wird ein Stangenzirkel genennet, weilen er mit einer
11Tab. VIII.
Fig
. K.
viereckigten Stange aus Kupffer, Meßing, oder dazu wol
10987verſchiedener Zirkeln, III. Buch, I. Capitel. Stahl gemacht iſt, in der Länge von ein bis 3. oder 4. Schuhen, es ſind auch@
dabey
zwo aus Kupffer oder Meßing, viereckigte Zwingen, welche beſagte
Stangen
accurat einfaſſen, da ſich bey einer jeden eine ſ@ählerne Spitze ein-
ſchrauben
läſſet, die man wieder heraus, und eine andere zur Dinte, oder zum
Reißbley
hinein thun kann Eine unter dieſen Zwingen läſſet ſich nach der Län-
ge
des Schenkels fortſchieben, die man hernach in der Gegend, wo man will,
vermittelſt
der Schrauben, welche auf eine kleine Feder gehet, veſt ſtellen kann.
Die andere Zwinge iſt an einem Ende faſt unbeweglich, wobey ein Mütter-
lein
, welches an ſelbiger angemacht iſt, alſo daß, wann man beſagtes Müt-
terlein
um die Schraube, welche zu äuſſerſt der Stange ſtehet, windet, die
ſtählerne
Spitze ſo viel oder ſo wenig, als man will, vor oder hinterwärts
beweget
werden kann.
Dieſe Art von Zirkeln ſind nüzlich, wann man groſſe Längen nehmen
muß
, und accurat die groſſe Circumferenzen, ſo ſolche ſollen getheilet werden,
ziehen
will.
Von der Zubereitung eines Zirkels, womit man die Ellipſes-
oder
Ovallinien ziehen kann.
Dieſes Inſtrument wird gemacht, damit man die Ovallinien oder viel-
11Tab. VIII.
Fig
. L.
mehr Ellipſes von verſchiedenen Arten ziehen möge;
es beſtehet aus einer vier-
eckigten
Stange von Kupffer oder Meßing, die hübſch gerad und wol gleich
iſt
, ungefehr eines Schuhes in der Länge, an welcher drey Zwingen ſich befin-
den
, die nach der Länge der beſagten Stange beweglich ſind, bey einer von
dieſen
Zwingen läſſet ſich eine ordenti@che ſtählerne Spitzen, oder eine ſolche, da
man
mit der Dinte, auch zuweilen mit dem Reißbley Linien zichen kann, ein-
ſchrauben
;
man machet an die zwo anderen Zwingen zwey Stücke, die ab-
hängs
gehen, und wie ein Schwalbenſchwanz formiret ſind, gleichwie die
kleine
Figur 1.
zeiget, dieſe Zwingen gehen juſt an die Stange des Creutzes
nach
der Länge, auf welchen kleine Regeln mit Schneiden, oder die untenher
abhängs
, eben wie die Zwingen, die wie ein Schwalbenſchwanz formiret
iſt
, lauffen, veſt angemacht ſind.
Dieſe beſagte Zwingen, welche mit
einem
runden Steft angemacht worden, und die überall ſich unter den vier-
eckigten
Zwingen herum drehen, machen, daß, indeme man den Stangenzir-
kel
herum beweget, ſelbige nach der Länge des Creutzes vor- und hinterwärts
gehen
, man muß aber eine Zwinge, um ſolches in das Werk zu ſetzen, in dem
einem
Arm des Creutzes, und die andere in dem andern Arm, wie man aus
der
Figur ſiehet, bewegen laſſen.
Es iſt zu merken, daß die Weite, die zwiſchen den zwoen Zwingen ſich
befindet
, die Weite der zween Brennpuncte in der Ellipſi ſeye, ſo wird demnach,
indeme
dieſe Weite verändert wird, ſelbige mehr oder weniger erhaben ſeyn.
Zu äuſſerſt in den Armen des Creutzes, und zwar unten, giebt es vier kleine
ſ@ählerne
Spitzen, damit man ſolches auf dem Papier veſt halten könne,
11088Von der Zubereitung und dem Gebrauch der Mitte des beſagten Creutzes iſt ein kleines Viereck, welches bis an die
Schneide
eingekerbet iſt, damit die Zwingen von einem Arm zum andern,
wann
noch die Bewegung des Zirkels währet, lauffen mögen.
Der Ge-
brauch
dieſer Machine iſt ſehr leicht, dann, indeme man den Stangenzirkel in
einen
Kreiß herum gehen läſſet, ſo wird die Spitze oder der Fuß zur Dinte
oder
zum Reißbley die verlangte Oval- oder Elliptiſche Linie ziehen.
Aus der
Figur
dieſes Inſtruments kann man ſowol ſeine Conſtruction, als deſſen
Nutzen
genugſam erkennen.
Von dem Taſter-oder Greifzirkel.
Dieſe Figur ſtellet einen Taſter vor, welcher dienet, die Dicke desjeni-
11Fig. M. gen, das bauchigt iſt, zu erforſchen:
Zum Exempel, die Dicke eines Stu-
ckes
, eines Nohrs, und anderer dergleichen Sachen, welches man nicht thun
könnte
, wann der Zirkel nur zween gerade Füſſe hätte;
er beſtehet aber aus
zweyen
Stücken von Meßing oder anderer Materie, die zwo krumme Spi-
tzen
haben, und dann aus zweyen andern, die zwar gerad und gleich, am Ende
aber
ein wenig eingebogen ſind.
Wann man ſich deſſen zum Gebrauch be-
dienen
will, läſſet man eine von den gleichen Spitzen in das Stuck hinein, und
die
andere herauswärts gehen, wann nun ſolche ſo weit zugemacht ſind, wer-
den
die andere gegenüberſtehende Spitzen die Dicke anzeigen.
Man muß in Acht nehmen, daß der Kopf in der Zubereitung wol durch
das
Centrum durchbohret werde, das iſt, daß, wann eine Linie von einer Spi-
tze
gegen die andere überſtehende gezogen wird, ſelbige accurat durch das
Centrum
gehe, welches dieLinien in zween gleiche Theile theilen muß, und daß alle
Spitzen
, wann der Zirkel zugemacht wird, ſich zuſammen ſchlieſſen, an
deren
Ende gemeiniglich kleine ſtählerne Füſſe angemacht werden.
Von andern krummen Zirkeln.
Der in der Fig. N. verzeichnete Sphæriſche oder Kugel - und Greif-Zir-
22Fig. N. kel iſt in ſeiner Zubereitung von denen ordentlichen Zirkeln nichts unterſchie-
den
, auſſer daß ſeine Schenkel einwärts gebogen ſind, um die Dicken oder
die
Diametros der runden Körper, als der Kugeln, a.
zu nehmen.
Endlich der mit O bemerkte Zirkel iſt gleichfalls vor die erhabene Sa-
33Fig. O. chen dienlich, und wird ein Hohlzirkel genennet, deren Schenkel insge-
ſamt
überall gleich ſeyn müſſen.
Die Figur giebet die Conſtruction und
ſeinen
Gebrauch ſchon genugſam zu verſtehen.
11189verſchiedener Inſtrumenton, III. Buch, II. Capitel.
Das zweyte Tapitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauch verſchiede-
ner
Mathemat@ſchen Inſtrumenten, welche zu Haus
können
gebraucht werden.
Von der Feder zum Reißbley a. von einem Zirkel.
Dieſes Inſtrument wird eine Feder zum Reißbley a. mit einem Zir-
11Tab. IX.
Fig
. A.
kel genennet, es iſt auswendig achtflächig gefeilet, und insgemein
4
.
5. und 6. Zoll lang gemacht, inwendig muß es ganz rund ſeyn,
damit
man eine Feder zum Reißbley a.
hinein thun, und ſolche vermittelſt
ſeiner
Feder und ſeines Knöpfleins hin und wieder ſchieben könne, davon wir
im
folgenden handeln werden.
An deren einem Ende läſſet ſich ein Zirkel
hinein
ſchrauben, die Figur B zeiget die Manier, nach welcher er gemacht iſt,
ſeine
Zubereitung iſt von den andern Zirkeln nichts unterſchieden, auſſer dar-
inn
, daß er rund iſt, und daß er oben am Hals eine Schraube hat, um ſel-
bigen
in die Reißbleyfeder hinein ſchrauben zu können.
Die beſagte Schrau-
be
wird in einer Schneid tkluppe vorgeſchnitten, womit man hernach in einem
Loch
eines Schneideiſens ſelbiges gar ausſchneidet, damit man die Gewin-
de
des Zirkels im Herumſchrauben nicht übernöthe, darauf man wol acht zu
geben
hat.
Man ziehet insgemein auf den Flächen dieſer Feder die Linien, die auf
dem
Proportionalzirkel ſtehen, man nimmt aber ſelbige aus einer Regel
von
gleicher Länge, die man nach den obigen bey dem Proportionalzirkel
erklärten
Methoden getheilet, und auf eine jede Fläche übergetragen.
Der
Gebrauch
davon iſt beynahe einerley, ausgenommen, daß man hier allezeit
ſich
einerley Gröſſe bedienen muß, dann wann, zum Exempel, verlanget
wird
, wie man auf einer gegebenen Linie einen Winkel von 40.
Graden be-
ſchreiben
ſoll, ſo nimmt man mit dem gemeinem Zirkel die Weite von dem
erſten
Punct der Theilung in der Linea Chordarum biß zu dem 60.
bezeichne-
ten
Puncte, mit dieſer Oefnung machet man auf der gegebenen Linie einen
Bogen
, und nimmt hernach mit eben dem Zirkel die Weite aus dem erſten
Punct
der Theilung, biß zu dem Punct 40.
die man endlich auf den gezoge-
nen
Bogen träget, und aus ſeinem Centro eine Linie ziehet, welche mit der
gegebenen
Linie einen Winkel von 40.
Graden geben wird, und alſo iſt es
auch
mit den andern Linien beſchaffen.
Man machet auch von dieſen Arten der Federn zum Reißbley, Rö-
thel
a.
mit Zirkeln, einige die rund ſind, und auf die man die Zoll ſetzet, da-
von
man elnen in 12.
Linien eintheilet.
11290Von der Zubereitung und dem Gebrauch
Von der Zubereitung einer ſchiebenden Feder zum
Reißbley
.
Dieſe Feder iſt innwendig rund, und von auſſen gedreht, man machet
11Fig. C. ſolche auch zuweilen mit Ecken, und bemerket darauf die Zoll und Linien mit
ſubtilen
Strichen, die mit dem Drehwerk geſchehen.
Man nimmt ein Blech von Meſſing, oder von einer andern Materie,
ſo
lang und breit als man dieſe Feder machen will, leget es hernach um einen
ſtählernen
Dorn zuſammen ein, der ſchön rund, fein gerad, und durch und
durch
von gleicher Dicke iſt, man löthet überdeme die Fuge des beſagten
Blechs
zuſammen, welches man dann das Rohr der Feder zum Reißbley a.
nennet, das man ziehen, und durch ein Eiſen mit einem runden Loch vermit-
telſt
einer Ziehbank gehen laſſen muß;
man ziehet beſagtes Rohr ſo lang,
biß
ſolches den ſtählernen Dorn überall gleich drücke, damit das Innere ſchön
rund
und gleich werde, nachdeme es nun auch abgedrehet worden, wie die
Figur
zeiget, ſpaltet man ſolches ſo weit, biß ungefehr einen halben Zoll ge-
gen
die Enge, auf, und machet bey beyden Enden des Spalts, und in der
Mitte
ein kleines rundes Loch, damit der Nagel hinein könne.
Die Figur
D
iſt der innere Theil von der Feder, an deren beyden Enden man die Feder
machet
, w lche mit kleinen Zwingen geſchloſſen werden, das Mittlere muß
juſt
ſo d ck als der innere Theil, des mit C bemerkten Rohrs iſt, ſeyn, damit
daſſelbige
darinnen leicht hin und wieder geſchoben werden könne, man ſchnei-
det
beſagtes Stuck ein, damit man eine kleine Spannfeder aus Stahl oder
mit
dem Hammer wol gehärteten Kupfer dort anbringen möge.
In der
Mitte
iſt die mit 1.
bezeichnete Feder durchbohrt zum Nagel, um das mit E
bemerkte
Knöpflein einzuſchrauben, man machet ſolches von Stahl zu un-
terſt
mit einer Schraube;
oberhalb der Schraube iſt ein kleiner runder
Hals
, in der Dicke wie die Löcher, die in dem Rohr C ſind, in ihrer Gröſſe
ſich
befinden, oberhalb des Halſes machet man auf einer jeden Seiten des be-
ſagten
Nagels einen Einſchnitt, um einen Schieber in der Dicke, als der
Spalt
des beſagten Rohrs iſt, daran zu machen;
der obere Theil muß in die
Runde
gefeilet oder gedrehet werden.
Damit man aber die beſagte Feder
endlich
gar ausmachen möge, muß man dieſe hinein ſchieben, alſo daß das Loch
der
Spannfeder grad gegen einem Loch in dem Rohr ſtehe, worauf man das
Knöpflein
ſo lang, biß es au dem runden Hals anſtehet, anſchraubet, doch al-
ſo
, daß der Schieber längs dem Spalt gehe, ſo wird alsdann, wann man auf
beſagtes
Knöpflein drucket, ſolcher Hals innerhalb des Rohrs von einer
Seite
zur andern ſich ſchieben laſſen.
Die Figur wird ſchon genug zu ver-
ſtehen
geben, was wir oben erkläret haben.
Von der Zubereitung der immerwährenden
Feder
.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus unterſchiedlichen Stücken vom
11391verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel. pfer, Meſſing, Silber oder einer andern Materie; die Stücke F, G, H, @@@nn
ſie
zuſammen geſchraubet ſind.
machen ungefehr 5. Zoll in der Länge aus, fei-
ne
Dicke aber giebt im Diametro beynahe drey Linien, der mit@lere mit F be-
merkte
Theil hält die F@der in ſich, welche vecht muß geſpalten und gut @e-
ſchnitten
ſeyn, auch wol über ein Röhrlein, das mit ein@m Gewind verſeh@
iſt
, gerichtet werden, ſolches Röhrlein wird an ein ander Röhrlein angelöthet,
das
juſt ſo dick, als das Innere von dem Deckel G i@, in e ne Schvauben einge-
löthet
wird, damit man beſagten Deckel daran ſchrauben, und, indeme ſolche
in
die Feder hinein gehet, ein kleines Loch, welches in der mit 1.
notirten Ge-
gend
iſt, zuſtopfen möge, um zu verhindern, daß die Dinte nicht heraus lauf-
fe
.
Am andern Ende des Rohrs F iſt ein klein@s Röhrlein, das aus - und in-
wendig
zuſammen geſchraubet werden kann.
Das Zuſammenſchrauben von
auſſen
, dienet, daß man den Deckel mit H bezeichnet, aufſchraube, in welchem
eine
kleine Feder zum Reißbley a.
gehöret, die ſich inwendig in dem kleinem
Rohr
einſchrauben läſſet, wie wir ſchon geſagt haben, und darzu nutzet, daß
man
die Oefnung des Halſes zuſtopfen möge, allwo der Ort iſt durch wet-
chen
man die Ointe durch ein Trichterlein in das Rohr F laufen läffet.
Wann man ſich der beſagten Feder bedienen will, muß man den Deckel
G
abſchrauben und die Feder ein wenig ſchütteln, worauf die Dinte ganz we-
nig
heraus laufet, ſo daß man damit ſchreiben kan.
Es iſt zu merken, daß die
andere
Seite bey der Feder zum Reißbley a.
müſſe verſtopft werden, dann
ſonſt
würde die Schwcere der Luft auf die Dinte drucken, und ſelbige auf
einmal
heraus laufen machen.
An beyden Enden ſind zwey Pettſchaftplät-
lein
angelöthet, um darauf einen verzogenen Namen@@der das Wappen ſtechen
zu
laſſen.
Dieſe Zubereitung dieſer Machine iſt bey nahe eben dieſe, wie bey
der
Feder zum Reißbley a.
von welcher wir ſchon gehandelt haben.
Von der Zubereitung eines Papierhalters.
Dieſe kleine Machine iſt nutzlich, daß man einige Papier zuſammen hal-
11Fig. I. ten könne, und ſolche iſt gar bequem, wann man einen Riß nachzeichnen will,
die
man an die vier Spitzen des Papiers appliciret.
Dieſer Papierhalter be-
ſtehet
aus zweyen Blättern von Mcſſing, die mit dem Hammer wol geſchlagen
ſind
, damit ſie hart werden, zu oberſt ſind ſolche veſt beyſammen, und machen,
wegen
eines meſſingen Blechs, gleichſam eine wiederhalt@nde Feder, in der
Mitte
iſt eine Zwinge, womit man das Papier zuſammen halten kan, indeme
man
die zwey Ende zuſammen drücket, dieſe Ende werden breit und groß ge-
macht
, damit man deſto beſſer dasjenige, was zwiſchen ſolchen beyden iſt, halten
kann
.
Das ganze Stuck iſt ungefehr in der Länge zween Zoll groß. Die Fi-
gur
leget ihre Conſtruction und ihren Nutzen deutlich genug an den Tag.
Von der Zubereitung eines Inſtrumenti Pantographici.
Das Inſtrument von welchem wir jetzt handeln wollen, wird
11492Von der Zubereitung und dem Gebrauch phum benennet, man nennet es auch einen Affen, (ſonſten einen Storch)
indeme
es dienet, allerhand Riſſe nachzumachen.
Es beſtehet aus vier Schen-
11Tab. IX.
Fig
. K.
keln von Kupfer, M@ſſing, oder hartem Holz, die an der Dicke und Breite
ſehr
gleich ſind, davon ſind zween 15.
biß 18. Zoll lang, und die zween übrigen
nur
halb ſo groß, dieſe Schenkel ſind insgemein 2.
biß 3. Linien dick, und 5.
biß 6. Linien breit.
Die Accurateſſe dieſes Inſtruments beſtehet in dieſem, daß die Löcher,
die
zu äuſſerſt und in der Mitte der groſſen Schenkel ſich befinden, gar ac-
curat
in gleicher Weite von den Löchern, die zu äuſſerſt in den kleinen ſind, ſte-
hen
, damit ſelbige, wann ſie zuſammen geſchraubet.
werden, allezeit ein voll-
kommenes
Parallelogrammum formiren, oder ein Parallel-Lineal abgeben, es
ſind
ſechs kleine Stücklein vom Kupfer dabey, auf daß man beſagtes Inſtru-
ment
zuſammenſchraube, und zur Praxi dienlich machen könne.
Das mit 1. demerkte Stuck, iſt ein aus Kupfer oder Meſſing gedrehter
Stiel
, an deſſen einem Ende eine Schraube ſtehet, die mit ihrem Mütterlein
verſehen
iſt, an dem andern End iſt ein Stücklein wie ein kleiner Apfel formiret,
welches
dienlich iſt, daß man das Inſtrument auf dem Tiſch hin und her, nach
den
verſchiedenen Bewegungen, die man ſelbigem giebet, lauffen laſſen möge.
Das Stuck, ſo mit 2. angedeutet worden, iſt ein Nagel mit einem gedrehtem
Kopf
ſamt der Schraube und ſeinem Mütterlein, von dergleichen Gattung
muß
man zween haben, damit man die kleine Schenkel mit dem groſſen in der
Mitte
, in denen Gegenden, wo 2.
ſtehen@ zuſammen fügen möge. Das Stuck
mit
3.
bezeichnet, iſt eine Schraube im Holz, das unten an einem gedrehtem Stiel
ſtehet
, welcher Stiel mit einer Schraube und ſeinem Mütterlein verſehen iſt,
damit
man die zween kleine Schenkel in der Gegend mit 3 notiret, zuſammen
ſchrauben
.
könne. Das mit 4. bezeichnete Stuck iſt eine Reißbleyfeder, oder
eine
Feder, die man in den gedrehten Stiel thut, der auch ſeine Schraube und
Mütterlein
hat, damit man ſolchen zu Ende des groſſen Schenkels in der Ge-
gend
bey 4.
veſt halten möge. Endlich das Stuck, ſo mit 5. bemerkt wird, iſt
eine
Spitze von Kupfer, die ein wenig ſtumpf, und an einem gedrehtem Stiel
angemacht
iſt, der mit ſeiner Schraube und ſeinem Mütterlein verſehen wor-
den
, um ſolchen zu Ende des andern groſſen Schenkels in der Gegend bey 5.

anzuſchrauben
.
Wann nun das Inſtrument zuſammen geſchraubet, und
alſo
geſtellet worden, wie es die Figur andeutet, ſo iſt nichts weiter übrig, als
daß
wir den Gebrauch von ſolchen auch anweiſen.
Wann man einen Riß von eben derſelben Gröſſe, als das Original iſt,
nachzeichnen
oder copiren will, muß man das Inſtrument alſo ſtellen, wie
es
in der Figur K vorgebildet iſt.
Das iſt, man muß die Schraube mit dem
Holz
in den Tiſch bey der mit 3.
notirten Gegend einſchrauben, hernach das
weiſe
Papier unter die Reißfeder bey 4.
und den Riß unter die mit 5. be-
merkte
.
Spitze legen, alsdann darf man nur beſagte Spitze auf allen Umzü-
@n
des Riſſes herum führen, ſo wird zu gleicher Zeit die Reißfeder eben
11593verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel. ſelbe Figur auf dem weiſſen Papier ziehen. Wollte man aber den Riß ver-
wandeln
und ſolchen um die Helfte kleiner machen als das Original iſt, müſte
man
die Schraube mit dem Holz an ein Ende des groſſen Schenkels anma-
chen
, das weiſſe Papier und die Reißfeder in die Mitte ſtellen, und die Spi-
tze
allezeit auf den Umzügen des Riſſes herum leiten, ſo wird die Reißfeder
eben
das verrichten.
Es werden aber die Linien um die Helſte kleiner ſeyn,
als
diejenige im Original, davon die Urſach dieſe iſt:
Weilen die Reißfe-
der
, die alſo, wie wir vor geſagt haben, angemacht iſt, halb ſo viel, als die
Spitze
zu gehen hat, dahero kommt es auch im Gegentheil, daß, wann man den
Riß
gröſſer machen wollte, als zum Exempel, zweymal gröſſer dann das Ori-
ginal
, man die Spitze und den Riß in die Mitte, in der Gegend, wo 3.
ſtehet,
die
Reißfeder mit dem weiſſen Papier an ein End des andern groſſen Schen-
kels
und die Schraube im Holz, welche am End des andern groſſen Schen-
kels
veſt angemacht iſt, ſtellen müſſe, alſo wird man auf dieſe Manier den Ab-
riß
, zweymal ſo groß, als das Original, machen, es mag nun ſolches ein Grund-
riß
, eine Figur, oder ein anderer Riß ſeyn, was man für einen verlanget.
Wollte man aber den Riß nach andern Proportionen vergröſſern oder
verkleinern
, muß man unterſchiedliche Löcher in gleichen Weiten auf einem
jeden
Schenkel machen, nemlich auf dem kleinen nach der Länge ganz durch,
auf
den groſſen aber, biß an die Helfte, damit man allda die Spitze, die Reiß-
feder
und die Schrauben allezeit in einer geraden Linie ſtellen möge, das iſt,
wann
man die Spitze um drey Löcher verſchraubt, ſo muß man gleichfalls die
zwey
andern Stücke umdrey Löcher verſchrauben;
man muß aber in dieſem Fall
eine
Schraube mit einem Kopf, welche derjenigen bey der Zuhl 2.
gleich ſeye,
zu
äuſſerſt an den kleinen Schenkeln anſetzen, alſo daß das Inſtrument allezeit
die
Figur eines Parallelogrammi behalte.
Es iſt zu merken, daß wann man die Spitze und den Riß bey einem
Loch
von einem groſſen Schenkel appliciret, hingegen aber die Reißfeder
ſamt
dem weiſſem Papier unter ein Loch des kleinen Schenkels, der einen Win-
kel
macht, und ſich in der Mitte eben deſſelben groſſen Schenkels zu-
ſammen
füget, ſtellet, ſo wird dann der Abriß oder die Copey kleiner als
die
Helfte des Originals ſeyn;
wird aber die Reißfeder und das Papier
unter
ein Loch von dem kleinem Schenkel, der parallel mit dem groſſen lauf-
fet
, geſtellet, ſo wird der Abriß gröſſer als die Helſte des Originals ſeyn.
Es wird leicht ſeyn, alle dieſe verſchiedene Verhältniſſe durch die Erfahrung
zu
lernen.
Von der Zubereitung einer Perlenmaaß um dadurch das
Gewicht
der Perlen zu erfahren.
Dieſe kleine Machine nennet man ein Perlenmaas, (Carat) und ſol-
11Tab. IX.
Fig
. M.
ches iſt dienlich, das Gewicht der guten und recht runden Perlen zu erfahren;
es beſtehet aus 5. kleinen Blechen von Meſſing oder anderm Metall,
11694Von der Zubereitung und dem Gebrauch zween Zoll lang, und 6 biß 7. Linien breit ſind, dieſe Bleche ſind mit allerhand
tunden
Löchern von verſchiedenen Durchmeſſern verſehen.
Die Löcher in dem
erſten
Blech geben das Gewicht der Perlen von einem halben Gran, biß auf 7.
Gran zu erkennen. Das andere Blech giebet es v@n 8. Gran, welches 2. Ca-
rat
ſind, biß auf ſünf dar, das dritte deutet die Carat von 2 {1/2}.
biß auf 5 {1/2}. an,
das
vierte dienet von 6.
Carat biß auf 8. und das fünfte bemerket das Ge-
wicht
der Perlen von 6 {1/2} Carat biß auf 8 {1/2}.
Wir wollen nun den Diameter des kleinſten und des gröſten Lochs von
einem
jeden Blech geben, indeme ſich die andere nach ihren verſchiedenen Pro-
portionen
ſchon finden laſſen;
ihre Durchmeſſer gründen ſich auf die Erfahrung
und
P.
ob von unterſchiedlichen Perlen, die man mit kleinen gar accuraten
Waagen
abgewogen hat.
Das kleine Loch, welches das Gewicht einer Perle von einer Gran zu
erkennen
giebet, iſt 1 {1/4}.
Linie im Durchmeſſer groß, das von 7. Gran hat 2 {1/3}. Li-
nie
, dasjenige, welches 5.
Carat a@deutet, hat 4. Linien, dieſes, welches das
Gewicht
von 2 {1/2}.
Carat giebet, hat 2 {3/4}. Linien, und das von 5 {1/2}. Carat, hat
4
{1/4}.
Linien, dasjenige, ſo 6. Carat der Schweere nach macht, hat 4 {1/3}. Linie,
dieſes
von 8.
Carat hat 4 {1/2}. Linie, und endlich dasjenige, das das Gewicht
von
8 {1/2}.
Carat austräget, hat 4 {3/4}. Linien.
Dieſe Bleche ſind an einem End mit einem Stef@e zuſammen gefüget,
welcher
d@ch dieſelbige überall hin bewegen läſſet, und zwiſchen zweyen an-
dern
Blechen von Meſſing eingeſchloſſen, die bey jenen ſo viel, als zu einem
Beſteck
dienen.
Das übrige von ihrer Conſtruction kan man aus der Figur
genugſam
erſehen.
Es bedienen ſich auch die Jubelier tleiner ſehr ſubtilen Waagen, und
kleiner
Gewichte, die ſie Carat nennen, um die Diamanten und andere koſt-
bare
Steine, wie auch die Perlen, ſo nicht rund ſind, abzuwägen.
Ein Ca-
rat
wieget 4.
Gran, es wird auch ſolches in einen halben, dritten, vierten,
achten
, und 16ten Theil eines Carats getheilet, man bedienet ſich auch dieſes
Worts
Carat, um die Probe des Goldes anzudeuten.
Ein Carat von feinem
Gold
iſt der 24te Theil einer Unz des puren Golds, welches ſo weich iſt, daß
man
es nicht verarbeiten kann;
das Gold von 22. Carat iſt die Probe der
Goldſchmiede
zu Paris, nemlich, daß 22.
Theile des feinen Goldes ſind, und
2
.
Theile der Kupfer, damit durch dieſen Zuſatz das Gold dichter ſeye, und ſich
beſſer
arbeiten laſſe.
Die Goldſchmiede bedienen ſich des Worts löthig, um die Probe und
die
Güte des Silbers anzudeuten;
ein Mark von feinem Silber macht 12.
Loth, das Silber zu Paris 11. L@th und 12. Gran, dabey man zween Gran,
nachdeme
man nemlich haben will, daß das Silber ſeyn ſoll, zu Hülfe nimmt,
gleichſam
als wann es die Probe wäre, weilen es gar ſchweer iſt, wegen un-
terſchiedlichen
Graden des Feuers, einen rechten Zuſatz zu machen.
11795verſchiedener Inſtrumenton, III. Buch, II. Capitel.
Von der Zubereitung des unbeweglichen Winkel-
maaßes
.
Dieſes Inſtrument wird ein unbewegliches Winkelmaas genennet;
11Tab. IX.
Fig
. I.
weilen es ſich nicht zuſammen legen läſſet, die ganze Aecurateſſe hievon-beſte-
het
darinnen, daß es wol zugearbeitet ſeye, und daß es ſo wol innen als auſ-
ſen
einen geraden Winkel mache, derohalben auch erfordert wird, daß der in-
nere
Theil von einem jeden Schenkel mit dem äuſſern, wann das Inſtrument
von
auſſen und innen richtig iſt, parallel lauffe.
Von dem zuſammenlegenden Winkelmaaß.
Dieſes Winkelmaas läſſet ſich in dem Winkel zuſammen legen mit
22Fig. N. Beyhülfe eines runden Stiſts, welcher an deſſen einem Schenkel, der zur
Bewegung
eines dünnen Stückleins von Meſſing, als gleichſam eines Ge-
windes
, dienet, angenietet iſt, ſo nun der andere Schenkel, an dem beſagtes
Stücklein
mit 4.
Stiftlein beveſtiget worden, bey einem Ende auf der Dicke
des
längern Schenkels, wann man ſelbigen winkelrecht öffnet, aufgeſtellet
wird
, ſo muß dann ein Winkelmaas formiret werden.
Man machet insge-
mein
auf dieſe Gattungen der Winkelmaaſe Zoll und Linien.
Dieſes In-
ſtrument
iſt am meiſten, um die Perpendicularlinien zu ziehen, und zu erfah-
ren
, ob eine Sach recht winkelrecht ſtehe, zu gebrauchen.
Von der Zubereitung der Bleywaag.
Dieſes Inſtrument nennet man eine Bleywaag; es beſtehe@ aus
33Fig. O. zween Schenkeln von Kupfer, Meſſing, oder einer andern Materie, un-
gefehr
6.
Linten breit, ſolche iſt in ihrem Centro mit einem runden Steft zu-
ſammen
gefüget, und die Schenkel ſind nach der Länge biß auf die Helfte hin-
ein
von ihrer Breite ganz ausgeholet, damit man das Zwergſtück oder
ein
Stücklein von dünnem Meſſing hinein ſchieben möge, wann das Inſtru-
ment
zugemacht wird.
Beſagtes Stücklein iſt an dem einem Schenkel mit
einem
kleinem Steft angenietet, doch daß es beweglich iſt.
Wann man nun ſolches in dem andern Schenkel, allwo ein kleines
Kerblein
, das dieſes veſt hält, eingeſtecket, ſo wird die Bleywaag in ei-
nem
geraden Winkel, wie es die Figur Zeiget, veſt ſtehen bleiben.
Man
machet
oben an dem Kopf ein kleines viereckigtes Stücklein von Meſſing,
damit
das Inſtrument auch zu einem Winkelmaas zu gebrauchen ſeye,
man
bohret unten ein kleines Loch in dem Winkel dieſes kleinen Stückleins
durch
, um einen ſubtilen Seidenfaden, woran ein Bley hange, durch-
zuziehen
, wann nun dieſer Faden an einer Perpendicularlinie, die Mitte
durch
das obbemeldete Stücklein von dündem Meſſing gehet herunter
hänget
, wird das Inſtrument eine Bleywaag abg@ben Man ſchnei-
det
die innern Winkel unten von den Schenkeln hinweg, damit das
11896Von der Zubereitung und dem Gebrauch ſtrument deſto beſſer ſich auf die Flächen, die man waagrecht richten will,
ſtellen
lafſe.
Wir wollen uns anjetzo nicht länger bey dem, wie nemlich die-
ſes
Inſtrument zubereiter wird, aufhalten, indeme die Figur
ſolches
ſchon genug an die Hand giebet, melden alſo nur noch
ſo
viel, daß es für ein Winkelmaas und eine Bleywaag, nach-
deme
es nemlich geſtellet wird, und dann für einen geraden
Schuh
und ein Lineal, wann es ganz aufgemacht wird, zum
Gebrauch
diene.
Von dem königlichen Schuh und unterſchiedlichen andern
Maaßen
.
Die Verfertigung oder Conſtruction des königlichen Schuhes zu denen
Corporibus
differiret nicht viel von derjenigen im Proportionalzirkel, davon
wir
ſchon oben gehandelt haben.
Wann man darauf nur bloß den Pariſer-
ſchuh
machen will, ſo hat eine jede Regel zu ihrer Breite nicht mehr, als un-
gefehr
5.
Linien vonnöthen, will man aber auch darauf fremde Maaße mit bey-
fügen
, müſſen ſolche breiter gemacht werden.
Wir w@@@en anjetzo die Ver-
hältniße
des Pariſer Schuhes mit den vornehmſten fremden Maaßen in
Europa
vorſtellig machen.
Ein Scrupel oder Punct iſt der zwölfte Theil von der Dicke eines mit-
telmäſſigen
Gerſtenkorns, eine Linie iſt 12.
Scrupula, oder ſo lang, als ein
Gerſtenkorn
dick iſt.
Ein Zoll hält in ſich 12. Linien, und ein Schuh 12.
Zoll. Der königliche Schuh oder der Pariſer, hat 12. Zoll, und zwar
ſolche
, von welchen wir ſchon geſagt haben.
Sonſten theilet man auch zu-
weilen
einen Schuh in 720.
oder in 1440. gleiche Theile, damit wir ſeine
Verhältniß
mit den fremden Maaßen deſto beſſer darlegen können.
Der
Schuh
zu Lion und Grenoble iſt ein wenig gröſſer, als der Pariſer, dann er
hält
in ſich 12.
Zoll, 7. Linien: Der Schuh zu Dijon hingegen kleiner, da@n er
hat
nur 11.
Zoll, 7. Linien; und der zu Beſancon 11. Zoll, 5. Linien: der zu
Macon
12.
Zoll, 4. Linien. Ein Schuh zu Roüen iſt gleich dem Pariſer.
Ein Schuh zu Sedan hat 12. Zoll, 3. Linien.
Ein Loth@ingiſcher Schuh hat 10. Zoll, 9. Linien.
Ein Brüßl@ſcher hat gleichfalls 10. Zoll, 9. Linien.
Ein Amſterdamer Schuh 10. Zoll, 5. Linien.
Ein Rheinländiſcher Schuh, welcher ſtark im Gebrauch in den Nor-
difchen
Ländern iſt, hat 11.
Zoll, 7. Linien.
Ein Londonſcher Schuh hat 11. Zoll, 3. Linien.
Ein Danziger 10. Zoll, 7. Linien.
Ein Schwediſcher 12. Zoll, 1. Linie.
Ein Däniſcher 10. Zoll, 9. Linien.
Ein Römiſcher Schuh hat 10. Zoll, 10. Linien.
11997verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel.
Ein Bologneſiſcher Schuh 14. Zoll, 1. Linie.
Ein Venetianiſcher 11. Zoll, 11. Linien.
Ein Mayländiſcher iſt von zweyerley Gattungen, der groſſe macht 1.
Schuh und 10. Zoll, und der kleine 1. Schuh, 2. Zoll, 8. Linien.
Ein Turiniſcher hat 1. Schuh, 8. Zoll, 11. Linien.
Ein Savoyiſcher iſt nur 10. Zoll groß.
Ein Genviſcher 18. Zoll.
Ein Wieneriſcher hat 11. Zoll, 8. Linien.
Ein Conſtantinopolitaniſcher hält in ſich 2. Schuh, 2. Zoll, 2. Linien.
Wir wollen noch einige andere Maaße, was ſolche vor eine Ver-
hältniß
gegen dem Schuh haben, darlegen.
Ein Palmus Romanus hat 8. Zoll, 2. Linien: einer dergleichen zu Genua
hat
9.
Zoll, 1. Linie, zu Neapolis aber 9. Zoll, 9. Linien, und in Portugall
8
.
Zoll, 2. Linien; Eine andere gewiſſe Länge, die vor ein Maaß in unterſchied-
lichen
Städten in Italien gebrauchet wird (Palmus) hält in ſich 8.
bis 9. Zoll.
Eine Eln macht in Paris 3. Schuh, 8. Zoll. Eine Eln hält in Proven-
ce
zu Montpellier und Avignon 1 {2/3}.
Eln von der pariſiſchen in ſich. Eine
Flanderiſche
und teutſche Eln hat nur {7/12}.
von der pariſer Eln.
1
11Weilen die Vergleichung der verſchiedenen Schuhe in der Geometrie von un-
gemeinen
Nutzen ſind; ſo halte es nicht für überflüßig nach der ſchon ange-
führten
Eintheilung herzuſetzen. Es wird wie wir hier ſehen, die Ein-
theilung
von dem Pariſerſchuh gemacht: denn die Franzoſen theilen den
geometriſchen
Schuh in 12. Zoll, einen Zoll aber in 12. Linien, dieſes
machte
alſo an Linien 144″.: Eine ſolche Linie theilen ſie wieder in 10. Thei-
le
, alſo muß der ganze franzöſiſche Schuh 1440. ſolcher Theile haben.
### Wenn nun der Pariſerſchuh dieſer Theile hält # 1440
ſo
hat der Rheinländiſche # - # - # 1391 {3/10}
der
Römiſche # - # - # 1320
der
Londner # - # - # 1350
der
Schwediſche # - # - # 1320
der
Däniſche # - # - # 1403 {2/5}
der
Venetianiſche # - # - # 1540
der
Conſtantinopolitaniſche # - # 1320
der
Bononiſche # - # - # 1682 {2/5}
der
Straßburger # - # - # 1282 {3/4}
der
Nürnberger # - # - # 1346 {3/4}
der
Dauziger # - # - # 1221 {1/2}
der
Hälliſche # - # - # 1320
der
Leipziger # - # - # 1397
der
Wiener # - # - # 1400
Hier ſehen wir, daß ſich das Ruthen - und Schuhmaaß faſt in jeder Pro- vinz verändert; man hat alſo Urſache, ſich bey Ausmeſſung der Lände- reyen, auf das geuaueſte darnach zu erkundigen, und das geometriſche Maaß darnach zu reduciren, welches gewiß das leichteſte iſt; weilen alle- zeit 10. Zoll, einen Schuh, und 10. Schuh, eine Ruthe ausmachen.
12098Von der Zubereitung und dem Gebrauch
Das Elnmaaß (La Braſſe) in Mayland zu Seidenzeugen macht 1.
Schuh, 7. Zoll, 4. Linien, und zu Tüchern und andern wollenen Zeugen 2.
Schuh
, 11.
Linien, und das Elnmaaß (La Braſſe) in Florenz macht 1.
Schuh
, 9.
Zoll, 6. Linien.
Das Elnmaaß (Le Ras) in Piemont und Lucca giebet 22. Zoll.
Das Elnmaaß (La Verge) iſt in Sevilien 30. Zoll, 11. Linien, und
in
Engelland 33.
Zoll, 11. Linien.
Das Elnmaaß (La Barre) in Caſtilien iſt 31. Zoll, 3. Linien, und
in
Valentien 33.
Zoll, 7. Linien.
Das Maaß (La Varre) in Madrit und Portugall macht 3. Schuh, 9.
Linien: und dasjenige in Spanien überhaupt 5. Schuh, 5. Zoll, 6. Linien.
Das Maaß (La Canne) zu Toulouſe iſt von eben derſelben Gröſſe;
Zu Rom aber hält es 6. Schuh, 11. Zoll, 7. Linien in ſich, und zu Nea-
polis
6.
Schuh, 10. Zoll, 2. Linien.
Das Elnmaaß (Le Pie) zu Conſtantinopel hat 2. Schuh, 2. Zoll,
2
.
Linien.
Das Elnmaaß (La Geuſe) in Indien und Perſien macht 2. Schuh,
10
.
Zoll, 11. Linien.
Von der Zubereitung der Parallellineale.
Dieſe Inſtrumente werden insgemein aus Kupfer, Meßing, oder aus
hartem
Holze, als Ebenholz und Chineſiſchem Holze, von 6.
Zoll bis auf
18
.
in der Länge, bey einem Zoll in der Breite, und ungefehr 2. Linien dick,
verfertiget
.
Man muß vor all@n wol acht haben, daß die beſagte Lineale über-
all
ſchön gleich und eben, wie auch recht parallellaufend zugerichtet werden,
das
iſt, daß ſolche von einem Ende bis zum andern in gleicher Breite ſeyn, weilen
dieſes
ein Stuck davon iſt, woran die Accurateſſe dieſes Inſtruments lieget.
Wir wollen nun eine Beſchreibung von zwoen verſchiedenen Gat-
tungen
der Parallellineale, die von gleicher Richrigkeit ſind,
dargeben
.
Die zwey Lineale des erſten von dieſen zweyen Inſtrumenten ſind mit
11Tab. IX.
Fig
. R.
zweyen kleinen Stücken von Meßing zuſammen gefäget, die ungefehr 2.
bis
3
{1/2}.
Zoll lang, und 6. Linien breit, wol abgefeilet, und bey nahe, wie die
Figur
es zeiget, formiret ſind;
ſolche werden an beyden Enden fein gle ch
durchbohret
, dahero, um dieſes recht in acht zu nehmen, ganz wohl zu ſtat-
ten
kommt, wann man eines auf dem andern durchbohret:
man muß 4.
Stefte mit einem Kopf drehen laſſen, welche ganz accurat die Löcher von be-
ſagten
Stücken ausfüllen, hernach ziehet man eine Linie mitten durch die
Breite
der Lineale, und theilet ſelbige in zween gleiche Theile, weiters thei-
let
man die eine Helfte von einem jeden Lineal in drey Theile und machet bey
dem
erſten Theil, von der Mitte an gerechnet, in einem jeden auf der geraden
Linie
, welche ihre Breite theiler, ein Loch, d@mit man das Stücklein Meſ-
ſing
mit ſeinem Steſt hinein fügen könne;
Wann nun ferner die Lineale
recht
zuſammen geſezt ſind, muß man mit einer Nadelſpitzen um die
12199verſchiedener Jnſirumenten, III. Buch, II. Capitel. cher dieſer meßingen Stücklein allezeit mitten auf der Linie einen Zug ma-
chen
, und die Loöcher mitten durch dieſe Züge durchbohren;
@amit man es
aber
recht mache, ſo muß man nur ein einiges durchbohren, und ſeinen
Steft
hinein thun, um zu ſehen, ob der Zug auf dem andern Lineale alle-
zeit
gegen dem Luch über des meßingen Stückleins ſtehe, dann am vierten
Loch
iſt es am meiſten gelegen, welches die ganze Richtigkeit dem Inſtrument
giebet
, wann man nun ſolches durchbohret, und mit einem Steft verſehen,
kann
man probiren, ob es in der Deffnung zur linken und rechten Hand accu-
rat
iſt, dann wann die Lineale recht durchbohret ſind, ſo werden ſich ſolche
ſowol
auf einer, als der andern Seite zuſammen fügen.
Man muß Sorge
tragen
, daßman die Stefte gelind einniete, damit man nichts zwinge oder ſpalte.
Von der Zubereitung einer andern Gattung
des
Parallellineals.
Es müſſen die Lineale, welche dieſes Inſtrument ausmachen, gleichfalls
11Fig. Q. gerad, und von gleicher Dicke ſeyn, die zwey groſſen werden von zweyen an-
dern
, etwas kleinern, die juſt in eden der Weite von den zweyen Enden, und von
der
Mitte an durchbohret ſind, zuſammen gehalten, und auf ſolche Art zuge-
richtet
, daß ſie eine Art von einem Inſtrument, das man den Zigzag oder
Storch
nennet, geben, welche, indeme ſie weiter aus einander oder enger zuſam-
ſammen
gehen, auch die andern Parallele weiter aus einander oder enger zufam-
men
gehend machen, und dieſe mit Beyhülffe der Löcher, welche an dem En-
de
eines jeden Lineals gemacht, und darein die andern kurzen Lineale mit denen
mit
Knöpfen gedrehten Steften eingefüget worden;
die andern Ende in dem
groſſen
Lineal ſind von unten ungefehr um den vierten Theil von ihrer Länge
ausgeſchnitten
, damit die Ende der kleinen Lineale, vermittelſt der Niedſtefte,
welche
eben dieſen Ausſchnitt ausſüllen, die man auch von unten gleich vernie-
tet
, darinnen gehen möge.
Endlich ſetzet man einen aus Meßing gedrehten
Knopf
in der Mitte eines jeden Lineals von dieſen zweyen Inſtrumenten an,
damit
man ſolche deſto leichter gebrauchen möge, gleichwie alles dieſes gar
leicht
aus den Figuren zu erſehen iſt.
Jhr meiſter Nutz iſt, daß man im Auf und Zumachen Parallellinien
ziehen
könne.
Sie ſind gar bequem bey den Riſſen der Architectur und der
Fortification
, da man viel Parallellinien, eine an die andere zu ziehen hat.
Von der Zubereitung eines Schrittzehlers.
Dieſes Inſtrument wird ein Schrittmeſſer oder Schrittzehler genen-
22Tab. IX.
Fig
. S.
net;
Alle Stücke von dieſem Inſtrumente ſind in einem Gehäuß, das faſt
demjenigen
von einer Sackuhr gleich kommet, zuſammen geſetzet, ſeine
Gröſſe
iſt ungefehr im Diametero 2.
Zoll, und die Dicke 6. bis 8. Linien. Wir
wollen
anjeso die Verfertigung aller dieſer Stücke belonders darlegen.
Die mit T. bezeichnete Scheibe ſtehet auſ dem Boden des Gehäuſes,
33Fig. T. auf dieſer Scheibe ſind unterſchiedliche Stücke angemacht, gleichwie man
ſolche
zuſammen gerichtet auf der Figur erſiehet.
Das mit 1.
122100Von der Zubereitung und dem Gebrauch Stuck iſt ein kleines Schloß zum Einfallen aus Stahl mit ſeinen zivoen Fe-
dern
, es wird von einem runden ſtarken Steft gehalten, der durch ein Loch
gehet
, alſo daß, ſo bey dem Aermlein, das über die beſagte Scheibe hinaus
langet
, und an einem Ende an das Schloß angemacht iſt, angezogen wird,
man
ſolchem eine Bewegung hin und wieder geben möge, welches einen Stern
von
Stahl bey 2.
bis 6. Spitzen umdrehen machet, der ein Trieb auch vom
Stahl
mit 6.
Triebſtecken an ſich ſtehen hat, das in einer Höhe iſt mit
den
zweyen Rädern, von welchem wir jezt handeln wollen;
Die ſtählerne
Feder
bey 4.
iſt deßwegen angemacht, daß ſich verhindere, damit der Stern
nicht
zuruck lauffe, und die bey 5.
dienet, daß das Ende des Schloſſes ſich auf-
heben
laſſe, wann ſolches den Stern um eine Spitze fortrucken laſſen will.
Die mit V. bezeichnete Scheibe iſt eben diejenige, als die bey T. auſ-
11Fig. V. ſer daß jene zwey Räder von einerley Gröſſe bedecken, und eines auf das an-
dere
geſtellet iſt, das untere hat 101.
Zähne, und das Obere hat nur 100.
ſie greiffen alle beede in das Trieb ein, das auf dem Stern ſtehet, alſo
daß
nach einer Gattung von einem Fürfall, welcher den Stern und ſein Trieb
herum
drehen läſſet, wann das erſte Rad ſeinen Umgang verrichtet, und 100.

Theile
mit ſeinem Zeiger auf dem gröſten Kreiß der Figur bey 5.
durchgelof-
fen
, das Rad, das einen Zahn mehr hat, um einen Zahn zuruck gehe, und
den
Zeiger in der Mitte auf den auch in 100.
Theil getheilten Kreiß fortgehen
laſſe
, welcher Zeiger nicht eher einen von ſeinen Umgängen vollendet, als bis
der
Zeiger des gröſſern Kreiſes von dem ſeinigen 100.
Umgänge gethan,
welche
ſo viel Schritt anzeigen, folglich hat der Zeiger des kleinen Kreiſes
nicht
eher einen völligen Umgang gethan, als 100000.
Schritte geſchehen ſind.
Es ſind auch drey kleine Pſeile daran, die durchboyret und an der untern
Scheiben
veſt angemacht ſind, damit man ſie an die obere Scheibe, auf
welcher
die eingetheilte Kreiſe der Figur 5.
ſtehen, mit Steften oder Schrau-
ben
veſt zuſammen richten möge.
Die ganze Maſchine iſt in ihrem Gehäuß eingeſchloſſen, und mit einem
durchſichtigem
Glas bedecket, auf einer Seite ſind zween Ringe, wodurch
man
ein Band ziehen kann, damit man das Inſtrument an den Gürtel binden
möge
, an einem andern Ende des Gehäuſes iſt eine Oefnung, wodurch das
ſtählerne
Aermlein gehet, durch weiches eine Schnur gezogen wird, die man
an
das Knieband anmachet.
Der Gebrauch dieſes Inſtruments beſtehet darinnen, daß, nach deme
es
auf ſolche Art angemacht worden, die Schnur bey jeder Spannung des
Knies
, die man im Furtgehen thun muß, das Aermlein und hierdurch auch
den
Stern mit dem Trieb in eine Bewegung bringe, da dann zugleich die Rä-
der
den Zeiger auf dem groſſen Kreis um eine Eintheilung forttreiben, bey
Biegung
des Knies ſetzet ſich die Feder wieder in ihren vorigen Stand, und
ſpannet
ſich wiederum auf das neue durch eine andere Spannung des Knies,
nachdeme
man nun eine gewiſſe Länge genommen, oder einen groſſen
123101verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel. zuruck gelegt, ſiehet man nach dem Zeiger, und zeichnet die Anzahl der gefunde-
nen
Schritte auf, die gemeine Schritte ſind beynahe zwey Schuh groß, und
iſt
es ganz leicht, ſich im Gehen dazu zu gewöhnen, daß ſie juſt von dieſer
Gröſſe
gethan werden.
Es iſt zu merken, daß, ſo der Eroboden nicht wagrecht iſt, die Schritte
nicht
gleich ſeyn, indeme ſich ſolche im Herabſteigen verlängern, und im
Hinaufſteigen
verkürzen, darauf man dann ſehen, und ſolche nach der Erfah-
rung
corrigiren muß.
Man machet auch von dieſen Gattungen Inſtrumente, die man an ein
Rad
, deſſen Umfang bekannt, richtet, ſolcher ſeye, zum Exempel, eine
Franzöſiſche
Ruthe oder (Toiſe) groß, wann nun beſagtes Rad zu einen ge-
wieſen
Puncte koinmt, allwo ein Zapfe ſich befindet, der das eiſerne Aermlein
anziehet
, ſo wird ſich das Schloß zum Einfall aufheben, da dann die Räder,
die
zu gleicher Zeit den Zeiger um eine Eintheilung forttreiben, fortgehen wer-
den
, wodurch man dann weiß, wie diel man Ruthen fortgewandert.
Man richtet auch den Schrittzehler hinten an einer Kutſche an, alſo
daß
, wann das groſſe Rad der Kutſche an ein gewiſſes Punct gekommen iſt,
ſolches
das Schloß zum Einfall aufhebe, und den Zeiger um eine Einthcilung
fort
treibe, wann nun der Umfang des beſagtes Rades bekannt worden,
weiß
man bald wie weit man gelanget ſeye.
Monſr. Sauveur hat vor einiger Zeit dieſe lezte Gattung von Schrittzehlern
gar
perfectioniret.
Von der Zubereitung einer Theilſcheibe, mit welcher man
die
Zähne der Uhrräder theilen und einſchneiden kann.
Das in der Ioten Tabell mit A bezeichnete Inſtrument wird eine Uhr-
11Tab. X.
Fig
. A.
macher Theilſcheibe genennet, womit man die Zähne der Räder vor die
Perpendicular-und
Sackuhren theilen und einſchneiden kann.
Dieſe Manier
iſt
gar bequem, und gewinnet denen Uhrmachern viel Zeit, um mit leichter
Manier
die Räder Zähne einzuſchneiden, und doch dabey gar accurat einzu-
theilen
.
Die Scheibe A iſt von Meßing gemacht, die wol zugearbeitet, 7. bis
8
.
Zoil im Diametero, und eine Linie dick iſt, man ziehet derſchiedene concentri-
ſche
Zirkel darauf, die man in unterſchiedliche, entweder gleiche oder ungleiche
Zahlen
eintheilet, davon die gröſten allezeit dem Rand am näch ſten ſind.
So man, zum Exemdel, einen von dieſen Zirkeln in 120. gleiche Theile
zu
theilen verlanget, theilet man ſolchen erſtlich in 2.
Theile davon eine jede
Helſte
60.
in ſich begreiſt, die man wiederum in 2. Theile theilet, da ein
jeder
Theil davon 30.
in ſich hält, die man wiederum in 2. Theile theilet, ſo wird
ein
jeder Theil 15.
ſeyn, welche in 3. getheilet 5. machen werden, endlich theilet
man
einen jeden von dteſen lezten Theilen in 5.
und alſo wird der ganze Zirkel
ſich
in 120.
Theile getheilet befinden.
Wann man aber einen von dieſen Zirkeln in eine ungleiche Zahl
124102Von der Zubereitung und dem Gebrauch theilen will, als zum Exempel, in 81. gleiche Theile, muß man ſolchen alſobal-
den
in 3.
Theile theilen, davon ein jeder 27. ſeyn wird, welche, nachdeme ſie
wiederum
in 3.
Theil getheilet worden, auf einen Theil 9. geben werden, da
dann
ein jeder von dieſen neun Theilen in 3.
und noch einmal in 3. abgetheilet
werden
muß, ſo wird alsdann der Zirkel in 81.
gleiche Theile getheilet ſeyn.
Alſo iſt es auch mit alten andern Zahlen beſchaffen, indeme man ihre
Theile
ausſuchet, die durch das gleiche Aufheben ſich am ſchicklichſten zu den
Theilungen
, welche man zu machen verlanget, zeigen.
Nachdeme die Zirkel auf dieſer Theilſchraube eingetheilet worden, machet
man
miteiner ſubtilen ſtählernen Spitze, bey jeder Eintheilung kleine Puncte.
Wann man nur bloß ein Uhrrad theilen will, um ſolches mit der
Hand
einzuſchneiden, ſo ſtecket man in das Loch, das in ſeinem Centro iſt,
den
Wellbaum, welcher das Centrum der Theilſcheiben giebet, nachdeme
nun
ſolches ganz veſt angeſchraubet worden, ziehet man aus dem Centro mit
einem
dünnen ſtählernen Lineal, das man von einer Theilung zur andern,
einer
zu der Zahl der Zähne ſchicklichen Circumferenz, die man auf dem Rao
haben
will, leget, ſo wird dann ſelbige getheilet ſeyn.
Ferner ſchneidet man die Zähne mit einer dünnen Feilen ein, da man
faſt
ſo viel voll, als leer läſſet, ſo wird das Rad fertig ſeyn.
Wann man ſich aber dieſer Maſchine bedienen will, um geſchwind
und
mit geringer Mühe die Räder einzuſchneiden, ſo muß ſelbige auf fol-
gende
Art, die wir jetzt erklären wollen, eingerichtet ſeyn.
Die erſte Figur ſtellet den Grundriß der ganz zugerichten und zum Ge-
11Tab. X.
Fig
. A.
brauch fertigen Maſchine vor.
Das mit 1. bezeichnete Stuck iſt der Schneid-
zeug
, welcher ein ſtählernes Rad von ſolcher Dicke hat, als die Weite, die
man
zwiſchen den Zähnen laſſen will, erfordert, ſolches iſt an dem Rand, wie
eine
Feile eingeſchnitten, und an einem viereckigtem Wellbaum angerichtet,
an
welchem eine kleine Rolle iſt, damit man ſolches zwiſchen zween ſtählernen
Dornen
herum lauffen läſſet.
Das bey 2. bemerkte Stuck vom Schneid-
zeug
hat an den beyden Enden eine Bewegung, wie der Kopf von einem
Zirkel
, damit man das Schneidrad hoch und niedrig richten könne.
Die
zwote
Figur repræſentiret den Schneidzeug von vornen;
in der Gegend
bey
1.
iſt das wie eine Feile eingeſchnittene Rad, daß an ſeinen Wellbaum
ſamt
der Rolle zwiſchen den zween Dornen, welche bey 7.
mit zween
Schrauben
, die Köpfe haben, veſtgeſtellet werden, gerichtet iſt.
Bey 2. iſt die Bewegung, damit man den Schneidzeug gegen das
Rad
über, das man einſchneiden will, ſchieben könne;
Die Schrauben bey 9.
ſind dienlich, daß man damit den Schneidzeug, den man an das mit 3. be-
zeichnete
Stuckeiſen, das gleichſam wie ein Lineal iſt, durch das viereckigte
Loch
, wo die Schrauben zuſammen gehen, ſchiebet, veſt ſtellen möge, beſag-
tes
Stuckeiſen iſt doppelt, nemlich es ſtehet eines ober der Theilſcheibe, und
das
andere unterhalb;
dieſe ſind von einer ſchicklichen Dicke, und an
125103verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel. den Enden mit ſtarken Schrauben zuſammen geſchraubet, dabey ein ziemlich
leerer
Platz zwiſchen beyden gelaſſen wird, damit die Theilſcheibe darzwi-
ſchen
ſtehen möge, auch anbeyi der Schneidzeug und die Einfallfeder, die
einen
ſpitzigen Steft in die Scheibe, wovon wir bald tandeln werden, trei-
bet
, recht hin und wieder gehen könne.
Die dritte Figur ſteller das Profil over den Durchſchnitt der ganzen zu-
ſammen
gerichten Maſchine vor Augen;
Das Stuckbey 1. iſt das Schneid-
rad
, welches ganz genaul an dem Rad bey 6.
das man einſchneiden will,
ſtehet
, das beſagte Rad iſt in das Centrum geſtellet, und mit Schrauben bey
6
.
an den Wellbaum, der durch die ganze Maſchine gehet, veſt angeſchrau-
bet
.
Das mit 3. notirte Stuck iſt die eiſerne Stange oder Regel, auf wel-
cher
der Schneidzeug bey 4.
und die Einfallfeder, an welcher der ſpitzige
Steft
bey 4.
angemacht iſt, ſich hin und wieder bewegen laſſen. Das
Stück
welches bey 5.
angedeutet worden, iſt ein Zayfen von Eiſen, da-
mit
man die ganze Maſchine in einem Schraubſtock, im Fall man ſich
deſſen
bedienen will, veſt anſchrauben kann.
Die vierte Figur iſt ein Steft von Stahl, der recht ſpitzig und wol
gehärtet
iſt, ſolcher iſt am Ende einer Feder, welche eine Bewegung um und
um
hat, damit man den ſpitzigen Steſt in alle Puncte, der ſich auf der Theil-
ſcheilbe
befindlichen Eintheilungen, ſtellen möge, einſchraubet, es iſt noch ein an-
deres
Stuck dabey, welches ſich gegen die Feder anſctzen läſſet, damit man den
Steft
mit einer Schraube veſt aufſtellen, und dadurch verhüten könne, daß
ſolches
aus jeder Eintheilung, wo er eingeſetzt iſt, nicht heraus weichen kann.
In der Gegend bey 3. iſt die Stellung, mit welcher das beſagte Stuck
nach
der Länge der eiſernen Stange oder Regel beweget werden kann, die man
dann
, wo man will, vermittelſt der Stellſchrauben, die zu äuſſerſt ſtehet,
veſt
machet.
Endlich iſt in der 5 ten Figur noch übrig der Wellbaum, welcher im
Centro
der Maſchine ſtehen muß, an ſolchen werden die Räder, die man ein-
ſchneiden
will, geſtecket, mdeme man dieſe mit Beyhülfe der Mütterlein, die
oben
und unten find, veſt anſchraubet.
Insgemein hat man dabey auch im
Vorrath
allerhand Wellbäume von verſchiedener Dicke, nach Propor-
tion
der Weiten von den Centris der Räder, die man einſchneiden will.
Der Gebrauch dieſer Maſchine iſt ganz leicht; dann man darf nur die
Räder
im Centro bey 6.
veſt ſtellen, hernach die Feder bey 4. recht anrichten,
der
Steft mnß ganz accurat auf die Eintheilung, welche um die Circumferenz
herum
gehet, und eine gleiche Anzahl der Zähne mit derjenigen, die man
machen
will, in ſich hält, treffen:
hiernechſt muß man den Schneidzeug
mit
ſeinem Schneidrad ganz hinſchrauben, und dieſes geſchiehet mit Bey-
hülfe
einer langen Schraube, die durch ein Stuck, das ein Gewind hat,
und
das in der Gegend bey 5.
zu Ende der eiſern Regel veſt ſtehet,
geſtellet
wird;
Das andere End der Schraube, welches eingeſchnitten
ſeyn
, und keine Schraube oder Gewind haben darf, kommt in ein
126104Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Loch, das zu unterſt am Schneidzeug ſich befindet, und wird mit einem
Steſt
veſt angemacht, alſo daß man im Schrauben das Schneidrad ſo
viel
und ſo wenig, als man will, vor und hinterwärts ſtellen köonne.
Wann
nun
der Schneidzeug in ſolchen Stand ſich befindet, hat man weiter nichts
zu
thun, als daß man das Schneidrad 4.
oder 5. Umläuffe, mit Bey-
hülfe
eines Bogens, deſſen Saite um die kleine Rolle gewunden wird,
thun
laſſe, ſo wird der Zahn auf elner Seite eingeſchnitten ſeyn.
Wann
man
alſo nun die Circumferenz um die Maſchine, nachdeme allezeit der
Steſt
der Feder in jedes Punct der Eintheilung accurat geſtellet, und bey
jedem
Puncte 4.
bis 5. Züge mit dem Bogen gethan worden, hat gehen laſ-
ſen
, ſo wird das Rad eingeſchnitten, und die Zähne vollkommen gut gemacht
ſeyn
.
Es iſt noch zu merken, daß man Schneidräder von unterſchiedlicher
Dicke
habe, nachdeme nemlich zwiſchen den Zähnen die Weite, die man bey
jedem
Zahn machen will, ſeyn muß.
Zu Ende des ſechſten Buchs werde ich von der Conſtruction einer
Perpendiculubr
, die Secunden zeiger, handeln, wo man den Nusen
von
dieſer Maſchine genugſam erkennen wird.
Wie man die Armirungen der Magnetſteine recht verferti-
gen
, und auch beſagte Steine zum armiren ſchneiden ſoll.
Die Figuren B und C ſtellen zween armirte Magnetſteine vor, den erſten
11Tab. X.
Fig
. B.
und
C.
in Form eines Parallelepipedi, und den andern in Geſtalt einer Kugel.
Wir
wollen
die Art, wie ſolche wolzu armiren ſeyn, erklären, wann wir nur vorhero
von
den Tugen den und Eigenſchaften dieſes Steins werden gehandelt haben.
Der Magnet iſt ein ſehr harter und überaus ſchweerer Stein, welcher
in
den Eiſengruben, und faſt von einerley Farb mit dem Eiſen, gefunden,
auch
deßwegen mit unter die Mineralia gerechnet wird;
dieſer Stein hat wun-
derbare
Eigenſchaften, davon die vornehmſten ſind, daß er das Eiſen an ſich
ziehet
, und daß er ſich gegen die Polos der Welt richtet.
Der Magnet ziehet das Eiſen an ſich, und hinwiederum das Eiſen den
Magnet
, auch ſo gar mitten durch die Körper, die zwiſchen ihnen ſtehen.
Die-
ſer
Stein theilet auch dem Eiſen die Kraſt mit, daß ein Eiſen das andere an
ſich
ziehe, dann z.
E. ein eiſerner Ring, der mit einem guten Magnetſtein ge-
ſtrichen
worden, hebet einen andern Ring durch ein bloſſes Anrühren auf,
und
dieſer zweete einen dritten, und ſo weiters, die gleichſam eine Gattung von
einer
Kette machen, es wird aber dabey erfordert, daß der erſte Ring ſtärker,
als
der zweyte, und der zweete ſtärker, als der dritte ſeye.
Man ſiehet auch, daß eine Meſſerkſinge, welche mit einem Magnet ge
ſtrichen
worden, die Nadeln und die kleine Trümmlein Eiſen aufhebe.
Wan
man
auf einem Tiſch unterſchiedliche Nähnadeln ganz genau an einander le
get
, und mit einem Magnet nahe zu der erſten ſich begiebet, wird ſolche,
127105verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel. deme ſte die magnetiſche Kraſt überkomnien, die folgende und dieſe eine an-
dere
, an ſich ziehen, daß ſie alſo ſcheinen, als wana ſie aneinander veſt wären.
Das Eiſen ziehet hinwiederum den Magnet an ſich, wann anderſt dieſer
Stein
ſich ſrey bewegen kann;
alſo, wann ein Magnetſtein auf etwas, das
ein
leichtes Schifflein vorſtellen, und auf dem Waſſer in einem Beck herum
ſchwimmen
kann, geſetzet, und ein Stück Eiſen in einer füglichen Weite ge-
gen
denſelben gehalten wird, kann man ſehen, daß dieſes Schiflein durch die
Kraft
des Magnets, als der ſich an das Eiſen hängen will, ſich bewegen, und
im
Waſſer fortgehen werde:
damit man aber die Weitläuſtigkeit, ſich
des
Waſſers und des Schifleins zu bedienen, abſonderlich im Winter, möge
überhoben
ſeyn, hat Monſr.
Joblot eine Art von einer magnetiſchen Waag
erfunden
, welche aus einem meßingen oder ſilbern Drat beſtehet, der zuſam-
men
gedrehet iſt, wie manche Handhebe von einem kleinen Pettſchaft zu ſeyn
pfleget
, man richket ſolchen auf einem gedrehten Stiel, der ſpitzig zugehet, da-
mit
beſagter Drat, indeme er in eine kleine Einſenkung, die zu Ende eines
Stückes
von einem meßingen oder ſilbern Drat ſich befindet, aufgeſtellet wird,
da
dann auch der Stiel auf einem kleinen Fuß ſtehet, als welcher die ganze
Maſchine
tragen muß, auf ſolche Weiſe ſich überall hin drehen möge;
zu äuſ-
ſerſt
an dem gewundenen Drat ſind zwo kleine Schaalen, in deren eine man
einen
Magnet, und in die andere eine eiſerne Kugel, die eine gleiche Schweere
mit
dem Magnet habe, leget.
Man kann mit dieſer kleinen Maſchine eben die
Experimenta
, die mit denen kleinen Schifflein vorgeſtellet worden, machen, dann
es
wird ſolche, indeme ſie, auf den ſpitzigen Stiel geſtellet wird, ſich ganz leicht
drehen
, alſo daß, ſo man den mitternächtigen Pol eines Magnets gegen den
mittägigen
Pol des in der Schaale ſich befindenden Magnets hält, dieſer
Magnet
gar geſchwind von dem andern, welchen man jenem vorgehalten, ab-
gehen
könne;
ſo man aber den mitternächtigen Pol des Magnets, der in der
Hand
ſich beſindet, gegen den mittägigen Pol, des in der Schaale liegenden
Magnets
zuwendet, wird ſich ſolcher alſobald hinzu machen, und in einem Au-
genblick
allda ſtill halten:
Man kann bey dieſer Waag eben diejenige Sa-
chen
mit den eiſern Kugeln, als wie bey denen Schiflein geſchehen, vorſtel-
lig
machen.
Was die Eigenſchaft des Magnets, und zwar diejenige, daß er ſich ge-
gen
die Weltpole richtet, angehet, kann man ſolche aus nachfolgendem Expe-
riment
erfahren, wann man ein Stuck Pantoffelhol;
mit einem Magnet auf
einem
ſtill ſtehenden Waſſer herum ſchwimmenläſſet, doch aber ſo, daß in der-
ſelben
Gegend kein Eiſen oder etwas anders ſeye, welches hindern kann, da
er
ſich nicht frey bewegen, und ſeinen natürlichen Stand nehmen könnte,
ſo
finder man, daß ſelbiger ſich allezeit auf einerley Art, in Anſehung der mit-
tägigen
und mitternächtigen Gegend richte, und die eine Seite von dieſem
Stein
allezeit gegen Mitternacht, die gegenüber ſtehende aber, gegen Mit-
tag
ſich wenden wird.
128106Von der Zubereitung und dem Gebrauch
Man muß auch merken, daß der Magnet ſich nicht gerad gegen die
Weltpole
zu, wegen ſeiner Abweichung, kehre, ſolche träget anjetzo zu Pa-
ris
mehr als 12.
Grad und 15. Minuten gegen Nord-Weſten aus, aiſo daß
der
mitternächtige Polus des Magnets um mehr als 12 Grad von dem Welt-
pole
, und eben ſo weit ſein Gegentheil, abſtehe, welches dann Anlaß gegeben,
daß
man dieſe zwo Gegenden, die Polos des Magnets, welche gegen die zwo
magnetiſchen
Pole der Welt ſich kehren, und die gerade Linie, die Haupt-
are
des Magnets, die ſich von einem Polo zum andern erſtrecket, genennet,
und
dieſes darum, weilen um die Axe herum, die gröſte Kraft des Magnets
ſich
zeiget, und um die zween Polos ſich ſeine Kraft noch mehr hervor thut.
Man hat ſich auch darauf einen Æquatorem eingebildet, welcher ein Zirkel iſt,
der
um die in gleicher Weite von den Polen abſtehenden Fläche des Magnets
gehet
, wie auch Mittagskreiſe, die durch ihre zween Hauptpole gehen,
deßwegen
hat man auch dieſes eine magnetiſche Sphæram genennet.
So man die Hauptpole eines Magnets zu wiſſen verlanget, muß man
ein
Kartenblat, wie der Stein geformet iſt, ausſchneiden, damit man ſol-
chen
in dem Ausſchnitt einſchlieſſen könne, ſo, daß ſeine Hauptare ſich auf
der
Fläche dieſes Kartenblats befinde;
hernach muß man ein Eiſen oder
Stahlgefeil
, wann ſolches vorhero geſiebet worden, darauf herum ſtreuen,
und
ganz leiß mit einem Stäblein daran ſchlagen, damit, wann die magne-
tiſche
Materie dieſes Gefeil in eine Bewegung bringet, ſolches eben die Stel-
lung
nehmen möge, welche mit dem Weg, den dieſe Materie nimmt, um von
einem
mitternächtigen Poro in einen andern mittägigen Porum zu gehen;
über-
eintrift
, da man dann ſehen wird, daß dieſes Gefeil ſich in Form verſchiedener
halb-Circumferenzen
, deren gegeneinander überſtehenden Ende die Pole des
Magnets
anzeigen, darſtellen wird.
Man kann auch ſonſten die Polos eines Magnets erfahren; wann ſol-
cher
in das Eiſen oder Stahlgefeil, oder noch beſſer in kleine Stücklein
von
ſtählern Drat, den man@zet ſchnitten, geſtecket wird, ſo werden alsdann
ſolche
allerhand Stellungen um den Stein herum machen, dannes giebet von
ſolchen
Stücklein einige, welche ganz und gar liegen, einige halb krumm,
und
endlich einige ganz gerade in die Höhe ſteigen, es werden aber dieſe Oerter
in
dem Stein, wo dieſe ſtählerne Stücklein perpendicular ſtehen, oder das Se-
feil
wie Haarbürſtlein, oder kleine Stacheln ſich gerad in die Höhe aufrichten,
unfehlbar
ſeine Poli ſeyn, und hingegem wird der Platz, wo ſie liegen, ſeinen
Æquatorem
andeuten.
Wann nun die Poli des Magnets bekannt ſind, muß man ihre Namen
finden
;
daman nenilich ſolche auf dem Waſſer mit einem Stücklein Pantof-
ſelholz
herumſchwimmen oder an einem Faden anhängen läſſet, doch, daß
ſeine
Axe mit dem Horizont parallel, ſ@ye, alsdann wird der Pol dieſes
Steins
, der ſich gegen Norden in der Welt zuwendet, der mittägige des
Magnets
, und das gegenüber ſtehende Punct, der mitternächtige ſeyn.
129107verſchirdener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel.
Man kann auch die Polos eines Magnets mit einem Cmpaß erforſchen,
wann
man nemlich, eine geſtrichene Nadel gegen einen Magnet hält, deren
äuſſerſter
Theil, welcher geſtrlchen worden, ſich alſobalo gegen den Pol des
Steins
, der ſolchem zukommet, kehren wird, da dann gleichſalls das andere
End
der Nadel ſich gegen den andern Pol des Steins wen den muß.
Nachdeme nun die Pole des Magnetſteins geſunden worden, ſo wird
alsdann
erfordert, daß man ſolchen ſchneide, und eine regulaire Figur gebe,
da
man davon weg thut, was nichts nutz iſt, es geſchehe gleich mit einer Sä-
ge
und Schmörgel, oder aber auf einer Schleifmühl, dabey ſeine Axe, ſo
lang
als immer möglich ſeyn wird, zu behalten, und ſeinen Polis eine ähn-
liche
figur zu geben iſt, wann nun ſolcher gar verfertiget, und poliret werden
ſoll
, muß man dieſen auf einen glatten Stein mit Sand abreiben.
Wann man eine ziemliche Anzahl der Erperimenten zu machen ver-
langel
, ſo iſt es gar nützlich dem Stein die regulairſte Figur, als es immer
möglich
iſt, geben zu laſſen, welche Figur ſich nach dem irregulairen Klumpen,
den
man arbeiten will, richten muß;
die Figuren, welche einen Cubum, ein
Parallelepipedum
, efn Ooal und eine Rundung repræſentiren, ſind die beſten,
man
muß aber doch der Figur von einem Parallelepipedo, oder einem Oval
den
Vorzug laſſen, weilen die Würkung, indeme die Hauptare des Mag-
nets
länger iſt, hierinnen alsdann merklicher ſeyn wird.
So man einen
Stein
in Form einer Kugel zu ſchneiden verlanget, darf man ſich gar nicht
viel
bemühen um ſeine Pole und Axe vorhero zu ſuchen, ſondern man muß
nur
in einer ziemlich tieſen eiſernen Schüſſel ſolchen aus dem groben ſchleifen,
wozu
der Schmörgel gebrauchet wird, hernach dieſen in einer hohlen kupſern
Schüſſel
mit etwas groben Sand rund machen, und endlich zum poliren ſich
eines
klaren Sands bedienen.
Die kugelförmige Figur in dem Magnet Stein iſt bey verſchiede-
nen
Experimenten ſehr nützlich, man findet ſeine Pole auf eben die Manier,
wie
wir oben geſagt haben.
Ehe man ſich aber die Mühe nimmt, einen Magnetſtein zu ſch nel-
den
und zuzuſchleiffen, muß manwor allen wegen ſeiner Güte eine Verſiche-
rung
haben, da nemlich in Acht genommen wird, ob ſolcher viel Eiſengefeil,
oder
viel kleine Stücklein von Drat an ſich lziehe, und dabey keine fremde
Materie
in ſich habe, welche durch ſeine Poros gehet, und Verhinderung
giebet
, daß die magnetiſche Materie nicht circuliren, und von einem Pol
zum
andern gehen könne.
Die Güte eines Magnets beſtehet in zweyen Hauptſtücken, erſtlich, daß
er
homogeneus, oder von einerley Beſchaffenheit ſeye, wann er nemlich eine
groſſe
Menge der mit magnetiſcher Materie angeſüllten Pororum hat, wel-
che
Materie durch ſolche Poros gehet, da ſie um den Stein einen weiten
Wirbel
, der mit einer groſſen Menge der magnetiſchen Particuln angefül-
let
iſt, machet;
Zum andern, leget auch ſeine Figur viel ſeiner
130108Von der Zubereitung und dem Gebrauch bey, gleichwie wir ſchon geſagt haben; denn es iſt gewiß, daß unter allen
Magneten
, die von einerley Güte ſind, derjenige, der am beſten poliret wor-
den
, die längſte Axe hat, und deſſen Pole accurat in die beyden Ende ein-
treffen
, der kräftigſte ſeyn wird.
Zween Magnet, wo man ihre Pole von unterſchiedlichen Namen ge-
geneinander
halt, nahen ſich zuſammen, da ſonſten ſolche, wann ihre Pole
von
einerley Benennung gegeneinander gehalten werden, nachdeme ſie in
ein
Schiflein geſetzet worden, ſich von einander entfernen.
Wann ein Magnet in zwey mit ſeiner Axe parallellauffende Stücke
geſchnitten
wird, werden die Seiten der Stücke, welche vor der Theilung
beyſammen
ſtunden, von einander abgehen.
Wann ein Magnet in zwey Stücke durch ſeinen Æquatorem geſchnit-
ten
wird, ſo befinden ſich die Seiten der Stücke, die vor dem Schnitt bey-
ſammen
ſrunden, als Pole von unterſchiedener Benennung, und kommen
zuſammen
.
Ein ſtarker Magnet, welcher einen ſchwachen berühret, ziehet ſolche
bey
dem Pole von einerley Namen, an ſich a.
Von dem Armiren.
Die Armirung eines nach einem geradwinklichten Parallelepipedo
11Tab. X.
Fig
. B.
geſchnittenen Magnets beſtehet aus zweyen Stücken von Stahloder von ei-
mem
ziemlich weichen Eiſen in Form eines Winkelmaaſes:
der gehärtete
Stahl
tauget hier beſſer als das Eiſen, weilen bey jenem die Porl enger, und
in
gröſſerer Anzahl ſind.
Man muß wol acht haben, daß die Armirungen
anliegen
, und recht accurat die Pole berühren, und daß man die Armirungen
nach
dem Verhältniß der Güte des Magnets dick mache;
dann ſo man eine
ſtarke
Armirung an einen ſchwachen Magnet machen würde, würde ſolche kei-
ne
Würküng thun, weilen die magnetiſche Materie nicht genug Kraft hätte,
dort
hindurch zu gehen;
ſo aber die Armirung eines ſtarken Magnets gar zu
ſchwach
wäre, würde ſolche nicht alle magnetiſche Materie, welche ſie faſ-
ſen
ſollte, in ſich begreiffen, und folglich nieht ſo viel Würkung thun.
Dieſes kann man erfahren, indeme die Armirungen probiret, und nach
und
nach ſo lang abgefeilet werden, bis man verſpühret, daß die Würkung
ſtärker
werde, wann aber ſolches nicht weiter geſchiehet, ſo iſt es eine An-
zeige
, daß die Armirungen in ihrem rechten Verhältniß ſeyen, und daß ſie
die
gehörige Dicke haben, darauf man dann ſolche von innen und auſſen ab-
poliren
muß.
Was die Köpſe der Armirungen anlanget, müſſen ſolche dicker, als
das
übrige Theil ſeyn, und ungefehr {2/3} von der Länge der Axis bedecken.
Man kann auch die Längen ſo wol als die Dicken, welche am beſten mit
dem
Stein correſpondiren werden, zur Probe ſtellen.
131109verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel.
Vor allen muß man ſehr wohl acht haben, daß die zween Köpfe von ei-
ner
gleichen Dicke ſeyen, und daß ihre Grundflächen, ganz accurat in einer Flä-
che
zuſammen treffen @l hernach macht man aus Meßing oder Silber, wie bey
5
.
angedeutet worden, um den Stein herum eine Einfaſſung, die man mit
zwoen
bey 1.
notirten Schrauben zuſammen ziehen und halten kann, man ſtellet
auch
oben darauf eine Platte von Meßing, oder von einer andern Materie,
welche
das Gehenk und den Ring halten muß, durch die beſagte Platte
aber
werden in der Höhe die Armirungen mit zwoen bey 6.
angemerkten
Schrauben
zuſammen gehalten;
endlich machet man auch noch ein Tragge-
wicht
mit ſeinem Haken, von eben derſelben Materie, dazu, es beſtehet aus einem
Stücklein
Stahl, das von einer ſchicklichen Länge, Breite und Dicke iſt,
und
auf der Seite, wo ſolche die Baſes von den Köpfen in der Armirung be-
rühren
ſoll, muß das Stücklein hübſch gleich, wol poliret, und an den Ränden
etwas
rundlicht ſeyn, damit das Anrühren deſto beſſer geſchehe.
Was die Armirung eines kugelſörmigen Magnets anlanget, beſtehet ſol-
11Fig. C. che aus zwo ſtählernen Schalen, welche oben @@ einem Gewind bey 6.
her-
um
geſchloſſen, mit einer Einfaſſung bey 5.
, mit einem Ring bey 4. , und mit
einem
Traggewicht bey 2.
, ſich zeigen. Es wird vor allen erfordert, daß
dieſe
zwo Schalen inwendig wol in die Rundung getrieben werden, und daß
ſie
mit der Fläche ſich recht ſchlieſſen, alſo daß eine jede ihre Pole genau
anrühre
, und daß ſie einen groſſen Theil von der Convexität des Steins be-
decke
.
Man erfähret ebenfalls die Dicke und die Breite, welche die ſer Armi-
rung
zukommt, durch eben dergleichen Proben, von welchen wir oben geſa-
get
.
Im übrigen geben die Figuren B und C ſchon genug dasjenige zu verſte-
hen
, wovon wir bishero gehandelt haben.
Es iſt eine wunderbare Sach, daß zwey Stücklein Stahl, welche zur
Armirung
des Magnets dienen, dergeſtalten ſeine Kraft zu vermehren ſchei-
nen
, daß man gute Steine geſehen, welche nachdeme ſie armiret worden,
150
.
mal mehr, als ſie präſtirten, da ſie noch ungefaßt waren, gehalten.
Es gibt mittelmäßig gute Steine, welche, unarmiret 3. Unzen wägen, und
nur
eine halbe Unze Eiſen halten, wann ſie aber armiret worden, ziehen ſelbige
mehr
dann 7.
Pfund.
Wann man einen Magnet wol erhalten will, muß man ſolchen an ei-
nem
trockenen Ort unter kleinen Trümmlein von ſtählernen Drat aufbehal-
ten
, dann das Abgefeil, welches allezeit voll Staubs iſt, wird ſelbigen roſtig
machen
.
Man hänget auch ſolchen zuweilen auf, damit, wann er ſich hin und her
bewegen
kann, er ſich gegen die Weltpole richte.
In dieſem Stand hänget man ihm ſein Eiſen mit dem Hacken an, an
welchem
dann dasjenige, was er ordentlich träget, gehangen wird;
Man
thut
auch von Zeit zu Zeit etwas neues, kleines, ſchweeres dazu, alsdann
wird
man ſehen, daß er viel mehr Gewicht, als er vorhero gehalten, halte.
132110Von der Zubereitung und dem Gebrauch
Wir wollen anieso verſchiedene Experimente, die insgemein mit dem
Magnetſtein
gemacht worden, vorſtellig machen.
Das erſte und nutzlichſte iſt dasjenige, wie man die Com@aßnadeln
ſtreichen
ſoll.
Wann man dieſes recht machen will, ſo ſtreichet man die Na-
del
gelind, und ziehet ſolche nach der Länge 3.
oder 4. mal auf einem von denen
Polen
des Magnets von der Mitten an bis zu äuſſerſt hinaus;
es iſt aber
hiebey
zu merken, daß die Spitze von einer Compaßnadel, welche an ei-
nem
Pol des Magnets geſtrichen worden, ſich nach derjenigen Weltge-
gend
hinwende, die dem Polo, auf welchen die Nadel weiſet, auf der andern
Seite
gegenüber ſtehet, wann man alſo haben will, daß das Ende der Nadel
ſich
gegen Mitternacht kehre, muß ſolche auf dem Pol des Magnets, der ge-
gen
Mittag ſiehet, geſtrichen werden.
Je länger die Nadeln ſind, je we-
niger
haben ſelbige eine Vibration.
Dieſe wunderbare Richtung des Magnets und der geſtrichenen Nadel
gegen
die Weltpole iſt in Eurova nur von ungefehr 200.
Jahren her be-
kannt
, wovon die Schiffleute die vornehmſte Wiſſenſchaft ihrer Routen in
den
gtoſſen Schiffahrten herholen.
Dieſes iſt dabey gar unbequem, daß
die
Magnetnadel ſich nicht allezeit accurat gegen die Weltpole richtet, ſon-
dern
daß ſie bald mehr bald weniger gegen Morgen oder gegeu Abend abgeht,
daß
alſo ihre Abweichung nicht überall einerley Gleicheit behält.
Anno 1610.
declinirte ſolche zu Paris um 8. Grad von Mitternacht gegen Morgen, Anno
1658
.
declinirte ſelbige allda im geringſten nichts, Anno 1709. declinirte ſel-
bige
um 10.
Grad 15. Minuten gegen Abend und Anno 1716. über 12.
Grad
und 15.
Minuten ebenfalls gegen Abend.
Auſſer der Abweichung der Compaßnadel verſpühret man auch dabey
eine
Inclination, das iſt, daß eine Magnetnadel, indeme ſie auf ihrer Spi-
tzen
in gleichen Gewicht vor dem Streichen ſtehet, ihr gleiches Gewicht im
Streichen
verlieret, und das Ende davon, welches in dieſem Land gegen
Norden
ſich wendet, hänget gegen die Erde zu, gleichſam als wann ſie ſchwee-
rer
auf dieſer Seiten worden wäre.
Dieſe Inclination wird immer gröſſer,
je
näher man gegen die Polos kommt, und kleiner, wann man gegen den Æqua-
torem
zu, gelanget, ſo daß unter der Æquinoctial - Linie die Nadel ſich im
Gleichgewicht
befindet:
Wann man über die Linie gekommen iſt, um gegen
den
mittägigen Theil der Welt zu reiſen, alsdann fänget an das andere End
der
Nadel, das gegen den ſüdlichen Pol zu ſiehet, gegen die Erde zu ſich ab-
wärts
zu neigen, alſo daß die Schiffleute bald an das eine Ende der Nadel,
bald
an das andere ein wenig Wachs kleben müſſen, damit ſelbige im Gleich-
gewicht
ſtehe.
Je mehr der Magnet, auf welchem man die Nadel ſtreichet,
Kraft
hat, je mehr machet er, daß ſelbige ſich unterwärts neiget.
Man machet auch mit Fleiß beſondere Nadeln, mit welchen dieſe Inclina-
tion
obſerviret werden kann.
Es iſt ein ſehr gleiches Stück Stahl, durch
deſſen
Mitte winkelrecht ein meßinger Draht gehet, mit welchem man
133111verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel. auf zweyen Spitzen halten kan, gleichwie der Balke von einer Waag gehal-
ten
wird.
Solche iſt zu erſt in das Gieichgewicht gebracht, nach deme ſie aber
mit
einem guten Magnet geſtrichen, und in dem Plano des Meridiani zu Paris
aufgeſt
Uet worden, wird die Spitze, die gegen Mitternach@ zu gehet, tiefer
fallen
, wann nun ſolche ſtill ſtehet, wird ſie gegen den Horizont zu, ungefehr
70
.
Grad incliniren, und ſich herab neigen.
Wann man ein Blech von Stahl auf einem jeden Polo des armirten
Magnets
wie die Compaßnadeln ſtreichet, überkommt dieſes in einem Au-
genblick
die magnetiſche Kraft, und verlieret ſie nicht als nur allmählich,
und
nach Verflieſſung vieler Monate, dafern ſolches nur in kein Feuer ge-
than
wird.
Ein ſolches Blech von Stahl, ſo es mit einem guten Stein
geſtrichen
worden, vermag 12.
vis 14. Unzen aufzuheben.
Die zwey Ende dieſes alſo geſtrichenen Blechs werden die Poli von un-
terſchiedlichen
Namen, der eine der mitternächtige, derjenige nemlich, deſſen
Streichung
ſich auf dem mittägigen Pol des Steines geendet, und der mit-
tägige
, da die Streichung auf dem mitternächtigen Pol des Steins verrich-
tet
worden.
Es wird auch dieſes Blech, ſo es leicht genug iſt auf dem
Waſſer
zu ſchwimmen, ſich wie der Magnet gegen Norden und Suden wen-
den
.
Das Ende dieſes Bleches, bey welchem das Streichen ſich geendiget
hat
, hält viel mehr Eiſen als das andere;
Wann man nun dieſes Blech wider-
ſinns
auf dem Stein ſtreichet, wird ſelbiges keines mehr halten, und ſeine
Kraft
verlohren haben.
Eben dergleichen Beſchaffenheit hat es mit einer
Magnetnadel
, und einer Meſſerklingen, A.
Zwey geſtrichene Bleche gehen voneinander, und kommen zuſammen,
wie
der Magnet.
Wann ein Blech von Stahl auf dem Waſſer ſchwimmet, kann man
ſolches
, wie man will, bewegen laſſen, nachdeme man nemlich die Pole eines
Magnets
oder eines andern geſtrichenen Blechs gegen daſſelbige hält.
Eine ſubtile eingefädelte, und an einem Faden gehaltene Nadel wird zu
erkennen
geben, was man die Sympathie und Antipathie nennet;
dann dieſe
Nadel
wird von dem einen Polo des Magnets weggetrieben, und durch den
andern
angezogen.
Man kann eine Nadel aufrecht halten, ohne daß ſie an dem Magnet
ſtoſſe
, alſo daß man zwiſchen ſelbiger und dem Magnet ein Stücklein Silber,
oder
eine andere Materie, woferne ſie nur nicht von Eiſen iſt, durch gehen laſ-
ſen
kann.
Wann man nun einen Magnet, der rund, oder von einer andern Figur
iſt
, und an einem Faden hänget, in dem Creiß herum unterſchiedliche kleine
Magnetnadeln
auf ihren Spitzen, daß man den Magnet überall hin bewe-
gen
möge, ſtellet, wird man ſehen, daß dieſe Nadeln auf eine gar angenchme
Manier
ſich bewegen, als welche unterſchiedliche Stände oder Stellungen
überkommen
, und wann der Magnet nicht mehr beweget wird, werden
134112Von der Zubereitung und dem Gebrauch Nadeln auch aufhören ſich zu bewegen, dabey dann jedwede vor ſich eine ſol-
che
Stellung, die der Art, nach welcher man ſie geſtrichen, gemäß iſt, obſer-
viret
und behält.
Wir haben von der Stellung des Gefeils um einen Magnet, die in
einem
Rartenblat ſtecket, gehandelt, es wird ſich aber bey
nahe
eben dergleichen um ein geſtrichenes Blech vom Stahl er-
eignen
.
Wann man das Gefeil auf ein Kartenblat ſtreuet, und mit einem
Magnet
unten herum fähret, wird ſolches ſich in die Höhe begeben, hernach
aber
auf der Seite, wo der Magnet herkommt, ſich wieder nieder laſſen.
So man an ſtatt des Gefeils ein oder mehr Ende von abgebrochenen Na-
deln
, auf ein Blat leget, werden ſelbige, indeme einer von den Polen des
Magnets
hingehalten wird, an einem Ende in die Höhe gerad aufſteigen,
hingegen
ſich bey Hinfügung des andern Pols überſtürzen, und wiederum
auf
dem andern Ende in die Höhe ſtehen.
Es läßt ſich ſo leicht und geſchwind nicht ſchwarzer und weiſſer Sand,
wann
er untereinander gemiſchet iſt, wieder von einander abſondern, und wo
man
einem, der von dieſem Geheimnis keine Wiſſenſchaſt hätte, dergleichen
aufgeben
, und von ihm fordern ſollte, dem würde die Sache ganz unmöglich
vorkommen
:
gleichwol aber, wenn man Eiſengefeil unter kleinen weiſſen
Sand
miſchet, kann man ganz leicht mit einem Magnetſtein, oder einer mit
dem
Magnet beſtrichenen ſtählernen Klingen ſolche von einander abſondern;
dann ſo eines davon in dieſe Mixtur geſtecket wird, hebet man zu unter-
ſchiedlichen
malen alles dasjenige mit auf, was unter dieſem Sand vom Ge-
feil
iſt, da dann jener allein übrig bleibet.
Ein Magnet hebet ein Rädlein, daß ſich drehen läßt, und deſſen Stift
oder
Achſe von Stahl iſt, in die Höhe;
Wann nun ſolches ein wenig ſchweer
iſt
, wird es ſich länger in der Luft umdrehen, als es nicht auf einem Tiſch ge-
than
hätte, allwo das Anſtoſſen viel eher ſeine Bewegung hemmet und auf-
hält
.
Wann der Magnet Kraft genug hat, kann das Drehrädlein, das
daran
hänget, das zweyte halten, und ſo dann werden ſich alle zwey wieder-
ſinns
drehen.
Man kann auch ein kurzweiliges Experiment machen, wann nemlich in
ein
flaches Beck mit Waſſer kleine Fiſche oder Schwahnen von Schmelzwerk,
die
ins gemein mit einem ſtählernen Drat zuſammen gemacht ſind, gethan wel-
den
, ſo wird man mit Luſt ſehen, wie ſolche hin und her gehen und ſchwimmen,
indeme
man unter dem Beck einen guten Magnetſtein hin und wieder zie-
het
.
Man kann dieſen eine Bewegung nach Belieben geben, wann man den
Stein
auf unterſchiedliche Art hin und her beweget, und ſo man ſolchen um-
wendet
, und Schlangenweiß fortziehet, werden die Fiſche auch ſchlangen-
weiß
gehen, ſo man aber den Pol des Magnets hinhält, werden
135113verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel. felbige in das Waſſer hinunter tauchen, gleichſam als wann ſie ſich an ſelbi-
gen
hängen wollten.
Man kan auch kleine Soldaten von geſchmelzter Ar-
beit
hinein thun, die man aufeinander, oder voneinander gehen machen kann,
in
Form eines Treffens, und wann der Æquator des Magnets gegen ſolche
gehalten
wird, werden ſie niederſinken, und ſcheinen, als wann ſie umfielen.
Es iſt eine überaus curieuſe Sach, wann man ſiehet, wie eine eingefä-
delte
Nehnadel oder ein kleiner Pfeil, der an einem Haar an dem Bogen
eines
Cupidinis angemacht iſt, in der Luft 8.
biß 10. Linien weit von einem
guten
Magnet weg, frey ſchwebe;
und ob man wohl mit der Spitze einer
Nadel
ein wenig links oder rechts dieſen Pfeil ableitet, findet ſich doch ſolcher
gleich
wiederum näher ein, und giebet bey ſeiner Bewegung das Anſehen,
als
wollte er ſich mit groſſer Geſchwindigkeit mit dieſem Stein zuſammen
fügen
.
Wir laſſen unterſchiedliche andere Experimente aus, weilen wir
ſonſten
gar zu weit ausſchweiffen müſten. Das meiſte kom-
met
darauf an, daß man einen Vorrath von guten Magneten
habe
, mit welchen man die ſchönſte und curieuſeſte Experimente
darſtellen
kann.
Von der Zubereitung eines nach der Kunſt gemachten
Magnets
.
Dieſes Inſtrument iſt eine Erfindung des Herrn Jablor, es beſte-
11Tab. X.
Fig
. B B.
het aus verſchiedenen Klingen vom Stahl, die wol zugericht, gleich gemacht,
und
auf einander geleget werden.
Mann man ſelbigen noch ſo zimlich gut
zu
machen verlanget, werden deren zum wenigſten zwanzig, nach der Kraſt
des
Magnets, die man geben will, erfordert;
ſolche müſſen ungefehr 10.
Zoll in der Länge, einen Zoll in der Breite, und eine halbe Linie in der Dicke
haben
.
Es wäre umſonſt, wann man ſolche dicker machen wollte,
indeme
die magnetiſche Kraft ſicht weiter hinein in den Stabl
erſtrecker
.
Dieſe Klingen werden mit einem guten Stein geſtrichen, und nach ih-
ren
bretteſten Flächen auf einander geleget, ſo daß, wann ihre Polivon einer-
ley
Namen auch auf eine Seite zugewendet worden, ſelbige miteinander ein
geradwinklichtes
Parallelepipedum formiren;
dieſe Klingen werden mit 4.
meſſingen Zwingen, und mit eben ſo viel kleinen Keilen von eben dieſer Materie
bey
3.
zuſammen getrieben, und mit zwoen eiſernen Armirungen von einer ſchick-
lichen
Länge, Breite und Dicke umſchloſſen und eingefaſſet.
Die Grundflächen
von
ihren Köpfen iſt ungefehr 2.
Zoll breit. Dieſe Armirungen werden mit
einer
meſſingen Einfaſſung zuſammen gehalten, und mit Schrauben bey 2.
136114Von der Zubereitung und dem Gebrauch zuſammen geſchraubet. Es iſt auch eine meſſingene Platte dabey welche ſol-
che
oben bedecket, an welcher das Gelenk mit ſeinem Ring angemacht iſt,
unten
aber iſt ſein Eiſen zum Anſetzen, das mit 5.
bemerket worden. Man
muß
Sorg haben, daß der obere Theil dieſes Eiſens ſo genau und veſt, als nur
immer
möglich iſt, an den Köpfen dieſer Armirungen anliege.
Wann nun dieſe nach der Runſt verfertigte Magnete wol ge-
macht
, und mit guten Steinen geſtrichen worden, haben ſolche eben
ſo
viel Kraft, als die guten narürlichen Magnete, und kan man ſich
ſolcher
bedienen, um damit eben dieſelbige Experimente anzuſtellen.
Von der Zubereitung einer Feder-oder Sackwaage.
Dieſe Machine iſt eine Waag, die man gar bequem bey ſich im Sack
11Tab. X.
Fig
. D.
tragen, und ſich deren bedienen kann, um etwas Schweeres von einem biß
ungeſehr
auf 40.
Pfund abzuwägen.
Dieſes Inſtrument beſtrument beſtehet aus einem küpfernen Rohr, das an beyden
Enden
zugemacht iſt, 4.
biß 5. Zoll lang, und 7. biß 8. Linien breit, von die-
ſem
ſiehet man bey 3.
das eine Ende, das übrige iſt ganz offen, damit man hin-
ein
ſehen könne, allwo bey 2.
ein Federdrat von gehärtetem Stahl, der
wie
eine Schraube, oder wie ein Kugelzieher zum Schießrohren gemacht
iſt
.
Oben bey 6. an dem einem Ende iſt ein kleines rundes Stuck, als ein De-
ckel
, welches ein viereckigtes Loch hat, wodurch das mit 1.
bezeichnete Stäng-
lein
von Kupfer gehet, ſolches iſt auch viereckicht, und gehet mitten durch
die
Feder, auf dieſem Stänglein ſind die Eintheilungen der Pfunde, die man
darauf
angedeutet hat, indeme nach und nach an dem Hacken bey 4.
ein Ge-
wicht
von 1.
2. 3. A. Pfunden angehangen wird, ſo viel man nemlich haben
will
, daß die Waag vom Gewicht trage;
man ſetzet auch auf dem Stäng-
lein
die Zahlen von 5.
zu 5. an, ſo wird der Ort, wo ſich ſelbiges von dem
Rand
des viereckichten Lochs durchſchnitten befindet, die Pfunde anzeigen;
wel-
ches
in unterſchiedlichen Puncten geſchehen wird, nachdeme nemlich unter-
ſchiedliche
Gewichte an dem Hacken bey 4.
angehangen werden, welche durch
ihre
Schweere machen, daß die Feder ſich ausſpannen und einziehen, und al-
ſo
zu gleicher Zeit entweder ein groſſer oder kleiner Theil von dem Stänglein,
das
unten her am Ende an die Feder mit einer kleinen Schrauben angeſchrau-
bet
werden muß, heraus gehen wird.
Der Gebrauch hievon iſt ganz leicht: dann wann das runde Stück
mit
der Schraube bey 6.
oben an das Rohr gemacht worden, wird die Feder
nach
der ganzen Länge des Stängleins hinunter gehen;
ſo man nun ein Ge-
wicht
an den Hacken hänget, wird ſolches die beſagte Feder zuſammen ſchie-
ben
, und das Stänglein hinauswärts treiben;
da dann die Zahl, ſo an dem
Stänglein
von dem Deckel des Rohrs gleichſam durchſchnitten iſt,
137115verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel. ſo viel Pfund, als dasjenige wiegt, was an dem Hacken hänget, andeuten
wird
.
Die gröſte Accurateſſe dieſer Machine beſtehet in der Härte der Fe-
der
, damit ſie ſich zuſammen ſchiebe, und auseinander gehe, nachdeme die
Stärke
des Gewichts iſt, welches man an ſelbige hangen will.
Es wird
auch
erfordert, daß der ſtählerne Drat nach Proportion des Gewichts, als
nemlich
die Waag Pfund tragen ſoll, ſtark ſeye, welches auch zugleich die
Dicke
und Länge des Inſtruments an die Hand geben wird.
Von der Zubereitung einer Waag mit einem beſondern
Balken
.
Dieſes Inſtrument iſt eine Gattung von einer Wag, welche Herr
11Tab. X.
Fig
. E.
Caſſini erfunden.
Dieſe Wag beſtehet aus einer Stangen, die als ein
Wagbalke
in dem Punct 5.
im Gleichgewicht hänget, und wird dieſe
Stange
in zween Arm, wie bey denen gemeinen Wagen, eingetheilet;
Ein jeder von dieſen Armen wird in gleiche Theile, nachdem die Länge des
Inſtruments
iſt, eingetheilet, da der Anfang bey dem Puncte, wo die Wag
in
gleichem Gewicht ſtehet, angefangen, und die Theilung gegen die zwey
Ende
hinaus bey 1.
und 2. genommen wird.
Der Nutz von dieſer Wag iſt, daß man das Gewicht, und zugleich
den
Pre@ß der Waaren erforſchen möge.
Wann man ſich dieſer Wag,
um
die Waaren zu wägen, bedienen will, muß man an einem Arm der Wag
ein
mit 4.
bezeichnetes Gegengewicht von einem Pfund oder von einer
Unz
, nachdeme nemlich die Waaren mit Pfunden oder Unzen ausgewogen
werden
, anhängen, alſo daß man es längs dem Arm, hin und her ſchieben kön-
ne
, gleichwie es bey denen Schnellwagen im Gebrauch iſt, und auf der
andern
Seite muß man einen Seidenfaden anmachen, welcher die Waar
halten
möge.
Wann man nun das Gewicht davon zu wiſſen verlanget, muß
man
den Seidenfaden auf die erſte Eintheilung, welche die nächſte an dem
Puncte
des Gleichgewichts iſt, ſtellen, und das Gegengewicht ſo lang hin
und
wieder gehen laſſen, biß die Wag ein gleiches Gewicht halte, wel-
ches
dann in dieſem Punct die Zahl der Pfunden, oder der Unzen von
dieſer
Waare andeuten wird.
So man aber den Preiß von der ganzen Waar, wie man nemlich um
den
Preiß eins worden, zu wiſſen verlanget, als zum Exempel, vor 7.
Stü-
ber
die Unze oder das Pfund gerechnet, ſo ſtellet man den Faden, der die Waar
hält
, auf die ſiebende Theilung eben deſſelben Arms, und läſſet das Gegen-
gewicht
auf dem andern Arm ſo lang hin und wieder ſchieben, biß es im glei-
chen
Gewichte ſtehet, ſo wird die Zahl der Theilung von dem Punct an, wo der
Balke
aufgehangen iſt, biß an das Gegengewicht die Zahl der Stüber ſeyn,
oder
wie viel die gewogene Waar koſte.
138116Von der Zubereitung und dem Gebrauch
Was ſolche Waaren anlanget, die nicht anderſt, als in einer Wag-
ſchaale
können gewogen werden, nimmt man davon eine, die von einem
bekannten
Gewicht iſt, als zum Exempel, von einer Unz oder einem Pfund,
dabey
auch der Hacken, um ſolche aufzuhängen, gerechnet iſt;
wann man
nun
das Gewicht und den Preiß der Waaren finden will, ſo verfähret man
eben
ſo, wie man bey dem Seidenfaden gethan, nur daß man dabey ein
Pfund
oder eine Unze, welches das Gewicht der Schaalen iſt, abziehet.
Ein Pfund, das zu Paris gebräuchlich iſt, hat 16. Unzen, und wird in
2
.
Mark eingetheilet, da eine jede 8. Unzen machet. Eine Unz wird wieder
in
8.
Gros oder Quintlein getheilet, ein Quintlein aber in 72. Gran, und
ein
Gran, das beynahe ſo ſchwer als ein Körnlein von einem Getreid iſt, gilt
vor
das kleinſte Gewicht, das im Gebrauch iſt.
Ein Centner wieget 100. Pfund.
Verhältnis des Pariſiſchen Gewichts gegen diejenige von
unterſchiedlichen
fremden Oertern.
Ein Pfund wieget zu Avignon, Lyon, Montpellier und Thoulouſe nicht
mehr
, dann 13.
Unzen.
Ein Pfund macht zu Marſeille und Rochelle 19. Unzen.
Ein Pfund zu Roüen, Beſancon, Straßburg und Amſterdam, iſt, wie
zu
Paris, 16.
Unzen ſchwer.
Ein Pfund hat zu Mayland, Neapolis, und Venedig 9. Unzen.
Ein Pfund hat zu Meſſina und Genua 9 {3/4}. Unzen.
Ein Pfund zu Florenz, Livorno, Piſa, Sarragoa, Valentia trägt 10.
Unzen aus.
Ein Pfund zu Turin und Modena iſt 12 {1/2}. Unzen ſchwer.
Ein Pfund wieget zu Londen, Antwerpen, und in Flandern 14. Un-
zen
.
Ein Pfund giebet zu Baſel, Bern, Frankfurt, Nürnberg 16. Un-
zen
und 14.
Grän.
Das Pfund zu Geneve iſt 17. Unzen.
Von der Zubereitung des Flaſchenzugs.
Das mit F bezeichnete Inſtrument iſt ein doppelter Flaſchenzug. Es
11Tab. X.
Fig
. F.
beſtehet aus zweyen Gehäuſen, davon ein jedes 8.
Rollen in ſich hält, die in
der
Dicke eine Eintiefung haben, damit die Schnur darinnen gehen, und ver-
hindern
kann, daß ſie nicht ausweiche;
dieſe Schnur iſt an dem Ende des obern
Gehäuſes
angemacht, nachdeme nun ſolche um alle Rädlein oder Rollen gezo-
gen
worden, kommet das andere End der (Potentiæ) oder Bewegungskraft,
welche
durch eine Hand vorgebildet worden, zu gut.
Vier von dieſen Rollen
werden
von einem Nagel getragen, und vier, ſo wol in dem obern als
139117verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel. Gehäuſe, von einem andern; oberhalb des Gehäuſes iſt ein Ring, womit
man
die Machine an einem Ort veſt machen kann, unterhalbs aber an dem un-
tern
Gehäuß iſt ein anderer Ring, woran das Gewicht veſt gemacht wird.
Der Nutz dieſer Machine iſt, daß man damit groſſe Laſten aufheben,
oder
an ſich ziehen kann, indeme man die Kraft der Gewalt multipliciret,
welche
ſich in der Proportion wie eines gegen der doppelten Zahl der untern
Rollen
vermehret, alſo daß in dieſem Inſtrument, wo der Flaſchenzug un-
ten
acht Rollen in ſich hält, wann das mit 4.
bemerkte Gewicht 16. Pfund
wieget
, man nicht mehr, als nur beynahe ein Pfund Kraft bey dieſer Ge-
walt
anwenden darf, um ein gleiches Gewicht zu machen, ich ſage aber beyna-
he
, weilen man mehr Kraft dazu, wegen des Anreibens der Schnur und der
Nägel
, vonnöthen hat.
Die Rollen von dem obern Gehäuß tragen nichts
zur
Vermehrung der Kraft bey, ſondern daß nur die Bewegung deſto leich-
ter
werde, indeme man das Anreiben der Schnüre vermeidet, weilen ſie wie
vectes
primi generis ſind, aber die Rollen in dem Flaſchenzug unten her
ſind
wie die vectes ſecundi generis, deren beſtändiges Punct an einem von
denen
Enden iſt:
dann ihr Durchmeſſer iſt gleichſam, als wann er an eine@n
Ende
unterſtützet, und bey dem andern Ende aufgehoben wäre, welches verur-
ſachet
, daß eine jede von dieſen Rollen die Kraft verdoppelt, weilen die Weite
der
Gewalt zweymal ſo groß, als diejenige des Gewichts iſt.
Von der Zubereitung eines Windrohrs.
Dieſe Machine ſtellet einen Windſtock oder eine Windbüchſe vor,
als
bey deren beyden Zubereitung gar ein geringer Unterſchied iſt.
Sol-
che
Machine iſt ungefehr 3.
Schuh lang, und bey 12. oder 15. Linien dick.
Das Rohr bey 4. iſt von Meſſing, es muß hübſch rund und wol gelöthet ſeyn,
von
4.
biß 6. Linien im Durchmeſſer. Dieſes iſt auf der Seite, gegen der Oef-
11Tab. X.
Fig
. G.
nung über, verſchloſſen.
Die Höhle in dem Rohr heiſſet man den Lauf des
Geſchoſes
.
In der Gegend bey 1. iſt ein anderer Lauf, der ebenfalls von
Meſſing
iſt, und dergeſtalt um den erſten gerichtet wird, daß darzwiſchen ein
leerer
Raum bey 4.
verbleibe, in welchem die Luft eingeſperret werden
kann
.
Dieſe Laufe müſſen mit einer Zirkulrunden kleinen Schraube, die
zu
Ende veſt daran ſtehet, und wohl angelöthet iſt, damit keine Luft hindurch
kann
, zuſammen gefüget werden.
Das mit 8. bezeichnete Stuck iſt ein
Ventil
, welches eine Oefnung, die von auſſen hineinwärts geſchehen kann,
das
iſt, welches die Luft von 2.
gegen 1. , aber nicht wiederum von 1. gegen
2
.
zuruck gehen läſſet, zuſchlieſſet. Es ſind noch zwo Oefnungen in dem in-
nern
Lauf, ungefehr gegen das End zu, welches dem hintern Theil eines or-
dentlichen
Rohrs gleich kommet;
die eine Oeſnung iſt bey 6. angedeuter, wo-
durch
die Luft aus der Höhlung 4.
in den Lauf des Rohrs gehen könnte, wann
ſie
nicht durch ein Ventil mit einer Feder verhindert würde, welche ſich
140118Von der Zubereitung und dem Gebrauch als nur von auſſen zu, hineinwärts öfnen läſſet; Je mehr nun die Luft her-
aus
dringen will, je ſtärker wird dadurch das Ventil vor oder wider das
Loch
gedrucket.
Die andere Oefnung iſt bey 5. , durch welche von auſſen an
der
ganzen Machine hineinwärts in den innern Lauf ein Weg gehet, doch
ſo
, daß die Luft, die man in die Höhlung 4.
eingeſchloſſen, gleichwol nicht
durch
die Oefnung 5.
hergus gehen kann, indeme ſolches von einem kleinen
Stücklein
des Laufs, welches an die zween andern Laufe bey 1.
und 4. ange-
löthet
iſt, verhindert wird.
Endlich ſtellet das Rohr bey 2. ein Stuck von einer
Spritze
vor, durch welche man ſo viel, als ſeyn kan, die Luft in das Spatium
bey
4 hinein treibet, nachdeme man nun eine Kugel ganz genau an das kleine
Rohr
hin in den Lauf des Rohrs bey der Gegend um 8.
hat laufen laſſen,
wird
das Rohr oder die Büchſe völlig geladen ſeyn.
Wann man nun ſolche abzuſchieſen verlanget, muß man in das Röhr-
lein
bey 5.
einen kleinen Nagel, oder einen runden Stift hinein ſtecken, wel-
cher
das Loch ausfülle, durch welches man das Ventil mit der Feder, welches
an
der Oefnung bey 6.
iſt, zuruck treibet, da wird alsdann der Wind, der
in
der Höhlung bey 4 zuſammen gedrucket war, ſich ausbreiten, und durch die
bemerkte
Oefnung gehen, der dann in dem Lauf die Kugel mit Ungeſtümm
und
einer ſo groſſen Gewalt heraus treibet, daß ſelbiger auch ein Vret von ei-
ner
mittelmäßigen Dicke durchbohret.
Der Stempfel bey 9. iſt beynahe demjenigen von einer Spritze gleich,
das
zu äuſſerſt daran befindliche Loch bey 12.
iſt gemacht, daß man den Fuß
hinein
ſtellen kan, damit die Luft deſto leichter möge eingepumpet werden.
Das Stück der Spritze muß mit beſonderm Fleiß recht accurat und hübſch
rund
gemacht ſeyn, damit die Luft nicht wiederum zuruck heraus gehen mö-
ge
;
es iſt auch ſehr nothwendig, daß der Stempfel das Stück der Spri-
tze
ganz ausfülle, und daß er zwey kleine Löcher habe, damit, wann man
den
Stempfel hinauswärts ziehet, die gedruckte Luft ein kleines Leder, wel-
ches
zu Ende des beſagten Stempfels angemacht iſt, aufheben, und alſo
die
Luft zwiſchen dem Stempſel un dem Ventil hinein gehen könne;

wann
man nun hernach den Stempfel hineinwärts treibet, machet die Luft,
die
ſich zuſammen gezwungen befindet, das kleine Ventil, das das Loch zu
dem
Durchweg verſchlieſſet, aufſtoſſen, und alſo gehet die Luft in die
Weite
4.
, und kan nicht heraus gehen, ohne ihre Würkung zu thun. Das Rohr
läſſet
ſich in der Gegend bey 7.
vermittelſt einer dicken hohlen Schraube in
zween
Theile zerlegen.
Die 10te Figur, welche beſonders ſtehet, ſtellet das kleine Ventil vor,
welches
das Loch des Durchwegs zuſchlieſſet;
es findet ſich daran eine
Art
von einer Schraube, wie ein Kugelzieher, damit ſich ſelbige nach ih-
rer
Feder hoch und nieder heben möge, nachdeme nemlich die Luft ſolche
treibet
.
141119verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel.
Die kleine Figur bey 11. ſtellet die Ventilfeder vor, ſelbige wird in
das
Rohr, wann es zerleget worden, hinein gemacht, und dienet darzu, daß
es
das Loch, welches an dem Lauf des Rohres iſt, verſchloſſen hält.
Es
muß
aber ſelbige vor allen ſo accurat daran gerichtet ſeyn, daß die Luft im
geringſten
nicht hindurch gehen könne.
Man machet an beſagte Feder in der
Gegend
, welche das Loch verſchlieſſet, ein Stücklein von Ungriſchen Leder
veſt
, damit das Loch deſto beſſer zugemacht werde.
Es läſſet ſich auch das
Stück
mit dem Loche, das zu äuſſerſt an dem Stempfel ſtehet, abſchrau-
ben
, um einen Knopf, wie an einem ordentlichen Spatzierſtock, an ſeine
Stelle
zu ſetzen.
Von der Zubereitung. eines Windballens, oder Dampfkugel,
(Aeolipila).
Dieſes Inſtrument iſt aus geſchlagenen Meſſing zugerichtet, und in
11Tab. X.
Fig
. H.
Form einer Rugel oder Birn aufgetrieben, woran ein Stuck von einem krum-
men
Röhrlein, durch welches ein ſehr kleines Loch zu äuſſerſt hinein gehet,
angelöthet
iſt.
Das Gefäß iſt nur anfäanglich mit Luft angefüllet, die man
hernach
, indeme es zum Feuer gehalten wird, zimlich dünn machet, damit
ein
guter Theil davon durch ſeine kleine Oefnung hinaus gehe;
dann hält
man
den Windballen in ein kaltes Waſſer, welches die in dem Inſtrument
enthaltene
Luft wieder dick machet, wodurch das Waſſer den Eingang be-
kommt
, daß es durch das kleine Loch eindringen, und den leeren Platz aus-
füllen
kan.
Nachdeme nun dieſer Windballen zum Theil mit Waſſer, ungefehr
den
dritten Theil, angefüllet worden, ſtellet man ſie in dergleichen Stel-
lung
, als wie ſie in der Figur zu ſehen iſt, auf brennende Kohlen, ſo wird
das
Waſſer, welches unten her iſt, ganz fiedend werden, ſich allgemach
ausbreiten
, und dann nach und nach durch die Dünſte ſich in die Höhe
heben
, welche, indeme ſie weiter in die Höhe wollen, wo nichts als Luft
iſt
, einander treiben, daß ſie Haufenweiß durch die kleine Oefnung hinaus
dringen
, da dann diejenige, welche bey dem Loch ſind, mit groſſer Geſchwin-
digkeit
hindurch gehen;
Indeme nun dieſe Dünſte die Luft mit ſich fort-
treiben
, geben ſie einen Wind und ein heftiges ziſchendes Pfeifen, welches
das
Feuer aufbläſet, und ſo fort währet, biß das ganze Waſſer in einen
Dunſt
verwandelt, oder daß die Hitze ganzund gar ausgethan worden;
Die-
ſer
Wind hat alle Eigenſchaften, die an demjenigen, den wir oberhalbs der
Erdfläche
ſpühren, beobachtet wird.
Von der Zubereitung eines Macroſcopii zu flüſſigen und
durchſichtigen
Sachen.
Das mit I bezeichnete Inſtrument iſt ein Macroſcopium, wodurch man
22Fig. I. die kleinſten Objecta und kleine Thiere, welche ſich in flüſſigen Materien
142120Von der Zubereitung und dem Gebrauch finden, ſehen und beobachten kan. Es beſtcher ſelbiges aus zween Schei-
ben
von Kupfer, Meſſing, oder einem andern Metall, die ungefehr drey Zoll
lang
, und bey 8.
Linien breit ſind; ſolche ſind an ihren beyden Enden mit
zweyen
Schrauben bey 2.
zuſammen geſchraubet, um ſolchergeſtalt die zwo
Scheiben
ſo viel und ſo wenig, als es vonnöthen iſt, voneinander und zuſam-
men
zu ſchrauben, damit man eine andere Scheibe, welche 6.
runde Oef-
nungen
hat, in welchen kleine flache Gläſer ſind, die bey 3.
4. 5. 2c. angedeu-
tet
worden, darzwiſchen umdrehen könne;
um unterſchiedliche Objecte dar-
auf
zu thun.
Auf der Seite des Auges bey 1. iſt ein Stück Meſſing, das
hohl
iſt, wie eine kleine runde Muſchel, deſſen Loch, welches in der Mitte
iſt
, gehet ganz ſpitzig auf die Einfaſſung zu, welche ein kleines gläſernes Kü-
gelein
in ſich hat.
Dieſes Kügelein muß recht rund und wol poliret ſeyn, da-
mit
man die Objecte deutlich ſehen könne.
Das Ende unten an der Machine
wird
wie eine Handhebe gefeilet, um ſolche in der Hand zu halten.
Der Gebrauch dieſes Inſtruments iſt ganz leicht, wann die Objecte,
die
man ſehen will, durchſichtig, aber nicht flüſſig ſind, gleichwie die Füſſe
don
einem Floh, von einer Mücke, ihre Flügel, die Käßmaden oder an-
dere
kleine Thiere, wie auch die Haar und ihre Wurzeln ſind, a.
Man ſe-
tzet
nemlich die Objecte auf der Seite des Auges auf die flachen Gläſer, die
auf
die Scheibe gemacht ſind:
indeme man jene bey ihren Enden mit ein we-
nig
Gummiwaſfer etwas anklebet;
wann man aber die kleinen Thiere, die
in
dem lang aufbehaltenen Urin, in dem Wein-Eſſig, in dem Waſſer, in wel-
ches
man Pfefferkörner, Coriander, a.
gethan, gefunden, ſehen und ob-
ſerviren
will, muß man einen kleinen Tropfen mit dem Ende eines gläſernen
Röhrleins
nehmen, und ſolchen auf beſagten Gläſern ausbreiten, hernach die
Scheibe
umdrehen, und ſelbige höher oder niedriger, vermittelſt der Schrau-
be
bey 2.
und der Feder, die zwiſchen den zwoen Platten ſtecket, ſtellen, wel-
che
Feder dazu dienet, daß man beſagte Scheibe in dem Stand, den man ha-
ben
will, und auf die Art, daß die kleinen Objecta oder der Tropf von der
flüſſigen
Materie gerad unter den kleinen Glaßkügelein ſtehen, richten kan.
Wann man nun dieſe Sachen alſo angeordnet, nimmt man den Stiel
des
Microſcops in die Hand, und ſiehet, nachdeme das Aug in die Höhlung
bey
1.
gehalten worden, das gegen dem kleinen Kügelein über ſtehende Object
bey
hellem Tag, oder zu Nachts bey dem Licht einer Fackel ſtark an,
man
ſchraubet auch zu gleicher Zeit, und allgemach zu äuſſerſt, die Schrau-
be
ſo lang hin und her, damit das Object mehr oder weniger gegen das
kleine
Kügelein zu oder davon zu ſtehen kommen möge, biß das Geſichts-
punct
gefunden worden, in welchem das kleine durchſichtige Object oder
die
Thierlein, welche in dem Tropfen einer flüſſigen Materie herum ſchwim-
men
, überaus groß und deutlich erſcheinen, alsdann wird man ganz beſonde-
re
Sachen obſerviren.
143121verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel.
Man muß abſonderlich das kleine gläſerne Kügelein wol ſäubern, da-
mit
ſolches allezeit hübſch rein und durchſichtig ſeye.
Von der Zubereitung eines andern Microſcops zu flüßigen
und
mebrein gar kleinen Sachen.
Man machet noch verſchiedene Gattungen von Microſcops, die zu
11Tab. X.
Fig
. X.
flüßigen Materien gebrauchet werden, unter ſolche mag wohl dasjenige, ſo
mit
K bemerket iſt, das bequemſte ſeyn.
Es beſtehet dieſes aus einem Stuck
Meſſing
, das ungeſehr 3.
Zoll lang, bey einem halben Zoll breit, die Figur
eines
Parallelogrammi vorſtellet, daran unten eine Handhebe.
In der Ge-
gend
bey 1.
befindet ſich ein kleines Stuck, das ſich in zwoen Fälzen hin und
herſchieben
läſſet, in der Mitte aber ein Loch hat, darein man das ſehr kleine
Linſenförmige
Gläßlein mit ſeiner Einfaſſung richtet:
Man kan auch in ſol-
ches
noch andere Abſtände haben, nachdeme die Objecte ſind, die man zu
obſerviren
verlanget, einfügen.
Es iſt aber hier gar dienſich zu wiſſen, daß der Focus eines ſolchen Gla-
ſes
die Weite davon bis zu dem Object ſeye, und daß dieſe gar kleine Gläſer,
die
man zu dergleichen Microſcops vonnöthen hat, einen Focum nur von
einer
halben bis auf 4.
Linien erfordern.
Hinter dem oben zu erſt bemelden Stuck iſt in der Gegend bey 2. ein
kleiner
vierckigter Arm aus Meſſing oder von Stahl angerichtet, an welchem
ein
anderes Stück, das mit Beyhülfe einer kleinen Zwingen einer Feder und
einer
Schraube, die ein Rad mit Zähnen treibet, hin und her beweget und
zugleich
mit das oben angeordnete Linſenglaß, wie man es verlanget, entweder
weiter
weg oder genäuer her und zwar immer gleichlaufend gerucket wird.
In dem obern Theil dieſes zweyten Stucks, das in ſolcher Gegend eine zim-
liche
Oefnung hat, gehet in zwoen Fälzen ein anderes kleines Stuck, in das
man
kleine Stücklein von Glas richtet, in dieſe aber kleine runde Eintiefun-
gen
vor die wäſſrigten Dinge machet, darinnen ſolche von einem andern nächſt
daran
zu ſügen den Glaſe beyſammen behalten werden.
Man kan noch andere
kleine
Stücke, die ſich in obbeſagte, Fälze ſchicken, auch zu andern Objecten an-
ordnen
, man muß aber dabey wohl acht haben, daß alle dergleichen Objecte in
dem
Mittelpunct des Glaſes zu ſtehen kommen.
An dieſes öfters bemeldte
kleine
Stück, wird, wie bey 3.
zu ſehen, hinten ein kleines Rohr im Durchmeſſer
von
einem Zoll, und der Länge nach von einem bis zween Zollen, von Meſ-
ſing
, Holz oder einer andern Materie angerichtet, und dieſes auf beyden
Seiten
mit einem kleinen Loch verſehen, und zwar ſo, daß ſolches gar accu-
rat
auf den Mittelpunct des Gläßleins treffe, dann man hat wahrgenommen,
daß
dieſe Microſcopien, daman dergleichen kleine Rohre appliciret, bey den
durchſichtigen
Objecten eine weit beſſere Würkung, als ohne dieſelben gehabt;

Man
obſerviret dardurch gar deutlich den Umlauf des Geblüths in dem
Schwanz
der kleinſten Fiſche.
144122Von der Zubereitung und dem Gebrauch
Der Gebrauch dieſes Inſtruments iſt ſehr leicht, dann man darſ nur,
nachdeme
man das Object gegen den Mittelpunct des Gläßleins gerichtet
hat
, das Aug auf das Glas zu, gegen den Tag, oder gegen ein Licht halten, und
das
Object mit Zuziehung der oben bemeldten Schrauben, hin und wie-
der
ſchrauben, biß man das Object ganz deutlich zu Geſicht bekomme, ſo
wird
man Sachen, die gar was beſonders und angenehmes zeigen, obſervi-
ren
können.
Von der Zubereitung eines Microſcops mit einem
Glas
.
Das mit L. bezeichnete kleine Inſtrument iſt ein Microſcop, das zu
11Tab. X.
Fig
. L.
ſeiner Simplicität noch bequem genug iſt.
Es beſtehet aus einem Arm von
Meſſing
, oder einem andern Metall, welcher in di@ Höhe hinauf eine Bewe-
gung
hat, um ſolchen in den Stand, wie es die Figur zeiget, zu ſtellen;
Zu
äuſſerſt
iſt ein Stuck bey 1.
welches ein kleines ſehr erhabenes Linſengläs-
Jein
träget, das das Object ſehr vergröſſert, ſolches läſſet ſich auf einer
kleinen
Einfaſſung, die in der Mitte ein Loch hat, einſchrauben, das Stuck
bey
4.
macht 2. Federn aus, die in der Mitte mit einem runden Stift, um
ſolchen
die verlangte Bewegung zu geben, angenietet ſind.
An eine Feder
ſtecket
man den Arm, welcher das Gläslein träget, und an die andere einen
kleinen
Arm, der an einem Ende das mit 2.
bemerkte Stuck träget, welches
auf
einer Seite weiß, und auf der andern ſchwarz iſt, damit man unterſchied-
liche
Objecte darauf legen möge.
Das andere End bey 3. iſt ein kleines Zwi-
ckerlein
, welches ſich öfnet, indeme man auf die zween kleine Knöpfe drucket;
dieſes dienet, daß man damit die kleinen Thiere und andere Objecte halten mö-
ge
.
Der Fuß bey 5. hat ungefehr 1 {1/2}. Zoll im Durchmeſſer; die Stange iſt
eingeſchraubet
, damit man das Inſtrument ausſchrauben kan, auf daß es
keinen
groſſen Platz einnehme.
Der Gebrauch dieſes Microſcops iſt ganz leicht: man leget die Ob-
jecte
auf das kleine runde Stuck, oder ſtecket ſie zu äuſſerſt an das Zwicker-
lein
, kommet alsdann mit dem Glas etwas näher dazu, indeme man die Fe-
der
längs nach dem Stänglein hin und wieder ſchiebet, biß man das Object
ganz
deutlich ſehe, alsdann wird man allda curieuſe Sachen, die gar ange-
nehm
ſeyn werden, obſerviren.
Man ſiehet mit dieſem Microſcop die Thiere, welche in den flüſſigen
Materien
ſich befinden, wann man ein flaches Glas an ſtatt des kleinen run-
den
Stücks bey 2.
hinmachet, welches ſich abſchrauben läſſet.
Von der Zubereitung eines Microſcops mit dreyen
Gläſern
.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus 3. Gläſern, nemlich dem
145123verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel. glas bey 3. dem Mittelglas bey 4. und dem Objectivglas bey 5 obe@
darauf
iſt ein Deckel, damit das Ocularglas vor dem Staub verwah-
ret
werde.
Dieſe 3. Gläſer ſind in hölzerne Zirkel eingefaßt, und da-
bey
eingeſchraubet, auf daß ſolche in ihrem Stand beſtändig erhalten, und
wiederum
leicht, um ſolche ohne Mühe reinigen zu können, abgeſchraubet
werden
können.
Das Ocular-und Mittelglas ſind zu äuſſerſt in ein Rohr
von
Pergament, welches juſt in das äuſſere Rohr hinein gehet, eingeſetzet,
damit
man das Microſcop verlängern, und auf ſein rechtes Punct nach
einer
Linie, die um beſagte Röhre gezogen iſt, richten möge.
Wofern
dieſes
Inſtrument von einer zimlichen Gröſſe iſt, muß das Ocularglas
ungefehr
20.
Linien in ſeinem Foco haben, und das Mittelglas ungefehr 3.
Zoll in Foco ſeyn, darauf man ungefehr 3. Zoll und 3. Linien eines von dem
andern
ſtellet.
Das Objectivglas ſtehet in einem ausgedrehten Rohr von Holz,
das
zu Ende des äuſſern Tubi angemachr worden.
Beſagtes Objectivglas
iſt
in einer Capſel, die zu unterſt ein Loch hat, eingeſchloſſen, welche ſich
aufſchrauben
läſſet, damit man das Objectivglas verändern, und andere
von
unterſchiedlichen Brennpuncten darein thun möge;
man hat aber von ſol-
chen
, die insgemein 2.
3. 4. und 5. Linien in ihrem Brennpuncte haben, die alſo
entweder
mehr oder weniger erhaben, oder auswärts gewölbet ſind.
Die Gü-
te
dieſer Gläſer beruhet darauf, daß man hohle Schüſſeln von Kupfer habe, die
in
einer accuraten Proportion gegen die Gläſer, die man darinnen arbeiten
will
, godrehet ſeyn, wie auch auf der Bewegung der Hand, auf der Güte der
Materie
, die man darzu brauchen will, um die Gläſer daraus zu verfertigen,
vor
allen aber auf einer guten Politur.
Man bedienet ſich gleich Anfangs eines
groben
Sands, um ſolche in den Schüſſeln aus dem groben zu ſchleifen, her-
nach
eines zarten, wann ſie klar ſollen geſchliffen werden, endlich aber zum po-
liren
eines ſubtilen Tripels.
Ich werde mich bey der Ausfertigung dieſer Glä-
ſer
nicht länger aufhalten, indeme der P.
Cherubin ſchon genug davon ge-
handelt
.
Der Fuß bey 1. welcher ein wenig gewichtig ſeyn muß, weilen er das
Microſcop
in der Luft träget, iſt von Meſſing im Durchmeſſer von 4.
biß 5.
Zollen gemacht, in deſſen Mitte iſt eine Höhlung, in die man ein kleines
Stuck
, das auf einer Seiten weiß und auf der andern ſchwarz iſt, ſtellet, und
da
leget man die ſchwarzen Objecte auf die weiſſen, und die weiſſen auf die
ſchwarzen
Seiten.
Die Stange iſt an dem Rand des Fuſſes angemacht, welche von Meſ-
ſing
und rund iſt, an der man das Microſcop, vermittelſt des bey 2.
ei-
nem
doppelten Winkelmaas ähnlichen Stuckes, das das Microſco@
träget
, hoch und niedrig ſchieben, und umdrehen kan.
Es iſt ein Ring da-
bey
, der wol an das doppelte Winkelmaas angemacht iſt, ſo auch accurat
das
äuſſere Robr umfaſſet;
es findet ſich auch eine ſtählerne Feder
146124Von der Zubereitung und dem Gebrauch welche wider die Stange ſtrebet, und macht, daß das Inſtrument in die Hö-
he
und in dem Stand, wie man es vonnöthen hat, halten muß.
Das Stuck von 6. iſt ein klein Rähmlein von Meſſing, in welchem
ein
Stuck weiſſes Glas enthalten, damit man die durchſichtigen Objecte
darauf
legen kan.
Es läſſet ſich auch ſolches unter dem Microſcop an der
Stangen
auf-und abſchieben, und iſt ebenfalls mit einem doppelten Win-
kelmaas
verſehen.
Endlich iſt das Stuck bey 7. ein erhabenes Glas, das in einem klei-
nen
Raum die Strahlen des Lichts, welche es zu Nachts von einem
angezündeten
Wachslicht überkommet, zuſammen wirft, ſo dann aber
ſolche
Strahlen unter dem durchſichtigen Object, das auf dem Glas
lieget
, reflectiret, und alſo machet, daß man das Object viel deutlicher
ſehen
kan.
Dieſes Glas iſt in einem meſſingenen Ring eingefaſſet, wel-
ches
vermittelſt eines kleinen Arms, der es träget, hoch und niedrig ge-
richtet
, aus-und einwärts kan geſchoben werden, gleichwie die Figur es
zeiget
.
Von dem Gebrauch dieſes Microſcops.
So man ſich nun deſſen bedienen will, um, zum Exempel, den Um-
lauf
des Geblüts in einem Thier zu obſerviren, leget man einen kleinen le-
bendigen
Fiſch auf das flache Glas, alſo daß ein Theil von der Floßfeder
im
Schwanz juſt gegen dem Objectivglas über, und ober dem Strahl oder
der
Hellen des erhabenen Glaſes bey hellem Tage, oder zu Nachts bey dem
Wachslicht
, zu ſtehen komme, ſo wird man, wann das Microſcop recht ge-
richtet
wird, das Geblüt können circuliren ſehen.
Das kleine Stuck bey 9 iſt ein kleiner Kanal von Bley, den man auf
den
Fiſch legen muß, um zu verhindern, daß er nicht aus ſeiner Stelle ſprin-
ge
, und den Schwanz von dem kleinen erleuchten Raum weg ziehe.
Mit dieſem Microſcop kan man auch ganz wol die flüſſigen Materien
examiniren
;
dann ſo man ein Tröpflein von Weineßig juſt in die Mitte
des
erleuchten Raums ſetzet, werden die kleinen Thierlein, die darinnen ſind,
zum
Vorſchein kommen.
Dergleichen Beſchaffenheit wird es auch mit dem
Waſſer
haben, wo man Pfeffer, Gerſten, 2c.
hinein gethan, wie auch die
Würme
und andere kleine Ungeziefer, die im ſtinkenden und faulen Waſſer
ſind
.
Das Blut, in welchem man alles, was es Sichtbarliches in ſich hält,
zu
beobachten verlanget, kan erkennet werden, wann man ſehr wenig auf das
Glas
thut, und zwar ganz warm, juſt gegen dem Strahl des Lichtes, als-
dann
wird man ſeine Seroſität, oder wäſſerichten Theile, und die in röthlicher
Farbe
ſich zeigende kleine Kügelein ſehen.
147125verſchiedener Inſtrumenten, III. Buch, II. Capitel.
Es iſt ganz leicht alsbald ein Blut zu haben, wann mannur den Dau-
men
mit einem Blndfaden zuſammen ziehet, und ſich mit einer Nadel ſticht,
ſo
wird man Blut genug haben.
Die flüßige Materien werden auf das flache Glas mit einem Stück-
lein
von einem gläſernen Röhrlein gethan, das man in eine ſolche Materie ein-
tunket
, und heraus auf das Glas laufen läſſet;
es ſeye gleich, daß man
gelind
durch das Röhrlein bläſet, oder daß man mit dem Daumen oben dar-
auf
drucket:
dann die im Röhrlein gedruckte Luft drucket auch glcichfalls die
flüßige
Materie, welche ſo dann gezwungen wird, heraus zu gehen.
Wann man in ein wenig Weineſſig gar viele Würme, wie kleine Aale
geſtaltet
, zu haben verlanget, ſo muß dieſer Liquor in eine kleine Flaſche, die
oben
ſehr eng, und immer voll ſeyn muß, gethan werden;
dann alſo können
dieſe
kleine Thierlein, in die Höhe, um allda zu reſpiriren, ſteigen, mit dem
Röhrlein
in weit gröſſerer Menge, als wann das Gefäß, worinnen ſolche
enthalten
, oben weiter wäre, heraus gehoben werden.
Die Augen von den Mücken, die Omeiſen, die Läuſe, die Flöhe und
die
Käßmaden, werden mitten auf den Fuß des Microſcops geſtellet, wie
auch
der Sand, das Salz und ſonſten alle Pulver, damit man ihre Farben,
und
Eigenſchaften, examiniren kan:
dabey man allezeit in Obacht nimmt,
daß
die ſchwarzen Objecte auf die weiſſe, und auf die ſchwarze Seite die
weiſſen
Objecte geleget werden.
Man ſupponiret hier, daß die Gläſer dieſes Microſcops wol ausge-
arbeitet
, und recht in ihre Brennpuncte geſtellet ſeyen.
Es iſt hier auch
nützlich
zu wiſſen, daß die Geſtalt des Objects und ihre Gröſſe deſto mehr zu
betrachten
würdig ſeye, je kürzer der Brennpunct des Objectivglaſes iſt,
jedoch
wird alsdann das Object nicht gar zu deutlich ins
Geſicht
fallen.
Ende des zweyten Buchs.
10[Figure 10]
148126Von der Zubereitung und dem Gebrauch der Inſtrumenten
Viertes Buch.
Von der Zubereitung und dem Gebrauch der
Mathematiſchen
Inſtrumenten.
Melche auf dem Feld zum Operiren gebraucht werden, um das
Land
zu meſſen, ſolches in Gtund zu legen, die Meiten zu etfah-
ren
, die Höhen zu nehmen.
Die gebräuchlichſten ſind die Stäbe,
die
Meßſchnüre, die Ruthen, die Retten, die Creutzmaſe, die
Winkelmeſſer
, die Winkelſcheiben, die Quadranten, die halbe
Zirkel
und die Bouſſole.
Das erſte Capitel.
Welches die Beſchreibung und den Gebrauch der Stäbe, Meß-
ſchnüre
, die Ruthen und Ketten in ſich begreift.
Die Stäbe ſind in der Länge von 2. biß 3. Schuhen, runde und an el-
11Tab. XI.
Fig
. A.
nem End zugeſpitzte kleine Stücke von weichem Holz, deren Spitzen
man
mit Eiſen beſchläget, damit ſelbige deſto leichter in die Erde ge-
ſtecket
werden können.
Man macht auch von dergleichen einige länger, daß
ſie
von weiten können geſehen werden, gleichwie ſolche in der 11 ten Kupfer-
Tabell
abgezeichnet zu ſehen ſind.
Die Meßſchnüre müſſen von einem guten wolgedrehten Bindfaden,
22Fig. B. auch von einer rechten und ſolchen Dicke ſeyn, daß ſie ſich nicht leicht aus-
dehuen
, wie es die Figur B.
zeiget.
Die Toiſe oder die Franzöſiſche Ruthe iſt ein Maaß, in der Länge von 6.
33Fig. C. Schuhen, die auf einer aus einem Stück beſtehenden runden Stange in ih-
re
Schuh, welche mit Ringlein oder kleinen meſſingenen Nägelein bemerket
werden
, getheilet iſt, der letzte Schuh wird in 12.
Zoll getheilet, die auch mit
Nägelein
unterſchieden werden.
Es giebt einige von ſolchen, die ſich zerlegen, und bey 2. 3. oder 4. Stü-
44Fig. D. cken, vermittelſt der Hülſen und Schrauben aus Kupfer, (Meſſing) die an
einem
jeden End angemacht ſind, zuſammen ſchrauben laſſen;
Man macht
auch
an die Ende dieſer Ruthen eine Zwinge von Kupfer (Meſſing) oder
Stahl
, damit ſolche ihre rechte Länge bebalten.
149127zum Feldmeſſen, IV. Buch, I. Capitel.
Die Kette beſtehet aus vielen Stücken von eiſernen oder meſſingenen di-
11Fig. E. cken Drat, die an beyden Enden umgebogen ſind;
ein jeder ſolcher Theil
macht
nach der Länge einen Schuh, jedoch die kleine Ringe, wodurch jene zu-
ſammen
hängen, mit dazu gerechnet.
Die Ketten werden insgemein ſo lang gemacht, als die Meßruthe
desjenigen
Orts iſt, allwo man ſich deren bedienen will, oder aber ſie haben
die
Länge von 4.
biß 5. Franzöſiſchen Ruthen, die man mit einem gröſſern
Ring
von Ruthen zu Ruthen unterſcheidet.
Dieſe Gattungen der Ketten
ſind
gar bequem, indem ſolche ſich nicht ſo verſchlingen, gleichwie diejenige,
welche
von lauter kleinen eiſernen Gelenken oder Gliedern zuſammen gerich-
tet
werden.
Anno 1668. hat man ein neues Maaß von einer gar accuraten Toiſe
oder
Franzöſiſchen Ruthen, unten bey der Stiegen des Rathhauſes zu Pa-
ris
angemacht, um, im Fall der Noth, ſich nach demſelben richten zu kön-
nen
.
Wir haben geſagt, daß eine Franzöſiſche Ruthe in der Länge 6. Schuh,
und
jeder Schuh 12.
Zoll in ſich begreife.
Eine ſolche Quadratruthe hält 36. Quadratſchuh, und jeder Schuh
144
.
Zoll in ſich.
Eine Cubiſche Ruthe aber hat 216. Cubiſche Schuh, und jeder Schuh
1728
.
Cubiſche Zoll in ſich.
Die groſſe Meßruthe (la Perche) hat keine gewiße Länge.
Diejenige in der Vogtey von Paris hält 3. Toiſen oder 18. Schuh
in
ſich.
An andern Orten macht ſelbige zwanzig, zwey und zwanzig, und
vier
und zwanzig Schuh.
Die Ruthe, deren man ſich in Frankreich bedienet, um die Waſſer
und
Wälder auszumeſſen, hat nach der letzten Einrichtung zwey und zwanzig
Schuh
in der Länge, und folglich hält eine Quadratruthe davon 484.
Qua-
dratſchuh
in ſich.
Ein Morgen (1 Arpent) iſt ein Quadratmaaß, deſſen man ſich bey Ver-
kaufung
eines Landes und der Waldungen bedienet.
Ein Morgen um Paris herum begreiſt 100. Quadratruthen, oder
900
.
Toiſen in ſich, und folglich hat eine jede Seite 10. Ruthen oder 30.
Toiſen.
Eine Meiſe iſt eine Weite auf der Erden, deren man ſich bedienet um
die
Wege auszumeſſen.
Ihr Maaß hat keine gewiſſe Gröſſe, indeme ſolche
nach
verſchiedenen Ländern unterſchiedlich iſt.
Man rechnet von dem Thor zu Paris, welches an dem Rathhaus ſte-
het
, biß zu dem Thor der H.
Dionoſius Kirche zwo Meilen, davon eine
jede
2200.
Toiſen macht.
150128Von der Zubereitung und dem Gebrauch der Inſtrumenten
Die zur Aufnahm und Beſörderung der Wiſſenſchaften von dem Kö-
nig
beſtellte Herren Academici, da ſie in der Ausmeſſung der Erde beſchäſti-
get
geweſen, haben befunden, daß ein Grad von der Circumferenz eines Erd-
Mittagkreiſes
57060.
Toiſen in ſich begreife, wann man nun 25. Meilen nuf
einen
Grad rechnet, wird eine Meile 2282.
Toiſen in ſich halten.
Eine Meile zur See iſt ein wenig gröſſer, weil man nur 20. derglel-
chen
Meilen aufeinen Grad rechnet, dcrowegen hält ſolche faſt 3000.
Toiſen
in
ſich.
Die Italiäner rechnen nach denen Meilen, davon eine jede 1000. Geo-
metriſche
Schritt in ſich begreift.
Ein Geometriſcher Schritt macht 5. Schuh, wie ſie vor alten Zeiten
geweſen
, davon ein Palmus oder eine Handbreite {3/4}.
von einem alten Rö-
miſchen
Schuh iſt, den man ungefehr auf 11.
von unſern (Pariſer) Zollen
in
der Gröſſe ſchätzet.
Derowegen hält eine Italiäniſche Meil zu Rom bey
nahe
769.
nach unſern Toiſen in ſich.
Die Deutſchen rechnen auch nach Meilen, aber ſie ſind viel gröſſer, als
die
Italtäniſchen, ſie geben 3626 Toiſen.
Man rechnet auch in Spanien nach Meilen, welche 2853. Toiſen in
ſich
begreifen, von dieſen gehen gerad 20.
Meilen auf einen Grad der Erden.
Gleiche Beſchaffenheit hat es auch damit in Engelland und Holland.
Erſter Nutz.
Eine gerade Linie auf dem Felde durch zwey gegebene Pun-
cte
zu zieben, und ſolche, ſo weit als es vonnöthen iſt,
zu
verlängern.
Man ſtecke einen Stab bey jedem gegebenen Puncte ein, und laſſe,
nachdeme
eine Schnur von einem Stab biß zum andern ausgeſpannet wor-
den
, nach der Länge der beſagten Schnur einen Strich ziehen, wann aber die
zween
Stäbe gar zu weit voneinander ſtehen, ſo ſtecke man noch andere in
eben
derſelben Abſehungslinie darzwiſchen, und mache, wann man accurat
operiren
will, daß ſie bleyrecht über der Erden ſtehen, alſo daß in dem Abzie-
len
oder Abſehen der erſte die andern alle dem Auge decke.
Es mag auch auf eben dieſe Weiſe eine gerade Linie auf dem Felde ver-
längert
werden, dann man kan, nachdeme zween Stäbe eingeſtecket worden,
ſo
viel als man will, andere in eben derſelben Abſehungslinie im Abzielen
hinaus
einſtecken, wie wir ſchon geſagt haben, es wird aber dabey erfordert,
daß
die zween Stäbe allzeit recht eingeſtecket werden, damit man den dritten
in
eine gerade Linie bringen möge.
151129zum Feldmeſſen, IV. Buch I. Capitel.
Wann die Weiten groß ſind, ſo bedienet man ſich zuweilen bey Nachts
angezündeter
Fackeln, damit man die Linie in einem geraden Abſehen verlän-
gern
könne.
Zweyter Nutz.
Line gerade Linie auf dem Felde zu meſſen.
Wann man eine lange Linie auſ dem Felde zu meſſen hat, muß man ſich
wohlvorſehen
, daß man nicht fehle, und gehalten ſeye, wiederum von neuen
anzufangen
.
Um dieſes nun zu bewerkſtelligen, werden zween Meſſer erfor-
dert
, deren jeder eine Ruthe hat.
Wann der erſte ſeine Ruthe auſ dem
Felde
angeſchlagen, muß jener dieſe nicht eher aufyeben, als biß der andere
die
ſeinige zu Ende der erſten angeleget.
Wann aber der erſte Weſſer ſeine
Ruthe
auſgehoben, ſoll er ganz laut eins zehlen;
nachdeme er nun ſolche zu
End
der andern angeleget, muß der andere Meſſer die ſeinige auſheben, und
zwey
ſagen, und ſo verſähret man weiter bis zu Ende.
Es iſt hier wohl in acht zu nehmen, welcher unter denen zweyen Meſ-
ſern
mit eins angefangen hat, weilen derſelbige durch lauter ungleiche Zah-
len
fortzehlen muß, da hingegen der andere, ſo mit zwey angefangen, durch
lauter
gleiche Zahlen fortgehen ſoll.
Damit man aber die Ruthen recht
in
einer geraden Linie legen könne, ſo muß man allezeit zween Stäbe vor
Augen
haben, um darnach abzuzielen;
dann wann nur ein einiger da wä-
re
, ſo würden die Meſſer ganz überzwerg gehen, und gar nichts gutes
operiren
.
Damit aber die Zeit und die Mühe deſtomehr erſpahret werden möge,
muß
man eine Ketten haben, die öfters 30.
Schuh oder 5. Toiſen lang ge-
macht
wird, wobey an jedem Ende ein Ring iſt.
Derjenige Meſſer, der vor-
aus
gehet, träget auch einige Stäbe, und ſtecket, nachdeme die Kette in
einer
geraden Linie wohl angezogen, und in der Abſehungslinie auch Waſ-
ſerpaß
geſtellet worden, einen Stock zu End der 5.
Toiſen oder der
Ketten
ein, damit derjenlge, der nachgehet, ſehen könne, wo die Ket-
te
hinſtebet, dann die ganze Kunſtbeſtehet in dem rechten zehlen
und
accuraten Abmeſſen.
11[Figure 11]
152130Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten.
Dritter Nutz.
Auf einer geraden Linie, aus einem auf ſelbiger gegebenen
Punct
eine Perpendicularlinie aufzurichten.
Es ſeye die gegebene Linie A B und das gegebene Punct C.
Man ſtecke einen Stab in Punct C, wie auch zween andere, als E, D,
11Tab. XI.
Fig
. 1.
aufeben derſelben Linie in gleicher Weite von beſagtem Puncte C ein, nehme
eine
Schnur, welche an beyden Enden alſo geknüpft iſt, daß ſie eine kleine
Schlinge
gebe, die man an die Stäbe ſtecken könne, dieſe Schnur leget man
in
zween gleiche Theile zuſammen, und machet in der Mitte ein Zeichen,
endlich
thut man die Schlingen oder Schleifen die zu Ende der Schnur ſind,
um
die Stäbe E und D, hält in der Hand das Mittel von beſagter Schnur,
(ſein gleich angezogen,) an, und ſtecket in die Ekde einen Stab, wie F,
ſo
wird die Linie F C die Perpendicularlinie auf A B, ſeyn.
Man miſſet nach einem andern Weg aus dem gegebenen Punct C der
22Fig. 2. Linie A B, auf welche Seite man will, vier Schuh oder vier Toiſen, und
ſtecket
da den Stab G ein, nimmt hernach eine Schnur, welche 8.
derglei-
chen
ſolche Maaße, das iſt Schuch oder Toiſen, in ſich begreifet, thut die eine
Schlinge
von der Schnur um den Stab C, die andere aber um den Stab
G
, ſpannet endlich dieſe Schnur aus, daß drey von dieſen Theilen auf der
Seite
des Puncts C ſeyn, und die 5.
andern auf der Seite von G, und ſte-
cket
den Stab H ein, ſo wird die Linie C H die Perpendicularlinie auf A B
ſeyn
.
Vierter Nutz.
Aus einem auſſerhalb der Linie gegebenen Punct eine Per-
pendicularlinie
herunter fallen zu loſſen.
Es ſeye die gegebene Linie A B und das auſſerhalb der Linie gegebene
33Fig. 3. Punck F.
Man lege eine Schnur zuſammen, daß ſie zween gleiche Theile gebe,
mache
das Mittel an dem Stab F an, und ſpanne die zween halben Thei-
le
aus, welche ſo groß ſeyn müſſen, daß deren Ende die Linie A B erreichen
können
, man ſtecke ferner Stäbe ein, nemlich einen bey jedem Ende der
Schnur
, und theile ihre Weite in zween gleiche Theile, welches vermittelſt
einer
Schnur, die ſo lang, als die Weite A B iſt, geſchehen kann, lege ſo
dann
ſelbige in zween gleiche Theile zuſammen, und ſtecke endlich ei-
nen
Stab C in der Mitte ein, ſo wird di@ Linie C F per-
pendicular
auf A B ſtehen.
153131zum Feldmeſſen IV. Buch, I. Capital.
Fünſter Nlitz.
Durch eine gegebene Weite eine mit einer andern gegebenen
Linie
Parallellinie zu ziehen.
Esſeye die gegebene linie A B, mit welcher man eine Parallellinie, die
11Fig. 4. vier Ruthen davon entfernet ſeye, ziehen will.
Man ziehe nach dem III. Nutzen aus den zween Puncten A und B
zwd
Perpendicularlinien, davon eine jede vier Ruthen lang ſeye, ſtecke einen
Stab
an jedem Ende in C und D ein, und ziehe durch dieſe zween Stäbe ei-
ne
gerade Linie C D, welche parallel mit A B ſeyn wird.
Sechſter Nutz.
Aus einem zu Ende einer Linie gegebenen Punct einen Win-
kel
, der einem andern einer vorgegebenen Fläche gleich ſeye,
auf
dem Feld zu ziehen.
Es ſeye ABC der Winkel einer gegebenen Fläche, nach welcher man
22Fig. 5. einen ähnlichen auf dem Felde ziehen ſoll.
Man beſchreibe auf dem Papier aus dem Punct B, als dem Centro,
den
Bogen A C, und ziehe die gerade Linie A C, welche die Subtenſa des
beſagten
Bogens ſeyn wird.
Ferner meſſe man auf einen Maaßſtab, oder
auf
dem Proportionalzirkel auf der Linea partium æqualium eine von den
gleichen
Seiten des beſagten Winkels, entweder A B oder B C, endlich meſ-
ſe
auch auf eben denſelben Maaßſtab die Subtenſam A C, welche wir, zum
Exempel
, 36.
gleiche Theile gegen einer von den Seiten, davon A B 30. in
ſich
begreift, in ſich zu halten ſupponiren wollen
Es ſeye nun auf dem Felde eine gerade Linie, als B C, auf welche man
eine
andere Linie F B die mit dem vorgegebenen einen gleichen Winkel mache,
ziehen
ſoll.
Man ſtecke einen Stab im Punct B ein, wie auch, nachdeme
man
30.
Schuh oder 5. Toiſen nach der Lange der Linie B C abgemeſſen,
einen
andern, in D, ein;
Ferner nehme man zwo Schnüre, eine von 30.
Schuhen, die man an der Schlinge in Stab B einſtecket, und die ande-
re
von 36.
Schuhen, die man gleichfals mit einer Schlinge am Stock D
anmacht
;
endlich ziehe man dieſe zwo Schnüre an, biß ſie ſich an ihren
Enden
im Puncte F zuſammen begeben, allwo man wieder einen Stab ein-
ſtecken
muß, wodurch die Linie F B gezogen wird, welche im Puncte B auf
der
Linie B C einen mit dem vorgegebenen gleichen Winkel, und
ſo
weiters ausmachen wird.
154132Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten.
Siebender Nutz.
Aufdem Papier einen Winkel, der demienigen, welchen
zwo
Linien auf dem Felde machen, gleich ſeye, zu
zeichnen
.
Dieſe Propoſition iſt die Eonderſa oder umgewendete Aufgab der vor-
hergehenden
.
Es ſeye auf dem Felde vorgegeben der Winkel F B C, welcher von den
11Fig. 5. zwoen Seiten eines Feldes formiret wird, zu dem man einen gleichen auf
dem
Papier machen will.
Man meſſe von B gegen C 30. Schuh oder 5.
Toiſen, und ſtecke einen Stab D zu Ende ein, meſſe gleichfalls von B gegen
F
30.
Schuh, und ſtecke alldorten einen Stab ein, man meſſe ferner die ge-
rade
Linie, welche die Weiten zwiſchen den zween Stäben F D machen, die
wir
ſupponiren, daß ſie 36.
Schuh, wie in dem Exempeldes vorhergehenden
Nutzens
groß ſeye.
Es ſeye auf dem Papier die Linie B C, aus deren Punct B, als den Mit-
telpunct
, man mit einer Oefnung von 30.
auf den Maaßſtab genommenen glei-
chen
Theilen den Bogen AC deſchreibet, nehmet mit dem Zirkel aus eben den-
ſelbigen
Maaßſtab 36.
gleiche Theile, und träget dieſe Oefnung auf den Bo-
gen
A C, indeme man einen von den Füſſen des Zirkels auf dem Punct C ein-
ſetzet
, ſo wird der andere Fuß auf beſagtem Bogen das Punct, durch wel-
ches
die Linie A B muß gezogen werden, bemerken.
Wann man über das die Gröſſe des beſagten Winkels wiſſen wiſſ,
wird
man ſolche mit Beyhülfe eines Transporteurs, welcher zum wenig ſten
74
.
Grad hat, erforſchen können. Man wird aber genäuer in Graden und
Minuten
die Gröſſe der Winkel, deren Grundlinien oder Subtenſas man wird-
gemeſſen
haben, durch nachfolgende Tabell erfahren können.
Solche iſt für
die
Winkel berechnet, die allezeit zwiſchen zwoen gleichen Seiten, da eine je-
de
30.
Schuh iſt, enthalten ſind.
Der Gebrauch dieſer Tabell iſt gar leicht, um die Gröſſe aller flachen
Winkel
auf dem Felde zu erforſchen, man miſſet 30.
Schuh auf einer jeden
vonden
Linien, die den Winkel machen, und ſtecket einen Stab auf jeder
Linie
, wo ſich die 30.
Schuh enden, ein, miſſet hernach die Baſin des Win-
kels
, welche die gerade Linie iſt, die zwiſchen den zween Stäben ſubtendiret
wird
, welche wir 36.
Schuh groß, wie in dem vorhergehenden Exempel, ſup-
poniren
, man ſuche demnach in beſagter Tabell, und zwar in den Reihen
der
Baſium 36.
Schuh, ſo wird man gegen über in der Reihe der Winkel
73
.
Grad 44. Minuten vor die Gröſſe des beſagten Winkels finden.
155133zum Feldmeſſen, IV. Buch, I. Capitel.
Tabell vor die Winkel, die allzeir zwiſchen zwoen gleichen Seiten,
da
eine jede 30.
Schuh ausmacht, enthalten ſind.
11
Baſes
. ## Winkel. # Baſes. ## Winkel. # Baſes. ## Winkel. # Baſes. ## Winkel. # Baſes. ## Winkel.
" # 0 # # # 0 # # # 0 # # # 0 # # # 0 #
2
# 0 # 19 # 2 # 6 # 3 # 2 # 11 # 48 # 2 # 17 # 34 # 2 # 23 # 24
4
# 0 # 38 # 4 # 6 # 22 # 4 # 12 # 8 # 4 # 17 # 54 # 4 # 23 # 44
6
# 0 # 57 # 6 # 6 # 41 # 6 # 12 # 27 # 6 # 18 # 13 # 6 # 24 # 3
8
# 1 # 8 # 8 # 7 # 0 # 8 # 12 # 46 # 8 # 18 # 32 # 8 # 24 # 23
10
# 1 # 36 # 10 # 7 # 20 # 10 # 13 # 5 # 10 # 18 # 52 # 10 # 24 # 42
1
# 5 # 55 # 4 # 7 # 39 # 7 # 13 # 24 # 10 # 19 # 11 # 13 # 25 # 1
2
# 2 # 14 # 2 # 7 # 58 # 2 # 13 # 43 # 2 # 19 # 30 # 2 # 25 # 21
4
# 2 # 33 # 4 # 8 # 17 # 4 # 14 # 2 # 4 # 19 # 50 # 4 # 25 # 41
6
# 2 # 52 # 6 # 8 # 36 # 6 # 14 # 22 # 6 # 20 # 19 # 6 # 26 # 1
8
# 3 # 11 # 8 # 8 # 55 # 8 # 14 # 41 # 8 # 20 # 29 # 8 # 26 # 20
10
# 3 # 30 # 10 # 9 # 14 # 10 # 15 # 0 # 10 # 20 # 48 # 10 # 26 # 40
2
# 3 # 49 # 5 # 9 # 34 # 8 # 15 # 20 # 11 # 21 # 8 # 14 # 26 # 53
2
# 4 # 8 # 2 # 9 # 53 # 2 # 15 # 39 # 2 # 21 # 27 # 2 # 27 # 18
4
# 4 # 28 # 4 # 10 # 12 # 4 # 15 # 58 # 4 # 21 # 46 # 4 # 27 # 38
6
# 4 # 27 # 6 # 10 # 31 # 6 # 16 # 18 # 6 # 22 # 6 # 6 # 27 # 58
8
# 5 # 6 # 8 # 10 # 50 # 8 # 16 # 37 # 8 # 22 # 25 # 8 # 28 # 18
10
# 5 # 25 # 10 # 11 # 9 # 10 # 16 # 56 # 10 # 22 # 45 # 10 # 28 # 38
3
# 5 # 44 # 6 # 11 # 29 # 9 # 17 # 15 # 12 # 23 # 6 # 15 # 28 # 57
Baſ
. ## Winkel. # Baſ. ## Winkel. # Baſ. ## Winkel. # Baſ. ## Winkel. # Baſ ## Winkel.
2
# 29 # 17 # 2 # 35 # 15 # 2 # 41 # 19 # 2 # 47 # 30 # 2 # 53 # 51
4
# 29 # 37 # 4 # 35 # 35 # 4 # 41 # 40 # 4 # 47 # 51 # 4 # 54 # 12
6
# 29 # 57 # 6 # 35 # 55 # 6 # 42 # 0 # 6 # 48 # 12 # 6 # 54 # 34
8
# 30 # 16 # 8 # 36 # 15 # 8 # 42 # 20 # 8 # 48 # 33 # 8 # 54 # 55
10
# 30 # 36 # 10 # 36 # 35 # 10 # 42 # 40 # 10 # 48 # 54 # 10 # 55 # 16
16
# 30 # 56 # 19 # 36 # 55 # 22 # 43 # 1 # 25 # 49 # 15 # 28 # 55 # 38
2
# 31 # 16 # 2 # 37 # 15 # 2 # 43 # 22 # 2 # 49 # 36 # 2 # 56 # 0
4
# 31 # 36 # 4 # 37 # 36 # 4 # 43 # 42 # 4 # 49 # 57 # 4 # 56 # 22
6
# 31 # 56 # 6 # 37 # 56 # 6 # 44 # 3 # 6 # 50 # 18 # 6 # 56 # 43
8
# 32 # 16 # 8 # 38 # 16 # 8 # 44 # 24 # 8 # 50 # 39 # 8 # 57 # 5
10
# 32 # 35 # 10 # 38 # 30 # 10 # 44 # 44 # 10 # 51 # 0 # 10 # 57 # 26
17
# 32 # 55 # 20 # 38 # 56 # 23 # 45 # 5 # 26 # 50 # 21 # 29 # 57 # 48
2
# 33 # 15 # 2 # 39 # 17 # 2 # 45 # 26 # 2 # 51 # 42 # 2 # 58 # 10
4
# 33 # 35 # 4 # 39 # 38 # 4 # 45 # 46 # 4 # 52 # 3 # 4 # 58 # 32
6
# 33 # 55 # 6 # 39 # 58 # 6 # 46 # 7 # 6 # 52 # 24 # 6 # 58 # 54
8
# 34 # 15 # 8 # 40 # 18 # 8 # 46 # 28 # 8 # 52 # 46 # 8 # 59 # 16
10
# 34 # 35 # 10 # 40 # 38 # 10 # 46 # 48 # 10 # 53 # 8 # 10 # 59 # 38
18
# 34 # 55 # 21 # 40 # 59 # 24 # 47 # 9 # 27 # 53 # 29 # 30 # 60 # 0
156134Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten.
Tabell vor die Winkel, die allzeit zwiſchen zwoen gleichen Seiten,
da
eine jede 30.
Schuh ausmacht, enthalten ſind.
11
Baſes
. ## Winkel. # Baſes. ## Winkel. # Baſes. ## Winkel. # Baſes. ## Winkel. # Baſes. ## Winkel.
" # 0 # # # 0 # # # 0 # # # 0 # # # 0 #
2
# 60 # 22 # 2 # 67 # 7 # 2 # 74 # 8 # 2 # 81 # 30 # 2 # 89 # 18
4
# 60 # 44 # 4 # 67 # 30 # 4 # 74 # 32 # 4 # 81 # 55 # 4 # 89 # 45
6
# 61 # 6 # 6 # 67 # 53 # 6 # 74 # 56 # 6 # 82 # 20 # 6 # 90 # 12
8
# 61 # 28 # 8 # 68 # 16 # 8 # 75 # 20 # 8 # 82 # 46 # 8 # 90 # 39
10
# 61 # 50 # 10 # 68 # 39 # 10 # 75 # 44 # 10 # 83 # 12 # 10 # 91 # 6
31
# 62 # 13 # 34 # 69 # 2 # 37 # 76 # 9 # 40 # 83 # 37 # 43 # 91 # 33
2
# 62 # 35 # 2 # 69 # 25 # 2 # 76 # 33 # 2 # 84 # 3 # 2 # 82 # 1
4
# 62 # 58 # 4 # 69 # 48 # 4 # 76 # 57 # 4 # 84 # 29 # 4 # 92 # 29
6
# 63 # 20 # 6 # 70 # 12 # 6 # 77 # 22 # 6 # 84 # 54 # 6 # 92 # 56
8
# 63 # 43 # 8 # 70 # 35 # 8 # 77 # 46 # 8 # 85 # 20 # 8 # 93 # 24
10
# 64 # 5 # 10 # 70 # 59 # 10 # 78 # 9 # 10 # 85 # 46 # 10 # 93 # 52
32
# 64 # 28 # 35 # 71 # 22 # 38 # 78 # 35 # 41 # 86 # 13 # 44 # 94 # 20
2
# 64 # 50 # 2 # 71 # 46 # 2 # 79 # 0 # 2 # 86 # 39 # 2 # 94 # 48
4
# 65 # 13 # 4 # 72 # 10 # 4 # 79 # 25 # 4 # 87 # 5 # 4 # 95 # 16
6
# 65 # 36 # 6 # 72 # 33 # 6 # 79 # 50 # 6 # 87 # 32 # 6 # 95 # 20
8
# 65 # 58 # 8 # 72 # 56 # 8 # 80 # 15 # 8 # 87 # 58 # 8 # 96 # 13
10
# 66 # 21 # 10 # 73 # 20 # 10 # 80 # 40 # 10 # 88 # 25 # 10 # 96 # 42
33
# 66 # 44 # 36 # 74 # 44 # 39 # 81 # 5 # 42 # 88 # 51 # 45 # 97 # 11
Baſ
. ## Winkel. # Baſ. ## Winkel. # Baſ. ## Winkel. # Baſ. ## Winkel. # Baſ. ## Winkel.
2
# 97 # 40 # 2 # 106 # 48 # 2 # 117 # 2 # 2 # 129 # 3 # 2 # 144 # 39
4
# 98 # 9 # 4 # 107 # 20 # 4 # 117 # 39 # 4 # 129 # 48 # 4 # 145 # 43
6
# 98 # 38 # 6 # 107 # 52 # 6 # 118 # 16 # 6 # 130 # 33 # 6 # 146 # 48
8
# 99 # 8 # 8 # 108 # 25 # 8 # 118 # 53 # 8 # 131 # 19 # 8 # 147 # 57
10
# 99 # 36 # 10 # 108 # 57 # 10 # 119 # 31 # 10 # 132 # 6 # 10 # 149 # 8
46
# 100 # 6 # 49 # 109 # 30 # 52 # 120 # 9 # 55 # 152 # 53 # 58 # 150 # 20
2
# 100 # 36 # 2 # 110 # 4 # 2 # 120 # 47 # 2 # 133 # 44 # 2 # 151 # 36
4
# 101 # 6 # 4 # 110 # 37 # 4 # 121 # 26 # 4 # 134 # 30 # 4 # 152 # 55
6
# 101 # 36 # 6 # 111 # 11 # 6 # 122 # 6 # 6 # 135 # 20 # 6 # 154 # 19
8
# 102 # 7 # 8 # 111 # 44 # 8 # 122 # 45 # 8 # 136 # 11 # 8 # 155 # 48
10
# 102 # 37 # 10 # 112 # 18 # 10 # 123 # 25 # 10 # 137 # 3 # 10 # 157 # 22
47
# 103 # 8 # 50 # 112 # 53 # 53 # 124 # 6 # 56 # 137 # 57 # 59 # 159 # 3
2
# 103 # 39 # 2 # 113 # 28 # 2 # 124 # 47 # 2 # 138 # 49 # 2 # 160 # 53
4
# 104 # 10 # 4 # 114 # 3 # 4 # 125 # 28 # 4 # 139 # 44 # 4 # 162 # 54
6
# 104 # 41 # 6 # 114 # 38 # 6 # 126 # 10 # 6 # 140 # 40 # 6 # 165 # 12
8
# 105 # 12 # 8 # 115 # 14 # 8 # 126 # 52 # 8 # 141 # 38 # 8 # 167 # 48
10
# 105 # 44 # 10 # 115 # 49 # 10 # 127 # 35 # 10 # 142 # 36 # 10 # 171 # 28
48
# 116 # 16 # 51 # 116 # 26 # 54 # 128 # 19 # 57 # 143 # 36 # 60 # 180 # 0
157135zum Feldmeſſen, IV. Buch, I. Capitel.
Es iſt zu merken, daß in der Reihe, wo die Baſen ſtehen, die Zoll
nur
von zween zu zween, und die Schuh von einem zu einem angedeutet
ſeyn
.
Man wird auf ſolche Weiſe allezeit nicht minder leicht als accurat die
Oefnung
und die Gröſſe aller Winkel finden können Dann, indeme man
ſupponiret
, daß, zum Exempel eine gegebene Baſis, der Länge nach, 50.
Schuh
und
3.
Zoll, die zwo andern Seiten aber allezeit 30. Schuh groß ſeyen, ſu-
chet
man in der Reihe, wo die Baſes ſtehen, die Zahl der 50.
Schuh, und
3
.
Zoll, ſo findet man gegenüber in der Reihe, wo die Winkel enthalten ſind,
113
.
Grad, 44. Minuten vor die Gröſſe des verlangten Winkels, da man
zugleich
die Verhältniſſe der Minuten und der Zolle, wie man in dieſem Er-
empel
gethan, obſerviren muß.
Wann man dieſe Zahl der Schuhe, vermittelſt einem auf Kupfer wol
eingetheilten
Maaßſtab reduciret, wird man die Winkel auf dem Papier mit
eben
ſolcher Richtigkeit als durch die Schnüre auf dem Felde meſſen können,
indeme
die Seiten in den gleichſeitigen Dreyecken unter ſich proportioniret
ſind
.
Dieſe Methode, die flachen Winkel zu meſſen, kann auch dienlich ſeyn,
daß
man in der Fortification die Riſſe ſowol ſür regulaire als irregulaire Plä-
tze
verfertigen könne, um dadurch die Oefnung der Winkel ſowol bey den
Bollwerken
als deren Polygonen, welches durch das Zuſammenlaufen der
Linien
von den Baſibus, oder der äuſſern Seiten formiret wird, nicht allein
auf
dem Papier, ſondern auch auf der Erde zu erforſchen.
Will man aber endlich die Winkel ziehen, ſo ſuche man in der Tabell
die
Zahlder Grade und Minuten, die zu beſchreiben ſind, zum Exempel von
54
.
Graden, 34. Minuten, nachdeme ſolche gefunden worden, nehme man
an
der Seite in der Reihe, wo die Grundflächen ſtehen, die Zahl der Schuh
und
Zoll, welche jenen zukommen, nemlich 27.
Schuh und 6. Zoll, vor das
Maaß
der Baſislänge des Winkels, der allezeit zwiſchen zween andern Sei-
ten
eines Triangels, da ein jeder 30.
Schuh macht, enthalten iſt, und ſo weiter.
Achter Nutz.
Wie man einen Plas, den man betretten kann, in Grund
legen
kann.
Es ſeye der Platz ABCDE, den man in Grund zu legen verlanget.
11Tab. XI.
Fig
. 6.
Man entwirft erſtlich auf dem Papier eine Figur, die beynahe dem
Grundriß
gleich kommt, und ſchreibt, nachdeme die Seiten AB, BC, DC
und
DE mit einer Toiſe oder Ruthe auf dem Felde gemeſſen worden, die
gefundene
Maaße auf dem Papier zu einer jeden Linie, die mit jenen corre-
ſpondiren
;
ferner miſſet man, an ſtatt daß man die Winkel, welche die
Seiten
des Platzes ausmachen, meſſe, die Diagonallinien, als da ſind die
Linien
AD und BD, deren Gröſſe man in Zahlen in dem gemachten
158136Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten. tigen Entwurf anſetzen ſoll, welche Figur dann in drey Triangel, deren Sei-
@en
alle bekannt ſind, und davon eine würklich gemeſſen worden, eingetheilet
ſeyn
wird.
Dieſen Entwurf ſoll man hernach mit Beyhülfe eines Maßſtabes von
gleichen
Theilen, welche deren ſo viel, als die längſte Linie der Fläche iſt, in
ſich
halte, in das Reine bringen.
Unter allen Methoden in Grund zu legen, iſt dieſe von innen in Grund
zu
legen, die richtigſte, und am wenigſten einem Fehler unterworfen.
Neunter Nutz.
Von auſſen einen Plas in Grund zu legen.
Es ſeye vorgegeben ein Wald oder Teich, den man in Grund zu le-
11Tab. XI.
Fig
. 7.
gen begehret, gleichwie E F G H I wäre.
Man mache erſtlich davon beyläufig einen Entwurf, indeme man ganz
herum
gehet, ſo fern es anderſt ohne vielen Verluſt der Zeit geſchehen kann,
miſſet
mit der Ruthe oder Kette alle Seiten, welche den vorgegebenen Platz
umfangen
, und deutet ſolche auf einer jeden Linie des Entwurfs in ihren
Zahlen
an;
Was aber die Winkel betriſt, muß man ſolche nach folgen-
der
Methode ausmeſſen.
Wann man, zum Exempel den Winkel E F G meſſen will, verläng@rt
man
im Abzielen die Seite E F um 5.
Ruthen, und ſtecket einen Stab zu
äuſſerſt
in K ein, verlängert gleichfalls ſo weit die Seite G F, und ſtecket ei-
nen
Stab zu äuſſerſt in L eis;
man miſſet ferner mit der Ruthe die Weite
K
L, und nachdeme wir ſupponiret, daß ſolche 3.
Rutben oder 6. Toiſen und
vier
Schuh, das iſt, 40.
Schuh groß ſeye, ſo bemerket man dieſe Zahl auf
der
Linie L K des Entwurfs;
durch dieſes Mittel wird man die drey Sei-
ten
eines gleichſchenklichten Trlangels L F K haben können, welche dann
dienen
werden, daß man die Oefnung des Winkels L F K, es ſeye gleich
nach
obiger Tabell, oder anderſt, erfahren könne.
Beſagter Winkel nun
iſt
gleich ſeinem Vertical E F G, wann man alſo in der Tabell 40.
Schuh auf
der
Reihe, wo die Grundflächen ſtehen, ſuchet, wird man finden, daß dieſer Win-
kel
31°.
37′. groß ſeye.
Auf eben dieſe Manier kann man den Winkel F G H und alle andere
in
der Figur ausmeſſen, oder aber auf eine andere, und zwar ſolgende Ma-
nier
, ausfinden.
Man verlängert im Abzielen die Seite H G von G in N um
5
.
Ruthen, allwo man einen Stab einſtecket, und nach der Länge der Sei-
ten
GL von G in M 5.
Ruthen, hinunter miſſet, bey deren Ende ein Zeichen,
indeme
man nemlich einen Stab oder was anders allda einſtecket, gemc-cht
wird
.
Weiters miſſet man die Weite MN ſehr genau, welche wir,
159137zum Feldmeſſen, IV. Buch, I. Capitel. Exempel, 6. Ruthen und 2. Schuh, das iſt, 38. Schuh groß ſetzen wollen,
die
auf der Linie MN.
des Entwurfs muß augeſetzet werden.
Dieſe Zahlſuchet man ferner auf der Reihe der Grundlinien, welcher 78.
Grad und 35. Minuten ſür den äuſſern Winkel MGN reſpondiren, davon
das
Eomplement 101.
Grad und 25. Minuten vor die Gröſſe des Winkels
FGH
in der Figur giebet, weilen allezeit die zwey auf einer geraden Linie neben-
einander
ſtehende Winkel, ſo viel als zween gerade Winkel ausmachen.
Endlich muß man dieſen Entwurf vermittelſt eines Maaßſtabe, der glei-
che
Theile hat, in das Reine bringen, damit man nicht ſowol die Längen der
Seiten
, als der Grundlinien von allen Winkeln, die man genau haben kann,
ohne
daß viel Mühe angewendet wird, um ihre Gröſſe in Graden und Minu-
ten
zu wiſſen, darinnen andeuten könue.
Zehender Nutz.
Ein jedes regulaires Vieleck auf einer im Feld gegebenen
Linie
auſzurichten.
Es ſeye, zum Exempel, die gegebene Linie AB, auf welcher man einen
11Tab. XI.
Fig
. 8.
gleichſeitigen Triangel aufzurichten verlanget.
Man miſſet auf dieſer Linie, aus dem Punct A gegen B gehend, 30.
Schuh, und ſtcket einen Stab in D ein, nimmt ferner zwo Schnüre, de-
ren
jede 30.
Schuh lang iſt, machet die eine im Stab D, und die andere im
Stab
A veſt, und ziehet ſelbige fein gleich an, bis ſie im Puncte C an den
zweyen
andern Enden ſich zuſammen geben, wohin ein anderer Stab geſte-
cket
wird.
Auf gleiche Weiſe verfähret man bey dem andern Ende in B der
gegebenen
Linie, und verlängert die Linien bis ſie zuſammen laufen, und den
gleichſeitigen
und gleichwinklichten Triangel ABE formiren.
Wann man im Felde ein accurates Viereck oder Ouadrat auf der gege-
22Fig. 9. benen Linie AB ziehen ſoll, richtet man bey jedem Ende A und B nach dem III.
Nutzen eine Perpendicularlinie auf, verlängert dieſe Perpendicularlinien,
damit
ſ@e der gegebenen Linie gleich gemacht werden können, ſtecket Stäbe
zu
äuſſerſt in C und D ein, und ziehet die Linie CD, welches dann das ver-
langte
Viereck gar richtig darſtellen wird.
Will man aber ein Fünfeck auf der gegebenen Linie AB ziehen, muß
33Fig. 10. man ſich erinnern, daß ein jeder von den Winkeln, die von den Seiten eines
regulairen
Fünfecks formiret werden, 108.
Grad groß ſehe, gleichwie wir
ſchon
oben in dem dritten Nutzen bey dem Transporteur, und in der drit-
ten
Section bey der Linea Polygonorum des Proportionalzirkels eine Erklä-
rung
hierüber gegeben haben;
derowegen ſuchet man in der Tabelle der fla-
chen
Winkel, die zwiſchen zwoen Seiten von 30.
Schuhen enthalten ſind, in
der
Reihe, wo die Grundlinien ſtehen, die Zahl, die 108.
Graden am
160138Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten ſten beykommt, ſo werden 48. Schuh, 6. Zoll, und etwas weniges heraus kom-
men
;
dann dieſe Zahl correſpondiret mit 107. Graden und 52. Minuten,
welche
um 8.
Minuten weniger als 108. Grad iſt, ſo kann man derowegen 48.
Schuh, 6 {1/2}. Zoll vor beſagte Grundlinie nehmen.
Nach dieſer Methode miſſet man auf der gegebenen Linie von dem Stabe
A
gegen B 30.
Schuh, und ſtecket einen Stab im Punct C, wo ſich das beſag-
te
Maas endet, ein, nimmt überdas zwo Schnüre, eine von 30.
Schuhen
in
der Länge, die man an einem Ende an Stab A, und die andere von 48.
Schuhen, 6 {1/2}. Zollen, die man an Stab C anmacht, und ziehet dieſe zwo
Schnüre
fein gleich an, bis ſie im Puncte E zuſammen kommen, wohin ein
Stab
geſtecket wird, ſo kann man hierdurch einen Winkel von 108.
Graden
überkommen
;
man verlängert ferner die Linie AE und zwar ſo weit als die
Linie
AB groß iſt.
Auf gleiche Weiſe verfähret man bey dem andern Ende
B
der gegebenen Linie, und durch dieſes Mittel wird man ſchon drey Seiten
von
einem Fünfeck, AB, AG, BD haben, welches man dann nach eben der Ma-
nier
gar wird ausmachen können.
Wann das Fünfeck nicht zu groß iſt, kann man ſolches mit Beyhülfe
zwoer@Schnüre
, die der gegebenen Seite gleich ſind, gar ausmachen, inde-
me
man die eine an dem Stab D, und die andere an dem Stab G veſt machet,
dann
wann man ſolche gleich anziehet, ſo werden ſie die andern zwo Seiten
im
Fünfeck, wann ſie im Puncte H zuſammen laufen, völlig geben.
Man kann auch nach eben der Methode auf dem Feld ein jedes anderes,
es
ſeye gleich regulaires oder irregulaires Vieleck ziehen, wann man nemlich in
oben
beſagter Tabell die Zahl der Schuhe und Zolle, welche mit dem
Winkel
des Vielecks, das man ziehen will, correſpondiren, ſuchet.
Eilfter Nutz.
Die Weite zweyer Objecten, da man zwar von einem zu dem
andern
nicht gehen, doch aber zu einem jeden beſonders
gelangen
kann, zu erfor ſchen.
Man verlanget, zum Exempel, die Weite von dem Thurn A bis zu der
11Tab. XI.
Fig
. 11.
Windmühl B in einer geraden Linie zu wiſſen, ſo ſtecket man den Stab
C
an einem Ort ein, aus welchem die Weite von einer geraden Linie bis an
die
Orten A und B leicht zu meſſen, und miſſet accurat dieſe Weiten ab,
als
zum Exempel von C in A, welche wir 54.
Rulhen groß ſetzen wollen;
verlängert ferner die Linie AC bis in D in einer gleichen Weite das iſt um 54.
Ruthen
, und miſſet gleichfalls die Linie BC, die wir 37.
Ruthen lang ſupponi-
ren
;
verlängert endlich ſolche in einer gleichen Gröſſe bis in E, das iſt um 37.
Ruthen
, und formiret alſo hierdurch den Triangel CDE, welcher dem Trian-
gel
ABC gleich und ähnlich iſt, daß alſo folglich die Weite DE der gegebe-
nen
unzugänglichen Weite A B gleich ſeyn wird.
161139zum Feldmeſſen, IV. Buch, I. Capitel.
Zwölfter Nutz.
Die Weite zweyer Oerter, zu deren einen man nur gelan-
gen
kann, zu finden.
Es ſeye, zum Exempel gegeben, zu finden die Breite eines Grabens oder
11Tab. XI.
Fig
. 12.
eines Fluſſes AB;
man ſtecket, indeme man an dem Ufer bey dem Puncte A ſte-
het
einen Stab, der 4.
bis 5. Schuh hoch und recht perpendicular ſtehe, ein,
machet
zu äuſſerſt in Stab C einen kleinen Schnitt hinein, daß man ein Blech
von
einem Stück Kupfer oder Stahl hübſch geheb in ſolchem einſügen möge,
damit
es hoch und niedrig in der Länge von ungefehr dreyen Zollen könne
geſchoben
werden, ſo wird demnach beſagtes Blech hoch und niedrig ſo
lang
gerucket, bis man auf der andern Seite des Fluſſes, indeme man
nach
der Länge durch beſagtes Blech abzielet, das Punct B ſiehet;
man drehet
hernach
den Stab um, doch ſo, doß er allezeit perpendicular ſtehe, und das
Blech
in eben dem Stand behalte, und zielet nach der Länge des Fluſſes an
dem
Ufer hinunter auf eine Waſſer paſſe Gegend ab, bemerket dabey das
Punct
, als hier D, wo ſich der Geſichtsſtrahl endet, ſo wird alsdann die
Weite
AD, wann ſie mit der Kette abgemeſſen worden, die Breite eines
Fluſſes
oder Grabens geben, als welcher jenen, wie man leichtlich abnehmen
kann
, gleich iſt.
Dieſe Propoſition, ſo einfach ſie auch iſt, kann nichts deſtoweniger die-
nen
, um zu erfahren, wie lang man die Stämme von den Bäumen abhauen
müſſe
, damit man eine Brücke über einen Graben oder Fluß, über den man
ſetzen
will, machen möge.
Dreyzehender Nutz.
Es ſeye vorgegeben auf dem Felde eine gerade Linie aus dem Puncte A in
22Fig. 13. das Punct B zu ziehen, zwiſchen welchen aber ein Gebäude, oder eine andere
Hinderung
iſt, welche im Weg ſtehet, daß man die Abſehungslinie nicht
verlängern
kann.
Man ſuchet auf einer richtig Waſſerpaſſen Gegend ein drit-
tes
Punct, als hier C iſt, aus welchem man die in den Puncten A und B ein-
geſteckte
Stäbe ſehen könne, miſſet die Weite von C in A, und von C in B
accurat
, und nimmt den halben dritten oder einen jeden andern gleichen Theil
von
einer jeden Linie, ſtecket ferner Stäbe zum Exempel in D, der Helfe von
CB
, und in E, der Helfte von CA, ein, ziehet eine gerade Linie von D in E, wel-
che
ſo lang, als es nöthig iſt, verlängert wird;
endlich ziehet man mit die-
ſer
Linie eine Parallellinie, welche durch die Puncten A und B gehe, und zwar
mit
Beyhülfe der Stäbe, die man zwiſchen dem Punct A und dem Haus, wie
auch
zwiſchen dem beſagten Haus und dem Puncte B, alle in gleicher Weite
von
der Linie ED abſtehend, einſtecken muß, ſo wird alsdann die Linie von A in
B
in einer geraden Linie fortgezogen werden.
162140Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten
Vierzehender Nutz.
Es ſeye gegeben ein groſſer Erdhaufen durchzugraben, um dadurch ei-
nen
verdeckten Gang, daß man von A in B gelangen könne zu machen.
Man ziehet auf einer Seite eine gerade Linie, nemlich DC, und auf
11Tab. XI.
Fig
. 14.
der andern des groſſen Haufens eine andere gerade Linie EF, die parallel mit
CD
laufe, läſſet auch aus dem Puncte A auf die Linie CD eine Perpendi-
cularlinie
AG fallen, und dann aus einem andern Puncte weiter unterhalb
des
Haufens eine andere, nemlich CH, die AG gleich gemacht wird,
fallen
.
Man ziehet ferner aus dem Puncte B auf EF die Perpendicularlinie BI,
und
aus einem andern Puncte unterhalb des Haufens auf eben die Linie
eine
andere LM, die BI gleich gemacht wird, dabey auch die Weite IL der
Weite
CG gleich ſeye.
Man ziehet endlich von dem Stabe H gegen den
Stab
M eine gerade Linie, die man ſo weit verlängern kann, als es nö-
thig
iſt, ſo wird dieſe Linie parallel mit dem vorgegebenen Gang, der von
A
in B zu machen iſt, lauffen;
dahero man in gleicher Weite mit dieſer Pa-
rallellinie
HM auf beyden Seiten des groſſen Haufens ſo viel Stäbe als
man
will, nemlich O, P, Q, welche dienen, um ſolchen Haufen von A in B
durchzugraben
, einſtecken kann.
Wir werden von dem Gebrauche dieſer Inſtrumenten unten in der noch
folgenden
kurzen Abhandlung von der Beveſtigungskunſt ein mehrers mel-
den
.
12[Figure 12]
Das zweyte Capitel.
Hierinnen iſt die Beſchreibung und der Gebrauch
des
Creutzmäſes (de l’ Equerre d’Arpenteur) enthalten.
Das Creutzmäß iſt ein Zirkel aus Kupfer (Meßing) von einer
22Tab. XII.
Fig
. A.
ziemlichen Dicke, und von 4.
5. bis 6. Zoll im Durchmeſſer. Man
theilet
ſolches durch zwo Linien, die einander im Mittelpuncte in ge-
raden
Winkeln in vier gleiche Theile durchſchneiden.
An den vier Enden
dieſer
Linien, und zwar mitten in dem Rand, werden vier Abſehen, welche wol
angenietet
ſeyn müſſen, in viereckigte Löcher, die recht perpendicular auf beſag-
ten
Linien eingeſchnitten worden, geſetzet, wobey dann unterhalb eines je-
den
Ausſchnitts noch ein Loch iſt, um die Gegenſtände auf dem Felde deſto
beſſer
zu entdecken.
Man arbeitet den Zirkel in der Mitte aus, damit er
deſto
leichter werde.
Unten, und zwar im Mittelpuncte des Inſtruments, läſſet ſich eine Hül-
33Fig. B.
163141zum Feldmeſſen, IV. Buch, I. und II. Capitel. ſe einſchrauben, welche darzu dienet, daß man das Creuzmäß auf ſeinem
Stock
, der 4 bis 5.
Schuh nach der Höhe des Auges des Abmeſſers groß
ſeye
, veſt halten könne.
Dieſer Stock muß zu äuſſerſt mit einer eiſernen
Spitze
beſchlagen werden, damit er leicht in die Erde zu ſtecken ſeye, das
andere
Ende aber muß rund gemacht werden, damit die Hü@ſe juſt daran
gehe
.
Die ganze Accurateſſe dieſes Inſtruments beſtehet darinnen, daß die
Abſehen
recht accurat in geraden Winkeln ausgeſchnitten ſeyn, welches man
leicht
probiren und finden kann, wann man auf ein weit entferntes Object
durch
zwey Abſehen, und auf ein anderes durch die zwey andere Abſe-
hen
zielet, hernach muß man das Creutzmäß auf ſeinem Stock fein ge-
rad
umdrehen, und eben die Objecta durch die gegenüberſtehende Abſehen
abermals
anſehen:
wann nun ſolche recht accurat durch die Durchſchnitte
in
einer geraden Linie ſich weiſen, ſo iſt es eine Anzeige, daß das Inſtru-
ment
accurat ſeye.
Damit man aber das Creutzmäß nicht unrichtig mache, ſo muß man
erſtlich
den Stock allein in die Erde ſtecken, und, wann er feſt ſtehet, das be-
ſagte
Creutzmäß in der Hülſe vermittelſt der Schraube darauf veſt ſtellen.
Man machet auch einige von dieſen Gattungen der Creutzmäße, an
welche
man 8.
Abſehen auf eben die Manier, wie ſolche oben beſchrieben wor-
den
, anſetzt;
dieſe ſind dienlich, die Winkel von 45. Graden zu über-
kommen
:
ſie nutzen auch denen Gärtnern, um die Spaziergänge in eine ge-
rade
Linie anzurichten, und mit Väumen in der Figur eines Sterns zu
beſetzen
.
Erſter Nutzen.
Wie man ein Feld oder eine Wieſe, in welche man gehen
kann
, in Grund legen und ausmeſſen ſoll.
Es ſeye gegeben das Feld ABCDE, da man bey allen Winkeln bley-
11Tab. XII.
Fig
. 1.
rechte Stäbe einſtecket, und die Linie AC, ſtuckweiß auf die Manier,
welche
wir hernach erklären wollen, oder auf eine andere beliebige Art, ge-
nau
abmiſſet, und zwar ſo, daß man alle die bey den Winkeln eingeſteckte
Stäbe
ſehen könne.
Man machet auf einem Blätlein Papier einen Entwurf, welcher beyna-
he
die Figur der vorgegebenen Fläche vorſtellet, auf welchen man alle Mäſe
der
Theile von der Linie AC und der aus den Winkeln auf die Linie AC ge-
zogene
Perpendicularlinien anſetzet.
Wann man zum Exempel bey dem
Stabe
A anfänget, ſuchet man nach der Länge der Linie AC das Punct F, auf
welches
die Perpendicularlinie EF fället, miſſet die Linie AF, FE, und deutet
ihre
Längen auf denen correſpondirenden Linien des Entwurfs an.
164142Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten
Damit man aber dieſes Punct F ſinden möge, ſtecket man unterſchiedliche
Stäbe
, nach der Länge der Linie AC nach Belieben, ſetzet auch den Stock
des
Ceutzmäſes auf eben dieſer Linie ein, alſo daß man durch die zwey
gegenüber
ſtehende Abſehen zween von dieſen Stäben ſehen, und dann
durch
die Abſchnitte der zweyen andern Abſehen, die mit den zweyen erſten
einen
geraden Winkel machen, den Stab in E zu Geſicht bekommen möge;
Sollte man aber gleich auf das erſtemal dieſen Stab nicht ſehen können, muß
man
mit dem Fuß des Inſtruments entweder genäuer hinzu, oder weiter von
dem
Punct A ſo lang rucken, @is die zur Abzielung gehörige Linien AF, FE, im
Puncte
F einen geraden Winkel machen, mit deſſen Beyhülfe man den
Grundriß
und die Fläche von dem Triangel AFE haben wird.
Auf eben dieſe Manier findet man das Punct H, wo die Perpendicu-
larlinie
DH hinfället, und miſſet ſolche mürklich, wie auch HF, deren Länge
man
auf den Entwurf bemerken muß, damit man den Grund und die Flä-
che
des Trapezii EFHD überkommen möge.
Man miſſet ferner die Linie HC, die einen geraden Winkel mit HD
macht
, ſo wird man den Grund und die Fläche des geradwinklichten Tri-
angels
DHC haben.
Wann man nun auf ſolche Weiſe die ganze Linie AC durchgemeſſen, ſo
iſt
nich@s weiters mehr übrig zu thun, als daß man auf dieſer Linie das Punct
G
, wo die Perpendicularlinie BG hinfället, finde, und ſelbige meſſe, damit
man
auch den Grund und die Fläche des geradwinklichten Triangels ABC
haben
möge, als mit deſſen Beyhülfe man annoch den Grundriß des vorge-
gebenen
Fe@des ABCDE wird darlegen können.
Man wird auch ſeine ganze
Fläche
überkommen, indeme man die Flächen von den Triangeln und dem
(Trapezio,) als welche die Theile des ganzen Entwurſs machen, zuſam-
men
ſetzet, welches alles gar leicht nach den Regeln der Planimetrie auf
folgende
Manier wird geſchehen können.
Wir ſetzen, zum Exempel, daß AF 7. Ruthen groß ſeye, und die Perpen-
dicularlinie
EF zehen;
wann nun 7. mit 10. multipliciret wird, giebet das
Product
70.
, davon die Helfte 35. die Fläche des Triangels geben
wird
.
Wann ferner die Linie FH 14. Ruthen groß iſt, und die Perpendicu-
larlinie
HD 12.
, addiret man 12. zu 10. , welche lezte die Parall@llinie FE
in
ſich hält, ſ@ wird man 22.
haben, davon die Helfte 11. mit 14. multiplici-
ret
, 154.
Quadratruthen vor die Fläche des Trapezii EFHD giebet, und
wann
die Linie HC 8.
Ruthen groß iſt, multipliciret man 8. mit 12. , ſo iſt
das
Product 96.
, davon die Helfte 48. die Fläche des Triangels CHD ſeyn
wird
.
Die ganze Linie AC macht 29. Ruthen, und die Perpendicular-
linie
BG 10, das Product iſt 290.
, davon die Helſte 145. die Fläche d@s
Triangels
ABC iſt, wann man endlich Stuckweiß die vier Flächen als 35.
154. 48. und 145. zuſammen addiret, ſo wird die Summe von 382.
165143zum Feldmeſſen IV. Buch, II. Capitel. dratruthen die ganze Fläche des Grundriſſes ABCDE nach der erſten Figur
der
12ten Kupfertabell ſeyn.
Zweyter Nutz.
Ein Stuck Land in Gruud zu legen, in welches man nicht
wol
h@ein gehen kann, gleichwie ein Wald, ein Weyher, ein
Sumpf
oder Moraſt, oder etwas anderes von dergleichen
Art
wäre.
Es ſeye gegeben der Sumpf EFGHI, bey welchem man in allen Win-
11Tab. XII.
Fig
. 2.
keln Stäbe einſtecket, und dann alſo verfähret, daß ſeine Figur in ein läng-
lichtes
Viereck eingeſchloſſen werde, das man meſſen muß, hernach aber die
Triangel
und Trapezien, welche ſich um die Fläche herum mit beygefügt befin-
den
, davon abziehen, ſo wird das Uebrige die Fläche von dem vorgebenen Stuck
Lande
ſeyn.
Wann man, zum Exempel, bey dem Stab E anfanget, verlän-
gert
man mit dem Creutzmäß die Linie EF ſo weit hinaus, als es vonnö-
then
iſt, damit man auf dieſe Verlängerung eine Perpendicularlinie, wel-
che
den Stab in G treffe, wie hier die Linie KF iſt, ziehen möge, ferner ſte-
cket
man einen Stab in K ein, und verlängert dieſe Linie bis in L, das iſt, ſo
weit
, a@s es nöthig ſeyn wird, um eine Perpendicularlinie, die durch das
Punct
H, wie die Linie LH gehet, dorthin zu ziehen, welche Linie LH auch
ſo
weit verlängert wird, als es nöthig iſt, hernach kommt man wieder zu
dem
Stab in E, damit man auf die Linie EF eine andere Perpendicularlinie
ziehen
kann, welche, nachdeme ſie verlängert worden, die Perpendicular-
l@nie
LH im Punct M, treffen wird;
wann dieſes geſchehen, wird man das
länglichte
Viereck EMLK überk@mmen, @eſſen Länge und Breite mit der
Kette
oder mit der Ruthe muß gemeſſen werden.
Wir wollen ſetzen, zum Exempel, daß die Länge EK, oder ihre Parallel-
linie
ML, welche jener gleich ſeyn muß, 35.
Ruthen groß ſeye, hingegen aber
die
Breite EM, oder ihre Parallellinie LK 10.
Ruthen; dieſe zwo Zahlen
mit
einander multipliciret, geben 350.
Quadratruthen vor die ganze Flä-
che
des beſagten länglichten Vierecks.
Wann nun die Verlängerung FK 5. Ruthen und KG 4. gibt, ſo mul-
tipliciret
man 4 mit 5, davon das Product 20.
iſt, und alſo die Helfte 10.
Ruthen vor die Fläche des Triangels FGK darleget. Wann die Linie
GL
6 Ruthen, und LH 4 groß iſt, ſo iſt das Product, indeme 4.
mit 6.
multipliciret
wird, 24, davon die Helfte 12.
die Fläche des Triangels GLH
iſt
.
Man muß überdas auf der Linie HM ein Punct finden, wo die Perpen-
dicularlinie
, welche von dem Stab I herkommt, hinfalle, die einen Tri-
angel
und ein Trapezion formiret, alſo daß, wann die Weite HN 24.

Ruthen
, und die Perpendicularlinie NI 4.
Ruthen giebet, das Product
von
24.
mit 4. 96. ausmacht, davon die Helfte 48. die Fläche des
166144Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten HNI iſt; wann nun endlich NM 7. Ruthen, ME 10. , und ihre Parallellinie
NI
4 Ruthen machet, addiret man 10.
und 4 zuſammen und die Summa
gibt
14.
davon@die Helfte, als 7. mit 7. multipliciret, 49. vor die Fläche des
Trapezii
EMNI darleget.
Wann man alſo die Flächen dieſer dreyen Trian-
gel
und des Trapezii zuſammen addiret, wird man 119.
Ruthen haben, die
von
350.
ſubtrahiret, welches die ganze Fläche des ablangen Quadrats iſt,
231
.
Ruthen vor die Fläche des vorgegebenen Sumpfs EFGHI übrig laſ-
ſen
.
Auf gleiche Weiſe verfähret man bey allen andern Figuren. Dieſe
zween
Nuhen geben ſchon genugſam die Manier zu verſtehen,
deren
ſich d@e Feldmeſſer bey ihren Inſtrumenten, um damit in
Grund
zu legen, und allerhand Stücke Lands zu meſſen, bedienen.
13[Figure 13]
Das dritte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchied-
licher
Winkelmeſſer (Recipiangles).
Es gibt allerhand Arten der Winkelmeſſer, es ſind aber diejenige die
11Tab. XII.
Fig
. A.
beſten und gebräuchlichſten, welche wir anjetzo beſchreiben wollen.
Der mit A bezeichnete Winkelmeſſer beſtehet aus zwoen Regeln
oder
Lineal@n, die vollkommen einerley Breite haben:
dann es müſ-
ſendie
innern Seiten einer jeden Regel recht parallel mit den äuſſern Seiten
ſeyn
.
Ihre Breite iſt ungefehr einen Zoll, und die Länge einen Schuh und
mehr
groß.
Dieſe zwo Regeln ſind um den Kopf gleichrund herum ge-
macht
, und eine auf die andere vermittelſt eines Stifts, mit einem nach der
Kunſt
gedrehten Kopf angenietet, alſo daß ſich das Inſtrument leicht auf-
und
zumachen laſſe.
Wann die Oefnung eines Winkels genommen wor-
den
, ſ@tzet man den Mittelpunct eines Tranſporteur in der Gegend, wo ſich die
zwo
Regeln zuſammen ſchlieſſen, an, ſo werden die Grade am Rande die
Oefnung
des Winkels andeuten;
oder aber man ziehet auf dem Papier
die
Oefnung, welche die Regeln des Winkelmeſſers machen, und miſſet
hernach
ſolche mit dem Tranſporteur.
Der mit B bemerkte Winkelmeſſer
22Fig. B. iſt wie der vorhergehende zugerichtet, ausgenommen, daß zu äuſſerſt zwo
Spitzen
oder Füſſe von Stahl daran ſind, damit er an ſtatt eine@ Zirkels
dienen
möge.
Man ſiehet ſolchen zum öftern für ein Winkelmaaß an.
167145zum Feldmeſſen, IV. Buch, III. Capitel.
Der mit C angedeutete Winkelmeſſer iſt von den andern in dieſem un-
11Fig. C. terſchieden, daß er die Oefnung der Winkel ohne Transporteur bemerket.
Er beſtehet aus zwoen Regeln oder Linealen von Kupfer (Meſſing)
die
gleich breit und recht parallel ſind, in der Länge von ungefehr zween
Schuhen
, in der Breite von 2.
oder 3. Zollen, in der Dicke aber von ei-
ner
Linie, dieſe ſind mit einem runden Stift zuſammen gefüget.
Es findet
ſich
auch hiebey überdeme zu Ende einer Regel, ein Zirkel, der in 360.
Grad
getheilet
worden, wie auch ein kleiner Zeiger, der am Stift angenietet iſt,
welch@r
, nachdem man das Inſtrument viel oder wenig öfnet oder zuma-
chet
, die Grade ſeiner Oefnung bemerket.
Wir wollen hier nicht wieder-
holen
, wie man den Zirkel theilen ſoll, indeme wir ſchon ſolches zur Ge-
nüge
erklärt haben, da wir von dem Transporteur gehandelt.
Nur ſo viel
iſt
hier noch zu ſagen, daß man allezeit die Grade von der Mitte der Regel,
wo
der Mittelpunct iſt, zu zehlen anfangen müſſe.
Man machet auch von dieſer Gattung des Winkelmeſſers einige,
bey
denen man einen Zirkel auf der untern Regel eintheilet, und die Regel
oben
her wie den Kopf eines Proportionalzirkels zufeilet, alſo, daß im
Aufthun
dieſes Inſtruments die zween Schenkel inwendig die Grade ſeiner
Oefnung
bemerken.
Will man einen herauswarts gehenden Winkel mit einem von dieſen
dreyen
Winkelmeſſern meſſen, ſo legt man die innere Seite von dieſen zwoen
Regeln
auf den Linien, welche den Winkel machen, an;
verlanget man aber
einen
einwärtsgehenden Winkel zu meſſen, ſo appliciret man die äuſſere Sei-
te
eben dieſer Regeln, nach der Länge der Linien, welche den beſagten Win-
kel
formiren.
Der mit D bezeichnete Winkelmeſſer beſtehet aus vier Regeln von
22Fig. D. Kupfer oder Meſſing, die accurat von gleichen Breiten, und mit vier run-
den
Stiften mit gedrehten Köpfen, die ein gleichſeitiges Parallelogram-
mum
formiren, zuſammen gefüget ſind.
Zu Ende der einen von beſagten
Regeln
iſt ein halber Zirkel, der im Durchmeſſer 3.
biß 4. Zoll hat, und in
180
.
Grad, wie auch in halbe, ſo man will, eingetheilet iſt, welcher Urſach
wegen
auch dieſer Winkelmeſſer den andern vorzuziehen iſt, der andere
Schenkel
, welcher über den Halbzirkel gehet, wird biß an die Theilung ver-
längert
, damit man die Oefnung der Winkel darauf bemerken könne.
Dieſe Regeln werden ein biß zween Schuh lang, 8 biß 10. Linien breit,
und
von einer ſchicklichen Dicke gemacht.
Solche müſſen ſehr gleich in der
Länge
durchb@hret werden, und zwar dieſe, wo der Halbzirkel iſt, im
Punct
2.
, da ſein Mittelpunct iſt, im andern Ende aber in dem mit 1. no@ir-
ten
Punct.
Diejenige, welche gleichſam als eine Regel zum Abſehen dienet,
muß
in denen mit 2.
und 3. angedeuteten Puncten, die zwo andere Regeln
aber
ſollen eine jede an ihren Enden in dem mit 4.
bemerkten Punct durch-
bobret
werden.
168146Von der Zubereitung und dem Gebrauch der Winkelmeſſer
Die Regel, welche zum Abſehen dienlich iſt, ſoll im Mittelpunct und
oberhalb
des halben Zirkels angenietet, hingegen die zwo andern Regeln, die
von
einerley Länge ſind, müſſen unterhalb der zwoen andern eingefüget wer-
den
;
alles auf ſolch Art, damit ihre Bewegung recht einförmig ſeye.
Wann man einen auswärtsgehenden Winkel mit dieſem Win-
kelmeſſer
meſſen will, läſſet man die zwo gleiche Regeln unter die zwo
andern
gehen, damit die vier Regeln nicht mehr, als zwo machen, um in
den
Winkel damit einzugreifen;
will man aber einen einwärtsgehenden
Winkel
meſſen, ſo ſtellet man dieſe zwo Regeln wieder auswärts, u@d ap-
pliciret
ſolche in der Eintiefung des Winkels, und gleichwie in einem @eden
Parallelogramm
die entgegengeſetzte Winkel einander gleich ſind, alſo er-
forſchet
man die Oefnung durch die Grade des gegenüberſtehenden Halb-
zirkels
.
Von dem Nuhen des Winkelmeſſers.
Erſter
Nutz.
Wann man ein Bollwerk im Grund legen will, als z. E. das verzeichnete
11Fig. 1. A B C D E, ſo machet man auf einem Blätlein Papier einen Entwurf, miſſet mit
dem
Winkelmeſſer den einwärtsgehenden Winkel E, welcher von der Mit-
telwallslinie
(Courtine) des Platzes und der Flügel oder Strichlinie (Flane)
des
vorgegebenen Bollwerks formiret wird, indeme man ſolchen horizonta-
liter
appliciret, als daß eine von den Regeln in einer geraden Linie mit der be-
ſagten
Mittelwallslinie, und die andere Regel auch in einer geraden Linie
mit
der Flanc ſtehe:
Wann man nun ſeine Gröſſe in Graden erfahren will,
ſo
notiret man ſolche in dem Entwurf in einem kleinen Bogen, um dadurch
anzudeuten
, daß dieſes das Zeichen eines Winkels ſeye.
Hernach läſſet man
die
Länge der Flanc E D abmeſſen, die man nach der Länge der Linie e d in dem
Entwurf
anſetzet, miſſet darauf mit den Regeln des Winkelmeſſers den her-
auswärtsgehenden
Winkel D der Epaule oder Schulter, und ſchlieſſet ſei-
ne
Gröſe in einem kleinen Bogen ein, läſſet alsdann die Länge der linken Fa-
@e
oder Geſichtslinie D C meſſen, wie auch mit dem Winkelmeſſer die Oef-
nung
des Bollwerkwinkels, und alſo endlich die übrigen Bollwerkswinkel,
ingleichen
auch die Länge ihrer Facen und Flanquen;
da es dann gar leicht
ſeyn
wird, ſolches in das Reine, mit Beyhülfe einer Scalä von gleichen
Theilen
und eines Transporteurs, zu bringen.
Gleichwie es aber ſich oft ereignet, daß die Winkel, welche insge-
mein
von gehauenen Steinen ſind, gar übel aus Nachläſſigkeit der Ar-
beitsleute
, ausgehauen worden, als die ſolche entweder gar zu ſpitzig,
oder
gar zu ſtumpf machen:
alſo appliciret man, um ein Hülſsmittel
zu
haben, ein langes Lineal an jede Mauer, da die Abſehungsli-
nie
noch gut, obwol@n der Winkel ſchlimm iſt, ſo wird man, indeme
169147zum Feldmeſſen, IV. Buch, III. Capitel. die Schenkel des Winkelmeſſers auf die zwo Lineale Waſſerpaß geſtel-
let
werden, die Oefnung des abzumeſſenden Winkels viel richtiger über-
kommen
.
Zweyter Nutz.
Ein Stuck Landes in Grund zu legen, deſſen Umfang eine
gradlinigte
Figur ſeye.
Es ſeye die vorgegebene Fläche A B C D E F G, von dieſer muß man vor
11Fig. 2. allen die Figur dem Geſicht nach zur Nachricht entwerfen, auf dem Land die
Länge
aller Seiten accurat abmeſſen, und ſolche hernach auf den Linien,
die
ſich darauf beziehen, in dem Entwurf anmerken, ferner nimmt man mit
einem
ſolchen Winkelmeſſer, den man darzu erkieſen will, die Oefnung
eines
jeden Winkels, als zum Exempel des herauswärtsgehenden Win-
kels
A G F, indeme man ſolchen mit den Schenkeln des Winkelmeſſers ein-
ſchlieſſet
, und die Grade ſeiner Oefnung auf dem correſpondirenden Win-
kel
a g f des Entwurfs bemerket, man miſſet auch den einwärtsgehenden
Winkel
F E D, wann man den Kopf des Winkelmeſſers an der Spitze dieſes
Winkels
ſo anleget, daß der äuſſere Theil der Schenkel accurat die Seiten des
Erdbodens
, welche den Winkel formiren, zuſammen fügen, notiret alsdann
eine
Gröſſe auf dem correſpondirenden Winkel des Entwurfs, und verfähret
auf
ſolche Art bey allen andern Winkeln, nachdeme man ſowol die Grade
davon
, als auch die Länge von allen auf der Erde gemeſſenen Linien bezeich-
net
hat, reiſſet hernach ſolches ſauber auf, ſo wird dadurch eine ähnliche
Fläche
a b c d e f g nach der 2.
Figur vorgeſtellet.
In eben dieſer Rupfertabell wird man einen Grundriß von ei-
22Tab. XII.
Fig
. Pen-
tag
.
nem regulairen fortificirten Fünfeck mit den Namen der Theile auf
Franzöſiſch
von ſeiner Fortification finden.
14[Figure 14]
Das vierte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Winkel-
ſcheibe
, (de la Planchette).
Dieſes Inſtrument wird von Holz, Kupfer, Meſſing, oder einer
33Tab. XIII.
Fig
. A.
jeden andern dichten Materie gemacht.
Die Figur davon iſt am
gewöhnlichſten
Zirkel rund, und der Durchmeſſer ungefehr einen
Schuh
groß.
In dem Mittelpuncte dieſes Inſtruments iſt ein kleiner Cylin-
der
von Kupfer oder Meſſing, welcher bleyrecht erhaben ſtehet, und an
170148Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Winkelſcheibe eines Zapfens dienet, um welche ſich eine mit zweyen Abſehen, oder mit ei-
nem
Sehrohr verſehene Regel drehet.
Dieſe Regel muß eine gerade Linie
haben
, die man Lineam Fiduciæ nennet, die accurat mit dem Mittelpunct des
Zapfens
eintrift, der oben wie eine Schraube muß gewunden ſeyn, um ein
Mütterlein
daran ſchrauben zu können, welches die Regel beveſtiget, woran
ein
kleiner Compaß gemacht wird, damit man die Flächen orientiren (das iſt,
nach
der rechten Weltgegend ſtellen) könne.
Um dieſe Winkelſcheibe herum iſt ein Zirkel von einer Dicke, daß er
ungefehr
6.
dicke Bögen Papier in ſich faſſen, und von einer ſchicklichen
Breite
, daß er die Eintheilung in 360.
Grad, und zuweilen von 5. zu 5.
Minuten begreifen kan.
Man muß allerhand dicke Papier, ſo groß als die Winkelſcheibe iſt,
haben
, die in der Mitte ſo weit durchlöchert ſind, als die Dike des Zapfens
iſt
, alſo, daß man alle dieſe dicke Papier daran faſſen, und die Regel darüber
thun
könne.
Es wird auch erfordert, daß man ſolches Papier von oben
her
vermittelſt einer kleinen an dem Rande der Winkelſcheibe angemachten
Spitze
, die ein wenig in das Papier hinein ſteche, veſt anhalten könne.
Man
ziehet
insgemein auf einem jeden von dieſen Papieren mit der Dinte einen
Radium
oder Halbdurchmeſſer, welcher zu einer Standlinie dienlich iſt.
Unten an die Winkelſcheibe richtet man eine Nuß, wie diejenige bey
D
iſt.
Es beſtehet aber dieſe aus einer Kugel von Kupfer oder Meſſing, wel-
che
zwiſchen zweyen ausgehohlten Stücken von eben dem Metall eingeſchloſ-
ſen
iſt, die man mehr oder weniger mit einer Schraube zuſchraubet, das übri-
ge
an der Nuß iſt eine Hülſe, die auf einem Fuß oder Geſtell mit dreyen Bei-
nen
, welche ſich weit auseinander, oder eng zuſammen thun laſſen, nachdeme
nemlich
der Boden ungleich iſt, eingefüget wird.
Die Figur A der XIIIten Kupfertabell ſtellet das Inſtrument ganz
zuſammen
gerichtet vor:
Wir wollen nun die Zubereitung der Stücke, aus
welchen
es beſtehet, darlegen, und zwar von der Eintheilung ſeines Randes
anfangen
.
Man ziehet erſtlich darauf zween oder drey Umkreiſe, um allda die
Grade
mit den Zahlen von 10.
zu 10. zu bemerken, und theilet zuerſt einen
von
dieſen Umkreiſen accurat in vier gleiche Theile, davon ein jeder 90.
Grad macht, den man in drey Theile und ferner einen jeden wieder in drey
Theile
theilet, wodurch denn der Zirkel von 10.
zu 10. Graden wird einge-
theilet
ſeyn.
Man theilet aber dieſe Theile wieder in zween, und endlich ei-
nen
jeden in 5.
, ſo wird der ganze Zirkel in 360. Grad eingetheilet werden.
Ferner
ziehet man mit einer Regel, die durch den Mittelpunct gehet, die Linien
dieſer
Eintheilungen in den Umkreiſen, die jenen zukommen, und notiret die
Zahlen
von 10.
zu 10. , indeme man bey der Linea fiduciæ des Inſtru-
ments
, welche diejer ige iſt, wo die zwey Abſehen oder das Sehrohr veſt ange-
macht
worden, anfänget.
171149zum Feldmeſſen, IV. Buch, III. Capitel.
Eine auf ſolche Art eingetheilte Winkelſcheibe hat einen welt gröſſern
Nutzen
als die einfachen Winkelſcheiben, deren Rand nicht eingetheilet iſt,
dann
ſie kan dienen, daß man damit accurat in Grund legen, und die unzu-
gängliche
Weiten nach der Dreyeckmeßkunſt meſſen könne.
Die Figuren bey B ſtellen die Abſehen oder Geſichter, welche auf unter-
11Fig. B. ſchiedlichen Inſtrumenten aufgeſetzet werden, vor.
Dasjenige, an welches
man
das Aug füget, hat einen langen und geraden Schnitt, welcher recht
perpendicular
mit einer ſubtilen Säge muß eingeſchnitten ſeyn;
dasjenige
aber
, das gegen die Objecte gewendet iſt, hat eine zimliche weite Oefnung,
damit
ein groſſer Platz gegeben werde, um die Gegenden eines Objects wol
zu
obſerviren;
mitten in dieſer Oefnung iſt ein kupferner Drat, der zimlich
ſubtil
, und hübſch gleich gefeilet iſt, angemacht, auf daß er das Object
fein
bleyrecht durchſchneiden, und auf den Einſchnitt des andern Abſehens
recht
paſſen möge:
damit man aber ahne Unterſchied das Aug zu einem
Abſehen
, welches man will, um ſo wol auf der einen als der andern Sei-
te
des Inſtruments, auf welche ſelbige gerichtet iſt, obſerviren zu können,
appliciren
dürfe, ſo machet man an jedes Abſehen einen geraden Einſchnitt
und
einen ſubtilen Drat, und zwar das eine oben, und das andere unten,
gleichwie
die kleinen Figuren es zeigen.
Man machet auch zum öfteſten zwi-
ſchen
den Faden und den Einſchnitt ein kleines Loch.
Dieſe Abſehen müſſen
zu
äuſſerſt, und auf der Linea fiduciä nicht ſo wol der Inſtrumenten, als der
Regeln
accurat angeſetzet werden;
man machet ſolche veſt an, es geſchehe
gleich
bey kleinen Vierecken mit eine@ Mütterlein unten daran, oder mit einer
Schraube
, nachdem es nemlich der Platz erſordert.
Dieſe kleine Figur bey C ſtellet ein Cylinderförmiges Stuck vor, wel-
22Fig. C. ches mit einem Mütterlein ſtatt eines Nagels dienet, um die bewegliche Re-
gel
auf der Winkelſcheibe veſt zu machen;
es werden ſolche bey den Halb-
zirkeln
und andern Inſtrumenten faſt auf eben die Manier gemacht, ausge-
nommen
, daß man ſelbige unten aneinander ſchraubet.
Die Figur bey D ſtellt die Nuß für, welche die Inſtrumente trä-
33Fig. D. get, ſie beſtehet aus einer Kugel von Kupfer oder Meßing, die zwiſchen zweyen
ausgehohlten
Stücken von eben dem Metall eingeſchloſſen iſt, welche, wol rund
und
rauh, mit Kugeln von gehärteten Stahl, die wie eine Feile gehauen wor-
den
, gemacht ſind:
dieſe ausgeholte Stücke laſſen ſich entweder mehr oder
weniger
, vermittelſt einer Schraube zuſammen ſchrauben, und ſolchergeſtalt
drucken
oder halten ſelbige die Kugel, welche zwiſchen den zweyen beſagten
Stücken
eingeſchloſſen iſt, davon eines an eine gedrehte Hülſe angelöthet wor-
den
, in welche der Fuß oder das Geſtell des Inſtruments kommet;
Dieſe
Nuß
wird von verſchiedener Gröſſe gemacht, nachdeme nemlich die Inſtru-
mente
groß ſind, und ſchraubet man ſelbige mit Schrauben an ein dickes
Plättlein
, welches oben an die Kugel angenietet iſt, an.
172150Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Winkelſcheiben
Von der Zubereitung der Geſtelle oder Stative, auf welche
die
Inſtrumente im Feld geſteller werden.
Wir haben ſchon oben von dem einfachen Stativ oder Geſtell zu dem
Creutzmäß
gehandelt:
Die Stative aber, von denen wir nun eine Beſchrei-
bung
geben wollen, ſind alſo gemacht, daß ſie nicht in die Erde dürſen einge-
ſtecket
werden, ſondern laſſen ſich auselnander, oder zuſammen rucken, nach-
dem
es nemlich die Ungleichheit des Erdbsdens erfordert.
Das mit D bezeichnete Stativ beſtehet aus einer in einem Triangel ge-
11Tab. XIII.
Fig
. E.
formten Platte, welche in der Mitte einen Zapfen hat, der ſich juſt in die Hül-
ſe
der Nuß ſchicket.
Unten an der Platte ſind drey Hülſen mit Charnieren oder Gewinden,
von
der Art wie die Zirkelköpfe ſind, um die runden Füſſe oder Schen-
kel
darein zu fügen, veſt angemacht;
es ſind aber ſolche Schenkel von einer
ſchicklichen
Länge, alſo daß das Aug des Beobachters ungefehr gegen das
Abſehen
des Inſtruments über, wann es aufgerichtet iſt, zu ſtehen komme,
dieſe
Füſſe oder Schenkel ſind mit eiſernen Schuhen, und mit Spitzen daran,
zu
unterſt verſehen, damit ſie auf dem Boden veſt ſtehen, und der Bewegung,
die
man bey den Inſtrumenten im Herumdrehen, hoch und niedrig richten ver-
urſachet
, widerſtehen mögen.
Das Stativ bey F beſtehet aus vier Stücken von Eichen-oder Nuß-
22Fig. F. baumholz, ungefehr zween Schuh in der Lange, davon das Mittlere, das
man
den Stock nennet, an ſeinem Ende rund gemacht wird, damit es in der
Hülſe
der Nuß einpaſſen möge:
der übrige Theil an dieſem Stuck iſt drey-
eckigt
geſchnitten, damit man auf ſeine drey Seiten die andere drey Stücke
nemlich
die drey Füſſe, ſchieben könne, als die an einer dreyfachen Schrau-
be
, welche an dem dreyeckigten Stock angemacht iſt, und drey Mütterlein
hat
, um beſagten Stock in Aufſtellen, und im Gebrauch auf dem Felde auf-
recht
zu halten, veſt angeſchraubet werden.
Ein jeder von beſagten Schen-
keln
iſt mit einem eiſernen Schuh, der ſpitzig zugehet, verſehen, ſolcher iſt hin-
einwärts
platt, und von auſſen mit dreyen Seiten.
Wann man dieſes Stativ mit ſich tragen will, leget man alle Stücke
zuſammen
, alſo daß ſie nur ein Stuck geben, ſo werden dann ſelbige ungefehr
um
die Helfte kürzer ſeyn, als ſonſten da man ſich deren bedienet.
An ein und anders Stativ hänget man in der Mitte einen Faden mit ei-
nem
Senkbley, das auf den Boden zugehet, herunter, damit man das
Standpunct
andeuten möge.
Von dem Gebrauch der winkelſcheibe.
Wann man den Grundriß von einem Land verfertigen will, erwäh-
@et
man ſich zwo erhabene Gegenden, gleichwie zum Exempel, das Pari-
@@ſche
Obſervatorium und die Salpeterey ſind, von welchen man das
173151zum Feldmeſſen, IV. Buch, IV. Capitel. bey Paris, das in eine Charte ſoll gebracht werden, überſehen könne, und
ſetzet
in das Mittelpunct in einem von den dicken Papieren den Namen des
Orts
, wo man dieſen erſten Stand zu nehmen willens iſt, an, wann nun die-
ſes
Papier mit der Spitze, die an dem Rand der Winkelſcheibe ſtehet, veſt
gemacht
worden, ſtellet man die Regel oben darauf, indeme man ſolche,
ſo
viel es vonnöthen iſt, vermittelſt der Schraube und ſeines Mütterleins
anſchraubet
.
Ferner ſetzet man die Winkelſcheiben auf ihr Stativ, da man ſel-
biges
beynahe horizontal ſtellet, alſo daß es veſt ſtehen bleibe, ob man ſchon
die
Regel mit dem Abſehen umdrehet;
wann wir nun ſolche auf dem Obſer-
vatorio
alſo veſt geſtellet, ſupponiren, ſo zielet man durch die Abſehen der Re-
gel
auf den Kirchthurn der Salpeterey ab, und verzeichnet nach der Länge
der
Lineä fiduciä von dem Mittelpunct an die Standlinie.
Man aerwendet hernach die Regel mit den Abſehen, damit man da-
durch
einige merkwürdige Objecte obſerviren könne;
als, zum Exempel,
den
Kirchenthurn zu Vaugirard, gegen welchen zu man eine Linie auf dem
Papier
längs der Regelſeite, die durch den Mittelpunct des Inſtruments
gehet
, ziehet, und nach der Länge dieſer Linie, den Namen des Orts, wohin
man
gezielet hat, ſchreibet.
Man wendet ferner die Regel gegen ein anderes Object, als gegen
Montrouge
, und practiciret eben das bey allen andern merkwürdigen Oer-
tern
, die man von dem Obſervatorio ſehen kan.
Man nimmt die Theilſcheibe von dem erſten Stand weg, nachde-
me
man ihren Platz wol bemerket hat, und träget ſolche an den beſtimmten
Ort
über, welcher zum Exempel, die Salpeterey wäre, läſſet auch accurat
die
Weite zwiſchen den zweyen Ständen, auf dem Boden, der Waſſer-
paß
lauft, abmeſſen, und die Zahl der Ruthen auf dem Papier aufſchreiben,
welches
man verwenden muß, damit man ein weiſſes unter der Regel ha-
be
, dann man muß ſolches ſo oft verändern, als man unterſchiedliche Stän-
de
machet, um die Standwinkel der Oerter zu obſerviren.
Man bemer-
ket
bey den Mittelpunct dieſes neuen Papiers den Namen des Orts in dem
andern
Stand, und auf der Linie der Grundfläche die Zahl der abgemeſſenen
Ruthen
, damit man ſich erinnern möge, daß dieſe Linie eben diejenige auf
dem
vorhergehenden Papier ſeye.
Wann die Winkelſcheibe an dieſem
Ort
aufgeſtellet worden, thut man ſolche auf die Art richten, daß man, in-
deme
die Linea fiduciä der Regel auf die Standlinie geſetzt wird, durch
ihre
Abſehen den Platz des Obſervatorii, wo der erſte Stand geweſen, ſe-
hen
möge.
Wann nun das Inſtrument in dieſem Stand veſt ſtehen bleibet, ver-
wendet
man die Regel, um auf eben die Objecte, und zwar auf eines nach
dem
andern, die von dem Obſervatorio ſind geſehen worden, abzuzielen, und
ziehet
gleichfalls auf dem Papier Linien nach der Länge der Regel von
174152Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Winkelſcheibe A. Mittelpuncte an, gegen die Oerter, die man ſehen kan, deren Namen d@nn
auſ
jede Linie, welche jenen zukommet, angeſetzet werden.
Wann man nicht alle Oerter, die man in die Charte bringen will,
aus
den zween vorhergehenden Ständen ſehen kan, muß man ſich noch ei-
nen
andern Platz erwählen, aus deme man ſolche ſehen, und ſo viel neue
Stände
anſtellen könne, als es vonnöthen ſeyn wird, um ein jedes merkwür-
diges
Object aus zwoen Gegenden, da eine von der andern weit genug ent-
fernet
iſt, zu ſehen.
Verlanget man aber endlich dieſe Charte auf einem Bogen Papier
vorzuſtellen
, ſo ziehet man eine gerade Linie von beliebiger Länge, welche als
eine
gemeine Grundfläche diene, und theilet dieſelbige in ſo viel gleiche Theile,
als
man Ruthen auf dem Erdboden abgemeſſen;
aus einem Ende der Linie,
als
dem Mittelpunct, beſchreibet man Zirkelbögen, die gleich ſind denenjeni-
gen
, die auf dem erſten Papier gezogen worden, und aus dem andern Ende be-
ſchreibet
man auch Zirkelbögen, die denjenigen gleich ſind, die auf dem
andern
Papier gezogen worden, man verlängert endlich die Linien, biß ſie zu-
ſammen
laufen, ſo werden die Puncte, wo ſich dieſe Linien durchſchneiden,
die
Puncte ſeyn von der Lage der Oerter, die man beobachtet hat.
Man kan auch die Stände leichter auftragen, indeme man den Mittel-
punct
eines dicken Papiers auf obige Ende leget, auf dem Bogen Papier die
Ende
der Linien des beſagten Papiers bemerket, und aus ihren Ständen Li-
nien
ziehet.
Mit Beyhülfe dieſer Winkelſcheibe, hat man alle Standwinkel der
Oerter
, wohin man die Abſehen oder Geſichter richten kan, in Anſehung der
Oerter
, wo man das Inſtrument hat ſtehen gehabt, wann man auch gleich
ihre
Gröſſe in Graden nicht wiſſen ſollte.
Was wir bißhero von dem Gebrauch der Winkelſcheibe ge-
ſagt
, wie wir nemlich die Lage der Oerter damit finden ſollen, iſt
ſchon
genug zu der Conſtruction der Geographiſchen Charten, wei-
len
die Operationes bey allerhand Gegenden einerley ſind;
Was
aber
den Nutsen in Anſehung der Trigonometrie angehet, ſo iſt ſel-
biger
ganz einerley mit demjenigen, der ſich bey dem Halbzirkel
und
Ouadranten, von denen wir jetzt handeln
wollen
, zeiget.
15[Figure 15]
175153zum Feldmeſſen, IV. Buch, V. Capitel.
Das fünfte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Viertel-
zirkels
oder des Quadrantens, und des Quadrati
Geometrici
.
Die mit G bezeichnete Figur ſtellet einen Ouadranten und ein ſo-
genanntes
Geometrilches Ouadrat mit ſeinet Regel und ſeinem
Abſehen
vor.
Man machet ſolchen insgemein aus Kupfer, Meſſing, oder einer an-
11Tab. XIII.
Fig
. G.
dern dichten Materie im Durchmeſſer von 12.
biß 15. Zollen, von einer
ſchicklichen
und wol proportionirten Dicke;
Seine Circumferenz
wird
erſtlich in 90.
Grad, und jeder Grad wieder in ſo viel gleiche Theile als
es
ſich ohne Verwirrung thun läſſet, getheilet, und zwar auf ſolche Weiſe,
daß
die Theilungen und deren neue und kleinere Eintheilungen accurat
ſeyen
, und auf dem Rand des Inſtruments gar deutlich angedeutet werden
mögen
.
Man beſchreibet demnach, um dieſes in das Werk zu ſtellen, auf dem
Rand
des Quadrantens zwo Circumferenzen, eine innen, und die andere
auſſenwärts
, da eine von der andern ungefehr 8.
biß 9. Linien abſtehet; nach-
deme
nun ſolche in Grade eingetheilet worden, ziehet man zwiſchen dieſen
zwoene
Circumferenzen von dem erſten Grade gegen den zweyten, von dem
zweyten
gegen den dritten, und ſo weiters, biß auf den letzten Transverſal-
linien
.
Will man aber ferner wiederum einen jeden Grad von 10. zu 10. Mi-
nuten
eintheilen, ſo ziehet man aus dem Mittelpuncte des Inſtruments 5.
ande-
re
concentriſche Circumferenzen, welche alle die Transverſallinien durchſchnel-
den
;
wollte man aber einen jeden Grad von 5. zu 5. Minuten eintheilen,
müſte
man eilf concentriſche Circumferenzen zwiſchen denen zwoen äuſſerſten
beſchreiben
.
Die Weiten zwiſchen dieſen Circumferenzen dörfen nicht allerdings
gleich
ſeyn, weilen nemlich das Spatium von einem Grade, das auf der Brei-
te
des Randes genommen wird, eine Gattung eines Trapezii formiret, wel-
ches
gegen die äuſſerſte Circumferenz breiter, gegen die innere aber ſchmähler
iſt
, und dahero erfordert, daß die mittlere Circumferenz, die einen jeden
Grad
in zween gleiche Theile theilet, etwas geäuer gegen der innern Circum-
ferenz
, als gegen der äuſſern zu, und ſo die andern nach Proportion, ſtehen
müſſen
Will man nun dieſe Eintheilungen accurat machen, ſo müſſen die Trans-
22Fig. H. verſallinien krumme Linien, wie B D C in der Figur H iſt, ſeyn;
man
176154Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Viertelzirkels A. ſchreibet aber ſolche, indeme man ein Stuck von der Circumferenz durch
den
Mittelpunct B des Quadrantens, durch den Anfang des mit D an dem
Rande
der innern Circumferenz angemer@ten erſten Grads, und durch das
Ende
eben deſſelbigen Grads bey Cin der äuſſern Circumferenz ziehet, wel-
ches
gar leicht nach dem 18ten Nutzen des erſten Buchs zu thun iſt, allwo
gelehret
worden, wie die Circumferenz eines Zirkels durch drey gegebene
Puncte
gezogen werden müſſe, und auf dieſe Art wird man durch das Punct
F
, als den Mittelpunct der krummen Transverſallinie, welche durch den er-
ſten
Grad gehet, finden.
Man theilet hiernechſt eine von dieſen krummen Transverſallinien in
gleiche
Theile, und ziehet aus dem Mittelpuncte des Inſtruments ſo viel con-
centriſche
Circumferenzen, als nöthig iſt, um einen jeden Grad in ſo viel glei-
che
Theile, als es ſich ohne Verwirrung thun läſſet, zu theilen.
Die Urſache dieſer Operation iſt, daß nemlich, wann die krumme Trans-
verſallinien
in gleiche Theile getheilet, und aus dem Mittelpuncte des Inſtru-
ments
durch alle Puncte der Eintheilung dieſes Bogens gerade Linien gezogen
worden
, in beſagtem Mittelpuncte ſo viel Winkel, die alle einander gleich ſind,
zu
haben ſeyn, weilen ſie alle in der Circumferenz eines Zirkels ſind, und alle auf-
gleichen
Bögen ſtehen;
daß alſo die Seiten von dieſen Winkeln, indeme ſol-
che
verlängert worden, den Grad in ſo viel gleiche Theile eintheilen werden.
Weilen aber dieſes nicht eine geringe Arbeit iſt, die Mittelpuncte der 90.
Bögen zu finden, da ein jeder durch drey Puncte, die eine Gleichförmigkeit
mit
denen bey B D C haben, gehet, auch ſonſten aus einem andern Grunde
ſchon
bekannt iſt, daß alle Mittelpuncte dieſer Bögen in der Circumferenz eines
Zirkels
, der das Punct B zum Mittelpunct habe, ſtehen müſſen, indeme beſagte
Bögen
insgeſamt durch das B gehen, ſo hat man nichts weiters zu thun, als
einen
Zirkel mit der Weite BF aus dem Mittelpuncte B zu ziehen, und ſeine Cir-
cumferenz
in 360.
Grade zu theilen: Wann man nun den unberweglichen Fuß
des
Zirkels auf ſolche in einen nach den andern ſetzet, muß man mit eben der-
ſelben
Weite F B alle die mit B D C ähnliche Bögen zwiſchen den Zirkeln
A
C, D E beſchreiben, ſo werden die Zirkelbögen, welche die Transverſalli-
nien
ſind, die Circumferenzen, die am Rande des Inſtruments ſich befinden,
gleichfalls
in Grade eintheilen.
Es iſt aber hier zu merken, daß die Figur
nur
von 5.
zu 5. Graden eingetheilet ſeye, indeme ſolche zu klein, daß ſelbige
von
Grad zu Grad könnte eingetheilet werden.
Man kan auch die krummen Transverſallinlen auf eine andere Ma-
nier
ziehen, ohne daß man den unbeweglichen Fuß eines Zirkels auf alle
Grade
in einem nach dem andern forttragen müßte.
Man ſtellet nemlich die
Spitzen
des Zirkels nur in einem einigen, und eben demſelbigen Punct,
als
zum Exempel in F, veſt ein, man muß aber in dieſem Fall das Inſtru-
ment
, das man um den Mittelpunct eines groſſen ſchon in Grade eingetheilten
Zirkels
mit Beyhülfe einer Regel, welche veſt auf ſelbigen ſtehen, und
177155zum Feldmeſſen, IV. Buch, V. Capitel. biß über die Eintheilung des groſſen zirkels erſtrecken ſoll, zu theilen verlan-
get
, von Grad zu Grad fortrucken laſſen.
Geſchickte Arbeiter können ſich dieſes Werk leichter machen, wann ſie
eine
Regel von Stahl, die nach der Krümme der erſten gezogenen Trans-
verſallinie
gerichtet iſt, verfertigen, ſo wird man damit alle andere ziehen
köunen
.
Will man aber die Transverſallinien in graden Linien von elnem
Grade
zum andern ziehen, kan man die Länge der Bögen einer jeden Circum-
ferenz
, welche die Transverſallinien durchſchneiden, vermittelſt der Be-
rechnung
aus der geradlinigten Dreyeckmeßkunſt finden, davon ein Exempel
hier
folget.
Man ſetzekeinen Quadranten, der 6. Zoll im Durchmeſſer habe, wel-
cher
einer von den kleiuſten iſt, die man durch Transverſallinien zu theilen
pfleget
:
Man ſetzt auch einen Maasſtab von 1000. gleichen Theilen zum Grun-
de
, wie auch, daß die Breite des Randes von dieſem Quadranten zwiſchen der
innern
und äuſſern Circumferenz 9.
Linien groß ſeye, welche mit 125. eben
denſelben
gleichen Theilen, davon der Radius 1000.
dergleichen in ſich hält,
correſpondiren
;
man findet aber nach der Berechnung, daß die gerade
Transverſallinie
, die von einem Gradezum andern folgenden gezogen wird,
von
126.
eben dergleichen Theilen ſeye, und daß der Radius von der innern
Circumferenz
, die 5.
Zoll und 3. Linien groß iſt, 875. von dergleichen in ſich
begreife
.
Der ſtumpfe Winkel, der von dieſem Radio und der Transverſalli-
nie
formiret iſt, machet 172.
Grad und 2. Minuten, man findet aber ferner,
wann
man die Länge eines jeden Bogens der Circumferenzen, welchedie Trans-
verſallinie
durchſchneiden, und ſelbige von 10.
zu 10. Minuten theilen, be-
rechnet
, daß der Radius von 10.
Minuten 894. von eben denſelben Theilen
an
ſtatt der 896.
in ſich faſſe, welche ſeyn würden, wann man die Breite des
Randes
von Quadranten in 6.
gleiche Theile eintheilen wollte: Der Radius
von
20.
Minuten muß von dergleichen Theilen 913. an ſtatt daß er 917.
von ſolchen haben würde, in ſich begreifen, der Radius von 30. Minuten 933.
an
ſtatt 938.
, der Radius von 40. Minuten 954. an ſtatt 959. , und endlich
der
Radius von 50.
Minuten muß 977. an ſtatt 980. Theile, welche er haben
würde
, wann man die Breite des Rands von dieſem Quadranten in 6.
gleiche
Theile
theilete, in ſich halten.
Der gröſte Fehler, der 5. Theile groß iſt, träget ungefehr ein Drit-
theil
von einer Linie aus, welches einen Fehler von 2.
Minuten verurſachen
könnte
:
jedoch verringert ſich dieſer Fehler nach Proportion, als der Ra-
dius
des Quadrantens eine Länge hat, welche mit denen Transverſallinien
verglichen
wird, ſo daß der Fehler um die Helſte kleiner iſt, wann der Radius
des
Quadrantens einen Schuh, und die Breite des Randes zwiſchen den
zwoen
äuſſern Eircumferenzen nur 9.
Linien groß iſt.
178156Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Viertelzirkels A.
Dasjenige, was wir @ißhero wegen der Eintheilung des Quadrantens
geſagt
haben, muß gleichfalls bey denen Winkelſcheiben, dem Zi@kel, Halb-
zirkel
und allen Theilen des Zirkels, die man in Minuten theilen will, in acht
genommen
werden.
Was das Geometrlſche Quadrat anlanget, wird eine jede Seite in
100
.
gleiche Theile eingetheilet, da man zu äuſſerſt am Ende anfänget, damit
ſich
die hundertſte Zahl in dem Winkel von 45.
Graden enden möge Man
macher
dieſe Eintheilungen mit kleinen Linien von 5.
zu 5. , und mit Zahlen
von
10.
zu 10. Wann alle dieſe Eintheilungen auf jeder Seite verlängert
werden
, ſo bilden ſelbige eine Figur wie ein Gitter, welches in ſeiner Fläche
10000
.
kleine gleiche Quadrate in ſich hält
Dieſer Quadrant iſt mit zweyen unbeweglichen Abſehen, welche an ei-
nem
von ſeinen halben Durchmeſſern veſt ſtehen, und mit einem Faden, daran
ein
Bley, der vom Mittelpunct herunter hänget, wie auch mit einer beweglichen
Regel
mit zweyen andern Abſehen verſehen, welche Regel im Mittelpunct ver-
mittelſt
eines Stifts, deſſen Kopf beynahe wie derjenige bey der Winkelſchei-
be
gedrehet iſt, beveſtiget wird.
Die Abſehen ſind faſt eben ſo gemacht, wie
ſich
diejenige in der Figur B darlegen.
An ſtatt der unbeweglichen Abſehen; machet man auch zuweilen an einem
Radio
des Quadrantens ein Perſpectiv an, und ſuchet hernach das erſte
Punct
der Eintheilung auf der Circumferenz nach der Manier, welche unten
in
der Abhandlung von dem Aſtronomiſchen Quadranten ſoll erkläret werden,
dann
jenen haben wir vornemlich darzu beſtimmet, um damit auf der Erden
die
ſowol zu-als unzugängliche Weiten zu meſſen.
Auf der innern Fläche dieſes Quadrantens machet man mit dreyen
Schrauben
eine Nuß an, mit deren Beyhülfe man ſolchen nach allen Stellun-
gen
, wie es der unterſchiedliche Gebrauch erfordert, richten könne, dieſe Nuß
iſt
eben diejenige, welche bey D bezeichnet zu ſehen iſt.
Dieſes Inſtrument kan in verſchieden Stellungen gebraucht werden,
dann
erſtlich kan ſolches alſo gerichtet werden, daß ſeine Fläche mit dem Hori-
zont
einen geraden Winkel mache, damit man die Höhen und Tiefen beobach-
ren
könne, welches auf zwo unterſchiedliche Manieren geſchehen kan, wann
man
ſich nemlich der unbeweglichen Abſehen und es Fadens mit dem Bley
bedienet
, da keiner von ſeinen halben Durchmeſſern parallellaufend mit der
Fläche
des Horizonts befunden wird:
oder aber, man brauchet die Abſehen,
welche
auf der beweglichen Regel ſtehen, da dann allezeit einer von den halben
Durchmeſſern
des Zirkels mit dem Horizont parallel, und der andere mit dem-
ſelben
perpendicular ſeyn muß;
welches auch vermittelſt des aus dem Mittel-
puncte
herabhangenden Fadens ſich thun läſſet, in welchem Fall die unbewegli-
che
Abſehen nichts nutz ſind.
Endlich kan auch dieſer Quadrant ſich alſo ſtellen laſſen, daß ſeine Flä-
che
beynahe mit dem Horizont parallel laufe, damit man die
179157zum Feldmeſſen, IV. Buch, V. Capitel. Weiten mit der beweglichen Regel und denen unbeweglichen Abſehen beob-
achten
möge, da alsdann der Faden mit dem Bley nicht zu gebrauchen iſt.
Von dem Nutzen des Ouadrantens, der mit zweyen unbe-
weglichen
Abſeben, und einem aus dem Mittelpuncte herabhan-
genden
Stuckbley verſehen iſt.
Erſtlich nach den Graden.
Wann man die Höhen, zum Exempel, eines Sterns im Himmel,
oder
die Höhe eines Thurns beobachten will, ſtellet man den Quadranten
vertical
, leget das Aug an das unbewegliche Abſehen, welches gegen der
Circumferenz
des Quadrantens ſtehet, an, und richtet das Inſtrument der-
geſtalten
, daß der Geſichtsradius, indeme er durch die Oefnung der zweyen
Abſehen
gehet, auf das Punct des vorgegebenen Objects laufe.
Bey
Beobachtung
der Sonne iſt es ſchon genug, daß ein Radius von ſelbiger
durch
die zwey kleine Löcher, welche unten an den Abſehen durchgemacht
ſeyn
müſſen, gehe.
Der Bogen der Circumferenz, welcher zwiſchen dem Bleyfaden und
dem
halben Durchmeſſer, wo die Abſehen angemacht ſind, enthalten iſt, deu-
tet
das Complement von der Höhe eines Sterns über dem Horizont, oder
ſeine
Weite von Zenith, an, der Bogen, welcher zwiſchen dem Faden und
dem
andern halben Durchmeſſer, der gegen das Object ſtehet, begriffen
wird
, bemerket ſeine Höhe über dem Horizont.
Eben dieſer Bogen giebet auch die Oefnung des Winkels, welcher
von
dem Geſichtsradio und der Horizontallinie, die mit der Grundlinie des
Thurns
parallel laufet, formiret wird.
Will man aber die Tiefen, als zum Exempel, eines Grabens oder ei-
nes
Brunnens beobachten, muß man das Aug oberhalb, an dem Abſehen,
welches
gegen das Centrum des Quadrantens ſtehet, anſetzen.
Die ganze Verrichtung beſtehet in der Berechnung der Triangel nach
der
Regel de Tri, welche nach der Proportion der Sinuſe von den Win-
keln
ihrer gegenüber ſtehenden Seiten, denen Regeln der geradlinigten Dreyeck-
meßkunſt
gemäß, gerichtet ſind, davon wir nun etliche Exempel geben wollen.
Erſter Nutz.
Es ſeye vorgegeben die Höhe eines Thurns A B, zu deſſen
F@ß
man gehen kan, zu erforſchen.
Man zielet durch die zw@y unbewegliche Abſehen, nachdeme man das
11Tab. XIII.
Fig
. 2.
Stativ dieſes Inſtruments im Puncte C veſt geſtellet, auf die Spiße des
Thurns
A, ſo wird der ganz frey herunterhangende Bleyfaden auf derje-
nigen
Z@hl der Grad ſtill ſtehen, welche die Grbſſe des Winkels giebet,
180158Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Viertelzirkels A. im Mittelpuncte des Quadrantens von dem Geſichtsradio und der Horizontal-
linie
, die parallel mit der Grundfläche des Thurns laufet, formiret wird, indeme
man
die Grade, die zwiſchen dem Faden und dem halben Durchmeſſer, der
gegen
der Seite des Thurns iſt, enthalten ſind, zehlet.
Wir wollen zum Exempel ſetzen, daß dieſer Faden bey 35. Graden und
35
.
Minuten eingeſtanden, und daß die Weite von dem Fuß des Thurns mit
einer
Kette auf einer waſſerpaſſen Ebene ganz accurat biß an den Ort,
wo
die Abziehlung geſchehen, abgemeſſen, und 47.
Schuh groß befunden
worden
, ſo wird man alſo drey bekannte Stücke haben, nemlich die abge-
meſſene
Seite B C, und die Winkel des Triangeis A B C;
dann es wird,
weilen
man allezeit ſupponiret, daß die Mauren Bleyrecht gebauet ſeyn,
der
Winkel B einen geraden Winkel oder 90.
Grad geben, derowegen ma-
chen
auch die zween ſpitzigen Winkel A und C miteinander 90.
Grad, indeme
die
drey Winkel von einem jeden geradlinigten Triangel allezeit zween ge-
raden
Winkeln gleich ſind.
Wann nun der obſervirte Winkel 35. Grad
und
35.
Minuten groß iſt, ſo iſt der Winkel A 54. Grad, und 25. Minu-
ten
, dahero man folgenden Schluß machet:
Der Sinus von 54. Graden
und
25.
Minuten giebet 47. Schuh, was wird der Sinus von 35. Graden
und
35.
Minuten geben?
Wann nun endlich die Berechnung alſo angeſtellet worden, ſo findet
man
30 {474/653}.
oder in runden Zahlen 30 {1/2}. Schuh vor den 4ten Terminum der
Regel
de Tri, zu welcher Zahl man noch 5.
Schuh vor die Höhe des Mit-
telpuncts
vom Quadranten addiret, als welche insgemein die Höhe des Auges
eines
Menſchen iſt, der auf der Erden obſerviret, ſo wird demnach die Höhe des
vorgegebenen
Thurns 35 {1/2}.
Schuh ſeyn.
Zweyter Nutz.
Gs ſeye vorgegeben die Höhe eines Thurns DE, zu welchen
man
nicht kommen kan, ſeine Höhe zu finden.
Man muß in dieſem Fall zwo Beobachtungen anſtellen, glelchwie wir
jetzt
erklären wollen.
Man ſetzet das Stativ des Quadrantens in das Punct F, und giebt
11Tab. XIII.
Fig
. 3.
Achtung, indeme auf die Spitzen des Thurns D durch die zwey unbewrgliche
Abſehen
gezielet wird, auf welchen Grad der Bleyfaden falle, welchen
wir
zum Exempel ſupponiren wollen, daß er auf dem 34ten Grad geſtan-
den
, hernach nimmt man das Inſtrument mit ſeinem Stativ von dieſer
Stelle
hinweg, und ſtecket einen Stab ein, gehet auch darauf zuruck auf
eine
Gegend, die waſſerpaß, um zum andernmal das Stativ des Inſtru-
ments
, zum Exempel beym Punct G, aufzuſtellen, daß alſo der im Puncte
F
gelaſſene Stab eben ſo wol als der Thurn mit ſolchem in einer geraden
@inie
ſtehe;
wann man nun durch die zwey unbewegliche Abſeben die
181159zum Feldmeſſen, IV. Buch, V. Capitel. tzen des beſagten Thurns D anſiehet, und das Punct der Circumferenz in
dem
, Quadranten, das der Bleyfaden gezeiget hat, bemerket, welches
wir
zum Exempel, 20.
Grad zu ſeyn, ſupponiren, ſo meſſe man auch
accurat
die Weite zwiſchen den zween Ständen ab, welche wir 9.
franzö-
ſiſche
Ruthen oder Toiſen, oder 54.
Schuh groß ſetzen wollen.
Wann dieſes geſchehen, wird man alle Winkel des Triangels D F G,
wie
auch die gemeſſene Seite F G finden, worauf gar leicht ſeyn wird, die
Seite
D F, und dann die Seite D E zu finden, indeme wir folgende Schlüſ-
ſe
machen.
Weilen der Winkel E F D 34. Grad groß befunden worden, wird der
daran
ſtehende Winkel D F G 146.
Grad groß ſeyn, und weilen der Winkel
bey
G 20.
Grad groß geweſen, ſo folget, daß der Winkel F D G 14. Grad
ſeye
, derowegen muß man ſagen, wann der Sinus von 14.
Graden, 54.
Schuh giebet, was wird der Sinus von 20. Graden geben? Wann nun
die
Berechnung geſchehen, wird man 76.
Schuh, und ungefehr {1/3}. vor die
Seite
D F finden:
hernach muß man den geradwinklichten Triangel D E F
berechnen
, von welchen ſchon alle Winkel und die Hypothenus D F bekannt
ſind
:
derowegen muß man ſagen, wann der Sinus Totus giebet 76 {1/3}. Schuh,
was
wird der Sinus von 34.
Graden geben? Nach geſchehener Berechnung
wird
man 42 {2/3}.
Schuh vor die Seite D E finden; wann man nun noch 5.
Schuh
vor die Höhe des Mittelpuncts von dem Quadranten über dem Bo-
den
darzu addiret, ſo werden 47 {2/3}.
Schuh vor die Höhe des vorgebenen Thurns
heraus
kommen.
Dieſe Calculi oder Berechnungen laſſen ſich fertiger durch die Loga-
rithmos
, als durch die gemeine Zahlen abhandeln, weilen alles durch das Ad-
diren
und Subtrahiren reſoloiret wird, gleichwie dieſes weitläuſtiger in de-
nen
Büchern, die von der Trigonometrie handeln, erkläret wird.
Damit man nun dieſe gegenwärtige Aufgab reſolviren könne, wird ei-
ne
Scala von 10.
Toiſen lang gemacht, das iſt, eine gerade Linie AB gezogen,
die
lang genug iſt, daß die Eintheilung accurat darauf getragen werden könne;
dieſe Linie theilet man in 10. gleiche Theile, und wiederum einen der beſagten
Theile
in ſechs, um eine in Schuh getheilte Toiſe zu haben.
Man ziehet hernach eine Linie nach Belieben E G, beſchreibet mit dem
Transporteur
aus dem Puncte G einen Winkel von 20.
Graden, und ziehet
eine
Linie G D nach Belieben;
Man ſetzet ferner von G in F 9. Toiſen oder
54
.
Schuh, die aus dem Maasſtabe genommen worden, ſtellet an das Punct
Feinen
Winkel von 34.
Graden, und ziehet die Linie F D, welche die Linie G D
in
einem Punct, als in D, durchſchneiden wird, von welchem man die Perpen-
dicularlinie
D E, welche die Höhe des vorgegebenen Thurns vorſtellig macht,
herunter
fallen laſſe;
wann nun dieſe Linie D E auf dem Maasſtabe gemeſſen
worden
, wird man finden, daß ſolche 47.
Schuh und 8. Zoll in ſich begreife.
182160Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Viertelzirkels A.
Alle andere Seiten dieſer Triangel werden auch auf eben demſelben Maaß-
gemeſſen
.
Dritter Nutz.
Die Breite eines Brunnens oder Grabens, deſſen Tiefe
man
meſſen kan, zu erfahren.
Es ſeye gegeben zu meſſen die Breite des Grabens CD, zu welchen man
gehen
kan.
Man ſtellet den Quadranten an den Rand, im Puncte A veſt, alſo daß
11Fig. G. durch die Oefnungen der unbeweglichen Abſehen der Boden des Grabens
zu
unterſt an dem andern Rand D könne geſehen werden, ſiehet hernach zu,
was
vor ein Winkel durch den Bleyfaden angemerket worden, welchen
wir
in dieſem Exempel 63.
Grad ſetzen wollen, und miſſet die Tiefe AC aus
dem
Mittelpuncte des Quadrantens, die wir 25.
Schuh groß, und dabey
ſenkrecht
zu ſeyn, zum voraus ſetzen.
Ferner macht man einen kleinen ge-
radwinklichten
, ähnlichen Triangel, davon einer von den ſpitzigen Win-
keln
63.
Grad groß ſeye, ſo wird folglich der andere 27. ſeyn, die kleinſte
Seite
aberſeye ſo groß als 25.
gleiche Theile von einem Maasſtabe abgetragen,
da
endlich die Seite G D des kleinen Triangels, ſo ſie auf eben dieſem Maas-
ſtabe
gemeſſen werden, ungefehr 49.
Theile geben wird, welches uns zu
verſtehen
giebet, daß die Breite des vorgegebenen Grabens 49.
Schuh
groß
ſeye.
Von dem Gebrauch des Geometriſchen Quadrats.
Wann der Quadrant recht ſenkrecht geſtellet, und die Abſehen gegen
die
Höhe des zum Abmeſſen vorgegebenen Thurns gerichtet worden, alsdann
aber
der Bleyfaden die Seite des Quadrats, wo Umbra recta bezeich-
net
ſtehet, durchſchneidet, ſo iſt die Weite von dem Fuß des Thurns biß zu
dem
Punct des Randes kleiner als ſeine Höhe, fället aber der Faden juſt nach
22Fig. H. der Länge der Diagonallinie in dem Quadrat, ſo iſt dieſe Weite der Höhe
gleich
, ſchneidet aber der Faden die Seite des Quadrats, die mit umbra
verſa
angedeutet iſt, durch, ſo iſt die Weite von dem Thurn gröſſer als ſel-
ne
Höhe.
Wann man nun die Weite von dem Fuß des Thurns biß an den Ort,
wo
die Beobachtung geſchiehet, gemeſſen, wird man deſſen Höhe mit Bey-
bülfe
der Regulä Proportionum finden, davon drey Termini wol bekannt
ſeyn
müſſen, deren Satz und Diſpoſition aber nicht allezeit einerley iſt;
dann
wann
der Faden die Seite des Quadrats, wo umbra recta ſtehet, durch-
ſchneidet
, ſo muß der erſte Terminus in der Regel de Tri das von dem Fa-
den
durchſchnittene Stuck der beſagten Seite ſeyn;
der andere
183161zum Feldmeſſen, IV. Buch, V. Capitel. aber die ganze Zahl der Seiten von dem Geometriſchen Quadrat, und der
dritte
die abgemeſſene Weite.
Wann aber der Faden die Seite des Quadrats, wo Umbra verſa an-
gemerket
iſt, durchſchneidet, muß der erſte Satz der Regel de Tri die
ganze
Seite des Geometriſchen Quadrats, der andere Terminus, das von
dem
Faden auf der Seite durchſchnittene Stuck, und der dritte die abgemeſ-
ſene
Weite ſeyn.
Wir wollen zum Exempel ſetzen, daß, wann die Höhe elnes Thurns
beobachtet
worden, der Bleyfaden die Seite von dem Umbra recta in dem
mit
40.
bemerkten Punct durchſchnitten habe, und die abgemeſſene Weite
20
.
Toiſen groß ſeye, ſo ſetzet man es nach der Regel de Tri auf folgende
Art
:
11
40
. # 100. # 20.
Wann nun 20. mit 100. multipliciret, und das Product 2000. mit
40
.
dividiret wird, ſo kommt vor den vierten Satz dieſer Regel 50. heraus,
welches
ſo viel andeutet, daß die Höhe des Thurns 50.
Toiſen ſeve.
Wann aber der Bleyfaden die Seite von dem Umbra verſa durch-
ſchnitten
, als zum Exempel in dem mit 60.
angemerkten Punct, und die ab-
gemeſſene
Weite 35.
Toiſen groß ſeye, ſo ſetzet man die drey erſten Sätze
in
der Regel de Tri auf eine andere und folgende Art:
22
100
. # 60. # 35.
Wann nun 35. mit 60. multipliciret, und das Product 2100. mit 100
dividiret
wird, wird 21.
die Höhe des Thurns ſeyn.
Von dem Gebrauche der in dem Geometriſchen Quadratſich
befindenden
Meßleiter ohne Berechnung.
Man kann auch alle dieſe Operationes ohne Berechnung auflöſen,
@leichwie
wir ſolches mit etlichen Exempeln darthun wollen.
Erſter Nutz.
Wir wollen ſetzen, gleichwie es ſchon geſchehen iſt, daß der Bleyfa-
33Fig. G. den der Seite der Umbræ rectæ in dem mit 40.
bemerkten Punct durchſchnei-
de
, und daß die abgemeſſene Weite 20.
Toiſen groß ſeye, ſo ſuchet man dann
in
der Meßleiter diejenige Linie, die perpendicular auf den Radium fällt,
welche
zugleich von dem Faden an, 20.
Theil groß ſeye, ſo wird dieſe Perpen-
dicularlinie
die Seite des Quadrats, welche dem Mittelpunete zugehet, in dem
mit
50.
bemerkten Punct durchſchneiden, ſo muß demnach in dieſem Fall die
Höhe
des Thurns 50.
Toiſen groß ſeyn.
Man theilet zuweilen die bewegliche Regel in Theile, welche mit denen
in
der Meßleiter von gleicher Gröſſe ſind, wodurch man die Länge der
184162Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Viertelzirkels A. pothenus oder den Geſichtsradium, indeme man die eingetheilte Regel an
ſtatt
des Fadens brauchet, erfahren kann.
Zweyter Nutz.
Sollte aber der Faden die Seite des Umbræ verſæ in dem mit 60. be-
merkten
Punct durchſchneiden, und die abgemeſſe Weite wäre 35.
Toiſen
groß
, ſo zehlet man auf dem Radio des Quadrantens von dem Mittelpuncte
an
, 35.
Theile, wie auch die Theilungen der Perpendicularlinie von dieſem
Punct
35.
biß an den Faden, allwo man 21. Theile finden wird, ſo wäre dem-
nach
in dieſem Fall die Höhe des Thurns 21.
Toiſen groß.
Hierbey muß man ſich auch erinnern, daß in allen Fällen die Höhe des
Mittelpuncts
von dem Inſtrument über der Erden noch müſſe addiretwerden.
Wann zum Exempel dieſe Höhe 5. Schuh iſt, wird die Höhe des Thurns in
dem
letzten Exempel 21.
Toiſen und 5. Schuh groß ſeyn.
Dritter Nutz.
Mit dieſer Meßleiter eine unzugängliche Höhe
zu
erfahren.
Wann man dieſes in das W@rk ſtellen will, müſſen zween Stände ge-
nommen
, und die Weite zwiſchen den zween Ständen gemeſſen werden,
wobey
man dreyerley Fälle in acht zu nehmen hat.
Der erſte Fall.
Wo die Seite des Umbræ rectæ allezeit zweymal von dem
Bleyfaden
durchſchnitten wird.
Wir wollen zum Exempel ſetzen, daß bey der erſten Beobach-
tung
der Faden die Seite des Umbræ rectæ in dem mit 30.
bemerkten Punct
durchſchnitten
, und daß, wann man 20.
Toiſen weit an einem Ort, der mit
dem
erſten Puncte wol waſſerpaß ſich befinde, zuruck gegangen, dieſer Fa-
den
eben dieſe Seite des Umbræ rectæ im Puncte 70.
durchſchneide, ſo bemer-
ket
man dann wie der Faden in dieſen zween Ständen ſtehe, indeme man
auf
dieſer Meßteiter eine Linie mit Reißbley von dem Mittelpuncte an, biß an
das
beſagte Punct 30.
ziehet, wie auch eine andere biß an das bemerkte
Punct
70.
alsdann ſuchet man zwiſchen dieſen zwoen Linien ein Stuck von
einer
Parallellinie, die ſo viel Theile habe, als die abgemeſſene Weite Toi-
ſen
in ſich hält, nemlich 20.
in dieſem Exempel. Wann nun beſagte Parallel-
linie
verlängertworden, wird ſelbige mit der Zahl 50.
eintreffen, die von
dem
Mittelpuncte an gerechnet wird, ſo wird demnach die obſervirte Höhe
185163zum Feldmeſſen, IV. Buch, V. Capitel. Thurns 50. Toiſen groß ſeyn; man wird auch hiebey erfahren, daß die
Weite
von dem Fuß des Thurns biß zu dem erſten Stand, die nicht hat kön-
nen
gemeſſen werden, 15.
Toiſen ſeye, weilen 15. Theile auf der Parallel-
linie
zwiſchen der Zahl 50.
und der mit dem Reißbley gezogenen Linie des
erſten
Stands, enthalten ſind.
An ſtatt daß man Linien mit dem Reißbley ziehet, kann man ſich zwee-
ner
von dem Mittelpuncte an ausgeſpannten Fäden, davon derjenige, wo
das
Bley daran hänget, ſchon einer davon wäre, bedienen.
Der zweyte Fall.
Wo die Seite des Umbræ verſæ alle zweymal von dem
Faden
durchſchnitten wird.
Wir wollen ſetzen, daß in dem erſten Stand der Bleyfaden die
Seite
des Umbræ verſæ in dem mit 80.
bemerkten Puncte durchſchneide, und
daß
, wann man an einem ebenen Platz um 15.
Toiſen weit zuruck gegangen,
der
Faden eben die Seite des Umbræ verſæ im Punct 50.
durchſchneide,
alsdann
deutet man auf der Meßleiter die zwey verſchiedene Lager des Fa-
dens
mit zwoen mit Reißbley gezogenen Linien, oder anderſt, an, und
ſuchet
zwiſchen dieſen zwoen Linien ein Stuck von einer Parallellinie, wel-
che
ſo viel Theile faſſe, als die abgemeſſene Weite Ruthen in ſich hält, gleich-
wie
in dieſem Exempel 15.
Theil ſind, wegen der 15. Toiſen der zwi chen den
zween
Ständen ſupponirten Weite;
zu dieſen 15. Theilen addiret man 25.
welche die Verlängerung eben derſelben Parallellinie biß an die Seite des
Quadrats
, die dem Mittelpuncte zulauft, geben, welches in allen 40.
Theile
macht
, ſo iſt demnach die Weite des Thurns biß an das Punct des andern
Stands
40.
Toiſen groß; damit man aber auch ſeine Höhe überkommen mö-
ge
, ſo ſuchet man auf der Seite des Quadrats, die dem Mittelpuncte zugehet,
die
Zahl 40.
welche diejenige von ſeiner Weite iſt, und zehlet von dieſer an die
erſte
Linie, die mit Reißbley gezogen worden, die Theile der Parallellinie,
welche
ſich in dieſem Exempel auf 20.
beziehen werden; iſt alſo die Höhe des
beſagten
Thurns 20.
Toiſen, zu welcher man allezeit, wie wir ſchon ge-
ſagt
haben, die Höhe des Mittelpuncts von dem Quadranten über den
Boden
addiret.
Der dritte Fall.
Wann der Faden in einem Stand nach der Länge der Diagonallinie
in
dem Quadrat fället in dem andern aber die Seite des Umbræ rectæ
durchſchneidet
, muß man eben auf dieſe Art verfahren, als wann die Seite
des
Umbræ rectæ alle zweymal von den Bleyfaden wäre durchſchnitten
worden
.
186164Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Viertelzirkels A.
Fället aber der Faden nach der Länge der Diagonallinie in einem von
den
zweenen Ständen, und durchſchneidet in dem andern Stande die Seite
des
Umbræ verſæ, ſo muß man eben ſo verfahren, als wann alle zweymal die
Seite
des Umbræ verſæ von dem Faden wäre durchſchnitten worden.
Die Urſache alles dieſes bißherigen iſt, daß allezeit auf der Meßleiter
ein
kleiner Triangel gezogen wird, welcher einem groſſen, der ſich auf der
Erde
formiret, obwohlen nach verſchiedenen Ständen ähnlich iſt.
Die
durch
den Bleyfaden bemerktle Linie ſtellet allezeit den Geſichtsradium
vor
;
die zwo andere Seiten aber des kleinen Triangels, welche einen gera-
den
Winkel miteinander machen, ſtellen die Höhe des Thurns und ſeine
Weite
vor;
Wann der Bleyfaden die Seite des Umbræ rectæ durchſchnei-
det
, wird die Höhe auf den Eintheilungen der Seiten, die aus dem Mittelpuncte
gehet
, vorgeſtellet;
wann aber der Faden die Seite des Umbræ verſæ durch-
ſchneidet
, wird die Weite auſ denen Eintheilungen der Seiten der Meßlei-
ter
, die aus dem Mittelpuncte gehet, und die Höhe auf der Perpendicular-
linie
, welche der Zahl der Eintheilung von beſagter Seite zukommet, darge-
leget
werden.
Vierter Nutz.
Wie man eine Tiefe, zum Exempel, eines Brunnens
oder
Grabens erforſchen könne.
Man muß die Breite davon meſſen, und den Boden durch die zwey
unbewegliche
Abſehen ſehen, doch aber alſo, daß man in einem Abzielen den
innern
Rande von oben, gleich vor ſich, und den gegenüberſtehenden unten,
den
das Waſſer berühret, zugleich anſehen könne;
alsdann wird der Faden,
die
mit den Schuhen und Ruthen correſpondirende Parallellinie von der
Brunnenbreite
, die man würklich abgemeſſen zu haben ſupponiret, durch-
ſchneiden
, ſo wird dann die Zahl der Perpendicularlinie, wo dieſe Parallel-
linie
zulaufen wird, die Tiefe dargeben, davon man noch die Höhe von dem
Mittelpunct
des Inſtruments, um wie viel es noch über dem Rande des
Brunnens
ſtehet, abziehen muß.
Auf gleiche Weiſe kann man auch die Breite eines Grabens, deſſen Tie-
@e
nur gemeſſen werden kann, ausfinden.
Wann alles dieſes bißherige recht ſoll verſtanden werden, ſo iſt es
ſehr
dienlich, daß man ein Geometriſches Quadrat, mit ſeiner
Meßleiter
in Handen habe.
187165zum Feldmeſſen, IV. Buch, V. Capitel.
Von dem Gebrauche des Viertelzirkels oder Quadrantens,
allwo
man ſich einer beweglichen Kegel mit @h@en Abſehen
bedtenet
, um die Höhen und Ciefen zu meſſen.
Man ſtellet den Quadranten alſo, daß ſeine Fläche mit dem Horizonte
gerade
Winkel mache, und daß einer von den Bögen oder halben Durchmeſ-
ſern
genau mit beſagtem Horizonte parallel laufe, welches geſchiehet, wann
der
Bleyfaden, indeme er ganz frey herabhanget, nach der Länge des andern
halben
Durchmeſſers fallen wird.
Wann nun die zwey unbewegliche Abſehen alſo geſtellet ſind, haben ſie
keinen
Nutzen, es wäre dann, daß man ſich deren, um eine Weite zweener
Sterne
zu meſſen, bedienen wollte, und alsdann müſte man d@n Quadran-
ten
ſo neigen, daß die unbewegliche Abſehen gegen einen Stern, und die be-
wegliche
gegen den andern gerichtet würden, inmaſſen auf ſolche Art der zwi-
ſchen
den zweenen enthaltene Bogen ihre Weite, woraus man die Verän-
derung
ihrer Aſpecten ſchlieſſen kann, geben wird.
Will man nun eine Höhe obſerviren, ſo muß der Mittelpunct des In-
ſtruments
über dem Auge ſtehen;
wann aber eine Tiefe gemeſſen wird, mutz
das
Auge über dem Mittelpuncte ſeyn.
Erſter Nutz.
Wie man die Höhe, zum Exempel, eines Thurns, zu deſſen
Fuß
man gelangen kann, obſerviren ſoll.
Wann der Quadrant auf die Art, wie wir zuvor geſagt haben, geſtellet
worden
, drehet man hernach die Regel alſo, daß man die Spitze des Thurns
durch
die Oefnungen der Abſehen ſehen könne, ſo wird der Bogen in der
Circumferenz
des Quadrantens, welcher zwiſchen dem halben Durchmeſſer,
der
parallel mit dem Horizonte lauft, und der (Lineæ fiduciæ) oder Abſehungs-
linie
der Regel enthalten iſt, die Oefnung des Winkels, der im Mittelpuncte
des
Inſtruments formiret wird, andeuten, wann man nun ferner genau die
Weite
von dem Fuß des Thurns, biß an den Ort, wo das Inſtrument ſte-
het
, abmiſſet, wird man drey bekannte Stücke in dem abzumeſſenden Trian-
gel
haben, nemlich die Grundlinie und die zween Winkel, die an derſelben
Ende
ſtehen, davon der eine allezeit ein rechter Winkel und 90.
hält, indeme
man
ſupponiret, daß der Thurn bleyrecht gebauet ſeye;
der andere Winkel
aber
iſt gleich demjenigen, welchen die (linea fiduciæ) oder Abſehungslinie der
Regel
mit dem halben Durchmeſſer, der parallel mit dem Horizonte gehet,
macht
:
das übrige wird ſich nach den Regeln der geradlinigten Dreyeckmeßkunſt
finden
laſſen, gleichwie wir ſchon oben davon geſagt haben;
oder auch
ohne
Berechnung, wann man auf dem Papier mit denen auf der Erde
188166Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Viertelzirkels A. machten Triangeln gleichförmige Triangel ziehet, oder aber mit dem Geome-
triſchen
Quadrat, wobey man wol in acht nimmt, daß in dieſem Stande des
Quadrantens
die Seite des Umbræ rectæ allzeit mit dem Horizonte parallel
laufe
, und die Seite des Umbræ verſæ auf ſelbigen perpendicular ſtehe.
Zweyter Nutz.
Die Höhe eines Thurns, man mag gleich zu ſolchen gehen
oder
nicht gehen können, mit Beyhülfe der Meßleiter
zu
meſſen.
In dieſem Stande des Quadrantens beſchreiben ſich allzeit auf der Meß-
leiter
kleine gleichförmige Triangel, deren Latera homologa parallel ſind,
und
eben ſo wie die groſſen Triangel, die ſich auf der Erde formiren, ſtehen;
welches die Berrichtungen viel einfacher und leichter macht, als wann der
Quadrant
anderſt ſtünde, wie wir ſolches gleich jetzo weiter erklären wollen, in-
deme
wir drey unterſchiedliche Vorausſetzungen nach verſchiedenen Fällen, die
ſich
ereignen können, machen werden.
Erſter Fall.
Wir wollen zum Exempel ſetzen, daß, nachdeme die Höhe eines Thurns,
zu
dem man gehen kann, durch die Oefnungen der Abſehen der beweglichen
Regel
obſerviret worden, die (Linea fiduciæ) oder Abzielungslinie die Seite
des
Umbræ rectæ in dem mit 40.
bemerkten Punct, durchſchneide, und daß
die
Weite von dem Fuß des Thurns 20.
Toiſen ſeye; hernach ſuchet man
ſolche
unter denen mit dem Horizonte parallellaufenden Linien von derjenigen
an
, die durch das Mittelpunct gehet, biß an die Regel, alsdann wird man
die
Parallellinie, welche 20.
Theil, wegen der 20. Toiſen der ſupponirten
Weite
hat, ſehen, daß ſie in die Zahl 50.
auf der Perpendicularſeite
des
Quadrats, von dem Mittelpuncte an gerechnet, hinein laufen:
woraus
man
ſchlieſſet, daß die Höhe dieſes Thurns über dem Mittelpuncte des Qua-
drantens
50.
Toiſen groß ſeye.
Zweyter Fall.
Wir wollen ſetzen, daß in einer andern Beobachtung die Regel die Sei-
le
des Umbræ verſæ in dem mit 60 bemerkten Punct durchſchneide, und die
abgemeſſene
Weite 35.
Toiſen ſeye; man zehlet dann von dem Mittelpuncte des
Quadrantens
nach der Länge der mit dem Horizonte parallellaufenden
Seite
35.
Theile, wegen der 35. Toiſen, vor die Weite; wann man nun
von
dieſem Puncte die Theile der Perpendicularlinie biß an den Durchſchnitt
der
Lineäfiduciä zehlet, wird man deren 21.
finden, welches zu erkennen
189167zum Feldmeſſen, IV. Buch, V. Capitel. bet, daß die Höhe des zum Meſſen vorgegebenen Thurns 21. Toiſen groß
ſeye
.
Dritter Fall.
Wir wollen endlich ſetzen, daß der Fuß des Thurns nicht betretten wer-
den
kann, und daß man zween Stände machen müſſe, gleichwie wir ſchon oben
geſagt
haben:
man kann aber ſeine Höhe, ohne daß man einigen Unterſchied
zwiſchen
dem Umbra recta und verſa mache, finden;
dann wann man die
Weite
zwiſchen den zween Ständen gemeſſen, und auf der Meßleiter zwo
Linien
, welche zu erkennen geben, wie die Regel in dieſen zween verſchiede-
nen
Ständen geſtanden, bemerket, ſuchet man zwiſchen dieſen zwoen Li-
nien
ein Stuck einer mit dem Horizonte parallellaufenden Linie, welche aus
ſo
vielen Theilen, als die abgemeſſene Weite Toiſen in ſich hält, beſtehe;
Wann man ſolche biß an die Perpendicularſeite des Geometriſchen Qua-
drats
, die aus dem Mittelpunete gehet, verlängert, wird man allda eine Zaht
finden
, welche die Höhe des Thurns darleget;
verlängert man aber dieſe
Parallellinie
biß an dieſe Zahl, ſo wird man auch zugleich die Weite biß an
den
Fuß des Thurns, welche ſonſt nicht könnte gemeſſen werden, erfahren.
Es iſt zu merken, daß in dieſer Stellung des Quadrantens die Horizon-
kalweiten
allezeit auf der Meßleiter durch die mit dem Horizont parallel-
lauſende
Linien;
und die Elevationes oder Höhen allezeit durch die auf dem
beſagtem
Horizont perpendicularſtehende Linien vorgeſtellet werden, wel-
ches
, wie wir ſchon geſagt haben, die Verrichtungen leichter zu verſtehen
macht
.
Es iſt aber nicht einerley Beſch affenheit in der andern ſenkrechten Stel-
lung
des Quadrantens, wo man ſich der unbeweglichen Abſehen bedienet;
dann wann, indeme die Höhe eines zugänglichen Thurns gemeſſen wird,
der
Bleyfaden in einem Stande die Seite des Umbræ rectæ, und in dem
andern
die Seite des Umbræ verſæ durchſchneidet, ſo wird die Weite zwiſchen
den
zwoen mit Reißbley gezogenen Linien, welche die zwo unterſchiedliche
Stellungen
des Fadens bedeuten, die Quadrate der Meßleiter überzwergs
mit
ihren Diagonallinien durchlaufen, welche keine gemeine Maaße mit den
Seiten
haben, und alſo könnte man ſich auch nicht deren bedienen, um die
Höhe
des vorgegebenen Thurns zu finden.
Von dem Gebrauche des Quadrantens um die Horizontal-
Weiten
abzumeſſen.
Obwohlen ein Quadrant nicht ſo bequem und gut, als ein halber oder
ganzer
Zirkel iſt, um die Horizontalweiten zu meſſen, aus Urſache,
weilen
man ſelbigen bey Meſſung der ſtumpfen Winkel nicht gebrau-
chen
kann, ſo wollen wir dannoch, in Anſehung des Geometriſchen
Quadrats
und der Meßleiter, welche wir auf dem Plano des
190168Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Viertelzirkels A. geriſſen oder gezeichnet zu ſeyn, ſupponiren wollen, nicht unterlaſſen, hiervon
anjetzo
einigen Nutzen zu zeigen.
Man ſtellet die Fläche des Quadrantens waſſerbas auf ſein Stativ, al-
ſo
daß ſein Umkreis beynahe parallel mit dem Horizonte laufe:
daun es iſt
nicht
nöthig, daß ſeine Fläche vollkommen wagrecht ſtche, indeme zuwei-
len
erfordert wird, ſolche Fläche zu neigen, damit man die Objecte durch
die
Oefnungen der.
Abſehen ſehen könne.
Man ſtellet das Statio dieſes Inſtruments auf die Linie, die man ab-
meſſen
will, und machet zwo Obſervationen auf folgende Manier, bey wel-
cher
das Senkbley nicht gebrauchet wird, ſondern da man ſich der vier ſowol
beweglichen
als unbeweglichen Abſehen bedienet.
11Tab. XIII.
Fig
. 5.
Wir wollen zum Exempel ſetzen, daß die Perpendicularweite A B zu
meſſen
ſeye:
Man ſtecket verſchiedene Stäbe in der Linie A C D ein, und
richtet
den Quadranten in dem Punct A auf, alſo daß die zwey unbeweg-
liche
Abſehen auſ der Linie A C ſtehen, wie auch daß das Punct B durch die
Oefnungen
der zwey Abſehen von der beweglichen Regel, welche mit der
Linie
A C in einem geraden Winkel geſtellet wird, geſehen werde;
hernach
nimmt
man den Quadranten hinweg, ſtecke einen Stab im Puncte A ein, und
miſſet
von A gegen C ſo viel als es beliebig iſt, als zum Exempel 18.
Toiſen
oder
Ruthen, bey deren Ende man ferner das Inſirument auf ſtellet, alſo daß
die
zwey unbewegliche Abſehen auf der Linie A C ſeyn, drehet die bewegliche
Regel
ſo lang, biß man das Punct B durch die Oefnungen dieſer Abſehen ſe-
hen
könne, ſo wird man auf der Meßleiter einen kleinen Triangel, welcher
mit
dem groſſen, der ſich auf der Erde formiret, ganz ähnlich ſeyn wird,
überkommen
;
hernach ſuchet man zwiſchen denen von der Regel durchſchnit-
tenen
Parallellinien diejenige, welche ſo viele Theile, als die abgemeſſene
Weite
Toiſen oder Ruthen in ſich hält, hat, nemlich 18.
in dieſem Exempel,
welche
dann auf dem halben Durchmeſſer des Quadrantens einer Zahl zulau-
fen
wird, die von dem Mittelpuncte des Inſtruments an gerechnet, ſo viele Thei-
le
, als Toiſen an der zum Meſſenvorgegebenen Linie A B ſind, in ſich hält.
Man wird auch die Weite A B, ſie mag ſenkrecht oder nicht ſenk-
recht
ſeyn, auf eine andere Manier, ohne daß man gezwungen ſeye, einen
Stand
in einem geraden Winkel bey dem Punct A zu machen, ausfinden
können
.
Wir wollen zum Exempel ſetzen, daß der erſte Stand im Puncte
C
, und der andere im Puncte D ſeye;
man ziehe auf der Meßleiter mit dem
Reißbley
, oder ſonſt mit was anders zwo gerade Linien, welche die zwo
unterſchiedliche
Stellungen der beweglichen Regel andeuten, und ſuche,
nachdeme
die Weite von dem Puncte C biß zu dem Puncte A gemeſſen wor-
den
, die wir 20.
Toiſen oder Ruthen groß ſetzen wollen, zwiſchen denen
mit
Reißbley gezogenen Linien ein Stuck einer Parallellinie, die 10.
Theile
groß
ſeye, welche auf dem halben Diameter des Geometriſchen
191169zum Feldmeſſen IV. Buch, V. und VI. Capitel. auſ eine Zahl ſallen wird, die von dem Mittelpunct an gerechnet, ſo viel Thei-
le
, als Toiſen oder Ruthen auf der Erde in einer geraden Linie von A bis
B
enthalten ſind, haben muß.
Man kann auch die Gröſſen von den Weiten CB und DB durch die der
beweglichen
Regel gemachte Abtheilungen finden, indeme ſich auf der Meß-
leiter
ein kleines ſchieſes Dreyeck ergiebet, das mit dem groſſen CDB, ſo
auſ
der Erde formiret wird, ähnlich iſt.
16[Figure 16]
Das ſechſte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Halb-
Zirkels
.
Wan nennet dieſe Inſtrumenten auch Graphometra oder Feldmeß In-
ſtrumenten
, und machet ſie aus geſchlagenem Meßing oder in Sand
gegoſſenen
Kupſer nach denen Modellen, die man den Gieſern gie-
bet
, von 7.
bis 15. Zollen im Diameter. Die Eintheilung wird hier eben
auf
die Art als bey der Winkelſcheibe und dem Quadranten, wie wir ſchon
oben
erkläret haben, gemacht.
Das ſimpelſte unter dieſen Inſtrumen-
ten
iſt das bey B.
An die Ende ſeines Durchmeſſers richtet man in ein kleines
viereckigtes
Loch auf der Geſichtslinie (Linea fiduciæ) zwey unbewegliche Abſe-
hen
, die man unten mit einem Mütterlein anſchraubet, an ſein Centrum aber
eine
bewegliche Regel, welche mit zweyen andern Abſehen verſehen iſt, die auſ
eben
die Manier, wie diejenige, wovon wir oben geſagt, gemacht ſind,
und
ſolche ſchraubet man auch an.
Mitten in ſeiner Fläche füget man ein
Käſtlein
mit einer Magnetnadel ein, um die Landcharten und Riſſe da-
mit
zu orientiren.
Unten an dem Halbzirkel iſt eine Nuß, die an dem
Mittelpuncte
veſt angemacht iſt, deſſen Hülſe auf ein Stativ mit dreyen
Beinen
, wie es die Figur weiſet, geſtellet wird.
Allhier iſt nothwendig zu erinnern, daß dieſe Inſtrumente gleich An-
fangs
mit dem Hammer wol müſſen zugearbeitet werden, hernach muß man
ſolche
mit einer groben Feile abſeilen und mit einer feinern, und dann ſubti-
len
glatt machen.
Wann dieſes Inſtrument alſo gefeilet worden, muß man
nachſehen
, ob man nicht im Feilen abgewichen, da man alsdann in dieſem
Fall
ſolche nach einem Lineal auf einem gar ebenen Stein oder Marmor wie-
der
zurecht bringen muß;
hernach fähret man mit einem naßen Bimſenſtein
darüber
, damit die Striche der Feile mögen weggenommen werden.
Will
man
aber die Halbzirkel, wie auch alle andere Inſtrumenten, wol
192170Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Halbzirkels bedienet man ſich eines ſubtilen Schleifſteins, hernach einer gar weichen
Kohlen
, alſo daß ſolche in das Werk keine Riß mehr mache;
damit aber end-
lich
ſolches lſchön hell werde, nimmt man einen ſubtilen mit Oel angemach-
ten
Tripel, den man ſtark mit einem Stuck von klaren Filz oder von Gem-
ſenleder
auf dem Inſtrument reibet.
Der Halbzirkel mit dem Perſpectivbey A iſt nutzlich bey der Meſſung
gar
groſſer Diſtanzen;
dieſer hat Grad auf ſeinem Rand, die durch die ge-
rade
und krumme Transverſallinien in Minuten eingetheilet werden, gleich-
wie
wir ſchon oben, da von dem Quadranten gehandelt worden, geſagt ha-
ben
.
Es iſt aber das Perſpectiv unterhalbs nach der Länge ſeines Durchmeſ-
ſers
beveſtiget, deſſen mit B bezeichnete Ende auf jeder Seite vorſchieſſen;
auf
der
beweglichen Regel dieſes Halbzirkels iſt ein anderes Perſpectiv veſt ge-
macht
.
Weilen nun die Geſichtslinie oder die Abſehungslinie das Mittel
dieſer
Regel durchſchneidet, muß das Perſpectiv, welches daran veſt ſtehet,
ein
wenig kürzer ſeyn, damit man die Grade der Eintheilung die von der Ge-
ſichtslinie
durchſchnitten werden, ſehen möge;
Noch beſſer aber iſt es, wann
die
zwey Perſpective in der Länge einander gleich ſind, und alsdann wird er-
fordert
, daß die Abſehungslinie der beweglichen Regel aus dem mit C bezeich-
neten
Ende gezogen werde, und daß ſelbige, indeme ſie durch den Mittel-
punct
des Halbzirkels gehet, auf das gegenüber ſtehende End bey D zulaufe.
Man ſchneidet die zwey Ende von der beweglichen Regel alſo
aus
, daß ſie auf dem Rande mit denen Eintheilungen der Grade wel
eintreffen
, gleichwie man bey denen mit C F und G D bemerkten Gegenden ſe-
hen
kann, alſo daß die Linie CFEGD die Abſehungslinie des Halbzirkels
ſeye
.
Es iſt auch dienlich allhier anzumerken, daß man die Grade dieſes Halb-
zirkels
nicht von dem Durchmeſſer zu zehlen anfange, glelchwie es bey andern
geſchiehet
, ſondern bey der Gegend, wo ſich der Ausſchnitt der Abſehungs-
linie
befindet, wann anderſt die Radii viſorii der zweyen Perſpective, indeme
eines
auf dem andern ſtehet, zuſammen treffen;
damit aber ſolche zuſammen-
treffend
gemacht werden, ſchiebet man die kleine Einfaſſung, in welcher die
ſubtile
Fäden enthalten ſind, mit Beyhülfe der Schrauben, vor-oder hinter-
wärts
.
Die Breite von dem Mittelpuncte der Perſpective bis an die Aus-
ſchnitte
der beweglichen Regel iſt insgemein 5.
Grad, welches verurſachet,
daß
die Theilung um ſo viel Grad auf einer Seite weiter, als auf der an-
dern
fortrucket, gleichwie ſolches die Figur zeiget.
Dieſe Perſpective beſtehen entweder aus 2. oder 4. Gläſern, welche al-
le
in dem Foco des Objectivglaſes einen gar ſubtilen Seidenfaden, der an ſtatt
eines
Abſehens dienet, ausgeſpannet haben.
Die Perſpective mit 4. Gläſern ſtellen die Objecte in ihrem rechten
Stand
vor, hingegen verkehren oder wenden diejenige mit 2.
Gläſern die
193171zum Feldmeſſen, IV. Buch, VI. Capitel. jecteum, daß alſo, was auf der rechten Hand ſtehet, links, und was in der
Höhe
iſt, in der niedern erſcheinet, doch benimmt dieſes der Accurateſſe der
Operation
nichts, indeme ſolche dannoch allezeit das Abſehungspunct geben.
Die hren dieſer Perſpective beſtehen aus Kupfer oder Meßing wel-
che
zuſammen gelöthet und in Form eines Cylinders abgedrehet ſind, gleich-
wie
man aus der Figur D erſiehet, als welche ein abgeſondertes Perſpectiv
vorſtellet
.
Das Ocularglas, welches dasjenige iſt, das nahe bey dem Aug ſte-
het
, wann man die Gegenſtände betrachtet, befindet ſich am Ende 1.
man ſe-
tzet
ſolches in ein anderes kleines beſonderes Rohr, das auch mit 1.
bemerket
wird
, ein, welches man in dem Rohr des Perſpectivs nach dem Unterſchied
der
Geſichter, entweder ein- oder ausſchieben kann.
In dieſem kleinen Rohr
ſtehet
auch zuweilen im Foco des Ocularglaſes ein ſubtiller Seidenfaden aus-
geſpannet
, welcher zu einem Abſehen gebrauchet wird, aber am beſten iſt es,
wann
dieſer Faden auf einen kleinem Stücklein Kupfer veſt angemacht wird,
welches
man auch hier beſonders ſiehet, auſ welchem man gar accurat, wie
bey
2.
ein Quadrat, auf welches dieſe Fäden zu ſtehen kommen, gezogen.
Man füget dieſes Stuck in einem Einſchnitt oder Faltz ein, in die eine kleine
Einfaſſung
von Kupfer, die an das Rohr des Perſpectivs in der mit 2.
be-
zeichneten
Gegend angelöthet wird, gehöret.
Das Schräublein bey 5. iſt
daran
gemacht, um das kleine Stuck, wo die Seidenfäden ſind, entweder
vor-
oder hinterwärts ſchrauben zu können.
Das Objectivglas ſtehet am an-
dern
Ende des Perſpectivs gegen der Seite des Objects zu, welches man zu
ſehen
verlanget:
Es ſtecket ſelbiges auch in einem kleinen Rohr, das mit 3.
bemerket
wird, welches keb in das Rohr des Perſpectivs gehet, damit die-
ſes
Glas nicht leicht ſeinen Platz verändere, wann das Perſpectiv beyſam-
men
iſt.
Dieſe Gläſer ſind bauchicht, welches macht, daß ſie auch in der
Mitte
dicker als an ihrem Rande ſind.
Es muß aber das Ocularglas er-
habener
als das Objectivglas ſeyn, damit die Objecte dadurch gröſſer, als
den
bloſſen Augen erſcheinen.
Man nennet den Focum eines convexen Glaſes die Gegend, wo die
Radii
, die von einem lichten oder erleuchten Object, das in einer gar groſſen
Diſtanz
iſt, herkommen, ſich vereinigen, nachdeme ſelbige durch das Glas
gegangen
;
dahero dann auch ſich die Objecte, die gegen dem Glas über ſte-
hen
, in dieſer Gegend gar accurat, wie gleichſam abgemahlt vorſtellen.
Zum
Exempel
:
das Punct R zu äuſſerſt in dem Cono der Figur H, iſt der Focus des
Glaſes
S, weilen es das Punct iſt, wo ſich die Strahlen, welche bey dem an-
dern
Ende N des Rohrs hinein gehen, vereinigen, nachdeme ſie durch das
Glas
S gegangen.
Die gebräuchlichſten Perſpective ſind diejenige mit zweyen Gläſern, die
alſo
gerichtet ſind, daß ihre Foci eine Gemeinſchaft mit einander haben,
194172Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Halbzirkels in einem ein@gen Punct in dem Rohr des Perſpectivs zuſammen kommen, allwo
auch
das Punct iſt, dahin man die Fäden ſtellet;
wann der Focus des Ob-
jectivglaſes
ſieben-oder achtmal gröſſer iſt, als derjenige des Ocularglaſes,
ſo
wird das Object auch 7.
oder 8. mal gröſſer erſcheinen, als wann die
Foci
von dieſen zweyen Gläſern gleich wären.
Wann der Focus des Ocularglaſes mit demjenigen des Objectiv-
glaſes
gemein iſt, werden die colorirte Strahlen, welche, nachdem ſie im
Fallen
auf der Fläche des Objectioglaſes ſich gebrochen haben, in ihrem
Foco
zuſammen gekommen, ihren Weg, indeme ſie auseinander gehen,
weiter
fortſetzen, wiederum, wann folche das Ocularglas angetroffen, ge-
brochen
durchgehen, und ſich alſo lenken, daß man, wann das Aug hinter
dieſes
Glas geſtellet wird, die Objecte, ſo ſich in dem Foco abvilden, ſe-
hen
und erkennen wird:
dann das Object iſt es, welches ſeine Geſtalt dem
Aug
zuwirft, das ſich auch gar deutlich aus folgendem Experiment probiren
läſſet
.
Man machet ein Zimmer recht finſter, und ſchneidet ein rundes Loch
in
einen Fenſterladen ein, der gegen einen wol erleuchteten Ort ſtehet,
man
ſetzet hernach in ſolches ein convexes Glas, und ſt@llet im Zimmer gegen
dieſem
Glas über in der Weite ſeines Foci ein Papier oder weiſſes Tuch,
alsdann
ſiehet man auf dem Papler die Objecte, die auſſerwärts gegen dem
Glaſe
über ſtehen, gar net und deutlich umgewandt abgemahlet, welches von
den
Strahlen des Lichts herkommt, die don denen Objecten zurück prellen.
Den Forum des Glaſes findet man, wann das Papier ſo lang hinter-
und
vorwärts gerucket wird, bis eine nette und recht deutliche Abbildung ſich
zeiget
.
An dieſem Halbzirkel befindet ſich ein Compaß und eine Nuß, daß
alſo
, wann ſolcher Halbzirkel auf dieſe Manier gemacht wird, ſelbiger ei-
ner
von den vollkommenſten iſt, den man machen kann.
Das mit C bezeichnete Inſtrument iſt ein Transporteur ungefehr von
11Fig. C. 8.
bis 10. Zollen im Diameter mit ſeiner beweglichen Regel. Man macht
dieſen
zuweilen eben ſo groß, als die Inſtrumenta Graphometra, welche man
auf
dem Felde brauchet, damit man auf ſeinem Rand die Minuten andeuten,
und
ſelbiger dienen könne, auf das Papier eben dieſelben Winkel in Gra-
den
und Minuten, wie ſie auf dem Felde obſerviret worden, aufzutragen.
Dieſer Transporteur iſt ausgehohlet, und ſeine bewegliche Regel dre-
het
ſich um einen kleinen runden Zirkel, in deſſen Mitte eine kleine Spitze
iſt
, welche das Centrum des Transporteurs andeutet.
Die Eintheilung wird auf eben die Art, wie bey dem Halbzirkel, und
nach
der Methode, die wir gezeiget haben, gemacht.
Erſter Nutz.
Wann man ein vorgegebenes Feld in Grund zu legen verlanget, als
22Tab. XIV.
Fig
. 1.
A B C D E, ſo ſtecket man einen Stab bleyrecht bey dem Winkel der
195173zum Feldmeſſen, IV. Buch, VI. Capitel. gur ein, und miſſet accurat eine von den langen Seiten mit der Toiſe oder
Meßruthe
ab, als wie hier A B, welche wir zum Exempel 50.
Toiſen und
zween
Schuh groß ſetzen wollen;
Man machet ferner einen Entwurf, indeme
man
auf dem Papier eine Figur, die beynahe derjenigen auf dem Felde gleich
ſeye
, umreiſſet, ſetzet den Halbzirkel mit ſeinem Stativ an den Ort, wo der
Stab
A ſtehet, alſo, daß man im Abzielen durch die Durchſchnitte der unbe-
weglichen
Abſehen des Diameters den Stab B ſehen könne, drehet hernach,
wann
der Halbzirkel in dieſer Stellung unbeweglich geblieben, die beweg-
liche
Regel dergeſtalten, daß man durch ihre Abſehen den Stab C ſehen kön-
ne
;
Man bemerket über das, was vor einen Winkel die Geſichtslinie der
beweglichen
Regel mit der Seite A B mache, notiret in dem Entwurf die Zahl
der
Grade des Winkels B A C.
Man verſchiebet ferner die bewegliche
Regel
, alſo daß man durch die Abſehen den Stab D zu ſehen bekommt, und
ſetzet
in dem Entwurf die Zahl der Grade, welche der Winkel B A D in ſich
hält
, an;
endlich verſchiebet man nochmalen die bewegliche Regel, alſo,
daß
man durch die Abſehen den Stab E ſehen kann, und ſchreibet die Zahl der
Grade
, welche der Winkel B A E hat, an:
Man muß aber, ſo oft als auf
einen
ieden Stab durch die Abſehen der beweglichen Regel abgezielet wird,
wohl
acht geben, ob der Stab B allezeit in der rechten Abzielung durch die
unbewegliche
Abſehen des Durchmeſſers ſtehe.
Wann dieſes geſchehen, thut man den Halbzirkel mit ſeinem Stativ
von
der Stelle, und ſetzet, nachdeme der Stab in A wiederum eingeſte-
cket
worden, den Halbzirkel mit ſeinem Stativ an den Platz, wo der
Stab
B ſtehet, ſo daß man im Abzielen durch die Defnungen der unbeweg-
lichen
Regeldes Diameters den Stab A ſehen könne;
Wann nun der Halb-
zirkel
in dieſem Stande unbeweglich bleibet, verſchiebet man, wie vorhero
auch
ſchon geſchehen, die bewegliche Regel, damit man durch thre Abſehen
einen
Stab nach dem andern, als die Stäbe C, D, E, ſehen möge, worauf
man
dann in dem Entwurf die Gröſſe eines jeden Winkels A B C, A B D, und
A
B E bemerket.
Endlich bringet man die Figur in das Reine, wann man mit einem
Halbzirkel
oder Transporteur gar accurat alle Winkel, deren Gröſſe an
beeden
Enden der Linie A B angedeutet worden, ziehet, woraus man auch
hier
ſo viel gerade Linien, und aus ihren Durchſchnitten andere Linien, welche
den
vorgegebenen Grundriß formiren werden, beſchreiben muß;
man wird
aber
die Länge aller Seiten, die nicht abgemeſſen worden, vermittelſt eines
Maaßſtabs
von gleichen Theilen, deren 50 {1/3} die Linie AB in ſich häit, wiſſen
können
, ſo wird man dann endlich die Fläche dieſes Feldes, indeme man einen
jeden
Triangel des alſo verfertigten Grundriſſes ausmiſſet, nach den Re-
geln
der Planimetrie, von welcher ſehr viel Bücher handeln, finden.
Es iſt zu merken, daß es gar wol gethan ſeye, wann eine von den läng-
ſten
Linien der vorgegebenen Fläche würklich gemeſſen wird, damit
196174Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Halbzirkels als eine gemeine Grundlinie dienen möge; auch daß man an einem jeden En-
de
von dieſer alle Obſervationen halten müſſe, als welche, um darauf die Win-
kel
der Triangel, die man dorten hat machen müſſen, zu ſtellen nothwendig
ſind
:
dann wann man zur allgemeinen Baſi von allen dieſen Triangeln eine
von
den kürzeſten Linien nehmen würde, ſollten die Winkel, welche ſich durch
die
Durchſchnitte der Geſichtsſtrahlen in Abziehlen auf die Stäbe formiren,
gar
zu ſpitzig, und der Durſchnitt gar zu ungewiß ſeyn.
Man kann dieſen Grund mit Beyhülfe des Compaſſes orientiren, del-
ſen
Linie Nord und Sud, ſonſten insgemein parallel mit dem Diame-
ter
des Halbzirkels gezogen wird;
gleichwie aber die gemeine Baſis aller
obſervirten
Triangel parallel mit dieſem Diameter gehet, ſo hat man nur
den
Winkel zu bemerken, den ſelbige mit der geſtrichenen Nadel machet,
welches
man leicht erfahren wird, wann man die Abſehungslinie der beweg-
lichen
Regel parallel mit beſagter Nadel richtet.
Endlich muß man noch auf
dem
Grundriß eine kleine Windroſen aufreiſſen, allwo die vornehm-
ſten
derſelben mit ihrem Namen bezeichnet, und der Obfervation gemäß, wie
ſelbige
auf dem Feld iſt gehalten worden, geſtellet ſtehen.
Zweyter Nutz.
Die Weite des Rirchthurns A zu dem Thurn C, welche
unzugänglich
ſupponiret wird, zu finden.
Wann man ſich zween Plätze in der Gegend, allwo der Kirchthurn
11Tab. XIV.
Fig
. 2.
und der Thurn können geſehen werden, erwählet, und die Weite darzwiſchen,
diezur
Grundlinie dienet, abgemeſſen hat, ſtellet man den Halbzirkel an einem
Ende
von dieſem, als in D, und in dem andern einen Stab, als im Puncte E,
veſt
, verſchiebet den Halbzirkel, alſo daß durch die unbewegliche Abſe-
hen
ſeines Diameters, oder durch das Perſpectiv der Stab in E möge geſehen
werden
;
Man verſchiebet ferner die bewegliche Regel, daß man durch ihre
Abſehen
den Kirthurn A ſehen könne, da dann die Grade auf dieſem Halb-
zirkel
, welcher zwiſchen dem Diameter und der beweglichen Regel enthalten
ſind
, die Oefnung des Winkels A D E, der in dieſem Exempel 32.
Grad iſt,
geben
werden, die man in dem Entwurf aufzeichnen muß.
Man verwendet
weiters
die bewegliche Regel, bis man den Thurn C durch ihre Abſehen, oder
durch
das Perſpectiv, da man inzwiſchen immer den Diameter auf der @
D
E unbeweglich hält, zu Geſicht bekomme, alsdann werden die Grade, welche
zwiſchen
den Diameter und der beweglichen Regel enthalten ſind, die Oef-
nung
des Winkels C D E geben, der 123.
Grad macht, und in dem Entwurf
zu
bemerken iſt.
Darauf nimmt man den Halbzirkel von dem Stand
D
weg, und ſtecket dorten einen Stab ein, miſſet accurat die Weite von
dem
Stabe D, bis zu dem Stab E, welche wir hier 32.
Toiſen groß ſupponi-
ren
, das in dem Entwurf auch zu bemerken iſt;
man ſtellet weiter den
197175zum Feldmeſſen, IV. Buch, VI. Capitel. zirkel an den Ort, woder Stab E iſt, doch alſo, daß die unbewegliche Ab-
ſehen
des Diameters, oder des Perſpectivs gerad auf der Linie D E ſtehen, ver-
wendet
die bewegliche Regel, damit man durch ihre Abſehen den Thurn G ſe-
hen
möge, ſo werden die Grade, die zwiſchen dem Diameter und der bewegli-
chen
Regel enthalten ſind, die Oefnung des Winkels C E D geben, welcher
in
dieſem Exempel 26.
Grad iſt. Man verwendet endlich die bewegliche Re-
gel
, um durch ihre Abſehen auf den Thurn A zu ſehen, da der Winkel A E D
125
.
Grad groß ſeyn wird, den man in dem Entwurf auch bemerken muß,
und
alſo wird man mit Beyhülfe eines Maaßſtabs und eines Transporteurs
eine
ähnliche Figur aufreiſſen können, um die Weite A C, die zu meſſen vor-
gegeben
worden, zu erfahren.
Will man aber eben die Aufgab nach dem Trigonometriſchen Cal-
culo
ſolviren, muß man erſtlich aus der Beobachtung in dem Triangel
D
A E, den ſplzigen Winkel A D E, der 32.
Grad macht, und den ſtumpfen
D
E A, der 125.
Grad groß iſt, wiſſen; woraus dann folget, daß der
dritte
Winkel D A E 23.
Grad ſeye, weilen die drey Winkel in einem jeden
geradlinigten
Triangel zween rechten gleich ſind.
Will man nun die Seite
A
E wiſſen, muß man dieſen Schluß machen:
Der Sinus von 23. Graden,
deme
in den Tabellen dieſe Zahl 39073.
zukommet, verhält ſich gegen 32.
Toiſen oder Ruthen, wie der Sinus von 32. Graden 52992. gegen der Li-
nie
A E von 43.
Toiſen oder Ruthen, und etwas darüber ſich verhält. Man
weiß
auch gleichfalls in dem Triangel C D E aus der Obſervation den ſpitzigen
Winkel
C E D von 26.
Graden, und den ſtumpfen E D C von 123. Graden,
dahero
dann folget, daß der dritte Winkel D C E 31.
Grad iſt, damit man
nun
die Seite C E wiſſen möge, ſchlieſſet man vor das zweyte alſo:
Wie ſich
verhält
der Sinus von 31.
Graden 51504. zu 32. Toiſen oder Ruthen, ſo
verhält
ſich der Sinus von 123.
Graden, oder ſeines Complements 57. , der
eben
derjenige iſt 83867.
gegen C E von 52. Toiſen oder Ruthen: damit man
ferner
die Weite C A erfahren möge, examiniret man den Triangel C A E,
in
welchem die zwo Seiten C E und A E mit dem darzwiſchen enthaltenen
Winkel
A E C von 99.
Graden enthalten ſind, dahero folglich die zween ande-
re
unbekannte Winkel miteinander 81.
Grad gelten; damit man aber einen
jeden
beſonders erfahren möge, machet man wieder dieſen neuen Schluß:

Gleichwie
ſich die Summe der zwoen bekannten Seiten von 95.
Toiſen oder
Ruthen
verhält gegen ihre Differenz von 9.
Toiſen oder Ruthen, alſo ver-
hält
ſich der Tangens von 40.
Graden, 30. Minuten, die Helfte der zween
unbekannten
Winkel 85408.
, gegen einer vierten Zahl 8091. , welche der
Tangens
von der Helfte der Differenz zweener unbekannten Winkel iſt;

Wann
nun dieſer vierte Terminus in der Reihe der Tangenten geſucher
wird
, trift ſolcher mit 4.
Graden, 37. Minuten ein, welche man zu beſagter
Helfte
von 40.
Graden und 30. Minuten addiret, ſo wird der gröſte von den
zween
ſpitzigen Winkeln, nemlich C A E 45.
Grad 7. Minuten, und
198176Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Halbzirkels lich der dritte Winkel A C E 35. Grad, 53. Minuten, groß ſeyn. Damit
endlich
auch die Lange C A gefunden werden, ſagt man:
Gleichwie ſich verhält
der
Sinus von 35.
Graden, 53. Minuten, 58613. gegen 43. Toiſen oder Ru-
then
, alſo verhält ſich der Sinus von 99.
Graden, oder ſein Complementum
von
81.
Graden, 98768. gegen der Diſtanz A C von 72. Toiſen, oder Ru-
then
, und 2.
Schuhen.
Dritter Nutz.
Wann man die Höhe eines Thurns A B, zu deſſen Fuß man wegen
eines
Bachs, welcher unten an beſagten Thurn vorben flieſſet, nicht kom-
11Tab. XIV.
Fig
. 3.
men kann, zu wiſſen verlanget, ſo ſuchet man ein Stuck Landes aus, das bey-
nahe
Waſſerpaß lieget, und darauf man zween Stände, gleichwie in dieſem
Exempel
C und D, überkommen kann.
Man ſtellet den Halbzirkel vertical
im
Puncte D auf, alſo daß ſein Diameter mit dem Horizont parallel laufe,
welches
vermittelſt eines Fabens geſchiehet, mit ſeinem Senkbley, das
man
oben an einer Perpendicularlinie herunter, welche hinter dem halben
Zirkel
gezogen iſt, anhänget;
man verdrehet ferner die bewegliche Regel,
damit
man durch ihre Abſehen die Spitze des Thurns B ſehen könne, exa-
miniret
, wie groß der Winkel B D A ſeye, den wir 42.
Grad groß ſup-
poniren
wollen, weiche man in dem Entwurf bemerken muß;
Wann man
nun
den halben Zirkel weggethan, und ſelbigen in andern Stand C geſtellet,
miſſet
man die Weite D C, die wir hier 12.
Toiſen oder Ruthen groß ſetzen
wollen
, und nachdeme man den Halbzirkel auf eben die Manier gerichtet,
daß
ſein Diameter parallel mit dem Hor zont ſeye, verwendet man die bewegli-
che
Regel ſo lang, bis man die Höhe des Thurns B ſehe, notiret den Win-
kel
B C D, um ſolchen in dem Entwurf anzuſetzen, den wir hier 22.
Grad
groß
ſupponiren wollen;
Man machet ferner eine ähnliche Figur mit Bey-
hülfe
eines Maaßſtabs und eines Transportcurs, ſo wird man die Höhe A B
bekommen
, welche ſich auch nach dem trigometriſchen Calculo auf folgen-
de
Manier ausfinden läſſet.
Der Winkel B D A von 42. Graden giebet den daran ſtehenden Win-
kel
B D C von 38.
Graden, und weilen der Winkel C 22. Grad groß be-
funden
worden, ſo wird der dritte Winkel des Triangels C B D 20.
Grad
groß
ſeyn.
So muß demnach nach der Proportionsregel geſchloſſen werden;
Gleichwie ſich verhält der Sinus von 20. Graden 34202. gegen 12. Toi-
ſen
oder Ruthen, alſo verhält ſich der Sinus von 22.
Graden 37461. ge-
gen
der Linie B D von 13.
Toiſen oder Ruthen, und 10. Zollen: weilen nun
dieſe
Linie B D die Hypotenus des gradwinklichten Triangels B D A iſt, in
welchem
alle Winkel bekannt ſind, ſo ſaget man nach einer andern Regel de
Tri
, gleichwie ſich verhält der Sinus totus 10000 gegen 13.
Toiſen, 10.
Zollen
, alſo verhält ſich der Sinus von 42.
Graden 66913. gegen der Höhe
A
B von 8.
Toiſen oder Ruthen, und etwas weniger, als 5. Schuhen.
199177zum Feldmeſſen, IV. Buch, VI. Capitel.
Vierter Nutz.
Eine ganze Landſchaft in Grund zu legen, und in eine
Charte
zu bringen.
Man ſuche ſich erſtlich zween erhabene Oerter aus, aus welchen man
auf
eine groſſe Weite das Land überſehen kann, es ſeye auch ein Ort von dem
andern
weit genug entfernet, damit ſolche Weite zu einer gemeinen Grund-
linie
für allerhand Triangel dienen könne, um eine Charte davon machen zu
können
, es werden auch würklich mit der Kette die Weiten dieſer zween
Oerter
gemeſſen.
Wann dieſe zwo Höhen A und B von einander 200. Toiſen oder Ru-
then
weit ſupponiret worden, ſtellet man die Fläche des Halbzirkels mit ſei-
nem
Statio in dem Punc A horizontal, dergeſtalten, daß man durch die un-
bewegliche
Abſehen des Diameters, oder durch das Perſpectiv das Punct B
ſehen
könne;
wann nun das Inſtrument in ſolcher Stelle veſt ſtehen bleibet,
verſchiebet
man die bewegliche Regel, um nach einander die Thürne, Kirch-
thürne
, Windmühlen, Bäume und andere merkwürdige Oerter, die man
in
die Charte bringen will, zu ſehen, examiniret was vor Winkel ſelbige mit
der
gemeinen Baſi machen, und verzeichnet ſolche auch gleich in dem Ent-
wurf
mit Beyſetzung des eigentlichen Namens von einem jeden Ort, auf wel-
che
man durch die Abſehen oder durch das Perſpectiv abgezielet.
Zum Ex-
empel
:
der Winkel B A I macht 14. Grad B A G 47°. , B A H 53°. , B A P 68°. ,
B
A E 83°.
, B A D 107°. , und endlich der Winkel B A C 130. Grad; Wann
nun
ſolches geſchehen, und die Winkel in dem Entwurf ſamt der Weite A B
der
zween Stände, die wir 200.
Toiſen oder Ruthen groß ſupponiret haben,
aufgezeichnet
worden, ſtellet man den Halbzirkel in das Punct B, um allda
aus
dem andern Stand zu meſſen.
Wann das Inſtrument alſo geſtellet worden, daß ſein Diameter mit
der
Linie A B überein triſt, ſo verwendet man die bewegliche Regel, und beob-
achtet
die Winkel, welche eben die Objecte machen, die aus dem Puncte
A
geſehen worden;
als zum Exempel; der Winkel A B C macht 20°.
A B F 37°. , ABD, 44°. , A B E, 56°. , A B G 83°. , A B H 96°. , und der Win-
kel
A B I 133°.
die man in dem Entwurf, gleichwie man bey denen anderr
gethan
, andeuten muß.
Wann ein Object aus dem Puncte A iſt geſehen worden, und man ſol-
ches
aus dem Punct B nicht ſehen kann, ſo muß die Grundlinie verändert, und
ein
anderes Punct erwählet werden, aus welchem man ſolches ſehen kön-
ne
, dann es iſt allerdings nothwendig, daß ein Object aus zweyen
verſchiedenen
Oertern geſehen werde, weilen man ſonſten ſeine Stelle
200178Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Viertelzirkels, a. anderſt, als aus dem Punct des Durchſchnitts zwoer Linien haben kann, da
eine
jede aus den Enden der Grundlinie gezogen wird, mit welcher ſelbige ei-
nen
gradlinigten Triangel formiren.
Hier iſt auch nicht zu vergeſſen, daß die Weite der Grundlinie, die man
abmiſſet
, nach der Verhältniß der Triangel, zu welchen ſolche dienen ſolle,
groß
genug, auch überdeme wol nach einer geraden Linie und horizontal ge-
richtet
ſeyn müſſe;
dann wann man nach den Ungleich heiten des Erdreichs
bald
hoch vald niedrig gienge, würde man gar zu lange Baſes in Proportion
der
Winkel und der Geſichts linten, welche in Abzielung auf die Objecte ge-
zogen
worden, überkommen.
Will man nun endlich dieſe Charte in das Reine bringen, reduciret
man
alle dieſe obſervirte Triangel nach ihrer rechten Proportion vermittelſt
eines
Maasſtabs, Transporteurs, nach der Manier, die wir ſchon oben
gezeiget
haben.
17[Figure 17]
Das ſiebende Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der
Bouſſole
oder eines Compaſſes.
Dieſes Inſtrument wird aus Kupfer, Helfenbein, Holz oder ſonſten
aus
einer andern dichten Materie verſertiget.
Man macht derglei-
chen
von 2.
bis 6. Zoll in Diameter: Seine Mitte iſt zirkelrund,
wie
eine runde Büchſe ausgeholet, auf den Boden reiſſet man eine Windroſe,
und
beſchreibet um ſelbige eine in 360.
Grad getheilte Peripherie. Dieſe Zir-
kelrunde
ſtehet in einer viereckigten Platte, da in dem Mittelpunce eine kleine
Spitze
von Kupfer oder Stahl eingefüget wird, welche dienet, eine geſtriche-
ne
Nadel von Stahl darauf zu ſtellen, die im Gleichgewicht ſtehet, damit ſel-
bige
ganz frey ſich drehen könne, und oben darüber thut man ein rund geſchnit-
tenes
Glas, w@lches man in einem kleinen Falz, der mit allem Fleiß um den
Zirkel
herum gemacht worden, veſt machet, um zu verhindern, daß die Be-
wegung
der Luft der Nadel nicht zu viel Bewegung gebe.
Der äuſſerſte Theil der geſtrichenen Nadel, nemlich derjenige, der mit
dem
mittägigem Pol des Magnetſteins geſtrichen worden, wendet ſich allezeit
gegen
die mittägige Seite der Welt, wiewol nicht ganz richtig, ſondern mit ei-
ner
Abweichung, welche ſich zu einer und der andern Zeit verändert.
Nach denen im Monat October Anno 1715 auf dem Königlichen
201179zum Feldmeſſen, IV. Buch, VII. Capitel. ſervatorio angeſtellten Obſervationen hatte die geſtrichene Magnetnadel eine
Abweichung
von 12.
Graden und 15. Minuten von Norden gegen Weſten.
Auf dem Küniglichen Obſervatorio zu Berlin, wich den 7. Sept 1747. eine
Magnetnadel
von 5.
Zoll 13. 23°. von Norden nach Weſten zu, ab.
Die Nadel werden von einem ſtählernen Blech gemacht, in der Länge
von
dem Diameter des Compaſſes.
Manlöthet in der Mitte ein klein Hüt-
lein
von Kupfer, darauf, welches man ganz gleich ausarbeitet, in Form e@-
nes
Kegels, und machet zu innerſt ein kleines ſpitziges Hälslein, damit die
Nadel
auf ihrer Spitze eine freye Bewegung habe, man feilet ſelbige gar ſub-
til
aus, indeme man ſolchen verſchiedene Figuren giebet, wie dann deren eini-
geaneinem
Ende die Figur eines Wurfpfeils, und an andern eines Pfeils ha-
ben
;
und dieſe ſind insgemein die groſſen, die man auf dieſe Art feilet: Bey
den
mittelmäßigen und kleinen machet man gegen das Ende zu einen Ring, um
die
Seite, die gegen Mit@ernacht ſich kehren muß, zu unterſcheiden, und von
dergleichen
Gattung ſind diejenige, welche durch die kleine Figuren, die neben
der
Bouſſole oder dem Compaß in Kupfer ſtehen, vorgeſtelle@ werden.
Wann man eine Nadel zu ſtreichen verlanget, muß man ſolche über den
Pol
eines guten Magnets, oder über ſeine Armirung gehen laſſen, alſo daß
das
Ende, welches gegen Mittag ſtehen ſoll, zuerſt auf dem Stein geſtrichen,
indeme
man die Nadel nach der Länge des Magnetſteins ziehet, und daß das
Ende
, welches ſich gegen Mitternacht richten muß, am letzten darüber gezo-
gen
werde.
Eben dieſes muß man drey bis viermal thun, dabey man mit
der
Hand in einem Bogen ausſchweifet, damit die magnetiſche Kraft deſto
beſſer
darinnen bleibe.
Dieſe wunderbare Eigenſchaft des Magne@s und der geſtrichenen Ma-
gnetnadel
iſt in Europa nur von ohngefehr Anno 1260.
bekannt, mit deren
Beyhülfe
es dann geſchehen, daß man groſſe Reiſen zu Waſſer vorzunehmen
ſich
unterfangen, und daß man 200.
Jahr hernach ſehr reiche Länder gegen
Morgen
, und andere gegen Abend entdecket hat.
Man kann auch vermittelſt ſolcher auf einer Reiſe zu Land ſein eigner
Wegweiſer
ſeyn, wann ſonſten ſich niemand fände, der den Weg zeigte, da-
fern
man anderſt eine Landcharte zur Hand hat;
dann ſolches in das Werk
zu
ſtellen, darf man nur den Mittelpunct der Bouſſole auf den Ort, wo man
abreiſſet
, ſetzen, die geſtrichene Nadel mitdem Meridian des Orts eintreffen
laſſen
, und bemerken, was vor einen Winkel dieſer Meridianus oder Mittags-
zirkel
mit der Linie des Marſches mache, das iſt mit derjenigen, welche an das
Ort
weiſet, wo man hin will.
Alſo wiſſen auch die Schifleute und Reiſen-
de
aus dem Compaß die Gegend, in welcher ſie ſich in Anſehung der Welt-
gegenden
befinden.
Es iſt auch die Bouſſole gar nutzlich vor die Leute, welche unter der
Erden
in den Steinbrüchen und Minen arbeiten;
dann, wann man
ober
der Erden das Punct, wohin man gehen will, bemerket, ſo
202180Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Bouſſole man den Compaß oder die Bouſſole an die Oefnung des Lochs, umden Win-
kel
, den die (Linea directionis) oder Abzielungslinie mit der Nadel machet,
zu
ſehen;
und wann man unter der Erden iſt, macht man einen Laufgra-
ben
, der eben den Winkel mit dem Compaß mache, und alſo gelanget man
an
den vorgegebenen Ort.
Es gibt auch noch vl@l andere Nutzen, von welchen wir die vornehm-
ſten
anjetzo erklären wollen.
Erſter Nutz.
Mit der Bouſſole oder dem Compaß die Abweichung
einer
Mauer zu finden.
Hier iſt zu erinnern, daß vier ſogenannte Haupt- oder Cardinalpuncte
11Fig. I.
Tab
. XIV.
ſeyn, nemlich Mitternacht, Mittag, Morgen und Abend, welche den Ho-
rizont
in vier gleiche Theile, wie ſolches in der erſten Figur angedeutet wor-
den
, abtheilen.
Wann man einen von dieſen Puncten gefunden hat, ſo hat man al-
le
andere;
dann zum Exempel: wann man Mitternacht vor ſich hat, wird
der
Mittag hinterwärts, der Morgen zur rechten Hand, und zur linken der
Abend
ſeyn.
Eine Mauer, welche auf der Linie, die gerad von Mitternacht gegen
Mittag
gehet, aufgeführet wäre, müſte in dem Plano des Mittagzirkels ſte-
hen
, daß alſo eine von ihren Seiten gerad gegen Morgen, und die andere
gerad
gegen Abend gerichtet wäre.
Eine andere Mauer aber, welche gerade Winkel mit dieſer erſten mach-
te
, das iſt, die auf der Linie, welche von Morgen gegen Abend gehet, auf-
gerichtet
wäre, würde mit dem Hauptvertikal parallel lauffen, und nicht
abweichen
;
es würde auch eine Seite von ſolcher gerad gegen Mittag, und
die
andere gerad gegen Mitternacht ſtehen.
Wann man ſich nun einbildet, daß eine Mauer auf der Linie D E aufge-
richtet
ſeye, wird man ſolches das Abweichen um ſo viel G@ad, als der Bogen
F
dergleichen in ſich hält, benennen:
Wann nun zum Exempel, dieſer 40.
Grad iſt, weichet die Seite dieſer Mauer, die gegen Mittag zuſtehet, von
Mittag
gegen Morgenum 40.
Grade ab, und die gegenüber ſtehende Seite
dieſer
Mauer weichet von Mitternacht gegen Abend ebenfalls um 40.
Grade
ab
, alſo daß die Abweichung eine@ Mauer nichts anders iſt, als der Winkel,
den
dieſe Mauer mit dem Hauptvertikal machet.
Eine andere Mauer, die parallel mit der Linie G H wäre, würde um
ſo
viel Grad, als deren der Bogen C in ſich hält, abweichen;
Wann demnach
dieſer
Bogen 30.
Grad hat, wird die Seite der Mauer, die gegen Mittag
ſtehet
, um 30.
Grad vom Mittag gegen Abend abweichen, und die gegen-
überſtehende
Seite gleichfalls um 30.
Grad von Mitternacht gegen Morgen
abgehen
.
203181zum Feldmeſſen, IV. Buch, VII. Capitel.
Bey allen Operat@onen, die mit der Bouſſole verrichtet werden, muß
man
gute Vorſorg tragen, daß alles Eiſen weitweg gethan werde, und keines
davon
irgendwo verborgen ſeye, dann das Eiſen verändert ganz und gar die
Direction
der geſtrichenen Nadel.
Man ſupponiret, daß der ſpitzige Stift, auf welchem das Hütlein
der
Nadel ſtehet, im Centro eines in 360.
oder in vier mal 90. Grade ge-
theilten
Zirkels ſeye, deſſen erſter Grad juſt an der Linie, die von Mitternacht
gegen
Mittag lauffet, ſich befindet, und daß der Compaß viereckigt ſeye, wie
ſelbiger
hier vorgeſtellet worden.
Man ſetzet nach der Länge der Mauer die Seiten des Compaſſes, wo
das
Zeichen von Mitternacht ſtehet, an, ſo wird die Zahl der Grade, wo die
geſtrichene
Nadel innen ſtehen wird, die Abweichung der Mauer, und auf wel-
cher
Seite ſich ſolche ereignet, andeuten.
Wann zum Exempel die Spitze
der
Nadel, die Mitternacht anzeiget, gegen die Mauer ſtehet, ſo iſt es ein Zei-
chen
, daß ſolche zu Mittag von der Sonne könne erleuchtet werden, und ſo
ſich
die Nadel bey dem 20ten Grad, von Mitternacht gegen Morgen zuge-
rechnet
, befindet, ſo iſt die Abweichung auch um ſo viel Grad von Mittag ge-
gen
Morgen;
wann aber ſich ſelbige bey dem 30ten Grad von Mitternacht
gegen
Abend zugerechnet, ſtellet, iſt die Abweichung auch um ſo viel Grad von
Mittag
gegen Abend.
Weilen aber vorjetzo die geſtrichene Nadel zu Paris ungefehr bey 13.
Grad von Norden gegen Weſten abweichet, muß man, um dieſen Fchler
zu
corrigiren, ſelbige zu der Za@l der Grade, die von der Nadel angedeute@
worden
, wann die Abweichung einer Fläche gegen Morgen gehet, addiren,
im
Gegentheil aber ſolche, wann die Abweichung gegen Abend geſchiehet,
ſubtrahiren
.
Weil wir nur, zum Exempel, vorhin ſupponiret haben, daß die Na-
del
bey dem 30ten Grad gegen Morgen innenſtehe, ſo wivd die Abweichung
der
Mauer um 48.
Grad von Mittag gegen Morgen ſeyn; wann aber die Na-
del
bey dem 30ten Grad gegen Abend ſtill ſtehet, wird die Abweichung der
Mauer
um 17.
Grad von Mittag gegen Abend ſich befinden.
Wann die Gpitze der geſtrichenen Nadel, die den Mittag andeutet, ge-
gen
der Mauer zu ſtehet, iſt es ein Zeichen, daß der Mittag auf der andern
Seite
der Mauer ſeye, und daß folglich die Seite, deren Abweichung man
finden
will, zu Mittag nicht könne von der Sonne erleuchet werden;
Sol-
chemnach
wird die Abweichung von Mitternacht entweder gegen Morgen
oder
gegen Abend, nachdeme die Mauer gegen einen oder den andern von
dieſen
Theilen der Welt mag gewendet ſeyn.
gehen, von allen dieſem ſoll, wann
wir
von denen Sonnenuhren handeln werden, eine weitläuftigere Erklä-
rung
folgen.
204182Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Bouſſole.
Zweyter Nutz.
Mit der Bouſſole oder dem Compaß einen Winkel auf
der
Erden zu meſſen.
Es ſeye der Winkei D A E zu meſſen gegeben: man ſetze nach der
11Tab. XIV.
Fig
. 2.
Länge einer von den Linien, die den Winkel machen, zum Exempel nach der
Länge
der Linie A D, die Seite des Compaſſes, wo das Zeichen von Mit-
ternacht
iſt, an, und laſſe die Nadel auf ihrem ſpizigen Stift frey ſchwe-
ben
, wann ſolche ſtill ſtehet, gibt man acht, was vor eine Zahl der Grade
mit
der Spitze der Nadel, die Mitternacht andeutet, überein treffe:
Wann
man
nun ſolche, zum Exempel, von 80.
Graden befindet, wird die Ab-
weichung
der beſagten Linie auch von eben ſo vielen Graden ſeyn.
Man
nimmt
hernach auf eben die Manier die Abweichung der Linie A E, welche
wir
215.
Grad groß ſupponiren wollen, ziehet die kleine Zahl 80. von der
gröſten
215.
ab, ſo wird 135. übrlg bleiben, die man 180. abziehen muß,
der
lezte Reſt wird 45.
Grad für die Gröſſe des zum Meſſen vorgegebenen
Winkels
geben.
Wann aber die Abweichung der Linie A D zum Exempel nur 30. Grad
wäre
, und diejenige der Linie A F 265, würde der Unterſchied dieſer zwoen
Abweichungen
, die 235.
iſt, gar zu groß ſeyn, daß ſie könnte von 180. abgezo-
gen
werden, ſo müſte man demnach in dieſem Fall 180 von der gröſten Zahl
235
.
abziehen, ſo wird der Reſt die Gröſſe des vorgegebenen Winkels ſeyn.
Wann man mit der Bouſſole die Winkel abmiſſet, iſt es auch nö-
thig
, einige Abſicht auf die Abweichung der geſtrichenen Magnetnadel
zu
haben, weilen dieſe Veränderung allezeit einerley in allerhand Stellun-
gen
der Nadel ſeyn wird, wofern nicht etwan ein Eiſen ſich dabey findet, wel-
ches
dieſe Abweichung verurſachte, und wann man den Compaß nicht genau
an
die Flächen ſtellen kann, wird es ſchon genug ſeyn, ſolchen recht parallel zu
ſtellen
, wie es die Figur zeiget, ſo wird er eben das präſtiren.
Dritter Nutz.
Einen Wald, einen Moraſt, einen Weg mit ſeinen Ab-
oder
Nebenwegen in Grund zu legen.
Es ſeye gegeben ein Moraſt oder Teich ABCDE den man in Grund legen ſoll,
22Tab. XIV.
Fig
. 3.
und in welchen man nicht hinein gehen kann;
bey dieſen und dergleichen Ver-
richtungen
müſſen auf der Bouſſole zwey unbewegliche Abſehen über der Linie,
die
von Mitternacht gegen Mittag gehet, angerichtet werden.
Man
205183zum Feldmeſſen, IV. Buch, VII. Capitel. ſet Stäbe, die lang genug ſind, und fein bleyrecht ſtehen, einſtecken, alſo
daß
ſie ſich in denen mit den Seiten, die den Moraſt umge@en, parallelen
Linien
befinden, man ſtellet ferner die Bouſſole auf das Stativ in einer hori-
zontalen
Stellung, zielet auf zween von dieſen Stäben durch die Durch-
ſchnitte
der Abſehen ab, ſo daß man allezeit gegen dem Aug zu dasjenige
Abſehen
, welches auf der mittägigen Seite des Compaſſes ſtehet, ſtellet, her-
nach
ſchreibet man, nachdeme man auf dem Papier eine Figur, welche bey-
nahe
den Grundriß des Moraſtes vorſtellet, geriſſen worden, auf jeder Linie
die
Zahl der Grade, an, welche die Nadel, wann ſie ſtill ſtehet, andeuten
wird
.
Man läſſet ferner zu gleicher Zeit mit der Toiſe oder Ruthe die ac-
curate
Länge einer jeden Seite des Moraſts abmeſſen, und bemerket davon
die
Gröſſe in dem Entwurf auf jeder correſpondirenden Linie.
Wann man
nun
ſolches um den ganzen Moraſt herum wird gethan haben, werden die
durch
die Nadel des Compaſſes bemerkte Grade dienlich ſeyn, um die Winkel
der
Figur zu formiren, ſo wird dann endlich die Länge einer jeden Linie de@
ganzen
Abriß des gegebenen Moraſts völlig darlegen.
Wir wollen zum Exempel ſetzen, daß, nach deme die Bouſſole nach der
Länge
der Seite A B, oder, welches eben ſo viel iſt, nach der Länge einer mit
dieſer
Seite parallelen Linie geſtellet, und das Aug an das Abſehen der
mittägigen
Gegend gehalten worden, man auf zween Stäbe, die in beſag-
ter
Linie eingeſtecket ſind, abziele:
Wann die Nadel auf den 30ten Grad
gegen
Abend ſtehet, ſchreibt man die Zahl 30.
nach der Länge der Linie A B
in
dem Entwurf, und zu gleicher Zeit die Gröſſe von 50.
Toiſen oder Ru-
then
, die man von dem Puncte A bis zu dem Punct B gemeſſen, an.
Man
ſtellet
ferner die Bouſſole mit ihrem Stativ nach der Länge der Seiten B C,
oder
in einer geraden Linie mit den Stäben, die parallel mit beſagter Seite
eingeſtecket
ſind, dabey man allezeit das Abſehen von Sud oder Mittag gegen
das
Aug zuwendet.
Wann die Nadel auf dem 100ten Grad ſtill ſtehet,
ſchreibet
man dieſe Zahl auf die Linie B C, und zu gleicher Zeit die Gröſſe von
70
.
Toiſen oder Ruthen, die man von dem Puncte B bis an das Punct
C
gemeſſen hat, und ſo operiret man um den ganzen Moraſt herum;
Man
muß
auf jeder correſpondirenden Linie die Zahl der Grade und der Toiſen
oder
Ruthen bemerken, als mit deren Beyhülfe man den vorgegebenen Riß
auf
folgende Manier in das Reine wird bringen können, dabey man ſich
eines
Transporteurs oder Halbzirkels, und eines in gleiche Theile einge-
theilten
Maaßſtabs, oder gar eines Proportionalzirkels wird bedienen
müſſen
.
206184Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Bouſſole
Obſervirte Winkel. Abgezogene Winkel.
Man bemerket alle die mit
11
## 30. Grad.
100
. # # # # # 70
130
. # # # # # 30
240
. # # # # # 110
300
. # # # # # 60
der Bouſſole obſervirte Winkel
nacheinander
, und ſubtrahiret
den
kleinſten von dem gröſten,
den
man zwiſchen zween noti-
ret
, gleichwie man in dieſer Ta-
bell
ſiehet.
Man fängt an eine Linie von beliebiger Länge A B zu ziehen, auf wel-
che
man 50.
gleiche Theile aus einev Scala wegen der auf der Erden gemeſſenen
50
.
Toiſen oder Ruthen aufträget, ziehet aus dem Puncte B mit einem Trans-
porteur
den äuſſern Winkel von 70.
Graden, und ziehet eine Linie von be-
liebiger
Länge B C, auf welche man von B bis in C 70.
Toiſen oder Ruthen,
die
auf dem Felde alſo abgemeſſen worden, träget;
man ziehet @erner aus dem
Puncte
C den äuſſern Winkel von 30.
Graden, ziehet wieder in beliebiger
Länge
die Linie C D, die man 65.
Toiſen oder Ruthen lang, nach dem gefun-
denen
Mäß, machet.
Man beſchreibet gleichfalls aus dem Puncte D den
äuſſern
Winkel von 110.
Graden, und ziehet die Linie D E 70. Toiſen oder
Ruthen
lang, man ſetzet auf das Punct E den äuſſern Winkel von 60.
Gra-
den
, und ziehet die letzte Linie A E von 94.
Toiſen oder Ruthen, ſo wird der
Grundriß
verfertiget ſeyn.
Solcher wird überdas gar leicht zu orientiren ſeyn, weilen man weiß
was
vor einen Winkel die Nadel mit einer jeden Seite des Riſſes mache.
Es iſt zu merken, daß die abgezogene Winkel die äuſſere Winkel ge-
ben
, und daß ihre Ergänzungen (Complementa) die Winkel der Figur ſeyn.
Es iſt auch ferner zu merken, daß alle Winkel der Figur, wann ſie zu-
ſammen
genommen werden, ſo viel zweymal gerade Winkel weniger vie-
ren
, als ſolche Seiten hat, machen müſſen:
alſo zum Exemvel, weil die
Figur
in dieſer Aufgab 5.
Seiten hat, machen alle @hre Winkel, wann ſie
zuſammen
addiret werden, 540.
Grad, oder 6. ma@ 90, welches dann nutz-
lich
iſt, die Operationen zu probiren.
Dieſe Manier etwas in Grund zu legen, ſcheinet zwar hurtig genug
von
ſtatten zu gehen, es gibt aber inzwiſchen noch ziemlich viel Schwü-
rigkeiten
mit der Bouſſole, wenn accurate Operationen anzu-
ſtellen
ſind, weilen leichtlich an denen Oertern, wo man
ſelbige
hinſtellen muß, einiges Eiſen ver-
borgen
liegen kann.
18[Figure 18]
207185
Das achte Capitel.
Von dem Gebrauche der obbemeldeten mathemati-
ſchen
Inſtrumenten, wann ſie bey Befeſtigung der Plätze
appliciret
werden.
Die Befeſtigungskunſt iſt eine Wiſſenſchaft, darinnen angewieſen wird,
wie
man einen Ort in einen ſolchen Stand ſetzen ſoll, daraus man mit
wenig
Volk einer zimlichen Armee einen Widerſtand vortheilhaftig
zu
thun verinag.
Die Maximen, welche zum Grunde in der Fortification dienen, ſind
gewieſe
Generalregeln, die ſo wohl aus der Vernunft als der Erfahrung
hergehohlet
, und vor denen Ingenieuren dargegeben worden, wovon wir in
dem
folgenden ein mehrers abhandeln werden.
Ein Oberingenieur ſtellet zuvörderſt, nachdeme er die Weitſchaft
und
das Lager eines Orts, den er zu befeſtigen gedenkt, wohl explorirt
hat
, ſein Deſſein nicht nur allein in einem Grundriß, ſondern auch in ei-
nem
Profil (wie aus der beygefügten Kupfertabell zu erſehen iſt) dar, und
11Tab. XIV.
b
.
füget dieſem, wie insgemein gebräuchlich iſt, einen Bericht oder Inſtru-
ction
bey, in welchem er von der Anordnung und Beſchaffenheit der Baum-
aterialien
, deren die Arbeiter dabey benöthiget ſind, handelt;
darauf
machet
der Ingenieur, nachdeme man die beſagte Arbeiter die Beſchaf-
fenheit
der Erde in verſchiedenen Gegenden des vorgegebenen Orts hat un-
terſuchen
laſſen;
mit ſelbigen einen Accord, was vor eine jede cubiſche
Ruthe
, oder vor jede cubiſche Halbruthe oder Franzöſiſche Tolſe bey ihrer
Arbeit
zu bezahlen ſeye, und dann einen Ueberſchlag, damit man die Unko-
ſten
, die zu ſolchem Werk erfordert werden, die Anzahl der hierzu benöthig-
ten
Arbeiter, und die Zeit, die man dazu braucht, bis ſolches zu Stand kom-
met
, ungefehr wiſſen möge.
Der Plan oder der Grundriß beſtehet aus unterſchiedlichen Linien, die
horizontal
oder waſſerpaß um den Umfang des Orts gezogen werden.
Dieſer Riß begreifet viele Linien in ſich, die mit einander parallel laufen. Der
Hauptumriß
, der etwas ſtärker als die andern ſoll gezogen werden, ſtellet
den
Hauptumfang des Orts zwiſchen dem Wall und dem Graben vor;

22Tab. XIV.
b
.
Fig
. I.
man mag auch aus ſolchem Riß und ſeinem beygefügten Maaßſtabe ſo wohl die
Länge
als Breite aller Werker, welche die Fortification ausmachen, er-
lernen
.
Ein Profil oder Durch ſchnitt giebet die conſiderabelſte Umzüge dar, die ſich
auf
einer ebenen Fläche, ſo eine andere alle Werke mitten durch verticaliter
durchſchneiden
und von einander ſepariren ſollte, präſentiren;
Man pfleget ſich
bey
dieſem eines weit gröſſern Maaßſtabes dann bey den Grundriſſen zu
208186Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten dienen, damit man darinnen die Breiten, Höhen und Tiefen, wie in der an-
11Fig. 2. dern Figur zu erſehen, deſto deutlicher vorſtellig machen möge.
Nahmen der vornehmſten Linien und Winkel, welche den
Grundriß
ausmachen.
Die Linie A B wird die äuſſere Seite des Vielecks genennet.
LL. die innere Seite des Vielecks.
L G, die Kehllinie des Bollwerks, E G die Flanc oder die Schulter, A E
22Fig. 1. die Face oder die Geſichtslinie und A L die Capital-oder Hauptlinie.
GH iſt die Mittelwallslinie, (Courtine) und AH die berührende Defenslinie.
Die Figur A L G E ſtellet ein halbes Bollwerk vor.
Der Winkel A N B iſt der Centerwinkel.
Der Winkel K A B der Winkel des Vielecks.
Der Winkel IAE, ſo aus zwoen Geſichtslinien (Facen) beſtehet, wird der
flanquirte
Winkel, oder der Bollwerkswinkel genennet.
Der Winkel AEG, ſo aus der Face und Flanc beſtehet, wird der Schul-
terwinkel
genennet.
(Angle de la Courtine & du Flanc.)
Der Winkel E G H, welchen die Flanc und Courtine formiret, wird
der
Flancwinkel genennet.
Der Winkel E G B, den die Flanc und die berührende Defenslinie aus-
machet
, wird der innere flanquirte Winkel betitelt.
(Angle de Flanquant.)
Der Winkel E D F, welcher aus zwoen berührenden Defenslinien,
die
einander gegen die Mute der Courtine durch ſchneiden, entſtehet, hat den
Namen
des äuſſern flan@@ irenden Winkels, oder des Winkels der Te-
naille
.
Den Winkel E H G, der von der Courtine und der berührenden De-
fenslinie
formiret wird, nennet man den Angulum diminutum.
Dieſer
Winkel
iſt allezeit demjenigen, den die Face eines Bollwerks und der Baſis
oder
der äuſſern Seite dargiebet, gleich.
Maximen oder Hauptregeln, die zum Fundament in der
Fortification
zu wiſſen nöthig ſind.
Von dergleichen Regeln mag man hauptſächlich 6. angeben.
Die erſte iſt, daß keine Gegend an dem ganzen Umfang eines Ortes ſeyn
ſolle
, die man aus der Veſtung nicht beſtreichen, oder von den Flanquen aus
defendiren
könne, weilen ſonſt die Feinde, ſo ein Spatium an dem Ort auſſen
herum
anzutreffen wäre, welches von den Belagerten weder geſehen noch de-
fendiret
werden könnte, allda bedeckt und ſicher ſtehen, ſich dahero in kurzer
Zeit
des Orts bemächtigenkönnten.
209187die zur Fortification gehören, IV. Buch, VIII. Capitel.
Aus dieſer Hauptregel folget, daß, ſo der flanquirte Winkel oder der
Winkel
, den die zwo Facen eines Bollwerks formiren, gar zu ſpitzig iſt,
es
ein Fehler ſeye, indeme dergleichen Bollwerksſpitzen von den Canonen-
Schüſſen
der Belagerenden gar leicht ruinirt werden könnten, alſo daß die
Minirer
hernach gar ſicher allda arbeiten und zu einer deſto gröſſern Breſche
Anlaß
geben würde.
Nach eben dieſer Regel begehet man auch einen Fehler, ſo man die
Bollwerks
ſpitzen rund machet.
Die zwote Regel iſt, daß man, ſo viel möglich, die Gegenwehr von dem
Ort
aus überall in einer Gleichheit anordne, weil ſonſten der Feind, ſo eine
Gegend
gefunden wird, allda ein geringerer Widerſtand verſpühre@ wird,
deßwegen
dieſelbe am allererſten angreifen ſollte, und ſo z.
E. wegen ver-
ſchiedener
Beſchaffenheit des Erdreichs eine Gegend ſchwächer dann eine an-
dere
wäre, müſte man ein Auſſenwerk daran legen, um die F@rce zu ver-
ſtärken
, indeme man die Defenſion vermehret.
Die dritte iſt, daß die Theile, welche zu defendiren ſind, nicht weiter
von
denen, die ſolche defendiren ſollen, als ein Musquetenſchuß, (oder über
65
.
Rheinländiſcher Ruthen) reichet, entfernet ſeyn, dahero wird erfor-
dert
, daß die Defenslinie oder die Weite von der Bollwerksſpitze biß an die
Flanquen
der nächſten Bollwerke nicht viel über 125.
Toiſen oder über 62 {1/2}.
Ruthen groß ſeyen, als ſo weit die Musqueten, indeme ſie in der Eil abgeſchoſ-
ſen
werden, gleichwie diejenige von den Soldaten in der Belagerung zu ſeyn
pflegen
, hinlangen.
Die vierte Regel iſt, daß die Flanquen an den Bollwerken groß genug
ſeyen
, damit man vornen an ſelbiger zum wenigſten 30.
Mousquetirer und da-
bey
noch 4.
biß 5. Canonen auf ihren Lave@ten um die ganze Face oder Geſichts-
linie
des Bollwerks, das von dem Feind mögte angegriffen werden, wohl
zu
defendiren, ſtellen könne.
Und weil die beſte Defenſion von den Flanquen
aus
geſchiehet, ſo iſt dienlicher, daß ſolche vielmehr in einem perpendicularen
als
andern Stand auf der Defenſionslinie geſchehe.
Dieſe Methode hat
Graf
Pagan angewieſen, nach welcher die habileſten Ingenieur, die bißhero
geweſen
, abſonderlich aber der Marechal de Vauban der ſich wegen ſeiner Dienſte
einen
ſonderbaren Ruhm erworben, und bey allen in der Kriegskunſt @rfahrnen
und
wohlgeübten Ingenieurn einen groſſen Eſtim ſich zuwege gebracht.
Die fünfte iſt, daß man aus keiner Gegend auf eine Fortreſſe, die man
mit
Musqueten und Canonen erreichen kann, ein Commando ergehen laſſen
könne
, ſondern daß vielmehr aus dergleichen das Commando auf alle Oerter,
die
auſſen herum ſich befinden, gegeben werden müſſe.
Die ſechſte, daß die Werke, die am genauſten gegen dem Mittelpuncte zu
eines
Platzes zu ſtehen kommen, am höchſten ſeyen, um diejenigen comman-
diren
zu können, die am weiteſten davon entfernet ſind, um den Feind, ſo er
von
einem äuſſern Theil oder von einem Auſſenwerke Meiſter wird, mit
210188Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten hülfe derjenigen, welche das Corps des Platzes defendiren, wiederum hinaus
zu
treiben.
Auf dem Papier einen Grundriß nach der Methode des
Grafen
von Pagan vorzuſtellen.
Es ſeye zum Exempel ein Sechseck vorgegeben: Man ziehe erſtlich die
11Tab. b. Linie A B 170.
Toiſen (oder 90. Ruthen) groß vor die äuſſere Seite, des be-
ſagten
Sechsecks, beſchreibe aus C, der Mitte ſolcher Linie, in geradem
22Fig. 1. Winkel eine andere C D von 30.
Toiſen (oder 15. Ruthen) alsdann aber die
Linien
A D H, B D G, die einander in dem Puncte D durchſchneiden.
Ferner
nehme
man aus dem Maaßſtab 55.
Toiſen (oder 27 {1/4}. Ruthen) vor die Länge
der
Streiche A E und B F, ziehe aus dem Puncte E die Flanc E G, die im
Puncte
G am Ende der berührenden Defenslinie B G einen geraden Winkel
mit
dieſer formiret, und ziehe dann die andere Flanc F H die auf der Linie A H
winkelrecht
ſtehet, endlich beſchreibet man auch die Courtine G H, ſo wird man
eine
Seite von dem zu fortificirenden Sechseck überkommen, die andern
Seiten
werden auf eben dergleichen Art conſtruiret.
Nachdeme ziehe man
um
die Seiten dieſes auf ſolche Art fortifi@irten Polygons einen Graben, wel-
chen
in der Figur die Linien A C und B C, die mit den Facen des Bollwerks pa-
rallel
und gegen die Mitte der Courtine im Puncte C zuſammen laufen, vor-
ſtellen
;
dieſer Graben muß gegen die Facen über zum wenigſten 20. Toiſen
(oder 10.
Ruthen) breit und 3. Toiſen oder 1 {1/2}. Ruthen tief ſeyn. Die Er-
de
, die man aus dem Graben nimmt, wird zu dem Wall ſeiner Bruſtwehr-
und
zu dem Glacis des bedeckten Weges gebrauchet, dabey man wohl acht ha-
ben
muß, daß die beſte Erde zu der oberſten Bruſtwehr und zu derjenigen des
bedeckten
Weges angebracht werde, dann ſo die Erde ſteinigt wäre, würden
die
Kugeln, welche die Belagerer aus ihren Canonen auf die Bruſtwehren
abſchieſſen
mögten, die Steine heraus ſpringen, und die Soldaten, welche
das
Corps des Platzes defendiren, bey ihrer Menge allzubeſchwehrlich ſeyn,
ſo
aber die Erde gut und von Steinen gereiniget iſt, wird die Kugel nur ein
Loch
hinein machen, und darinnen ſtecken bleiben, wofern anders die Bruſt-
wehr
dick genug iſt, um der Gewalt der Kugeln einen genugſamen Wider-
ſtand
zu thun,;
es hat aber die Erfahrung gelehret, daß die Dicke von einer
wohl
zuſammen geſtampften Erde, damit die Bruſtwehr die Schüſſe der Ca-
nonen
aushalten möge, 20.
Schuh groß groß ſeyn müſſe.
Die Bruſtwehr, wozu auch das Banquet gehöret, wird auf dem
Wall
, der 4.
Toiſen (oder 2. Ruthen) breit iſt, angeordnet, und mit denen
Facen
, Flanquen und Courtinen, welche den Umfang des Platzes ausma-
chen
, parallel gezogen.
Die untere Breite, als die Baſis des Walles, ma-
chet
man 15.
Toiſen. (oder 7 {1/2}. Ruthen) groß, und zlehet ſolche nur mit den
Courtinen
parallel, da man die Bollwerke maſſio läſſet, damit man Erde
habe
, im Fall man ein Retrenchement zu machen nöthig hätte.
211189die zur Fortification gehören, IV. Buch, VIII. Capitel.
So man ein und anders Bollwerk nicht maſſiv zu machen gedenket,
bauet
man gewölbte Sousterrains darein, die ſo ſtark ſind, daß, ſo die Vom-
ben
darauf fallen, ſie dannoch keinen Schaden nehmen, man bedecket ſolche
mit
guter Erde, dieſes geſchiehet abſonderlich darum, damit das Regenwaſ-
ſer
nicht durch die Gewölber driage, um die Prodiſionen, die man in derglei-
chen
Gewölbern verwahret, jederzeit wohl aufzubehalten.
Der bedeckte Weg wird auſſen mit dem Graben in der Breite von 5.
Tolſen (oder 2 {1/2}. Ruthen) parallel gezogen, an dieſem wird eine Bruſtweh@
6
.
Schuh hoch, und unten mit einem Banquet drey Schuh breit und {1/2}. Schuh
hoch
angerichtet, damit die Soldaten gar bequem über dieſe Bruſtwehr hin-
aus
, die ſich in einer Glacis oder in einer unmerklich ablaufenden Abdachung,
von
20.
biß 30. Toiſen (von 15. biß 20. Ruthen) endiget, ihre Geſchoß ab-
feuern
können;
man muß aber dabey bedacht ſeyn, daß um dieſes Glacis,
die
um den ganzen Ort auſſen herum und ſo weit hinaus, als es möglich
iſt
, gehet, kein Hohlweg oder ſonſt eine andere Tiefe anzutreffen ſeye, all-
wo
der Feind bedeckt ſtehen könne;
ſo ſoll demnach ein Ingenieur, wann
er
die Fortificationswerke beſichtiget, mit guter Vorſicht die auſſenwärtige
Gegenden
durchgehen, und alles wo was auſſenher, und zwar zum wenig-
ſten
einen Musquetenſchuß weit von dem bedeckten Weg entfernct iſt, in ei-
ne
Tiefe ſich ergiebet, und uneben iſt, ausfüllen, auch zugleich dasjenige,
wo
was noch in einer zimlichen Erhöhung ſtehen mag, abtragen laſſen, da-
mit
diejenige, welche den Platz defendiren, auf alle Gegenden hinaus unge-
hindert
ſehen können.
Das Profil eines fortificirten Orts aufzureiſen.
Hierzu verfertige man erſtlich einen groſſen Maaßſtab von 20. biß 30.
Toiſen (oder von 10. biß 15. Ruthen) damit eine Toiſe von einer zimlichen
Gröſſe
ſich darauf ergebe, und ziehe nach Belieben eine lange Linie ON, welche
den
Horizont des Erdbodens vorſtelle, nehme aus dieſem Maßſtabe 15.
Toi-
ſen
(oder 7 {1/2}.
Ruthen) und ſtelle ſolche vor die Grundlinie des Walles auf
die
beſagte Linie von O in Q, hernach trage man 20.
Toiſen (oder 10. Ruthen)
vor
die Breite des Grabens, ſo groß er ſich gegen die Facen oder Geſichtsli-
nien
über befindet, dann ſelbiger gegen die Mittelwallslinie über, viel breiter
iſt
, von Q in R vor die Breite des bedeckten Weges, ferner trage man 5.
Toi-
ſen
(oder 2 {1/2}.
Ruthen) von R in P, und vor die Grundlinie des Glacis 20. biß
30
.
Toiſen (oder 10. biß 15. Ruthen) da die breiteſte die beſten ſind, von P in N.
Nachdeme man die Brelte oder Dicke richtig angegeben, muß man
auch
die Erhöhungen und Vertiefungen, wie ſich nemlich ſolche über und un-
ter
der Horizontallinie befinden, beſtimmen, welches wir in dem nachfolgen-
den
zeigen werden.
Man nehme auf beſagtem Maaßſtabe 3. Toiſen (oder 1 {1/2}. Ruthe) richte
212190Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten dieſer Gröſſe aus dem Puncte O und Q Perpendicularlinien auf, um die
Höhe
des Walles über der erſtbemeldten Horizontallinie darzu ſtellen, an
dieſem
iſt O S die innere Böſchung, auf welcher man in der Stadt auf den
Wallgang
S T gelangen kann, ſelbiger iſt 6.
biß 7. Toiſen (oder 3. biß 3 {1/2}. Ru-
then
) breit, damit man die Canonen auf ihren Lavetten auch ſonſten andere
zur
Munition und Defenſion gehörige Stücke darauf bringen möge, die Bö-
ſchung
des Walles muß gegen der Kehllinie über des Bollwerks ſo beſchaffen
ſeyn
, daß man ſehr bequem hinauf kommen, und die Wägen gar leicht hinauf
und
hinunter führen kann.
Bey denen neuangelegten Wällen macht man die Grundfläche der Bö-
ſchung
O Z der Höhe des Walles gleich, alſo daß, ſo die Höhe des Walles 3.
Toiſen (oder 1 {1/2}. Ruthe) groß iſt, die Grundfläche der Böſchung auch 3. Toi-
ſen
(oder 1 {1/2}.
Ruthe) groß ſeyn muß; dergleichen Böſchung machet man längs
der
Courtinen bey der innern Abdachung des Wallgangs immerfort.
Hin-
gegen
aber muß man beym Eingang der Bollwerke die Grundfläche ſolcher Bö-
ſchung
zum wenigſten noch einmal ſo groß machen, das iſt, man muß, ſo die
Höhe
des Walles 3.
Toiſen (oder 1 {1/2}. Ruthe groß iſt, die Grundfläche zum
wenigſten
6.
biß 8. Toiſen (oder 3. biß 4. Ruthen groß anordnen, damit man
mit
einem Wagen bequem hinauf fahren könne.
Wann der Wall fertig iſt, und die Erde daran ſich geſetzet hat, welches
nicht
anderſt als mit der Zeit geſchehen kann, ſo man abſonderlich zuvor wohl
acht
darauf gehabt, daß die Erde alle zwey Schuh hoch wohl zuſammen ge-
ſtampfet
und dabey allezeit ein Lager mit Reiſſern, damit die Erde veſt zuſam-
men
halte, gemacht worden, ſo ſtellet man dann darauf eine Bruſtwehr, wel-
che
inwendig 6.
Schuh, auswendig aber 4. Schuh hoch iſt, wobey ſie auf ih-
rer
obern Fläche eine geringe Abdachung überkommet, welche dienlich iſt,
daß
man alles was über dem Eraben iſt, ja gar, ſo man auf das Banquet ſtei-
get
, auf den bedeckten Weg ſehen, und ſolchen in dem Fall, ſo er angegriffen
wird
, auch mit defendiren könne.
Die Grundfläche der Bruſtwehr XY, ſoll ungefehr 4. Toiſen (oder 2.
Ruthen) breit ſeyn, damit ſie in der Höhe, als welche wegen ihrer zwoen Bö-
ſchungen
oben ſchmäler wird, zum wenigſten noch 20.
Schuh nach der Breite
ausmachen
könne.
Unten an der innern Böſchung der Bruſtwehr macht man
ein
Banquet 3.
Schuh breit und 1 {1/2}. Schuh hoch, ſo werden noch vor die Hö-
he
der Bruſtwehr 4 {1/2}.
Schuh über dem Banquet übrig ſeyn, welche Höhe
dienlich
iſt, daß die Soldaten gar bequem ihre Geſchoſe über die Bruſtwehr
hinaus
abfeuren können.
Man muß ſehr wohl darauf dedacht ſeyn, daß die Erde zu der Bruſt-
wehr
alle Schuh hoch recht geſtampfet, und dabey mit einer Lag von Reiſſern
verſehen
werde;
damit aber die Bruſtwehr keine allzugroſſe Abdachung be-
komme
, ſo pfleget man ſolche mit guten Waſen von einer fetten Erde, wel-
chen
man mit einer Gärtnersſcheere, noch auf der Wieſen, die man ſich
213191die zur Fortification gehören, IV. Buch, VIII. Capitel. he an dem Ort auserſehen, gleich ſchneidet, dann aber Stücke in der Länge
von
15.
und in der Breite von 10. Zollen heraus gräbet, zu bekleiden. Da-
mit
aber dieſes wie es die Stärke erfordert, geſchehe, muß man die erſte
Lage
von ſolchen Stücken in der Länge von einigen Tolſen waſſerpaß anordnen
und
die andere Stücke, die oben darauf kommen, ſo legen, daß die untern,
wo
ſie überall zuſammen ſtoſſen, bey ſolchen Zuſammenfügungen von den
obern
bedecket werden, ferner die zwote Lage mit der dritten von dergleichen
Waſenſtücken
, auf eben die Art und ſo weiter verbinden, damit alles dieſes
alsdann
recht veſt zuſammen halten könne.
Es iſt ſchon genug, ſo man bey beſagter Bruſtwehr die innere Abdachung
von
der Höhe biß hinunter 2.
Zoll, die äuſſere aber von oben herunter unge-
fehr
4.
Zoll groß machet; Man muß, um dergleichen Arbeit recht zu verrich-
ten
, das iſt, um die Waſen auszugraben, zu beſchneiden, und, wie es ſich
gehöret
anzulegen, wolgeübte Gärtner dazu nehmen.
Unten an der äuſſern Böſchung der Bruſtwehr und des Walles läſſet
man
einen kleinen Raum ungefehr 4.
Schuhe breit vorſtechen, welche mit Q
angedeutet
die Berm genennet wird, dieſes dienet dazu, daß ſie die Erde, die
von
der Böſchung fallen kann, aufhält.
Die Abdachung Q B ſtellet die innere Böſchung des Grabens, der
3
.
Toiſen (oder 1 {1/2}. Ruthen) tief iſt, B K aber die äuſſere Böſchung vor.
Wann die Erde davon nicht wohl zuſammen hält, muß man ſolcher eine
gröſſere
Böſchung geben, biß ſie bleibet und nicht in den Graben fället,
wann
aber die Erde an ſich veſt iſt, daß ſie gern beyſammen bleibet und nicht
abfället
, kann man ſelbiger eine kleinere Böſchung geben.
K P zeiget den Gang
des
bedeckten Weges, der 5.
Toiſen (oder 2 {1/2}. Ruthen) breit gemacht wird,
P
A die Bruſtwehr des bedeckten Weges, die unten mit ihrem Banquet ver-
ſehen
iſt, an.
Veyde mit einander müſſen 6. Schuh hoch ſeyn, damit dieje-
nige
, die ſich auf dem bedecktem Wege befinden, auch bedeckt ſtehen können.
Die Abdachung des Glacis A N ſoll mit guter Erde verſehen werden,
von
welcher man die Steine, ſo eine darunter ſind, mit einem eiſernen Rechen
abſondert
, und ſolche vielmehr unter das Glacis vergräbet, damit, ſo der Feind
mit
den Canonen auf beſagtes Glacis ſpielet, die Kugeln um deſto eher in die
Erde
hinein gehen, und die Steine dabey nicht in dem dedeckten Wege getrie-
ben
werden mögen.
Nach einem Riſſe ein Fortificationswerk abzuſtecken.
Es ſeye zum Exempel vorgegeben der Riß in der erſten Figur, den man
auf
dem Felde abzuſtecken verlanget.
Allhier bedienet man ſich an ſtatt des Zirkels und Lineals der Stäbe,
11Tab. XIV.
b
.
Fig
. 1.
Ruthen und Schnüre;
man muß aber zuerſt, nachdeme man die Beſchaffen-
heit
des Bodens wohl unterſuchet und überleget, wo man die Bollwerke und
die
Thore, die man insgemein mitten in denen Courtinen anordnet,
214192Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten mögte, hohe Stangen in denjenigen Gegenden, wo man willens iſt, die flan-
quirte
Winkel der Bollwerke anzubringen, ausſtecken, worauf man, ehe man
den
Anfang macht, mit allen Fleiß zu ſehen hat.
Nachdeme man einen groſſen Stab in derjenigen Gegend des Feldes,
wo
man die mit A bezeichnete Bollwerksſpitze anzuordnen verlanget, per-
pendicular
eingeſtecket, läſſet man mit einer Stangen von einer Toiſen
lang
, oder mit einer Kette von 5.
Toiſen (oder mit einer Kette von etlichen
Ruthen
, eine Linie biß auf 90.
Toiſen (oder 45. Ruthen) gegen B, wo man
die
andere Bollwerksſpitze zu haben verlanget, meſſen, zu deren Ende man
den
mit C bemerkten Stock einſtecket, und dann die Linie, indeme man
noch
90.
Toiſen (oder 45. Ruthen) auf B zu miſſet, weiter continuiret, zu
dem
Ende man wiederum einen andern Stock einſtecket, welcher die Spitze
des
Bollwerks bey B andeuten wird.
Indeme man aber mit den Ketten oder Schnüren die Abmeſſung vor-
nimmt
, muß man jemand mit einem ſpitzigen Stab in der Hand nachgehen
laſſen
, der, ehe die Schnüre aufgehoben werden, von einem Stock zum an-
dern
auf der Erde Riſſe daran hin mache, alsdann wendet man ſich zu dem
Stock
in C und richtet auf dem Zug A C B eine Perpendicularlinie auf.
Dieſe Perpendicularlinie ziehet man auf folgende Art: man miſſet mit der
Toiſen
(oder Ruthe) von C in A 2.
biß 3. Toiſen, (oder 1. biß 1 {1/2}. Ruthen)
und
ſtecket zu Ende deſſen einen Stab ein;
eben ſo viel Toiſen (oder Ruthen)
nimmt
man von C in B und ſtecket ebenfalls zu Ende dieſer Linie einen neuen
Stab
ein, alsdann nimmt man zwo Schnüre oder Stricke, die an einem
Ende
eine Schlinge haben, und von gleicher Länge ſind, füget jene an die zu-
vor
eingeſteckte Stäbe, thut die andere beyde Ende von den Schnüren zuſam-
men
, und ziehet ſolche auf dem Erdboden wohl an, biß ſie an ihren Enden recht
zuſammen
treffen, allwo man dann den dritten Stock einſtecket, alsdann fü-
get
man die Schnur an den Stock C, läſſet ſolche ſo lang hinaus gehen, bis
ſie
auf dieſen dritten Stock lange, und machet nach dieſer einen Riß
auf
der Erde, ſo wird ſolcher auf der Linie A B C perpendicular zu ſtehen
kommen
.
Hernach miſſet man aus dem Puncte C 30. Toiſen (oder 15. Ruthen)
nach
der Länge dieſes Striches, und ſtecket einen langen Stock bleyrecht ein,
welcher
in dem Grundriß das Punct D dargeben wird.
Nachdem gehet
man
zu dem Stock A und ziehet, da man zuvor von dar auf den Stock D wohl
abgezielet
hat, einen Strich längs dieſer Abzielung hin, da man ſich, um dieſes
recht
zu präſtiren, eines andern Stocks bedienet, der gerade z@viſchen A und D
vor
den Augen desjenigen, der den Zug auf der Erde machet, geſtellet wird.
Darauf miſſet man nach dieſem Strich von dem Stock A gegen D zu, 55.
Toiſen
(oder 27 {1/2}.
Ruthen) welches die Länge der Face des Bollwerks A E
dargeben
wird, da man dann einen langen Stock in dem Puncte E einſtecket,
um
den Schulterwinkel zu bemerken.
215193die zur Fortification gehören, IV. Buch, VIII. Capitel.
Ferner gehet man zu dem Stock B, nimmt allda eben dergleichen Ope-
rationen
vor, um die Face B F zu zichen, und ſtecket wieder einen Stock bey dem
andern
Schulterwinkel in F ein.
Endlich verlängert man die Abzielung B F
von
D gegen G, wie auch die andere A E von D gegen H, miſſet auf dem Maßſta-
be
des Riſſes die Linien D G und D H, und träget auf dem Feld ihre gehörigen
Längen
von D in G und H, allwo man wieder Stäbe einſtecket, ſo wird es als-
dann
leicht ſeyn auf der Erde die Flanquen E G, F H und die Courtine G H
zu
ziehen.
Nach dieſer bißher dargegebenen Methode mag man einen Theil des
zu
fortificirenden Platzes, wie er auf der Erde abgeſtochen worden, überkom-
men
, das Uebrige kann man mit Beyhülfe der Stäbe und der Schnüre auf eben
dieſe
Art ausmachen.
Es mag hier auch gar dienlich ſeyn mit einem Halbzir-
kel
oder Winkelmeſſer eine Unterſuchung anzuſtellen, ob die auf dem Felde
gezogene
Winkel mit denen des hierzu deſtinirten Grundriſſes gleich kom-
men
, wo nicht, muß man ſelbige verbeſſern, ehe man die Arbeiter dazu an-
weiſet
.
Man muß auch von Zeit zu Zeit wohl acht darauf geben, ob man
die
Züge accurat gezogen, dann, ſo man dieſes nicht wohl obſerviren wür-
de
, könnte man viel unförmliches mit hinein machen, welches hernach ſehr
ſchwer
zu verbeſſern wäre.
Von der Conſtruction der Auſſenwerke.
Die Auſſenwerke ſind, wie es die Fortification mit ſich bringet, nichts
11Fig. P. anders als erhabene Werke, die man jenſeits des Grabens eines zu fortifici-
renden
Ortes anleget, um ſelbigen zu bedecken und die Vertheidigung zu ver-
ſtärken
.
Die gebräuchlichſte und gemeinſte unter dieſer Gattung der Werke
ſind
, die Ravelin oder Halbmonde, die ſich auf dem flanquirenden Winkel
der
Contreſcarpe zwiſchen zweyen Vollwerken formiren und vor der Courti-
ne
liegen, bey welcher man die Thore und Brücken, die man insgemein in
der
Mitte derer Courtinen anordnet, zu bedecken pfleget, gleichwie aus den
Figuren
P P A.
zu erſehen.
Die Ravelin beſtehen aus zwoen Facen, die mit einem oder garzweyen
Banqueten
und mit einer guten Bruſtwehr gegen das Feld hinaus, verſehen
ſind
, auch zwo halbe Kehllinien (demi Gorges) haben, welche ohne Bruſt-
wehr
gegen die Stadt zu, und alſo offen ſtehen, und mit einer Böſchung an-
geleget
ſind, damit man aus dem Hauptgraben auf den Wallgang des
Ravelins
gelangen könne.
Man richtet auf jeden Ravelin ein Corps de Garde auf, damit die
Soldaten
, die ſolche bewahren und defendiren ſollen, ſich bey ſchlimmen
Wetter
darinnen aufhalten können.
Es iſt aber gar gut, daß dergletchen Ge-
bäude
wie Redouten gebauet, und rings herum mit Spaniſchen Reitern
216194Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten geben werden, daß die Soldaten, ſo ſich ein Sturm ereignen ſollte, ſich dahin
retiriren
, und, ehe ſie ſich ergeben, noch capituliren können.
Will man ein Ravelin vor einer Courtine beſchreiben, öfnet man den
Zirkel
ſo weit, ſo groß die innere Seite des Polygons iſt, ſtellet die eine Spi-
tze
des Zirkels in ſolcher Oefnung in einem Ende der beſagten Linie ein, und
ziehet
mit der andern Spitze jenſeits der Contreſcarpe einen Bogen, alsdann
ſtellet
man die Zirkelſpitze in dem andern Ende eben dieſer innern Seite ein,
und
ziehet mit der andern wieder einen Bogen, der den erſten in einem Punct,
ſo
die Spitze oder den flanquirten Winkel des Ravelins zu erkennen giebet,
durch
ſchneiden wird.
Endlich leget man ein Lineal an dieſen Durchſchnittspunct und bey ei-
nem
jeden Ende der bemeldten innern Seite an und ziehet die Facen des Ra-
velins
, welche ſich ſowol zur rechten als linken Hand an dem Rande der Con-
treſcarpe
terminiren werden.
Die zwo halben Gorgen werden aus dem Ende
einer
jeden Face biß zu dem einwärts gehenden Winkel der Contreſcarpe gezo-
gen
.
Damit aber der flanquirte Winkel des Rabelins nicht allzuſpitzig wer-
de
, mag man vor ſeine Capitallinte R S ungefehr 40.
Toiſen (oder 20. Ru-
then
) nehmen, und im übrigen, wie vor gelehret worden, procediren.
Man leget auch zuweilen eben dergleichen Auſſenwerke vor die Boll-
werksſpitzen
, da ſeine Gorge an dem Rande der Contreſcarpe, die man
gegen
dieſe Spitze über insgemein in eine Rundung bringet, zu ſtehen kom-
met
;
Dieſes Werk wird ein halber Mond, (Demilune,) genennet, weil ſich
deſſen
Kehllinie in der Figur eines Bogens ergiebet.
Man confundiret oft
eines
mit dem andern, indeme die meiſte Soldaten den Nahmen eines halben
Mondes
auch denen Ravelinen, als Werken, die vor die Courtinen geleget wer-
der
, ohne Unterſchied zueignen.
Der Fehler dieſes Werkes iſt, daß es allzuweit von den Flanquen der-
Bollwerke
entfernet iſt, ſo daß es davon keine genugſame Defenſion erlan-
gen
kann, deßwegen leget man auch niemalen einen halben Mond vor die
Bollwerksſpitzen
, wo man nicht auch zugleich ſo wohl zur rechten als linken
Seite
vor den nächſten Courtinen noch andere Auſſenwerke, die jenem de-
fendiren
können, angeordnet.
Es iſt ſehr dienlich, daß dieſe Werke, wie die Hauptwerke mit Stein-
werk
verkleidet werden, dann ſo man dergleichen nicht thut, muß man ſo
groſſe
Böſchungen machen, daß man gar leicht hinauf in dieſe Werke kom-
men
kann.
Unterdeſſen muß man die neue Erde, ehe ſie mit Steinen verkleidet wird,
ein
oder zweymal wohl einſtampfen laſſen, daß ſie ſich allgemach ſetze, und her-
nach
nicht die Mauern, die zu ihren Bekleidungen dienen, ruiniren.
Wie man ein Hornwerk conſtruiren ſoll.
Dieſe Gattungen der Auſſenwerker werden insgemein vor die Courti-
11Fig. 3.
217195die zur Fortification gehören, IV. Buch, VIII. Capitel. nen geleget, weil aber ſolche weit mehr als die Raveline koſten, muß man ſie
nichteher
, als es die Noth erfordert, machen laſſen, als, es ſeye zum Exempel,
daß
man an der Veſtung eine Gegend, die ſchwächer als eine von den andern
iſt
, damit bedecken, oder auch eine Höhe, die man nicht in das Hauptwerk
hat
bringen können, dabey einſchlieſſen wollte.
Um dieſes richtig zu conſtruiren, ziehet man erſtlich mitten aus der Cour-
tine
eine Perpendicularlinie 1.
2. in beliebiger Länge, und mit ſolcher auf
den
Winkeln der Schulter der Courtine am nächſten gelegenen Bollwerke,
zwo
Parallellinien 3.
4. 5. 6.
Dieſe zwo Linien, die man ſonſten die Flügel des Hornwerks nennet,
müſſen
ihre Defenſion von den Facen dieſer Bollwerke bekommen, dero-
halben
müſſen auch ihre Längen von den Schultern oder Epaulen an ge-
rechnet
, nicht über 120.
Toiſen (oder 60. Ruthen) groß ſeyn. Hernach zie-
het
man durch die äuſſerſte Ende dieſer ſo genannten Flügel, die Linie 4.
6.
welche die äuſſere Seiten von dieſem Auſſenwerke dargiebet, und zugleich
von
der obigen Perpendicularlinie 1.
2. in dem Puncte 7. in zween gleiche
Theile
getheilet ſich befindet, alsdann nimmt man mit einem Zirkel die Helfte
von
bemeldter äuſſern Seite, träget ſolche auf die lange Seite von 4.

in
8.
und von 6. in 9, und ziehet von 4. auf 9. und von 6. auf 8. Linien, die ein-
ander
in dem Puncte bey 10.
durchſchneiden, und dabey einen Winkel von ei-
ner
Tenaille, das ein Auſſenwerk, ſo eine einfache Tenaille genennet wird,
vorſtellet
, und gar viel vor die Courtinen mit einem kleinen Ravelin diſ-
ſeits
des Grabens, zwiſchen den zween auswärts gehenden Winkeln und juſt
gegen
die Mitte über des einwärts gehenden Winkels oder der Tenaille
kommet
, eigentlich formiren.
Damit aber dieſes Werk eine deſto ſtärkere Defenſion erlangen mö-
ge
, füget man ſolchem zwey halbe Bollwerke mit einer Courtine darzwiſchen,
bey
, welches beſſer als ſo man zween einfache einwärtsgehende Winkel in ſol-
chem
anbringen wollte.
Die halbe Bollwerke conſtruiret man auf folgende
Art
:
Man theilet die Linie 4. 10. bey dem Puncte 11. wie auch die Linie 6. 10.
bey dem Puncte 12. in zween gleiche Theile, und ziehet von den Puncten 11.
und
12.
biß auf die Mitte der Hauptcourtine, wo der Punct 1. ſtehet, blin-
de
Linien 12.
1, 11. 1, ſo wird man bey ſolcher Operation die kleine Courtine
des
Hornwerks zwiſchen 13.
14. die zwo Flanquen 11. 13, 12. 14, und die
zwo
Facen 11.
4, 12, 6. gehörig überkommen.
Die Seiten dieſer Werke, die auf das Feld hinaus ſtehen, als daſind
die
halbe Bollwerke, die Courtine und die Flügel des Hornwerks müſſen mit
einer
guten Bruſtwehr von feiner und wohl geſtampfter Erde 18.
biß 20.
Schuh breit, und hinten 6. Schuh hoch, wozu auch das Banquet gerechnet
wird
, eben wie diejenigen Theile in dem Hauptwerke, verſehen werden, da-
bey
man allezeit wohl in acht nehmen muß, daß die Bruſtwehren derjenigen
Werke
, die am genaueſten bey dem Mittelpuncte des Platzes ſtehen, weit
218196Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten heter über dem Horizonte des Feldes als die davon weiter entlegene ſtehen
müſſen
;
damit, wann die Belägerer von auſſen her ſich einer Gegend zu bemäch-
tigen
ſuchen, die Belagerte, welche den Hauptplatz defendiren, ſolches, da ſie
alsdann
alles ungehindert ſehen, verhindern können, daß ſie allda ſtehen blei-
ben
und einen veſten Fuß faſſen können.
Dieſe Bruſtwehren müſſen auf einem Wall ſtehen, der noch vor den Wall-
gang
auch mit vor das Banquet 3.
biß 4. Toilen (oder 1 {1/2}. biß 2. Ruthen) oben
zu
ſeiner Breite haben muß, wann aber Mangel an der Erde iſt, muß man eini-
ge
Bänklein, eines an dem andern hinauf, da jedes 18.
Zolle hoch und 3. biß 4.
Schuh breit iſt, anordnen, über den oberſten Vanquet muß die Bruſtwehr noch
ungefehr
4 {1/2}.
Schuh hoch ſtehen, damit die Soldaten noch biß an die Schulter
bedecket
ſeyn mögen.
Die obere Fläche der Bruſtwehr muß in ein Glacis, die
allgemach
auf das Feld hinaus abhängs gehet, ſich ergeben, damit die Bela-
gerte
den Feind ſehen, und darüber hinaus, ohne daß man ſie ſiehet, Feuer
geben
können.
Die Theile der Werke, welche gegen den Platz zu ſtehen, ſollen keine
Bruſtwehre
haben, ſondern nur mit einer bloſſen Mauer oder einer Reyhen
Palliſaden
, um den jähen Ueberfall der Feinde dadurch zu verhüten, verſehen
werden
.
An dieſen innerhalb liegenden Theilen muß ein Thor angeordnet
werden
, damit man von dem Hauptplatz mit denen Auſſenwerken und dem
Corps
de Garde eine Communieation haben, und die Soldaten, die zur De-
fenſion
darinnen beſtimmet ſind, ſecundiren und bedecken möge.
Alle dieſe Werke ſollen mit einem Graben, der 10. biß 12. Toiſen (oder
5
.
biß 6. Ruthen) breit, und in dem Hauptgraben, der eben ſo tief iſt, gehet,
umgeben
werden.
Jenſeits des Grabens macht man den bedeckten Weg in der Breite
von
5.
biß 6. Toiſen (oder 2 {1/2}. biß 3. Ruthen) mit einer Bruſtwehre und
ſeinem
Banquet, den man insgemein mit ſtarken Palliſaden, die in der Er-
de
3.
biß 4. Schuh tief ſtehen, herum beſetzet. Die obere Fläche dieſer
Bruſtwehre
, welche weit hinaus in einer Abdachung fortlauft, muß ſich mit
dem
Feld terminiren, und, ſo es ſich thun läſſet, 20.
biß 30. Toiſen, (oder
10
.
biß 15. Ruthen) je weiter je beſſer, hinaus ziehen laſſen, dann ein Gla-
cis
niemahl allzugroß wird, indeme der Feind dabey dem Platz ſich nicht ſo nahe
machen
kann, daß er nicht gänzlich ohne Bedeckung da ſtehen ſollte.
Die Auſſenwerke, von denen wir bißhero gehandelt, ſind diejenige,
die
am gebräuchlichſten ſind, dann es giebet auch noch verſchiedene andere
Gattungen
, von denen wir allhier nichts melden werden, weil dazu allein ein
groſſes
Buch erfordert würde.
Wie man die zur Fortification gehörige Materialien nach
ihren
cörperlichen Innhait ausfinden ſolle.
Die Erde, die man zu den Wällen und Bruſtwehren brauchet,
219197die zur Fortification gehören, IV. Buch, VIII. Capitel. insgemein aus dem Graben, den man um den Ort herum machet, genom-
men
;
damit man aber wiſſen möge, wie groß der cörperliche Innhalt von ſolchen
ſey
, miſſet man den aus gehohlten Graben, und reduciret dieſen zu cubiſchen
Toiſen
(oder cubiſchen Ruthen) indeme man den Arbeitern den Lohn, dem ac-
cordirten
Preiß gemäß, nachdeme ſie ausgraben und überführen, reichet.
Zum Exempel ſo der Graben gegen den Facen eines Bollwerks 50.
Toiſen lang, 20. breit, und 4. tief, (oder 25. Ruthen lang, 10. breit und 2.
tief
wäre, multipliciret man die Länge 50, mit der Breite 20, ſo wird das Pro-
duct
1000.
Quadrat, Toiſen (oder ſo man obige 25. Ruthen mit 10. multi-
pliciret
, wird das Facit 250.
Quadratruthen) ſeyn, worauf man jenes mit
der
Tiefe von 4.
Toiſen (oder mit 2. Ruthen) multipliciret, wird das Facit
4000
.
cubiſche Toiſen (oder 500. cubiſche Ruthen) geben.
Es iſt zu merken, daß, weil man, wo nur Erde gebrauchet wird, ſol-
cher
eine groſſe Abdachung, damit ſie bleibe und nicht abfalle, nothwendig
giebet
, auch dieſer Graben oben viel breiter als unten ſeyn müſſe, dahero wird
erfordert
, ſo man verlanget, daß der Graben durch die Mitte der Tiefen
20
.
Toiſen (oder 10. Ruthen) ausmache, daß ſolchem zu oberſt zum wenig-
ſten
22.
Toiſen, (oder 11. Ruthen), zu unterſt aber 18. Toiſen (oder 9. Ru-
then
) zu ſeiner Breite zuerkannt werde.
Dieſe 22. Toiſen zu 18. (oder
11
.
Ruthen zu 9.) addiret, werden in ihrer Summe 40. Toiſen (oder 20.
Ruthen) geben, welche halbiret als 20. Toiſen (oder 10. Ruthen) die redu-
cirte
Breite darlegen werden.
Was die Tiefe anlanget, läſſet man die Arbeiter, weil mehrentheils die
Erde
im Graben ungleich, und an einigen Oertern höher, an andern niedriger
iſt
, etliche lange etwas breite und dabey gar ebene Züge (Tractus,) indeme man
mitten
in dem Graben gräbet, von der Erde machen, welche inzwiſchen um die
Höhen
der Erde, wie viel von ſolcher heraus gekommen, ehe man gar alles
ausgemeſſen
hat, zu erkennen dienlich ſind, und ſo man dergleichen von ei-
nem
Spatio zum andern aufgezeichnet hat, nimmt man von einem jeden die
Perpendicularhöhen
, addiret ſie und dividiret die Summe mit der Zahl,
ſo
oft man ſelbige aufgezeichnet hat, als zum Exempel, ſo man 6.
Höhen in
eine
Summe bringt, muß man den ſechſten Theil von der Summe vor die
reducirte
Höhe nehmen.
Das Mauerwerk, welches die Erde zuſammen hält, muß mit ſeiner
Höhe
eine proportionirte Dicke haben, man manchet auch bey ſolchem unge-
fehr
alle 6.
Schuh eine Abdachung von einem Schuh. So man zum Erem-
pel
den Wall eines Orts, damit die Erde beyſammen bleibe, mit Steinen ver-
kleidet
, und ſolches Mauerwerk 6.
Toiſen (oder 3. Ruthen) hoch wird, muß
die
ſchmälſte Dicke, die man zuoberſt noch angeben kann, 3.
Schuh, die ſtärk-
ſte
aber zu unterſt über dem Grund, 9.
Schuh, wegen der Abdachung, die al-
le
6.
Schuh um einen Schuh weiter ſich ergiebet, groß ſeyn, da nun dieſe
Dicken
von 9.
und 3. Schuhen bey der Addition 12. machen, ſo werden 6.
220198Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtrumenten Schuh als die Helfte, die reducirte Dicke dieſer Mauer darlegen; dahere
dann
folget, daß, ſo man die Face eines Bollwerks, die 50.
Toiſen (oder
25
.
Ruthen) lang, 6. Toiſen (oder 3. Ruthen) hoch, eine Toiſe (oder eine
halbe
Ruthe) nach ihrer reducirten Dicke, ſtark iſt, das Mauerwerk 300.
cubiſche Toiſen (oder 75. cubiſche Ruthen) und zwar ohne den Grund, den
man
nicht, biß man zuvor die Beſchaffenheit des Erdreichs unterſuchet, @eter-
miniren
kann, eigentlich ausmache Auſſer dieſem pfleget man auch (Contreforts)
oder
Pfeiler, welche das Erdreich aufhalten, und verhindern, daß es nicht allzu-
ſehr
auf das Mauerwerk drucke, anzuordnen.
Dieſe Contreforts müſſen ihren
Grund
auf einem harten Boden haben, und in die auf geworfene Erde zum we-
nigſten
eine Toiſe (oder eine halbe Ruthe) weit hinein gehen.
Man machet
ſolche
auſſen, das iſt an der Seite, wo ſie an dem Mauerwerk anſtehen, 7.

biß
8.
Schuh, innen aber, wo ſie in den Wall hinein gehen, nur 4. biß 5. Schuh
breit
, welches eine Quadrattoiſe nach der Fläche dargiebet, dann, weil 7.

Schuhe
, (wie geſagt) von auſſen her, und 5.
Schuh innenwärts 12. Schuh zu-
ſammen
machen, ſo werden 6.
Schuh, als die Helſte, vor die reducirte Dicke
kommen
, ſo nun die Höhe, da eines in das andere gerechnet wird, 4.
Toiſen groß
ſupponiret
wird, ſo muß ein jeder ſolcher Pfeiler in ſeinem cörperlichen Inn-
halt
4.
cubiſche Toiſen (oder eine cubiſche Ruthe) haben, und weil man von
dergleichen
Stützen nicht weniger denn 10.
in einer Weite von 50. Toiſen (oder
25
, Ruthen) machen darf, ſo wird ſich das Mauerwerk von dieſen 10.
Con-
treforten
auf 40.
cubiſche Toiſen (oder 10. cubiſche Ruthen) belaufen, alſo
daß
man, ſo 2.
Facen und 2. Flanquen an einem Bollwerk, mit Steinen ver-
kleidet
werden ſollen, ungefehr 1000.
cubiſche Toiſen (oder 250. cubiſche Ru-
then
) und ſo eine Courtine, die 80.
Toiſen (oder 40. Ruthen) lang iſt, gleich-
falls
mit einer Mauer verſehen werden ſolle, ungefehr 600.
cubiſche Toiſen
(oder 150.
cubiſche Ruthen) vor das Mauerwerk anzugeben vermag. Wo-
bey
man dann gar leicht einen Ueberſchlag machen kann;
wie viel Unkoſten, ſo
man
einen Ort auſſen herum mit Mauerwerk umgeben wollte, dazu erfordert
werden
.
Es iſt zu merken, daß es beſſer iſt, den Ueberſchlag gröſſer als geringer
zu
machen, dann ſo es erfordert würde, daß man den Grund gröſſer machen
ſollte
, müſte man dieſes auf die mehrere Unkoſten, die man zuvor nicht wohl
hat
wiſſen können, ſchlagen.
Will man das Zimmerwerk auch nach ſeiner Maas richtig beſtimmen,
pfleget
man dieſes nach denen Schrodten (Solives) zu rechnen.
Ein Schrodt iſt ein Stück Holz, ſo 12. Schuh lang, und 36. Qua-
dratzoll
auf ſeiner kleinen Fläche groß iſt, das iſt, 6.
Zoll breit und 6. Zoll hoch
iſt
, welches auf 3.
cubiſche Schuhe, die den 72ten Theil einer cubiſchen Toiſen
ausmachen
, ſich ergiebet.
In dem zur Fortification beſtimmten Holzwerke, miſſet man die Län-
gen
aller Stücke, die zugerichtet worden, wie ſie ſind, und dabey das Holz, da
man
eines in das andere füget.
221199die zur Fortification gehören, IV. Buch, VIII. Capitel.
Wir wollen hier zween Wege, wie man einen Ueberſchlag hierinnen an-
ſtellen
ſolle, anweiſen, da einer zur Probe des andern dienen kan.
Nach der erſten Methode muß man die Corpulenz eines groſſen Stück
Holzes
in Zollen determiniren, das iſt, die Zolle, ſo viel deren ſeine Breite und
Höhe
giebet, nach dieſen beyden Dimenſionen mit einander, um Quadrat-
zolle
zu überkommen, multipliciren, dann auch dieſes Product mit denen
Toiſen
(Ruthen) Schuhen und Zollen, ſo viel die Länge erfordert, wieder
multſpliciren
, dann aber dieſes letzte Product mit 72.
dividiren, ſo wird
der
Quotient die Anzahl der Schrödte, ſo viel ein groſſes Stück Holz in ſich
hält
, anzeigen.
Die Ration dieſer Operation iſt dieſe, daß 72. Quadratzoll nach der
Länge
einer Toiſe ordiniret, ſo viel, als ein Schrodt nach der Corpulenz
ausmachet
, giebet.
Wir wollen zum Exempel ſetzen, daß man einen Balken der 2. Toiſen
(1.
Ruthen) 4. Schuh und 6. Zoll lang, 12. Zoll hoch und 15. breit iſt, nach
dem
Innhalt der Schrödte (Solives) wiſſen mögte, ſo muß man 15.
mit
12
.
multipliciren, ſo wird das Product 180. Quadratzoll geben, welches
man
dann noch mit 2.
Toiſen (4. Ruthen 6. Zoll) multipliciren muß, ſo wird
das
Product 495.
machen, welches mit 72. dividiret vor den Quotienten 6 {7/8}.
Schrödte darſtellet.
Die zwote Methode, um das Holzwerk nach denen Schrödten aus-
zumeſſen
, gründet ſich ebenſalls darauf, daß ein Schrodt 3.
cubiſche Schuhe
oder
den 72.
Theil einer cubiſchen Toiſe in ſich begreiſet.
Dieſe wird auf folgende Art vorgenommen: Man multipliciret die
Zolle
, daß ſie Quadratzolle geben, mit einander, das iſt, die Zolle nach der
Breite
mit den Zollen nach ihrer Höhe, und nimmt von dem Producte den
zwölften
Theil, welchen man alsdann mit der Länge des beſagten groſſen
Stückes
multipliciret, ſo wird das letzte Product die Anzahl der Schrödte
und
der Theile dargeben.
Wir nehmen zum Exempel das oben bemeldte Stuck Holz, das 2.
Toiſen 4. Schuh und 6. Zoll groß iſt, 12. Zoll hoch und 15. breit iſt, da man,
ſo
15.
mit 12. multipliciret wird, 180. Quadratzoll in dem Producte ſin-
det
, aus welchem der 12te Theil 15.
giebet, welche, indeme ſolche als Schu-
he
angeſehen werden, 2.
Toiſen und 3. Schuh geben, welche dann, ſo man
ſie
mit der Länge von 2.
Toiſen 4. Schuhen, 6. Zollen multipliciret, 6. Schrod-
te
5.
Schuh und 3. Zolle ausmachen, alſo daß daran nicht mehr dann 9. Zoll,
oder
der 8te Theil einer Toiſe, daßes gar 7.
Schrödte werden, wie auch
aus
der Berechnung nach der erſten Methode zu erſehen,
abgehen
.
Ende des vierten Buchs.
222200Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchiedlicher
Fünftes Buch.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchied-
licher
Waſſerwagen zu den Waſſerleitungen, wie auch der
Inſtrumenten
, die zur Artillerie gehören.
Das erſte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchiedlicher
Waſſerwagen
.
Zubereitung einer Waſſerwage, die mit Waſſer
gemacht
iſt.
Das erſte unter dieſen Inſtrumenten iſt eine Waſſerwag mit Waſ-
ſer
;
Dieſe beſtehet aus einem runden Rohr von Kupfer oder ei-
ner
andern Materie, in der Länge von dreyen Schuhen ungefehr,
11Tab. XV. und 12.
biß 15. Linien im Durchmeſſer. Dieſes iſt an beyden Enden wie
ein
Winkelmaaß umgebogen, um darein zwey gläſerne Röhren von 3.
biß
22Fig. A. 4 Zoll lang zu ſtellen, die man mit Wachs oder Maſtix veſt anmachet, un-
ten
daran iſt eine Hülſe in der Mitte angerichtet, damit ſolche auf ein Sta-
tiv
geſtellet werden kann.
Man gieſſet gemein oder gefärbtes Waſſer bey einem Ende hinein, biß
es
genug iſt, daß es in den beyden gläſernen Röhren könne geſehen werden.
Obwohlen dieſe Waſſerwag ſehr ſimpel iſt, ſo iſt ſie doch ſehr be-
quem
die mittelmäſſigen Weiten zu nivelliren, oder nach der Waſſer-
wag
zu eraminiren.
Dieſe Waſſerwag iſt darauf gegründet, daß ſich
das
Waſſer von ſich ſelbſten waſſerpaß richtet;
iſt es alſo nicht nöthig,
daß
ſolches gleichweit von den Enden der zwoen gläſernen Röhren ent-
fernet
ſeye, indeme ſich ſolches ſchon allezeit von gleicher Höhe in Anſehung
des
Erdcentri geben wird.
Die Waſſerwag mit Luſt bey B iſt ein gläſernes Rohr, das hübſch
33Fig. B. gerad und in gleicher Dicke und Breite durch und durch iſt.
Von dieſen werden einige von unterſchiedlicher Länge und Dicke nach
Proportion
gemacht;
man füllet oder thut darein ein wenig von Brand-
wein
, oder einer andern flüſſigen Materie, welche von der Kälte nicht zu-
ſammen
gefrieret.
Die Ende von dergleichen Rohr gehen ſpitzig zu,
223201Waſſerwagen, V. Buch, I. Capitel. ſind hermetiſch verſiegelt, das iſt, es wird das Ende, durch welches man den
Brandwein
gegoſſen, hernach mit eben dem Glas verſchloſſen, indeme man
ſolches
durch die ſpitzige Flamme des Feuers von einer Lampen, die durch das
Hineinblaſen
durch ein küpfernes Röhrlein ſtark und hell brennend gemacht
wird
, zuſammen geſchmolzen.
Daß dieſes Inſtrument vollkommen waſſerpaß ſeye, erkennet man,
wann
ſich die Luftblaſe accurat in die Mitte ſtellet;
dann wann es nicht
waſſerpaß
iſt, wird die Luftblaſe, weil ſie leichter iſt, gegen die Höhe zu
lauſen
.
Zubereitung einer Janz ausgemachten Waſſerwag
mit
Luſt.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus einer Waſſerwag mit Luft, die
ungefehr
8 Zoll lang, und 7.
biß 8. Linien, wie ſolches bey 1 bemerket wird,
im
Durchmeſſer in ſich hält.
Es iſt dieſe bey 2. in ein kupfern Rohr das in
11Fig. C. der Mitte ausgeſchnitten iſt, damit man oberhalbs die Luſtblaſe ſehen kann,
eingeſaßt
.
Dieſe Waſſerwag iſt auf einer gleichen Regel oder Lineal, das
ungefehr
einen Schuh lang iſt, angemacht, an deren Enden zwey Abſehen,
die
juſt von einerley Höhe, und zwar derjenigen, wie es bey 3.
von vornen
anzuſchen
iſt, gleich kommen, angerichtet worden, Solches hat eine vier-
eckigte
Oeſnung, in welcher zween ſehr ſubtil gefeilte kupferne Dräte, welche
einander
in geraden Winkeln durchſchneiden, enthalten.
Man bohret all-
da
ein kleines Loch in der Mitte durch, und nietet ein kleines dünnes
Stücklein
von Kupſer mit einem Nägelein, das einen Kopſ hat, an, da-
mit
man die viereckigte Oefnung, wann es nöthig iſt, zuſchlieſſen kön-
ne
.
Dieſes Stücklein hat ein kleines Loch, welches auf dasjenige, das in
der
Mitte durch die Dräte gemacht ift, trift.
Das kupferne Rohr iſt
auf
der Regel mit zwoen Schrauben angeſchraubet, davon eine, die mit
4
.
bezeichnet iſt, dienet, das Rohr ſo hoch oder niedrig zu richten, als
man
es verlanget, damit es waſſerpaß ſtehe, und mit den Abſehen über-
ein
treffe.
Die Kugel von der Nuß iſt an eine kleine Regel angenietet, welche eine
Feder
abgiebt, und an einem Ende mit zwoen Schrauben an die groſſe
Regel
angemacht iſt;
am andern Ende aber iſt eine Schraube mit Ohren
bey
5, vermittelſt welcher man das Inſtrument etwas höher oder niedriger
richten
kann, wann etwas weniges daran zu verändern iſt.
Die Anweiſung dieſe Waſſerwag recht zu richten, iſt ganz leicht,
und
darſ man ſolche nur alſo auf ihrem Stativ aufſtellen, daß die Luft-
blaſe
juſt in der Mitte ſtehe, alsdann machet man das Abſehen, das an
der
Seite des Auges ſtehet, zu, und das andere, auf;
ſo wird das Punct
des
Objects, das von dem Horizontal liegenden Drat durchſchnitten
224202Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchiedlicher mit dem Auge wagrecht ſeyn: will man aber wiſſen, ob dieſe Waſſerwag
mit
dem Abſehen überein treffe, muß man das Inſtrument umkehren, das
Abſehen
, das vorhero offen geſtanden, zuſchlieſſen, und das andere öſnen,
hernach
durch das kleine Loch abzielen;
wann nun eben daſſelbige Punet des
Objects
von dem horizontal liegenden Drat durchſchnitten wird, ſo iſt es
ein
Zeichen, daß die Waſſerwag accurat ſeye;
wann ſich aber einige Dif-
ferenz
findet, muß man das Rohr, ſo diel, ob es gleich wenig iſt, mit
Beyhülfe
der mit 4.
bezeichneten Schraube, hinauf, oder hinunter ſchrau-
ben
, und die Operation ſo lang fortſctzen, biß die Abſehen mit der Waſſer-
wag
recht eintreffen, das iſt, daß die Luftblaſe, wenn man auf ein Object
ſiehet
, in der Mitte ſtehe, und man eben das Object ſehe, wann das In-
ſtrument
umgewendet wird.
11Tab. XV.
Fig
. D.
Die Waſſerwag bey D beſtehet aus einem kleinen gläſernen Rohr,
das
in einem andern Rohr von Kupfer eingeſchloſſen, dieſes aber auf einer
Regel
von einer accuraten gleichen Dicke veſt angemacht iſt.
Mit ſolcher
kann
man innen werden, ob eine Fläche, zum Exempel, ein Tiſch, eine Per-
pendickeluhr
, oder etwas dergleichen anderes, wagrecht ſtehe.
Zubereitung der Waſſerwag mit der Luft und
einem
Perſpectiv.
Dieſe Waſſerwag kommet derjenigen bey C ganz gleich, ausge-
nommen
, daß an ſtatt der Abſehen allhier ein Perſpectiv iſt, damit man de-
22Fig. E. ſto weiter abzielen könne.
Dieſes Perſpectiv ſtehet in einem küpfernen Rohr,
in
der Länge von ungeſehr 15.
Zollen, das auf eben der Regel, wo die Waſ-
ſerwag
liegt, beveſtiget iſt, welche Regel zimlich dick, recht gerad und gleich
ſeyn
muß.
Zu äuſſerſt an dem Rohr des Perſpectivs bey 1. wird das kleine mit 1.
bemerkte Rohr hinein geſchoben, welches das Ocularglas und einen hori-
zontal
ausgeſpannten recht ſubtilen Seidenfaden, der in dem Foco des
Ocularglaſes
bey 2.
ſtehet, in ſich hält; man ſchiebet dieſes kleine Rohr
in
dem groſſen hinein-und herauswärts, um das Perſpectio für unterſchied-
liche
Geſichter recht richten zu können.
An dem andern Ort des Perſpectivs ſtehet das Objectivglas, deſ-
ſen
Zubcreitung eben diejenige, wie bey dem Halbzirkel iſt.
Nicht ſo
wohl
das ganze Corpus oder Rohr dieſes Perſpectives, als die Waſſerwag
iſt
an einer Regel mit Schrauben an zweyen kleinen viereckigten Plättlein,
die
an beyden Enden eines jeden Rohrs angelöthet ſind, und die vollkommen
von
gleicher Dicke ſeyn müſſen, veſt angemacht.
Bry der mit 3. bemerkten kleinen Figur iſt eine Schraube, welche
durch
die Regel und durch das Rohr des Perſpectivs gehen muß, damit
man
die kleine Gabel, an welcher der Seidenefaden ſtehet, höher und
niedriger
richten, und ſolche alſo mit der Luſtblaſen überein treffen kann;
225203Waſſerwagen, V. Buch I. Capitel. wann das Inſtrument wagrecht ſtehet. Die mit 4. angedeutete Schraube
dienet
, daß die Luftblaſe auch mit dem Perſpectio zutreffen könne.
Unter der Regel iſt eine Platte von Kupſer, die eine Feder abgiebet,
und
die Nuß träget, gleichwie ſolches bey der Waſſerwag mit dem Abſehen
ſich
auch befindet.
Die Wag bey F zu waſſ@rpaſſen Flächen iſt wie ein Winkelmaaß
formiret
, und hat zween Schenkel, die in der Länge einander accurat gleich
ſind
.
An dem Ort, wo dieſe zween Schenkel zuſammen gefüget ſind, wird
11Tab. XV.
Fig
. F.
ein kleines Loch gemacht, aus welchem ein Seidenfaden mit einem Bley
herunter
hänget, welches auf eine Perpendicularlinie mitten auf dem Qua-
dranten
, der zum öſtern in 90.
Grad getheilet wird, einſchläget. Ihr
Gebrauch
iſt gar leicht, dann wann das äuſſerſte von den Schenkeln auf
eine
Fläche geſtellet worden, ſo weiß man, daß ſolche wagrecht ſtehe, in-
deme
der Seidenſaden auf der Linie, die mitten in dem Quadranten iſt,
eintrift
.
Zubereitung einer Waſſerwag mit einem Senkbley
und
Peiſpectiv.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus zwoen Regeln, die aneinander gerich-
tet
, gerade Winkel machen, diejenige, welche das Senkbley hat, iſt unge-
fehr
1 {1/2}.
biß zween Schuh groß.
Man machet den Faden oben an einem kleinen Nagel oder Hacken, der
22Fig. G. bey 2.
zu finden iſt, veſt, das Mitteltheil dieſer Regel, wo der Faden
durchgehet
, iſt ausgehohlt, damit ſelbiger ſonſten nirgends, als nur unten
bey
3.
anſtoſſe, allwo ein kleines Plättlein von Silber iſt, worauf man
eine
mit dem Perſpectiv perpendiculargehende Linie ſubtil ziehet.
Man
bedecket
den leeren Raum mit zweyen Stücken von Kupfer oder Meſſing,
um
zu verhindern, daß der Wind den Faden nicht treibe, und aus eben dieſer
Urſache
hat man einen Cryſtall dabey, welcher das ſilberne Plättlein zu-
decket
, damit man hindurch ſehen könne, wann der Seidenfaden mit ſei-
nem
Bley auf der Perpendicularlinie ſtehet.
Das mit 1. bezeichnete Per-
ſpectio
iſt auf einer andern Regel, die ungefehr zween Schuh lang iſt, veſt
angemacht
, ſelbiges iſt eben ſo, wie die andern Perſpective, von welchen wir
oben
geſaget, zugerichtet.
Die ganze Accurateſſe dieſes Inſtruments be-
ſtehet
darinn, daß dieſes Perſpectiv accurat Winkelrecht mit der Per-
pendicularlinie
ſtehe.
Die daran befindliche Nuß iſt wie ſonſt ordentlich
zubereitet
, und wird hinter dieſer Regel angemacht, damit man das ganze
Inſtrument
auf ein Stativ ſtellen könne.
Man findet noch eine Gattung von einer Waſſerwag, die mit ei-
nem
Senkbley und Perſpectio verſehen, und entweder aus Meſſing
226204Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchiedlicher Eiſen gemacht iſt; in dieſem iſt ſowohl das Perſpectio als das Rohr, darin-
nen
ein Bley an einem ſubtilen Faden herabhänget, damit man die verlangte
Horizontallinie
deſto genauer determiniren könne, 4.
biß 5. Schuh lang.
Das Perſpectio hat in ſeinem Durchmeſſer ungeſehr 1 {1/2}. Zoll. Die Röh-
re
aber, in welcher das Senkbley zu finden, iſt ungeſehr 2.
Zoll breit und
1
{1/2}.
Zoll dick; Solche muß man in der Mitte des Perſpectios mit Schrau-
ben
veſt machen, und zwar ſolchergeſtalt, daß ſie auf das genauſte in glei-
chen
Winkeln aufeinander gefüget ſeyen.
An beyden Enden des Perſpe-
ctivs
ſind zween breite Ringe angerichtet, in denen ſich das Perſpectio
ganz
geheb drehen läſſet;
dieſe Ringe, welche unten platt, ſind auf einer
ſtarken
eiſernen Regel, damit die Haltung deſto ſtärker ſeye, veſt gemachet.

Dieſe
Waſſerwag hat 2.
Füſſe zum Geſtell, das demjenigen, ſo in der
XIII
.
Kupfertabell, bey E angedeutet worden, zimlich nahe kommt, obi-
ge
Stücke ſind an beyden Enden der eiſernen Regel mit Schrauben beveſti-
get
:
Ueber dieſes ſo zeigen ſich auch allhier zwo Oefnungen, ſo mit einem Cry-
ſtall
oder Glaß bedecket ſind, die man mit Beyhülfe eines kleinen Gehäuſes,
aufmachen
und dadurch das Senkbley mit dem ſubtilen Faden oben
an
das Rohr anhangen kann, ſo daß es bey zweyen kleinen ſilbernen Plättlein
ſich
hin und her bewegen, und dann gegen über auf einer mit dem Perſpectiv
perpendicularen
Linie, die man ſehr ſubtil auf beſagten Plättlein gezogen,
innen
ſtehen mag, als da ſolche gegen die Oefnungen des Rohrs über ange-
ordnet
worden.
Das Pendul beſtehet entweder aus einem Haar oder aus
einer
ſehr ſubtilen Seiden und dem Senkbley, das Perſpectiv aber iſt dem-
jenigen
, davon wir oben ſchon, als von dem Halbzirkel gehandelt worden,
Meldung
geſchehen, gänzlich gleich.
Die gröſte Richtigkeit dieſes Inſtruments beſtehet darinnen, daß das
Perſpectio
mit den Perpendicularlinien, die auf vorbemeldtem Plättlein
gezogen
worden, auf das genaueſte in geraden Winkeln zu ſtehen kommen.
Die Prob von dieſer Waſſerwag iſt folgende: Man richtet ſolche
auf
ihrem Geſtelle dergeſtalten, daß das Pendul genau auf die Per-
pendicularlinie
treffe, alsdann notiret man das Object, welches der in
dem
Foco des Perſpectioes ausgeſpannte Seidenfaden durchſchneidet,
hernach
nimmt man das Pendut wieder ab und kehret das Perſpectio von
unten
zu oberſt, hänget das Pendul an den Stiſt, der in dem Rohr
zu
oberſt ſtehet, wieder ein, und ſiehet durch das Perſpectio wieder auf eben
das
Object, fället das Pendul genau auf die Perpendicularlinie, ſo iſt
es
eine Anzeige, daß das Inſtrument richtig iſt, wo es aber nicht darauſ
innen
ſtehet, ſomuß man den Stiſt entweder rechts oder links treiben, biß ſol-
ches
auf dieſer und jener Seite eintreffe.
Man kann auch das Perſpectio
mit
Beyhülfe einer Schraube höher und niedriger richten.
Die Kunſt-
erfahrne
werden alles dieſes, wann gleich die Beſchreibung hievon kurz
iſt
, gar wohl verſtehen können.
227205Waſſerwagen, V. Buch, I. Capitel.
Das Inſtrument bey H iſt eine kleine ganz einſache Wag zu waſſer@aſ-
ſen
Flächen, welche aus eben dem Fundament, als die drey vorhergehende,
entſpringet
.
Ihre Figur giebet den Gebrauch und die Zubereitung ſchon
genug
zu verſtehen.
Die Waſſerwag bey I richtet ſich ſelbſten. Sie beſtehet aus einer
11Tab. XV.
Fig
. 1.
küpſernen oder meſſingen Regel, die zimlich dick iſt, ungefehr einen Schuh
lang
, und einen Zoll breit.
Es befinden ſich allda zwey Abſehen, von einer-
ley
Höhe, die zu äuſſerſt auf der Regel ſtehen, in der Mitte iſt eine Gattung
von
einer Gabel, dergleichen faſt in den ordentlichen Wagen zu ſeyn pflegen,
damit
man die Waſſerwag ganz frey aufhängen könne.
Unterhalb
dieſer
Regel iſt mit Schrauben ein Stück Kupfer angeſchraubet, welches
noch
darzu eine zimliche große Kugel von Kupfer träget, um dadurch der-
ſelben
deſto mehr Gewicht zu geben.
Die ganze Accurateſſe dieſes Inſtru-
ments
beſtehet darinnen, daß es in einem vollkommen gleichen Gewicht ſtehe.
Solches iſt nun gar leicht zu wiſſen, dann wann man das Inſtrument bey
ſeinem
Ring aufgehangen hätt, und ein Object durch die Abſehen be-
merket
, muß man hernach das Inſtrument umwenden, damit man das
Aug
an das andere Abſehen ſtellen, und dadurch abſehen möge, ob eben
das
Object in voriger Höhe erſcheine:
findet man dicſes, ſo iſt es ein
Mer@mahl
, daß das Inſtrument in einem vollkommen gleichen Gewicht ſtehe:

wann
aber das Object ein wenig höher oder niedriger erſcheinet, kann man
allda
leicht Hülfe ſchaffen, indeme man ein wenig das Stuck, das die Kugel
träget
, ſortſchiebet, biß es nemlich genau in der Mitte des Puncts, aus
welchem
es herunter hänget, ſtehe, alsdann es mit den Schrauben veſt ſtel-
let
, ſo wird man durch die Erfahrung innen werden, daß das Inſtrument
wagrecht
ſeyn wird.
Zubereitung der Waſſerwag des Herrn Hugens.
Das vornehmſte Stuck von dieſem Inſtrument iſt ein Perſpectiv mit
22Fig. K. 1.
bezeichnet, 15. biß 18. Zoll in der Länge, und iſt auf eben dieſe Art,
die
wir ſchon oben beſchrieben haben, verfertiget.
Das Perſpectio, wel-
ches
in der Form eines Cylinders iſt, gehet durch eine Hülſe, allivo ſelbt-
ges
in der Mitte veſt angemacht iſt.
Dieſe Hülſe hat zween gleiche platte
Armebey
2, den einen oben, und den andern unten, ein jeder von ſolchen iſt
ungeſehr
den vierten Theil von dem Perſpectio groß, alſo daß alles, wann es
zuſammen
gerichtet iſt, wie ein Creutz ausſiehet.
Zu Ende eines jeden von
dieſen
zween Armen iſt ein kleines Stücklein, das ſich bewegen läſſet, in
Form
eines umgebogenen Hackens angemacht, in welchen cine ſtarke Seide,
die
etlichmal gedoppelt durch den Ring gehet, angebunden iſt.
Bey einem ſolchen Ring hänget man das Creutz an einen andern
Hacken
, der zu Ende an einer Schraube bey 3.
ſtehet, auf, unten
228206Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchiedliche hänget man an den andern Ring ein Gewicht, das zum wenigſten ſo ſchwer
als
das Creutz ſeye, daran, damit es in gleichem Gewichte möge gehalten wer-
den
;
dieſes Gewicht iſt bey 5. in einer Büchſe eingeſchloſſen, aus welcher
nichts
, als nur der Hacke hervor ſiehet, der Platz, ſo noch in dieſer Büch-
ſe
übrig wird mit Nuß-Lein-oder einem andern Oel angefüllet, welches nicht
geſtehet
, damit das Wanken des Gewichts und des Perſpectios deſto eher
möge
verhindert werden.
Man machet zuweilen zwey Perſpective an dieſes Inſtrument, da eines
an
des Seite des andern, und zwar recht parallel, ſtehet;
das Ocularglas
des
einen Perſpectivs ſtehet auf einer Seite, und das Ocularglas des an-
dern
gegenüber, damit man von beyden Seiten hinaus ſehen könne, ohne
daß
man dieſe Wag umwende.
Wann das Rohr des Perſpectivs aufge-
hangen
worden, und ſich nicht wagrecht befindet, gleichwie es öfters zu ge-
ſchehen
pfleget, muß man eine Hülſe oder einen Ring bey 4.
daran ſtecken,
den
man nach der Länge des Perſpectivrohrs hin und her ſchieben muß, um
ſolches
wagrecht ſtellen, und mit dem Horizont parallellaufend erhalten zu
können
, es mögen nun gleich ein oder zwey Perſpective ſeyn.
Es befindet ſich auch dabey ein horizontal ausgeſpannter Faden, der an
eine
kleine Gabet in dem Foco des Objectivglaſes eines jeden Perſpectivs,
die
man hoch und niedrig mit Beyhülfe einer kleinen Schraube ſtellen kann,
gerichtet
iſt, gleichwie wir ſchon oben davon Meldung gethan.
Wann man dieſe Waſſerwag recht probiren will, hänget man ſel-
bige
bey einem Arm auf, und ſiehet alsdann auf ein weit entlegenes Object
hinaus
, ohne daß das Gewicht daran gehangen ſeye, und bemerket ge-
nau
das Punct des Objects, welches von den Faden des Perſpectivs durch-
ſchnitten
wird, hernach thut man das Gewicht darzu, indeme man ſolches un-
ten
an dem Ring einhänget:
Wann nun der horizontal geſtellte Faden mit
eben
dem Puncte des Objects eintriſt, ſo iſt es ein Anzeigen, daß der Mittel-
punct
der Schwere von dem Creutz genau in einer geraden Linie ſich befinde,
welche
die zween Puncte, woraus die Hängung geſchiehet, zuſammen füget,
und
mit dem Mittelpuncte der Erde übereinſtimmet.
Wann aber dieſes ſich nicht alſo befindet, muß man der Sach dadurch
helfen
, daß man den Ring hin und her gehen läſſet.
Wann man es nun
dahin
gebracht, daß man ohne, und mit dem Gewichte auf einerley Puncte
abzielen
kann, wird an dem Inſtrument das unterſte zu oberſt gekehret,
ſo
daß man es an dem Arm, der vorhero unten geweſen, aufhänget,
und
an den andern das Gewicht thut.
Wann alsdann der Faden,
der
in dem Perſpectiv ſtehet, oben das Punct des Objects durchſchnei-
det
, iſt man verſichert, das dieſes Punct juſt in der Horizontalfläche mit
dem
Mittelpunct des Perſpectivrohrs ſeye:
Wo aber der Faden
229207Waſſerwagen, V. Buch, I. Capitel. auf eben das Punct abzielet, muß man ſolchen vermittelſt der Schraube
im
Auf-und Abſchrauben darauſ richten.
Man muß aber von Zeit zu Zeit
dieſes
Inſtrument verificiren und auf die Prob ſtellen, aus Beyſorge, es
mögte
ſich etwas darinnen verändert haben.
Der Hacke, an welchem das Inſtrument hänget, iſt an einem Creutz,
aus
ſchmalen dünnen Holz, und das an beyden Seiten bey dem Perſpectio
und
deſſen Armen ein wenig vorſchieſſet, veſt angemacht;
an den Enden ei-
nes
jeden Arms von dem Creutz befindet ſich ein Hacke, welcher machet, daß
das
Perſpectiv, wann man ſich des Inſtruments bedienet, ſich nicht viel be-
wegen
, oder, wann es von einem Ort zum andern getragen wird, verrucken
kann
, indeme man das Perſpectiv mit Beyhülfe der Schraube, welche ſol-
ches
träget, darauſ herunter gehen läſſet.
Man machet über dieſes flache Creutz ein anderes hohles Creutz, welches
man
mit Häcklein zuſammen füget, welches als ein Fuder zu dieſem Inſtru-
ment
dienet;
jedoch die zwey Ende von dem Creutz bleiben offen, daß alſo das
Perſpectiv
, indeme es vor Wind und Regen geſichert, ſolches allezeit zum Ge-
brauch
in guten Stand bleibe.
Das Stativ, dieſes Inſtrument zu halten, iſt eine runde Schei-
be
von Meſſing, die etwas hohl iſt, an welcher drey Hülſen mit Gewinden
angemacht
ſind, in die man Stöcke von einer ſchicklichen Länge thut;
die
Büchſe
, die unterhalb der Waſſerwag iſt, ſtehet auf dieſer Scheibe und
läſſet
ſich, auf was vor eine Seite man will, drehen, alſo daß das Gewicht
ſeine
ſreye Bewegung in der Büchſe hat, welche von Kupfer ſeyn muß, und
ſich
mit einer Schraube verſchlieſſen läſſet, damit das Oel auf den Reiſen
wol
aufbehalten, und nicht verſchüttet werde.
Zubereitung einer andern Waſſerwag.
Dieſes Inſtrument iſt eine Waſſerwag, welche der erſtbeſchriebe-
11Fig. L. nen faſt gleich iſt, die man aber leichter auf dem Felde von einem Orte zum
andern
bringen kann.
Bey 1. iſt eine Büchſe, in welche das Perſpectiv eingeſchloſſen iſt.
Bey 2. iſt ein Stuck wie ein Steigbügel geſtaltet, da eine Schrau-
be
durchgehet, die zu dem Puncte, aus welchem das herabhängen geſchiehet,
dienet
, an deren Ende iſt eine Hacke, woran ein Ring gehangen wird, welcher
zu
Ende der Platten iſt, der das Perſpectiv träget.
Bey 3. ſind oben und unten Schrauben, damit man das Perſpectiv,
wann
das Inſtrument von einem Orte zum andern getragen wird, veſt an-
ſchraubet
.
230208Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchiedlicher
Bey 4. ſind Häcklein, welche die Büchſen zugeſchloſſen halten.
Bey 5. iſt das Ende von dem Perſpectiv.
Bey 6. iſt das Ende von einer Platte, an welcher eine groſſe Bley-
kugel
angehanget wird, die zur Horizontalſtellung des Perſpectivs dien-
lich
iſt.
Bey 8. ſind drey Hülſen, die unterhalbs an bemeldten Bügel veſt an-
ge@acht
ſind, und dienen zu einem Stativ, ſo das ganze Inſtrument träget,
welches
in ſeiner Büchſe, wann man ſich deſſen bedienet, ganz frey ſchweben
muß
.
Es iſt zu merken, daß man zuweilen zwey Perſpective ſo wohl an dieſe
Waſſerwag
, als an die andere, von welcher wir ſchon zuvor Meldung ge-
than
haben, machen könne.
19[Figure 19]
Das zweyte Capitel.
Von dem Gebrauche der obbemeldeten Inſtrumenten
zum
Waſſerwägen, (pour niveller.)
Das Waſſerwägen iſt eine Verrichtung, die uns die Höhe eines
11Tab. XV.
Fig
. 1.
Orts in Anſehung eines andern zu erkennen giebet.
Man ſagt,
daß
ein Ort höher liege, als ein anderer, wann er von dem Mittel-
puncte
der Erden weiter entſernet iſt.
Eine Linie, welche in allen ihren Pun-
cten
von dem Mittelpuncte der Erden in gleicher Entfernung iſt, wird eine wag-
rechte
Linie genennet;
derowegen muß dieſe Linie, weilen die Erde rund iſt,
krumm
ſeyn, und einen Theil von ihrem Umkreis ausmachen, gleichwie man
hier
die Linie B C F G ſiehet, deren Puncte insgeſamt von dem mit A bemerk-
ten
Mittelpuncte der Erden in gleicher Weite abſtehen, hingegen iſt die Ab-
zielungslinie
, welche die Operationes bey dem Waſſerwägen geben, eine ge-
rade
und mit dem Halbmeſſer der Erden A B winkelrechte Linie, welche
ſich
über die wahre Horizontallinie, die durch die Krümme der Erde ange-
deutet
wird, nach Proportion, als ſolche viel oder weniger weit hinaus
gehet
, erhebet;
ſolchemuach geben alle Operationes nur die ſcheinbare Hori-
zontallinie
, die man corrigiren muß, um die wahre Horizontallinie zu über-
kommen
, wann die Abzielungslinie über 50.
Toiſen hinaus gehet.
Die folgende Tabell, allwo die Verbeſſerungen der Puneten der ſchein-
baren
Horizontallinie, um ſolche zu der wahren Horizontallinie zu reduci-
ciren
, angedeutet ſind, iſt mit Beyhülfe des halben Erddiameters be-
rechuet
worden, deſſen Gröſſe man, nachdeme ein Grad von ihrer
231209Waſſerwagen, V. Buch, II. Capitel. pherie bekannt worden, erfahren, die Herren von der Königlich@n Acade-
mie
der Wiſſenſchaften haben aus ſehr richtigen Beobachtungen gefunden,
daß
ein Grad von dem Umkreiße der Erde in einem der gröſten Zirkel, als in
dem
Mittagszirkel, 57060.
Toiſen in ſich halte; Wann man nun 25.
Franzöſiſche Meilen, welche die mittelmäſſ@ge zwiſchen den groſſen und klei-
nen
Franzöſiſchen Meilen ſind, auf einen Grad rechnet, werden 2282 {2/6}.

Toiſen
auf eine ſolche Meile kommen.
Der ganze Umkreis der Erde wird 9000. von eben dieſen Meilen groß
ſeyn
, und ihr Durchmeſſer wird von dergleichen 2865.
in ſich faſſen, dahe-
ro
dann folget, daß von einem jeden Orte auf der Fläche der Erde biß zu ih-
rem
Mittelpuncte 1432 {1/2}.
Meilen ſeyn.
Die Linie A B ſtellet den halben Durchmeſſer der Erde unter den Füſſen
11Tab. XV.
Fig
. 1.
des Beobachters vor, und die gerade Linie B D E den Geſichtsradium, deſ-
ſen
Puncte insgeſamt in der ſcheinbaren Horizontallinie des Puncts B ſte-
hen
.
Man bedienet ſich der Linie des ſcheinbaren Horizonts, um eine an-
dere
zu determiren, welche von dem wahren Horizont ſeye, und dieſes ge-
ſchiehet
, indeme man von den Puncten der ſcheinbaren Horizontallinie,
die
Höhe, um welche ſie ſich über die wahre Horizontallinie in Anſehung
eines
gewiſſen Puncts, wie hier über B, erhaben, abziehet:
Alſo iſt es ganz
leicht
aus dieſer Figur zu erſehen, daß alle Puncte der ſcheinbaren Hori-
zontallinie
D E weiter von dem Mittelpuncte der Erde, als das B entfernet
ſeyen
;
Man darf aber um die Differenz darzwiſchen zu erfahren, nur den
geradwinklichten
Triangel betrachten, ſo wird man, weil deſſen zwo Sei-
ten
AB, BD ſchon bekant ſind, die Hypothenus A D finden, und ſo man
den
Radium oder Halbdurchmeſſer der Erde davon abziehet, wird als-
dann
der Ueberreſt C D die Crhöhung eines Puncts in der ſcheinbaren Ho-
rizontallinie
D über das Punct einer wahren Horizontallinie C vorſtellig
machen
.
232210Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchiedlicher
Bine Tabell, welche die Correctionen, der Puncten der
ſcheinbaren
Horizontallinie zeiger, um ſolche nach den verſchiedenen
Diſtanzen
von 50.
zu 50. Coiſen, zu der wahren
Horizontallinie
zu reduciren.
11
Diſtanzen
der Puncten \\ auf der ſcheinbaren \\ Horizontallinie.\\ 50. Toiſen.
100
.
150
.
200
.
250
.
300
.
350
.
400
.
450
.
500
.
550
.
600
.
650
.
700
.
750
.
800
.
850
.
900
.
950
.
1000
.
Correetionen
der Er- \\ niedrigungen.\\ Zoll. # Linien.
0
. # 0 {1/3}.
0
. # 1 {1/3}.
0
. # 3. 0.
0
. # 5 {1/3}.
0
. # 8 {1/3}.
1
. # 0 0.
1
. # 4 {1/3}.
1
. # 9 {1/3}.
2
. # 3 0.
2
. # 9 0.
3
. # 6 0.
4
. # 0 0.
4
. # 8 0.
5
. # 4 0.
6
. # 3 0.
7
. # 1 0.
7
. # 11 {1/2}.
8
. # 11 0.
10
. # 0 0.
11
. # 0 0.
Die
Regel, welche zur \\ Berechnung dieſer Ta- \\ bell dienlich geweſen, iſt \\ folgende, man muß das \\ Quadrat der Diſtanz \\ mit dem Dtameter der \\ Erde, welcher 6538694. \\ Toiſen macht, dividiren, \\ und dieſes aus der llr- \\ ſach,weilen ſich die Cor- \\ rectionen oder Ernie- \\ drigungen gegeneinan- \\ der derhalten, als wie die \\ Quadrat der Diſtan- \\ zen; ob nun aber wohl \\ das Fundament dieſer \\ Berechnung nicht ganz \\ und gar Geometriſch iſt, \\ ſo kommet ſie doch ſol- \\ chem ſo nahe, daß in der \\ Praxi kein Fehler, der \\ zu ſpühren wäre, daraus \\ erfolgen kann.
Wann man die Puncten der ſcheinbaren Horizontallinie an ſtatt der-
22Tab. XV.
Fig
. 1.
jenigen in der wahren Horizontallinie nehmen wollte, würde man in der
Leitung
des Waſſers von einer Quelle oder Urſprung fehlen;
wann
dieſer
zum Exempel im Puncte B wäre, würde er nicht nach der Länge der
Linie
B D E flieſen, ſondern in dem Puncte B ſtille ſtehen:
dann er müſte, ſo
er
ſich nach der Länge der beſagten Linie erſtrecken ſollte, höher als er iſt,
ſteigen
, welches nicht möglich iſt, weilen ſolche keine andere äuſſerliche Fi-
gur
an ſich nehmen kann, als eine Zirkelrunde, welche in gleicher Weite
von
dem Mittelpunete entfernet iſt.
Es würde im Gegentheil aber bey ſei-
ner
Quelle, die in D wäre, ein groſſer Fall ſeyn, ſo ſie in B hinab laufen
müſte
, ſie könnte aber nicht auf der andern Seite weiter fort laufen,
233211Waſſerwagen, V. Buch, II. Capitel. len ſelbige höher, als ihr Urſprung iſt, ſteigen müßte, dann ſie ihren Lauf
nach
der Länge eben derſelben geraden Linie fortſetzen müſte, welches aber ſel-
bige
nicht thun kann, es ſey dann, daß ſolche durch eine Machine mit Gewalt
fortgetrieben
würde.
Wie man die Waſſerwagen rectificiren oder anrichten ſoll,
daß
ſie accurat und ſuſt ſeyn.
Will man die Waſſerwag rectificiren, als zum Exempel, diejeni-
11Tab. XV.
Fig
. 2.
ge mit der Luft, muß man zween Stäbe einſtecken, nemlich A B, da einer
von
dem andern ungefehr 50.
Toiſen, wegen der Runde der Erden abſte-
het
:
ſollte man aber über dieſe Zahl der Toiſen ſchreiten, würde ſodann ei-
ne
andere Abſicht darauf zu machen ſeyn;
hernach muß man, indeme aus
dem
Stand A auf den Stab B abgezielet, und die Waſſerwag horizon-
tal
geſtellet wird, wann die Luftblaſe in der Mitte des Canals ſtehet, nach
der
Länge des beſagten Stabes ein ſtarkes Papier, auf deſſen Mitte vor-
hero
eine ſchwarze Linie horizontal gezogen worden, ſo lang auf-und nieder-
ſchieben
, biß der Geſichtsradius des Beobachters auf dieſe Linie falle,
darauf
muß man an den Stab A ebenfalls ein ſolches dickes Papier, deſſen
Helfte
auf die Höhe des Auges treffe, wann man auf das Papier bey B ab-
gezielet
, anmachen, die Waſſerwag zu dem Stab B tragen, und ſelbi-
ge
ſo hoch als der Mittelpunct des beſagten Papiers iſt, richten;
wann nun
die
Waſſerwag auch horizontal geſtellet worden, um, auf die Mitte des
Papiers
bey A abzielen zu können, alsdann aber der Geſichtsradius auf die
Mitte
des beſagten Papiers gienge, würde es eine Anzeige ſeyn, daß dieſe
Waſſerwag
juſt wäre:
Wann aber der Geſichtsradius unter-oder
oberhalbs
liefe, als, zum Exempel, in das Punct C, müſte man das Per-
ſpectiv
oder das Abſehen, (doch daß dabey eben dieſelbe Höhe des Auges be-
halten
würde,) ſo viel herunter laſſen, biß der Geſichtsradius auf das Mittel
der
Differenz, nemlich in D träfe;
und wann das Perſpectiv in ſolchem
Stand
bleibet, muß man das Rohr der Waſſerwag ſo lang richten, biß
ſich
die Luftblaſe in der Mitte befinde, welches mit Beyhülfe der mit 4.
be-
zeichneten
Schraube geſchehen kann.
Hernach kehret man wiederum zu dem Stabe A, und ſtellet die Waſſer-
wag
ſo hoch, als das Punct D iſt, damit man auf das Papier B abzielen
könne
:
Wann nun der Geſichtsradius auf den Mittelpunct des Papiers fäl-
let
, ſo iſt es eine Anzeige, daß das Perſpectiv mit der Waſſerwag eintreffe;
wo aber nicht, muß man von vornen eben dieſe Operationen ſo lang anſtellen,
biß
man auf die Mittelpuncte der Papiere recht treffen könne.
234212Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchiedlicher
Eine andere Manier eine Waſſerwag zu rectificiren.
Wann zween Puncte, die vollkommen wagrecht und weit voneinander
entfernet
ſich befinden, bekannt ſind, ſtellet man das Ende, wo das Ocu-
larglas
des Perſpectives ſtehet, juſt ſo hoch, als eines von dieſen zweenen
Puncten
iſt, worauf die Luftblaſe mitten in ihrem Canal innenſtehend
gemacht
, und dann abgezielet wird;
wann es ſich nun ereignet, daß der Fa-
den
des Perſpectivs auf das andere Punct träfe, ſo iſt es eine Anzeige, daß
die
Waſſerwag richtig ſeye, wann aber der Faden ober-oder unterhalbs des
Puncts
von der Horizontallinie wieſe, müſte man doch, daß allezeit einer-
ley
Höhe des Auges behalten wird, das Ende der Waſſerwag, wo das
Objectivglas
ſtehet, etwas höher oder niedriger richten, biß der Geſichts-
radius
durch das Perſpectiv das rechte Punct von der wagrechten Linie
gebe
, in welchem Stand es dann gelaſſen, und das Rohr der Waſſer-
wag
ſo hoch oder niedrig geſtellet wird, daß die Luftblaſe in der Mitte
bleibe
.
Was man bißhero von dieſer Waſſerwag geſaget, kann auch bey den
andern
, um ſolche zu rectificiren, zum Gebrauch dienen.
Der Unterſchied
iſt
nur dabey, daß man die Senkbley und die Fäden in den Perſpectiven,
nachdeme
ihre Conſtruction iſt, anderſt richte.
Eine andere Ausübung zum Waſſerwägen.
11Tab. XV.
Fig
. 3.
Wann man, zum Exempel, den Unterſchied von der Höhe, oder den
Fall
des Waſſers, von der Höhe eines Berges, von dem mit A bemerkten
Punct
, biß zu unterſt des beſagten Bergs in das Punct B, gern wiſſen woll-
te
, ſtellet man die Waſſerwag ungefehr in die Mitte dieſer zween Pun-
cten
, als in D, und läſſet Stäbe in A und B von Leuten, die auf das Zeichen-
geben
abgerichtet ſind, damit ſolche nach der Länge der beſagten Stäbe ge-
ſpaltene
Stücklein Holz, an deren Ende man die dicken Papiere anmachet,
hinauf
oder hinunter ſchieben mögen, einſtecken;
Wann nun die Waſſer-
wag
auf ihrem Statio veſt ſtehet, zielet man gegen den Stab A E ab, da
zugleich
das Zeichen gegeben wird, wie man mit den Leuten, die ſich darauf
derſtehen
, vorhero abgeredet, um das Papier ſo lang höher oder niedriger zu
richten
, biß der Theil von oben zu, oder die Linie in der Mitte mit dem Ge-
ſichtsradio
überein treffe:
hernach läſſet man die Perpendicularlinie don dem
Puncte
A, biß in das Punct E accurat meſſen, welche wir in dieſem
Exempel
6.
Schuh und 4. Zoll hoch ſupponiren wollen, welches man beſonders
aufzeichnen
muß.
Ferner wendet man die Waſſerwag horizontaliter
auf
ihrer Nuß um, alſo daß ſolche allezeit in eben derſelben Höhe ſeye, und
gerad
auf dem Stab B zuſehe, damit das Ocularglas des Perſpectives
an
der Seite des Auges ſtehe:
wann aber die Waſſerwag Abſehen
hat
, iſt es nicht nöthig, ſolche umzuwenden;
darauf giebt man ein
235213Waſſerwagen, V. Buch, II. Capitel. chen, @aß man das Papier bey C entweder höher oder niedriger richte, biß
deren
oberes Ende mit der Abzielungslinie überein treffe;
man läſſet endlich
von
dem Punct B biß in das Punct C die Höhe abmeſſen, die wir hier 16.
Schuh und 6. Zoll ſupponiren, welche man auf einem beſonderen Zettel
über
die Zahl des erſten Stands ſetzen muß:
damit aber die Abneigung des
Puncts
B biß an das Punct A bekannt werde, ſubtrahiret man 6.
Schuh,
4
.
Zoll, von 16. Schuhen und 6. Zollen, ſo bleiben 10. Schuh und 2. Zoll,
vor
die Abneigung, welche hat@ ſollen geſuchet werden, übr@g.
Es iſt hier
zu
merken, daß, wann das Punct D, wo der Beobachter ſtehet, in der
Mitte
zwiſchen dem Puncte A und dem Puncte B iſt, es mag auch die Wei-
te
davon beſchaffen ſeyn, wie ſie will, es nicht nöthig ſeyn wird, auf die
Erhöhung
der ſcheinbaren über die wahre Horizontallinie acht zu haben,
weilen
, wann dieſe zween Puncten von dem Auge des Beobachters in
gleicher
Weite entfernet ſind, der Geſichtsradius ſich ganz gleich über
die
wahre Horizontallinie erheben, und folglich keine Verbeſſerung anzuſtel-
len
nöthig ſeyn wird, um den Fall von dem Punct A biß an das Punct B
zu
erfahren.
Ein anderes Exempel von dem Waſſerwägen.
Man mögte gerne wiſſen, ob der Fall zulänglich genug wäre, daß man
ein
Waſſer von der Quelle bey A biß in das mit B bezeichnete groſſe Beck lei-
ten
könnte.
Weilen nun die Weite von dem Puncte A biß in das Punct B
groß
iſt, muß man mehrere Operationen anſtellen.
Wann man eine beque-
me
Höhe, um allda die Waſſerwag, als im Puncte I aufzuſtellen, ſich aus-
erſehen
, läſſet man in dem Puncte A, nahe bey der Quelle eine lange Stan-
11Tab. XV.
Fig
. 4.
ge einſtecken, an welcher man nach deren Länge ein anderes geſpaltenes Stück
Holz
, das Papier L ſteckt, hin und wieder ſchieben kann;
man miſſet die
Weite
von A biß in I, die wir hier 1000.
Toiſen ſetzen wollen: Wann nun
die
Waſſerwag im Puncte K recht angerichtet worden, zielet man auf die
Höhe
des Papiers L ab, indeme man ſolches hinauf, oder hinunter ſchie-
ben
läſſet, wie wir ſchon vor geſagt haben;
man miſſet auch die Höhe A L,
die
wir 2.
Toiſen, 1. Schuh und 5. Zoll groß ſupponiren wollen; weilen
aber
die Weite 1000.
Toiſen iſt, muß man nach der Tabell der Erhöhungen
der
ſcheinbaren Horizontallinie über die wahre, davon 11.
Zoll abziehen, ſo
wird
die Höhe A L folglich nicht gröſſer als nur zwo Toiſen und 6.
Zoll ſeyn,
welches
man alsdann auf einem abſonderlichen Papier bemerken muß.
Man wendet hernach die Waſſerwag gegen die Seiten der in dem
Puncte
H eingeſteckten langen Stange, alſo daß das Ocularglas an der
Seite
des Auges von dem Beobachter ſtehe;
wann nun die Waſſerwag
in
ihren rechten Stande geſtellet worden, zielet man auf das Papier G
236214Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchiedlicher und läſſet ſolches nach der Länge der Stange ſo lang auf-und abſchieben,
biß
ſein oberer Rand mit dem Geſichtsradio des Perſpectivs überein treffe;
man @ſſet ferner die Höhe HG, die man 3. Toiſen, 4. Schuh und 2. Zoll groß
ſupponiret
.
Man läſſet auch die Weite von dem Punct I biß an das Punct H meſſen,
welche
wir hier 650.
Toiſen groß ſetzen wollen, ſür welche Diſtanz man nach
der
Tabell 4.
Zoll, 8. Linien von der Höhe H G abziehen muß, welche dann folg-
lich
nicht gröſſer, als 3.
Toiſen, 3. Schuh, 9. Zoll und 4. Linien ſeyn wird, die
man
auch auf dem beſonderen Papier aufzeichnet.
Wann dieſes geſchehen, träget man die Waſſerwag auf eine Höhe
über
, ans welcher man die Stange H G, und den Winkel des Hauſes D ſe-
hen
könne, dabey der Grund von dieſer Höhe bey dem Hauß waſſerpaß mit
dem
Becke D ſeye, allwo das Ende des Waſſerwägens iſt.
Wann die Waſſerwag im Puncte E recht geſtellet worden iſt, zielet
man
auf die Stange H, ſo wird der Geſichtsradius im Puncte F die Abzie-
lung
geben, und läſſet die Höhe HF, welche wir 11.
Schuh und 6. Zoll groß
ſupponiren
wollen, wie auch die Weite H E abmeſſen, die wir 500.
Toiſen
groß
ſetzen, vor welche Diſtanz die Tabell 2.
Zoll, 9. Linien vor die Erböhung
giebet
:
Wann nun ſolche von der Höhe H F abgezogen worden, müſſen 11.
Schuh, 3. Zoll, 3. Linien übrig bleiben, die man auch anzumerken hat. Wann
man
nun ferner die Waſſerwag verwendet hat, daß man auf den Winkel des
Hauſes
D abzielen kann, läſſet man die Höhe von dem Punct D an, wo ſich
der
Geſichtsradius geender hat, biß an beſagten Grund hinunter meſſen, die
wir
8.
Schuh und 3. Zoll groß annehmen wollen: man läſſet auch die Weite
von
dem Puncte E biß an beſagtes Hauß meſſen, welche ſich 450.
Toiſen groß
befindet
, vor welche Weite die Tabell 2.
Zoll und 3. Linien für die Erhöhung
giebet
, welche von beſagter Höhe abgezogen 8.
Schuh, 9. Zoll übrig laſſen,
das
man auf deren Zettel auch anmerken muß.
Dieſe zwey Exempel werden vor alle Fälle in dem Waſſerwägen
ſchon
genug ſeyn, wo aber nicht, kan man in denen Büchern, die da-
von
handeln, ſchon mehrere Nachricht haben.
Auf was Weiſe man alle dieſe unterſchiedliche Höhen auf
einem
Zettel, oder Memorial, recht anſehen möge.
Nachdeme bequeme Oerter, wie wir oben ſupponiret haben, ausgefun-
den
worden, um die Waſſerwag zwiſchen zween Puncten zu ſtellen, muß
man
auf dem Zettel in zwoen unterſchiedlichen Reihen die obſervirte Höhen
anſetzen
, nemlich auf der erſten Reihe diejenige, auf die man abgezielet hat,
da
das Aug auf der Seite des Urſprungs bey A gerichtet, und auf der andern
Reihe
dieſe, die auf der Seite des Becks B bemerket worden, auf folgende
Manier
.
237215Waſſerwagen, V. Buch, II. Capitel.
B@ſte Neibe.
11
##### Toiſen. Schuh Zell Lin Erſte corrigirte Höhe. # 2. # 0. # 6. # 0. Dritte Höhe. # 1. # 5. # 3. # 3. # 3. # 5. # 9. # 3.
Zwote Reihe.
22
##### Toiſen. Schuh. Zoll Lin. Zwote Höhe. # 3. # 3. # 9. # 4. Vierte Höhe. # 1. # 2. # 0. # 9. # 4. # 5. # 10. # 1.
Nachdeme man nun die Höhen der erſten Reihe, und hernach diejenige
in
der andern Reihe zuſammen addiret, ſubtrahiret man die erſte Addition
von
der andern.
33
##### Coiſen. Schuhen. Zollen. Linien.
Das
iſt, von # 4. # 5. # 10. # 1.
Ziehet
man ab, # 3. # 5. # 9. # 3.
Bleibt
noch übrig, # 1. # 0. # 0. # 10.
Derowegen ſind 1. Toiſe und 10. Linien der Fall von der Quelle A biß
in
das Beck C.
Wann man nun die Weite darzwiſchen zu wiſſen verlanget, ſo darf
man
nur alle Weiten, die gemeſſen worden, zuſammen addiren, nemlich:
44
Die
erſte von # 1000. Toiſen.
Die
zwote von # 650.
Die
dritte von # 500.
Die
dierte von # 450.
Somacht die ganze Summe der Diſtanzen 2600.
Toiſen.
Wann man nun endlich den Fall mit der Zahl der Toiſen von dieſer Di-
ſtanz
dividiret, wird man finden, daß auf ein jedes hundert Toiſen zween Zoll
und
9.
Linien, und etwas darüber vor den Fall des Waſſers kommen.
20[Figure 20]
Das Dritte Capitel.
Von der Zubereitung und Nutzen einer Viſierung
oder
Waſſereych, um die Waſſer
zu
theilen.
Dieſe Viſierung dienet zu erfahren, wie viel Waſſer eine Quelle ge-
55Tab. XV.
Fig
. M.
be.
Man machet ſolche insgemein aus einem Gefäß, welches ein
kupfernes
geradwinklichtes Parallelepipedon vorſtellet, und wohl
gelöthet
iſt, ungefehr einen Schuh lang, 8.
Zoll breit und hoch iſt: auch
wohl
mehr oder weniger, nachdeme das Waſſer viel iſt, welches man meſ-
ſen
will;
Man bohret unterſchiedliche zirkelrunde Löcher accurat hin-
ein
, von einem Zoll im Durchmeſſer, andere, daß ein halber Zoll
238216Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Viſierung durchlaufe, und noch andere, daß ein {1/4}. Zoll durchgehe. Alle dieſe Löcher
müſſen
ſo durchbohret ſeyn, daß ihre Mittelpuncte in einer Höhe ſtehen, un@
die
obere Ende der Löcher von einem Zoll um 2.
Linien genäuer gegen die Hö-
he
zu der Viſierung ſeyen;
ſolche Löcher werden mit kleinen viereckichten
Schiebern
vom Kupfer, welche in den mit 1.
2. 3, bezeichneten Figuren einge-
füget
ſind, zugemacht und verſchloſſen.
Es iſt auch ein Blech von dünnem
Kupfer
vabey, welches mitten durch das Gefäß in der Gegend bey 4.
gehet,
ſolches
iſt von dem Boden weg, ungefehr um einen Zoll, veſt angemacht, und
mit
verſchiedenen Löchern durchbohret, damit das W@ſſer freyer durchgehe.
Solches iſt deßwegen alſo angerichtet, damit es die Stöſſe des Waſſers, wel-
ches
von der Quelle in beſagte Viſierung fället, aufhalte und derhindere, daß
es
keine Wellen gebe, auch wird dadurch zuwege gebracht, daß das Waſſer
deſto
ungezwungener durch die Oefnungen gehet.
Es iſt zu merken, daß die Löcher, welche einen Cylindriſchen Zoll Waſ-
ſers
geben, juſt zwölf Linien im Durchmeſſer halten müſſen, dasjenige von ei-
nem
halben Zoll muß 8 {1/2}.
Linien haben, und das von einen {1/4}. Zoll juſt 6. Linien
grsß
ſeyn.
Dieſes ergiebet ſich leicht aus der Berechnung.
Wann man ſich dieſes Inſtruments bedienen will, muß man es alſo ſtel-
len
, daß ſein Boden waſſerpaß und ſeine Seiten recht ſenkrecht ſeyen, her-
nach
aber das Ouellwaſſer in die Viſierung vermittelſt einer Röhre, wie es
die
Figur andeutet, hinein laufen laſſen;
wann nun ſolche, biß ungefehr an
eine
Linie vom Rande ab, wird voll ſeyn, machet man eine von denen Oef-
nungen
, zum Exempel, die von einem Zoll, auf, bleibet nun das Waſſer al-
lezeit
in der Viſierung in einer Höhe, ſo iſt es ein Anzeigen, daß ſo viel
Waſſer
hinein laufe, als heraus gehet, und daß die Ouelle einen Zoll Waſ-
ſers
gebe:
ſollte ſich aber das Waſſer in dem Gefäß vermehren, müſte man
eine
andere Oefnung aufmachen, ſie ſeye gleich von einem Zoll, einem hal-
ben
oder {1/4}.
Zoll, alſo daß das Waſſer allezeit in einer Höhe in der Viſierung
bleibe
, das iſt, um eine Linie über den Löchern von einem Zoll ſtehe, ſo wird
dann
die Zahl der geöfneten Löcher die Menge des Waſſers, welches die
Quelle
gibt, darlegen.
Das kleine Gefäß, in welches das Waſſer, das aus der Viſierung ge-
het
, laufet, iſt deßwegen gemacht, daß man wiſſen könne, wie viel die Quel-
le
Waſſers innerhalb einer gewiſſen Zeit gebe, ſo nimmt man dann eine gar
richtige
Pendeluhr, welche Secunden zeiget, und bemerket die Zahl der Se-
cunden
, welche die Uhr andeutet, indeme man das Gefäß, unter den Canal des
11Fig. N. zölligen Waſſers ſetzet, dabey man in acht nimmt, wie viel Secunden oder Mi-
nuten
in der Zeit, da es angefüllet worden, vorbey gegangen, und endlich ge-
nau
die Menge des Waſſers, welche das Gefäß in ſich hält, abmiſſet,
worauf
man dann wird ſagen können, wie viel Waſſer die Quelle in einer
Stunde
gebe.
Man hat verſchiedene gar ſichere Erfahrungen dieſer Materie
239217zur Waſſertheilung, V. Buch, III. Cap. angeſtellet, und befunden, daß eine Quelle, die einen Zoll Waſſer giebet,
14
.
Pinten des Pariſiſchen Maaßes in einer Zeit von einer Minute davon
geben
müſte, und zwar ſo, daß ein Pint 2.
Pfund wieget. Dahero dann
folget
, daß ein Zoll Waſſers innerhalb einer Stund drey (Muids) oder Ton-
nen
Pariſer Maaßes, und innerhalb 24.
Stunden 72. dergleichen Muids ge-
ben
wird.
Wann man zum Exempel, unter die Viſirung ein Cubiſches Gefäß,
das
einen Cubiſchen Schuh in ſich hält, ſtellen ſollte, und darein das Waſ-
ſer
durch die Oefnung von einem Zoll laufen lieſſe, ſo würde man erfahren,
daß
dieſes Gefäß innerhalb einer Zeit von 2 {1/2}@ Minuten voll würde;
woraus
dann
folget, daß jene 14.
Pinten in einer Minute gebe, indeme ſie 35. Pin-
ten
in 2 {1/2}.
Minuten gegeben hat.
Man wird demnach aus dieſem die Waſſerzölle, die eine Fontaine
oder
einflieſſender Bach giebet, leicht wiſſen können;
dann wann man zum
Exempel
, 7.
Pinten Waſſers innerhalb einer Secunde überkommen hat,
wird
man ſagen, daß dieſes flieſſende Waſſer von einem Zoll iſt;
wann es
aber
21.
Pinten giebet, würde man ſagen müſſen, daß ſolches von dreyen Zol-
len
ſeye, und ſo ferner.
Will man ein in einem Fluß oder Canal flieſſendes Waſſer, das man
mit
einer Aich nicht viſiren kann, ausme@@en, ſetzet man auf ſolches eine Ku-
gel
von Wachs, mit einem Zuſatz einer etwas ſchwerern Materie, daß
ſie
kaum über das Waſſer heraus, um nicht von dem Wind bewegt zu wer-
den
, gehen könne, ſo wird man dann mit Zuziehung einer Uhr, die Secunden
zeiget
, nachdeme man längſt dieſem Canal hinab 15.
bis 20. Schuh gemeſ-
ſen
, gar bald abnehmen können, in wie viel Zeit dieſe wächſerne Kugel, die
bey
dem Lauf des Waſſers mit ſortgetrieben wird, ſolche abgemeſſene Di-
ſtanz
durchpaßiret.
Darauf multipliciret man die Breite des Fluſſes oder
des
Canals mit der Höhe des Waſſers, das Product aber mit dem Raum,
welches
die beſagte Kugel durchgewandert, ſo wird das letzte Product
alles
Waſſer, welches innerhalb der Zeit, die man bey dem Durch-
ſchnitt
dieſes Canals bemerket, andeuten.
Wir wollen zum Exempel ſetzen,
daß
ein ſolcher Canal 2.
Schuh breit, einen Schuh hoch mit Waſſer verſe-
hen
, und daß innerhalb 20.
Secunden die Kugel 30. Schuh weit gelanget ſeye,
ſo
wird 1 {1/2}.
Schuh auf eine Secunde treffen, indeme aber ſich das Waſſer
oben
geſchwinder als auf dem Grund fort beweget, muß man nicht mehr als
20
.
Schuh vor den Raum, den die Kugel inzwiſchen durchpaßiret, anneh-
men
, ſo wird auf jede Secunde ein Schuh kommen:
wann man nun das aus
einem
Schuh der Höhe mit den 2.
Schuhen der Breite erlangte Product,
als
2.
mit 20. Schuhen der Länge multipliciret, wird man 40. cubiſche
Schuhe
, oder 40.
mahl 35. (Pintes) oder Maaſe, deren ſich innerhalb 20.
Secunden 1400. ergeben, an dem Waſſer überkommen, indeme aber nun 20.
Secunden
1400.
Pinten geben, ſo werden 60. Secunden 3. mahl ſo diel,
240218Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Viſierung lich 4200. Pinten oder Maaſe zeigen, welche 4200. Wenn ſie mit 14. ſo die An-
zahl
der Pinten darſtellet, die ein Waſſerzoll innerhalb einer Minute oder
60
.
Secunden giebet, dividiret worden, in dem Quo@ienten die Zahl 300. an-
weiſet
, welche endlich die Anzahl der Zolle von dem Waſſer, welche der Ca-
nal
ergiebet, darlegen werden.
Monſ. Meriotte, der ein gelehrtes Werk von der Bewegung der Waſ-
ſer
geſchrieben, iſt der Meynung, daß die Quellen aus nichts anders als nur
aus
dem Regenwaſſer entſtehen, welches, indeme es durch den Boden dringet,
auf
eine kießichte oder ſteinigte Erde kommet, und dadurch nicht leicht gehen
kann
, alsdann nothwendig einen Weg auf die Seiten hinaus machen, und
eine
Quelle geben muß.
Um dieſes Syſtem zu probiren, bringt er fol-
gende
Erfahrung an:
Er lieſe ein viereckigtes Gefäß von 2. Schuhen machen, das einige Jahr
lange
in dem Regen ſtehen bliebe, und obſervirte, wie das Waſſer ein Jahr
in
das andere gerechnet, jährlich in ſolchem Gefäſſe auf 18.
Zoll hoch zu ſte-
hen
kame, welches er aber nicht höher als nur 15.
Zoll hoch annehmen woll-
te
, da dann auf dieſem Fuß eine Toiſe in einem Jahr 45.
cubiſche Waſſer-
ſchuhe
, weil 36.
Schuh mit 15. Zollen multipliciret, 45. cubiſche Schuhe aus-
tragen
, überkommen würde.
Dieſer Auctor berechnete auch die Extenſion des Erdbodens, welches
das
Waſſer zur Seine geben ſoll, er findet aber, daß die Seine nicht den ſech-
ſten
Theil ſo ſtark iſt, als ſie wohl ſeyn könnte.
Er hat ebenfalls obſervi-
ret
, daß die Seine nicht mehr dann 10.
Zoll bey jeden 1000. Toiſen gegen
das
Hauß der Invaliden über, in ihrer Senkung hat.
Er beweiſet nicht
weniger
, daß die groſſe Quelle zu Montmartre, da er nach eben dieſem Grun-
de
gehet, nicht eben dasjenige, wann ſie auch am allerſtärkſten iſt, was die
Erde
, die über jener ſtehet, derſelben mittheilen ſollte, ergiebet, dahero er
dann
den Schluß machet, wie es erfolge, daß ſich viel Waſſer in die Erde
verliehren
müſſe.
Um den Trieb, welches das Waſſer produciren muß, zu wiſſen, gie-
bet
die Erfahrung zu erkennen, daß das Waſſer ſeine Bewegung nach den
Zahlen
1.
3. 5. 7. accelerire, das iſt, daß, wann das Waſſer in einer Röh-
re
innerhalb einer {1/4}.
Secund, einen Schuh weit fället, daſſelbe in ſolchem
innerhalb
der zwoten {1/4}.
Secunde, 3. Schuh tief fallen müſſe.
Die Quantität des Waſſers, die aus gleichen Oefnungen, ſo unten
an
den Sammelkäſten von verſchiedenen Höhen angerichtet worden, heraus-
laufen
, verhalten ſich gegen dieſe Höhen in vierfacher Verhältniß.
Die hier-
nächſt
beygefügte Tabellen geben zu erkennen, wie viel ſich Waſſer in un-
terſchiedlichen
Erhöhungen ergebe.
241219zur Waſſertheilung, V. Buch, III. Capitel.
Tabell vor die Qüan- \\ tität des Waſſers, daß \\ der Durchmeſſer einer \\ Rähre von 3. Linien im \\ Diameter bey verſchie- \\ denen Höhen des Reſ- \\ ſels in einer Minu- \\ te giebet.
11
Höhen der Sammelkäſten \\ oder Keſſel. # Schuh. Pinten. # Quantität des Waſſers, da \\ die Röhre 3. Linien " # 6. # " # 9. # " # 12. # " # 18. # " # 25. # " # 30. # " # 40. # " # 52. # 28.
Tabell vor de Quan- \\ tität dis Waſſers, wel- \\ ches die verſchiedene \\ Oefnungen der Röhren \\ bey gleichen Höhen der \\ Reſſel in einer Mi- \\ nute dargeben.
22
Diametri von verſchiednen \\ Wafſerrröhren. # Linien. Pinten. # Quantität des " # 1. # " # 2. # " # 3. # " # 4. # " # 5. # " # 6. # " # 7. # " # 8. # 110.
Tabell vor die Höhen \\ des Waſſerſprungs bey \\ derſchiedenen Höhen \\ der Reſſel.
33
Höhen des Sprunges. # Schuh. Pinten. Zoll. # Höhen der Sammelkäſten \\ oder " # 6. # 5. # " # 10. # 10. # " # 20. # 21. # " # 30. # " # 40. # 45. # " # 10. # 58. # " # 60. # " # 70. # 86. #
Man erſiehet aus dieſen Tabellen, daß eine Röhre, deren Oefnung
nach
dem Durchmeſſer noch einmahl als eine andere ſo groß iſt, viermahl ſo
viel
Waſſer gebe, alſo daß, zum Exempel, ſo eine Röhre im Diametro von
3
.
Linien 14. Pinten in der Zeit von einer Minute giebet, diejenige von 6. Li-
nien
weit, 56.
Pinten in gleichem Zeitraume dargeben. Es iſt auch zu bemer-
ken
, daß man dergleichen Oefnungen nicht in der Figur eines Kegels, ſon-
dern
eines Cylinders richten müſſe, auch daß nicht die Leitungen den Ort des
Sammelkaſtens
oder Keſſels viel überſchreiten ſollen.
21[Figure 21]
Viertes Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der
Inſtrumenten
, die zur Artillerie dienlich ſind.
Von der zubereitung eines Caliberzirkels.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus zween Schenkeln von Kupfer oder
44Tab. XVI.
Fig
. A.
Meßing, das, wann es zu iſt, 6.
bis 7. Zoll in ſeiner Länge hat: Je-
der
Schenkel iſt vier Linien breit, und drey dick.
242220Von der Zubereitung und dem Gebrauch der zur Artillerie
Die Bewegung des Kopfs iſt wie diejenige bey den zuſamm legenden
Schuhmaaßen
, ſeine Füſſe ſind gekrümmet, und zu äuſſerſt mit Stahl ver-
ſehen
.
Es findet ſich hier dabey ein Zwergſtück, das an dem einen Schenkel
angemacht
iſt, deſſen Bewegung eben ſo, als wie diejenige im Kopf beſchaf-
fen
iſt, um ſolches hoch und niedrig zu richten, damit das Ende, das dünn ſeyn
muß
, in die kleine Kerblein oder Einſchnitte, die man in die Dicke des andern
Schenkels
macht, gehen, und darinnen veſt ſtehen könne.
Man bemerket
auf
dieſem Schenkel die Durchmeſſere, welche der Schwere der eiſernen Ku-
geln
zukommen, auf folgende Manier:
Man muß einen Maasſtab haben, auf
welchen
die Theilungen der Schwere von den Kugeln und des Calibers zu
den
Stücken aufgeriſſen ſind, auf was Weiſe aber ſolches geſchehe, wird,
wann
von dem folgenden Inſtrument geredet wird, abgehandelt werden.
Wann man nun einen Maasſtab fertig hat, wird der Caliberzirkel dergeſtal-
ten
geöfnet, daß ſeine innere Ende mit der Oefnung an ein jedes Punct der
Eintheilung
, welche die Schwere der Kugeln andeutet, überein treffe;
als-
dann
machet man bey einer jeden Oefnung mit einer dreyeckigten Feile ein
Kerblein
, damit es, wann das End des Zwergſtucks in ein jedes ſolches ein-
trift
, die Oefnung bey jeder Zahl, die auf die Schwere der Kugeln gerichtet
iſt
, veſt halte.
Man verzeichnet dieſelbige insgemein von einem {1/4}. Pfund,
bis
auf 48.
, auch wohl öfters bis auf 64. Pfund. Es werden die Linien
auf
der Fläche dieſes Schenkels gegen den Einkerbungen über, gezogen, da-
mit
man die Zahlen der Pfunde, welche mit jenen übereintreffen müſſen, da-
zu
ſetzen könne.
Der Gebrauch dieſes Inſtruments iſt leicht, dann man darf nur die
Kugel
, die man meſſen will, hindurch gehen laſſen, alſo daß die zwey innere
Ende
ihren Durchmeſſer juſt greifen, ſo wird dann, wann das Zwergſtuck in
ſein
gehöriges Kerblein geſtellet worden, ſelbiges die Schwere der Kugel an-
deuten
.
Es muß aber bey der unterſten Breite der Füſſe dieſes Zirkels allezeit
eine
gewiſſe Proportion ſeyn, alſo daß, wann ſolcher einen Winkel, wie es
die
Figur zeiget, bey jeder Oefnung macht, die innere die Schwere der Ku-
geln
, und die äuſſere den Caliber der Stücke geben, das iſt, daß, ſo man die
äuſſere
Ende von dieſen Füſſen an den Durchmeſſer der Mündung eines Stucks
appliciret
, und das Zwergſtuck in das gehörige Kerblein ſtellet, die Schwe-
re
der Kugeln, die ihnen zukommet, dadurch angezeiget werde.
Es iſt ſchon
bekannt
, daß um die Kugel herum ein wenig eine Spielung in der Seele des
Stuckes
ſeyn müſſe, und darum heiſſet man auch dasjenige einen
243221gehörigen Inſtrumenten, V. Buch, IV. Capitel. liber, welcher allezeit ein wenig gröſſer, als der Caliber der Kugeln, nach
Proportion
ihrer Gröſſe iſt.
Von der Zubereitung des Stuckwinkelmaaſes.
Dieſes Winkelmaas iſt dienlich, daß man die Stücke und Mörſer
11Fig. B. hoch oder niedrig, nachdeme die Oerter ſind, wohin man zielen will, damit
richten
könne.
Es iſt ſolches von Kupfer oder Meßing, und hat einen Schen-
kel
von ungefehr einen Schuh in der Länge, 8.
Linien breit, und eine Linie
dick
, der andere iſt 4.
Zoll lang, und dann eben ſo dick und ſo breit, als jener;
zwiſchen dieſen zweyen Schenkeln ſtehet ein in 90. Theile getheilter Qua-
drant
, (deſſen Eintheilung von dem kürzſten Schenkel angefangen wird,)
ſamt
einen Seidenfaden mit einem Senkbley, der in ſeinem Mittelpuncte an-
gemacht
iſt.
Der Gebrauch dieſes Inſtruments iſt leicht, dann man darf nur den
langen
Schenkel in die Mündung des Stucks oder des Mörſers ſtecken,
und
ſolche ſo lang hoch und niedrig richten, bis der Faden, der das Senk-
bley
träget, den erforderten Grad, um ein vorgegebenes Ort zu treffen,
durchſchneidet
.
Man machet auch zum öftern auf eine Fläche des langen Schenkels
die
Eintheilung der Durchmeſſer und das Gewicht der eiſern Kugel, wie auch
den
Caliber der Stücke.
Man muß ſich aber, um dieſe Eintheilung zu machen, auf eine oder
zwo
Erfahrungen gründen, indeme man mit allen möglichen Fleiß den Durch-
meſſer
einer Kugel, deren Gewicht man accurat wiſſen mögte, examiniret.
Wann man, zum Exempel, gefunden, daß eine Kugel, die 4. Pfund wie-
get
, drey Zoll im Durchmeſſer habe, wird es leicht ſeyn eine Tabell zu ma-
chen
, welche die Schwere und die Durchmeſſere anderer dergleichen Kugeln,
die
man verlanget, in ſich halte, weilen nach der 18ten Propoſition des 12.

Buchs
Euclidis die Kugeln ſich gegen einander verhalten, als wie die Cubi
ihrer
Diametrorum, woraus dann folget, daß die Diametri ſich gegen ein-
ander
verhalten, als wie die Cubickwurzeln der Zahlen, die ihre Schweren
vorſtellen
.
Wann nun aus der Erfahrung bekannt iſt, daß eine eiſerne Kugel, die
4
.
Pfund wieget, 3. Zoll im Durchmeſſer hat, und man den Diameter einer
Kugel
von 32.
Pſunden gern wiſſen mögte, muß man nach der Regel der Pro-
portion
ſagen, 4.
verhält ſich gegen 32. wie 27. die Cubikzahl von 3. ſich
verhält
zur vierten Zahl, die 216.
ſeyn wird, davon die Cubickwurzel 6.
Zoll, der Diameter einer Kugel von 32. Pfunden ſeyn muß.
244222Von der Zubereitung und dem Gebrauch der zur Artillerie
Oder aber: Man muß die Cubikwurzel von dieſen zwoen Zahlen 4.
und 32. , oder vielmehr von 1. und 8. , die von einerley Proportion ſind, ſu-
chen
, ſo wird man finden, daß ſich 1.
gegen 2. verhalte, wie 3. gegen 6. , wel-
ches
auf eines hinaus kommt.
Dieweilen aber alle Zahlen keine Wurzel haben, die wohl accurat ſind,
als
kann man ſich der Tabell von den Lateribus homologis der gleichförmigen
Körper
, die oben in dem Tractat von dem Proportionalzirkel vorgeſtellet
worden
, bedienen;
ſo man nun hierdurch den Diameter einer Kugel von 64.
Pfunden haben kann, ſchlieſſet man nach der Regel de Tri, deren erſter
Satz
397.
, die Seite des vierten Solidi, ſeyn wird; der andere Terminus
iſt
3.
Zoll, oder vielmehr 36. Linien der Diameter der Kugel von 4. Pfunden.
Der
dritte Terminus wird ſeyn 1000.
die Seite des 64ten Solidi. Wann
nun
die Operation verrichtet worden, wird man 90 {3/4}.
Linien, für den Dia-
meter
einer Kugel von 64.
Pfunden haben. Damit aber endlich die Ope-
rationes
der andern Regeln de Tri deſto leichter gemacht werden, muß man
allezeit
vor dem erſten Terminum die Zahl 1000.
, vor den andern 90 {3/4}. Linien
und
vor den dritten, die Zahl, welche ſich in beſagter Tabell gegen diejenige
über
, die die Schwere der Kugeln exprimiret, befindet, nehmen;
alſo wann
man
, zum Exempel den Diameter einer Kugel von 24.
Pfunden finden woll-
te
, ſo ſagt man:
Gleichwie ſich 1000. gegen 90 {3/4}. Linien verhalten alſo 721.
Wan nun die Operation nach der Regel geſchehen, findet man 65. Li-
nien
, welche 5.
Zoll und 5. Linien machen, dahero man auch nach dieſer Me-
thod
folgende Tabell berechnet.
245223gehörigen Inſtrumenten, V. Buch, IV. Capitel.
Tabell / welche die Schwere und die Durchmeſſere
der
eiſernen Rugeln, und des Calibers zu den Stücten,
die
bey der Artillerie am gebräuchlichſten ſind, in
ſich
begreiffet.
11
## Schwere der Kugeln. # Zoll. # Linien.
{1/4} # Franzöſ.Pfund. # 1. # 2 {1/4}.
{1/2}. # # 1. # 6
1
. # # 1. # 10 {5/8}.
2
. # # 2. # 4 {1/2}.
3
. # # 2. # 8 {2/3}.
4
. # # 3. # 00.
5
. # # 3. # 2 {3/4}.
6
. # # 3. # 5
7
. # # 3. # 7 {1/4}.
8
. # # 3. # 9 {3/8}.
9
. # # 3. # 11.
10
. # # 4. # 0 {3/4}.
12
. # # 4. # 3 {3/4}.
16
. # # 4. # 9.
18
. # # 4. # 11 {1/3}.
20
. # # 5. # 1 {1/2}.
24
. # # 5. # 5.
27
. # # 5. # 8 {7/8}.
30
. # # 5. # 10 {1/2}.
33
. # # 6. # 0 {3/4}.
36
. # # 6. # 2 {3/4}.
40
. # # 6. # 5 {1/2}.
48
. # # 6. # 100.
50
. # # 6. # 11 {1/2}.
64
. # # 7. # 6 {3/4}.
## Caliber der Stücke. # Zoll. # Linien.
{1/4}. # Franzöſ. Pfund. # 1. # 3
{1/2}. # # 1. # 6 {2/4}.
1
. # # 1. # 11 {2/8}.
2
. # # 2. # 5 {3/4}.
3
. # # 2. # 10.
4
. # # 3. # 1 {1/4}.
5
. # # 3. # 4 {1/4}.
6
. # # 3. # 6 {7/8}.
7
. # # 3. # 9 {2/8}.
8
. # # 3. # 11 {1/8}.
9
. # # 4. # 1 {3/4}.
10
. # # 4. # 2 {3/4}.
12
. # # 4. # 5 {3/4}.
16
. # # 4. # 11 {3/2}.
18
. # # 5. # 1 {2/3}.
20
. # # 5. # 4
24
. # # 5. # 8
27
. # # 5. # 10 {2/3}.
30
. # # 6. # 1 {1/3}.
33
. # # 6. # 3 {1/2}.
36
. # # 6. # 5 {3/4}.
40
. # # 6. # 8 {1/2}.
48
. # # 7. # 1 {3/4}.
50
. # # 7. # 2 {3/4}.
64
. # # 7. # 20 {1/4}.
Von einem Zirkel mit krummen Beinen, oder von ei-
nem
Greifzirkel.
Dieſer Zirkel iſt ſeiner Zubereitung nach von den andern Zirkeln, von
22Tab. XVI.
Fig
. C.
welchen wir oben gehandelt haben, nicht unterſchieden, auſſer daß ſich
246224Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Artillerie Füſſe aufbeyden Seiten heraus nehmen, und dagegen krumme hinein thun
laſſen
, womit man die Dicke der Kugeln nehmen, und dieſe auf die Regel
des
Calibers tragen kann, damit man die Schwere davon erfahren könne.
Wann man aber den Caliber der Stücke wiſſen will, nimmt man die krumme
Füſſe
heraus, und ſetzet gerade hinein, mit welchen man die Durchmeſſere
der
Mündungen von den Stücken abmißt, und ſelbige hernach auf die Linie
des
Calibers vor die Stücke träget, der auch auf der Regel angedeutet iſt, und
alſo
wird man hierdurch die Schwere einer Kugel, die zu einem Stuck oder
zu
einer Canon tauglich iſt, erfahren können.
Von der Zubereitung eines Inſtruments, um die Cano-
nen
und Mörſer zu richren.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus einem dreyeckigten küpffern Stuck, in
11Tab. XVI.
Fig
. D.
der Höhe von ungefehr 4.
Zollen, allwo untenher ein Stuck von einem Zir-
kel
iſt, das in 45.
Grad eingetheilet worden, indeme dieſe Zahl ſchon genug
iſt
, um eine Canon mit völliger Gewalt loßzubrennen, und der Kugel den wei-
teſten
Schuß zu geben, gleichwie wir bald erklôren werden.
Im Mittel-
punct
dieſes Octantens iſt ein Stuck von Kupfer mit einer Schraube ange-
ſchraubet
, um ſolches anzuziehen, und giebet man beſagten Stuck eine freye
Bewegung
, nachdeme es die Nothwendigkeit erfordert.
Dieſes iſt unten mit etwas Schweres verſehen, daß es an ſtatt ei-
nes
Senckbleyes diene, es iſt am Ende zugeſpitzet, damit man die ver-
ſchiedene
Erhöhungen der Canonen an den Graden bemerken könne.
Es iſt
auch
eine Gattung von einem Fuß aus Kupfer unten daran, den man auf die
Canonen
und Mörſer aufſtellet, alſo daß das ganze Inſtrument, wann das
Stück
horizontal gerichtet wird, perpendicular ſtehe.
Sein Gebrauch iſt gar leicht, denn man darf nur den Fuß auf das
Stuck
, das man erhöhet, ſtellen, alſo daß die Spitze des Senckbleyes auf
den
behörigen Grad falle, welches man ein Stuck richten heiſſet.
Von der Bleywaag zum Stückrichten.
Das Inſtrument bey E wird eine Bleywaag genennet; wir ha-
22Fig. E. ben aber deren Zubereitung ſchon oben, als von der Bleywaag und dem
Winkelmaaß
gehandelt worden, gezeiget;
Wann man ſich nun ſolcher
zum
Stuckrichten bedienen will, theilet man das Zwerchſtück, das je-
ne
in geraden Winkeln halten muß, in 90.
Grad, oder vielmehr in zweymal
45
.
deren Anfang von der Mitte ausgerechnet wird. Der Faden der das
Bley
träget, iſt im Mittelpunct dieſer Eintheilung veſt angemacht.
Die beyden
Ende
der Schenkel dieſes Inſtruments ſind ausgeſchnitten, alſo daß
247225gehörigen Inſtrumenten, V. Buch, IV. Capitel. Senkbley auf die Mitte dieſes Zwergſtücks, wann es wagrecht geſtellet
wird
, fallen möge.
Wann man dieſes Inſtrument gebrauchen will, ſtellet man die zwey
Ende
auf die Stücke, die nach verlangter Höhe mit Beyhülfe des Senk-
bleyes
, deſſen Faden die Grade bemerket, gerichtet werden.
Auf die Fläche der Schenkel von dieſer Bleywag, welche ſich in ei-
nem
geraden Winkel wie ein Winkeimaß aufthun läſſet, verzeichnet man
die
Schwere und Durchmeſſere der Kugeln, wie auch die Caliber der Stü-
cke
, gleichwie wir ſchon oben, da wir von dem Winkelmaß zum Stuck-
richten
geredet, erkläret haben, damit man ſich derſelben auf eben dieſe Ma-
nier
bedienen möge.
Das Inſtrument bey F wird auch zum Richten der Canonen und Mör-
11Fig. F. ſer gebrauchet;
es iſt faſt eben dasjenige, welches mit D bezeichnet worden, aus-
genommen
, daß das Stuck, wo die Eintheilung der Grade darauf ſtehet,
durch
einen runden Stiſt beweglich gemacht wird, das iſt, daß ſelbiges in
einem
Theil des Zirkels ſich aufthun, und dann wieder nach der Länge des
andern
Schenkels ſich einſchlieſſen laſſe, damit das Inſtrument weniger
Platz
einnehmen, und ſich leichter in ein Beſteck thun laſſe.
Seine Figur
giebet
die Zubereitung gar deutlich zu verſtehen, und der Gebrauch iſt eben
derjenige
, wie er bey den vorigen Inſtrumenten geweſen.
Erklärung von der Wirkung eines Mörſers und ei-
ner
Canon.
Die Figur G ſtellet einen Mörſer auf ſeiner Laffete vor, welcher in die
22Fig. G. Höhe gerichtet, und angeordnet iſt, daß man eine Bombe in ein Citadell wer-
fe
.
Die krumme Linie repräſentiret den Zug, welchen die Bombe in der
Luft
, von ihrem Ausgang aus dem Mörſer, bis zu dem Einfall beſchreibet;
dieſe Linie iſt nach denen Geometern eine paraboliſche Linie, indeme ſolche die
Eigenſchaft
einer Parabel hat, dann die Bewegung dieſer Bombe beſte-
het
aus zwoen Bewegungen, davon eine gleich und einförmig iſt, die von dem
Feuer
des Pulvers herkommt, welches ſie fortgetrieben, die andere aber iſt
gleichförmig
acceleriret, welche Bewegung ſolcher wegen ihrer eigenen
Schwere
iſt mitgetheilet worden, dahero auch aus der Zuſammenſetzung die-
ſer
zwoen Bewegungen eben dieſe Proportion erwächſet, welche ſich zwiſchen
den
Portionen der Axe und ihrer Ordinaten der Parabel zeiget, gleich-
wie
ſolches Herr Blondell in ſeinem Buch, l’Art de jetter les Bombes, (oder
die
Kunſt Bomben zu werfen,) betitelt wird, gar wohl demonſtriret hat.
Maltus, ein Engliſcher Ingenieur, iſt der erſte geweſen, der Anno
1634
.
die Bomben in Frankreich zum Gebrauch angeordnet hat. Seine
ganze
Wiſſenſchaft gründete er einig und allein auf die Erfahrung, er wuſte
248226Von der Zubereitung und dem Gebrauch der zur Artillerie nichts von der Eigenſchaft der krummen Linie, welche ſelbige in der Luſt in ih-
rem
Gang beſchreiben, auch nicht die Weite, wie weit ſie nach verſchiedenen
Erhöhungen
des Mörſers gehen, weichen er nur durch das Probiren richtete,
oder
beſſer zu geben, nur durch das bloſe ſchätzen, das er von der Entfernung
eines
Orts, wohin er die Bomben werffen wollte, genommen, deme zu Folge
er
entweder mehr oder wemger Erhöhung gab, und dabey in acht nahm, ob
die
erſten Würfe recht waren oder nicht, um ſodann ſeinen Mörſer, wann
der
Schuß zu kurz wäre, niedriger zu richten, oder, wann der Wurf üoer
das
Verlangte hinaus gienge, höyer zu ſtellen;
dabey er ſich auch, um dreſes
in
das Werk zu ſetzen, eines Winkelmaſes mit ſeinem Senkbley, das bey-
nahe
dem gleich geweſen, von welchem wir oben gehandelt haben, bediente.
Die meinſten Officiers, die ſeithero auf denen Batterien mit Bomben-
werffen
ihre Dienſte geleiſtet, haben ihren Unterricht von Maltus her.
Sie
wiſſen
beynahe aus der Erfahrung die Erhöhung, die man denen Mörſern ge-
ben
muß, daß ſolche auf die verlangte Diſtanz langen mögen, und ſiud dahin
bedacht
, dieſe Entfernung entweder zu vermehren oder zu vermindern, nach
Proportion
, als ſich die Bombe mehr oder weniger entweder diß-oder jen-
ſeits
des vorgegebenen Orts, befindet.
Unterdeſſen aber hat man gewiſſe Regeln, die ſich auf die Geometrie
gründen
, wie man die verſchiedene Ausſchweifung der Schüſſe, nicht nur al-
lein
bey den Bomben, ſondern auch bey denen Canonen, nach allerhand Er-
höhungen
, finden könne, und iſt die in der Luft von der Kugel, ſo bald ſie aus
den
Canonen gegangen, beſchriebene Linie, auch bey allerhand Schüſſen,
nicht
allein bey den ſchrägen, ſondern auch horizontalen, wie es die Figur H
weiſet
, paraboliſch.
Es gehet aber die Kugel im Ausgang aus dem Stück, auch niemahlen
gerad
gegen den Ort, gegen welchen es gerichtet iſt, zu, ſondern ſie gehet von
11Fig. H. der Abzielungslinie ab, indeme ſie den Augenblick, als ſie aus der Mün-
dung
gehet, ſteiget, weilen die Pulverkörner, welche am genaueſten beym
Zündloch
ſind, und ſich am erſten anzünden, nicht nur die Kugel, ſondern
auch
gar die andere Pulverkörner durch ihre ſ@hr ſchnelle Bewegung fort-
treiben
, welche der Kugel, vom hinterſten Theil des Geſchoſſes an, nach-
folgen
;
wann ſich eines nach dem andern anzündet, ſo ſtoſſen ſie alle gleich-
fam
die Kugel gegen das äuſſere zu, welche dann, weil ſie wegen der Spie-
lung
die ſonſten nothwendig in einem Stück ſeyn muß, nicht von eben ſol-
chen
Caliber iſt, unvermerkt gegen den obern Rand der Mündung getrie-
ben
wird, an welchen die Kugeln im Herausgehen dermaſſen hart anſtoſſen,
daß
in denen Stücken, die man ſchon viel gebrauchet hat, und da das Metall
weich
iſt, ein ziemlicher Canal oder hohle Rinne, welche die Kugel im Heraus-
gehen
alldorten nach und nach durch dieſes Anſtoſſen gemacht hat, gefunden
wird
.
Wann alſo die Kugel aus dem Stuck, nemlich durch das Punct e,
gehet
, ſo ſteiget ſelbige in die Höhe biß an den oberſten Theil der
249227gehörigen Inſtrumenten, V. Buch, IV. Capitel. nemlich biß an das Punct g, worauf ſie wieder abwärts nach einer gemiſchten
Bewegung
, als in b, gehet.
Die Schüſſe, welche nach der Erhöhung von 45. Graden gethan wer-
den
, gehen am weiteſten, und das iſt, was die Conſtabel nennen, im völligem
Schuß
ſchieſſen, und die Schüſſe, welche bey einer Erhöhung der Puncten,
in
gleicher Weite von 45.
Graden abſtehen, geſchehen, gehen in gleicher
Weite
hinaus, das iſt, daß ein Stück oder Mörſer, der auf 40.
Grad ge-
richtet
iſt, juſt eben ſo weit ſchieſſe, als wann er auf 50.
Grad gerichtet wäre,
und
bey 30.
ſo viel, als bey 60. , und ſo weiters, gleichwie es unten aus der
Figur
1 der XVI ten Kupfertabell erhellet.
11Fig. 1.
Der erſte, der über dieſe Materie wol raiſonniret hat, iſt geweſen Ga-
liläus
, der vorderſte und vornehmſte Ingenieur des Großherzogs von Flo-
renz
, und nach ihm Torricelli, ſein Nachfolger.
Sie haben gelehrt, daß, wann man die unterſchiedliche Weiten der
Schüſſe
von einem Stuck oder Mörſer bey allerhand Erhöhungen wiſſen woll-
te
, man vor allen Dingen eine accurate Prob davon machen müßte, indeme
man
ein Stück oder einen Mörſer unter einem wohlbekannten Winkel loß
brennet
, und die Weite des Schuſſes mit allem möglichen Fleiſſe abmiſſet;
dann von einer einigen ſichern und zuverläßigen Erfahrung kommet man zur
Erkänntniß
aller übrigen Wirkungen auf folgende Manier.
Um die Weite des Stuckſchuſſes auf eine andere beliebige Erhöhung
zu
wiſſen, ſagt man:
Gleichwie ſich der Sinus des gedoppelten Winkels
der
Erhöhung, bey welcher man die Erfahrung gemacht, verhält gegen
dem
Sinu des gedoppelten Winkels der vorgegebenen Erhöhung, alſo
verhält
ſich die Weite des aus der Erfahrung bekannten Schuſſes, gegen
einem
andern.
Alſo, wann man, zum Exempel, aus der Erfahrung gefunden, daß ein
Stuck
, wann es 30.
Grad hoch gerichtet worden, accurat 1000. Toiſen
weit
gegangen ſeye, inzwiſchen aber gern wiſſen wollte, wie weit eben das
Stuck
mit einerley Ladung gehe, indeme es auf 45.
Grad erhöhet wird, ſo
muß
man den Sinuen von 60.
Graden, als das doppelte von 30. , der 8660.
iſt, nehmen, und ſelbigen zum erſten Satz in der Regel de Tri anſetzen, da-
von
der andere der Sinus von 90.
Graden, als das doppelte von 45. iſt,
das
hier vorgegeben worden, und 10000.
macht, der dritte Satz muß die
Zahl
der Maaſe, die aus der Erfahrung entſpringen, ſeyn, der hier 1000.

Toiſen
austräget, ſo wird der vierte Satz der Regel 1155.
Toiſen, vor den
Schuß
des auf 45.
Grad erhöheten Stuckes geben.
250228Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Artillerie
Wann aber der Winkel der vorgegebenen Erhöhung gröſſer als 45.
Grad iſt, muß man ſolchen nicht dupliren, um den Sinum, wie es die Re-
gel
erfordert, zu überkommen, ſondern man muß an ſeine Stelle den Sinum
ſeines
Complements auf einen geraden Winkel doppelt nehmen;
als zum
Exempel
, wann man die Elevation eines Stuks von 50.
Graden vorgiebet,
muß
man den Sinum von 80.
Graden, als das doppelte von 40. nehmen,
welche
Zahl das Complement auf einen geraden Winkel von den vorgege-
benen
50.
Graden machet.
Wann man aber eine gewiſſe Weite giebet, auf welche ein Stuck loß-
gehen
ſoll, kann man, dafern nur dieſe Weite nicht gröſſer als diejenige in der
Erhöhung
von 45.
Graden iſt, den Winkel der Elevation, den man dem
Stuck
geben muß, ſoll es anderſt den vorgegebenen Effect thun, finden, als
zum
Exempel, wann man will, daß das Stuck oder der Mörſer auf eine
Weite
von 800.
Toiſen, oder ſonſt auf ein anderes Maas, das man ver-
langet
, reiche, ſo muß die aus der Erfahrung gefundene Weite, zum Exem-
pel
1000.
Toiſen, der erſte Satz in der Regel de Tri ſeyn, der vorgegebe-
ne
Schuß von 800.
Toiſen der zweyte, und der dritte der Sinus 8660.
von 60. Graden, als dem doppelten von 30. , die ſich auf die Erfahrung grün-
den
.
Wann nun die Regel angeſtellet worden, wird man vor den vierten
Satz
6028.
, welche der Sinus von 43. Graden, und 52. Minuten iſt, fin-
den
, davon die Helfte 21.
Grad 56. Minuten den Winkel der Elevation
darleget
, den man dem Stuck, um die vorgegebene Wirkung thun zu
können
, giebet;
ſo man nun 21. Grad 56. Minuten von 90. Graden abzie-
het
, wird man den Winkel des Compliments 68.
Grad 4. Minuten haben, die
man
auch vor die Erhöhung des Stuckes nehmen kann, dann es wird ſelbiges
eben
ſo weit ſchieſſen, ob man es auf 21.
Grad und 56. Minuten, oder auf
ſein
Complement 68.
Grad und 4. Minuten gerichtet. Um mehrerer Leich-
tigkeit
willen, und um der Mühe überhoben zu ſeyn, daß man die Sinuſe ge-
doppelt
von den Winkeln der vorgegebenen Elevationen ſuchen muß, hat
Galiläus
und Torricelli folgende Tabell gemacht, in welcher man auf ein-
mal
die Sinuſe der Winkel, welche man ſuchet, erſehen kann.
Dieſe Tabell iſt aus der Tabell der ordentlichen Sinuſe genommen,
von
welcher ſelbige nicht, als nur in dem, unterſchieden iſt, daß die Zahlen,
welche
hier mit einem jeden Grad correſpondiren in denen ordentlichen Ta-
bellen
ſind, diejenige aber, welche mit den doppelten Graden in dieſem hier
correſpondiren
, wie man aus dieſer Tabell erſiehet, enthalten ſeyn.
251229gehörigen Jnſteumenten, V. Buch, IV. Capitel.
Sinustabell/ die zur Werfung der Bom-
ben
dienlich iſt.
11
Grad
. # Grad. # Schuß. # Grad. # Grad. # Schuß.
90
# 0 # 0 # 0 # 0 # 0
89
# 1 # 349 # 66 # 24 # 7431
88
# 2 # 698 # 65 # 25 # 7660
87
# 3 # 1045 # 64 # 26 # 7880
86
# 4 # 1392 # 63 # 27 # 8090
85
# 5 # 1736 # 62 # 28 # 8290
84
# 6 # 2709 # 61 # 29 # 8480
83
# 7 # 2419 # 60 # 30 # 8660
82
# 8 # 2556 # 59 # 31 # 8829
81
# 9 # 3090 # 58 # 32 # 8988
80
# 10 # 3420 # 57 # 33 # 9135
79
# 11 # 3746 # 56 # 34 # 9272
78
# 12 # 4067 # 55 # 35 # 9397
77
# 13 # 4384 # 54 # 36 # 9511
76
# 14 # 4695 # 53 # 37 # 9613
75
# 15 # 5000 # 52 # 38 # 9703
74
# 16 # 5299 # 51 # 39 # 9781
73
# 17 # 5592 # 50 # 40 # 9848
72
# 18 # 5870 # 49 # 41 # 9903
71
# 19 # 6157 # 48 # 42 # 9945
70
# 20 # 6428 # 47 # 43 # 9976
69
# 21 # 6691 # 46 # 44 # 9994
68
# 22 # 6947 # 45 # 45 # 10000
67
# 23 # 7193
Der Gebrauch dieſer Tabell iſt leicht nach demijenigen, was wir vor
geſagt
haben;
dann wer dieſe recht gebrauchen will, darf nur wiſſen mit der
Regel
de T@i umzugehen:
Wir wollen zum Exempel ſupponiren, daß aus
der
Erfahrung ſchon bekannt ſeye, daß ein Mörſer, der 15.
Grad erhöhet,
und
mit drey Pfund klaren Pulver geladen worden, eine Bombe auf 350.
Toiſen weit getrieben habe: Man verlanget aber mit eben derſelben La-
dung
dergleichen Bomben auf 100.
Toiſen weiter zu werfen, nemlich auf
450
.
Toiſen; ſo ſuchet man in der Tabell die Zahl, die auf der Seite von 15.
G@aden
ſt@het, und findet 5000.
Alsdann machet man nach der Regel de
Tri
dieſen Schluß, gleichwie ſich 250.
verhalten gegen 450. alſo verhalten
ſich
5000.
gegen eine vierte Zahl, welche 6428. ſeyn wird.
Endlich ſuchet man dieſe Zahl oder die genäueſte in der Tabell, ſo
252230Von der Zubereitung und dem Gebrauche des aſtronomiſchen man ſolche auf der Seite von 20. und von 70. finden, welche andeutet, daß,
ſo
man den Mörſer auf 20.
oder 70. Grad erhöhet, ſolcher den verlangten
Effect
thun werde, und ſo weiters.
Ende des funften Buchs.
22[Figure 22]
Sechſtes Buch.
Von der Zubereitung und dem Gebrauch der aſtro-
nomiſchen
Inſtrumenten.
Deſſen Jnnhalt aus den aſtronomiſchen Tafeln des Herrn de la Hire,
Mitglieds
der Accademie der Wiſſenſchaften und Röniglichen Pro-
feſſors
hergenommen iſt.
Erſtes Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauch des Aſtronomi-
ſchen
Quadrantens.
11Tab. XVII.
Fig
. 1.
Ein Quadrant, deſſen ſich die Sternkundige bey ihren Beobachtungen
bedienen
, hält insgemein in ſeinem Radio 3.
oder 3 {1/2}. Schuh nach Pa-
riſiſchen
Maas, damit man ſelbigen leicht traciren, und von einem Or-
te
zum andern bringen könne;
ſein Rand iſt in Grad und Minuten eingetheilet,
um
die Beobachtungen richtig und accurat anſtellen zu können.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus unterſchiedlichen Regeln, die entwe,
der
von Kupfer oder geſchmidten Eiſen, und von mittelmäßiger Dicke ſind,
die
Breite aber muß mit der Fläche des Inſtruments gleich lauffen.
Es giebet noch andere Regeln von Eiſen oder Kupfer, welche hinter
den
erſten alſo zuſammen gerichtet und gefüget ſind, daß ihre Breite ſenkrecht
auf
der Fläche des Quadrantens ſtehet.
Dieſe Regeln ſind mit kleinen
Mütterlein
und Schrauben zuſamm geſchraubet, wodurch die völlige Zu-
ſammenſetzung
dieſes Inſtruments, das überall fein gleich, veſt und mit-
telmäßig
ſchwer ſeyn muß, beſtehet.
Der hintere Theil des Rands muß
mit
einer krummen Regel, die gleichfalls aus Metall iſt, verſtärket werden.
Man machet an den Mittelpunct eine dicke und dichte zirkelrunde Platte, wel-
che
dienlich iſt zu dem Gebrauch, den wir unten erklären werden:
Der
253231Quadrantens, VI. Buch, I. Capitel. und die beſagte Platte im Mittelpuncte ſind ein wenig über die Fläche des
Inſtruments
erhoben, und mit wohl polirten Kupferblech bedecket.
Vor
allen
muß man bey dieſer Conſtruction wol Ach@ung geben, daß die Platte des
Mi@telpuncts
und der zirkelrunde Rand accurat in einer gleichen Fläche ſtehen.
Die zirkelrunde eiſerne Platte, die im Mittelpunct ſtehet, und mit einer
andern
vom Kupfer bedecket iſt, ſoll in ihrer Mitte ein rundes Loch haben,
deren
Durchmeſſer ungefehr den dritten Theil von einem Zoll ausmachet.
In dieſes Loch wird ein Cylinder oder Zapfe von Kupfer, der wohl
gedrehet
ſeyn muß, eingefüget, welcher, obwohlen nur etwas wenig, über
beſagte
centrale Platte hinaus gehet.
Dieſer Cylinder wird in der zwoten Figur vorgeſtellet; im Mittelpunct
11Fig. 2. der Baſis des beſagten Cylinders ſetzet man die Spitze einer ſubtilen Na-
del
an, deren Kopf in der Mitte eines andern kleinen Cylinders von Eiſen, der
gegen
den Mittelpunct über ſtehet, mit Maſtix angemacht wird:
an der Na-
delſpitze
wird ein Haar mit Beyhülfe einer aus dem Haar ſelbſten gemachten
ziemlich
weiten Schlmge herunter gehangen, man muß aber acht geben, daß
der
Knoten von der Schlinge nicht an die Platte des Mittelpuncts komme,
damit
ſeine rechte Bewegung nicht dadurch verhindert werde.
Es iſt auch
hier
zu merken, daß die in dieſer Figur vorgeſtellte Baſis des centralen Cy-
linders
A, ein wenig bauchicht ſeyn müſſe, damit die Haarſchlinge, die an
der
Nadelſpitzen herunter gehangen worden, beſagte Baſin nirgend als nur
in
ihrem Mittelpunct berühre, indeme zu Ende des Haars ein Bleygewicht
von
ungefehr einer {1/2}.
Unze angehangen wird.
Die Zubereitung dieſes centralen Cylinders muß von dieſer Beſchaf-
fenheit
ſeyn, daß man ſolchen heraus thun und aufheben könne, wannes nö-
thig
iſt, damit man an ſeine Stelle einen andern von einerley Dicke, der
aber
etwas länger iſt, hinein ſtecken möge, welcher, indeme er über der Plat-
te
des Mittelpuncts hervor gehet, eine Regel des Inſtruments, wie wir ſol-
ches
in folgenden beſchreiben werden, halten.
Man füget fernet der kupfern centralen Platte, welche über der eiſer-
nen
iſt, einen platten Ring A bey, der ſich um ſeinen Mittelpunct beweget,
und
doch nicht an den centralen Cylinder anſtöſſet, dabey dieſes iſt, daß die
äuſſere
Fläche nicht über die Fläche der beſagten Kupferplatte hervor gehe.
An dieſem Ring wird mit Beyhülfe zwoer Schrauben ein Rohr, welches
längſt
nach der Seite, die gegen der Fläche des Inſtruments zu ſtehet, plat
iſt
, angemacht, an welche ſolches alſo angerichtet iſt, daß, indeme ſeine
platte
Seite tiefer hinein, als die Fläche des Rands und der kupfern centra-
len
Platte gehet, die Bewegung, wann der Faden mit ſeinem Bley aus
dem
Mittelpunct herab hänget, allezeit ganz frey ſeye, und ſich mit beſagten
Rohr
, welches dienlich iſt, um den Faden vor aller Bewegung der Luft zu
verwahren
, auf alle Seiten bewegen könne.
Man ſiehet dieſes Stuck in der Gegend bey M der dritten Figur
254232Von der Zuberitung und dem Gebrauch des aſtronomiſchen hinten zu: Man richtet auch ein Glas an beſagtes Stuck gegen den Rand
des
Quadrantens über, damit man ſehen könne, auſ was vor einen Punct
der
Eintheilung das Haar, wo das Bley angemacht iſt, falle.
Unten und in
der
Gegend, wo der Mittelpunct der Schwere von dieſer ganzen Machine iſt,
ſchraubet
man an die Regeln einen bey I bemerkten eiſern Cylinder mit 3.
bis
4
.
Schrauben hinten an dem Inſirument, veſt, gleichwie es die Figur vor-
ſtellet
.
Die Länge dieſes Cylinders muß 8. Zoll groß ſeyn, und der Diameter
ſeiner
Baſis ungefehr 2.
Zoll. Dieſer Cylinder, weil er perpendicular auf
der
Fläche des Quadrantens ſtehet, kann ſeine Axe benennet werden.
Weilen aber dieſes Inſtrument am meinſten gebraucht wird, um die
Höhen
der Sterne damit zu beobachten, ſo wird erfordert, daß ſeine Fläche
ſich
leicht in eine verticale Stellung richten laſſe;
Solchemnach läſſet man
11Fig. 4. eine Regel von Eiſen machen, als MN, deren Dicke 3.
Linien, die Länge 8.
Zoll, und die Breite einen Zoll ungefehr groß ſeye.
Auf einer Seite dieſer Regel machet man zween bey Z verzeichnete eiſer-
ne
Ringe daran, die oben offen, und mit Backen verſehen ſind, da durch
einen
jeden oben eine Schraube gehet, damit man die Ringe zuſchrauben kön-
ne
, welche gleichſam als eine Feder Widerſtand thun.
Die Weite dieſer
Ringe
iſt beynahe der Dicke des Cylinders I oder der Axe des Quadrantens
gleich
, wann nun dieſe Axe in die Ringe gefüget worden, laſſen ſich ſolche
mit
den Schrauben zuſammen ſchrauben, alſo daß die Axe des Quadran-
tens
, der daran beveſtiget iſt, veſt und unbeweglich, in was vor einen Stand
man
ihn ſtellen will, bleibe.
Auf der andern Seite der beſagten Regel MN iſt der eiſerne Cylinder
O
winkelrecht angelöthet und angemacht, deſſen Länge und Dicke bey dem
mit
Q bemerkten Canal gleich ſind, von welchem wir nun reden wollen.
Die-
ſer
Theil kann gleichſam die Nuß des Inſtruments genennet werden, und
iſt
ſolche Nuß ganz zuſammen gerichtet in der 3.
Figur zu ſehen.
Will man nun das Inſtrument alſo ſtellen, daß ſeine Fläche horizon-
tal
ſeye, und ſich der beweglichen Regel bedienen, von welcher wir hernach
handeln
werden, damit man die Diſtanzen der Sterne oder der Oerter auf
der
Erde obſerviren könne, ſtecket man den Cylinder I in den Canal Q, und
alſo
wendet man gar leicht den Quadranten des Zirkels gegen einen ſolchen
Theil
hin, den man verlanget.
Dieſes kann auch geſchehen vermittelſt ei-
ner
doppelten Nuß, die derjenigen, die wir oben beſchrieben haben, gleich
iſt
, welche man zuſammen richtet.
Es iſt noch übrig, daß man die Zubereitung des Stativs, oder des Ge-
ſtells
von dem ganzen Inſtrument, zeige.
Es beſtehet ſolches insgemein
aus
einem eiſernen Rohr, deſſen oberer Theil die Nuß oder den Cylinder O
faſſen
möge.
Der untere Theil dieſes Canals gehet mitten durch ein eiſernes
Creuz
, und iſt allda mit 4.
eiſern Bändern beveſtiget. Gegen den 4.
255233Quadrantens, VI. Buch, I. Buch. dieſes Creutzes ſind, 4. ſtarke Schrauben angeordnet, bey welchen man den
Quadranten
entweder höher oder niedriger richten und nach ſeinem behörigen
Stande
ſtellen kann.
Der Herr de la Hire, giebet ein dreyeckigtes Stativ in
ſeinen
Tabellen an die Hand, von welchem wir hier eine Beſchreibung darle-
gen
wollen.
Es beſtehet in einem Canal von Eiſen oder Kupfer, der, um den Cylin-
11Tab. XVII. der O zu faſſen, weit und lang genug ſeye.
Beſagter Canal iſt mit zwoen
22Fig. 5. Schrauben an drey oben umgekrümmte eiſerne Regeln angeſchraubet, welche
von
einer ſchicklichen Dicke ſind, um das Stativ oder Geſtell des Inſtru-
ments
veſt zuſammen zu halten.
Die Schenkel R. S, ſind unten, an
ein
doppeltes Winkelmas T X Y angemacht, und werden unten vermittelſt
einer
groſſen Schraube, in den dreyen Regeln angeſchraubet.
Die Schrau-
be
bey V, welche mitten durch den Canal Q gehet, dienet, daß man den Cy-
linder
O, wie man es verlanget, veſt ſtellen könne.
Wann man die Mittagshöhen der Sterne obſerviren will, muß die
Regel
T Y auf die Mittagslinie geſtellet werden, unter den dreyen Schrau-
ben
T X Y, welche die Schwere des ganzen Inſtruments tragen, dienet die-
jenige
Schraube, die in X ſtehet, um die Fläche des Inſtruments ſo lang nie-
der
zu laſſen, bis ſolche mit der Fläche des Mittagszirkels zur Bequem-
lichkeit
des Beobachters, der gegen X zu ſich ſitzend befindet, überein treffe;
die zwo andere dienen, daß man allgemach das Inſtrument erhöhen oder er-
niedrigen
könne, bis der Faden mit dem Bley die verlangte Höhe andeute.

Es
ereignet ſich aber oft, daß, indeme man die Schraube, die in T und Y
ſind
, herum drehet, auch der Quadrant ſich von ſeiner rechten Stellung ab-
wende
:
Wann nun ſolchergeſtalt ein Fehler von etlichen Minuten ſich eräug-
net
, kann man darwider ein Mittel ſchaffen, wann man nemlich hinten an
den
Armen des Inſtruments ein bewegliches Gewicht herunter hänget, wel-
ches
, indeme es den Mittelpunct der Schwere verändert, auch die Neigung
des
Quadrantens verändern wird, dann die Schenkel, aus welchen das
Stativ
beſtehet, ſind nicht gänzlich von einiger Gegenſtrebung frey.
Je
näher
nun der Ort, wo das Gewicht aufgehangen worden, bey denen Schen-
keln
ſeyn wird, je weniger wird es Macht haben, das Inſtrument abhan-
gend
machen zu können.
Die Höhe des Stativs iſt insgemein 4 {1/2}. Schuh
groß
.
Auf eben die Art wird auch ein Stativ mit 4. Schenkeln tractiret.
Die Eintheilung des Quadrantens muß mit groſſem Fleiſſe gemacht
ſeyn
, damit man die Obſervationen accurat verrichten möge.
Ein jeder
Grad
auf der Eintheilung des Randes wird mit Beyhülfe 11.
concentriſcher
Zirkeln
und 6.
geraden Transverſallinien, wie es die Figur 6. zeiget, in
33Fig. 6. 60.
Minuten eingetheilet. Die Weiten der Transverſallinien ſind einan-
der
gleich, aber der Zirkel ihre, ſind ungleich, nichts deſtoweniger iſt die-
ſe
Ungleichheit faſt nicht merklich, wann wir den Radium des
256234Von der Zubereitung und dem Gebrauche des aſtronomiſchen von dreyen Schuhen, und die Weite zwiſchen den zween äuſſerſten Zirkeln
einen
Zoll groß ſupponiren.
Dann wann wir den Bogen A E des äuſſern
Zirkels
von 10.
Minuten nehmen, und aus dem Mittelpuncte C des Qua-
drantens
die Radios A D C und E B C, welche den innern Zirkel in den Pun-
cten
D und B treffen, ziehen, ſo wird der Bogen B D auch 10.
Minuten groß
ſeyn
.
(Man ſupponiret nemlich hier, daß die 6te Figur auf dem Rande des
11Fig. 6. Inſtruments in der erſten Figur ſtehe.)
Wann man aber die gerade Transverſallinien A B, D E, die einander
im
Punct F durchſchneiden, ziehet, ſo ſage ich, daß das F der mittlere Punct
der
Theilung ſeye, durch welches der mittlere Zirkel gehen muß, dann es iſt ei-
nerley
Proportion des Bogens A E gegen dem Bogen B D, die man wie ge-
tade
Linien anſehen kann, als A F gegen FB, ſo wird demnach der Radius, wel-
cher
, indeme er aus dem Centro C gehet,den Winkel des Mittelpunctes, der von
den
Radiis C D A und C B E enthalten iſt, in zween gleiche Theile theilet, die
Transverſallinie
A B in eben dem Puncte F durchſchneiden.
Dann es iſt of-
fenbar
, daß ſich C A gegen CB, wie die Eintheilungen der Baſis A B, des
gradlinigten
Triangels ACB, ſich gegen einander verhalten;
gleichwie ſich aber
CA
gegen CB verhält, alſo verhält ſich AE gegen DB;
verhält ſich demnach AE
gegen
DB, gleichwie ſich die Eintheilungen der Baſis A B gegen einander
verhalten
, welche Eintheilungen durch den Radium, der den Winkel A C B
in
zween Theile theilet, gemacht werden, und folglich wird das oben in der
geraden
Transverſallinie A B gefundene Punct F das mittlere Punct der Ein-
theilung
ſeyn.
Weil wir nun ſupponiret haben, daß AC ſich gegen CB verhalte, wie
36
.
Zoll gegen 35. , ſo veryält ſich dann AB gegen AF wie 71. gegen 36. De-
rowegen
muß, wann die Breite von einem Zoll oder 12.
Linien, welche das ſup-
ponirte
Maas von AB iſt, in 71.
gleiche Theile getheilet wird, der Theil AF
36
.
dergleichen in ſich faſſen, welcher um einen halben Theil, oder ungefehr
um
ein Zwölftel von einer Linie gröſſer, als die Helfte von A B ſeyn wird, die
nur
3@ {1/2}.
macht. Dieſe Differenz hat nichts zu ſagen, und kann ohne einen
merklichen
Fehler mitten in der Eintheilung negligiret werden, und dieſes auch
noch
um ſo viel mehr in den andern, in welchen ſie noch geringer iſt.
Man kann auch, an ſtatt daß man die Transverſallinien ganz gerad
ziehet
, eine andere in einem Zirkelſtuk, das durch das Centrum des In-
ſtruments
und durch das erſte und letzte Punct eben ſolcher Transverſalli-
nie
gchet, beſchreiben, dabey nichts weiters vorzunehmen iſt, als daß man
dieſe
Portion des Zirkelcreiſes in 10.
gleiche Theile theile, ſo wird man
dieienige
Puncten, durch welche die 11.
concentriſche Zirkel eigentlich zu zie-
hen
ſind, ganz accurat überkommen.
Man kann gar leicht den Radium dieſes Zirkels berechnen, und dieſe
Figur
auf die Regel, welche zur Eintheilung des Inſtruments dienet,
257235Quadrantens, VI. Buch, I. Capitel. gleichwie wir oben ſchon gemeldet haben, da von der Theilung der Zirkel
und
Halbzirkel gehandelt worden.
Man thut ſehr wohl, ſo man unten an dem Limbo unter den Einthei-
lungen
, die Puncten, die zur Theilung von 10.
zu 10. Minuten dienlich gewe-
ſen
, ſtehen läſſet, indeme man dabey die Morgens und Abends correſpondi-
rende
Sonnenhöhen mit einer weit gröſſern Richtigkeit, als man bey Zuzie-
hung
der Transverſallinien thun kann, wird wieder nehmen können, weil
man
dabey keine Aeſtimation vornehmen, auch überdas nicht fürchten darf,
daß
ein Fehler in dieſen Puncten, wie dergleichen wohl einiger leicht bey denen
Transverſallinien
ſich eräugnen kann, entſtehe, dann es gar ſchwer, daß man
die
Linien durch die Puncten, durch welche man will, allezeit gar accurat ziehen
möge
, ja es geſchiehet ſelten, daß die Eintheilungen jederzeit mit dem Mirtel des
Puncts
, durch welches man ſolches wollte gehen laſſen gar genau correſpon-
diren
.
So man bey dem Quadranten ein Micrometer, welches in dem auf
dem
Inſtrument beveſtigten Fernglaſes angevrdnet iſt, appliciren wollte, könn-
te
man die Eintheilungen mit den Transverſallinien fahren laſſen, und wür-
den
die obbemeldten Puncte ſchon genug ſeyn, weil das Micrometer mit Bey-
hülfe
eines beweglichen Fadens die Weite, welche ſich von dem nächſten Pun-
cte
bis dahin wo ſich der Faden befindet, alsdann geben mürde, und da dörf-
te
man es auf kein Schätzen, das immer ungewiß iſt, ankommen laſſen, dann
man
iſt nicht allezeit des Orts, wo das Haar auf der Transverſallinie accu-
rat
einſchneidet, ſo, als wie bey dem Puncte, vergewiſſert, und hierbey würde
es
ſchon genug ſeyn, wann man den beweglichen Faden über und unter den
veſt
gemachten Horizontalfaden um 10.
Minuten von einem Grad, oder
noch
ein wenig darüber zu richten vermögte.
Der Ritter de Louville ein
Mitglied
der Franzöſiſchen Academie bedienet ſich nach Wunſch eines auf
ſolche
Art verfertigten Quadrantens zu ſeinen Obſervationen.
Wir müſſen nun von denen dioptriſchen Abſehen oder Perſpectiven,
mit
welchen man das erſte Punct der Eintheilung auf dem Rande finden kann,
auch
etwas melden.
Ich glaube nicht, daß jemahlen in der ganzen ausüben-
den
Aſtronomie etwas nützlichers und künſtlichers, als dieſes, ausgefunden
worden
.
Diejenige, die ein kurzes Geſicht haben, wie auch alte Leute, wel-
che
die Objecte nicht, als nur in einer gewiſſen Weite recht ſehen können, mö-
gen
mit Beyhülfe der Perſpective, und der gar ſubtilen Seidenfäden eben ſo
deutlich
die weit entfernte Objecte, als diejenige, welche ein gar gut Geſicht
haben
, ſehen;
Sie können auch die Sterne betrachten, als wann ſie nahe
und
ſehr groß wären, auch ihre rechte Oerter andeuten.
Dieſe Perſpective
haben
zwey Gläſer, davon das eine das Objectivglaß iſt, das gegen dem
ſichtbaren
Object zu ſtehet, und dem Centro des Quadrantens nahe iſt, das
andere
iſt das Ocularglaß, welches am andern Ende des Rohrs gegen das
Aug
des Beobachters ſtehen muß.
258236Von der Zubereitung und dem Gebrauche des aſtronomiſchen
Das Objectivglaß iſt ein Linſenglaß das unbeweglich ſtehet, und
veſt
in einem viereckigten Stuck von Eiſen, welches mit Schrauben um den
Mittelpunct
des Inſtruments angeſchraubet wird, angemacht iſt.
Auf der
Seite
des Ocularglaſes ziehet man zween Seidenfäden auf, die einander
winkelrecht
durchſchneiden, in einem andern viereckigten eiſernen Stuck, in
welchem
man ſelbige mit Wachs auf einem kleinen Stücklein Kupfer veſt an-
macht
, alſo daß einer davon mit der Fläche des Inſtruments perpendicular,
und
der andere mit demſelben parallel ſeye.
Das Ocularglaß muß in ein kleines Rohr gethan werden, damit
man
ſelbiges vor- und hinterwärts, nachdeme die Geſichter unterſchieden ſind,
ſchieben
könne;
dieſe Weite zwiſchen dem Objectivglaß und den Seiden-
faden
, muß, ſo viel als es ſich thun läſſet, der Länge des Foei von beſagtem
Glaß
gleich ſeyn.
Dieſeoptiſche Ferngläſer müſſen alſo angeordnet werden,
daß
die Fläche dieſes Linſenglaſes, das wie ein ebenes Glaß angeſehen wird,
und
die Fläche, in welcher ſich die Seidenfäden befinden, mit einander paral-
lel
, und in gleicher Weite von einander ſtehen, auch perpendieular mit einer
geradenLinie
ſind, die durch den Mittelpunct des Glaſes, und durch das Punet,
wo
die Fäden einander durchſchneiden, gezogen wird.
Dieſe Ferngläſer wer-
den
hinter dem Inſtrument angerichtet, damit der eingetheilte meßinge Rand,
auf
keine Weiſe bedecket werde:
zwiſchen den obbeſagten Stücken von Eiſen,
welche
die Röhren zuſammen halten, macht man ein Rohr von Kupfer oder
Blech
, das aus zween Theilen beſtehet, und eines in das andere gehet, da-
mit
man ſolches leicht aus jenen mit Beyhülfe einiger Ringe, die ſolche zu-
ſammen
halten, thun könne.
Das convexe Ocularglaß muß ſich gegen die Seidenfäden zu und da-
von
, nachdeme nemlich das Aug des Beobachters beſchaffen iſt, ſchieben laſ-
ſen
, damit er das weit entfernte Object und die Seidenfäden deutlich ſe-
hen
könne.
Dieſes Ocularglaß wird in ein kleines bewegliches Rohr gethan,
11Fig. 7. deſſen gröſter Theil in einem andern Rohr verborgen ſtecket, gleichwie man
ſolches
aus der ſiebenden Figur erſiehet.
So oft man inwendig das Objectivglaß zu reinigen, oder wieder
Seidenfäden
, an ſtatt derjenigen, die abgeriſſen ſind, aufzuziehen verlanget,
muß
man das aus Kupferblech gemachte Rohr aus beſagten viereckigten
Stuck
von Eiſen heraus nehmen.
Es wird aber die Zubereitung des Rohrs zu dem Ocularglaß weit be-
quemer
ſeyn, ſo man an ſtatt des einfachen viereckigten Stucks, ſich einer klei-
nen
viereckichten Büchſe bedienet, die ungefehr 4.
Linien dick iſt, deren zwo
gegen
einander über ſtehende Seiten, die mit dem Rand des Quadrantens
gleichlaufend
ſind, einen Spalt nach ihrer Länge haben, in welchem ſich eine
kleine
Platte von mittelmäßiger Dicke, die in der Mitte eine runde und ziem-
lich
groſſe Oefnung hat, hin und wieder ſchieben laſſe.
259237Quadrantens, VI. Buch, I. Capitel.
Auf der Fläche dieſer in der Figur a vorgeſtellten Platte ziehet man auf
11Fig. 28 jeder Seiten die zween Durchmeſſere von der beſagten Oeffnung, davon der ei-
ne
mit dem Rande parallel, und der andere mit demſelben perpendicular laufet,
damit
man al@da die Seidenfaden appliciren, und ſelbige allezeit wiederum in
ihren
alten Platz, nachdeme ſelbige auf das neue angemacht worden, ſtellen kön-
ne
.
Dieſe Platte iſt gar nützlich, daß man die Seidenſäden ſo viel als es nö-
thig
iſt, vor- oder hinterwärts ſchieben könne, wann nun ſolche in ihrem rech-
ten
Stande ſind, machet man beſagte Platte an der kleinen Büchſe mit Wachs
veſt
, welche mit einem Schieberlein verſehen ſeyn muß, daß die Seidenfäden
vor
dem Wetter und andern Zufällen verwahret ſeyen.
Das Inwendige des Rohrs muß mit Bechrauch angeſchwärzet wer-
den
, damit man das Aug vor denen allzu ſtarken Strahlen, die von einem lich-
ten
Object herkommen, befreyen möge, und hierdurch das Sehen viel vollkom-
mener
werde.
Die 7te Figur giebet zugleich die Conſtruction der Büchſe dar,
in
die man an ſtatt der Seidenfäden ein kleines Stuck Glaß, auf welchem zwo
ſubtile
Linien winkelrecht gezogen worden, thun kann, und zwar alſo wie es
ſich
weiſen wird, wann wir von dem Micrometer reden werden.
Wann nun das Perſpectio alſo angeordnet, und in einem bequemen
Stande
gerichtet worden, der gleichlaufend mit dem Radio des Quadrantens
ſeye
, muß man nach folgender Methode das erſte Eintheilungspunkt auf dem
Rande
ſuchen, welches um 90.
Grad von der Geſichtslinie in denen Perſpe-
ctiven
, oder von einer Linie, die mit jener gleich lauffe, indeme ſie durch den
Mittelpunct
des beſagten Quadrantens gehet, entfernet ſeye.
Wir müſſen
aber
annoch vorhero von der Geſichtslinie reden, bey welcher Gelegenheit
Herr
de la Hire ſpricht, daß er ehedeſſen einen langen Streit mit berühm-
ten
Leuten und groſſen Aſtronomen gehabt, welche behaupteten, daß es un-
möglich
wäre, eine rechte und beſtändige Geſichtslinie in dergleichen Arten
der
Perſpective zu finden, welche aber nicht genug auf die dioptriſchen Re-
geln
acht hatten.
Es iſt aber aus der Dioptrick bekannt, daß alle Lichtſtrahlen, welche
in
der Reflexion aus einem Punct durch ein Linſenglaß gehen, nach ihren
Durchgang
in einem Punct zuſammen lauffen, das man den Focum nennet;
dafern nur die Weite des ſtralenden Puncts bis auf das Glaß hin allezeit gröſ-
ſer
, als der halbe Diameter einer jeden Convexität iſt, welche Durchmeſſere
wir
hier gleich groß ſetzen wollen;
daß ferner unter den Strahlen, die aus dem
von
ſich ſtrahlenden Punct auf die fordere Fläche des Glaſes fallen, derjenige
der
mit der geraden Linie concurriret, und die Mittelpuncte der Convexitäten
zuſammen
füget, eine Refraction eben ſo wenig im Eingang, als im Ausgang
des
Glaſes leide, ſo werden demnach die Puncte des Objects, die in dieſer ge-
raden
Linie ſind, ſich in eben der Linie vorſtellig machen, die man die Axe des
optiſchen
Fernglaßes und das Punct von dieſer Axe, welches in der Mitte der
Dicke
von dem Linſenglaß iſt, den Mittelpunct des beſagten Glaſes nennet.
260238Von der Zuberitung und dem Gebrauche des aſtronomiſchen
So nun eine gerade Linie, die durch den Mittelpunct des Linſenglaſes
und
durch das Punct, wo die Fäden einander durchſchneiden, gehet, mit der
Axe
des beſagten optiſchen Fernrohrs überein trift, wird ſelbige die Geſichtsli-
nie
in denen dioptiſchen Abſehen oder Ferngläſern ſeyn, und alſo wird ſich ein
ſehr
weit entlegenes Object, das in der verlängerten Axe ſtehet, in eben dem
Puncte
, wo die Fäden einander durchſchneiden, und nicht anderſt, als durch
die
gemeine Abſehen, da man vor die Lineam fiduciæ oder Abzielungslinie eine
gerade
Linie nimmt, welche durch die Einſchnitte der Abſehen bis an das Object
hin
verlängert wird, ſehen laſſen.
Ob aber in der Stellung der dioptriſchen
Abſehen
, die wir genommen haben, ſich faſt niemahlen ereignet, daß die ge-
rade
Linie, welche von dem Object bis an das Punct, wo die Fäden einan-
der
durchſchneiden, und wo ſich das beſagte Object repräſentiret, gezogen
worden
, mit der optiſchen Axe überein treffe, ſo wollen wir doch unterdeſſen
nicht
unterlaſſen, dieſe Geſichtslinie in den Sehröhren oder dioptriſchen Ab-
ſehen
zu finden, welche ſich von dem Object an, bis an die Repräſentation,
die
in einem Puncte, wo einander die Fäden durchſchneiden, geſchiehet, in
einer
geraden Linie ſich erſtrecket, das in nachfolgender Abhandlung alſo be-
wieſen
wird.
Es ſeye das Linſenglaß XV, ſeine Axe A C B und der Mittelpunct C, es
11Tab. XVII.
Fig
. 8.
ſeye auch über das F das Punct, wo die Seidenfäden einander auſſerhalb
der
Axe A C B durchſchneiden.
So nun aus dem Puncte F, welches nach der
Conſtruction
von dem Linſenglaß um die Länge, eines Brennpunctes entfernet
iſt
, einige Strahlen fort, und bis an die gegenüberſtehende Fläche des beſag-
ten
Linſenglaſes, gehen, werden ſelbige eine Refraction in dem Eingang des
beſagten
Glaſes, und eine andere bey ihrem Ausgang leiden, nach wel-
chen
ſie dann parallel mit einander fortgehen werden.
Es ſind aber dieſe unter ſich parallele Strahlen auch mit einem von de-
nen
Strahlen, die aus dem Puncte F auf das Linſenglaß fallen, nemlich mit
F
E, parallel, welcher nach der erſten Refraction bey dem Puncte E durch den
Mittelpunct
C gehet, der nach einer zwoten Refraction im Ausgang bey dem
Punct
D, von D in O, und mit eben dem F E parallel nach den Regeln der Dio-
ptrick
fortgehet.
Es ſind aber alle gebrochene Strahlen im Ausgang des
Glaſes
, gleichſam unter ſich parallel, wann ſie von einem ſehr weit entlegenen
Punct
O herkommen, und daher ſind ſie auch mit dem Radio F E O parallel,
welcher
von dem Object gerad gegen das Punct O verlängert wird, und die-
ſer
iſt dieſe gerade Linie F E O, welche wir die Lineam fiduciæ, oder die Abzie-
lungslinie
, in oben beſagter Stellung der dioptriſchen Abſehen benennen, wel-
che
allezeit einerley verbleiben wird, wann man nicht die Stellung der beſagten
dioptriſchen
Abſehen verändert, das iſt, wann das Linſenglaß und die Creuz-
weiß-gehende
Fäden in einerley Stellung und Weiten bleiben.
Das Ob-
ject
O, indeme es ein von den äuſſerſten Puncten der geraden Linie F E O iſt,
wird
ſich in Punct F repräſentiren.
261239Ouadrantens, VI. Buch, I. Capitel.
Es iſt zu merken, daß die Weite zwiſchen dem Hauptſtrahl O D,
welcher
von dem Puncte O des Objects auf das Linſenglaß fallet, und zwiſchen
ſeinem
gebrochenen Strahl E F, allezeit kleiner ſeye, als die Dicke des beſag-
ten
Linſenglaſes DE, welche nicht merklich, und von keiner Wichtigkeit iſt,
in
der Weite eines ſehr fern entlegenen Objects, und daß dieſe Weite der
parallellaufenden
Strahlen O D, O E F, deſto kleiner ſeye, je mehr das Lin-
ſenglaß
gerader gegen den Stand der Fäden wird gerichtet ſeyn, gleichwie
wir
ſchon in der Zubereitung erinnert haben.
Man könnte wohl in alleweg die Sach dahin richten, daß das Punct F
in
der Axe ſelbſten ſich antreffen lieſſe, es iſt aber nicht nöthig, daß wir uns
weiter
bey dieſer Materie aufhalten.
Wir müſſen anjetzo erklären, auf was Weiſe man das erſte Punct der
11Fig. 3. Eintheilung auf dem Rande des Quadrantens finden könne.
Man richtet die
dioptriſchen
Abſehen, nachdeme die Fläche des beſagten Quadrantens in ei-
nem
verticalen Stand, mit Beyhülfe des Senkbleyes C D, veſt geſtellet wor-
den
, auf ein ſichtbares Punct, das ſehr weit entlegen iſt, und nahe an dem
ſichtbaren
Horizont, in Anſehung des Orts, wo die dioptriſchen Abſehen des
Inſtruments
angerichtet ſind, ſtehet, welches man erſtlich ungefehr wird er-
fahren
können, wann man an dem Rande das Punct B, in dem Radio C B be-
merket
, welcher mit der Axe des Sehrohrs parallel gehet, den man beynahe er-
kennen
kann, indeme man das Punct D nimmt, welches von dem Punctes B um
90
.
Grade entfernet iſt; dann wann der Faden des Senkbleyes das Punct
D
berühret, wird das Object, welches in dem Puncte, wo die Seidenfä-
den
einander durchſchneiden, oder wo es durch die dioptriſche Abſehen geſe-
hen
wird, nahe bey dem Horizont, ſtehen, dann der ſcheinbare Horizont muß
einen
geraden Winkel mit dem Faden des Bleyes C D machen.
Diewei-
len
wir ober noch nicht verſichert genug ſeyn, daß die dioptriſche Abſe-
hen
vollkommen horizontal und wagrecht ſtehen, wendet man das Inſtrument
um
, alſo daß das Punct D aufwärts, und das Centrum C unterwärts ſtehe;
allein bey dieſer Verſtellung muß wohl in acht genommen werden, daß die Ge-
ſichtslinie
der dioptriſchen Abſehen in eben derſelben Höhe, wie ſie in dem er-
ſten
Stande geweſen, zu ſtehen komme;
wann man nun wiederum die diop-
triſche
Abſehen gegen das am erſten obſervirte Punct gerichtet, ſo daß es im
Puncte
, wo die Fäden einander durchſchneiden, erſcheine, und im Mittelpuncte
des
Inſtruments den Cylinder, auf welchem das Centrum C des Quadrantens
allbereit
angemerket werden, angeordnet, machet man das Haar, welches
das
Bley träget, mit Wachs auf dem Rande in dem Punct D veſt, ſo es nun
grad
durch das Centrum C gehet, ſo iſt es ganz richtig, daß die Geſichtsli-
nie
der diootriſchen Abſehen accurat wagrecht, und indem ſcheinbaren Hori-
zon@e
mir dem ſichtbaren Object ſeye, und wird ſodann, indeme dieſe Ge-
ſichtslinie
einerley in einer und anderer Stellung des Quadrantens verbleibet,
dabey
ſelbige mit der Verticallinie C D verlängert wird, das Punct D
262240Von der Zubereitung und dem Gebrauche des aſtronomiſchen Anfang von der Eintheilung des Randes ſeyn, wann ſelbiges in der Vertical-
linie
, und unter dem Zenith in Anſehung der Lineæ fiduciæ der dioptriſchen
Abſehen
, oder einer andern Linie, die mit jener parallel iſt, mit welchen die
Verticallinie
C D gerade Winkel macht, ſtehet.
Wann aber, nachdeme das Inſtrument wiederum umgewendet wor-
den
, das Haar mit dem aus dem Puncte D herabhängenden Bley, nicht ac-
curat
das Mittelpunct C antrift, muß man den Faden oder das Haar ſo lang
bewegen
, bis es durch beſagten Mittelpunct C gehe, ohne daß der Quadrant
in
ſeinem Stande noch die dioptriſche Abſehen, welche allezeit wie zuvor, gegen
das
Object müſſen gerichtet ſeyn, im geringſten verändert werden;
Als-
dann
muß man auf dem Bogen des Zirkels D E, der aus dem Mittelpuncte C
beſchrieben
, und durch das Punct D gezogen worden, das Punct E, welches
ſich
unter dem Faden befindet, bemerken.
Ich ſage dann, daß, ſo man den Bogen D E im Puncte O in zween
gleiche
Theile theilet, eben dieſes Punct O das erſte Punct der Eintheilung
ſeyn
, und der Halbmeſſer C O einen geraden Winkel mit der Geſichtslinie
der
dioptriſchen Abſehen machen werde;
dieſe Operation iſt an ſich ſelb-
ſten
klar, dann die Geſichtslinie oder der Halbmeſſer C B, der mit jener pa-
rallel
iſt, verändert ſich weder in einem oder dem andern Stande des Quadran-
tens
, wann der Winkel BCD in dem ordentlichen Stand des Inſtruments
gröſſer
als ein gerader iſt, das iſt, wann das abgezielte Punct das Objecs un-
terhalb
des Horizonts iſt, ſo lieget es dann vor Augen, daß die verlängerte
Verticallinie
C D, welche mit dem Faden des Bleyes correſpondiret, mit der
Geſichtslinie
einen kleinern Winkel, als einen geraden ausmache, nemlich das
Supplementum
des Winkels B C D, welches dem Winkel B C E gleich iſt;
ſo
wird
demnach der Winkel B C O, der das Mittel zwiſchen dem gröſſern und
dem
kleinern als ein gerader iſt, welcher von dem Halbmeſſer C O und der Ge-
ſichtslinie
gemacht wird, ein gerader Winkel ſeyn.
Q. E. D.
Man kann auch das erſte Punct der Eintheilung haben, wann man ein
Punct
, das accurat mit dem Auge wagrechte ſtehet, findet, und die dloptri-
ſche
Abſehen in dieſes Punct ſtellet, ſo wird der Ort, wohin das Haar fal-
len
wird, das erſte Punct der Eintheilung ſeyn.
Man kann eine Probe von dieſer Verrichtung machen, wann nemlich, ſo
der
Faden des Senkbleyes durch das Punct O gehet, das gar weit entle-
gene
Object in dem Puncte, wo einander die Fäden durchſchneiden, erſchei-
net
.
Dann, nachdeme das Inſtrument umgewendet, und die dioptriſche
Abſehen
allezeit gegen eben das Object gerichtet worden, wird der Faden
des
Senkbleyes durch die Puncten O und C gehen, dann ſonſten ein Fehler
in
denen Obſervationen ſeyn wird.
Nachdeme man nun wegen des erſten Puncts der Eintheilung eine ge-
wiſſe
Verſicherung hat, müſſen aus dem Mittelpuncte C zwey Zirkelſtücke,
die
einen Zoll weit von einander ſtehen, um die Eintheilungen
263241Ouadrantens, VI. Buch, I. Capitel. gezogen wevden. Zu dicſem Ende muß man ſich auch eines Stangenzir-
kels
bedienen, deſſen Füſſe hübſch ſubtil ſeyn, und davon der eine am Ende all-
gemach
etwas hinter - und vorwärts vermittelſt einer Schraube und eines
Mütterleins
, das zu Ende der Stange iſt, geſchraubet werden könne;
Ferner
machetman
aus dem Puncte O, als dem erſten Punct der Eintheilung, mit eben
der
Oefnung eines von dieſen Bögen einen Einſchnitt, und theilet dieſe Weite
genau
in zween gleiche Theile, davon man einen jenſeits des Einſchnitts über-
träget
, welches das Punct B geben, und den Quadranten in drey gleiche Thei-
le
theilen wird, davon ein jeder 30.
Grad wäre.
Wann nun dieſe Weite wiederum in drey, hernach in zween, endlich
ein
jeder von dieſen Theilen in 5.
Theile getheilet worden, wird der Quadrant
in
90.
Grad getheilet ſeyn, hernach theilet man einen jeden Grad in 6. gleiche
Theile
, da einer 10.
Minuten gelten wird.
Wann nun nicht ſowol die innere als äuſſere Circumferenz ganz genau
nach
der Manier, wie wir vor geſagt haben, eingetheilet worden, ziehet man
ſehr
ſubtile Linien, als Zwerglinien, das iſt, von dem erſten Punct der
Eintheilung
des Bogens von oben herunter, und von dem andern von unten
binauf
, und ſo weiters von den Eintheilungen zu den Einthellungen, wie
es
die 6te Figur darleget;
Hernach theilet man die Weite zwiſchen den zween
Zirkelbögen
in 10.
gleiche Theile, und ziehet durch dieſe Puncten der Thei-
lungen
9.
Zirkelbögen, welche die Zwerglinien in 10. Theile theilen werden,
und
wird dadurch der Quadrant von Minuten zu Minuten eingetheilet ſeyn.
Man muß aber vor allen Dingen wol acht haben, daß die Eintheilungen
hübſch
gleich ſeyn, deßwegen man ſich auch ſehr guter Zirkeln bedienen, und
ſo
wol die Linien, als die Zirkel fein ſubtil ziehen, auch für die kleine Einthei-
lungen
kleine Federzirkel, deren Füſſe nicht dicker als eine Nadel ſeyn, und
dabey
einen guten Linienreiſer haben muß.
Uber die 90. Grade des Quadrantens jenſeits des Punctes O verlängert
man
die Eintheilung zu gewiſſem Gebrauche ungefehr um 5.
Grad.
So oft dieſes Inſtrument entweder zu Pferd oder auf einem Wagen
weggeführet
wird, muß man ſolches rectificiren, weilen etwann die diop-
triſche
Abſehen dörften verrucket ſeyn, welches gar oft bey denen Sei-
denfäden
ſich ereignet, auch wol gar, wann das Inſtrument nicht von
der
Stelle kommet, abſonderlich wann die Sonne das Rohr zu denen
dioptriſchen
Abſehen erwärmet, dann alsdann werden die Fäden geſpan-
net
, die hernach wieder, wann die Sorne nimmer zugegen iſt, nachlaſ-
ſen
, und krumm werden, dahero ſie auch nicht mehr, Obſervationen da-
mit
anzuſtellen, dienlich ſind.
Man kann aber nichts deſtoweniger die
Probe
vor die dioptriſche Abſehen zu machen, auch unterlaſſen, wann man
vermeynet
, daß keine Veränderung ſich bey denen Seidenfäden ereignet
habe
, weilen das Objectivglas unbeweglich, und eben daſſelbige
264242Von der Zubereitung und dem Gebrauche des aſtronomiſchen bet, und daß ſich die Krümmung der Fäden, welche zu Zeiten durch die Fruch-
tigkeit
der Luft ſich ereignet, wiederum zum öfteſten bey ber erſten ſchönen
Zeit
verändert.
Es iſt zu merken, daßes, ſo man neue dioptriſche Abſehen an ein ſchon
getheiltes
Inſtrument anſetzet, ſehr ſchwer ſeye, ſelbige alſo einzurichten,
daß
ſie mit der Eintheilung eintreffen;
wann man demnach eine Prob davon
genommen
, wie wir ſchon oben geſagt haben, ſo wird man erfahren, um wie
viel
die dioptriſche Abſehen den Winkel kleiner oder gröſſer, als einen gera-
den
mit dem Halbmeſſer, welcher durch das erſte Punct der Eintheilung gehet,
machen
, und muß man alſo auf dieſe Differenz in allen Obſervationen wol
acht
haben;
dann wann dieſer Winkel gröſſer iſt, als ein gerader, werden
alle
obſervirte Höhen auch gröſſer, als die wahren um die Gröſſe dieſer Dif-
ferenz
ſeyn;
ſo aber im Gegentheil dieſer Winkel kleiner iſt als ein gerader,
werden
die wahre Höhen gröſſer ſeyn, als die obſervirte:
unterdeſſen konnte
man
die Seidenfäden auf ſolche Manier ſtellen, daß die Abſehungslinie der
Dioptriſchen
Abſehen einen geraden Winkel mit dem Radio, der durch das
erſte
Punct der Eintheilung gehet, machte, indeme man die Fäden an eine be-
wegliche
Platte, wie wir ſchon bey der Eonſtruction geſagt haben, richte-
te
.
Weilen man aber auf den Reiſen zum öftern eine Prob von dieſem In-
ſtrument
nehmen muß, und die oben beſagte Methode vielen Unbequemlich-
keiten
unterworfen iſt, indeme nicht ſo ſchwer iſt, das Inſtrument alſo umza-
wenden
, daß das Rohr der Dioptriſchen Abſehen in eben derſelben Höhe ver-
bleibe
, wegen der unterſchiedlichen Strahlenbrechungen der Atmoſphäre, um
den
Horizont herum zu verſchiedenen Stunden des Tages, wie auch wegen
der
Bewegung und Zitterung der Luft, und dann anderer dergleichen Sa-
chen
, ſo fügen wir hier zwo andere Methoden bey, womit man dergleichen
Inſtrumente
zu rectificiren vermag, damit ein jeder diejenige ſich könne her-
aus
ſuchen, die am bequemſten nach Beſchaffenheit der Zeiten und der Oerter
ihme
dünken und vorkommen wird.
Zwote Methode.
Wie man die Stellung der dioptriſchen Abſehen in die Fer-
ne
hinaus recht unter ſuchen und einrichten ſoll.
Bey dieſer Verrichtung ſehen wir uns einen Ort aus, von welchem
man
ein ziemlich entferntes Object, zum wenigſten auf 1000.
Toiſen weit,
deutlich
ſehen könne, und deſſen Erhöhung über dem Horizont die Zahl der
Grade
, die man auf dem Rande jenſeits des Anfangs von der Theilung be-
merket
, nicht übertreffe.
Nachdeme man nun die Höhe dieſes Objects alſo
beobachtet
, wie ſie aus denen Graden des Randes erſcheinet, wird
265243Ouadrantens, VI. Buch, I. Capitel. den Quadranten, und zwar ſo genau als es ſich thun läſſet, ein Gefäß mit ei-
ner
weiten Oefnung geſtellet, das man ganz mit Waſſer biß zu oberſt an dem
Rande
, und ſo voll als es ſeyn kann, anfüllet, hernach muß man das G@fäß ſo
lang
hoch und niedrig richten, biß man das beſagte Object auf der Fläche
des
Waſſers, als in einem Spiegel, durch die dioptriſche Abſehen mer-
ke
, welches leicht zu thun iſt, wann nur die Fläche des Waſſers durch die
Bewegung
der Luft nicht verändert wird, ſo werden wir demnach die Ernie-
drigung
eben diefes Objects durch die Reflerion haben, welches zwar auf-
rechts
geſehen wird, dann wir bedienen uns der dioptriſchen Abſehen, die
aus
zweyen Linſen-oder Converengläſern beſtehen, welche die Objecte umge-
wandt
vorſtellen, bey der Reflerion aber wendet ſich ein umgewandtes Ob-
ject
noch einmal um, welches dahero auch aufrecht erſcheinet.
Unterdeſſen muß man merken, daß zuweilen die Erniedrigung des
Objects
eben als wie auch die Höhe auf den Graden des Randes könne ge-
ſehen
werden, welches geſchiehet, wann der Winkel, den die Abſehungslinie
und
der Radius, ſo durch das erſte Punct der Eintheilung gehet, ſormiret,
gröſſer
iſt als ein gerader, und im Gegentheil wird in andern Fällen die Höhe
als
eine Erniedrigung erſcheinen, wann der Winkel der Abſehungslinie mit
dem
Radio, der durch das erſte Punct der Theilung gehet, kleiner iſt dann
ein
gerader Winkel.
Es wird aber in allen Fällen, ohne auf die am Rande
bemerkte
Erhöhung oder Erniedrigung acht zu haben, das zwiſchen den zwoen
Beobachtungen
accurat in der Mitte bemerkte Punct die Vertieal ſeyn, und
mit
dem Zenith, in Anſehung der Abſehungslinie der dioptriſchen Abſehen,
übereintreffen
.
Wann man nun den Fehler des Inſtruments gefunden, das iſt, die
Differenz
zwiſchen dem auf dem Rande bemerkten erſten Punct der Einthei-
lung
und dem Punct, welches mit dem Zenith correſpondiret, muß man da-
hin
bedacht ſeyn, die Seidenfäden in ihren rechten Stand zu bringen, wo-
fern
ſich ſolches bequem thun läſſet, wo aber nicht, muß man auf den Fehler,
den
man bey allen Beobachtungen wird gefunden haben, es ſeye gleich bey
denen
Erhöhungen oder E@niedrigungen, wol acht haben.
Es iſt aber ferner zu merken, daß, wann das Object nahe und
über
den Horizont um verſchiedene Minuten erhoben iſt, der rechte Fehler
des
Inſtruments durch die Berechnung auf folgende Manier gefunden wer-
den
muß.
Man wird in einem Triangel, deſſen eine Seite die zwiſchen dem Orte der
Beobachtung
und des Objects bekannte Weite ſeye, die andere aber die Weite
zwiſchen
dem mittlern Punct von der Länge des Sehrohrs und dem Punct der
Waſſerfläche
, wo ſelbige von dem zuruck geworffenen Strahl betroffen wird,
mit
dem Winkel, der zwiſchen dieſen beyden Seiten enthalten iſt, nemlich dem
Winkel
oder Bogenzwiſchen den Beobachtungen der Erhöhung oder der E-
niedriegung
des Objects, durch die Berechnung den gegen der kleinſten
266244Von der Zubereitung und dem Gebrauche des aſtronomiſchen über ſtehenden Winkel finden, um die Gröſſe dieſes Winkels muß man den
Bogen
zwiſchen den Beobachtungen auf der Seite des verlängerten Qua-
drantens
kleiner machen, ſo wird das mittlere Punct des übergeblieb@nen
Bogens
der wahre Anfang der Eintheilung ſeyn.
Alſo kann man die Weite zwiſchen dem mittlern Punct des Sehrohrs
der
Dioptriſchen Abſehen und dem Puncte der Flächen des Waſſers, die
von
dem reflectlrenden Strahl betroffen worden, mit Beyhülfe der Regel
oder
eines ausgeſpannten Fadens, welcher ven beſagtem Sehrohr biß an die
Fläche
des Waſſers verlängert worden, finden.
Dritte Methode.
Dieſe Verrichtung iſt zwar ſimpel, aber die Beobachtungen ſind nicht
ſo
lelcht anzuſtellen.
Wir ſupponiren aber in dieſer Methode, gleichwie in der vorherge-
henden
, daß auf dem Rande des Quadrantens einige bemerkte, und jenſeits
des
Puncts von 90.
für die Höhe eingetheilte Grade ſeyen, welches Punct
mit
dem Zenith correſpondiret;
Wir obſerviren bey einer ſchönen Nacht,
wann
es ſchön und ſtill Wetter iſt, die Mittagshöhe eines Sterns, der nahe
an
unſer Zenith kommet, nachdem man gegen Morgen die eingetheilte Sei-
te
des Randes vom Inſtrument gewendet;
die folgende Nacht, oder weni-
ge
andere hernach, beobachten wir gleichfalls die Mittagshöhe eben deſſel-
bigen
Sterns, doch daß die eingetheilte Seite des Randes gegen Abend zu ge-
wendet
ſeye, ſo wird alsdann das mittlere Punct des Bogens zwiſchen den
Beobachtungen
das Punct von 90.
Graden ſeyn, das iſt dasjenige Punct,
wodurch
der mit der Abſehungslinie der dioptriſchen Abſehen parallel lau-
fende
Radius gehet.
Dieſe dritte Art iſt gar nutzlich, umdie Stellung der dioptriſchen Ab-
ſehen
, die man nicht nur allein an die Quadranten, ſondern auch abſonderlich
an
die Octanten und Sertanten, oder an andere Zirkeltheilungen richtet,
zu
probiren;
dann mit deren Beyhülfe wird man innen werden, was vo@ ei-
nem
Radio des Inſtruments die Abſehungslinie der beſagten dioptriſchen
Abſehen
parallel ſeyn wird.
Aufwas Weiſe man die Sterne in dem Mittagskreiß oder die Media-
tionem
coeli, auch wie man die Sterne mit den dioptriſchen Abſehen beob-
achten
ſolle, ſolches werden wir unten melden.
Von der beweglichen Regel des Quadrantens.
Es iſt anjetzo weiter nichts übrig, als daß wir noch von der Zubereitung
11Tab. XVII.
Fig
. 9.
und dem Gebrauche der Regel von dem Quadranten etwas ſagen.
Dieſe
Regel
iſt nichts anders, als eine bewegliche Regel mit dioptriſchen
267245Ouadrantens, VI. Buch, I. Capitel. hen, welche eben dasjenige leiſtet, was die bewegliche Regeln der andern
Inſtrumenten
leiſten, nemlich einen ſolchen Winkel, den man verlanget,
mit
denen unbeweglichen und an dem Quadranten veſt angemachten diop-
triſchen
Abſehen zu machen.
Man nennet ſolche eine Regel, weilen das
vornehmſte
Stuck davon eine Regel, von Eiſen oder Kupfer iſt, die an ei-
nem
Ende mit einem Loch verſehen, und an dem centralen Cylinder auf die-
jenige
Art, die wir oben ſchon gezeiget haben, angerichtet iſt, daß dieſe ſich
nicht
anderſt, als nur in einem Zirkel herumdrehen könne.
Auf dieſer Regel machet man zwey viereckichte Stücke, die von Eiſen
oder
Kupfer ſind, veſt, in das eine, welches gegen den Mittelpunct des In-
ſtruments
zu ſtehet, ſetzet man das Objectiv-und in das andere das O@ular-
Glas
mit denen einander Creutzweiß durchſchneidenden Fäden, welche ins-
geſamt
ein optiſches Sehrohr ausmachen, der nach allen ſeinen Theilen dem
andern
Sehrohr, der an dem Quadranten gerichtet worden, gleich iſt, wie
wir
ſchon oben davon Meldung gethan.
Zu Ende der Regel, das am Rande des Quadrantens ſtehet, machet
man
eine Oefnung wie ein kleines Fenſterlein, ungefehr in der Gröſſe eines
Grades
, wie ſolche auf der Eintheilung des Randes bemerket ſind;
Man machet auch in dieſer kleinen Oefnung ein ausgeſpanntes Haar veſt,
welches
mitten durch die Oefnung, und biß in den Mittelpunct des Ouadran-
tens
fortgehet.
Weilen aber bey dem Gebrauche dieſer Regel ein Haar un-
terſchiedlichen
Veränderungen der Luſt unterworfen iſt, ſo wollen wir an
deſſen
Stelle, ein recht durchſichtiges Stücklein Horn, oder ein helles glat-
tes
Glas, das eingefaßt iſt, beyfügen.
Auf deſſen Fläche, welche gegen dem
Rande
des Inſtruments zu ſiehet, muß man eine gerade Linie ziehen, die gegen
den
Mittelpunct des Inſtruments zu ſoll gerichtet ſeyn.
Man kann dieſe Ein-
faſſung
in dem kleinen Fenſterlein, das unten an der Regel ſtehet, vermittelſt
einer
Schraube veſt anſchrauben.
Ehe wir zum Gebrauch ſchreiten, muß man die dioptriſche Abſehen
probiren
, damit man erfahren möge, ob diejenige, die unbeweglich und an
dem
Inſtrumente angemacht ſind, mit denen beweglichen überein treffen.
Um
dieſes
nun zu finden, drehet man, nachdeme die Fläche des Inſtruments ho-
rizontal
geſtellet, und die unbewegliche Abſehen gegen einen Punct eines ſicht-
baren
Objects, das zum wenigſten 500.
Toiſen entfernet iſt, gerichtet wor-
den
, die Regel ſo lang hin und her, biß man eben das Object durch das
Sehrohr
der beſagten beweglichen Regel wahrnehme, oder zum wenigſten,
daß
es in dem Faden, der perpendicular auf der Fläche des Quadrantens
ſtehet
, erſcheine, dann es liegt wenig daran, ob das Object in dem Punct
ſeye
, wo die Fäden in jeden Abſehen einander durchſchneiden, oder in dem per-
pendicular
ſtehenden Faden ſich befinde, alsdann ſeheman auf das Punct der
Eintheilung
, mit welchem die Abzielungslinie der Regel übereintreffe;
268246Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Mikrometers. nun die auf dem Stücklein Horn bemerkte Linie juſt auf das Punct des 90ſten
Grades
der Eintheilung fället, ſo iſt es ein Anzeigen, daß die beſagte dioptri-
ſche
Abſehen zuſammen treffen;
wo aber nicht, muß man entweder das be-
ſagte
Stücklein Horn ſo lang verſchieben, biß es überein kommt, oder man
muß
allezeit acht haben auf den Unterſchied, der ſich zwiſchen dem erſten Punct
der
Theilung, und der auf dem Horn oder Glaß gezogenen Linie ſich be-
findet
.
Was die Weiten zwiſchen zweyen Objecten anlanget, es ſeye gleich
am
Himmel oder auf der Erde, obſerviret man, wann die Fläche des In-
ſtruments
auf die Manier, daß die Objecte alldorten überein treffen, geſtel-
let
wird, die Winkel auf eben die Art, wie man mit denen gemeinen bewegli-
chen
Regeln zu thun pfleget, nemlich denenjenigen, die an einem halben Zirkel
oder
andern Inſtrumenten ſtehen, davon wir im IV ten Buch gehandelt, als
mit
deren Gebrauch es eben ſo beſchaffen iſt.
23[Figure 23]
Das zweyte Capitel.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche
des
Mikrometers.
Das Mikrometer iſt ein Inſtrument von gar groſſen Nutzen in der
Aſtronomie
, abſonderlich aber, wann man die Durchmeſſern der Ster-
11Tabula
XVIII
.
Fig
. I.
ne, und die kleinen Diſtanzen, die nicht über einen Grad oder an-
derthalb
Grade ſind, abzumeſſen verlanget.
Es beſtehet aus zwoen gerad-
winklichten
Einfaſſungen vom Kupfer (Meſſing) davon die eine A B C D
insgemein
2 {1/2}.
Zoll lang, und 1 {1/2}. Zoll breit iſt. Die Seiten A B, und C D ſind
in
gleiche Theile eingetheilet, und dieſe Theile von einander um vier Linien, oder
doch
beynahe, entfernet, dann ſie ſind, wie wir hernach weiſen wollen, uach
den
Umgängen der Schraube gerichtet, doch auf eine ſolche Art, daß die
durch
jede Theilung gezogene Linien auf den Seiten A B und C D perpendicu-
lar
ſtehen.
Es werden an dieſe Eintheilungen wol ausgeſpannte Seiden-
fäden
mit Wachs gerichtet, die man in denen mit 2.
bemerkten Gegenden
anmacht
.
Die andere Einfaſſung E F G H, deren Länge E F 1 {1/2}. Zoll lang iſt, ſchi-
cket
ſich in die erſte dergeſtalten, daß die Seiten E F, G H, der einen ſich längs
nach
denen Seiten A B, C D der andern bewegen, und nicht von einander
begeben
können, welches geſchiehet, indeme ſolche in einem Falz ineinander
gehen
;
die Seite von dieſer zwoten Einfaſſung, die gegen die eingetheilte
Seiten
der erſten ſiehet, iſt auch mit einem gar ſubtilert Seidenfaden
269247VI. Buch, II. Capitel. ſehen, die in der Gegend bey 4. ausgeſpannet iſt, welches bey Bewegung der
Einfaſſung
allezeit mit den Fäden der erſten Einfaſſung parallel bleibet, in-
deme
ſie ganz genau übereinander kommen, und doch mcht einander anrüh-
ren
.
Man richtet an der Seite B D eine Schraube bey I an, deren runder
Körper
, das 4.
biß 5. Linien im Durchmeſſer haben muß, in einem Loch, wel-
ches
ein ſubtiles Gewind hat, gehe, und ſich in ſeibigen, das in der Dicke der
alldorten
ſtärker gemachten Einfaſſung ſich befindet, gern umdrehe.
Die
Schraube
iſt am Ende, welches in das Loch der kleinen Einfaſſung gehet, die
auch
in der Gegend bey K dicker gemacht iſt, eingeſchnitten, man hat auch ei-
nen
kleinen Stiſt dabey, welcher in das Loch, das zu Ende der Schraube
gemacht
iſt, gefüget wird, damit ſich dieſe Einfaſſung auf keine Weiſe bewe-
gen
könne, als wann man die Schraube gegen die rechte oder linke Hand
zuſchraubet
, nachdeme man nemlich die be@agte Einfaſſung will vor-oder hin-
terwärts
gehen laſſen.
Man füget auch eine runde Scheibe, ungefehr einen Zoll im Durchmeſſer
groß
bey, die mit zwoen Schrauben auf der Dicke der Einfaſſung in den
Gegenden
bey N angeſchraubet wird, theilet hernach ſolche insgemein in 20.
oder in 60. gleiche Theile, welche dienlich ſind, daß man die Umgänge der
Schraube
, wie es deren Gebrauch erfordert, zehlen könne, und dieſes ver-
mittelſt
des Zeigers M, der unter dem Kopf der beſagten Schraube, wel-
cher
ſich mit demſelben herum drehet, angemacht iſt.
Die Eintheilung der
Seiten
in der Einfaſſung A B C D wird nach der Dicke des Umgangs von be-
ſagter
Schraube gerichtet;
dann ſo man zum Exempel verlanget, daß die
Theile
voneinander um 10.
Umgänge der Schraube abſtehen, läſſet man
beſagte
Schraube 10.
Umgänge thun, und bemerket alsdann, wie weit
die
kleine Einfaſſung fortgegangen;
wann es 4. Linien ſind, machet man die
Eintheilungen
in dem Abſtand einer vor der andern 4.
Linien weit, ſetzet die
Fäden
hübſch accurat darüber, und machet ſelbige mit Wachs veſt.
Damit man aber denen Veränderungen, welche den Seidenfäden
entweder
durch die Hitze oder ſonſten zuſtoſſen, abhelfen möge, ſo giebet
Herr
de la Hire ein gar gutes Hülfsmittel dar, man ſoll nemlich an ſtatt
der
Seidenfäden ein Stücklein weiſſes Glas, oder ein Trümmlein dün-
nes
Spiegelglas, das hübſch glatt iſt, nehmen, welches man in den Falz,
der
längs der Einfaſſung iſt, richtet:
Auf dieſem Glaß ziehet man gar ſub-
tile
Parallelzüge, welche, eben das, was die Seidenſäden, präſtiren.
Die ganze Schwürigkeit beſtehet nur darinnen, wie man dieſe Linien hübſch
ſubtill
ziehen, und ein gar feines und wol polirtes Glas ſich auserſehen möge;

dann
die Fehler vergröſſern ſich hier überaus, wann man lolche durch dio-
ptriſche
Abſehen ſiehet.
Man bedienet ſich hierzu eines kleinen Diamants,
deſſen
Spitze recht ſubtil ſeye, damit man dieſe Linien auf dem Glas ganz
leicht
ziehen könne, Die erſte Figur der 18ten Tabell giebt die
270248Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Mikrometers. ſtruction dieſes Mikrometers genug zu verſtehen, welches gar bequem bey al-
len
Gebrauche iſt, den wir jetzt erklären wollen.
Die ganze Machine wird in groſſe Aſtronomiſche Sehröhren gerichtet,
und
zwar vermittelſt der mit L bemerkten Stücke, welche auſſerhalb der Ein-
faſſung
ſtehen, und die in einem Falz in einer Capſel von weiſſem Blech, in
der
Figur eines Parallelogramms ſich ſchieben laſſen;
An beyden Seiten die-
ſer
Capſel ſmd zwey zirkelrunde Oefnungen, allwo zwey Ende von den
Röhren
angelöthet worden, das eine, daß es auf einer Seite das Rohr,
welches
das Ocularglas in ſich hält, und das andere, daß es das Rohr,
welches
das beſagte Objectivglas in ſich hat, dergeſtalten faſſen möge, daß
das
Mikrometer accurat in dem Foco dieſes Glaſes ſeye.
Von dem Gebrauche des Mikrometers.
In dem Brennpuncte des Objectivglaſes, und zwar in dem Puncte,
wo
die Fäden des Mikrometers ſtehen, ſtellen ſich die äuſſerliche Sachen über-
aus
ſcharf und kenntlich vor, daß alſo, wann man vornen vor das Mikro-
meter
das Ocularglas ſteller, welches man weiter oder genauer als ſein
Focus
iſt, der Natur und Beſchaffenheit der Augen des Beobachters ge-
mäß
richtet, die Objecte und die Seidenfäden allda ganz deutlich können
geſehen
werden.
Wann man nun in Linien oder zwölften Theilen eines Zolles die
Länge
des Feci des Objectivglaſes, oder welches eins iſt, die Weite von
der
Mitten der Dicke des beſagten Objectivglaſes biß an die Fäden des
Mikrometers
abmiſſet, wird ſich dieſe Länge gegen der Weite von 4.
Linien,
weiche
die Diſtanz der Fäden ausmachet, verhalten, gleichwie ſich der Halb-
meſſer
oder Sinus totus gegen dem Tangenten des Winkels, der zwiſchen de-
nen
Parallelfäden enthalten iſt, verhält, welches aus der Dioptric bekannt
iſt
:
Dann wir ſupponiren, daß die Weite zwiſchen dem Object und dem
Auge
des Veobachters ſo groß ſeye, daß die Länge des Foci von dem Glaß,
in
Anſehung dieſer Weiten, gar nichts austrage, alſo daß die Radii, welche
aus
denen Puncten des Objects herkommen, gerad durch den Mittelpunct
des
Glaſes biß an die Fäden gehen, nicht anderſt, als wann das Aug des Be-
obachters
in dem Objectivglas ſelbſten ſtünde.
Die Erfahrung wird uns
die
Richtigkeit dieſer Invention zeigen, und dienen können, ſolches auch aus-
zufinden
.
Wann man auf einen kleinen weiſſen und geraden Tiſch zwo gerade
ſchwarze
und unter ſich parallellaufende Linien ziehet, deren Weite ſo groß,
daß
ſelbige ungefehr in der Entfernung von 2.
oder 300. Toiſen noch zwiſchen
zween
parallelen Fäden, und zwar in einem bequemen Ort, und zu einer
heitern
Zeit, da ſich die Luft kaum beweget, enthalten ſeyn, ſo wird als-
dann
der Tiſch von denen dioptriſchen Abſehen des Mikrometers ſo weit
271249VI. Buch, II. Capitel. fernet, biß die Linien auf beſagten Tiſch, welcher perpendicular mit der ge-
raden
Linie, die vom ſolchem Tiſch auf das Mikrometer gezogen wird, ſte-
hen
muß, von denen parallelen Fäden des bemeldten Mikrometers bedecket
werden
, da dann die Weite zwiſchen dem Tiſch und dem Objectivglas des
Mikrometers
in eben der Proportion gegen der Weite der Linien auf der Ta-
fel
ſich befinden wird, gleichwie ſich der Sinus totus verhält gegen dem Tan-
genten
des Winkels, welcher zwiſchen den zween parallelen Fäden des Mikro-
meters
enthalten iſt.
Man ſchraubet hernach die Einfaſſung E F G H mit Behhülfe der
Schraube
ſo lang hin und her, biß ihr Faden mit einem von denen parallelen
Fäden
der andern Einfaſſung accurat überein treffe, und bemerket den Rand
des
an der Schraube ſich befindenden Zeigers, läſſet alsdann ſolchen ſo oft
herum
gehen, biß eben dieſer Faden von der Einfaſſung E F G H mit dem näch-
ſten
Faden der andern Einfaſſung überein treffe, oder, das auf eins hinaus
kommet
, man läſſet die Einfaſſung E F G H durch den Raum der 4.
Linien
oder
eines {1/3}.
Zolls fortgehen, welches gar leicht mit dem Ocularglas des
aſtronomiſchen
Sehrohrs, welches die Objecte multipliciret, kann erkannt
werden
;
man zehlet endlich die Umgänge der Schraube und die Theile einer
Revolution
, welche zwiſchen der Weite der Fäden ſich ereignen, und machet
eine
Tabell vor die Umgänge der Schraube und ihrer Theile, welche einer jeden
Minuten
, und einer jeden Secunde zukommen, nachdeme der Winkel, der ei-
ner
ganzen Weite zugehöret, wie wir vor geſagt haben, bekannt worden.
Wann man nun den Diameter der Planeten zu beobachten verlanget,
ſo
richtet man die Fäden, nachdeme das optiſche Sehrohr mit ſeinem Mi-
krometer
gegen einen Planeten gewendet worden, durch die Bewegeung des
beſagten
Sehrohrs dergeſtalt, daß ein Rand von dem Stern einen von denen
unbeweglichen
parallelen Fäden anrühre, und ſchraubet ſo lang das Mütter-
lein
oder die Schraube um, biß deribewegliche Faden auf den andern Rand des
Planetens
treffe, ſo iſt als dann offenbar, daß man den Durch meſſer des Pla-
netens
durch die bekannte Weite zwiſchen den Fäden des Mikrometers, wel-
che
den Planeten in ſich faſſen, erfahren wird.
Wir haben geſagt, daß ein Zeiger unten am Hals der Schraube ſeye,
welcher
auf dem Rand eines in 60.
gleiche Theile getheilten Zirkels, die Thei-
le
einer ganzen Umdrehung von beſagter Schraube andeutet.
Dleſe Methode iſt gar bequem, um die ſcheinbaren Diameter der Pla-
neten
zu meſſen, indeme ſich der Cörper des Planetens zwiſchen den zweenen
parallelen
Fäden fort beweget.
Inzwiſchen iſt zu merken, daß bey der Son-
ne
und dem Monde ihre Diameter wegen der Strahlenbrechung gar ungleich
erſcheinen
;
dann in denen kleinern Erhöhungen über dem Horizonte zeiget ſich
der
Verticaldiameter in einem Raum von 30.
Minuten ein wenig kleiner,
als
er in der That um den Horizont iſt, und läſſet ſich der horizonta-
le
Diameter nicht anderſt, als mit zimlicher Mühe, und durch oft
272250Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Mikrometers. derhohlte Beobachtungen, eben als wie die Weite zloiſchen zweenen Ster-
nen
, oder zwiſchen den Hörnern des Monds, wegen ihrer nächtlichen Bewe-
gung
, welche gar geſchwind durch das Sehrohr erſcheinet, erkennen.
Nach eben dieſer Methode kann man auf der Erde die kleine Wel-
ten
beobachten, und zwar viel leichter als die Körper am Himmel, weilen das
Object
ſich allda nicht beweget.
Wann zween Sterne durch einerley Mittagskreis bey unterſchiedlichen
Höhen
und zu verſchiedener Zeit gehen, ſo giebt der Unterſchied zwiſchen ihren
Höhen
die unterſchiedene Entfernung, wie ſie von dem Aequator ab gegen ei-
nen
und den andern Pole zu ſtehen, dar, welches man die Differenz der De-
clination
nennet;
man ſiehet aber aus der Differenz der Zeit, wann ſie in
den
Mittagskreis kommen, die unterſchiedene Entfernung, wie ſie von einem
gewiſſen
Puncte des Aequators, welches der erſte Grad des iſt, abſtehen,
das
iſt, daß man ihre Differenz der geraden Aufſteigung habe.
Wann die zween Sterne weit von einander ſtehen, hat man, ſo lang ihr
Durchgang
durch den Mittagskreis und durch das Mikrometer währet,
Zeit
genug, daß man die Operationen, welche das erſte betreffen, ehe man
auf
das andere gehet, völlig zu Ende bringen könne;
wann ſie aber ganz ge-
nau
beyſammen ſtehen, iſt es gar ſchwer zu einer Zeit die zwo Obſervationen
zu
verrichten, zu geſchweigen, wie nicht allezeit die zween Sterne accurat ge-
nug
in dem Mittagskreis zu nehmen möglich ſeye.
Der Herr de la Hire gibt ein Mittel an die Hand, wodurch man die-
ſem
Uebel abhelfen könne, dabey er ſich nur eines ordentlichen Mikrometers be-
dienet
, nemlich eine einige Beobachtung des Durchgangs der Sterne zwiſchen
den
Fäden oder über die Fäden wird in Mikrometer durch leichte Conſequen-
zen
die Differenz der Declination und der geraden Aufſteigung geben, oh-
ne
daß man einen einigen bekannten oder gezogenen Mittagskreis ſupponi-
ren
darf.
Wann man die Differenz der Abweichung und der geraden Aufſteigung
zweener
Sterne haben will, welche nicht zwiſchen den Fäden des Mikrometers
können
enthalten ſeyn, kann man doch ſolche auf nach folgende Manier finden.
Wir müſſen dem Mikrometer noch einen Seidenfaden beyfügen, den
man
den Transverſal-oder Zwergfaden nennet, weilen er winkelrecht die
parallelen
Fäden durch ſchneidet, ſolcher wird mit Wachs mitten auf den
Seiten
A C und B D veſt gemacht, nachdeme man nun das Sehrohr und das
Mikrometer
in ſolchem Stande, als es dienlich zu ſeyn erachtet wird, veſt
geſtellet
, wofern anderſt die Sterne, die zu beobachten ſind, einer nach dem
andern
durch die creutzweiß durchſchnittene Fäden, gleichwie man in der
zwoten
Figur die Sterne A und S ſiehet, gehen können, ſo muß alsdann mit
einer
Secundenuhr die Zeit, wann der erſte Stern A das Punct, wo der
Transverſalfaden
AS einen von denen parallelen Fäden, als A d, durch-
ſchneidet
, beobachtet werden.
Wann nun auch das Mikrometer zu
273251VI. Buch, II. Capitel. ſer Obſervation angerichtet worden, welches gar nicht ſchwer iſt, ſo zehlet
man
die Zeitſecunden, welche zwiſchen der beym Punct A geſchehenen Obſer-
vation
und der Anrührung eben deſſelben Sterns im Punct B bey Entgegen-
kommung
eines andern parallelen Fadens B D verflieſſen werden, ſo können
wir
zu eben derſelben Zeit beobachten, daß der andere Stern S den Trans-
verſalfaden
im Punct S, und hernach im Punct D des parallelen Fadens
B
D antreffen werde.
Und eben ſo wird es ſeyn, wann der Stern S erſtlich den Parallelfaben
in
D, und hernach den Transverſalfaden in S antrift.
Gleichwie ſich die Zahl der Zeitſecunden bey der Bewegung des Sterns
A
durch den Raum A B verhält gegen die Zahl der Secunden bey der
Bewegung
des Sterns S durch den Raum S D, alſo verhält ſich die Wei-
te
AC, welche in Minuten und Secunden eines Grads in dem Mikrome-
ter
bekannt iſt, gegen der Weite C S in eben dergleichen Minuten und Se-
cunden
.
Man muß aber die Zeitſecunden bey der Bewegung nach der Wei-
te
A B in Minuten und Secunden des groſſen Zirkels, wie nemlich diejeni-
ge
bey der Weite C A im Mikrometer ſind, verwandeln, welches durch die
ordentliche
Proportionsregel geſchiehet.
Nachdeme man nun erſtlich die Zeitſecunden der beſagten Bewe-
gung
von A in B, die wir hier als eine gerade Linie, oder einen Bogen eines
groſſen
Zirkels anſehen, in die Minuten und Secunden eines Zirkels ver-
wandelt
, ſo wird darauf, wann nemlich 15.
Minuten eines Zirkels vor jede
Zeitminute
, und ſo gleichfalls bey denen Secunden genommen worden, nach
der
Proportionsregel alſo geſchloſſen:
Gleich wie ſich der Radius oder Sinus
totus
verhält gegen dem Sinu von dem Somplement der Declination des be-
kannten
Sterns, alſo verhält ſich die Zahl der Secunden in dem gleich falls
bekannten
Bogen A B gegen der Zahl der Secunden von eben derſelben Gat-
tung
, welche in C A, als dem Bogen des groſſen Zirkels enthalten ſind.
Wann nun ferner in dem geradwinklichten und geradlinigten Trian-
gel
C A B die Seite C A, A B mit dem geraden Winkel in C gegeben worden,
werden
wir den Minkel C A B fi iden;
ſo wir nun auch die Linie C P R aus
dem
Puncte C auf A B perp ndicu ar gezogen, ſupponiren, wird ſich A B ge-
gen
C A, wie C A gegen A P verhalten.
Wir haben aber in dem Triangel C A P auſſer dem geraden Winkel
auch
den Winkel A mit der Seite C A, derohalben ſagen wir, gleichwie
ſich
der Radius oder Sinus totus gegen C A verhält, alſo verhält ſich der Si-
nus
des Winkels C A P gegen C P, und gleichwie die Zahl der Zeitſecun-
den
bey der Bewegung von A in B ſich gegen der Zahl der Zeitſecun-
den
in der Bewegung von S in D verhält, alſo verhält ſich C P gegen C R;
wann man nun C R von C P abziehet, oder aber ſelbige zuſammen addiret,
ſo
AB und SD auf jeder Seite des Puncts C ſtehen, werden wir die
274252Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Mikrometers. ſe P R in den Theilen des groſſen Zirkels haben, welche die Differenz der De-
clination
zwiſchen dem einen und dem andern obſervirten Stern ſeyn wird.
Wir haben ganz keine Abſicht auf die Differenz der Bewegung durch die
Weiten
A B und SD, welche durch die Differenz der Declination verurſachet
worden
, indeme ſelbige von keiner Wichtigkeit in denen Differenzen der De-
clination
oder Abweichung iſt, wie man nemlich ſolche durch das Mikrome-
ter
beobachten kann.
Endlich, gleichwie ſich A B verhält gegen A P, ſo verhält ſich die Zahl der
Zeitſecunden
bey der Bewegung des durch die Weite A B obſervirten
Sterns
A gegen der Zahl der Secunden in der Bewegung eben deſſelben
Sterns
durch die Weite A P.
So muß man demnach die Zeit wiſſen, wann
der
Stern A in P kommet.
Gleichwie ſich aber die Zahl der Zeitſecun-
den
durch die Weite A B verhält gegen der Zahl der Zeitſecunden durch die
Weite
S D, alſo verhält ſich die Zahl der Zeitſecunden durch die Weite
A
P gegen der Zahl der Zeitſecunden durch S B.
Man weiß überdeme die
Zeit
, wann der Stern S iſt in S angekommen, zu welcher die Zeit durch SR
addiret
wird, mann anderſt A und S auf einerley Seite von dem Puncte C
ab
, zuſammen kommen, wo nicht, ſo muß man die Zeit durch SR von der Zeit
der
Obſervation in S ſubtrahiren, damit man die Zeit, wann der Stern S
in
R gekommen iſt, auch haben möge, ſo wird alsdann die Differenz der An-
langung
der Sternen in P und R, das iſt, in eben demſelben Mittagszirkel
ihre
Differenzen der geraden Aufſteigung ſeyn, welche ſich durch die Propor-
tionsregel
in Grade und Minuten wird verwandeln laſſen;
Es iſt zu mer-
ken
, daß wir hier auf die eigene Bewegung der Sterne vor die Differenz der
Zeit
zwiſchen ihrer Zuſammenkunft auf dem Mittagskreis C P gar im gering-
ſten
nicht Achtung gehabt.
Aus dieſer Methode iſt leicht zu erkennen, wie man an ſtatt des paralle-
len
Fadens C B D ſich eines andern parallelen, der durch A gehet, oder ſonſten
eines
andern, wie auch eines beweglichen parallelen bedienen möge, wofern
ſich
nur darauf gleichförmige Triangel formiren, welches ſich aus dem, was
wir
ſchon geſagt haben, verſtehen läſſet.
Wir können auch eben das nach einer andern Methode präſtiren.
Dann nachdeme die Parallelfäden dergeſtalten angerichtet worden, daß
die
Bewegung des erſten Sterns auf einem von beſagten Fäden geſche-
he
, und daß man dabey die Zeit, in welcher eben der Stern den Transver-
ſalfaden
trift, ingleichen wann der andere Stern an eben dem Transver-
ſalfaden
anlanget, bemerken:
wann unterdeſſen auch der bewegliche Pa-
rallelfaden
auf den andern Stern, ohne das Mikrometer im gering-
ſten
zu verändern, gerichtet worden, ſo wird man mit Beyhülfe der Weiten
der
Parallelfäden in beſagtem Mikrometer die Weite zwiſchen denen Pa-
rallelen
des Aequators, welche durch die Oerter der beſagten Sterne gehen,
die
die Differenz von ihrer Abweichung iſt, finden.
Wann nun ferner
275253VI. Buch, II. Capitel. Differenz der Zeit zwiſchen dem Durchgang eines und des andern Sterns
durch
den Transverſalfaden in Minuten und Secunden eines Grades ver-
wandelt
worden, wird man ihre Differentiam Aſcentionalem haben, welches
keines
Exempels bedarf.
Wann man aber aben dieſes zwiſchen einem Stern und dem Monde oder
der
Sonne ſuchet, ſo, zum Exempel, der Mercurius unter der Sonne durch-
gehet
, verfähret man folgender Geſtalt.
Nachdeme das Mikrometer erſtlich auf ſolche Weiſe gerichtet worden,
daß
der Rand der Sonne einen von denen parallelen Fäden durchlaufe,
muß
man hernach die Zeit beobachten, wann die Rände der Sonne und
der
Mittelpunct des Mercurs den Transverſalfaden anrühren werden, ſo
wird
man aus dieſer Zeit die Differenz der Declination zwiſchen dem Mercur
und
dem Rande der Sonne, vermittelſt des beweglichen parallelen Fadens,
da
inzwiſchen das Mikrometer unbeweglich bleibet, finden können.
Wann man zu der Zeit, da man den erſten Sonnenrand beobach-
tet
, die Helfte der verfloſſenen Zeit zwiſchen den Durchgängen eines und des
andern
Rands addiret, wird man die Zeit des Durchgangs von dem Son-
nencentro
durch eben den Transverſalfaden haben, und hierdurch wird
man
die Differenz der Zeit zwiſchen dem Durchgang des Sonnencentri
und
des Mercurs durch den Transverſalfaden, das iſt, durch den Mittags-
Zirkel
überkommen.
Dieſe Differenz nun der Zeit, nachdeme ſie in Grade
und
Minuten verwandelt worden, wird die Differenz von ihrer geraden Auf-
ſteigung
geben.
Gleich wie ferner der Mittelpunct der Sonne in der Ecliptik iſt, ſo wird
man
, wann zu eben derſelben Zeit, als beſagtes Mittelpunct durch den Trans-
verſalfaden
gehet, indeme anderwärts ſchon der wahre Ort der Son-
nen
bekannt iſt, in einer mit Fleiß dazu gemachten Tabell der Winkel der
Ecliptic
mit dem Mittagzirkel geſuchet wird, auch den Winkel, welchen
die
Ecliptik mit dem Parallel der Sonne macht, bekommen, gleichwie in
der
hiebey gefügten Figur den Winkel O C R der Ecliptic OCB und des Pa-
11Tabula
XVIII
.
Fig
. 3.
rallels des Aequotors RC, PC iſt der Mittagskreis und der Mercur in M,
vabey
der Mittelpunct der Sonne in C iſt, es ſeye nun MR parallel mit PC,
und
CR die Differenz der geraden Aufſteigung zwiſchen dem Mittelpunct der
Sonne
C und des Mercurs in M.
So man nun, nachdeme die Minu-
ten
der Differenz von der geraden Auffteigung C R in dem Parallel in Mi-
nuten
des groſſen Zirkels verwandelt worden, nach der Proportionsre-
gel
ſchlieſſet, gleichwie ſich der Radius oder Sinus totus verhält gegen dem
Sinu
des Complements von der Declination der Sonne oder des Mer-
curs
, alſo verhält ſich die Zahl der Secunden von der Differenz der
geraden
Aufſteigung gegen der Zahl der Secunden CR, als dem Theil
eines
groſſen Zirkels.
Alsdann haben wir in dem Triangel CRT der gerad-
winklicht
im R iſt, die Seite CR, die man mit dem Winkel RCT findet,
276254Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Mikrometers. lich die Differenz zwiſchen dem geraden Winkel und dem Winkel der Ekliptick
mit
dem Meridian, ſo wird man dann auch die Hypothenus CT, und die Sei-
te
RT finden;
Wann man nun R T von MR, welches die Differenz von der
Declination
des Mercurs in M und dem Sonnencentro C iſt, abziehet, wird
TM
übrig bleiben.
Man ſagt weiter nach der Proportionsregel, gleich wie
ſich
verhält C T gegen TR, alſo verhält ſich T M gegen TO, und wie C F gegen
C
R, alſo verhält ſich T M gegen M O, M O wird die Breite des Mer-
curs
zur Zeit der Beobachtung ſeyn.
Wann man aber TO zu der Seite C T
addicet
, wird man CO vor die Differenz der Länge zwiſchen dem Merkur und
dem
Mittelpunct der Sonne haben.
Iſt nun die Länge der Sonne be-
kannt
, wird man ſodann auch die Länge des Merkurs finden.
Wann man nun ferner zwo oder drey Stunden nach der erſten Beob-
achtung
des Merkurs in M noch einmal die Differenz der Declination und der
geraden
Auſſteigung des in N fortgegangenen Merkurs obſerviret, ſo wird, wie
oben
die Latitudo Mercurii N Q und C Q.
die Differenz der Longitudinis des
Sonnencentri
C gefunden werden, und kännen wir alſ@ auch den ſcheinbaren
Ort
des Knoten des Merkurs finden.
Es iſt aber zu merken, daß das Punct
des
Durchſchnitts A in der geraden Linie M N mit der Ekliptick C B gar
nicht
der Ort des beſagten Knotens in Anſehung des Puncts C ſeye, indeme
zwiſchen
denen in den Puncten M und N gehaltenen Beobachtungen die Sonne
nach
ihrer eigenen Bewegung um einige Minuten nach der Ordnung der Zei-
chen
weiter fortgegangen iſt, auf welches man unterdeſſen in denen Beobach-
tungen
nicht acht gehabt.
Man ſaget dahero nach der Proportionsregel,
gleichwie
ſich verhält die Differenz der Längen M O, N Q gegen O Q
ohne
die eigene Bewegung der Sonne zwiſchen denen in M und N gehaltenen
Beobachtungen
, alſo verhält ſich M O gegen der Weite O A, woraus man
die
wahre Diſtanz C A von dem Sonnencentro C zu dem Knoten des Mer-
curs
A findet.
Jedoch müſſen wir von O Q die eigene Bewegung der Son-
ne
zwiſchen den Beobachtungen abziehen, weilen zu ſolcher Zeit der Merkur
ruckläufig
iſt;
wann aber ſeine Bewegung gerad fort wäre, müſte man die
Bewegung
der Sonne zu der geraden Linie O Q addiren.
Bey den Beobachtungen des Merkurs in ſeinem Durchgang zwiſchen
den
Ränden der Sonne haben wir ganz keine Acht auf die eigene Bewe-
gung
der Sonne gehabt, indeme nicht viel daran gelegen iſt;
wollen wir
aber
einige Reflexion darauf machen, muß man C O und C Q um ſo viel,
als
die eigene Bewegung der Sonne wegen der zwiſchen dem Durchgang
des
Mittelpuncts der Sonne und des Merkurs durch den Mittagszirkel verfloſ-
ſenen
Zeit nach ſeiner Gröſſe giebet, kleiner machen.
Nach eben dieſer Methode kann man die Weiten der Planeten unter
ſich
, oder mit denen Fixſternen in denen Gegenden der Ekliptick beobach-
ten
, wiewol dabey nichts deſtoweniger einige Minuten, nicht nur wegen
der
eigenen Bewegung der Planeten, es ſeye gleich gegen eben
277255VI. Buch, II. Capitel. oder gegen die im Gegentheil ſich befindende Theile, gleichwie wir von der
Sonne
und dem Merkur geſagt haben;
ſondern auch wegen ihrer Entfer-
nung
von der Ekliptick oder ihrer allzugroſſen Breite, wovon wir hier Nach-
richt
gegeben haben, ausgenommen ſind.
Es iſt zu merken, daß dieſe andere Methode um die Differenz der De-
clination
und der geraden Aufſteigung zu finden nicht accurater als die erſte
ſeye
, ob ſie ſchon mit weniger Berechnung verrichtet wird;
dann es iſt ſchwer
genug
die Fäden des Mikrometers nach dem Parallel der nächtlichen Bewe-
gung
zu richten, indeme man ſolches nicht anderſt, als durch vielerley unge-
wiſſe
Proben thun kann.
Der Herr de la Hire hat noch ein landeres Mikrometer erfunden,
11Fig. 4. deſſen Conſtruction leicht iſt, dann es nichts anders als ein doppelter Zirkel
iſt
, wie er hier angedeutet worden, deſſen Schenkel auf einer Seite, zum
Exempel
zehenmal gröſſer als die andern ſind, er muß auf ſolche Manier ge-
macht
ſeyn, daß die kürzeſten Schenkel ſich durch einen Einſchnitt in das Seh-
rohr
ſchieben, und in der Gegend des Foci von dem Objectivglas auf al-
le
Objecte, die im Foco repräſentirt werden, ſich richten laſſen.
Man
muß
nemlich wit eben derſelben Oefnung des Zirkels, die Füſſe der längſten
Schenkel
auf einen eingetheilten Maaßſtab ſtellen, welche ſolche Minuten und
Secunden
, wie ſie dem Foco des Objectivglaſes zukommen, bemerken wer-
den
;
die Eintheilung dieſes Maaßſtabes kann nach eben dieſer Methode ge-
ſchehen
, deren wir uns bedienet haben, um die Weiten der Parallelfäden bey
dem
andern Mikrometer zu erfahren, indeme nach der Regel de Tri geſagt
wird
, gleichwie ſich verhält die Zahl der in der Länge des Foci vom Objectiv-
Glaß
im Sehrohr enthaltenen Theile gegen einer Linie, alſo verhält ſich der
Radius
oder Sinus totus gegen dem Tangenten des im Foco gemeſſenen
Winkels
von einer Linie.
Wann derowegen die längſte Schenkel die an-
dern
10mal in ſich halten, ſo werden 10.
Linien auf dem Maaßſtab eben den
Winkel
ausmeſſen;
Iſt nun dieſes bekannt, ſo wird es gar leicht ſeyn, den
Maaßſtab
in Minuten und Secunden zu theilen.
Man kann ſich dieſes Mikrometers bedienen, wann man die Durchmeſ-
ſere
der Planeten, wie auch die kleine Diſtanzen der Sterne und der Oerter
auf
der Erde abzumeſſen verlanget.
Die Verfertigung dieſes Mikrometers iſt eben diejenige, welche wir-
@ben
bey dem Reductionszirkel gegeben haben.
24[Figure 24]
278256Wie man die Sterne beobachten ſoll,
Das dritte Capitel.
Wie
man die Sterne beobachten ſoll.
Die Beobachtungen der Sterne, welche bey Tag durch die aſtronomi-
ſche
Sehröhren geſchehen, ſind ganzleiche, indeme alsdann die Seiden-
fäden
ganz deutlich können geſehen werden:
Bey Nacht aber müſ-
ſen
die Fäden mit einer Fackel oder mit einem Wachslicht erleuchtet werden,
alſo
daß man durch das Sehrohr ſolche nebſt denen Sternen ſehen könne,
welches
ſich auf zweyerley Weiſe thun läſſet.
Erſtlich können wir das Objectivglas des Sehrohrs erleuchten, indeme
man
zu dem beſagten Glas ein Licht ganz genau, aber etwas ſchräg, hin-
ſtellet
, damit nicht ſelbſt das Licht oder der Rauch die Strahlen des Sterns
hindere
.
So aber das Objectivglas ein wenig tief in dem Sehrohr ſte-
het
, kann ſolches gar nicht erleuchtet werden, zum wenigſten, wann das Licht
nicht
gar genau dabey ſtehet, welches verhindert, daß man den Stern nicht
ſehen
kann, wann das Sehrohr gröſſer als 6.
Schuh iſt, wird es ſchwer ſeyn,
das
Objectivglas genug zu erleuchten, alſo daß die Fäden hübſch deutlich
erſcheinen
.
Zum andern macht man eine zimliche weite Oefnung gegen das Ende
des
Rohrs, ſo an der Einfaſſung, wo die Fäden daran gemacht ſind, ſtehet,
und
kommet mit dem Licht genau hin, ſo werden die Fäden und die Sterne ſich
ſehen
laſſen.
Es iſt aber dieſe Methode gar vielen Unbequemlichkeiten unterworfen,
dann
das Licht iſt ſo genau bey den Augen des Beobachters, daß ſelbige zum
öfteſten
davon beſchwehret werden, ſo verlieren auch überdas die Fäden,
weilen
ſie gar zu frey, und der Luft ausgeſetzt ſind, ihren Stand, da ſie
enteweder
locker werden, oder gar zerſpringen.
Dieſe Methode iſt überdas zum Gebrauch unſchicklich, die auch deswe-
gen
gänzlich zu vermeiden iſt, indeme ſolche einem Fehler in dem Puncte unter-
worfen
, daß nemlich die Fäden, nachdeme das Licht, das ſelbige beleuchtet,
geſtellet
wird, in etwas verſchiedenen Stellungen ſich zeigen werden, da man,
ſo
zum Exempel die horizontal ſtehende Fäden von oben zu erleuchtet wer-
den
, darauf eine lichte Linie, die man vor den Faden anſiehet, und ſie
doch
nur auf ſeiner obern Fläche befindet, wahrnehmen wird, ſo aber hin-
gegen
eben dieſer Faden von unten zu eine Beleuchtung überkommt, ſo wird
ſich
alsdann die lichte Linie auf ſeiner untern Fläche präſentiren, ohne daß
der
Faden ſeine Stelle inzwiſchen verändert hat, wobey ſich ein Fehler, ſo viel
als
der Durchmeſſer von der Dicke des Fadens austräget, der oft 10.
Secun-
@ibertriſt
, ſich äuſſern wird.
279257VI. Buch, II. Capitel.
Es hat aber Herr de la Hire ein Mittel erfunden, um dieſen Uebel ab-
zuhelfen
;
Dann als ſelbiger zum öfteſten in denen Beobachtungen wahrge-
nommen
, daß bey hellem Mondſcheine zu einer Zeit, da es etwas neblicht
dabey
mar, die Fäden deutlich erſchienen, und daß man kaum ſolche, wann
der
Himmel ſchön hell war, ſehen konnte, ſo iſt ihme in dem Sinn gekommen,
das
Ende des Sehrohrs, wo das Objectio ſtehet, mit einem Stuck von einer
ſehr
ſubtilen Leinwand, oder gar zarten weiſſen Flor, das iſt, von einem über-
aus
dünnen Seidengewebe, wie dergleichen ſind, die man zu klaren Sieben
zu
brauchen pfleget, zu bedecken.
Dieſe Erfindung iſt ihme wol ausgeſchla-
gen
, dann das Licht, ob es ſchon weit von dem Sehrohr ſtunde, beleuchtete
nichts
deſtoweniger dieſen Flor, daß man die Fäden ohne Hinderung deutlich
ſehen
konnte, wann man die Sterne zu ſehen verlangete.
Die Beobachtungen der Sonne können nicht anderſt angeſtellet wer-
den
, als daß man zwiſchen dem Sehrohr und dem Auge ein dunkelgemachtes
oder
mit Rauch angeloſſenes Glas ſtelle, welches alſo gemacht wird:
Man
nimmt
zwey Stück Gläſer, die gleich und wol poliret ſind, leimet auf der Flä-
che
eines von dieſen Gläſern und zwar um den Rand Trümmlein von dicken
Papier
, und hält das andere Stück Glas über den Rauch einer Fackel, da
man
es oft beweget, und zu Zeiten zuruck ziehet, aus Sorge, es dörfte die
allzugroſſe
Hitze ſolches zerſprengen, biß der Rauch darauf ſo dick ſeye,
daß
man kaum dadurch die Fackel ſehen könne, es wird aber eben nicht erfor-
dert
, daß die Schwärze des Rauches darauf von gleicher Dicke ſeye, weil
man
ſolchergeſtalt diejenige, welche mit der Helle der Sonne zutrift, dazu
erwählen
kann.
Damit aber dieſe Schwärze ſich nicht auslöſche, muß man
ſolche
auf das andere Stuck Glaß legen, deſſen Fläche aber den beſagten
Rauch
, wegen der Trümmlein von ſtarken Papier, die zwiſchen denen zweyen
Gläſern
ſind, nicht berühre, deren Rände leimet man endlich mit einem
Trümmlein
von dicken Papier zu ſammen.
Man muß ſich erinnern, daß bey Beobachtung der Sonne mit einem
Sehrohr
von zweyen Gläſern der obere Rand unten erſcheine.
Es ſind zwo Hauptgattungen von denen Beobachtungen der Sterne,
die
eine in den Mittagszirkel, und die andere in denen verticalen Zirkeln.
Wann man den Stand des Mittagzirkels weiß, und die Fläche des
Quadrantens
in der Fläche des Mittagzirkels mit dem im Mittelpuncte an-
gemachten
Senkbley recht ſtellet, wird man die Mittagshöhe des Sterns,
welches
eine von den vornehmſten Verrichtungen iſt, und das faſt in der gan-
zen
Aſtronomie zum Fundament dienet, finden können.
Man kann auch die ſich im Mittagskreiſe ereignende Beobachtungen ver-
mittelſt
einer Perpendickeluhr haben, ſo man die Zeit von dem Durchgang
des
Sterns durch den Mittagskreis accurat weiß.
Es iſt zu wiſſen, daß die Ste ne innerhalb einer Minute in einerley Höhe
vor
oder nach ihrem Durchgang durch den Mittagskreis ſeyn, wann
280258Wie man die Sterne beobachten ſoll, derſt nicht der Stern durch das Zenith oder in dieſer Gegend d@rchgehet, in
Ermanglung
aber deſſen, wird man die Höhe eines Sterns bey jeder Minu-
te
gröſſer oder kleiner um den Mittagskreis, welchen man ſchon bekannt ſup-
poniret
, herum obſerviren, ſo wird die gröſſere oder kleinere Höhe ſeine geſuch-
te
Mittagshöhe ſeyn.
Wns die Verrichtungen, die auſſerhalb des Mittagskreiſes in denen Ver-
ticalzirkeln
geſchehen, ankanget, muß man entweder den Stand des Verticals
wiſſen
, oder ſelbigen auf folgende Weiſe ſuchen.
Erſtlich wann der Quadrant und ſeine Abſehen in eben dem verticalen
Stand
bleiben, wo er war, als die Höhe des Sterns mit der Zeit ſeines
Durchgangs
durch das @unct, wo die Fäden des Ocularglaſes einander
durch
ſchneiden, beobachtet worden, muß man die Zeit bemerken, wann die
Sonne
oder ſonſt ein Fixſtern, deren Länge und Breite bekannt iſt, an dem
Verticalfaden
in dem Sehrohr, das iſt, en dem Verticulzirkel, welcher
durch
den Stern, und durch die Abſehungslinie gehet, gelangen wird;
da-
hero
man denn den Stand des beſagten Verticalzirkels wiſſen, und den rech-
ren
Ort des obſervirten Sterns finden wird.
Wann nun die Sonne oder ein anderer Stern nicht durch die Oef-
nung
des Sehrohrs gehet, man aber ſonſten anderwärts eine Mittagslinie,
die
auf einem wagrecht gerichteten Boden an dem Ort der Beobachtung ac-
curat
gezogen worden, hat, muß man ein Senkbley von einem Bal-
ken
oder ſonſten von einem veſten und unbeweglichen Ort herunter fal-
len
laſſen, daß 3.
biß 4. Toiſen von dem Quadranten entfernet ſeye, unter
welchem
Senkbley ſich eine eiſerne Spitze befinde, die mit dem Faden in
einer
geraden Linie ſtehe, und alſo das Eintreffen dieſes Perpendicularfa-
dens
bemerke;
alsdann muß man ganz genau bey dem Objectivglas
ein
Blat von einer Charte oder von Meſſing ſtellen, in welchem ein klei-
ner
Durchſchnitt ſeye, der, nachdeme er vertical geſtellet worden, durch
den
Mittelpunct der Circularfigur von dem Glaß gehet, welches wir vor
den
wahren Mittelpunct halten, dieſes macht, daß man den Faden des Per-
pendickels
, welcher vorhero wegen der allzugroſſen Nähe durch das Sehrohr
nicht
konnte geſehen werden, ganz deutlich ſehen muß, derowegen wird der
Perpendickel
ſo lang hin und wieder beweget, biß ſein Faden mit dem Ver-
ticalfaden
des Sehrohrs überein treffe, und dadurch muß man auf dem Boden
das
Punct, wo die beſagte eiſerne Spitze, die unter dem Bley iſt, hinfallen
wird
, anmerken, und dieſes wird ein Punct der geſuchten Verticalfläche
ſeyn
.
Ferner hänget man einen Perpendickel vor den Mittelpunct des Ob-
jectivglaſes
, oder gegen das Punct über, wo die Fäden einander durch-
ſchneiden
, und bemerket, wie zuvor ein Punct auf dem Boden, welches auch
in
eben dem Vertical ſeyn wird.
Solchemnach wann man durch dieſe zween
Verticalpuncte
eine gerade Linie, welche auf die Mittagslinie trifft, zie-
het
, wird man den Stand des Verticalzirkels in Anſehung der
281259VI. Buch, III. Capitel. linie haben, deſſen Winkel ſich wird meſſen laſſen, indeme man die bekannte
Gröſſe
auf jeder von dieſen zwoen Linien aus dem Puncte, wo ſelbige einander
durchſchneiden
, nimmt, und durch ihre Ende eine Grundlinie ziehet, ſo wird man
einen
Triangel haben, davon der Winkel der Spitzen, wann die dren Seiten
bekannt
ſind, gefunden, und dieſer die Weite des beſagten Vertikals zu dem
Mittagskreis
ſeyn wird.
Wie man die Mittagshöhe der Sternefi n-
den
ſoll.
Es brauchet überaus groſſe Mühe den Quadranten in der Fläche des
Mittagskreiſes
recht aufzurichten, um die Mittagshöhe eines Sterns accurat
finden
zu können;
dann wo man nicht zum wenigſten einen Ort, oder eine
dazu
taugliche Wand findet, wo der aſtronomiſche Quadrant in der Fläche
des
Mittagkreiſes veſt geſtellet werden könne, welches ſehr ſchwer zu thun
iſt
, wird der wahre und rechte Stand des Mittagzirkels, der vor alle Sterne
zu
obſerviren, wie wir oben ſchon geſagt haben, tüchtig iſt, nicht gefunden
werden
, und wird dahero weit leichter ſeyn, abſonderlich auf denen Reiſen,
ſich
eines beweglichen Quadrantens zu bedienen, mit welchem man die Höhe
des
Sterns ein wenig vor ſeinem Durchgang durch den Mittagskreiß ben je-
der
Zeitminute, ſo es ſeyn kann, biß ſeine gröſte oder kleinſte Höhe über dem
Horizont
gefunden wird, obſerviren muß.
Ob nun ſchon auf dieſe Weiſe
nicht
der rechte und wahre Stand des Mittagkreiſes zu haben iſt, ſo wird man
jedoch
die ſcheinbare Mittagshöhe des Sterns dadurch überkommen.
Die-
ſe
Methode, ob ſie gleich überaus gut, und von keinem merklichen Fehler iſt,
ſo
wird man nichts deſtoweniger, wann der Stern durch den Mittagskreis
nahe
dem Scheitelpunct gehet, ſeine wahre Mittagshöhe nicht als nur ungefehr
haben
können, da aus denen von Minutenzu Minuten wiederholten Beobach-
tungen
biß auf jede Zeitminute die Höhe beynahe 15.
Minuten von einem
Grad
anwächſet;
und bey dieſen Gattungen der Beobachtungen verhin-
dern
der unbequeme Stand des Beobachters, die Veränderung des Azi-
muths
bey dem Stern in kurzer Zeit um einige Grade, die Veränderung, die
man
bey dem Inſtrument vornehmen muß, und die Schwürigkeit ſolches
wiederum
recht in ſeinen verticalen Stand zu ſtellen, daß man die Beobach-
tungen
nicht öfters als von 4.
zu 4. Zeitminuten halten kann, innerhalb wel-
cher
Zeit der Unterſchied der Höhe einen Grad austräget.
Wird es alſo in
dieſem
Fall viel ſicherer ſeyn, anderwärts den Stard des Mittagzirkels oder
die
accurate Zeit, wann der Stern durch den Mittagskreiß gehet, zu erfor-
ſchen
, damit das Inſtrument in der Fläche des beſagten Mittagkreiſes könne
aufgeſtellet
bleiben, oder doch darinnen beweget werden, ſo daß die Höhe des
Sterns
in dem Augenblick, da er durch den Mittagskreis gehet, könne beob-
achtet
werden.
282260Wie man die Sterne beobachten ſoll,
Von denen Strahlenbrechungen.
Wann man die Mittagshöhe zwener Fixſterne, welche entweder gleich
ober
nur etwas voneinander unterſchieden iſt, beobachtet, daß einer gegen
Mitternacht
, und der andere gegen Mittag ſtehet, und von anderswo
ſchon
ihre Declination bekannt hat, ſo kann die Refraction, welche dem
Grad
der Höhe von beſagten Sternen zukommet, wie auch die wahre Höhe
des
Pols oder des Aequators an dem Orte der gehaltenen Beobachtung ge-
funden
werden.
Wann nun nach dem vorhergehenden Unterricht die ſcheinbare Mit-
tagshöhe
eines Sterns um den Pol herum obſerviret worden, addiret
man
zu ſolcher, oder ſubtrahiret davon das Complement der Declination
des
beſagten Sterns, ſo wird die ſcheinbare Höhe des Pols zu haben ſeyn.
Man wird auch aus eben dem Grund die ſcheinbare Höhe des Aequators
mit
Beyhülſe der Mittagshöhe eines Sterns, der um den Aequator her-
um
ſtehet, überkommen, indeme man die Declination entweder addiret
oder
ſubtrahiret.
So man nun hernach die geſundene Höhen des Aequators und des
Pols
zuſammen addiret, wird die Summe davon allezeit gröſſer als ein Qua-
drant
ſeyn;
Wann nun 90. Grad von dieſer Summe abgezogen werden,
wird
der Reſt das doppelte von der Refraction eines und des andern in glei-
cher
Höhe obſervirten Sterns ſeyn, dieſe Refraction nun von beſagter ſchein-
baren
Höhe des Pols oder des Aequators abgezogen, wird ſodann ihre wahre
Höhe
geben.
Exempel.
Es ſeye die obſervirte Mittagshöhe eines Sterns unter dem mittes-
nächtigem
Pol 30.
Grad und 15. Minuten groß, das Complement von der
Declination
dieſes Sterns ſeye 5.
Grad, deſſen ſcheinbare Polhöhe alſo 35.
Grad, 15. Minuten ſeyn wird.
Es ſeye gleichfalls die obſervirte ſcheinbare Mittagshöhe eines andern
Sterns
um den Aequator herum 30.
Grad, 40. Minuten, und ſeine
mittägige
Declination 24.
Grad, 9. Minuten, woraus man dann die ſchein-
bare
Höhe des Aequators von 54.
Graden und 49. Minuten finden wird.
Muß demnach die Summe der geſundenen Höhe des Pols und Aequators
allhier
90.
Grad und 4. Minuten ſeyn, wovon 90. Grad ſubtrahiret, 4. Mi-
nutenübrig
bleiben, welches das doppelte von der Reſraction bey der Hö-
he
von 30.
Graden und 28. Minuten, das ungefehr das Mittel zwiſchen
denen
gefundenen Höhen iſt, ſeyn wird;
ſolchemnach iſt bey der Höhe
283261VI. Buch, III. Capitel. 30. Graden und 15. Minuten die Refraction ein wenig mehr als 2′. nem-
ſich
2.
Minuten, 1. Secunde, und bey der Höhe von 30°. 40′. wird die Re-
fraction
1′.
und 59″. ſeyn.
So man nun endlich 2′. und 1″. von der ſcheinbaren Höhe des Pols,
die
35°.
15′. Minuten groß befunden worden, ſubtrahiret, wird die wahre
Höhe
des pols von 35°.
12′. 59″. übrig bleiben, und aus eben dem Grun-
de
die wahre Höhe des Aequators ſeyn 54°.
47′. 1″. welche das Comple-
ment
von der Polhöhe iſt.
Es iſt zu merken, daß die Refraction und die durch dieſe Methode ge-
fundene
Höhe deſto richtiger ſeye, je gröſſer die Höhe der Sterne ſeyn wird;
dann obwolen die Differenz der Höhen von jedem Stern 2. Grad groß wä-
re
, würde doch ſolches nicht hindern, daß man die Reſraction und die wahre
Höhe
des Pols haben könnte, weilen über den 30ten Grad der Höhe die
Differenz
von der Refraction zwiſchen ziveenen.
Graden nicht geſpühret
wird
.
Man kann eben dieſes auch mit einem Stern, der auf der Polſeite
beobachtet
worden, und mit der Sonne auf der Seite des Aequators be-
werkſtelligen
;
dann die Refractionen ſind ſowol bey Tag als bey Nacht, wie
Herr
de la Hire ſolches zum öfteſten beobachtet, gleich, es wird aber dieſe Ver-
richtung
bequemer ſeyn, als diejenige, welche mit zween Sternen geſchehen
müſte
, welchen die zu-und abnehmende Mittagshöhe der Sonne der Höhe
des
beobachteten Sterns gleich kommen kann.
Eine andere Method, wie man die Refractionen beob-
achten
ſoll.
Man kann auch die Gröſſe der Refraction aus der Beobachtung eines
einigen
Sterns, deſſen Mittagshöhe 90.
Grad, oder ein wenig kleiner ſeye,
erkennen
;
dann, indeme die Höhe des Pols oder des Aequators an dem
Ort
der Beobachtung durch die Mittagshöhe des Sterns ſchon bekanntiſt,
ſo
wird man ſeine wahre Declination innen werden, wenn die Refractionen
nahe
bey dem Scheitelpunct nicht merklich ſind.
Wann man ſerner bey jedem Grade der Sternhöhen, die Zeit, welche
durch
eine richtige Pendeluhr angedeutet worden, beobachtet, wie auch die
Zeit
ſeines Durchgangs durch den Mittagskreiß, den man aus denen glei-
chen
Höhen des beſagten Sterns gegen Morgen und gegen Abend wird
wiſſen
können, werden wir in einem ſphäriſchen Triangel drey Stücke als
bekannt
überkommen, nemlich den Bogen der Weite zwiſchen dem Pol und
Scheitelpunct
, das Complement von der Declination des Sterns und
den
Winkel, welcher von dieſen Bögen enthalten iſt, nemlich die Differenz
der
.
Mittelzeit zwiſchen dem Durchgang des Sterns durch den Mittags-
kreis
und ſeinem Platz, auf den die Berechnung angeſtellet worden,
284262Wie man die Sterne beobachten ſoll, Differenz in Grade und Minuten verwandelt wird, zu welcher man noch den
proportionirten
Theil, der mittlern Bewegung der Sonne wegen 59′.
und 8″.
den Tag über, zukommet, addiret, ſo wird man den wahren Arcum oder
Bogeu
des Verticalzirkels zwrſchen dem Zenith und dem wahren Drt des
Sterns
finden.
Man hat aber aus der Beobachtung den ſcheinbaren Bogen der Hö-
he
von beſagten Stern, daß alſo die Differenz dieſer Bögen die Gröſſe der
Refraction
in der Höhe des Stern ſeyn wird.
Nach eben dergleichen Cal-
culo
wird man die Refractione eines jeden Grades der Höhe überkommen
können
.
Man kann auch eben dergleichen vermittelſt der Sonne oder eines
Sterns
, was vor einer es ſeyn mag, präſtiren, wofern nur ſeine Declination
bekannt
iſt, damit man zur Zeit der Obſervation die wahre Diſtanz der Son-
ne
oder des Sterns von dem Zenith ſinden könne.
Nachdeme nun die Reſraction der Sterne bekannt worden, wird es
dann
gar leicht ſeyn die Polhöhe zu finden:
dann ſo bald man die Mittags-
höhe
des Polarſterns ſo wol ober als unterhalb des Pols an eben dem Tag
oder
einem andern, der nicht weit davon iſt, beobachtet, und von jeder
Höhe
die behörige Reſraction abgezogen, muß die Helſte der Differenz von
denen
corrigirten Höhen zu der kleinern corrigirten Höhe addiret, oder von
der
gröſſern gleichfalls corrigirten Höhe abgezogen werden, ſo wird man die
wahre
Höhe des Pols haben.
Herr de la Hire hat mit einem groſſen Fleiß ſeit einigen Jahren her,
die
Mittagshöhen der Firſterne, und abſonderlich des Syrius ſamt des Hellen
in
der Leyer mit gar accurat eingetheilten aſtronomiſchen Quadranten und
vortreflichen
Sehrohren zu unterſchiedlichen Stunden bey Tag und bey Nacht,
ja
gar um den Mittag und zu verſchiedenen Jahrszeiten veobachtet:
und ver-
ſichert
er vor gewiß, daß er nicht die geringſte Differenz in denen Höhen der
beſagten
Sterne, als nur diejenige, die von ihrer eigenen Bewegung herrüh-
ret
, wahrgenommen.
Weilen aber der Syrius ungefehr biß auf den 26. Grad des Mittag-
kreiſes
kommet, könnte man zweiſeln, ob nicht bey denen kleinern Höhen die Re-
fractionen
des Winters gröſſer, als diejenige im Sommer wären, ſo hat er
demnach
mit dem nunmehro verſtorbenen Herrn Picard die Mittagshöhen ei-
nes
Sterns, der die Ziege genennet wird, in ſeiner kleinern Mittagshöhe, die
ungeſehr
4 {1/2}.
Grad iſt, zu unterſchiedlichen Jahrszeiten beobachtet.
Nachdeme er nun ſeine unterſchiedliche B@bachtungen miteinander ver-
glichen
, und nothwendige Reductionen wegen der eigenen Bewegung dieſes
Sterns
gemacht, hat er kaum eine Minute Unterſchied gefunden, welche doch
nus
einer andern Urſach, als von denen Refractionen herrühren könnte;
da-
rum
hater auch nur eine einige Tabell vor die Refractiones der Sonne,
285263VI. Buch, III. Capitel. Monds und der andern Sterne vor alle Jahrszeiten, denen Beobachtungen,
die
er deswegen gehalten hat, gemäß, verfertiget.
Unterdeſſen kann man doch glauben, daß die Refractionen unterſchiedli-
chen
Veränderungen um den Horizont nach verſchiedener Beſchaffenheit
der
Luft und der Natur eines hoch oder niedrig liegenden Landes un-
terworfen
ſind, gleichwie ſolches Herr de la Hire ſehr oft erfahren;
dann in-
dem
er unten an dem Berg die Sterne, welche derſelben Spitze anzurühren
ſchienen
, beobachtet, ſind ſolche ihme ein wenig höher vorgekommen, als
wann
er ſolche auf der Spitze ſelbſten beobachtet hätte, und ſo man denen
Beobachtungen
anderer Leute will Glauben geben, ſo ſind gar die Refra-
ctionen
in den mitternächtigen Ländern zur Sommerszeit gröſſer, als in de-
nen
gemäßigten Erdſtrichen.
Wie man aus der Beobachtung die Zeit der Nachtgleiche
und
Sonnenſtillſtandes finoen ſoll.
Nachdeme man die Höhe des Aequators, die Refraction und die Pa-
rallax
der Sonne in einerley Höhe gefunden hat, wird es ganz nicht ſchwer
ſeyn
, die Zeit zu finden, wann der Mittelpunct der Sonne in dem Aequator
ſeyn
wird;
dann ſo man von der ſcheinbaren Mittagshöhe des Sonnencentrl
an
eben dem Tage, an dem ſich das Aequinoctium ereignet, die behörige Re-
fraction
abzichet, und die Parallaxe dazu addiret, wird die wahre Mittags-
höhe
des Sonnencentri übrig bleiben:
die Differenz aber zwiſchen dieſer
Höhe
und derjenigen des Aequators wird die Zeit des wahren Aequinoctil
entweder
Bor-oder Nachmittag andeuten;
ſo man nun endlich die Sum-
me
der Secunden von dieſer gefundenen Differenz mit 59.
dividiret, wird
der
Quotient die Stunden und die Theile der Stunden, die man entweder
addiren
oder ſubtrahiren muß von dem wahren Mittag, damit die Zeit des
wahren
Aequinoctii heraus komme, bemerken.
Es werden die Stunden des Quotienten zu der Zeit des Mittags, wann
die
Mittagshöhe der Sonne ſich kleiner als des Aequators gegen die Nacht-
gleiche
zu im Frühling zeiget, addiret, hingegen aber, wann ſie gröſſer be-
funden
worden, davon ſubtrahiret.
Das Gegentheil muß man bey der
Herbſtnachtgleiche
in Obacht nehmen.
Exempel.
Nachdeme die wahre Höhe des Aequators 41. Grad und 10. Minu-
ten
gegeben, und die wahre Mittagshöhe des Mittelpuncts der Sonne 41.
Grad, 5. Min. und 15. Secunden groß oblerviret worden, welche ſich darthut
durch
die ſcheinbare Höhe des obern oder runden Rands der Sonne, die
nach
ihrem halben Durchmeſſer ſamt der Refraction und Parallare
286264Wie man die Sterne beobachten ſoll, worden, ſo wird die Differenz ſeyn 4. Minuten, 45. Secunden oder 285.
Secunden, welche Zahl mit 59. dividiret, den Quotienten 4 {42/59}. das iſt, 4.
Stund
, 4.
Minuten geben wird, die man zu dem Mittag addiren muß,
wann
anderſt die Sonne in der Frühlingsnachtgleiche iſt, und ſolglich wird
ſich
die Nachtgleiche um 4.
Uhr 48. Minuten Nachmittag ereignen. Wenn
aber
die Sonne in der Herbſtnachtgleiche märe, würde beſagte Nachtgleiche
4
.
Stund, 48. Minuten Vormittag, das iſt, um 7. Uhr, 12. Minuten zu
früh
ſich einfinden.
Was die Sonnenſtillſtande anlanget ſo giebet es allda vielmehr Schwie-
rigkeit
ſolche zu beſtimmen, als bey denen Rachtgleichen, dann es iſt da nicht
nur
eine Beobachtung genug, weilen innerhalb dieſen Zeiten faſt gar keine
Differenz
zwiſchen den Mittagshöhen von einem Tagzu dem andern verſpüh-
ret
wird.
Man muß derowegen ſehr accurat die Mittagshöhe der Son-
ne
12.
oder 15. Tag vor dem Sonnenſti@ſtande nehmen, und dann in ſo vieler
Zeit
heruach ſich bemühen, beynahe eben dieſelbe Mittagshöhe der Sonne wie-
der
zu finden, damit man aus denen propertionirten Theilen in der Verände-
rung
der mittagigen Sonnenhöhe, vollkommen die Zeit, da ſich die Sonne
in
gleicher Hohe vor und nach dem Sonnenſtill ſtande befunden, indeme ſie in
eben
dem Parallel mit dem Aequator iſt, determiniren könne.
Wann man nun die verſloſſene Zeit zwiſchen einem und dem andern
Stand
der Sonne erſahren, muß man davon das Mittel nehmen, und in
denen
Tabellen den wahren Ort der Sonne, der zu dieſen dreyen Zeiten
erfordert
wird, ſuchen;
hernach muß man das Mittel von der Differenz der
äuſſerſten
Derter der Sonne zu dem kleinern addiren, damit man daraus
einen
mittlern Ort in Vergleichung der zween äuſſerſten machen könne.
Wann nun der mittlere Ort, der nach dem Calculo gefunden worden,
nicht
mit dem durch beſagte Vergleichung gefundenen mittlern Ort überein
kommet
, muß man die Differenz davon nehmen, und zu der mittlern Zeit
die
Zeit, welche mit dieſer Differenz überein triſt, addiren, wann anderſt
die
aus der Berechnung gefundene mittlere Zeit kleiner iſt, im Gegen-
theil
aber, ſo es gröſſer iſt, ſubtrahiren, damit man die Zeit des Sonnen-
ſtillſtands
überkommen möge.
Exempel.
Den 16ten Tag des Monats Junii iſt die ſcheinbare Mittagshöhe
der
Sonne auf dem Königlichen.
Obſervatorio 64. Grad, 27. Minuten,
25
.
Secunden groß beſunden worden, und den dritten Iulii hat ſich hernach
beſagte
ſcheinbare Mitagshöhe der Sonne 64.
Grad, 28. Minuten, 15.
Secunden gezeiget, woraus man nach der Differenz der Declination in die-
ſer
Zeit weiß, daß die Sonne zu dem Parallel der erſten Obſervation
287265VI. Buch, III. Capitel. zten Tag des Iulii um 4. Uhr, 12. Minuten gelanget, folglich wird die mit-
lere
Zeit zwiſchen den Beobachtungen den 22.
Junii um 2. Uhr und 6. Mi-
nuten
des Morgens ſeyn.
Nun iſt nach denen Tabeſſen der wahre Ort der Sonne zur Zeit der
erſten
Beobachtung 2.
Zeichen, 18. Grad, 58. Minuten, 23. Secunden,
und
zur Zeit der letzten iſt er 3.
Zeichen, 11. Grad, 4 Minuten, 52. Secunden,
bey
der mitlern aber 3.
Zeichen, 0. Grad, 1. Minuten, 56. Secunden.
Die Differenz der zween äuſſerſten Oerter iſt 22. Grad, 6. Mi-
nuten
, 29.
Secunden, davon die Helſte 11. Grad, 3. Minuten und 15.
Secunden iſt, die zu dem kleinern Orte addiret, 3. Zeichen, 0. Grad, 1. Mi-
nuten
, 38.
Secunden geben, welches der mitlere Ort in Anſehung der äuſſe-
ren
iſt.
Zwiſchen dem, nach der Berechnung geſundenen mitlern Ort von 3.
Zeichen, 0. Grad, 1. Minuten, 56. Secunden, und nach der Vergleichung des
gefundenen
mitlern Orts iſt die Differenz 18.
Secunden, welche mit 7. Mi-
nuten
, 18.
Secunden der Zeit correſpondiren, die man von der Mittelzeit
abziehen
muß, weilen der nach dem Calculo gefundene mitlere Ort gröſſer
iſt
, als der mitlere Ort nach der Vergleichung.
Solchemnach wird die
Zeit
des Sonnenſtillſtandes den 22.
Juni, um 1. Uhr 58. Min. und 18. Se-
cunden
zu früh ſeyn, welches dann mit vielen andern Beobachtungen kann
beſtättiget
werden.
Es iſt zu merken, daß der Fehler von wenigen Secunden, die entiwe-
der
mehr oder weniger bey der Sonnenhöhe beobachtet worden, um eine
Stund
des Sonnenſtillſtandes von ihrer wahren Zeit, gleichwie in dem vorge-
gebenen
Exempel um 0.
Secunden, von der Höhe oder dabey mit der Zeit von
einer
Stund correſpondiren, entfernen könne;
derowegen läſſet ſich dieſes nicht
beſſer
, als mit wol eingetheilten Inſtrumenten und bey verſchiedenen rich-
tigen
Beobachtungen ins Werk richten.
Beobachtungen/ welche auf der königlichen Stern-
warte
um die Sonnenſtillſtände herum, damit man die Pol-
höhe
von Paris auf der Sternwarte, und die gröſte Abweichung
der
Sonne oder die Schieſe der Ekliptik bekommen
möge
, gehalten wotden.
Bey dem Sommerſonnenſtillſtande hat ſich die ſcheinbare mittägige Höhe
des
obern Randes der Sonne, wie ſie aus unterſchiedlichen Beobachtun-
288266Wie man die Sterne beobachten ſoll,11
# ### Grad. Minuten. Secunden.
## gen heraus gezogen worden, groß befunden. # 64 # 55 # 24
# Die Refraction, die abzuziehen iſt. # # # 33
# Die Parallaxe zu addiren. # # # 1
# Die wahre Höhe des obern Randes. # 64 # 54 # 52
# Der halbe Durchmeſſer der Sonne. # # 15 # 49
# Die wahre Mittagshöhe des Mittelpuncts # 64 # 39 # 3
#### In dem Winterſonnenſtillſtande iſt die mittägige ſcheinbare Höhe des
# Grad. # #
## obern Sonnenrandes # 18 # 0 # 24
# Die Refraction, die abzuziehen iſt. # # 3 # 12
# Die Parallare zu addiren. # # # 5
# Die wahre Höhe des obern Randes. # 17 # 57 # 17
# Der halbe Durchmeſſer der Sonne. # # 16 # 21
# Die wahre Mittagshöhe des Mittelpuncts. # 17 # 40 # 56
# So iſt dann die wahre Weite der Wendekreiſe. # 46 # 58 # 7
# Die Helfte, welche die gröſte Abweichung der
## Sonne iſt. # 23 # 29 # 3 {1/2}.
# Die Höhe des Aequators auf der Sternwarte. # 41 # 9 # 59 {1/2}.
# Sein Complement, welches die Polhöhe iſt. # 48 # 50 # 0 {1/2}.
Beobachtungen aus dem Polarſtern.
Aus unterſchiedlichen Beobachtungen der gröſten und kleinſten ſcheinba-
ren
Mittagshöhe des Polarſterns, welcher zu äuſſerſt an dem Schwanz
des
kleinen Bärens iſt, nimmt man die ſcheinbare Höhe des Pols heraus,
gleichwie
ſolche Herr Picard in ſeinem Tractat de la Meſure de la Terre, (von
der
Meſſung der Erde,) zwiſchen den Thoren von St.
Jacob und St. Mar-
tin
in der Gegend von St.
Jacob bey dem Fleiſchmarkt 48°. 52′. und 20″.
groß verzeichnet hat.
Wann nun eine Reduction nach der Weite der Oerter gemacht wor-
den
, wird die ſcheinbare Mittagshöhe des Pols auf der königlichen Stern-
22
# # 0 # #
warte
ſeyn # 48 # 51 # 2
# Die Refraction, welche dieſer Höhe zukommet, # # 1 # 4
# So iſt dann die wahre Höhe des Pols auf der
Sternwarte
. # 48 # 49 # 58
# Vor welche wir nehmen, # 48 # 50 # 0
# Und folglich die Höhe des Aequators. # 41 # 10 # 0
Wann die Stunde oder das die wahre oder ſcheinbare Zeit, daß ein
Firſtern
oder ein Planet durch den Mittagszirkel gehet, bekannt
289267VI. Buch, III. Capitel. wie man die Differenz der geraden Aufſteigung zwiſchen dem Fixſtern oder
dem
Planeten unter der Sonne finden ſolle.
Man muß die gegebene Zeit von dem Mittag an, biß auſ den Durch-
gang
des Fixſterns oder des Plantens, oder aber die Zeit von ihrem
Durchgang
an, biß auf den Mittag in die Grade des Aequators verwandeln,
ſo
wird man alsdann haben, was man geſuchet hat.
Exempel.
Der Planet Jupiter iſt durch den Mittagskreis um 10. Uhr 23. Mi-
nuten
, 15.
Secunden Vormittag gegangen, wann man die Diſtanz biß auf
den
Mittag, welche 1.
Stund, 36. Minuten und 45. Secunden macht, in
die
Grade des Aequators verwandelt worden, ſo werden wir 34.
Grad, 11.
Minuten, 15. Secunden vor die Differenz der geraden Aufſteigung zwiſchen
der
Sonne und dem Jupiter, in dem Augenblick, als der Mittelpunct des
Jupiters
durch den Mittagskreis gegangen iſt, überkommen.
In dieſer und der ſolgenden Aufgab nehmen wir die wahre, oder die
ſcheinbare
Zeit, und nicht die mittlere, weilen die wahre Zeit viel leichter aus
den
Beobachtungen der Sonne, als die mittlere, zu finden iſt.
Jedoch
werden
wir nicht ſo wol was die mittlere, als was die wahre oder ſchein-
bare
Zeit ſeye, in dem VIten Capitel dieſes Buchs, wann wir von der zu
Finſterniſſen
dienlichen Maſchine handeln, erklären.
Wann die wahre Zeit zwiſchen dem Durchgange zweener
Fixſterne
durch oen mittagskreis, oder aber eines Fixſteuns und
eines
Planetens bekannt iſt, ihren Unterſchieo der gera-
den
Aufſteigung zu ſinden.
Man muß die gegebene Zeit zwiſchen ihren Durchgängen in Grade des
Aequators
verwandeln, und dazu die gerade Aufſteigung von der wahren
Bewegung
der Sonne, die ihr zu dieſer Zeit zukommt, addiren, ſo wird die
Summe
die geſuchte Differenz ſeyn.
Exempel.
Zwiſchen den Durchgängen durch den Mittagskreis des Sterns im
groſſen
Hund, welcher Syrius genennet wird, und des Löwenherzes, den
man
den Regulum nennet, ſind 3.
Stund, 20. Minuten, 0. Secunden vor-
bey
gegangen, die gerade Aufſteigung von der wahren Bewegung der Sonne,
die
zu dieſer Zeit ſelbiger zukommet, ſeye 7.
Minuten und 35. Secunden groß
ſupponiret
;
ſo man nun beſagte 3. Stunden und 20. Minuten in
290268Wie man die Sterne beobachten ſoll, des Aequators verwandelt, werden 50. Grad zu haben ſeyn, zu welchen 7.
Minuten 35. Secunden addiret werden, ſo wird die Summe 50. Grad, 7.
Minuten
und 35.
Secunden die Differenz der geraden Aufſteigung zwiſchen
dem
Syrius und dem Regulus ſeyn.
Eben dergleichen Beſchaffenheit hat es mit einem Fixſtern und ei-
nem
Planeten oder zweenen Planeten;
unterdeſſen muß dabey bemerket wer-
den
, daß, ſo die eigenen Bewegung des Planetens oder der Planeten, zwiſchen
dem
Durchgang des einen und des andern merklich iſt, man wol darauf acht
baben
müſſe.
Wie man die Finſterniſſe beobachten ſoll.
Bey denen Beobachtungen der Finſterniſſen haben wir den Anfang und
das
Ende, die totale Immerſion und Emerſion, welche ſich accurat genug
mit
bloſſen Augen ohne Sehröhren äſtimiren laſſen, wiewol wir den Anfang
und
das Ende bey denen Mondsfinſterniſſen ausnehmen, allwo man einen Feh-
ler
von 1.
oder 2. Minuten, weilen es ſchwer iſt, ganz gewiß das äuſſerſte
vom
Schatten zu determiniren, begehen kann:
Hingegen kann die Gröſſe der
Finſterniß
, das iſt, der verfinſterte Theil auf dem Diſcus der Sonne und des
Monds
, welche durch Zolle oder durch die zwölſte Theile des ganzen Diame-
ters
der Sonne und des Monds, und durch die Minuten, oder ſechzigſte Thei-
le
von beſagten Zollen ausgemeſſen wird, ſich nicht wol ohne Sehröhren, die an
ein
Inſtrument gerichtet ſind, erkennen laſſen, dann die Schätzung oder Abmeſ-
ſung
, die man mit den bloſſen Augen machen kann, iſt dem Fehlen ſehr unter-
worfen
, gleichwie ſolches gar leicht in der Hiſtorie der alten Finſterniſſen zu
erſehen
iſt, obgleich die Beoabachtungen davon von ſehr geſchickten Aſtrono-
men
gehalten worden.
Die erſte Aſtronomen, welche ſich der Sehröhren, die mit zweyen Glä-
ſern
, nemlich einem convexen Objectio-und einem concaven Ocularglas ver-
ſehen
geweſen, in denen Beobachtungen der Finſterniſſen bedienet, haben die
Sonnenfinſterniſſe
nach folgender Manier beobachtet.
Man machte ein Loch in den Laden eines ganz finſter gemachten Zim-
mers
, und ſteckte das optiſche Sehrohr, wie wir ſolches ſchon beſchrieben
haben
, durch, alſo daß die Strahlen der Sonne, indeme ſie durch beſagtes
Sehrohr
giengen, auf einem Papier oder weiſſen Tafel, auf welchem man zu
erſt
einen Zirkel von einer behörigen Gröſſe mit 5.
andern concentriſchen
und
in gleicher Weite voneinander ſtehenden Zirkeln beſchrieben hatte, auf-
gefangen
wurden.
Dieſe Zirkel ſamt dem Mittelpunct theileten den ganzen
Durchmeſſer
des äuſſern Zirkels in 12.
gleiche Theile. Nachdeme man nun
die
beſagte Tafel perpendicular nach dem Stande des Sehrohrs gerichtet, ſo
murde
darauf das helle Bild der Sonne um ſo viel gröſſer, je mehr die-
ſe
Tafel von dem Ocularglas gegen den innern.
Theil des Zimmers
291269VI. Buch, III. Capitel. fernet war, zu ſehen, indeme nun ſolche Tafel weiter zu dem beſagten Sehrohr
geſchoben
, oder davon weggethan wurde, ſuchte man den Ort, wo das Bild
der
Sonne ganz accurat gleich mit der Circumferenz des äuſſern Zirkels
ſchiene
, alsdann wurde in dieſer Weite die Tafel mit dem Sehrohr veſt ge-
macht
, welches alſo die Maſchine zu beſagter Beobachtung war:
Ferner lieſ-
ſe
man das Sehrohr nach der Bewegung der Sonne mit fortgehen, damit
der
helle Rand ſeines Diſcus überall die Circumferenz des auf der Tafel be-
ſchriebenen
äuſſern Zirkels allezeit anrühren könnte, und dadurch ſahe man
alſo
die Gröſſe des verfinſterten Theiles, und ihrer gröſten Verfinſterung,
welche
vermittelſt der concentriſchen Zirkel abgemeſſen wurde;
Man be-
merkte
auch dabey die Zeit bey einer jeden Phaſi nach einer rectificirten
und
zu dieſer Beobachtung gerichteten Uhr, die Secunden zeiget.
Eben dieſe
Methode
iſt noch bey verſchiedenen Aſtronomen im Gebrauche, welche ſich
auch
einer Zirkelrunden Figur bedienen, die mit 6.
concentriſchen Zirkeln
auf
einem ſubtilen Papier, welches man mit Oel tränken kann, damit das Bild
der
Sonne deſto beſſer durchfalle, aufgeriſſen worden.
Der gröſte von die-
ſen
Zirkeln muß ganz accurat das Bild der Sonne in dem Brennpuncte des
Objectioglaſes
eines Sehrohrs von 40.
biß 60. Schuhen in ſich faſſen, dieſe 6.
Zirkel ſind in gleichen Weiten voneinander, und theilen mit dem Mittelpuncte
den
Diameter der Sonne in 12.
gleiche Zoll; wann dieſes Papier in dem
Brennpuncte
eines groſſen Sehrohrs ſtehet, kann man gar deutlich den Theil
der
Sonne, der hell bleivbt, ſehen;
man bcdienet ſich aber alsdann keines
Ocularglaſes
.
Es giebet andere, welche ſich eines Sehrohrs, das mit zweyen convexen
Gläſern
verſehen iſt, bedienen, woraus eben der Effect folget;
Ob aber wol
dieſer
Gebrauch des Sehrohrs überaus bequem bey den Beobachtungen der
Sonnenfinſterniſſen
iſt, ſo iſt er doch bey denen Mondsfinſterniſſen wegen
ſeines
ſchwachen Lichts, nicht zu gebrauchen.
Endlich bedienen ſich auch ande-
re
eines Mikrometers, das in den gemeinen Brennpunct der convexen Gläſer
geſtellet
wird;
Man kann auſſer der Gröſſe der Phaſen in den Sonnen-und
Mondsfinſterniſſen
, die gar leicht durch beſagtes Mikrometer erforſchet wird,
auch
überdas die Diametros Luminarium, oder der Sonne und des Monds,
und
die Proportion des Erddiameters gegen demjenigen des Monds ſowol
nach
dem verfinſterten Theil ſeines Diſcus als auch nach dem lichten Theil
mit
der Diſtanz zwiſchen ſeinen Hörnern ausfinden.
Dieſe Methode, um die Finſterniſſe vermittelſt des Mikrometers zu
obſerviren
, wird viel nutzlicher ſeyn, wann die Eintheilungen, an welche die
Seidenfäden
appliciret werden, alſo augeordnet ſind, daß die 6.
Weiten
der
Fäden den Diameter der Sonne oder des Monds in ſich faſſen, dann
der
bewegliche Faden, der in der Mitte der Diſtanz zwiſchen denen unbe-
weglichen
Fäden geſtellet iſt, welches leicht zu thun iſt, wird einen jeden Zoll
in
der Finſterniß anzeigen.
292270Wie man die Sterne beobachten ſoll,
Eben dieſes mit dem Mikrometer verſehene Sehrohr wird auch ſonſten
bey
verſchiedenen andern Beobachtungen und Abmeſſungen der Finſterniſſen,
als
zum Exempel in den Mondsfinſterniſſen um den Schatten der Erde,
welcher
die Mondsflecken bedecket, und wieder verläſſet, zu beobachten dienlich
ſeyn
können.
Unterdeſſen iſt doch eine ziemlich wichtige Schwierigkeit annoch übrig,
wie
man nemlich vor jede Finſterniß eine neue Eintheilung zu einem Mikrome-
ter
, welches als e n gemeines Netz zu allen Beobachtungen dienen möge, ma-
chen
könue, dann man findet in einem ganzen Seculo kaum zwo Finſterniſſen,
bey
welchen der ſcheinbare Durchmeſſer der Sonne und des Monds einerley
wäre
Es hat demnach der Herr de la Hire ein neues Netz erfunden, welches, in-
deme
es eben alle die Vortheile, die ſonſten ein ordentliches Mikrometer hat,
dargiebet
, um alle Arten der Finſterniſſen zu beobachten nutzlich ſeyn wird,
da
es ſich nemlich auf alle ſcheinbare Durchmeſſere der Sonne und des
Monds
richten läſſet, und deſſen Eintheilungen oder Fäden dabey ſtark und
veſt
genug ſind, um allen Veränderungen und Unbeſtändigkeiten der Luſt
widerſtehen
zu können, ob ſie auch ſchon gleich ſo ſubtil, als Seidenfäden
ſind
.
Die Conſtruction und der Gebrauch dieſes Netzes verhält ſich folgen-
vergeſtalt
:
Erſtlich muß man zwey Objectivgläſer zu Sehröhren von einer-
ley
Brennpuncte, oder nahe dabey, ſich ausſuchen, welche zuſammen geſetzet
werden
, als zum Exempel, der Brennpunct zweyer Glaſer miteinander von 8.
Schuhen, der die Länge eines Sehrohrs giebet, ſo gar bequem iſt, um allerhand
Finſterniſſe
zu obſerviren, wiewol wir annoch den Anfang und das Ende der
Sonnenfinſterniß
ausnehmen, allwo man längere Sehröhren, um ſolche rich-
tig
beſtimmen zu können, nöthig hat.
Zum zweyten, iſt in denen aſtronomiſchen Tabellen angedeutet worden,
daß
der gröſte Diameter des Monds in der Höhe von 90.
Graden, 34. Mi-
nuten
und 6.
Secunden ſeye, zu welchen 10. Secunden addiret, man 34. Mi-
nuten
und 16.
Secunden haben wird, ſo muß man demnach nach der Propor-
tionsregel
ſagen:
Gleichwie ſich der Radius oder Sinus totus verhält gegen dem
Tangenten
von 17.
Minuten, 8. Secunden, welches die Helfte von 34. Mi-
nuten
und 16.
Secunden iſt, ſo verhalten ſich 8. Schuh oder die Länge des
Brennpuncts
der zweyen Objectivgläſer gegen den Theilen eines Schuhes,
welche
in dem Brennpunct des Sehrohrs gedoppelt einen Winkel von 34.
Mi-
nuten
und 16.
Secundenlin ſich faſſen werden; dieſe vierte Zahl nun gedoppelt,
wird
der Durchmeſſer des beſagten Zirkelrunden Netzes ſeyn.
Zum dritten muß man auf einem hübſch gleichen, hellen und polirten
Glas
ganz gelinde mit einer Diamantſpitze, der an einem Schenkel des
Zirkels
angemacht iſt, 6.
concentriſche Zirkel ziehen, die in gleichen Weiten
voneinander
ſtehen, davon der gröſte und äuſſerſte den halben
293271VI. Buch, III. Capitel. der dem erſt gefundenen 4ten Termino gleich ſeye, habe. Man ziehet auch
durch
alle dieſe Zirkel zween Durchmeſſere, die cinander winkelvecht durch-
ſchneiden
.
Nachdeme nun dieſe kleine Glas ſcheibe alſo zugerichtet, und in das
Schrohr
, und zwav in den Brennpunct, wovon wir ſchon oben gehandelt ha-
ben
, geſtellet worden, wird ſolche ein gar bequemes Netz, um alle Sonnen-und
Mondsfinſterniſſen
zu beobachten, abgeben, dabey auch in 12.
Zoll oder gleiche
Theile
alle die ſcheinbaren Durchmeſſere der Sonne und des Monds auf die
Art
, wie wir erklären wollen, eintheilen.
Es iſt aus der Dioptrick bekannt, daß alle Strahlen, welche aus den
Puncten
eines weit entfernten Objects gehen, nach ihrer Refraction durch
zwey
convexe Gläſer, die entweder aneinander oder nicht weit voneinander
ſtehen
, in dem gemeinen Brennpuncte der beſagten Gläſer ihr Bildniß entwer-
fen
werden, welches um deſto mehr gröſſer ſeyn wird, je weiter nach Proportion
die
Gläſer voneinander ſtehen werden, hingegen ſolche am kleinſten ſeyn müſ-
ſen
, wann die Gläſer bey ſammen ſtehen.
Wann derohalben die Objectivglä-
ſer
, deren wir uns in dieſer Conſtruction bedienen, und zwar ein jedes in ein be-
ſonderes
Rohr gethan wird, und dabey dieſe zwo Röhren ſo wol aufeinander
treffen
, daß man ſie in einander ſchieben kann, wann nun auch die Gläſer zuſam-
men
gefüget ſind, ſo wird das Bild des weitentfernten Objects, deſſen Strah-
len
, indeme ſie aus denen Enden heraus gehen, auf die Gläſer unter einem Win-
kel
von 34.
Graden und 16. Minuten fallen werden, um 10. Secunden den
gröſten
ſcheinbaren Durchmeſſer des Monds übertreffen.
Wann demnach
die
Gläſer allgemach voneinander geſchoben werden, ſo findet man den Stand,
in
welchem der gröſte Zirkel des im Brennpuncte geſtellten Netzes mit einem
Winkel
von 34.
Minuten und 6. Secunden correſpondiren wird, dann das
Bild
eines Objects, das unter einem kleinern Winkel geſehen worden, kann
dem
Bilde eben deſſelben Objects, das man unter einem gröſſern Winkel ge-
ſehen
hat, nach der verſchiedenen Länge der Brennpuncte gleich ſeyn.
Es hat
aber
das Netz ſein beſonderes Rohr, welches macht, daß man um ſo viel, als
man
will, die Objectivgläſer verlängern könne.
Wir wollen allhier zwo
Methoden
erklären, wie man die Stände der Gläſer und des Netzes, damit ſie
die
unterſchiedlichen Durchmeſſere der Sonne und des Mondes faſſen mögen,
ausfinden
ſolle.
Man ſtellet erſtlich eine weiſe Tafel an einem ebenen und zu den Beob-
achtungen
mit den Sehröhren zu machen dienlichen Ort auf 2.
bis 300. Toiſen
von
dem Sehrohr weg, und zwar gerad gegen der Länge des Sehrohrs über,
auf
welcher Tafel zw@ gerade ſchwarze und parallele Linien gezogen werden, die
Weite
der beſagten Linien ſeye in Anſehung der Entfernung, die zwiſchen der
beſagten
Tafel und den Sehrohr iſt, ſo groß, als ein Winkel von 34.
Min. und
6
.
Secunden erfordert, ſo daß beſagte Weite zwiſchen den ſchwarzen Linien,
die
im Brennpuncte der Objectivgläſer vorgeſtellet worden, alldorten einen Win-
kel
von 34.
Minuten und 6. Secunden mache, welches nach einer
294272Wie man die Sterne beobachten ſoll, tionsregel leicht zu haben iſt, ſo daß wir nur eben dasjenige, was bey dem
Mikrometer
geſagt worden, wiederholen dörfen.
Gleichwie ſich der Sinus
totus
verhält gegen dem Tangenten von 17.
Minuten, 3. Secunden, alſo ver-
hält
ſich die Weite der Taſel bis zu dem Sehrohr der Objectivgläſer gegen
der
Helfte der Weiten zwiſchen den ſchwarzen Linien.
Auf ſolche Weiſe
kann
man aus der Erfahrung den Platz eines jeden Objectioglaſes, und eines
in
ſeinem gemeinen Brennpunct geſtellten Netzes finden, alſo daß die Vorſtel-
lung
der ſchwarzen Linien den ganzen Durchmeſſer des gröſten Zirkels in be-
ſagtem
Netze einnehme.
Man ſoll auf denen Sehröhren die Zahl 34. Minu-
ten
und 6.
Secunden bey einem jeden Stand der Gläſer und ihres Brennpuncts
oder
Netzes anmeken, damit man allemal, wann von einem Winkel von 34.
Minuten und 6. Secunden gehandelt wird, die Gläſer und das Netz in ihre
rechte
Entfernung bringen möge.
Wann ferner beſagte Tafel von dem Sehrohr weiter weggethan, und
nach
gehends thre Diſtan;
ſo befunden wird, daß die Weite der ſchwarzen Linien
die
Grundlinie eines Winkels, zum Exempel von 33.
Minuten ſeye, deſſen
Spitze
auf den Gläſern des Sehrohrs ſich befinde, welches man nun aus dem
Calculo
wird erfahren können, ſo man ſchlieſſet:
Gleichwie ſich der Tangente
von
16.
Min und 30. Secunden vechält gegen dem Sinus Totus, alſo verhält
ſich
die Helfte der Weiten zwiſchen den ſchwarzen Linien gegen der Weite der
Tafel
zu den Gläſern.
In ſolchem Abſtande nun des Sehrohrs, und der Ta-
fel
muß man den Stand der Gläſer unter ſich und dem Netze ſuchen, alſo daß
die
Vorſtellung der ſchwarzen Linie, welche ſich gar deutlich in dem Brennpunct
der
Gläſer zeiget, den ganzen Diameter des gröſten Zirzels im Netz einneh-
me
, hernach muß man die Zahl 3.
Minuten auf den Sehröhren an den Platz,
wo
ein jedes Glas und das Netz ſtehen ſoll, anſetzen, und dann eben die Ver-
richtung
vor die Winkel 32.
Minuten, 31. Minuten, 30. Minuten, 29. Mi-
nuten
anſtellen.
Wann man nun die auf den Sehröhren zwiſchen denen unterſchiedlichen
Ständen
der Gläſer und des Netzes bezeichnete Diſtanzen, welche einer Mi-
nute
zukommen, in 60.
gleiche Theile theilet, kommen alsdann die Stände vor
eine
Secunde heraus, und alſo wird ſich einerley Zirkel von dem Netze auf al-
lerhand
ſcheinbare Durch meſſere der Sonne und des Monds richten laſſen,
ſo
nun auch der Durch meſſer des gröſten Zirkels in zwölf gleiche Theile gethei-
let
worden, wird ſolcher, um die Gröſſe aller Sonnen-und Monds finſterniſ-
ſen
zu erfahren, dienlich ſeyn.
Die andere Methode, welche aus der Optik hergenommen iſt, wird
vielleicht
, indeme ſie ſich nicht auf eine ſo groſſe Anzahl der Erfahrungen grün-
det
, einigen leichter dünken;
dann wann man die Brennpuncte eines jeden
Objectivglaſes
weiß, ſo muß geſchloſſen werden:
Gleichwie ſich die Summe der Länge der Brennpuncte von den Gläſern (es
ſeye
gleich von einerley oder unterſchiedlichen Focis,) weniger der
295273VI. Buch, III. Capitel. zwiſchen den Gläſern verhält gegen der Länge des Brennpuncts des äuſern Gla-
ſes
weniger der Diſtanz zwiſchen den G@äſern, alſo verhält ſich eben dieſer Ter-
minus
gegen dem vierten, der dann, wann er von der Länge des Brennpuncts in
dem
äuſſern Glas ſubtrahiret worden, die Diſtanz des äuſſern Glaſes zu dem
gemeinen
Brennpunct der Glaſer, welcher der Platz des Netzes iſt, übrig bleiben.
Man kann auch nach eben der Methode den Stand des gemeinen Brenn-
puncts
der Gläſer, wann ſolche beyſammen ſtehen, vermittelſt eben derſelben
Terminorum
der obigen Regel wiſſen, ohne daß man einiges Abſehen auf die
Diſtanz
zwiſchen den Gläſern zu machen habe;
damit man aber den Calculum
accurater
anſtellen möge, ſo muß der Platz der Gläſer von der Mitte ihrer
Dicke
gerechnet werden.
So wird man derowegen, indeme unterſchiedli-
che
Weiten zwiſchen denen Objectivgläſern ſupponiret werden, die Länge
ihrer
Brennpuncte, das iſt, den Platz des Netzes, der mit jeder Diſtanz cor-
reſpondiret
, finden.
Ferner ſagt man, gleichwie ſich die Länge des bekannten Brennpuncts
verhätt
gegen dem halben Durch meſſer des Netzes, er mag ſeyn, welcher es will,
alſo
verhält ſich der Radius gegen dem Tangenten des Winkels, welcher dem
halben
Durchmeſſer des Netzes zukommet.
Nach eben dieſer Method wird man auch die Gröſſe des äuſſern Zir-
kels
von beſagtem Netze haben, indeme man ſchlieſſet:
Gleichwie ſich der Ra-
dius
verhält gegen dem Tangenten eines Winkels von 17.
Minuten, 3. Se-
cunden
, alſo verhält ſich die Länge des Brennpuncts von denen zuſammen ge-
fügten
Gläſern, welche oben iſt gefunden worden, gegen dem halben Durch-
meſſer
des gröſten Zirkels.
Nachdeme nun die Zahl der Minuten und Secunden, die in dem gröſten
Zirkel
des Netzes enthalten ſind, nach denen unterſchiedlichen Weiten der Glä-
ſer
bekannt worden, ſchreibet man ſolche auf jedes Sehrohr der Gläſer und
des
Netzes, und theilet die Weiten zwiſchen denen gefundenen Terminis,
gleichwie
wir in der erſten Methode geſagt haben, in Secunden.
Derowe-
gen
wird man alſobalden die Stände der Gläſer und des Netzes finden, welche
die
ſcheinbaren Durch meſſere der Sonne und des Monds, was auch vor eine
werden
vorgegeben ſeyn, in ſich faſſen werden.
Wann man aber gar zu viel Schwierigkeit findet, um auf dem Glas die
aus
einem Mittelpuncte gezogene Zirkel zu ziehen, ſo darf man nur auf ſolchem
mit
der Diamantſpitzen 13.
gerade Linien, die untereinander parallel und von
gleichen
Weiten ſind, mit einer andern geraden Linie, die perpendicular auf ſol-
che
falle, ziehen;
es muß aber die Länge dieſer Perpendicular linie zwiſchen den
äuſſern
Parallelen den gefundenen Durchmeſſer des gröſten Zirkels von dem
Netze
gleich ſeyn, gleich wie wir oben geſagt haben.
Dieſes Netz kann an ſtatt desjenigen, das aus Seidenfäden beſtehet,
gebrauchet
werden.
296274Wie man die Sterne beobachten ſoll,
Man kann ſich auch eines Glaſes bedienen, auf welchem man Linien mit
einer
gar ſubtilen Diamantſpitzen in eben der Orönung gezogen, als die
Seidenfäden
waren, es ſeye gleich vor das Mikrometer oder vor das Seh-
rohr
des aſtronomiſchen Quadrantens oder der Waſſerwag, dann dieſe kleine
Glasſcheibe
, wann ſie in ihre eigene Einfaſſung gerichtet worden, und zwar
alſo
, wie wir oben geſagt, da von der Conſtruction des Mikrometers gehan-
delt
worden, wird zu eben dem Gebrauche als die Seidenſäden dienlich ſeyn.
Ich glaube nicht, daß bißhero noch etwas nutzlichers als dieſes in der ganzen
ausübenden
Aſtronomie iſt erfunden worden, weilen dergleichen Netze keinen
Unbeſtändigkeiten
der Luſt unterworfen ſind, noch von dem Ungeziefer ver-
derbet
werden, auch überdas in den Bewegungen des Inſtruments kei-
nen
Schaden leiden, als welche gar oft verurſachen, daß die Fäden reiſ-
ſen
, oder ſich aus ihrem rechten Stand begeben;
ſo daß dieſe Erfindung
gar
bequem vor alle Beobachtere ſeyn wird, abſonderlich auf offenen Plä-
tzen
und langen Reiſen.
Man kann auch bey der Beobachtung der Winkel ſich eines Glaſes mit
11Tabula
XVII
.
Fig
. 3.
einer auf der Mitte gezogenen Linie bedienen, welche ein wenig länger ſeyn
muß
, als diejenige, die man, um ſolche an ſtatt der Seidenfäden zu gebrau-
chen
, ziehet.
Man richtet dieſes alſo zubereitete Glas in das kleine Fenſter,
welches
zu Ende der beweglichen Regel im Quadranten ſtehet, alſo daß die
auf
der Fläche des Glaſes gezogene Linie den Rand des Inſtruments berühre,
und
daß ſolche gegen ſeinen Mittelpunct zugehe, ſo wird man ſich deſſen an ſtatt
des
Hars, das man ins gemein in dieſe Gegend ſtellet, welches vielen Beſchwer-
lichkeiten
unterworfen iſt, bedienen köimen.
Es giebt Leute, welche die Seidenfäden denen auf dem Glas gezogenen
Linien
vorziehen, als deſſen Fläche einige Obſcurität bey denen Objecten ver-
urſachen
, oder einigen Fehler, wann es nicht recht gleich iſt, geben mögte;
ſollten aber gleichwol dieſe Schwierigkeiten, die doch in der That vor nichts
zu
achten ſind, wie man aus der Erfahrung erlernen wird, ihnen hinderlich
fallen
, ſo mögen ſie ſich fein gleicher und wol angezogener Fäden aus Glas
an
ſtatt der Seidenfäden bedienen, dann man findet von dergleichen eben ſo
ſubtile
als die Seidenfäden, und die gleichfalls hübſch ſtark ſind, um denen
Veränderungen
der Luft zu widerſtehen.
Dieſe Glasfäden werden gemacht, indeme ſolche aus dem Schmelz-
tiegel
, welcher in dem Ofen auf denen Glashütten ſtehet, gezogen wer-
den
;
Man nimmt nemlich mit dem Ende einer eiſern Stange, deren man ſich
bedienet
, ein wenig von geſchmolzenen Glas, das man geſchwinde an ei-
nem
Ende am Haſpel, im andern am geſchmolzenen Glas, das in dem Tie-
gel
iſt, veſt hält.
Man drehet alſobalden mit einer groſſen Geſchwindigkeit
den
Haſpel herum, ſo wird ſich ein Faden vom Glas formiren, der ſubtiler
iſt
, dann die Har ſind, welcher ſich bieget, und wiederum gerad richtet,
297275VI. Buch, III. Capitel. ne zu brechen; Man bedienet ſich deſſen insgemein, um Büſche daraus zu
machen
, man machet ſolche an denen dioptriſchen Abſehen ebenfalls wie die
Seidenfäden
veſt.
Obwolen ſich die Phaſen oder Apparentiæ der Mondsfinſterniſſen, de-
ten
ſich die Aſtronomen zu dem aſtronomiſchen und geographiſchen Gebrau-
che
bedieneten, leichter und accurater mit unſerm Netze, als nach denen alten
Methoden
, beobachten laſſen, ſo muß man doch geſtehen, daß der Ein-und
Austritt
der Flecken des Monds in dem Schatten der Erde viel bequemer
als
die Phaſen, wegen ihrer Vielheit, und daß man weniger Zubereitung,
indeme
man ſich eines Sehrohrs nur von 6.
Schuhen bedienet, vonnöthen
hat
, zu beobachten ſeyen, und hat man dabey nichts weiters, als nur ein
Schema
nöthig, welches die Scheibe des Monds, wann er voll iſt, vor-
ſtellet
.
Man bemerket die Nomina propria der Flecken der vornehmſten Oer-
ter
, welche auf der Scheibe des Monds ſich zeigen, gleichwie man ſelbige
in
der Aſtronomia reformata des P.
Riccioli und in dem bekannten Buch de la
Connoiſſance
des Tems findet.
Man kann die Zeit, wann die vornehmſte Flecken anfangen werden in
den
Schatten zu gehen, und die Zeit, wann ſolche alldorten ganz werden
überdecket
ſeyn, oder aber die Zeit des Anfangs und Endes ihres Ausganges,
bemerken
, woraus man die Zeit des Ein-und Austritts ihres Mittelpuncts
innen
wird.
Dieſe Figur des Monds findet man umgewandt geſtochen, nemlich alſo,
wie
ſolche durch einen mit zweyen convexen Gläſern verſehenen Sehrohr er-
ſcheinet
, welches derowegen geſchehen iſt, damit man deſto leichter auf beſagte
Figur
den Durchgang des Eroſchattens durch die Flecken des Monds refe-
riren
könne.
Aus denen Beobachtungen der Finſterniſſen hat man groſſen Nutzen,
dann
ſo man ganz accurat die Zeit beym Anfang einer Mondsfinſterniß, bey
dem
gänzlichen Eintritt in den Schatten, des Austritts und dem Ende, wie
auch
dem Durchgang des Erdſchattens durch die in ſeiner Figur abgezeich-
nete
Flecken, beobachtet, wird man den Unterſchied der Längen der Oerter,
wo
die Beobachtungen gehalten werden, gleichwie alle Aſtronomen wiſſen,
überkommen
.
Dieweilen aber ſelten ſich Mondsfinſterniſſe ereignen, die
man
in verſchiedenen Ländern ſehen könne, um daraus die Differenz der Län-
gen
herzuholen, ſo kann man an ihre Stelle die Finſterniſſe der Jupiters
Trabanten
beobachten, das iſt, ihren Ein-und Austritt in ſeinen Schat-
ten
, abſonderlich aber des erſten, da man, weilen deſſen Bewegung gar
geſchwind
um den Jupiter geſchiehet, bequem verſchiedene Beobachtungen
innerhalb
eines Jahres zu halten vermag, woraus dann der Unterſchied
der
Längen der Oerter, wo beſagte Beobachtungen gehalten werden, accu-
rat
zu erfahren iſt.
298276Wie man die Sterne beobachten ſoll,
Es iſt aber doch zu merken, daß die Mondsfinſterniſſe keiner ſo groſſen
Zurüſtung
, als die Finſterniſſe der Jupiters Trabanten nöthig haben, als
welche
nicht leicht und vollkommen zu beobachten ſind, wo man nicht zum
wenigſten
ein Sehrohr von 12.
Schuhen bey der Hand hat, da man ſon-
ſien
die Mondsfinſterniſſe ohne Sehrohr ſehen kann, wann es nur die
Phaſen
des Anfangs und Endes, oder der Ein-und Austritte antrift,
oder
auch mit einem Sehrohr nur von einer mittelmäßigen Länge, wo-
mit
dann die Ein-und Austritte der Mondsflecken beobachtet werden
können
.
Der Herr Caßini, ein überaus geſchickter Aſtronome bey der köni-
glichen
Academie der Wiſſenſchaften, hat Anno 1693.
accurate Tabellen von
denen
Bewegungen der Jupiters Trabanten heraus gegeben.
Solchem-
nach
kann man, wann die gefundene Zeit der Ein-und Austritte des er-
ſten
Trabanten im Jupiter durch die auf die Sternwarte gerichtete Tabellen
mit
denen an andern Oertern gehaltenen Beobachtungen verglichen wird,
aus
dem Unterſchiede der Zeit, den Unterſchied der Längen zwiſchen der
Sternwarte
und dem Ort der Beobachtung wiſſen, welches dann zu noch
mehrerer
Bekräftigung und Gewißheit ſich bringen läſſet, wann eben die
Himmelsbegebenheit
in einem und andern Orte beobachtet wird.
Hier ſind auch die Beobachtere wegen eines Zufalls zu erinnern, welcher
oft
verhindert, daß man die Trabanten des Jupiters nicht accurat beobach-
ten
könne.
Man findet nemlich oſt bey hellem Wetter, daß ſich der Schein
des
Jupiters und ſeiner Trabanten allgemach verlieret, alſo daß es unmög-
lich
iſt, die wahre Zeit des Eintritts oder Austritts zu beſtimmen, die Urſache
dieſes
Zufalls kommt von dem Objectivglaß her, das von den Tropfen des
Thaues
ganz bedecket wird, welche die Strahlen des Lichts ablenken, und
dahero
kommet es, daß deren gar wenige biß in das Aug gelangen.
Ein ganz gutes Mittel aber iſt wider dieſe Incommodität, daß man ein
Sehrohr
von Fließpapier verfertiget, das iſt, daß man 2.
biß 3. Bögen über-
einander
wickelt, und ein Sehrohr, ungefehr von zween Schuhen in der Län-
ge
macht, der dabey weit genug ſeye, daß er über das Rohr des Sehrohrs
an
das Ende auf der Seite des Objectivglaſes angeſchoben werden könne.
Dieſes alſo verfertigte Sehrohr wird den Nachtthau in ſich ſchlucken, und
verhindern
, daß er nicht biß auf das Glaß komme, und alſo wird man gar
bequem
dabey die Beobachtungen anſtellen können.
Es iſt ſch wer bey denen Sonnen-und Mondfin ſterniſſen die verfin ſterte
Zolle
richtig zu beobachten.
Der Ritter de Louville, ein Mittglied der Aca-
demie
der Wiſſenſchaften hat eine Maſchine ausgeſonnen, vermöge deren man
effectuiren
kann, daß das Mikrometer den Stern, den man beobachten will, im-
mer
folget;
Dann gleichwie der Stern in einem Augenblick weichet, da in
einem
andern der Schatten auch fortrucket, ſo hat der Beobachter nicht ſo
viel
Zeit übrig, daß er die Gröſſe des annoch erleuchteten Tellers oder
299277VI. Buch, IV. Capitel. abmeſſen möge. Monſr. de Louville giebet eine parallaktiſche Maſchine an
die
Hand, welche, da ſie an eine eiſerne Uhr, die ein Schraubenwerk an einer
Schraube
ohne Ende gehend machet, angerichtet iſt, und die Bewegung in
ſolcher
Uhr alſo angeordnet wird, daß ſie in gleicher Geſchwindigkeit mit der
taglichen
Bewegung der Sonne fortgehet, und ſo könnte man machen, daß
ein
Faden des Mikrometers jederzeit gegen dem Stand in der am meiſten ver-
finſterten
Gegend des gegenüber ſtehenden Sterns zu ſtehen käme, da dann
der
Beobachter alsdann auf nichts anders als nur auf das, wie man dieſe
Gröſſe
mit dem Schraubwerk des Mikrometers nehmen könnte, zu denken
hätte
, ſo könnte er endlich gar leicht zu ſeinen Zweck gelangen, welches man
ſonſten
mit keiner andern Maſchine, die jemahls bißhero aus gefunden worden,
wird
leiſten können.
25[Figure 25]
Das vierte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Ma-
ſchine
, welche die Finſterniſſen ſowol der Sonne als des Monds,
die
Monate und Mondsjahre ſamt denen
Epacten
zeiget.
Dieſe Maſchine iſt von dem Herrn de la Hire erfunden worden, und beſte-
het
aus dreyen runden Scheiben von Kupfer oder Chartenpapier,
11Tabula
XVIII
.
Fig
. 5.
und einer beweglichen Regel, welche um einen gemeinen Mittelpunct
gegen
den Rand der obern Scheibe, die die kleinſte iſt, ſich drehet:
Es ſind
darauf
zween mit Zirkellinien eingefaßte Plätze, in welche man kleine runde
Oefnungen
macht, davon die äuſſere die Neumonde und das Bild der Son-
ne
, und die innere, die Vollmonde und das Bild des Monds andeuten.
Der Rand dieſer Scheibe wird in 12. lunariſche Monate eingetheilet, da-
von
ein jedes 29.
Tag, 12. Stunden, 44. Minuten in ſich hält, alſo daß das
Ende
des 12ten Monats, welches den Anfang des zweyten lunariſchen Jah-
res
machet, den erſten Neumond um die Gröſſe von 4.
der 179. auf der mitt-
lern
Scheibe bezeichneten Eintheilungen übertreffe.
Am Rande dieſer Scheibe iſt ein Zeiger veſt gemacht, bey welchem die
eine
Seite, da die Abſehungslinie ſtehet, den Theil einer geraden Linie, wel-
che
gegen den Mittclpunct der Maſchine zu gehet, machet, und dieſe Linie ge-
het
mitten durch eine von denen äuſſern Oefnungen, welche den erſten Neu-
mond
eines lunariſchen Jahrs zeiget.
Der Durchmeſſer dieſer Defnungen
iſt
gleich dem Raum, der ungeſehr vier Grad austräget.
300278Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Maſchine vor die
Der Rand der andern Scheibe iſt in 179. gleiche Theile eingetheilet,
welche
für ſo viel lunariſche Jahre, davon ein jedes 354.
Täg und 9. Stun-
den
beynahe, oder genäuer 354.
Tage, 8. Stund, 48′. 38″. 12′″. dienet,
das
erſte Jahr fänget bey der Zahl 179.
an, bey welcher das letzte ſich endet.
Ein jedes von denen completen Jahren iſt mit ſeinen Zahlen 1. 2. 3.
4. A. bemerket, dieſe gehen von 4. zu 4. Eintheilungen, und kommen 4. mahl
herum
, um die Zahl 179.
zu vollenden, gleichwie man in der Figur dieſer
Kupfertabell
erſehen kann.
Ein jedes von den lunariſchen Jahren begreifet
4
.
der beſagten Eintheilungen in ſich, alſo daß in dieſer Figur ſelbige einander
um
4.
der beſagten 179. Randeintheilungen vorkommen.
Auf eben dieſer Scheibe befindet ſich unter den Oefnungen der erſten
an
den beyden Enden eben deſſelben Durchmeſſers ein ſchwarz-gefärbter
Raum
, welcher mit benen äuſſern Oefnungen correſpondiret, und die Son-
nenfinſterniſſe
andeutet, und ein anderer rother Raum, welcher auf die innere
Oefnungen
trift, bemerket die Mondsfinſterniſſen, die Gröſſe einer jeden Farb,
welche
durch die Oefnungen hervor ſiehet, giebet die Gröſſe der Finſterniß zu
erkennen
.
Der mitlere Theil von dieſen zwoen Farben, welcher der Platz
von
dem Knoten des Monds iſt, correſpondiret auf einer Seite mit der Ein-
theilung
von 4.
, und noch darüber {2/3}. Grad, und auf der andern Seite mit
der
gegenüberſtehenden Zahl.
Die Figur oder der colorirte Raum wird auf
dieſer
zwoten Scheibe geſehen, und ſeine Weite oder Extenſion bemerket die
Terminos
der Finſterniſſen.
Die dritte und gröſte Scheibe, welche unter den andern iſt, hält die Tä-
ge
und die Monate der gemeinen Jahre in ſich;
Die Eintheilung fänget ſich
bey
dem erſten Merz an, damit man einen Tag zu dem Monat Februar,
wann
es ein Schaltjahr iſt, thun könne.
Die Täge des Jahres ſind in Form
einer
Spirallinie beſchrieben, und das Monat des Frebruars gehet über das
Monat
des Merzes hinaus, weilen das Mondsjahr kürzer als das Sonnen-
jahr
iſt, alſo daß die 15te Stunde des 10ten Februars mit dem Anfange des
Monats
Merz correſpondiret;
Nachdeme man nun den letzten Tag des Fe-
bruars
gezehlet hat, muß man mit denen zwo obern Scheiben, in dem Stand,
wo
ſelbige ſich befinden, um den erſten Tag des Merzes wieder zunehmen, zu-
ruck
gehen.
Es ſind 30. Täge vor dem Monat des Merzes angedeutet, wel-
che
dienen, um die Epacten zu finden.
Es iſt zu merken, daß die Täge, wie wir ſolche hier nehmen, nicht com-
plet
nach dem aſtronomiſchen Gebrauche ſind, ſondern wie man ſie insgemein
zehlet
, da man ſolche von einer Mitternacht anfänget, und bey der Mitter-
nacht
des folgenden Tags endet.
Derowegen ſo oft von dem erſten Tag ei-
nes
Monats, oder von einem andern geredet wird, ſo verſtehen wir den Raum
des
in der Eintheilung bemerkten Tages;
dann wir zehlen hier die laufende
Täge
nach dem gemeinen Gebrauche.
301279Finſterniſſe, VI. Buch, IV. Capitel.
In der Mitte der obern Scheibe hat man die Epochen angeſetzet,
welche
den Anfang der Mondslahre in Anſehung der Sonnenjahre nach
dem
gregorianiſchen Calender auf den pariſer Meridian andeuten.
Der
Anfang
des erſten Jahrs, deſſen Zeichen O ſeyn muß, und mit der Einthei-
lung
179.
correſpondiren, hat ſich zu Paris den 29. Februari um 14 {1/2}. Uhr
Anno
1680.
ereignet. Das Ende des erſten Mondjahrs, welches der An-
fang
des zweyten iſt, correſpondiret mit der bemerkten Eintheilung 1.
, ſol-
ches
ereignet ſich zu Paris Anno 1681.
den 17. Februari um 23 {1/4}. Stund,
da
man, gleichwie wir geſagt haben, 24.
Stund aneinander von einer Mit-
ternacht
zur andern rechnet.
Aus Beſorgung, daß etwann ein Fehler in Zehlung der Randeinthei-
lungen
von der zwoten Scheibe mit denen Epochen der Mondsjahre, die mit
jener
correſpondiren, ſich finden mögte, haben wir eben dieſelbe Zahlen einer
und
der andern beygefüget.
Wir haben die Epochen nacheinander von allen Mondsjahren von de@
Jahre
1700.
biß auf das Jahr 1750. angedeutet, damit der Gebrauch dieſe@
Maſchinen
deſto leichter würde, und ein jedes von beſagten Monds-und Son-
nenjahren
miteinander überein treffen mögte.
Was die andere Jahre un-
ſers
Cycli von 179.
Jahren angehet, iſt es gar nicht ſchwer, ſolchen complet
zu
machen, indeme man nur 354.
Täge, 8. Stunden und 48 {2/3}. Minuten vor
jedes
Mondsjahr dazu addiret.
Die bewegliche Regel, welche ſich aus dem Mittelpuncte des Inſtru-
ments
biß an den Rand der gröſten Schcibe erſtrecket, iſt dienlich die Einthei-
lungen
einer Schcibe mit derjenigen der zwoen andern zu vergleichen;
So
man
dieſe Maſchine an eine Uhr richtet, wird ein perfectes in allen ſeinen
Theilen
vollkomm@nes Inſtrument zu haben ſeyn.
Die Tabell der Epochen, die auf den pariſer Meridian gerichtet iſt,
wird
ſich leicht auf andere Meridiane reduciren laſſen, wann man nemlich vor
die
Oerter, die weiter als die Stadt Paris Oſtwärts oder gegen Morgen
liegen
, die Zeit der Meridianunterſchiede adoiret, und im Gegentheil vor die,
welche
weiter gegen Abend ſich befinden, ſubtrahiret.
Die Tabell der Epochen kann gar füglich mitten in die obere Scheibe
hinein
geſetzt werden, damit man ſelbige mit dieſer Machine ſehen könne.
Wie man die Eintheilungen auf dieſen Scheiben
machen
ſoll.
Der Zirkel der gröſten Scheibe iſt alſo getheilet, daß 368. Grad, 2.
Minuten, 42. Secunden, 354. Täge und etwas wenigers als 9. Stun-
den
in ſich begreifen, woraus folget, daß dieſer Zirkel 346.
Tag, 15. Stun-
den
in ſich faſſen müſſe, welche Stunden man ohne merklichen
302280Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Maſchine vor die vor {2/3}. eines Tages nehmen kann. Damit man aber einen Zirkel in 346. glei-
che
Theile und in {2/3} theilen möge, veduciret man alles zu Dritteln, welche in
dieſem
Exempel 1040.
Drittel machen, ſucher hernach die gröſte Zahl, die
multipler
ſeye von 3.
, und ſich gar leicht mit der Helfte dividiren laſſe, auch
anbey
in 1040.
enthalten ſeyn möge. Dieſe Zahl wird ſich in einer doppel-
ten
geometriſchen Progreßion befinden, davon der erſte und kleinſte Termin.
3.
iſt, als zum Exempel:
3, 6, 12, 24, 48, 96, 192, 384, 768.
Die 9te Zahl von dieſer Progreßion iſt diejenige, die man ſuchet. De-
rowegen
muß man 768.
von 1040. abziehen, ſo iſt der Ueberreſt 272, und
alsdann
ſuchen, wie viel dieſe übrig gebliebene Zahl Grad, Minuten und Se-
cunden
nach der Regel de Tri mache, indeme man ſagt:
Wann 1040. Drittel 360. Grad geben, ſo geben 272. Drittel 94.
Grad 9. Minuten und 23. Secunden.
So ſchneidet man demnach vom beſagten Zirkel einen Winkel von 94.
Graden, 9. Minuten und 23. Secunden ab, und theilet den Ueberreſt des
Zirkels
allezeit in die Helfte, nachdeme nun 8.
Eintheilungen darauf ge-
macht
worden, wird man zu der Zahl 3.
gelangen, welche der Bogen eines
Tages
ſeyn wird, mit welchen man auch den Bogen von 94.
Graden, 9. Mi-
nuten
und 23.
Secunden theilet, ſo wird ſich der ganze Zirkel in 346 {2/3}. Tage
getheilet
befinden;
dann in dem gröſten Bogen werden 256. Täge, und in
dem
andern 90 {2/3}.
ſeyn. Ein jeder von dieſen Raumen correſpondiret mit 1.
Grad
, 2.
Minuten und 18. Secunden, gleichwie man erſiehet, daß wann 360.
mit
346 {2/3}.
dividiret wird, alsdann 10. Tage mit 10. Graden, 23. Minuten cor-
reſpondiren
, und hierbey und auf dieſe Weiſe kann man eine Tabell machen,
welche
zu der Eintheilung dieſer Scheibe dienlich wäre.
Dieſe Täge müſſen hernach auf jedes Monat durch das Jahr nach der
Zahl
, die ihnen zukommet, eingetheilet werden, da man bey dem Monat Merz
anfänget
, und biß auf die 15te Stunde des 10.
Februars fortfähret, welches
mit
dem Anfang des Merzen zutrift, das übrige aber vom beſagten Monat Fe-
bruar
gehet darüber hinaus.
Der Zirkel der zwoten Scheibe muß in 179. gleiche Theile getheilet wer-
den
, deßwegen ſuchet man die gröſte Zahl, welche ſich allezeit mit der Helfte
biß
auf eins theilen laſſe, und die in 179.
enthalten ſeye, ſo wird man 128 fin-
den
, welche Zahl von 179 abgezogen, läſſet 51.
übrig. Man ſuchet ferner,
was
vor einen Theil die Peripherie des Zirkels beſagter Reſt nach der Regel
de
Tri mache, indeme man ſagt:
179. Theile geben 360. Grade, geben alſo
51
.
Theile 102. Grade, 34. Minuten, 11. Secunden.
Man theilet derowegen, nachdeme von dem Zirkel ein Bogen von
102
.
Graden, 34. Minuten, 11. Secunden abgeſchnitten worden, den Reſt
des
beſagten Zirkels allezeit in die Helfte, ſo wird man, nachdeme 7.
303281Finſterniſſe, VI. Buch, IV. Capitel. theilungen darauſ gemacht worden, zu eins kommen, alſo wird dieſer Theil
des
Zirkels in 128.
gleiche Theile eingetheilet ſeyn; hernach muß man mit
eben
der letzten Oefnung dleſes Zirkels den übrigen Bogen in 15.
Theile ein-
theilen
, ſo wird der ganze Zirkel ſich in 179.
Theile getheilet befinden, da ein
jeder
mit 2.
Graden und 40. Secunden correſpondiret, gleichwie ſolches leicht
zu
erfahren iſt, wann man 360.
Grade mit 179. dividiret, und dieſes iſt das
zweyte
Mittel die beſagte Scheibe zu theilen.
So man nun endlich den Zirkel der obern Scheibe einzutheilen ver-
langet
, nimmt man das Viertel von ſeiner Circumferenz, und addiret ei-
nen
von den 179.
Theilen, oder Randtheilungen der mittlern Scheibe
dazu
;
wann nun der Zirkel auf den alſo vermehrten Quadranten geöfnet,
und
viermal herum getragen worden, kann man beſagten Zirkel auf die Ma-
nier
, wie es ſeyn ſoll, eintheilen;
dann indeme man wieder einen jeden von
den
beſagren Quadranten in 3.
gleiche Theile eintheilet, werden 12. Raume
vor
die 12.
lunariſche Monate zu haben ſeyn, alſo daß das Ende des 12ten
Monats
, welches den Anfang des zweyten Mondjahrs machet, den erſten
Neumond
um 4.
von den 179. auf der mittlern Scheibe bezeichneten Ein-
theilungen
übertrift.
Von dem Gebrauche dieſer Maſchine.
Wann ein Mondenjahr vorgegeben worden, die Cage des
Sonnenjahrs
, welche mit jenen übereinſtimmen, an denen die Neu-
und
Vollmonde auch die Finſterniſſe ſich ereignen
müſſen
, zu finden.
Es ſeye, zum Gxempel das 24te Mondenjahr in der Tabelle der Epo-
chen
vorgegeben, welches mit der auf der mittlern Scheibe bemerkten Ein-
theilung
(von 24.)
übereintrift. Man richtet die Abſehungslinie des Zeigers
in
der obern Scheibe auf die mit 24.
bemerkte Eintheilung der mittlern
Scheibe
, wo der Anfang des 25ten Mondenjahrs iſt, und ſiehet aus der Ta-
belle
der Epochen, daß dieſer Anfang auf den 14.
Tag Juni des 1703ten
Jahrs
um 9.
Uhr 52. Minuten fällt; man drehet darauf die zwo obere
Scheiben
in dieſer Stellung miteinander ſo lang herum, biß die Abſehungs-
linie
des auf der obern Scheibe angemachten Zeigers, ungefehr mit 10.
Uhr
des
14.
Juni, die auf der untern Scheibe angedeutet worden, übereintrift, zu
welcher
Zeit der erſte Neumond des vorgegebenen Mondenjahrs ſich ereignet,
dann
die Abſehungslinie des Zeigers gehet mitten durch die Oefnung des er-
ſten
Neumonds von beſagtem Mondenjahrs.
Ferner ſpannet man, ohne den Stand der dreyen Scheiben zu verän-
dern
, aus dem Mittelpuncte des Inſtruments einen Faden aus, oder läſſet die
bewegliche
Regel mitten durch die Oefnung des erſten Vollmonds gehen,
304282Von der Zubereitung und dem Gebrauche einet Maſchine vor die wird die Abſehungslinie dieſer Regel zu Anfang des 29ten Tags des beſagten
Juni
um 4 {1/4}.
Uhr eintreffen, welches die Zeit dieſes Vollmonds iſt, da der
Mond
ganz wird verfinſtert ſeyn, gleichwie es aus der rothen Farbe, welche
die
ganze Oefnung in dieſem Vollmonde anfüllet, zu erſehen iſt.
Wir werden auf gleiche Weiſe finden, daß an dem Neumonde der
ungefehr
um die dritte Stunde zu früh den 14.
Juli ſich ereignen ſoll, eine
Partialſonnenfinſterniß
ſeyn werde.
Wann man ſolches weiter fortſetzet, wird man die Finſterniſſe, die in
dem
Monat December eben deſſelben 1703ten Jahrs, und gegen den An-
fang
des folgenden Jahres geſchehen, bemerken können.
Dieweilen aber
der
10te Neumod über den 28.
Tag des Februars hinaus gehet, ſo läſſet
man
die zwo obern Scheiben, nachdeme die bewegliche Regel biß auf den be-
ſagten
28.
Februars geleitet worden, ſamt der beweglichen Regel in dem
Stande
, wie ſelbige ſich aufeinander befinden, ſo weit zurück gehen, biß die
Abſehungs
linie auf den Anfang des Merzen trift, von welchem wir das Jahr
zu
theilen angefangen haben, woraus man, nachdeme die Regel durch alle
Oefnungen
der Neu-und Vollmonde geleitet worden, auf der unterſten Schei-
be
, die Zeiten, wann ſolche ſich ereignen ſollen, erkennen wird.
Weilen aber der 13te Neumond der erſte des folgenden Mondenjahrs iſt,
welcher
mit der Zahl 25.
auf den Eintheilungen der mittlern Scheiben corre-
ſpondiret
, alſo läſſet man die zwo untern Scheiben in der Stellung, wie ſie ſind,
und
drehet die obere ſo lang, biß die Abſehungs linie ihres Zeigers mit der Zahl
25
.
der mittlern Scheibe überein treffe, bey welchem Punct ſelbige auf der
äuſſerſten
und gröſten Scheibe den Tag des erſten Neumonds des 26ten
Mondeniahrs
nach Ordnung unſerer Epoche bemerket, welcher den 2.
Juni
um
18.
Uhr, 40. Minuten Anno 1704. ſich ereignen wird, ſo man nun ferner
die
bewegliche Regel mitten auf die Oefnungen der Neu - und Vollmonde
herum
führet, wird ſolche auf der unterſten Scheibe die Tage, an welchen ſich
ſelbige
nicht nur allein ereignen, ſondern auch, wann die Finſterniſſe biß auf
den
letzten Februari geſchehen müſſen, anzeigen, worauf man wiederum eben
ſo
, wie im vorhergehenden Jahr geſchehen, verfahren muß, nemlich daß,
nachdeme
man zu Ende des Februars gekommen, biß auf den erſten Tag des
Merzen
zurück gehen müſſe.
Man könnte auf ſolche Weiſe den Anfang aller Mondenjahre finden, oh-
ne
daß man der Epochentabell hierzu nöthig hätte;
weilen aber nicht wohl
möglich
iſt, die Scheibe und die bewegliche Regel ſo accurat auf einander zu
ſtellen
, daß gar kein Fehler einſchleichen ſollte, welche von Jahren zu Jahren
ſich
vermehren würden, ſo kann die beſagte Tabell der Epochen dienen, um
den
Gebrauch dieſer Maſchine deſto accurater einzurichten.
Wann nun endlich die Abzielungs linie der beweglichen Regel auf das
Alter
des Monds zwiſchen die Tage der auf dem Rande der obern Schei-
be
bemerkten lunariſchen Monaten geſtellet wird, kann man die Tage der
305283Finſterniſſe, VI. Buch, IV. Capitel. reſpondirenden gemeinen Monaten und ungefehr die Stunden, auf dem
Rande
der untern Scheibe finden.
Es iſt zu merken, daß die Rechnungen derEpochentabell nach den mittlern
Zeiten
der Neumonden gerichtet ſeyen, welche allezeit gleiche Bewegungen
der
Sonne und des Monds ſupponiren;
ſo findet ſich demnach einige Diffe-
renz
hierbey mit der ſcheinbaren Zeit der Neu - und Vollmonde und der
Finſterniſſen
ein, als wir ſolche aus der Erde ſehen, gleichwie ſie in denen
Ephemeriden
angedeutet worden.
Die eigene Bewegungen der Sonne, des Monds wie auch der andern
Planeten
, kommen uns bald geſchwinder, bald langſamer vor.
Dieſe ſchein-
bare
Ungleichheit entſtehet zum Theil aus dem, daß lhre Laufkreiſe nicht mit
der
Erde concentriſch ſeyen, zum Theil aber, daß die ungleiche Bögen der
Ekliptik
, welche gegen den Aequator ſchräg laufet, nicht allezeit mit gleichen
Theilen
des Aequators durch den Mittagszirket gehen.
Die Sternkundige
haben
ſich, um ihre Rechnungen zu erleichtern, eine Bewegung concipiret,
welche
ſie die mittlere oder gleiche Bewegung nennen, und dabey ſupponiret,
daß
die Planeten zu gleichen Zeiten gleiche Bögen in ihren Laufbahnen be-
ſch@iben
.
Die Zeit, welche ſie eine wahre oder ſcheinbare nennen, iſt das Maaß
der
wahren oder ſcheinbaren Bewegung, und die Mittelzeit iſt das Maaß der
Mitteibewegung
.
Sie haben auch Regeln ausgefunden, um die mittlere
Zeit
in die wahre oder ſcheinbare zu reduciren, und wiederum im Gegentheil
die
wahre oder ſcheinbare Zeit in die mittlere zu verwandeln.
Nach der Rechnung zu finden, ob ein Neu-oder Vollmond
ekliptiſch
ſeyn werde.
Was die Neumonden anlanget, multipliciret man mit 7361. die Zahl
der
completen lunariſchen Monate von demjenlgen an, das an dem 8.
Januari
1710
.
nach dem gregorianiſchen Calender ang@fangen, biß auf dasjenige, das
man
eraminiret, addiret zu dem Product die Zahl 33890.
und dividiret die
Summe
mit 43200.
nach dieſer Diviſion, ohne einiges Abſehen auf den
Quotienten
zu haben, eraminiret man den Reſt oder die Differenz zwiſchen
dem
Diviſor und dem Reſt;
dann ſo einer oder der andere kleiner iſt, dann
die
Zahl 4060.
wird ſich eine Sonnenfinſterniß ereignen.
Wann aber von einem Vollmonde gehandelt wird, ſo multipliciret
man
gleichfalls mit 7361.
die Zahl der completen lunariſchen Monate von
demjenigen
an, das an dem 8.
Jan. 1701. angefangen, biß auf den Neu-
mond
, den man eraminiret, hergegangen, addiret zu dem Product 37326.
und dividiret die Summe mit 43200. Wann nun die Diviſion geſchehen,
und
der Reſt, oder die Differenz zwiſchen dem Reſt und dem Diviſor kleiner
als
die Zahl 2800.
iſt, ſo wird eine Mondsfinſterniß ſich zeigen. Die
306284Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Maſchine vor die nen oder Monds finſterniß wird deſto gröſſer, je kleiner der Reſt oder die Dif-
ferenz
iſt, und ſo befindet es ſich wiederum auch im Gegentheil.
Exempel eines Neumondes.
Man verlanget zu wiſſen, ob der Neumond am 22. Mai
Anno
1705. ekliptiſch geweſen.
Von dem 8. Jenner 1701. biß auf den 22. Mai 1705. ſind 5.
volle Lunationen. Man multipliciret derohalben nach der Regel dieſe
Zahl
54.
mit 7361. und addiret zu dem Product 33890. ſo wird, wann
die
Summe mit 43200.
dividiret worden, 42584. übrig bleiben, welche
Zahl
gröſſer iſt, als 4060 die Differenz nun zwiſchen dem Reſt 42584.
und
dem
Diviſor 43200.
iſt 616. die weniger iſt, dann 4060. wird alſo eine
Sonnenfinſterniß
ſeyn.
Exempel eines Vollmondes.
Wann von dem Vollmonde den 27. April Anno 1706. die Frage iſt,
ſo
finden wir 65.
volle Lunationen von dem Neumond des 8. Jenners Anno
1701
.
biß auf denjenigen, der vordem Vollmonde, von dem die Rede iſt, her-
gehet
;
Wann man nun nach der Regel die beſagte Zahl 65. mit 7361.
multipliciret, und zu dem Product 37326. addiret, wird die Summe 515791.
ſeyn
, die, nachdeme ſie mit 43200.
dividiret worden, den Reſt, ohne daß man
auf
den Quotienten acht haben darf, von 40591.
geben wird, welcher gröſſer,
als
2800.
Die Differenz zwilchen dem Diviſor und dieſem Reſt iſt 2609.
der
kleiner iſt dann 2800.
ſo iſt demnach am beſagten Tag des 26. Aprils
1706
.
eine Mondsfinſterniß geweſen.
Ich habe eine Eintheilung und Verzeichnung von dieſem Inſtrument
gemacht
, und es in Kupfer von einer zimlichen Gröſſe ſtechen laſſen, damit
man
ſelbiges auf einem dicken Kartenpapier aufgemacht zeigen könne.
Ich
habe
auch beſonders ein Träctätlein, das ſeinen Nutzen erkläret, hievon dru-
cken
laſſen.
Die Sphären nach unterſchiedlichen Syſtemen und die Himmelsku-
geln
ſind auch Inſtrumente, welche in der Aſtronomie dienlich ſind, wie
auch
nicht weniger die Aſtrolabia.
Wir wollen aber von ſolchen allhier nichts
weiters
melden, indeme wir ſchon genug in zween abſonderlichen Tractaten,
welche
ihre Zubereitungen und Gebrauch zur Genüge erklären, davon gehan-
delt
.
307285VI. Buch, III. Capitel. 26[Figure 26]
Das fünfte Capitel.
Beſchreibung einer zu aſtronomiſchen Obſervatio-
nen
dienlichen Perpendikeluhr, die Secunden zeiget,
und
mit einem Gegenwicht verſehen
iſt
.
Die beygefügte Figur giebt die Structur einer Secundenuhr mit ei-
11Tab. VIII.
b
.
Fig
. 1.
nem Perpendikel dar, in dieſer ſind A A und B B die zween Bö-
den
, die ungefehr einen halben Shuh lang, und 2 {1/2}.
Zoll breit
ſind
;
dieſe Böden haben an ihren vier Ecken 4. gedrehte Pfeiler, bey wel-
chen
jene um 1 {1/2}.
Zoll von einander ſtehen. Solche Böden dienen dazu,
daß
ſie die Axe der Haupträder veſt halten:
Das erſte von dieſen Rä-
dern
, welches das unterſte und mit C bezeichnet iſt, hat 80.
Zähne: An
dem
Wellbaum dieſes Rades iſt eine kleine Walze angerichtet, die mit
eiſernen
Spitzen bey D D verſehen, um die Saiten zu halten, an der die
Gewichter
, nach der Anweiſung, davon wir in dem nachfolgenden han-
deln
werden, hangen.
Das bemeldete Rad bey C, oder das ſonſten ſo
genannte
Walzenrad, gehet mit Beyhülfe des Gewichtes herum und grei-
fet
zugleich in das Getrieb E, das aus 8.
Triebſtecken beſtehet, dann auch
das
Mittelrad bey F, das an der Axe dieſes Getriebes befindlich iſt, mit in
eine
Bewegung bringet.
Das Rad bey F hat 48. Zähne, und greifet in ein anderes Getrieb bey
G
von 8.
Triebſtecken, deſſen Axe das Rad H träget, dieſes Rad hat eben
ſo
viel Zähne als das vorhergehende bey F, nemlich 48.
; dieſes iſt nicht wie
die
andere formiret, ſondern es hat die Figur einer Krone;
(dahero es auch
das
Cronrad genennet wird) die Zähne diefes letztbemeldeten Rades g@ei-
fen
in ein Getrieb bey I, deſſen Axe, ſo bleyrecht ſtehet, das Steigrad in
K
träget;
dieſes Getrieb bey I hat 24. Triebſtecken, und das Steigrad K
hat
15.
Zähne, die wie die Zähne von einer Säge gemacht ſind; über dieſes
Rad
hin, gehet überzwerg eine Spindel, die bey L und M zween Spindel-
lappen
hat, und von dreyen Zapfen, N, Q.
P. gehalten wird; dieſe Zapfen
ſtehen
an dem Boden B B veſt.
Es iſt zu merken, daß an denen Zapfen N Q
der
untere Theil von Q, der geſehen werden kann, in einer zimlichen Oefnung
durchgebohret
ſeye, durch welche man die Axe LM gehen laſſen muß Dieſer Theil
bey
Q, welcher an dem untern Theil des Zapfens N feſt angemacht iſt,
308286Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Perpendikeluhren. auch das Steigrad K und das Getrieb bey I. In dem Boden BB zeiget
ſich
auch eine groſſe Oefnung, daß man jenſeits dadurch die Spindel und die
Spindellappen
LM kann laufen laſſen.
Dieſe Spindel, die zugeſpitzet iſt,
gehet
in dem Zapfen P und beweget ſich dabey viel leichter, als wann ſie von dem
Boden
BB war@ gehalten worden, gehet auch jenſeits dieſes Bodens, welches
man
alſo nothwendiger Weiſe thun muß, damit man allda das Aermlein bey
S
anbringen könne, welches mit der Perpendikelſtange eben diejenige Bewe-
gungen
oder Vibra@onen verrichten muß.
Dieſe Bewegung ergiebet ſich
wechſelsweiß
, die bald auf dieſe bald auf die andere Seite geſchiehet, da die
Zähne
des Rades K in einer Abwechslung, wie es bey denen gemeinen Uh-
ren
ſich ergiebet, mit denen Spindellappen zuſammen treffen;
das hier kei-
ner
weitern Erklärung nöthig hat.
Vorbemeldetes Aermlein S iſt unten gekrümmet, und in der Mitte in eine
Gabel
gemacht, durch welche die eiſerne Perpendikelſtange gehet, an welcher
bey
X der Knopf angeordnet iſt;
Dieſe Stange wird oben an einem doppelten
Faden
zwiſchen zweyen Blechen aufgehangen, von dergleichen man kein an-
ders
in der erſten Figur als das mit T bezeichnete ſehen kann.
Die zwote
11Fig. 2. Figur giebet zu erkennen, auf was Art die Perpendikelſtange angemacht ſeye,
auch
wie die Krümmung der zweyen Bleche, die man Cyclois nennet, be-
ſchuffen
, davon wir unten mit mehrern handeln werden.
Es iſt leicht abzunehmen, wie ſich dieſe Uhr durch die Kraft der Räder,
die
durch die Gewichte getrieben worden, bewege;
was die übrige Figuren
anlanget
, wird man von ſolchen auch unten handeln.
Die Bewegung wird
vermittelſt
der Perpendikelſtangen V X continuiret, indeme man ſelbige
nur
einmahl in eine Bewegung gebracht, welche die ganze Uhr gehend macht,
weil
das Aermlein bey S, ob es ſchon gar leicht iſt, ſo es in eine Bewegung ge-
bracht
wird, nicht allein wie die Perpendlkelſtange gehet, ſondern auch
noch
ſo viel hilft, ob ſchon die Bewegung nach ihren Bewegungen gar gering
iſt
, daß es beſtändig fortgehet, welche ohne dieſes, wegen des Widerſtands der
Luft
, gar wenig ausrichten könnte, und endlich ſtill ſtehen müſte.
Gleichwie
aber
dieſem Pendul zukommet, daß es ſich jederzeit gleich bewege, wofern es ſich
an
ſeiner Länge nicht verändert, indeme es zwiſchen denen zweyen Blechen an-
geordnet
wird, und dieſes macht, daß das Steigrad bey K weder geſchwin-
der
noch langſamer, wie ſonſten ſolches in andern gemeinen Uhren, die kein
Pendul
haben, zu geſchehen pfleget, gehen könne, da ein jeder Zahn noth-
wendig
in gleichen Zeiträumen durchpaßiren muß, das dann auch macht,
daß
die andern Räder und die Zeiger auf dem Zeigerblat ihre Umgänge in ei-
ner
Gleichheit abſolviren müſſen, indeme ſich alsdann alles proportionirt be-
weget
.
Derowegen, ſo auch ein Fehler in der Conſtruction der Uhr wäre,
oder
daß ſich die Axen oder Spindeln der Räder, wegen der ungemäßigten
309287VI. Buch, V. Capitel. kaum herum drehen könnten, wofern ſie nicht gar ſtehen bleibet, hätte man ſich
nichts
wegen dieſer Ungleichheiten zu befürchten, es wird ſolche allezeit recht
gehen
, wann ihre Bewegung nicht gar aufhöret.
Was die Uhrzeiger, welche die Stunden, Minuten und Secunden
weiſen
, anlanget, muß man ſolche auf folgende Art anordnen:
Man rich-
tet
bey Y Y die dritte Platte ſolchergeſtalten an, daß ſie mit denen zwoen
vorhergehenden
parallel laufe, und von der nächſten, als dem einen Uhrbo-
den
bey A A, nur um 3.
Linien abſtehe. Auf ſolcher Platte als dem Zeiger-
blat
, beſchreibet man innen aus dem Mittelpuncte a, ſo heraus gehet, und
einen
Theil von der Axe, an dem das Walzenrad C ſtehet, ausmacht,
einen
Stundenzirkel, den man in 12.
Theile vor die Stunden abtheilet;
man ziehet auch oarauf einen andern Zirkel, den man in 60. Theile vor die
Minuten
einer Stunde theilet.
Man machet an die Axe R jenſeits des Uhr-
bodens
AA ein Rad bey b ſo in einem kleinen Rohr beveſtiget wird, das biß
in
e jenſeits der Platte Y Y gehet, und accurat an einer Axe, welche es mit ſich
herum
drehet, veſt angemacht iſt, ſo daß man ſie auch inzwiſchen, wann es
nöthig
iſt, allein kann herumgehen laſſen.
Man machet an e den Zeiger, der
die
Minuten weiſet, und in einer Stunde herum gehet, das Rad bey b, von
welchem
wir geſagt, wird das Rad n treiben, da eines ſo viel Zähne hat als
das
andere, nemlich 30.
und das Rad bey f greifet in das Getrieb bey h, das
6
.
Triebſtecken hat, das eine kleine Axe, die ihnen gemein iſt, hat, ſo von
dem
Getrieb d gehalten wird, dieſes Getrieb wird das Rad f in eine Bewegung
bringen
, ſo 72.
Zähne hat, und an ein kleines Rohr angerichtet iſt, welches
durch
die Platte Y gehet, und ſich biß in g erſtrecket ein wenig diſſeits des
kleinen
Rohrs, ſo an dem Rande I veſt angemacht iſt, ſo um dieſes gehet.
Zu
äuſſerſt
an dem kleinen Rohr g richtet man den Zeiger, der die Stunden wei-
ſet
, ſolcher muß noch kleiner als der Minutenzeiger ſeyn, indeme er ſeinen
Umlauf
inwendig verrichten muß:
Damit man aber ſich nicht irren möge,
ſo
man auch die Secunden zu ſehen verlanget, machet man bey dem Ende
der
Spindel oder Axe, welche das Rad H führet, eine runde Platte m, die biß
in
Y gehet;
Dieſe Platte muß in 60. Theile getheilet werden, man machet
eine
Oefnung bey Z in die Platte Y, und ordnet an dem obern Theil bey
11Fig. 3. O einen kleinen Zeiger an, der Secunden weiſet.
Noch deutlicher mag man
die
Anordnung aller dieſer Zeiger und Zirkel in der dritten Figur, welche die
äuſſere
Figur einer ſolchen Uhr vorſtellet, erſehen.
Nachdem wir von der Zuſammenrichtung der Räder gehandelt, ſo müſ-
ſen
wir vor jetzo auch die Länge des Perpendikels angeben, welche ſo groß
ſeyn
muß, daß es bey jeden Strich eine Secunde anzudeuten vermöge, dieſe
Länge
ſoll 3.
Schuh 8 {1/2}. Linie eines pariſer Schuhes, die man von
310288Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Perpendikeluhren. Puncte T der Aufhängung, welches der Anfang von der Krümmung der C@-
clois
iſt, biß zu dem Mittelpunct des Gewichts bey X rechnet, groß ſeyn.
Wir woüen nun auch etwas von der Zeit, innerhalb welcher ſich die
Räder
herumdrehen und von dem Umgang der Zeiger meſden, damit man ſe-
he
, ob alles, was man oben von der Zahl der Zähne geſagt, übereintreffe, al-
ſo
wenn ſich das Rad C einmahl umdrehet, wird ſich das Rad F zehenmahl,
das
Rad H 60mahl, und das obere Rad bey K 100mahl herum drehen, wel-
ches
letzte, indeme es 15.
Zähne hat, und die Spindellappen LL wechſelsweiß
forttreibet
, 30.
Vibrationen abſolvirt, die eben ſo viel bey ihren Hin - und
Hergangen
des Perpendikels XV ausmachen werden;
ſo werden demnach
120
.
Umgänge mit 3600. Vibrationen correſpondiren, welche in der Anzahl
ſo
viel ſind, als Secunden in der Zeit von einer Stunde enthalten.
Alſo ver-
richtet
das Rad bey C ſeinen Umgang innerhalb einer Stunde, ſo wird der
Zeiger
bey e, der daran gemacht iſt, die Minuten weiſen, und wie zu gleichen
Zeiträumen
das Rad b ſeinen Umlauf vollendet, alſo das Rad f mit ſeinem
Triebſtecken
h, ſo 6.
Triebſtecken hat; indeme aber die Anzahl der
Zähne
in dem Rad f 12mahl gröſſer iſt, muß es ſowohl als der Zeiger g,
der
daran gerichtet iſt, ſeinen Umgang innerhalb 12.
Stunden abſolviren.
Endlich ſo das Rad H 60. Umgänge thut, indeme das Rad bey C einen vol-
lendet
, ſo machet dieſes, daß der Zirkel Z, wo die Secunden ſtehen, 60.
Um-
gänge
in einer Stunde, das iſt einen Umgang in einer Zeitminute verrichtet,
alſo
wird ein jeder 60ter Theil des Zirkels Q eine Secunde weiſen.
So nun
alles
ſolchergeſtalten angegeben worden, ſo iſt es klar, daß die ganze Per-
pendikeluhr
in dem Stande ſeyn wird, in dem ſie ſeyn ſoll, daß ſie richtig
gehe
.
Das Gewicht bey X, das zu Ende des Perpendikels angemacht iſt,
erfordert
3.
Pfund Bley, das mit Meßing bedecket iſt; Man muß nicht al-
lein
auf ſeine Schwere, ſondern auch auf ſeine Figur acht haben, auf die
abſonderlich
zu ſehen iſt, weilen der geringſte Widerſtand der Luft allhier
eine
Aufhaltung verurſachen kann, ſo macht man derowegen denſelben in Form
eines
convexen Cylinders, der an dem Rande herum ſchneidigt iſt, gleichwie
man
aus der dritten Figur erſehen kann, welche eine kleine Pendul vorſtellet.

Unterdeſſen
haben auch die Perpendikel, die man auf die Schiffe macht,
auch
ein Gewicht in der Figur bey X, die wie ein Linſenglas geſtaltet ſind,
welche
Figur vor tauglicher als eine andere befunden worden.
Man ſiehet
auch
in eben dieſer dritten Figur, wie man das Gewicht b anordnen müſſe,
damit
die Uhr immer fortgehe, ſo gar, daß, indeme man dieſelbe aufziehet,
die
Bewegung der Uhr nicht aufhöre, welches eine Sache, auf die man wohl
zu
ſehen hat.
Man nimmt aber eine Saite, die man an beyden Enden zu-
ſammen
füget, läſſet ſolche über das Rad d, hernach über die Rolle c gehen,
an
welcher das Gewicht b angemacht iſt, das gegen die Rolle d, ſo auſſen
an
der Uhr angemacht iſt, aufgezogen wird.
Dieſes Rad hat eiſerne Spi-
tzen
, die wie eine Säge geſtaltet ſind;
damit, indeme man die Saiten
311289VI. Buch, V. Capitel. aufziehet, ſolche es verhindern, daß ſie nicht weiche. Die Seite gehet von
dieſer
Rolle hinab auf die andere Rolle in f, an welcher das Gewicht g ange-
macht
iſt, weiche von einer ſolchen Dicke ſeyn muß, daß es das Gewicht b
halten
könne, wann die Saiten über die Rolle f gegangen, ziehet man ſol-
che
dey der Rolle d, daran ſie abgeloffen, wieder auf.
So man nun alles
alſo
angerichtet, ſo iſt leicht zu ſehen, daß die Helfte von dem Gewichte b die
Räder
gehend mache, und die Bewegung nicht auſhöre, ſo man mit der
Hand
die Saite bey e anztehet, ſo wird die Bewegung des Perpendikels
niemahlen
unterbiochen werden, und keio Zeitmoment verlohren gehen.
Man kann die Schwere des Gewichts b nicht allzugenau angeben,
je
leichter aber ſolches ſeyn wird, wofern es nur die Uhr gehend macht, je beſ-
ſer
iſt es:
das Gewicht in den Perpendikeluhren, die insgemein gemacht
werden
, und die die beſte ſind, die vorjetzo zu haben, iſt 6.
Pfund ſchwer,
dabey
man den Durchmeſſer der Rolle d wie gemeldet worden, nur einen
Zoll
groß machet;
Das Gewicht des Perpendikels X iſt 3. Pfund ſchwer
und
3.
Schuh 8 {1/2} Linien lang, der durch das Gehäus und eine Oefnung, die
ſo
groß, als es nöthig iſt, um die Bewegungen zu thun, gemacht wird, ge-
hen
muß;
man kann ſolche llhr ſo hoch aufhängen, als ein Menſch langen
mag
, ſo wird ſolche 30.
Stunden lang gehen.
Letztens haben wir noch anzuweiſen, wie man die Krümmung der Ble-
che
, die man die Cycloidalbleche nennet, daran der Perpendikel hänget,
machen
möge, worauf einig und allein die Richtigkeit der Uhr beru-
11Tabuls
XVIII
. b.
Fig
. 4.
het;
Man beſchreibet den Zirkel A F B K, deſſen Durchmeſſer AB der
Helſte
von der Perpendikellänge gleich ſeve, nimmt auf der Circumferenz
dieſes
Zirkels die Theile A C, C D, D E, E F und A G, G H, H I, I K unter
einander
gleich, und zieyet die Linien CG, DH, EI, FK von einer Thei-
lung
zur andern, ſo werden ſolche parallel ſeyn.
Ferner macht man die Li-
nie
LM dem Bogen AF gleich, die man in eben ſo viele Theile als den Bogen
A
F theilet, nimmt einen von dieſen Theilen, und träget ſelbigen auf die Linie
CG
von C in N und @on G in O:
Nach dieſem nimmt man auf der Linie L M
zween
Theile, träget ſolche auf der Linie DH von D in P und von H in Q, nimmt
dann
auf eben dieſer Linie LM noch drey Theile und träget ſie auf der Linie EI
von
E in R und von I in S.
Endlich nimmt man 4. Theile, welche die ganze
Längeder
Linie LM ausmachen, und träget ſie auf der Linie FK von F in T und
von
K in V, und ſo verſähret man auch mit andern Theilen, ſo man noch
mehr
Puncten auf dem Zirkel AFBK genommen hätte.
Durch die gefun-
dene
Puncten NPRT und OQSV ziehet man die krummen Linien AT, AV,
welche
die Figur der Cyclois formiren, nach welchen man die meſſinge
Bleche
, die man haben will, richten muß, zwiſchen welche man den Perpen-
dikel
aufhänget;
Es iſt ſchon genug ſo man von den Bögen A T und A V
nur
einen kleinen Theil hat, dann ein gröſſerer Bogen zu nichts dienlich iſt,
weil
die Perpendikelſtange ſo weit nicht langen kann.
312290Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Perpendikeluhren, a.
Die zwote Figur giebet zu erkennen, wie die zwey Bleche und die Per-
pendikel
aneinander gerichtet ſeyn.
Um die Linie L M, welche dem Bogen
A
F gleich iſt, zu finden, nimmt man die zwo halben Chorden von dem Bogen
AF
, trägetſolche auf der Linie X V von X in Y, nimmt auch hernach die ganze
Chorde
des Bogens A F und träget ſie von X in Z, alsdann theilet man die
Gröſſe
Y Z in drey Theile, und nimmt einen Theil davon, den man von Z
in
V träget;
die ganze Linie XV wird dem Bogen A F faſt gletch ſeyn.
Der Gebrauch dieſes Inſtruments iſt leicht: wann man auf einer
Sonnenuhr
die Stunde, Minuten und Secunden bemerket hat, zehlet man
hernach
die Bewegungen oder Tacte des Perpendikels, damit man die accu-
rate
Zeit der Obſervationen beſtimmen möge, es wird aber erfordert, daß
das
beſagte Inſtrument recht nach der Bewegung der Sterne gerichtet
werde
.
Die vornehmſte Inſtrumente, welche ein Aſtronome nebſt einem guten
Quadranten
haben muß, ſind eine Perpendikeluhr, ein Sehrohr von 7.
biß 8. Schuhen, darinnen ein Mikrometer angerichtet, um die Zolle der
Sonnen-und
Mondsfinſterniſſen zu beobachten, ein Sehrohr von 15.
biß
16
.
Schuhen, um dadurch die Aus-und Eintritte der Trabanten des Jupi-
ters
zu beobachten, und, ſo es ſich thun läſſet, eine parallactiſche Maſchine
um
die Parallaren der Sterne damit zu nehmen, dergleichen eine
hat
Monſr, de Louville angegeben, von welcher wir
oben
ſchon gemeldet.
Ende des ſechſten Buchs.
27[Figure 27]
313291 28[Figure 28]
Das ſiebende Buch.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der In-
ſtrumenten
, welche zur Schiffahrt dienen.
Das erſte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche des See-
compaſſes
.
Die erſte Figur ftellet eine Roſe von einem Compaß vor, welche die
11Tabula
XIX
.
Fig
. I.
Schiffleute auch Compas de Route nennen.
Ihr äuſſerer Rand
ſtellet
den Horizont der Welt vor;
ſolcher wird zuweilen in 360.
Grade eingetheilet, zum öfteſten aber iſt er nur in 32. gleiche Theile ge-
theilet
, gleichwie derjenige allhier vor die 32.
Gegenden der Winde getheilet
lſt
, davon die vier vornehmſte, welche die Hauptwinde genennet werden,
einander
winkelrecht durchſchneiden, nemlich Nord oder Mitternacht der
durch
eine Lille angedeutet wird, Sud oder Mittag, der gegen denſelben
gerad
über ſtehet, Oſt oder Morgen, Weſt oder Abend.
So man nun
ferner
ein jedes von dieſen Raumen in zween gleiche Theile theilet, hat man die
acht
Rhombos der Winde, und ſo man wiederum einen jeden Naum in zween
theilet
, hat man die acht halbe Rhombos, und ſo man noch einmal jeden von
dieſen
8.
Theilen in 2. gleiche Theile theilet, hat man 16. Quart oder Vier-
tel
der Winde.
Oie vier Seitenrhombi überkommen ihre Namen von
den
vornehmſten, indeme ein jeder vor ſeinen Namen die zween Namen derje-
nigen
, die ihnen am nächſten ſind, annimmt, alſo wird der Rhombus, der
mitten
zwiſchen Nord und Oſt lieget, Nordoſt genennet, derjenige, ſo zwi-
ſchen
Süd und Oſt lieget, Südoſt, derjenige, ſo zwiſchen Süd und Weſt
ſtehet
, Südweſt, und dann der zwiſchen Nord und Weſt, Nordweſt
betitelt
.
Es überkommet gleichfalls ein jeder von den 8. halben Windrhom-
bis
den Namen der zween Rhomborum, die ihme am nächſten ſind, alſo
wird
derjenige, der zwiſchen Nord und Nordoſt ſtchet, Nord Nord-
oſt
, derjenige zwiſchen Oſt und Nordoſt, Oſtnordoſt, und derjenige
zwiſchen
Oſt und Südoſt, Oſt Südoſt genennet, und ſo weiters.
Endlich hat ein jegliches Quart oder Viertel der Winde ſeinen Na-
men
von den Rhombis oder halben Rhombis, die jenem am nächſten ſind,
da
man das Wort Quart oder {1/4}.
nach dem Namen des Rombi, der
314292Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt nächſte iſt, hinzu ſetzet, zum Exempel, das Quart oder {1/4}. des nächſten von
Nord
gegen Nordoſt zu, wird Nord {1/4}.
Nordoſt und dasjenige, das
am
genäueſten von Nordoſt gegen Norden zuſtehet, wird Nordoſt {1/4}.
Nord genennet, und ſo weiters, gleichwie ſolche abgekürzt um die Roſe herum
bezeichnet
ſtehen.
Ein jedes Quart von dem Rhombo hält 11. Grad, 15. Minuten, die
halben
Rhombi 22.
Grad, 30. Minuten, und die ganzen Rhombi 45. Grad
in
ſich.
Der innere Theil dieſer Roſe, welche doppelt ſupponiret wird, iſt
gleichfalls
in 32.
gleiche Theile durch eben ſo viel Strahlen, welche eben dieſe
Wmde
andeuten, getheilet, ihre Mitte aber, die auf einem dicken Papier auf-
geleimet
iſt, hat auf einem ſpitzigen Stift eine freye Bewegung, um ſich de-
ren
zu bedienen, wann man die Abweichung oder die Veränderung der Ma-
gnetnadel
erfahren hat.
Man muß hiebey merken, daß der äuſſere Theil die-
ſer
Roſe an dem Rande des Käſtleins ſtehen müſſe.
Die zwote Figur ſtellet ein Stück von Stahl in einer Rautenfi-
11Fig. 2. gur vor, welches zu einer Magnetnadel gebrauchet wird, das man unter
der
beweglichen Roſe mit zween kleinen Stiften anmachet.
Es muß ſolche
nicht
angeleimet werden, wie einige thun, weilen dieſes einen Roſt verurſa-
chet
, welcher der magnetiſchen Kraft ſehr ſchädlich iſt, das eine Ende des lan-
gen
Durchmeſſers muß accurat unter der Lilie ſtehen, und mit einem guten
Magnetſtein
geſtrichen werden, alſo, daß dieſes Ende gegen Norden der
Welt
ſich kehre.
Wir haben ſchon oben erkläret, wie man die Nadeln, da
wir
von den Magnetſteinen und der Bouſſole gemeldet, ſtreichen ſoll.
Das kleine Stuck, welches in der Mitte der Raute in der Gegend dey
B
ſtehet, nennet man das Hütlein der Magnetnadel, ſolches iſt von Meſſing
gemacht
, und in Form eines Kegels ausgehohlet, man appliciret ſolches in
dem
Mittelpuncte der Roſe, und leimet es an.
Die dritte Figur ſtellet die ganze Büchſe vor, die eine runde Büchſe
22Fig. 3. vom Holz, iſt ungefehr 6.
biß 7. Zoll im Durchmeſſer, und 4. Zoll tief: Man
machet
auch ſolche zuweilen viereckicht.
Es befinden ſich dabey zween kupferne Zirkel, davon der gröſte an der
Büchſe
mit zween Stiften in denen mit B bemerkten Gegenden ange-
macht
iſt.
Der andere Zirkel iſt mit zween andern Stiften, welche durch be-
ſagten
Zirkel diametraliter in denen bey C bemerkren Gegenden gehen, ange-
macht
;
dieſe zween Stifte gehen zugeſpitzt in zwey Löcher, die in der Mitte
und
zwar oben in eine andere hölzerne Büchſe, die inwendig hol und auswen-
dig
erhoben, wie eine Mütze iſt, in welcher die Compaßroſe hinein gethan
wird
, durchgebohret ſind.
315293dienlichen Inſtrumenten, VI. Buch, I. Capitel.
Es müſſen dieſe zween Zirkel eine gar freye Bewegung
haben
, alſo daß, wann die mit A bezeichnete Büchſe flach aufgeſteller wor-
den
, die innere Vüchſe, es mag das Schif vor eine Bewegung machen, wie
es
wolle, alezelt wagrecht und im gleichen Gewichte wegen der doppelten
Bewegung
der Zirkel ſtehen könne.
In der Mitte dieſer Büchſe auf dem
Boden
iſt ein hübſch geraber und wol ſpitziger m@ſſinger Stift eingefüget,
auf
welchen man das Hütlein, das die Roſe trüget, ſetzet, welches eine ganz
freye
Bewegung haben muß.
Wann nun die Nadel mit dem Magnet geſtrichen
worden
, wie wir oden geſag@haben, ſo wird die Linie gegen Norden zu ge-
hen
, und alle andere Rhombi der Winde werden werden gegen die andere Theile
der
Welt zugewendet ſeyn.
Man thut ein Glaß, welches die Roſe dedeckt,
darüber
, damit der Wind ſolche nicht hin und wieder bewege.
Man findet auch auf jedem Schif einen Compaß, mit welchem man
die
Abweichung oder Veränderung der Magnetnadel finden kann, ſolcher
iſt
eben ſo gemacht, wie derjenige, von dem wir eden geſagt, aber der äuſſere
Rand
der Roſe muß in 4 mal 90.
Grad eingetheilet werden, da man dey
Nord
und Süd zur linken und rechten Hand anfänget.
Dieſer muß allda
um
die Büchſe herum zwey dewegliche Abſehen haben, damit man die Sterne
daburch
deobachten könne, man ſpannet ferner einen Faben von einem Abſehen
zum
andern, welcher oberhalb durch den Mittelpunct der Roſe gehet, alſo
daß
, wann man einen Stern durch die zwey Abſehen ſiehet, der Faden, der
mitten
durch die Roſe gehet, den Strahl des Sterns vorſtellig mache;
Dieſe
Gattungen
von Compaſſen werden Compas de Variation ader Abweichungs-
compaſſe
genennet.
Von dem Gebrauche des Seecompaſſes.
Nachdeme man in einer Seecharte die Noute oder den Weg, wel-
chen
das Schif, um an den verlangten Ort kommen zu können, nehmen
muß
, wol deobachtet, und den Compaß in dem Zimmer des Steuermanns
dergeſtalten
veſt geſtellet, daß die zwo parallete Seiten der viereckichten
Büchſe
nach der Lönge des Schiffes ſtehen, das iſt parallel mit der Linie,
melche
ſich von dem hintern Theil des Schiffes diß zu dem Vordertheil er-
ſtrecket
, laufen, ſo bemerket man mit einem Creutz, ober eiyem andern Zeichen
das
Mittel, der mit der Lönge des Schiffes perpendiculargehenben Seite
von
der Büchſe, und zwar derjenigen, die am weiteſten von dem Hinter-
theil
des Schiffes entfernet iſt, damit man mit Beyhülfe deſſen,
das
Steuerruder darnach regieren könne.
316294Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt
Exempel.
Wir wollen aus der Inſul Oüeſſant an den Gränzen von Bretagne,
die
gegen Breſt Abendwärts lieget, abſchiffen, und gegen das Cap de Fi-
nisterre
in Gallicien zu fahren.
Wir ſuchen erſtlich in einer Seecharte,
die
auf die Manier, wie wir hernach fagen werden, redueiret worden, wie
das
Schiff ſoll geleitet werden, da werden wir dann damerken, daß die
Noute
zwiſchen Südweſt und Süd Südweſt, das iſt, nach der Linie,
welche
gegen Südweſt {1/4}.
Sud gehet, geſchehe; ſo man nun den rech-
ten
Wind darzu hat, muß man das Steuerruder dergeſtalten wenden,
daß
die Linie von Sudweſt {1/4}.
Sub accurat mit dem Creutz, das auf dem
Nande
des viereckigten Compaßes dezeichnet worden, überein treffe, und
hierdurch
kann man, welches zu bewundern iſt, den Lauf des Schiffes
dey
Nacht wie bey Tag in einem zugeſchloſſenen Zimmer, eben als wann man
in
freyer Luſt wäre, dey trüben Wetter, wie bey einem ſchönen, lenken, ſo
daß
man allezeit wird wiſſen können, ob das Schiff von ſeinem rechten Weg,
den
ſolches gehen muß, abweiche.
Von der Veränderung oder Abmeichung des
Magners
.
Die Erfahrung hat uns gelehret, daß die Magnetnabel von der wah-
ren
Mitternacht abweiche, das iſt, daß die Linie nicht vollkommen gegen Nor-
den
der Welt gehe, ſondern daß ſelbige zuweilen gegen Morgen, ein ander-
mal
aber gegen Abend mehr ober weniger zu unterſchiedlichen Zeiten und an
verlchiedenen
Oertern abweiche.
Um das Jahr 1665. hatte die Magnetnabel ganz keine Abweichung zu
Paris
, an ſtatt daß anjetzo ihre Abweichung allda gröſſer als 12.
Grao von
Mitternacht
gegen Abend iſt, derowegen muß man dahin abſonderlich dedacht
ſeyn
, wie man die Abweichung der Magnetnadel allemalen, ſo oft eine gute
Gelegenheit
ſich zeiget, beobachten möge, damit man darauf dey Regie-
rung
des Schiffes acht haben könne.
So nun, zum Exempel, die Abweichung der Magnetnadel 10. Grad
groß
in der Inſel Oüeſſant von Norden gegen Weſten wäre, welche In-
ſel
wir den Ort von der Abſeglung unſers Schiffs ſupponirel haben, und
daß
man accurat nach der Linie von Südweſt {1/4}.
Süd gienge, ſo würde
man
an ſtatt an das Cap de Finisterre zu gelangen, in eine andere Gegend,
die
um 10.
Grad weiter gegen Morgen liegt, kommen, damit man ader hier-
innen
ein Hülfsmittel haben möge, muß man das Creutz, welches den
Nhombum
der Direction andeutet, auf dem viereckigten Compaß von ſei-
ner
Stelle thun, und ſolches gegen Oſten um ſo viel Grad, als die
317295bienlichen Inſtrumenten, XII. Buch, I. Capitel. chung der Nadel gegen Weſten iſt, verſetzen, und alſo muß allemalen, wann
man
eine neue Abweichung des Magnets wird deobachtert haben, der Ort des
beſagten
Creutzes verändert werden.
Wann die Büchſe ganzrund iſt, ma-
chet
man ein Zeichen an die Büchſe gegen Norden und Süden über.
Wann aleichfalls ein Schiff aus Sorlingen in Engelland abfähret,
um
nach der Inſel Maderas zu gehen, werden wir auf der Seekarte fin-
den
, daß der Lauf des Schiffes gegen Süd Südweſt geſchehen müſſe,
ſo
aber zu ſolcher Zeit die Abeichung der Magnetnabel 6.
Grad von Nor-
den
gegen Oſten iſt, muß man mit dem an dem Nand des Compaßes demerk-
ten
Creutz um ſo viel Grad gegen Abehd zuruck gehen, damit man den Lauf
des
Schiffes recht dirigiren möge, indeme man auf deſagtes Creutz den in
der
Seekarte gefundenen Rhombum der vorhabenden Schiffahrt ap-
pliciret
.
So man ſich aber eines Compaßes dedienet, in welchem man den
Stand
der Magnetnadeln verändern kann, gleichwie derjenige mit der dop-
pelten
Noſe iſt, muß die Lilie der Windroſe alſo geſtellet werden, daß ihre
Spitze
das wahre Nordpunct anzeige, und dabey wol in acht nehmen, um
ſolche
allemalen, ſo man eine Veränderung dey der Abweichung des Magnets
findet
, zu verändern, in dieſem Fall nun darf man nicht das Creutz, wel-
ches
auf dem Nand des Compaßes den Rhombum der Direction des Schif-
fes
andeutet, von ſeiner Stelle thun.
Es iſt ſehr nothwendig, abſonderlich auf den Reiſen, die lang währen,
daß
die Schiffleute oft in dem Himmel ihre Veobachtungen anſtellen, auf
daß
man die Abweichung der Magnetnadel accurat haben möge, damit man
nicht
nur allein den Lauf des Schiffes wol dirigiren, ſondern auch abſonder-
lich
wiſſen könne, wo man, nach einem groſſen aus geſtandenen Sturm ſich
befinde
, innerhalb welchen man genöthiget iſt, die rechte Noute zu verlaſſen,
indeme
man fich von den Winden und Wellen mit Gewalt fortführen la-
ſen
muß, welche dann wiederum den Weg fortleiten müſſen.
Die Abmeichung der Magnetnadel zu finden.
Man hat allerhand Mittel, die Abweichung des Magnets zu beobach-
ten
, zum Exempel, aus dem Auf-und Untergang eines Sterns, oder aus der
Beobachtung
zwoer gleichen höhen des Sterns üder dem Horizont wei-
len
ſolcher zu dieſen deyden Zeiten in gleicher Weite von dem wachren Weri-
dian
der Wett, oder von ſeinem Durchgang burch den Meridian adſte-
hen
wird.
Aber alle diefe Mittel ſind faſt gar nicht auf der See anzubringen, erft-
lich
weilen man, indeme nicht accurat genug die Zeit, wann die Sonne oder
ein
anderer Stern durch den Meridian gehet, erforſcht werden kann,
318196Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt Zeit anwenden muß, um aus vielen Beobachtungen zu entbecken,welches die
gröſte
Höhe der Sonne, das iſt, die Mittagshöhe ſeye.
Zum andern, weilen die Sonne ihre Declination, und das Schiff
die
Breite zwiſchen zwden Beodachtungen ihrer gleichen Höhe über dem
Horizont
, oder zwiſchen jhrem Auf und Untergang um ein merkliches ver-
ändern
kann.
Man kann die Veränderung oder Abweichung der Magnetnadel viel ge-
fchwinder
durch einen einige Bevdachtung aus denen Amplitudinibus oder Weiten
der
Sterne finde, man muß aber von folchen die Abweichung und die Breite
des
Orts, wo man it, zuvor wiſſen;
ſo man nun ſolches ſupponiret, kann man
vor
die Weiten der Sterne, deren man ſich zu bedienen verlanget, eine ſchon
derechnete
Tabelle haben.
Die Amplitudo ortiva eines Sterns iſt der Bogen des Horizonts
welcher
zwiſchen dem Puncte, wo er aufgehet, und dem wahren worgenpunct
enthalten
iſt, und die Amplitudo occidua iſt der Bogen des Horizonts, wel-
cher
zwiſchen dem Puncte, wo er untergehet, und dem wahren Abendpunete
begriffen
iſt.
Die Sterne, deren Abweichung mitternächtig iſt, haben auch ihre mit-
ternächtige
Weiten, und die, welche eine mittägige haben, geben auch ihre
Weiten
auf eben derſelben lSeite.
Je gröſſere Abweichungen die Gterne
haben
, je gröſſere Weiten haben ſie auch, die Obliquitäten der Sphären
vermehren
auch die Weiten der Sterne;
dann in denen geraden Sphären
ſind
die Weiten der Sterue accurat mit ihren Declinationen gleich, hinge-
gen
aber ſind jene in denen ſchieſen Sphären gröſſer.
Man wird bey jeder Beobachtung eine andere Weite des Sterns ha-
ben
, die man die odſervirt Weite benennen kann, welche die Diſtanz iſt
von
Oſt des Compaßes, diß an das Punct des Horizonts, wo der Stern
aufgehet
, vder die Weite von Weſt des Compaßes, diß auf das Punct, wo
die
Sonne untergehet.
Dieſe Weite wird deobachtet, indeme man durch die Oefnungen,
oder
durch die Abſehen des zur Abwich ung zu finden dienlichen Compaßes
ben
Auf oder Untergang des Sterns detrachtet, gleichwie nun der Fa-
den
, der mitten durch das Mittelpunct des Inſtruments gehet, den Strahl
des
Sterns vorſtellet, ſo werden die Grade der Noſe, die zwiſchen dieſem
Faben
diß auf Oſt oder Weſt in dem Compaß enthalten ſind, die Grade
der
odſervirten Weiten andeuten, endlich wird man, indeme die Wei-
ten
der calculirten Tabelle mit der obſervirten Weite verglichen wird,
die
Abweichung der Nadel, wann anderſt ſolche an dem Orte eine hat, auf
die
Manier, wie wir erklären wollen, erſahren.
319297dienlichen Inſtrumenten, VII. Buch, I. Capitel.
Exempel.
Wann wir auf der See den 15ten May Anno 1709. bey 45. Graden
der
mitternächtigen Breite begriffen ſeyn, ſo weiß man aus einer derechne-
ten
Tabelle, daß die Abweichung der Sonne um 19.
Grade gegen Witter-
nacht
zu ſeye, und ihre Amplitudo ortiva 27.
Grade, 25. Minuten auch gegen
Mitternacht
zu ſtehe.
Man deobachtet aber die Sonne, nach ihren Aufgang
mit
denen Abſehen des um die Abweichung des Magnets zu beodachten dien-
lichen
Compaßes, und findet, daß ſie zwiſchen den 62.
und 63 ten. Grade, von
Mitternacht
an gerechnet, gegen Oſten der Roſe gehend, das iſt zwiſchen
dem
27.
und 28. Grade von Oſten an gerechnet, aufzugehen ſcheine; gleich-
wie
aber in dieſem Fall di deobachtete Amplitudo der berechneten gleich
iſt
, ſo iſt zu ſchlieſſen, daß in dieſer Gegend und zu dieſer Zeit, die Nabel gar
keine
Abweichung habe.
Wann aber die Sonne ſich zwiſchen dem 52. und 53. Grad von Nor-
den
gegen Oſten gerchnet, im Aufgang gezeiget hätte, würde ihre obſervirte
Amplitudo
37.
diß 38. Grad, nemlich um 10. Grad gröſſer ſeyn, als diejenige
der
calculirten Tabelle iſt, worauss man erfähret, daß die Magnetnabel von
Norden
gegen Oſten um 10.
Grad abweiche: So aber im Gegentheil die obſer-
virte
Morgenweite (Amplitudo ortive kleiner als die calculirte wäre, wärde ihr
Unterſchid
die Abweichung der.
Nadel von Norden gegen Weſten anzei-
gen
.
Dann wann die obſervirte Amplitudo gräſſer als die wahre iſt, ſo
kommet
ſolches daher, daß, indeme der Oſt auf dem Compaß von der Gon-
ne
zuruck gegen Süden weichet, die Lilie der Noſe gegen Oſten zu ſich net-
gen
, und die Veränderung von Nordoſt geben müſſe.
Die Urſache bey
dem
Gegentheil iſt ebenfalls klar.
Wann die calculirte Morgenweite auf der Seite von Süden ſtehet,
wie
auch die obſervirte Amplitudo, und ſolche iſt babey gröſſer, ſo wird die
Declination
der Nabel Nordweſt ſeyn:
Wann aber ſolche im Gegentheil
kleiner
iſt, wird die Declination Nordoſt ſeyn, und zwar um ſo viel Grade
als
ihr Unterſchide iſt.
Was wir oden von denen Morgenweiten (Amplitudinibus ortivis) gegen
Norden
geſagthaben, das muß auch von denen Abendweiten (Amplitudinibus
Occiduis
) gegen Süden verſtanden werden, und was wir von denen Mor-
genweiten
gegen Süden geſagt, das muß auch dey denen Abendweiten gegen
Norden
ültig ſeyn.
So ſich endlich die Amplitudines von unterſchiedlicher Benennung
befinden
, @um Exempel, dey denen Amplitudinibus ortivis, wann die cal-
culirte
Amplitudo iſt 6.
Grad gegen Norden, und die odſervirte 5. Grad
gegen
Süden, ſo iſt es eine Anzeige, daß die Variation, welche in dem Fall
NO
ſeyn wird, ſich gröſſer als die wahre Amplitudo befinde, als die der
Summe
der zwoen Amplitudinum, nemlich der wahren und
320298Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt gleich ſeyn wird; ſo man nun ſolche zuſammen addire,t wird man 11. Grad
vor
die Variation N.
O. haben. Gleiche Veſchaffenheit würde es auch mit
den
Amplitudinibus occiduis haben.
Man kann auch die Veränderung der
Magnetnadel
zu jeder Stunde durch das Azimuth eines Sterns finden, ſo
man
ſeine Höhe und ſeine Declination ſamt der Vreite des Orts hat, gleich-
wie
wir ſolches ſchon in dem 26.
und 27. Nutzen des Buchs, welches deti-
telt
wird l’Uſage des Aſtrolabes, und Anno 1702.
gedrucket iſt, pag. 119. und
denen
folgenden erkläret haben.
29[Figure 29]
Das zweyte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtru-
menten
, welche dey den Hähen der Sterne
zu
deobachten nützlich ſind.
Von dem Seeaſtrolabio.
Das gemeinſte Inſtrument, um die Höhen auf dem Meer zu nehmen,
11Fig. 4. iſt das Aſtrolabium, welches ein Zirkel vom Kupfev oder Meſſing, un-
gefehreinen
Schuh im Durchmeſſer, und 6.
biß 7. Linien dick iſt,
auf
daß es aber auch eine Schwere habe, machet man zuweilen noch ein Ge-
wicht
von 5.
diß 6. Pfunden in der Gegend dey B daran, damit, wann es bey
ſeinem
Ning A aufgehangen worden, welcher recht beweglich ſeyn muß, es
ſich
leicht auf alle Seiten drehen, und im perpendicularen Stande in wäh-
render
Bewegung des Schiffes bleiben könne.
Es wird ſolches in 4 mal 90. Grade eingetheilet und gar oft in halbe
und
{1/4}.
Grade.
Es iſt allerdings nöthig, daß die gerad Linie C D, welche den Ho-
rizont
vorſtellet, vollkommen rongrecht ſeye, damit man allda die Eintheilung
des
Zirkles anfangen könne.
Um ſolches nun zu examiniren, muß man
durch
die Durch ſchnitte oder kleme Löcher der Abſehen FG beobachten, wel-
che
Abſehen zu äuſſerſt an der beweglichen Regel, die ſich ganz frey vermit-
telſt
eines Stifts mit einem Ropf um den Mittelpunct E dreyet, angemacht
ſind
.
Man muß, ſage ich, ein einiges ſehr weit entlegenes Object be-
odachten
, indeme man das Au@ an das eine von deſagten Abſehen anſetzet:
Wann nun, nachdeme das Aſtrolabium umgewendet worden, eben das
Object
alle zweymal, ohen daß die Regel verändert werde, ſich ſehen
läſſet
, ſo iſt es eine Anzeige, daß die Abſehungslinie mit dem
321299dienlichen Inſtrumenten, VII. Buch, II. Capitel. zont übereint@effe: ſo man aber, um zum andernmal eben das Object zu
ſehen
, die bewegliche Regel bewegen, das iſt, höher oder niedriger rich-
ten
muß, wird das mittlere Punct zwiſchen dieſen zween Ständen die
wahre
Horizontallinie, welche durch den Mittelpunct des Inſtruments ge-
het
, anzeigen.
Hier aber iſt der beſte und ſicherſte Weg, ſolches Inſtru-
ment
nach unterſchiedlichen wiederholten Beobachtungen vorhero zu verifici-
ren
, ehe man die Eintheilung anfänget, welche auf die Manier, die wir oben
erkläret
haben, gemacht wird.
Von dem Gebrauche des Aſtrolabii.
So man die Höhe der Sterne über dem Horizont und ihre Entfernung
von
dem Scheitelpuncte, welche das Complement davon iſt, zu beobachten
verlanget
, muß man, um dieſes in das Werk zu ſtellen, das Aſtrolabe bey
ſeinem
Ring aufhängen, und ſeine Seite gegen den Stern wenden, indeme
das
eine Ende der beweglichen Regel F in die Höhe gerichtet wird, biß der Ra-
dius
des Sterns durch die zwey Abſehen F G gehe, ſo wird als dann die beweg-
liche
Regel bey ihren Enden um den eingetheilten Zirkel herum die Höhe des
Sterns
H von C biß F anzeigen, welche zwiſchen dem Horizontalradio EC und
dem
Radio des Sterns EF enthalten iſt, wellen dieſes Inſtrument in dieſer
Stellung
einen Verticalzirkel vorſtellet.
Die Einthellung BG oder AF wird
die
Diſtanz des Sterns vom Scheitelpuncte andeuten.
Von der Zubereitung eines Sonnenringes.
Dieſe Figur ſtellet einen Ring oder Zirkel von Kupfer vor. Er wird
11Tab. XIX.
Fig
. 5.
8.
biß 10. Zoll groß im Durchmeſſer gemacht, und muß von zimlicher Dicke
ſeyn
, damit, wann er ſchwerer iſt, deſto beſſer ſeinen perpendicularen Stand
behalte
;
die Eintheilung geſchiehet auf der concaven Fläche. Bey C iſt ein
kleines
Loch, welches durch den Ring parallel mit ſeiner Fläche gehet;
dieſes
Loch
iſt 45.
Grad weit von dem Punct, aus deme er herab hänget, entfernet,
und
das iſt der Mittelpunct eines Quadrantens D E, der in 90.
Grade gethei-
let
wird.
Einer von ſeinen Strahlen C E laufet mit dem verticalen Durchmeſſer
aus
dem Punct, woran der Ring hänget, und der andere als ein Horizontal-
radius
iſt eben dem Durchmeſſer perpendicular.
Wir wollen anjetzo nichts von der Richtigkeit, mit welcher man die-
ſen
Durchmeſſer haben muß, melden;
ein geſchickter Arbeiter wird ſolches
wol
ausfinden und thun können.
Ferner ziehet man Radios aus dem Mit-
telpuncte
C auf alle Grade des Quadrantens DE, damit ſolche auf der innern
Fläche
des Inſtruments von F biß in G mögen angedeutet werden.
Man
322300Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt dieſe Eintheilung beſonders auf einer Fläche aufreiſſen, und hernach ſolche
ganz
accurat in die Concavitat des Zirkels eintragen.
Die Urſache aber, warum man dieſes Inſtrument noch äſtimiren muß,
iſt
dieſe, daß die Eintheilungen, nach Proportion ihrer Gröſſe, gröſſer ſeyen
als
diejenige im Aſtrolabio.
Vom Gebrauche dieſes Sonnenringes.
Man muß den Ring, um ſich deſſen zu bedienen, bey dem kleinen Ring-
lein
B aufhängen, und ſolchen gegen die Sonne A wenden, alſo daß ihr
Strahl
durch das Loch C gehe, ſo wird dann beſagter Ring auf ſeinem Boden
von
F biß in I die Grade der Sonnenhöhe zwiſchen dem horizontalen Strahl
CF
und dem Strahl des Sterns CI andeuten, und der Theil IHG wird ſeine
Diſtanz
vom Scheitelpunct zwiſchen dem Strahl CI und dem Vertical-
radio
C G anzeigen.
Von dem Ouadranten.
Das in der 6ten Figur angedeutete Inſtrument iſt ein Quadrant, deſ-
ſen
Radius ungefehr einen Schuh macht, er wird in 90.
Grad, und oft von
11Fig. 6. 5.
zu 5. Minuten durch Transverſallinien eingetheilet. Es ſind zwey Abſe-
hen
auf einem von ſeinen Radiis A E angerichtet, der Faden, an dem das
Senkbley
iſt, wird im Mittelpuncte A veſt angemacht.
Wir wollen nicht
weitläuftig
bey der Conſtruction dieſes Inſtruments ſeyn, indeme wir ſchon
in
dem fünften Capitel des IV.
Buchs, welches von der Zubereitung des geo-
metriſchen
Quadrats handelt, davon zur Genüge geredet haben.
So man ſich deſſen bedienen will, muß ſolcher gegen den Stern D ge-
wendet
werden, alſo daß ſein Radius D A B durch die zwey Abſehen A und B
gehe
, ſo wird alsdann der Bleyfaden, welcher ganz frey die Grade des Qua-
drantens
anrühren muß, in C die Höhe der Sonne von B biß in C, und ſein
Complement
von C biß in E, bemerken.
Von dem Radio oder Meßſtab, oder dem ſogenannten
Jacobsſtab
, (de l’Arbaleſtrille).
Di ſes Inſtrument beſtehet aus zweyen Stücken, davon das eine, wel-
22Tab. XIX.
Fig
. 7.
ches ungefehr 3.
Schuh lang iſt, der Stab, und das andere, welches kürzer
iſt
, das Zwergſtuck oder der Laufer genennet wird.
Der Stab AB iſt ein Stuck von Ebenholz, das überall hübſch viereckicht,
6
.
biß 7. Linien dick, und nach ſeiner ganzen Länge fein gleich iſt.
Das Zwergſtuck C D iſt ein Stuck von Birnbaum, das auf einer
Seite
fein eben und gleich gemacht ſeye, das juſt in ſeiner Mitten
tin
viereckigtes Loch hat, weiches dicker allda ſeyn muß, damit der
323301dienlichen Inſtrumenten, VII. Buch, II. Capitel. indeme er in dieſem Loch hin und wieder geſchoben wird, etwas keb gehe, und
ſich
immer perpendicular mit dem Zwergſtuck befinde.
Der Stab muß der Lange nach in Grade und Minuten auf jeder von
dieſen
vier Seiten getheilet werden, welche voneinonder in nichts als nur in
der
Gröſſe ihrer Grade unterſchieden ſind, die nach der unterſchiedlichen
Gröſſe
der Zwergſtücke oder Laufer proportioniret ſind, dann eine jede Seite
muß
ihr beſonderes Zwergſtuck haben.
Der Anfang der Theilung wird bey A, wo das Aug des Beobachters
ſtehet
, gemacht, das ungefehr einen halben Zoll von dem Ende des Stabes,
wegen
der Converität ſeines Cörpers, abſtehet, dann in ſeinem Mittelpunct
müſſen
die meiſte Strahlen der Objecte einander durchſchneiden.
So man nun die Seite A B zu theilen verlanget, damit ſie zu dem grö-
ſten
Zwergſtuck dienlich ſeye, ſo muß man in denen calculirten Tabellen die
Tangenten
der Grade eines Zirkels, deſſen Radius der Helfte des beſagten
Zwergſtucks
gleich ſeye, ſuchen, ſolche aus dem Puncte A auf die Fläche AB
übertragen
, und auf jeder Eintheilung die Zahl anſetzen, welche denen Tan-
genten
des Complements von der Helfte des Bogens zukommet, den man
dann
vermittelſt eines Maßſtabes von 1000.
Theilen, ſo der Helfte von beſag-
tem
Zwergſtuck gleich iſt, andeuten kann.
Wann man, zum Exempel, auf dem Stab das Punct von 90. Gra-
den
bemerken will, ſo iſt die Helfte 45, und ſein Complement auch 45, de-
ren
Tangens gleich dem Strahl iſt;
ſo wird demnach die Helfte des Zwerg-
ſtucks
ganz accurat der Diſtanz von dem Ende an, des Auges bey A biß auf
das
Punct des 90ten Grads gleich ſeyn:
dann das halbe Zwergſtuck iſt der
Radius
eines Zirkels, deſſen Tangenten auf dem Stab enthalten ſind, gleich-
wie
ſolches gar leicht aus der 8ten Figur zu erſehen iſt.
So man nun gleichf alls das Punct des 80ten Grades darauf verzeich-
nen
will, davon die Helfte 40, und ſein Complement 50.
iſt, wird der
Tangens
von 50.
Graden geſuchet, ſo findet man 119175@, von welcher
Zahl
man die zwo letzten Zahlen wegſchneiden muß, indeme wir den Radium
oder
das halbe Zwergſtuck nur 1000.
gleiche Theile groß an ſtatt der 100000.
Theile, welche in denen Tabellen dem Radio zugeeignet worden@ ſupponi-
ret
haben, ſo wird demnach dieſer Tangens faſt 1192.
feyn; nachdeme man
nun
auf dem Maßſtab 192.
Theile genommen, müſſen ſolche unterhalb aus
dem
Puncte von 90.
Graden, um 80. Grade auf dem Stab zu bemerken, auf-
getragen
werden.
So man nun gleichfalls darauf 70. Grade andeuten will,
iſt
die Helfte 35.
, und ſein Complement 55. , deſſen Tangens 1428 iſt, ſo muß
man
dann die Weite von 428.
gleichen Theilen, die auf dem Maßſtab genom-
men
worden, von dem Puncte der 90 Grade an auftragen, um auſdem Stab
70
.
Grade anzudeuten, und ſo bey allen andern Graden und Minuten, ſo weit
als
nemlich der Stab dergleichen in ſich wird begreifen können.
324302Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt
So aber die Helfte des groſſen Zwergſtucks oder Laufers 10. Zoll groß
iſt
, und der Stab 2.
Schuh 6. Zoll, kann man auf der Seite, die jenem zu-
kommet
, die Grade unter 40.
gar nicht haben, weilen der Tangens des Com-
plements
von 20.
Graden, welcher iſt 70. , 2747. Theile, das iſt faſt drey-
mal
den Radium in ſich enthält.
Wann aber die Helfte des zweyten Zwergſtucks 6. biß 7. Zoll groß
ſupponiret
wird, ſo kann man die Grade auf der Fläche, welche jenem zuge-
höret
, von 90.
Graden biß auf 30. bemerken.
Wann ferner die Helfte des dritten Zwergſtucks 4. biß 5. Zoll groß
iſt
, kann man auf der Seite, die jenem zukommet, die Grade von 90.
biß auf
20
.
andeuten.
Endlich ſo der vierte und kleinſte Laufer nur 2 {1/2}. Zoll groß iſt, kann
man
auf der Seite, die dazu gehöret, die Grade von 90.
biß auf 10. an-
zeigen
.
Bey groſſen Höhen bedienet man ſich der groſſen Zwergſtücke oder
Laufer
, weilen die Eintheilungen davon weit richtiger ſind, bey den kleinern
Höhen
aber muß man ſich der kleinen Zwergſtücke bedienen.
So man ferner die Seite, welche zu einem Zwergſtuck gehörig iſt, ſu-
chet
, darf man nur ſeine Helfte auf dem Stab appliciren;
wann nun ſolche
ſich
mit der Diſtanz von dem Ende an, welches das Ende des Auges genen-
net
wird, biß auf 90.
Grade in gleicher Gröſſe befindet, wird man die zu
dem
Zwergſtuck gehörige Seiten haben.
Man kann auch die Grade mechaniſch auf deren Stab auf folgende
Manier
finden.
Man muß einen groſſen Quadranten oder vierten Theil eines Zir-
11Fig. 7. kels ziehen, deſſen Radius ſo groß als der Stab A B ſeye.
Dieſer Qua-
drant
muß in Grade und Minuten von 10.
zu 10. Minuten eingetheilet wer-
den
;
nachdeme nun der Stab in ſeinem Laufer C D eingefüget worden, alſo
daß
der flache Theil des beſagten Lauſers gegen das Ende bey A des Stabes
gewendet
ſeye, muß man ſolchen auf dem Quadranten dergeſtalten applici-
ren
, daß das Ende A accurat auf den Mittelpunct des Quadranten treffe, und
daß
das Ende von dem Laufer allezeit auf dem Radio A F ſtehe.
Man
läſſet
den Laufer C D ganz leiß gegen das Ende A zu gehen, biß ſein an-
derer
äuſſerer Theil im C den Radium A M berühre, der durch den Grad,
den
man auf dem Stab bemerken will, gehet, welchen Grad man in
der
Gegend, wo der Laufer im Puncte E anrühret, andeuten, und dann
mit
dem Laufer dem Mittelpuncte A, längs dem Radio A D F immer näher zu
kommen
, fortfahren muß, bißer nach und nach die Radios aller Grade berüh-
re
, um ſolche auf einer Seite längs dem Stabe A B anzuſetzen, die ſich mehr und
mehr
vergröſſern, wann ſie gegen das Ende A gelangen.
Man kann einen Fa-
den
im Mittelpuncte A anmachen, welcher als ein Radius wie AM dienen
möge
, da man ſolchen auf alle Grade nacheinander ausſpannet,
325303dienlichen Inſtrumenten, VII. Buch, II. Capitel. nemlich, und ſo weit man denſelben das Ende C des Laufers berühren laſſen
wird
.
Auf eben dergleichen Art kann man auf den andern Seiten verfahren,
um
darauf die Eintheilungen nach verſchiedenen Laufern oder Zwergſtück en
anzudeuten
.
Die kleine Figur P zeiget einen Laufer, wie er von vorn mit ſei-
nem
Loch angeſehen wird.
Vom Gebrauche des beſagten Radii oder Ja-
cobsſtabs
.
Wann die Höhe eines Sterns von vornen mit dieſem Maßſtab be-
obachtet
werden ſoll, muß man, nachdeme der Laufer an dem Stabe auf der
Seite
ſeiner Fläche, und zwar die platte Seite gegen das Ende des Auges
A
geſchoben worden, eben dieſes Ende beo dem Auge zu, veſt halten, und
den
ſichtbaren Horizout durch das Ende von unten in D des Laufers C D nach
den
horizontalen Geſichtsradium A D F anſehen, da man den Laufer längs
dem
Stab hin und wieder gehen läſſet, indeme ſolcher gegen das Aug.
oder
davon
, geſchoben wird, biß man den Stern durch das Ende C des Laufers
ſehe
, alsdann wird er auf dem Stab die Grade von der Höhe des Sterns auf
der
Seite, die im Fortgehen gehen gegen 90.
oder gegen das Ende des Auges
ſich
immer vergröſſert, anzeigen;
nicht weniger auch gegenüber die Weite
des
Sterns biß zu dem Scheitelpunct oder das Complement ſeiner Höhe auf
der
andern Seite, welche im Abnehmen gegen eben die Ende des Auges in A
gehet
.
Man nimmt die Höhe von vornen auf die Sterne und die Sonne zu,
wann
ihre Strahlen wegen einiger darzwiſchen ſtehenden Wolken wenig Stär-
ke
haben, oder man ſtellet ein Stuck von einem dunkel gemachten Glaß vor das
Aug
, damit ſelbiges vor den Sonnenſtrahlen bewahret werde.
Wann man die Höhe der Sonne von hinten zu mit dem Strahl oder
Meßſtab
beobachten will, ſo muß erſtlich der flache Theil des Laufers zu
Ende
des Stabes A dergeſtalt angeſetzet werden, daß alles gleichſam ein
Stuck
zu ſeyn ſcheine.
Ferner füget man an den Stab den kleinſten von den
4
.
Laufern, und wendet ſeine flache Seite auch gegen das Ende in A zu, ſe-
tzet
endlich unten zu Ende bey D am Laufer eine Gattung von einem kupfernen
Abſehen
daran, deſſen Einſchnit parallel mit der Fläche des Horizonts
laufe
.
Wann nun der Radius oder Meßſtab alſo zuſammen gerichtet worden,
muß
man den Rucken gegen die Sonne wenden, und den ſichtbaren Hori-
zont
durch das Abſehen D, und von unten durch die überzwergſtehende Sei-
ten
, welches mitten an dem kleinen Laufer iſt, anſehen, indeme man nun alſo
den
Horizont ſiehet, muß dieſer kleine Laufer ſo lang vor und rückwärts ge-
ſchoben
werden, biß der Schatten vom Ende C des groſſen Laufers ſich
326304Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt der Ueberzwergſeite des kleinen Laufers, in der Gegend, welche in der
Mitte
der Dicken von dem Stab befindet, enden, alsdann aber wird der
kleine
Laufer auf dem Stab die Grade von der Sonnenhöhe und ſeines
Complements
anzeigen.
Man bedienet ſich zum öftern dieſer zwoten Methode, da man nemlich
die
Höhe des Sterns von hinten zu beobachtet, weilen in dieſem Fall das
Aug
nur einen einigen Geſichtsradium zu beobachten hat, an ſtatt daß man
ſonſten
deren zween, wann die Höhe von vornen genommen wird, zu neh-
men
hat.
Wann man die Höhe von vornen nimmt, ſo wird ſolche zu groß, und
wann
man ſie rücklings nimmt, zu klein befunden, und da iſt ein Fehler dem
andern
gleich;
ſolcher aber wird um deſto gröſſer, je mehr man über der Flä-
che
des Meers erhoben iſt, alſo daß die Erhöhung von einem Schuh einen
Fehler
von 1.
Minute macht, eine Höhe von 5. Schuhen, einen Fehler von
zwoen
Minuten, die Höhe von 10.
Schuhen, 3. Minuten, von 17. Schu-
hen
, 4.
Minuten, 25. Schuhen, 5. Minuten, und endlich die von 40. Schu-
hen
einen Fehler von 6.
Minuten beträgt.
So man nun die Höhe eines Sterns mit dem Radio oder Jacobsſtab
von
vornen beobachtet, und ſolche, zum Exempel, 20.
Grad groß befunden
hat
;
wann anbey das Aug des Beobachters in dieſem Fall 25. Schuh über
der
Fläche des Meers erhoben iſt, muß man ſchlieſſen, daß die Höhe des
Sterns
nur 19.
Grad 55. Minuten ſeye, indeme man 5. Minuten vor die Hö-
he
von 25.
Schuhen abziehen muß; ſolche im Gegentheil aber müſte man
addiren
, ſo die Höhe rücklings wäre genommen worden.
Von dem Engliſchen Quadranten.
Dieſes Inſtrument wird insgemein von Birnbaumholz gemacht.
Es begreifet einen Quadranten in ſich, der in zween Bögen B C D E von
11Tab. XIX.
Fig
. 9.
unterſchiedlichen Radiis, davon der kleinere die Helfte von dem gröſſern iſt,
getheilet
wird.
Der Bogen B C iſt 30°. groß, ein jeder Grad wird wiederum, ſo viel
als
es ſich thun läſſet, von 5.
zu 5. Minuten, vermittelſt der concentriſchen
Zirkel
und der Transverſallinien eingetheilet.
Der andere Zirkelbogen
D
E hält 60.
Grad in ſich, und wird nur in Grade eingetheilet; die Ein-
theilung
dieſer Bögen muß man von dem Radio A B anfangen, deſſen Länge
ungefehr
2.
Schuh iſt. Man machet einen kleinen Laufer oder ein unbeweg-
liches
eingeſchnittenes Abſehen in dem gemeinem Mittelpuncte dieſer zween
Bögen
veſt, und ein anderes, welches ſich bewegen, und mit einer Schraube
bey
einem jeden Grad und einer jeden Minute in dem Bogen B C als in F veſt
ſtellen
läſt, das dabey ein Loch haben muß, damit das Aug daran geſetzet
werden
könne, und endlich muß noch ein drittes Abſehen ſeyn, welches
327305dienlichen Inſtrumenten, VII. Buch, II. Capitel. längs nach den Eintheilungen des Bogens DE als in G veſt ſtellen laſſe. Die-
ſe
Bögen müſſen von gleicher Dicke ſeyn, damit die Abſehen allezeit recht
perpendic
ular auf dem Rande des Inſtruments ſtehen.
Von dem Gebrauche des Engliſchen Quadran-
tens
.
Man kann ſich dieſes Inſtruments, um die Höhe der Sterne zu beob-
achten
, auf 2.
Manieren, wie bey dem Radio oder Meßſtab, bedienen, in-
deme
man nemlich den Stern dadurch anſiehet, oder ſelbigem den Rucken
zuwendet
.
Dieſe letzte Manier iſt bequemer, man muß aber hierzu das Ab-
ſehen
A auf den Mittelpunct, und das Abſehen G auf den Grad, den man will,
in
dem Bogen DE richten, wofern nur der Theil GD mit den 30.
Graden des
Bogen
BC zum wenigſten eben ſo groß als die Höhe des Sterns iſt.
Hier-
nechſt
muß man gegen ſolchem den Rücken wenden, und das Abſehen F hoch
oder
niedrig richten, da man es auf dem Bogen BC ſo lang hin und wieder ge-
hen
läſſet, biß der Strahl von der Sonne H, wann auf den ſichtbaren Hori-
zont
durch die zwey Abſehen F und A geſehen wird, durch die Oefnung des
Abſehens
G gehe, und bey dem Einſchnitt des Abſehens, das in dem Mittel-
puncte
A iſt, eintreffe.
Die Summe dieſer zween Bögen wird die Höhe der Sonne über
dem
Horizont ſeyn, dabey man eben die Correction, wie wir oben, als
wir
von dem Radio oder Jacobsſtabe gehandelt, geſagt haben, anſtellen
muß
, und ſodann wird das Complement dieſer Höhe die Entfernung vom
Scheitelpuncte
ſeyn.
Man kann auch die Höhe von vornen mit dieſem Inſtrument, gleichwie
mit
dem Radio oder Meßſtabe nehmen, jedoch fällt dieſes etwas ſchwe-
rer
.
Von dem Halbzirkel, um die Höhe auf dem Meer
zu
nehmen.
Dieſer Halbzirkel iſt ungefehr einen Schuh im Durchmeſſer groß, und
11Fig. 10. nur in 90.
Grade getheilet, davon ein jeder Grad ordentlich wiederum in 4.
gleiche Theile getheilet wird, deren jeder 15. Minuten machet.
An beyden Enden ſeines Durchmeſſers ſind zwey Abſehen A und B an-
gerichtet
, und ein anderes in C, welches auf ſolche Art angemacht iſt, daß
es
um die ganze Circumferenz des Halbzirkels ſich bewegen läſſet, damit der
Strahl
des Sterns durchfallen könne.
328306Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt
Von dem Gebrauche dieſes Halbzirkels.
Wann die Höhe von vorne genommen wird, muß man das Aug an
die
Oefnung des Abſehens A legen, den Horizont durch die Abſehen A und
B
anſehen, und das Abſehen C ſo lang hoch und niedrig richten, indeme man
ſolches
auf den Graden der Circumferenz hin und wieder ſchiebet, biß der
Strahl
des Sterns, wann er durch den Einſchnitt oder durch das kleine Loch
in
dieſem Abſehen gehet, auf des andere Abſehen in A treffe;
als dann wer-
den
die Grade, welche in dem Bogen BC enthalten ſind, die Höhe des Sterns
andeuten
.
Will man aber die Sonne beobachten, ſo iſt es weit bequemer,
ſo
man ſelbiger, wegen ihres groſſen Lichtes, den Rucken zuwendet, dabey
man
das Auge an das Abſehen B ſetzet, den Horizont durch die Abſehen B
und
A anſiehet, und entweder hoch oder niedrig das Abſehen C richtet, alſo
daß
der Strahl von der Sonne, indeme er durch dieſes Abſehen gehet, ſich
auch
bey der Oefnung des Abſehens A einfinde, ſo wird der Bogen BC die
Höhe
der Sonne über den Horizont anzeigen.
Es iſt zu merken, daß, gleichwie der Winkel B A C ſeinen Verticem in
der
Circumſerenz hat, ſolcher zu ſeinem Maaß nur die Helfte von dem Bo-
gen
BC, auf welchem er ſtehet, habe, und aus dieſer Urſache hat man auch
den
ganzen halben Zirkel in 90.
Grade an ſtatt 180. , welche er in ſich halten
ſollte
, eingetheilet.
Aus der Höhe der Sterne die Breite eines Orts,
wo
man iſt, zu finden.
Nachdeme man mit einem von denen bißhero dargeſtellten Inſtrumenten
die
Höhe eines Sterns über dem Horizont, deſſen Abweichung im Durch-
gang
durch den Meridian bekannt iſt, beobachtet hat, wird die Breite ei-
nes
Orts, wo man iſt, welche allezeit nach dem zehenden, und nach dem 52ten
Nutzen
des III.
Buchs unſers Tractats von dem Nutzen und Gebrauch der
Globorum
, der Polyöhe gleich iſt, bekannt werden.
Man kann zu aller Zeit die Breite eines Orts, wo die Beobachtung
gehalten
wird, nach dem 13.
14 und 15. Nutzen unſers Tractats von den
Aſtrolaben
pag.
163. und weiters finden, obwohlen etwas mehrere Mühe
dabey
iſt.
Wir wollen ein Exempel nach den mittägigen Höhen der Sonne ge-
ben
.
Man ſuchet nemlich, nachdeme die Höhe juſt zu Mittag genommen
worden
, in der Tabelle an eben dem Tage die Abweichung der Sonne;
da-
fern
nun ſolche mitternächtig iſt, welches geſchiehet vom 20.
Merz biß auf
den
22.
September, oder vom biß auf , ſubtrahiret man dieſe Decli-
nation
von der Höhe der Sonne, der Reſt wird die Höhe des
329307dienlichen Inſtrumenten, VII. Buch, II. Capitel. ſeyn, welche von 90. abgezogen, den Reſt vor die Polhöhe übrig laſſen
wird
.
Exempel.
Wann die Sonne im erſten Grad des Krebſes iſt, wird ihre mittägige
Höhe
64 {1/2}.
Grad, und die mitternächtige Abweichung 23 {1/2}. Grad ſeyn.
Solche nun von 64 {1/2}. Grad abgezogen, werden 41. Grad vor die Höhe des
Aequators
übrig bleiben, ihr Complement biß auf 90.
iſt 49. , welches die
Polhöhe
zu Paris ſeyn wird.
Wann es aber die Zeit von dem 22. Sep-
tember
biß auf den 20.
Merz wäre, würde die Abweichung der Sonne mit-
tägig
ſeyn, und da müßte man dieſe zu der Mittagshöhe addiren, ſo würde
das
ganze die Höhe des Aequators ſeyn.
Zum Exempel, den 22. December
iſt
die Sonne zu Paris zu Mittag 17 {1/2}.
Grad hoch erhaben, ihre Abwei-
chung
iſt 23 {1/2}.
Grad, welche zu 17 {1/2}. Graden addiret, die ganze Summe
41
.
geben, deſſen Complement 49. wird die Breite des Orts ſeyn. Wann
die
Sonne gar keine Abweichung hätte, wie zu Anfang des und der
würde
ihre Höhe diejenige des Aequators ſeyn, die von 90.
abgezogen, den
Reſt
, welche die Polhöhe iſt, geben wird.
Wann zu eben derſelben Zeit
die
Sonne um den Mittag 90.
Grad hoch ſtünde, ſo wäre es eine Anzeige,
daß
man unter der Aequinoctiallinie ſich befände.
Wann man die Höhe
der
Sonne zu allen Stunden des Tages accurat nimmt, kann man Tabel-
len
vor die Höhen der Sonne über den Horizont machen, die ſich aber bel-
ſer
nach dem Calculo finden laſſen.
30[Figure 30]
Das dritte Capitel.
Von der Conſtruction des Reductions quadrantens
und
ſeinem Gebrauche.
Der Reductionsquadrant iſt ein Inſtrument, deſſen ſich die Schiff-
11Tab. XX. leute um die Routen oder Wege in den Schiffahrten zu reduciren,
bedienen
;
es beſtehet aus vielerley Quadranten, die einerley Mittel-
punct
in A haben, und aus unterſchiedlichen geraden parallelen Linien;
Dieſe
Quadranten
und dieſe gerade Linien ſind in gleichen Weiten voneinander.
Man kann einen von dieſen Quadranten, als BC, vor den Quadranten eines je-
den
groſſen Zirkels in der Sphäre, und abſonderlich vor den Quadranten des
Horizonts
und des Meridians, nehmen.
Indeme man nun ſolchen vor den Quadranten des Horizonts nimmt,
wird
eine von ſeinen Seiten, welche man will, zum Exempel A B, die
330308Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt tagslinie, das iſt, Nord und Süd vorſtellen; die andere Seite A C aber,
welche
einen geraden Winkel mit der Mittagslinie macht, wird die Linie Oſt
und
Weſt vorſtellig machen, alle andere Linien, die parallel mit der Seite A B
laufen
, ſind Meridiani, und alle diejenige, die parallel mit der Seite A C lau-
fen
, ſind die Linien Oſt und Weſt.
Dieſer Quadrant wird erſtlich in 8. gleiche Theile durch 7. aus dem
Mittelpunct
A gezogene Radios eingetheilet, damit man die 8.
Quart der
Winde
von einem jeden Viertel des Compaßes oder des Horizonts vorſtellig
machen
könne;
e@n jedes von dieſen Quarten der Winde gibt 11. Grad, 15.
Minuten, gleichwie wir ſchon oben geſagt haben, als von dem Seecompaß
gehandelt
worden.
Die Circumferenz BC wird auch in 90. Grade, und jeder Grad wie-
derum
von 12.
zu 12. Minuten vermittelſt der Transverſallinien, welche von
Grad
zu Grad gezogen, und der 6.
concentriſche Zirkeln, die zwiſchen zween
äuſſerſten
enthalten ſind, eingetheilet.
Man machet überdiß im Mittelpuncte
einen
Faden, nemlich AL veſt, mit welchem, nachdeme er auf einen ſolchen
Grad
, den man verlanget, im Quadranten geſtellet worden, der Horizont
nach
Belieben eingetheilet werden kann.
Die 20te Kupfertabelle giebet das Uebrige von der Zubereitung dieſes
Inſtruments
ſchon genugſam zu verſtehen.
Vom Gebrauche des Reductionsquadrantens.
Man formiret auf dem Reductionsquadranten ſolche Triangel, die de-
nen
bey der Schiffahrt gebräuchlichen gleich kommen, die Seiten dieſer
Triangel
werden nach den gleichen Weiten, die zwiſchen den Quadranten
und
den Linien N und S, E und O enthalten ſind, abgemeſſen.
Man hat dieſe Zirkel und diefe Linien, indeme man ſolche von 5. zu 5.
mit ſtärkern Strichen, als die andere bemerket, unterſchieden, alſo daß, ſo
eine
jede Weite vor eine Meile genommen wird, 5.
Meilen von einer ſtar-
ken
Linie biß zur andern ſeyn werden.
So man aber ebenfalls eine jede Wei-
te
vor 4.
Meilen gelten läſſet, werden von einem ſtarken Strich biß zum an-
dern
20.
Meilen ſeyn, welche einen Seegrad ausmachen.
Wir wollen, zum Exempel ſetzen, daß wir gegen N. O. {1/4}. N zu, 150.
Meilen gefahren, welche Gegend das 3. Quart des Winds iſt, ſo von Nor-
den
einen Winkel von 33.
Graden und 45. Minuten machet. Sind uns
alſo
ſchon zwey Stücke bekannt, nemlich der Rhombus des Windes, und die
Meilen
der Weiten, vermittelſt deren man auf dem Reductionsquadranten ei-
nen
mit demjenigen in der Schiffahrt gleichförmigen Triangel, formiren kann,
um
dadurch das übrige ann@ch uns Unbekannte zu finden;
welches dann
auf
folgende Manier geſchiehet.
331309dienlichen Inſtrumenten, VII. Buch, III. Capitel.
Man nimmt den Mittelpunct A vor das Punct der Abfahrt, und zehlet
nach
den Bögen längs des Winds Rhombi fort;
geſetzt, es ſeyen A D die
Meilen
der Diſtanz von A biß in D, ſo wird dieſes Punct D der Ort der An-
kunft
ſeyn, welches man mit einem kleinen Stift bemerken muß;
ferner muß
man
DE parallel mit der Seite A C ziehen, um einen geradwinklichten Trian-
gel
A E D zu formiren, der mit demjenigen in der Schiffahrt gleich iſt;
die
Seite
AE dieſes Triangels wird 125.
Meilen vor den Unterſchied in der Brei-
te
gegen Norden geben, die 6.
Grad, 15. Minuten ausmachen, weil 20. Mei-
len
einen Grad, und eine Meile, 3 Minuten geben, und endlich gibt die Seite
ED
83.
kleinere Meilen gegen Oſten zu, welche reduciret, gleichwie wir her-
nach
ſagen werden, den Unterſchied in der Breite dartegen werden, und alſo
wird
der ganze Triangel bekannt ſeyn.
Man nennet die kleinere Meilen diejenige, welche mit denen Parallelen
zwiſchen
dem Aequator und den Polen correſpondiren;
dann diejenige die am
genaueſten
bey denen Poken ſind, ſind auch am kleinſten, und folglich auch
die
Grade der Breite am kleinſten;
woiaus dann erhellet, daß man keinen
ſo
weiten Weg zu nehmen hat, wann man die Länge, da die gröſſere Mei-
len
gezehlet werden, ändert.
Weilen der Mi@telpunct A in dem Reductionsquadranten allezeit den
Ort
, aus welchen man abgefahren iſt, vorſtellet, ſo wird jetzt, wann man nur
nach
einer Methode, es mag vor eine ſeyn welche es will, das Punct D, wo
man
angelanget iſt, gefunden, der ganze Triangel AED gar leicht beſtimmet
ſeyn
.
Wann der Reductionsquadrant vor einen Ouadranten des Meridians
genommen
worden, kann eine Seite, als AB, vor den gemeinen Radium des
Meridians
und Aequators genommen werden, da dann die andere Seite A C
die
Helfte der Weltare ſeyn wird.
Die Grade der Circumferenz B C wer-
den
die Grade der Breite vorſtellen, und die mit der Seite A B parallellaufen-
de
, auf AC aber perpendiculare Linien, die von einem jeden Punct der Breite
biß
an die Axe AC genommen worden, werden die Strahlen der Parallelen
von
dieſen Breiten, wie auch zugleich die Sinus der Complementen eben
derſelben
Breiten ſeyn.
Wann zum Exempel zu wiſſen verlanget wird, wieviel 83. kleinere
Meilen
gegen Oſten Grade der Breite auf dem Parallel von 48.
Graden Breiten ausmachen, muß man erſtlich den Faden auf den 48ten
Grad
Breite ausſpannen, und die vorgegebene 83.
Meilen auf der Seite
AB
zehlen, da von dem Mittelpuncte A angefangen wird, ſolche werden ſich in
dem
Puncte A endigen, ſo man eine jede kleine Weite vor 4.
Meilen oder
die
Weiten der dicken Striche von 20.
Meilen nimmt; hernach muß man
aus
dem Puncte H die Parallellinie H G biß an den Faden ziehen, ſo wird
dann
ein Theil von dem Faden von A biß in G, ein Radius des
332310Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt 125. gröſſere Meilen andeuten, da 6. Grade und 15. Minuten vor 20 Mei-
@en
, dem Grade nach, und 3.
Minuten vor eine Meile gelten, welches zu er-
kennen
giebet, daß die 83.
kleinere Meilen A H, welche die Differenz in der
Länge
von der ſupponirten Route machen, und die dem Radio des
Parallels
GI gleich ſind, 6.
Grad, 15. Minuten von dieſem Parallel aus-
machen
.
Wir wollen vor das andere Exempel ſetzen, daß man 100. kleinere Mei-
len
in die Grade der länge auf dem Parallel von 60.
Graden reduciren wolle.
Nachdeme man nun erſtlich den Faden auf 60. Grade ausgeſpannet, müſ-
ſen
die 100.
Meilen der Länge auf der Seite A B gezehlet werden; wann
hernach
der Parallel, welcher ſelbige beſtimmen wird, biß an den Faden
gezogen
worden, ſo wird ſelbiger nach der Länge des Fadens einen Ab-
ſchnitt
machen, ſo daß man von dem Mittelpuncte an, 200.
gröſſere Mei-
len
nimmt, welche 10.
Grade gelten, das iſt, daß 100. Meilen auf dem
Parallel
von 60.
Graden 10. Graden in der Länge gleich ſeyen, weilen ein
jeder
Grad in einem groſſen Ztrkel doppelt ſo groß als ein Grad des Pa-
rallels
von 60.
Graden iſt.
An der Seite des Reductionsquadrantens machet man einen reducirten
Maßſtab
, den man die zunehmende Breiten nennet, deren Conſtruction und
Eintheilung
eben ſo beſchaffen iſt, als derjenige des Meridians bey den re-
ducirten
Charten, davon wir hernach reden werden.
Der Nutz dieſes Maßſtabs iſt, daß man den Parallel zwiſchen demje-
nigen
, wo man abgereiſet, und dem, wo man angelanget iſt, finde.
Wann man keine gerade Route oder einen ſchrägen Lauf, das iſt, die
nicht
accurat, weder gegen Norden oder Süden, weder gegen Oſten noch
Weſten
ſich erſtrecket, gethan hat, werden die Routen über die gröſſere Mei-
len
gegen Nord und Süd die Meilen gegen Oſten und Weſten geben, die man
in
die Grade der Länge (Longitudinis) reduciren muß.
Aber dieſe Meilen,
die
man die kleinere nennet, ſind weder auf dem Parallel der Abreiſe, noch
auf
demjenigen der Ankunft vorgeſtellet, inmaſſen ſie auf allen Parallelen,
die
zwiſchen zween und ganz ungleich ſind gemacht worden;
Dahero muß
man
einen davon ausſuchen, welcher der mittlere Proportionlrte unter ihnen
ſeye
, den man auch deswegen den Mittelparallel nennet, welcher gar dien-
lich
iſt, um in dem Durchgang durch unterſchiedliche Parallelen durch Gra-
de
und Minuten des Aequators diejenige Meilen zu reduciren, die man dort
hat
, deren Grade immer kleiner werden, je weiter ſelbige von dem Aequa-
tor
weg, und gegen die Pole ſich hinziehen.
Man hat verſchiedene Methoden, wie man dieſen Parallel finden
ſolle
;
Ich werde aber hier nur von derjenigen Meldung thun, welche mit dem
reducirten
Maßſtab der zunehmenden Breiten und ohne Berechnung ver-
richtet
wird.
333311dienlichen Inſtrumenten, VII. Buch, III. Capitel.
Es ſeye zum Exempel vorgegeben, den Mittelparallel zwiſchen 40. und
60
.
Graden Breite zu finden; Man nimmt nemlich mit einem Zirk@l auf be-
ſagtem
Maßſtab das Mittel zwiſchen 40.
und 60. Graden, da dann dieſes
mittlere
Punct ſich gegen den 51.
Grad über beſtimmet, und folglich derſelbe
der
Mit@elparallel bey dieſer Route ſeyn wird.
Es iſt zu merken, daß, weil dieſer Maßſtab aus zweyerley Linien beſtehet,
man
die Weite von 40.
Graden Breite biß auf 45. , die auf einer Seite iſt,
nehmen
, und ſolche auf eine gerade Linie tragen, hernach aber die Weite von
45
.
biß 60. welche auf der andern Seite iſt, gleichfalls nehmen, und nur eine
Linie
aus dieſen zwoen zuſammengeſetzten Weiten machen müſſe.
Endlich
theilet
mandieſe Linie in zween gleiche Theile, träget dieſe Helfte auſ den Maß-
ſtab
und ſetzet die eine Spitze des Zirkels auf die Zahl 60.
, ſo wird die andere
Spitze
in der Zaht 51.
eintreffen, welche der geſuchte Mittelparallel ſeyn wird.
Hernach kann man mit leichter Mühe die zuruck gelegte Meilen gegen Oſten
in
Grade der Länge durch den Reductionsquadranten reduciren, der als ein
Quadrant
des Meridians auf die Manier, wie wir vor durch zwey Exempel
erkläret
haben, angeſehen wird.
Von denen reducirten Charten.
Die 21 te Kupfertabellc ſtellet eine reducirte Charte vor. Es muß aber
zuvor
, ehe man noch deren Conſtruction, Nutzen und Gebrauch zeiget, bekannt
ſeyn
, daßein Schiff, ſo ſtark es auch von einerley Wind fortgetrieben wird,
jederzeit
einerley Winkel mit allen Meridianen, welche ſolches auf der Fläche
der
Erden betrift, machen müſſe.
Wann das Schiff Nord-und Südwärts lauft, machet es einen un-
endlich
ſpitzigen Winkel mit dem Meridian, den es beſchreibet, das iſt, der
mit
ihme parallel iſt, oder vlelmehr, der darauf folget, und ſich nicht weit
davon
entfernet.
Wann das Schiff gegen Oſten und Weſten zulaufet, ſo ſchneidet ſolches
alle
Meridianen winkelrecht durch, dann es beſchreibet en@weder den Aequa-
@or
, oder einen von denen Zirkeln, die mit jenem parallel ſind, durch;
ſo
aber
ſein Lauf mitten zwiſchen dieſen zween iſt, alsdann wird ſolches keinen
Zirkel
mehr beſchreiben, dieweilen ein auf dieſe Manier gezogener Zirkel
alle
Meridiane in ungleichen Winkeln durchſchneiden würde, welches das
Schiff
nicht thun ſoll.
So beſchreibet es dann eine andere krumme Linie,
deren
hauptſächlichſte Eigenſchaſt iſt, alle Meridianen unter einerley Winkel
durchzuſchneiden
.
Man nennet ſolche eine lorodromiſche Linie, oder ſchlecht
hin
Lorodromiam;
dieſe iſt eine Gattung von einer Spirallinie, welche un-
endlich
viel Umgänge machet, ſo daß ſie doch nicht zu einem gewiſſen Punct,
welches
der Pol iſt, wohin ſelbige gehet, und dem fie @ich alle Schritte nä-
hert
, gelangen könne.
Solchemnach iſt der Lauf eines Schiffes allezeit, ausgenommen b@ß
334312Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt die zween erſten, die wir bemerket haben, eine krumme lorodromiſche Linie.
Solche iſt die Hypothenus eines geradwinklichten ſphäriſchen Triangels,
deſſen
zwo Seiten der Weg des Schiffes nach der Länge und Breite ſind.
Man hat d@e (Latitudinem) oder Breite insgemein aus der Beobachtung
man
hat auch nach dem Compaß den Winkel der Lorodromiä, mit einer oder
der
andern von den beyden Seiten;
was man aber nach der Trigonometri-
ſchen
Verechnung ſuchet, iſt dieſes, daß man wiſſe, wie groß die zuruckgeleg-
te
Länge, wie auch die Lorodromia oder der Lauf des Schiffes ſeye.
Dieweilen aber dieſe krumme Linie in den Berechnungen viele Händel
machet
, ſo hat man die Route oder den Lauf vielmehr in einer geraden Linie
haben
wollen, und doch dabey dieſer geraden Linie die Haupteigenſchaft der
Lorodromiä
, welches iſt die Meridianen allezeit unter einem Winkel durch-
zuſchneiden
, erhalten müſſen.
Nun iſt das in ſofern ganz unmöglich, weil
die
Meridiani nicht parallel untereinander laufen, gleichwie ſie auch in der
That
nicht ſind.
Dahero hat man die Meridianen parallel ſupponiren müſ-
ſen
, daraus dann erfolget iſt, daß die Grade der Länge, die von dem
Aequator
ungleich entfernet ſind, von einerley Gröſſe ſupponiret worden,
obwolen
ſie ſchon allezeit von dem Aequator an nach einem gewiſſen bekannten
Verhältniß
in der That kleiner werden;
damit man aber dieſen Fehler wie-
der
einbringen möge, ſo werden die Grade der Breite, die nach der Ei-
genſchaft
einer (Sphaerae) oder Kugel überall gleich ſind;
in denen Seechar-
ten
in eben dem Verhältniß, als diejenige von der Länge hätten abneh-
men
ſollen, zunehmen müſſen.
Solchergeſtalt fällt die Ungleichheit, welche
in
den Graden der Länge von verſchiedenen Parallelen ſeyn ſollte, auf
die
Grade der Breite, auf Art und Weiſe, wie wir hernach ſagen wer-
den
.
Die auf ſolche Manier conſtruirte Charten werden reducirt oder zu e@-
nem
Puncte reduciret, benennet, deren man ſich insgemein als der beſten be-
dienet
;
die Erfahrung von verſchiedenen Jahrhunderten her, hat zu erkennen
gegeben
, daß die Schiffleute zu ihrem Gebrauche ganz ſimple Charten haben
müſſen
, auf denen die meridian, die Parallele mit dem Aequator, und die
Rhomb@
, der Winde durch gerade Linien, um deſto leichter die Beſtim-
mung
des Schifflaufes zu finden, vorgeſtellet werden.
31[Figure 31]
335313dienlichen Inſtrumenten, VII. Buch, IV. Capitel.
Das vierte Capitel.
Von der Zubereitung der reducirten Charten
und
ihrem Gebrauche.
Mann die Grade der Breite nach Proportion um ſo viel gröſſer wer-
den
ſollen, als die Grade von der Länge ſich vergröſſert befinden, in-
deme
man ſolche denenjenigen in dem Aequator gleich machet, ſo
nimmt
man die S@canten darzu, welche um ſo viel eine über die andere ſich
verändern
, als die Sinus des Complements von der Bretie, welche die
Grade
der Länge vorſtellen ſollten, vermchret worden, da man ſolche dem
Radio
des Aequators nach dem Paralleliſmo der Meridianorum gleich ma-
chet
;
dann der Sinus complementi eines Bogens verhält ſich gegen dem
Sinu
toto, gleichwie ſich der Sinus totus verhält gegen dem Secanten
eben
deſſelben Bogens.
So nun ferner vor einen Grad des Aequators, und vor den erſten
Grad
der Breite der ganze Radius oder ein jeder Pars aliquota dieſes
Radii
genommen wird, ſo nimmt man vor den zweyten Grad der Brei-
te
den Secanten eines Grades, oder den Partem aliquotam, der dieſem
Secanti
gleichförmig iſt;
Vor den zten Grad der Breite nimmt man
den
Secanten von zween Graden oder den gleichförmigen Partem aliquo-
tam
, und ſo weiters.
Wann man eine Charte noch richtiger und accurater haben will,
nimmt
man vor 30.
Minuten der Breite, und vor 30. Minuten des
Aequators
, einen Zirkelradium, oder einen jeden Partem aliquotam
dieſes
Radii vor einen Grad der Breite.
Ferner thut man darzu den
Secanten
von 30.
Minuten vor 1 {1/2}. Grad Breite, folgends auch den Se-
canten
eines Grades vor 2.
Grade Breite, ingleichen den Secanten von
1
{1/2}.
Grad, oder die Partes aliquotas, die dieſen Secanten gleich ſind, und
ſo
weiters.
Man bedienet ſich auch deßwegen in der Ausübung eines Maßſtabs
von
gleichen Theilen, auf welchen man die Zahl der Theile, welche beynahe
mit
denen Secanten correſpondiren, die ſich in denen Tabellen befinden,
nimmt
, und ſchneidet die letzten Zahlen ab.
In dieſen Charten verändert ſich der Maßſtab, nachdeme ſich nemlich
die
Breite verändert, als wann zum Exempel, zwiſchen den 40.
und 50ten
Parallel
das Schiff ſeinen Lauf hält, ſo werden die Grade der Meridianen,
welche
zwiſchen dieſen zween Parallen ſind, als ein Maßſtab dienen,
um
die Route zu meſſen;
woraus dann klar erhellet, daß man um ſo viel
wenigere
meilen auf denen Parallelen finde, je näher ſie ſich gegen die
336314Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt hinziehen, weilen man ſelbige mit einer ſolchen Gröſſe miſſet, welche auch alle-
zeit
zunimmt, je meyr man ſich den Polen nähert.
So man, zum Exempel, eine reducirte Charte von dem 40ten Grad
11Tabula
XXI
.
der mitternächtigen Breite biß auf 50.
und von dem 6ten Grad Län-
ge
biß auf 18.
verzeichnen will, ziehet man erſtlich die Linie A B, wel-
che
den 40ten Parallel des Aequators vorſtellig machen wird;
theilet her-
nach
ſolche in 12.
gleiche Theile vor die 12. Grade der Länge, welche die-
ſe
Charte in ſich begreifet;
Man muß ferner einen Proportionalzirkel oder
einen
getheilten Maßſtab haben, auf welchen 100.
Theile einem jeden von
dieſen
Graden gleich ſeyn, man richtet auch an den Enden der Linie A B zwo
andere
Linien perpendieular auf, welche zween parallele Meridianos vorſtel-
len
, die getheile@ werden müſſen, da man von End zu End die behörige Se-
canten
dazu thut.
Alſo nimmt man vor die Weite von 40. biß 41. Grade der
Breite
auf dem Maßſtab 131 {1/2}.
Theile, welche der Secans von 40 {1/2}. Grad
iſt
, vor die Diſtanz von 41.
biß 42. nimmt man 133 {1/2}. welche der Secans von
41
{1/2}.
Grad iſt, vor die Weite von 42. biß 43. nimmt man 136. den Secanten
von
42 {1/2}.
Grad, und ſo weiters biß auf den letzten Grad unſerer Charte,
welche
von 154.
Theilen und der Secans von 49 {1/2}. Graden ſeyn, und die
Weite
von 49.
Graden der Breite biß auf 50. Grad andeuten wird, wodurch
dann
die Grade der Breite in eben ſolcher Proportion vermehret wer-
den
, als wie diejenige in ihrer Länge abzunehmen hätten.
So man die
Rhombos
der Winde alldorten anzuſetzen verlanget, erwählet man ſich ei-
ne
bequeme Gegend gegen die Mitte der Charten, als wie h@er bey dem Puncte
R
, aus welchem, als dem Mittelpuncte, ein zimlich groſſer Zirkel beſchrieben
wird
, damit er in 32.
gleiche Theile vor die 32. Gegenden der Winde in dem
Compaß
getheilet werden könne.
Nachdeme man nun in die Hohe den
Windrhombum
, welcher Nord andeutet, parallel mit den zween eingetheilten
Meridianen
auf der Charte gezogen, muß allda eine Linie verzeichnet werden,
welche
alle andere Rhombos der Winde wird zu erkennen geben, davon die
vornehmſte
durch dickere Linien ſollen unterſchieden werden.
Endlich muß
man
nach ihren Längen und Breiten die Städte, Seehäven, Inſeln, Kü-
ſten
, Seebänke, Klippen, a.
eintragen, und die Charte fertig machen: Man
kann
auch noch Windroſen machen, nachdeme die Gröſſe der Charte iſt;
es wird aber dabey erfordert, daß die Linien Nord und Süd allezeit mitein-
ander
parallel laufen.
Von dem Gebrauch der reducirten Charten.
Der vornehmſte Nutz oder Gebrauch der Seecharten iſt, darauf die
Route
zu punctiren oder zu beſtimmen, als worzu die reducirten Charten
am
tauglichſten ſind.
337315dienlichen Inſtrumenten, VII. Buch IV. Capitel.
Eine Route punctiren oder determiniren iſt ſo viel, ats auf der Charte
das
Punct, wo man abgereiſet, und dasjenige, wo man angelanget iſt,
mit
ihrer Weite und dem Rhombo, dem man nachgefahren, wie auch ih-
re
Länge und Breite andeuten, welches wir mit etlichen Exempeln erklä-
ren
wollen.
I. Exempel.
Ein Schiff fähret aus der Inſel Oüeſſant bey 48. Graden, 30. Mi-
nuten
der mittägigen Breite und 13.
Graden, 30. Minuten Länge, um nach
dem
Cap.
de Finisterre in Gallicien, das im 43. Grad der Breite, und im
8ten
Grad der Länge lieget, abzufahren.
Nun fraget ſich erſtlich,
was
man vor eine Route nehmen müſſe, und welches die Weite die-
ſer
zween Oerter ſcye.
So muß man ſich demnach eine Linie, die von der
Inſel
Oüeſſant biß auf das Cap de Finisterre gezogen ſeye, einbilden, und mit
einem
Zirkel examiniren, mit welchem auf dieſer Charte bezeichneten Wind-
rhombo
dieſe Linie parallel ſeye, ſolche wird diejenige dann ſeyn, welcher man
nachfahren
muß;
Man wird aber finden, daß dieſes SW, {1/4} Süd ſeye, wel-
cher
Rhombus dieſer Route zukommet.
Was die Weite betrift, nimmt
man
mit einem Zirkel die Weite von 5.
Graden auf dem Meridian, um dar-
aus
einen Maßſtab von 100.
Meilen gegen der beſagten Route über zu ma-
chen
, nemlich von 43.
biß auf 48. Man ſtellet die eine Spitze des Zirkels
alſo
geöfnet auf die Inſel Oüeſſant, und die andere auf die blinde Linie, wel-
che
gegen Cap de Finisterre zugehet, dabey man ein kleines Zeichen machet.
Dieſe Oefnung wird 100. Meil Wegs machen. Endlich nimmt man mit
eben
dem Zirkel die Weite von dieſem kleinen Zeichen biß an das Cap de Fi-
nisterre
, träget dieſe Weite auf den Meridian, da man die eine Spitze auf
dem
43.
Grad einſetzet, ſo wird die andere ungefehr in ein {1/4}. weniger von
45
.
Graden einfallen, welches 35. Meilen giebt, ſo iſt folglich oieſe ganze
Weite
135.
Meilen groß.
II. Exempel.
Ein Schiff iſt aus der Inſel Oüeſſant ausgeloffen, und dem Strich
nach
Südweſt gegen Süden gegangen, um nach Cap de Finisterre zu
ſegeln
.
Der Schiffer, nachdeme er die Stärke des Windes, die Viel-
heit
der vollen Segeln examiniret, und aus der Erfahrung die Geſchwin-
digkeit
ſeines Schiffes innen worden, glaubet, daß es 50.
Weil Wegs in-
nerhalb
einer Zeit von 20.
Stunden, da er auf der Route iſt, zuruck gele-
get
, damit man aber auf der Charte das Punct, wo das Schiff iſt, an-
deuten
möge, muß man mit einem Zirkel die Oefnung von 2 {1/2}.
Graden, die
50
.
Meilen auf dem Meridian gleich find, von dem 46ten Grad biß auf
48
{1/2}.
Grad nehmen, und die eine Spitze des alſo geöfneten Zirkels
338316Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt das Ort, wo man abgereiſet iſt, tragen; wann nun die andere Spitze auf
die
Linie der Route geſtellet worden, ſo wird das Punct T andeuten, wo das
Schiff
angelanget iſt.
So man aber die Länge und Breite des Orts, wo
man
ſich befindet, zu wiſſen verlanget, ſtellet man die eine Spitze auf das
Punct
T, und die andere auf den nächſten Parallel, ziehet perpendiculari-
ter
den alſo geöfneten Zirkel nach der Länge des Parallels biß an den Meri-
dian
, ſo wird der Grad, wo der Zirkel einfallen wird, die Breite des Puncts
T
andeuten.
Um ferner ſeine Länge zu finden, ſetzet man die eine Spitze des
Zirkels
in T, und die andere auf den nächſten Mer@dian, läſſet den Zirkel
gegen
den eingetheilten Parallel laufen, ſo wird ſolches den Grad der Län-
ge
andeuten.
Weilen die Parallele und die Meridiani nicht durch die Charte gehen,
um
ſie nicht mit den Windrhombis zu vermengen, ſo bedienet man fich
eines
Lineals, welches von einer Seite zur andern durch die Charte gehet,
und
einerley Würkung thut.
III. Exempel.
Wenn ein Schiffer den Windrhombum, deme er ſelt ſeiner Abfahrt,
nachgefahren
, weiß, und die Höhe erfahren hat, ſo weiß er auch die Brei-
te
des Orts, wo das Schiff iſt.
Man verlanget aber, daß er auf der
Charte
den Ort, wo er iſt, andeuten ſoll, und wie viel er Wegs gemacht
habe
.
Ich ſupponire, daß, wann er von der Inſel Oüeſſant abgefahren,
er
an einem Orte angelanget ſeye, deſſen Breite von 46.
Graden iſt; Sol-
chemnach
muß man den Zirkel von dem 46ten Grad des Meridians biß auf
48
{1/2}.
Grade aufthun, welches die Breite der Abreiſe iſt, allwo man, nach-
deme
allda eine Regel biß an die Inſel Oüeſſant angeſetzet worden, perpen-
dicular
nach der Länge dieſes Lineals, die eine Spitze lauffen laſſen muß, biß
die
andere die Linie der Route oder des Schifflaufes antreffe.
Das Punc@
des
Durchſchnitts S wird alsdann dasjenige ſeyn, wo das Schiff war zur
Zeit
der Beobachtung.
In Anſehung des zuruck gelegten Wegs öfnet man
den
Zirkel von dieſem Puncte an, biß an das Ort der Abfahrt, und träget
die
Weite auf den Meridian, ſo wird ſolche von 46.
biß 49. Grad ge-
hen
, welches 60.
Meil Wegs machen, weilen 20. Meilen auf einen Grad ge-
hen
.
IV. Exempel.
Wann die Breite und Länge eines Orts bekannt iſt, dieſen Ort
auf
der reducirten Charte zu finden Man muß die eine Spitze des Zir-
kels
in der Seecharte auf den Grad der bekannten Breite ſtellen, die
andere
aber auf den nächſten Parallel;
hernach muß man mit der andern
Hand
eine Spitze eines andern Zirkels auf den Grad der bekannten Län-
ge
, und die andere auf den nächſten Meridian ſetzen, alsdann
339317dienlichen Inſtrument, VII. Buch, IV. Capitel. zween Zirkel ſo lang fortgehen laſſen, biß zwo von ihren Spitzen einander
antreffen
;
das Punct dieſer Zuſammenſtoſſung wird der geſuchte Ort ſeyn.
Dieſe Operation iſt bey den Seeleuten gar gebräuchlich, nachdeme ſie ihr
Punct
durch die Berechnung oder durch den Reductionsquadranten gefun-
den
haben;
dann wann beſagte Schiffleute hierdurch auf der Charte, den
Ort
, wo das Schiff angelanget, ausgefunden, fällt es hernach @hnen nicht
ſchwer
, den Windrhombum, welchen ſie folgen müſſen, um ihre Route wei-
ter
fortzuſetzen, zu erfahren.
Von dem Ab-und Zulauf des Meers, oder von der
Ebbe
und Flurh.
Die Schiffleute ſollen in allwege wiſſen, was die Ebbe und Fluth,
des
Meeres ſeye, und wann ſolches hoch und niedrig in unterſchiedlichen Ge-
genden
, wo ſie ſchiffen, ſich befinde.
Die Fluth des Meeres iſt, wann ſelbiges ſteiget, und die Ebbe, wann
ſolches
ablauft.
Die Fluth und Ebbe geſchiehet innerhalb 24. Stunden,
48
.
Minuten zu zweyenmalen, das iſt, daß das Meer, wann es von (Zon-
torrida
) dem hitzigen Erdſtrich herkommet, und gegen einem jeden Pol zuge-
het
, längs nach denen Seeküſten innerhalb 6.
Stunden und 12. Minuten
zu-und
hernach wieder innerhalb 6.
Stunden und 12. Minuten abnehme,
und
alſo iſt von 12.
zu 12. Stunden, 24. Minuten allezeit die gröſte Höhe des
Waſſers
, welches man das hohe Waſſer nennet, es iſt auch ſolches von 12.
zu 12. Stunden, 24. Minuten gar niedrig, welches man das niedere Waſ-
ſer
nennet.
Man nennet lebendig Waſſer das Ab-und Zulaufen des Meers zu den
Zeiten
der Neu-und Vollmonde, weilen alsdann das Meer deſto höher ſtei-
get
, daß es Hochwaſſer, und mehr abnimmt, daß es Niederwaſſer wird, wel-
ches
in denen (Quadraturis) Mondsbrüchen nicht geſchiehet, da alsdann
die
ſogenannte todte Waſſer ſind.
Das Ab-und Zulaufen des Meers iſt zu Zeiten der (Aequinoctiorum)
Nachtgleichen
gröſſer als zu allen andern Jahrszeiten, derowegen werden
dieſe
lebendige Waſſer zu dieſen Zeiten die groſſen Ab-und Zulänfe genen-
net
.
Man glaubt und hält dafür, daß das Meer ungefehr um den 6ten Theil
bey
dem lebendigen Waſſer zu Zeiten der Nachtgleichen mehr ſteige und ab-
nehme
, als zu Zeiten der Sonnenſtillſtände, zu den andern Zeiten aber nach
Proportion
.
Wann man an denen See@üſten ſich befindet, muß man nicht allein gar
fleißig
in acht nehmen, wie viel die Waſſer von dem niedrigen biß auf das
hohe
ſteigen, ſondern es auch berechnen, und eben dergleichen bey denen groſ-
ſen
Ab-und Zuläufen thun.
Man wird aus denen darzu verfertigten Ta-
bellen
erſchen, um wie viel die Waſſer, bey jeder Seeküſte in groſſen Ab-
und
Zuläufen in die Höhe ſteigen.
340318Von der Zubereitung und dem Gebrauche der zur Schiffahrt a.
Es dienet auch zu wiſſen, daß durch die Winde, wann ſie gegen die Kü-
ſten
zu gehen, der Zulauf des Weers auch viel gröſſer wird.
Es iſt auch bekannt, daß, wie es alle Phänomena geben, die Bewegun-
gen
des Meers nach denen Bewegungen des Monds ſich richten, dann die
See
verſpäther ſich um 48.
Minuten, welches {3/4}. Stund und 3. Minuten alle
Tag
machet, gleichwie es auch der Mond thut, und folglich wird ſich das
Meer
ſowol als der Mond um 4.
Stund in 5. Tagen verſpäten, und ſo fer-
ner
nach Proportion;
ſo oſt aber in einem Hafen oder an einer Küſte das
Hochwaſſer
ſich ereignet, wird ſich alsdann allezeit in dem Augenblick der
Mond
in eben dem Stundenzirkel ſich befinden.
Wir haben einige Ratio-
nes
von der Ebbe und Fluth des Meers in dem Tractat von dem Gebrau-
che
der Globorum gegeben.
Man hat unterſchiedliche gar gute Tabellen, welche die Zeit des Hoch-
waſſers
an dem Tag des Neu-und Vollmonds faſt in allen Porten, Hä-
fen
, und Seeküſten, anzeigen.
Allhier haben wir nun in einem kurzen Begrif die Conſtruction
und
den Gebrauch der vornehmſten Inſtrumenten, welche zur Schif-
fahrt
dienen.
Man härte bey dieſer Materie noch ſehr viele andere Dinge zu
melden
, weilen aber ſolche nicht zu unſerm Vorhaben gehören, ſo wer-
den
wir davon keine weitere Meldung thun.
Diejenige, ſo in dieſer
Wiſſenſchaft
curieus ſind, werden ſchon unterſchiedliche gure
Bücher
finden, die aus dem Fundament von dieſer
Materie
handeln.
Ende des ſiebenden Buchs.
32[Figure 32]
341319 33[Figure 33]
Das achte Buch.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der
Sonnenuhren
,
Anmerkungen und Erklärungen, die zu den Sonnenuhren
geyören
.
Die Sonnenuhren haben ihren Namen von den vornehmſten Zirkeln
der
(Sphæræ,) Kugel, mit welchen ſie parallel ſind;
Man nennet zum
Exempel
, eine Horizontaluhr diejenige, welche parallel mit dem Huri-
zont
iſt, eine Aequinoctialuhr dieſe, die mit dem Aequator der Welt parallel
lauſt
, die Verticaluhren diejenigen, die mit einem von den Verticalzirkeln pa-
rallel
ſind, und ſo weiters.
Man ſtellet auf die Uhrfläche, um die Stunden darauf zu weiſen,
zweyerley
Arten der Zeiger, der eine wird ein aufrechter genennet, welcher
aus
einem ſpitzigen Stänglein beſtehet, das mit ſeiner Spitze und mit einem
einigen
Schattenpunct die Stunde ſelbiger Zeit andeutet;
Der andere
wird
ein ſchräger oder ein abhängsſtehender Zeiger, oder gar eine Axe ge-
nennet
, welcher die Stunde, oder einen Theil der Stunde, nach ſeiner ganzen
Länge
zeiget.
Die Spitze des aufrechten Zeigers ſtellet bey allen Sonnenuhren den
Mittelpunct
der Welt und des Aequators vor.
Die Uhrfläche iſt von dem
Mittelpuncte
der Erden ſo weit entfernet, als der aufrechte Zeiger lang iſt.
Die Weite der Sonne biß in den Mittelpuncte der Erde iſt ſo groß, daß
man
alle Puncten auf der Fläche der Erde, die wir bewohnen, ſo anſehen und
achten
darf, als wann ſolche mit dem Mittelpuncte ſelbſten eins wären;
dann
es
wird nicht geſpühret, daß dieſer Unterſchied, welcher die Gröſſe des ganzen
halben
Durchmeſſers der Erde iſt, die mehr ats 1400.
gemeine Fra-
zöſiſche
Meilen austräget, eine merkliche Veränderung bey dem täglichen
Umlauf
der Sonne um den Erdmittelpunct, oder um eine gerade Linie,
die
durch dieſes Mittelpunct gehet, und die man die Weltare nennet, mit ſich
dringe
.
So kann demnach das äuſſerſte von dem Zeiger in allen Sonnenuhren
vor
den Mittelpunct der Erde genommen, und die mit der Weltaxe parallel-
laufende
Linie, welche durch das äuſſerſte dieſes Zeigers gehet, als die Welt-
are
angeſehen werden.
Die Stundenlinien, die man auf den Uhrflächen ziehet, ſind die
Durchſchnitte
der Stundenzirkel in der Weltkugel mit der Uhrfläche.
342320Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Der Uhrmittelpunct iſt ein Durchſchnitt der Uhrfläche mit der Uhrare,
welche
durch die Spitze des Zeigers gehet, und die parallel mit der Weltare
iſt
.
Alle Stundenlinien laufen in dem Mittelpuncte der Uhr zuſammen.
Alle Flächen der Uhren können einen Mittelpunct haben, auſſer nen, wel-
che
Oriental-Occidental-und Polaruhren ſind, deren Stundenlinien einander
parallel
ſind, wie auch eben ſolchen die Weltare.
Die Verticallinie der Uhrfläche iſt die Perpendicularlinie, die von der
Spitze
des Zeigers biß auf ſeinen Fuß herunter fället;
hingegen die Verti-
callinie
eines Orts iſt die gerade auf den Horizont perpendicularfallende Li-
nie
, die durch die Spitze des Zeigers gehet.
Es gibt auch zweyerley Mittagslinien, davon die eine die eigentliche Me-
ridianlinie
der Fläche oder die Subſtylarlinie iſt, weilen ihr Zirkel durch die
Verticallinie
der Fläche, und folglich durch den Fuß des Zeigers gehet;
die
andere
, welche die Meridianlinie des Orts iſt, hat ihren Meridianzirkel, der
durch
die Verticallinie des Orts gehet.
Wann die Sonnenuhr weder gegen Morgen noch Abend abwei-
chet
, fället die Subſtylarlinie oder die Mittagslinie der Fläche auf die Mit-
tagslinie
des Orts, oder auf die Linie der zwölften Stunde, es mag gleich
die
Uhrfläche vertical oder horizontal, oder gar über oder unter ſich genei-
get
ſeyn.
Die Horizontallinie einer Uhr iſt der Durchſchnitt der Uhrfläche mit
einer
Fläche, die horizontal oder wagrecht laufet, und durch die Spitze des
Zeigers
gehet.
Die Aequinoctiallinie iſt der Durchſchnitt der Uhrfläche mit der Flä-
the
des Aequinoctialzirkels.
Dieſe Linie ſtehet allezeit mit der Subſtylarli-
nie
winkelrecht;
daß man alſo, wann die Subſtylarlinie gezogen, und ein
Punct
von der Aequinoctiallinie gegeben worden, auch die Stellung dieſer
ganzen
Linie hat.
Wann aber im Gegentheil die Aequinoctiallinie gegeben
worden
, wird man die Subſtylarlinie haben können, welche die Linie ſeyn
wird
, die auf dieſe Aequinoctiallinie perpendicular oder zu geraden Win-
keln
laufet, und welche durch den Fuß des Zeigers, wie auch durch das
Uhrmittelpunct
gehet.
Die Linie der ſechſten Stunde gehet allezeit in den abweichenden Uhren
durch
den Durchſchnitt der Horizontallinie mit der Aequinoctiallinie.
Alſo
iſt
das Punct des Durchſchnitts dieſer zwoen Linien ein Punct von den Pun-
eten
der ſechſten Stunde.
Das Punct, wo die Subſtylarlinie und die Meridianlinie einander
durchſchneiden
, iſt der Mittelpunct der Uhr.
Wann man eine Uhr machen will, muß man zuerſt ſuchen, was die
Fläche
vor eine Stellung, zum Exempel, eine Mauer, oder ſonſt etwas, auf
welche
man ſolche aufzureiſſen verlanget, in Anſehung der Sonne und der
vornehmſten
Himmelszirkel habe.
Um dieſes nun zu bewerkſtelligen,
343321VIII. Buch, I. Capitel. man nach einer Beobachtung einige Schattenpuncte auf der Uhrfläche, wel-
che
zur Darlegung des Standes der Flächen nützlich ſind, nehmen, hernach
aber
nach den Regeln der Gnomonik oder Uhrbeſchreibung alle Linien, die
man
vorſtellen will, ſinden.
Auf dieſen Stücken beruhet die ganze Accu-
rateſſe
der Uhren.
Dieſe Schattenpuncte müſſen in einem Tage innerhalb drey biß vier
Stunden
nacheinander geſuchet weiden, auch ſo viel es immer möglich iſt,
weit
voneinander entfernet ſeyn, damit die andern Puncte und nothwendige
Linien
wol auseinander kommen.
Das erſte Capitel.
Von denen ſowol regulairen als irregulairen Uhren, die auf
Flächen
und Cörpern von unterſchiedlichen Figuren
gezogen
werden.
Dieſes Inſtrument ſtellet einen inwendig hohlen Körper vor, das 14.
11Tab. XXII.
Fig
. 1.
Flächen hat, da man auf eine jede von ſolchen eine Uhr ziehen kann.
Dieſes wird von Holz, Stein, Kupfer, Meſſing, oder ſonſt von
einer
jeden andern dichten Materie gemacht.
Die obere Fläche bey A iſt mit dem Horizont parallel, derowegen reiſ-
ſet
man ſo wol dorten, als auf der untern Fläche bey E eine Horizontaluhr
auf
, wiewol ſolche unten gar wenig erleuchtet wird.
Die Fläche bey B iſt
mit
der Weltare parallel, und machet mit dem pariſiſchen Horizont, weilen
wir
alle dieſe Uhren nach beſagter Polhöhe gemacht zum vorausſetzen, einen
Winkel
von 49.
Graden. Man zichet darauf eine obere Polaruhr, und auf
die
Fläche F, die juſt im Gegentheil ſtehet, verzeichnet man eine untere Po-
laruhr
.
Die Fläche C iſt parallel mit dem Hauptoertical, und da, weilen
ſelbiger
gegen Mittag ſiehet, verzeichnet man eine mittägige Verticaluhr
darauf
, auf die Fläche die gegenüber bey G iſt, wann ſie juſt gegen Mitter-
nacht
ſtchet, ziehet man eine mitternächtige Verticaluhr, welche in dieſer Fi-
gur
nicht hat können vorgeſtellet werden.
Die Fläche H iſt parallel mit dem Aequator der Welt; derowegen
macht
ſolche mit dem Horizont einen Winkel von 41.
Graden, der das
Complement
von der Polhöhe in Paris iſt.
Man verzeichnet dar-
auf
eine obere, und auf das Gegenthell eine untere Aequinoctialuhr.
Die
mit
K bezeichnete Fläche gehet parallel mit der Fläche des Mittagzirkels,
weilen
nun ſolche gerad gegen Abend ſtehet, ziehet man eine Vertical-Occi-
dentaluhr
darauf;
auf die entgegen geſetzte Fläche aber eine Vertical-Orien-
taluhr
.
Die Fläche bey I macht einen Winkel von 45. Graden mit der
Verticalmittägigen
, derowegen verzeichnet man eine
344322Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, von 45. Graden vom Mittage gegen Abend, ihr Gegentheil iſt eine abwel-
chende
von Mitternacht gegen Morgen um 45.
Grad. Endlich die Fläche
bey
I iſt eine von Mitternacht gegen Abend gleichfalls um 45.
Grad abwei-
chende
und ihr Gegentheil iſt eine von Mittag gegen Morgen abweichende
von
eben derſelben Abweichung.
Die neun erſten Uhren werden regulaire, und die vier letzten irregulaire
Uhren
, welche die declinirende oder abweichende ſind, benennet.
Alle Axen dieſer Uhren ſind unter ſich, und mit der Weltave parallel.
Wir wollen hernach die Zubereitung aller dieſer Uhren, wie auch derje-
nigen
, die auf folgendem Inſtrumente ſtehen, da@on wir gleich jetzt handeln
werden
, anweiſen und erklären.
Von der Zubereitung der Sonnenuhren, die auf ein
zwölfeck
gezogen werden.
Dieſe Figur iſt ein Körper von den 5. regulairen Körpern, deren Netze
und
Ausſchnitte von Papier, wie auch die Manier, wie man ſolche durch Zu-
11Fig. 2. fammenfügung ihrer Seiten formiren ſoll, wir in dem erſten Buch dieſes Un-
terrichts
gezeiget haben.
Dieſes wird ein Dodecaedron genennet, welches
von
zwölf gleichen Fünfeckichten Flächen eingeſchloſſen, oder aus zwölf fünf-
eckichten
Pyramiden zuſammen geſetzet iſt, auf welche man ſo viel Uhren,
Causgenommen
diejenige, welche die Baſis vorſtellet) beſchreiben kann.
Wann die Fläche A horizontal geſtellet worden, reiſſet man eine H@ri-
zontaluhr
darauf, da die Linie der zwölften Stunde einen Winkel in dem Fünf-
eck
in zween gleiche Theile ſchneidet.
Auf die Fläche B, welche gegen dem mittägigen Theil der Welt gewen-
det
, ziehet man eine Verticalmittaguhr ohne Abweichung darauf, die aber ge-
gen
das Zenith oder gegen den Himmel 63.
Grade und 26. Minuten geneiget
iſt
;
ihr Mittelpunet ſtehet in die Höhe, und ihre Subſtylarlinie iſt die Linie
der
zwölften Stunde.
Die andere Fläche im Gegentheil iſt eine Vertical-
mitternachtuhr
ohne Abweichung, gegen das Nadir oder gegen die Erde zu,
um
63.
Grade und 26. Minut. abhängend, ihr Mittelpunct gehet unterwärts-
Die
Uhr bey C iſt eine abweichende von Mittag gegen Morgen um 36.
Grad,
und
gegen die Erde um 63.
Grad und 26. Min. abhängende, ihr Mittelpunct
ſtehet
in die Höhe;
die andere Fläche im Gegentheil iſt eine von Mitternacht
gegen
Abend um 36.
Grad abweichende, und gegen das Zenith zu, um 63.
Grad, 26. Minuten hangende, der Mittelpunct iſt unterwärts. Die Uhrbey
D
iſt eine abweichende von Mitternacht gegen Morgen um 72.
Grad, und
gegen
das Nadir um 63.
Grad, 26. Minuten abhängende, der Mittelpunct
iſt
in der Höhe, ihre im Gegentheil ſtehende Fläche iſt eine abweichende von
Mittag
gegen Abend um 72.
Grad, gegen das Zenith hangend um 63. Grad,
26
.
Minuten, der Mittelpunct iſt unten. Die Uhr bey E iſt eine von
345323VIII. Buch, I. Capitel. ternacht gegen Morgen um 36. Grad abweichende, gegen das Zenith um 63.
Grad und 26. Minuten hangend, da der Mittelpunct unten ſtehet; Die ande-
re
im Gegentheil iſt eine abweichende von Mittag gegen Abend um 36.
Grad,
gegen
das Nadir um 63.
Grad und 26. Minuten hangend, der Mittelpunct iſt
in
der Höhe.
Endlich die Uhr bey F iſt eine abweichende von Mittag gegen
Morgen
um 72.
Grad, gegen das Zenith hangend um 63. Grad, 26. Minu-
ten
, der Mittelpunct iſt unten, ihre Fläche im Gegentheil iſt eine abweichende
von
Mitternacht gegen Abend um 72.
Grad, gegen das Nadir um 63. Grad,
26
.
Minuten abhangende, ihr Mittelpunct iſt in der Höhe. Alle dieſe Son-
nenuhren
ſind mit ihren Axen verſehen, welche ſowol unter ſich als mit der
Weltare
parallel ſind.
Man ſetzet dieſe Körper auf einen Fuß an einem Ort, den die Sonne
wol
beſcheinen kann, und orientiret ſolche mit Veyhülfe eines Compaſſes, oder
einer
gezogenen Mittagslinie, wie wir bald davon handeln wollen, ſo wer-
den
alle die von der Sonne erleuchtete Uhren zu gleicher Zeit einerley Stund
andeuten
.
Wann man in einem Garten ein ſolches Dodecaedron auf ein rechtve-
11Tab. XXII.
Fig
. 3.
ſtes Fußgeſtell ſetzen will, muß ſolches von einer dichten Materie, als von
Stein
, oder von einem mit Oel getränkten guten Holz ſeyn, damit as im
Wetter
dauren möge;
wir wollen hier die Art, wie man dieſen Körper
ſchneiden
ſoll, an die Hand geben.
Wann man ein Stuck Stein hat, das accurat zu einem Cubo oder Würfel
gehauen
worden, theilet man eine jede von den vier Seitenflächen, vermittelſt
der
zween Durchmeſſer A C, D B in zween gleiche Theile, und beſchreibet aus
den
Puncten A und C den Winkel E A F 116.
Grad, 34. Minuten, das iſt,
58
.
Grad, 17. Minuten auf einer jeden von beyden Seiten des Durchmeſ-
ſers
A C:
weilen nun alle Flächen des Zwölfecks eine mit der andern die Win-
kel
von 116.
Graden und 34. Minuten ausmachen, ſo werden derohalben,
wann
zwo von ſeinen Flächen horizontal geſtellet worden, alle die andern um
63
.
Grad, 26. Minuten, welche das Complement auf 180. Grad ſind,
abhängs
ſeyn.
Der Raum zwiſchen F und G oder E H iſt die Länge einer
jeden
Seite der Fünfecke.
Man träget die Helfte B F auf beyde Seiten aus
dem
Durchſchnittspuncte I gegen K und Q, und-ſolches thut man ebenfalls
auf
allen andern Flächen des Würfels, wann die Durchmeſſere perpendicular
vorhero
aufeinander ſtehen, daß man die Länge B F aus denen Interſectionen
auf
beyde Seiten trägt;
hernach hauet man den ganzen Stein nach der Länge
ſeiner
Durchmeſſere biß zu äuſſerſt an die Seiten ab, wie auch von und nach
der
Länge des Durchmeſſers KM, indeme man gegen B zuziehet, und in einer gera-
den
Linie die zween Angulos ſolidos biß auf das Punct Q in der erſten Fläche,
aushauet
, wie auch nach der Länge des Durchmeſſers LN, indeme man gegen K
zu
ziehet, und gerad gegen das Punct S zugehet;
Endlich auch nach der Länge
des
Durchmeſſers BD, da man gegen das A biß an das Punct T ziehet;
Die
346324Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, dern Seiten werden ebenfalls auf dieſe Manier gehauen. Damit man aber
die
Hand und der Einbildungskraft des Arbeiters deſto beſſer zu Hülfe kom-
men
möge, iſt es gar dienlich, daß man davon einen Körper aus dickem Papier
gemacht
vor ſich habe, damit man die Winkel und die Seiten, die man aus-
hauen
muß, deſto beſſer vorſtellen könne.
Man kann auch dieſe Körper hauen, wann ſie zuerſt von einer cylindri-
ſchen
Figur ſind;
es iſt aber die Methode, die wir erſt gegeben haben, ſchon
genug
.
Man machet auch dergleichen Arten von Sonnenuhren auf Kupfer,
(Meſſing,) die etwas kleiner, und gar curieus ſind.
Von der Zubereitung einer Horizontaluhr.
Die 4te Figur iſt eine Horizontaluhr. Man ziehet erſtlich, wann
11Tab. XXII.
Fig
. 4.
ſolche Uhr aufgeriſſen werden ſoll, zwo gerade Linien A B, C D, die eman-
der
im Puncte E, welches der Mittelpunct der Sonnenuhr iſt, in geraden
Winkeln
durchſchneiden;
Die Linie A B wird die Mittagslinie, oder die
Linie
der zwölften Stunde, und CD die Linie der ſechſten Stunde ſeyn;
Man
machet
ferner den Winkel B E F gleich dem Winkel der Polhöhe, als wie zu
Paris
49.
Grad groß.
Es iſt zwar aus denen Beobachtungen bekannt, daß zu Paris nur 48.
Grad und 51. Minuten ſind; wir wollen aber die 9. Minuten nurweglaſſen,
weilen
ſolches in denen Sonnenuhren gar wenig ausmacht;
die Linie E F
ſtellet
die Weltare vor, durch welche, nachdeme man ſich das Punct G
darauf
erwählet, gleichſam als wann es der Mittelpunct der Erden wäre, win-
kelrecht
die Linie G H, welche den Radium des Aequators vorſtellet, und
dabeo
die Mittagslinie in H betrift, gezogen wird.
Man machet weiter die
Linie
HB, die mit einem Zirkel genommen worden, der Linie H G gleich, zie-
het
die gerade Linie L H K auf der Mittagslinie perpendicular, und beſchrei-
bet
, indeme die gemeine Section des Aequators mit der Uhrfläche ſich aus
dem
.
Puncte B, als dem Mittelpunct weiſet, den Quadranten M H, in welchem
die
Theilungen in ſechs gleiche Bögen, da ein jeder 15.
Grad ſeyn wird, ge-
ſchehen
.
Man ziehet, endlich die punctirte Linien B 5 B 4 B 3 B 2 B 1, welche
dann
die Linie L K von Stunden zu Stunden eintheilen werden, wann man
darauf
die Puncten bemerket, wodurch man die Stundenlinien gehen laſſen
muß
, die jene durchſchneiden, und die aus dem Puncte E dem Mittelpuncte
der
Uhr gehen werden;
dieſer Uhr kann man eine ſolche Figur, die man will,
geben
, ſie ſeye von einem ablangen Quadrat, gleichwie diejenige in der 4ten
und
erſten Figur, oder wie ein regulaires Fünfeck, dergleichen diejenige in
der
zwoten Figur ſind, und ſo weiters.
An ſtatt eines Quadrantens MH kann man viel leichter nur einen Bo-
gen
von 60, Graden, deſſen Chorda dem Radio gleich iſt, ziehen,
347325VIII. Buch, I. Capitel. noch dazu, wann ſolcher in 4. gleiche Bögen, da ein jeder 15. Grad iſt, gethei-
let
worden, einen vor die fünfte Stunde addiren.
Will man aber auch die halbe
Stunden
darauf ziehen, ſo theilet man einen jeden von dieſen Bögen der Cir-
cumferenz
MH in zween gleiche Theile, deren jeder 7.
Grad und 30. Minu-
ten
ausmacht, die man wiederum in zween, um die Viertelſtunden zu über-
kommen
, theilen kann, ſolche ziehet man aus dem Puncte B mit blinden Linien,
biß
ſie auf die Aquinoctiallinie LK treffen, worauf man durch dieſe Durch-
ſchnittspuncte
aus dem Uhrmittelpuncte E die Stundenlinien insgeſammt
ziehet
.
Die auf der Seite L H bemerkte Theilungen, müſſen mit einem Zir-
kel
auf die andere Seite H K übergetragen werden, weilen die in gleicher Wei-
te
von der zwölften Stunde entfernte Stunden ſowol Vor als Nachmit-
tag
mit der Meridianlinie gleiche Winkel machen;
die Linien der 7ten und
8ten
Vormittagsſtunde, wann ſie jenſeits über das Uhrmittelpunct verlän-
gert
worden, geben die Linien der 7ten und 8ten Stunde Nachmittag, und die
bey
der 4ten und 5ten Nachmittagsſtunde verlängerte Linien, geben die 4te
und
5te Vormittag.
Wann nun endlich diefe Uhr auf einer Fläche die wagrecht ſtehet, veſt
geſtellet
worden, daß ſie nemlich mit dem Horizont, wann ſie in der Sonne
ſtehet
, parallel ſtehe, und wol orientiret ſeye, alſo daß die Linie A 12.
mit der
Mittagslinie
der Welt wol eintreffe, und wann der Zeiger oder die Axe
E
H F, gerad über der Linie der zwölften Stunde angerichtet worden, ſolcher
Zeiger
EF parallel mit der Weltaxe lauffe, ſo wird alsdann der Schatten
dieſes
Zeigers gar genau vom Aufgang der Sonne biß zu ihrem Niedergang
die
Stunden andeuten.
Von der Zubereitung einer Verticaluhr, die ohne
Abweichung
iſt.
Dieſe Uhr iſt parallel mit dem Hauptvertical, welcher den Mittagszir-
11Tab. XXII.
Fig
. 5.
kel in geraden Winkeln durchſchneidet, und durch die Puncte des Auf-und Un-
tergangs
in den Nachtgleichungen auf dem Horizonte gehet.
Man ziehet erſtlich, um ſolche aufzureiſſen, die Linien EB und C D win-
kelrecht
, davon die erſte die Linie der zwölften Stunde, und die andere der
6ten
Stunde ſeyn wird, beſchreibet hernach aus dem Puncte E, dem Mittel-
puncte
der Uhr, den Winkel B E F, der dem Complement von der Polhöhe,
als
zu Paris 41.
Graden, gleich iſt, und richtet auf der Mittagslinie die Li-
nie
IG perpendicular auf, welche der auſrechte Zeiger ſeyn wird, daran das
Punct
I der Fuß und G das äuſſerſte iſt, welches, wie wir ſchon geſagt haben,
vor
den Mittelpunct der Erde gelten kann.
Wann dieſe Linie auf beyden
Seiten
verlängert worden, wird die Horizontallinie daraus.
348326Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Die Linie E G F ſtellet die Weltare vor, auf welche man winkelrecht die
Linie
GH, biß an den Durchſchnitt mit der Mittagslinie zichet, dieſe Linie G H
repräſentiret
den Radium des Aequators, und die durch das Punct H gezoge-
ne
Linie LHK, welche die Mittagslinie winkelrecht durchſchneidet, die gemeine
Section
des Aequators mit der Uhrfläche.
Man machet ferner H B, H G gleich, und beſchreibet aus dem Puncte
B
, als dem Mittelpuncte die Circumferenz des Quadrantens MH, die man in 6.
gleiche Bögen, jeden von 15. Graden, mit punetirten Linien eintheilet, da
dann
ſolche Linien die Linie L K in ungleiche Theile, welche die Tangenten die-
ſer
Bögen ſind, theilen werden.
Endlich muß man durch dieſe Eintheilungs-
@uncte
, und durch den Mittelpunct E die Stundenlinien von der 6ten Stunde
an
zu früh biß auf 6.
Uhr zu Abends ziehen, welche die Uhr geben werden, gleich-
wie
ſolches in der beſagten 5ten Figur zu erſehen iſt.
Wann man nun die hal-
ben
und Biertelſtunden auch darauf zeichnen will, ſo verfähret man darbey,
wie
wir bey der Horizontaluhr geſagt haben.
Dieſe Uhr wird entweder an eine Mauer, oder auf eine Fläche, die auf
dem
Horizont perpendicular ſtehet, und gerad gegen Mittag gerichtet iſt, ge-
ſtellet
, und daher heiſſet auch ſolche eine Verticalmittagsuhr.
Ihre Mittagslinie, oder die Linie der zwölften Stunde muß accurat bley-
recht
, und ihre Horizontallinie wagrecht ſeyn:
Selbige hat ihr Mittelpunct
in
der Höhe, und das äuſſerſte ihret Axe gehet gegen den untern Pol zu.
Die
andere
im Gegentheil wird die Verticalmitternächtige genennet, ſie hat ihren
Mittelpunct
unten, und das äuſſerſte ihrer Axe gehet gegen den obern Welt-
pol
zu.
Ihre Conſtruction iſt eben ſo als wie bey der Verticalmittägigen
beſchaffen
;
dann die Stundenlinien und die Axe machen einerley Winkel mit
der
Mittagslinie.
Die Verticalmitternächtige Uhr deutet nur ekliche Stunden in den
langen
Sommertägen an, nemlich zu früh von dem Anfang der Sonne, biß
ſie
durch den Hauptvertical gehet, und zu Abends von der Zeit an, wann
ſie
wieder von dem Hauptverticali kommet, biß zu ihrem Untergang.
Wann
die
Sonne in dem Tropico des Sommers laufet, gehet dieſelbe über dem
pariſiſchen
Horizont um 4.
Uhr auf, und kommet zu dem Hauptverticali zwi-
ſchen
7.
und 8. Uhr zu früh, Nachmittag gelanget ſie wieder zwiſchen 4. und
5
.
Uhr des Abends zu dem Hauptverticali, und gehet um 8. Uhr unter: de-
rowegen
verzeichnet man nur auf dieſer Uhr die Stunden von 4.
Uhr zu früh
biß
auf 8, und von 4.
Uhr des Abends biß auf 8. Innerhalb ſolcher Zeit
wird
die Verticalmittagsuhr nur von 8.
Uhr des Morgens biß auf 4. Uhr
des
Abends erleuchtet.
Wann aber die Sonne nach ihrer Bewegung, welche ſie das Jahr durch
beſchreibet
, in den Aequator kommet, ſo zeiget ſelbige keine Stunden mehr auf
der
Verticalmitternächtigen Uhr, ſondern ſie beſcheinet nur die gegenüberſte-
hende
Fläche von ihrem Aufgang biß zu ihrem Niedergang.
349327VIII. Buch, I. Capitel.
Von der Zubereitung der Polaruhr.
Die 6te Figur ſtellet eine obere Polaruhr vor. Dieſe iſt nun eine ge-
gen
dem Himmel zu inclinirende Uhr, die aber nicht decliniret, dann fie iſt pa-
rallel
mit der Weltare und mit dem Zirkel der 6ten Stunde, welcher den
Mittagszirkel
in geraden Winkeln durchſchneidet.
Dahero kann ſolche nie-
malen
weder zu früh noch zu Abends die 5te Stunde andeuten, weilen, inde-
me
der Schatten des Zeigers alsdann mit der Uhrfläche parallel laufet, ſel-
biger
den Schatten nicht darauf werfen kann.
Dieſe Uhr hat kein Mittelpunct, und die Stunden laufen miteinander,
und
mit der Weltare parallel.
Weil ihre Fläche mit einem Horizonte in der
Sphära
recta parallel iſt, ſo gehet ſie durch die zween Weltpole, daher kom-
met
es auch, daß ſie eine Polaruhr genennet wird.
Man ziehet, wann ſolche aufgeriſſen werden ſoll, die Linie A B, welche
11Fig. 6. die Aquinoctiallinie vorſtellet, und dann I D winkelrecht vor die Mittagslinie,
oder
die Linie der 12ten Stunde, nimmt die Länge des Zeigers nach Belieben,
nachdeme
die Gröſſe der Fläche iſt, als wie hier CD, machet ferner aus dem
Ende
in D einen Ouadranten, den man in 6.
gleiche Bögen abtheilet; oder
beſchreibet
nur einen Bogen von 60.
Graden, den man in 4. Theile, da ein
jeder
15.
Grad vor die vier erſten Stunden Nachmittag machet, eintheilet,
und
ſetzet noch einen dergleichen Bogen von 15.
Graden, vor die fünfte
Stunde
dazu;
hernach ziehet man aus dem Puncte D durch die Eintheilun-
gen
der Circumferenz des beſagten Bogens, biß ſie die Linie AB durch ſchnei-
den
, punctirte oder blinde Linien, und ziehet die Stundenlinien, die parallel
mit
der Mittagslinie und perpendicular mit der Aequinoctiallinie ſind, durch
dieſe
Puncten des Durchſchnitts.
Die Weiten der von der Mittagslinie
gleich
entferneten Stunden ſind Vor und Nachmittag einander gleich,
das
iſt, man ſoll die Diſtanzen der Linie CA auf die Seiten der Linie CB
übertragen
.
Der Zeiger muß ſo hoch als C F ſeyn, nemlich wie die Weite von dem
Mittag
biß auf 3.
Uhr, ſolchen kann man in Geſtalt eines geradwinklichten
Parallelogramms
verfertigen, gleichwie derjenige iſt, der oben mit dem Buch-
taben
K in beſagter 6ten Figur bezeichnet worden;
Er wird längs nach der
Linie
der 12ten Stunde geſtellet, die auch deßwegen die Subſtylarlinie ge-
nennet
wird.
Richtet man aber nur ein einfaches Stänglein an ſtatt eines Zeigers
auf
, gleichwie derjenige iſt, den man bey G auf der Mittagslinie ſiehet, wird
ſelbiger
die Stunden nur mit der Spitze des Schattens, an ſtatt daß das
Parallelogramm
ſolche mit einer Linie bemerket, andeuten.
Die obere Polaruhr kann die Stunden von 7. Uhr des Morgens, biß
auf
5.
Uhr zu Abends geben.
Die untere Polaruhr kann nur in den langen Sommertägen
350328Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, braucht werden. Sie bemerket die Stunden, nach der Polhöhe zu Paris,
von
der Sonnen Aufgang biß auf 5.
Uhr des Morgens, und von 7. Uhr des
Abends
biß zu der Sonnen Untergang, deßwegen auch nur die 4te und 5te
Stunde
des Morgens, und dann die 7te und 8te des Abends, darauf verzeich-
net
wird.
Ihre Conſtruction iſt eben ſo beſchaffen, wie diejenige bey der
obern
Polaruhr;
dann die Weite von der Subſtylarlinie biß auf 4. und 5.
Uhr auf der obern Polaruhr des Nachmittags, iſt einerley mit derjenigen der
Subſtylarlinie
in der untern Polaruhr biß auf 4.
und 5. Uhr des Morgens,
und
ſo auch biß auf 7.
und 8. Uhr des Abends; dahero wir unnöthbig erach-
tet
, einen Riß davon zu machen.
Die Weite der Stunden beziehet ſich auf die Gröſſe des Zeigers, ſo
daß
ſelbige nach Proportion mehr oder weniger voneinander abſtehen wer-
den
, nachdeme nemlich das äuſſerſte Punct bey D auch mehr oder weniger
von
der Aequinoctiallinie wird entfernet ſeyn.
Wann man dieſe Uhr zu Paris recht ſtellen will, ſo wird erfordert, daß
ihre
Fläche mit dem Horizont einen Winkel von 49.
Graden mache, die obe-
re
iſt gegen dem Himmel und gerad gegen Mittag zugewendet, damit ihre Axe
mit
der Weltare parallel laufe;
hingegen die andere Fläche, welche die
untere
iſt, hänget gegen die Erde zu, die Frühſtunden ſtehen gegen Abend, und
die
zu Abends gegen Morgen.
Wann man auch die Horizontallinie darauf beſchreiben will, ſo ziehet
man
aus dem Puncte F, der Spitze des Zeigers, als dem Mittelpunct den
Bogen
G H, der der Polhöhe von Paris, das iſt 49.
Graden, gleich iſt, zie-
het
auch die gerade Linie FH, welche die Mittagslinie in dem Puncte I durch-
ſchneiden
wird, durch welchen endlich winkelrecht die Horizontallinie L K be-
ſchrieben
werden muß, welche zu erkennen geben wird, ob die Uhr recht ge-
ſtellet
ſeye, und ob ſie ihre gehörige Inclination habe;
dann es muß hier eine
Fläche
, wann ſie längs nach der Horizontallinie hingeſtellet, und auf die
Spitze
des Zeigers, die in der Luft ſtehet, geleget wird, ganz wagrecht oder
parallel
mit dem Horizonte ſeyn.
In den Ländern, wo die Sphæra recta iſt, das iſt an den äuſſerſten
Polen
, wird die Polaruhr parallel mit dem Horizont, und in der Sphæra
parellela
vertikal, das iſt, an die bleyrecht ſtehende Mauren, die nicht abwei-
chen
, geſtellet.
Von der Zubereitung der Aequinoctialuhr.
Die obere Aequinoctialuhr zeiget nicht mehr als nur 6. Monat lang
in
einem Jahr die Stunden, nemlich von dem Aequinoctio des Frühlings
biß
zu dem andern im Herbſt.
Die andere im Gegentheil, welche eine un-
tere
Aequinoctialuhr iſt, zeiget die Stunden innerhalb den andern 6.
Mo-
naten
, nemlich von dem Aequinoctio des Herbſts biß zu dem im Frühling.
351329VIII. Buch, I. Capitel.
Die Fläche dieſer Uhren iſt mit dem Aequator der Welt parallel, und
wird
winkelrecht in ihrem Mittelpuncte von der Weltaxe durchſchnitten.
Um dieſe nun recht zu conſtruiren, ziehet man winkelrecht zwo gerade
11Fig. 7. Linien A H, D E, davon die erſte die Linie der zwölften Stunde, und die
andere
der 6ten Stunde ſeyn wird, beſchreibet aus dem Durchſchnittspuncte
A
einen Zirkelcreiß, davon ein jeder Quadrant in 6.
gleiche Theile, damit 6.
Stunden nacheinander zu haben ſeyn, getheilet wird als zum Exempel, von
6
.
biß 12. welche alsdann dienen werden, um aus dem Mittelpuncte alle Stun-
denlinien
ziehen zu können, weilen ſie lauter gleiche Winkel, jeden von 15.

Graden
, mit der Mittagslinie, machen, ein jeder Raum, wanner in zween
gleiche
Theile getheilet wird, giebet die halben Stunden, und ſo die Bögen
der
halben Stunden wiederum in zween Theile getheilet werden, geben ſolche
die
Viertelſtunden.
Die Conſtruction der obern und untern Aequinoctialuhr iſt einerley; in
den
Ländern, wo die Sphära parallel iſt, das iſt, die den Pol im Zenith oder
Scheidelpuncte
haben, hat man nur einer Aequinoctialuhr nöthig, die als
eine
Horizontaluhr dienet In denen Ländern, wo Sphära recta iſt, das
iſt
, wo die 2.
Pole auf dem Horizont liegen, werden dieſe Uhren vertical oh-
ne
Abweichung, und laſſen ſich an die Mauren ſtellen, die eine iſt gegen den
Polum
arcticum, und die andere gegen den Polum antarcticum gewendet,
und
wird eine jede 6.
Monat lang im Jahre beſchienen. Es ſind aber hinge-
gen
dieſe Uhren in der Sphära obliqua, wie diejenige iſt, die wir bewohnen,
gegen
dem Horizont geneiget, und machen einen Winkel, der dem Comple-
ment
der Breite gleich iſt, nemlich zu Paris von 41.
Graden.
Die Axe der Aequinoctialuhr iſt ein Stänglein, welches, weilen es durch
den
Mittelpunct gehet, perpendicular mit der Uhrfläche, und parallel mit der
Weltaxe
iſt;
man machet ſolches ſo lang als man will, ſo es nur zum Stun-
denzeigen
dienen ſoll, wann man aber damit die Zeichen des Thierkreißes oder
die
Tagslängen, von welchen wir unten handeln werden, will bedeuten laſſen,
ſo
wird ſelbigem eine gewiſſe Länge gegeben.
Von der Zubereitung der Oriental-und Occidental-
uhren
.
Die Gattungen der Sonnenuhren ſind parallel mit der Fläche des Mit-
22Tabula
XXIII
.
Fig
. 1.
tagzirkels, die eine iſt gerad gegen Morgen, und die andere gerad gegen Abend
gewendet
.
Dieſe Figur ſtellet eine Meridianuhr gegen Abend vor, die Stundenli-
nien
ſind miteinander und mit der Weltare parallel, wie bey den Polaruhren,
die
faſt einerley Conſtruction miteinander haben.
Man ziehet erſtlich, wann ſolche aufgeriſſen werden ſoll, eine gerade
Linie
A B, welche die Horizontallinie vorſtellet, beſchreibet aus
352330Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, nach Belieben, auf dieſer Linie genommenen Punet A den Bogen B C, der
dem
Complement der Breite, nemlich der Höhe des Aequators über dem
Horizont
, das iſt, zu Paris 41.
Graden gleich ſeye, ziehet ferner durch das
Punct
C, wo ſich dieſer Bogen endet, eine Linie C D, die ſo viel, als es nö-
thig
iſt, verlängert wird, welche dann die gemeine Section des Aequators mit
der
Uhrfläche vorſtellet, man beſchreibet über deme aus dem Puncte D eine
mit
der Aequinoctiallinie perpendiculare Linie E D, dieſe Linie E D wird die
Subſtylarlinie
ſeyn, das iſt der Platz des Zeigers, und zugleich die Linie der
6ten
Stunde.
Soman die andere Stunden zu haben verlanget, nimmt man
auf
der Subſtylarlinie ein Punct, als E, nach Belieben, aus welchem, als
dem
Mittelpuncte ein Bogen von 60.
Graden beſchrieben wird, den man in 4.
gleiche Bögen, da ein jeder 15. Grad macht, von der Subſtylarlinie ange-
fangen
, theilet, träget alsdann auf dieſe, zu beyden Seiten verlängerte Cir-
cumferenz
ſo viel Bögen von 15.
Graden, als erfordert wird, um die Aequi-
noctiallinie
in Stunden durch die punctirte Linien, die alle aus dem Puncte
E
gehen, einzutheilen.
Endlich ziehet man durch die Eintheilungen dieſer Li-
nie
die behörige Stundenlinien, die parallel mit der Linie der 6ten Stunde,
und
perpendicular mit der Aequinoctiallinie ſind, Dieſe Uhr zeiget die
Stunden
von dem Mittag an, biß zu dem Untergang der Sonne, weilen nun
ſolche
zu Paris im Sommer um 8.
Uhr untergehet, ſo ſetzet man die Stunden
von
1.
biß auf 8. Ubr darauf, gleichwie man ſolche in der erſten Figur der
23ten
Tabelle ſehen kann.
Die Conſtruction der Orientaluhr iſt eben ſo, wie die vorhergehende;
man zeichnet auf ſelbige die Stunden zu früh, von Aufgang der Son-
ne
im Sommer, von 4.
Uhr des Morgens biß um 11. Uhr. Der Mittag
kann
nicht auf der Fläche dieſer Uhren angedeutet werden, weilen die Strah-
len
der Sonne, wann ſie in dem Meridian ſtehet, mit jener parallel lau-
fen
.
Wann eine Occidentaluhr auf dem Papier aufgeriſſen worden, ma-
chet
man ſelbiges mit ein wenig Oel durchſichtig, ſo wird auf der andern Sei-
te
eine ganz gezogene Orientaluhr zu ſehen ſeyn, allwo man nichts als nur
die
Stunden zu ändern hat, da man 11.
Uhr an ſtatt 1. Uhr, 10. Uhr an ſtatt
2
.
Uhr, und ſo ferner, anſetzet.
Der Zeiger dieſer Uhren iſt ein Stänglein von Eiſen oder Kupfer, das
der
Weite E D gleich iſt, welche auch die Diſtanz von 6.
Uhr biß auf 3. iſt,
ſelbiger
Zeiger wird perpendicular in das Punct D geſtellet, ſo zeiget ſolcher
die
Stunden nur mit einem Puncte des Schattens.
Man kann auch, ſo man
will
, einen Zeiger, deſſen Figur ein Parallelogramm ſeye, einſtecken,
gleichwie
wir ſchon oben geſagt, und eine Vorſtellung davon gemacht haben,
als
wir von der Polaruhr gehandelt.
Dieſe Uhren werden an bleyrechtſtehende Mauren oder auf die Flä-
chen
, die mit dem Horizonte perpendicular, und mit dem
353331VIII. Buch, I. Capitel. parallel gehen, gemacht da eine gegen Morgen, die andere gegen Abend ganz
gerad
gewendet iſt, alſo daß die Horizontallinie recht wagrecht ſeye.
Von der Zubereitung der verticalen abweichenden
Uhren
.
Man nennet eine Verticaluhr diejenige, die auf einer Verticalfläche
gezogen
wird, das iſt, die perpendicular auf dem Horizont iſt, wie eine Mauer
die
fein bleyrecht ſtehet.
Unter den 9. regulairen Uhren, von denen wir oben gehandelt haben,
ſind
4.
Verticaluhren darunter, die nicht abweichen, weilen ſie gerad ge-
gen
eine von denen 4.
Hauptgegenden der Welt gerichtet ſind, die eine ge-
gen
Mittag, ihre entgegen ſtehende, gegen Mitternacht, die andere gegen
Morgen
, und die im Gegenſtand ſich befindet, gegen Abend.
Es iſt jetzt annoch übrig, daß wir von den irregulairen Uhren reden,
davon
einige vertical abweichende, die andere für ſich oder hinter ſich han-
gende
Uhren ohne Abweichung, und dann die übrige abweichende und zugleich
für
ſich oder hinter ſich hangende Uhren ſind.
Die vertical abweichende ſind von viererley Arten, dann einige weichen
vom
Mittag gegen Morgen, die entgegenſtehende von Mitternacht gegen
Abend
, die andere vom Mittage gegen Abend, und ihre im Gegentheil ſtehen-
de
von Mitternacht gegen Morgen, ab.
Unter den irregulairen Uhren ſind die verticalabweichende die gebräuch-
lichſten
, weilen ſolche an die Mauren oder Wände, die insgemein bley-
recht
gebauet ſind, oder auf Cörper, deren Flächen perpendicular laufen,
verzeichnet
werden.
Ehe aber noch zur Verfertigung der Sonnenuhren
von
dieſer Gattung geſchritten wird, muß man vor allen Dingen ſich ange-
legen
ſeyn laſſen, die Abweichung einer Wand oder Fläche, und auf was
vor
einer Seite ſelbige ſeye, accurat zu erforſchen, welches dann nach einer
oder
anderer Methode, die wir jetzt gleich hernach vortragen wollen, wird ge-
ſchehen
können.
Geſetzt man wiſſe, daß eine ſolche Fläche, welche der Buchſtab I in der
11Tabula
XXII
.
Fig
. 1.
erſten Figur der 22.
Tabelle andeutet, oder eine verticalſtehende Wand, zu
Paris
und dortherum, wo der Pol 49.
Grad über dem Horizont erhöhet iſt,
vom
Mittag gegen Abend um 45.
Grad abweiche: Man verlanget aber ein
Modell
von einer Uhr, die man an dieſe Fläche oder an dieſe Wand richten
ſollte
, machen zu laſſen.
Man ziehet erſtlich die Linien A B, C D, die einander winkelrecht im
Puncte
E durchſchneiden, die erſte wird die Linie der zwölften Stunde, und
22Tabula
XXIII
.
Fig
. 2.
die andere die Horizontallinie ſeyn;
Aus dem Puncte E, als dem Mittel-
puncte
, ziehet man den Bogen FN von 45.
Graden, wegen der Abweichung,
die
wir ſo groß ſupponiret haben;
und weil ſolche von Mittag gegen
354332Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, gehet, ſo muß dieſer Bogen auf der rechten Seite der Mittagslinie gezogen
werden
:
wann aber die Abweichung gegen Morgen wäre, müſte man ſolches
zur
linken Hand thun.
Ferner ziehet man aus dem Puncte F die Perpendicularlinie FH ſo weit,
biß
ſie an die Horizontallinie ſtöſſet, damit man alldorten ein Punct von
der
Subſtylarlinie, das iſt, den Fuß des Zeigers haben könne, nimmt mit
einem
Zirkel die Weite EF, und träget ſolche auf die Horizontallinie von E in
O
.
Man beſchreibet überdeme aus dem Puncte O, als dem Mittelpuncte, den
Bogen
EG, der der Polhöhe gleich ſeye, als wie hier von 49.
Graden, und zie-
het
die punctirte Linie OA ſo weit, biß ſie die Linie der 12ten Stunde durch-
ſchneidet
, um allda den Uhrmittelpunct A zu überkommen, durch welchen die
Subſtylarlinie
AB, ſo lang als es gefällig iſt, gezogen wird, welche eine von de-
nen
vornehmſten Linien iſt, die zur Conſtruction dieſer Uhren dienet, und worauf
faſt
ihre ganze Richtigkeit und Accurateſſe beruhet.
Man richtet ferner aus dem Puncte H auf der Subſtylarlinie eine ge-
rade
Linie H I vor den Zeiger, der HF gleich iſt, auf, machet hernach den Zeiger
dreywinklicht
AHI, ſo man die Linie AI, welche die Uhraxe iſt, ziehet;
man
beſchreibet
aus dem Puncte I eine auf die Axe perpendiculare Linie I K ſo
weit
, biß ſie an die Subſtylarlinie trift, auf welcher man K L, K I gleich
machen
muß.
Man ziehet ferner durch das Punct K die Aequinoctiallinie
M
N, welche die Subſtylarlinie winkelrecht, und die Horizontallinie im
Puncte
der 6ten Stunde durchſchneidet.
Wann man nun auf dieſe Weiſe
die
12te und 6te Stunde hat, ziehet man hernach die zwo punctirte Linien NL
L6
.
welche einen geraden Winkel im Puncte L machen werden, wann an-
derſt
die vorhergehende Operationen accurat verrichtet worden.
Man beſchrei-
bet
auch zwiſchen beſagten punctirten Linien aus dem Puncte L, als dem Mit-
telpuncte
, einen Quadranten, theilet ſeine Circumferenz in 6.
gleiche Bögen,
davon
ein jeder 15.
Grad iſt, und ziehet ſo viel blinde Linien biß an die Aequi-
noctiallinie
hin;
damit man aber auch die Stunden Vormittag, und dieje-
nigen
nach der 6ten Stunde überkommen möge, ſo verlängert man die Cir-
cumferenz
des Quadrantens auf jeder Seite, und träget ſo viel Bögen von
5
.
Graden, als es nöthig iſt, auf, um die blinde Linien aus dem Puncte L
biß
an die beſagte Aequinoctiallinie hinziehen zu können.
Endlich ziehet man
aus
dem Mittelpuncte A durch dieſe Durchſchnittspuncte die Stundenlinien,
wie
man ſelbige in der zwoten Figur ſiehet.
Man darf nicht mehr als
nur
, wann es auf das höchſte kommet, 12.
Stunden auf dieſen Gattungen
der
Uhren ziehen, dann die ganze Verticalfläche kann nicht länger von der
Sonne
erleuchtet werden.
Man kann auch die Puncte der Stundenlinien auf der Horizontal-
linie
DC haben, indeme an das Punct F der Mittelpunct einer Horizontal-
uhr
angeſetzet wird, alſo daß ihre Mittagslinie mit der Linie F E
355333VIII. Buch, I. Capitel. treffe, und ihre Linien der 6ten Stunde mitder Linie F 6. Die Puncten der
andern
Stunden werden ſich ſchon nach ihrem Durchſchnitt auf beſagter Linie
CD
geben.
W@@n 6. Stundenweiten aneinander auf der Fläche einer Uhr, was
es
auch vor eine ſeyn mag, gegeben worden, kann man die andern Stunden
auf
folgende Manier finden.
Wir ſupponiren in dieſem Exempel, daß die Stunden von 6. biß 12.
gezogen ſeyn: So man nun 9. 10. 11. Uhr zu früh, die man auf dieſer Uhr
bemerken
kann, haben wollte, ziehet man aus dem nach Belieben auf der Li-
nie
der 12ten Stunde genommenen Puncte V eine mit der Linie der 6ten Stun-
de
parallele Linie, als VS, welche die Linien von 1.
2. 3. Uhr des Nachmittags
durchſchneideu
wird.
Die Weite von V biß auf 1. Uhr, die auf dieſer Paral-
lellinie
genommen, und auf die andere Seite aufgetragen worden, wird
auf
beſagter Parallellinie ein Punct von der 11ten Stunde, und die Wei-
te
V 2 allda ein Punct der 10ten Stunde, die Weite V 3 aber ein Punct der
9ten
Stunde geben.
Alsdann muß man aus dem Mittelpuncte A die Stun-
den
ziehen, welche durch die auf beſagter Parallellinie bemerkte Puncten ge-
hen
.
Man kann auf eben die Manier die Puncten der 7. und 8ten Stunde
des
Abends haben, indeme man eine mit der 12ten Stundenlinie parallele
Linie
ziehet, welche in einem Puncte die 6te Stundlinie durchſchneidet, und
die
der 4ten und 5ten Stund verlängerte Linien trifft;
wann nun die
Weite
von 6.
biß 5. auf dieſer Parallellinie auf der anderen Seite aufge-
tragen
wird, ſo muß ſelbige ein Punct der 7ten Stund, und die Weite von 6.
biß 4. ein Punct der 8ten Stund dorten geben, durch welche Puncten und
durch
den Mittelpunct A man endlich dieſe Stundenlinien ziehet, ſo wird die
Uhr
fertig ſeyn.
Dieſe Manier, um die von der Subſtylarlinie etwas ent-
fernete
Stunden zu finden, iſt in dieſem Fall gar bequem, weil hierdurch die
groſſen
Sectionen, die man auf der Aequinoctiallinie machen muß, vermie-
den
werden.
Die Zubereitung einer Verticaluhr, die von Mittag gegen Mor-
gen
abweichet, iſt mit jener, die wir beſchrieben haben, eins, ausgenom-
men
, daß man, was vorhero auf der rechten Hand verzeichnet geweſen,
anjetzo
links machen muß, und daß die Stunden des Morgens, an ſtatt
derjenigen
des Nachmittags, angeſetzet werden, die derſelben Comple-
ment
auf 12.
ausmachen. Alſo könnte man, ſo eine gegen Abend abwei-
chende
Uhr, auf einem durchſichtigen Papier gezogen würde, auf der an-
dern
Seite eine ganz fertige, die gegen Morgen abweichet, ſehen, und
da
hätte man nur auf der umgekehrten Seite des Papiers 3.
Uhr Nach-
mittag
, an ſtatt der 9ten zu früh, 2.
Uhr an ſtatt der 10ten, 1. Uhr an
ſtatt
der 11ten, und ſo weiters anzuſetzen, und würde auch alſo hierdurch
die
Subſtylarlinie, die in der Figur 2.
zwiſchen 3. und 4. Uhr
356334Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, tag ſtehet, in der andern zwiſchen 8. und 9. Uhr Vormittag ſich befinden.
Wann die Abweichung weniger als 45. Grad wäre, würde die Subſtylar-
linie
näher bey dem Mittag ſeyn;
ſo aber im Gegentheil die Abweichung
gröſſer
wäre, würde die Subſtylarlinie ſich weiter davon entſernen, und zu
der
Linie der 6ten Stunde nahen.
Wann ſolches nun geſchiehet, ſo ſind die
Stunden
in der Gegend der Subſtylarlinie ſo zuſammen gezogen, ſo daß
man
ein Modell von der Uhr auf einer zimlich groſſen Fläche machen muß, da-
mit
man die Stundenlinien deſto mehr verlängern, und einen Theil von der
Uhr
, der gegen dem Mittelpunct zu ſtehet, abſchneiden könne.
Die von Mitternacht gegen Morgen oder Abend abweichende Uhren
werden
auf eben die Manier verzeichnet;
es haben aber ſolche ihren Mittel-
11Tabula
XXIII
.
Fig
. 3.
punct unten unter der Horizontallinie, und ſind eigentlich nichts anders, als
eben
die umgewandten Uhren, gleichwie man aus der dritten Figur erſiehet,
welche
eine von Mitternacht gegen Abend um 45.
Grad abweichende vorſtellig
macht
, wie auch aus der mit L in der erſten Figur der 22.
Tabelle bezeichneten
22Tab. XXII.
Fig
. L.
Fläche abzunehmen iſt.
Jhre Subſtylarlinie muß zwiſchen 8. und 9. Uhr des
Abends
ſeyn, daß alſo eine einige abweichende Uhr dienen kann, um deren vier
zu
zeichnen, wann ſie anderſt eine gleiche Abweichung haben, ob ſie ſchon auf
unterſchiedlichen
Seiten ſtehen;
zwo davon werden den Mittelpunct in der
Höhe
und zwo unten haben.
Durch zween auf einer Fläche obſervirte Schattenpuncte
eine
Subſtylarlinie darauf zu ziehen.
Wir wollen uns eben dieſer zwoten Figur bedienen, bey welcher wir
ſupponiren
, daß ein eiſern Stänglein, das an einem Endezugeſpitzet iſt, ſchräg
eingeſtecket
worden ſeye, damit man ſeinen Fuß auf der Fläche haben könne,
nemlich
, ein Punct, welches perpendicular auf die Spitze des Zeigers I, die
in
der Lufft ſtehet, trifft, welcher der Einfallpunct genennet, und mit einem
Winkelmaaß
genommen wird.
Dieweilen aber dieſe Figur eine Vertical von Mittag gegen Abend
abweichende
Uhr vorſtellet, ſo muß ihre Subſtylarlinie ſich zwiſchen den
Stunden
des Nachmittags zur Linken der Mittagslinie zeigen.
Wir
wollen
ſetzen, daß das erſte obſervirte Schattenpunct ſeye P, ſo beſchreibet
man
aus dem Fuß des Zeigers H, als dem Mittelpunct, und mit der Di-
33Fig. 2. ſtanz H P, als dem Radio, einen Zirkelbogen P R.
Einige Stunden
hernach
an eben demſelbigen Tag, indeme der Schatten zum andernmal
den
beſagten Bogen treffen wird, bemerket man darauf das andere Punct
Q
theilet den Bogen P Q im Puncte R in zween gleiche Theile, und ziehet
durch
den Fuß des Zeigers eine gerade Linie R H, welche die Subſtylarli-
nie
ſeyn wird;
wann nun ſolche accurat gezogen, auch ſonſten die Pol-
höhe
über dem Horizont eines Orts, allwo man dieſe Uhr machen
357335VIII. Buch, I. Capitel. bekannt worden, wird es ſodann leicht ſeyn, ſolche gar auszumachen: dann
erſtlich
iſt die Mittagslinie, oder die Linie der zwölften Stunde, allezeit in
der
Verticalfläche mit dem Horizont perpendicular, und das Punct, wo
dieſe
Mittagslinie und die verlängerte Subſtylarlinie zuſammen laufen, als
hier
das Punct A, wird der Mittelpunct der Uhr ſeyn.
Die Horizontallinie
iſt
eine wagrechte Linie, welche durch den Fuß des Zeigers, wie D H C ge-
het
.
Damit man aber ferner die Aequinoctiallinie auch überkommen mö-
ge
, ziehet man auf der Subſtylarlinie den dreyeckigten Zeiger A H I, davon
die
Hypothenus HI die Are, und HI der aufrechte Zeiger iſt, richtet aus dem
Puncte
I eine auf der Axe perpendiculare Linie IK auf, welche die Subſtylar-
linie
im Puncte K antrifft;
durch dieſes nun ziehet man winkelrecht auf be-
ſagter
Subſtylarlinie die gerade Linie MKN, welche die Aequinoctiallinie ſeye,
ſo
wird das Punct, wo ſolches die Horizontallinie durch ſchneidet, allezeit das
Punct
der 6ten Stunde darlegen, anbey die auf der Subſtylarlinie getra-
gene
Weite KI auch das Punct L geben, welches der Mittelpunct iſt, aus
welchem
die Eintheilung vor die Aequinoctiallinie geſchiehet;
das Uebrige von
der
Uhr wird eben auf die Manier gar ausgemacht, wie wir ſchon oben erklärt
haben
;
das Modell davon kann auch zu Haus verfertiget werden, nachdeme
man
auf ein Papier die Stellung und den Durchſchnitt der vornehmſten Li-
nien
, wie auch den Winkel, den die Subſtylarlinie mit der Horizontallinie
oder
mit der Mittagslinie macht, dann einer des andern Complement iſt, ganz
accurat
übergetragen.
Damit man aber die Stellung der Aequinoctiallinie verificiren möge, ſo
ſtellet
man aus dem Uhrmittelpunct auf die Mittagslinie AB den Winkel BAO,
der
dem Complement der Polhöhe gleich ſeye, nemlich zu Paris 41.
Grad,
ziehet
die Linie AO ſo weit, biß ſie auf die Horizontallinie treffe, machet den
geraden
Winkel A O N, damit man auf der Mittagslinie oder der Linie der
12ten
Stunde das Punct N haben möge, durch welches die Aequinoctiallinie
gehen
muß;
wann man nun verſchiedene Methoden im Vorrath hat, um die
vornehmſte
Puncten zu finden, ſo wird hernach leichtlich eine durch die andere
verificiret
werden können.
Wann die Fläche von Mittag gegen Morgen abweichet, wird man mit
Veyhülfe
der Schattenpuncten und des Fuſſes vom Zeigerfinden, daß die
Subſtylarlinie
zur rechten Hand der Mittagslinie ſtehe.
Es iſt gut, wann
man
das erſte von dieſen Schattenpuncten zu früh, ſo bald die Fläche von der
Sonne
erleuchtet wird, bemerket, und in acht nimmt;
wann der Schatten
von
der Spitze des Zeigers zum-andernmal den durch den erſten Schatten-
punct
gezogenen Bogen berühret.
Man kann etliche Tage nacheinander eben dieſe Operationen wiederum
vornehmen
, damit man ſehen könne, ob die Stellung der Subſtylarlinie ſich
allezeit
einerley befinde, welches dann geſchehen wird, ſo man anderſt recht
und
accurat operiret hat.
358336Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Wann die Fläche von Mitternacht gegen Morgen oder Abend abwei-
chet
, ſind die Schattenpuncte höher als der Fuß des Zeigers, welches zu ver-
ſtehen
giebet, daß der Mittelpunct unten ſeyn müſſe.
Die bequemſte Zeit, dieſe Schattenpuncte zu bemerken, iſt gegen die
Solſtitia
herum, das iſt, 15.
Tage zuvor oder hernach, dann es iſt, wann die
Sonne
ſich gegen die Aequinoctia nahet, ihre Abweichung gar zu merklich,
und
die Operation nicht gar richtig.
Unterdeſſen aber könnte man doch die Stellung der Aequinoctiallinie,
wann
die Sonne in den Aequinoctialpuncten ſich befindet, haben, und eine
abweichende
Verticaluhr nach folgender Methode verfertigen.
Bey einigen auf einer Verticalfläche obſervirten Schatten-
Puncten
eine Aequinoctiallinie darauf zu ziehen.
Die einfachſte und leichteſte Methode, um die Aequinoctiallinie auf ei-
ner
Mauer zu ziehen, iſt zur Zeit der Aequinoctiorum folgende, (obwolen man
ſolche
zu aller Zeit haben kann, jedoch nicht nach ſo einfachen Methoden.)
Nem-
lich
wann die Sonne in ihrer täglichen Bewegung den Aequator beſchreibet,
ſo
werden alle Schattenpuncte, die von der Spitze eines eingeſteckten Zeigers
fallen
, in einer geraden Linie ſtehen, welche die gemeine Section des Aequa-
tors
im Himmel und der Fläche ſeyn wird.
Wann man nun dieſen Tag über verſchiedene Schattenpuncte, die weit
genug
voneinander ſtehen, auf der Mauer bemerket, ziehet man durch alle die-
ſe
Puncte eine gerade Linie, welche die Aequinoctiallinie ſeyn wird, gleichwie
in
beſagter zwoten Figur die Linie MN iſt, und richtet auf dieſer Linie eine
Perpendicularlinie
, welche durch den Fuß des Zeigers gehet, auf, welche die
Subſtylarlinie
AHL ſeyn wird.
Manziehet ferner durch den Fuß des Zeigers
11Fig. 2. H eine wagrechte Linie, welche die Horizontallinie, als D H C iſt, beſchreibet
H
I die Höhe des geraden Zeigers mit der Aequinoctiallinie parallel, und
nachdeme
die punctirte Linie I K bemerket worden, ziehet man winkelrecht
die
Axe I A, ſo wird das Punct A den Uhrmittelpunct, und die bleyrechte
Linie
A B die Mittagslinie, oder die Linie der 12ten Stunde ſeyn;
Man
wird
auch endlich ein Punct von der 6ten Stunde aus dem Durchſchnitt
der
Aequinoctial-und Horizontallinie überkommen, und folglich ſo viel haben,
daß
man die Uhr ausmachen könne;
Der Winkel H F E wird die Abwei-
chung
der Fläche ſeyn.
Nach einem zu Mittag auf einer Verticalfläche obſervirten
Schattenpunct
eine Uhr darauf zu zeichnen.
Wann ein Zeiger, wie H I in eben der Figur, in eine Mauer be-
veſtiget
worden, daß in H der Fuß, und in I die Spitze ſtehe, anbey
aber
nach einem gewiſſen und ſichern Weg bekannt iſt, daß es Mittag
359337VIII. Buch, I. Capitel. zu was vor einer Jahrszeit es auch ſeyn mag, welches man vermittelſt einer
auf
einer Horizontalfläche gezogenen Mittagslinie erfahren kann, davon
wir
unten handeln werden;
ſo bemerket man einen Schattenpunct, als
zum
Exempel:
das Punct N, durch dieſes Punct ziehet man die Perpendicu-
larlinie
ANB, welche folglich die Mittagslinie des Orts oder die Linie der
12
.
Stunde ſeyn wird, beſchreibet durch den Fuß des Zeigers eine wagrechte
Linie
, welche die Horizontallinie iſt, nemlich C H D, die winkelrecht die Mit-
tagslinie
im Puncte E durchſchneidet, machet HE gleich dem geraden Zeiger
HI
, und parallel mit der Mittagslinie;
Ferner nimmt man mit einem Zirkel
die
Hypothenus EF, trägt ſelbige auf dem Horizont von E in O, und macht
allda
den Winkel E O A, der der Polhöhe gleich iſt, wie hier, zum Exempel:
von 49. Graden, welcher dann auf der Mittagslinie das Punct A, als den
Mittelpunct
der Uhr geben wird.
Man ziehet auch unter der Horizontallinie den Winkel E O N, welcher
dem
Complement der beſagten Polhöhe gleich iſt, als wie hier von 41.
Gra-
den
, ſo wird das Punct N auf der Mittagslinie ein Punct von der Aequino-
ctiallinie
ſeyn.
Man ziehet endlich durch den Uhrmittelpunct A, und durch
den
Zeiger H eine gerade Linie AHR, welche die Subſtylarlinie ſeyn wird, und
läſlet
durch das Punct N eine mit dieſer Linie perpendiculare Linie gehen, ſo
wird
man die Aequinoctiallinie haben.
Wann man nun die Hauptlinien der
Uhr
alſo überkommen, iſt es alsdann ganz leicht, ſolche nach denen oben er-
klärten
Methoden gar auszumachen.
Dieſe Methode, um zu allen Zeiten des Jahrs eine Uhr durch ein einiges
zu
Mittag obſervirtes Schattenpunct zu ziehen, läſt ſich alsdann füglich ge-
brauchen
, wann die Subſtylarlinie durch zween obſervirte Schattenpuncte un-
möglich
zu haben iſt, welches ſich bey den Flächen, die zimlich gegen Morgen
oder
gegen Abend abweichen, ereignet.
Man hat noch unterſchiedliche andere Methoden, um Verticaluhren
auf
bleyrechten Mauern zu verzeichnen, welche aber vor dieſe kurze Ab-
handlung
viel zu lang und weitläuftig ſind, indeme darinnen unſer Abſe-
hen
weiter nicht gehet, als nur die einfachſte, und zum practiciren leichteſte
Methoden
vorzutragen.
Und damit man in deren Conſtruction deſto richti-
ger
verfahren möge, ſo wollen wir unten einige Regeln geben, um auszufin-
den
, wie viel diejenige Winkel in ſich halten, welche die Stundenlinien im
Mittelpuncte
der Uhren zuſammen ausmachen, weilen 4olches dienet, die an-
dern
Methoden zu verificiren.
Von der Zubereitung der abhängenden Uhren, die keine
Abweichung
haben.
Das Abhängen dieſer Uhren iſt der Winkel, welchen ihre
360338Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, mit dem Horizont machen; einige ſind gegen den Himmel zugewendet, ande-
re
aber gegen die Erde.
Es giebet deren in Anſehung des Pols zweyerley
Gattungen
, und zweyerley in Anſehung des Aequators;
eine jede hat ihre
obere
und untere Fläche.
Wann die Fläche gegen Mittag zu ſiehet, und die Abneigung oder In-
11Fig. 4. & 5. clination gegen Mitternacht iſt, kann ſolche entweder kleiner oder gröſſer als
die
Polhöhe ſeyn;
Wann aber dieſe Inclination ſolcher gleich wäre, wür-
de
es eine obere oder untere Polaruhr ſeyn, deren Conſtruction wir oben ge-
geben
haben.
Wann die Inelination kleiner als die Polhöhe, zum Exempel, zu Pa-
ris
, allwo dieſe Höhe beynaye 49.
Grad iſt, und man gleichwol auf eine Flä-
che
eine Uhr verzeichnen will, die gegen Mittag ſiehet, deren Inclination gegen
Mitternacht
von 30.
Graden ſeye, ſubtrahiret man 30. von 49. ſo bleiben 19.
Grad übrig, welches die Höhe der Axe über dieſer Fläche ſeyn wird; Ferner
reiſſet
man eine regulaire Horizontaluhr von 19.
Grad der Polhöhe nach
folgender
Methode, die wir in der vierten Figur der 22ten Tabelle vorgeſtel-
let
haben, auf, indeme dieſe ſolchergeſtalten abhangende Fläche mit demjeni-
gen
Horizont parallel laufet, auf welchem man den Pol von gleicher Höhe
eleviret
hat, die dann folglich ihre Horizontaluhren ſind.
Der Mittelpunct
von
dieſer Gattung der Uhren iſt unten unterhalb der Aequinoctiallinie, die
Frühſtunden
ſind auf der linken, und die Nachmittagsſtunden, welche dieſe
Uhr
betreffen, auf der rechten Hand.
Ihre gegen Mitternacht im Gegentheil ſtehende untere Fläche iſt von
der
obern gegen Mittag ſtehenden nur allein darinnen unterſchieden, daß der
Mittelpunct
oberhalb der Aequinoctiallinie ſtehet, und die Frühſtunden ſich
zur
rechten, hingegen aber die zu Abends gegen der linken Hand ſich finden.
Wann die Inclination gröſſer iſt als die Polhöhe, zum Exempel: wann
ſelbige
zu Paris von 63.
Graden iſt, ſubtrahire@ man die Polhöhe 49. davon,
ſo
werden 14.
Grad übrig bleiben, nach welcher Elevation man eine Horizon-
taluhr
machet.
Der Mittelpunct der obern Fläche gegen Mittag iſt in der
Höhe
über der Aequinoctiallinie, die Frühſtunden ſind zur linken, und die zu
Abends
zur rechten Hand, aber ihre im Gegentheil gegen Mitternacht ſtehen-
de
hat den Mittelpunct unten, und die Frühſtunden ſind zur rechten, und die
Abendſtunden
zur linken Hand, gleichwie man aus der 4ten und 5ten Figur
der
23.
Tabelle ſichet, anzutreffen.
Wann die Fläche gegen Mitternacht zu ſiehet, und ihre Inclination ge-
gen
Mittag hat, kann ſelbige entweder gröſſer oder kleiner als diejenige des
Aequators
ſeyn;
wann aber ſolche gleich wäre, müſte man entweder eine
obere
oder untere Aequinoctialuhr darauf machen, welche ein in 24.
gleiche
Theile
getheilter Zirkel iſt, gleichwie wir oben ſchon gemeldet, da wir von den
regulairen
Uhren gehandelt haben.
361339VIII. Buch I. Capitel.
Wann die Inclination kleiner als die Höhe des Aequators iſt, nemlich
wann
zu Paris die Fläche gegen Mittag um 30.
Grad incliniret wäre, ſo ad-
diret
man die 30.
Grade der Inclination zu der Höhe des Pols 49. , und ma-
chet
eine Horizontaluhr vor die Polhöhe von 79.
Grad; der Mittelpunct der
obern
gegen Mitternacht ſtchenden Fläche wird in der Höhe ſtehen, die Früh-
ſtunden
aber zur rechten, und die zu Abends zur linken Hand ſich befinden, hin-
gegen
hat die im Gegentheil gegen Mittag zu geſtellte untere Fläche ihr Mit-
telpanct
unten, die Früh ſtunden zur linken, und die Abend ſtunden zur rechten
Hand
.
Wann aber endlich die Inclination gröſſer, als die Höhe des Aequa-
tors
, wäre, als wie zu Paris um 60.
Grad, ſo addiret man das Complement
der
Inclination, das 30.
iſt, zu der Elevation des Aequators, die 41. macht,
ſo
iſt die Summe 71.
Grad, nach welcher Polhöhe man eine Horizontal-
uhr
verfertiget.
Die obere Fläche gegen Mitternacht hat ihr Mittelpunct
unten
, und ſind die Frühſtunden zur rechten Hand:
die andere Fläche, die im
Gegentheil
ſtehet, als die untere gegen Mittag hat den Mittelpunct in der Hö-
he
, und die Vormittagsſtunden zur linken.
Die Mittagslinie oder die Linie der 12ten Stunde iſt die Subſtylarlinie
aller
inclimirenden oder abhängenden Uhven, die nichtabweichen;
ſelbige gehet
durch
ihr Mittelpunct, und machet mit der Linie der 6ten Stunde gerade Win-
kel
.
Man kann ſolche auf denen inclinirenden Flächen, mit Beyhülfe eines
mit
ſeinem Bley herabhängenden Fadens mit dem Licht oder dem Geſichtsra-
dio
ziehen;
dann der Schatten, wo der Radius durch den Mittelpunct gehet,
wird
ihren Zug nach der Länge der Fläche andeuten.
Alle dieſe unterſchiedliche Arten der Sonnenuhren vorſtellig zu machen,
hätte
man 8.
Figuren haben müſſen, nemlich vier vor die obere, und vier vor
die
untere Flächen;
dieweilen aber nicht ſchwer iſt, ſolche ſich einzubilden und
zu
ziehen, alſo haben wir deren nicht mehr als nur zwo in Anſehung eines
Zwölfecks
, auf welches man ſelbige beſchreibet, auſgeriſſen.
Von der Zubereitung der abweichenden und zugleich inclini-
renden
oder abwärts hangenden Uhren.
Die Abweichung einer Uhr iſt der Winkel, den ihre Fläche mit dem
Hauptvertical
, und die Inclination iſt ein Winkel, welchen die Fläche mit
dem
Horizont machet.
Wir wollen hernach die Art und Manier, um eine
oder
die andere zu finden, anweiſen.
Man ſupponiret hier zum Exempel: daß man eine um 36. Grad von
11Tab. XXII.
Fig
. 2.
Mittag gegen Morgen abweichende Uhr verzeichnen wolle, die zugleich gegen
die
Erde um 63.
Grad, 26. Minuten inclinire, gleichwie diejenige bey C in der
zwoten
Figur iſt, welche ein Dodecaedron in der 22ten Tabelle vorſtellig
machet
.
362340Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Vor allen Dingen muß man bemerken, daß die Horizontallinie, wel-
che
durch den Fuß des Zeigers in den Verticaluhren gehet, in denen incliniren-
den
nicht durch ſolchen gehe, ſondern daß ſelbige oberhalb des Fuſſes vom
Zeiger
in denen obern inclinirenden, die gegen den Himmel zu ſehen, und un-
terhalbs
in den untern, welche auf die Erde zu gehen, ſeye, gleichwie die iſt,
welche
wir zu conſtruiren willens ſeyn;
Zum zweyten, daß die Mittagsli-
nie
, oder die Linie der 12ten Stunde ganz nicht in denen inclinirenden Uhren
die
Horizontallinie winkelrecht, wie es in denen verticalen geſchiehet, durch-
ſchneide
, welches dann macht, daß, wann man ſolche ziehen will, zween Pun-
cte
nöthig ſeyn, davon eines ſich auſ der Horizontallinie mit Bevhülſe des
Abweichungswinkels
befindet, und das andere ſich durch den Winkel der
Inclination
auf einer Verticallinie, welche die Horizontallinie winkelrecht
durchſchneidet
, zeiget.
Dieſes Punct auf der Verticallinie wird in den obern Flächen das Ze-
nith
, weilen der Schatten von der Spitze des Zeigers, ſo die Sonne in dem Ze-
nith
des Orts ſtünde, an dieſes Punct gelangen würde, welches folglich un-
terhalb
dem Zeiger in dieſen Uhren wäre.
In den untern Flächen heiſſet man
ſolches
das Nadir, weilen der Schatten von der Spitze des Zeigers, ſo die Son-
ne
im Nadir ſtünde, und die Erde durchſichtig wäre, dieſes Punct berühren
würde
, welches dann folglich oberhalb des Zeigers ſeyn muß, gleichwie es in
der
vorgegebenen Uhr ſich auch würklich alſo verhält.
Zum dritten muß man merken, daß der Mittelpunct dieſer untern Uhr,
welche
von Mittag gegen Morgen abweichet, in der Höhe ſtehen, und die
Subſtylarlinie
zur linken der Vertical- und Mittagslinie zwiſchen denen Früh-
ſtunden
, wann aber die Mittagslinie durchſchnitten wird, zur rechten Hand
der
Verticallinie ſeyn müſſe.
Der Mittelpunct der untern Uhr, welche von Mittag gegen Abend ab-
weichet
, muß ebenfalls in der Höhe ſtehen, hingegen befindet ſich die Subſty-
larlinie
zur rechten der Vertical - und Mittagslinie zwiſchen den Stunden
des
Nachmittags.
Die oberen Flächen, die im Gegentheil ſtehen, haben ihren
Mittelpunct
unten, und ſind nichts anderſt, als eben dieſelben Uhren, die um-
gewendet
worden;
derowegen iſt es genug, nur eine unter den vieren zu zie-
hen
.
Wann man ein Modell von der vorgegebenen Uhr aufreiſſen will, ſo
ziehet
man erſtlich die zwo Linien AB, CD, die einander winkelrecht im Puncte
E
durchſchneiden.
C D gehet parallel mit der Horizontallinie; nachdeme
man
nun auf ſolcher nach Belieben, EF vor die Länge des aufrechten Zeigers,
daran
E der Fuß, und F die äuſſerſte Spitze ſeyn wird, genommen, ſo be-
ſchreibet
man aus dem Puncte F, als dem Mittelpunct, den Winkel der Incli-
11Tabula
XXIII
.
Fig
. 6.
nation GFH von 63.
Graden, 26. Minuten oberhalb der Linie C D, und un-
terhalb
den Bogen des Complements G I von 26.
Graden, 34. Minuten.
Man ziehet ferner die gerade Linie FAH ſort, biß ſie auf die Linie AB im
363341VIII. Buch, I. Capitel. A trifft, welches das Nadir und ein Punct von der Mittagslinie ſeyn wird.
Man ziehet auch die Linie FI, welche die Linie AB im Puncte L durchſchneidet,
durch
welches die Horizontallinie M L N, die parallel mit CD gehe, gezogen
wird
, nimmt mit einem Zirkel die Weite L F, und träget ſolche von L in O,
welches
der Mittelpunct iſt, woraus man die Horizontallinie theilet.
Aus
dem
Puncte O, als dem Mittelpuncte, ziehet man zur rechten der Linie A B den
Bogen
LP von 36.
Graden, welcher die Abweichung der Fläche iſt, damit man
auf
der Horizontallinie ein anderes Punct der 12ten Stunde haben könne,
durch
welches man, und durch das Nadir A, die Mittagslinie A 12.
ziehet-
Man
ziehet überdas zur Linken der Linie A B einen Winkel des Complements
von
der Declination, welche hier 54.
Grad iſt, ſo wird ſolches auf der Hori-
zontallinie
das Punct den 6ten Stunde, und ein Punct von der Aequinoctial-
linie
geben.
Will man dieſe Uhr gar ausmachen, ſo hat man nicht mehr als
ein
Punct von der Subſtylarlinie annoch nöthig, indeme ſchon eines vorhan-
handen
, welches der Fuß des Zeigers E iſt.
Man hat aber, um dieſes zu be-
werkſtelligen
, nur den Uhrmittelpunct auf folgende Manier zu ſuchen.
Man
ziehet
aus dem Puncte M der 6ten Stunde die Linie MR, welche die Mittags-
linie
winkelrecht durch ſchneidet, träget die Weite O 12.
von 12. in R, oder aber
die
Weite AF von A in R, und ziehet die blinde Linie 12.
R, auf welcher man
aus
dem Puncte R, als dem Mittelpuncte, den Bogen NK von 49.
Graden
vor
gleiche Polhöhe beſchreibet, man ziehet auch die Linie RK, welche die Mit-
tagslinie
im Puncte K, welches der Uhrmittelpunct ſeyn wird, durchſchneidet.

Man
beſchreibet weiters die Subſtylarlinie KE, und aus dem Puncte M eine
Perpendicularlinie
auf beſagter Linie um die Aquinoctiallinie M Q zu über-
kommen
.
Man kann noch auf der Mittagslinie ein Punct vor die Aequino-
ctiallinie
haben, ſo man einen Winkel N R Q von 41.
Graden, das iſt, von
dem
Complement der Polhöhe nimmt.
Nachdeme man die Stellung der vornehmſten Linien gefunden, werden
alsdann
darauf die Eintheilungen der Stunden auf zweyerley Manieren,
nemlich
auf der Horizontal-und Aequinoctiallinie gar leicht zu bemerken
ſeyn
.
Wann man folche auf der Horizontallinie zu notiren verlanget, ſe-
tzet
man an das Punct O den Mittelpunct einer Hovizontaluhr, alſo, daß die
Linie
des Mittags mit der Linie O 12, und die Linie von der 6ten Stunde mit
der
Linie O 6 überein treffen möge, und zeichnet die Puncten der andern Stun-
den
auf der Linie MN.
Wann man aber eben dieſelbe Stunden auf der Aequinoctiallinie
andeuten
will, muß man einen dreyeckichten Zeiger formiren, indeme man
auf
der Subſtylarlinie die Perpendicularlinie ES, die EF gleich iſt, auſ-
richtet
, und die Axe SK, zlehet.
Man nimmt ferner die Weite T S, träget
folche
auf die Subſtylarlinie von T in V, welche den Mittelpunet, aus w@l-
chem
man die Aequinoctiallinie theilet, ſeyn wird.
Wann nun ſolche auf
eben
die Manier, die wir ſchon oben bey denen abweichenden Uhren
364342Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, haben, eingetheilet worden, muß man die Stundenlinien aus dem Mittel-
puncte
K ziehen, ſo wird die Uhr fertig ſeyn.
Man kann hernach ſolche in das Reine bringen, da man nur die vornehm-
ſten
Linien und die Stundenlinien mit dem Zeiger, gleichwie in der 7ten
fünfeckichten
Figur zu erſehen iſt, darauf ziehet.
Mit Beyhülfe dieſer Uhr kann man die drey andere, die einerley Abw el-
chung
und Inclination haben, verfertigen, die zwo untere Flächen, welche von
Mittag
gegen Morgen und Abend abweichen, haben ihr Mittelpunct in der
Höhe
, und die zwo obere, die von Mitternacht gegen Morgen und Abend ſich
wenden
, haben ihr Mittelpunct unten, und ſind nichts anders, als eben dieſelbe
Uhren
, die verkehret worden, wie wir ſchon geſagt haben.
Die Uhr bey der achten Figur ſtellet die bey F in der zwoten Figur der
11Tabula
XXIII
.
Fig
. 8.
22.
Tabelle vor, ſolche iſt eine obere gegen den Himmel um 63. Grad und
26
.
Minuten inclinirende, von Mittag gegen Morgen um 72. Grad inclini-
rende
oder abweichende.
Man kann ſolche nach der Methode, die wir oben
erkläret
haben, aufreiſſen, ihr Mittelpunct befindet ſich unten, weilen aber
ihre
Abweichung groß iſt, ſo ſind die Stunden in der Gegend der Subſtylar-
linie
ſehr enge beyſammen, dahero muß man ſolche auf einer groſſen Fläche
ziehen
, damit man den Theil, der gegen den Mittelpunct zu iſt, davon weg-
ſchneiden
, und ſeinen Zeiger nebſt den Stundenlinien durch zwo Parallelli-
nien
terminiren könne.
Man hat noch einen andern Weg auf einem Polyeder oder Cörper,
der
mit vielen Seiten verſehen iſt, allerhand Arten von ſowol regulairen als
irregulairen
Sonnenuhren, declinirenden und inclinirenden, ohne daß man
ihre
Declination und Inclination zu wiſſen nörhig hat, mechaniſch auf-
zureiſſen
, womit es eben ſo gut angehet, als mit allen übrigen unterſchied-
lichen
Arten, welche die Gnomonik an die Hand giebet.
Zu dem Ende
machet
man auf einer Fläche, die mit dem Horizont parallel lauft, accurat
mit
der Verzeichnung einer Horizontaluhr den Anfang, wobey ihr Zeiger
auf
der Linie der zwölften Stunde der Polhöhe des Orts gemäß perpen-
dicular
erhoben wird.
Hernach muß man den Ort und die Stellung der
Subſtylarlinien
auf einer jeden Fläche, die von der Sonne kann erleuch-
tet
werden, erforſchen, damit man darauf einen Zeiger oder eine Axe von
Kupfer
, oder einer andern dichten Materie, die nach der Gröſſe der beſag-
ten
Seite proportioniret ſeye, deſt, und ſenkrecht einſtecken könne, alſo
daß
die Axe aller dieſer Zeiger mit demjenigen der Horizontaluhr accurat
parallel
laufen, dabey man ſich dasjenige, was zu viel iſt, wegzunehmen,
einer
Feile bedienet, welches dann leicht zu erkennen iſt, indeme man bey
allen
, und zwar bey einem nach dem andern, und zugleich auf die Axe
eines
groſſen Zeigers der demjenigen des Horizontalens, der wagrecht ſte-
het
, ähulich iſt, abzielet, oder ſelbigen in der Hand hält, alſo daß ſeine
Baſis
mit dem Horizonte parallel ſeye, welches man vermittelſt eines
365343VIII. Buch, I. Capitel. pendikels und ſeines Bleyes, das oben an beſagten Zeiger angemacht iſt,
bewerkſtelligen
, und ſo einrichten kann, daß alle dieſe Axen gegen den Welt-
Pol
zulaufen.
Wann alles auf ſolche Art geſchehen, ſtellet man dieſen Körper in die
Sonne
, und drehet ſolches dergeſtalten, daß die Axe der Horizontaluhr
durch
ihren Schatten alle Stunden eine nach der andern anzeige;
ſo bald
nun
ſelbige eine jede Stunde andeuten wird, ziehet man dieſe Stundenli-
nien
biß an den Mittelpunct der Uhren, welche eines haben, es ſeye gleich oben
oder
unten;
bey denen aber, die kein Mittelpunct haben, ſchlieſſet man die
Stundenlinien
mit zwoen Parallellinien, gleichwie man dergleichen bey
den
Uhren auf dem Zwölfecke ſiehet, ein, bemerket endlich darauf die
Stunden
, die zu Abends und Morgens, nachdeme dieſe Uhren ihren Stand
gegen
Morgen oder Abend, gegen Mittag oder Mitternacht haben werden,
fallen
müſſen.
Eben dergleichen kann man zu Nachts bey dem Lichte einer Fackel verrich-
ten
, die um das Polyeder herum geleitet werden muß.
Man richtet zuweilen in denen Gärten groſſe Körper von Stein gehauen
mit
vielen Seiten auf, auf welche man ſo viel Uhren nach der Method, die
wir
erſt gezelget haben, verzeichnet.
Es gibt auch einige von dieſen Uhren, allwo die Ecke von Stein zu einer
Axe
dienen, die alſo gehauen ſeyn müſſen, daß ſie alle gegen die Weltaxe zu
gehen
, und mit derſelben parallel laufen.
Von der Zubereitung der Uhren durch Berechnung
der
Winkel.
Dieſe Method giebet eine groſſe Beyhülfe, alle Operationen in
der
Gnomonik, da eine groſſe Accurateſſe erfordert wird, zu verificiren, abſon-
derlich
wann man ein kleines Modell machen muß, damit man eine groſſe
Uhr
aufreiſſen könne, dann es wird ein Fehler, der in einem Modell kaum
geſpühret
wird, bey den langen Linien, die auf einer Fläche von einer zimli-
chen
Länge gezogen werden, überaus merklich.
Bey der Conſtruction der regulairen Uhren, als zum Exempel der Ho-
11Tab. XXII.
Fig
. 4.
rizontaluhr in der 4ten Figur der 22ten Tabelle, ſind die Eintheilungen
der
Aequinoctiallinie L K die Tangenten der Winkel von dem Quadran-
ten
MH, und die punctirte Linien ſind die Secanten davon, derowegen kann
man
auch ſolche aus einem Maßſtab von gleichen Theilen oder aus einem Pro-
portionalzirkel
anmerken;
dann ſo man, zum Exempel, ſupponiret, daß
der
Radius HB von 100.
Theilen ſeye, wird die Weite HI, der Tangens von
15
.
Graden, 27. eben dergleichen Theile groß ſeyn, H 2 der Tangens von
30
Graden, 58;
H 3 der Tangens von 45. Graden dem Radio gleich, 100.
Theile ausmachen, H 4 der Tangens von 60. Graden wird 173. , und H 5.
366344Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, der Tangens von 75. Graden 373. geben. Die Eintheilungen in der an-
dern
Helfte dieſer Linie vor die Nachmittagſtunden werden eben dieſelbe
ſeyn
.
Man kann auch ebenfalls auf dieſer Linie die Puncte der halben und
Viertelſtunden
finden, ſo die Tangenten der Bögen, welchen dieſe zukommen,
geſuchet
werden, die leichtlich aus denen gedruckten Tabellen können herge-
holet
werden, worzu man noch einige Compendia beyfügen kann, die von der
Gröſſe
der Secanten hergenommen ſind, als zum Exempel, weilen die Li-
nie
B 4 der Secans von 60.
Graden, zweymal ſo groß als der Radius iſt, ſo
wird
, wann man BH doppelt von B in 4 träget, das Punct der vierten Stun-
de
auf der Aequinoctiallinie zu haben ſeyn.
Wann nun eben dieſer Secans von 4. in L getragen worden, wird ſel-
biger
das Punct von der 5ten Stunde geben, ſo man nun eben ſo auf der
andern
Seite verfähret, wird man das Punct von der 11ten Stund
haben
.
Was die halbe Stunden anlanget, kan man ſolche mit Beyhülfe der
Stundenſecanten
, die in ungleichen Zahlen ſind, finden, als zum Exempel,
der
Secans B 3.
wann ſelbiger auf die Aequinoctiallinie in das Punct 3.
getragen worden, wird auf einer Seite halbweg Fünf, und auf der andern
halbweg
Eilf geben.
Die zweyte B 9. giebet halber Acht und halber Zwey,
B
11 gibt halber Neum und halber Drey, B 1 gibt halber Vier und halber
Zehen
, B 7 gibt halber Sieben und halber Eins.
Endlich gibt B 5 halber
Zwölf
und halber Sechs.
Die Eintheilung dieſer Linie dienet, daß man die Horizontal-und Verti-
caluhren
, abſonderlich die regulairen Uhren, die kein Mittelpunct haben, gleich-
wie
die Polar-Oriental-und Occidentaluhren ſind, accurat aufreiſſen möge.
Was aber die Aequinoctialuhren angehet, kann man nichts dazu thun, das
deren
Conſtruction noch leichter machen könnte, indeme ihre Stundenwin-
kel
insgeſamt in ihrem Mittelpuncte gleich ſind.
Was die Horizontaluhren anlanget, kann man aus der Berechnung
der
Trigonometrie die Winkel, welche die Stundenlinien mit der Mittags-
linie
bey dem Uhrmittelpuncte machen, nach dieſer Analogie finden:
Gleich-
wie
ſich der Sinus totus verhält gegen den Sinus der Polhöhe, alſo ver-
hält
ſich der Tangens der Stundenweiten gegen den Tangenten des
Stundenbogens
.
Durch das Wort der Stundenweiten muß man den Winkel eben
derſelben
Stunde mit der Mittagslinie im Mittelpuncte einer Aquinoctialuhr
verſtehen
, dergl eichen dann ſind, wann 15.
Grad vor 11. und 1. Uhr kom-
men
, 30.
Grad vor 2. und 10. , und ſo ferner, indeme man immer 15. Grad
vor
eine jede Stunde, hingegen 7.
Grad, 30. Minuten vor eine jede halbe
Stund
addiret.
367345VIII. Buch, I. Capitel.
So man nun aufgiebet, den Stundenbogen einer Stunde im Centro
einer
Horizontaluhr nach der Breite oder Polhöhe von 49.
Graden zu
finden
, muß man nach der Regel de Tri gehen, deren erſter Terminus der
Sinus
totus 100000.
der zweyte der Sinus von 49. Graden ſeye, welcher
75471
.
iſt, der dritte Terminus aber der Tangens von 15. Graden, wel-
cher
26795.
macht. Wann nun nach dieſer Regel proeediret worden, ſo fin-
det
man vor den vierten Terminum 20222.
welcher, nachdeme er in denen
Sinustafelen
unter der Reyhe der Trangenten geſuchet worden, mit 11.
Grad und 26. Minuten überein trift, ſo iſt demnach der vorgegebene Win-
kel
mit der Mittagslinie 11.
Grad, 26. Minuten groß.
Hierdurch wird man die Winkel, welche die übrige Stunden und hal-
be
Stunden insgeſamt im Centro einer Horizontaluhr machen, nach eben
ſo
viel angeſtellten Regeln de Tri finden können, in welchen die erſten Ter-
mini
allezeit einerley ſeyn werden, nemlich der Sinus totus und der Sinus
der
Polhöhe, derowegen hat man weiter nichts, als nur den dritten Ter-
minum
in denen Tabellen zu ſuchen, nemlich den Tangenten der Stunden-
weiten
.
Man kann, ſo man will, ihre Logarithmos nehmen, damit man der
Mühe
des Multiplicirens und Dividirens überhoben ſeyn könne.
Eben dieſe Regel kann auch bey denen Verticaluhren dienen, indeme
man
vor den zweyten Terminum den Sinum des Complements von der
Polhöhe
, das iſt, den Sinum von 41.
Graden in der Gegend um Paris
nimmt
, weilen eine jede Verticaluhr als eine Horizontaluhr vor ein Ort, da
der
Pol um ſo viel Grad über dem Horizont erhoben wäre, angeſehen wer-
den
kann.
Eben dieſe Regel dienet auch bey denen inclinirenden Uhren, die nicht
abweichen
, indeme man vor den zweyten Terminum der Regel de Tri den
Sinum
des Winkels, den die Axe mit der Mittagslinie im Uhrcentro ma-
chet
, nimmt, gleichwie zum Exempel in der mit B auf dem Zwölfeck bezeichne-
ten
Uhr in der 22ten Kupfertabell geſchiehet.
Wir haben oben geſagt, daß wann eine Uhr um 63. Grad und 26.
Minuten gegen den Horizont incliniret man davon die Polhöhe des Orts,
die
wir 49.
Grad ſupponiret haben, abziehen müſſe, die dann folglich wie
eine
Horizontaluhr vor ein Ort, da der Pol 14.
Grad und 26. Minuten
eleviret
wäre, gemacht werden muß.
Will mann ihre Stundenwinkel be-
rechnen
, ſo nimmt man vor den zweyten Terminum der Regel
de
Tri den Sinum von 14.
Graden und
26
.
Minuten.
368346Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Tabell der Stundenbögen mit der Mittagslinie in
dem
Mittelpuncte einer Horizontaluhr.
11
Breite
. # I. # XI. # H. # II. # X. # III. # IX. # IV. # VIII. # V. # VII.
# 0 # # 0 # # 0 # # 0 # 0 #
41
. Grad. # 9. # 58. # 20. # 45. # 33. # 16. # 48. # 39. # 67. # 47.
49
. # 11. # 26. # 23. # 33. # 37. # 3. # 52. # 45. # 70. # 27.
Was die Linie der 6ten Stunde anlanget, macht ſelbige allezeit im
Centro
der Horizontal-und Vertical-Uhren die nicht abweichen, mit der
Mittagslinie
einen geraden Winkel.
Wie man nach der Trigometriſchen Rechnung die vor-
nehmſten
Linien einer abweichenden Verticaluhr auf-
reiſſen
möge.
Dieſe Berechnung wird mit Beyhülf 5. Regeln, die wir erklären
wollen
, gemacht.
Erſte Aufgab.
Wann die Declination oder Abweichung einer Fläche bekannt wor-
den
, den Winkel, welchen die Subſtylarlinie mit der Mittagslinie macht,
zu
finden.
I. Regel.
Gleichwie ſich der Sinus totus verhält gegen dem Sinu der Declina-
tion
von der Fläche, alſo verhält ſich der Tangens des Complements von
der
Breite gegen dem Tangenten des Winkels, welchen die Subſtylar-
linie
mit der Mittagslinie im Centro der abweichenden Verticaluhren ma-
chet
.
Der Winkel der beſagten Subſtylarlinie mit der Horizontallinie an
ſtatt
des aufrechten Zeigers iſt das Complement desjenigen, der ſich im
Centro
formiret.
Der Winkel der Aequinoctiallinie mit der Horizontallinie in dem
Durchſchnitt
der 6ten Stunde iſt gleich dem Winkel, den die Subſtylar-
linie
mit der Mittagslinie machet.
Der Winkel der Aequinoctiallinie mit
der
Mittagslinie iſt ſein Complement.
II. Regel.
Wie man den Winkel, den die Axe mit der Subſtylarlinie machet,
der
ſonſten auch die particuläre Polhöhe über der Verticalfläche genen-
net
wird, finden ſoll.
369347VIII. Buch, I. Capitel.
Gleichwie ſich der Sinus totus verhält gegen dem Sinu des Complements
der
Polhöhe über dem Horizont, alſo verhält ſich der Sinus des Comple-
ments
der Abweichung von der Fläche gegen den Sinum des verlangten Win-
kels
;
der Winkel der Axe mit dem aufrechten Zeiger iſt das Complement
des
beſagten Winkels.
Der Winkel des Aequinoctialradii mit dem aufrechten Zeiger iſt dem
Winkel
der Axe mit der Subſtylarlinie gleich.
Der Winkel des Aequi-
noctialradii
mit der Subſtylarlinie iſt das Complement davon.
III. Regel.
Wie man den Bogen des Aequators und die Grade der Aequinoctial-
linie
zwiſchen der Subſtylar und der Mittagslinie in denen abweichenden
Verticaluhren
finden ſoll;
welches man auch ſonſten die Differenz zwiſchen
dem
Meridian des Orts und dem particulären Meridian der Fläche nen-
net
, dann die Subſtylarlinie iſt die Mittagslinie der Fläche.
Gleichwie ſich der Sinus totus verhält gegen dem Sinu der Polhöhe
über
dem Horizont, alſo verhält ſich der Tangens des Complements der
Declination
der Fläche gegen dem Tangenten eines Bogens, von welchem
das
Complement das geſuchte ſeyn wird.
IV. Regel.
Den Winkel der 6ten Stundlinie mit der Horizontallinie, und her-
nach
mit der Mittagslinie im Centro zu finden.
Gleichwie ſich der Sinus totus verhält zu dem Sinu der Declination
von
der Fläche, alſo verhält ſich der Tangens der Polhöhe über dem
Horizont
, zu dem Tangenten des Winkels, den die Linie der 6ten Stunde
mit
der Mittagslinie im Centro der abweichenden Verticaluhren machet.
Das Complement dieſes Winkels iſt der der 6ten Stundlinie mit der
Mittagslinie
im Centro der abweichenden Verticaluhren.
V. Regel.
Wie man die Winkel, welche alle Stunden @mit der Subſtylarlinie,
und
hernach mit der Mittagslinie im Centro der abweichenden Verticaluh-
ren
formiren, finden ſoll.
Dieſe Propoſition gründet ſich auf dieſes gnomoniſche Principium, daß
eine
jede Fläche mit einem Horizont, über welchem der Pol eben ſo elevi-
ret
wäre, parallel lauffen könne.
Daß alſo die Uhren, die darauf ge-
riſſen
werden, ſich wie die Horizontaluhren von eben der Polhöhe
verfertigen
laſſen, wofern man allezeit darauf die Stundenweiten,
370348Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, auf jeder Seite ſich ſchicklich ſügen, von der Subſtylarlinie an, in Obacht
nimmt
.
Man muß aber erſtlich zuvor den Winkel der Subſtylarlinie mit der
Mittagslinie
nach der erſten Propoſition wiſſen;
Zum zweyten die particu-
lare
Polhöhe über der vorgegebenen Fläche nach der zwoten Regel;
Zum
dritten
den Bogen des Aequators oder die Grade der Aequinoctiallinie zwi-
ſchen
der Subſtylar- und der Mittagslinie nach der dritten, mit der Diffe-
renz
oder den Graden der zwoen von dem Zeiger an gefundenen erſten Wei-
ten
, davon die eine zwiſchen der Subſtylar-und Mittagslinie, und die ande-
re
zwiſchen der Subſtylarlinie, und der Linie der 6ten Stunde iſt, ſuchen.
General-Regel.
Gleichwie ſich der Sinus totus zu dem Sinu der particularen Pol-
höhe
über der abweichenden Fläche verhält, alſo verhält ſich der Tan-
gens
der von der Subſtylarlinie an bchörigen Stundenweite, (es ſeye gleich
die
erſte oder die folgenden mit derſelben,) gegen dem Tangenten des Win-
kels
der vorgegebenen Stunde mit der Subſtylarlinie im Cento der vertical
abweichenden
Uhren.
Wann die Subſtylarlinie juſt auf eine halbe Stunde oder auf eine
ganze
Stunde fället, werden die zwo erſten Stundenweiten eine jede 7.
Gra-
de
und 30.
Minuten oder 15. Grade, auch in dieſem Fall, die vor eine
Ceite
gefundene Winkel eben diejenige reſpective vor die andere ſeyn, eben
als
wann ſolche eine regulaire Uhr und die Subſtylarlinie eine Mittagsli-
nie
wäre.
Anwendung dieſer vorhergehenden Regeln auf eine von
Mittag
gegen Abend um 45. Grad abweichende Verticalubr, da-
bey
die Breite 49. Grad machet, gleichwie diejenige in der zwo-
ten
Figur der 23ten Rupfettabell iſt.
Nach der erſten Regel wird man finden, daß der Winkel der Sub-
ſtylarlinie
mit der Mittagslinie im Uhrcentro 31.
Grad und 35. Minuten
groß
ſeye.
Nach der zwoten Regel wird es ſich zeigen, daß der Winkel der Ax
mit
der Subſtylarlinie 27.
Grad und 38. Minuten ſeye.
Nach der dritten, daß der Bogen des Aequators zwiſchen der Sub-
ſtylarlinie
und der Mittagslinie 52.
Grad, 58. Minuten gebe, und daß folg-
lich
die Subſtylarlinie zwiſchen 3.
und 4. Uhr falle.
Nach der vierten, daß der Winkel der 6ten Stundenlinie mit der Mit-
tagslinie
50.
Grad und 52. Minuten ſeye.
371349VIII. Buch, I. Capitel.
Wann man nun gefunden hat, daß der Bogen des Aequators zwiſchen
der
Subſtylar- und Mittagslinie 52.
Grad und 58. Minuten macht, zie-
het
man 45.
Grad davon, welche ein Bogen des Aequators, die dreyen
Stunden
zukommen, ſind, ſo verbleiben annoch 7.
Grad und 58. Minuten
vor
die Stundenweiten zwiſchen beſagter Subſtylarlinie, und der Linie der
zten
Stunde übrig, und folglich ſind 7.
Grad, 2. Minuten zwiſchen der Sub-
ſtylarlinie
, und derjenigen der 4ten Stunde enthalten.
Man muß derowegen, um die Winkel, welche die Subſtylar und
die
Stundenlinien im Uhrcentro mit einander machen, zu finden, bey ei-
ner
von dleſen zwoen Weiten anfangen, indeme man zum Exempel ſagt,
gleichwie
ſich verhält der Sinus totus 100000.
zu dem Sinu der particu-
laren
Polhöhe über der abweichenden Fläche, die in dieſem Exempel 27.
Grad und 38. Minuten macht, und der Sinus davon 46381, iſt, alſo ver-
hält
ſich der Tangens von 7.
Graden, 2. Minuten, der 12337. iſt, gegen ei-
ner
vierten Zahl, welche 5722.
ſeyn wird, als der Tangens von 3. Graden
und
16.
Minuten, und folglich iſt der Winkel der Subſtylarlinie der 4ten
Stunde
3.
Grad, 16. Minuten. Wann man den Winkel von 5. Uhr zu ha-
ben
verlanget, muß man 15.
Grad zu der Stundenweite von 4. Uhr hinzuthun,
und
den Tangenten von 22.
Graden, und 42. Minuten ſuchen, und ſo ferner.
Wann dieſes alſo geſchehen, wird der Winkel der Subſtylarlinie mit
11
# # Grad. # Minuten.
## der Linie von 5. Uhr groß ſeyn. # 10. # 38.
# Mit der Linie von 6. Uhr. # 19. # 17.
# Mit der Linie von 7. Uhr. # 30. # 44.
# Mit der Linie von 8. Uhr des Abends. # 47. # 35.
So man aber die Winkel eben dieſer Stunden mit der Mittagslinie ha-
ben
will, muß man 31.
Grad, 35. Minuten hinzuthun ſo wird folglich der
22
## Winkel der Linie von 4. Uhr mit der Mittagslinie ſeyn. # 34°. # 51′.
# Derjenigen von 5. Uhr. # 42. # 13.
# Derjenigen von 6. Uhr. # 50. # 52.
# Derjenigen von 7. Uhr. # 62. # 19.
# Derjenigen von 8. Uhr. # 79. # 10.
Nachdeme nun auch eine gleiche Berechnung vor die Stunde, die auf
der
anderen Seite der Subſtylarlinie ſtehen, angeſtellet worden, wird man
befinden
, daß der Winkel der beſagten Subſtylarlinie mit der Linie von 3.
33
## Uhr ſeye. # . # 45′.
# Mit der Linie von 2. Uhr. # 11. # 7.
# Mit der Linie von 1. Uhr. # 19. # 54.
# Mit der Linie von 12. Uhr. # 31. # 35.
# Mit der Linie von 11. Uhr. # 48. # 54.
372350Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,11
Mit
der Linie von 10. Uhr. # 75°. # 7′.
Mit
der Linie von 9. Uhr. # 106. # 48.
Wann man von dieſem letzten Winkel 31. Grad und 35. Minuten,
die
zwiſchen der Subſtylar-und der Mittagslinie gefunden worden, abzie-
het
, ſo wird heraus kommen, daß der Winkel der Linie von 9.
Uhr mit der
22
# # Grad. # Minuten.
## Mittagslinie ſey. # 75. # 13.
# Derjenige der Linie von 10. Uhr. # 43. # 32.
# Derjenige der Linie von 11. Uhr. # 17. # 19.
# und ſo weiters.
Wann die Abweichung einer Fläche ſehr großiſt, kann man nicht gar
bequem
das Centrum darauf zeichnen, indeme die.
Stundenlinien allda gar zu
enge
beyſammen ſtehen;
in dieſem Fall aber muß man ſelbige zwiſchen zwoen
Horizontallinien
ziehen, ſo werden die Winkel der Stundenlinien ober-
halb
der beſagten Horizontallinie die Complemente derjenigen ſeyn, welche
ſolche
mit der Mittagslinie im Centro der Verticaluhr machen würden.
Anweiſung, wie man die Abweichung einer vertical-ſtehen-
den
Mauer mit Zuziehung des Trigonometriſchen Calculi, und ei-
niger
zuvor obſervirten Schattenpuncte
finden
ſoll.
Weil die Richtigkeit der verticalen Uhren hauptſächlich darinnen be-
ſtehet
, daß man in Anſehung des Himmels, den Stand der Mauern, auf
welche
man dergleichen Uhren zu beſchreiben verlanget, das iſt, ihre Abwei-
chung
zu determiniren wiſſe, ſo iſt es in alle Wege erforderlich, daß man
trachte
, ſolche ſo accurat als es immer möglich iſt, darzuſtellen, welches wir,
ehe
wir dieſes Capitel beſchlieſſen, bewerkſtelligen wollen.
Vorbereitungen.
Man muß erſtlich in die Mauer eine eiſerne Stange ſchräg einfügen,
33Tabula
XXIII
.
Fig
. 2.
davon das eine Ende, ſo in die Höhe ſtehet, zugeſpitzet ſeye, und weit genug
von
beſagter Mauer abſtehe, gleichwie die Stange A I iſt, die in I an ihrem
Ende
zugeſpitzet iſt.
Nachdeme muß man den Fuß des Zeigers H, welcher ein Punct auf
der
Uhrfläche iſt, und ſich bey der von dem Ende des Zeigers I H gezogenen
Perpendicularlinie
ergiebet, notiren, und eine Verticallinie H F, die durch
ſolches
Punct gehet, und ein gegen der Uhrfläche perpendiculares Verti-
cal-Planum
darſtellet, ziehen, dann auch eine Horizontallinie D E, welche
dieſe
Verticallinie im Fuß des Zeigers H zu geraden Winkeln durchſchnei-
det
, beſchreiben.
373351VIII. Buch, I. Capitel.
Ferner miſſet man ganz accurat die Länge des aufrechten Zeigers H I,
oder
H E, ſo mit jenem in gleicher Gröſſe iſt, das iſt, die Weite von dem Fuß
des
Zeigers bis zu ſeiner Spitze, die in die Höhe ſtehet, auf einer in ſehr klei-
ne
Theile getheilten Scala, dergleichen kleine Theile die Linien eines Königli-
chen
Schuhes ſind.
Indeime man aber weiter an einem heitern Tag verſchiedene Schatten-
puncte
z.
E. die Puncten 2. 3. 4. auf einer Mauer notiret, miſſet man auf
eben
derſelben Scala die Weite eines jeden Schattenpuncts von der Hori-
zontallinie
, wie hier z.
E. die Weire des Schattenpuncts 2. bis zum Punct
Z
auf der Horizontallinie, wie auch die Weite eben deſſelben Puncts bis
zur
Verticallinie, die durch den Fuß des Zeigers gehet, z.
E. allhier von
dem
Puncte 2.
bis zu dem Punct X, man ſchreibet die Zahlen, welche die-
ſe
Entfernungen vorſtellen, mit Fleiß auf einen beſondern Zettel, um dabey
folgende
Schlüſſe machen zu können.
Damit man aber dieſe Schattenpuncte ſehr genau und richtig noti-
ren
möge, bedienet man ſich der nachfolgenden Methode, die mir von Mr.
de la Hire communiciret worden. Man machet an die Spitze des Zeigers ein
kleines
Stücklein von Blech oder von einen andern ſubtilen Zeug, veſt, das
ein
kleines rundes Loch hat, alſo daß das Centrum dieſes kleinen Lochs die
Spitze
des Zeigers accurat berühre, und das Plättlein gerad der Sonne zu
ſtehe
, ſo wird man auf der Uhrfläche ein klein lichtes Oval ſehen, das in
dem
Schatten des Plättleins ſich zeigen wird.
Dieſe Obſervation wird
verrichtet
, ſo man mit einem Reißbley ganz behend einen ſubtilen Zug um
dieſes
lichte Oval beſchreibet, indeme ſolches ſeine Stelle immer verändert,
ſo
wird man das Centrum dieſes Ovals vor den eigentlichen Schalten der
Zeiger-Spitze
annehmen können.
So man nun verſchiedene Schattenpuncte auf ſolche Weiſe beſtimmet,
muß
man alsdann durch die Berechnung ſowohl die Amplitudinem als die
Höhe
der Soune, die bey einem jeden ſolchem Puncte ſich ergeben, ausfin-
den
, und ſelbige auf dem bemeldten Zettel aufzeichnen.
Man nenet hier die Amplitudinem den Winkel, den die Höhe des Zei-
gers
mit der Linie, die von jedem Schattenpunct auf der Horizontallinie ge-
zogen
wird, ausmacht:
eine jede von dieſen Linien ſtellet auf der Mauer den
Verticalem
der Sonne zur Zeit der Obſervation vor, dieſer Winkel wird in
beſagter
Figur mit H F Z bezeichnet, ſolcher iſt die Amplitudo, welcher mit
dem
Puncte 2.
übereinſtimmet.
Um dieſen Winkel zu erlangen, muß man ſagen: Gleichwie ſich die
Zeigerhöhe
zu der Diſtanz des Schattenpuncts zur Verticallinie verhält,
ſo
verhält ſich der Radius gegen dem Tangenten.
Dergleichen Analogie
mußman
bey einem jeden Schattenpunct anſtellen, ſo wird man die Ampli-
@udines
haben, die man wieder a part in einer Reyhe herunter, anſetzet.
374352Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Will man aber die Höhe der Sonne über dem Horizont auch fin-
den
, muß man das Complement der Amplitudo und die Weite eines jeden
Schattenpuncts
bis zur Horizontallinie nehmen und alſo ſagen:
Gleichwie
ſich
verhält die Zeigerhöhe zu dem Sinu des Complements von der Amplitudo,
alſo
verhält ſich die Weite des Schattenpuncts bis zur Horizontallinie ge-
gen
dem Tangenten der Sonnenhöhe über den Horizont.
Nachdeme man dieſe Höhe vor einen jeden Schattenpunct gefunden,
ſetzet
man ſolche auch in eine Reyhe beſonders an.
Wann der obſervirte
Schattenpunct
auf die Verticallinie, die durch den Fuß des Zeigers gehet,
trift
, wird ſolcher keine Amplitudo überkommen, und da wird man durch
eine
einige Regel die Sonnenhöhe erlangen, wenn man ſchließt:
Gleichwie
ſich
die@ Zeigerhöhe verhält gegen der Diſtanz des Schatten-Puncts auf dem
Fuß
des Zeigers, ſo verhält ſich der Radius gegen dem Tangenten der Son-
nenhöhe
.
Darauf muß man den Abſtand eines jeden obſervirten Verticals oder
Azimuths
von dem Mittage an ſuchen;
ſo man nun darzu gelangen will,
muß
man die Declination der Sonne zur Zeit, in welcher man die Schat-
tenpuncten
genommen, haben, wann ſolches in denen Solſtitiis geſchiehet,
ſo
kann man einerley Declination vor alle an eben dem Tage obſervirte
Schattenpuncte
nehmen.
Zur Zeit aber der Aequinoctiorum, muß man
die
Declination der Sonne zu eben der Zeit, zu welcher man einen jeden
Schattenpunct
obſerviret, haben, indeme man die proportionirte Theile
nimmt
, gleichwie in dem Buch, ſo betitult wird, la Connoiſſance des Tems
erkläret
worden.
Wann man die Declination der Sonne gefunden, nimmt man davon
ihr
Complement, wie auch das Complement der Polhöhe und das Com-
plement
der Sonnenhöhe, addiret dieſe 3.
Complementa zuſammen, nimmt
von
dieſer Summa die Helfte, und ſubtrahiret davon das Complement
der
Sonnenhöhe, ſo wird man die erſte Differenz überkommen ;
hernach
ziehet
man von eben dieſer Helfte das Complement der Polhöhe ab,
ſo
wird man die zwote Differenz erlangen, da man dann die zwo folgende
Analogien
formiret.
Gleichwie ſich der Sinus des Compliments von der Polhöhe verhält zu
dem
Sinu der erſten Differenz, ſo verhält ſich der Sinus der zwoten Dif-
ferenz
gegen einem vierten Sinu.
Ferner, gleichwie ſich der Sinus des
Complements
von der Sonnenhöhe verhält zu dem Sinu toto, ſo verhält
ſich
der zuvor gefundene vierte Sinus zu einem andern Sinu den man mit
dem
Sinu toto multipliciren, aus dem Product aber die Quadratwurzel
extrahiren
muß, welche Wurzel der Sinus ven der Helfte der Diſtanz des ob-
ſervirten
Schattenpuncts, oder ſeines Verticalis bis zur Mittag - oder
zwölften
Stundlinie ſeyn wird ;
alsdann muß man, ſo man dieſen Sinum
in
denen Tabulis aufgeſuchet, und ſeine correſpondirende Grade und
375353VIII. Buch, I. Capitel. ten gefunden, dieſe Grade und Minuten, um die Diſtanz bis an den Meri-
dian
zu erlangen, doppelt nehmen.
Will man aber endlich die Abweichung einer Mauer, welche hier bey
dem
Winkel H F E angedeutet wird, haben, muß man dabey fünf Fälle, die
wir
in obbemeldter Figur erklären, welche eine von Mittag gegen Abend ver-
tical-
abweichende vorſtellct, erwägen.
Erſtlich wann der Schattenpunct zwiſchen den Verticalen, der durch
den
Fuß des Zeigers gehet, und die Linie der zwölften Stunde, wie hier das
Punct
2;
das ich ſupponire, wie es einige Zeit Nachmittag obſerviret wor-
den
, fället, muß man die Amplitudinem zu der Diſtanz des Verticalis bis
auf
den Mittagszirkel addiren.
Zum zweyten, ſo der Schattenpunct jenſeits des Verticals der durch
den
Fuß des Zeigers gehet, wie hier das Punct bey 3 iſt, ſich befindet, muß
man
die Amplitudinem von der Diſtanz bis auf den Meridian, um die
Abweichung
zu bekommen, abziehen.
Zum dritten, wann der obſervirte Schattenpunct ſich accurat auf
dem
Vertical, der durch den Fuß des Zeigers gehet, ergiebet, ſo ereignet
ſich
gar keine Amplitudo, dahero wird ſeine Diſtanz bis auf den Meridian
die
Abweichung der Mauer geben.
Zum vierten, wann der Schattenpunct jenſeit des Meridians, als wie
bier
das Punct bey 4 iſt, das ich ſupponire Vormittag obſervirt zu ſeyn,
ſich
zeiget, wird die Amplitudo gröſſer ſeyn als die Abweichung, ſo muß man
demnach
die Diſtanz bis zum Meridiano von der Amplitudine abziehen.
Zum fünften und letzten, wann der Schattenpunct accurat um die Mit-
tagsſtunde
wäre obſerviret worden, wird die Abweichung der Mauer der Am-
plitudini
gleich ſeyn, und ſo wir die Abweichung der Sonne und die Polhö-
he
des Orts vor bekannt annehmen, wird man alsdann gar leicht erkennen
kön@@n
, ob die obſervirte Sonnenhöhe die gröſte an ſolchem Tag, oder die
Mittagshöhe
ſelbſten, ſeye.
Aues dieſes, von dem wir erſt Meldung gethan, läſſet ſich gar leicht
auf
alle Gattungen der Abweichungen, es geſchehen gleich dieſelbige gegen
Morgen
oder gegen Abend, appliciren, dabey man noch merken muß, daß
die
Linie von Mitternacht die Stelle von der Mittagslinie vor die Mauern,
welche
von Mitternacht entweder gegen Morgen oder gegen Abend abweichen,
vertrette
.
Ein Exempel wird ſolches, davon wir bishero gehandelt, um deſto mehr
bekannt
machen:
Wir wollen aber z. E. ſupponiren, daß an einem Ort,
w
o der mitternächtige Pol um 48.
Grad und 50. Minuten elevirt ſtehet,
man
einen Schattenpunct auf einer accurat ſtehenden Mauer, um den Son-
nenſtill
ſtande herum, obſerviret habe, dabey die Zeigerhöhe gleich ſeye 300.
gleichen Theilen, und die Diſtanz des Schattenpuncts bis zu der verticalen
Linie
, die durch den Fuß des Zeigers gehet, von 100.
ebe@ dergleichen Theilen.
376354Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Operation durch die Logarithmen.
11
Logarithme
100 # # # 20000000
Log
. Sin. tot. # # # 100000000
Summa
# # # 120000000
Logar
. 300 # # # 24771213
# # # 95228787
Dieſe übrig bleibende Zahl iſt der Logarithme der Tangenten von 18°. 26′.
vor die Amplitudinem des obſervirten Puncts, und ſein Complement
iſt
71°.
34′.
Will man aber die Höhe der Sonne über dem Horizont finden, neh-
me
ich zum voraus vor bekannt an, daß die Weite des obſervirten Schatten-
punctes
bis auf die Horizontallinie 600.
eben dergleichen Theile groß ſeye.
22
### Logarith. Sin. 71°. 34′. # # # 99771253
### Logarith. 600 # # # 27781512
# # Summa # # # 127552765
# ## Logarith. 300. # # # 24771212
# # # # # 102781553
Dieſe übrig bleibende Zahl iſt der Logarithme des Tangenten von 62°. 13′.
vor die Sonnenhöhe.
33
So
wir vor die Polhöhe annehmen. # # 48°. # 50′.
## Die mitternächtige Abweichung der Sonne # 23. # 15.
Die
obſervirte Sonnenhöhe # # 62. # 13.
# iſt vor die
Operation, um die Diſtanz von dem Meridian
zu
finden,
44
Die
Ergänzung der Polhöhe # # 41°. # 10′.
Das
Complement der Sonnendeclination # # 66. # 45.
Das
Complement der Sonnenhöhe # # 27. # 47.
# Summa # # 135. # 42.
# Die Helfte von dieſer Summa # # 67. # 51.
# von welcher das Compl. der Polhöhe. # # 41. # 10. abgezogen.
# bleibt übrig # # 26. # 41. Die 1. Diff.
377355VIII. Buch, I. Capitel.11
### und ſo man ferner abziehet von # # 67°. # 51′.
# ## das Complement der Sonnenhöhe # # 27. # 47.
# # # ergiebet ſich # # 40. # 4. # Die 2. Diff.
Erſte Analogie.
22
Log
. Sin. der erſten Differenz # 26°. # 41′. # 96523035
Log
. Sin. der zwoten Differenz # 40. # 4. # 98086690
Summa
# # # 194609725
33
Von
welcher Summa abgezogen der Sinus # 41°. # 10′. # 98183919
Bleibet
übrig der vierte Sinus # # # 96425806
Zwote Analogie.
44
Logarith
. Sin. tot. # # # 10000000
Vierter
Sinus # # # 96425806
### Summa # 196425806
55
Von
welcher der Logarith. Sin. # 27°. # 47′. # abgezogen # 96685064
Verbleibet
ein Sinus # # 99740742
der
zu dem ganzen Sinus addirt wird # # 100000000
# # 199740742
Die
Helfte davon vor den rad. quadr. # # 99870371
Dieſe letzte Zahl kommt mit dem Logarithmo Sinus von 76°. 4′. über-
ein
, welcher gedoppelt 152°.
8′. giebet, weil aber dieſer Winkel ſtumpf iſt,
muß
man ſolchen von 180°.
abziehen, ſo werden zum Uberreſt verbleiben 27°. 52′.
die Diſtanz des um den Mittag obſervirten Verticals, und gleichwie der
Schattenpunct
bey 2, vor welchen ich ſupponire daß dieſer Calculus
ſeye
gemacht worden, zwiſchen dem Vertical, der durch den Fuß des Zeigers
gehet
, und zwiſchen der zwölften Stunde ſich befindet, muß man obbeſagte
Diſtanz
zur calculirten Amplitudini von 18°.
26′. addiren, ſo wird man eine
Abweichung
von 46°.
18′. überkommen.
Man kann auch bey einem einigen accurat obſervirten Schattenpunct die
Abweichung
einer Mauer finden, jedoch iſt es beſſer von ſolchen noch
378356Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, re, es ſeye gleich in einem Tag oder zu verſchiedenen Zeiten geſchehen, zu de-
terminiren
, damit, indeme man ſo oſtmahlen die Abweichung calculiret hat,
als
obſervirte Schattenpuncte ſind, man den proportionirten Theil bey de-
nen
Differenzen nehmen möge, welche nich@s deſto weniger conſiderable ſeyn
ſollen
, wann man die Operationes accurat anſtellen will, und ſo man z.
E.
6. Schattenpuncte bemerket hätte, müſte man den ſechſten Theil von den
Differenzen
, welche die Rechnungen geben würden, nehmen, damit man die
eigentliche
Abweichung der Mauer daraus herletten könne.
34[Figure 34]
Das zweyte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche ei-
nes
Inſtruments, womit man die Declination und
Inclination
der Flächen erforſchen kann.
Dieſes Inſtrument wird Declinatorium und Inclinatorium genennet.
11Tabula
XXIV
.
Fig
. 1.
Es beſtehet aus einer küpfern, (meßingen,) Platten oder es wird
auch
von einem dürren und glatten Holz in der Figur eines Nectan-
guli
, das ungefehr einen Schuh lang und 7.
bis 8. Zoll breit iſt, ge-
macht
.
Man ziehet an einer von den langen Seiten, als an A B hinunter
den
Diameter eines Halbzirkels, der recht parallel mit ſelbiger laufe, den
man
in zween Quadranten, da ein jeder 90.
Grad macht, theilet, ſolche thei-
let
man zuweilen auch in halbe Grad.
Die Eintheilung muß bey dem Puncte
H
anfangen, gleichwie dieſes aus der Figur des Inſtruments zu erſehen iſt,
man
füget eine bewegliche Regel mit I bezeichnet bey, die um das Centrum G
mit
Beyhülfe eines Stifts, der oben mit einem Kopf verſehen iſt, ſich be-
weget
;
Man machet ferner an der Abſehungslinie der beweglichen Regel ei-
nen
Compaß mit einer Schraube veſt, deſſen mitternächtige Scite gegen das
Centrum
G gewendet ſeye, wie auch zuweilen eine kleine Horizontaluhr, de-
ren
Linie der 12.
Stunde gleichfalls gegen das Centrum G zulaufe. Ich
werde
mich bey der Conſtruction dieſes Inſtruments hier nicht weiters auf-
halten
, indeme gar leicht ſeyn wird, ſolches nach demjenigen, was allbereit
geſagt
worden, zu verſtehen.
Von dem Gebrauche des Declinatorii.
Man ſaget, daß eine Fläche declinire oder abweiche, wann ſelbige
nicht
gerade gegen eine von denen vier Hauptgegenden der Welt,
379357VIII. Buch, II. Capitel. Mitternacht, Mittag, Morgen und Abend ſind, zugewendet iſt; es wird
aber
die Declination nach dem Bogen des Horizonts, der zwiſchen dem
Hauptvertical
und einem mit der Fläche parallel- laufenden Vertical ent-
halten
iſt, abgemeſſen, ſo anderſt ſolche vertical iſt, das iſt, daß ſolche per-
pendicular
auf dem Horizont ſtehet;
dann wann eine Fläche incliniret, kann
ſolche
nicht parallel mit einem Vertical ſeyn, es ſeye dann nur nach ihrer Baſi,
und
alsdann iſt der Bogen des Horizonts, ier zwiſchen dem Hauptvertical
und
derjenigen Vertical, der parallel mit der Baſi der inclinirenden Fläche
laufet
, ſtehet, die Abweſſung ihrer Declination, oder aber der Bogen des
Horizonts
, der zwiſchen dem Meridian des Orts und dem auf der Fläche per-
pendicularen
Vertical enthalten iſt.
Es ſind nur die tertical-und inclinirende Flächen, welche abweichen-
de
ſeyn können;
dann was die Horizontaluhr anlanget, kann ſolche nicht de-
cliniren
, weilen ihre Fläche, indeme die obere Seite gerad gegen das Ze-
nith
zu ſiehet, ohne Unterſchied gegen die 4.
Hauptgegenden der Welt ge-
ri
iſt.
Damit aber die Declination einer Fläche, ſie ſeye gleich vertical oder
inclinirend
, bekannt werde, ſo ziehet man eine wagrechte Linie darauf, das
iſt
, die parallel mit dem Horizont laufet, ſetzet nach der Länge dieſer Linie
die
Seite A B des Inſtruments an, und drehet ſo lang die bewegliche Re-
gel
mit dem Compaß herum, bis die Magnetnadel juſt auf der Linie ihrer
Declination
, die auf dem Boden des Compaſſes muß bemerket ſeyn, ein-
ſtehe
;
wann dieſes ſich ſo befindet, wird die Zahl der Grade, welche von
der
Abſehungslinie der beweglichen Regel durchſchnitten worden, die Decli-
nation
der Fläche gegen einen Theil der Welt andeuten, wie ſolche durch die
eingeſtochene
Schriſt auf dem Declinatorio angezeiget werden.
Wann,
zum
Exempel, die bewegliche Regel ſich wiſchen H und B auf dem 45ten Grad
befindet
, und die Spitze der Magnetnadel, welche Nord oder Mitternacht
zeiget
, gerad auſ dem Puncte S der Declinationslinie ſtehet, wird die Fläche
um
45.
Grad von Mittaggegen Abend abweichen, ſo aber in eben dieſer Stel-
lung
des Declinatorii die gegenüber ſtehende Spitze der Nadel die den
Mittag
andeutet, auf dem Puncte S der beſagten Abweichungslinie ſtill ſtün-
de
, würde die obſervirte Fläche um 45.
Grad von Mitternacht gegen Mor-
gen
abweichen.
Wann die bewegliche Regel zwiſchen A und H, und die Nord-
ſeite
der Nadel über dem Punct S ſich befindet, wird die Abweichung der
Fläche
von Mittag gegen Morgen gehen, ſo aber in dieſer Stellung der be-
weglichen
Regel die Mittagsſeite der Nadel auf dem beſagten Puncte S ſtille
ſtehet
, wird die Fläche von Mitternacht gegen Abend abweichen.
Wann der Ort, allwo man die Obſervation anſtellet, von der Son-
ne
erleuchtet wäre, und daß man dabey nach einer guten Uhr, als nach ei-
nem
aſtronomiſchen Ring, wegen der alsdann gegenwärtigen Zeit eine
380358Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, wiſſe Verſicherung hätte, könnte man die Abweichung der vorgegebenen
Wand
oder Fläche, vermittelſt einer kleinen Horizontaluhr, die an der be-
weglichen
Regel veſt angemacht iſt, finden, da man dieſe ſo lang hin und
her
drehen ließ, bis der Zeiger dieſer Uhr die rechte Zeit anzeigete, alsdann
würden
die Grade des Quadrantens, die bey dem Durchſchnitt der Abſe-
hungslinie
der beweglichen Regel ſtehen, die Abweichung zu erkennen geben,
und
alſo würde man die Fehler, welche der Compaß ſowol wegen der Verän-
derung
des Magnets, als wegen des Eiſens, das in den Mauren verborgen
ſeyn
könnte, verurſachte, hierdurch leicht vermeiden können.
Wann eine Wand von der Sonne erleuchtet wird, kann man die
Subſtylarlinie
oder eigentlich die Mittagslinie mit Beyhülfe zweener Schat-
tenpuncte
, die nach der Art, wie wir ſchon geſagt haben, ſind obſerviret
worden
, ausfinden, und dann ihre Abweichung b@ſtimmen, oder aber man
kann
eine Mittagslinie auf einer Horizontalfläche, die nahe bey beſagter
Wand
ſtehet, ziehen, welche, indeme die Verlängerung, die bis ſie an die
Wand
fällt, geſchiehet, gar nützlich ſeyn wird, ihre Declination, wie auch
die
Veränderung der Magnetnadel, auf folgende Manier zu erforſchen.
Man ziehet einen Zirkel auf einer wagrechtſtehenden Fläche, gleichwie
11Tabula
XXIV
.
Fig
. 1.
ſolcher in der Figur M iſt vorgeſtellet worden, ſtecket einen Zeiger, der ſpi-
tzig
und recht perpendicular erhöhet iſt, in ſeinem Centro ein, oder aber ſetzet
einen
gekrümmten Zeiger an einer, nach Belieben, genommenen Gegend,
als
in A ein, alſo daß ſeine Spitze juſt auf das Centrum des Zirkels treffe,
welches
man gar leicht mit einem Winkelmaaß wird thun können.
Ehe
man
aber dieſen Zirkel ziehet, ſo iſt nöthig, die Schattenlänge des Zeigers
vorhero
in acht zu nehmen, damit man ſeine Circumferenz durch das erſte
Schattenpunct
etliche Stunden vor Mittag möge gehen laſſen;
wo nun der
Schatten
von der Spitze des Zeigers die Circumferenz des Zirkels anrüh-
ren
wird, da bemerket man ein Punct, als in G, worauf ſich der Schatten
bis
auf den Mittag verkürzet, und dann wiederum etliche Stunden hernach
verlängert
, alsdann aber notiret man dorten das zweyte Punct, als in F,
theilet
den Bogen F G in zween gleiche Theile, und ziehet durch ſeine Mitte C
den
Diameter B C, welcher die Mittagslinie ſeyn wird.
Wann dieſe Operation zur Zeit der Nachtgleichen angeſtellet wer-
den
ſollte, wäre gar nicht nöthig, einen Zirkel zu ziehen;
dann alsdann mü-
ſten
alle Schattenpuncte in einer geraden Linie, wie E D, ſeyn, welche die
gemeine
Section des Aequators und der Fläche wäre, und jede Linie, die ſol-
che
winkelrecht durchſchneidet, als B C, müſte die Mittagslinie der Horizon-
talfläche
ſeyn.
So nun eine Mittagslinie gezogen, und eine Horizontaluhr, deren
Mittag
gegen B, welches Nord vorſtellet, zugewendet ſeve, daran
381359VIII. Buch. II. Capitel. ciret worden, wird man die alsdann gegenwä@tige Zeit erfahren, da man
auch
zu gleicher Zeit die bewegliche Regel alſo richtet, daß die kleine Uhr,
die
daran veſt anſtehet, oben die Zeit bemerke, und alsdann werden die Gra-
de
der Circumferenz des Deelinatorii, welche von der beweglichen Regel
durchſchnitten
worden, die Declination der Wand oder der Fläche zu er-
kennen
geben.
Oder aber, es wird, ſo man die beſagte Mittagslinie bis an
die
abweichende Fläche hin verlängert, ſelbige zween ungleiche Winkel mit
der
allda gezogenen Horizontallinie machen, nemlich einen ſpitzigen, und
einen
ſtumpfen, die man ſo accurat als nur möglich, abmeſſen muß, ſo wird
die
Differenz von einem oder andern dieſer zween Winkel auf einen gera-
den
Winkel die Declination der Fläche ſeyn.
Wann, zum Exempel, der ſpi-
tzige
Winkel 50, und folglich der ſtumpfe Winkel 130, machte, ſo würde
ihre
Differenz auf einen geraden Winkel 40.
Grad vor beſagte Abweichung
ſeyn
.
Wann die Variation oder Abweichung der Magnetnadel obſervi-
ret
werden ſoll, ſtellet man eine Seite von dem viereckichten Käſtlein des
Compaſſes
nach der Länge der auf der Fläche verzeichneten Mittagslinie, und
bemerket
, wann die Nadel ſtill ſtehet, um wieviel Grad ihre Spitze, die
Nord
andeutet, von der in dem Compaß aufgeriſſenen Linie entfernet ſeye,
ſo
wird man dann die Variation oder Declination des Magnets gleich er-
fahren
, ab@r dieſes wird nicht auf lange Zeit währen, indeme ſolche ſich im-
mer
verändert.
Wann man die Declination oder Abweichung der Fläche
mit
dem Compaß nimmt, muß man auſ die Variation der Magnetnadel acht
haben
;
indeme man ſolche auf einer Linie, welche ihre Variation bemerket,
und
die man insgemein auf dem Boden des Compaſſes oder des Käſtleins
ziehet
, einſtehen läſſet.
Von dem Gebrauche des Inclinatorii.
Eben das Inſtrument, welches die Declination oder Abweichung
der
Flächen zu nehmen nütz@ich iſt, kann auch die Inclination derſelben zu
nehmen
, das iſt den Winkel, welchen die Fläche wit dem Horizont machet,
zu
beſtimmen, dienlich ſeyn, und deswegen iſt auch ein kleines Loch in dem
Centro
G gemacht, durch welches ein Seidenſaden, woran ein Bley hän-
get
, gezogen wird.
Die zwote Figur giebet die Manier an die Hand, wie man ſowol die
11Tabüla
XXIV
.
Fig
. 2.
Declination als Inclination der Flächen nehmen kann.
Die Fläche bey A, an welche das Declinatorium applicire@ worden, iſt
eine
vertical- mittägige Fläche ohne Declination.
Die Fläche bey B Decliniret vom Mittage gegen Abend um 45. Grad.
382360Von der Zubereitung und dem Gebrauch der Sonnenuhren,
Die Fläche bey C iſt eine Occidental- oder Abenduhr, die gerad ge-
gen
den Niedergang zu ſtehet.
Die Fläche bey D iſt eine von Mitternacht gegen Abend um 45. Grad
abweichende
.
Die andere Declinationes, die entweder gröſſer oder kleiner
ſind
, werden auf eben die Manier genommen, indeme man an die Wand die
Seite
A B des Declinatorii ſtellet, alſo daß die Fläche des Halbzirkels mit
dem
Horizont parallel laufe.
Wie man die Inclination der Flächen nehmen ſoll.
Wann man den Winkel der Inelination zu meſſen verlanget, muß ei-
ne
von den andern Seiten eben dieſes Inſtruments an die Wand geſtellet,
und
die Fläche des halben Zirkels perpendicular auf dem Horizont gehalten
werden
, damit der Seidenfaden mit dem Bley, wann es aus dem Centro her-
ab
hänget, in Berührung der Circumferenz alldorten die Gröſſe des beſag-
ttn
Winkels andeuten könne.
Wann manzum Exempel, die Seite CD auf der Fläche E anleget, und
der
Faden fällt längs nach der Linie GH, ſo iſt es eine Anzeige, daß dieſe Flä-
che
parallel mit dem Horizonte laufe.
So man aber die Seite CA des Inſtruments auf der Fläche F anſetzet,
und
das Senkbley fället, wie die Figur es anzeiget, ſo wird dieſe Fläche um
45
.
Grad gegen dem Himmel zu incliniret ſtehen.
Wann eben dieſes Inſtrument in der Fläche G angeſtellet wird, das
Bley
aber fället längs dem Diameter, ſo iſt dieſe Fläche vertical.
Wann aber endlich die Seite AC an der Fläche Hangeſetzet worden, wird
das
Senkbley, indeme es fället, wie die Figur andeutet, ſeine Inclination von
45
.
Graden gegen die Erde zu, darlegen.
35[Figure 35]
Das dritte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauch der
Inſtrumenten
, mit welchen man auf denen Sonnen-
uhren
die Bögen der himmliſchen Zeichen, die Arcus diurnos,
die
Babyloniſche Stunden, die Italianiſche Stunden, die Almucan-
tharat
und die Mittagszirkel der vornehmſten Städte zu
beſchreiben
vermag.
Anſer Vortrag gehet anjetzo dahin, wie man auf den Sonnenuhren ge-
wiſſe
Linien, welche der Schatten von der Spitze des Zeigers durch-
wandert
, wann die Sonne in ein jedes von den 12.
Zeichen des
Thierkreiſes
eintretten wird, ziehen könne.
383361VIII. Buch, III. Capitel.
Von dem Zeichentrager.
Die dritte Figur ſtellet einen dreyeckichten Zeichentrager vor, den man
11Fig. 3. von Kupfer (Meſſing) oder einer andern dichten Materie, in beliebiger Gröſ-
ſe
, verfertiget:
Man ziehet aber erſtlich, ſo einer dergleichen gemacht werden
ſoll
, die Linie a b, welche die Axe der Welt vorſtellet, und a c, die perpendicu-
lar
mit der Axe iſt, und den Radium des Aequators vorbildet, beſchreibet
ferner
aus dem Punete a, als dem Mittelpuncte, nach Belieben den Bogen
d
c e, zehlet aus dem Puncte c auf eine jede Seite hinaus 23 {1/2}.
Grad vor die
gröſte
Declination der Sonne, und ziehet die Linien a d und a e vor die zween
Tropicos
, den einen als den Sommer-und den andern, als den Wintertro-
picum
.
Man ziehet überdas die Linie d e, welche in zween gleiche Theile
durch
den Radium des Aequators im Puncte o wird getheilet ſeyn, aus wel-
chem
, als dem Mittelpuncte, ein Zirkel gezogen wird deſſen Circumferenz durch
die
Puncte der Tropicorum d und e gehen muß.
Dieſe Circumferenz theilet
man
in 12.
gleiche Theile, da bey dem Puncte d angefangen wird, und zie-
het
durch ein jedes von den Puncten d und e in gleicher Weite abſtehendes
Eintheilungspunct
blinde Linien, die mit dem Nadio des Aequators parallel
laufen
, und die auf den Bogen d c die Puncten andeuten, durch welche aus
dem
Mittelpuncte a Linien gezogen werden, welche die Anfänge der zodiacali-
ſchen
Zeichen, da einer von dem andern um 30.
Grade entfernet iſt, vorſtel-
len
;
will man aber ſolche von 10. zu 10. Graden eintheilen, ſo muß der Um-
kreis
des Zirkels in 36.
gleiche Theile, und in 72. , um dieſe Eintheilung von
5
.
zu 5. Graden zu haben, getheilet werden. Man ſetzet endlich die Figuren
der
Zeichen auf jede Linie, wie in der dritten Figur zu erſehen iſt.
Wann
der
Zeichentrager von 10.
zu 10. , oder von 5 zu 5, iſt eingetheilet worden,
füget
man in der Gegend eines jeden erſten Zehners der Zeichen den gehöri-
gen
Buchſtaben von dem Monat bey.
Man kann auch dieſen Zeichentrager viel hurtiger, vermittelſt einer Ta-
beile
von der Sonnendeclination, wie ſie hier beygeſüget worden, verferti-
gen
;
dann man ſetzet nur den Mittelpunct eines Transporteus, nach deme die
zwo
Linien a b und a c winkelrecht gezogen worden, im Puncte a, deſſen Win-
kel
aber von 90.
Graden gegen das Punct c ein, und zehlet, indeme man ſolchen
alſo
veſt hält, von’ dem Radio a c, an, auf eine jede Seite hinaus 23 {1/2}.
Grad
vor
die Tropicos des und , 20.
Grad, 12. Minuten vor die Anfänge der
Zeichen
des @, und 11.
Grad, 30. Minuten vor den und .
Man kann gleichfalls ein jedes Spatium der Zeichen von 10. zu 10. , oder
von
5 zu 5 Graden, durch die in der Tabelle angemerkte Declinationen ein-
theilen
.
Die Aequinoctialpuncte des und der werden zu Ende des
Radii
aequi@octiglis a c angeſetzet.
384362Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Cabelle der Declination der Sonne in allen
Graden
der Ekliptik.
11
Gradus
## Signa. ## Signa. ## Signa. ## Gradus
Eclipticæ
. # # # # # # # Eclipticæ.
## 0 # 1 # 0 # 1 # 0 # 1
1
# 0 # 24 # 11 # 51 # 20 # 25 # 29
2
# 0 # 48 # 12 # 12 # 20 # 36 # 28
3
# 1 # 12 # 12 # 32 # 20 # 48 # 27
4
# 1 # 36 # 12 # 53 # 21 # 0 # 26
5
# 2 # 0 # 13 # 13 # 21 # 11 # 25
6
# 2 # 23 # 13 # 33 # 21 # 21 # 24
7
# 2 # 47 # 13 # 53 # 21 # 32 # 23
8
# 3 # 11 # 14 # 12 # 21 # 42 # 22
9
# 3 # 3@ # 14 # 32 # 21 # 51 # 21
10
# 3 # 58 # 14 # 51 # 22 # 0 # 20
11
# 4 # 22 # 15 # 0 # 22 # 0 # 19
12
# 4 # 45 # 15 # 28 # 22 # 17 # 18
13
# 5 # 9 # 15 # 47 # 22 # 24 # 17
14
# 5 # 32 # 16 # 5 # 22 # 32 # 16
15
# 5 # 55 # 16 # 22 # 22 # 39 # 15
16
# 6 # 19 # 16 # 40 # 22 # 46 # 14
17
# 6 # 42 # 16 # 67 # 22 # 52 # 13
18
# 7 # 5 # 17 # 14 # 22 # 57 # 12
19
# 7 # 28 # 17 # 30 # 23 # 2 # 11
20
# 7 # 50 # 17 # 47 # 23 # 7 # 10
21
# 8 # 13 # 18 # 3 # 23 # 11 # 9
22
# 8 # 35 # 18 # 16 # 23 # 15 # 8
23
# 9 # 58 # 18 # 34 # 23 # 18 # 7
24
# 9 # 20 # 18 # 49 # 23 # 21 # 6
25
# 9 # 42 # 19 # 3 # 23 # 24 # 5
26
# 10 # 4 # 19 # 18 # 23 # 26 # 4
27
# 10 # 26 # 19 # 32 # 23 # 27 # 3
28
# 10 # 47 # 19 # 46 # 23 # 28 # 2
29
# 11 # 9 # 19 # 59 # 23 # 29 # 1
30
# 11 # 30 # 20 # 12 # 23 # 30 # 0
# # # # # #
385363VIII. Buch, III. Capitel.
Aus dieſer Tabelle der Declination weiß man an einem jeden Tag zu
Mittag
ganz gewiß, um wie viel die Sonne abweiche, und ſich von denen
Aequinoctiis
in einem jeden Grad der Zeichen in dem Zodiaco entferne, nach-
deme
die gröſte Declination 23 {1/2}.
Grad groß ſupponiret worden, wiewolen
ſolche
anjetzo nur ungefehr 23.
Grad und 29. Minuten groß befunden wird,
jedoch
iſt eine Minute Unterſchied in dem Gebrauche der Sonnenuhren gar
nicht
merklich.
Die Grade, welche creutzweiß von oben herunter in der er-
ſten
Reihe gegen die linke Hand zu gehen, ſind vor die oben angedeutete Zei-
chen
, und die Grade, die creutzweiß von der Höhe herunter in der letzten Reihe
gegen
die rechte Hand zu gehen, ſind vor die unten bemerkte Zeichen.
Von dem Triangel, in welchem man die Tagbögen
beſchreibet
.
Die 4. Figur ſtellet den Triangel vor die Tag-und Nachtbögen vor.
Solche werden eben auf die Manier, wie die Bögen der Zeichen auf den
Sonnenuhren
mit krummen Linien gezogen, da der Schatten von der Spitze
des
Zeigers, indeme er dieſe Bögen durchwandert, zu erkennen giebet, wie
viel
Stunden lang die Sonne dieſen Tag über dem Horizont verbleibe, das
iſt
, wie lang der Tag, und ſolglich, wie lang auch die Nacht ſeye, weiches
das
Complement auf 24.
Stunden iſt.
Der Zeichenträger iſt bey allen Polhöhen einerley, weilen die Declina-
tionen
der Sonne auf dem ganzen Erdboden auch einerley ſind, hingegen aber
ſind
die Tagbögen bey einer jeden beſondern Polhöhe unterſchieden, dero-
wegen
ſetzet man auch ſo viel Stunden, als die Differenz zwiſchen dem kür-
zeſten
und längſten Tage des Jahrs von ſelbigen giebet, auf den Sonnen-
uhren
an.
Damit man aber auch den Triangel dieſer Tagbögen auf einer Plat-
11Tabula
XXIV
.
Fig
. 4.
te von Kupfer, (Meſſing,) oder andern dichten und ſoliden Materie auf-
reiſſen
könne, ziehet man erſtlich die gerade Linie R Z, welche der Radius
der
12ten Stunde oder des Aequators iſt, beſchreibet aus dem Puncte R,
als
dem Mittelpuncte, mit einer beliebigen Oefnung des Zirkels den Zir-
kelbogen
TSV, und träget von S in V einem Bogen, welcher der Höhe des
Aequators
, oder, ſo eins iſt, dem Complement der Polhöhe gleich ſeye;
als
zum
Exempel, wann der Pol 49 Grad eleviret wäre, machet man den Bo-
gen
SV ſowohl als den Bogen S T 41.
Grad groß, ziehet hernach die gera-
de
Linie TXV, und beſchreibet aus dem Puncte X als dem Mittelpuncte die
Cireumferenz
des Zirkels TZVY, den man in 48 gleiche Theile mit den
punctirten
Linien, die mit dem Radio des Aequators RZ parallel laufen,
theilet
.
Dieſe Linien werden den Durchmeſſer TXV in gewiſſen Puncten
durchſchneiden
, durch welche man aus dem Puncte R die Stundenbögen zie-
hen
muß.
386364Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Weilen der längſte Tag zu Paris 16. Stund, und der kürzeſte 8. lang
ſſt
, hat man nicht mehr als nur 4.
Radios auf der einen Seite der Linie R Z,
und
eben ſo viel auf der andern zu bemerken nöthig.
Man kann auch nach Trigonometriſcher Rechnung die Winkel, wel-
che
alle Radii in dem Puncte R machen, finden, indeme dieſer Schluß ge-
macht
wird:
Gleichwie ſich der Sinus Totus verhält zu dem Tangenten des Com-
plements
von der Polhöhe, alſo verhält ſich der Sinus der Differenz zwi-
ſchen
dem Arcu ſemidiurno in denen Aquinoctiis und dem vorgegebenen Arcu,
gegen
dem Tangenten der verlangten Sonnendeclination.
Wann man, zum Exempel, auf dem Triangel den Bogen von 11. oder
13
.
Stunden, die einen Tag ausmachen, zu ziehen verlanget, ſo iſt der Arcus
ſemidiurnus
5 {1/2}.
oder 6 {1/2}. Stund, der Tag in denen Aequinoctiis iſt 12, und
ſolglich
der Arcus ſemidiurnus iſt 6.
Stund groß, die Differenz macht eine
halbe
Stunde;
derowegen muß man vor den erſten Terminum der Regel de
Tri
den Sinum totum anſetzen, vor den zweyten Terminum den Tangen-
ten
von 41.
Graden, wann es zu Paris iſt, und vor den dritten Terminum
den
Sinum von 7 Graden, 30.
Minuten. Wann nun nach der Regel ver-
fahren
worden, wird man finden, daß die Sonnendeclination von 6.
Gra-
den
, 28.
Minuten mittägig ſeye, wann der Tag zu Paris 11. völlige Stun-
den
lang iſt, und die Nacht 13, und daß gleichfalls, wann ihre Declina-
tion
6 Grad, 28.
Minuten mitternächtig iſt, der Tag 13. Stunden, und die
Nacht
11.
Stunden lang ſeye.
Wann man nun noch zu dreyenmalen nach der Regel de Tri proce-
diret
, wird man finden, daß die Declination des Arcus diurni von 10.
und
11
# # # # # 0 # 1
14
. ## Stunden ſeye. - # - # - # 12. # 41.
# ## Der Arcus diurnus von 9. und 15. Stunden. # - # 18. # 25.
# ## Und derjenige von 8. und 16. Stunden. # - # 23. # 30.
Von dem Zeichentrager mit einer beweglichen
Regel
.
Die 5te Figur iſt ein Zeichentrager, oder ein Triangel, auf welchem die
himmliſche
Zeichen ſtehen, der an einer Regel bey A angerichtet iſt, damit man
22Fig. 5. die Bögen der Zeichen auf den groſſen Uhren ziehen könne.
Man kann auch auf eben dieſem Triangel die Arcus diurnos verzeich-
nen
, man muß aber nur eines davon auf eben der Uhr, um die Verwirrung
der
Linien zu vermeiden, aufreiſſen.
In deſſen Mittelpunct iſt ein kleines Loch
mit
einem Stiſt, damit man das Inſtrument um den Uhrmittelpunct
drehen
könne.
Man macht an dieſen Triangel eine Hülſe, auf daß man
ſelbige
längs nach der Abzielungslinie der Regel ſchieben möge, ſamt einer
Stellſchraube
bey B, um jene, wo man will, veſt anzuſchrauben.
387365VIII. Buch, III. Capitel. Bögen der Zeichen nebſt ihren Figuren ſtehen um die Circumfe@enz her-
um
, aus dem Mittelpunct aber des Sectoris gehet ein ſubtiler Seidenſa-
den
, um ſolchen längs nach denen Nadiis biß an die Stundenlinien der
Uhr
, auf die Manier, wie wir hernach ſagen werden, ausſpannen zu kön-
nen
.
Die 6te Figur ſtellet die Helſte einer Horizontaluhr mit den Stun-
11Fig. 6. denlinien von früh an biß auf den Mittag, wie auch ihre Aequinoctiallinie C D
vor
, welches zur Erklärung der Manier, wie die Zeichenbögen mit Bey-
hülfe
der 7den Figur zu ziehen ſeyen, ſchon genug iſt.
Es ſtellet aber ſol-
che
Figur einen auf einer Platte gezogenen Zeichentrager dar, auf welchen
man
die Stunden der beſagten Horizontaluhr auf folgende Manier aufge-
tragen
.
Man nimmt mit einem Zirkel auf der Uhr die Gröſſe der Axe VR, und
träget
ſelbige auf die Axe des Triangels von O in C, nimmt hernach auf
der
Uhr die Weite von dem Mittelpuncte V, biß an das Punct C, wo die Li-
nie
der 12ten Stunde die Aequinoctiallinie durchſchneidet, und träget ſolche
im
Triangel von C in A, damit man nur gelind CA 12.
ziehen möge, welche
Linie
alle 7.
Linien des Triangels durchſchneiden wird. Man nimmt fer-
ner
auf dieſer Linie die Weite von dem Puncte C, biß an den Sommertropi-
cum
hin, träget ſolche in der Uhr aus dem Mittelpuncte V auf die Linie der 12n
Stunde
, um alldorten ein Punct von beſagtem Tropico zu verzeichnen;
Man nimmt gleichfalls auf dem Triangel die Weite von C biß an die parallele
Linie
von denen hin, und träget ſolche in der Uhr auf eben die Linie der 12ten
Stunde
, damit man ein Punct von beſagtem Parallel darauf verzeichnen
22Fig. 7. könne.
Man nimmt auch alle andere Weiten auf dem Triangel, und träget
ſelbige
eine nach der andern in der Uhr auf der Linie der 12ten Stunde von
dem
Mittelpunct biß auſ das Punct des Wintertropici auf, welcher auf der
Horizontaluhr
am weiteſten von dem Mittelpuncte muß entfernet ſeyn, und eben
dergleichen
thut man bey allen andern Stunden in einer nach der andern.
Man nimmt, zum Exempel, auf der Linie der 11ten Stunde auf der Uhr die
Weite
von dem Mittelpuncte biß an das Punct, wo dieſe Linie die Aequinoctial-
linie
durchſchneidet, träget ſolche im Triangel von C gegen A, und ziehet die
Linie
C 11.
nimmt alsdann die Weite von dem Puncte C biß auf den Durch-
ſchnitt
eines jeden Parallels der Zeichen, und träget ſelbige in der Uhr von dem
Mittelpuncte
biß an die mit 2.
bemerkte Puncten auf beſagter Linie 11. und ſo
weiters
, auf.
Was die 6te Stundenlinie anlanget, welche auf der Uhr parallel mit
der
Aequinoctiallinie iſt, ſo machet man ſolche auf dem Triangel auch mit
dem
Radio des Aequators OA parallel.
Will man aber die Linie der 7den
Stunde
des Nachmittags darauf verzeichnen, ziehet man aus dem Puncte C
als
dem Mittelpuncte, von der Linie der 6ten Stunde, biß an die 5te einen Bogen,
und
träget eben dieſelbige Oefnung auf der andern Seite der 6ten
388366Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, Linie auf, um die Linie der 7den Stunde darauf zu ziehen, welche nur auf den
Sommertropicum
treffen wird, kaum aber auf den Parallel von denen .
Endlich muß die Linie von 8. Uhr des Abends mit derjenigen der 6ten eben
den
Winkel machen, welchen auf der andern Seite diejenige von 4.
Uhr ma-
chet
:
Es iſt aber nicht nöthig, ſolche vor die Breite von 49. Graden zu ver-
zeichnen
, weilen dieſe Linie keinen Nadium der Zeichen durchſchneiden kann,
indeme
ſie parallel mit dem Tropico laufet.
Wann alle dieſe Puncte
auſ
denen Stunden der Uhr werden angemerket ſeyn, hänget man alle dieſe,
die
zu einerley Zeichen gehöre@, ſo gut als es ſich thun läſſet, durch krum-
me
Linien zuſammen, ſo werden dann ſolche die Parallelen der Zeichen des
Th
erkreiſes, deren Charactere man beyſetzen muß, wie ſelbige in der Figur zu
erſehen
ſind, vorſtellen.
Man füget auch zuweilen die Namen der Monate
und
einiger unbeweglicher merkwürdiger Feſte bey.
Auf dergleichen Art
verfähret
man auch bey denen Verticaluhren, auſſer daß der Wintertropicus
alldorten
genauer bey dem Mittelpuncte, hingegen derjenige im Sommer
weiter
von demſelben entfernet ſeyn muß.
Wann man aber die Bögen der Zeichen, oder die Arcus diurnos auf
groſſen
Uhren verzeichnen will, muß man ſich der 5ten Figur auf ſolgende
Manier
bedienen:
11Tabula
XXIV
.
Fig
. 8.
Man machet die Regel an einem Stift im Mittelpuncte der Uhr an, ſo
daß
man ſolche auf den Stundenlinien hin und her wenden, und darauf veſt
ſtellen
könne, wie aus der 8ten Figur zu erſehen iſt;
Nachdeme nun die Wei-
te
von dem Mittelpunct der Uhr biß an das Ende lhrer Axe genommen, und mit
der
Schraube R die Stellung veſt gemacht worden, nimmt man hernach in
dem
Triangel aus eben derſelben Weite mit ciner Hand den Faden, und
richter
mit der andern das Inſtrument auf der Uhrfläche hoch und niedrig,
alſo
daß der ausgeſpannte Faden längs nach dem Radio des Aequators in
dem
Triangel auf die Section der Stunde und der Aequinoctiallinie in der
Uhr
treffe;
Man hält alsdann das Inſtrument in dieſer Stellung veſt, ſpan-
net
den Faden auf denen Radiis des Triangels aus, und bemerket auf jeder
Stundlinie
die Puncte, durch welche die Parallels der Zeichen ſo wol über,
als
unter der Aequinoctiallinie gehen müſſen, gleichwie aus dem erhellet,
was
bey der Linie der 12ten Stunde auf der Uhr der 8ten Figur iſt vorſtel-
lig
gemacht worden.
Auf eben dergleichen Manier verfähret man bey allen Stundenlinien,
und
zwar auf einer nach der andern, und ziehet durch die Puncte eben deſſel-
bigen
Zeich@ns krumme Linien, welche ihre Parallelen auf der Uhrfläche
vorſtellen
werden.
Wann man ſolche auf der Linie der 6ten Stunde verzeichnen will, dre-
het
man das Inſtrument dergeſtalten, daß die Abzielungslinie der Regel auf
der
Linie der 12ten Stunde ſtehe, und der Radius des Aequators pa-
rallel
mit der Linie der 6ten Stunde lauſe, bernach muß man den
389367VIII. Buch, III. Capitel. über denen Radiis der Zeichen ausſpannen, biß ſelbiger die Linie der 6ten
Stunde
durchſchneide, damit man darauf die Puncten der Parallelen n@-
tiren
könne.
Wann man die Bögen der Zeichen auf einer Seite der Uhr, zum
Exempel
bey denen Frühſtunden beſchrieben hat, träget man mit einem Zirkel
eben
dieſe Weiten aus dem Mittelpuncte auf die Stunden der andern Seite der
Mittagslinie
, als die auf der Linie der 11ten Stunde bemerkte Puncten auf
diejenige
von 1.
Uhr, von 10. Uhr auf die von 2. Uhr, und alſo bey denen an-
dern
, die in gleicher Weite von der Mittagslinie entſernet ſind, endlich muß
man
die Figuren der Zeichen, die jenen zukommen, beyſügen.
Auf eben dieſe Manier laſſen ſich auch ſolche auf denen abweichenden
Uhren
verzeichnen, indeme man die Subſtylarlinie vor die Mittagslinie nimmt,
da
dann auch die Weiten, von dem Mittelpuncte an, denen von der Subſtylar-
linie
in gleichen Weiten entferneten Stunden gleich ſeyn müſſen.
Wann man an ſtatt der Zeichenbögen die Tagbögen, das iſt, die Län-
ge
der Täge darauf verzeichnet, kann man auch die Stunde des Auf-und
Untergangs
der Sonne, indeme man die Länge des Tages in zween glei-
che
Theile theilet, mit auſetzen;
dann zum Exempel, wann der Tag 15.
Stunden lang iſt, gehet die Sonne um halbweg 8. des Abends unter, und um
eben
ſo viel Vormittag auf, das iſt um halbweg 5.
des Morgens, und ſo
weiter
.
Wann man die Zeichenbögen auf den Aequinoctialuhren ziehen will,
zum
Exempel, auf der Uhr in der 7den Figur der 22 Tabelle, ſo nimmt
man
die Länge des Zeigers A D, und träget ſolche auf die Axe des Trian-
gels
in der 7den Figur der 24.
Tabelle aus dem Puncte O biß in P, ziehet die
Linie
P N parallel mit dem Radio des Aequators, welche den Sommertro-
picum
und die zween andere Parallelen durchſchneiden wird.
Man nimmt
ferner
mit einem Zirkel die Weite von dem Puncte P biß auf die Interſection
des
Tropici, träget dieſe Oefnung in dem Mittelpunct A der Uhr auf, und zie-
het
damit einen Zirkel, welcher den Tropicum vorſtellen wird.
Es wer-
den
auch die zwo anderen Weiten auf der Parallellinie des Triangels ge-
nommen
, auf daß man damit zween andere Zirkel auf der Uhr ziehen kön-
ne
, damit der eine Parallel von und , und der andere von und der
iſt, welche man auf der obern Aequinoctialuhr ziehen kann:
wofern es
hingegen
eine untere wäre, müſte man allda die Parallelen von
und
darauf verzeichnen.
Was aber die Zirkel vom und anlanget,
kann
man ſolche auf denen Aequinoctialuhren nicht beſchreiben, weilen,
wann
die Sonne in der Fläche des Aequators im Himmel ſtehet, ihre Radii
an
der Fläche dieſer Uhren nur anſtreiſen, ſo daß der Schatten ihres Zeigers
keine
gewiſſe Länge hat, derowegen können ſie nicht die Stunden um ſelbige
Zeit
andeuten.
390368Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Die Horizontallinie wird auf dieſe Manier gezogen: wann die Länge
des
Zeigers auf die Linie der 6ten Stunde geſtellet worden, ziehet man aus
deſſen
Spitze D, als dem Mittelpuncte, oberhalbs vor die obere Uhr den Bogen
C
F, welcher der Polhöhe gleich iſt, wie zu Paris, zum Exempel, von 49.
Graden, ziehet ferner die Linie D F, welche die Mittagslinie im Puncte H
durchſchneidet
, durch welches die Horizontallinie, die parallel mit der Linie
der
6ten Stunde laufet, gleichwie in der 7den Figur der 22ten Tabelle zu
erſehen
, gezogen werden muß.
Dieſe Linie dienet, daß man den Auf-und Untergang der Sonne zu An-
fang
eines jeden Zeichens bemerken und vorſtellen kann;
dann gleichwie ſolche,
zum
Exempel in dieſer Uhr, den Tropicum des Krebſes in den Puncten von
4
.
Uhr zu früh, und von 8. Uhr zu Abends, durchſchneidet, ſo folget, daß die
Sonne
am Tage des Sommerſolſtitii zu früh um 4.
Uhr auf-und zu Abends
um
8.
Uhr in dem pariſiſchen Horizont untergehe, und ſo weiters.
Wie man die Bögen der Zeichen auf denen Polarchren
aufreiſſen
ſoll.
Wann die Uhr auf diejenige Manier gemacht, wie ſolche in der 6ten
11Tab. XXII.
Fig
. 6.
Figur der 22ten Tabelle zu ſehen iſt, auch anbey die Stundenradii aus dem
Puncte
D dem Mittelpuncte des Quadrantens, und zu dem Ende des Zeigers
biß
an die Aequinoctiallinie A B hin punctirt gezogen worden, träget man
dieſe
Weiten, eine nach der andern, auf den Radium des Aequators in dem
Zeichentrager
der 7den Figur der 24ten Tabelle, und richtet allda ſo viel
Perpendicularlinien
auf, als punctirte Stunden ſind, das iſt, eine vor
die
12te Stunde, und 5.
andere für 1, 2, 3, 4, und 5. Uhr, welche die Radios
der
Zeichen in dem Zeichentrager durchſchneiden werden;
hernach nimmt
man
auf dieſen Perpendicularlinien die Weite von dem Radio des Aequa-
tors
im Triangel biß auf die andere Radios der Zeichen, und träget ſolche
von
der Aequinoctiallinie A B auf beyden Seiten auf die Stundenlinie der
Uhr
hinaus.
Man nimmt, zum Exempel, auf dem Triangel die Weite
12
.
, und träget ſolche in der Uhr aus dem Puncte C auf die Linie der 12ten
Stunde
, um darauf die Puncten der Tropicorum zu notiren.
Auf gleiche
Weiſe
muß die in dem Triangel auf der Linie 5.
oder genommene Wei-
te
auf die Linie von 5.
und 7. Uhr von der Aequinoctiallinie an auf eine jede
Seite
der Uhr gleichfalls hinaus getragen werden, und ſolche Beſchaffenheit
hat
es auch mit denen andern Zeichen, deren Parallelen man mit krummen Li-
nien
ziehen muß, nemlich die mitternächtige Zeichen unter die Aequinoctial-
linie
, und die mittägige oberhalbs.
Wir haben in der Figur dieſer Uhr wei-
ter
nichts, als nur die zween Tropicos gezogen, damit ihre Verzeichnung
nicht
verwirrt heraus kommen möge.
391369VIII. Buch, III. Capitel.
Die Tag s@ögen wevden auf eben die Manier, wie die Bögen der Zei-
chen
, gezogen.
Wie man die Bögen der Zeichen auf denen Morgen-und
Abenduhren
ziehen ſoll.
Man verfähret hier faſt eben ſo, wie auf denen Polaruhren.
Es ſeye, zum Exempel, die erſte Figur der 23. Tabelle, welche eine Mit-
ternachtuhr
vorſtellet.
Nachdeme die Stundenbögen punctiret aus dem
Puncte
C, dem Mittelpuncte des Quadrantens biß an die Aequinoctiallinie C D
gezogen
, und die Länge des Zeigers gegeben worden, müſſen ſolche mit einem
Zirkel
in dem Triangel der zten Figur der 24ten Tabelle aus dem Puncte A
auf
den Bogen des Aequators getragen werden, allwo eben ſo viel Perpendi-
cularlinien
zu beſchreiben ſind, welche die Bögen der Zeichen durchſchneiden;
Ferner nimmt man auf dieſen Perpendicularlinien die Weiten von dem
Bogen
des Aequators biß auf die Durchſchnitte der Bögen der übrigen
Zeichen
, und träget ſelbige in der Uhr auf die Stundenlinien von jeder Sei-
te
der Aequinoctiallinie auf.
Man nimmt, zum Exempel, in dem Triangel
den
Raum 6.
oder , und träget es in der Uhr auf die Linie der 6ten
Stunde
aus dem Puncte D, auf beyde Seiten hinaus;
eben ſo verfähret
man
bey den andern Stunden, und ziehet durch die Puncten, die allda vorhe-
ro
bezeichnet worden, die krumme Linien, welche die Parallelen der Zeichen
vorſtellen
, nemlich die mitternächtige über der Aequinoctiallinie und die mit-
tägige
unter derſelben.
Die Tagesbögen werden auf eben dieſe Manier gezogen. Wir haben
nicht
mehr als nur die zween Tropicos auf dieſer Uhr beſchrieben, damit die
Figur
durch viele Linien nicht undeutlich gemacht werde.
Von der Zubereitung einer Horizontaluhr mit denen Ita-
liäniſchen
, Babyloniſchen Stunden, denen Almucantharat
und
Meridianen.
Es können annoch auf den Sonnenuhren, nachdeme man auf ſolchen
die
aſtronomiſche oder Franzöſiſche Stunden mit denen Tagesbögen
oder
den Zeichenbögen, wie wir vorhin erkläret haben, verzeichnet, verſchie-
dene
andere Zirkel der Sphärä, welches gar curieuſe und nützliche Sachen
ſind
, die den äuſſerſten Schatten von der Spitze andeutet, aufgeriſſen wer-
den
, gleichwie die Itäliäniſche und Babyloniſche Stunden, die Azimutha,
die
Almucantharat, und die Meridiane der vornehmſten Städte auf der Er-
de
ſind.
Die Italiäniſche und Babyloniſche Stunden haben vor die erſte Li-
nie
den Horizont, gleichwie die aſtronomiſche Stunden zu ihrem Anfange
den
Meridian haben.
Die Italiäner fangen an ihre Stunden zu
392370Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, len, wann der Mittelpunct der Sonne im Untergang den Horizont berühret,
die
Babylonier hingegen, wann ſelbige den Horizont im Aufgang anrühret.
Die erſte Figur in der 25ten Tabelle ſtellet eine Horizontaluhr vor, auf
welcher
man unterſchiedliche Zirkel der Sphärä, auf die Art, wie wir erklären
wollen
, beſchrieben hat.
Eine Generalmethode, wie man auf allerhand Arten Son-
nenuhren
die Italiäniſchen und Babyloniſchen Stunden
beſchreiben
ſoll.
Wann die aſtronomiſche Stunden ſamt der Aequinoctiallinie und ei-
nem
Arcu diurno oder einem Parallel bey Aufgang der Sonne zu einer ſol-
chen
Stunde, die man verlanget, gezogen worden, zum Exempel, um 4.
Uhr,
11Tabula
XXV
.
Fig
. 1.
welcher mit dem Sommertropico, in der Breite von 49.
Graden eins iſt,
ſo
muß man nach der Methode, die wir anjetzo zeigen werden, zween Pun-
cte
auf einer jeden von dieſen Linien, eines auf der Aequinoctiallinie, und das
andere
auf dem gezogenen Parallel finden, bey welchen es dann gar leicht ſeyn
wird
, dieſe Stundenlinien zu verzeichnen, weilen ſolche, indeme ſie die gemei-
ne
Sectionen der groſſen Zirkel der Kugel mit der Uhrfläche ausmachen, ſich
allda
in geraden Linien repräſentiren müſſen.
Wann man nun die erſte Babyloniſche Stunde zu ziehen verlanget, ſo
muß
in Obacht genommen werden, daß die Sonne, ſo ſie in dem Aequator iſt,
um
6.
Uhr aufgehe, und alſo um 7. Uhr eine Stunde ſeye, daß ſie aufgegangen,
woraus
dann folget, daß dieſe erſte Stunde durch das Punct gehen müſſe,
wo
die 7te aſtronomiſche Stunde, die Aequinoctiallinie durchſchneidet, die
zwote
Stunde wird durch die Interſection der 8ten Stunde zu früh, die drit-
te
durch die neunte, und ſo weiters, gehen.
Wann aber die Sonne um 4. Uhr aufgehet, ſo iſt das Punct der 5ten
Stunde
auf dem Parallel des Krebſes dasjenige der erſten Babyloniſchen
Stunde
, das Punct der 6ten iſt vor die zwote Stunde, der ſiebenden vor die
dritte
, und ſo ferner.
Man leget demnach ein Lineal bey dem Puncte des
Durchſchnitts
der 5ten Stunde in dem Tropico des Krebſes, und bey dem
Puncte
des Durchſchnitts der 8ten Stunde in der Aequinoctiallinie an, und
ziehet
durch dieſe zween Puncten die erſte Babyloniſche Stunde;
ſo man nun
ferner
alſo fortfähret, wird man finden, daß die achte Stunde durch das Punct
der
12ten aſtronomiſchen Stunde auf dieſem Tropico, und durch das von
2
.
Uhr Nachmittag auf der Aequinoctiallinie, wie auch die 15te Stunde durch
das
Punct von 7.
Uhr des Abends auf beſagtem Tropico, und durch das
Punct
von 5.
Uhr auf der Aequinoctiallinie gehen werde.
Es iſt leicht alle dieſe Stundenlinien zu ziehen, wann man nur eine
davon
hat, weilen ſelbige alle in der Ordnung von einer
393371VIII. Buch, III. Capitel. Stunde zur andern auf dem Patallel und auf der Aequinoctiallinie nacheinan-
der
folgen, wie ſolches gar leicht aus beſagter Figur kann erſehen werden.
Kurz geſagt, es gehet die Sonne um die 16te Babyloniſche Stunde,
wann
der Tag 16.
Stunden lang iſt, und um die 12te Stunde, wann ſie in
denen
Nachtgleichen ſich befindet, wie auch um 8.
Uhr, unter, indeme die Nacht
16
.
lang iſt, weilen dieſelbe allezeit um die 24te Stunde aufgehet.
Faſt eben dergleichen Schluß muß man machen, wann man die Ita-
liäniſche
Stunden bemerken will.
Man zehlet allezeit 24. Stunden, wann
die
Sonne untergehet, ſo gehet demnach die Sonne im Sommer, wann die
Nächte
8.
Stund lang ſind, um die 8te Italiäniſche Stunde auf, in denen
Aequinoctiis
aber gehet ſie um die 12te Stunde auf, und im Winter, wann
die
Nächte 16.
Stunden lang ſind, um die 16te Stunde, dahero folget, daß
die
23te Italiäniſche Stund durch die Puneten der 7ten Stunde des Abends
in
dem Sommerſtillſtande, der 5ten Stunde auf der Aequinoctiallinie,
und
der 3ten Stunde auf dem Winterſtillſtande gehen müſſe.
Es iſt ſchon
genug
, ſo man nur zween von dieſen Puncten hat, um die Linien zu ziehen;
Die 22te Stunde gehet durch die Puncten von 6. Uhr des Abends in dem
Sommertropico
, von 4.
Uhr auf der Aequinoctiallinie, und von 2. Uhr
auf
dem Wintertropico.
So man nun ferner alſo fortfähret, wird man
finden
, daß die 18te Stunde durch die Puncten der 12ten Aequinoctial-
Stunde
gehe, daß nemlich, in währenden Aequinoctiis um die 18te Stunde
Mittag
ſeye, an ſtatt daß in dem Sommerſolſtitio um die 16te Stunde und
in
dem Winterſolſtitio um die 20te der Mittag an denen Oertern iſt, die
49
.
Grad zu ihrer Breite haben, gleichwie dieſes aus den hiebey folgenden
Tabellen
erhellet.
Cabelle, um die Babyloniſche und Italiäniſche Stunden
zu
finden.
11
## Babyloniſche Stunden. # 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.
Gehen
durch # # 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
in
dem Bogen # durch # 7. 8. 9. 10. 11. 12. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
von
# # 9. 10. 11. 12. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.
## Italiäniſche Stunden. # 23. 22. 21. 20. 19. 18. 17. 16. 15. 14. 13. 12. 11. 10. 9. 8.
Gehen
durch # # 7. 6. 5. 4. 3. 2. 1. 12. 11. 10. 9. 8. 7. 6. 5. 4.
in
dem Bogen # durch # 5. 4. 3. 2. 1. 12. 11. 10. 9. 8. 7. 6. 5. 4. 3. 2.
vor
# # 3. 2. 1. 12. 11. 10. 9. 8. 7. 6. 5. 4. 3. 2. 1. 12.
394372Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Bey denen Italiäniſchen Stunden ſiehet man, in wie viel Zeit die Son-
ne
, indeme man die gegenwärtige Stunde von der Zabl 24.
abziehet, unter-
gehen
müſſe, und bey denen Babyloniſchen Stunden nimmt man wahr, wie
viel
Stunden vorbey gegangen, daß die Sonne aufgegangen.
Wie man die Almucantharat und Azimutha verzeichnen
ſoll
.
Die Almucantharat, oder die Zirkel der Höhen, werden auf einer Ho-
11Tabula
XXV
.
rizontaluhr durch concentriſche Zirkel, und die Azimutha durch gerade Linien
vorgeſtellet
, welche Linien in dem Fuß des Zeigers B, der das Zenith repräſen-
tiret
, und der der gemeine Mittelpunct von allen Almucantharat iſt, zuſam-
men
laufen.
Man darf alſo nur die Mittagslinie B 12, von der Spitze des Zeigers C
an
, als dem Mittelpuncte, in Grade eintheilen, ſo werden die Tangenten der
Bögen
die halben Durchmeſſere der Almucantharat ſeyn, welche ſich bey de-
nen
zween Tropicis endigen.
Wann man dieſe Tangenten zu haben verlan-
get
, kann man ſich eines getheilten Quadrantens, gleichwie derjenige in der
zwoten
Figur iſt, bedienen, um dieſes nun zu bewerkſtelligen, träget man die
Länge
des Zeigers CB von A in H, und ziehet die Linie H I, auf welcher mit ei-
nem
Zirkel die Weiten genommen, und auf die Linie B 12 getragen wer-
den
, alſo daß der 90te Grad mit dem Puncte B überein treffe.
Gleichwie
aber
dieſe Uhr auf die Breite von 49.
Graden gerichtet iſt, folglich aber die
Sonne
über dieſem Horizonte nicht höher, als nur 64.
Grad und 30. Mi-
nuten
hoch ſteigen kann, ſo wird es daher ſchon genug ſeyn, dieſe gröſte
Sonnenhöhe
zu notiren, welche ſich in dem Sommertropico enden wird.
Wann man nun ferner einen von dieſen Zirkeln der Höhe von 10. zu
10
.
Graden, indeme der Anfang von der Mittagslinie B 12 gemacht wird,
welche
das 90te Azimuth iſt, eintheilet, und durch die Theilungspuncte auf
dem
Fuß des Zeigers B ſo viel gerade Linien ziehet, wird eine Vorſtellung
der
Azimuthorum oder der Vertiealzirkeln gemacht ſeyn.
Wir haben zwar
ſolche
gar nicht auf dieſer Uhr, um die Verwirrung zu vermeiden, aufgeriſ-
ſen
, jedoch iſt es gar leicht, dieſe ſich darauf einzubilden.
Aus denen Almucantharat weiß man die Höhe der Sonne zu jederzeit
über
dem Horizont, und aus denen Azimuthis erfähret man, in welchem
Azimuth
oder Verticalzirkel ſich ſelbige befinde;
und dieſes wird geſehen,
wann
man die Gegend bemerket, wo das äuſſerſte von dem Schatten des
aufrechten
Zeigers auf den Zirkel der Höhe, und auf die Linie eines Azi-
muths
hinfällt.
395373VIII. Buch, III. Capitel.
Eine Methode, wie man die Meridiane, oder die Breiten-
zukel
der @@de auf einer Horizontaluhr
verzeichnen
ſoll.
Aus dem Puncte D, als dem Mittelpuncte, woraus die Eintheilung der
11Tab. XXV.
Fig
. 1.
Aequinoctiallinie geſchiehet, ziehet man einen Zirkel, und theilet ſelbigen in
360
.
gleiche Theile, nemlich in Grade, oder nur in 36. Theile, damit man
darauf
die Grade von 10.
zu 10. andeuten könne. Von der Mittagslinie
an
, welche den Meridian des Orts, auf welchen die Uhr gemacht iſt, vorſtel-
let
, als zum Exempel in Paris, zehlet man gegen Abend 20.
Grade vor ſeine
Länge
oder Abſtand von dem erſten Meridian, welcher durch das Punct G ge-
het
;
Nachdeme nun zu ſolchen 360. Grad geſchrieben worden, verlängert
man
die Linie GD biß in E auf der Aequinoctiallinie, und hernach aus dem
Mittelpuncte
A und durch E den erſten Meridian von 5.
zu 5. oder von 10. zu
10
.
Graden, von Abend gegen Morgen bemerket, wohin man dann die vor-
nehmſte
Städte, deren Längen bekannt ſind, ſetzen muß, als zum Exempel,
Rom
um 10 {1/2}.
Grad weiter gegen Morgen, als Paris, Wien um 15. Grad
weiter
gegen Morgen, als die beſagte Stadt Paris, und ſo andere berühmte
Städte
, deren Differentiam Meridianorum man mit Paris vermittelſt eines
guten
Globi, oder einer guten geogravhiſchen Charte, die nach den accuraten
Obſervationen
der Herren von der königlichen Academie der Wiſſenſchaften
verfertiget
worden, erfahren kann.
Der Nutz von ſolchem iſt, daß man alle Augenblick, wann die Sonne
auf
ſolche Uhr ſcheinet, daraus ſehen und wiſſen kann, welche Stunde es an
den
Mittägen aller bezeichneten Oerter ſeye, indeme man zu der Zeit in Pa-
ris
, auf welches die Uhr gerichtet iſt, ſo viel Stunden, ſo vielmal nemlich
15
.
Grad der Differenz, und 4. Zeitminuten von einem jeden Grade ſind,
addiret
.
Wann, zum Exempel, dieſe Uhr den Mittag in Paris andeutet, wird
zu
Wien in Oeſterreich 1.
Uhr ſeyn, weilen dieſe Stadt um 14. Grad wei-
ter
gegen Morgen, dann Paris lieget, und folglich das Sonnenlicht eher
als
Paris überkommet.
Zu Rom wird es ſchon 42. Minuten über 12. Uhr ſeyn, weilen ſelbi
ges
um 10 {1/2}.
Grad weiter gegen Morgen, dann Paris lieget, und ſo ferner.
Dieſe Linie der Längen, ſtellet die Mittagskreiſe der Oerter, die ſolchen zu-
geeignet
ſind, alſo daß, wann der Schatten des Zeigers, oder der Axe auf
eine
von dieſen Städten fället, ſolches alsdann anzeiget,
daß
es allda Mittag iſt.
396374Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Das vierte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Inſtru-
menten
, mit welchen man die Uhren auf unterſchiedlichen
Flächen
aufreiſſen kann.
Die zwote Figur in der 25ten Tabelle iſt ein in ſeine 90. Grade einge-
theilter
Quadrat von beliebiger Gröſſe, und wird ſelbiger auf einer
Platte
von Kupfer, oder einer andern dichten Materie verfertiget.
Dieſer Quadrant iſt dienlich die Länge der Tangenten zu finden, und
11Fig. 2. alſo hierdurch eine gerade Linie in Grade einzutheilen, gleichwie wir auf der
Mittagslinie
der Horizontaluhr bey der erſten Figur in eben dieſer Tabelle,
damit
man die Bogen der Almucantharat, oder der Zirkel der Höhen, da@
auf
bemerken möge, gethan haben.
Man kann auch gleichſalls die Eintheilungen der Stunden auf der Aequi-
noctiallinie
bey denen regulairen, wie auch bey denen declinirenden oder ab-
weichenden
Uhren, deren Subſtylarlinie auf eine ganze Stunde fället, dar-
auf
finden:
Man träget nemlich aus dem Mittelpuncte A biß in H oder L die
Länge
des Radü Aequinoctialis, und ziehel eine gerade Linie, als HI oder LM
dem
äuſſern Radio des Quadrantens A G parallel, ſo wird alsdann zum Ex-
empel
die Weite L 1 oder L 11, die mit 15.
Graden in der Eintheilung des
Zirkels
übereinſtimmen, der Tangente der erſten von der Mittags-oder Sub-
ſtylarlinie
an gerechneten Stunde auf der Uhr ſeyn;
wann hernach ſolcher
auf
ſeine Aequinoctiallinie, da wir zum voraus ſetzen, daß A L der Radius da-
von
ſeye, getragen worden, ſo wird er allda ein Punct beſtimmen, wodurch
dieſe
Stundenlinie gehen muß.
L 2, das mit 30. Graden der Circumfe-
renz
in dem Quadranten correſpondiret, wird der Tangens der zwoten
Stunde
, L 3 aber, welches mit 45.
Graden übereinkommet, der Tangens
der
dritten Stunde ſeyn, und ſo weiters;
und alſo hat man hierdurch auf
einer
jeden Seite der Mittags-oder Subſtylarlinie ſchon 3.
Stunden nach-
einander
, ſo in allen 6.
Stundenweiten nacheinander machet, welches
dann
ſchon genug ſeyn kann, daß man die übrige andere Stundenlinien auf
der
Uhr nach der Methode, die wir oben bey den abweichenden Uhren er-
kläret
haben, ausfinde, welche Methode ſich ebenfalls auch auf alle regu-
laire
Uhren appliciren läſſet, dergleichen eine Horizontaluhr iſt;
wann man
nemlich
auf ſolcher 6.
Stundenweiten nacheinander gefunden hat, als
zum
Exempel, von 9.
Uhr zu früh, biß auf 3. Uhr Nachmittag, ſo wird
man
nach dieſer Methode auf der Uhr alle andere Stunden, als 7.
und 8.
Uhr des Morgens, 4. und 5. Uhr des Abends haben können, wiewol es
doch
bißweilen etwas ſchwer fällt, ſolche auf der Aequinoctiallinie,
397375VIII. Buch IV. Capitel. ſonderlich die Puncten von 5. und 7. Uhr, wegen der Länge ihrer Tangente@
anzudeuten
.
Die nach dieſer Methode, (welche wir hier nicht wiederholen wollen,
gefundene
Stundenlinien können dienen, noch mehrere dergleichen zu fin-
den
, die gefundene aber, indeme ſolche jenſeits des Mittelpuncts velängert
worden
, werden ihre im Gegentheil ſtehende Stundenlinien dargeben.
Eben dieſer Quadrant kann auch als eine bewegliche Sonnenuhr dien-
lich
ſeyn, weilen die Stunden mit Beyhülfe einer Tabelle, in welcher die Hö-
hen
der Sonne über dem Horizont des Orts, auf den man ſelbige machen
will
, enthalten ſind, darauf können gezogen werden, gleichwie wir ſolches im
folgenden
Capitel erklären werden.
Von der Zubereitung einer beweglichen Horizontaluhr.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus zwoen Platten von Kupfer, Meſſing,
11Tab. XXV.
Fig
. 3.
oder einer andern dichten Materie, die hübſch gleich und eben ſind, da eine auf
der
andern lieget, und die im Mittelpuncte A mit einem runden Stift zuſam-
men
geſüget ſind.
Das untere Stuck iſt viereckigt, das auf jeder Seite 6.
biß 8. Zoll lang iſt, ſolches iſt in zweymal 90. Grade eingetheilet, damit man
hierdurch
die Abweichung der Flächen wiſſen möge;
Das obere Stuck iſt
rund
, und mit einem kleinen Zeiger, der auf der Mittagslinie ſtehet, ver-
ſehen
, welcher Zeiger auf dem Grade die Abweichung der Fläche anweiſet,
dieſes
runde Stuck iſt auf jeder Seite ungefehr um 4.
Linien kleiner, als die
viereckichte
Platte die darunter ſtehet.
Auf der obern Platte iſt eine Horizontaluhr, aus dem Mittelpuncte A,
vor
die Polhöhe des Orts, allwo man ſich derſelben bedienen will, ver-
zeichnet
.
Die Axe B iſt auf ſolche Manier angerichtet, daß die Spitze in den
Mittelpunct
lauſet, allwo man ein klein Loch machet, daß ein Seidenfaden
dadurch
gezogen werden könne.
Man füget einen Compaß bey D mit ſeiner geſtrichenen Nadel bey, der
mit
einem Glaß, um ſelbige vor dem Wetter zu verwahren, bedecket iſt, auf
den
Boden des Compaſſes ziehet man eine Linie, welche die Declination des
Magnets
andeutet.
Von dem Gebrauche dieſer beweglichen Horizontal-
@hr
.
Dieſes Inſtrument dienet, um damit die Sonnenuhren auf allerhand
Gattungemder
Fläch @, ſie mögen auch ſtehen, wie ſie wollen, als wie die ab-
weichende
oder d clinirende, inclinirende, oder beydes miteinander ſind, auf
folgende
Manier aufzureiſſen.
398376Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Man ziehet auf der vorgegebenen Fläche eine horizontale oder wag-
rechte
Linie, und ſtellet längs nach dieſer Linie die Seite des Vierecks, wo
geſchrieben
ſtehet, Latus muro applicatum, an, wendet die Horizontal-
uhr
ſo lang hin und her, biß die Magnetnadel auf der Abweichungslinie
innen
ſtehe, und ſpannet den Faden nach der Länge der Axe hinaus, biß ſel-
biger
auf der Fläche in ein Punct, welches der Uhrmittelpunct ſeyn wird,
treffe
.
Hernach ſpannet man den Faden auf allen Stundenlinien, welche
auf
die Fläche kommen können, aus, und bemerket ſo @iel Puncten auf der
wagrechten
Linie, durch welche man die Stundenlinien, aus dem Mittel-
puncte
ziehen, und allda eben die Zahlen, wie bey der Horizon aluhr, beyſü-
gen
muß.
Wann die Uhr vertical, jedoch ohne Inclination iſt, wird die
Linie
der 12ten Stunde auf der Horizontallinie der Fläche, indeme man ſol-
che
aus dem Uhrmittelpunct mit einem Bleyfaden herunter fallen läſſet, ſenk-
recht
ſeyn.
Dieſe Subſtylarlinie wird durch den Mittelpunct und durch ein Punct in
eincm
geraden Winkel gezogen, da die eine Seite des Winkelmaaſes auf der
wagrechten
Linie ſtehet, und die andere Seite die Axe berühret.
Dieſe an
der
Seite des an die Wand angelegten Winkelmaßes biß an die Axe ge-
nommene
Weite iſt die Länge des aufrechten Zeigers, nachdeme nun ſolcher
an
eben demſelben Ort winkelrecht auf der Subſtylarlinie eingcſtecket wor-
den
, zichet man aus dem Mittelpuncte durch deſſen Ende die Axe, die man auf
der
Fläche durch ein eiſernes Stänglein darſtellet, welches mit dem Stande
des
längs nach der Axe der Horizontaluhr ausgeſpannten Fadens parallel
laufet
, und von einer Stütze, die in der Wand auf der Subſtylarlinie per-
pendicular
ſtehet, gehalten wird.
Wann man aber nur einen aufrechten Zeiger haben wollte, müſte
man
auf der Subſtylarlinie ein Punct erwählen, das von dem Mittelpuncte,
nach
dem Verhältnis der Gröſſe, von der Uhr entfernet wäre, um alldorten
ein
eiſernes Stänglein perpendicular einzuſtecken;
es muß aber ſeine Spi-
tze
nicht über den nach der Länge der Axe ausgeſpannten Faden hinaus
gehen
.
Endlich kann man der vorgegebenen Uhr eine ſolche Figur, die man am
ſchicklichſten
zu ſeyn glaubt, geben, und die Stundenlinien ſo weit, als es nö-
thig
iſt, verlängern.
Man kann das Inſtrument von der Wand etwas entfernen, damit man
groſſe
Uhren darauf ziehen könne, es wird aber dabey erfordert, daß es alle-
zeit
recht parallel und wagrecht geſtellet ſeye.
Wann man in denen mitternächtigen Uhren die Declination der Flä-
che
gefunden, als zum Exempel 45.
Grad von Mitternacht gegen Abend,
ſtellet
man den Zeiger der Uhr auf die im Gegentheil ſtehende Declination,
das
iſt, von Mittag gegen Morgen, wendet hernach das
399377VIII. Buch, IV. Capitel. unter über ſich, ſpannet den Faden längs nach der Axe aus, damit man den
Mittelpunct
unterhalb der Horizontallinie haben möge;
ſo man nun auf ſol-
cher
die Stundenpuncten bemerket, werden ſelbige biß an den Mittelpunct ver-
längert
, und procediret man im übrigen, wie wir ſchon geſagt haben;
die
Mittagslinie
wird diejenige von Mitternacht ſeyn.
Von der Zubereitung eines andern zum Sonnenuhren zu
verzeichnen
dienlichen Inſteuments.
Das in der vierten Figur vorgeſtellte Inſtrument wird ein Sciatcri-
11Tabula
XXV
.
Fig
. 4.
cum, oder Sonnenuhrinſtrument genennet beſtehend aus einem Aequinoctial-
Zirkel
A, welcher vom Kupfer oder einer andern dichten Materie zubereitet,
und
an einen Quadranten B gerichiet wird.
Das Mittagspunct in der
Aequinoctialuhr
ſtehet an einem Ende des Quadrantens veſt, und ein kleines
rundes
Stänglein von Stahl im Durchmeſſer von 1.
biß 2. Linien, welches
als
eine Axe dienet, und durch den Mittelpunct der Aequinoctialuhr gehet,
hält
an ſeinem andern Ende den Quadranten, alſo, daß die Acquinoctialuhr
und
der Quadrant veſt aneinander winkelrecht ſtehen.
Der Quadrant iſt in
90
.
Grad, und der Aequinoctialzirkel in Stunden und halbe Stunden, nach
denen
oben erklärten Methoden, eingetheilet.
Das Stuck G iſt von einer ſchicklichen Dicke, damit es oben eine
Zwinge
faſſen möge, welche auf beyden Seiten in einem Falz gehet, der
an
dem äuſſern Rande des Quadrantens iſt, um die Aequinoctialfläche
nach
der Polhöhe hoch und niedrig richten zu können, die kleine Kugel
iſt
unten am Ende eines Seidenfadens angemacht, und oben an einer Per-
pendicularlinie
herunter gelaſſen, damit die Maſchine bleyrecht könne ge-
ſtellet
werden, und dieſes vermittelſt einer Nuß bey H, die an dem Stuck
G
ſtehet, und darzu dienet, daß man das Inſtrument überall hinwenden
könne
.
Die Nuß iſt an einem Arm, deſſen Spitze von Stahl iſt, ange-
nietet
, welche man in die Wand einſtecket, damit die ganze Maſchine bey de-
ren
Gebrauche veſt ſtehe.
Der Zeichentrager D gehet in der Axe, und drehet ſich in einem
Röhrlein
um die Uhr, oben an dem Zeichentrager iſt ein Seidenfaden, und
ein
anderer im Mittelpuncte der Uhr angemacht.
Man thut den Zeichentra-
ger
nicht eher darauf, als wann man die Bögen der Zeichen auf den Uhren
ziehen
will.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Man muß zuförderſt in die Wand die ſtählerne Spitze, die an dem
Fuß
des Inſtruments angemacht iſt, in der Gegend, wo man eine Uhr auf-
zureiſſen
verlanget, einſtecken, und den Grad von der Polhöhe
400378Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, Orts in den Quadranten auf den an der Zwinge bemerkten perpendicularen
Strich
ſchieben.
Man muß auch einen Compaß in einem viereckichten Käſtlein dabeo
haben
, welchen man längs der Fläche an den Quadranten ſtellet, und die
Maſchine
ſo lang hin und her drehet, biß die Magnetnadel accurat über der
Linie
der Abweichung einſtehe, oder aber ohne Magnet, wann die Sonne
ſcheinet
, und man die Stunde weiß, was vor Zeit es ſeye, da wendet man als-
dann
die Maſchine ſo lange hin und her, biß die Axe, welche durch die Aequi-
noctialuhr
gehet, eben dieſe Stund accurat auf dem Stundenzirkel anzeiget.
Wann nun das Inſtrument alſo angerichtet worden, ſpannet man den Fa-
den
E, der aus dem Mittelpuncte gehet, längs nach der Axe hinaus, biß er auf
die
vorgegebene Fläche treffe, damit man ein Punct, welches der Uhrmittel-
punct
iſt, darauf bemerken möge, und wann die Stunden eine nach der andern
mit
eben dem Faden auch berühret worden, muß man bey deſſen Verlänge-
rung
biß an die Wand ſo viel Punctc, als man kann, darauf andeuten, und
durch
dieſe Puncten die Stundenlinien biß an den Uhrmittelpunct ziehen, wo
ſelbige
insgeſamt zuſammen laufen.
Man giebet endlich dieſer Uhr eine Fi-
gur
nach Belieben, und ſetzet eben die Zahlen bey, wie ſie bey den Stunden
der
Aequinoctialuhr ſtehen.
Der Zeiger wird eben auf die Manier eingeſtecket, wie wir ob@n, da von
der
beweglichen Horizontaluhr gehandelt worden, erkläret haben.
Wann man die Bögen der Zeichen, oder die Arcus diurnos zu ziehen
verlanget
, ſtecket man die Axe in das Röhrlein, welches zu äuſſerſt an dem
Triangel
ſich befindet, und läſſet ſolchen auf alle Stunden zu gehen, indeme
man
eben dieſen mit einer Schraube auf jeder Stunde veſt ſtellet;
man ſpan-
net
hernach den Faden F längs nach den Linien aus, welche zu jeden Zeichen ge-
hören
, um eben ſo viel Puncten auf jeder Stundenlinie auf der Wand zu noti-
ren
, da endlich die krumme Linien, welche die Bögen der Zeichen formiren,
von
Punct zu Punct gezogen, und die gehörigen Zeichen oder Characteren
dazu
geſetzet werden.
Man kann auch die Bögen der Zeichen auf folgende Manier ziehen:
Wann die Axe der Uhr recht beveſtiget worden, ſiehet man ſich ein Punct
auf
beſagter Axe vor die Spitze des aufrechten Zeigers aus, welches den Mit-
telpunct
der Erden vorſtellet, ſtecket die Axe in das Röhrlein des bekannten
Triangels
, alſo daß die Spitze des aufrechten Zeigers ganz accurat mit
der
Spitze des Triangels, welche der Mittelpunct des Acquators und der
Wel@
vorſtellet, überein treffe.
Nachdeme nun dieſer Triangel mit einer
Schraube
, welche auf die Axe drucket, veſt geſtellet worden, läſſet man
ſolchen
dergeſtalten fortgehen, daß eine von dieſen Flächen (dann ſie müſſen
in
einer Gleichheit bezeichnet werden,) ſich accurat auf den Stunden-
linien
befinde, ſpannet ferner den Faden F längs nach denen Radiis der
Zeichen
des Triangels aus, und bemerket ſo viel Puncten auf jeder
401379VIII. Buch, VI. Capitel. denlinie auf einer nach der andern, hänget auch dieſe Puncten mit krummen
Linien
zuſammen, welche ſodann die Bögen der Zeichen vorſtellen werden.
Endlich machet man einen Knopſ oder eine kleine Sonne an dieſe Spitzen
der
Axe;
welche mit ihrem Schatten die Parallelen der Zeichen, oder die Ar-
cus
diurnos vorſtellet, indeme die ganze Axe den Schatten auſ die Stunden-
linien
werſen wird.
Wann man eine mitternächtige Uhr verſertigen ſoll, verſähret man eben
auſ
dieſe Art, aus genommen, daß die Operation unten geſchehen müſſe, da-
mit
der Mittelpunct unten ſeye.
Eben auf die Manier procediret man auch, wann die Sonnenuhren auf
denen
inclinirenden und declinirenden Flächen ſollen aufgeriſſen werden.
Von der Zubereitung eines Sonnenuhrinſtruments
(Inſtrumenti Sciaterici) von P. Pardies.
Dieſes Inſtrument hat der Jeſuit P. Pardies erfunden; es wird von
11Tab. XXV.
Fig
. 5.
Kupſer, (Meſſing,) oder einer andern dichten Materie von beliebiger Gräſſe
verſertiget
, und beſtehet aus vier Hauptſtücken, das erſte iſt eine viereckichte
wol
zugerichtete Platte mit D bezeichnet, die man eine Horizontalfläche nen-
net
, dieweilen ſolche bey dem Gebrauche muß horizontal oder wagrecht ge-
ſtellet
werden.
Mitten in dieſer Fläche iſt ein rundes Loch, in welchem ein Zapfen
bey
der mit E bezeichneten Gegend ſich befindet, auf welchem ſich das andere
Stuck
, das man eine Mittagsſ@äche nennet, drehen muß, doch ſo,
daß
ſolche allezeit winkelrecht mit der Horizontalfläche bleibe.
An
der
Seite und der Dicke der Mittagsfläche befindet ſich ein Senkblen,
das
von C hinunter hänget, womit das Inſtrument wagrecht geſtellet
wird
, längs an dieſem Stuck hinauf iſt es zu einen holen Quadranten aus-
gearbeitet
, welcher auſ jeder Seite in 90.
Grade eingetheilet wird, womit
man
aber bey der Perpendicularlinie, welche auſ die Mitte des Zapſens fället,
mit
ſolchen den Anfang machen muß.
Dieſes Stuck iſt mitten durch ſeine Di-
cke
eingeſeilet, damit das dritte Stuck hinein geſchoben werden könne, wel-
ches
ein halber Zirkel iſt, an dem ein Stuck ſich befindet, das vorſchieſſet, da-
mit
es in den Falz des Quadrantens gehen könne, wodurch es ſich in den
Quadranten
einfüget und mit jenen einerley Mittagsfläche machet, alſo daß
man
es drehen kann, indeme es ſich neigen oder ſchieben läſſet, ſo viel als man
will
, und zwar nach verſchiedenen Elevationen des Pols.
Der Durchmeſ-
ſer
dieſes Halbzirkels wird die Axe, und ſein Mittelpunct nur bloß der Mit-
telpunct
des Inſtruments genennet, gleichwie auch der Faden, der von dar
heraus
gehet, der Faden des Mittelpuncts genennet wird.
Das vierte Stück bey A iſt ein Zirkel von eben derſelben Materie, der
wol
zubereitet, und von einer gleichen Dicke iſt, ſolcher wird auſ jeder
402380Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, te in 24. gleiche Theile vor die 24. Tagesſtunden eingetheilet, dadon eine
jede
wiederum in zween oder vier Theile, eben als wann es eine Acquinoctial-
uhr
wäre, eingetheilet werden kann.
Dieſer Zirkel iſt dergeſtalten mit dem
halben
Zirkel in denen biß auf die Helſte beſch@henen Einſchnitten bey jeder
Helſte
zuſammen gefüget, daß er allezeit mit jenen gerade Winkel in allen ih-
ren
verſchiedenen Stellungen machet:
die eine Seite von dieſem Zirkel wird
die
obere, die andere die untere genennet.
Man ziehet auf jeder Seite des Halbzirkels den Triangel der Zei-
chen
, deſſen Spitze das Punct A das äuſſerſte des Durchmeſſers von dem
Aequinoctialzirkel
iſt, auſ ſolche Art, wie wir oben ſchon erkläret haben;
da-
bey
man auf denen Radiis die Characteres der Zeichen bemerket, und eine
jede
Weite in drey Theile auſ gleiche Manier eintheilet, und kann man die er-
ſten
Buchſtaben der Monate, an denen Oertern, wo ſolche ſtehen mögen,
dazu
ſtechen, dabey wir ſupponiren, daß der Eingang der Sonne in jedes
Zeichen
den 20ten Tag eines jeden Monats geſchehe.
Man ſetzet 6. davon auf
die
Seite gegen Morgen, und 6.
gegen Abend, dann eine jede Linie dienet
allezeit
vor 2.
Zeichen. Der Tropicus des Krebſes wird unten, und der an-
dere
des Capricorni oben bemerket, eben wie auſ den Verticaluhren.
Wir
wollen
weiter nicht melden, wie man die Stunden ziehen, und die Grade
nebſt
denen Zeichen beſchreiben ſoll, indeme man hier eben ſo verſähret, wie
wir
ſchon oben erkläret haben.
Von dem Nutzen dieſer Maſchine.
Nachdeme man die Puncten und des Halbzirkels, und die Flä-
che
des Aequinectialzirkels auſ den Grad der Pothöhe an dem Ort, wo
eine
Uhr auſgeriſſen werden ſoll, geſchoben, muß dieſe Maſchine auf eine
veſtſtehende
horizontale Fläche gegen der Wand, oder einer andern darzu
angeordneten
Fläche über, um eine Sonnenuhr darauſ zu zeichnen, geſtel-
let
werden.
Man drehet ſolche hernach ſo lang hin und her, biß endlich der Schat-
ten
von dem Rande des Aequinoctialzirkels auf der Axe auf den Monats-
tag
, oder auſ den Grad des Zeichens, wo alsdann die Sonne iſt, treffe;
wann dieſes geſchehen, wird der Schatten des Durchmeſſers vom Halbzir-
kel
, welcher als eine Axe dienlich iſt, die gegenwärtige Stunde andeuten, und
alsdann
die ganze Maſchine in ihrem rechten Stande ſeyn.
Dann es wird
die
mittägige Fläche mit dem Meridian des Himmels überein treffen, der
Aequinoctialzirkel
wird mit dem Aequator der Himmelskugel, und die Uhr-
Axe
mit der Weltaxe parallel ſeyn.
Man ſpannet ferner den Seidenfaden aus, welcher aus dem Mittelpuncte
längs
der Axe biß an die Wand hingehet, es ſeye gleich in die Höhe ge-
gen
den Nordpol, oder hinunter gegen den Südpol, ſo wird das
403381VIII. Buch, VI. Capitel. wo der Faden die Wand antrifft, der Uhrmittelpunct ſeyn, und dieſer auſ ſolche
Art
ausgeſpannte Faden den Stand des Zeigers oder der Axe bemerken;
dann ſo man ein eiſernes Stänglein in eben dieſer Gegend und in eben dieſem
Stande
einſtecket, wird ſelbiges die Stunden nach der Länge ſeines Schat-
tens
andeuten.
Wollte man aber nur einen geraden Zeiger einfügen, müſte
man
in die Wand oder Mauer ein Stänglein machen, deſſen Spitze den
ausgeſpannten
Faden nach der Länge der Axe anrühre.
Man kann dieſes
Stänglein
nach Belieben formiren, und ſolchem zum Exempel, die Figur von
einer
Schlange, oder von einem Vogel, wann nur das äuſſerſte ſeines
Schnabels
den beſagten Faden anrühret, geben, da dann die Stunde nur
bloß
durch die Spitze des Schattens wird angedeutet werden.
Wann man die Stunden anzudeuten verlanget, ſpannet man den Fa-
den
aus dem Mittelpuncte der Fläche des Aequinoctialzirkels längs nach den
Stundenlinien
, einer nach der andern, biß an die Wand hin, aus, und bemer-
ket
darauf eben ſo viel Puncten, ziehet endlich die Linien aus dem Mittelpuncte
durch
dieſe Puncten, ſo werden die Stundenlinien zu haben ſeyn.
Man könnte auch nach die Stunden bey der Nacht durch das Licht
oder
den Schein einer Fackel, oder einer Wachskerze bemerken, ſo man nem-
lich
, nachdeme der Faden längs der Axe iſt ausgeſpannet, und an der Wand
angemacht
worden, die Fackel auf ſolche Art drehet, daß der Schatten der
Axe
die Stunden auſ dem Aequinoctialzirkel andeute, alsdann wird der
Schatten
eben derſelben Axe oder des ausgeſpannten Fadens auf der Wand,
eben
dieſelbe Stunde anmerken, darauf muß man mit dem Reißbley längs
dieſes
Schattens eine Linie ziehen, damit man die Stundenlinien bemerken
könne
.
Man verwendet hernach die Fackel, damit der Schatten des Fadens
eine
andere Stunde anzeige, die gleichfalls gezogen werden muß, und ſo der-
fähret
man auch bey den andern Stunden.
Dieſe Manier iſt gar gut, ab-
ſonderlich
wann die Fläche nicht eben und glatt, oder wenn der Mittelpunct
der
Uhr gar zu weit entſernet iſt.
Es iſt zu merken, daß der Schatten der Axe die Stunden auf der obe-
ren
Ahr vom 20 ſten Merz biß auf den 22ten September, und auſ der untern
unterhalb
den andern 6.
Monaten zeige. Es wird hierbey allezeit erfordert,
daß
die Fläche des erleuchteten Zirkels, deſſen man ſich bedienen muß,
den
Mittelpunct des Halbzirkels, ohne daß es
ſelbiges
decke, berühre.
36[Figure 36]
404382Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Das fünfte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der
beweglichen
Sonnenuhren.
Von der Zubereitung einer Uhr auf dem (Globo)
oder
einer Rugel.
11Tabula
XXVI
.
Fig
. 1.
Dieſe Figur ſtellet einen Globum vor, auf welchem die Meridiane oder
die
Stundenzirkel gezogen ſind.
Man machet dergleichen von ver-
ſchiedenen
Gröſſen;
die Groſſen werden in den Gärten aufgerich-
tet
, und von Stein oder von Holz, das angeöhlet wird, zubereitet;
Die
kleinen
werden aus Kupfer, (Meſſing) mit einem Compaß verſertiget, und
unter
die Claß der beweglichen Uhren gezehlet.
Wann man eine Kugel, was und welcherley Materie auch darzu ge-
nommen
werden mag, recht rund machen will, muß man ſolche auſ die
Drechſelbank
richten, und aus unterſchiedlichen Mittelpuncten drehen, das
iſt
, man drehet die beſagte Kugel, wann ſolche an einer Zahnſpindel veſt ge-
macht
worden, auf einer Seite, nimmt hernach ſelbige heraus, und appli-
ciret
ſie auf dem andern Durchmeſſer, damit die Kugel über das Creutz ab-
gedrehet
werde;
wann nun dieſes zwey-biß dreymal wiederholet worden, wird
man
eine vollkommene Kugel haben, die man mit einem Taſterzirkel exa-
miniren
kann.
Die groſſe Kugeln von Stein, die man auſ der Drechſelbank we-
gen
ihrer Schwere nicht drehen kann, werden alſo verfertiget.
Man nimmt,
nachdeme
die Kugel aus dem groben mit der Zweyſpitz gearbeitet worden,
einen
holen Halbzirkel aus Holz oder dicken Chartenpapier, von eben dem
Durchmeſſer
, als die zum Hauen vorgegebene Kugel iſt, leget dieſen Halb-
zirkel
als eine Lehre um dieſe Kugel herum an, und nimmt mit einem Glipſ-
ſeleiſen
, was zu viel iſt, weg, biß der Halbzirkel überall und auf allen
Seiten
recht anliege, worauf die Kugel mit Pimſenſtein abpoliret werden
muß
.
Wann nun die Kugel in eine rechte Rundung gebracht, und wol
glatt
gemacht worden, muß man derſelben Durch meſſer mit einem Taſterzir-
kel
, der nemlich krumme Beine hat, nehmen, da ſolcher ſo weit geöſnet
wird
, biß er accurat die gröſte Dicke der Kugel ſaſſe, ſo wird man ihren
Durchmeſſer
haben, der durch die Linie A B vorgeſtellet iſt, welcher Durch-
meſſer
in zween gleiche Theile durch das Durch ſch nittspunct E von der Ver-
ticalinie
ZN, deren oberes Punct Z den Scheite punct, und das untere den
Fußpunct
vorſtellet, getheilet wird.
Man öfnet ſerner dieſen krummen Zir-
kel
, ſetzet die eine Spitze in E ein, und erſtrecket die andere biß in A, ziehet
405383VIII. Buch, V. Capitel. dieſer Oeſnung den Mittagszirkel AZBN, wie auch aus dem Puncte Z, als
dem
Mittelpuncte den Zirkel A E B, welcher den Hurizont vorſtellet;
weiters
zehlet
man aus dem Puncte B gegen C auf dem Mittagszirkel die Höhe des
Pols
, als hier 49.
Grad, wie auch aus eben dem Puncte B, unterhalb des Hori-
zonts
, und auf eben dem Mittagszirkel die Grade des Complements von der
Polhöhe
, das hier 41.
Grad iſt, damit man den Aequator darauf ziehen kön-
ne
, indeme die eine Spitze des Taſters auſ einen Pol C oder D, als den Mit-
telpunct
, und die andere auf den 90ten Grad des Mittagzirkels geſtellet
wird
.
Man ſetzet gleichfalls die eine Spitze des Taſterzirkels auf den
90ten
Grad des Mittagszirkels, wo ſelbiger von dem Aequator durch-
ſchnitten
wird, und ziehet mit eben derſelben Oefnung den Zirkel der 6ten
Stunde
, welcher durch die Pole C und D gehet, und auf dieſe Weiſe wird
ſich
der Aequator in vier gleiche Theile durch den Mittagszirkel, und den
Zirkel
der 6ten Stunde getheilet befinden.
Man theilet nachgehends einen
jeden
von dieſen Theilen in 6.
, damit man die 24. Stunden des natürlichen
Tages
überkomme, und zehlet durch dieſe Eintheilungspuncte, die zugleich
ein
Mittelpunct abgeben, indeme man den Zirkel allezeit in der Oefnung eines
Quadrantens
behält, die Stundenlinien, welche alle durch die Weltpole
gehen
.
Wann man die halbe oder Viertelſtunden auch zu haben verlan-
get
, ſo wird eine jede Weite in zween oder vier Theile wiederum abge-
theilet
.
Die Stundenzahlen werden um den Aequator herum geſtochen, die
12te
Stunde kommet auf das Punct E, die 6te Stunde auf den Mittags-
zirkel
oben und unten, und die andere nacheinander in zweymal 22.
Stun-
den
.
Wann man die Parallelen der Zeichen auch darauf machen will, zehlet
man
auſ dem Mittagszirkel von dem Aequator auſ jede Seite hinaus,
nach
der oben angeführten Tabelle die Abweichung eines jeden Zeichens,
als
vor die zween Tropicos zehlet man von dem Aequator an 23 {1/2}.
Grad hin-
aus
, und ziehet aus denen Polen C und D, als den Mittelpuncten, eben ſo viel
Zirkel
um die Kugel.
Vor die zween Polarzirkel werden ſolche mit 23 {1/2}.
Graden aus denen Polen gezogen, oder mit 66 {1/2}. Graden von dem Aequator
an
gerechnet.
Wann nun die Kugel alſo zubereitet worden, muß ſelbige auſ einen
Fuß
, welcher mit ihrer Dicke proportionirt iſt, in ein Loch, das gegen das
Nadir
bey N hinein gemacht, und von dem Pol um das Complement ſeiner
Erhöhung
entfernet iſt, geſtellet werden, nemlich hier in dieſem Exempel um
41
.
Grad, worauf ſolche an einem Ort in dem Garten, wo die Sonne am
längſten
hinſcheinet, veſt gemacht, und nach der Weltkugel orientiret
werden
muß.
Wann es eine kleine Kugel iſt, die man von einem Orte zum andern
tragen
kann, ſo füget man auf deren Fuß einen kleinen Compaß ein,
406384Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, mit allemal die Kugel, wann man ſich dieſer, um die Zeit zu erfahren, be-
dienen
will, orientiret werden könne:
Man findet aber die Stunde ohne
Zeiger
durch den Schatten der Kugel ſelbſten, dann der Schatten oder das
Licht
nimmt allezeit die Helſte von ihrer Convexität ein, ſo viel nemlich als
die
Sonne ſolche erleuchtet, eben als wann es die Erdkugel wäre, das
äuſſerſte
davon bemerket die Stunde, die in denen gegeneinander über ſte-
henden
Gegenden einerley iſt.
Wann man nun ſerner auſ dieſer Kugei die
unterſchiedlichen
Länder, die auf der Fläche der Erde ſind, mit denen vor-
nehmſten
Städten nach ihrer Länge und Breite auſreiſſen wollte, würde
man
darauf alle Augenblick bey der Helſte der erleuchteten Kugel ſehen kön-
nen
, welche die Gegenden der Erde wären, die von der Sonne erleuchtet
ſind
, und dann die andern, denen das Tageslicht noch nicht ſcheinet.
Das
äuſſerſte
von dem Schatten würde die Länder zu erkennen geben, wo die
Sonne
auſ-oder untergehet, auch dlejenige zeigen, welche die langen Täge,
und
welche hingegen die langen Nächte haben.
Man würde auch gegen die
Pole
zu, die Gegenden, die immer eine Nacht, und diejenige, die einen
Tag
ununterbrochen haben, wol unterſcheiden können.
Alles dieſes kom-
met
denenjenigen gar leicht zu begreifen vor, welche eine Wiſſenſchaft von
der
Sphära haben.
Dieſe Uhr iſt die natürlichſte unter allen, weilen ſel-
bige
der Erden beykommet, die auſ gleiche Art wie die Erde erleuchtet
wird
.
Man kann auch die Stunden auſ der Kugel mit Beyhülfe eines Halb-
Zirkels
aus dünnen Meſſing finden, welcher in zweymal 90.
Grade einge-
theilet
iſt, die man mit Beyhülſe zweyer kleinen daran geſetzten Röhrlein an
die
zween Pole, oder an die zwey Ende der Axe anmachet;
dieſer Halbzir-
kel
, welchen man mit der Hand um die Kugel herum drehen muß, biß er dar-
auf
nur einen perpendicularen Schatten machet, ſtellet den Stundenzirkel
vor
, wo alsdann die Sonne ſtehet, und ſolglich deutet er auch die gegen-
wärtige
Stunde an.
Wann dieſer Halbzirkel gerad gegen die Sonne zugewendet worden,
daß
er keinen Schatten auſ ſeine Seite wirſt, wird ſolcher unter ſeiner Dicke
alle
die Oerter der Erden, wo es Mittag iſt, andeuten.
Es muß aber in dieſem Fall die 12te Stunde auf den Mittagszirkel und
die
6te in den zween Puncten, wo der Aequator den Horizont durchſchneidet,
angemerket
werden:
und dahero kommet es, daß man insgemein zwo Reihen
der
Stunden, wie es die Figur anzeiget, anſetzet.
Wann man aus den Polen die zwo Spitzen der Axe hervor gehen läſ-
ſet
, und die Stunden auf den Polarzirkeln verzeichnet, werden ſolche auch,
um
die Zeit zu erfahren, dienlich ſeyn, nemlich die obere in den langen und die
untere
in den kurzen Tägen.
Es giebet auch noch viele andere Nutzen, die ſich auſ dem Globo pra-
eticiren
laſſen, davon wir hier nichts weiter melden wollen, indeme
407385VIII. Buch, III. Capitel. ſchon hierüber in dem Werke, das von dieſer Materie handelt, eine Erklä-
rung
gegeben haben.
Nur dieſes iſt noch mit wenigen zu berühren, daß man die kleine beweg-
liche
Kugeln univerſal machen könne, dafern man nur einen Quadranten un-
ten
daran richtet, damit der Fuß nach der Polhöhe des Orts ſich ſchieben
laſſe
;
welches dann gar leicht zu verſtehen iſt.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Halb-
cylinders
, welcher concav and conver, das iſt, ein-und
auswärts
g@bogen iſt.
Dieſe Uhr wird von unterſchiedlichen Gröſſen gemacht; die kleinen wer-
11Tabula
XXVI
.
Fig
. @.
den aus Kupfer, (Meſſing,) und die groſſen aus Stein oder Holz verſertiget:
bey dieſer Uhr iſt dieſes ſenderbar und curieus, daß ſolche die Stunden ohne
Zeiger
andeutet.
Ihre Accurateſſe beſtehet darinnen, daß ſie wohl in der
Rundung
ausgearbeitet, und ſowol inuen als auſſen glatt ſeyen, hat man alſo
vor
allen ſich dahin zu befleißigen, daß ſolche regulair werde.
Dieſe Uhr wird aufgerichtet, und an ihrem Fuß veſt angemacht, und
zwar
eben ſo incliniret, wie die Weltaxe über dem Horizont iſt, anbey auch
gerade
gegen Mittag zugewendet, dahero dann die Stundenlinie und die Ecke
oder
Schärſe, welche zu einem Zeiger dienen, alle mit der Weltaxe parallel
ſind
.
Der ganze convexe Colinder wird in 24. gleiche Theile, oder 2. mal
12
.
Stunden, durch die Parallellinien eingetheilet. Der hole Halbcylin-
der
, der einen Halbzirkel ausmacht, wird in 6.
gleiche Theile getheilet, welche
von
6.
Uhr des Morgens, biß auf 6. Uhr des Abends gebrauchet werden kön-
nen
.
Indeme die Sonne die Helſte des convexen Cylinders erleuchtet, gleich-
wie
ſolche die Helſte einer Kugel erleuchtet, ſo zeiget ſelbiger die Stunde aus
Mangel
des Lichtes, das iſt, durch eine Linie, welche das Licht terminiret, und
von
dem Schatten ſcheidet.
In dem holen Cylinder wird die Stunde durch eine äuſſere Schärſe,
welche
als eine Axe dienet, angedeutet, alſo daß zu früh, wann die Sonne in
dem
Zirkel der 6ten Stunde gekommen iſt, die äuſſere Schärfe welche gegen
Morgen
zu ſtehet, ihren Schatten auf die gegenüberſtehende Schärſe wirft,
und
allda 6.
Uhr anzeiget, und je mehr die Sonne ſich über dem Horizont
erhebet
, deſto tieſer gehet der Schatten hinunter, und bemerket dadurch die
Zeit
.
Die Frühſtunden ſind gegen die Höhe zu im Cylinder, und die Nach-
mittagsſtunden
gegen die Tiefe bezeichnet.
Wann die Sonne in den Mit-
tagszirkel
gekommen, ſcheinet dieſelbe von vorne gerad auf die Uhr, da ſich
alsdann
kein Schatten ereignet.
Wann die Sonne gegen die Abendſeite
abſteiget
, wirfft die äuſſere Schärfe, die auf eben der Seite ſtehet, ihren
Schatten
auf die gegenüberſtehende Seite, und ſteiget allda die Stunden
des
Nachmittags auf dem untern Theil des Cylinders biß auf 6.
Uhr des
Abends
.
So man die halbe und Viertelſtunden darauf haben will,
408386Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, man nur die Eintheilungen verdoppeln. Bey den kleinen Uhren ſenket man
einen
Compaß in deren Fuß ein, um ſolche orientiren zu können.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines verticalen
Cylinders
.
Dieſe Figur ſtellet eine Verticaluhr vor, welche auf der Fläche eines Cylin-
ders
mit Beyhülfe einer Tabelle gezogen worden, in welcher die Höhen der
Sonne
über dem Horizont auf alle Stunden des Tages, vor die Breite eines
Orts
, wo man den Cylinder zubereiten will, und von 10.
zu 10. Graden ei-
nes
jeden Zeichens gehet, ſich befinden.
Dieſe folgende Tabelle iſt auf die Breite oder Polhöhe von 49.
Graden berechnet, welche zu Paris, und vor diejeniae Oerter, die eben der-
gleichen
, oder doch beynahe einerley Elevation haben, bey der Conſtruction
dieſer
Uhren nutzlich ſeyn kann.
Tabelle der Sonnenhöhen auf alle Stunden des Tages unter der Pol-
höhe
von 49. Graden, und von 10. zu 10. Graden eines jeden Zeichens.
11
## Stundȩ. ## XII. ## XI. ## X. ## IX. ## VIII. ## VII. ## VI. ## V.
# # # # I. ## II. ## III. ## IV. ## V. ## VI. ## VII.
## Zeichen. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M.
30
# # 64 # 30 # 61 # 56 # 55 # 19 # 46 # 35 # 37 # 1 # 27 # 10 # 17 # 30 # 8 # 21
20
# 10 # 64 # 9 # 61 # 33 # 55 # 1 # 46 # 18 # 36 # 42 # 26 # 54 # 17 # 10 # 8 # 4
10
# 20 # 63 # 2 # 60 # 31 # 54 # 4 # 45 # 28 # 35 # 5 # 26 # 6 # 16 # 20 # 7 # 12
# # 61 # 12 # 58 # 49 # 52 # 34 # 44 # 7 # 34 # 39 # 24 # 50 # 15 # 6 # 5 # 50
20
# 10 # 58 # 48 # 56 # 30 # 50 # 29 # 42 # 14 # 32 # 53 # 23 # 6 # 13 # 20 # 3 # 57
10
# 20 # 55 # 52 # 53 # 42 # 47 # 57 # 39 # 55 # 30 # 41 # 20 # 57 # 11 # 11 # 1 # 40
# # 52 # 30 # 50 # 30 # 45 # 1 # 37 # 14 # 28 # 10 # 18 # 28 # 8 # 40
20
# 10 # 48 # 51 # 46 # 48 # 41 # 44 # 34 # 13 # 25 # 19 # 15 # 43 # 5 # 54
10
# 20 # 44 # 58 # 43 # 12 # 38 # 15 # 31 # 0 # 22 # 18 # 12 # 48 # 2 # 59
# # 41 # 0 # 39 # 20 # 34 # 37 # 27 # 38 # 19 # 9 # 9 # 47
20
# 10 # 37 # 2 # 35 # 26 # 30 # 58 # 24 # 15 # 15 # 58 # 6 # 42
10
# 20 # 33 # 9 # 31 # 40 # 27 # 24 # 20 # 55 # 12 # 51 # 3 # 44
# # 29 # 30 # 28 # 4 # 23 # 58 # 17 # 42 # 9 # 50 # 0 # 54
20
# 10 # 26 # 8 # 24 # 46 # 20 # 51 # 14 # 45 # 7 # 6
10
# 20 # 23 # 12 # 21 # 52 # 18 # 5 # 12 # 12 # 4 # 43
# # 20 # 48 # 19 # 30 # 15 # 48 # 10 # 3 # 2 # 42
20
# 10 # 8 # 48 # 17 # 44 # 14 # 6 # 8 # 27 # 1 # 13
10
# 20 # 17 # 52 # 16 # 38 # 13 # 3 # 7 # 27 # 0 # 19
# 30 # 17 # 30 # 15 # 15 # 12 # 42 # 7 # 8
409387VIII. Buch, V. Capitel.
Wir wollen nun die Zubereitung dieſer Uhr auſ einer ausgebreiteten Fläche,
welche
die convexe Oberfläche eines Cylinders iſt, erklaren:
Ein gleiches
läſſet
ſich auch auf dem Cylinder ſelbſten thun, indeme man die Linien auſ
dem
runden Körper eben ſo, als wann es auſ einer Fläche wäre, ziehet.
Man beſchreibet auſ einer küpſernen Platte, oder auſ einem ordentli-
chen
Bogen Papier, oder auch ſteiſen und dicken Papier, das geradwinklich-
11Fig. 3. te Parallelogrammum ABCD, deſſen Breite AB oder CD beynahe der Cir-
cumferenz
des Cylinders gleich iſt, derlängert die Linie A B, und bemerket
darauf
die Länge des Zeigers A E, welche die Höhe des Cylinders determi-
niren
wird.
Man ſtellet ferner aus dem Puncte E, als dem Mittelpunct,
auf
den Radium E A einen Winkel, welcher der Mittagshöhe der Sonne an
dem
längſten Sommertag gleich iſt, ziehet eine blinde Linie E D, welche die
Höhe
des Cylinders A D geben wird;
Wann aber dieſe Höhe gegeben
wäre
, daß die Länge des Zeigers determiniret werden ſollte, ſo ziehet man aus
dem
Puncte D, als dem Mittelpunct, auſ AD einen Bogen, der dem Comple-
ment
der gröſten Mittagshöhe der Sonne über dem Horizont an dem vor-
gegebenen
Orte gleich ſeye:
Wann zum Exempel, die gröſte Höhe 64 {1/2}. Grad
macht
, wird das Complement 25 {1/2}.
Grad ſeyn, hernach beſchreibet man die
blinde
Linie DE, welche ſodann die Länge des Zeigers E A, die mit der Höhe
des
Cylinders proportioniret iſt, geben wird.
Man theilet fernet den Bogen A F in Grade und Minuten, und ziehet
aus
dem Puncte E durch alle Grade des Zirkelbogens biß an die Linie A D hin
blinde
Linien, damit man einen Maßſtab der Höhen, welche die Tangenten
aller
dieſer Bögen in ſich hält, darauf überkomme, und dieſes kann man auch
mit
den Zahlen verrichten, welche ihnen in den gedruckten Sinustabellen zu-
kommen
, indeme man den Radium A E 100.
oder 1000. gleiche Theile groß,
nachdeme
die Gröſſe des Cylinders iſt, ſupponiret.
Wann nun die Snche alſo angeſt Uet worden, theilet man weiters
die
Breite A B, C D, vor die 12.
Zeichen in 6. gleiche Theile, ziehet durch
jedes
Eintheilungspunct ſo viel Parallellinien, welche den Anfang der Zei-
chen
in dem Thierkreiſe vorſtellen, und theilet wiederum jeden Raum in drey
gleiche
Theile, damit die Grade von 10.
zu 10. dazu verzeichnet werden kön-
nen
, wie auch dardurch zugleich der Anfang der Monate, weil in dieſen
Gattungen
der Uhren kein merklicher Fehler iſt, wann man ſchon den Ein-
gang
der Sonne in jedes Zeichen an dem 20ten eines jeden Monats an-
ſetzet
.
Wann man die Stundenpuncten auf allen dieſen Linien einer nach
der
andern andeuten will, muß man ſich der Tabelle vor die Höhen der
Sonne
über dem Horizont des Orts bedienen, als zum Exempel, wann
man
10.
Uhr des Morgens, oder 2. Uhr Nachmittag auf der Linie A D,
welche
den Tropicum des Krebſes vorgeſtellet, zu bemerken verlanget,
410388Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, findet man in der Tabelle, daß die Sonne über dem Horizont zu Paris 55-
Grad
, 19.
Minuten erhöhet ſeye; Derowegen muß man mit einem Zirkel
auf
dem Maßſtab der Höhen A D den Tangenten von gleicher Zahl der Gra-
de
und Minuten nehmen:
Wann nun dieſe Oeſnung auſ beſagten Tropicum
übergetragen
worden, muß man ein Punct vorthin machen, wodurch die vor-
gegebene
Stundenlinie gehen ſoll.
Will man nun eben die Stunde auſ ei-
nem
andern Parallel, als auf demjenigen beym Anſang des Löwens, oder zu
Ende
der Zwillinge andeuten, wird man aus beſagter Tabelle erſehen, daß
die
Höhe der Sonne zur ſelbigen Zeit 52.
Grad, 34. Minuten ſeye, da dann
der
Tangens davon auſ dem Maßſtab der Höhen genommen, und ſolcher auſ
beſagtem
Parallel, da man dann allezeit von der Höhe des Cylinders herun-
ter
rechnet, das iſt, eine Spitze des Zirkels auf der Linie AB einſetzet, bemer-
ket
wird.
Auf dergleichen Art muß man bey allen andern Parallelen, wie
auch
bey denen Eintheilungen von 10.
zu 10. Graden procediren, und durch
alle
dieſe Puncte die krummen Stundenlinien von 10.
Uhr zu früh, und von
2
.
Uhr Nachmittag ziehen.
Und eben ſo verfähret man bey allen andern Stundenlinien, es werden
nemlich
alle Puncte, die zu einerley Stunden gehören, ſo gut als es nur immer
möglich
, durch krumme Linien zuſammen gehänget, und die Figuren der Zei-
chen
, die erſten Buchſtaben der Monate, wie auch die Zahlen der Stunden,
ein
jedes an ſeinem gehörigen Platz angedeutet, gleichwie es die Figur zeiget;
Wann dieſes geſchehen, ſo wird alsdann die Uhr fertig ſeyn.
Man ziehet hernach dieſes Parallelogrammum auf dem Cylinder auf,
alſo
daß die Linien, welche die zween Tropicos vorſtellen, recht parallel mit-
einander
laufen.
Man kann auch gleich falls die Zeichen und die Stunden
auf
den Cörpern ſelbſten der Cylinder ziehen.
Der Zeiger iſt an einem Kopf angemacht, welcher zu einer Zierde die-
net
, anbey winkelrecht und beweglich auf der Linie AB ſeyn muß, damit man
ſolchen
auſ den Grad des Zeichens, oder auf den Tag des laufenden Mo-
nats
, richten könne.
Wann nun dieſe Uhr perpendicular geſtellet, oder an
einem
Ring aufgehangen worden, wendet man ſolche gegen die Sonne über,
biß
der Schatten des Zeigers bleyrecht auf den Parallel des Tages falle,
ſo
wird deſſen Spitze die Stunde, oder den Theil der gegenwärtigen Stun-
de
, anzeigen.
Man kann auch durch dieſes Inſtrument zu aller Zeit die Höhe der Sonne
erfahren
:
Dieſes zu präſtiren, ſtellet man den Zeiger auf den Maßſtab der
Höhe
, hält den Cylinder hängend oder horizontalſtehend, und verwendet den
Cylinder
, alſo daß der Zeiger gegen der Sonne zu ſtehe, alsdann wird die
Spitze
ihres perpendicular ſallenden Schattens die Höhe der Sonne über
dem
Horizont andeuten.
411389VIII. Buch, V. Capitel.
Dieſes Parallelogrammum kann auch an ſtatt einer Uhr dienen, ohne
daß
es um einen Cylinder herum gefüget werde;
Wann man nemlich den
Zeiger
alſo anordnet, daß er längs der Linie AB laufen, und ſich auf dem Pa-
rallel
der Zeichen, oder des Monattags, veſt ſtellen laſſe.
Derowegen darf
man
nur oben durch die ganze Platte einen kleinen Einſchnitt machen, und den
Fuß
des Feigers einnieten, alſo daß er in dieſem Einſchnitt ſich bewegen kön-
ne
, ohne ſich in der Länge zu verändern.
Wann man ſich derſelben recht bedienen will, muß ihre Fläche vollkom-
men
ſenkrecht ſtehen, und die Linie A B wagrecht ſeyn, welches man garleicht
mit
einem kleinen Senkbley verrichtet, deſſen Faden auf einer Seite der Platte
angemacht
iſt, wann man nun ſolche Fläche alſo mit einer Hand oder an einem
Ring
herabhangend hält, und ſie gerad gegen die Sonne zu kehret, alſo daß
der
Schatten des Zeigers auf der Linie, welche den Parallel des Zeichens
oder
des Monats vorſtellet, gerichtet ſeye, wird ſeine Spitze die Stunde
anzeigen
.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Uhr, die auf
einem
Quadranten aufgeriſſen worden.
Die zwote Figur der 25 ten Tabelle ſtellet eine bewegllche Uhr vor, die
11Tab. XXV.
Fig
. 2.
auf einen Quadranten beſchrieben worden, deren Conſtruction wir allhier
vorſtellen
, und dabey dieſes erinnern, daß ſolche eben ſo, wie die eylindriſche,
mit
Beyhülfe der Tabelle vor die Höhen der Sonne, die vor die Polhöhe eines
Orts
berechnet worden, gemacht wird.
Nachdeme die Circumferenz B C des Quadrantens in Grade eingethel-
let
worden, beſchreibet man aus dem Mittelpuncte A eine andere Circumferenz,
und
ziehet dieſe Eintheilung zuſammen, um den Sommertropicum vorzuſtel-
len
:
Man theilet ferner den Halbmeſſer A B ungefehr in drey gleiche Theile,
ziehet
mit der Oefnung A D vor den Winterſtillſtand einen Zirkelbogen,
theilet
die Weite D B in 6.
gleiche Theile, und beſchreibet aus dem Mittel-
puncte
A eben ſo viel Zirkelſtücke, welche die Parallelen der andern Zeichen
vorſtellen
werden, gleichwie ſolche auf der Seite AC der beſagten Figur an-
gedeutet
ſind.
Die Stunden werden in krummen Linien auf folgende Manier gezo-
gen
:
Wann man, zum Exempel, das Mittagspunet auf dem Sommer-
ſtillſtande
finden will, bedienet man ſich, nachdeme in der Tabelle gefunden
worden
, daß die Höhe der Sonne über den Horizont zu Paris alsdann
64
.
Grad, 29. Minuten ſeye, eines Fadens, den man an den Mittelpunct
anmachet
, oder einer Regel, die biß an dieſe Zahl der Grade und Minuten,
die
auf den äuſfern Umkreis geſtochen ſind, gehet, und notiret auf dem Som-
mertropico
den Mittagspunct;
man ſuchet heruach in beſagter Tabelle die
Höhe
der Sonne um den Mittag, wann ſie im Ende der Zwillinge, oder
im
Anfange des Löwens iſt, nachdeme nun 61.
Grad und 12.
412390Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, gefunder, worden, leget man die Regel von dem Mittelpunct biß an die
Circum
ferenz auf eine gleiche Zahl der Grade und Minuten an, und be-
merket
, das Mittagspunct auf dieſem Parallel, welches vor dieſe zwey Zei-
chen
dienet.
Dergleichen thut man auch bey allen übrigen Parallelen der Zeichen,
wie
nicht weniger bey ihren Theilen von 10.
zu 10. Graden, wann der Qua-
drant
groß genug iſt.
Man hänget alle dieſe Mittagspuncten mit einer
krummen
Linie von einem Tropico biß zum andern zuſammen, ſo wird die
12te
Stundenlinie zu haben ſeyn.
Eben auf ſolche Weiſe verfähret man
auch
bey den übrigen Stunden, und machet zwey Abſehen, die ein kleines Loch
haben
, auf dem Radio AC veſt, ſo wird die Uhr fertig ſeyn.
Von dem Gebrauche des Quadrantens.
Man richtet das Inſtrument gegen die Sonne, alſo daß ihr Radius
durch
die Löcher der zwey Abſehen G gehe, oder ſo an ſtatt der Abſehen nur
eine
kleine Spitze im Mittelpunct A wäre, müſte man dahin trachten, daß
ihr
Schatten gerad längs der Linie AC liefe, alsdann wird der Faden, der
mit
ſeinem Bley aus dem Mittelpuncte ganz frey herunter hänget, und die Flä-
che
des Quadrantens berühret, die Stunde in der Gegend, wo ſelbiger den
Parallel
des verlangten Tages durchſchneidet, darauf anzeigen.
Man kann auch an den Faden des Senkbleyes ein kleines Perle oder einen
Knopf
von einer Stecknadel ſtecken;
in dieſem Falle nun ſpannet man den
Faden
im Mittelpuncte aus, und ſtellet das Perle auf dem Grad des Zei-
chens
, oder auf dem Monatstag veſt, ſo werden dann der Faden und das
Perle
, indeme der Radius der Sonne durch die Abſehen gehet, die Fläche
in
gegenwärtiger Stunde berühren.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer particulai-
ren
geradlinigten Ubr.
Dieſe Uhr, welche wir eine particulaire Uhr nennen, weilen ſie nur
11Tabula
XXVI
.
Fig
. 4.
auf einer gewiſſen Polhöhe oder Breite dienet, wird auf eine Platte
von
Meſſing, oder auch andern Metall gemacht, die hübſch gleich, in der
Gröſſe
, ungefehr wie ein Chartenblat, in der Dicke aber wie eine Land-
münz
iſt.
Solche Uhr zu conſtruiren, ziehet man erſtlich zwo gerade Linien A B,
C
D, die einander winkelrecht im Puncte E durchſchneiden, aus welchem,
als
dem Mittelpuncte, mit dem Radio E C der Zirkel C B D beſchrieben wird,
den
man in 24.
gleiche Theile, da von dem Puncte D angefangen wird, thei-
let
;
Aus denen in gleicher Weite abſtehenden Eintheilungen ziehet man
ferner
Parallellinien, welche die Stundenlinien ſeyn werden, D R
413391VIII. Buch V. Capitel. vor den Mittag, E B vor die 6te Stunde, C M aber vor die Mitter-
nacht
kommen;
Man reiſſet überdas das geradwinklichte Parallel ogram-
mum
P M Q R auf, ziehet aus dem Mittagspuncte D auf der Linie C D
einen
Bogen, welcher der Polhöhe gleich iſt, wie hier 49.
Gra@, und
beſchreibet
durch das Ende dieſes Bogens, und durch das Punct D, eine
blinde
Linie, welche den Radium des Aequators vorſtellen, und dabey
auch
dienen wird, einen Zeichentrager aufzureiſſen, deſſe Spitze das Punct
D
iſt.
Man verlängert weiters die Stunde beym Aufgange der Sonne in@
längſten
Sommertage, die hier 4.
Uhr iſt; wie auch die Linie der 6ten
Stunde
, biß ſelbige auf den Radium des Aequators in ein Punct falle, wel-
ches
der Mittelpunct iſt eines Zirkels, deſſen Durchmeſſer mit beſagtem
Radio
perpendicular ſtehen, und von dem Durchſchnitt der Linie von 4.
Uhr zu früh terminiret ſeyn wird. Aus dieſem Mittelpuncte beſchreibet man
endlich
in der Oefnung des Durchmeſſers einen Zirkel, den man in 12.
glei-
che
Theile theilen muß, damit der Zeichentrager, wie wir oben ſchon in dem
dritten
Capitel dieſes Buchs erkläret haben, aufgeriſſen werden könne.
Die
zween
Tropici werden zu äuſſerſt in dieſem Durchmeſſer angeſchrieben, da
ein
jeder von ſolchem mit dem Radio des Aequators einen Winkel von 23 {1/2}.

Graden
macht, davon die Spitze das Punct D iſt.
Der Sommertropicus
muß
in dem untern, und der Wintropicus in dem obern Theil ſeyn, gleich-
wie
man aus der Figur ſiehet.
Man machet auch einen kleinen Einſchnitt
längs
dieſes Durchmeſſers, damit ein kleiner Laufer darinnen ſich bewegen
könne
, der in der Mitte ein Luch hat, wodurch ein Faden mit einem Senkbley
gezogen
wird, an welchem ein kleines Perle oder ein Knopf von einer Senk-
nadel
hänget, und dann müſten auch zwey Abſehen gegen die Ende der Linie
P
Q angerichtet ſeyn.
Gebrauch dieſer Uhr.
Man verſchiebet den Laufer, und ſtellet das Loch, welches den Faden
in
ſich hat, auf den Grad des Zeichens, oder auf den Tag des laufenden
Monats
, ſchiebet auch das kleine Perle, oder den Knopf von einer Steck-
nadel
an dem Faden hin und wieder, biß es auf dem Punct der 12ten Stun-
de
ſtehet;
Ferner wendet man das Abſehen P gegen die Sonne, und
richtet
ſo lang die Uhr entweder hoch oder niedrig, biß der Radius der
Sonne
durch die zwey Abſehen falle, und der Bleyfaden die Fläche an-
rühre
, ſo wird der Ort der Stunde, wo das Perle iſt, die gcgenwärtige
Stunde
ſeyn.
414392Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Von der Zubereitung einer geradlinigten Univerſal-
uhr
.
Die 5te Figur ſtellet eine geradlinigte Uhr vor, welche bey unterſchiedli-
chen
B@eiten oder Polhöhen kann gebrauchet werden.
Solche wird auf eine
Platte
, von Kupfer, oder einer andern dichten Materie gemacht, die hübſch
gleich
, nach Belieben groß, und nach Proportion dick ſeye.
Wann nun dieſe Uhr aufgeriſſen werden ſoll, ſo ziehet man die Linien
11Fig. 5. AB und CD, die einander winkelrecht im Puncte E durchſchneiden, beſchrei-
bet
aus demſelbigen, als dem Mittelpunct, einen Quadranten A F, und theilet
ſolchen
in 90.
Grad. Man reiſſet ferner aus dem Puncte E einen Zeichen-
trager
, nach der im dritten Capitel erklärten Methode, auf, theilet ein je-
des
Zeichen von 10.
zu 10. Graden, und ſetzet die erſten Buchſtaben der
Monate
in denen Gegenden, die jenen zukommen, bey, indeme man hier-
innen
ſuppeniret, daß der Eingang der Sonne, gleichwie wir ſchon ge-
ſagt
haben, den 20ten bey jedem Monat geſchehe, alſo daß, zum Exempel,
der
Eingang in den den 20.
Merz, der Eingang in den den 20. April,
und
ſo weiters, ſich ereigne, welches ſich auf einem ſo kleinen Inſtrument
ohne
merklichen Fchler wol thun läſſet.
Man ziehet ferner aus dem Mittelpun-
cte
E durch die Theilungen des Quadrantens punctirte Linien biß an die Linie
AG
, um ſelbige in Puncte einzutheilen, aus denen man mit der Linie A B pa-
rallellaufende
Linien ziehet, welche die unterſchiedliche Breiten oder Polhöhen
ſeyn
werden, die man nur zwiſchen den zweenen Tropicis andeutet, gleichwie
man
ſolche in dieſer Figur ſiehet, allwo ſie von 5.
zu 5. Graden gezogen wer-
den
.
Man trägt auch aus dem Puncte B auf jeder Seite der Linie BH, die
Eintheilungen
der Zeichen, die in dem groſſen Triangel bey der Breite von
45
.
Graden genommen worden, auf, damit man allda einen andern Zodia-
cum
vorſtellig machen könne.
Wann nun die Stundenlinien auf dieſer Uhr ſollen gezogen werden, ſo
beſchreibet
man von 15.
zu 15. Graden im Quadranten AF mit E D parallel-
laufende
Linien, welches E D die Linie der 6ten Stunde, und das Punct A von
Mitternacht
ſeyn wird;
Eben dieſe Weiten von der Linie E D träget man mit
einem
Zirkel gegen B, welches das Punct des Mittags iſt, auf, vor die halbe
Stunden
nimmt man im Quadranten 7.
Grad, 30. Minuten, und ziehet an-
dere
Parallellinien zwiſchen den Stundenlinien.
Man kann auch die Stunden mit Beyhülfe eines Zirkels ziehen, deſ-
ſen
Durchmeſſer die Linie A B ſeye, und ſeine Circumferenz in 24.
gleiche Thei-
le
vor die Stunden, und 48.
vor die halbe Stunden theilen. Hernach muß
man
aus den Puncten der gegenüberſtehenden Eintheilungen parallele Linien
ziehen
, ſo werden die Stunden und halbe Stunden, gleichwie wir bey der
Conſtruction
der andern geradlinigten Figur ſchon gemeldet haben, vor-
handen
ſeyn.
415393VIII. Buch, V. Capitel.
Aus dem Puncte I, als dem Mittelpuncte, ziehet man endlich einen an-
dern
blinden Quadranten, der in 90.
Grade getheilet wird, welche auf dem
äuſſern
Rande der Platte beſchrieben worden, gleichwie es aus der Figur er-
hellet
, allwo ſie nur von 5.
zu 5. Graden eingetheilet ſind.
Dieſe Eintheilung dienet, daß man die Höhe der Sonne über dem Ho-
tizont
, wie wir unten davon handeln werden, nehmen könne.
Man machet an dem obern Rande auf der Linie G H zwey Abſehen veſt,
da
ein jedes ein kleines Loch hat, damit die Sonnenſtrahlen hindurch fallen
können
.
Das mit K bezeichnete Stuck iſt ein kleiner Arm oder Zeiger, welcher
aus
dreyen meſſingen Stücklein beſtehet, da eines an dem andern mit Stif-
ten
, die Köpfe haben, angenietet iſt, ſo daß ſolche ihre Bewegung links und
rechts
haben können.
An dem ſpitzigen Ende, welches ein gar kleines Loch
hat
, macht man einen Faden veſt, der mit einem Senkbley verſehen iſt,
und
an dem ein ſehr kleines Perle, oder ein Knopf von einer Stecknadel
hin
und wieder gehet;
dieſer kleine Arm wird auf beſagten Platten mit einem
Stifft
, in der Gegend bey K ſo angemacht, daß er ſeine Bewegung haben
kann
.
Gebrauch.
Man ſtellet, wann die Stund zu wiſſen verlanget wird, das Ende des
Zeigers
auf den Durchſchnitt, welche die Linie von der Breite des Orts mit
dem
Grade des Zeichens oder dem Monatstag macht, ſpannet den Faden
aus
, und richtet das Perle auf dergleichen Grad des Zeichens im kleinen
Thierkreis
, welcher auf der Mittagslinie BI gezogen iſt, wendet auch das
Abſehen
G gegen die Sonne, alſo daß ſein Radius durch die zwey Abſehen ge-
he
, ſo wird alsdann in der Gegend, wo das Perle die Fläche anrühret, die
gegenwärtige
Stunde ſich zeigen.
Wann man die Zeit des Auf und Niedergangs der Sonne in allen
Zeichen
des Thierkreiſes, und vor alle auf der Uhr bezeichnete Breiten, wiſ-
ſen
will, ſtellet man die Spitze des Zeigers auf den Durchſchnitt von der
Breite
des Orts und den Grad des Zeichens, und läſſet ganz frey das Bley
ſamt
dem Faden mit den Stundenlinien parallel herunter fallen, ſo wird
ſolcher
die Stunde des Auf und Niedergangs der Sonne andeuten.
Wann, zum Exempel, das Ende des Zeichers auf dem Durchſchnitt des
Zeichens
vom Krebs, und der Breite von 49.
Graden veſt geſtellet wor-
den
, wird der Faden die Linie von 4.
Uhr zu früh, und von 8. Uhr zu
Abends
anrühren, welches zu erkennen giebet, daß ungefehr den 20ten Junit
die
Sonne zu Paris um 4.
Uhr zu früh auf-und zu Abends um 8. Uhr unter-
gehe
, und ſo ferner.
Wann man aber die Hbhe der Sonne über dem Horizont zu wiſ-
ſen
verlanget, ſo ſtellet man die Spitze des Zeigers in das Punct I,
416394Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, tet das Inſtrument ſo lang hoch oder nieder, biß daß der Radius der Son-
ne
durch das Loch des Abſehens H gehen, und ſich durch das andere Abſe-
hen
auch zeigen könne, alsdann aber wird der on ſeinem Senkbley ausge-
ſpannte
Faden die Erhöhung der Sonne in denen auſ dem äuſſern Rande
der
Platten gezogenen Graden andeuten.
Alle dieſe Arten der Sonnenuhren, welche die Stunden durch die
Höhen
der Sonne andeuten, haben den Vortheil, daß man keinen Com-
paß
nöthig hat, hingegen iſt ihr gemeiner Fehler, daß man um den
Mittag
die rechte Stunde nicht wiſſen kann;
es ſeye dann durch viele
Obſervationen
, welche zu erkennen geben, ob die Sonne hoch oder nie-
drig
ſteige, und folglich, ob ſie in dem oſtlichen oder weſtlichen Theil ſich
befinde
.
Von der Zubereitung einer Horizontaluhr auf
verſchiedene
Polhöhen.
Dieſe Uhr wird auf eine Platte von Kupfer, oder von einer andern dich-
11Fig. 6. ten Materie gemacht, die wol geſchlagen, und auf dem Amboß hübſch glatt
gemacht
worden, hernach ſchleifet man beſagte Platte, die von beliebiger
Gröſſe
genommen wird, auf dem Stein glatt.
Es befindet ſich auch dabey
ein
Stücklein Kupfer wie ein Vogel geſtaltet, deſlen untere Theile an zwoen
kleinen
Schließungen angemacht iſt, um ſelbiges beweglich zu machen, und
auf
eine Seite zu legen;
ſolches Stuck wird in aufrechten Stande behalten
vermittelſt
einer Feder, die unten auf der Platte iſt, und die, indeme ſie durch
ein
kleines viereckichtes Loch gehet, den Vogel auf ſeinen Fuß veſt ſtehend
machet
.
Man findet auch einen Stift oder Zeiger dabey, welcher durch die
Dicke
des Vogels, der doppelt iſt, gehet:
Das Ende unten an dem Stift
oder
Zeiger gehet in einer kleinen Schließung, die im Mittelpuncte der Uhr lſt,
damit
man ſelbigen hoch und niedrig nach der Polhöhe richten könne.
An
dem
Zeiger iſt ein eingetheilter Zirkelbogen, worauf die Grade von 35.
oder
40
.
biß auf 60. gezeichnet ſind: Man machet in ſolchem einen Einſchnitt längs
der
eingetheilten Circumferenz ſtellet mit Beyhülfe eines angenieteten Stif-
tes
, der durch das Aug des Vogels in jenem gehet, deſſen Schnabel auf der
Zahl
der Grade veſt, und behält den Zeiger in der verlangten Polhöhe.
Es
wird
auch in die Platte eine Zirkelrunde Oefnung gemacht, um darein einen
Compaß
zu ſtellen, der unten mit zwoen Schrauben angeſchraubt wird.
Die Nadel und das Glas, welches den Compaß zudecket, werden auf eben
die
Art, als wie bey den andern Compaßen, von welchen wir ſchon gemeldet
haben
, eingefüget.
Die Uhrfläche theilet man in 4. oder 5. Circumferenzen, von wel-
chen
eine nach der andern vor eben ſo viel unterſchiedliche Breiten ein-
getheilet
wird, und zwar nach einigen oben erklärten Methoden,
417395VIII. Buch, V. Capitel. diejenige, welche durch die Berechnung der Winkel im Uhrmittelpuncte ge-
ſchiehet
, die gebräuchlichſte bey dieſen kleinen Flächen iſt.
Man kann auch dieſe Uhren machen vermittelſt einer beſondern Theil-
ſcheibe
, auf welcher man unterſchiedliche Uhren nach den Regeln, die wiroben
dargegeben
haben, aufgeriſſen ſind, um ſolche, auf der Platte vermittelſt
einer
Regel oder eines Lineals im Mittelpuncte zu ziehen.
Nachdeme man
nemlich
die beſagte Platte veſt gemacht hat, ſo daß ſie nicht weichen kann.
Die äuſſerſte Circumferenz, welche auf 55. Grad der Polhöhe eingctheilet
worden
, kann vor die Länder, welche zwiſchen den 58ten und 53ten Grad lie-
gen
, dienlich ſeyn.
Die zwote, welche auf 50. Grade getheilet worden, kann vor die Länder,
welche
zwiſchen den 53ten und 47.
Grad enthalten ſind, dienen.
Die dritte, welche auf 45. Grad gerichtet worden, kann vor die Länder,
die
zwiſchen den 47ten und 42ten liegen, gebrauchet werden.
Die vierte, welche auf 40. Grade conſtruiret iſt, mag vor die Länder,
welche
zwiſchen den 42ten und 38ten Grad der Breite ſind, dienlich ſeyn.
Wann man die fünfte Uhr auf 35. Grad dazu thut, dienet ſelbige vor al-
le
die Länder, die zwiſchen den 37ten und 32ten Grad ſich befinden.
Man
kan
in einer guten Charte, worauf die zwey Erdhemiſphäria ſtehen, oder auf
einer
Erdkugel die Länder ſehen, wo dieſe Uhren gebrauchet werden kön-
nen
;
dann diejenige Uhr, die auf eine geiviſſe Breite gerichtet iſt, kann
in
allen den Oertern um die ganze Erde herum, die eine gleiche mitternächtige
oder
mittägige Breite haben, zum Gebrauche dienen.
Auf die Uhrplatte
ſticht
man eine Tabelle der vornehmſten Oerter in der Welt mit ihren Pol-
höhen
, damit man darauf eine von den Circumferenzen dieſer Uhr ſich er-
wählen
könne, wobey man auch die Axe nach Proportion des Orts, wo
man
ſich derſelben bedienen will, erhöhet.
Von dem Gebrauche dieſer Uhr.
Wann man die Stund darauf zu finden verlanget, muß der Zelger der-
geſtalten
entweder erhöhet oder erniedriget werden, daß das Ende von dem
Schnabel
des kleinen Vogels juſt auf dem Grad der Polhöhe des auf dem
Zeiger
bemerkten Orts eintreffe;
als zum Exempel, zu Paris gegen den 49ten
Grad
über.
Wann nun der Zeiger alſo angerichtet worden, ſtellet man die
Uhr
mit dem Horizont parallel, drehet ſolche gegen die Sonne, biß die mit-
ternächtige
Spitze der Magnetnadel, die insgemein mit einem kleinen Ring
bemerket
wird, auf der Abweichungslinie, wo eine Linie bezeichnet, und wo
Nord
geſchrieben iſt, innen ſtehe, alsdann wird der Schatten des Zeigers
die
Stunde, welche die verlangte auf der vor die Polhöhe des Orts einge-
theilten
Circumferenz iſt, zeigen.
418396Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Man muß in acht nehmen, daß die Uhr nicht genau an ein Eiſen komme,
dann
ſolches würde ſonſt die Direction der Magnetnadel verändern.
Von der Zubereitung einer Ringuhr.
Man läſt ſich einen hübſchen und runden Ring oder Reif von Kupfer
11Tabula
XXVI
.
Fig
. 7.
oder einer andern dichten Materie machen, der ungefehr zween Zoll im Durch-
meſſer
groß, bey 4.
biß 5. Linien breit, und von einer ſchicklichen Dicke iſt, daß
er
ſich nicht biegen kann.
Man bemerket auf der Circumferenz nach Belieben
das
Punct A, allwo ein kleines Loch ſeyn muß, veſchreibet aus dem Puncte
A
, als dem Mittrlpuncte, einen in 90.
Grade eingetheilten Quadranten, und
ſuchet
in der Tabelle der Höhen von der Sonne, ihre Höhe vor jede Stunde
des
Tages in den Aequinoctiis über dem Horizont des Orts, welche mit Bey-
hülfe
des Quadrantens angedeutet werden, indeme man Linien aus dem Mit-
telpuncte
A, biß an die hohle Fläche des Ringes ziehet, ſo wird alsdann dieſe
Uhr
vor die Zeit der Aequinoctiorum richtig ſeyn, wann ſolche bey dem Ring
B
dergeſtalt aufgehangen wird, daß die Linie AD, bleyrecht ſeye.
Es läſt ſich auch ſolcher Ring vor die andern Jahrszeiten gebrauchen,
wann
das Loch bey A beweglich gemacht wird.
Dieſes nun in das Werk zu
ſtellen
, werden die Winkel A E, A I, von 23.
Graden vor die Zeichen des
, , und , A F, A K, von 40.
Graden, 26. Minuten vor die Zeichen
der
, , und ;
endlich die Bögen AG, AL von 47. Graden vor die
Zeichen
des und auf dem Ring eingeſchnitten.
Man nimmt die Ab-
weichung
der Zeichen doppelt, weilen die Winkel aus der Circumferenz nur
die
Helfte von denen Winkeln im Mittelpuncte ſind;
und hierdurch wird
man
auf der convexen Fläche des Ringes eine Gattung des Zodiaci über-
kommen
, indeme man die Zeichen, ein jedes in ſeinem Orte, oder aber die er-
ſten
Buchſtaben der Monate ſetzet, damit das Loch A auf den Grad des
Zeichens
oder auf den Tag des laufenden Monats könne geſchoben werden.
Man muß auch auf der holen Fläche des Ringes Zirkel beſchreiben, unter wel-
chen
der mittlere vor den Aequator, und die anderen Zirkel vor die andere
Parallelen
gehören.
Aus den Puncten A, E, F, G, I, K, L, als dem Mittelpunct, beſchreibet
man
eben ſo viel Quadranten von 90.
Graden, auf welchem vor jedes Zei-
chen
die Sonnenhöhen auf jede Stunde angedeutet werden;
und bey Per-
längerung
der Radiorum biß an die Circumferenz muß man Puncten notiren,
auch
alle diejenige, die zu einerley Stunde gehören, mit einer krummen Linie
zuſammen
hängen.
Man kann dieſe Eintheilungen anderswo aufreiſſen, und ſolche hernach
auf
dieſen Ring übertragen, wann mit einem Zirkel eben dieſelbige Weiten
genommen
werden.
419397VIII. Buch, V. Capitel.
Von dem Gebrauche dieſes Ringes.
Man ſtellet das bewegliche Loch auf den Grad des Zetchens, in welchem
die
Sonne ſich befindet, hält den Ring hangend, und drehet ihn gegen die
Sonne
, alſo daß ihr Radius durch das Loch gehe, und auf die Circumferenz,
welche
zu dem Zeichen gehöret falle, ſo wird ſolcher die gegenwärtige Stunde
andeuten
.
Die Stunden in eine audere Gattung von Uhrringen
zu
beſchreiben.
Die 9te Figur ſtellet dieſen Uhrring ganz fertig und ausgemacht vor Au-
gen
, und das Parallelogrammum ABCD repraſentiret ſolchen, wann er ausge-
arbeitet
iſt, damit man die Stunden darauf, ehe man aus dieſen einen Zirkel
macht
, verzeichnen könne.
11Fig. 8.
Es wird aus einem Blech von Meſſing oder einer andern dichten Ma-
terie
zubereitet, die Länge iſt mit der Gröſſe, welchen man dem Ring geben
will
, proportioniret, die Breite macht zum wenigſten 4.
biß 5. Linien, und
die
Dicke iſt auch darzu proportioniret, davon die Ende A C und B D win-
kelrecht
geſchnitten ſind;
Aus den Puncten C und D beſchreibet man zween
Quadranten
, die in 9.
gleiche Theile getheilet werden, und ziehet von einer
jeden
gegenüber ſtehenden Eintheilung die Parallelen der Zeichen, ſo wird die
Linie
C F D vor den und , A E B vor die zween Tropicos ſeyn;
die an-
dere
aber gehören vor die übrige Zeichen, die in ihrer Ordnung angeſetzet
ſind
.
Ferner theilet man die ganze Länge durch die Linie EF in zween gleiche
Theile
, ziehet die Linie G H, welche AE gleich iſt, um einen Masſtab daraus zu
machen
, ganz beſonders, und theilet hernach ſolche in 9.
gleiche Theile, davon
ein
jeder Theil wiederum durch Pünctlein in 10.
eingetheilet werden muß,
damit
man in allen 90.
gleiche Theile, welche mit den 90. Graden eines Qua-
drantens
correſpondiren, überkommen möge;
Man ninimt überdas aus der
Tabelle
die Grade vor die Höhe der Sonne über dem Horizont des Orts in
denenSonnenſtillſtänden
und Nacht gleichen zu jeder Stunde des Tages, als
zum
Exempel vor Paris, allwo die Mittagshöhe der Sonne, wann ſie im
erſten
Punct des Krebſes ſich befindet, 64.
Grad, 29. Minuten iſt, nimmt
alsdann
mit einem Zikel auf dem Maßſtab GH, 64 {1/2}.
Theile, träget dieſe Oef-
nung
auf das meſſinge Blech aus E auf jede Seite biß in I und K, wie auch
aus
dem Punct F biß in L und M hinaus;
hänget die Puncten IL, KM
durch
gerade Linien zuſammen, und nimmt in der Tabelle vor 1.
Ubr und
11
.
Uhr im Sommerſonnenſtillſtgnde 61. Grad 54. Minuten, das iſt etwas
weniger
als 62.
Grad auf dem Maßſtab, die man auf der Uhr von K in E auf-
träget
;
Man nimmt auch 41. Grad auf dem Maßſtab vor das Mittagspunct
der
Aequinoctiorum, das von M in O, und von L in N vor die 12te Stunde
aufgetragen
werden muß.
420398Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Man nimmt gleichfalls 39. Grad, 20. Minuten vor das Punct von 1.
und 11. Uhr, die auf eben die Linie aus eben den Puncten M und L aufgetra-
gen
werden;
durch die Puncten von einerley Stunden in den Solſti iis und
Aequinoctiis
ziehet man ferner gerade Linien, von den Tropicum des nimmt
man
auf dem Maßſtab GH vor die Mittagshöhe 17 {1/2} Grad, die man aus I in
P
vor ein Uhr auftragen muß, und vor 11.
Uhr nimmt man 16. Grad, 17.
Minuten
, die man aus I gegen P zu aufträget, und ſo bey allen anderen Stun-
den
, welche durch gerade Linien vorgeſtellet werden.
Wann man aber, um gröſſerer Accurateſſe wegen, in der Tabelle die
Zahlen
, welche dcnen unterſchiedlichen Höhen der Sonne im jeden Zei-
chen
zukommen, und auch diejenige von 10.
zu 10. Graden nimmt, wird man
auf
den Parallelen die Puncten überkommen, welche, indeme man ſie zu-
ſammen
hänget, krumme Linien vor die Stundenlinien vorſtellen wer-
den
, da dann in dieſem Fall die Uhr weit reguläirer und accurater heraus-
kommet
.
Man muß die Zahl der Stunden auf beeden Seiten, wie auch die Fi-
guren
der Zeichen, und die erſten Buchſtaben der Monate, ein jedes an ſeiner
Stellerichtig
anſetzen, wie es die Figur weiſet.
Mitten auf den Linien IL, KM
machet
man bey den Puncten R und S von innen heraus zwey Löchlein durch,
die
auſſerhalb des Rings breiter werden, damit die Strahlen der Sonne deſto
beſſer
durchfallen können.
Endlich bieget man dieſes Blech in eine, und zwar möglichſter maſſen
accurate
und vollkommene Rundung, löthet alsdann die zwey Ende zuſam-
men
, und machet mitten an die Fugen, einen kleinen Knopf mit einem Ring,
alſo
daß alles hübſch im Gleichgewichte ſeye, deßwegen muß man ſolchen auch
von
auſſen her abdrehen.
Von dem Gebrauche dieſes Ringes.
Man hänget den Ring auf, wendet das gehörige Loch gegen die Sonne,
alſo
daß ihr Radius auf den Parallel des Tages falle, ſo wird alsdann die
Stunde
durch ein leichtes Punct darauf angezeiget werden.
Das Loch bey S iſt dienlich vor die 6. Monate in langen Tägen, und das
Loch
bey R vor die andern 6.
Monate.
Man ſchreibet auf die erhabene Fläche des Ringes nahe an die Löchlein,
zum
Exempel an dasjenige bey S, den 20.
Merz und an das Loch bey R, den
22
.
Septembr. gleichwie es die 9te Figur andeutet. Dieſe zwo letzten Uh-
ren
taugen nicht weiter, als nur auf eine Polhöhe.
421399VIII. Buch, V. Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche des aſtronomiſchen
Univerſaltinges
.
Dieſes Inſtrument, deſſen Gebrauch darinnen beſtehet, daß es die
11Tabula
XXVII
.
Fig
. I.
Stund durch einen Strahl der Sonne, man mag ſich auch an einem Orte
auf
der Erde befinden, wo man will, anzeiget, wird aus Kupfer oder einem
andern
Metall gemacht.
Es beſtehet aus zween platten Zirkeln, die inwen-
dig
und auswendig abgedrehet ſind.
Der äuſſere mit A bezeichnete, ſtellet
den
Meridian des Orts, wo man iſt, vor;
er hat zwo Eintheilungen von 90.
Graden, die im Durchmeſſer gegeneinander über ſtehen, davon die eine von
unſerm
mitternächtigen Pol biß auf den Aequator, und die andere von dem
Aequator
biß auf den mittägigen Pol dienlich iſt.
Der innere Zirkel ſtellet den Aequator vor; dieſer muß ſich accurat in
dem
äuſſeren dermittelſt der zweyen Zäpflein, welche in den zween Zirkeln
durch
die zwey gerad gegeneinander über ſtehende Löcher in den Puncten der
12ten
Stunde gehen, herum drehen laſſen.
Von dieſen Uhren werden einige von 2. biß 6. Zoll im Durchmeſſer ge-
macht
, die Zirkel ſind breit, und nach dem Verhältnis ihrer Gröſſe dick.
In der Mitte dieſer Zirkel iſt eine Regel oder ein dünnes Stuck
Blech
mit einem Laufer, bev C, welcher aus zweyen kleinen Stücken be-
ſtehet
, und in einem Einſchnitt, der mitten durch dieſe Regel gemacht worden,
gehet
;
Dieſe beſagte Stücke werden mit zweyen Schräublein zuſammen
gehalten
, in der Mitte dieſes Laufers iſt ein gar kleines Loch durch gebohret,
damit
der Sonnenſtrahl durchfallen könne, das Mittel dieſer Regel kann
wie
die Weltare angelehen, und die Ende davon können als die zween Pole
betrachtet
werden.
Man bemerket darauf auf einer Seite die Zeichen des
Thierkreiſes
mit ihren Zeichen, und auf der anderen die Zahl wie groß die
Monate
, und wie ihre Namen ſind, oder nur ihre erſte Buchſtaben.
Man
ſetzet
ſelbige nach der Ordnung an, wie ſolche ſich zu den Zeichen ſchicken, und
theilet
die Zeichen von 10.
zu 10 Graden, oder gar von 5. zu 5. , nach ihrer
Declination
, und dieſes vermittelſt eines ſchon ganz eingetheilten Triangels,
davon
das äuſſerſte dey dem Radio des Aequators, das iſt, der Winkel
der
Spitze in dem innern Theil des Aequinoctialzirkels, nemlich in dem
Puncte
F ſtehet.
Die 2. mit D bemerkte Stücke ſind wie ein Winkelmaß
gebogen
, damit man die zween Zirkel ineinander ſtecken könne;
es ſind auch
ſolche
unten mit einem Loch verſehen, damit die Axe darinnen beveſtiget wer-
den
könne.
Dieſe zwey Stücke ſind mit zwoen Schrauben an den äuſſern
Zirkel
angemacht, davon das eine auf dieſer Seite des Sirkels, und das an-
dere
auf jener iſt, gleichwie auch die zwey mit E bezeichnete Stücke ſind, wel-
che
als eine Haltung dem Aequinoctialzirkel dienen, und die zween Zirkel
winkeltecht
offen behalten.
422400Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Wir wollen hier nicht wiederholen, wie man den Quadranten in Gra-
de
, und den Aequinoctialzirkel in Stunden, halbe und Viertelſtunden theilen
ſoll
, indeme wir ſchon anderwärts genug davon gehandelt haben, wir wollen
alſo
hier noch dieſes melden, daß alle Theilungen des Aequinoctialzirkels auf
der
holen Dicke des beſagten Zirkels gezogen werden müſſen, welches ſich mit
einem
Stuck Stahl, das wie ein Winkelmaas gebogen iſt, nach der Krüm-
me
des Zirkels thun läſſet.
Es iſt auch ein Einſchnitt durch den äuſſern Rand zwiſchen den zwoen
Seiten
des Mittagzirkels gemacht, damit das Gehenk G darinnen gehen
könne
, da die Mitte dieſes Schiebers untenher umgebogen iſt, daß er in
beſagtem
Einſchnitt hin und her beweget werden könne.
Die zwo Seiten
dieſes
Stücks, welches mit dem Hammer wol muß gehärtet ſeyn, um deſto
mehr
Widerhalt thun zu können, ſind platt geſchlagen, damit ſie auf der
@onveren
Dicke des Zirkels gleichſam widerſtreben, und alſo dadurch das
Gehenk
auf allen Graden der Eintheilung veſt anhalten könne.
Der
Knopf
, durch welchen der Ring gehet, iſt in der Mitte des beſagten Stücks
angenietet
, daß er ſich ganz herum drehet, damit das ganze Inſtrument
recht
perpendicular könne aufgehangen werden;
dann dieſes iſt einer von
denen
vornehmſten Umſtänden, welches zur Accurateſſe des Inſtruments
gehöret
.
Von dem Gebrauche dieſer aſtronomiſchen
Ringubr
.
Man ſtellet die kleine Linie, die aus der Mitte von dem Gehenk herun-
ter
gezogen worden, auf den Grad der Polhöhe des Orts, wo man iſt,
zum
Expempel vor Paris auf den 49ten Gtad, richtet ferner die Linie, welche
durch
das kleine Loch des ſich auf der Regel befindlichen Laufers gehet, auf
den
Grad des Zeichens, oder auf den Grad des laufenden Monats, öfnet
hernach
das Inſtrument, alſo daß die zween Zirkel winkelrecht ſtehen, und
hänget
ſelbiges an dem Ring dergeſtalten auf, daß die Axe der Uhr, welche
durch
das Mittel der Regel, wo die Zeichen ſind, vorgeſtellet wird, parallel
mit
der Weltare laufe.
Man wendet hernach die Fläche von beſagter Regel gerad gegen die
Sonne
, alſo daß, indeme ihr Strahl durch die kleine Oefnung des Laufers
gehet
, ſelbiger accurat auf die Linie falle, welche mitten auf der Dicke des un
tern
Zirkels, der den Aequator vorſtellet, gezogen worden, ſo wird alsdann
der
Strahl oder das lichte Punct die gegenwärtige Stunde in der Concavi-
tät
dieſes Zirkels andeuten.
Dieſe Uhr kann die Mittagsſtunde gar nicht anzeigen, weilen ihr äuſ-
ſerer
Zirkel, indeme er ſich in der Mittagsfläche befindet, den Strahl
der
Sonne verhindert, daß er biß an den Aequator nicht gelangen kann.
423401VIII. Buch, V. Capitel. Dieſe uhr zeiget auch gleichfalls die Stunden zur Zeit der Nachtgleichen
nicht
an, weilen alsdann die Sonnenſtrahlen parallel mit der Fläche des
Aequinoctialzirkels
laufen, welches dann alle Tage ungefehr eine Stunde,
und
dann vier Tage das Jahr über, ſich ereignet.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines aſtronomi-
ſchen
Kinges mir drehen zukeln.
Dieſes Inſtrument iſt von dem andern, von welchem wir eben gemel-
11Tabula
XXVII
.
Fig
. 2.
det haben, in nichts weiter, als nur in dem dritten Zirkel, unterſchieden,
auf
welchem die Abweichung der Sonne ſich befindet.
Der Zirkel A ſtel-
let
den Meridian des Orts, wo man ſolches brauchet, vor, der Zir-
kel
B den Aequinoctialzirkel, und der Zirkel D, der ſich accurat in dem
beſagten
Aequinoctialzirkel drchet, thut eben dieſes, wie die Regel ſonſt
thut
, welche die Weltare im vorigen Inſtrument vorgeſtellet.
Die zwey
Ende
ſeines Durchmeſſers, oder die zween Puncten ſeiner Circumferenz,
bey
weichen ſie an dem Mittagszirkel angemachet ſind, correſpondiren mit den
zween
Weltpolen.
Bey den gegenüber ſtehenden Theilen in D beſchrei-
bet
man auf der Circumſerenz dieſes Zirkels, da der Mittelpunct des be-
ſagten
Zirkels die Spitze iſt, wo ſich alle Radii vereinigen, einem dop-
pelten
Zeichentrager, und die Bögen eines jeden Zeichens werden wie-
derum
von 10.
zu 10. oder von 5. zu 5. Graden eingetheilet, welchem
man
die correſpondirende Monatstäge beyſügen kann.
Wir haben nicht
nöthig
hier zu wiederholen, wie man alle dieſe Theilungen ziehen ſoll,
indeme
ſelbige eben diejenige ſind, die in dem andern aſtronomiſchen Ring
geweſen
.
Die bewegliche Regel E iſt im Mittelpunct des innern Zirkels angemacht;
Zu Ende dieſer Regel ſind zwey Abſehen angemacht, da ein jedes mit einem
gar
kleinen Loch verſehen iſt, damit die Sonnenſtrahlen hindurch fallen
können
.
Wann nun die Uhren auſ dergleichen Manier angerichtet werden, ſo
zeigen
ſolche die Mittagsſtunde an, weilen die bewegliche Regel auſſerhalb
der
Fläche des Mittagzirkels iſt.
Wann dieſe Uhr groß gemacht wird, zum
Exempel
9.
biß 10. Zoll im Durchmeſſer, theilet man den Aequinoctialzirkel
von
2.
zu 2. Minuten, oder von 5. zu 5. , damit man accurate Obſervationen
damit
anſtellen kann.
Es findet ſich hier auch, wie bey der andern Uhr, ein Gehenk, wel-
ches
in einem Durchſchnitt auf dem Mittagszirkel hin und wieder gehet,
damit
man es auf den Grad der Polhöhe eines Orts ſtellen könne.
Man
machet
zuweilen auch einen Fuß an dieſes Inſtrument, gleichwie bey einer
Sphära
geſchiehet, den man auch auf den Grad der Polhöhe ſchieben
kann
, alsdann aber muß ſolche Uhr auf eine Horizontalfläche
424402Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, werden. Man füget auch zuweilen einen Compaß bey, und hierdurch erken-
net
man gar genau die Abweichung des Magnets.
Von dem Gebrauche dieſes aſtronomiſchen Ringes.
Man richtet die kleine Linie, welche mitten durch den Schieber des Ge-
lenks
F gehet, auf den Grad der Polhöhe des Orts, allwo man die Obſer-
vation
hält, und die Abzielungslinie der beweglichen Regel auf den Monats-
tag
, oder auf den Grad des Zeichens, den die Sonne durchlaufet.
Wann der Aequinoctialzirkel mit dem Mittagszirkel winkelrecht geöf-
net
worden, hänget man das Inſtrument auf, und richtet den untern Zir-
kel
ſo lang entweder hoch oder niedrig, biß daß der Strahl der Sonne
durch
die Löcher der 2.
Abſehen gehe, ſo wird alsdann die Linie, welche mit-
ten
auf der converen Dicke des beſagten Zirkels gezogen worden, die Stun-
de
oder den Theil einer Stunde, die mitten auf der converen Dicke des Ae-
quinoctialzirkels
beſchrieben worden, und zwar zu jeder Tageszeit, an-
weiſen
.
Eben dergleichen geſchiehet, wann man das Inſtrument auf einem Fuß
horizontal
ſtellet, da dann auch auf ſolche Weiſe die Obſervationen viel be-
quemer
zu haben ſind.
Von der Zubereitung einer inclinirenden Univerſalhorizon-
taluhr
, und einer Aequinoctialuhr.
11Fig. 3.
Dieſe Uhr beſtehet aus zwoen Platten von Meſſing oder einer andern
Materie
;
die untere bey A iſt in der Mitte ausgeholet, damit ein ordentli-
cher
Compaß, welcher unten her mit Schrauben angemacht wird, hineinge-
füget
werden könne:
Die andere Platte B iſt in einer ſtarken Charniere oder
Schlieſſung
, in der Segend bey C, beweglich.
Man ziehet auf der obern
Platte
eine Horizontaluhr, welche vor eine gröſſere Breite, als eine von den-
jenigen
iſt, wo man ſolche gebrauchen will, getheilet worden, und ſetzet einen
mit
dieſer Höhe proportionirten Zeiger darauf;
dann es wird, indeme man
ſelbigen
vermittelſt des Quadrantens D erhebet, die Horizontalfläche immer
weniger
von einer Breite überkommen, oder aber der Pol wird allda immer
weniger
erhoben ſeyn, als es an dem Orte war, auf welchen ſolche Uhr ganz
gemacht
worden iſt.
Man ſetzet insgemein nur einen Theil des Zirkels von dem Aequator
an
biß auf 60.
Grade daran, welche unten an dem Theil des Zirkels müſ-
ſen
angedeuter werden.
Die Horizontaluhr wird insgemein auf dieſe
Polhöhe
von 60.
Graden gezogen. Dieſer Zirkeltyeil iſt mit zwoen
425403VIII. Buch, V. Capitel. nen Schlieſſungen angemacht, und läſſet ſich ſolcher auf die untere Platte nie-
derlegen
, welches auch der Zeiger auf der äuſſern thut, es werden ader ſolch-
in
geraden Stande vermittelſt einer kleinen Feder, die unter einer jeden Plat-
te
ſtehet, aufrecht gehalten;
die Figur glebet ſchon das übrige von der Con-
ſtruction
dieſer Uhr genugſam zu verſtehen.
von dem Gebrauche dieſer inclinirenden Horizontal-
uhr
.
Man richtet die obere Platte auf den Grad der Polhöhe des Orts, wo
man
ſich befindet, mit Beyhülfe des eingetheilten Quadrantens.
Wann die Magnetnadel auf die Linie der Abweichung oder Declination
gerichtet
, und die Uhr horizontal geſtellet worden, wird der Schatten der
Axe
, die accurate Stunde, die alsdann iſt, anzeigen.
Man ſticht auf dieſe zwo Platten die Namen der vornehmſten Städte
mit
ihren Polhöhen, damit man die Mühe erſpahre, ſolche in denen geogra-
phiſchen
Charten zu ſuchen.
Die Aequinoctialuhren werden durch die ganze Welt auch auf eben die
Manier
univerſal gemacht, allein in dieſem Fall hat man eines ganzen Qua-
drantens
nöthig.
Die obere Platte wird insgemein in Form eines ausge-
holten
Zirkels zubereitet, welche man in 24.
gleiche Theile vor die Stunden
eingetheilet
, die man dann in 2.
vor die halbe, und in 4. vor die Viertelſtunden
wiederum
eintheilet.
Aue dieſe Eintheilungen werden auch in der Concavität des Zirkels ge-
zogen
.
Es iſt ein Stuck dabey, welches mitten durch den Zirkel gehet, und
den
auſrechten Zeiger träget, welcher Zeiger ſich in der Mitte des Zirkels mit
Beyhülfe
einer kleinen Feder, die unter dem Zirkel angemacht iſt, und die
hierdurch
den auſrechten Zeiger über dieſen Zirkel in die Höhe heben, und
wieder
niederlegen läſſet, im aufrechten Stande hält;
Wann nun die Aequi-
noctialuhr
auf einer Platte gezogen worden, bedienet man ſich des mit F be-
zeichneten
kleinen Stuckes, das man in den Mittelpunct ſtecket, und zum Zei-
ger
brauchet;
Der obere Theil der Uhr bemerket die Stunden vom 22. Merz-
biß
auf den 22.
September, hingegen aber der untere zeiget ſolche innerhalb
der
6.
andern Monate des Jahrs an.
Von dem Gebrauche der Aequinoctialuhr.
Man muß den Rand der Platte oder des Zirkels auf dem Grad
der
Polhöhe vermittelſt des Quadrantens ſtellen, und die Uhr mit
426404Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, Compaß wohl orientiren, ſo wird der Schatten des Zeigers die gegenwartige
Stunde
zu aller Zeit, auch in denen Aequinoctiis ſelbſten anzeigen, weilen die
Eintheilungen
der Stunden biß in die Concavität des Zirkels, der oben einen
Durchſchnitt
bekommem continuiret worden.
Von der Zubereitung einer Azimuthaluhr.
Die Uhr wird insgemein auf den Boden eines Compaßes gezeichnet,
und
eine Azimuthaluhr genennet, weilen ſolche mit Beyhülfe der Azimu-
11Tabula
XXVII
.
Fig
. 4.
then oder der Verticalzirkeln der Sonne auf eine Platte von Kupfer oder
einer
andern dichten Materie, die mit dem Horizonte parallel laufet, geriſ-
ſen
wird.
Man ziehet die Linie A B vor die Mittagslinie, auf welcher man einen
Zirkel
nach Belieben beſchreibet.
Wir wollen hier nicht mehr als nur die
Helfte
vor die Frühſtunden aufreiſſen, indeme die Nachmittagsſtunden
auf
eben die Manier gezogen werden.
Man theilet dieſen Zirkel in Gra-
de
, da man bey dem Puncte A anfänget, welches den Polum Arcticum vor-
ſtellet
, und theilet auch den halben Durchmeſſer AC in 3.
gleiche Theile, da-
von
die {2/3}.
von AD in 6. Weiten oder Theile müſſen getheiler werden, um
darauf
aus dem Mittelpunct C, Circumferenzen zu ziehen, welche die Paral-
lelen
der Zeichen des Thierkreiſes vorſtellen werden;
Die Circumferenz H
wird
vor den Sommertropicum, und die genaueſte bey dem Mittelpuncte vor
den
Wintertropicum dienen;
Eine jede aber von den andern wird vor zwey
Zeichen
, die von den Tropicis in gleichen Weiten entfernet ſind, gehen, gleich-
wie
man aus der 4ten Figur ſiehet.
Man könnte auch die Parallelen der Zeichen ziehen, indeme nur auf
der
Linie HD ein halber Zirkel gemacht wird, den man in 6.
gleiche Bögen
abtheilet
, aus welchen man ſo viel punctirte parallele Linien H D, fallen läſ-
ſet
, ſo wird ſelbige ſich in ungleiche Theile getheilet befinden, und durch dieſe
Puncten
der Eintheilung muß man aus dem Puncte C, als dem Mittelpuncte
Circumferenzen
ziehen, welche die Weiten der ungleichen Zeichen formiren
werden
.
Wann man die Stundenlinien darauf verzeichnen will, bedienet
man
ſich der nechſtfolgenden Tabelle, welche vor die Complementen auf den
Verticalem
primarium nach der Polhöhe von 49.
Graden berechnet
iſt
, weilen man, an ſtatt daß die Weite der Azimuthen von dem Primario an
gerechnet
wird, hier von dem Meridian an zehlet.
Wann man, zum Er-
empel
, das Punct von 1.
Uhr Nachmittag, oder von 11. Uhr Vormit-
tag
auf dem Tropico des bemerken will, findet man, daß das Azi-
muth
der Sonne um dieſe Zeit von dem Meridian um 30.
Grad, 17.
Minuten entfernet ſeye, und daß ſolches im Anfang der II, oder zu
427405VIII. Buch, V. Capitel. des das Azimuth, wo ſich die Sonne eben zur ſelbigen Stunde befindet,
27
.
Grad, 58. Minuten ausmachen, und ſo weiters; Derowegen ſetzet man
ein
Lineal im Mittelpuncte C, und bey dem 30ten Grad und 17.
Minuten der
äuſſern
getheilten Circumferenz an, um das Punct der 11ten Stunde Vor-
mittag
auf dem Sommertropico zu bemerken;
Man beweget ferner das
Lineal
um den Uhrmittelpunct, und läſſet es bey dem 27ten Grade und 58.
Minuten ſtill liegen, um auf dem Parallel der und des das Punct
der
11ten Stunde zu notiren;
Man ſetzet hiernechſt das Lineal bey 23 {1/2}.
Graden
vor den Parallel des und der an, bey 19.
Graden, 33.
Minuten
vor den Tag der Aequinoctiorum, und ſo weiter, wie es die Ta-
belle
ausweiſet.
Man hänget endlich alle Puncten von einerley Stunden
durch
krumme lind gezogene Linien, die keinen Winkel machen, zuſammen,
welche
die Stundenlinien ſeyn werden.
Dafern man die Stunden Nach-
mittag
auch anzudeuten verlanger, nimmt man mit einem Zirkel eben die
Weiten
auf jedem Parallel, und träget ſie auf die andere Seite der Mit-
ragslinie
über, weilen die Azimutha der Stunden, die in gleichen Wei-
ten
von dem Mittage entfernet ſind, gleiche Winkel mit der Mittagslinie
machen
.
Wann die Magnetnadel auf ihrem Stift ſtehet, muß man fol-
che
mit einem Glaß, wie bey den ordentlichen Compaßen geſchiebet, be-
decken
.
Von dem Gebrauche dieſer Uhr.
Man wendet die Seite B gegen die Sonne ſo lang hin und her, biß der
aufrechte
Zeiger, der in dieſem Puncte auſſerhalb des Compaßes eingeſtecket
iſt
, und mit der Mittagslinie parallel läuft, längs der Mittagslinie einen
Schatten
wirft;
Wann nun die Magnetnadel gegen Nord und Süd ge-
richtet
worden, ſo wird die Stunde angedeutet, welche in dem Durchſchnitt
des
Grades von dem lauſenden Zeichen ſelbige iſt, wann anderſt der Mag-
net
keine Abweichung hat.
Dieweilen aber anjetzo der Magnermehr als um 12. Grade abweichet,
ſo
ſtecket man den Zeiger auf der Abweichungslinie K I im Puncte E ein, und
richtet
den Schatten des Zeigers auf beſagte Abweichungslinie, ſo wird
alsdann
dem Fehler, den die Abweichung des Magnets verurſachen könnte,
durch
dieſes Mittel wiederum abgeholfen ſeyn.
428406Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren,
Tabeile vor die Verticalen der Sonnen, von dem Mit-
tag@zirkel
an, auf jede Stunde des Tages nach der Polhöhe von
49
. Graden berechnet.
11
## Stunde. ## XI. ## X. ## IX. ## VIII. ## VII. ## VI. ## V. ## IV.
# # ## I. ## II. ## III. ## IV. ## V. ## VI. ## VII. ## VIII.
## Zeichen. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M. # Gr. # M.
## # 30 # 37 # 53 # 40 # 70 # 30 # 83 # 57 # 95 # 20 # 105 # 56 # 116 # 28 # 127 # 26
# # 27 # 58 # 50 # 33 # 67 # 34 # 81 # 6 # 92 # 45 # 103 # 35 # 114 # 56
# # 23 # 30 # 43 # 52 # 60 # 29 # 74 # 17 # 86 # 21 # 97 # 36
# # 19 # 33 # 37 # 25 # 52 # 58 # 66 # 57 # 78 # 34
# # 16 # 42 # 32 # 25 # 46 # 30 # 59 # 28 # 71 # 12
# # 14 # 56 # 29 # 11 # 42 # 32 # 54 # 26
## # 14 # 19 # 28 # 2 # 40 # 48
Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer analemma-
nſchen
Horizontaluhr.
Dieſe Uhr wird analemmatiſch genennet, weilen ſolche mit Beyhülfe ei-
ues
Analemmatis verfertiget wird, welches die Projection oder idie Vorſtel-
lung
der vornehmſten Zirkel der Sphärä auf einer Fläche iſt.
Die ste Figur iſt das Analemma, und die 6te Figur ſtellet die Uhr gan;
22Tabula
XXVII
.
Fig
. 5.
fertig vor, welche die Stunden ohne Compaß andeutet.
Wann man das Analemma auf einer Platte von Meßing oder einer
andern
Materie, die häbſch eben, wol poliret, und von einer ſchicklichen Gröſ-
ſe
und Dicke ſeyn muß, aufzureiſſen verlanget, ziehet man erſtlich die Linien
AB
, CD, die einander winkelrecht im Puncte E durchſchneiden;
beſchreibet
aus
ſolchem, als dem Mittelpunct, den Zirkel ACBD, welcher den Mittags-
zirkel
, ſein Durchmeſſer CD den Horizont, und A B den Verticalem prima-
rium
vorſtellet.
Man zehlet ferner von dem Puncte D biß in F die Polhöhe, die hies
(in Paris) 49.
Grad iſt, ziehet die Linie E F, welche die Weltare vorſtel-
let
, zehlet auch auf der andern Seite auf dem Mittagszirkel von C in
G
hinauf die Höhe des Aequators, die allhier 41.
Grad iſt, und ziehet
die
Linie G E für den Aequator;
Man nimmt überdas aus dem puncte G
auf
jeder Seite biß in H und I 23.
Grad, 30. Minuten vor die gröſte
Abweichung
der Sonne, ziehet die Linie H I, welche den Aequator im
Puncte
Y durchſchneidet, aus welchem, als dem Mittelpuncte, der Zirkel
HLIK
, oder nur ſeine Helſte gezogen wird, die in 6.
gleiche Theile zu
429407VIII. Buch V. Capitel. len iſt, man ziehet auch durch jedes Punct der Theilung mit dem Aequator
parallellaufende
Linien biß an die Horizontallinie, und läſſet aus den
Durchſchnitten
, welche die Parallellinien auf dem groſſen Zirkel machen,
die
Perpendicularlinten MNOP auf die Horizontallinie, wie auch aus den
Durchſchnitten
, die von beſagten Parallellinien auf der Axe E F geſchehen,
Perpendicularlinien
von keiner gewiſſen Länge S c, R b, Q a herunter fallen;
Man öfnet nach dieſen den Zirkel in der Weite E M, ſetzet mit eben dieſec
Weite
einen Fuß in N ein, und ſchneidet mit dem andern durch einen klei-
nen
Bogen die Linie Qa durch;
ſetzet ferner den einen Fuß in O ein, und ſchnei-
det
die Linie Rb durch;
hernach behält man allezeit einerley Weite EM, ſtellet
den
einen Fuß in P ein, und ſchneidet mit der andern Spitze die Linie Sc im
Puncte
C durch.
Wann nun auch der kleine Thierkreis aufgeriſſen werden
foll
, nimmt man die Weite C, die von E auf A und B vor die Tropicos des
und des übergetragen wird;
Nimmt ferner die Weite 4 b, und träget
ſie
gleichfalls aus dem Puncte E aus vor den Parallel der auf einer Sei-
te
, und vor denjenigen des auf der andern;
Rimmt endlich die Weite
Xa
, damit man auf einer Seite den parallel des , und auf der andern
den
der , andeuten könne, worauf man dann den kleinen Zodia um
wird
machen können, gleichwie ſolcher in der Figur zu ſehen iſt.
Damit
man
aber auch die Stundenpuncten überkommen könne, ſo beſchreibet man
aus
dem Mittelpunct E mit der Weite E M den Zirkel MTZV, theilet nicht ſo
wol
ſolchen, als den groſſen Zirkel A B C D in 24 gleiche Theile, und ziehet
aus
jeder gegenüber ſtehenden Eintheilung gerade Linien, nemlich die in groſ-
ſen
Zirkel parallel mit der Linie AB, und die im kleinen Zirkel varallel mit CD;

Endlich
ziehet man durch die Durchſchnitte dieſer Linien, welche dem groſſen
Zirkel
am genauſten ſind, ganz gelind mit der Hand von Puncte zu Puncten
die
Ovallinie, wie ſolches die Figur andeutet, ſo werden die Puncten der
Durchſchnitte
die Stunden ſeyn, die zu ſrüh, zur linken und die Nachmittag
zur
rechten Hand.
Wann die halbe Stunden verlanget werden, thcilet man
die
Zirkel in 48.
gleiche Theile, und in 2. mal ſo viel, wann die Viertelſtun-
den
auch noch darzu kommen ſollen.
Nachdeme nun alles alſo vorhero angevrdner worden, fräget man mit
11Fig. 6. einem Zirkel auf eine andere meßingene Platte alle Durchſchnitte der Stun-
den
auf, beſchreibet allda die Ovallinie B, indeme ſolche ganz gelinde von
Punct
zu Punct gezogen wird, und ſticht die Stunden dazu, gleichwie ſolche
in
beſagter 6ten Figur angedeutet worden.
Man trägt auch den Zeichentrager über, indeme mit einem Zirkel
alle
Weiten, eine nach der andern genommen worden, alſo daß die Zeichen
des
und der auf der Linie der 6ten Stunde zu ſtehen kommen;
Man ſe-
tzet
auch die Characteren der Zeichen und die erſte Buchſtaben der Monate,
ein
jedes in ſeiner Ordnung, dazu.
Der Zeichentrager muß in der Mitte
einen
Einſchnitt haben, damit man den Lauſer C darinnen bin und her
430408Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, gen möge, welcher Laufer den aufrechten Zeiger D träget, der ſich vermittelſt
zwoer
kleinen Schlieſſungen auſheben und niederlegen läſſet.
Auf dem übrigen Theile eben derſelben Platte zeichnet man eine Hori-
zontaluhr
nach den ordentlichen Regeln von eben der Polhöhe, als das
Analemma
iſt gemacht worden, darauf, und ſtellet den Zeiger oder die Axe
E
perpendiculat auf die Mittagslinie, den man aufheben und niederlegen,
auch
vermittelſt einer Feder, die unter der Platte ſtehet, aufrechts ſtellen
fann
.
Von dem Gebrauche dieſer Uhr.
Man ſtellet dieſe Uhr recht parallel mit dem Horizont, richtet den Lau-
fer
mit ſeinem auſrechten Zeiger auf den Tag des Monats, oder auf den Grad
des
Zeichens, welches die Sonne durchlaufet;
drehet das Inſtrument ſo
lang
hin und her, biß die zwo Uhren zuſammen treffen, und einerley Stunde
anzeigen
.
Wann, zum Exempel, der aufrechte Zeiger der analemmatiſchen Uhr
10
.
Uhr zu früh andeutet, muß die Axe der Horizontaluhr gleichfalls 10. Uhr
bemerken
, welches die rechte Stunde ſeyn wird.
Das beſte an dieſer Uhr
iſt
, daß ſie die Stunden ohne Mittagslinie, und ohne Magnetnadel zeiget
damit
aber dieſes recht geſchehen könne, ſo wird erfordert, daß die Uhr ein
wenig
groß ſeye.
Von der Zubereitung einer Univerſal Polar-Oriental-und
Occidentaluhr
.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus einem zirkelrunden Stuck von Kupfer
11Tabula
XXVIII
.
Fig
. 1.
oder einem andern Metall, das hübſch eben, und von gleicher Dicke iſt,
ein
wenig ſtark, damit es ſeine perpendiculare Schwere behalten, und man
darauf
um den Rand einen Falz machen könne, in dem ein Gehenk, das dem-
jenigen
, welches wir oben bey dem aſtronomiſchen Ring beſchrieben haben,
gleich
iſt, ſich bewegen läſſet.
Man beſchreibet aus dem Mittelpuncte dieſes Stuckes die Circumfe-
renz
eines Halbzirkels, theilet ſolche in 2.
mal 90. Grade, und ziehet aus dem
Puncte
90.
durch den Mittelpunct eine gerade Linie, welche die Aequinoctial-
linie
ſeyn wird:
Oberhalb dieſer Linie erwählet man ferner ein Punct nach
Belieben
, aus dem eine Perpendicularlinie auf der Aequinoctiallinie ge-
zogen
wird, welche die Linie der 6ten Stunde iſt;
ſo man nun auch die an-
dere
Stunden zu haben verlanget, träget man auf beſagte Aequinoctial-
linie
aus dem Puncte des Durchſchnitts auf jede Seite hinaus die gehörige
Tangenten
, als denjenigen von 15.
Graden vor die Puncten von 5. und 7.
den Tangenten vor 30. Grade vor 4. und 8. , den von 45. vor 3. und 9.
431409VIII. Buch, V. Capitel.
Dieſer Tangens, der dem Radio gleich iſt, iſt die Länge des Zeigers,
welcher
perpendicular auf die Linie der 6ten Stunde in das Punct, wo ſel-
bige
die Aequinoctiallinie durchſchneidet, muß geſtellet werden.
Die Stun-
den
dieſer Uhr lauffen mit einander, und mit der Weltaxe parallel, gleich-
wie
wir oben ſchon geſagt haben, da von den Oriental-und Occidentaluh-
ren
gehandelt worden, und werden dieſe eben auch ſo gezogen.
Auf die Linie der 9ten Stunde Vormittag, und der dritten Nachmit-
tag
machet man an den Puncten C zwo kleine Schlieſſungen von einem Ge-
wind
veſt, damit das mit V bezeichnete Stuck daran gefüget werden kön-
ne
;
ſolches läſſet ſich auf das Zirkelrunde Stuck niederlegen und aufhe-
ben
, ſo daß es allda winkelrecht veſt ſtehet.
Man verzeichnet auf dieſes
Stuck
die Stunden einer Polaruhr von 9.
des Morgens bis auf den Mit-
tag
, und von Mittag bis auf 3.
Uhr des Abends. Wir wollen anſetzo nichts
weiter
von der Eintheilung dieſer Stunden melden, weilen dieſes ſchon oben
an
ſeinem Ort, wie auch, wie man die Zeichen auf allen dieſen Oriental-
Occidental-und
Polaruhren anſetzen ſoll, erkläret worden.
In beſagter Figur ſind die Parallele der Zeichen von 10. zu 10. Graden
eingetheilet
, wozu man die erſten Buchſtaben der Namen von den Monaten,
jedes
an ſeinem Platz, gegen die Höhe der Zirkelrunden Platten, nahe bey
dem
Punct von 90.
Graden, ſetzet.
Man füget auch den Zeiger B mit einem Gewind bey, damit er ſich auf
beſagter
Platte in die Höhe richten, und wieder niederlegen laſſe;
es muß
aber
ſolcher ſich dergeſtalten aufrichten laſſen, daß ſeine Spitze accurat auf
das
Punct der 6ten Stunde in der Aequinoctiallinie falle, und daß ſeine Hö-
he
der Weite von 6.
bis 9. Uhr gleich ſeye. Dieſes läſſet ſich aber gar leicht
thun
, vermittelſt eines kleinen Stifts der überzwerg unten am beſagten Zei-
ger
angemacht worden.
Von dem Gebrauche der beſagten Uhr.
Wann es Vormittag iſt, ſchiebet man die kleine Linie, welche mitten
an
dem Gehenk ſtehet, auf den Grad der Polhöhe des Orts, wo man iſt,
in
dem Quadranten, wo geſchrieben ſtehet:
vormittägige Stunden, richtet
den
Zeiger in die Höhe, und ſtellet dieſe Uhr gegen die Sonne, indeme man
ſolche
hangend bey dem Ring hält, alſo d@ß die Spitze des Schattens
von
dem Zeiger auf den laufenden Monatstag falle, ſo wird alsdann die
gegenwärtige
Stunde auf der Orientaluhr, oder auf der Polaruhr zu ſe-
hen
ſeyn.
Wann es aber Nachmittag iſt, richtet man das Gehenk auf die Pol-
höhe
des Orts in dem Quadranten, wo geſchrieben ſtehet:
nachmittägi-
ge
Stunden.
Man wendet ferner die Uhr gegen die Sonne ſo lang, bis
die
Spitze des Schattens von dem Zeiger auf den Grad des Zeichens,
432410Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Sonnenuhren, auf den Tag des laufenden Monats, falle, ſo wird ſolche die gegenwär-
tige
Stunde auf der Occidentaluhr, oder auf der Polaruhr, zeigen.
Es iſt allhier wol zu merken, daß die Orientaluhr, wann ſie umge-
wendet
wird, auf ſolche Weiſe eine Occidentaluhr werde, und daß ſich die
Stunden
mit der Weltaxe parallel-laufend befinden.
So viel wäre nun von dem, was von der Zubereitung und dem Ge-
brauche
der beweglichen Uhren, die fich ohne Compaß und eine Mittagsli-
nie
ortentiren laſſen, und, um ſich deren zu gebrauchen, die leichteſte ſind,
mit
beyzubringen geweſen, immittelſt will ich doch dieſen noch eine kurze Be-
ſchreibung
von einigen andern, die @ch auch mache, beyfügen, die ebenfalls
gar
curiös ſind, jedoch aber bey ihrer Conſtruction etwas mühſamer, als
jene
ſind.
Die erſte von dergleichen Uhren iſt eine horizontale von 2. oder 3. Zol-
len
in der Vierung, aus Meßing oder einem andern Metall, welche man nach
einer
angegebenen particularen Polhöhe beſchreibet, die Axe daran, ſo die
Stunden
andeuten ſoll, beſtehet aus einem Seidenfaden, davon das eine
Ende
in dem Centro der bemeldten Uhr, das andere oben an einem ſtarken
meßingen
Blech, das auſſen an der Uhr gegen der Linie der 12.
Stunde
angerichtet
iſt, veſt gemacht wird.
Dieſes Stück Blech läſſet ſich umlegen,
auch
mit Beyhülfe einer Feder, die unter der Uhr ſich befindet, wieder in ei-
nem
aufrechten Stande halten;
auf ſolchem iſt die Höhe der Einkerbung,
durch
welche der Seidenfaden gehet, dem Tangenten der Polhöhe, als z.
E.
zu Paris derjenigen von 49. Graden gleich.
Ungefehr in dem vierten Theil von der Höhe des Bleches ordnet man
einen
Zirkel von einer nach dem Spatio der Uhrplatte proportionirten Gröſ-
ſe
an;
Dieſer Zirkel läſſet ſich in einer Charniere aufheben und niederlegen,
auf
der andern Seite aber iſt eine kleine Auflage, um jenen in der Höhe des
Aequators
von 41.
Graden darauf zu ſtellen, ſo daß man dieſen Zirkel auf
das
bemeldte Blech, dieſes aber auf die Platte der Horizontaluhr zu legen
vermag
;
vor allen aber wird dabey erfordert, daß das Centrum dieſes Zir-
kels
in dem Seidenfaden, der an ſtatt der Axe, indeme er ausgeſpannet
wird
, dienet, accurat zu ſtehen komme.
Man theilet dieſen zur Aequinoctialuhr beſtimmten Zirkel in ſeiner
Concavität
in Stunden, halbe und Viertelſtunden, gleichwie man bey ei-
nem
von den Zirkeln des aſtronomiſchen Ringes zu thun pfleget.
Man füget an den Seidenfaden ein kleines Perle oder ein Kuöpflein von
einer
Stecknadel, das man auf das Zeichen, in welchem die Sonne lauft,
richtet
, welches an ſtatt eines Laufers dienen mag, um die Stunden in der
Mitte
der Concavität des Aequinoctialzirkels anzudeuten.
Damit man aber dieſes Knöpflein auf das Zeichen oder auſ das Monat
ſchicklich
ſtellen könne, muß man beſonder eine kleine ebene Regel von Meſ-
ſing
zur Hand haben, auf welcher man die Zeichen des Thierkreiſes und
433411VIII. Buch, V. Capitel. Gröſſen eines jeden Monats gezogen hat, gleichwie man dergleichen auf ei-
ner
kleinen Regel mitten in denen aſtronomiſchen Ringen beſchrieben findet;
indeme man die Declination der Sonne von dem äuſſerſten Theil an, des Ae-
quinoctialzirkels
nimmt, da der Radius des Aequators von dem innern ober-
ſten
Theil des beſagten Zirkels in einer geraden Linie gehen muß, und die
Zeichen
auf jeder Seite nach ihren Abweichungen beſtimmet.
Will man das kleine Perle auf dem Puncte, wo es ſtehen muß, daß
es
die Stunden andeute, ſtellen, ſo applicirt man die bemeldte Regel von dem
Centro
der Horizontaluhr nach der Länge des Seidenfadens hin, der an
ſtatt
der Axe dienet, und richtet das Perle auf dem Grade, in welchem die
Sonne
ſich befindet, alsdann thut man die kleine Regel wieder weg.
Man ziehet eine Perpendicularlinie hinter dem Blech, das den Aequl-
noctialzirkel
hält, von dar an läſſet man einen Seidenfaden herabgehen, an-
dem
ein kleines Senkbley hanget, damit man dabey die Uhr Waſſerpaß ſtel-
len
könne.
Man kann dieſe Uhr univerſal machen, indeme man einen Theil
von
einem Zirkel hinten an dem Blech ſo anrichtet, daß man ihn mit Bey-
hülfe
einer Charniere nicderlegen kann;
Dieſes Zirkelſtück wird in Grade
eingetheilet
, dabey die Höhe des beſagten Blechs, daran das Senkbleyher-
ab
hänget, an ſtatt des Centri dienet, wodurch man die Seite des Uhrcen-
tri
entweder mehr oder weniger, nachdeme die Polhöhe iſt, wird eleviren
können
, indeme man das Senkbley an dem Seidenfaden auf die Breite
des
Orts fallen läſſet.
Es iſt auch gar dienlich zu erinnern, daß man
auf
dem Aequinoctialzirkel die Stunden von 8.
Uhr des Abends bis auf 4.
Uhr des Morgens, damit ſie auch zu den Zeiten der Aequinoctiorum zu ge-
brauchen
ſeye, weglaſſen könne.
Ein geübter Künſtler wird dasjenige, was
wir
hier von der Zubereitung dieſer Uhr mit wenigen beygebracht, wol gar
ſeicht
verſtehen.
Von dem Gebrauche der beſagten Uhr.
Man ſtellet dieſe Uhr, nachdeme das Knöpflein auf das Zeichen oder
auf
den Tag d@s Monats, wie wit ſchon gemeldet haben, gerichtet worden,
in
die Sonne, drehet ſelbige ſo lang hin und her, bis der Seidenfaden, der
an
ſtatt der Axe dienet, eben diejenige Stunde, welche das Köpflein in der
Mitte
und in der Concavität des Aequinoctialzirkels zeiget, auf der Hori-
zontaluhr
andeute, da man denn die verlangte Stunde haben wird.
Wir machen noch andere bewealiche Uhren als ein Aſtrolabium ho-
rizontate
, das nach der Projection der Winkel einer Sphärä auf einem hori-
zontalen
Plano beſchrieben wird, wie auch verſchiedene nach dem Aſtrola-
bio
des Royas, welche, ſo man ſie mit Beyhülfe eines Senkbleyes ver-
tical
ſtellet, zu gebrauchen ſind, dann auch Horizontaluhren, die aus
den
Sonnenhöhen conſtruiret werden, und ſich ebenfalls ohne
434412Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Mondubren. nadeln richten laſſen; auf dieſen ſind die Signa des Zodiaci in geraden Li-
nien
und aus eben dem Centro;
die Stundenlinien aber in krummen Linien
gezogen
;
Endlich auch noch andere bewegliche Uhren, die gar curiös ſind,
davon
ich ſowol die Conſtruction als die Figuren, wie ich mir vorgenommen
habe
, auf ein ander mal dargeben werde.
Die Horizontaluhren, auf welchen die Zeichen wie in der 1. Figur
11Tabula
XXV
.
Fig
. 1.
der 25.
Kupfertabell gezogen worden, laſſen ſich ebenfalls ohne Compaß rich-
ten
, indeme man ſolche in der Sonne ſo lang hin und her ruckt bis der Schat-
ten
des aufrechten Zeigers auf dem Grad des Zeichens fället, in welchem
die
Sonne an dem vorgegebenen Tag ſich befindet, jedoch iſt dieſes dabey
gar
unbequem daß die Gröſſe von dem Zeichen des Krebſes und der daran
ſtehenden
Zeichen ſo klein fället, daß man die Weiten von 10.
zu 10. Tagen
nicht
von einander unterſcheiden kann.
Es iſt, man mag die Sache angrei-
fen
wie man will, faſt unmöglich, um eine bewegliche Uhr, die ſich ohne Compaß
und
ohne eine Mittagslinie richten laſſe, zu machen, daß man nicht eine Un-
ſchicklichkeit
von zwoen dabey dulten müſſe, als daß man entweder die Stunden
gegen
Mittag gar eng beyſammen haben muß, oder nicht darauf ſehen darf,
wann
ſich gar wenig richtiges zur Zeit der Solſtitiorum wegen der kleinen Dif-
ferenz
, die ſich zu ſolcher Zeit bey der Elevation und Declination der Sonne
äuſſert
, ergiebet;
und wollte ſich jemand rühmen, dieſes anderſt zu@machen,
ſo
hieſſe es wohl, etwas verſprechen das man nicht präſtiren kann.
37[Figure 37]
Das ſechſte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der
Mond-und
Sternenuhren.
Von der Zubereitung einer Horizontaluhr / auf
welcher
man die Stunden bey dem Monde er-
kennen
kann.
Eine Monduhr wird diejenige genennet, welche zu Nachts bey dem
22Tabula
XVIII
.
Fig
. 2.
Mondſcheine die Stunden zeiget, wie ſolche alsdann nach der Son-
ne
iſt, das iſt, in welchem Stundenzirkel die Sonne um ſelbige Zeit
ſich
befindet.
Dieſe Uhr beſtehet aus zweyen Stücken von Meßing oder einer an-
dern
dichten Materie von beliebiger Gröſſe.
435413VIII. Buch, VI. Capitel.
Die untere mit H bezeichnete Platte iſt wie ein Parallelogrammum for-
miret
, und die obere bey A iſt Zirkelrund, welche ſich um den ſchattirten Theil
und
um den Mittelpunct B drehen läſſet.
Auf der obern Platte ſind die
Stunden
einer Horizontaluhr auf die Polhöhe des Orts, nach denen oben
erklärten
Regeln, aufgeriſſen.
Auf der untern Platte befindet ſich ein in 30. ungleiche Theile getheil-
ter
Zirkel vor die Täge eines Mondmonats.
Dieſe Eintheilung nun zu ma-
chen
, ſeye die Aequinoctiallinie D E, welche zur Verzeichung der Horizontal-
uhr
dienlich geweſen, und das Centrum F, woraus die Eintheilung geſchie-
het
, aus ſolchem wird alsdann der punctirte Zirkel G beſchrieben, den man
in
30.
gleiche Theile, oder die Helfte davon in 15. , eintheilet; Nachde-
me
nun das Lineal an den Mittelpunct F angeſetzet worden, leget man ſol-
ches
auch auf allen Eintheilungen des beſagten Zirkels an, und bemerket die
Puncten
auf der Aequinoctiallinie;
hernach ſetzet man das Lineal an das Cen-
trum
B, und an alle Puncten der Eintheilung auf der Aequinoctiallinie, um
den
Zirkel H zu theilen;
ſo man nun die Helfte davon haben wird, träget
man
eben dieſe Eintheilungen auf den andern Halbzirkel über, und alſo
wird
hierdurch der Zirkel in 30.
ungleiche Theile vor die 30. Tage eines
Mondmonats
getheilet ſeyn, von welchen die Zahlen, wie es die Figur zei-
get
, geſtochen werden müſſen.
Man richtet die Axe B C nach der Polhöhe des Orts, und ſtellet
ſolche
dergeſtalten, daß, indeme ſolche aufgerichtet worden, ſie nicht der
Stundenplatte
, um ſelbige um das Centrum B ſchieben zu können, eine
Hinderniß
gebe.
Von dem Gebrauche dieſer Uhr.
Man muß aus denen Ephemeriden, oder mit Beyhülfe der Epacten
wiſſen
, wo der Mond ſtehe, und wie alt er ſeye, damit man das Punct der
12ten
Stunde auf den Tag des Monds richten könne.
Man muß dabey auch obſerviren, daß der Mond nach ſeiner eigenen
Bewegung
ſich jeden Tag von der Sonne gegen Morgen ungefehr um 48.
Minuten entferne, das iſt, daß der Mond, wann er neu oder bey der
Sonne
ſtehet, ſich an einem Tage mit ihr in dem Meridian befinde, den an-
dern
Tag aber durch eben dieſen Meridian ungefehr nach Verflieſſung
{3/4}.
Stunden, und etlicher Minuten nach der Sonne durchgehe, welches ver-
urſachet
, daß die Mondstäge länger als die Sonnentäge ſeyen.
Man nen-
net
den Mondstag die Zeit von dem Durchgang des Monds durch den Mit-
tagszirkel
, bis auf den gleich darauf folgenden Durchgang.
Dieſe Tage
ſind
ſehr ungleich, wegen der Ungleichheit der ſcheinbaren Bewegung des
Mondes
.
436414Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Monduhren.
Wann der Mond voll iſt, das iſt, wann er gerade gegen der Sonne über
ſtehet
, ſo befindet ſich ſelbiger in eben dem Stundenzirkel, als die Sonne, al-
ſo
daß, wann, zum Exempel in dieſer Zeit die Sonne in dem Meridian un-
ſerer
Gegenfüßler ſtünde, der Mond in unſerm Meridian ſeyn, und folglich
auf
unſeren Uhren eben die Stunde a@zeigen müſte, welche die Sonne, ſo ſie
über
unſerm Horizont ſtünde, zeigete.
Aber dieſe Gleichheit währet nicht
lang
, indeme ſich ſelbiger jede Stunde, ungefehr um zwo Minuten, verweilen
würde
.
Es wird auch gleichfalls, ſo die Sonne zur Zeit ihrer Oppoſition un-
tergehet
, der Mond, indeme er gegen jener gerad über ſtehet, aufgehen, und
ſo
weiter, ſo hat man derowegen, um bey ſolcher Verweilung ein Hülfsmit-
tel
auszufinden, dieſen Zirkel in 30.
Theile eingetheilet. Wann nun das
Punct
der 12ten Stunde in der Horizontaluhr accurat gegen das Alter des
Monds
über gerichtet, und die Uhr mit Beyhülfe eines Compaſſes oder einer
Mittagslinie
orientiret worden, wird die gegenwärtige Stunde zu haben
ſeyn
.
Damit man aber ſolche viel accurater überkommen könne, muß man
wiſſen
, ob der Mond in dem erſten, zweyten oder dritten Viertel des vorge-
gebenen
Tages ſich befinde, damit man das Punct der 12ten Stunde auch
nach
Proportion in das Spatium des Mon@alters ſetzen könne.
Eben dieſe Praris dienet auch vor die Verticaluhren, vor die Aequi-
noctialuhren
aber muß die Eintheilung in 30.
gleiche Theile geſchehen, die
bewegliche
Scheibe, auf welcher die Stunden in 24.
Theilen enthalten ſind,
und
das Uebrige wird eben ſo, wie oben, verfertiget.
Die Tabell, welche zu unterſt auf der Platte ſtehet, dienet auch die
Zeit
, bey dem Mondſcheine mit einer ordentlichen Uhr zu erforſchen.
Wann beſagte Tabell auch verfertiget werden ſoll, ziehet man 4. gera-
de
oder krumme Parallellinien von beliebiger Länge, theilet die Weite II in
12
.
gleiche Theile vor die 12. Stunden, und die zwey andern Spatia K K
in
15.
um darein die 30. Mondstäge zu ſetzen, wie man aus der zwoten
Figur
erſiehet.
Gebrauch.
Manſiehet auf einer Sonnenuhr die Stunde, weſche der Mond darauf
anzeigen
wird, und ſuchet, nachdeme man auch des Monds Alter weiß, in
der
Tabell die Stunde, welche gegen ſeinem Alter über ſtehet, zu welcher die
durch
die Uhr bemerkte Stunde addiret wird.
So nun die Summe dieſer
zwoen
zuſammen nicht über 12.
macht, oder aber ihr Exceß über 12. gehet,
wird
ſolche die rechte Stunde anzeigen.
Exempel.
Wir wollen ſetzen, daß die Sonnenuhr 6. Uhr beym Mond-
ſchein
an@ige, und daß ſein Alter 5.
oder 20. Tag ſe@, ſo wird man
437415VII. Buch, VI. Capitel. del Tabell gegen dieſen Zahlen über 4. Stunden finben, welche zu 6. addiret
10
.
machen, das die gegenwärtige Stunde ſeyn wird. Wann aber an ei-
nem
ſolchen Tag der Mond 8.
Uhr anzeigete, würde es Mitternacht ſeyn.
Gleichfalls, wann der Mond 9. Uhr an dem 10ten oder 25ten Tag, auf
welche
8.
Stunden kommen, andeuten ſollte, machen 8. und 9 ſiebenzehen,
wovon
12.
abgezogen, 5. vor die wahre Stunde, und ſo weiters, geben.
Man kann das Alter des Monds aus den Epacten des laufenden Jah-
res
auf folgende Manier erfahren:
Man addiret nemlich zu der Epacte die
Zahl
der vergangenen Monate vom Merz angefangen, und die Zahl der
Täge
, des gegenwärtigen Monats, ſo wſrd die Summa das Alter des
Monds
ſeyn, dabey man aber 30.
, wann ſie darüber gehet, abziehet, als zum
Exempel
:
Anno 1716. den 27. Merz, iſt die Epacte 6, die Zahl der Mona-
te
iſt 2, die ganze Summa wird 32.
ſeyn, wodon 30. abgezogen, 2. tor das Al-
ter
des Monds übrig bleiben wird.
Zu dieſer Zahl kann man noch eins ad-
diren
, weil der Mond faſt um einen ganzen Tageher zu der Sonne kommet,
als
es die Epacten geben.
Man findet zwar gar leicht Tabellen, welche die Epacten anzeigen,
man
kann aber ſolche ausfindig machen, ſo man nur 11.
zu der laufenden Epa-
cte
addiret;
Wann die Zahl über 30. gehet, ſubtrahiret man 30. , der Reſt
wird
die Epacte ſeyn, und wann ſie 30.
iſt, zehlet man 1. und nicht 30. Die-
ſe
Manier um das Alter des Monds zu finden, iſt nicht ſo richtig, als dieje-
nige
, die aus der Berechnung der Ephemeriden herkommet.
Von der Zubereitung einer Uhr / womit man bey
den
Sternen die Zeit wiſſen kann.
In der dritten Figur wird die Ordnung der vornehmſten Sterne, wel-
11Tabula
XXVIII
.
Fig
. 3.
che um den Pol den Aſteriſmum des groſſen, wie auch des kleinen Bärens,
au
smachen, wie auch des Polarſterns, vorgeſtellet.
Bey einer Sternuhr, von welchen wir anjetzo reden wollen, wird er-
fordert
, daß man den Motum diurnum verſtehe, welchen die zween vörder-
ſten
Sterne des groſſen Bärens, die ſeine Hüter von einigen genennet wer-
den
, oder der helle Stern im Quadrat des kleinen Bärens, gleichwie ſolche
in
beſagter Figur angedeutet ſind, um den Pol oder Polarſtern, der anjetzo
nur
2.
Grad davon abftehet, beſchreiben.
Wann man nun dieſe Uhr zubereiten will, ſo muß zuſörderſt die gerade
Aufſteigung
dieſer Sterne, oder an welchen Tägen des Jahrs ſich ſelbige in
eben
dem Stundenzirkel mit der Sonne befinden, bekannt ſeyn, wel-
ches
aus dem aſtronomiſchen Calculo, oder auf einem Globo, oder bey ei-
nem
Planiſphärio cöleſti, das nach den neuen Obſerbationen conſtruiret
iſt
, kann gefunden werden, indeme der Stern, von dem gehandelt wird, un-
ter
den Meridian geführet und eraminiret wird, was vor ein Grad
438416Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Srernubren. Ecliptik ſich eben zur ſelbigen Zeit unter dieſem Meridian befindet. Durch
dieſe
Methode nun findet man, zum Exempel, daß der helle Stern im Qua-
drat
des kleinen Bärens ſich mit der Sonne unter dem Meridian zweymal
das
Jahr über finden laſſe, nemlich im Jahr 1715.
einmal den 8. May ober-
halb
dem Pol, und dus andermal den 8.
November unterhalb dem Pol,
wird
alſo beſagter Stern an dieſen zween Tägen im Jahr eben die Stun-
den
, wie die Sonne, anzeigen.
Man findet auch gleichfalls, daß die 2. Ster-
ne
im groſſen Bären, oder die ſo genannte zween Bärenhüter, ſich an zween
andern
Tägen des Jahrs unter eben dem Mittags- oder Stundenzirkel, wo
die
Sonne iſt, zeigen, nemlich den erſten September unter dem Pol, und
den
1.
Merz oberhalbs.
An dieſen zween Tägen des Jahrs werden dieſe Sterne und die Son-
ne
einerley Stunden andeuten;
Weilen aber die Fixſterne zu eben dem Me-
ridian
jeden Tage ungefehr einen Grad oder 4.
Minuten in der Zeit eher,
als
die Sonne gelangen, welches 2.
Stunden das Monat über macht, ſo
muß
man ſolches wol in acht nehmen, damit man die Stund der Sonne,
welche
das Maas unſerer Täge iſt, überkommen möge.
Nachdeme nun dieſes alles bekannt iſt, und ſeine Richtigkeit hat, kann
man
eine Sternuhr auf folgende Manier ganz leicht verfertigen.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus zwo Zirkelrunden Scheiben, und
einer
beweglichen Regel von Kupfer oder einer andern dichten Materie, da
eine
auf der andern ſtehet;
Die gröſte hat eine Handhebe, damit man das
Inſtrument
bey ſeinem Gebrauche, in der Hand halten könne.
Die gröſte Scheibe, welche 2 {1/2} Zoll im Diametro machet, iſt in 12.
11Fig. 4. Theile vor die 12. Monate im Jahr getheilet, ein jedes Monat aber von 5. zu
5
.
Tägen, und zwar ſo, daß das Mittel der Hadhebe accurat auf den Tag
des
Jahrs trift, an welchem der Stern, deſſen man ſich bedienen will, einer-
ley
gerade Aufſteigung mit der Sonne hat.
Wann, zum Exempel: die-
ſes
Inſtrument auf die zween Hüter des groſſen Bärens gerichtet iſt, muß der
erſte
Tag des Septembers gegen die Mitte über der Handhebe ſtehen, oder
ſo
es auf den hellen Stern des kleinen Bärens zubereitet iſt, muß der 8te
Tag
des Novembers mitten an der Handhebe ſich befinden.
Nerlanget
man
nun, daß eben dieſe Uhr auf einen und den andern dieſer Sterne dien-
lich
ſeye, ſo muß die Handhebe um beſagte Scheibe herum beweglich gemacht
ſeyn
, damit ſelbige, wo man will, könne veſt geſtellet werden, welches ſich
gar
leicht mit zwoen kleinen Stellſchrauben thun läſſet.
Die obere Scheibe, welche die kleinere iſt, muß in 24. gleiche Theile,
oder
in 2, mal 12.
Stunden vor die 24. Stunden des Tages, und eine jede
Stunde
in Viertel nach der Anordnung, wie ſie in beſagter Figur zu ſehen iſt,
getheilet
werden.
Dieſe 24. Stunden werden mit eben ſo vielen Zähnen un-
terſchieden
, davon diejenige, wo 12.
Uhr ſtehet, länger als die andere ſind,
damit
man die Stunden bey der Nacht ohne Licht zehlen könne.
439417VIII. Buch, VI. Capitel.
Dieſen zwoen Scheiben füget man noch eine Regel bey, welche ſich
um
das Centrum drehet, und über die gröſte Circumferenz hinaus langet.
Dieſe drey Stücke müſſen mit einem ſtarken Stift, der einen Kopf hat, und
in
der Mitte durchbohret iſt, alſo daß er durch das Centrum ein kleines Loch
habe
, deſſen Durchmeſſer ungefehr 3.
Linien groß iſt, damit man ganz leicht
den
Polarſtern dadurch ſehen könne, zuſammen gefüget werden Es kom-
met
hierbey wol zu ſtatten, wann die Bewegung dieſer Stücke etwas hart
gehet
, damit ſolchergeſtalt ein jedes in währender Obſervation, wie man es
ſtellet
, veſt ſtechen bleibe.
Von dem Gebrauche dieſer Uhr.
Man drehet die Stundenſcheibe ſo lang um, bis der gröſte Zahn, wo
12
.
Uhr ſtehet, auf den Tag des laufenden Monats komme, hält darauf das
Inſtrument
gegen die Augen, und ſiehet durch das Loch des Centri den Po-
larſtern
an, indeme es vor@ero bey der Handhebe alſo gehalten wird, daß
ſolches
weder auf die rechte noch linke Seite weiche, und beynahe parallel
mit
der Fläche des Aequators laufe, drehet alsdann die bewegliche Regel ſo
lang
hin und her, bis das Aeuſſerſte davon, welches über die Circumferenz
der
Zirkel hinaus gehet, den hellen Stern in dem Quadrat des kleinen Bä-
rens
, wann anderſt das Inſtrument auf dieſen Stern gerichtet worden, an-
rühre
, ſo wird der Zahn der Stundenſcheibe, welcher unter der beweglichen
Regel
ſtehet, die gegenwärtige Stunde andeuten, die man leicht ohne Licht
erfahren
kann, indeme nur die Zähne von dem gröſten an, der vor 12.
Uhr
iſt
, gezehlet werden.
Dieſer Stern, den wir den hellen des kleinen Bärens nennen, iſt
einer
von den zween, welche das Theil von dem Quadrat formiren.
Solcher
gehet
dem andern in ſeiner täglichen Bewegung vor, und iſt nicht ſo weit als
jener
von dem Polarſtern entfernet.
Eben ſo verfähret man auch bey den
2
.
vörderſten des groſſen Bärens, wann das Inſtrument auf beſagte Ster-
ne
gerichtet iſt.
Die zween Sterne, welch man die Hüter des groſſen Bärens nennet,
ſind
faſt in einer geraden Linie mit dem Polarſtern, und von eben derſelben
Gröſſe
.
Durch Hülfe und Anweiſung dieſer zween Bärenhüter
kann
man den Polarſtern leicht erkennen.
38[Figure 38]
440348Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Waſſeruhr.
Das ſiebende Capitel.
Von der Zubereitüng einer Waſſeruhr.
Dieſe Uhr beſtehet aus einer Gattung von einer Walze oder runden
11Tabula
XXVIII
.
Fig
. 5.
Büchſe bey B, die von Metall gemacht, und wol zuſammen gelö-
thet
wird, in welcher eine gewiſſe Quanitität eines dazu präparirten
Waſſers
und verſchiedene Fächlein ſich vefinden, die durch ein kleines Loch
das
nahe an der Circumferenz iſt, eine Communication mit einander haben,
und
dienur ſo viel, als nöthig iſt, Waſſers von ſich geben, damit dieſe Uhr
allgemach
durch ihr eigen Gewicht könne herab ſteigend gemacht werden;
es
hänget
aber ſelbige in dem Puncte bey A an zwoen dünnen und gleich dicken
Schnüren
herunter, welche um die eiſerne Axe bey D gewickelt ſind, die auf
jeder
Seite juſt mitten durch die Walze gehet, und im Herabſteigen, ohne
einiges
Geräuſch zu machen, die Stunden bey ihren zweyen Enden zeiget,
dann
die Stunden ſind auf beeden Seiten der Walze auf einer Verticalfläche
angedeutet
.
Ihre Eintheilungen werden auf folgende Art gemacht: Man
ziehet
die Walze auf, indeme man die Schnur um die Axe ſo lang fort win-
det
, bis ſolche zu öbei ſt der Fläche, wo man von der Theilung der Stun-
den
den Anfang machen will, zu ſtehen komme, alsdann läſſet man die
Walze
innerhalb 12.
Stunden herunter gehen, da man ſich nach einer gu-
ten
Perpendiculuhr oder nach einer Sonnenuhr richtet, hernach aber das
ganze
Spatium, welches die Axe durchwandert, in ſo viele gleiche Theile als
Stunden
oder halbe Stunden vorbey gegangen, theilet, und die Stunden
gegen
dieſen Theilen über anfetzet.
Es werden auch von dieſen Machinen einige gemacht, welche die Stun-
den
durch einen Zeiger, der ſich um ein Zeigerblat einer ordentlichen Zeiguhr
drehet
, gleichwie es die Figur weiſet, andeuten.
Dieſes wird vermittelſt ei-
nes
Rades oder einer Rolle, die 4.
bis 5. Zoll im Diameter hat, und hin-
ter
der Uhr an einer Stange von Rupfer oder Stahl, die durch den Mit-
telpunct
gehet angemacht iſt, verrichtet;
Das eine End von beſagter Stan-
ge
gehet in einen kleinen Loch, welches als eine Stütze dienet, und das an-
dere
End träget den Zeiger, der die Stunden weiſet.
Der beſagte Zeiger dre-
het
ſich mit Beyhülfe einer ſeidenen Schnur, die ein wenig dick gedrehet um
die
Rolle gehet, und an einem Ende der Axe in der Gegend bey H angehänget
iſt
;
An das andere Ende der ſeidenen Schnur hänget man ein Stück
Bley
, wie bey F, da dann die Walze, indeme ſie allgemach herunter ge-
het
, die angehenkte Schnur in H mit ſich fort ziehet, und machet, daß
die
Rolle ſich zu gleicher Zeit mit umdrehet, und ſolchergeſtalt auch den
Zeiger
mit herum treibet, welcher dann hierdurch die Stunde, die alsdann
iſt
, anzeiget.
Die Circumferenz dieſer Rolle muß mit dem Spatio
441419VIII. Buch, VII. Capitel. @er Weite, welche die Walze innerhalb 12. Stunden beſchrieben, propor-
tioniret
ſeyn, das iſt, man nimmt mit einer Schnur accurat die Gröſſe
von
ſolcher Diſtanz, und machet nach ſelbiger eine Rolle, deren Circumfe-
renz
juſt ſo groß ſeye, als die Länge der Schnur iſt, ſo werden dann die
Rolle
und der Zeiger ihren Umgang innerhalb 12.
Stunden ganz richtig ab-
ſolviren
.
Wann die Walze ein wenig zu geſch wind herab, und die Uhr zu
bald
fortgehet, machet man in F ein etwas ſchweres Bley an;
wann ſie aber
ein
wenig zu langſam gehet, muß ein leichteres daran gemacht werden.
Man
verſertiget
auch von dergleichen Zeiguhren, einige, welche einen Wecker ab-
geben
;
Dieſes wird mit Beyhülfe eines Vorfalls gemacht, den man unter-
halb
der Uhr anſetzet;
So man nun die Axe auf jenen geſteller, wird der Zei-
ger
auf die Stunde, zu welcher man erwachen will, gerichtet, hernach aber
wird
die Walzeizuruck gewunden, und der Zeiger auf die Stunde, welche als-
dann
iſt, geſtellet;
des andern Tages wird die Axe, wann ſolche auf den
Vorfall
kommet, ſolchen fallend machen, endlich aber eine Schnur, an wel-
cher
ein Bley angemacht iſt, und die um eine kleine meßinge Rolle gehet-
das
Gewichtradherum gehen laſſen, welches in ſeiner Bewegung mit einer
Geſchwindigkeit
einen kleinen Hammer auf ein Glöcklein ſo lang anſchlagen
läſſet
, biß das Bley ganz herab iſt.
Von der Zubereitung der Walze.
Solche wird zuweilen aus geſchlagenen Silber verfertiget, es iſt aber
am
leichteſten, daß man dieſelbe aus feinen Zinn mache;
Der Diameter
eines
jeden Bodens iſt ungefehr 5.
Zoll groß, und die ganze Walze, wann
ſie
beyſammen iſt, hat in ihrer Dicke 2.
Zoll: ſie muß hübſch parallel, und
überall
fein gleich ſeyn;
das Innere iſt in 6. Fächlein eingetheilet, auch zu-
weilen
in 5, wie es die Figur andeutet.
Man machet eben ſo viel plana in-
clinata
in Form einer Zunge von eben der Materie hinein, die man an einem
jeden
Boden, wie auch an der holen Circumferenz der Walze, anlöthet:
ein jedes von ſolchen iſt ungefehr 2. Zoll lang, als wie B F, A L, E I, D H, CG.
11Fig. 6. Dieſe Fächlein haben im Herumdrehen eine ſolche Neigung, daß ſie das
Waſſer
indeme es durch ein kleines Loch, das in der Höhe an jeder Zunge
ſtehet
, von einem Fächlein in das andere lauffend gemacht wird, überkom-
men
;
So weit ſich nun die Machine im Herabſteigen fortwälzet, ſo zeiget
ſolche
zugleich auf eine Verticalfläche herunter, mit der Spitze der Axe die
Stunden
an, als welche, wie wir ſchon oben geſagt haben, beſagtes Pla-
num
winkelrecht durchwandert, indeme ſie in der Mitte der Walze durch
ein
viereckicht Loch bey M gehet.
Man thut insgemein vorhero in eine Wal-
ze
von dieſer Gröſſe 6.
bis 7. Unzen diſtinirtes Waſſer hinein. Ehe man das
Waſſer
hinein thut, muß man wol acht haben, daß die Bleche oder Zungen
an
dem Boden und an der Circumferenz recht angelöthet werden;
Man
442420Von der Zubereitung und dem Gebrauche einer Waſſeruhr. thet erſtlich ſolche dergeſtalten an einem Boden an, wie es die Figur andeutet,
hernach
hat man ein kleines Viereck von Silber, das man, indeme es durch
die
ganze Walze gehet, auf die zween Böden richtet, darauf löthet man ſol-
ches
auf den Böden mit einer flüßigen Loch an;
Nachgehends löihet man
auſſen
herum in einem Kreiß den Rand, welcher die Circumferenz formi-
ret
, damit das Waſſer nirgends könne heraus lauffen, an.
Man läſſet ſol-
ches
durch zwey Löcher, die auf einerley Diameter ſtehen, und vom Centro M
in
gleicher Weite entfernet ſind, hinein laufen, hernach verſchlieſſet man fleiſ-
ſig
beſagte Löcher, indeme ſie mit eben ſolcher Materie gelöthet werden, wel-
ches
dann veryindert, daß die Luft nicht hinein gehe, und das Waſſer in den
Bewegungen
der Machine, da ſie mit ihrer Axe ſich herum drehet, und un-
vermerkr
durch das Aufwickeln der zwoen dünnen Schnüre, die ſich um die
Axe
gewunden haben, herab ſteiget, heraus laufe.
Auf ſolche Manier geſchiehet die Conſtruction, wann die Walzen von
Silber
gemacht werden.
Wann ſie aber von Zinn ſind, welche die bequem-
ſte
ſeyn ſollen, gieſſet man in einer Form die Circumferenz mit dem einen Boden,
drehet
hernach eines und das andere inwendig und auswendig wol aus, da-
mit
alles hübſch von einer Dicke ſeye, und machet endlich die Walze, auf die
Manier
, wieich erkläret, aus, indeme man die Flächen mit Loth von Zinn
löthet
, da man dazu kleine eiſerne glühende Kolben gebrauchet.
Man erſiehet aus der 6ten Figur, daß die Zungen oder die Abtheilungen,
welche
inwendig in der Walze ſich befinden, nicht ganz aneinander gefügt ſind,
ſondern
ſich in GHILF enden, damit, ſo bald man die Walze aufziehet, das
Waſſer
von einer Abtheilung zur andern geſchwind gelangen könne, und da-
bey
die Walze bey einer jeden beliebigen Höhe ſtehen bleibe, weilen bey einer
jeglichen
Bewegung, die man ſolcher im Aufziehen geben mag, das Waſſer
durch
die offene Spatia, welche von G in M gehen, in einer ziemlichen Quan-
tität
lauffet und zugleich mit das Aequilibrium hält, welches nicht geſche-
ben
könnte, wann die Fächer ganz derſchloſſen wären;
die Löcher, welche zu
äuſſerſt
in den Zungen ſich befinden, ſind, ſo ſie klein, wenig dienlich, daß ſie
das
Waſſer ſo behend als es ſeyn ſoll, durchlauffen laſſen, dann das Waſſer
durch
dergleichen Löcher nur Tropfenweiß gehet.
Es giebt ſich von ſelbſten gar deutlich, daß, wann dieſe abhängende Ma-
ſchine
bey ihrem Mittelpunct der Schwere aufgehangen würde, welches ge-
ſchehen
könnte, ſo die Axe accurat durch das Centrum der Maſchine gienge,
ſolche
unbeweglich bleiben müſte;
und daß ſelbige eben darum in Bewegung
komme
, weilen ſolche auſſer ihrem Centro der Schwere an den Schnüren
aufgehangen
iſt, welche ihre Axe umgeben, die in Anſehung der Gröſſe
von
der Walze, und des darinnen enthaltenen Waſſers nur eine Linie oder
1
{1/2}.
Linie dick, und anbey hübſch gleich nach ihrer ganzen Länge ſeyn muß. Es
iſt
hier nicht nöthig zu erinnern, daß ſolche in der Mitte müſſen viereckigt ſeyn,
damit
ſie accurat das Loch der Böden in der Walze ausſüllen könne.
443421VIII. Buch, VII. Capitel.
Auf der Dicke der Axe beruhet die Geſchwindigkeit oder die Einhal-
tung
der Bewegung der Walzen;
dann je dicker die Axe iſt, je geſchwin-
der
gehet ſolche hinunter;
je weniger aber ſolche im Diameter ausmachet,
je
langſamer gehet ſie auch, nachdeme nemlich entweder eine gröſſere oder
kleinere
Eccentricität ſich ereignet, und folglich das Waſſer geſchwinder oder
langſamer
von einem Fächlein in das andere laufet, welches dann verurſa-
chet
, daß die Kraft ihrer Bewegung ſich entweder gröſſer oder geringer we-
gen
der Schwere des Waſſers, welches das gegenüber ſtehende Fächlein in
ſich
begreift, im Gewicht befindet.
Sollte man Belieben haben die Circulation des Waſſers in einer von
dergleichen
Maſchinen anzuſchauen, könnte man eine Walze machen laſſen,
da
ein Boden von Glaß wäre, dabey die ganze Schwürigkeit nur darin-
nen
beſtehen mögte, eine Kütte auszufinden, mit welcher man die Stücke
Glaß
, welche den Boden abgeben, an die metallene Walze deſt anmachen
könnte
.
Wann dieſe Zeiguhr, nachdeme ſie faſt bis an das Ende der Schnü-
re
hinab gegangen, aufgezogen werden ſoll, muß man ſelbige mit der Hand
in
die Höhe richten, indeme ſelbige aufgewunden wird, alſo daß ſich die
Schnüre
nach der Länge der Axe hübſch gleich aufwickeln, und die Uhr da-
bey
horizontal hänge.
Jch habe geſagt, daß das Waſſer, das man in die Walze hinein gieſ-
ſet
, diſtiliret ſeyn müſſe, ſonſten müſte man oft ein anderes nehmen, weilen ſich
ſonſten
um die kleine Löcher eine Dicke zähe Materie ſetzet, welche leichtlich ver-
hindern
ſollte, daß das Waſſer nicht, wie es ſeyn ſoll, durchlaufen könnte.
So man das Waſſer ohne Feuer mit geringer Mühe zu diſtilliren ver-
langet
, läſſet man ſolches in eine Flaſche oder Gefäß von Glaß, oder aus
einer
reinen Erde, hinein laufen, indeme in die Oefnung ein Trichter von be-
liebiger
Gröſſe geſtecket wird, worein zwey Stücke von weiſſen Papier, die
auch
in Form eines Trichters formiret ſind, gethan werden, alſo daß das
Waſſer
, wann es hinein geſchüttet wird, Tropfenweiß in die Flaſchen lauf-
fe
nachdeme nun dieſes zum öftern wiederholet worden, wird das Waſſer
rein
und klar werden, und ſich lange Zeit halten;
Man läſſet auch das Waſ-
ſer
durch ein Stuck Tuch lauffen, und wann ſolches vier bis fünſmal ge-
ſchehen
, wird demſelben hierdurch alle rohe und unreine Materie genommen
werden
.
Man kann zwar ein wenig von einem mit Thomian oder Roßmarin
überzogenen
Waſſer oder von Bradwein unter das Waſſer gieſſen, um zu
verhindern
, daß es im Winter nicht gefriere:
Weilen aber ſolches das
Waſſer
ein wenig ſcharf machen, und hierdurch dieſes die Löcher in denen
Fächlein
weiter machen wird, ſo iſt es ſicherer, das Waſſer ganz allein zu neh-
men
, und die Machine an einem Ort zu ſtellen, wo das Waſſer in der groſ-
ſen
Kälte nicht gefrieren kann.
444422Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Zeigers
Man kann von dieſer Gattung Uhren auch einige machen, deren Wal-
ze
man in ein Gehäus von einer Perpendiculuhr richten mögte, da ihre Be-
wegung
ſolcher Geſtalten langſam gemacht würde, daß jene innerhalb 24.
Stunden nicht weiter als 10. herab gienge, dabey die Stunden ſchlüge und
noch
andere Sachen mehr anzeigete, welche ſonſten die curiöſeſte Uhren mit
Rädern
andeuten, ich behalte mir aber vor zu einer andern Zeit, wie ſolche zu
verfertigen
, auch wie die Perpendiculuhren mit Rädcrn, die Feder- und
Schlaguhren
zu conſtruiren, noch eine Vorſtellung hiervon zu machen.
39[Figure 39]
Das achte Capitel.
Von der Zubereitung eines Zeigers, um da-
mit
den Wind, welcher wehet, ohne daß man aus
ſeinem
Zimmer gehe, zu erforſchen.
Man muß oben an der Dielen eines Gemachs, oder an dem Deckel
eines
Camins, oder aber an der Wand einen groſſen Zirk@ veſt
anmachen
, der in 32.
Areas oder Windrhombos getheilet ſeye,
ſo
daß Nord und Sud juſt mit der Mittagslinie überein treffe, welches man
gar
leicht vermittelſt eines Compaſſes thun kann;
Es muß aber dieſe Uhr
mitten
in ihrem Centro, gleichwie die ordentliche Uhren, einen beweglichen
Zeiger
haben, dieſer Zeiger muß an einer mit dem Horizont perpendicular- ſte-
henden
Axe angerichtet werden, die ſich ganz leicht bey einem wenigen Win-
de
drehen könne, und zwar dieſes vermittelſt eines Dachfahnens, der oben
auf
dem Dach, über eben demſelben Zimmer ſtehen muß;
dann, indeme der
Wind
den Fahnen drehet, wird dieſer auch zu gleicher Zeit die Axe des Zei-
11Tabula
XVIII
.
gers, die daran gerichtet iſt, herum drehen, der alsdann auf dem Zeigerblat
den
Wind, der wehet, andeuten wird.
Dieſe Axe C D drehet ſich alſo nach der Bewegung des Fahnens A B,
22Fig. 7. der von Eiſen ſeyn, und an der beſagten Axe veſt angemacht ſeyn muß, mit ſol-
chem
herum.
Die eiſerne Axe C D ſtehet auf dem Horizont vertical, welche
von
einer horizontal- liegenden Fläche E F, die ein Stück Eiſen iſt, ſo an
einem
Orte beveſtiget worden, um ſolche veſt zu halten, in der Höhe gehal-
ten
wird.
Zu unterſt an der Axe ſtehet ein viereckichtes Stück Stahl G H, in
welches
einekleine Eintiefung gemacht worden, damit die Spitze der Axe, die
von
gehärteten Stahl ſeyn muß, darinnen ſich herum drehen könne, als wel-
che
in D auf dem viereckigtem Stück Stahl aufſtehet, alſo daß ſelbige, weil
ſie
faſt nur auf einem Punct ruhet, gar leicht, auch bey wenigem
445423VIII. Buch, VIII. Capitel. ſich bewegen kann. Das Trieb I K muß vor die 8. Hauptwinde eben ſo
viel
Triebſtecken von gleicher Gröſſe haben, in welche man die Zähne in
dem
Rad L M, daß deren 16.
oder 32, nach denen auf der Uhr bezeichne-
ten
Winden hat, eingreifen laſſen muß, da alsdann das Rad vermittelſt des
Fahnens
in die Bewegung gebracht wird, ſo daß es ſeine Axe F Q mit um-
drehet
, und dieſe Axe, weilen ſie parallel mit dem Horizont geſtellet wor-
den
, laufet eben ſo wi@@elrecht mitten durch die Wand T, als die Uhr ſelbſt,
die
man an der Wand angemacht hat.
Der Zeiger R, der die Winde an-
deutet
, iſt zu Ende der beſagten Axe angemacht, und wird eben ſo, wie jene,
beweget
.
Die Namen der Winde müſſen auf dem Zeigerblat mit groſſen
Buchſtaben
, wie auf denen Compaſſen, von welchen wir oben gehandelt,
unterſchieden
werden.
Man ſiehet aus der Zuſammenſetzung der ganzen Maſchine, daß, in-
deme
der Wind den Fahnen A B herum drehet, ſelbiger die groſſe Axe C D
mit
ſich herum führe, der auch zu gleicher Zeit das Trieb I K mit herum treibet,
in
welches die Zähne des Rades L M greifen, das dann ſo wol das Rad, als
ſeine
Axe, und folglich den Zeiger, der zu äuſſerſt daran ſtehet, um ſich her-
um
zu drehen veranlaſſet, und ſolchergeſtalt kann man nach ſeinem Gefallen
den
Wind, der wehet, ohne daß man aus ſeinem Zimmer zu gehen nöthig
hat
, erforſchen und wiſſen.
Wann der Ort, wo man die Uhr hinrichten will, etwas weit von der
Höhe
des Hauſes, wo allezeit der Fahne ſtehen muß, entfernet iſt, kann man
die
groſſe Axe oder Stange, ſo viel als es beliebig iſt, mit Schrauben-
werk
verlängern, auch mit denen Trieben und Rädern die Zuruck-
lenkungen
anſtellen;
welches alles gar leicht zu ver-
ſtehen
iſt.
Ende des achten Buchs.
40[Figure 40]
446424Kurze Beſchreibung.
Beſchreibung der gebräuchlichſten
Handwerkszeuge
, deren man ſich bey Zube-
reitung
der mathematiſchen Inſtrumenten
bedienet
.
Unter den gebräuchlich ſten und nothwendig ſten Werkzeugen iſt erſt-
lich
ein groſſer Schraubſtock, welcher dienlich iſt, daß man ein
Werk
darein einſchraube, damit es abgefeilet, oder zu einem an-
dern
Gebrauch zubereitet werden könne.
Es wird aber erfordert,
daß
der Schraubſtock wol gefeilet, und daß ſich beyde Theile recht zuſammen
ſchlieſſen
, und inwendig wie eine Feile eingehauen, und wol gehärtet ſeye,
endlich
auch die Schraube in ihrer Spindel, wie es ſichs gehöret, gehe-
Man
machet den Schraubſtock an der Werkbank recht deſt an, die gleich-
falls
an einem Orte, es mag ſeyn, wo es will, deſt ſtehen muß.
Man bedienet ſich auch der Feilkolben von unterſchiedlichen Gröſſen,
nachdeme
nemlich das Werk iſt, das man zu feilen verlanget.
Der Ambos dienet, daß man ein Werk mit dem Hammer darauf
ſchlagen
und treiben könne.
Solcher muß von gehärten und hübſch reinen
Stahl
ſeyn, und dann aufeinem groſſen Stock ſtehen, damit jener in demſel-
ben
, wo er hineingeſüget worden, veſt halten könne.
Es giebet Amböſſe an Werkbänken, welche zu kleinen Werken, um
ſolche
zuſammen zu richten, und platt zu ſchlagen, dienlich ſind.
Einige von
dieſen
ſind zu Ende auf einer Seite rund, und gehen ſpitzig zu, welche nutz-
lich
ſind, die Hülſen in eine Rundung zu bringen;
das Ende der andern
Seite
iſt viereckicht, und verliehret ſich allmählich.
Man nennet dieſe Art
von
Amboſſen die Hornamböſſe.
Die Handſägen ſind auf die Manier gemacht, daß ſie einen Feilbogen
haben
, in die man die Blätter von unterſchiedlichen Dicken einſpannet, und
die
man mit einer Schraube und einem Mütterlein zuſammen füget.
Man muß auch gute Feilen haben worunter dieſentge, die in Teutſch-
land
gemacht werden, zu grober, mittelmäßiger und ſubtiler Arbeit, die be-
ſten
ſind.
Die Engliſche ſind auch ſehr gut. Man muß auch kleine, grobe
und
klare Feilen haben, um damit dreyeckicht, viereckicht, rund und halb-
rund
zu feilen, A.
ingleichen Raſpeln, das Holz damit abzuraſpeln; Ein
wenig
ſtarke Hämmer, die gerad in die Höhe und überzwergs gehen, um ein
Werk
zu ſchlagen, zuzurichten, und glatt zu machen;
kleine Hämmer, die
Nägel
einzuſchlagen, Hämmer mit runden Köpfen, die Sachen in die Run-
dung
cinzutiefen, A.
447425der gebräuchlichſten Werkzeuge.
Schneidkluppen und Schneideiſen, welche zum Schraubenmachen dien-
lich
ſind, die grobe und klare Gewind machen.
Flach angen und Beißzangen von derſchiedenen Gattungen. Schecren
von
unte ſchiedlichen Grdſſen, um die Metallen zu ſchueiden;
Gerbſtähle,
um
ein Werk zu poliren.
Stählerne Bohrer von unterſchiedlichen Dicken,
um
damit Löcher zu bohren, da ein Ende davon in der Figur wie eine Katzen-
zunge
gefeilet iſt, und das andere ſpitzig zu:
Man bedienet ſich dercn auf un-
terſchiedliche
Art.
Es gibt einige, die man an ein Drehwerk zum Durch-
bohren
anmachet, ſolches Werk aber beſtehet aus einem mittelmäſſigen dier-
eckichten
Stuck Eiſen, aus zweyen kleinen Stöcken, an welchen eine Spin-
del
lauft, die mit einem diereckichten Loch, als einem Kaſten, in das der Bohrer
gefüget
, ſolche aber mit Beyhülfe eines Drehbogens herum getrieben wird,
zimlich
tief hinein verſehen iſt, es wird aber beſagter Bogen aus einem Stück
von
einem Rappier gemachet, durch welches oben ein Loch gebohret wird, da-
mit
man eine Darmſeiten durchziehen könne.
Man ſtellet dieſes Drehwerk,
ſo
man ſich deſſen bediencn will, in einem Schraubſtock veſt, und bohret die
Sache
, indeme man ſolche auch in dem Schraubſtock ſchraubet, und den Boh-
rer
in die Spindel, ſie mag nun gleich von Holz oder Meſſing ſeyn, einfüget.
Man kann auch den äuſſerſten Theil des Bohrers in einer kleinen Eintiefung,
die
man in eine eiſerne oder kupferne Platte macht, und gegen den Leib hält,
einſetzen
, alsdann aber die Spitze des Bohrers in der Gegend, die man durch-
bohren
will, appliciren, welcher alsdann mit dem Drehbogen herumgedre-
het
wird.
Das Drehwerk hat auch ſeinen groſſen Nutzen; Das allerſimpelſte be-
ſtehet
aus zween Stöcken die von Kupfer oder Stahl gemacht, und längs ei-
nem
langen viereckichten Eiſen geſchoben werden, dabey auch eine Schien,
welche
ſich gleichfalls an beſagtem viereckichten Eiſen hin und wieder ſchie-
ben
läſſet, und zum Auflegen der Stähle dienlich iſt.
Oben an den Stöcken
ſind
zwo Schrauben, vom gehärteten Stahl, die durch ſolche gehen, ange-
macht
, welche man mit Beyhülfe der Mütterlein veſt ſtellet.
Wann man
dieſes
Dreh@erk recht gebrauchen will, muß ſolches in einem Schraubſtock
eingeſchraubet
werden, alsdann füget man das Werk, das abgedrehet wer-
den
ſoll, zwiſchen die zwo Spitzen der Schraube:
Wann man mit der Hand
drehen
will, bedienet man ſich eines Bogens, der aus einem dünnen Rappier
gemacht
iſt, durch deſſen Ende eine Saite von Därmen, oder eine Fahr-
ſchnur
gezogen wird.
Die groſſen Drehwerke, als die Drechſelbänke, die mit dem Fuß getretten
werden
, beſtehen aus zween Stöcken, (nemlich dem Reitſtock und dem Do-
ckenſtock
,) und aus zwoen Ladbänken von Holz, deren Dicke und Länge nach
der
Drechſelbank proportioniret iſt.
Die Ladbänke werden waſſerpaß, und von-
einander
um 2.
biß 3. Zoll weit nach der Dicke der Stöcke, die zwiſchen dieſe
beyde
kommen müſſen, geſtellet.
Dieſe Ladbänke ſtehen an ihren Enden auf
448426Kurze Beſchreibung hintern und vordern Stock, die ungefehr 4. Schuh, und woran unten zwey
andere
Querhölzer geſüget ſind, damit die Drechſelbank veſto ſtärker halten,
und
beſtändiger ſeyn möge.
Der Reit-und Dockenſtock ſind zwey Stück Hölzer von gleichen Di-
cken
und Längen;
Der eine Theil von dieſen Stöcken muß tief eingeſchnit-
ten
werden, damit er zwiſchen die zwo Ladbänke gerichtet werden möge;
Das
Uebrige
als der obere Theil von den Stöcken, das viereckicht geſchnitten iſt,
ſtehet
auf den Ladoänken veſt, damit aber beſagte Stöcke noch veſter ſtehen,
hat
man hölzerne Keile, die man mit dem Schlegel durch die Schließung
treibet
, welche unten an den Stöcken unterhalb der Ladbänke ſind.
Es findet ſich oben an jedem Stock ein Nagel vom Stahl, der veſt in
dem
Holze ſtehet;
Dieſe Nägel müſſen ſo accurat daran gerichtet werden,
daß
ſie, wann man ſolche zuſammen ſchiebet, auf ein Punct treffen.
Es gehet auch ein langes Stück Holz nach der Länge hinunter, welches
von
den Aermen an den Stöcken, die nach Nelieben, enger zuſammen, und
weiter
auseinander geſchoben werden können, gehalten wird.
Dieſes Stück
Holz
dienet, daß man die Stähle darauf, wann man drehet, veſt auflegen
kann
.
Oben an der Decke oder Dille, gerad über der Drechſelbank, wird ei-
ne
Stange angemacht, die ſich biegen läſſet, an deren Ende eine Saite ange-
macht
werden muß, welche biß auf die Erde herunter gelaſſen, und an das
Ende
eines Stück Holzes, das man den Tritt nennet, veſt angebunden wird.
Wann man arbeiten will, windet man die Saite um das Stuck, das man
abzudrechſeln
verlanget, oder um die Spindel, an die das Stuck angerichtet
iſt
, tritt alsdann mit dem Fuß den Tritt, und machet alſo, daß ſich das Werk,
mit
Beyhülfe, der ſich wie eine Feder biegenden Stange, herum drehet, wor-
auf
man dann mit denen zu dieſer Sache gehörigen Werkzeuge, nemlich
Stählen
, die man auf die Schien aufleget, und gegen das Stück, ſo zum Ab-
drehen
gerichtet worden, veſt hält, ſolches gleich, und zwar erſtlich, mit den
groben
Stählen überſchrotet, hernach aber mit den andern ſubtilern gar aus-
arbeitet
.
Weilen ſich aber alle Sachen nicht zwiſchen den zween Nägeln drehen
laſſen
, indeme man oft etwas von freyer Hand drehen muß, ſo nimmt man
einen
Stock davon weg, und ſetzet einen anderen, der mit einer eiſernen Platte,
die
man die Docken nennet, verſehen iſt, an deſſen Stelle;
und ſolcher wird
eben
ſo, als wie die ordentliche Stöcke zwiſchen die Ladbänke gerichtet, die
alſo
an ſtatt eines Nagels mit einem recht runden Loch verſehen ſind, in wel-
chem
der Hals einer eiſernen.
Spindel laufet, deren anderes Ende in dem
Nagel
des andern Stocks beweglich iſt.
Dieſe Spindel iſt 15. biß 18. Zoll lang, und auf folgende Art gemacht;
An dem Ende, das an der Docke ſich befindet, iſt eine Sch@aube von einem
ſtarken
Gewind, in welches man unterſchiedliche meſſingene Stücklein
449427der gebräuchlichſten Werkzeuge. ſchraubet, in denen allerhand Stücke von Holz veſt angerichtet werden, wo-
durch
dann verſchiedene Sachen, die gedrehet werden ſollen, veſt gehalten
werden
.
An das andere Ende der Spindel richtet man allerhand Schrau-
bengewinde
von verſchiedener Weite und Enge, um auf dem Drehwerk
Schrauben
zu vielerley Sachen verfertigen zu können.
Ungefehr in der Mitte dieſer Spindel iſt eine hölzerne Rolle, um welche
die
Saite gehet.
Wann nun beſagtes Schraubwerk recht accurat und wol
zubereitet
ſeyn ſoll, ſo muß ſolches auf dem Drehwerk verfertiget werden.
Man kann an dieſe Spindel noch viele andere Stücke richten, um die ir-
regulaire
Figuren auf der Drechſelbank zu drehen, nemlich ooal oder ablang,
roßen
oder baſſet, her;
, knorricht oder verſetzt, wie auch gewundene Säu-
len
, A.
Aue dieſe Stücke ſind uach der Figur gefeilet, die man haben will,
daß
ſie geben ſollen, und haben ein viereckicht Loch, die man an den viereckich-
ten
Zapfen, der zu Ende der Spindel ſich befindet, ſtecket.
Wann dieſe Stücke nun an der Spindel veſt ſtehen, ſtellet man deren
eines
End, das ſpitzig iſt, in eine kleine Eintiefung, die in den Stock gemacht
worden
, das andere Ende aber durch die Docken, die auf ſolche Geſtalt zu-
bereitet
iſt, daß ſich zwey Stücke daran befinden, die Federn ſind, welche
die
Patrone hin und wieder treiben, daß alſo ſolche auch die Spindel mehr
oder
weniger, nachdeme die Patrone iſt, hin und her ſchieben;
welches dann
machet
, daß die Stahl desjenigen, der daran drehet, dem Werk die ver-
langte
Figur geben, als welche entweder daran oder davon abſtehen können,
nachdeme
die Spindel ſolche im Hin-und Wiedergehen antrifft;
dann man
muß
die Stähle allezeit auf der Schiene ſtät und veſt halten.
Ich will mich
anjetzo
, indeme man ſich ſolcher Arten der Figuren bey deuen mathematiſchen
Inſtrumenten
insgemein nicht bedienet, nicht weiter bey dieſer Materie von
dergleichen
Drechſeleyen aufhalten.
Der meiſte Nutz dieſer Spindel iſt, daß man ſich deren bey den Zir-
keln
von freyer Hand zu drehen, die Zargen in den Compaßen zu machen, und
andere
dergleichen Sachen zu verfertigen, bedienet.
Dieſes wird alſo ge-
macht
, da man nemlich die Stücke, die gedrechſelt werden ſollen, an ein
Holz
ſüget, welches an der Spindel, wie wir oben ſchon gemeldet haben, ge-
ſtecket
wird, und dann an das Drehwerk, damit beſagte Stücke daran veſt
ſtehen
mögen, richtet.
Die Schienen werden auch, nachdeme die Arbeit iſt, die man zu verfer-
tigen
hat, auf unterſchledliche Weiſe geſtellet, einige von vornen her, einige
aber
auf die Seiten.
Was die Schrauben anlanget, werden ſolche eben ſo von auſſen, wie
innen
, an denen Gewinden zubereitet, indeme man an ein Gewind, das man
verlanget
, ein Stück Holz, das vorhero ſchon in etwas nach eben dem Ge-
wind
formiret iſt, appliciret, und es an den Stock, der das Ende der Spin-
del
in ſich hat, richtet;
Man kann an ſelchem Stock ven dergleichen zu
450428Kurze Beſchreibung Gewind in etwas formirte Hölzer ſo viel anſügen, als nemlich Gewinde zu
Ende
der beſagten Spindel ſind.
Das andere End der Spindel, allwo der
Hals
von gleicher Dicke iſt, gehet juſt in das Loch der Docke;
Wann nun
mit
dem Fußder Tritt getretten wird, machet ſolches vas Werk hin und her
gehen
, alſo daß man die Schrauben oder die Gewinde mit dem Dreheiſen
oder
Stählen von verſchiedenen Figuren, die man mit Fleiß dazu nach denen
auf
der Spindel angedeuteten Gewinden verfertiget, machen kann.
Was die Dreheiſen oder Stähle anlanget, ſo bedienet man ſich zum
Holz
der Meiſſel, Röhren, Krucken, Einſchnitte, Zweyſchnitte, Baucheiſen,
Mondſcheine
, A.
Zum Meſſing oder anderen Metall brauchet man kleinere
Stähle
, die von guten gehärteten Stahl gemacht ſind, und zwar einige zu de-
nen
breiten glatten Ränden zum Grobabdrehen, andere aber bey runden und
viereckichten
Stücken;
zu Formirung der Schrauben und ihrer Gewinde
nimmt
man Schraubenſtäbl und Schraubendacken, A.
Alſo haben wir Stuckweiß die gebräuchlichſte Handwerkszeuge, deren
man
ſich am meiſten bedienet, ſamt denenjenigen, von welchen wir in unſern
gegenwärtigen
Tractat hin und her Meldung gethan, auch beſchrieben, und
werden
alſo leichtlich die annoch übrige, deren man nöthig haben mag, zu
ſuppliren
ſeyn.
Gleichwie aber das meiſte von dieſem Handwerkszeug von Leuten, die
ſolche
ſelbſt gebrauchen, verfertiget werden muß, alſo will ich noch zeigen, wie
man
das Metall, das zu deren Zubereitung am dienlichſten iſt, recht dazu aus-
wählen
ſolle.
Der beſte Stahl, um daraus allerhand Werkzeuge zu verfertigen, kom-
met
aus Teutſchland.
Wann der Stahl gut ſeyn ſoll, muß er ohne Schie-
fern
, ohne Schlauch, und nicht Eiſenſchüſſig ſeyn, welches man erkennen
kann
, wann man ſolchen voneinander bricht, und ſiehet, ob ſich auf dem Bruch
einerley
Korn findet.
Man muß wol acht haben, daß man, indeme man Werkzeuge und anders
ſchmiedet
, den Stahl nicht verbrenne und überhitze;
es muß aber ſelbiger ſo
geſchwind
, als es immer möglich iſt, geſchmiedet werden, dann je länger ſol-
cher
erhitzt wird, je mehr er zu Schaden gehet.
Wann man die Werkzeuge, nachdem ſolche geſchmiedet und gefeilet
worden
, in dem Feuer der Farb nach, ein wenig mehr als Kirſchenfarb iſt,
glühen
läſſet, härtet man ſolche in Brunnenwaſſer ab, das kälteſte iſt das be-
ſte
.
Man thut den Zeug nicht eher heraus, als biß er kalt iſt, und läſſet ihn
alsdann
ein wenig wieder warm werden, da man nemlich ſolchen geſchwind
auf
ein heiſſes Eiſen leget, biß ſeine weißlichte Farb, die er durch das Härten
überkommen
, allgemach ſich verlieret, und eine gelblichte Farb krieget, als-
dann
wirft man den Zeug geſchwind in das Waſſer, ehe er blau wird, weil
er
ſonſten leine Kraft verlieren würde.
Wann man die Feilen und andere Sachen, die man aus Eiſen
451429der gebräuchlichſten Werkzeuge. eingeſetzt härten will, nimmt man einen Ruß vom Schlot oder Schorſtein, der
am
härteſten und gröbſten iſt, und reibet ihn zu klarem Pulver, den man in Urin
und
Eſſig ſchüttet, und ein wenig Saltz dazu thut, daß ein flüſſiger Teich dar-
aus
werde.
Nachdeme nun der Ruß genug eingepeitzet worden, überziehet man den
Werkzeug
damit, indeme man ſolchen einſetzet, den man hernach mit Erde
überziehet
, und läſſet alles ſo miteinander im brennenden Kohlfeuer glühend
werden
;
Wann es nun ein wenig röther als Kirſchenfarb iſt, wirſt man es
in
ein mit ſehr kalten Waſſer angefülltes Gefäß, ſo wird der Zeug hart ge-
nug
ſeyn.
Wir haben ſchon oben gemeldet, wie man das Kupfer oder das Silber
zuſammen
löthen müſſe;
iſt alſo nicht undienlich zu wiſſen, wie man ein Ei-
ſen
an das andere löthen könne;
Man muß nemlich einen dünnen Meſſing
auf
das Stuck, das man anlöthen will, wie auch gepülverten Borax, legen,
und
es auf allen Seiten mit brennenden Kohlen bedecken, die man ſo lang zu-
leget
, biß der Meſſing flüſſig wird.
Ich habe oben gezeiget, wie man Silberloth, und dann auch Kupfer-
loth
, machen kann.
Man machet aber zu ſolchen Metallen auch ein Loth von
Zinn
, das man mit einer groben Feile grob feilet, welchem man noch den 6ten
Theil
von dem Salmiack mit Baumöhl beyfüget.
Dieſes Loth iſt ſehr
flüſſig
und gut zu denen Werken, die man nicht allzuſehr heiß machen will.
Es iſt auch hier dienlich zu erinnern, daß man den Meſſing, indeme er
hciß
iſt, weder ſchlagen noch ſchmieden ſoll, weil er ſonſten zerbrechen würde.
Was das Kupfer anlanget, ſo läſſet ſich ſolches ſo wol kalt als warm ſchla-
gen
, deßwegen bediener man ſich auch deſſen eben ſo wol in der Zubereitung der
mathematiſchen
Inſtrumenten, wiewolen das gelbe Kupfer oder der Meſſing
zu
dergleichen Sachen viel ſchöner iſt, und viel beſſer ſich dazu ſchicket.
Der Meſſing wird aus Kupfer und Galmey gemacht, der ein Stein iſt,
welcher
dem Metall eine gelbe Tinctur giebet;
Dieſer Stein wird in Frank-
reich
, und in dem Lütticher Land geſunden.
Das Gold und Silber kann man kalt und warm ſchlagen und ſchmie-
den
, ſie laſſen ſich auch faſt wie das Kupſer gieſſen;
Damit man aber auch
endlich
das Unſaubere von dem Abgefeil bringen möge, ſo thut man es in einen
Schmelztiegel
mit dem 10.
Theil Salpeter. Die mathematiſche Inſtru-
menten
werden aus Gold und Silber auf eben die Manier,
wie
aus Meſſing, verfertiget.
ENDE.
452430Rurze Erklärung ver Rupf@rtab@llen.
Kurze Grklärung verſchiedener in denen Kupferta-
bellen
vorkommenden lateiniſchen und franzöſt-
ſchen
Wörter.
In der Tabelle Fig. B. ſtehet auf dem Lineal Dimid. Pes. Reg. das iſt, ein hal-
ber
komglicher franzöſiſcher werfſchuh.
Fig. D. auf dem Winkelmaas,
Dimid
.
pes Rhen. d. i. ein halber Kheinlän@iſcher Werfſchuh. Das Wort
Perpendic
.
iſt an ſich ſchon bekannt, ingleiche@ auch Scala, welches öfters im
Text
ſelbſten mit dem Wort Maasſtab verteutſchet worden.
VI. Tab. in Fig. 1. und 4. bey AA finden ſich verſchiedene lateiniſche Wörter, als:
Linea Arithmetica, Linea Geometrica, Lin. Polygon. Lin. Chordarum, Lin. Solidor.
Lin
.
Metall. & c. Was nun mit dieſen Benennungen ang@deutet werde, läßt ſich
nicht
ſo wol mit kurzen Worten deutſch geben, als viclm@bv aus denen im II.
Buch
Section
1.
2. 3. 4. 5. 6. vorkommenden Beſchreib@und Erklärungen verſtehen und
begreifen
, wohin dann auch der Leſer billig verwieſen wird.
Die Worte bey Fig.
1
.
Virg. pro Tormentis heiſſen deutſch: das Maas, oder der Masſtab don der
Gröſſe
und Weite der Canonen oder Stücke;
Und bey Fig. 4. pondus globo-
rum
torment.
Gewicht oder Schwere der Stückkugeln. Bey Fig. 6. ſoll ſtehen:
Ein
Beſteck von 6.
zollen in der Gröſſe; Bey der 7ten: ein Beſteck 4.
Zoll
groß;
und bey der 8ten: ein Sackveſteck 3. Zoll groß.
VII. Tabell die bey Fig. 2. und 9. befindliche lateiniſche Wörter ſind ſchon in der nächſt
vorhergehenden
Tabelle erläutert.
Fig. 5. Superficies 20. Toiſ. und 30. Toiſ beiſſet
eine
Oberfläche von 20.
oder 30. franzöſiſchen Ruthen. Fig. 14. partes æquales
gleiche
Theile.
Fig. 15. pro Diametris, vor die Halbmeſſer oder Diametros. Fig.
17. Diametri, Halbmeſſer oder halb theilendes Maas der Säſſer; Longitud. de-
ren
Länge;
Content. deren Halt oder Inhalt; Menſ. die Pinte, Maas, Ran-
ne
, Fig.
18. Ferrum, @iſen, Plumbum, Bley; Fig. 19. 4 Zinn; Silber;
Fig
.
20. (sun) Gol@; Rupfer.
VIII. Tabelle Fig. 1. H. Partes æquales und Polygona, ſiud ſchon aus dem vorherge-
benden
bekannt.
IX. Tab. Fig. P. Pes Londin. Engliſch Londiſcher Werkſchuh; Pes Rhen, Rheinlän-
diſche
werfſchuh;
Pes Pariſ. Pariſiſcher werkſchub.
XI. Tab. Fig. 10. ſtehet 48. P. 6. Dig. d. i. 48. Schuh, 6. Zoll.
XII. Tab. 1. Pentagone fortifié, eine regulaire fünfeckichte Veſtung. 2. Baſtions,
Baſteyen
oder Bollwerfe.
3. Courtines, Courtinen oder die zwiſchen zweyen
Bollwerfen
liegende Linten und Wälle.
4. Les Flanques, die Flanquen, Schul-
tern
, oder Slügel.
5 Les Faces, die Sacen, Geſichtslinien. 6. La Gorge, die
Rehle
.
7. Demie Lune, ein halber Mond. 8. Ouvrage à Corne, ein Hornwerk.
9. Foſſe, der Graben. 10. Chemin couvert, der bedeckte weg. 11. Palliſades,
die
Palliſa@en oder Stackeren.
12. Glacis, die Abdachung oder die abhangen-
de
Bruſtwehr des verdeckten Wegs oder die Contreſcarpe.
XIII. Tab. Fig. A 1. ſind lauter franzöſiſche Namen e@licher nahe um Paris herumlie-
genden
Oerter, deren Lage und Situation man auf dem daſelbſtigen koniglichen Ob-
ſervatorio
ſehen kann.
Von den Wörtern Scala und Toiſ. die ſowol hier, als in mehr
andern
Tabellen vorkommen, iſt ſchon oben geſagt worden.
453431Erklärung der Rupfertabellen.
XIV. Tab. b. Trenchée, die Werke, welche die Belägerende vor der Veſtung aufwer-
fen
.
Batteries de Canons, ſind die Oerter, die erhaben und mit einer Bruſtwehr ver-
ſehen
ſind, varauf die Canonen angeordnet und gegen einen Platz zugerichtet wer-
den
.
Batterie de nivean, iſt ein Ort, darauf die Stücke dem Horizont gleich geſtel-
let
werben, und man an ſtatt der Bruſtwehre bloſſe Schanzkörbe brauchet.
Bat-
teries
enterrées, ſind Oerter, allwo dergleichen Geſchütze tiefer, als der Horizont
iſt
, gepflanzet werden.
Echelle du Plan, eine Scala zu dem Grundriß. Echelle du
Proſil
, eine Scala zum Profil, oder Durchſchnitt.
XVI. Tab. A Pondus Glob. Torment. Gewicht der Stuckkugeln. Digiti Pedis. Reg.
Zolle eines königlichen franzöſiſchen werkſchuhes. Fig. B. Lineæ, Digiti, Li-
nien
, Zolle.
Virg. pro Tormentis, Meßſtab vor die Stücke. Pondus globorum
ferr
.
Oewicht der eiſernen Stückkugeln.
XVIII. Tab. Fig. 5. Noviluniorum, Pleniluniorum, derer Neumonden, Vollmonden.
Epochæ Annorum Lunarum, gewiſſe Zeitterminen, von Mondiahren.
XIX. Tab. Fig. 1. die in dem Seecompaß oder der Seeroſen ſt bende Buchſtaben,
welche
die Gegenden der Winde and@ute@, ſind gleich zu Aufang des VII.
Buchs
völlig
ausgeleget.
XX. Tabell. Quadrans pro exhibenda R@duct one, & c. d. i. R@uct@onsquadrant zu
denen
Seecharten dienlich.
Latin do creſ ens, die wa@ ſende, oder zuneh-
mende
Breite.
XXI. Tab. Mappa per Tractum inter Galliam & c. d. i. Charte des Strichs oder Be-
zirks
zwiſchen Frankreich, Spanien, En@@land und Irrland, denen Schiff-
leuten
zu Nus verfertiget.
XXII. Tab. Fig. 3. Ang. 116. 34. Winkel von 116. Graden, 34. Minuten. Fig. 4.
Horolog. horizontale, Horizontaluhr. Fig. 5. Hor. verticale, Verticaluhr. Li-
nea
horizontalis, Horizontal@oder Geſichtslinie.
Fig. 6. Polare ſuperius, eine obe-
re
Polaruhr.
Fig. 7. Aequinoctiale ſuperius, eine obere Aequinoctialuhr, Arcus
diurnus
, Tagmeſſender Bogen.
XXIII. Tab. Fig. 1. Horol. occidentale pro 49. Gradus. Eine O cidental, oder ge-
genüberſtehende
Uhr vor 49.
Gra@ der Polhöhe. Deſe, und andere ſol-
che
Benennungen, welche ſchon einmal da gew ſen, geben wir in de@ nachfol-
genden
, der Kürze halber, jedesmal vorbey.
Fig. 2. Horol. Verticale & c. eine Ver-
ticale
von Mittag gegen Abend um 45.
Grad abweiwende Uhr. Æquinoctia-
lis
, Subſtylaris, Aequinoctial und Subſrylar@oder Zeigerlinie.
Fig. 3. Horol. de-
clinans
&
c, eine von Mitternacht gegen Abend um 45. Grad abweichende Uhr.
Axis, die Weltaxe. Fig. 4. Horol. inclinatum & c. eine gegen dem Horizont 63.
Grad
inclinirende oder ſich abneigende Uhr.
Super verſus Merid. die obere ge-
gen
Mittag.
Fig. 5. Horolog. & c. eine dergleichen gegen dem Horizontum 63.
Grad
ſich abneigende Uhr.
Infer. verſus Sept. die untere gegen Mitternacht.
Fig
.
6. Horol. declinans & c. eine von Mittag gegen Morgen um 36. Grad ab-
weichende
und zugleich gegen die Eode um 63.
Grad, 26. Minuten abneigen-
de
Uhr.
Nadir, der Fußpunct. Fig. 7. Horol. declinans & c. eine gegen die Erde
um
36.
Grad ſich abneigende untere Uhr. Fig. 8. Horol. declin. eine von Mit-
tag
um 72 Grad abweichende, und zugleich gegen den Himmel um 63.
Grad,
26
.
Minuten inclmirende obere Uhr. Die übrige Wörter in der 6. 7. und 8.
Fig
ſind alle ſchon vorgekommen.
454432Erklärung der Rupfertabellen.
XXIV. Tab. Fig. 1. I. Quadrans pro Declinatione à Meridie verſus Occaſum & c. Oua-
drant
vor die Abweichung von Mittag gegen Abend, und von Mitternacht
g@gen
Morgen.
K Quadrans pro Declin. à Meridie verſus Ortum & c Ouadrant
vor
die Abwetchung von Mittag gegen Morgen, und von Mitternacht ge-
gen
Abend.
Declinatorium & Inclinatorium, Abweich-und Abneigungsinſtru-
ment
.
Latus pro Declinatione, Seite vor die Abweichung. Latus pro inclinatione
verſus
Zenith aut Cœlum, Seite vor die Abneigung gegen den Scheitelpunct,
oder
den Himmel.
Latus pro Inclinatione verſus Nadir & Terram, Seite vor die
Abneigung
gegen den Fußpunct oder die Erde.
XXV. Tab. Fig. 1. Arcus ſignorum, Bogen der himmliſchen Zeichen. Horæ Baby-
lonicæ
, Babvton@che St@n@en.
Horæ Italicæ, Welſche Stunden. Aſtronomicæ,
Aſtronomiſche
Stunden.
Das Wort Almucantharat geben zwar cinige im Teut-
ſchen
, Rreiß der Hohen;
was es aber eigentlich bedeute, iſt beſſer aus dem Text
ſelbſten
zu begreifen.
NB. Wobey wir dann auch dieſes noch mit wenigen erinnern,
daß
einem ſolchen der eine oder andere Gattung von Sonnenuhren machen will,
verſchiedene
lateiniſche und andere fremde Benennungen aus der Aſtronomie, z E.
Polus, Aequator, Horizont, Nadir, Zenith & c. & c. ſcho@ bekannt ſeyn werden, oder
wenigſtens
ſollen.
Fig. 3. Latus muro applicatum, die Seite, ſo von der Uhr an
die
Mauer oder wand kommt.
Declinatio à Meridie verſus Occid. Abweichung
vom
Mittag gegen Abend Declinatio à Meridie verſus Ortum, Abweichung von
Mittag
gegen Morgen.
Fig. 5. Latus orientale, die Seite gegen Morgen. Pla-
num
horizontale, Horizontalfläche.
XXVI. Tab. Fig. 3. Longitudo Styli, die Länge des Zeigers. Fig. 4. Altitudo Polaris
49
Grad, die Höhe des Pols von 49.
Graden. Fig. 4. 5. Horæ antemeridianæ,
pomeridianæ
, die Vormittags und Nachmittagsſtunden.
XXVIII. Tab. Fig. 3. Polus mundi, Weltpol. Stella polaris, Polarſtern. Urſa ma-
jor
, der groſſe Bar.
Urſa minor, der kleine Bär. Lucida, ein heller Sterniu
dem
kleinen Bärn A.
ERDE.
Bericht an den Buchbinder.
Derſelbe wolle zu Ende des Buchs alle Kupfer, nach ihrer natürlichen Ord-
nung
und Tabellen I.
II. III. IV. A. einbinden und ſo einſchlagen, daß man
bey
dem Gebrauche des Buchs jede Tabelle heraus legen und bey Leſung
der
Materie dieſelben füglich beſchauen könne, es iſt deßwegen die Helfte
des
Pappiers weiß gelaſſen worden.
455
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45641[Figure 41]TABULA I.
pag. 6.
3 4 1 2 8 5 5 7 6 A B F C 11 10 D E 12 9 M P N G O D F E 15 B H 60 14 14 H D I 13 A C F 16 18 17 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 B 32 31 30 29 A
457
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458
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45942[Figure 42]TAB. II.
pag. 8.
1 2 3 4 5 8 7 6 B C B B C 9 10 70 @ a 11 11 D A A C A D 13 12 14 15 16 17 18 19 19 20 20 21 21 21 22 22 22 23 23
460
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461
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46243[Figure 43]TAB. III.
pag. 14.
C G C D D E F E B A B O B A A A
44[Figure 44]Fig. 3.F H D E G C B45[Figure 45]Fig. 4.F D C B46[Figure 46]Fig. 2.G F H D F A B C47[Figure 47]Fig. 1.F D H A B G C48[Figure 48]Fig. 5.D E P C A B49[Figure 49]Fig. 6.C D G E A B F50[Figure 50]Fig. 7.C A B @ 1 D51[Figure 51]Fig. 8.A D G F C E B52[Figure 52]Fig. 9.C A B53[Figure 53]Fig. 9.E F G54[Figure 54]Fig. 10. C D A B55[Figure 55]Fig. 11.C D A B56[Figure 56]Fig. 12.C D A B
463
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464
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46557[Figure 57]TAB. IV
pag. 18.
Fig. 1.
C A B D
58[Figure 58]Fig. 2.C A B a b59[Figure 59]Fig. 3.D E F G H C Y Z A B60[Figure 60]Fig. 4.B F C E A D61[Figure 61]Fig. 5.C A D B62[Figure 62]Fig. 6.F E I G A D I H B C63[Figure 63]Fig. 7.A D E B64[Figure 64]Fig. 8.A B65[Figure 65]Fig. 9.A D E F C B66[Figure 66]Fig. 10.C A B67[Figure 67]Fig. 11.C A B68[Figure 68]Fig. 12.C A B69[Figure 69]Fig. 13.F D E70[Figure 70]Fig. 14.C A B71[Figure 71]Fig. 15.G H I72[Figure 72]Fig. 16.C B A
F
D E
73[Figure 73]Fig. 17.D E C F F A B74[Figure 74]Fig. 18.D E A B75[Figure 75]Fig. 19.C A E B D
466
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467
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46876[Figure 76]TAB. V.
Pag. 28.
Fig. 1.
C A 1 2 3 4 5 B D
77[Figure 77]Fig. 2.D F B A C H G E78[Figure 78]Fig. 3.D E G F A B C79[Figure 79]Fig. 4.D A C B80[Figure 80]Fig. 5.D E G K A C D B F I H81[Figure 81]Fig. 6.D A E G F B C82[Figure 82]Fig. 7.C H H T P P R O S I L A F G E B P P H H D83[Figure 83]Fig. 8.D E C A B84[Figure 84]Fig. 8.d c c a b85[Figure 85]Fig. 9.D d E c F c C a b A B86[Figure 86]Fig. 10.D E C A B87[Figure 87]Fig. 10.d e c a b
K
L
G
H
88[Figure 88]Fig. 11.D E C A B89[Figure 89]Fig. 11.I N L G K M H90[Figure 90]Fig. 11.d e c a b91[Figure 91]Fig. 12.D C A B
d
c a b
92[Figure 92]Fig. 13.C D A B93[Figure 93]Fig. 14.A C B94[Figure 94]Fig. 15.C B95[Figure 95]Fig. 16.F X C D
469
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47196[Figure 96]TAB. VI.
pag. 44.
Fig. 5.
K M N I
97[Figure 97]Fig. 4.A F H G F H G98[Figure 98]Fig. 3.A F F99[Figure 99]Fig. 1.A B C D D C B100[Figure 100]Fig. 2.A C L O B D P N E F101[Figure 101]Fig. 6.102[Figure 102]Fig. 7.103[Figure 103]Fig. 8.
472
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473
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474104[Figure 104]TAB. VII.
pag. 78.
Fig. 1.
A 1 2 3 4 5 6 7 B
105[Figure 105]Fig. 2.106[Figure 106]Fig. 3.A B C D107[Figure 107]Fig. 4.B A C108[Figure 108]Fig. 4.B A C109[Figure 109]Fig. 5.Superficies 40. Toiſarum.
Superficies
30. Toiſarum.
a b A B
110[Figure 110]Fig. 6.C A B111[Figure 111]Fig. 7.D E F112[Figure 112]Fig. 8.D F113[Figure 113]Fig. 9.114[Figure 114]Fig. 10.D B C A115[Figure 115]Fig. 11.D F G116[Figure 116]Fig. 12.117[Figure 117]Fig. 13.A D B118[Figure 118]Fig. 15.C A B D119[Figure 119]Fig. 14.120[Figure 120]Fig. 16.121[Figure 121]Fig. 17.122[Figure 122]Fig. 18.C D
A
B
123[Figure 123]Fig. 19.E P G H K L124[Figure 124]Fig. 20.M N
O
P
@
R
475
[Empty page]
476
[Empty page]
477125[Figure 125]TAB. VIII.
pag. 88.
A B C D E F G H I K O L M N
478
[Empty page]
479
[Empty page]
480126[Figure 126]TAB. IX.
pag
: 102.
E H A I F C D B 1 1 M G 1 1 L K 2 2 2 5 3 N 4 5 3 4 O P R Q V S T
481
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482
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483127[Figure 127]TAB. X.
Fig
. 124.
Fig
. 1.
5 2 1 A 6 3 4
128[Figure 128]Fig. 2.7 1 7 2 2 9 9129[Figure 129]Fig.4.3 4130[Figure 130]Fig.5.8131[Figure 131]Fig.3.1 6 2 4 3 5132[Figure 132]4 6 B 6 a b 1 5 1133[Figure 133]4 6 6 C 1 1 5 5 2 1 3134[Figure 134]F 1 2 1 4135[Figure 135]5 6 1 D 2 3 4136[Figure 136]E 5 2 4 BB 4 3 2 2 5 6137[Figure 137]4 2 8 6 1 G i 12 3 4 3 9 4 2 2 7 5 1 1138[Figure 138]H139[Figure 139]10140[Figure 140]11141[Figure 141]1 3 4 2 L 5142[Figure 142]2 5 1 4 6 3 I 2143[Figure 143]3 1 2144[Figure 144]3 2 K 4 5 M 6 7 1 10 8145[Figure 145]9
484
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485
[Empty page]
486146[Figure 146]TAB. XI.
pag
. 140
C D A B A E E E E B
147[Figure 147]Fig. 1F A E C D B148[Figure 148]Fig. 2.H A C G B149[Figure 149]Fig.3.F A C B150[Figure 150]Fig. 4.C D A B151[Figure 151]Fig. 5.A B C152[Figure 152]Fig. 5.F B D C153[Figure 153]Fig. 6.A B E C D154[Figure 154]Fig. 7.L E F K M I H G N155[Figure 155]Fig. 8.E C A D B156[Figure 156]Fig. 9.C D A B157[Figure 157]Fig. 10.H G D E A C B158[Figure 158]Fig. 11.A B C E F D159[Figure 159]Fig. 12.B C A D160[Figure 160]Fig. 13A B E D C161[Figure 161]Fig. 14.Q F I L E P B M A H D O G C
487
[Empty page]
488
[Empty page]
489162[Figure 162]TAB. XII.
pag. 146.
A
163[Figure 163]B164[Figure 164]Fig. 1.D E A F G H C B165[Figure 165]Fig. 2.M N H L I G E F K166[Figure 166]A167[Figure 167]B168[Figure 168]C169[Figure 169]1 2 D 4 3170[Figure 170]Fig. 2.
a
b c e g f d
171[Figure 171]Fig. 1c a d b c172[Figure 172]Fig. 1.E A D B C173[Figure 173]Fig. 2.A B C E G F B
490
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491
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492174[Figure 174]TAB. XIII.
pag. 168
175[Figure 175]Fig. A176[Figure 176]B C F D E177[Figure 177]Fig. 1.178[Figure 178]Fig. G179[Figure 179]Fig. 2.A B C180[Figure 180]Fig. 3.D G F E181[Figure 181]Fig. 4.A D C182[Figure 182]Fig. 5.B D A C B183[Figure 183]Fig. H.A C D E F B
493
[Empty page]
494
[Empty page]
495184[Figure 184]TAB. XIV. a.
Pag
: 134
185[Figure 185]Fig. AD G L B B F C186[Figure 186]Fig. BC187[Figure 187]Fig. H.N S R188[Figure 188]Fig. D1 2 3 1 2 6 7 3 5189[Figure 189]Fig. 1.D C E A B190[Figure 190]Fig. 2.A C B D E191[Figure 191]Fig. 3.B C D A192[Figure 192]Fig. 4H D E G F C I A B193[Figure 193]Fig. 1.E G H D C F194[Figure 194]Fig. 2.E D A195[Figure 195]Fig. 3.C D B A E
496
[Empty page]
497196[Figure 196]TAB. XIV. b.
198
Fig
. 3.
Fig
. 1.
Fig
. 2.
4 7 6 8 9 A 3 C 5 B F E D L G H L R I S F S R K N P P P T X Y K A O Q P P N B B
498
[Empty page]
499
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500197[Figure 197]TAB. XVI.
Pag
: 228.
198[Figure 198]Fig. 1.B A C D E F G H
501
[Empty page]
502
[Empty page]
503199[Figure 199]TAB. XVII.
Pag
: 244.
200[Figure 200]Fig. 8.X B C D O O F F A V201[Figure 201]Fig. 6.B D F E A202[Figure 202]Fig. 1.B A C E O D203[Figure 203]Fig. 3.I R V R Q M204[Figure 204]Fig. 7.205[Figure 205]Fig. 4.Z Z N M206[Figure 206]Fig. 5.T S S X S Y207[Figure 207]Fig. 2.
Fig
. 9.
A
504
[Empty page]
505
[Empty page]
506208[Figure 208]TAB. XVIII.
pag
. 284
209[Figure 209]Fig. 1.L L C D G H N I K N F M A B L L210[Figure 210]Fig. 3.A B N Q C P T R M O211[Figure 211]Fig. 2.B P D R C S A S @ R D212[Figure 212]Fig. 5.213[Figure 213]Fig. 4.
507
[Empty page]
508
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509214[Figure 214]TAB. XVIII. b.
490
Fig. 1
Y A B P Q N T L L M O K 25 I 24 S G 8 48 Y m F 48 8 E C 7 2 D F 30 80 g a E R 30 b D C n J A B X
215[Figure 215]Fig. 2216[Figure 216]Fig. 3a c e b f g217[Figure 217]Fig. 4.A G C N O H D P Q I E R S K T V F B I 1 2 3 4 M X V Y Z
510
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511
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512218[Figure 218]TAB. XIX.
pag. 306.
Fig. 1.
219[Figure 219]Fig. 2.A A A B A220[Figure 220]Fig. 3.B B A221[Figure 221]Fig. 4.H A F C E D G B222[Figure 222]Fig. 5.A B F D C I G H E223[Figure 223]Fig. 6.D A B E C224[Figure 224]Fig. 7.G M C B N E F D H A225[Figure 225]Fig. 8.P C H G F E B A226[Figure 226]Fig. 9.H E G B D F A C227[Figure 227]Fig. 10.C A B
513
[Empty page]
514
[Empty page]
515228[Figure 228]TAB XX
pag. 312.
Quadrans pro exhibenda Reductione in
Mappis
Hydrographicis
516
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517
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518229[Figure 229]TAB XXI.
pag. 318.
519
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520
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521230[Figure 230]TAB XXII
pag. 328.
Fig. 1.
A H B L K I G C F D E
231[Figure 231]Fig. 2.A B F E C D232[Figure 232]Fig. 3.I V K P T N A S O E F I R D X Q B M H G C233[Figure 233]Fig. 4.VII VIII IIII V A C D VI E VI G V VII L H N K F M B IIII VIII III II I XII XI X IX234[Figure 234]Fig. 5.C D G I I H K F M B235[Figure 235]Fig. 6.VII VIII IX X XI XII I II III IIII V H I L K B F A G O D236[Figure 236]Fig. 7.F H D A E B C
522
[Empty page]
523
[Empty page]
524237[Figure 237]TAB. XXIII.
pag. 354
Fig. 1.
F E D C A B
238[Figure 238]Fig. 2.A G S E I M D E Z H C O V K Q F N L X P R B239[Figure 239]Fig. 3.240[Figure 240]Fig. 4.241[Figure 241]Fig. 5.242[Figure 242]Fig. 6.A H S K R C G E D E M S L N I P T O V B Q243[Figure 243]Fig. 7.244[Figure 244]Fig. 8.
525
[Empty page]
526
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527245[Figure 245]TAB XXIV.
pag. 368.
Fig. 1.
L M I G H K
246[Figure 246]Fig. 2.E D F C G E A H P L D A G E C247[Figure 247]Fig. 3.b a b a o c c248[Figure 248]Fig. 4.R Y I N V Z249[Figure 249]Fig. 5.A B A250[Figure 250]Fig. 6.251[Figure 251]Fig. 7.252[Figure 252]Fig. 8.
528
[Empty page]
529
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530253[Figure 253]TAB. XXV.
pag. 380.
Fig. 1.
G D E C B A
254[Figure 254]Fig. 2.255[Figure 255]Fig. 4.A D C F B E256[Figure 256]Fig. 3.B A D257[Figure 257]Fig. 5.A B F C H G D E D I
531
[Empty page]
532
[Empty page]
533258[Figure 258]TAB. XXVI.
p. 398.
Fig. 1.
C B D
259[Figure 259]Fig. 2.260[Figure 260]Fig. 3.E A D F D C261[Figure 261]Fig. 4.P A C E D M B R262[Figure 262]Fig. 5.G H A S O N M A M F K F I B K263[Figure 263]Fig. 6.264[Figure 264]Fig. 7.B F E A C I K L E D265[Figure 265]Fig. 8.G H A I P E K B R C L F M D266[Figure 266]Fig. 9.
534
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535
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536408267[Figure 267]TAB. XXVII.
p. 408.
Fig. 1.
G A F D B C D E
268[Figure 268]Fig. 2.R D A B E C I269[Figure 269]Fig. 3.B E C A270[Figure 270]Fig. 4.A D C F G I E B K271[Figure 271]Fig. 5.I H A G F Y I K R S C OP Z D M N E V B272[Figure 272]Fig. 6.E A D B N C
537
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538
[Empty page]
539273[Figure 273]Tab. XXVIII.
p. 422.
Fig
. 1.
I V
274[Figure 274]Fig. 2.H A D E F H I G I K K275[Figure 275]Fig. 3.276[Figure 276]Fig. 7.C A B E F I L O O I F K M R T G D H277[Figure 277]Fig. 4.278[Figure 278]Fig. 5.A A E B D D F279[Figure 279]Fig. 6.B A G F M H L C I E D
540
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541
[Empty page]
542
Swote Eröfnung
der
neuen
mathematiſchen
Wcrkſchule
Nicolaus Bions
in
welcher ſowohl
die
Zubereitung als der Gebrauch
verſchiedener

anderer
mathematiſchen
abſonderlich

der
zur Geometrie und Optik
gehörigen
Inſtrumenten
die
im beſagten Autor nicht zu finden
denen
Liebhabern deutlich vor Augen geleget und erkläret werden
von

Johann
Gabriel Doppelmayr.
Nürnberg
bey George Peter Monath, 1765.
543
[Empty page]
544 280[Figure 280]
Vorrede.
Geneigter Leſer!
Nachdeme die Erfahrung bishero ſattſam bezeu-
get
, daß gegenwärtiges Werk von den mathe-
matiſchen
Inſtrumenten bey verſchiedenen Lieb-
habern
der Mathematik vielen Jngreß gefun-
den
, ſo iſt man bey der andern Edition dieſes Buchs nicht wenig ani-
miret
worden, ſolche mit einem Anhang, in welchem noch verſchiede-
ne
andere Inſtrumente enthalten wären, zu vermehren, wie dann
auch
der Schluß, der, um dieſes gute Vornehmen zu befördern, end-
lich
gefaſſet worden, hiemit ins Werk geſtellet wird.
545 281[Figure 281]
Es kommen aber in dieſer Zugabe zuförderſt unterſchiedliche In-
ſtrumente
, die meiſtens zur Geometrie gehören und wenig noch be-
kannt
ſind, zum Vorſchein.
Nach dieſer folgen etliche Inſtrumente, die zum Feldmeſſen ge-
braucht
werden, von welchen zwar das erſte, als das prätorianiſche
Meßtiſchlein
, bey uns mehr als wohl bekannt iſt, weilen aber der Au-
tor
davon nichts gemeldet und ſolches doch inzwiſchen verdienet auch
einen
Platz unter den mathematiſchen Inſtrumenten zu haben, hat
es
in allewege mit beygefüget werden müſſen, welchem wir wegen ih-
rer
Gleichheit das Kircheriſche, das nicht ſo bekannt, zugegeben.
Auf dieſe kommen verſchiedene Waſſerwagen, die nicht ohne Nu-
tzen
von berühmten Männern ausgeſonnen, und oben von dem Au-
tor
denen andern nicht beygefüget worden.
Darauf folgen allerhand Inſtrumente, wie ſie in denen Berg-
werken
zum Abmeſſen im Gebrauche ſind, von welchen die wenigſten
Wiſſenſchaft
haben.
Ferner ſtellet man unterſchiedliche curieuſe Inſtrumente, die zur
Perſpectiv
nützlich und zum Nachzeichnen dienlich ſind, vor, das vie-
len
Liebhabern der Zeichenkunſt nicht unangenehm ſeyn wird.
Endlich zeigen ſich auch verſchiedene andere optiſche Inſtrumen-
ten
, als Perſpective, Microſcope ſamt der Bilderlatern, und zwar von
dergleichen
Gattungen, die nicht ſo gar bekannt ſind, um den Liebha-
bern
von ſolchen auch einiges Vergnügen zu gönnen.
546 282[Figure 282]
Man hätte bey dieſer Gelegenheit auch viele Inſtrumente und Ma-
ſchinen
, die zu der Aſtronomie gehören, beybringen können, es muß
aber
ſolches, weilen deren Beſchrcibung ein eigenes Werk erfordert,
auf
eine andere Gelegenheit verſpahrt werden, inmaſſen hier nicht
allein
diejenige Inſtrumente und Maſchinen, die zum obſerviren die-
nen
, ſondern auch dergleichen, die zur Erleichterung der aſtronomiſchen
Rechnungen
von berühmten Männern erfunden worden, dargeſtel-
let
werden müſſen, unter dieſen letztern mag man billig vor audern
die
zwo Maſchinen, nemlich das ſogenannte Planetolabium und erſt
vorkurzen
edirte, Jovilabium des vortreflichen Mathematikers in Caſ-
ſel
Hrn.
D. Loth. Zumbachs de Cœsfeld melden, welche in demCalcu-
lo
ein groſſes Licht und gutes Compendium geben, auch in der Theorie
der
Planeten vielen Nutzen ſchaffen, gleichwie alle diejenige, die beſag-
te
Inſtrumente recht tractiret, ſolches bekennen müſſen, daß demnach
dieſe
abſonderlich curieuſen Liebhabern zu recommendiren ſind.
Iſt dieſes wenige inzwiſchen angenehm, ſo wird man inskünftige
ein
mehrers an den Tag zu legen befliſſen ſeyn.
283[Figure 283]
547
Inhaltsregiſter.
Kurzer Innhalt.
11
Aller
Abhandlungen von unterſchiedlichen mathematiſchen Inſtru-
# menten, die in dieſer zwoten Erdf@ung begriffen ſind.
Vonder Zubereitung und dem Gebrauche verſchiedener mathematiſchen
# Inſtrumenten. # pag. 1.
Ein
Inſtrument groſſe Zirkel zu ziehen. # 1.
Ein
Inſtrument zur Conchoidallinie. # 1.
Ein
Inſtrument an allerhand Körpern die einwärts gehende Winkel zu nehmen
# und abzumeſſen. # 2.
Ein
anderes Inſtrument die Winkel zu nehmen. # 2.
Ein
Zirkel eine Ellipſin oder ablange Rundung damit zu ziehen. # 3.
Ein
beſonderer Proportionalzirkel einen jeden vorgegebenen Winkel in drey,
# fünf und mehrere Theile zu theilen. # 3.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche etlicher Inſtrumenten, die zum
# Feldmeſſen gehören. # 5.
Von
dem geometriſchen oder prätorianiſchen Meßtiſchlein. # 5.
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
I
. Nus. Die Weite zweyer Oerter B C. vonderen einem man zu dem andern
# gerad hin nicht gelangen, zu ſolchen beeden aber aus einem dritten Ort, zum
# Exempel aus A kommen kann, zu meſſen. # 6.
II
. Nus. Die Weite zweyer Oerter A und C, von deren einem man zu den an-
# dern nicht kommen, auch nicht zu beeden aus einem dritten Ort wegen Hinde-
# rung eines Grabens, Fluſſes, ſondern nur zu einen, z. E. zu A, gehen kann,
# zu meſſen. # 7.
III
. Nus. Die Weite zweyer Oerter A und B, zu deren keinen man wegeneines
# darzwiſchen liegenden Grabens, oder Fluſſes ungehindert gelangen kann, zu
# meſſen. # 7.
IV
. Nus. Die Höhe eines Objects, zum Exempel eines Thurns AB, zu welchen
# man gehen kann, zu erforſchen. # 8.
V
. Nus. Die vorgegebene Höhe eines Objects, z. E. eines Thurns AB, zu den
# man nicht kommen kann, abzumeſſen. # 9.
VI
. Nus. Eine Fläche BCDEFG, die nicht allein von auſſen, ſondern auch von
# innen überall zugänglich iſt, zum Exempel eine Wieſen a. mit dieſem Meßin-
# ſtrument in Grund zu legen. # 10.
VII
. Nus. Eine Fläche die man zwar überall ungehindert umgehen und über-
# ſehen, aber nicht in dieſelbe gehen kann, z. E. einen Weyher B. C. D. E. F. G. H. I.
# mit Beyhülfe dieſes Inſtruments in Grunde zu legen. # 11.
VIII
. Nus. Eine Fläche, die man zwar umgehen, aber nichtüberſehen kann, als
# den Grund eines Waldes oder groſſen Gebäudes, mit dem Meßtiſchlein in
# Grund zu bringen. # 11.
Von
dem Kircheriſchen Meßtiſchlein, oder dem ſogenannten Pantometro Kirche-
# riano. # 12.
548
Innhaltsregiſter.
11
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments. # 13
I
. Nus. Die Weite zweyerOerter Bund C, da man @on dem einem zu dem an-
# dern nicht gerad zu, jedoch zu allen beyden aus einem andern Ort, z. E. aus
# A gelangen kann, mit dieſem Tiſchlein abzumeſ@en. # 13.
II
. Nus. Die Weite zweyer Oer@@r. A und C, deren eines, z. E. A nur zugänglich
# iſt, mit dieſem Meßinſtrument auszufinden. # 14.
III
. Nus. Die Weite zweyer Oerter A und B, zu dern keinen man ungehindert
# kommen kann, vermittelſt dieſes Meßtiſchleins abzumeſſen. # 15.
IV
. Nus. Die Höhe eines Objects, z. E. eines Thurns A B. zu den man gehen
# kann, mit dieſen Inſtrument zu finden. # 15.
V
. Nus. Die Höhe eines Objects, z. E. eines Thurns A B, der wegen eines
# Fluſſes unzugänglich iſt, mit dem Meßinſtrument zu erforſchen. # 16.
VI
. Nus. Eine vorgegebene Fläche, die überall zugänglich iſt, z. E. eine Wie-
# ſen mit dieſen Meßtiſchlein zu Papier zu bringen. # 16.
VII
. Nus. Eine Fläche, die man zwar nicht betretten, doch aber ganz überſehen
# kann, z. E. einen Weyher auf dieſem Inſtrument in Grund zu legen. # 17.
VIII
. Nus. Eine Fläche, durch die man ungehindert weder gehen noch ſehen kann,
# z. E. den Grund eines Waldes auf dem Meßinſtrumentrumentvorzuſtellen. # 17.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche unteoſchiedlicher Waſſer wagen,
# die bey den Waſſerleitungen gar nüslich ſind. # 18.
Zubereitung
einer Waſſerwag von Herrn de la Hire. # 18.
Wie
man dieſe Waſſerwag reetificiren ſoll, daß ſie zumrechten Gebrauch diene. # 19
Zubereitung
einer Waſſerwag von Her@n Römern. # 19.
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments und wie ſolches zu rectificiren. # 20.
Zubereitung
einer Waſſ rwag von Herrn Hartſöker. # 21.
Zubereitung
einer andern Waſſerwag von Herrn Hartſöker. # 22.
Zubereitung
noch einer andern Waſſerwag von Herrn Hartſöker. # 23.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiedener Inſtrumenten,
# deren ſich die Ma@kſcheider abſonderlich b@d@enen. # 24.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche der Waſſerwag. # 25.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche des Hängcompaßes. # 25.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche ei@es Winkelweiſers. # 26.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche der Stundenſcheiben, die auf den Ei-
# ſenbergwerken zu gebrauchen. # 27.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche des Zuleginſtruments. # 27.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche des Setzcompaßes. # 28.
Von
der Zubereitung u. dem Gebrauche eines andern u. beſſern S@tzeompaßes. # 29
Von
der Zubereitung und Gebrauche verſchiedener Inſtrumenten, die zur
# Perſpectiv gar dienlich ſind. # 29.
Ein
bequemes Inſtrument mit deſſen Beyhülfe allechand Sachen auf das Papier
# gar leicht perſpectiviſch zu bringen. # 29.
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments. # 30.
549
Inhaltsregiſter.
11
Ein
anders Inſtrument, vermittelſt deſſen man allerhand Objecte gar leicht per-
# ſpectiviſch zu Papier bringen kann. # 31.
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments. # 31.
Ein
ander dergleichen Inſtrument, mit welchem man allerhand Sachen leicht auf
# dem Papier perſpectiviſch vorſtellig machen kann. # 32.
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments. # 33.
Noch
ein anders Inſtrument, mit welchen man alle Körper gar leicht nach der
# Perſpectiv zeichnen kann. # 33.
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments. # 34.
Noch
ein anders Inſtrument, mit welchen man allerhand Sachen nach perſpe-
# ctiviſcher Art abzeichnen kann. # 35.
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments. # 35.
Wie
man mit Beyhülfe einer Camerä obſcurä allerhand Gemählde, Kupfer,
# Riſſe, @. ganz klein auf ein Papier werffen, und ſelbige gar accurat, obſchon
# jemand der Zeichenkunſt unerfahren, nachzeichnen möge. # 36.
Wie
man gar leicht und nach der Perſpectiv ganz accurat verſchiedene Proſpe-
# cte, ob auch jemand gleich in der Zeichenkunſt und Perſpectiv nicht exerciret
# iſt, abzeichnen könne. # 37.
Von
de@ Zubereitung und dem Gebrauche verſchiedener anderer optiſchen
# Inſtrumenten. # 38.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines doppelten Perſpectivs. # 38.
Von
der Zubereit. u. Gebrauche eines Perſpectivs mit einem platten Spiegel. # 39
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines gebogenen Perſpectivs, oder ſon-
# ſten ſogenannten Polemoſcops. # 40.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines beſondern reflectirenden Perſpe-
# ctivs von Herrn Newton. # 40.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines andern dergleichen künſtlichen
# Perſpectivs von Caſſegrain. # 41.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines andern künſtlichen Perſpectivs
# von Rob. Hocke. # 42.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines doppelten Microſcops. # 43.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines Microſcops mit Waſſer. # 43.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines bey der Reflexion vergröſſeren-
# den Microſcops. # 44.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiederer anderer Microſcopen. # 45.
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche der Bilderlatern, oder ſogenannten
# Laternæ magicæ. # 47.
Bericht an den Buchbinder.
Derſelbe wolle alle @upfer nach den Numern auf die leste binden, und
ordentlich
einſchlagen, damit man jedes beym Gebrauche heraus legen
und
neben den Text anſehen könne.
550 284[Figure 284]
Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiede-
ner
mathematiſchen Inſtrumenten.
Ein Inſtrument groſſe Zirkel zu ziehen.
Dieſe Maſchine hat Perrault, als Erfinder, in ſeinem in das Franzöſi-
ſche
überſetzten Vitruv beſchrieben, welche wir allhier zum erſten,
11Tab. 1.
Fig
. 1.
indeme ſolches Inſtrument ſo wohl in der Aſtronomie als Glaß-
ſchleifen
gar vielen Nutzen ſchaffen kann, und zum Gebrauche
ſehr
dienlich iſt, da man nemlich mit einem kleinen Stuck, oder klei-
nen
Zirkel, wie ſolchen Perrault nennet, ſo ſehr greſſe Zirkel beſchreiben kann,
wo
nicht einmal die ordentliche Stangenzirkel darzu groß genug ſind, vorſtel-
len
und erklären wollen.
Die ganze Maſchine beſtehet aus dreyen Stücken,
nemlich
aus zweyen Rädern und einer runden Stange, an welcher das eine
Rad
zu äuſſerſt veſt angemacht iſt, das andere aber läſſet ſich daran auf- und
abſchieben
, und dabey mit emer Stellſchraube bey D an dem daran ſtehenden
kleinen
Rohr veſt ſtellen.
Bemeldete Räder ſind nicht von gleicher Gröſſe, ſon-
dern
das äuſſere bey A iſt etwas gröſſer dann das bewegliche bey C, ſie werden
beyderſeits
aus Meſſiag mit ſcharfen Zähnen gemacht.
Auf der Stange
H
I iſt eine Eintheilung in gleiche Theile oder Grade, welche die Ruthen und
Schuhe
andeuten, wie vicl der Durchmeſſer des Zirkels hat, von dem nur ein
Bogen
gezogen worden, ſo viel gröſſer aber ein Zirkel mit dieſem Inſtrument
ſoll
gezogen werden;
ſo viel weiter müſſen auch die Räder von einander kom-
men
, gleichwie die Eintheilung auf der runden Stange, ſolches auch zeiget.
Bey dem Gebrauche deſſelben treibet man dieſe beyde Räder auf einer ebenen
Fläche
gerad fort, und drücket zugleich derſelben ſcharfe Zähne auf dem Pa-
pier
ein, ſo werden die Puncten des gröſſern Rads den Vogen eines groſſen
Zirkels
geben, da dann zugleich auch die Gröſſe des Durchmeſſers von jenen
auf
der runden Stange wird bekannt werden.
Ein Inſtrument zur Conchoidallinie.
Dieſes Inſtrument hat gleichfalls Perrault in der Ueberſetzung des Vi-
22Fig. 2. truvs, von welchem er zwar nicht Erfinder iſt, ſondern ein alter Mathematiker
mit
Nahmen Nicomedes um die Conchoidallinie zu ziehen, beſchrieben,
5512Von der Zubereitung und dem Gebrauche Maſchine beſtehet aus zwoen Regeln, da die eine M N mit der andern OP win-
kelrecht
ſtehet, mitten durch MN gehet cine Eintiefung, in welcher ein kleines
Stuck
Meſſing, das man wohlden Laufer nennen mag, hin und her beweglich
iſt
, der obere Theil davon iſt rund, und hat ein viereckichtes Loch, durch welches
eine
dünne viereckichte Stange TV gehet, die oben mit einer Schraube bey S
veſt
gemacht wird.
An der andern Regel iſt die Hülſe Q die mit einer Stell-
ſchraube
überall veſt geſtellet werden kann, oberhalb dieſer iſt gleichfalls ein
kleiner
runder Körper mit einem viereckichten Loch zu finden, durch welches die
dünne
viereckichte Stange auch gehen muß.
Wann das Inſtrument in
ſeinem
rechten Stande und zum Gebrauche richtig iſt, ſtellet man den Falz
der
langen Regel auf die Linie, mit welcher die Conchoidallinie laufen ſoll,
ſchiebet
die dünne Stange TV von M gegen N fort, ſo wird die Spitze T die
verlangte
Linie geben, welche dieſe ſonderbare Eigenſchaft hat, daß ſie immer
genauer
gegen MN, je gröſſer MN iſt, zu kommen, niemahlen aber daran zu
ſtoſſen
vermag.
Dieſes Inſtrument giebt in der Baukunſt bey Verdün-
nung
der Säulen einen guten Nutzen, gleichwie die zwote Figur ein mehrers
hievon
zeigen kann, allwo ein Stuck von einer Säule angedeutet wvrden.
Ein Inſtrument an allerhand Cörpern die einwärts gehen-
de
Winkel zu nehmen und abzumeſſen.
Dieſe Maſchine beſtehet aus einer langen meſſingen Regel AB, an wel-
11Fig. 3. cher eine Hülſe E gar geheb hin und her beweglich iſt:
Damit aber ſolche in
der
Stellung, wie man verlanget, veſt bleiben möge, ſo iſt ſie oben mit einer
Stellſchraube
verſehen.
An dieſer beſagten Hülſe ſind auf beyden Seiten
kleine
Arme E C und ED mit Geminden veſt gemacht, eben dergleichen Arme als
BC
und BD werden auch oben an der Regel mit Gewinden auf beyden Sei-
ten
angemacht, die mit jenen an den andern Enden bey C und D wiederum zu-
ſammen
gehängt in Gervinden ſich bewegen, endlich wird die Regel AB von
oben
hinunter in gewieſe Theile eingetheilet, die man nur mechaniſch findet,
wann
man nemlich die Winkel auf einem Papier von Graden zu Graden auf-
reiſet
, die Arme BC und BD accurat daran appliciret, Linien an der Hülſe E
ziehet
und die behörige Grade dazu ſchreibet, ſo wird das Inſtrument fertig
ſeyn
.
Der Gebrauch deſſelben iſt ganz leicht, dann man ſetzet ſolches nur in
einem
Winkel an, ſchiebet die Hülſe E ſo lang hin und her, biß die beyde Ar-
me
BC und BD den Winkel accurat ausfüllen, da man dann gleich bey der Li-
nie
an der Hülſe erſehen wird, wie viel Grade der geſuchte Winkel ausmache.
Ein anderes Inſtrument die Winkel zu nehmen.
Dieſes Inſtrument iſt bey Nehmung der Winkel noch beſſer dann das
22Fig. 4. vorige, indeme ſolches nicht allein bey denen einwärts ſondern auch auswärts
gehenden
Winkeln gebrauchet werden kann, doch iſt in dieſem Fall das vori-
ge
noch dienlicher, weil man zugleich die Gröſſe der oben bemeldeten
5523verſchiedener Inſtrumenten. in Graden haben kann, die man erſt hier mit dem Transporteur ausfinden muß.
Die Zubereitung dieſes Inſtruments beſtehe@ in ſolgenden: man machet aus
Meſſing
oder Eiſen zween Triangel, A und B die recht winklicht, einige Zoll
hoch
, und überall von eincr Gröſſe ſind.
Auf jeden ſolchen wird gegen die
Mitte
zu ein Arm mit einem Gewinde angemacht, dieſer aber wiederum
gegen
das andere Ende zu, bey C, mit dem andern Arm in einem Gewinde zu-
ſammen
geſetzet, und ein wenig hart zuſammen gefüget, damit das Inſtru-
ment
nicht gar zu gern voneinander gehe, und der genommene Winkel gar
bald
verändert werde.
Dieſe Maſchine läſſet ſich auf allerhand Art verſchie-
ben
und öfnen, um ſo wohl die einwärts als auswärts gehende Winkel recht
nehmen
zu können, gleichwie die Erfahrung ſolches genugſam zeigen wird.
Ein Zirkel eine Ellipſe oder ablange Rundung damit
zu
ziehen.
Die gemeinſte Art eine ſolche Linie zu beſchreiben, iſt dieſe: man ſchlägt
11Fig. 5. auf einem gleichen Tiſch zwey Stecknadeln in einer beliebigen Weite, zum
Exempel
in D und E ein, bindet einen Faden, der um ein merkliches länger als
die
Weite DE ſeye, an jene, ſpannet mit einem Stiſt oder einer Feder den Fa-
den
, wie bey F zu ſehen, mit der Hand aus, und ziehet den Stift an demſel-
ben
angeſpannet herum, ſo wird ſich eine elliptiſche Linie mechaniſch beſchreiben
laſſen
;
Weilen aber öfters bey unſtäter Regierung des Stiftes einige Irregu-
larität
mit unterlauft, ſo iſt es beſſer einen ſolchen Zirkel machen zu laſſen,
der
ſich, indeme eine ſtarke Feder, wie bey G, zwiſchen die zween Schenkel
angeordnet
wird, immer weiter aufſperre, bey dieſen muß man mitten auf der
Weite
DE in C den einen Fuß einſetzen, mit dem andern bey A den Faden
ausſpannen
, und jenen daran fortſchieben, ſo wird die ablange Rundung
noch
beſſer gezogen werden.
Ein beſonderer Proportionalzirkel einen jeden vorgegebenen
Winkel
in drey, fünf und mehrere Cheile zu theilen.
Der Erfinder dieſes Inſtruments iſt Anno 1694. geweſen Thomas
Ceva
, ein Jeſuit in Italien, es iſt aber auch ſchon 20.
Jahr vorhero der be-
rühmte
Herr von Tſchirnhauſen auf dergleichen Inſtrument zu verfertigen
bedacht
geweſen, wie er dann auch eines, wiewohl nach einer andern Form,
bald
darauf zu Stande gebracht.
Was nun gegenwärtiges Inſtrument
der
Zubereitung nach, anlanget, ſo wird erſtlich ein Proportionalzirkel von
zimlich
langen Schenkeln dazu verfertiget, an deſſen innern Seite einer, zween
und
mehrere kleine Proportionalzirkel in Gewinden zuſammmen gefüget wer-
den
.
Die Länge des groſſen Proportionalzirkels iſt, nachdeme man nemlich
wenig
oder viel damit präſtiren will, unterſchiedlich, dann man kann die
5534Von der Zubereitung und dem Gebrauche den Schenkel des beſagten groſſen Zirkels entweder dreymal ſo groß als ei-
nen
von denen kleinen Proportionalzu keln, ſo man nur einen Winkel in drey
gleiche
Theile damit zu theilen gedenket, oder 5.
mahl ſo groß, wann man
auch
einen Winkel in 5.
gleiche Theile theilen will, oder 7. 9. 11. mahl ſo groß,
ſo
man auch überdeme 7.
9. 11. und mehrere Theile zu haben verlanget, neh-
men
.
In unſerer Figur haben wir den groſſen Zirkel gegen einen von den
11Tab. 1.
Fig
. 6.
kleinen fünfmahl ſo groß, genommen, daß er alſo zu einen Winkel ſo wohl in
drey
als fünf gleiche Theile zu theilen dienlich iſt, ſo iſt demnach auch hier
die
Weite EF und EB der fünfte Theil von EG oder EH.
An der Rundung
F
und B wird ein kleiner Zirkel BZF beweglich angerichtet, von welchem BZ
und
FZ ſo groß als EF oder FB iſt, daß BEFZ einen accuraten Rhombum
macht
, an dieſen Rhombum ſetzet man wieder einen andern als KRZX ganz
accurat
von gleicher Gröſſe, welche auf allen Seiten und mehr dann der vo-
rige
beweglich iſt, indeme die Mittelpuncte bey X und Z in der Linie EG und
EH
hin und her gehen können, da hingegen jene bey B und F an eine@ Stelle
bleiben
.
Endlich füget man auch an K zween kleine Schenkel als KM und KN
die
mit EF und EB und ſolglich mit allen übrigen in gleicher Gröſſe ſind, dann
iſt
auch bey der Conſtruction dieſes Inſtruments auch wohl zu merken, daß
die
Rundungen bey B und X oben, die bey F und R aber unten in ſo viel weg-
gefeilet
werden müſſen, damit im Zumachen des ganzen Inſtruments B und F,
X
und R übereinander gehen, wie in der 7.
Figur zu ſehen, die Mittelpuncte der-
22Fig. 7. gleichen Rundungen BXN ſollen in der graden Linie EH, und die andere FRM in
der
andern EG ſich ſtetig befinden, die Mittelpuncte der Rundungen Z und K
müſſen
durchbohrt ſeyn, um die Nadeln, durch dieſe in die Spitzen des vor-
gegebenen
Winkels zu ſtecken.
Wann man dieſes Inſtrument zu mehrern Gebrauche als hier ange-
deutet
worden, nemlich einen Winkel in ſieben gleiche Theile zu theilen, ge-
brauchen
wollte, müſte man noch zwiſchen MKN und dem Rhombo KRZX ei-
nen
andern Rhombum, alsdann bey 9.
Theilen wieder einen andern derglei-
chen
, und ſo ferner, haben, wenn wir aber ſolches bey einem Winkel zur Thei-
lung
in drey Theile zu brauchen verlangen, wird der Rhombus EBZF dazu die-
nen
, man ſetzet nemlich den Mittelpunct Z, ſo man eine Nadel hindurch ſteckt,
auf
die Spitzen des vorgegebenen Winkels, und ſchiebet die Schenkel ZXZR
an
die Seiten deſſelben, ſo wird der Winkel BEF der dritte Theil von dem
vorgegebenen
Winkel RZX ſeyn, will man aber einen Winkel in fünf gleiche
Theile
theilen, wird der Rhombus KRZX dazu dienlich ſeyn, wann man nem-
lich
durch den Mittelpunct K die Nadelſpitzen auf die Winkelſpitzen ſetzet,
KM
und KN ſo lang hin und her ſchiebet, bis ſie die Seiten des vorgegebenen
Winkels berühren, alsdann muß BEF den fünften Theil
von
beſagten Winkel geben.
5545etlicher Inſtrumenten zum Felomeſſen.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche etlicher
Inſtrumenten
, die zum Feldmeſſen gehören.
Von dem geometriſchen oder prätorianiſchen
meßriſchlein
.
Dieſes Inſtrument mag billig vor andern, die auf dem Felde zum meſſen
11Tab. II.
Fig
. 1.
im Gebrauche ſind, allhier beygeſüget werden, indeme es ſeines leichten
Gebrauches
und groſſen Nutzens halben gar conſiderable iſt.
Der
Erfinder
gegenwärtigen Meßinſtruments iſt geweſen M.
Prætorius, ehemali-
ger
Prof.
Mathem. in Altdorff, der ſolches das geometriſche, ſein Nachfol-
ger
aber, M.
Schwendter, endlich das prätorianiſche Meßtiſchlein genennet.
Die Zubereitung und deſſen Gebrauch hat erſtbemeldeter M. Schwendter in
dem
dritten Tractat ſeiner Geometriæ Practicæ weitläuftig beſchrieben, und
Böckler
in der neuen Ausgabe eines und das andere an dem Inſtrument ver-
beſſert
, gleichwie noch immer eine Verbeſſerung deſſelben nicht ſo wohlan dem
Tiſchlein
als deſſen Geſtelle, denen zween Haupttheilen, von curieuſen Liebha-
bern
angebracht wird.
Was nun die Zubereitung des Tiſchleins anlanget,
ſo
wird ſolches von einem guten alten trockenen Holz in die Vierung ABCD,
deren
eine Seite ſich auf 1 {1/2}.
Schuh erſtrecke, damit ein ordentlicher Bogen
Papier
, auf ſelbigem Platz habe, zubereitet, und fein glatt und eben abge-
hobelt
, weilen aber das Holz ſich zum öftern, zumahlen bey denen Tiſchlein,
die
nicht gar dick ſind, zu werfen und krumm zu laufen pfleget, welches im Ge-
brauche
dieſes Inſtruments viele Unrichtigkeit verurſachen würde, ſo ſoll ein
jedes
nach der Queere mit zwoen guten Leiſten AC und BC von einem härtern
Holz
gefaſſet werden.
Unter dem Tiſchlein wird in der Mitte eine Nuß von
Holz
oder noch beſſer von Meſſing, wie ſelbige oben p.
146. beſchrieben, in der
Figur
D der XIII.
Tabelle und hier auch bey E vorgeſtellet iſt, angeſchraubet,
mit
deren Beyhülfe ſolches ſo wohl horizontal als vertical, um die Weiten
und
Höhen zu meſſen, gar accurat gerichtet werden kann, dieſe Nuß wird
ſamt
dem Tiſchlein auf einem Stativ oder Geſtell, wie es die 1.
Figur an-
weiſet
, mit einer Stellſchraube F veſt gemacht, wann man es brauchet, und
wieder
abgenommen, ſo man es nicht mehr nöthig hat.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Wann man ſich dieſes Tiſchleins recht bedienen will, klebet man zu erſt
22Fig. 1. einen Bogen Papier mit Wachs auf, ziehet eine Standlinie darauf, wie es
die
Figur erfordert, ſchläget zu Ende derſelben eine ſubtile Stecknadel ein,
und
ſtellet das Meßtiſchlein vermittelſt der Bleywag, entweder recht
5556Von der Zubereitung und dem Gebrauche zontal, oder ſo man ſelbige auf die Standlinie ſtellet, das Tiſchlein vertical
und
die Linie horizontal, das bey den Höhen erforderk wird, alsdann nimmt
man
ein Lineal, an deſſen Schneiden zwo zarte Stecknadeln mit Wachs
angeklebet
werden, die, wann ſie recht perpendicular geſtellet werden, an ſtatt
zweyer
Abſehen di@nen müſſen, oder man hat ſchon ein eigenes mit Abſehen, wie
bey
H, in Bereitſchaft, ſiehet mit ſolchem alle Linien ab, und ziehet ſie gleich
mit
einem Bleyſtift daran auf das Papier, welches in allen Ständen, wie
wir
in folgenden deutlicher ſehen werder, fleißig in acht genommen werden
muß
.
Bey Ziehung der Linie iſt auch dieſes wohl zu beobachten, daß
man
ſich mit den Armen nicht auf das Tiſchlein lege, daran ſtoſſe, und
dardurch
den Stand deſſelben verändere, wobey groſſe Fehler ſich ereignen
ſollten
.
Beym Gebrauche dieſes Inſtruments werden nicht nur eine, ſon-
dern
verſchiedene geometriſche Scalä oder verjüngte Maßſtäbe von aller-
hand
Gröſſen erfordert, dahero man immer unterſchiedliche bey der Hand
haben
muß, um einen heraus zu ſuchen, welcher zu der zu meſſen vorhabenden
Weite
oder Höhe weder zu groß noch zu klein auf dem Tiſchlein ſeye.
Wie nutzlich dieſes Inſtrument und im Gebrauche leicht ſeye, ſolches
wollen
wir in nachſolgenden genauer, jedoch kürzlich, betrachten, den Le-
ſer
aber, wo mehrers davon zu wiſſen verlanget wird, auf den dritten
Tractat
der Schwendteriſchen Geometriæ Practicæ verweiſen.
I. Nutz.
11Fig. 5.
Die Weite zweyer Oerter B und C, von deren einem man
zu dem andern gerad bin nichr gelangen, zu ſolchen berden aber aus einem dritten Ort, zum Exempel aus A, kommen kann, zu meſſen.
Man ſtellet erſtlich das Tiſchlein an einem Ort, aus welchem man
beyde
Oerter, deren Weite von einander zu wiſſen verlanget wird,
ſehen
kann, macht das Papier auf demſelben mit Wachs veſt,
ſchläget
eine ſubtile Stecknadel in der Mitte gegen das Ende zu, ein, und
richtet
es mit der Bleywag horizontal, nachdeme hält man die Regel
mit
den Abſehen an die Stecknadel, zielet durch ſelbige auf B und C und
ziehet
daran von der Stecknadel oder von a eine lange Linie hinaus.
Von dem
Puncte
a läſſet man ferner vermittelſt eines beſondern Inſtruments, welches
der
Geſtalt nach derjenigen gleich kommet, mit welchem man die Bücher offen
zu
halten pfleget, gleichwie in der 4.
Figur zu ſehen, ein Senkbley auf den
22Fig. 4. Boden fallen, von welchem Punct man ſo wohl gegen B als C mit
einer
Ruthe oder Meßkette, die Weiten miſſet, die man auch in ver-
jüngten
Ruthen und Schuhen nach eben der Anzahl aus einem Maßſtab
5567etlicher Inſtrumenten zum Feldmeſſen. nehmen, und auf beyde Linien gehörig zu tragen hat, da man dann endlich von
b
gegen c wieder eine Linie ziehen, dieſe Weite mit dem Zirkel nehmen und auf
dem
Maßſtabe meſſen muß, ſo werden die Ruthen und Schuhe der verlangten
Weite
BC auf dem Felde auch bekannt ſeyn.
II. Nutz.
11Fig. 6.
Die Weite zweyer Oerter A und C, von deren einem man
zu den andern nicht kommen, auch nicht zu beyden aus ei- nem dritten Ort, wegen Hinderung eines Grabens, Fluſſes, ſondern nur zu einen zum Exempel zu A gehen kann, meſſen.
Man rucket das Tiſchlein, nachdeme zuvor auf ſolches das Papier ge-
hörig
gerich@et, die Stecknadel eingeſchlagen, und das vorbeſchriebene
Perpendickelinſtrument
an die Nadel geſtellet worden, ſo lang hin und her,
bis
das Perpendickel auf das Punct A falle, ſtellet es horizontal, zielet durch
die
Abſehen, deren Regel an der Stecknadel anſtehet, auf C, und ziehet eine
lange
Linie mit einem Bleyſti@t, alsdann zielet man auch auf die Seiten hin-
aus
auf einen Stock gegen B, den man in einer beliebigen Weite, von A ab,
nach
gewiſſen Ruthen und Schuhen eingeſtecket, ziehet auch wieder eine Line,
und
ſetzet die Weite a b, die man aus dem Maßſtab in verjüngten Ruthen und
Schuhen
der Anzahl nach genommen, wie ſie von A gegen B geweſen, darauf
nimmt
man ferner das Tiſchlein von A, träget es in B, und ſuchet, wann man
zuvor
die Stecknadel auf ſelbigem in b eingeſchlagen und das Perpendickelin-
ſtrument
an die Nadel bey b angehalten, im Hin-und Herrucken deſſelben auf
dem
Boden das correſpondirende Punct B, alsdann ſtellet man die Regel mit
den
Abſehen an die Stecknadel und an die Linie a, b, welche die Standlinie
genennet
wird, weilen aus deren beyden Enden die zween Stände der Ab-
zielungen
genommen werden, zielet damit gegen A und rucket das Tiſchlein
ſo
lang hin und her bis man den Stock in A ſiehet, endlich läſſet man das
Inſtrument
in einem horizontalen Stande ganz unverruckt, zielet mit den Ab-
ſehen
gegen C, und ziehet an der Regel eine lange Linie hinaus, welche die Li-
nie
a, in c durchſchneiden wird, ſolche miſſet man auf den vorigen Maßſtab,
ſo
wird die Linie AC auch in Ruthen und Schuhen nach dem groſſen Mäß
bekannt
ſeyn.
III. Nutz.
22Fig. 7.
Die Weite zweyer Oerter A und B zu deren keinen man
wegen eines darzwiſchen liegenden Erabens, oder Fluſſes un- gehindert gelangen kann, zu meſſen.
5578Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Man erwählet ſich in dieſem Fall, wie in dem vorhergehenden, wiederum
zween
Standpuncten, die eine Standlinie nach Proportion der abzu-
meſſenden
Weite geben mögten, daß nemlich, wann die Weite dieſer Oerter
ziemlich
groß, die Standlinie nicht zu klein ſeye, weil ſonſten die Operationen
unrichtig
würden, ſtellet mit dem Zirkel auf das ausgeſpannte Papier eine Li-
nie
aus einem dazu proportionirten Maßſtab von ſo vielen Ruthen und Schu-
hen
, als CD groß iſt, und macht die Stecknadel in c veſt, ferner ſo muß man
dahin
bedacht ſeyn, daß das Punct c auf dem Tiſchlein und C auf dem Boden
in
einer Perpendicularlinie vermittelſt des Perpendickelinſtruments zu ſt@hen
komme
, und jenes in einem horizontalen Stande ſich befinde, alsdann zielct
man
an der Standlinie c d von c gegen D und rucket das Tiſchlein ſo lang bis
man
durch die Abſehen den Stock in D anſichtig wird, darauf richtet man ſo
wohl
gegen A als B die Abſehen und ziehet aus c mit dem Bleyſtift lange Li-
nien
hinaus:
nachdeme ſolches geſchehen, träget man das Tiſchlein in D,
ſchläget
die Nadel in d ein und richtet daß d und D in einer Perpendicularli-
nie
ſtehen, zielet von d mit den Abſehen an der Standlinie c d gegen C ab, bis
c
d und C D in einer Gleiche ſtehet, alsdann zielet man, wann das Inſtrument
unverruckt
und horizontal gelaſſen wird, gegen B und A und ziehet zugleich d b
und
d a, wo nun dieſe mit dem vorigen c b und c a einander durchſchueiden,
@ls
in a und b, da wird die Linie a b, die aus dem vorigen Maßſtab gem@f@en
wird
, die verlangte Weite AB in Ruthen und Schuhen geben.
IV. Nutz.
Die Söhe eines Objects, zum Exempel eines Thurns AB,
zu
welchen man gehen kann, zu erforſchen.
Man ziehet bey einer Seite des Tiſchleins auf dem ausgeſpannten Pa-
11Tabula III.
Pag
. 2
pier eine lange Linie c d, ſchläget eine Stecknadel zu Anfang derſelben
bey
d ein, und richtet das Tiſchlein vertical, darauf legt man ein Lineal an
die
Linie c d, ſtellet eine kleine Bleywag daran, rucket jenes ſo lang, bis die
Wag
innen ſtehe, und die Fläche deſſelben auf die Thurnſpitze falle, ſo
wird
dann die Linie c d, wie es in dieſem Fall erfordert wird, gegendas Object,
horizontal
ſeyn, welche in ſolchem Stande, wann anderſt die Operation
ihre
Richtigkeit haben ſoll, gelaſſen werden muß, alsdann zielet man mit dem
Abſehen
an d gegen die Thurnſpitze B, und ziehet an deren Regel eine
lange
Linie von d hinaus, von eben dieſen d aber läſſet man ein Senkbley
auf
die Erde in D fallen, von dar an man bis in die Mitte des Thurns A die
Linie
DA abmiſſet, welche Weite aus einem Maßſtab auf die Linie c d getragen
wird
;
endlich richtet man aus c d eine Perpendicularlinie ſo hoch auf, bis es die
Linie
db berühret, ſo wird dieſe Perpendicularlinie db die Höhe des Thurns CB,
von
C angerechnet, ohne die Höhe d D des Tiſchleins oder ohne die
5589etlicher Inſtrumenten zum Feldmeſſen. AC aus einem darzu beſtimmten Maßſtab andeuten, ſo man nun d D oder
AC
dazu addiret, wird man die ganze Höhe des Thurns AB, wiſſen.
V. Nutz.
Die vorgegebene Höhe eines Objects, z. E. eines Thurns
AB
, zu oem man nicht kommen kann, abzumeſſen.
Man verfähret zu Anfang in dieſem Falle eben ſo, wie in dem vorherge-
11Fig. 3. henden iſt gelehret worden, alsdann iſt der Unterſchied darinnen, daß
man
keine Perpendicularlinie, weilen die Weite zu dem Object hier nicht
gemeſſen
werden kann, auſrichtet, ſondern vielmehr eine Standlinie, nach
gehöriger
Gröſſe, gegen das Object zu nimmt, welche in eben ſo vielen
Theilen
, als DE iſt, aus dem Maßſtab auf die Horizontallinie getragen wird,
wann
wir nun in allen ſo zu Anfang, wie oben gezeiget worden, in dem er-
ſten
Stand bey D verfahren, alsdann trägt man das Tiſchlein in den an-
dern
Stand bey E, macht auf demſelben in e die Nadel veſt, ſtellet daſſel-
bige
wiederum vertical und läſſet e und E mit Beyhülfe des Perpendickel-
inſtruments
miteinander übereinſtimmen.
darauf leget man wieder ein Li-
neal
an die Linie e d, ſtellet eine kleine Bleywag daran, rucket es ſo lang
hin
und her bis das Senkbley innen ſtehe und zugleich auch an deſſelben
Fläche
hin der Stab in d geſehen werden könne, endlich zielet man an e
gegen
B, auf die Thurnſpitze, ziehet eine lange Linie, die d b in b durchſchnei-
de
, läſſet von b eine Perpendicular auf die verlängerte Horizontallinie d e
fallen
, ſo wird c b die Höhe des Thurnsohne der Höhe des Inſtruments, die
auch
gemeſſen und dazu addiret werden muß, geben.
Wann die vorbeſagten
Linien
erſt auſſerhalb dem Papier einander durchſchneiden ſollten, wird ſol-
ches
auf ein gröſſeres mit Wachs veſt angemacht, da man dann die Linien
auf
dem andern Papier gar leicht ſo weit hinaus wird continuiren können
bis
ſie einander durchſchneiden, und dieſe Verlängerung muß auch bey der
Horizontallinie
geſchehen, damit man die verlangte Perpendicularlinie hin-
unt@r
fallen laſſen könne.
Wann ſich das Abmeſſen der Höhen bey dieſer verticalen Stellung
nicht
ſo erwünſcht, wie man verlangte thun lieſſe, indeme eine dazu taugliche
Nuß
mangelte, ſo hat obbemeldeter M.
Schwendter noch ein anders In-
ſtrument
, das an einer Seiten des Meßtiſchteins angeordnet wird in ſeiner
Geometria
Practica an die Hand gegeben.
Es beſteyet ſolches aus dreyen
meſſingen
Regeln, die insgeſamt in gar viele kleine aber dabey gleiche Thei-
le
abgetheilet ſind, die Regel A C, weil ſie an einer Seite von dem Tiſch-
lein
ſtehet, wird nur ſo lang als deſſen eine Seite iſt, gemacht, hingegen
kann
die Regel A B etwas gröſſer und B C etwas kleiner ſeyn.
# An A
55910Von der Zubereitung und dem Gebrauche ſind zwey Abſehen zum Abzielen gegen die Höhen angemacht, die Regel bey
B
C iſt bey C ſo angericht, daß ſolche beſtändig perpendicular auf der Regel
A
C hin und her laufen kann.
Was nun den Gebrauch dieſes Inſtruments
anlanget
, ſo iſt ſolcher bey dem erſten Fall, nemlich die Höhe eines zugäng-
lichen
Objects zu meſſen, ganz leicht, man ſtellet das Tiſchlein dergeſtalten,
daß
nicht ſo wohl die Regel A B mit denen Abſehen juſt auf die Spitze des
abzumeſſenden
Objects gerichtet werden möge, als daß auch ſelbiges recht ho-
rizontal
ſtehe, und miſſet von dem Puncte auf dem Erdboden, das man oben
hinunter
, von A gefunden, gegen das Object zu, die Linie:
Alsdann zielet
man
durch die Abſehen der Regel A B auf die Spitzen, läſſet ſolche unver-
rucket
ſtehen, und ſchiebet die Regel B C von A in ſo vielen Theilen hinweg,
als
erſtbemeldete Linie, Theile an Ruthen und Schuhen ausgemacht, ſo
wird
dann die Regel A B an der Regel B C die Theile von der Höhe des
Objects
, ohne des Inſtruments Höhe, bey ihren Durchſchnitten in B an-
deuten
.
In dem andern Fall nimmt man zuförderſt gegen das Object eine
Standlinie
, miſſet ſolche, welche ſeye 40.
Schuh groß, ſtellet das Tiſch-
lein
gehöriger maſſen, und zielet durch die Abſehen A und B gegen den äuſ-
ſerſten
Theil des Objects, läſſet alsdann die Regel AB die Regel B C bey ei-
ner
gewiſſen Zahl durchſchneiden, welche hie 18.
ſeye, ſo kommt vor A C
29
.
darauf zielet man wieder bey dem innern Stande auf vorbemeldete Spi-
tze
, durch AB, ſtellet B C an AB wieder bey der vorigen Zahl 18.
an, und
ſiehet
, wie viel bey A C ſeye, ſo wird man 19.
finden, welche von der vorigen
abgezogen
10.
die Differenz geben, da man dann durch die Regel de Triope-
ret
, und ſchlieſſet:
wie ſich die Differenz 10. verhält, gegen der Standlinie 40,
ſo
verhält ſich die Höhe BC von 18.
gegen der rechten Höhe B C 72. dazu die
Höhe
des Inſtruments addiret werden muß, um die ganze Höhe des Objects
zu
überkommen.
VI. Nutz.
Eine Fläche B C D E F G, die nicht allein von auſſen, ſon-
dern
auch von innen über all zugänglich iſt, zum Exempel eine
Wieſe
a. mit dieſem Meßinſtrument in Grunde zu legen.
Man umſtecket dergleichen Flächen vor allen bey den Winkeln B C D E F G
11Fig. 4. mit Stäben, ſtellet das Tiſchlein mitten hinein auf ſelbige, macht eine
Nadel
gegen die Mitte des Papiers auf dem Tiſchlein A veſt, und richtet es,
daß
es Horizontal ſtehe, darauf ziele@ man von der Nadel gegen alle Stäbe
hinaus
, ziehet mit einem Zirket an dem Abſehen lange Linien, und miſſet auf
der
Erden von der Mitte des Inſtruments A bis auf die Stäbe hinaus
56011etlicher Inſtrumenten zum Feldmeſſen. Weiten, träget endlich aus einem dazu ſchicklichen Maßſtab, alledieſe Wei-
ten
als Ab, Ac, Ad, &
c. in eben ſo vielen kleinen proportionirten Theilen von
der
Nadel an, auf die gehörigen Linien hinaus, ſo werden dieſe äuſſerſte Pun-
cte
, wenn ſie mit Linien zuſammen gehänget werden, die verlangte Figur
b@defg geben.
VII. Nutz.
Eine Fläche die man zwar überall ungehindert umgehen
und
überſehen, aber nichr in dieſelbe gehen kann, z. E. einen
Weyher
B C D E F G H I mit Beyhülfe dieſes Inſtruments in
Grunde
zu legen.
Man umſtecket dieſe erſtlich mit Stäben, wie in dem vorhergehenden
11Fig. 5. Nutzen erinnert worden, erwehlet an einem Orte eine Standlinie AB,
von
welcher man ohne Hinderniß auf alle Stäbe ſehen kann, zielet aus einem
jeden
Stande auf ſolche, und beſ@immet das übrige auf die Art, wie wir in
dem
dritten Nutzen von der Diſtanz zweyer Oerter, die unzugänglich gewe-
ſen
, gelehret, ſo wird man nicht nur allein den Fall, nemlich die Weiten vie-
ler
Oerter aus einer Standlinie zu meſſen, ſondern auch zugleich einen an-
dern
, nemlich eine Fläche auszumeſſen, die einen Weyher, Teich, und der-
gleichen
darſtellet, in welche man nicht gehen kann, erörtert haben.
VIII. Nutz.
Eine Fläche die man zwar umgehen, aber nicht überſehen
kann
, als den Grund eines Waldes oder groſſen Gebäudes
mit
dem Meßtiſch@ein in Grunde zu legen.
Wir nehmen hier eine Fläche, auf welcher ein Wald ſtehet, zum Exem-
22Fig. 6. pel, dieſen umſtecket man zu erſt bey den Winkeln A, B, C.
& c. wie
in
den obigen Fällen, mit Stäben, ordnet das Tiſchlein, wie es bekannt iſt,
an
, und ſetzet es ſo bey einem Winkel, als hie in B, daß b auf dem Tiſch-
lein
, wann vorhero eine Nadel allda eingeſchlagen worden, mit B auf dem
Erdboden
vermöge des Perpendicularinſtruments recht übereinſtimme, fer-
ner
zielet man von dar gegen die Stäbe A und C, ziehet an dem Abſehen lan-
ge
Linien hinaus, miſſet mit der Ruthe die Linien AB und BC und träget ihre
Gröſſe
aus einem verjüngten Masſtab von b gegen a und c, darauf trä-
get
man das Tiſchlein in c, ſchlägt die Nadel in c ein, ſtellet es ſo, daß c und
C
auf einander treffen, und zielet mit den Abſehen an der Linie c b gegen B, von
dar
aber gegen D, man miſſet überdas C D, träget derſelben
56112Von der Zubereitung und dem Gebrauche Gröſſe aus vorigem Maßſtab von c gegen d hinaus, trägt auch das Tiſch-
lein
von dar in D, E &
c. und verfähret wie bey C und B, bis die Figur auf
demſelben
zu Stande kommet.
Sollte es ſich ereignen, wie es auch öfters ge-
ſchehen
kann, daß die letzte Linien nicht zuſammen, oder gar übereinander ge-
hen
, muß man dieſe Figur auf einem andern Papier juſt abſtechen, von den
Winkeln
auf ein in der Mitte genommenes Punct mit der Scheer hinſchnei-
den
, daß lauter Triangel werden, und dann ſolche auf einem andern Papier
entweder
weiter zuſammen oder auseinander rucken, bis die Linien zuſammen
ſtoſſen
, da man dann die Winkel darauf abſticht.
Von dem Kircheriſchen Meßtiſchlein, oder dem
ſogenannten
Pantometro Kircheriano.
Die Erfindung dieſes Feldmeßinſtruments hat man dem berühmten
11Tab. II.
Fig
. 2.
Jeſuiten, Athanaſius Kircher, zu danken, wie ſolches P.
Schott in einem beſon-
dern
Tractat bezeuger, der die Zubereitung des Inſtruments nebſt deſſen Nu-
tzen
zur Gnüge beſchrieben, von welchem wir in beliebter Kürze auch einige
Vorſtellung
machen wollen.
Was die Zubereitung anlanget, läſſet man zu-
förderſt
aus einem zimlich harten und ſehr trockenem Holz, eine Rahm in
einer
gleichen Vierung A.
B. C. D. von welcher ein Schenkel zum wenigſten ein
Schub
lang ſeye, die Breite davon zween Zoll, die Dicke aber einen Zoll
ausmache
, verfertigen, und dann mitten hinein zwey Stücke, die einander
in
E creutzweiß durchſchneiden, und nur halb ſo dick als die vorige ſind, rich-
ten
, auf dieſes Creutz wird eine runde Scheibe, die in ihrem Durchmeſſer
ſo
viel, als die Länge eines Schenkels iſt, austrägt, und die inwendig in die
Vierung
, ſo weit es ſich thun läſſet, ein wenig ausgehohlet iſt, mit einer
Schraube
in der Mitte angeſchraubet, doch aber ſo daß ſich die Rahm um
die
Scheibe jederzeit drehen laſſe.
In eben dieſe Scheibe wird bey S. und T.
eine kleine runde Aushöhlung gemacht, welche zu einem Compaß gehöret, in
ſolche
muß man eine Creutzlinie, um die 4.
Hauptgegenden der Welt dabey
anzudeuten
, nebſt der Abweichungslinie verzeichnen, und eine Magnetnadel
richten
.
An der Seite A C und B D werden Fälze gemacht, in welchen ein an
beyden
Enden eingekrümmtes Lineal F G an ſtatt eines Laufers hin und her
beweget
wird, das, ſo es recht eingefüget iſt, allezeit mit den Seiten A B und
A
D parallel gehen muß, da ſonſten und auſſer dieſem Fall die Operationen
auf
gegenwärtigen Inſtrumente falſch würden.
So lang als erſt beſagte
Regel
iſt, werden zwo Parallellin@en gezogen, auf welche eine Eintheilung von
100
.
und mehrern gleichen Theilen gemacht wird, zu welchen die Zahlen von
10
.
zu 10. geſchrieben werden. Auſſen an dem Rande A B wird in K eine Re-
gel
mit Abſehen angeſchraubet, die juſt ſo groß als die Seite AB iſt, und dabey
ſich
hoch und niedrig richten läſſet, unter dieſem Inſtrument kann ebenfalls,
wie
oben bey dem Prätorianiſchen Tiſchlein, in der Mitten eine Nuß
56213etlicher Inſtrumenten zum Feldmeſſen. Holz, oder das noch beſſer und beſtändiger iſt, von Meſſing, veſt angeſchrau-
bet
werden, indeme ſo wohl der horizontale als verticale Stand bey ſolchem
ebenfalls
erfordert wird.
Das Statio dazu kann auf eine Art von denen,
wie
ſie in der 1.
2. und 3. Figur zu ſehen ſind, angerichter ſeyn. Dieſes In-
11Fig. 3. ſtrument kann noch netter und accurater verfertiget werden, ſo man es von
Meſſing
macht, daß ſich die Scheibe S.
T. V. in der Platte A. B. C. D. fein ſat@
und
ſachte herum drehen laſſe, unter ſolchem wird unten an der Scheibe ein
kleiner
Schieber mit einem Magnetkäſtlein angeordnet, welches man bey
dem
Gebrauche weit über die Platte hinaus ſchieben kann, wie bey E zu ſe-
hen
.
Der obere hohle Theil der Scheibe wird mit Schiefer bedecket, auf wel-
chem
man wie auf dem Papier mit einem dergleichen ſubtilen Stift die Li-
nien
ziehen kann, oberhalb des Laufers ſtehet eine bewegliche Regel, die ih-
re
Abſehen hat, ſamt einem Perpendickel bey F wie ſolches die 3 te Figur vor-
ſtellet
.
Auhier iſt noch zu erinnern, daß man um die Vierung dieſes In-
ſtruments
annoch verſchiedene Maßſtäbe zeichnen könne, indeme dergleichen
von
unterſchiedlicher Gröſſe, auch hie erfordert werden.
Oder ſo man will,
kann
die eine Helfte dieſer Vierung, wann eine jede von den zwoen aneinan-
der
ſtehenden Seiten, in 100.
gleiche Theile getheilet und eine Regel aus dem
Mittelpuncte
an ſtatt des Laufers appliciret wird, zu einem geometriſchen
Ouadrat
, die andere Helfte aber davon zu einigen Maßſtäben gebracht
werden
.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Wann das Inſtrument zum Gebrauche recht dienen ſoll, machet man
zuerſt
in der etwas eingetieften Vierung ein Papier mit Wachs veſt, welches
in
der andern Gattung des Inſtruments, weil es mit einem Schiefer ver-
ſehen
, nicht nöthig iſt, ſtellet es an ſeinen gehörigen Ort, rucket daſſelbe ſo lang
hin
und her, bis die Magnetnadel auf ihrer Abweichungslinie und dann auch
horizontal
ſtehe, und läſſet die runde Scheibe ganz unbeweglich, hinge-
gen
drehet man das viereckichte Stuck ganz ſachte um, bis durch die Ab-
ſehen
die verlangte Puncten geſehen werden, da man dann an dem bewegli-
chen
Lineal oder an dem Laufer die Linien in ſolcher Stellung, in welcher ſie
auf
dem Prätorianiſchen Meßtiſchlein beſchrieben worden, ziehet, ſo wird das
Verlangte
zu haben ſeyn, gleichwie wir aus den folgenden mit mehrern ver-
nehmen
werden.
I. Nutz.
Die Weite zweyer Oerter B und C, da man von dem ei-
nen
zu dem andern gar nicht gerade zu, jedoch zu allen bey-
den
aus einem andern Ort, zum Exempel aus A gelangen
kann
, mit dieſem Meßtiſchlein zu meſſen.
56314Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Man ſiehet vor allen einen Ort aus, von welchem man ſo wohl zu B als
11Tab. II.
Fig
. 5.
zu C gerade hin kommen kann, der z.
E. in A ſeye, ſtellet das Inſtrument
an
dieſen Platz, und richter es, daß die Magnetnadel auf ihrer Linie ruhe,
auch
ſolches horizontal ſtehe, dargegen drehet man das viereckichte Stuck ſo
lang
hin und her, bis man durch die Abſehen ſo wohl durch B als C die zween
gegebene
Oerter zu Geſicht bekomme, und ziehet an der beweglichen Regel
auf
dem Papier die Linie a b und b c in ſolcher Stellung, wie vorgeſagt wor-
den
, alsdann miſſet man auf dem Felde von A (welches Punct allhier, wie
ob@n
bey dem Prätorianiſchen Tiſchlein mit dem Perpendickelinſtrument ge-
funden
werden mögte) gegen B, dann von A gegen C, und träget aus einem
Maßſtab
eben ſo viele Theile, als AB und AC Ruthen und Schuhe ausge-
macht
, auf a b und a c, ſo wird dann endlich b c, wann es auf eben dem Maß-
ſtabe
gem@ſſen wird, die verlangte Weite BC bekannt machen.
II. Nutz.
Die Weite zweyer Oerter A und C, deren eines, z. E. A
nur
zugänglich iſt, mit dieſem Meßinſtrument zu finden.
Man nimmt erſtlich aus A gegen die Seite hinaus eine Standlinie von 80@
22Fig. 6. 90.
100. und mehrern Schuhen, nachdeme A. C. groß iſt, und bemerket
ſolche
in A und B mit Stäben, darauf ſtellet man das Inſtrument in A, drehet
es
ſo lang hin und her, bis die Magnetnadel accurat auf der Abweichungslinie
ſich
beſinde, ſolches aber horizontal ſtehe, und läſſet die Scheibe ſamt dem
Compaß
ganz unbeweglich, hingegen aber drehet man den viereckigten Theil
ſamt
der Abſehungsregel und dem Läufer ſo lang herum, bis man den Stock
in
B durch jene ſiehet, ziehet auf dem Papier an dem Laufer in der Gegend,
wie
die Figur zeiget, eine lange Linie, und ſetzet darauf aus einem Maßſtab
die
Linie a b, die Gröſſe der Standlinie A B, ferner drehet man die Abſe-
hungsregel
ſamt dem beſagten Theil gegen C, zielet dadurch auſ C ab, rucket
den
Laufer an das Punct a und ziehet eine lange Linie hinaus, endlich richtet
man
das Inſtrument bey B, wiederum ſolchergeſtalt, (welches auch oben bey
A
beobachtet werden kann, daß b und B vermöge des Perpendickelinſtruments
accurat
miteinander correſpondiren, und der Stan@ von jenem horizontal
ſeye
, wann die Magnetnadel vorhero recht ſtehet, und die kleine Standlinie
a
b auf die groſſe A B falle, indeme man durch die Abſehen gegen A accurat
zielet
, endlich drehet man auch den viereckigten Theil um, und zielet durch
die
Abſehen auf C, rucket dann die bewegliche Regel an den Puncte b und
ziehet
von b durch die a c Linie eine lange Linie, ſo wird die genommene Wei-
te
a c, wann ſie auf dem vorigen Maßſtab gemeſſen wird, dieverlaugte Weite
AC
auch in den groſſen Theilen darthun.
56415etlicher Inſtrumenten zum Feldmeſſen.
III. Nutz.
Die Weite zweyer Oerter A und B, zu deren keinen man
ungehindert
kommen kann, vermittelſt dieſes Meßtiſchleins
zu
meſſen.
Man ſtecket zu erſt mit zween Stäben eine der Diſtanz A B proportionirte
11Fig. 7@ Standlinie ab, die hier in der Figur C D ſeye, ſtellet das Inſtrument
in
C, und iſt dahin bedacht, wie die daran befindliche Magnetnadel auf ihrer
gehörigen
Linie, das Tiſchlein horizontal, jene aber ſamt dem Inwendigen des
Tiſchleins
unbeweglich ſtehen möge, in Gegentheil aber drehet man das vier-
eckichte
Stuck, da die Abſehungsregel und der Laufer zugleich mit beweget
wird
, ſo lang herum, bis man den Stock in D, durch jene ſehen kann, ziehet auf
dem
Papier in der Gegend, wie oben in dieſem Fall bey dem Prätorianiſchen
Meßtiſchlein
gelehret worden, an dem Laufer eine lange Linie, miſſet die
Standlinie
CD, und ſetzet die Gröſſe derſelben in ſo vielen Theilen aus einem
verjüngten
Maßſtab darauf, nimmt auch dabey in acht, daß C und c vermöge
des
Perpendickelinſtruments mit einander correſpondiren, ferner drehet
man
die Abſehungsregel ſamt dem übrigen gegen A und B, zielet accurat auf
dieſe
Oerter, und ziehet an dem Laufer aus c lange Linien hinaus, darauf
trägt
man das Inſtrument in D und iſt beſorgt, daß d auf D, auch die klei-
ne
Standlinie c d auf die groſſe C D recht falle, endlich drehet man auch den
viereckigten
Theil ſamt der Abſehungsregel ſo wohl gegen A und B, zielet
durch
ſolche auf beſagte Oerter, und ziehet aus dem Puncte d an dem
Laufer
lange Linien, ſo werden die Linien, wo ſie einander in a und b durch-
ſchneiden
, die Weite a b, und dann, wann ſie auf dem Maßſtab gem@ſſen
wird
, die verlangte Weite A B geben.
IV. Nutz.
Die Höhe eines Objects, z. E. eines Thurns A B, zu de@
man
gehen kann, mit dieſem Inſtrument zu finden.
Man ſtellet das Tiſchlein hier ebenfalls, wie oben bey dem Prätoriani-
22Tab. III.
Fig
. 1.
ſchen in Abmeſſung der Höhen gelehret worden, ſenkrecht, gegen das
Object
zu gehend, den Laufer aber daran richtet man, daß er horizontal
lauft
, an welchem eine Horizontallinie gezogen wird, darauf läſſet man
das
innere von dieſem Inſtrument unbeweglich, das viereckigte Stuck
aber
drehet man ſo lang bis man durch die Abſchen auf B abzielen kann,
wann
ſolches geſchehen, ſo ziehet man an dem Laufer eine lange Linie d b
und
miſſet von D, den mit d correſpondirenden Punct, die Linie D A
56516Von der Zubereitung und dem Gebrauche d C, welche in eben ſo vielen Theilen aus einem Maßſtab genommenen und auf
d
e getragen wird, endlich richtet man aus c eine Pendicularlinie ſo weit in
die
Höhe bis ſolche die Linie b d durch ſchneidet, welche Linie c b genommen und
auf
dem vorigen Maßſtab gemeſſen wird, ſo wird ſolche die groſſe Linie C B
als
die Höhe des Thurns ohne des Inſtruments Höhe, nemlich ohne AC oder
D
d gar bald nach ihren Theilen an den Tag legen.
V. Nutz.
Die Höhe eines Objects, z. E. eines Thurns A B, der we-
gen
eines Flaſſes unzugänglich iſt, mit dem Inſtrument zu
erforſchen
.
In dieſem Fall hat man, wie aus dem obigen bekannt iſt, zween Stand-
11Tab. III.
Fig
. 3.
puncten zu nehmen, der eine ſeye hier D und der andere E, bey jeden
ſtellet
man das Inſtrument vertical und gegen das Object zu gehend, in
dem
Standpuncte bey D wird der Laufer wieder horizontal laufend gerich-
tet
und daran eine lange Linie d e.
gezogen, darauf drehet man das äuſſere
von
dem Inſtrument, wie im vorhergehenden Nutzen iſt gezeiget worden,
ſo
lang herum, bis man durch die Abſehen die Spitze in B zu Geſicht bekom-
me
, ziehet von voriger Horizontallinie eine lange L@nie, als von d gegen
b
an den Laufer hinauf, und läſſet an d ein Senkbley hinunter fallen, von
dar
man gegen das Object zu, eine Standlinie als D E nehmen, ſolche meſ-
ſen
und ſo viele Theile als D E hat, aus dem verjüngten Maßſtab, von d
gegen
e tragen muß, ferner ſtellet man das Inſtrument in E, den andern
Standpunct
, läſſet den Laufer wieder horizontal ſowohl gegen den Stock in
D
als gegen das Object zu laufen, drehet wiederum das viereckigte Stuck
allein
um, zielet durch die Abſehen auf B und ziehet die Linie e b ſo weit, bis
ſolche
von der vorigen d b durchſchnitten wird, aus dieſem Durchſchnittläſ-
ſet
man endlich auf die verlängerte Horizontallinie d c eine Perpendicular-
linie
b c, fallen, miſſet ſolche aus vorigem Maßſtab, ſo wird die Höhe des
Thurns
B C ohne A C oder ohne des Inſtruments Höhe bekannt ſeyn.
VI. Nutz.
Eine vorgegebene Fläche, die überall zugänglich iſt, z. E.
eine
Wiele mit dieſem Meßtiſchlein zu Papier zu bringen.
Man ſtellet dieſes Inſtrument in die Mitte des vorgegebenen Platzes recht
22Fig. 4. horizontal, die Magnetnadel aber auf ihre gehörige Linie, darauf
drehet
man nur das äuſſere Stuck davon, ſo oſt als Stäbe auſſen
56617etlicher Inſtrumenten zum Feldmeſſen. um, daß man durch die Abſehen alle dieſe, die zu erſt in den Winkeln einge-
ſtecket
worden, anſichtig werde, ziehet ferner aus der Mitte des Inſtru-
ments
gegen alle dieſe Stäbe hinaus, an dem Laufer, Linien, miſſet ſolche
auf
dem Felde von dem Mittelpuncte an gegen die Stäbe hin, träget endlich
jede
Theile aus dem Maßſtab von der Mitte des Papiers gehörig hinaus, und
ziehet
die Linien in den äuſſern Puncten zuſammen, ſo wird die verlangte Flä-
che
im Grund geleget ſeyn.
VII. Nutz.
Eine Fläche, die man zwar nicht betretten, doch aber ganz
überſehen
kann, z. E. einen Weyher auf dieſem Inſtrument
in
Grund zu legen.
Die Operation dieſes gegenwärtigen Falls kommet mit derjenigen, wie
11Fig. 5. oben in dem dritten Nutzen gelehret worden, ganz genau überein, und
iſt
der Unterſchied nur dieſer, daß oben die Abzielungen auf zween Puncten,
hier
aber auf mehrere geſchehen, deſſen aber ungehindert, ſo können wir uns
doch
auf ſolche beziehen, wann wir die Operation eben ſo, doch aber öfters
anſtellen
, wobey in acht zu nehmen iſt, daß man die rechte Durchſchnittspun-
cte
ſuche, damit die wahre Figur zu Papier gebracht werde, dieſer Fall lehret
zugleich
wie man die Weiten vieler Oerter finden könne.
VIII. Nutz.
Eine Fläche, durch die man ungehindert weder gehen noch
ſehen
kann, z. E. den Grund eines Waldes auf dem Moßin-
ſtrument
vorzuſtellen.
Man umſtecket erſtlich den Wald mit Stäben, ſtellet das Inſtrument
22Fig. 6. bey einem Stab, z.
E. in B. an, richtet daſſelbe ſamt der Magnetna-
del
wie es gebräuchlich, und drehet den äuſſern Theil ſo lang herum bis man
durch
die Abſehen der Seitenregel ſo wohl in A als C den Stab ſehe, darauf
ziehet
man an dem Laufer dieſe beyde Linien, miſſet die Linien von B, als dem
Stande
, gegen A und C und träget ſolche aus einem Maßſtab auf ſelbige, als-
dann
träget man das Inſtrument in C, richtet es mit der Nadel wie bey B, und
zielet
durch die Abſehen wieder auf B, daß CB, und c b mit einander übereinſtim-
men
, endlich zielet man auch durch die Abſehen gegen D, ziehet an dem Laufer
die
Linie cd, miſſet von C gegen D und träget ſolche wieder aus dem Maßſta@
auf
, und ſo verfähret man ferner in D.
E. F. & c. bis die Figur umgangen iſt.
Anhang oder @ter Theil.
56718Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchied-
licher
Waſſerwagen, die bey den Waſſerleitungen
gar
nutzlich ſind.
Zubereitung einer Waſſerwag von Herrn de la Hire.
Man läſſet aus Holz oder Blech zwey viereckichte Gefäſſe A R C und
11Tab. IV.
Fig
. 1.
BDT, die zum wenigſten 4.
Zoll breit und 8. Zoll hoch ſind, verferti-
gen
, an dieſe beyde aber zwey lange Röhren von 2 {1/2}.
Schuhen ma-
chen
, davon das untere, als C D im Durchmeſſer bey einem halben Zoll, das
obere
als AB noch dicker ſeye, indeme jenes nur zur Communication des Waſ-
ſers
von einem Gefäſſe zum andern, dieſes aber zu einem Perſpectiv gehöret.
Gegen das Rohr AB gerad über wird in das Gefäß ARC bey R eine Rundung
hineingeſchnitten
, in welcher ein kleines Rohr mit einem Ocularglaß, nachde-
me
es nöthig iſt, hin und hergeſchoben wird, auf der andern Seite auch gerad
gegen
dieſem Rohr über wird in das Gefäß TBD bey T ebenfalls eine Run-
dung
gemacht, damit man dem Perſpectiv ſeine Oefnung geben könne.
Mit-
ten
an dem Rohr AB wird ein kleines Senkbley veſt gemacht, und hinunter
gelaſſen
, das, indeme es auf ein gewiſſes Zeichen an dem Rohr CD fället, an-
deuten
ſoll, wann die beyden Gefäße ziemlich genau waſſerpaß ſtehen, ſo wird
das
Waſſer ſo wohl in einem als dem andern gar nahe einerley Höhe errei-
chen
, immaſſen die Accurateſſe dieſer Waſſerwag einig und allein auf der Ho-
rizontal
ſtehenden Oberfläche des Waſſers beruhet, da dann zwey Pinnullen,
in
deren einer die Creutzfäden oder noch beſſer Creutzdräthe von Silber, we-
gen
des nahe daran ſtehenden Waſſers, bey welchen die Fäden nachgeben, in
22Fig. 3. 4. der andern aber das Objectivglaß, (wie die dritte und vierte Figur zeiget) ent-
halten
, in zwoen Büchſen von gleicher Figur, Gröſſe und Schwere mit beſagter
Oberfläche
parallel kommen und alſo ein Perſpectiv, das in einem Paralle-
liſmo
auf dem Waſſer ſchwimmet, formiren müſſe, wie wir anjetzo mit mehrern
vernehmen
werden.
Eine von den erſt bemeldeten zwoen Büchſen wird in der
zwoten
Figur vor Augen geſtellet, von welchen eine jede von dünnen meſſingen
Blech
gemacht werden muß, damit ſie deſto eher ſchwimmen, auf daß ſie aber
auch
ſo weit in das Waſſer gehen mögen, als man verlanget, zum Exempel bis
I
K, ſo wirft man oben nach und nach kleine Stückbley hinein bis ſie in I K
innen
ſtehen, der Körper dieſer Büchſen iſt cylindriſch, in der Dicke von
2
{1/2}.
Zollen und eben ſo hoch, unten iſt es in der Höhe eines Zolls bey E
zugeſpitzt
, oben darauf aber iſt ein Rohr angelöthet, das einen Zoll breit
und
zween Zoll lang ſeyn muß, der obere Theil dieſes Rohrs iſt auf beyden
Seiten
einen Zoll hoch offen, in einen jeden Theil, der einwärts gegen das
Rohr
A B wird zu ſtehen kommen, machet man kleine Fälze, in welche
56819etlicher Inſtrumenten zum Feldmeſſen. Pinnullen von den Fäden und dem Objectiv geſchoben werden, die man höher
und
niedriger richten, und mit Wachs befeſtigen kann.
L M iſt ein ſtarker
meſſinger
Drat, der an dem Rohr angelöthet iſt und unterhalb der Pinnul-
len
auf beyden Seiten, ſo weit hinaus geht, daß er zwiſchen denen auf beyden
Seiten
hinab in den Gefäßen angemachten langen ſchmalen Blechen, als zwi-
ſchen
Fugen, wann die Büchſen in das Waſſer geſetzet werden, gar leicht auf
und
abſteigen möge, doch aber daß er nicht viel wanke, welches leicht zu ver-
meiden
, wann L M ſo lang gemacht wird, als das Gefäß breit iſt, man thut
alsdann
in die Gefäße A R C und B D T ſo viel Waſſer hinein, bis es die
Büchſen
mit denen Pinnullen ſo hoch hebet, daß man durch ſolche und durch
das
Rohr A B ungehindert ſehen könne, damit dieſes aber auch durch ſolche
gar
deutlich geſchehen könne, ſo deckt man oben was leichtes, das man wieder
bald
wegnehmen kann, auf beyde Gefäſſe, zu verhindern, daß das Liche
nicht
ſo ſtark auf das Objectivglaß und die Fäden falle.
Wie man dieſe Waſſerwag rectificiren ſoll, daß ſie zum rech-
ten
Gebrauche dienlich leye.
Dieſe gegenwärtige Art zu rectificiren erfordert vor allen, daß die oben be-
meldete
Pinnullen ſo wohl der Höhe als der Breite nach einander gleich
ſeyen
und einerley Schwere haben, damit man ſolche, weil ſie in der Büchſe
abgewechſelt
werden, in den Fälzen hoch und niedrig richten, auch dabey al-
ſo
befinden möge, daß die Büchſen in dem Waſſer bey Verwechslung der
Pinnullen
weder höher noch tiefer gehen, ſondern in einem Stande bleiben
dörfen
.
Wann dieſes alles ſich recht befindet, auch das Inſtrument auf ei-
nem
Geſtell, auf welches ſonſten die Feldmeßinſtrumente gerichter werden,
veſt
ſtehet, ſo ſiehet man durch das Perſpectiv auf ein weitentlegenes Object
binaus
, und obſerviret, wo der Punct des Durch ſchnitts einen andern
Punct
auſſerwärts bedecket, alsdann verwechſelt man die Büchſen, und dar-
auf
die Pinnullen, alſo daß das Objectioglaß, zwar wieder in vorige Ge-
gend
, aber nicht auf eben die Büchſe komme.
Endlich zielet man wieder auf
eben
den Punct hinaus, befindet man nun, daß die Section auf eben den vori-
gen
Punct falle, ſo wird das Inſtrument auf das beſte rectificiret ſeyn, zeiget
ſich
aber einiger Unterſchied, daß das Abzielen zu hoch oder zu niedrig ſich wei-
ſet
, muß man die Pinnullen auch ſo lang höher oder niedriger richten, und an-
bey
ſolche mit den Büchſen immer verwechſeln bis in den zwoen Abzielun-
gen
einerley Punct bey dem Creutzpuncte obſerviret wird.
Zubereitung einer Waſſerwag von Herrn Römern.
Dieſes Inſtrument wird von Blech, beynahe in der Figur eines Winkel-
11Fig. 5. maſes verfertiget, welches aus zween langen viereckichten
56920Von der Zubereitung und dem Gebrauche oder Büchſen in einem geraden Winkel (wie die fünfte Figur bey A B C zei-
get
) zuſammen geſetzet wird, der eine Theil AB gehöret zu einem Perſpectio,
das
ungefehr 14.
bis 15 Zoll lang iſt, der andere aber CD, der zwar nicht ſo
lang
als der vorige, hingegen aber deſto breiter, zumahlen gegen C zu iſt, zu
einen
Perpendickel, damit ſolches darinnen einen Gang habe, dieſe beede Stü-
cke
ſind in der Figur an der Seiten oſfen, um die innere Structur ſehen zu
können
:
die Büchſe A B hat ſo wohl bey A als B eine runde Oefnung, in de-
ren
erſte ein kleines Rohr mit einem Ocularglaß, das ſich bey Schärfung des
Sehrohrs
hin und wieder ſchieben läſſet, und in die andere das Objectivglaß
kommet
.
In dem Brennpunct des Ocularglaſes bey P iſt ein kleines vier-
eckichtes
Stuck von Meſſing in der Figur einer kleinen Rahm, auf welchem
die
Fäden creutzweiß ausgeſpannet werden, von denen der eine horizontal ſtehet.
In der Gegend bey D D ſind zwey andere kleine Stücke mit Eintiefungen,
der
Figur nach wie eines dergleichen in N zu finden, auf beyden Seiten der
Büchſen
A B veſt angemacht, in welchen der obere Theil von dem Perpen-
dickel
, oder die ſo genannte Spindeilappen H H, die unten zu ganz ſchnei-
dicht
ſind, damit die Bewegung deſto beſſer von ſtatten gehe, und ſich ſchwin-
ge
;
I K iſt eine eiſerne Stange, an welcher unten das Perpendickel zu fin-
den
iſt.
An erſt bemeldeten I K iſt in I ein langes eiſernes Stänglein nebſt ei-
11Fig. 6. nem andern Stuck G L G, (das, wie H I H, eine Gabel vorſtellet) veſt ange-
macht
, ſo daß keines ohne das andere beweglich iſt, es ſoll aber das Stäng-
lein
I L ſo lang ſeyn, daß der in G G veſt ausgeſpannte und horizontal geſtell-
te
Seidenfaden M ſo genau bey den andern in P, als wohl möglich iſt, zu
ſtehen
komme, alſo daß man alle beede ſo deutlich anſehen könne, als wann es
nur
ein Faden wäre.
In der Gegend bey R hat die Büchſe zwey Schrau-
benlöcher
, die auf zwey andere in dem Perpendickel ſolchergeſtalten accurat
gehen
, wann man nemlich ſolches ein wenig in die Höhe hebet, da man es
dann
mit der Schraube an die Büchſe veſt machen kann, ſo wird das In-
ſtrument
auf der Reiſe keinen Schaden leiden.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments und wie ſolches
zu
re@tificiren.
Man hat bey dieſer Art der Waſſerwagen eben nicht ſo ſehr, wie
bey
den andern ein Geſtell nöthig, dann man ſtellet nur die Büchſe C D
auf
etwas auf, hält die andere A B in ſolcher Stellung, daß das Penpen-
dickel
D F eine freye Bewegung haben möge, alsdann hebt man erſt bemel-
dete
Büchſe A B ſo lang ganz ſachte in die Höhe, bis die zween Seidenfäden
M
und P zuſammen treffen, ſo wird ein Punct eines Objects, ſo hinter die-
ſen
beyden Fäden ſtehet, ein Abzielungs@unct ſeyn.
Die Rectification
dieſes
Inſtruments kann vermittelſt zwoer Abzielungen, die aus einem
Stande
auf zween in gleicher Weite auf beyden Seiten hinaus
57021unterſchiedlicher Waſſerwagen. Puncten geſchehen, verrichtet werden, nachdeme man in Anſehung eines ge-
gewiſſen
Puncts ein anderes nach der ſcheinbaren Horizontallinie auf der an-
dern
Seite beſtimmet, ſo krümmet man das Stänglein I L ſo viel, bis, die
vorbeſagte
beyde Fäden aufeinander kommen, ſolche zugleich im Abziehlen
auf
den beſtimmten Punct treffen, wann der Unterſchied gar zu groß wäre,
und
man das Stänglein gar zu viel biegen müßte, ſo wäre am rathſamſten,
daß
man den Faden in ſeiner Stelle veränderte.
Das Hauptwerk bey
dieſer
Waſſerwag kommet auf das Einhängen des Perpendickels an, wel-
ches
ſo accurat, als es möglich iſt, geſchehen ſoll.
Zubereitung einer Waſſerwag von Herrn
Hartſoeter
.
Man läſſet zuförderſt einen zugemachten viereckichten Kaſten O P Q R, wel-
11Fig. 7. chen wir allhier in der ſiebenden Figur auf der Seite, offen gelaſſen da-
mit
die Structur dieſer Waſſerwag imvendig recht zu ſehen wäre, verferti-
gen
, durch denſelben gehet oberhalb etwas über den Kaſten auf beyden Seiten
ein
dickes Rohr hinaus, an welchem die kleinen Röhren C und D, (da eines da-
von
das Ocularglaß, das andere aber das Objectivglas, in ſich hat,) ſo lang
hin
und her geſchoben werden, bis das Perſpectiv ſeine Richtigkeit hat.
In
dieſem
Rohr hänget man ein anders, als E F, das etwas kleiner dann das
Objectivglaß
iſt, in G auf, doch ſo, daß es in dem gröſſern Rohr nirgends
anſtoſſe
, welchem leicht vorzukommen iſt, indeme an dieſes Rohr E F ein
Creutz
G H I K angemacht wird, das in einer Wag ſtehen kann, nachdeme
man
die Gewichte L oder M entweder genauer zu-oder weiter von dem Mit-
telpuncte
N.
rucket. An ſolches werden alsdann zu äuſſerſt an beyden Sei-
ten
in F und E ſubtile Fäden, die mit dem Horizont parallel laufen, aus-
geſpannet
.
Das kleine Rohr E F muß ſo groß ſeyn und in dem groſſen A B
bey
G ſolchergeſtalten aufgehangen werden, daß der eine Faden bey E in dem
gemeinen
Brennpuncte des Ocular - und Objectivglaſes ſtehe, und die Axe
beyder
Gläſer durchſchneide, welche auch der andere bey F auf gleiche Wei-
ſe
durch ſchneiden ſoll.
Der Gebrauch dieſes Inſtruments iſt gar leicht, man
ſiehetnemlich
durch die beyden Röhren und bemerket auſſenwärts einen Punct,
welchen
der Faden, der in dem gemeinen Brennpuncte des Ocular und Objectiv-
glaſes
ſtehet, zudecket, darauf wendet man den Kaſten um, verwechſelt die
Gläſer
, alſo, daß, wo vorhero das Objectivglaß geſtanden, alsdann das Ocu-
larglaß
zu ſtehen komme, und obferviret, ob auch der andere Faden bey F, der
hier
auch in dem gemeinen Brennpunct des Ocular - und Objectivglaſes ſte-
hen
muß, eben ſo die Axe beyder Gläſer durchſchneide.
Der Gebrauch die-
ſes
Inſtruments iſt gar leicht, man ſiehet nemlich durch das Perſpectiv auf
einen
Punct, welchen der Faden des gemeinen Brennpuncts zugedecket, ab,
wendet
darauf den Kaſten um, und verwechſelt die Gläſer, alſo daß wo
57122Von der Zubereitung und dem Gebrauche das Objectivglaß geſtanden, anjetzo das Ocularglaß ſtehe, wann nun der andere
Faden
im Abzielen ebenfalls den vorigen Punct wieder zudecket, ſo iſt es ganz
richtig
, daß das Rohr E F waſſerpaß ſtehe.
Wann ſich aber der Fall ereig-
net
, daß der Faden den beſagten Punct nicht zudecket, ſo ſchiebet man eines
von
den beyden Gewichtern L.
M. ſo lang hin und her bis der Faden den Punct
zudecket
, und dieſes ſoll allezeit ſich ſo begeben, man mag auch die Gläſer ver-
wechſeln
, wie man will.
Zubereitung einer andern Waſſerwag von
Herrn
Hartſöcker.
Man läſſet zu dieſem Inſtrument das Gehäus von Eiſen beſſerer Wäh-
11Tab. V.
Fig
. 1.
rung halben, verfertigen, und in dieſes bey E und F, eine Rundung ein-
feilen
, an deren jede ein kleines Rohr und zugleich eine meßinge Platte,
die
auch ein rundes Loch und auf beyden Seiten ſubtile Einſchnitte habe, (wie
die
2.
Figur zeiget) angelöthet wird, wobey wohl zu notiren, daß dieſe Ein-
22Fig. 2. ſchnitte in Anmachen recht horizontal ſtehen müſſen.
An bemeldete Röhre E
und
F kommen wiederum andere, welche das Ocular - und Objectivglaß in ſich
faſſen
.
HK iſt eine Maſchine von Meßing, die auf einer Spitze von gehärte-
ten
Stahl ſtehet, hoch und niedrig, nachdeme es nöthig, gerichtet werden kann,
und
in H um die Spitze beweglich iſt.
In der Gegend bey L ſind auf bey-
den
Seiten kleine meſſinge Stücke mit Einſchnitten veſt gemacht, in welchen
zween
Lappen von Eiſen, die an das Creutz L M N O angerichtet ſind, und wie
ein
Meſſer ſchneidigt auf ſelbigen liegen, gar ſenſibel eine Bewegung haben,
damit
das Creutz ſamt dem Rohr P Q, das an jenem Winkelrecht an ſtehet,
ſeinen
gehörigen Stand recht accurat erlangen könne.
In dieſem Rohr werden
dann
auch zu äuſſerſt bey P und Q mitten durch Fäden horizontal gezogen, ſo
kommet
endlich das Inſtrument zu Stande.
Damit aber der Wind dem-
ſelben
nicht zu viel entgegen ſeye, ſo iſt gar rathſam, daß man über das eiſerne
Gehäus
einen Kaſten von Holz, den man oberhalb auf beyden Seiten öfnen
kann
, (wie in der Figur auf einer Seite gezeiget worden) machen laſſe, damit
das
Inſtrument accurat gerichtet werden könne.
Wann man ſich dieſer Waſ-
ſerwag
recht bedienen will, richtet man das Stuck H K unten bey der ſtählern
Spitze
ſo lang höher oder niedriger bis ein Faden entweder bey P oder Q.
durch die in die meßinge Scheiben gemachte Einſchnitte, wie die oben gemeldet
worden
, recht horizontal ſtehen müſſen, gleich gegen über geſehen werde.
Man
könnte
bey der vorigen Stellung noch zwoer Arten ſich bedienen, da man nem-
lich
bey L die zwey meſſinge eingekerbte Stücklein ſo anordnen müſte, daß man
ſolche
mit den Schrauben höher und niedriger ſtellen könnte, oder man mü-
ſte
die Fäden bey P und Q ſo richten, daß man ſelbige mit einer Schraube,
ſo
viel es nöthig iſt, höher und niedriger ſchrauben könnte.
Alsdann
ſtellet
man die Maſchine ſamt dem Kaſten auf einen Tiſch oder ſonſt
57223unterſchiedlicher Waſſerwagen. einen unbeweglichen Körper, richtet die Wage und zielet dadurch auf ein
zimlich
weit entlegenes Object, ſo es ſich nun zuträgt, daß der Faden, der in
einem
von den beyden Enden des Rohrs P Q enthalten iſt, und in dem gemei-
nen
Brennpunct des Ocular-und Objectivglaſes ſtehet, ſich gegen den Ein-
ſchnitten
über zeiget, welche in der Platte zu finden, und die das Rohr, wo
das
Ocular ſtehet, zudecket, und dann eben auch fich begiebt, wann die Maſchine
HK
auf die andere Seite gewendet wird, daß der Faden an dem andern Ende
des
Rohrs P Q eben dieſes präſtiret, ſo iſt es ein Anzeigen, daß die Wag wohl
rectificiret
ſeye, und das Aug mit dem Theil des Objects, das durch die Fäden
bedecket
wird, in der ſcheinbaren Horizontallinie ſtehe, befindet man aber das
Widerſpiel
, muß man ſo lang eine von den Kugeln R und S.
entweder gegen
oder
von T wegſchrauben, auch die Wag in der Gegend des Ocularglaſes
entweder
höher oder niedriger mit der Schraube bey V richten, bis der ver-
langte
Effect erfolgen möge.
Es bleibt dieſe Wage, wann ſie einmahl wohl
rectificiret
iſt, gar lang beſtändig, nur muß man dabey wol in Acht nehmen,
daß
die zwo Kugeln bey S und R nicht verſchraubet werden, ſondern ihre vorige
Stelle
behalten.
Zubereitung noch einer andern Waſſerwag von Herrn
Hartſoeker
.
Man nimmt ein langes viereckigtes Rohr von Blech, wie bey A B in der
11Fig. 3. zten Figur zu erſehen, ſpannet an deſſen beyden Enden die Fäden hori-
zontal
aus, und macht unten, juſt in der Helfte des Rohrs, zwo Spitzen von
gehärten
Stahldaran, auf welchen ſolches gleichſam auf Füſſen ruhet, dieſe
aber
ſtehen in einem andern viereckigten Rohr EF (das hier um die innere Stru-
(tur recht zu ſehen, offen gelaſſen worden) auf einer meſſingen Platte, die in be-
ſagten
Rohr veſt gemacht iſt, in zwoen kleinen Eintiefungen, damit ſie an einem
Ort
veſt ſtehen bleiben.
Bey G und H werden auch zwo Spitzen von gehärten
Stahl
angerichtet, die aber etwas kürzer ſeyn und bey a ebenfalls eine kleine
meſſinge
Platte haben müſſen, damit eine von dieſen Spitzen auf ſolcher auf-
ſtehen
und wieder in die Höhe, wann es nöthig iſt, gehen möge.
An das gröſ-
ſere
Rohr E F läſſet man ſo wohl bey E als F kleine runde Röhren anmachen, in
deren
jedes ein kleineres, da in dem einem das Objectivglaß, in dem andern
aber
das Ocularglaß enthalten iſt, geſchoben wird.
An die Ende der obigen
Röhren
in der Gegend bey E und F läſſet man zwo runde Platten (wie die 2.
Fi-
22Fig. 2. gur eine davon vorſtellet) mit runden Löchern und Einſchnitten, anmachen, es
müſſen
aber beſagte Einſchnitte horizontal ſtehen, damit man die zween Fäden,
die
gegen über ſtehen, auch alſo ſtellen könne.
Nach dieſen ordnet man das
Rohr
A B ſolchergeſtalten, daß, man mag ſolches mit dem Ende A und B ge-
gen
das Ocularglaß zu wenden und ſoll gleich entweder die Spitze bey
57324Von der Zubereitung und dem Gebrauche oder H auf der Platte bey a ſtehen, nicht ſo wohl die Mittelpuncte der zween
Fäden
ſich gar accurat in der Axe des Perſpectivs befinden, als auch die Fäden
ſich
gleich gegen den horizontal ſtehenden Einſchnitten über zeigen.
Endlich
ſetzet
man die Wage, wann ſolche zum Gebrauch recht dienen ſoll, auf ei-
nen
hölzernen Kaſten, (wie die dritte Figur anweiſe@) dieſen aber auf einem
Tiſch
oder auf einen andern unbeweglich ſtehenden Körper, und ſchraubet be-
meldeten
Kaſten mit der Schraube bey L ſo lang in die Höhe, bis die ſtäh-
lerne
Spltze G von dem Boden in die Höhe gehet, darauf wendet man das
Rohr
A B um, und läſſet alles ſo ſtehen, wann es ſich nun erelgnet, daß dieſes
Rohr
mit der Spitze H auf dem Boden E F in a auf ſtehet, und in ſol-
chen
Stande bleibet, oder in die Höhe gehet, ſo muß man ſchlieſſen, daß das
Object
, das von dem Faden zugedecket wird, der in dem gemeinem Brennpunct
des
Objectiv - und Ocularglaſes iſt, oder der gegen den Einſchnitten über
in
der Gegend des Ocularglaſes ſtehet, indeme der Faden ſich nicht mehr
dorten
befindet, mit dem Auge einer ſcheinbaren Horizontallinie ſtehe, zeiget
ſie
aber ſolches nicht, ſo muß man ſo lang eines von beyden Gewichtern M
und
N.
entweder weiter von P. hinweg, oder genäuer hinzu ſchieben, bis das
verlangte
erfolget.
Man kann auch die Gewichte und was dazu gehöret
gar
weg thun, da man dann die ſchwereſte Seite von dem Rohr A B
ſo
lang allgemach abfeilen muß, bis es recht iſt, will man aber letztens ſeine
Obſervationen
mit dieſer Wag recht accurat vornehmen, ſo läſſet man, ſo
wenig
es auch ſeyn mag, mit Beyhülfe einer langen Schraube bey b.
das groſ-
ſe
Rohr E F in der Gegend des Ocularglaſes nieder, bis das kleinere
Rohr
A B wieder von neuem mit einer von den beeden ſtählernen Spitzen
G
und H auf dem Boden des groſſen Rohrs in a auf ſtehet, alsdann ſchrau-
bet
man ſolche wiederum gar langſam in die Höhe, bis beſagte Spitze ſich
wieder
etwas erhebet, ſo daß man kaum merken mag, ob ſolche auf ſtehe,
oder
in die Höhe gehe.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiede-
ner
Inſtrumenten, deren ſich die Markſcheider
abſonderlich
bedienen.
Nachdeme in gegenwärtigem Werke gar viele Inſtrumente, die zum
Abmeſſen
dienlich und meiſtens im Gebrauche ſind, vorgeſtellet und
erkläret
worden, ſo wollen wir bey dieſer Gelegenheit noch andere, die
auch
zum Meſſen gehören, aber von den allgemeinen Meßinſtrumenten un-
terſchieden
ſind, nemlich diejenige, die in der Geometria ſubterranea oder Mart-
ſcheidekunſt
gebraucht werden, auch mit wenigen darlegen.
Es dienen
dieſe
hauptſächlich dazu, um alle Gänge in den Bergwerken abzumeſſen,
damit
man ſolche nicht allein auf dem Papier in Grunde legen, (welches die
Markſcheider
in Grund bringen heiſſen) ſondern auch oberhalb der
57425verſchiedener in der Markſcheidkunſt dienlichen Inſtrumenten. (das ſie nennen an Tage bringen) abſtecken könne, wovon Nic. Voigtel, ein
in
dieſer Kunſt wohlerfahrner Mann in ſeiner Geometria ſubterranea gar
weitläuftig
abhandelt.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der
Waſſerwag
.
Man nimmt ein Stuck Blech von Meſſing in der Länge bey 8. Zollen,
11Tab. VI.
Fig
. 1.
in der Breite nur halb ſo groß, ſo dünne und leicht als es ſeyn kann, indeme
es
bey ſolcher Beſchaffenheit zum Gebrauche deſto dienlicher wird, ſchläget
dieſes
Stuck recht ſederhart und reiſet einen halben Zirkel, ſo groß als es
ſich
thun läſſet, darauf, man machet ferner oben, von der Mitte des halben Zir-
kels
, gegen bey de Ende zu, eine Eintheilung in 90.
Grade, halbe und {1/4}. Gra-
de
, nach der Art, wie ſolche auf den Transporteuren, wiewohl umgewandt,
nemlich
von den Enden gegen die Mitte zu geſchiehet, ſchraubet über das
oben
bey A und B am Ende der Wag zween Hacken, da man einen vor und
den
andern hinterwärts biegen kann, mit kleinen Schrauben veſt, endlich
hänget
man in dem Mittelpunct C dieſer Wag einen kleinen Perpendickel D
an
einen ſehr zarten Seidenfaden, ſo wird das Inſtrument fertig ſeyn, wobey
aber
alsdann wohl zu unterſuchen, ob vorbemeldete Hacken an die Wag recht
gerichtet
worden, und ob der eine nicht gröſſer als der andere ſeye, da ſonſten
bey
dem Gebrauche, wann auch gleich die Eintheilung der Grade auf das
accurateſte
verrichtet worden wäre, groſſe Fehler ſich ereignen ſollten;
man
ſpannet
demnach, um dieſes Inſtrument zu rectificiren, eine Schnur entwe-
der
wagrecht oder abhängs aus, hänget die Wag daran und giebet ſehr
wohl
acht, welchen Grad der Perpendickel auf der Wag abſchneide, alsdann
wendet
man ſolche um, hänget ſie an eben der vorigen Stelle wieder auf, und
obſerviret
den Grad gar genau, welchen der Faden des Perpendickels durch-
ſchneidet
, fällt nun ſolcher auf der andern Seiten auch auf eben dergleichen
Grad
, ſo hat die Wag ihre Richtigkeit, findet ſich aber einiger Unterſchied,
ſo
muß ein Hacke ſo lang gebogen werden, biß ſich auf beyden Seiten in dem
Aufhängen
einerley Grade zeigen.
Was den Gebrauch dieſes Inſtruments
anlanget
, ſo iſt ſolches hauptſächlich dazu gewidmet, daß man erfahre, wann
es
an eine aus geſpannte Schnur aufgehangen wird, ob es in einem Gang
oder
Stollen, und wann es ſo iſt, um wie viet, ſteige oder falle, auch wie die
Seigerteife
und Sohle, wie die Markſcheider zu reden pflegen, zu finden ſeye.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche des
Hängcompaſſes
.
Dieſes Inſtrument iſt ſolchergeſtalt, wie die folgende Beſchreibung
22Fig. 2. und die beygefügte Figuren uns belehren werden, angerichtet, es hänget
57526Von der Zubereitung und dem Gebrauche
nemlich ein runder Magnetkaſten, in der Gröſſe bey dreyen Zollen zwiſchen
zweyen
creutzweis durcheinander gehenden Ringen, an deſſen beyden Seiten
ſind
bey A und B zwey Zäpflein, die an dem einem Ring, wann der Kaſten in
ſeinen
Gewerben bey C und D beweget wird, frey auf und abgehen, damit er
allezeit
wagrecht hangen möge.
In bemeldeten Kaſten wird eine gute Ma-
gnetnadel
ſamt einer getheilten Scheibe eingeſetzet, welche letztere, da ſie ſon-
ſten
, wie bey allen Bouſſolen insgemein zu geſchehen pfleget, in 360.
Grade
eingetheilet
wird, hier in zweymal zwölf Stunden (oder 24.
Theile) und jede
Stunde
wiederum in 8.
Theile, und alſo insgeſamt in 192. Theile einge-
theilet
wird, indeme der Magnetkaſten zum Gebrauche nicht füglich gröſſer
11Tabula VI.
Fig
. 3.
als 3 bis 4 Zoll genommen werden darf, weilen demnach um die Einthei-
lung
in 360.
Grade alsdann zu klein fiele, ſo hat man lieber die vorige 192.
Theile dazu genommen. Von XII. zu XII. ziehet man eine lange Linie und
durch
den Mittelpunct eine andere, die mit jener winkelrecht ſtehet, an die er-
ſte
werden die zwo Hauptgegenden der Welt als Mitternacht und Mittag
geſetzet
, an die andere werden die zwo üorige als Morgen und Abend, aber
umgewandt
, geſchrieben, alſo daß, wo ſonſten insgemein Morgen zu finden,
Abend
ſtehe, und wo Abend iſt, Morgen genennet werde, dieſes geſchiehet
darum
, weil man nemlich in dem Compaß, den man in den Gruben an die
Schnur
anhängen muß, (daher er auch der Hängcompaß genennet wird)
den
Mitternachtsort voraus kehret, wann es ſich nun ereignete, daß die Ma-
gnetnadel
nach der linken Seite von Mitternacht ſich wendete, ſo muß der
Gang
, den die Linie der Mitternacht und Mittag, oder die Linie der XII.

Stunde
zeiget, nothwendig gegen Morgen, wie in der That iſt, zugehen.
Dieſes Inſtrument nutzet in der Gruben dazu, daß man die Winkel,
die
man mit ſelbigen, wie faſt mit den Bouſſolen, darinnen ausgeſunden,
oberhalb
der Erde abſteche, und alſo die Gänge an den Tag lege.
Hiebey
iſt
noch zu merken, daß dieſer Compaß nicht wohl in allen Bergwerken zu ge-
brauchen
, und zwar in denen, wo die Magnetnadel wegen gar zu naher
Nachbarſchaft
des Eiſens irre gemacht wird, daß demnach die Winkel, die
man
damit genommen, falſch werden müſſen, wie bemeldeter Autor in ſei-
ner
Geometria ſubterranea ſelbſten bekennet, um dieſen Mangel nun in
etwas
abzuhelfen, hat der Autor zwo Scheiben vorgeſtellet, von welchen
wir
bald mit mehrern vernehmen werden.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines
Winkelweiſers
.
Dieſer kann von Holz oder noch beſſer von Meſſing in der Form, wie ſol-
cher
in der 4.
Figur zu erſehen, in der Länge eines Schuhes, oder noch et-
22Fig. 4. was gröſſer, verfertiget werden.
Bey B und C ſind zwey meſſinge Ab-
ſehen
, die mit einander parallel laufen und accurat auf einander
57627verſchiedener in der Markſcheidkunſt dienlichen Inſtrumenten. angerichtet, bey D iſt eine Schraube, damit das Stuck A recht hori-
zontal
geſtellet werden könne, unter dieſem aber iſt eine Schnur bey D veſt
angemacht
, welche mit einer Schraube bey E wohl angezogen wird.
Wann man dieſen Winkelweiſer recht gebrauchen will, muß man ſolchen
bey
F auf ein ordentliches Geſtell ſtellen, und den vorbeſchriebenen Häng-
compaß
an die ausgeſpannte Schnur hangen, ſo kann man damit am Tage
operiren
, ſo man nemlich den Compaß ſo lang herum drehet, bis die Magnet-
nadel
die Stunde und den Theil der Stunde, wie man ſolche in der Gru-
be
gefunden, weiſſet, alsdann wird der Winkelweiſer die Linie zeigen, in
welcher
man mit der Schnur, wofern ſonſt nichts hindert, das verlangte
wird
erlangen können.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Stunden-
ſcheiben
, die in den Eiſenbergwerken zu gebrauchen.
Weil es mit dem Hängcompaß in dergleichen Bergwerken, wie oben
gemeldet
worden, keine beſondere Richtigkeit hat, ſo will man ſolchen Man-
gel
mit zwoen Scheiben verbeſſern, dabey man aber doch auch ſeine Schwie-
rigkeiten
findet, wie die Erfahrung alle, die es practiciret, am beſten gelehret.
Die Zubereitung von beſagten Scheiben iſt folgende, man läſſet zwey runde
Scheiben
von Meſſing bey vier Zollen im Durchmeſſer von einerley Gröſſe,
11Fig. 8. wie die 8te Figur eine davon vorſtellet, verfertigen, theilet jede in 24.
Stun-
den
, jede Stunde aber wieder in 8.
Theile, gleichwie auch ſolches auf der
Scheibe
des Hängcompaſſes geſchehen.
Dieſe ſind von auſſen in zweyen ge-
krümmten
Stücken beweglich, es können ſolche vermöge der dabey befindli-
chen
Stellſchrauben auch wiederum unbeweglich gemacht werden.
In dem
Mittelpunct
der Scheibe iſt ein kleines Loch, durch welches eine lange dünne
Schnur
gehet, um dieſes iſt eine kleine bewegliche Scheibe mit einem Hacken,
an
die eine andere Schnur angehängt wird, mit welchen Schnüren die Win-
kel
abgenommen werden, unter deſſen werden doch die Operationen unrichtig,
22Fig. 9. indeme die erſte Operation mit dem Hängcompaß vorgenommen wird, um
zu
erfahren, nach welchen Theil der Welt der Zug verrichtet werde, wovon
bemeldter
Autor p.
151. ein mehrers lehret.
Die Scheibe in der neunten Figur wird von den Markſcheidern ein
Transporteur
genennet, und zu denen Scheiben in Meſſung der Winkel ge-
braucht
.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche des
zuleginſtruments
.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus einem rechtwinklichten viereckigten
33Tab. VII.
Fig
. 1.
Stuck A B C D von Holz oder Meſſing in der Länge bey einem
57728Von der Zubereitung und dem Gebrauche Schuh und wohl halb ſo breit, in der Mitte iſt eine zimlich groſſe runde
Eintiefung
G, in welche der Magnetkaſten von dem Hängcompaß, weil
man
jenen aus dieſen wegnehmen kann, ſolcher geſtalt geſtellet, und veſt ge-
macht
wird, daß die Linie, wo XII.
ſtehet, mit den beyden langen Seiten accu-
rat
parallel laufe, wann nun dieſe ganz hinaus continuiret würde, ſo deutete
ſie
an, wo die Einſchnitte der Abſehen hinträfen, und wo die Abſehen an-
gemacht
werden ſollten, die bey E und F zu finden.
Ob aber dieſe Abſehen
auf
dem Inſtrument mit denen auf beyden Seiten ſtehenden Flächen ſicher
parallel
laufen würden, ſolches lehret obbemeldeter Autor in ſeiner Geome-
tria
ſubterranea p.
28. und zeiget dabey wie der Hängcompaß aus dieſem
Inſtrument
rectificiret werden könne.
Der Gebrauch deſſen iſt ebenfalls mit
der
Bouſſole einerley, dann es wird bey ſolchem angewieſen, wie man die
Grubengebäude
auf das Papier nach dem verjüngten Masſtab bringen ſoll,
welches
die Markſcheider das Zulegen nennen, dahero auch das dazu dienli-
che
Inſtrument das Zuleginſtrument betitelt wird.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche des
Tezcompaſſes
.
Dieſes Inſtrument wird aus einem guten harten Holz in die Run-
11Fig. 3. dung, wie die dritte Figur vor Augen leget, gemacht, und an dem Rande
herum
auf eben dergleichen Art, wie bey den vorhergehenden Inſtrumen-
ten
die Eintheilung verrichtet worden, in Stunden und ihre kleine Theile ein-
getheilet
.
Mitten hinein, wird ein kleiner Compaß eingefüget, an wel-
chem
die Regel A B beweglich iſt, der Gebrauch dieſes Setzcompaſſes be-
ſtehet
kürzlich in folgenden, man ſetzet ſelbigen an dem Ort, wo das Senk-
bley
in dem Schacht hinfällt, recht horizontal, welches allezeit fleißig be-
obachtet
werden muß, ſtellet den Magnet auf ſeine gehörige Linie, hßlt das
eine
Ende einer dünnen Schnur juſt über den Mittelpunct des Compaßes, und
läſſet
mit dem übrigen Theile jemand gegen einen andern Winkel in die Grube
gehen
, und die Schnur veſt anziehen, alsdann richtet man die Regel A B
ſo
, daß die eine Seite als B, an die ein Zeichen gemacht werden muß, hin-
auswärts
komme, und auch accurat unter der Schnur ſich befinde, ver-
fährt
immer auch ſo fort, da man dann mit der Regel an den Stunden
die
Winkel merket, welche eben auch ſo oben in richtiger Ordnung an Tag
gegeben
werden müſſen.
Mit dieſem Inſtrument findet man zwar eben das,
was
man mit dem Hängcompaß thun kann, jedoch nicht ſo bequem und ac-
curat
, indeme es in allen Vergwerken nicht ſo gar dienlich iſt, weilen aber
die
Operationen, die damit angeſtellet werden, nicht viel Kunſt brauchen,
ſo
iſt es bey den Bergleuten noch am gebräuchlichſten.
57829verſchiedener in der Markſcheidkunſt dienlichen Inſtrumenten.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines andern und
beſſern
Tezcompaßes.
Weil die Magnetnadel ſamt dem Magnetkaſten in dem vorigen Setz-
11Fig. 4. compaß gar zu klein und alſo ſolches Inſtrument bey dem Gebrauche gar un-
richtig
iſt, ſo füget man billig noch ein anderes beſſeres bey.
Man läſſet zu dieſem aus einem guten harten Holze ein viereckigtes
Stuck
A B C D, das 6.
und mehr Zoll lang und breit und einen Zoll dick
iſt
, wie die vierte Figur bey A B C D zeiget, zubereiten, mitten hinein wird
bey
einem halben Zoll tief, vor einen Magnetkaſten eine groſſe runde Aus-
höhlung
, die zum wenigſten im Durch meſſer 2 {1/2}.
Zoll austrägt, gemacht, in
dem
innern Rande beſagter Aushöhlung werden zween dünne meſſinge Ringe,
auf
welche die gewöhnliche Eintheilungen in Stunden und kleinere Theile,
zu
finden ſind, in die Mitte aber eine Spitze um die Magnetnadel darauf zu
ſtellen
angerichtet, oben darauf ſetzet man ein Creutz von Meſſing mit einem
22Fig. 2. Loch, in welchem man die Regel A B.
mit einem Stift in der Mitte anſtecket,
dieſe
Regel iſt auf bey den Seiten länger als der Compaß, und hat an einer
Seite
bey A einen kleinen Hacken, an welchem man die Schnur zu höngen
pfleget
, daß man alſo ſolche hier nicht, wie bey den vorigen Inſtrumente an
den
Mittelpunct an zu halten nöthig hat, ſondern dieſe ſchon die Regel bey
dem
Anziehen der Schnur gehörig ſtellet.
Der Gebrauch des Inſtruments
iſt
mit dem vorigen einerley, iſt alſo nichts weiters, weil ſchon Meldung da-
von
geſchehen, dabey zu erinnern übrig.
Zu dieſen bishero bemeldeten Inſtrumenten gehören annoch obſchon
33Tab. VI.
Fig
. 6.
Fig
. 5.
7
. & c.
gemeine, inzwiſchen doch gar nöthige Sachen und Stücke;
eine gezwirnte
Schnur
, von 100.
Lachtern, oder von ungefehr 350. Eln: Ein Perpendickel
von
Metall, wetches man in Schachten, wann ſie fein ſenkrecht ſind, brauchet,
nebſt
verſchtedenen Schrauben, an welchen die Schnüre veſt gemacht werden.
Ein Maßſtab von einer halben Lachter. Allerhand verjüngte Maßſtäbe ſamt
den
Zirkeln, Winkelmaßen und Transporteuren.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiede-
ner
Inſtrumenten, die zur Perſpectiv gar
dienlich
ſind.
Ein bequemes Inſtrument, mit deſſen Beyhülfe allerhand Sa-
chen
auf das Papier gar leicht perſpectiviſch zu bringen.
Die Erfindung dieſes Inſtruments haben wir einem gelehrten Engelän-
44Tab. VIII.
Tab
. 1.
der, Chriſtophoro Wren, wie es die philoſophiſche Acta bezeugen,
zu
danken:
Die Zubereitung deſſen deſtehet in folgenden, A iſt ei-
ne
Scheibe, die hohl iſt, und in der Mitte ein kleines Loch hat, ſo
57930Von der Zubereitung und dem Gebrauche einen Abſehen dienen muß, dahero auch ſolches, damit man den Augenpunct
entweder
hoch oder niedrig ſtellen könne, an einer langen dünnen Säulen C D
auf
und ab beweglich iſt, dieſe Säule iſt unten bey D in ein anderes Stuck
E
D veſt einge ſchraubet, welches ſich ſamt jener um den Mittelpunct E dre-
hen
läſſet, daß man auch zugleich entweder gegen P oder F, nach Beſchaffen-
heit
der Sache, näher kommen könne.
Die Leiſten oder Regeln E E und G G
ſind
veſt an einander gemacht, damit die viereckigte Tafel S.
S. S. S. nicht ſo
wohl
auf denen in G G recht perpendicular ſtehen, als auch auf eben denſelben
durch
T T hin und her geſchoben werden könne, nachdeme man nemlich die
Entfernung
des Abſehens von der Tafel nehmen will.
Auf erſt bemeldete
Tafel
machet man mit Wachs einen Bogen Papier in O O O O veſt, auf
welchen
die verlangte Figur mit der Spitze I.
geriſſen wird, dieſe Spitze oder
Stift
ſtehet an einer Feder, ſolche aber iſt an der Regel H H veſt angemacht,
auf
daß der Stift nicht wanke, wann er auf das Papier kommet.
Die Re-
gel
H H iſt an den Fäden a a a und b b b ſo angemacht, daß ſie im Hin-und
Wieder-Auf-und
Abſchieben immer horizontal, oder mit ſich ſelbſten beſtän-
dig
parallel laufe, welches auf folgenden berudet.
Es ſollen nemlich die
zween
Fäden a a a und b.
b. b. gar accurat in einer Länge ſeyn, und wird deren
eines
Ende an einer dünnen bleyernen Tafel Q Q, die hinter dem Bret in
einer
Fugen auf-und abgehe, und nicht ſonders ſchwerer als die Regel H H
ſeye
, damit ſie in jeder Veränderung jederzeit unbeweglich ſtehen bleiben
könne
, derſelben anders aber auf der Regel an den Stiften bey H.
H. veſt an-
gemacht
, das übrige aber von den Faden um die kleine Rädlein K.
K. L. L.
M. M. bey deſſen Gebrauch getrieben, alſo daß bey ſolcher Beſchaffenheit die
Regel
H.
H. gar leicht hin und her geſchoben und jederzeit in einem horizon-
talen
Stande behalten werden möge.
Endlich iſt noch zu bemerken, daß man
in
die erſt bemeldete Regel H H auſſen bey P, eine kleine Stecknadel, deren
Kopf
zu den äuſſern Umriſſen der Objecten bey ſeiner Herumführung dienlich
ſeye
, veſt einſtecken müſſe, ſo wird die Maſchine zur Vollkommenheit ge-
bracht
ſeyn.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Man ſetzet das Inſtrument auf einen Tiſch, richtet die Scheibe A die zu
einem
Abſehen angeordnet iſt, ſo viel über den Tiſch in die Höhe, und ſtellet
ſie
ſo weit von der Tafel S.
S. S. S. entfernet, als es beliebig iſt, alsdann läſſet
man
ſolch Abſehen unbeweglich ſtehen, ſiehet durch ſelbiges, und führet den
Kopf
der Stecknadel mit der Hand auf den Umzügen der verlangten Sache
in
der Luft herum, ſo wird dann zugleich der Stift L auf dem Papier O.
O.
O. O. den Umriß des verlangten Objects nach der Perſpectiv abzeichnen;
welches
öfters einem Kunſterfahrnen auf eine andere Art zu präſtiren, zim-
lich
ſchwer fallen würde.
58031verſchiedener Inſtrumenten zur Perſpectiv.
Ein anderes Inſtrument, mit welchem man allerhand
Objecte
gar leicht perſpectiviſch zu Papier bringen
kann
.
Dieſes Inſtrument, oder zum wenigſten die kleine Säule A nebſt der di-
11Tab. VIII.
Fig
. 5.
cken Regel H H ſoll von einem harten Holz, oder, ſo man es noch koſt-
barer
zu haben verlanget, von Meſſing, Helfenbein a.
zubereitet wer-
den
, damit beſagte beyde Theile fein glatt ſeyn mogten, weil die Hülſen B
und
E an ſelbigen gar leicht hin und wieder gehen müſſen.
An der Hülſe B
iſt
ein meſſinger ablanger Ring, der mit ſubtilen Haaren oder Seiten cre@tz-
weiß
durchzogen iſt, angenietet, an der Hülſe E aber iſt unten ein Federlein
bey
F veſt angemacht, das an dem Ende mit einem Spitzlein verſehen iſt,
mit
welchem die Puncte zu dem vorhabenden perſpectiviſchen Riß auf das
untergelegte
Papier aufgedupfet werden.
Bey C iſt unter der gekrüpften
meſſingen
Platte eine an dem Umfang eingetiefte kleine meſſinge Scheibe
verborgen
, um welche, gleichwie um die beyde Scheiblein oder Röllein am
Fuß
der Säule A (deren eines man in der Figur nicht ſehen kann) und dann
um
das obere Scheiblein bey D, eine Seite, deren beyde Ende an dem Ring
B
oeſt angemacht ſind, gehet.
Vorbemeldete kleine Scheibe bey C kann man
vermittelſt
einer Schraube entweder weiter hinein, und weiter hinaus rucken,
um
im erſten Fall die Seyte nachzulaſſen, im andern aber anzuſpannen, damit
ſich
ſo wohl die runde Hülſe bey B als die eckigte bey E, weil die Seyte auch oben
an
dem Knopf angemacht iſt, hin und her ſchieben laſſe.
Letztens iſt noch zu
merken
, daß der Fuß der kleinen Säule A zwiſchen zweyen meſſingen Plätt-
lein
beweglich ſeye, damit man es auſſer dem Gebrauche niederlegen und be-
quem
bey ſich@führen könne.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Wann man etwas, z. E. einen Proſpect, mit Beyhülfe dieſer Maſchi-
ne
recht natürlich und kunſtmäſſig in Perſpectio zu bringen verlanget, ſo
erwählet
man einen Tiſch oder Tafel ſo lang als der Riß werden ſoll,
macht
ein Papier von gehöriger Länge und Breite auf ſelbigen veſt, und
nagelt
unten an dem Rande des Papiers eine glatt gehobelte gleiche Leiſte auf
dem
Tiſch auf, dergleichen bey G zu ſehen, an dieſe Leiſte wird das
Stuck
von Holz mit L bezeichnet ſamt dem darauf geſteckten meſſingen
Scheiblein
, das in der Mitte zum Abſehen ein Löchlein in N hat, perpen-
dicular
veſt angemacht, dieſes Abſehen läſſet ſich bey M vermittelſt ei-
ner
Schraube hoch und niedrig, wie man verlanget, richten, welche Stel-
lung
die ganze Operation durch beſtändig bleibes muß, hingegen
58132Von der Zubereitung und dem Gebrauche das ganze Inſtrument an der Leiſte, der Ring mit der Hülſe bey B, und
die
Hülſe bey E ſo offt hin und her geſchoben, auf ſo viele Puncten des
vorhabenden
Objects das Auge durch das Löchlein N und den Durchſchnitt
im
Ringe B abzielet, da dann bey einer jeden Abzielung das an der Hülſe
E
angemachte Federlein mit dem Finger niedergedrucket und mit dem
Spitzlein
ein Punct auf das Papier geſtochen wird, welcher eben den in
dem
Object abgezielten Punct ganz natürlich auf ſolchem vorſtellet, wor-
auf
endlich das übrige, ſo man anderſt die meiſten Puncte (weilen das
Werk
, je mehr ſelbiger ſind, deſto beſſer und erwünſchter von ſtatten gehet)
oder
zum wenigſten die Hauptpuncten auf vorbeſagte Art gefunden, mit
freyer
Hand gezogen und ausgemacht, wird, welches alles ein curieuſer Lieb-
haber
der Mathematick Herr J.
C. M. ein Kayſerl. Hauptmann gar glück-
lich
zur Probe gebracht und communicable gemacht.
Ein ander dergleichen Inſtrument, mit welchem man aller-
hand
Sachen leicht auf dem Papier perſpectivi@ch
vorſtellen
kann.
Dieſes Inſtrument kommet eben demjenigen der Zubereitung nach,
11Tab. IX.
Fig
. 1.
bey, welches der ehemalige berühmte Mathematicker und Architect,
Benjamin
Bramer, ausgeſonnen.
Man macht auf einem glatten Tiſch
oder
ebenen Reißbret, wann es in einem horizontalen Stande geſtellet iſt,
ein
Papier, worauf der perſpectiviſche Riß kommen ſoll, mit Wachs veſt,
ſchraubet
hernach die Regel E F, die einen halben Zoll dick und einen Zoll
breit
ſeye, mit den kleinen Stöcklein, die einen halben Zoll hoch ſind, und
zu
Ende der Regel ſtehen, an den Tiſch an, füget ferner an ſolche eine Hül-
ſe
von Meſſing, die oben einen Kopf habe, damit man ſelbige fein geheb
an
der Regel hin und her ſchieben könne.
Unter dieſer Hülſe wird eine
andere
von eben der Gröſſe alſo angelöthet, daß, indeme durch ſolche eine
andere
Regel G H geſchoben, und das Papier von ſelbiger berühret wird,
dieſe
mit der andern Regel allezeit winkelrecht hin und wieder gehen müſ-
ſe
, bemeldete Regel GH hat vorn bey G eine Feder mit einer Spitze, mit
welcher
man nach Verlangen auf dem Papier, Puncten ſticht, gleich daran
machet
man auf eben dieſer Regel eine andere aufrecht ſtehende und win-
kelrechte
Regel veſt, an welcher eine Hülſe D, die hinten ein Stellſchräub-
lein
hat, auf und ab gehet, vorn an dieſer iſt ein meſſinger ablanger Ring,
in
B, der mit ſubtilen Seyten (wie in der vorhergehenden Figur, creutzweiß
durchzogen
iſt, dieſer Durchſchnitt muß mit der Spitze bey G von der
aufrecht
ſtehenden Regel in gleicher Entfernung ſeyn, und alſo wird eine
von
B in G fallende Linie mit beſagter Regel eine Parallellinie abgeben,
vorn
an dem Tiſch wird das Stuck mit L (wie in voriger Figur) bezeich-
net
, das mit einer Stellſchraube bey C und mit dem Abſehen bey A
58233verſchiedener Inſtrumenten zur Perſpectiv. ſehen iſt, veſt angemacht und perpendicular geſtellet, ſo wird es zum Gebrau-
che
fertig ſeyn.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
So jemand eine Gegend mit dieſem Inſtrument auf dem Papier nach
der
Perſpectiv vorzuſtellen verlanget, muß man ſolches auf einem Tiſch un-
beweglich
und horizontal ſtellen, ferner das Abſehen A und den Ring B
mit
ſeinem Durchſchnitt, als dem andern Geſichtspuncte, ſo lang hin und
wieder
rucken, damit die ganze Gegend auf das Papier, ſo auf dem Bret
mit
Wachs angemacht iſt, gebracht werden könne, wann nun die gehörige
Höhe
des Abſehens A gefunden, und dieſe Stellung immer behalten worden,
ſo
muß das Winkelmaß H G ſo lang vor und hinter ſich, oder zur Seite
ausgezogen
werden, bis die Puncte der zweyen Abſehen A und B.
auſſen
mit
einem verlangten Punct in einer geraden Linie ſtehen, wann ſolches
gefunden
worden, wird die Spitze bey G an der in die Höhe ſtehenden Feder
niedergedruckt
, ſo wird dann der verlangte Punct auf dem Papier ſich zeigen,
wann
dieſes geſchehen, zielet man auf mehrere Puncten durch die zwey Abſe-
hen
hinaus, und ſticht dabey jederzeit mit der Spitze einen Punct auf das
Papier
, da man dann durch ſolche als die Hauptpuncten die Linien mit
freyer
Hand ziehen, und die Figur gar ausmachen muß.
Noch ein anderes Inſtrument, mit welchem man alle Kör-
per
gar leicht nach der Perſpectio zeichnen kann.
Der berühmte Opticus Joh. Franc. Nicero eignet dieſes Inſtrument in
11Fig. 3. ſeinem Thavmaturgo optico einem Florentiniſchen Mahler, dem Ludovico
Cigolo
zu, und benennet es wegen ſeines allgemeinen Nutzens Scenogra-
phum
Catholicum, wir wollen deſſen Zubereitung und Gebrauch mit
wenigen
darlegen.
Dieſes ganze Inſtrument beſtehet hauptſächlich aus
vier
geraden kleinen Stangen von Eiſen, unter welchen A B und B C von
gleicher
Gröſſe und in der Länge bey zween Schuhen ſind, D E und F G
ſind
auch von einer Gröſſe, in Anſehung aber der vorhergehenden um eln
merkliches
kleiner.
A B und B C ſind bey B zuſammen gefüget und zugleich
allda
beweglich, alſo daß ſie ſich wie ein Zirkel auf - und zuthun laſſen, es
müſſen
aber doch A B und B C alſo angerichtet werden, daß man ſelbige
bey
B im Gebrauche mit einer Stellſchraube ganz winkelrecht ſtellen kön-
ne
, durch den Kopf bey n gehet ein kleines rundes Loch, durch welches die
Stange
D E geſchoben wird, hahero man dann entweder bey D oder E
das
viereckichte Stuck zum An - und Abſchrauben verfertigen laſſen muß,
damit
die Stange D E durch beſagtes Loch kommen könne:
An der
58334Von der Zubereitung und dem Gebrauche ge F G läſſet ſich A B an dem andern Ende bey A mit B C in ſeiner perpendicu-
laren
Stellung auch gar leicht, wie bey B, hin und her ſchieben, welches um
deſto
eher geſchiehet, wann D E mit F G recht parallel laufet, und beyde über
der
Tiſchfläche gleich erhöhet ſtehen.
An der Säule B C gehet eine ſubtile
Seide
von L, das eigentlich ein Gewicht iſt, hinauf ü@er eine kleine Rolle
bey
C, und von dar hinunter um eine andere bey m an der Seite bis an M,
einer
an einem Gegenwicht ſtehenden Spitze, die ganze Seide muß ſo lang
ſeyn
, als A B und B C der Gröſſe nach austräget, juſt in der Helfte dieſer
Seide
als in N wird ein kleines Kügelein veſt angemacht, das zum andern
Abſehen
dienen muß, ſo wird demnach das Gewicht L bey C, und das Ge-
gengewicht
M bey A, ſo das Kügelein N bey B ſich befindet, ſtehen, hingegen
aber
ſo wohl jenes als dieſes, wann das N gegen C gelanget, in B anzutreffen
ſeyn
.
Neben dem Inſtrumente ſind zwo andere Seiden, davon die eine
von
X um E auf n zugehet, und allda veſt angemacht iſt, um die Stange
A
B und B C bey X gegen E G zu ziehen, die andere aber erſt um D hinum ge-
gen
n zu kommet, um vorbeſagte Stange gegen D F damit ſchieben zu kön-
nen
, nachdeme es nemlich die Sache erfordert.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Wann die Stange D E durch den Kopf der beyden Stangen A B und
B
C geſchoben, und die eckigte Stücke bey D und E mit ſelbiger auf eine ebe-
ne
Tafel aufgeſchraubet worden, machet man die andere F.
G. bey F und G
in
ſolchem Stande veſte, daß ſie in der Weite von A B immer mit D E recht
parallel
laufe, weiln ſonſten A B, wie oben erinnert worden, in der Ve-
wegung
gehindert wird, zwiſchen D E und F G wird auf dem Tiſch ein Bo-
gen
Papier mit Wachs auf allen Seiten veſt angeklebet, auf welchen man
mit
der Spitze des Gegengewichts N die verlangte Puncten ſtechen muß,
hinter
der Stange F G iſt ein Stuck mit Gliedern bey P R, damit man das
bey
R befindliche Abſehen, nach Verlangen hoch und niedrig richten könne.
Wann man nun endlich jede verlangte Puncten von auſſen hinein auf dem
Papier
recht vorzuſtellen verlanget, ſo richtet man vor allen mit einem Fa-
den
auf der Seite ſo lang die Stange A B und B C bis der Faden an der
ule B C den verlangten Punct durch das Abſehen in R abſchneide,
als
dann ziehet man bey M das Kügelein N.
ſo hoch, bis es durch R den vor-
gegebenen
Punct zudecket, ſollte das Kügelein N.
etwas zu hoch kommen,
läſſet
man nur das Gegenwicht M ein wenig gegen A zu, wäre es aber
noch
zu niedrig, gegen B zu ſich bewegen, hiebey iſt zu merken, daß der Fa-
den
m M parallel mit A B und angezogen gehalten werden müſſe, ſo weit
nemlich
ſelbiger auch von der Säule B C abſtehet, worauf man dann mit
der
Spitze bey M einen Punct macht, und ſo immerfort procedirt.
58435verſchiedener Inſtrumenten zur Perſpectiv.
Noch ein anderes Inſtrument, mit welchem man allerhand
Sachen
nach perſpectiviſcher Art abzeichnen kann.
Der Erfinder dieſes Inſtruments iſt P. Cherubin, ein in Dioptrieis wohl
11Tab. X.
Fig
. 1.
bekannter Autor.
Die Zubereitung deſſelben, wie es die Beſchreibung in ſei-
ner
Dioptrique oculaire uns giebet, beſtehet kürzlich in folgenden:
Man läſſet
ſich
aus einem guten alten Holz von Birnbaum eine Tafel verfertigen, die in
der
Dicke kaum einen halben Zoll, in der Breite zween Schuh, und in der Länge
drey
und mehr Schuh, und alſo der Figur nach ein accurates ablanges Viereck
ausmache
, faſt in der Mitte ziehet man nach der Länge der Tafel eine gerade
Linie
ef, die mit den Seiten A B und C D parallel laufe, auf dieſer Linie ef,
nimmt
man gegen das Ende zu in r den Mittelpunct eines proportioniren den
Parallelogramms
aus Meſſing in der Figur, wie ſolche in der Vorſtellung die-
ſes
Inſtruments zu ſehen iſt;
Auf eben der Linie e f. muß man den Mittelpunet
s
.
von der Oefnung, in welche ein Perſpectiv kommet, auf folgende Art finden:
man ſtellet die eine Spitze auf e f in r. und die andere, als mit welchen bey den
das
Parallelogramm verſehen, auf ef in t.
ſolchergeſtalten, daß alle vier
Winkel
gerade Winkel machen, ſo wird die lange Spitze oder der Zeiger w
auf
e f den Punct andeuten, wo die Oefnung anfangen muß, alsdann nimmt
man
die Dicke oder den Durchmeſſer des Sehrohrs, der dazu gebraucht wer-
den
ſoll, ſetzet ſolchen von w gegen f in x und theilet w x in zween gleiche Theile,
ſo
hat man den Mittelpunct s.
zu der runden Oefnung vor das Sehrohr, die
ganze
Gegend bey g h i k iſt zu dem Papier gewidmet, auf welches die Zeich-
nung
kommen ſoll, n p und o q ſind zween Seidenfäden, welche mit den Schrau-
ben
p und q angeſpannet werden, damit das Papier auf der Tafel glatt anlie-
ge
, die Linie y z ſtellet das Senkbley vor, daß die Linie e f allezeit horizontal ge-
richtet
werden könne, man mag auch die Tafel auf dem halben runden Geſtelle
rucken
wie man will, welche Bewegung hinter dem Inſtrument um eine lange
runde
Stange geſchiehet, wie die 2.
Figur andeutet, oberhalb der Tafel bey m
22Fig. @ gehen auf beyden Seiten groſſe Zirkelbögen hinterwärts hinaus, wie in erſt-
bemeldeter
Figur zu ſehen, oben aber bey 1 iſt eine lange Schraube, daß man
die
Tafel, ſo man etwas von der Höhe herab abzuzeichnen verlangte, hinter ſich
ſchrauben
könne.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Man ſpannet zu erſt einen Bogen Papier vermittelſt der Seidenfäden
n
p.
o q. und der Schraube p q auf der Tafel in i k g h, wohl aus, und richtet
das
Sehrohr in der Oefnung w x alſo an, daß der Zeiger u w durch einen ge-
machten
Einſchnitt des Rohrs, der in der Gegend des Brennpuncts von dem
Ocularglaß
ſelbiges halb von einander theilet, gehe, und in dem Rohr eine
58536Von der Zubereitung und dem Gebrauche wegung haben könne, ferner ſtellet man das Senkblen y z zu recht, damit die Li-
nie
e f.
horizontal ſtehe, fäſſet dann mit der rechten Hand den Stift, der an
dem
Parallelogramm veſt angemacht iſt, an, läſſet ſolchen, doch daß die Spitze
des
Zeigers u w auf den Umriſſen der auſſen ſtehenden Objecten immer gehen
möge
, auf dem Papier bewegen und Riſſe machen, ſo werden ſelbige die Figur
der
äuſſern Sachen proportionirt darſtellen.
Weil dieſes Inſtrument auch
vor
die Objecte von der Höhe herab zu zeichnen angeordnet iſt, ſo kann man
auch
gar wohl die Maculn des Monds damit abzeichnen, gleichwie der Erfin-
der
dieſes Inſtruments ſolches gar glücklich präſtiret.
Wie man mit Beyhülfe einer Camerä obſcurä allerhand
Gemäble
, Kupfer, Kiſſe, a. ganz klein auf ein Papier werfen,
und
ſelbige gar accurat, obſchon jemand der Zeichen-
kunſt
unerfahren, nachzeichnen @önne.
Die Invention dieſer Maſchinen wird einem Italiäner, Marco Antonio
11Fig. 3. Cellio zugeeignet, wie die leipziger Acta Menſ.
Dec. An. 1687. ſolches bezeu-
gen
;
die Structur und Figur derſelben, kommet einem Lehnſeſſel, der oben
zugedecket
iſt, bey, die Säulen von dem Geländer gehen zimlich hoch hin-
auf
, an welchen eine viereckigte Tafel mit Stricken, die um die zween Stol-
len
bey A.
A. gehen, hin und her gezogen wird, damit aber ſolche allezeit da-
bey
in einem horizontalen S@ande, welcher hier erfordert wird, verbleiben
möge
, ſo werden bey H H Hölzer zur Gegenſtrebung angerichtet, bey G iſt
auf
beyden Seiten ein Nagel eingeſchlagen, um welche man die Stricke,
wann
die Tafel in einer gewiſſen Weite beſtändig erhalten werden ſoll, win-
det
.
Unter dieſer Tafel wird die Figur bey B. die man in das kleinere zu brin-
gen
gedenket, veſt angemacht, und von dem in F.
ſtehenden Spiegel, als aus
welchem
die Sonnenſtrahlen zurückprellen, ſtark erleuchtet, damit ſolche de-
ſto
ſchärfer in die Cameram obſcuram einfallen möge, dieweilen aber der
Stand
des Spiegels wegen der beſtändigen Bewegung der Sonne, im-
mer
veränderlich ſeyn muß ſoll anderſt die Figur erlcuchtet werden, ſo wird
ſelbiger
gar bequem auf eine Kugel, die auf allen Seiten, auf einem drey-
beinigten
Stuhl ſich drehen laſſe, gerichtet, da ſich dann der Spiegel gar
leicht
überall hin wird drehen laſſen, bey D ſtecket in dem Rohr das Glaß
der
Camerä obſcurä, welches man im Hin - und Herſchieben des Rohrs
ſchärfen
kann, damit ſich die Figur auf dem Papier in E ſchön präſentiren
möge
, ſo wird dann der Zeichner, wann er den Kopf in den Kaſten C, der
ungefehr
3.
Spannen hoch iſt, hinein ſtecket, und ſich auſſenwärts mit einem
Gewand
zudecket, damit es innerhalb recht finſter ſeye, und die Figur deſto
lebhafter
erſcheine, dieſelbe mit leichter Mühe nachzeichnen können.
58637verſchiedener Inſtrumenten zur Perſpectiv.
Wie man gar leicht und nach der Perſpectiv ganz accurat
verſchiedene
Proſpecte, ob auch ſemano g@e@ch in der Zeichenkunſt
und
Perſpectiv nicht exercirt iſt, abzeichnen
könne
.
Wir wollen zum Beſchluß, weilen uns das vochergehende dazu veranlaſ-
11Tab. IX.
Fig
. 2.
ſet, noch eine und die andere Methode vortragen, wie man nemlich in denen
Cameris
obſcuris allerhand Proſpecte mit gar leichter Mühe nachzeichnen
könne
, es beſtehet aber die erſte in folgenden:
Man läſſet von Holz einen
viereckigten
Kaſten in der Gröſſe, wie es der Brennpunct des dazu beſtimmten
Objectivglaſes
erfordert, verfertigen, bey deſſelben Hintertheil wird in eine
Rahm
A B C D ein groſſes mattgeſchliffenes Spiegelglaß eingeſchloſſen,
vornen
muß in der Mitten ein kleines Rohr angerichtet, in dieſes aber wie-
der
ein anderes, welches das Objectioglaß bey F in ſich fäſſet, ſo einge-
füget
werden, daß man es in dem weitern gar bequem, nachdeme die Diſtanz
iſt
, zum Schärfen hin und her ſchieben möge, da ſich dann die äuſſere Ob-
jecte
, zum Exempel hier in F, wann die Strahlen des Lichtes von ſelbigen,
durch
das Glaß bey E gebrochen gehen, und dann auf beſagtes mattgeſch liffe-
nes
Glaß in G wiederum vereint zuſammen fallen, bey G in der ſchönſten Per-
ſpectiv
zeigen werden.
Wann man nun ſolche nachzuzeichnen verlanget, ſo
ſtellet
man dieſe Maſchine auf einen unbeweglichen Körper, decket ein Gewand
über
ſelbige um ſich, damit die Figuren auf dem Glaß deſto lebhafter er-
ſcheinen
und ziehet mit dem Bleyſtift alle Umriſſe darauf um, ſo wird man
einen
gezeichneten Proſpect nach der Perſpectiv, wie man es verlangen mag,
bekommen
.
Die zwote Art, um eine Cameram obſcuram, bey welcher
man
die Proſpecte nachzeichnen mag zu verfertigen, wird mit einem Spie-
gel
vermehret, damit man, was ſich in der erſten Art umgewandt präſen-
tiret
, aufrecht ſehen, und dann die Figuren deſto beſſer nachzeichnen könne.
Die Zubereitung derſelben geſchiehet auf folgende Manier: Man läſſet einen
viereckigten
Kaſten, wie nach der zwoten Figur der VIII.
Kupferplatte bey
O
G B C D P F angedeutet wird, von Holz in der Gröſſe, nachdem das
22Tab. VIII.
Fig
. 2.
Objectioglaß die Figuren wirft, machen, dieſer bleibet nur in G M F N
offen
, in welche Oefnung man eine Rahm, in die entweder ein mattge-
ſchliffenes
Glaß oder ein zartes Papier mit Mandelöhl getränkt, einge-
ſchioſſen
wird, unter jene aber einen Spiegel G F E füget, und an die Sei-
ten
G F O P ſo anſtellet, daß ſolcher in ſeiner Lage einen halben geraden
Winkel
mache, oder 45.
Grad inclinirt ſtehe, damit die Lichtſtrahlen,
welche
von dem Object durch das Objectivglaß, das bey A in einem ſchie-
benden
Rohr enthalten iſt, auf den Spiegel gehen, ganz accurat auf das
mat@geſchliſfene
Glaß oder auf das geöhlte Papier zufallen können.
Der
Kaſte
G H M K L N F I wird nur oben darauf geſtellet, daß er finſter ma-
che
, und man die Figuren, wann auf dem Excipienten F G M N die
58738Von der Zubereitung und dem Gebrauche Objecte nach gezeichnet werden ſollen, beſſer nachreiſen könne. Die dritte Art
von
denen zum Nachzeichnen dienenden Cameris obſcuris iſt in der dritten
Figur
in eben dieſer Tabelle zu erſehen, man macht von Holz einen viereckig-
11Tab. VIII.
Fig
. 3.
ten Kaſten, der in die Höhe etwas zugeſpitzt gehet, dieſer hat ſo wohl bey E
als
C eine Oefnung, auf deren letzte ein anders Stuck mit B bezeichnet, ge-
ſtellet
wird, welches vornen bey A mit einem Rohr, worinnen das Objectiv-
glaß
enthalten, hinten aber bey B mit einem Spiegel in der Neiguna von
45
.
Graden verſehen iſt, von dem ebenfalls die Lichtſtrahlen, die von einem
Object
durch das Glaß bey A auf ſelbigen zugehen, durch die Oefnung bey
G
auf das in D ausgeſpannte Papier fallen, ſo daß nach der Strahlen Verei-
nigung
die äuſſere Figuren ſich darauf vorſtellen, welche man durch das
Loch
bey E gar leicht und bequem wird nachzeichnen können.
Endlich wollen
wir
auch noch bey dieſer Gelegenheit mit wenigen erinnern, daß die ordentli-
che
Hohlſpiegel dergleichen einer in der 4.
Figur angedeutet worden, bey
22Fig. 4. dem Abzeichnen, wie man zu ſag@n pflegt, nach dem Leben, gar vieles bey-
tragen
, indeme man nemlich in ſolchen alle Objecte nach gehöriger Proportion
ganz
klein ſehen kann, nach welchem man dann allerhand Proſpecte, gleich-
ſam
als nach kleinen Abriſſen, gar bequem nachzeichnen kann.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche unterſchied-
licher
anderer optiſchen Inſtrumenten.
Weilen in der vorhergehenden Abhandlung von verſchiedenen Inſtru-
menten
, die zu dem erſten Theil der Optik gehören, Meldung geſche-
hen
, ſo wird nicht undienlich ſeyn, bey dem Beſchluß dieſes Anhangs
annoch
von unterſchiedlichen andern optiſchen Inſtrumenten, die ſich zwar
hauptſächlich
zu derſelben dritten Theil, als zu der Dioptrik, ſchreiben, un-
terdeſſen
aber wegen ihrer beykommenden Zuſammenſetzung, indeme zu den
meiſten
auch allerhand Spiegel gebraucht werden, in den zweyten Theil, als
in
die Catoptrik mit hinein laufen, auch einige Vorſtellung zu thun.
Unter
dieſe
Inſtrumente zehlen wir zuförderſt die optiſche Sehröhren oder Perſpecti-
ve
, und die Vergröſſerungsgläſer oder Mikroſkope ſamt der ſogenannten (La-
terna
Magica) oder Bilderlatern, dahero wir auch anjetzo von ſolchen und zwar
meiſten
Theils von denen, die weder unſer Autor, noch andere eigentlich dar-
geſtellet
, eine Erklärung geben wollen.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines doppelten
Perſpectives
.
Dieſes Inſtrument hat am allererſten P. Antonius de Rheita, hernach
aber
P.
Cherubin in ſeiner Dioptrik weitläuftig beſchrieben. Was deſſen
Zubereitung
anlanget, ſo iſt bey ſolcher vor allen folgendes zu @
58839unterſchiedltcher anderer optiſchen Inſtrumenten. daß man nemlich die zwey Perſpective von einerley Gröſſe und gleicher Wür-
kung
nehme, welches leicht ſeynkann, ſo man nur zwey und zwey mit einan-
der
correſpondirende Gläſer aus einer Schüſſel ſchleifet, damit die Axen
des
Sehens deſto accurater auf den Punct eines Objects zulaufen mögen;
Weilen aber ſolche in der Ferne weiter auseinander, in der Nähe aber, ſo
man
auf ein Object ſiehet, genauer zuſammen gehen, ſo hat erſtbemeldeter
11Tab. XI.
Fig
. 1.
P.
Cherubin eine kleine Maſchine ausgeſonnen, wie ſolche bey E in der
erſten
Figur deutlich zu erſehen, da man nicht ſo wohl bey E als auch in
der
Gegend bey F zwiſchen beyden Perſpectiven dergleichen Maſchine an-
richtet
, mit deren Beyhülfe man bey den Schrauben jene nach Beſchaffen-
heit
der Sache bald oben bald unten entweder weiter von einander oder ge-
nauer
zuſammen zu bringen vermag.
Damit aber dieſe Perſpective, ſo man
durch
ſolche zu ſehen verlanget, gegen ein Object unbeweglich ſtehen mö-
gen
, ſo richtet man ſolche auf ein viereckigtes Bret, auf welchem zwey an-
dere
kleine perpendicular ſtehen, die mit länglichtrunden Löchern, indeme die
Perſpective
hindurch gehen müſſen, verſehen ſind, gleichwie in eben dieſer Fi-
gur
, bey A B C D, dieſes vorgeſtellet wird, unter dieſem Bret kann man eine
Nuß
ſamt einem Stative, wie dergleichen oben bey dem Prätorianiſchen
Meßtiſchlein
gezeiget worden, anordnen, ſo werden die Perſpective gar be-
quem
zu gebrauchen ſeyn.
Wollte man ſolche noch compendieuſer, und daß
man
derſelben Structur nicht gleich ſehen könnte, beyſammen haben, ſo lehret
P
.
Cherubin, daß man über beyde Perſpective ein weites Rohr von Blech, das
22Fig. 2. in ſeiner Dicke ovalicht ſeye, (wie die zwote Figur bey A vorſtellig macht) da-
mit
ſolche, wann die Richtung entweder bey C oder D geſchiehet, ihre Bewe-
gung
darinnen haben mögen, bey A iſt das Loch, wodurch die Nuß geſtecket
wird
, in G G.
aber ſind die Oefnungen, durch welche man ſiehet, in E iſt
das
Stativ, auf welches bey F die ganze Maſchine veſt gemacht wird, um
derſelben
ſich recht bedienen zu können.
Der Gebrauch dieſer Perſpective
beſtehet
darinnen, daß, ſo man durch die Oefnungen bey G G auf ein Object
zu
ſehen verlanget, man ſelbige ſo, wie die Axen der Augen dahin zu gehen
pflegen
, richte, es dienen ſolche nur zu einer beſſern Deutlichkeit, keineswegs
aber
zu mehrern Vergröſſerung, alſo daß man gleichwie man mit zweyen Au-
gen
ein Object klärer und deutlicher ſiehet als nur mit einem, ebenfalls durch
dieſe
ein Object deutlicher als durch eines ſehe.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Perſpecti-
ves
mit einem platten Spiegel.
Es iſt den Liebhabern der Aſtronomie gar wohl bekannt, daß man zur
Betrachtung
der Himmelscörper und der ſich darauf ereignenden Himmels-
begebenheiten
diejenigen Perſpective, die mit zweyen convexen Gläſern ange-
richtet
ſind, vor allen andern ihrer Deutlichkeit halben zu nehmen
58940Von der Zubereitung und dem Gebrauche weilen aber ſolche alles umgewandt vorſtellen, das zwar in dem Himmel
nicht
viel zu bedeuten, auf der Erde aber die Objecte unkänntlich macht, ſo
hat
Hugenius in ſeiner Dioptrik dieſen Fehler mit einem platten Spiegel
verbeſſert
.
Es iſt die Zubereitung dieſes Perſpectives folgende: in dem Rohr
11Fig. 3. bey A ſtehet das Objectivglaß, bey B das Ocular, bey C aber der platte
Spiegel
aus Metall, der nach ſeinem Umfang eine Euiptiſche Figur be-
kommet
, und in einem halben graden Winkel geſtellet iſt, in welchem, in-
deme
die Lichtſtrablen davon gegen D.
zuruckgeworfen werden, die äuſſere
Objecte
ſich aufrecht darſtellen.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines gebogenen
Perſpectives
, oder ſonſten ſogenannten Polemoſcops.
Der Erfinder dieſes Inſtruments iſt ſchon vor 80. Jahren geweſen der
22Fig. 4. berühmte Aſtronom in Danzig, Joh.
Hevel: Es hat ſolches mit dem
vorigen
eine zimliche Gleichheit, und iſt der Unterſchied nur darinnen, daß
es
an einem Ende noch überdas ein anders und weiters Rohr mit dem an-
dern
in einem gleichen Winkel, auch noch oben in dieſem Winkel einen plat-
ten
Spiegel in einem halben graden Winkel hat.
Durch dieſes Perſpectiv
kann
man ſehen, was nicht grad hin vor den Augen lieget, welches in Kriegs-
zeiten
gar bequem zu gebrauchen, daß man nemlich über eine Mauer oder
Wall
(dahero es auch von vielen der Wallgucker genennet wird) durch
ſolches
auſſer Gefahr und ohne ſich ſehen zu laſſen, auf des Feindes Unter-
nehmungen
fleißig acht haben kann.
Bey der Zubereitung dieſes Inſtruments
iſt
zu obſerviren, daß man das Rohr bey A etwas weiter mache, damit
die
Objecte auf den Spiegel in B deſto beſſer und ungehinderter fallen rön-
nen
, von dieſem gehen die Lichtſtrahlen durch das Objectiv C, und
dann
durch die Oculargläſer, die mit dem Objectivglaß in eben der
Stellung
, wie in denen ordentlichen Perſpectiven, ſich befinden, auf den
Spiegel
in G, von dar ſie in das Aug gegen H fallen, und die Figuren
vorſtellen
.
Wann das Object nicht gar weit entfernet iſt, kann man
die
Gläſer weg laſſen, und ſich nur der zween Spiegel bey B und G be-
dienen
.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines beſondern
reflectirenden
Perſpectives von Herrn Newton.
Die Zubereitung dieſes Inſtruments beſtehet in folgenden: man läſſet
33Fig. 5. zwo Röhren aus Blech, jedes in der Länge von 8.
bis 9. in der Dicke aber
von
5.
bis 6 Zollen verfertigen, jedoch eines davon etwas dünner machen,
damit
es ſich in das andere, wie es be@ den Perſpectiven erfordert,
59041unterſchiedlicher anderer optiſchen Inſtrumenten. hier in der 5ten Figur bey G K L G vorgeſtellet wird, ſchieben laſſen, K L R S
iſt
der vördere Theil des Perſpectives, um welchen in H I ein ſtarker Ring
von
Meſſing oder Eiſen veſt angemacht wird, der wieder an einen andern
Stuck
von Meſſing oder Eiſen befeſtiget wird, damit dieſer Theil ganz
unbeweglich
ſtehen bleibe.
P Q L K iſt der hintere Theil, der ebenfalls mit
einem
dergleichen Ring bey P Q gefaſſet iſt, an dieſem ſtehet eine eiſerne
Zwinge
, von welcher nur ein Theil bey V zu ſehen.
Mitten auf dieſe gehet
durch
das Stuck M O I eine lange Schraube M, damit man das hintere Rohr
entweder
weiter heraus, oder weiter hinein in das andere ſchrauben kann, unten
bey
O iſt die Nuß D an gemeldeten Stuck M O I veſt angemacht, dieſe aber
wird
, wie gewöhnlich, auf ein Stativ geſtellet, damit man das Perſpectiv in
einem
jeden Stande veſt ſtellen und unbeweglich erhalten könne.
Die innere
Zuſammenſetzung
dieſes Inſtruments beſtehet hauptſächlich aus zween metal-
lenen
Spiegeln und einem kleinem Ocularglaß, der eine iſt ein Hohlſpiegel, ſo
allhier
an ſtatt eines Objectivglaſes dienet und bey P Q ſtehet, ſolcher iſt 5.
biß
6
.
Zoll breit und macht in dem Radio TV allhier 12. biß 13. Zoll aus. In die-
ſer
Weite TV ſtehet von dem Hohlſpiegel ab ein kleiner platter Spiegel, wel-
cher
auf einem dicken Drat bey V ſo angerichtet iſt, daß er 45.
Grad erhöhet
ſeye
, damit, wann der Radius der Axe TV auf dieſen Spiegel fället, ſolcher
bey
ſeiner Zuruckprallung mit T V in einem graden Winkel gegen E durch das
Dcularglaß
, und alſo in das Aug bey F gelange.
Dieſe Erfindung iſt nicht
allein
ingenieus, da man ſich nemlich an ſtatt eines ordentlichen Objectivglaſes
eines
hohlen Spiegels bedienet, ſondern auch überaus nützlich, indeme man
mit
einem dergleichen Sehrohr von einem Schuh ſo viel verrichten kann, daß
der
Vergröſſerung nichts abgehet, als man mit einem ordentlichen Sehrohr
von
15.
Schuhen zu präſtiren vermag, welcher Vortheil auch hauptſächlich
den
berühmten Erfinder hierzu veranlaſſet, weil aus der Erſahrung mehr als
zu
wohl bekannt iſt, daß je gröſſer die Sehröhre werden, je unbequemer und
ſchwerer
ſie auch zu regieren ſeyen, daß demnach bey dergleichen Verkürzung
der
Sehröhren ein groſſer Vortheil iſt, nur wäre dabey noch zu wünſchen, daß
der
Deutlichkeit nichts abgienge, weiches daher entſtehet, weil man die glä-
ſerne
Spiegel, wegen der doppelten Reflexion, dazu nicht nehmen darf, die
metallene
aber ſo hell nicht ſind, kommet es demnach bey dieſen und dergleichen
mehrern
Arten von den reflectirenden Sehröhren einig und allein noch darauf
an
, daß man eine Materie zu dieſen Spiegeln erfinde, die ſich recht poliren laſ-
ſe
, die die Figuren ſo lebhaft als die gläſerne zeigen, ſo wird man dann bey
ſolchen
verkürzten Sehröhren groſſen Vortheil finden.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines andern der-
gleichen
künſtlichen Perſpectives von Mr. Caſſegrain.
Dieſe Erfindung kommet mit der vorigen in einem und dem andern zim-
11Tab. XI.
Fig
. 6.
lich genau überein, gleichwie folgendes zur Genüge zeigen kann, man
59142Von der Zubereitung und dem Gebrauche aber zu erſt daß das Perſpectiv A B C D ebenfalls aus zweyen blechenen Röh-
ren
zuſammen gerichtet werde, in dem hintern ſtehet zu Ende bey C D ein
groſſer
Hohlſpiegel, der in der Mitte bey E ein Loch hat, um ein Ocular-
glaß
hinein zu thun, in dem vördern iſt an einem ſtarken Drat bey K
ein
kleiner convexer Spiegel angemacht, deſſen Convexität ſo beſchaffen
ſeyn
muß, daß die Figuren, welche von dem Hohlſpiegel darauf fallen,
von
dar reflectiren, und ganz accurat durch das Loch E, wo das Ocular-
glaß
enthalten iſt, in das Auge gelangen.
Es iſt aber in dieſem Fall, da
zwiſchen
E und F eine accurate Diſtanz zu denen Reflexionen erſordert
wird
, ganz wohl gethan, daß man den kleinern Spiegel, wie bey dem vo-
rigen
Perſpectiv, in dem vördern Rohr veſt mache, damit man ſolchen ent-
weder
genauer zu dem gröſſern oder weiter davon nach Beſchaffen heit der
Sache
rucken, und alſo die rechte Diſtanz finden könne.
An dem andern
Rohr
wird bey M eine Nuß veſt angemacht, und ſolche nebſt dem Per-
ſpectiv
auf ein Stativ gerichtet, daß man es nach Belieben ſtellen könne.
Bey deſſen Gebrauch iſt wohl nöthig bey A und C zwey Abſehen anzu-
ordnen
, damit man das Object, ſo man es vorhero durch die Abſehen ge-
funden
, alsdann durch das Ocularglaß bey E deſto eher ſehen könne, indeme
man
ſonſt lang darnach ſuchen müſte.
Dergleichen Abſehen ſollten auch an
dem
vorigen Perſpective gar dienlich ſeyn, ſo man ſolche oder ein ordentliches
Perſpectiv
an das lange Stück von Eiſen oder Meſſing bey O, weil man die
obere
Seite P Q wegen des Ocularglaſes in E hier nicht wohl dazu nehmen
kann
, ſo richtete, daß ſie mit der Axe V T parallel liefen, dadurch man das
Verlangte
zu erſt ſehen und in dem Geſichte behalten, alsdann aber auch
gleich
dieſem deſto ehen durch E obſerviren könnte.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines andern
künſtlichen
Perſpectives von Kob. Hoocke.
Gleichwie dieſer Autor auf gar vieles, was zu Verbeſſerung der Kün-
ſte
und Wiſſenſchaften dienet, bedacht geweſen, ſo hat er auch die Art der
verkürzten
Perſpective, als etwas gar nützliches, in einen guten Stande zu
bringen
getrachtet, er hat aber ſolches mit oftmaliger Reflexion der Licht-
ſtrahlen
gar wohl zu präſtiren geglaubet, welches ſich noch wohl practi-
ciren
lieſſe, wann man die metallene Spiegel, wie oben ſchon erinnert wor-
den
, recht helle machen würde, dann da könnte man, an ſtatt eines langen
Rohrs
von 60.
Schuhen, das zu regieren überaus unbequem fällt, nur
einen
Canal von 12.
Schuhen, indeme ſolcher wegen der 4. mal ſich ereig-
neten
Reflexion 5.
mal kleiner werden dörſte, verfertigen laſſen, welches
dann
deſto bequemer wäre.
Wir wollen um dieſes recht zu verſtehen, die
11Fig. 7. 7te Figur etwas genauer anſehen, in dieſer iſt A C K L der groſſe viereckig-
te
Canal von 12.
Schuhen lang, in welchem das Objectivglaß bey A
59243unterſchiedener anderer optiſchen Inſtrumenten. das 60. Schuh hinaus träget, ſeine Stelle hat, unter dieſem ſtehet ein plat-
ter
Spiegel E F I K, gegen über aber bey C D G H ein anderer, der etwas incli-
nirt
ſtehet, bey L iſt das Ocularglaß, bey M aber das Auge, die helle Streife
A
B C D, C D E F, E F G H, &
c. deuten hier nichts anders als das Spatium an,
welches
die Lichtſtrahlen einnehmen, die von auſſen durch AB gehen, um we-
gen
der Zuruckprallung aus beſagten Spiegeln bald hin, bald her, wegen der
Refraction
, die in dem Glaß AB geſchicht, immer genauer zuſammen kommen,
endlich
aber gar zuſammen fallen, wie dieſes letztere auch in den ordentlichen
Perſpectiven
zu geſchehen pſleget, da man dann endlich ein Object durch das
Loch
bey L, eben als wann es gerad von IK herkäme, wird zu obſerviren ha-
ben
, welches ſich deſto eher und beſſer wird thun laſſen, ſo man auf dem Ca-
nal
bey A und C ein paar Abſehen, anordnen ſollte, wie bey den zwoen vor-
hergehenden
Arten von den verkürzten Perſpectiven auch erinnert worden.
Von dieſer Gattung der Perſpective hat belobter Autor noch verſchiedene
in
ſeiner Beſchreibung von den Helioſcopen in Kupfer bringen laſſen, es wäre
aber
gar zu weitläuftig alle dieſe vorzuſtellen, da zumahlen die meiſten, von
dem
erſt erklärten nicht viel unterſchieden ſind, ſo wollen wir demnach von die-
ſen
uns weiter und zwar zu den Microſcopen wenden.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines doppelten
Microſcops
.
Man nimmt zu deſſen Conſtruction zwey Microſcope A C und B D, die
11Tab. XII.
Fig
. 1.
von gleicher Gröſſe, Güte und Würkung ſind, (wie ſolches auch oben bey
dem
doppelten Perſpectiv gemeldet worden) und zwar hier dieſes um deſto
mehr
, weil ſie in die Nähe gerichtet werden, da die Axen des Sehens deſto
genäuer
und accurater auf einander gehen müſſen:
Um dieſes nun dabey recht
zu
bewerkſtelligen, ſo wird ſo wohl bey E als bey F die oben bemeldete kleine
Maſchine
von dem P.
Cherubin auch gar bequem appliciret, daß man ſolche, wie
es
ſich gehöret, richten könne, damit aber das Object, ſo auf dem kleinen Tel-
ler
bey G lieget, auch in ſeiner rechten Diſtanz zu finden ſeye, ſo ſchraubet man
ſelbigen
ſo lang vermöge der Schraube H entweder über den gröſſern I weiter
hinauf
, oder weiter hinunter, bis man alles deutlich erkennen kann, zu welchem
die
Deutlichkeit in dieſem Microſcop um deſto mehr als in einem einſachen
contribuiren
kann, weilen es einig und allein zu ſolcher, keineswegs aber zu
einer
Vergröſſerung dienen ſoll.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Microſcops
mit
Waſſer.
Der Erfinder von dieſer Gattung der Microſcopen iſt am erſten ein
22Fig. 2. Engeländer geweſen, Stephanus Gray, der an ſtatt der kleinen gläſern Küge-
lein
ſich eines Tropfen Waſſers bedienet, deſſen Conſtruction wir anjetzo
59344Von der Zubereitung und dem Gebrauche gen wollen. Man nimmt ein Stuck Blech von Meſſing, das ungefehr den
{1/6}.
Theil eines Zolles dick iſt, und ſchneidet es in der Figur, wie es die zwote
der
letzten Tabelle vorſtellet, mitten durch die Scheibe A macht man ein klei-
nes
Löchlein, deſſen Durchmeſſer nicht gröſſer ſeye, dann der 30te Theil ei-
nes
Zolles, welches um ſo wenig Waſſer zu faſſen weit genug iſt, um dieſes
Löchlein
herum wird eine kleine Eintiefung gemacht, die im Durchmeſſer bey
{1/8} Zoll breit und was mehrers tiefer ſeye, dann die halbe Dicke des Blechs iſt.
Neben auf der andern Seite wird um eben dieſes Loch wieder eine andere
kleine
Eintiefung gemacht, die aber nur halb ſo breit als die vorige und kaum
ſo
tief ſeye, daß es merklich wäre, darauf muß man in eine jede von dieſen
mit
einer Nadelſpitze einen Tropſen Waſſers hinein bringen, ſo wird man,
weilen
vorbeſagte kleine Eintiefungen von ungleichen Durchmeſſern ſind, eine
kleine
Linſe von Waſſer, die ungleich convex iſt, überkommen, welche beſſer,
als
eine die auf einer Seite platt und auf der andern convex iſt, repräſenti-
ret
.
C D E iſt auch ein Stuck von dieſem Microſcop, das bey F mit einer
Spitze
verſehen, an welche man die kleine Sachen ſtecket, unten aber bey E
angeſchraubet
iſt, und von A B zimlich weit abſtehet, das man aber wie eine
Feder
genauer hindrucken muß, ſo man deutlich etwas zu ſehen verlanget,
und
dann mit einer Schraube bey G veſt ſtellen kann, will man aber was
flüſſiges
obſerviren, muß man ſolches in das kleine Loch bey C thun, damit
man
es vor das Loch in B ſchieben könne, da man dann die Stellung mit der
Schraube
bey G wohl obſerviren muß, ſo wird man eine flüßige Materie durch
eine
flüſſige Materie gar wohl obſerviren können.
Man kann dieſes Micro-
ſcop
mit Waſſer auch bey andern Arten der Microſcopen, die mit gar klei-
nen
Gläßlein verſehen ſind, anbringen, wann man nur die kleine Gläßlein weg
läſſet
, und die Eintiefungen, wie oben gelehret worden, auf beyden Seiten in
acht
nimmt, ſo wird man allezeit ein Mieroſcop machen können, das zimlich
groß
und deutlich kleine Objecte vorſtellet.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines bey der
Keflexion
vergröſſerenden Microſcops.
Zu dieſer Art der Microſeopen hat oben belobten Herrn Newton ſeine
11Tab. XII.
Fig
. 3.
Invention von denen reflectirenden Perſpectiven am erſten Anlaß gegeben,
dann
man kann hier auch einen Hohlſpiegel wie bey jenen an ſtatt eines
Perſpectivglaſes
gebrauchen.
Dieſer Hohlſpiegel befindet ſich hier in C,
in
B deſſen Brennpunct, in welchen das Object, ſo obſerviret werden ſoll,
geſtellet
wird, bey G iſt der gemeine Brennpunct ſo wohl des Ocularglaſes be@
A
, als der Lichtſtrahlen, die aus dem Spiegel C bey G zuſammen fallen-
Wir
ſehen aber aus dieſem gar leicht, daß es bey der accuraten Stellung
dieſer
Microſcopen auf die rechte Weite A C oder auf die Entfernung des
Ocularglaſes
von dem Hohlſpiegel und dann auf die gehörige
59445unterſchiedlicher anderer optiſchen Inſtrumenten. BC, oder auf dem Brennpuncte deſſelben ankomme: um dieſe nun erwünſcht
zu
erlangen, ſo muß man bey der erſten die Schraube C D durch die Schei-
be
E ſo lang hin und her ſchrauben, bey der andern aber die Hülſe bey F,
an
die ein kleiner Arm mit einigen Gliedern, vornher aber eine Spitze ange-
macht
iſt, um etwas daranzu ſtecken und in den Brennpunct zu ſtellen, ſo lang
auf
und abſchieben und dann mit der Stellſchraube veſt ſtellen, bis man das
Object
in einer zimlichen Vergröſſerung durch A deutlich obſerviren könne.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiedener an-
derer
Microſcopen.
Wir wollen noch einige von denen ordentlichen Microſcopen, die meiſten-
theils
von andern Autoren nicht erkläret und zu Kupfer gebracht worden ſind,
darſtellen
, und ſo wohl ihre Zubereitung als den Gebrauch mit wenigen zei-
gen
, das erſte ſeye, ſo noch am bekannteſten unter folgenden iſt, dasjenige, das
in
der vierten Figur ſich präſentiret.
Das Geſtell E F wird aus einem ſau-
11Fig. 4. bern Holz oder aus Helfenbein verfertiget, durch dieſes gehet bey E ein Loch,
in
welchem ein kleines Stänglein C D hin und her beweglich iſt, an deſſen En-
de
bey C iſt eine runde Hülſe, durch welche ebenfalls ein kleines Stänglein, ſo
bey
B ſpitzig iſt, geſtecket wird, bey A wird eine runde Scheibe, in welcher ein
Oculargläßlein
ſtehet, aufgeſchraubet, allwo auch noch andere dergleichen von
verſchiedener
Gröſſe, ja allerhand aus Glaß geblaſene hohle Stücklein, die
entweder
ganz rund oder etwas niedergedruckt (wie ſolche die 5te und 6te Fi-
22Fig. 5. 6. gur vor Augen leget) und mit einem rectificirten Spiritu Vini angefüllet
ſind
, aufgeſchraubet werden könne, welche letztere man, ſo die Oeſnung zu groß
wäre
, mit einem dünnen meſſingen Blech in etwas bedecken kann.
Bey dem
Gebrauche
deſſelben ſtecket man das Object an die Spitze bey B, daß es juſt
gegen
das Glaß über ſtehe, ſchiebet alsdann G D ſo lang hin und her bis das
Verlangte
mit aller Deutlichkeit obſerviret werden könne.
Das zweyte in der ſiebenden Figur wird aus Meſſing gemacht, und in
33Fig. 7. der Gegend bey E einwärts gebogen, durch die Mitte aber dieſer ein-
gebogenen
Fläche ein Einſchnitt eingefeilet, damit die lange Schraube
D
E F, die mit dem in B und C beweglichen Stuck, weil ſelbige durch ſol-
ches
gehet auch beweglich iſt, in dieſem Einſchnitt bey dem Gebrauche hin
und
her geſchoben werden könne.
Oben bey A werden verſchiedene klei-
ne
meſſinge Stücke ſo angeordnet, daß ſich ſolche in die Oefnung allda
accurat
hinein fügen, und wieder heraus nehmen laſſen, um die gar kleine
Oculargläßlein
, in deren jedem eines bey A ſtehet, abwechſeln zu können.
Wann nun das Microſcop zu Stande gebracht worden, daß etwas kleines
damit
obſerviret werden möge, ſo ſtecket man das Objectiv auf die Spitze
bey
F und ſchraubet es ſo hoch als das kleine Gläßlein ſtehet, alsdann hält
man
mit einer Hand das Microſcop unten bey G, mit der andern aber
59546Von der Zubereitung und dem Gebrauche ſet man die Schraube bey D an, und ſchiebet das Object ſo weit von A
weg
, bis man durch das Oculargläßlein daſſelbige deutlich betrachten
kann
.
Das dritte in der achten Figur iſt eines von denen Holländiſchen Mi-
11Fig. 8. croſcopen, welches nicht gar viel Kunſt in ſich hat, inzwiſchen aber doch
gar
bequem zu gebrauchen iſt.
Es beſtehet ſolches aus zweyen Stänglein
und
etlichen runden Hülſen:
Das eine von dieſen beyden iſt oben gekrümmt
und
bey A zugeſpitzt, damit allerhand gefaßte Microſcopengläßlein an
ſelbiges
geſtecket werden können, zu unterſt hat eben ſolches bey H eine Hand-
hebe
von Holz, über dieſer iſt eine runde Hülſe C an dem Stänglein beweg-
lich
, an der Hülſe aber iſt eine kleinere in E veſt angelöthet, in welcher ei-
ne
gröſſere als D um und um beweglich iſt, durch die das kleine Stänglein
gehet
und ſich hin und her, mit den andern Theilen aber an dem gröſſern auf-
und
abſchieben läſſet, damit es zum Gebrauche, welcher in folgenden beſtehet,
recht
bequem ſeye.
Man leget ein Object auf den kleinen Teller in B,
rucket
das Stänglein in der Hülſe D ſo lang hin und her, daß jenes juſt
unter
dem eingefaßten Glaß ſtehe, ſchiebet alsdann dieſes nebſt den übrigen
Stücken
an dem längern Stänglein ſo weit hinauf, bis man durch A die
Sache
auf das deutlichſte in ſeiner Vergröſſerung betrachten könne, oder man
ſtecket
einen ſpitzigen Stift in die Hülſe F G, an deſſen Spitze aber das ver-
langte
, und drehet das Ocularglaß ſamt dem langen Stänglein gegen ſel-
biges
ſo lang, bis die Figur deutlich fällt, ſo wird man ſeine Speculationen
nach
Vergnügen haben können.
Das vierte in der neunten Figur iſt zwar der Structur nach einfach,
unterdeſſen
aber zum Gebrauche nicht gar undienlich.
Man läſſet die Schei-
be
B C und den Fuß E aus Holz machen, hingegen aber das Stänglein DD
und
das Stuck A, in welchem das Oculargläßlein ſtehet, von Meßing ver-
fertigen
, beſagte Scheibe muß an dieſem ſtarken Drat etwas drang hin
22Fig. 9. und wieder gehen, und ſich richten laſſen, damit man die Kleinigkeiten, die
auf
dieſer Scheibe herum mit wenig Summiwaſſer veſt angemacht wer-
den
, indeme man das Stuck bey A mit dem Gläßlein fortſchiebet, nach
und
nach anſehen und deutlich betrachten könne.
Das fünfte und letzte in der 11ten Figur iſt ſo wohl in Anſehung ſei-
ner
einfachen Zuſammenſetzung, als leichten Gebrauches auch nicht gar un-
fein
:
Man läſſet ein kleines Stuck in der Figur eines Cylinders wie bey C zu
ſehen
, von Nußbaum in ein kleines Gehäus, das halb offen, und von eben
33Fig. 11. dieſem Holze iſt von unten hinauf, oben hinein aber in das Gehäus ein Lager
zu
dem Oculargläßlein richten, in welches man an ſtatt eines doppelt-
convexen
, zwey plan - convexe, (die nemlich auf der einen Seite flach,
auf
der andern aber erhaben ſind,) auf einander, doch ſo ſtellen mag, daß
ihre
Erhöhung auf einander ſtehen, welches zur mehrern Vergröſſerung,
daß
doch der Deutlichkeit nichts abgehe, dienen ſoll.
Der Gebrauch
59647unterſchiedlicher anderer optiſchen Inſtrumenten. ſes Microſcops iſt ganz leicht, dann man legt nur dasjenige, was man genauer
zu
betrachten willens iſt, auf das runde Platzlein in B, und ſchiebet das eylin-
driſche
Stuck c ſo lang in dem Gehäus hin und her, bis man durch A das
Verlangte
am deutlichſten zu ſehen bekommt.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Bilder-
latern
oder der ſogenannten Laternæ
magicæ
.
Wir können dieſe Maſchine mit allem Recht denen Perſpectiven und
Microſcopen
beyfügen, indeme jene faſt durchgehends, gleichwie eines und
das
andere von denen obbemeldeten Stücken, mit optiſchen Gläſern und
einem
metallenen Spiegel verfertiget wird.
Es beſtehet dieſelbe aus ei-
nem
Gehäuſe, das in der 10ten Figur viereckigt vorgeſtellet worden, von
einem
ſtarken weiſſen Blech, hinten bey C ſtehet der metallene Hohlſpie-
11Fig. 10. gel, den man am beſten aus Glockenſpeiſe, nicht zu tief auch nicht zu ſeicht
machen
laſſen kann, nicht weit davon ſtehet bey D eine Lampe, jedoch in ſol-
cher
Diſtanz, daß das brennende Licht auf den Brennpunct des Spiegels
treffe
, damit bey der Reflexion das Licht deſto ſtärker durch die Röhre B A
fallen
könne, welches in allewege ſtark ſeyn muß, wann anderſt die gemal-
te
Bilder bey G H, durch welche nicht allein ſolches, ſondern auch durch die
optiſchen
Gläſer in B und A fallen muß, auf einer weiſſen Wand ſich leb-
haft
präſentiren ſollen, welches das Hauptrequiſitum iſt.
Es können
aber
zu der Deutlichkeit auch folgende Stücke vieles beytragen, daß nem-
lich
die Lampe oben herum bey D in die Rundung ausgeſchnitten ſeye, da-
mit
die aus dem Spiegel, in dieſer Gegend reflectirende Strahlen nicht
aufgehalten
werden.
Es iſt auch bey dieſer Lampe wohl zu merken,
daß
man zu öberſt auf beyden Seiten kleine offene Röhrlein machen laſſe,
damit
die Luft den Zugang habe, und das Licht deſto heller brenne.
Es
träget
überdas auch vieles bey, wenn man unten an die Latern bey
E
auf beyden Seiten kleine Luftlöcher, die tiefer als die Lampe ſtehen,
wann
zumahlen die Laterne zimlich eng iſt, anordnet.
Damit aber keine
Helle
heraus falle, und ſolche die Figuren undeutlich mache, ſo ſoll man
über
dieſe, kleine blechene Hütlein, wie bey E zu ſehen, ja oben bey F
eine
Kappe, die weit über das Loch herunter gehe, jedoch noch ganz her-
um
unterwegs kleine Oefnungen habe, machen laſſen.
Es dienet auch
gar
wohl zur Nachricht, daß das Blech bey I nicht zu weit, und nicht
zu
hoch ſeyn ſolle, ſondern daß die Oefnungen allda ſo beſchaffen ſeyen, daß
die
lange Bretlein, in welchen die auf Glaß gemalte Figuren enthalten ſind,
etwas
hart durch ſolche geſchoben werden können.
Wann man nun auf
alles
dieſes wohl acht hat, die convexen Gläſer in gebührender
59748Von der Zubereitung und dem Gebrauche a. nimmt, und ſelbige in den Röhren B und A in gehöriger Weite ſtellet, ſo
wird
man endlich, wann die gemalte Figuren durch dieſe Oefnung umge-
wandt
gezogen werden, ſelbige auf einem weiſſen Tuch oder Papier, auf wel-
ches
man ſie fallen laſſen will, ſehr groß und gar deutlich (wann zumah-
len
um die Figuren herum ein dicker Grund iſt,) mit
vieler
Luſt ſehen können.
ERDE.
285[Figure 285]
598
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599286[Figure 286]TAB: I.P O O L L T S M M H G G N F C D E B
600
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601
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602287[Figure 287]TabII.
Fig. 1.
288[Figure 288]Fig. 2.289[Figure 289]Fig. 3.
603
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604
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605290[Figure 290]TAB. III.
Fig. 1
291[Figure 291]Fig. 2.
606
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607
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608292[Figure 292]Dritte Eröffnung
Tab: IV.
Fig. 1.
293[Figure 293]Fig: 2.294[Figure 294]Fig. 3.295[Figure 295]Fig. 4.296[Figure 296]Fig. 5.297[Figure 297]Fig. 6.
609
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610
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611298[Figure 298]Dritte Eröffnung
TAB. V.
Fig. 1.
299[Figure 299]Fig. 2.300[Figure 300]Fig. 3.301[Figure 301]Fig. 4.
612
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613
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614302[Figure 302]Dritte Eröffnung
TAB. VI.
Fig. 1.
303[Figure 303]Fig. 3.304[Figure 304]Fig. 2.305[Figure 305]Fig. 4.
615
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616
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617306[Figure 306]Dritte Eroffnung TAB. VII.
618
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619
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620
Dritte Eröffnung
307[Figure 307]Fig. 1.K B I R A G q p d D b n C u a F H t P s L E M308[Figure 308]Fig. 2.
TAB
.VIII
A C P
F
a G C H b
309[Figure 309]Fig. 3.h f g310[Figure 310]Fig. 4.311[Figure 311]Fig. 5.
621
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622
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623312[Figure 312]Dritte Eröffnung
TAB. IX.
Fig. 1.
313[Figure 313]Fig. 2.
Angulus
Inclinationis

Araus Latitu @in@@
624
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625
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626314[Figure 314]Dritte Eröffnung. TAB. X.
Fig. 2
G E D C A 10 F 20 H 30 40 B
315[Figure 315]Fig. 1316[Figure 316]Fig. 3E 90 80 70 60 50 40 30 20 10 D C 10 A 80 70 60 50 40 30 20 B 10 20 30 40 50 60 70
627
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628
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629317[Figure 317]Fig. 1.A B Θ P Y N Q L L M T 0 K 15 Z m I 24 H S G 8 48 Y F m V 48 8 E C J 2 D b f 30 80 g a e R 6 30 D h C n d A B Y X318[Figure 318]TAB. XI Fig: 3.
Dritte Eröffnung
319[Figure 319]Fig. 2.320[Figure 320]Fig. 5.d e c b f g321[Figure 321]Fig: 4.G A C N O H P Q D I R S E K T V F B L 1 2 3 4 M X V Y Z V
630
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631
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632322[Figure 322]Dritte Eröffnung
TAB. XII.
Fig. 1.
O L K F M N T P F Q R
323[Figure 323]Fig. 2.O L K F M N T P F Q R324[Figure 324]Fig. 3.C Q P P O G P O V B X F M Y I X E Z S D c T C N B A I L I o b H H H H H H k K L K325[Figure 325]Fig. 4.326[Figure 326]Fig. 5.A B D C G H F O L K N P R E M
633
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634
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635327[Figure 327]Dritte Eröffnung TAB. XIII.
Fig. 1.
B A C B B C B
328[Figure 328]Fig. 2.B P P329[Figure 329]Fig. 3.D330[Figure 330]Fig. 4.M M331[Figure 331]Fig. 5.b d h i d l a a b a b g g c q c f k e d a a e m b m332[Figure 332]Fig. 6.P P y y333[Figure 333]Fig. 7.r t u s334[Figure 334]Fig. 8.a b c d e f335[Figure 335]Fig. 9.
636
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637
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638336[Figure 336]Dritte Eröffnung TAB. XIV.
Fig. 1.
337[Figure 337]Fig. 2.338[Figure 338]Fig. 3.A B E F G H I K D339[Figure 339]Fig. 4.
639
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640
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641340[Figure 340]Dritte Eröffnung TAB. XV.
Fig. 1.
341[Figure 341]Fig. 2.342[Figure 342]Fig. 3.c a y x x z d b
642
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643
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644343[Figure 343]Dritte Eröffnung TAB XVI.
Fig. 1.
h q p f s u t r o n
344[Figure 344]Fig. 2.345[Figure 345]Fig. 3.1 2 A 8 9 C 6 7 10 u B D 4 5346[Figure 346]Fig. 4.a b347[Figure 347]Fig. 5.C A B348[Figure 348]Fig. 6.A B E F C D
645
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646
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647349[Figure 349]Dritte Eröffnung
TAB. XVII
Fig 1
C E A B D M N L F H I O G P
350[Figure 350]Fig 2B L A P D G H I O M Q351[Figure 351]Fig 3H F I A F C c c G H E
648
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649
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650352[Figure 352]Drit@roffnung
TAB XVIII.
q o o o t q P P x h h b h a h i a s a a b b p t y z y h q g 7 6 3 5 8
353[Figure 353]Fig. 1F E H D G F B A I K D A D A A M B C A A M354[Figure 354]Fig. 2L B q q K B f f A C B d d f A C A A B X355[Figure 355]Fig. 3A B P Y T V Q C X O K H D E356[Figure 356]Fig. 4A Q T S M B
651
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652
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653357[Figure 357]Dritte Cröſſnung.
TAB. XIX.
Fig. 1.
C B D E A F G H M N
358[Figure 358]Fig. 2.D B E G I L K A H F C F E O P Q R S359[Figure 359]Fig. 3.C B D G E I A F H L M360[Figure 360]Fig. 4.C D K P M L E I L T V O N B H A X Y Y Z
654
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655
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656361[Figure 361]Dritte Eröffnung.
TAB. X X
Fig 1
I G M F H I E R D P B O C T A R Q S X V
362[Figure 362]Fig. 2m d a f g l h i e b c363[Figure 363]Fig. 3b c a
657
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658
Dritte Eröfnung
der
neuen
mathematiſchen
Werkſchule
Nicolaus Bions
in
welcher
die Zubereitung und der Gebrauch
verſchiedener
aſtronomiſchen
Inſtrumenten
beſchrieben
wird
von

Johann
Gabriel Doppelmayr.
Nürnberg
bey
George Peter Monath, 1765.
659
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660 364[Figure 364]
Geneigter Leſer,
Ich übergebe demſelben hiemit die zwote Continuæ
tion
oder dritte Eröfnung der mathematiſchen
Werkſchule
, und zwar, wie ich vor etlichen Jah-
ren
in der vorhergehenden verſprochen, eine Anweiſung, wie
noch
allerhand aſtronomiſche Inſtrumenten, die von unſerm Au-
tore
, dem Nicolaus Bion nicht beſchrieben worden, ſowohl
richtig
zu verfertigen, als nützlich zu gebrauchen, ich habe
aber
in den erſten acht Capiteln dieienige, die zur Erklärung
der
erſten Bewegung dienlich ſind, und in den dreyen fol-
genden
, die Inſtrumenten, die, um die zwote
661365[Figure 365] lowohl der Haupt-als Nebenplaneten bey der Erde und dem
Jove
richtig zu erhibiren, von dem weitberühmten Mathe-
matiker
, Herrn D.
Lotharius Zumbach, ausgeſonnen worden,
gezeiget
, ferner in dem zwölften Capitel verſchiedene Kunſt-
maſchinen
, welche obbeſagte beede Bewegungen, vermöge der
Uhrräder
curiös weiſen, endlich aber in den übrigen noch die-
jenigen
Inſtrumenten vorgeſtellet, die zu denen Obſervationen
gewidmet
ſind, bey welchen letzten das aſtronomiſche Hand-
buch
Herrn Roſtens, zu deren mehrern Gebrauch, denen Lieb-
habern
der Aſtronomie gar wohl recommendiret werden mag.
Sollte dieſer Theil auch ſeine Approbation finden, ſo werde
inskünftige
, ſo GOtt Geſundheit und Leben verleihet, wie-
der
eine neue Continuation darſtellen, abſonderlich aber, ſo
ſich
einige curiöſe Liebhaber der Mathematik mögten belieben
laſſen
, eine und andere neue und nutzliche mathematiſche Inſtru-
menten
einzuſchicken, worzu ich ſelbige hiemit freundlich erſu-
che
, um deſto eher befliſſen ſeyn können, in meinem guten Vor-
haben
fortzukommen.
Der geneigte Leſer lebe inzwiſchen
wohl
, und laſſe ſich die gute Unternehmung
noch
ferner gefallen.
J. G. D. P. P.
662Inhaltsregiſter. 366[Figure 366]
Kurzer Inhalt.
Aller Materien, die in diefer dritten Eröfnung von
den
aſtromiſchen Inſtrumenten abgehandelt
werden
.
11
I
. Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Erd-und
# Himmelskugeln, auch ſonſten von allerhand Gattungen der
# Globorum. # Pag. 1
Von
der Zubereitung der Kugelſchnitte und wie alles Gehörige richtig dar-
# auf zu beſchreiben. # 2
Von
der Zubereitung der zu den obbemeldten Schnitten gehörigen Kugeln. # 7
Von
dem Gebrauche der ordentlichen Globorum. # 9
Von
denen nach des Herrn Rath Weigels und des ältern Herrn Caſſini Me-
# thode verbeſſerten Globis. # 9
Von
allerhand Globis, abſonderlich denenjenigen, die wegen ihrer herrlichen
# Gröſſe bishero gar confiderable und bekannt geweſen. # 11
Von
allerhand Globis kleiner Gattung. # 14
II
. Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der ſoge-
# nannten Sphärarum armillarium. # 16
Von
dem Gebrauche der gemeinen Sphärä. # 17
Von
denen nach der Kopernikaniſchen Hypotheſi angeordneten Sphäris. # 17
Von
der Zubereitung einer ſolchen Sphärä. # 17
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments. # 18
III
. Capitel. Von den Aſtrolabiis überhaupt, in ſpecie aber von der
# Zubereitung und dem Gebr auche des von Gemma Frißen erfunde-
# nen Aſtrolabii univer ſalis. # 20
Von
der Zubereitung des von Gemma Frißen vorgeſtellten Aſtrolabii univer-
# ſalis. # 21
Von
dem Gebrauch dieſes Aſtrolabs. # 26
I
. Nutz. Den Platz der Sonne in der Ekliplik zu jeder vorgegebenen Zeit
# zu finden. # 27
II
. Nutz. Die Declination der Sonne und zugleich derſelben Parallet,
# den ſie den vorge gebenen Tag über beſchreibet, nachdeme der Ort von dieſer
# in der Ekliptik bekannt worden, zu finden. #
11663Inhaltsregiſter. III. Nutz. Bey einer an einem vorgegebenen Tag bekannten Mittagshöhe der
# Sonne, oder eines andern Sterns, die Breite eines Orts, wo man dieſe
# Höhe genommen, oder deſſen Polhöhe zu beſtimmen. # 28
IV
. Nutz. Die Aſcenſionem rectam eines jeden Grades in der Ekliptik, auch
# eines jeden Sterns, und wieder bey der Aſcenſione recta den correſpondi-
# renden Grad der Ekliptik zu finden. # 29
V
. Nutz. Bey einer vorgegebenen Polhöhe die Aſcenſionem obliquam und
# Differentiam aſcenſionalem von einem jeden Grad der Ekliptik zu finden. # 30
VI
. Nutz. So ein Parallel eines Sterns, den er zu der vorge gebenen Zeit
# beſchreibet, zuvor bekannt iſt, die Amplitudinem ortivam und occiduam
# eben dieſes Sterns zu finden. # 31
VII
. Nutz. Bey einer bekannten Polhöhe die Declination der Firſterne zu
# finden. # 31
VIII
. Nutz. Die Länge und Vreite eines Sterns bey deſſen bekannten
# Aſcenſione recta und Declination, auch wiederum umgewandt, auf dem
# Aſtrolabio vorzuſtellen. # 32
IX
. Nutz. Die Zeit bey Tag mit Beyhülfe der Sonne, und zu Nachts
# mit Zuziehung eines bekannten Sterns zu finden. # 33
X
. Nutz. Zu jeder Zeit den Grad der Ekliptik, der durch den Meridian
# gehet, darzuſtellen. # 34
XI
. Nutz. Den Vertikal, oder das Azimuth der Sonne, oder eines be-
# kannten Sterns, in jedem Moment der Zeit zu finden. # 35
XII
. Nutz. Die Aſcenſionem rectam und Declinationem eines Cometens
# zur Zeit ſeiner Erſcheinung, und daraus deſſen Länge und Breite auf dem
# Aſtrolablo vorzuſtellen. # 35
IV
. Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines andern
# Aſtrolabii univerſalis, wie es Joh. de Rojas vorgeſtellet. # 36
Von
der Zubereitung dieſes univerſalen Aſtrolabii. # 37
Auf
eine andere Art die Vorſtellung der Stundenzirkel auf dieſem Aſtro-
# labio zu machen. # 39
Von
dem Gebrauche dieſes Aſtrolabs. # 40
I
. Nutz. Auf der Ekliplik den Ort der Sonne und deren Parallel, in
# welchem ſie ſich zu einer jeden vorgegebenen Zeit befindet, gehörig vor-
# zuſtellen. # 40
II
. Nutz. Die Declination der Sonne auch eines jeden andern Sterns
# zu finden. #
11664Inhaltsregiſter. III. Nutz. Bey einer bekannten Declination der Sonne oder eines an-
# dern Sterns, die Polhöhe eines vorgegebenen Orts, und wiederum aus
# dieſer jene zu determiniren. # 41
IV
. Nutz. Die Aſcenſionem rectam, Differentiam Aſcenſionalem, und daraus
# die Obliquam eines jeden Puncts in der Ekliptik, auch eines jeden
# Sterns zu finden. # 42
V
. Nutz. Aus der Differentia Aſcenſionali eines Puncts in der Ekliptik,
# in welcher die Sonne zu einer vorgegebenen Zeit ſtehet, die Tageslange an
# ſelbigen Tag und dabey den Auf-und Untergang der Sonne zu finden.
VI
. Nutz. Die Amplitudinem ortivam und occiduam eines jeden Puncts
# der Ekliptik nach einer vorgegeben Breite, und wieder bey dieſer die Am-
plitudinem
, die Latitudinem eines Orts zu finden. # 43
VII
. Nutz. Zu jeder Zeit den Grad der Ekliptik, der durch den Meridia-
# num gehet, zu finden. # 44
VIII
. Nutz. Aus der Höhe der Sonne, oder aus der gegebenen Zeit, der-
# ſeben Vertikalzirkel, in welchem ſie alsdann ſtehet, oder das Azimuth
# zu finden. # 44
IX
. Nutz. Bey der Höhe der Sonne auch eines bekannten Sterns die Zeit,
# und wieder nach jeder Tagsſtunde die Höhe von jenen, zu finden. # 45
X
. Nutz. Die Zeit, die ſich zu Anfang der Morgenröthe und am Ende der
# Abenddemmdrung jederzeit ergiebet, zu wiſſen. # 46
V
. Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauch noch eines
# andern univerſalen Aſtrolabs, wie ſolches Herr de la Hire in
# Paris ausgefunden. # 47
Von
der Zubereitung dieſes Aſtrolabii univerſalis. # 47
Von
dem Gebrauch dieſes Aſtrrlabii. # 52
VI
. Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebruuche des particu-
# laren Aſtrolabii, und zwar hier anbey des Aequinoctialen. # 53
Von
der Zubereitung der obern beweglichen Scheibe, oder des ſogenann-
# ten Retis. # 54
Von
der eigentlichen Vorſtellung des Horizonts, der Almucantharat oder
# Höhenzirkel und des Zirkels der Crepuſculorum auf der unbeweglichen
# Scheibe dieſes particularen Aſtrolabs. # 58
Wie
die Azimutha oder Vertikalzirkel auch auf einer unbeweglichen Flä-
# che richtig zu ziehen. # 62
Die
Zirkel der Aſtronomiſchen, Italieniſchen, Babyloniſchen und Jüdiſchen
# oder ungleichen Stunden auf der unbeweglichen Scheibe vorzuſtellen. #
11665Inhaltsregiſter. Wie der Zirkel der 12. himmliſchen Häuſer auch auf der vorigen Fläche
# zu beſch eiben. # 66
Von
dem Gebrauche dieſes particularen Aſtrolabs. # 67
I
. Nutz. Zu wiſſen, nach was vor einer Latitudine jede Scheibe von die-
# ſem particularen Aſtrolabs conſtruiret worden. # 68
II
. Nutz. Die obere bewegliche Scheibe oder das Rete nach dem Him-
# mel, in welchem Stande er ſich eigentlich zur vorgegebenen Zeit befin-
# det, zu ſtellen. # 68
III
. Nutz. Die Declination der Sonne, auch eines andern Sterns, zu
# jeder Zeit zu finden. # 69
IV
. Nutz. Die Aſcenſionem und Deſcenſionem rectam eines jeden Puncts
# der Ekliptik, auch eines jeden Sterns, und wiederum bey ſolcher Aſcen-
# ſion den gehörigen Grad der Ekliptik zu finden. # 69
V
. Nutz. Die Aſcenſionem und Deſcenſioncm obliquam wie auch Differen-
# tiam Aſcenſionalem eines jeden Puncts in der Ekliptik und ebenfalls eines
# jeden Sterns, der auf dem Reti angezeiget worden, zu determiniren. # 70
VI
. Nutz. Die Amplitudinem ortivam eines jeden Puncts der Ekliptik auch
# eines jeden auf dem Reti bemerkten Sterns, und wiederum bey einer vorge-
# gebenen Amplitudine den eigentlichen Grad der Ekliptik zu finden. # 70
VII
. Nutz. Den Grad der Ektiptik der mit einem vorgegebenen Stern ſo
# wohl in der Sphära recta als obliqua zugleich auf- und un@ergehet, dar-
# zuſtellen. # 71
VIII
. Nutz. Die Zeit aus der Höhe der Sonne oder eines Sterns zu erfah-
# ren, und ſolche zugleich nach den Babyloniſchen, Italiäniſchen und unglei-
# chen oder Jüdiſchen Stunden zu beſtimmen. # 72
IX
. Nutz. An jedem Tag zu finden, um welche Zeit die Sonne, oder ſonſten
# ein bekannter Stern auf- und unter-auch dieſer durch den Mittagszirkel
# gehe, und daraus wie lang der Tag ſeye, und wann die Morgenröthe an-
# breche, und die Abenddemmerung aufhöre. # 73
X
. Nutz. Den Tag zu finden, wann die Sonne mit einem Stern entweder
# auf- oder unter-dann auch mit ſolchem durch den Meridian gehet. # 74
XI
. Nutz. Den Tag zu benennen, an welchem ein bekannter Stern, wann die
# Sonne untergehet, aufgehet, und wann ſolche aufgehet jener untergehet,
# auch an welchem Tag ein Stern ſowol am Mittag als zu Mitternacht
# auf- und untergehet. # 75
XII
. Nutz. Bey Nacht die Firſterne, die auf dem Aſtrolabio beſchrieben wer-
# den, auch die Planeten und ſonſt andere Sterne, die bey dem Zodiaco zu fin-
# den, und keine groſſe Breite haben, zu erkennen. #
11666Inhaltsregiſter. VII. Capitel. Von den Planiſphäriis oder Planiglobiis. # 77
Von
der Zubereitung und dem Grbrauche eines Planiſphärii cöleſtis. # 78
VII
. Capitel. Von ein@gen aſtronomiſchen Inſtrumenten, die zur
# Aſtrognoſie oder leic@ten Käntniß der Sterne dienlich ſind. # 81
Von
der Zubereitung eines Coniglobii Aſtroſcopiei. # 82
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments. # 83
Von
denen Weigeliſchen Sternweiſern oder Inſtrumentis Aſtrodicticis. # 83
Von
der Zubercitung dieſer Sternwciſer. # 84
Von
dem Gebrauche di@ſer Inſnumenten. # 84
IX
. Capitel. Von der Sub@reitung und dem Gebrauche eines neuen
# Planetolabii, nach Herrn D. Zumbachs Anweiſung. # 85
Vo@bereitung
zu dieſem Planctolabio. # 87
Von
der Zubercitung dieſes Inſtruments. # 92
Von
dem Gebrauche dieſes Planetolabii. # 95
I
. Nutz. Die Longitutinem eines jeden Planetens zu finden. # 96
II
. Nutz. Die Latitudinem eines Planetens zu erſorſchen. # 97
X
. Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines neuen
# Lunälabii nach der Vorſtellung Hertn D. Zumbachs. # 97
Von
der Zubereitung dieſes Inſtruments. # 98
Von
dem Gebrauch dieſes Lunälabii. # 100
XI
. Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des neuen
# Zumbachiſchen Iovilabii. # 106
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments. # 107
XII
. Capitel. Von unterſchiedlichen aſtronomiſchen Inſtrumenten
# welche mit Zuziehung der Kunſtmachination durch Uhrräder, ſo-
# wohl die erſte als andere Bewegung der Sterne auf differente
# Art vorſtellig machen. # 108
XIII
. Capitel. Von denen sum obſerviren beſtimmten Inſtrumenten
# in genere, in ſpecie aber von der Zubereitung und dem Gebrache
# der Perpendiculnhren. # 112
Beſchreibung
der innern Structur einer zum obſerviren beſtimmten Per-
# pendiculuhr. # 214
Von
dem Gebrauche dieſer Uhren. #
11667Inhaltsregiſter. XIV. Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche der aſtrone-
# miſchen Sehröbren. # 119
Von
der Hugenianiſchen Methode mit groſſen Tubis ohne Röhren zu ob-
# ſerviren. # 123
Von
einer andern Methode des Campant. # 124
Von
der Bianchiniſchen Methode, groſſe Tubos ohne Röhren leicht zu di-
# rigiren. # 125
Von
einer andern Manier nach des jüngern Herrn Caſſini Methode, groſſe
# Tubos ohne Röhren gar leicht zu tractiren. # 127
Von
des Herrn de la Hire Methode, groſſe Tubos ohne Röhren gar bequem
# zu gebrauchen. # 129
Von
den Tubis, die bey Tag zum obſerviren gebraucht werden, in ſpecie
# von denen ſogenannten Helioſcopiis. # 131
Von
dem Gebrauche der aſtronomiſchen Sehröhren@l # 131
XV
. Capitel. Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchiede-
# net Mecrometrorum und Reticulorum. # 133
Von
der Conſtruction des Hugenianiſchen Micrometers. # 133
Von
dem Gebrauch dieſes Inſtruments. # 134
Von
dem Auzoutiſchen Micrometro. # 134
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines von Mr. Petit ausgefundenen
# Micrometers. # 135
Von
der Zubereitung dieſes Inſtruments. # 135
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines Micrometers, welches Mr.
# Gaſcoigne ein Engeländer ausgeſonnen. # 136
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines Mikrometers von Herrn
# Rob. Hocken. # 138
Von
der Zubereitung und dem Gebrauch eines andern Micrometers von Herrn
# Rob Hocken. # 139
Von
einem Micrometer nach des Herrn von Wurzelbau Angeben. # 140
Von
der Zubereitung und dem Gebrauch eines Hevellaniſchen Microme-
# ters. # 141
Von
der Zubereitung dieſes Micrometers. # 141
Von
dem Gebrauch dieſes Inſtruments. #
11668Inhaltsregiſter. Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Kirchiſchen Mikrometers. # 144
Von
dem de la Hiriſchen Reticulo. # 145
Von
einem andern dergleichen Inſtrument nach Herrn Olai Römers An-
# ordnung. # 146
Von
einem neuen Reticulo, wie ſolches Herr Prof. A. C. G. vorſtellig
# gemacht. # 147
Von
der neuen Derhamiſchen auch ſonſten einer andern verbeſſerten Mikro-
# metrie. # 148
XVI
. Capitel. Von denen Ouadranten, Sertanten, Octanten und
# andern Inſtrumenten, die um die gröſſere Spatia in dem Himmel
# richtig zu meſſen angeordnet werden. # 149
Von
der Zubereitung eines Hevelianiſchen Quadrantens. # 149
Von
dem Gebrauche dieſes Quadrantens. # 350
Von
der Zubereitung eines nach des Herrn Hevelii Anweiſung angevrdne-
# ten Azimuthalquadrantens. # 151
Von
dem Gebrauche des Azimuthalquadrantens. # 153
Von
der Zubereitung einiger andern Quadranten nach des Herrn Robert
# Hook@ Angeben. # 153
Von
dem Gebrauche der drey obigen Quadranten. # 157
Von
der Znbereitung eines andern aſtronomiſchen Quadrantens, nach des
# berühmten P. Bonſä Invention. # 158
Tabell
vor die Eintheilung eines Quadrantens in 90 Zähne, nach des P.
# Bonfä Methode. # 160
Von
dem Gebrauche dieſes Quadrantens. # 160
Von
der Zubereitung noch eines andern aſtronomiſchen Quadrantens, auf
# dem die gar kleine Theile von den Graden, nach des Herrn de Louville An-
# ordnung mit einem Mikrometer gefunden werden. # 161
Von
dem Gebrauche dieſes Quadrantens. # 161
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche zweyer Hevelianiſchen Sex-
# tanten. # 162
Von
dem Gebrauche dieſer beyden Sereanten. # 164
Von
der Zubereitung und dem Gebrauche eines Hevelianiſchen Octan-
# tens. # 164
Von
dem Gebrauch des Octantens. #
11669Inhaltsregiſter. Von der Zubereitung und dem Gebrauche zweyer andern Inſtrumenten, die
Herr
Robert Hooke, um verſchiedene Diſtanzen in dem Himmel da-
mit
zu meſſen, ausgeſonnen.
XVII
. Capitel. Von zweyen beſondern aſtronomiſchen Inſtrumen-
# ten des Däniſchen Staater aths, Hettn Olat Römers. # 169
Von
der Zubereitung des univerſalen Inſtruments, # 170
Von
dem Gebrauche dieſes Inſtruments. # 171
Von
der Zubereitung des Herrn Rath Römersparticularen Inſtruments. # 173
Von
dem Gebrauche dieſes particularen Inſtruments. # 173
XVIII
. Capitel. Von noch erlichen Inſtrumenten, die bey der Son-
# ne zum obſerviten gebraucht werden. # 174
Bericht an den Buchbinder.
Derſelbe wolle wiederum alle Kupfer, deren in der Anzahl XX.
allhier ſind, in ihrer Ordnung zuletzt binden und einſchlagen, damit ſie
zum
Gebrauche deſto beſſer dienen können.
367[Figure 367]
670 368[Figure 368]
Von der Zubereitung und dem Ge-
brauche
der zur Aſtronomie gehörigen
Inſtrumenten
.
Das erſte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Erd-
und
Himmelskugeln, auch ſonſten von allerhand
Gattungen
der (Globorum) Kugeln.
Unter den aſtronomiſchen Inſtrumenten, die am bekannteſten ſind,
haben
wir vor allen ſo wohl die Erd - als Himmelskugeln oder
die
Globos vorzuſtellen:
Auf jenen werden die vornehmſten Oer-
ter
der Erde, ſo viel es möglich, nach ihren eigentlichen Längen
und
Breiten, nebſt einigen Zirkeln beſchrieben, auf dieſen aber
die
Fixſterne nach den Weiten, in welchen ſie in dem Himmel voneinan-
der
ſtehen, ſamt den vornehmſten Zirkeln, proportionirt angeordnet, wobey
man
dasjenige, was in der Betrachtung der erſten Bewegung von den Fix-
ſternen
und der Sonne vorkommet, und ſonſten durch die mühſame Rech-
nung
ſich richtig ergiebet, auf eine leichte, ob ſchon nicht eben ſo accurate Art
erlanget
.
Beydes hat man ganz wohl auf Kugeln darthun können, inde-
me
alle Oerter der Erde auf einer kugelrunden Fläche, wie es die Erfah-
rung
lehret, ſich befinden, dann aber alle Sterne nach der Erſcheinung
bey
einerley Weite von der Erde, wie ſie gleichſam in einer concaven Run-
dung
ſich bewegen, uns in die Augen fallen.
Ob nun aber gleich die alſo
6712Von der Zubereitung und dem Gebrauche cipirte Hlmmelskugel in Anſehung ihrer faſt unendlichen Gröſſe gegen
dem
Erdkörper faſt keine Proportion hat, ſo hat man doch jederzeit die
Himmelskugel
mit der Erdkugel, weil es eins, und zum Gebrauche am
dienlichſten
iſt, in gleicher Gröſſe formiret, und zugleich bey jener die
Sterne
, beſſerer Bequemlichkeit willen, vielmehr auf deren Converität
beſchrieben
.
Die gehörige Vorſtellungen, können auf dergleichen Kugeln,
abſonderlich
auf zweyerley Art geſcheben:
erſtlich mag man, ſo die Kugeln
von
Meſſing, Kupfer, oder ſonſten einer dichten Materie verfertiget wer-
den
, auf deren einem die vornehmſten Oerter der Erde, aus einem accuraten
Verzeichnis
der Oerter, vornemlich die aus aſtronomiſchen Beobachtungen
richtig
hergeleitet worden, nach ihren Längen und Breiten von dem Aequa-
tor
an tragen, auf die andere aber alle ſichtbare Fixſterne aus einem Verzeich-
nis
der Fixſterne, dergleichen einen ehedeſſen Herr Hevel in Danzig, vor
kurzen
aber Herr Flamſteed in Londen zum Vorſchein gebracht, wie es der-
ſelben
Längen und Breiten von der Ecliptik an erfordern, ganz accurat
bringen
.
Zum zweyten können auch die Kugeln entweder von geſ@ämpften
Zeug
, davon das Papier gemacht wird, oder von Gips, oder einer andern
Materie
, ſo die meſſinge und kupferne zu koſtbar ſind, zubereitet, die Ku-
gelſchnitte
, und was aus der Geographie und Aſtronomie darauf gehöret,
auf
das Kupfer gebracht und geſtochen, die abgedruckte Segmenta aber,
wie
man insgemein zu thun pfleget, auf ſolche Kugeln gehörig gezogen wer-
den
.
Indeme aber dieſe letzte, ganz gemeine Methode, erfordert, daß
man
ſo wohl bey der Conſtruction der Schnitte als bey Verfertigung der
darzu
beſtimmten Kugeln ein mehrers zeige, ſo wollen wir alles dieſes gar
füglich
nach der Methode, die Nic.
Bion, unſer Verfaſſer, anderwärts in
ſeinem
Tractat von den Globis und Sphäris an die Hand gegeben, all-
hier
in den nachſolgenden darthun.
Von der Zubereitung der Kugelſchnitte und wie
alles
Gehörige richtig darauf zu
beſchreiben
.
Viele ſind der Meynung, daß die krummen Linien, mit welchen dieſe
Segmenta
umgeben, aus lauter Zirkellinien beſtehen, es lehret aber
die
Erfahrung ein anders, indeme dergleichen Linien, ſo die Schnitte auf-
gezogen
werden, keinmal zuſammen treffen, ſo haben wir uns viel-
mehr
einer andern Methode, wie obbeſagter unſer Autor anderwärts an-
11Tab. 1. gewieſen, nachfolgender Lehre gemäs, zu bedienen.
Man ziehet erſtlich
eine
gerade Linie A C, ſo groß als der halbe Durchmeſſer des vorgegebenen
Globi
, nemlich, ſo zum Exempel der Durchmeſſer des Globi 6.
Zoll groß
6723allerhand aſtronomilcher Inſtrumenten. ſoll, die Linie A C von 3. Zollen, aus A aber, dem Mittelpunct, den Quadran-
ten
A B C, theilet dieſen bey den Puncten D und E in drey gleiche Theile
und
beſchreibet die Linie CD, die eine Chorda von 30.
Graden iſt. Ferner
theilet
man den Bogen C D bey dem Puncte F in zween gleiche Theile, und
ziehet
die Chordam C F, welche vor die halbe Breite eines Segments oder
Kugelſchnitts
dienen kann;
zu deſſelben halben Länge wird die Chor-
da
C D von 30.
Graden dreymal genommeu, dabey, obſchon beyde Spa-
tia
bey den Chorden weder die halbe Breite noch die halbe Länge auf das
accurateſte
ausmachen, inzwiſchen dannoch, weil ſich das Papier ſo wohl
nach
der Breite als Länge im Aufziehen etwas ausdehnet, die rechte und
eigentliche
Gröſſe ſich geben wird, man nimmt derohalben vor die Brei-
te
eines Schnitts die gerade Linie C F N, die zweymal ſo groß als die
Chorda
C F von 15.
Graden iſt, richtet aus der Mitte bey F vor die halbe
Länge
eine Perpendicularlinie, F 9.
die dreymal ſo groß als die Chor-
da
C F von 30.
Graden iſt, auf, beſchreibet aus dem Puncte F, als einem
Mittelpunct
, den halben Zirkel C F N, theilet die Linie F 9.
in 9. gleiche Thei-
le
, und ziehet durch die Theilungspuncte 1.
2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. in der
Gröſſe
des Durchmeſſers C N mit eben demſelben parallele Linien, darauf
theilet
man einen jeden Quadranten als C H und N H des beſagten halben
Zirkels
von 10.
zu 10. Graden in 9. gleiche Theile und beſchreibet durch
einen
jeden ſolchen Theilungspunct eben ſo viele mit der Linie F 9.
Paral-
lellinien
als G L, M O &
c. welche dann zugleich die obige Linien, ſo mit
C
F N parallel gehen, bey L, O &
c. in geraden Winkeln durchſchneiden
werden
;
durch dieſe Durchſchnitte ziehet man mit einer wohl geübten
Hand
lauter krumme Linien, als den Umfang der Schnitte, weilen man
ſolche
nicht wie die Zirkelbögen durch drey vorgegeben Puncte mit einem
Zirkel
zu beſtimmen vermag, es werden aber jene deſto accurater, je
mehr
man dergleichen Puncte zu ſolchen findet;
Eben dieſe Operatio-
uen
nimmt man auf der andern Seite auch vor, ſo wird man die Segmen-
ta
richtig baben.
Nachdem muß man dahin bedacht ſeyn, wie man auf dieſen Schnit-
ten
die Bögen, welche die Zirkel, ſo von 10.
zu 10. Graden mit dem Aequa-
tor
parallel laufen, formiren, erſtlich bey der Erdkugel richtig darſtel-
len
möge, dieſes geſchiehet auf folgende Art:
man theilet eine jede krum-
me
Linie, die die Helfte eines halben Schnittes ausmacht, wie die mitt-
lere
Linie F 9, in 9.
gleiche Theile, ſo wird man drey Puncte zu einen
jeden
Bogen von dieſen Zirkel bekommen, zu welchen man dann nach der
bekannten
geometriſchen Aufgab gar leicht die Mittelpuncte finden, und
dardurch
die verlangte Bögen ziehen kann:
Eben dieſe Mittelpuncte laſſen
ſich
auch mit Beyhülfe der Tangenten, die zu äuſſerſt an der Linie A C, dem
halben
Durchmeſſer des Viertelzirkels A B C, in C aufgeſtellet ſind, wie
folget
, darthun;
Man nimmt, z. E. den äuſſerſten Parallel
6734Von der Zubereitung und dem Gebrauche dem Aequater an, oder um den nechſten von einem Pol in eigentlichen Zir-
kelbögen
zu beſchreiben, mit dem Zirkel den Tangenten von 10.
Gra-
den
, als die Linie C 10.
ſtellet den einen Fuß auf das Punct, das auf der
Linie
F 9.
mit 8. bezeichnet iſt, den andern aber auf die über 9. hinaus ver-
längerte
Linie F 9, ſo wird ſolches auf das Punct treffen, der das Mittel-
punct
zu dem um 80.
Grad von dem Aequator entferneten Parallel geben
wird
, ferner nimmt man den Tangenten C 20.
ſetzet in dieſer Weite die
eine
Spitze des Zirkels in das Punct, wo 7.
ſtehet, und die andere auf die
bemeldete
verlängerte Linie F 9.
hinauswärts, ſo wird man das Mittelpunct
zu
dem Parallel von 70.
Graden haben, und ſo weiter. Will man ferner auf
die
Linie F 9.
die Puncte, durch welche die Tropici und Polares in je-
den
Schnitten gehen, wie auch auf eben derſelben Linie, da ſie verlängert
worden
, dieſe Zirkelmittelpuncte richtig beſtimmen, theilet man vor jene
Puncten
ſowohl das Spatium zwiſchen 2.
und 3. als dasjenige zwiſchen 6.
und 7. zwiſchen welche beſagte Zirkel fallen, in 20. gleiche Theile und
notiret
von 2.
gegen 3, auch von 7. gegen 6. zu Ende eines jeden ſiebenden
Theils
den geſuchten Punct, davon der eine in T der andere in F ſich befin-
det
.
Den Mittelpunct vor die Tropicos bekommt man, indeme der Tangens
von
66 {1/@}.
Grad nemlich das Complement von ihrer Declination, als ein
Radius
aus dem obigen Punct T auf die verlängerte Linie F 9.
geſtellet
wird
, da dann der andere Punct den Mittelpunct giebet;
vor den Mittel-
punct
der Polarium nimmt man den Tangenten von 23 {1/2}.
Grad zum Radio
dieſer
Zirkel an, und ſetzet ſelbigen aus P wiederum auf die verlängerte Linie
F
9, ſo wird man deren Mittelpunct auch leicht erlangen.
Um die Meridia-
ne
oder Circulos Longitudinum von 10.
zu 10. Graden auch gehörig zu
beſchreiben
, muß man einen jeden Bogen der Parallelen in drey gleiche
Theile
theilen und wieder mit einer geübten Hand durch ſolche Theilungs-
puncte
die krumme Linien ziehen, ſo werden dieſe Zirkel auch richtig darge-
ſtellet
ſeyn:
Alle dieſe Meridiane kann man noch leichter und doch aceurat
ziehen
, ſo man ſo wohl die äuſſere als innere krumme Linien zu einem Schnitt
auf
ein meſſinges Blech ganz genau beſchreibet, ſelbige accurat aus ſchneidet
und
ausfeilet, die Ausſchnitte aber alsdann vor dieſe Linien an ſtatt eines Li-
neals
brauchet.
Die Ekliptik mag man auf denen Segmenten auf folgende manier
ziehen
, man theilet einen von den halben Meridianen, ſo die Cireumferenz
eines
ſolchen Segments giebet, z.
E. denjenigen, der durch die Interſection
des
Aequators mit der Ekliptik gehet, nemlich den Meridianum primum
von
dem Aequator an, in ſeine Grade, oder ſo es beliebig iſt, nur bis auf
30
.
Grad, nimmt aus dieſem Meridian mit dem Zirkel, 2. Grad 16.
Minuten und ſtellet ſelbige, als die Declination desjenigen Grades der
Ekliptik
, der vor die Aſcenſionem rectam juſt 30.
Grade glebet, und un-
gefehr
der dritte Grad des Stiers iſt, aus dem Aequator bey 30.
6745allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. die beyde Circumferenzen in K, ferner nimmt man aus dem getheilten Me-
ridian
20.
Grad 38. Minuten und ſtellet ſolche Weite von dem Aequa-
tor
bey 60.
auf beyde Linien des äuſſern Umfangs in R, welche die Decli-
nbtion
desjenigen Grades der Ekliptik, der ungefehr der dritte in dem Zei-
chen
der Zwillinge iſt, bey der Aſcenſione recta von 60.
Graden andeu-
tet
, nachdem nimmt man auch aus eben dieſem Meridiano, 23.
Grad 30.
Minuten vor die gröſte Declination der Ekliptik und ſetzet ſelbige aus dem
Aequator
bey C, der Aſcenſione recta von 90.
Graden, ſin 5, da der An-
fang
des Krebszeichens ſich befindet, endlich ziehet man an den gefundene@
Puncten
durch dieſe Schnitte ſubtile Linien vor das erſte Viertel der Ekliptik,
beſchreibet
die andere drey Vierteltheile auf den neun übrigen Schnitten
auf
gleiche Art, und machet dabey die Eintheilung, wie bey dem Aequa-
tor
in 360.
gleiche Theile. Wann nun alle Zirkel auf obbeſagten Schnit-
ten
richtig determiniret worden, ſo träget man alsdann die vornehmſte Oer-
ter
der Erde nach ihrer geographiſchen Lage, den die Memoires und die
neueſte
Obſervationen darſtellen, in die vierſeitige Plätze recht proportio-
nirt
ein, ziehet die Umriſſe ſo wol der groſſen als kleinen Erdtheile, wie
es
die neueſten und beſten Charten anweiſen, und ſetzet die Nahmen der
Provinzen
, Inſuln, Meere, und andere Theile ordentlich bey, ſo wird man
das
, was auf den Segmenten eines Erdglobi zu ſtehen erfordert wird, in ei-
ner
Richtigkeit finden.
Die Schnitte vor die Himmelskugel werden auf gleiche Art wie
11Tab. II. die obige zu der Erdkugel verfertigel @hingegen aber die darauf gehörige
Zirkel
, weil dieſe Segmenta nicht wie dorten, in den Weltpolen, ſon-
dern
in den Polen der Ekliptik zuſammen treffen müſſen, anderſt beſchrie-
ben
, dann es ſtellet hier die gerade Linie, ſo mitten durch die Schnitte
gehet
, an ſtatt des Aequators, die Ekliptik vor, alſo daß alsdann deren
Pol
die Spitzen dieſer Segmenten, die Umkreiſe aber ſolcher die Circuli
Longitudinum
werden.
Den Aequator ziehet man, wie oben bey der Erd-
Kugel
die Ekliptik.
Der Colurus Aequinoctiorum wird in einer geraden
Linie
wie hier der Aequator beſchrieben, man ziehet aber ſelbigen erſtlich
aus
der Interſection des Aequators mit der Ekliptik, die ſich in dem@erſten
Puncte
des Widders ereignet, bis auf die andere Seite eben dieſes Schnit-
tes
im 49ten Grad, von dar an wieder bey dem Anfange des zweyten Schnit-
tes
bis auf die andere Seite in dem 63ten Grad 20.
Minuten und dann in
dem
dritten von dar bis in den andern Umfang des 66ten Grades 30.
Minu-
ten
, ſo hat man das erſte Viertel dieſes Zirkels.
Die drey übrige determi-
nirt
man auf denen 9.
andern Schnitten nach eben dieſer Methode. Der
Colurus
Solſtitiorum iſt mit demjenigen Circulo Longitudinis, der durch
die
Sonnenſtillſtandespunct, als durch den Anfang des Krebſes und des
Steinbocks
gehet, einerley.
Die kieine Zirkel als die Tropici und Polares, und zwar was
6756Von der Zubereitung und dem Gebrauche lich die Trops, z. E. den Tropicum Cancri, anlanget, auf folgende
Weiſe
verzeichnet:
Dieſet Zirkel berühret erſtlich den Punct in der Ekliptik,
wo
das Zeichen des Krebſes ſeinen Anfang nimmt, von dar gehet ſol-
cher
durch die andere Circumferenz dieſes Cegments in den dritten Grad
23
.
Minuten, von hier auf den äuſſern Umfang des zweyten Segments
durch
12.
Grad 53. Minuten, dann aber auf dem erſten von dar, durch 25.
Grad 46. Minuten. So man noch drey andere Schnitte, wo dieſer Tro-
picus
die Ekliptik anrühret, beyfüget, wird das zweyte Zirkelviertel von
dieſem
Puncte auf dem beygefügten erſten Segment gegen die äuſſe-
re
Seite durch 37.
Grad 25. Minuten, von dar auf dem zweyten hin-
auswärts
durch 44.
Grad 39. Minuten, und auf dem dritten durch 47.
Grad
der äuſſerſten Umfangslinie, ebenfalls in lauter krummen Linien ge-
zogen
, wobey man die eine Helfte dieſes Tropiei, bey dieſer aber auch die
audere
Helfte gar erlanget.
Nachdem nun in einem jeden Segment zwey
Puncte
richtig angedeutet worden, ſo muß man alsdann zu ſolchen das
Centrum
vor die Zirkelbögen, welche miteinander den Tropicum ausma-
chen
, finden, man ziehet nemlich aus dem Puncte zu Anfang des Krebszei-
chens
auf eben dieſem Segment gegen die andere Seite durch den Punct
bey
3.
Graden 23. Minuten eine gerade Linie, theilet ſelbige in zween gleiche
Theile
und richtet aus dem gefundenen mittelſten Puncte eine lange Per-
pendicularlinie
auf, hernach nimmt man mit einem Zirkel den Tangenten
von
66.
Graden 30. Minuten aus einem Maßſtabe, deren ganze Länge als
ein
Radius dem Semidiametro der Kugel glelch zu ſeyn ſupponirt wird, ſetzet
den
einen Fuß des Zirkels in den mit dem Zeichen des K@ebſes bemerkten
Punct
, den andern aber auf die Perpendicularlinie, ſo wird der Punct den
verlangten
Mittelpunct geben, in welcher Weite man einen jeden Bogen um
die
Tropicos zu beſchreiben, wird ziehen können.
Um die Polarzirkel richtig vorzuſtellen, kann man gleichfalls, wie
bey
den Tropicis ihre Helfte zum Fundament beſchreiben.
Geſetzt es
treffe
der Circulus polaris arcticus in den Pol der Ekliptik bey P.
ſo muß alsdann ſolcher auf eben dieſem erſten Schnitt in dem äuſſern
Umfang
durch 6@.
Grad 28. Minuten, auf dem zweyten auſſen her durch
48
.
Grad 44. Minuten, auf dem dritten durch den 43. Grad gehen & c.
bey
dieſer Vorſtellung ergiebet es ſich auch, daß, weil wieder in einem je-
den
Schnitt zween Puncte anzutreffen, den Mittelpunct zu ſelbigen richtig
beſtimme
, das auf folgende Art geſchiehet:
Man ziehet in einem jeden
Segment
von einem Punct zu dem andern eine gerade blinde Linie, thei-
let
eine jede in zween gleiche Theile und ſtellet aus der Mitte Perpendicular-
linien
darauf, nachdeme nimmt man aus dem vorigen Maßſtab die beſtimmte
Theile
vor den Tangenten von 23.
Graden und 20. Minuten und ſetzet
die
eine Spitze des Zirkels auf einen Punct jedes Schnittes, die
6767allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. auf die zuvor gezogene Perpendicularlinie, ſo wird man den Mittelpunct zu
einem
jeden Bogen richtig bekommen.
Endlich träget man, nachdeme die hieher gehörige Zirkel auf die
Schnitte
accurat verzeichnet worden, alle Fixſterne nach ihrer Länge und
Breite
, wie ſelbige die beſte und neueſte Catalogi Fixarum geben, in der
gehörigen
Gröſſe darauf, und beſchreibet um jene die Figuren der Stern-
bilder
, ſo wird man dann auch die Segmenta zu der Himmelskugel ganz
richtig
verfertiget haben.
Von der Zubereitung der zu den obbemeldeten
Schnitten
gehörigen Kugeln.
Man läſſet zuförderſt eine halbe Kugel von gutem Holz in einer accu-
raten
Rundung und faſt ſo groß, als die vorgegebene Schnitte ei-
ne
erfordern, nach Anweiſung Nicolaus Vions, unſers Verfaſſers, wie er
in
ſeinem Tractat von den Globis und Sphäris lehret, verfertigen, auf die-
ſer
muß man die eine Helfte der Schnitte, die man etweder von Pappen-
deckel
oder von einem ſtarken Chartenpapier macht, mit andern Schnitten
von
dünnen Papier, da ſolche in ihrer Mitte jederzeit auf die Zuſammen-
fügung
derjenigen von dicken Papier treffen, zuſammen leimen, damit
aber
die Schnitte nicht dabey an die Kugel kleben, ſo beſtreichet man ſel-
bige
mit Seifen, nachdeme nun die geleimte halbe Kugel wohl ausgedruck-
net
, nimmt man die hölzerne heraus und verfertiget die andere Helf-
te
auf gleiche Art.
Ferner läſſet man einen dünnen hölzernen Cylinder,
der
juſt ſo groß als die inwendige Axe der gegebenen Kugel ſeye, an bey-
den
Enden aber mit einer zimlich breiten Rundung nach der Concavi-
tät
dieſer Kugel drehen, auf welcher man ſo wohl oben als unten vor die
Axe
einen runden meſſingen Stift machet, und die zwo halbe Kugeln
mit
den dünnen Papierſchnitten darauf gar zuſammenfüget:
nachdeme
richtet
man die Axe dieſer Kugel, damit ſolche überall ganz accurat rund
werden
möge, an einen meſſingen halben Zirkel, wie gleichſam an einen
halben
Meridianum, der inwendig etwas ſchneidend, nach dieſer Schneid-
te
aber eben ſo groß, als die verlangte Kugel ſeye, und an ſtatt einer Leh-
re
diene, drehet die Kugel herum, ſo wird man finden, wo es noch Un-
gleichheiten
und einige Tiefen darauf giebet, die man mit einer Maſſam, die
von
welſen Sterkmehl zubereitet wird, ausfüllet, ſo wird dann die Lehre,
indeme
die Kugel umgedrehet wird, was zu viel iſt wegſchneiden, und
demnach
die Kugel in einer richtigen und accuraten Rundung darſtellen.
Endlich leimet man die auf dem Kupfer abgedruckle Spitzen, wann die Ku-
gel
zuvor recht ausgedrehet iſt, auf ſolche, und giebet wohl acht, daß die
Schmtte
auf das netteſte zuſammen treffen.
Vey den Polen kann man,
weil
allda die Spitzen, ſo viel Fleiß man auch dabey anwendet, nicht
6778Von der Zubereitung und dem Gebrauche curat zuſammen gehen, auf 10. Grad hinaus ein rundes Plättlein,
auf
welchen die Spitzen durch die gehörige Linien gar terminiret zu er-
ſehen
ſind, aufleimen, ſo wird dann alles ſeine Richtigkeit erlangen.
Der berühmte Venetianiſche Coſmographus P. Coronelli meldet in
ſeiuem
Epitome Coſmographica, daß er aus langer Erfahrung und vie-
ler
Praxi, folgende Manier, um die Kugeln vor die Globos von mittelmäſ-
ſiger
Gröſſe zu machen, vor die beſte und leichteſte befunden:
Man machet
erſtlich
ein Gerippe von verſchiedenen hölzernen Ringen, (die man von al-
lerhand
runden Schachteln herab ſchaeiden kann,) und läſſet mitten durch
einen
hölzernen Cylinder als eine Axe gehen, welche Conſtruction gleich-
ſam
die Figur einer Sphärä armillaris vorſtellet, überziehet dieſes mit ei-
nem
Tuch, und richtet wiederum, wie bey der vorhergehenden Manier, die
Axe
in die halbzirkelförmige Lehre, alsdann gieſet man den zu der Kugel be-
ſtimmten
Zeug, ſo aus Kreiden beſtehet, unter den man auch Ochſen - oder
andere
Haare miſchet, damit die Materie deſto beſſer zuſammen halte, und
ſich
beſſer als der Gips, indeme er nicht ſo geſchwind hart wird, tractiren
läſſet
, drehet die Kugel immer ſo lang durch die Lehre um, biß bey ſtäter
Aufgieſſung
obiger Materie, ſich eine rechte runde Kugel giebet, die als-
dann
wol austrocknen muß, da ſie endlich zu dem verlangten Zweck recht
dienen
wird.
Obbemeldeter P. Coronelli zeiget noch eine andere Art, um die Kugeln
richtig
zu verfertigen, der in der folgenden Ausübung beſtehet:
Man ma-
chet
um eine hölzerne Axe, die Durchmeſſere um einen halben Zoll kleiner,
dann
derjenige der Lehre iſt, nach welcher die vorgegebene Kugel ihre eigent-
liche
Gröſſe haben ſoll, eine Kugel von purem Gips, beſtreichet ſie entweder
mit
Seifen oder mit geſottenen Oel, leimet Schnitte von Papierdeckeln
darauf
und ſolche ſo oft aufeinander, bis die Kugel die rechte Gröſſe nach
der
Lehre bekommet, damit nun aber dieſe deſto leichter und zum Gebrau-
che
deſto dienlicher ſeye, ſo ſchneidet man bey einem Pol ein Loch in die Ku-
gel
und bricht mit einem langen ſpitzigem Eiſen den Gips ſubtil heraus, ſo
wird
dann ſolches, weil es vorhero an dem Papier fett gemacht worden,
ganz
heraus gehen und die papierene Kugel allein übrig bleiben, endlich lei-
met
man das heraus geſchnittene Stücklein Papier wieder darauf, und
ziehet
die Kugelſchnitte gehörig auf, indeme man aber hierzu insgemein ei-
nen
Kleiſter, ſo von dem beſten und ſchönſten Mehl bereitet wird, gebrauchet,
mag
man zur guten Vorſorge, damit ſolche von den Mäuſen und Würmen
keinen
Anſtoß leiden, das Waſſer, mit dem man die Maſſam anmachet, mit
einer
bittern Materie, als mit Wermuth, Aloe, Colloquinten a.
zuvor wohl
ſieden
laſſen, ſo werden ſie von dergleichen Zufall befreyet bleiben.
So man
nun
auch letztens einigen Unterricht, wie die Kugeln zu illuminiren,
6789allerhand aſtronomiſchen Inſtrumenten. die Fürniſſe zu verfertigen, verlanget, kann man das XXXI und XXXII Ca-
pitel
, in dem dritten Buche beſagter Coſmographie, zu Rath ziehen, ſo wird
man
auch in dieſem Stück Satisfaction haben.
Von dem Gebrauche der ordentlichen
Kugeln
.
Was den Gebrauch dieſer Kugeln anlanget, ſo iſt ſelbiger von ſo vielen
ſchon
zum Ueberfluß gezeiget worden, daß wir uns hier auf andere
Autoren
ganz wohl beziehen können.
Von denen nach des Herrn Rath Weigels und des
ältern
Herrn Caſſini Methode verbeſſerten
Kugeln
.
Von denjenigen Perſonen, welche in Teutſchland das ihrige zur Ver-
beſſerung
der Himmels - und Erdkugeln rühmlich beygetragen, tön-
nen
wir billig vor allen den hochberühmten Mathematiker, Herrn Er-
hard
Weigel nennen, es hat aber dieſer belobte Mann verſchiedene
Fehler
, die er auf ſolchen nicht nur allein in Anſehung der Materie, ſon-
dern
auch der Form obſerviret, am erſten zu verbeſſern getrachtet.
Die
Fehler
, welche ſich nach ihm in Anſehung der Materie hervor thaten, ſind
folgende
:
Erſtlich daß die gemeine Globi, ſo man ſie ungefehr ein wenig
hart
anſtöſſet oder etwann fallen läſſet, entweder ſchadhaft oder gar un-
brauchbar
werden.
Ferner, daß ſolche, wo nicht ein Fürnis darüber gezo-
gen
wird, durch den Gebrauch ganz unrein, ja wann der Staub dar-
auf
kommet, ganz fleckicht, oder ſo auch dieſe nicht viel gebraucht wor-
de
n, dannoch nach gar langer Zeit, ganz ſchwarz werden.
Endlich daß
auch
ſelbige, ſo man den Kleiſter mit Wermuth oder ſonſten einer andern
bittern
Materie zu vermiſchen unterlaſſen, mit der Zeit von den Mäuſen
und
Würmern, die dem Mehl nachſtreben, corrumpiret werden.
Allen
dieſen
Mangel hat Herr Weigel abgeholfen, indeme er die Kugeln, nach
der
zu Anfang dieſes Capitels angezeigten erſten Methode, aus Meſſing
oder
Kupfer hat machen laſſen, daß demnach die Kugeln nicht ſo gebrech-
lich
wie die ordentliche ſind, dann ob ſie gleich fallen, bekommen ſie nur
eine
Dulke, die man wieder leicht ausrichten kann, und ob ſie ſchon et-
was
koſtbar ſind, ſo werden ſie hingegen zu einem immerwährendem Ge-
brauche
dienen, und ſtets ſäuberer, ſo man ſie zum öftern putzet, auch da-
bey
von den Mäuſen und Würmen ſicher bleiben.
Die Fehler, die ſich
in
Anſehung ihrer Geſtalt ereiguen, ſind nach dem Herrn Weigel, dieſe:
67910Von der Zubereitung und dem Gebrauche Erſtlich, daßdie gemeine Kugeln allezeit dicht ſind, auf welchen man die Geſtir-
ne
nur von auſſen und umgekehrt, und nicht wie ſie eigentlich in dem Himmels-
gewölbe
ſtehen, anſehen kann, dahero hat er, um dieſer Inconvenienz ab-
zuhelfen
;
auch die Sterne von innen zu betrachten ſichtbar gemacht, da er
nemlich
dieſe, wie man ſie auſſenher ſiehet, in ſolcher Gröſſe hat durch
die
hohle Kugel ſtechen, inwendig aber die Zwiſchenräume ſchwarz anfär-
ben
laſſen, damit der Glanz dieſer Sterne, die man durch ein rundes Loch,
auf
dem Globo, wo kein Stern ſtehet, betrachtet, deſto ſchärfer in die Au-
gen
fallen möge, von auſſen her hat er Sternbilder, weilen ſie zur beſſern
Käntnis
der Sterne gar dienlich ſind, und zwar andere als die or entliche,
indeme
ſie mehrentheils ganz ungereimt ſind, weil hierbey änfänglich gar kei-
ne
Gelehrte oder in der Aſtronomie Erfahrne, ſondern nur ganz gemei-
ne
Leute concurriret, auch urſprünglich nicht allezeit der Erbarkeit bey-
kommen
, (da er zumahlen ſchon vorhero einige, welche die Sternbilder ver-
ändert
, als Schillern, Schickarden a.
zu Vorgängern gehabt,) nemlich
die
Wappen der Eurpoäiſchen Potentaten angebracht.
Damit aber hier-
durch
keine Verwirrung entſtehen, und die alten Obſervationen etwann
mehr
unbrauchbar gemacht werden mögten, ſo hat Herr Weigel die alten
Bilder
nur punctirt mit beygefüget, welches aber als em Nebenwerk nur an-
zuſehen
.
Das vornehmſte, in Abſicht der Form, oft bemeldeter Hert
Weigel
, auf denen Kugeln verbeſſert, ſind einige Zirkel, da er Theils die
auf
den alten Kugeln wider die Natur unbewegliche Zirkel, beweglich,
theils
veränderliche, unveränderlich gemacht, und dabey der Einbildungs-
kraft
deſto beſſer zu Hülfe gekommen, er hat aber die von Natur unbe-
wegliche
Circulos diurnos, als den Aequatorem und die Tropicos, ferner
die
Ekliptik und Coluros, nebſt den Polarzirkeln, nicht auf deren Ober-
flächen
, ſondern über derſelben über den herumlaufenden Sternen in einer
Sphära
angeordnet, daß man dann zugleich, weil die Länge der Fixſterne
alle
72.
Jahr um einen Grad zunimmt, die Kugel oder Sphäram der
Fixſterne
bey den Weltpolen in einem Zirkel ſo 23 {1/2}.
Grad von dem Pol der
Ekliptik
entfernet iſt, wie es die Natur erfordert, hin und her zu ſchieben
vermöge
, wobey gar leicht, wie der Himmel zu Anfang der Welt, zur
Zeit
der Altvätter, zur Zeit Chriſti und andern folgenden Zeiten beſchaffen
geweſen
, und wie er noch künftig hin auf lange Zeit hinaus anzuſehen
ſeye
, vor die Augen geſtellet wird, daß man demnach ſolche Kugeln we-
gen
ihres immerwährenden Gebrauchs mit dem Herrn Weigel die Globos
perpetuos
, oder immerwährende Kugeln gar wohl nennet.
Eine weitere
Nachricht
von dieſen und deren eigentlichem Gebrauche hat oft bemeldeter
Herr
Weigel in der kurzen Beſchreibung der verbeſſerten Himmels - und
Erdgloben
Anno 1681.
in 4to zu Jena ediret, aus welcher von dieſem noch
ein
mehrers zu erſehen ſeyn wird.
68011allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Nach den Zeiten des Herrn Weigels hat Herr Caſſini der ältere
zu
Anfang dieſes Seculi in Paris, als er ebenfalls zum öfteſten mehr als
zu
wohl erwogen, wie daß alle Fixſterne nicht bey denjenigen Längen,
nach
welchen ſie zur Zeit ihrer Conſtruction auf die Kugeln getragen
worden
, bleiben, ſondern von dieſer Epocha an immer der Länge nach
wachſen
, und alſo die Kugeln dabey um deſto mehr unbrauchbar werden,
auch
eine Verbeſſerung der Globorum intendiret, dahero hat er durch
Nicolaum
Bion, unſern Auctorem, eine gleiche Machination, wie Herr
Weigel
, nemlich die beyde Coluros den Aequatorem, die Ekliptik, die
zween
Tropicos und zween Polares von ſtarken meßingen Dräthen wie
eine
Sphäram Armillarem immediate über den Kugeln anordnen laſſen,
dabey
man eben ſo wohl, wie er der franzöſiſchen Akademie vorgezelget,
jene
innerhalb ſolcher Sphärä um ihren Polum drehen, als eben dieſen
Polum
in einem Zirkel, den ſolche erſt innerhalb 25200.
Jahren in der
ganz
langſamen Bewegung abſolviren muſte, in der beſtändigen Di-
ſtanz
von dem Polo Eclipticä um 23 {1/2}.
Grade fortſchieben kann, alſo daß
man
auch, wie der Stand des Himmels vor alten Zeiten geweſen, und
wie
er inskünſtige beſchaffen ſeyn dörſte, dabey gar wohl determiniren
mag
.
Von allerhand Kugeln, abſonderlich denenjenigen,
die
wegen ihrer herrlichen Gröſſe bißhero gar
conliderable
und bekannt geweſen.
Johannes Schonerus ein Nürnbergiſcher Mathematicus war in Teutſch-
land
unter den erſten, welcher die Globos, abſonderlich die Himmels-
kugeln
, von einer zimlichen Gröſſe nach dem unvollkommenen Catalogo
Stellarum
fixarum hipparchico, weilen man ſonſten dazumahl keinen an-
dern
und beſſern hatte, darſtellete, und zugleich den rechten Gebrauch
in
einem Compendio lehrete, nach dieſem war Gemma Friſius, wie Hor-
tenſius
in der Vorrede zu des Wilhelms Bleau Inſtitutionibus Aſtrono-
micis
de uſu Globorum meldet, in dem Begrif neue aſtronomiſche Glo-
bos
aus ſeinen mit einem Radio gehaltenen Obſervationen zu ediren,
allein
es wurde dieſes gute Vorhaben durch ſeinen Tod unterbrochen,
nach
dieſem folgte Gerhard Mercator, der die Globos cöleſtes, aus dem
alten
Catalogo, ſo gut es ſich thun lieſe, ordinirte, endlich fande ſich, nach-
deme
der unvergleichliche Aſtronomus Tycho de Brahe occaſione des in
der
Caſſiopäa Anno 1572.
erſchienenen neuen Sterns, als der andere
Hipparchus
, einen ganz neuen und verbeſſerten Catalogum Fixarum
edirte
, deſſen Schüler Wilhelm Bleau, der nach ſelbigen am erſten, den
hernach
noch andere Holländer folgten, Globos von verſchiedener
68112Von der Zubereitung und dem Gebrauche verfertigte, abſonderlich waren ſeine groſſe, die im Durchmeſſer bey 3.
Schuh hin ausmachten, damahls abſonderlich berühmt, darauf muſte eben
dieſer
Bleau unter ſeiner Direction einen meſſingen Eroglobum von 5.

Schuhen
im Durchmeſſer vor die Oſtindiſche Compagnie verfertigen laſſen,
die
auch ſelbigen nachmahls nach Indien verſchicket.
Nachdeme ſich nun dieſes mit den Globis in Holland alſo begeben,
geriethe
nach einiger Zeit S.
H. D. Friederich der dritte Herzog zu Hol-
ſtein
auf die Gedanken ſich einen ſehr groſſen und beſondern Globum ver-
fertigen
zu laſſen, es wurde ſolcher Anbo 1654.
unter der Direction des da-
mahligen
Bibliothecarii, Adami Olearii, durch einen trefflichen Mechani-
cum
, Andreas Buſch, aus Limburg gebürtig, zu Gottorf zwar angefangen,
es
lieſe aber ſein Herr Sohn, Chriſtian ſolchen erſt Anno 1664.
indeme ſich
unterdeſſen
ein Krieg zwiſchen Schweden und Dännemark erhoben, gar
ausmachen
, dieſer Globus war doppelt, ganz von Kupfer, im Durchmeſſer
bey
12.
Schuhen, und thate die Dienſte zweener Gioborum, da auf der aus-
wendigen
Fläche alle Theile der Erde mit ſchönen Farben illuminiret, auf
der
innern aber, der Himmel und die Himmelsbilder nebſt den Sternen, die
von
Silber und üoergoldet, und nach ihrer Länge auf die Epocham von 700.
gerichtet waren, vorgeſtellet zu ſehen geweſen, auswendig um den Globum
gienge
ein ſtarker Meridian von Meſſing, in welchem ſelbiger hienge, als-
dann
ein Horizont vom Holze, auf deme man herum gehen und den Globum
recht
betrachten konnte, inwendig an der Are, die aus einer eiſern Stange
bey
5.
Zollen dick beſtunde, war ein runder Tiſch ſamt einer runden Bank
veſt
angemachet, auf welcher 12.
Perſonen zu ſitzen, und dabey, nachde-
me
man zwey Lichter angezündet, mit greſſen Vergnügen zu ſehen vermog-
te
, wie ſich der Globus als ein Himmel mit den Sternen innerhalb 24.

Stunden
durch einen inwendigen Meridian und Horizont bewegte, auch
die
Sonne, die von Cryſtall im Durchmeſſer einen ſtarken Zoll groß war,
in
ihrer eigenen Bewegung zeigte, welche durch verſchiedene Räder, die
ein
groſſes Waſſerrad triebe, gar künſtlich vorgeſtellet worden.
Dieſes
herrliche
Werk hat Anno 1713.
der Großherzog von Moſcau zum Ge-
ſchenk
bekommen, das er dann zerlegen, einpacken, und nach Moſcau
überbringen
laſſen.
Etliche Jahre hernach wurde Jhme ein anderer groſ-
ſer
und treflicher Globus, der vermöge eines künſtlichen Uhrwerks beweg-
lich
war, in Paris vor 6000.
franzöſiſche Lidres überlaſſen, und nach Pe-
tersburg
überſchicket.
Anno 1683. lieſe der berühmte Venetianiſche Coſmographus P. Co-
ronelli
unter ſeiner Direction, auf des Cardinal d’Etrées Ordre, für den letzt
verſtorbenen
König in Frankreich, Ludwig den XIV.
2. groſſe Globos, als
eine
Himmels-und Erdkugel, jede im Durchmeſſer bey 12.
pariſiſchen Schu-
hen
mit groſſen Fleiß durch geſchickte Künſiler in Paris verfertigen,
68213allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. welchen abſonderlich zu bewundern, daß bey ſo groſſen Körpern das Gleich-
gewicht
ſo accurat ausgefallen, alſo daß man nur mit einem Finger einen
jeden
von dieſen gar leicht zu bewegen vermogte, auf dieſes alludiret ein la-
teiniſches
Diſtichon, ſo unten an den Fuß des Himmelsglobi ſtehet, je-
doch
dabey mit einer gar ſchmeichelhaften Expreſlion vor derſelben Beſi-
tzern
,
Inclyta Gallorum proh! quanta potentia Regis
en
! digito cœli volvit orbis opus.
Auf der Himmelskugel ſind alle groſſe und kleine Zirkel, w@lche zu-
ſammen
in einer Sphära von Metall im Feuer vergoldet angeordnet wor-
den
, in Grade und deren kleinere Theile ganz accurat eingetheilet, daß man
dabey
der Trigonometriſchen Rechnung in erwas überhoben ſeyn kann, die
Sternbilder
ſind von dem ſchönſten Azzur oder Ultramarin durch geſchickte
Männer
, abſonderlich den berühmten Mahler Joh.
Bapt. Cornclium ge-
macht
, und iſt auch nicht weniger der Grund und das üorige mit dergleichen
Farbe
aufgetragen, auf welchen die Sterne in ihrer gehörigen Gröſſe von
Meſſing
und in Feuer vergoldet mit groſſen Unkoſten des obbeſagten Cardinals
d’Etrées
zu finden ſind, dieſe Sterne haben zur Epocha das Momentum in
welchem
Ludwig der XIV.
zur Welt gebohren worden, gleichwie ſolches auf
einer
meſſingen vergoldeten Platte, die an dem Globo angemacht, ange-
deutet
iſt.
Die Erdkugel iſt mit der Himmelskugel in gleicher Gröſſe, damit man
gar
viele accurate und nette Zeichnungen, die wegen der Geographie, Schif-
fahrtkunſt
und Hiſtorie was extraordinaires involviren, dabey anzubringen
gewuſt
, als da man die neueſten Obſervationen und Relationen, die neue
Entdeckungen
und Schiffahrten der Franzoſen, Engländer, Spanier, Por-
tugieſen
, Holländer a.
und dann die vor dieſen König ſo wohl zu Waſſer
als
zu Land glückliche Succeſſe, ſo viel es der Platz zugelaſſen, mit groſſem
Fleiß
mit angebracht, alle dieſe und noch andere Begebenheiten mehr, die
ſich
als ſonderbahre Merkwürdigkeiten unter der Regierung dieſes Königs
ereignet
, werden noch beſonderer, auf dem Horizont, ſo 8.
Zoll breit iſt, von
Tag
zu Tag in einem Calender, da in einem Tage auch oft etliche merkwür-
dige
Sachen vorſallen, zum immerwährendem Andenken vorgeſtellet.
Etliche Jahre hernach hat eben dieſer P. Coronellierſtbemeldete Globos
zu
Venedig in eine kleinere Form, und zwar auf 3 {1/2}.
Schuh im Durchmeſſer
reducirt
, welche der Gröſſe nach alle die@enige, die man bishero ordentlich
verkaufet
, übertroffen.
Der oft belobte Herr Weigel hat auch ſehr groſſe Globos von Kupfer
machen
laſſen, davon er einen Sr.
Maj. dem König in Dännemark Chri-
ſtian
dem V.
Anno 1696. präſentirt, und noch in ſelbigem Jahre zu
68314Von der Zubereitung und dem Gebrauche hagen in gehörigen Stand geſetzet, von denen er jeden dergleichen den
Pancoſmum
, oder das Großbilo der Welt betitelt;
eine kurze Beſchrei-
bung
hiervon hat damahls Herr Paul Jacob Marperger (vorjetzo Ihro
Kön
.
Maj. in Pohlen und Churfürſtl. Durchl. zu Sachſen Hof-und Commer-
cienrath
) A.
1697. in Plöen drucken laſſen, die mit wenigem ſo viel in ſich
hält
, daß ſolcher kupferne Globus im Durchmeſſer 10.
Schuh groß gewe-
ſen
, 10.
Perſonen zugleich gemächlich darinnen haben ſitzen, und die Bewe-
gung
der Sterne ohne Hinderung anſehen können, zu dieſer curieuſen Be-
trachtung
war der Eingang bey einem kleinen Thürlein, da man gleich, ſo
balo
man dadurch gelanget, in der Mitte des Globi die Erdkugel anſichtig
wurde
, welche, ſo der Sternhimmel nach der erſten und nach der Tychoni-
ſchen
Hypothes, wahren Bewegung beweget wurde, ganz ſtillſtunde, ſoaber
der
Himmel ſamt den Sternen nach dem Copernico unbeweglich gemacht
worden
, kehrete ſich eine andere gröſſere von Weſten gegen Oſten in ei-
nem
Zirkel um ihr Mittelpunct ſamt einem Horizont:
auf dieſen waren die
4
.
Haupttheile der Welt ſamt den Inſuln angedeutet, um die Erde gienge
der
Mond ſamt andern Planeten, wie es ihre Bewegung erforderte, alſo
daß
man dieſe Phänomena des Himmels mit nicht geringen Vergnügen dar-
innen
anſahe.
Aufder kleinen Erdkugel zeigten ſich auch noch allerhand Phä-
nomena
, die zu ſolcher gehören, als feuerſpeoende Berge, Exhalationes der
Erde
, Wolken, Regen, Thau und Reif, ſtarke Winde und anders mehr,
wovon
in beſagter Beſchreibung und in des Herrn Weigels Schriften,
abſonderlich
in deſſen (Speciminibus novarum inventionum) ein mehrers zu
finden
iſt.
Von allerhand Elobis kleiner Gattung.
Von den Kugeln der kleinern Art, die in den zweyen vorhergehenden
Seculis
vor die Liebhaber der Aſtronomie und Geographie zu ihrem
Gebrauche
deſtinirt geweſen, ſind unter den bekanteſten diejenige die von
Joh
.
Schonern, Georg Hartmann, Joh. Dryandern, Guil. Janſo.
Bleau, Iſaac Habrecht, Jacob Bartſch und ſonſt noch von andern,
deren
Herr Jacob Friederich Reinmann in dem andern Hauptſtücke des
dritten
Theils der Hiſt.
Liter. Germ. novæ p. 250. eingedenk iſt, vorgeſtellet
worden
.
Der Anfang dieſes laufenden Seculi hat zu unſern Zeiten Anlaß ge-
geben
, daß man noch allerhand kleine und mittelmäſſlge Globos, die
auf
dieſe neue Zeitepochen gerichtet worden, zum Vorſchein gebracht,
dann
es hat, und zwar noch vorhero, der berühmte Coſmographus in Vene-
dig
P.
Coronelli, einige Globos von 4. 6. und mehr Zollen im Durchmeſſer,
nach
dieſer Epoche verfertiget, alsdann in Frankreich Mr.
de l’Isle,
68415allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. ſeinem Vatter gleich zu Anfang dieſes Seculi ganz neue Globos nach ver-
ſchiedenen
Obſervationen, abſonderlich nach denenjenigen, welche die franzöſiſ.
Academie der Wiſſenſchaſten zu Paris im Bereitſchaft gehabt, dem Publi-
co
communiciret, auch bald darauf Mr.
Bion, unſer Autor, einige Globos
von
unterſchiedlichen Gröſſen aus obbeſagten Obſervationen zum Gebrauche
vorſtellig
gemacht.
Immittelſt war auch Gerhard Valck in Amſterdam
dahin
bedacht, Globos von differenter Gröſſe, deren Durchmeſſere 6, 9, 12,
15
, und 18.
Rheinländiſche Zolle in ſich begreiſen, da die Loca der Fixſterne
nach
dem Hevelianiſchen Catalogo auf den Anfange dieſes Seculi determi-
niret
ſind, zu verſertigen, welche alle anjetzo bey ihm zu haben;
aus eben
dieſem
Hevelianiſchen Catalogo hat auch zu gleicher Zeit Joh.
Senex in
Londen
ſeine Himmelsglobos beſchrieben, und Eroglobos aus neuen Entde-
ckungen
und curieuſen Relationen beygefüget.
Zum Beſchluß dieſes Capitels iſt noch von elner ganz kleinen Art der
Globorum
auch etwas zu melden, welche vor einigen Jahren Hermann Moll
in
Londen zu Stande gebracht, die man gar bequem auf den Reiſen bey ſich
führen
, auch in den Schubſack bey ſich tragen kann, indeme er die Erdkugel
nur
ungeſehr 3.
Zoll im Durchmeſſer groß, ohne allem Apparat der äuſſern
Zirkeln
als des Horizonts, Meridians und des Circuli horarii verfertiget,
über
dieſe aber ein rundes Futeral, in welchem beſagter Globus geheb ein-
gefüget
iſt, gemacht, da in ſolcher Kugelhöhlung der Himmel mit den Aſteriſ-
mis
und vornehmſten Sternen auf papier vorgeſtellet zu erſehen, deren man
ſich
an ſtatt einer Himmelskugel zu ſeiner Speculation bedienen kann.
Dieſe
Invention
hat vor kurzen Herr Joh Bapt.
Homann allhier in Nürnberg
verbeſſert
, da er die Erdkugel von Holz und inwendig hohl, in dieſe Höhlung
aber
eine Sphäram armillarem angeordnet, über welcher die zwey Eröhe-
miſphäria
bey dem Aequator gar nett zuſammen geſchraubet werden, alſo
daß
in einem kleinem Spatio ſo wohl eine Himmels-und Erdkugel als eine
Sphära
armillaris nach ſolcher Invention gar bequem angebracht wor-
den
iſt.
Einige von den Engländern haben auch die Operationen, die man
ſonſten
auf beyden Globis vorzuſtellen pfleget, nur auf einer einigen Kugel,
gleichwie
der Engliſche Graf von Caſtlemain ſchon in dem vorhergehenden
Seculo
auf ſeinem neu-inventirten Globo gezeiget, gar compendieus dar-
thun
wollen, wovon, weil die in Londen hierüber edirte Veſchreibung
nicht
mehr zu haben, auch nichts weiters gemeldet
werden
kann.
68516Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Das zweite Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der ſoge-
nannten
Sphärarum Armillarium.
Damit man ſich von dem Weltgebäude, welches man ſich insgemein
wegen
den vielen Zirkeln, die darinnen nicht ſo wohl nützlich als noth-
wendig
concipiret werden müſſen, als eine Sphäram aus verſchie-
denen
Zirkeln beſtehend imaginiret, einen richtigen Concept formiren möge,
ſo
haben ſchon gar alte Philoſophi, indeme einige die Erfindung ſolches In-
ſtrumentes
dem Atlanti, einige dem Anaximandro Mileſio, einige dem Ar-
chimedi
zugeeignet, ſich bey dergleichen, was die Phänomena der erſten Be-
wegung
anlanget, eine Vorſtellung gemacht.
Heutiges Tages werden
die
Sphärä wegen der vorjetzo gebrauchlichen aſtronomiſchen Hypothe-
ſium
, nemlich der Tychoniſchen und Copernicaniſchen, auf zweyerley Art
exhibiret
, die erſte Gattung iſt eben diejenige, die man ehedeſſen auch bey
der
Ptolomäiſchen Hypotheſt zu gebrauchen gewohnt war, weilen man nem-
lich
nach der Tychoniſchen, wie die Erde in dem Mittelpuncte der Sphärä,
wie
nach der Ptolomäiſchen, ſtehe, auch zum Fundament annimmt, und die-
ſe
Sphäram nennet man anjetzo die gemeine.
Was ihre Structur anlan-
get
, ſo wird ſelbige aus einer dichten Materie, damit ſie zum Gebrauche
deſto
tauglicher ſeye, verfertiget, hierbey machen die ſo genannte groſſe Zir-
kel
die Hauptſtructur aus, da man durch einen dergleichen, ſo den Aequa-
tor
präſentiret, zween andere gleicher Gröſſe, in lauter geraden Winkeln
mit
jenem, und zugleich darauf in der Entſernung von 90.
Graden gehen
läſſet
, alſo daß ſie in den Polen des Aequators einander winkelrecht durch-
ſchneiden
, welche die Coluros anzeigen, über dieſem wird die Ekliptik ſamt
dem
Zodiaco auf einem brelten Spatio, mit dem Aequator ſchräglaufend,
und
zwar daß jene auf dem einen Coluro, der die Solſtitia andcutet, von
dem
Aequator zu beyden Seiten um 23 {1/2}.
Grad abgehet, angeordnet, über
dieſen
Zirkeln wird ebenfalls ein groſſer, der Meridian, ſo an ſtatt aller
Meridianen
dienet, um alle ſolche aber der Horizont, wie aus der 1.
Figur
11Tab. III.
Fig
. 1.
der III.
Kupfertabell und ſonſten aus der Jnſpection einer ſolchen Sphärä
leicht
abzunehmen iſt angerichtet.
Die kleine Zitkel, und zwar erſilich die Tropici, gehen durch die
äuſſerſte
Abſtandspuncte der Ekliptik von dem Aequator mit eben
demſelben
Parallel, und befinden ſich gleichfalls die zween übrige, als die
Polares
, in einem Paralleliſmo und dem Aequator um 66 {1/2}.
Grad
68617allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. fernet. Mitten in dieſer Sphära iſt ein klein Kügelein, das die Erdevor-
ſtellet
, an der Weltaxe, und zu öberſt derſelben ein Stundenzirkel ange-
macht
.
In einigen Sphären wird auch die Axe der Ekliptik, und wo es
nach
der Platz zuläſſet, um die Erde ein kleiner Zirkel vor den Mond, und
ein
gröſſerer vor die Sonne, um ihre Bewegungen und Finſterniſſen un-
gefehr
zu zeigen, vorgeſtellet.
Von dem Gebrauche dieſer Sptzären.
Was den Gebrauch dieſes Inſtruments betrift, ſo iſt hiervon, weilen
die
Operationen mit dem Globo einerley ſind, auch nichts zu melden
nöthig
, ſondern ſich vielmehr auf andere Auctores zu referiren, die davon
im
Ueberfluß geſchrieben haben.
Von denen nach der Kopernikaniſchen Hypottzeſi
angeordneten
Sphären.
Der erſte, der zu unſern Zeiten eine Sphäre nach dieſer Hypotheſi zu
Stande
gebracht, iſt geweſen obbemeldeter Wilhelm Bleau in Am-
ſterdam
, ein in der Aſtronomie und Geographie wohlerfahrner Mann, er
hat
aber in ſolcher die dreyfache Bewegung der Grde, welche ſich ſonſten
nicht
jederman ohne Zuziehung eines ſolchen Inſtruments richtig concipi-
ren
mag, ſo deutlich und leicht vor Augen geſtellet, daß Hortenſtus in
der
Präfation der Bleauiſchen Inſtitutionis Aſtronomicä dem Erfinder das
Zeugniß
gegeben, daß von den Zeiten des Archimedis, der noch keine derglei-
chen
Sphären, die mit ſo groſſem Fleiß und Nachdenken conſtruiret worden
wären
, zum Vorſchein gekommen, dieſe haben hernach noch andere rühm-
lich
imitiret, unter welchen abſonderlich ein künſtlicher Uhrmacher des Her-
zogs
von Holſtein und Biſchoffen zu Eutin, Namens Nicolaus Sieben-
haar
, der bald darauf eine andere nach eben dieſer Hypotheſi, allwo die
Bewegung
der Erde, und die Phaſes des Monds gar curiös vorgezeiget
werden
kunten, zu vieler Verwunderung verfertiget, zu unſern Zeiten aber
unſer
Auctor, Nicolaus Bion, der viele Sphären nach des Kopernici
Sinn
, von dergleichen eine in der zwoten Figur der dritten Kupfertabell zu
erſehen
iſt, zubereitet, den Vorzug vor andern hat.
Von der Zubereitung einer ſolchen Sphäre.
Dieſes Inſtrument wird ebenfalls, beſſern Gebrauchs wegen, aus ei-
ner
dichten Materie zuſammen geſetzet, in welcher erſtlich
68718Von der Zubereitung und dem Gebrauche wärts 4. groſſe Zirkel, die Gkliptik ſamt dem Thierkreis, die zween Coluri
und
der Aequator, zu betcachten ſind, die insgeſamt den groſſen unbeweg-
lichen
Orbem der Fixſterne vorſtellen, allhier ſchneiden beyde Coluri die
Ekliptik
, wie ſonſten in der gemeinen Sphäre eben dieſe den Aequator,
und
zugleich einander in den Polen der Ekliptik, in lauter geraden
Winkeln
durch;
der Aequator hat hier auch gegen der Ekliptik, wie ſon-
ſten
die Ekliptik gegen dem Aequatore ſeine Stellung.
Um den obern Pol
der
Ekliptik gehet in der Weite von 23 {1/2}.
Graden ein kleiner Zirkel, deſ-
ſen
Interſection mit dem Coluro Solſtitiorum den mitternächtigen Welt-
pol
anzeiget, es dienet dieſer Zirkel die ſcheinbare Bewegung der Fix-
ſterne
von Abend gegen Morgen zu erklären.
Von einem Pol der Ekli-
ptik
bis zu dem andern laufet deren Axe, an welcher ein kleines vergolde-
tes
Kügelein in der Mitte, das die Sonne vorſtellen ſoll, angeordnet wird.
Innerhalb dieſer Sternſpär werden alsdann die Laufkreiſe aller Planeten,
in
der Proportion, Inclination und Stellung, wie es gegenwärtige Hy-
potheſis
an die Hand giebet, in lauter einfachen Umkreiſen vorgeſtellet und
beweglich
gemacht, damit man ihre Planeten nach den gehörigen Zeitpe-
rioden
um die Sonne gehen laſſen könne.
Die Erdkugel wird hier um ein
ziemliches
gröſſer als ſonſten die Proportion zuläſſet, gemacht, indeme man
bey
ſelbiger annoch zween Zirkel als einen Meridian und den Horizont,
der
in den Polen des Meridians beweglich iſt, anzubringen hat, damit man
deſto
mehrere Phänomena nach gegenwärtiger Hypotheſe deutlich vor Au-
gen
legen möge, um die Erde wird auch der Laufkreis des Monds angeord-
net
, die wegen der Finſterniſſe und der Mondsbrüche gar dienlich iſt.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Der Hauptnutzen hiervon iſt, daß man ſich einen rechten Begrif von
der
ganzen Kopernikaniſchen Weltordnung machen, und in ſpecie
erſtlich
aus der Bewegung der Erde, die vermeinte Bewegung der Sonne
erklären
könne.
Was die Vorſtellung deſſen anlanget, ſo orientiret man
vor
allen die Sphäre, das iſt, richtet ſelbige ſolchergeſtalten, daß darin-
nen
der mitternächtige Pol des Aequators auf den Polum Arcticum
accurat
zu gehe, und ſtellet zugleich die Polos der kleinen Erdkugel mit
der
Axe des Aequators, da der Diameter des Orbis annui in Anſehung
der
groſſen Diſtanz, in welcher man, daß die Sterne ſtehen, concipiret, in-
ſenſibel
iſt, in einem parallelen Stande.
Nachdeme beſtimmet man
auf
dieſer kleinen Kugel einen Ort, z.
E. Nürnberg, gehöriger maſſen,
führet
ſelbigen unter den Meridian, und läſſet den beweglichen Hori-
zont
ſo welt von dem Weltpol, als die Polhöhe erfordert,
68819allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. hen, ſo wird man dann aus der Erde die Sonne, ſo z. E. jene in dem
Coluro
Solſtitiorum zwiſchen der Sonne und dem Anfang des Krebſes
zu
ſtehen vorkommet, gegen über zu Anfang des Steinbocks, da die Mittags-
höhe
nur bey 18.
Grad über dem beſagten Horizont austräget, zu ſehen ha-
ben
, und ſo ferner.
Wann uun die kleine Kugel mit dem Ort von dem
Mittagszirkel
morgenwärts gewalzet wird, kann man obſerviren wie die
Sonne
auf ſolchem Horizont immer niedriger wird, bis ſie endlich gar dar-
unter
gelanget, da ſie endlich bey der weitern Provolution dieſer Kugel auf
der
andern Seite von Morgen über dem Horizont zu ſteigen ſcheinen wird,
und
ſo weiter.
Aus dieſer Sphära mag man auch ferner die Veränderung der Jah-
reszeiten
gar leicht herleiten, dann weil es nach den Kopernikaniſchen Fun-
damenten
richtig, daß die Erde ſich nicht allein von Abend gegen Morgen
innerhalb
24.
Stunden um ihr Centrum drehe, ſondern auch zugleich in-
nerhalb
dieſer Zeit in ihrer Laufbahn bey einem Grad hin nach der Ordnung
der
Zodiacaliſchen Zeichen täglich fortwalze, jedoch daß die Erdaxe immer
mit
ſich, auch mit der Axe des Aequators ſenſibiliter parallel laufe, ſo wird ſich
gar
bald hierbey ergeben, daß, ſo man lauter gerade Linien aus dem Mittel-
punct
der Sonne bis in den Mittelpunct der Erde in einem Jahrperiodo als ge-
zogen
ſich vorſtellet, eben dieſe auf alle Parallelen, die zwiſchen den zween Tro-
picis
enthalten, nach und nach auf der Erdkugel treffen werden, daß dem-
nach
die Sonne bald dieſem bald jenem Parallel auf dem Erdboden ver-
tical
ſeyn muß, da man alſo, je weiter die Sonne von dergleichen Oertern
Zenith
entfernet wird, nothwendig eine Veränderung der Jahreszeit, wie
es
bey uns aus dem Ab- und Zugang der Sonne reſpectu des Zeniths er-
hellet
, abnehmen kann.
Endlich dienet auch dieſe Sphära, daß man aus der inſenſiblen Be-
wegung
der Erdaxe in dem von den Polen der Ekliptik um 23 {1/2}.
Grad ent-
ferneten
Zirkel auch die ſcheinbare Bewegung aller Fixſterne darſtellen kön-
ne
, es iſt aber ſolche Bewegung deßwegen als inſenſible zu nennen, inde-
me
die Erdaxe innerhalb, einem Jahr nur bey 51.
Secunden, bey 70. Jah-
ren
nur um einen Grad von Morgen gegen Abend in beſagtem Zirkel fort-
rucket
, daß demnach erſt innerhalb 25000.
Jahren ein völliger Umgang
beſagter
Axe in dieſem Zirkel ſich ereignen müßte, da dann die Sterne in
den
Gegentheil ihrer Länge nach, eine Zunahm, nach ihrer Breite aber
nicht
die geringſte überkommen mögten, dieſes alles kann in einer
ſolchen
Sphäre am richtigſten vor die Augen gele-
get
werden.
68920Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Das dritte Capitel.
Von den Aſtrolabiis überhaupt, inſonderheit aber
von
der Zubereitung, und dem Gebrauche des von Gemma
Friſto
erfundenen Aſtrolabii univerſalis.
Nach den Globis und Sphäris folgen in richtiger Ordnung die Aſtro-
labia
, als dergleichen aſtronomiſche Inſtrumenta, in welchen auf den
Flächen
eines jeden groſſen Zirkels die vornehmſte und nöthig ſte Zir-
kel
der Sphären, nachdeme das Aug in der Axe eines ſolchen Zirkels zu
ſtehen
concipiret wird, proſiciret, und alſo auf einem Plano obige Inſtru-
menta
ebenfalls künſtlich vorgeſtellet werden, die man deßwegen auch Pla-
niſphäria
nennet, da man ſich dieſer eben ſo gut als jener, ja noch be-
quemer
auf den Reiſen, um die Phänomena der erſten Bewegung darauf
richtig
zu exhibiren, bedienen mag.
Alle dieſe werden insgemein in Aſtro-
labia
univerſalia und particularia eingetheilet, die univerſalia ſind auf al-
le
Polhöhen, die particularia aber nur auf eine gewiſſe Höhe gerich-
ret
, von den univerſalen ſind bißhero dreyerley Arten vor andern abſonder-
lich
im Gebrauche, das erſte iſt die eigentliche Vorſtellung des Gemmä Fri-
ſii
, eines Doctors der Medicin und berühmten Mathematikers zu Löwen, das
zweyte
eines Spaniers Joh.
de Rojas, das dritte des ältern Herrn de la Hire,
Königl
.
Prof. Mathem. und Mitglieds der Academie der Wiſſenſchaften in
Paris
.
Bey ſolchen iſt hier überhaupt zu obſerviren, daß, und zwar das er-
ſte
zu dem gemeinen Gebrauche noch gar wohl diene, jedoch dieſes dabey ſely-
le
, daß ſo wohl die Meridiani als Paralleli, gegen die Mitte zu, viel
genäuer
als gegen dem äuſſern Theil des Plani zuſammen kommen, das
zweyte
zum Gebrauche etwas unbequem werde, weilen allda die Meridiani
gegen
die äuſſerſte Circumferenz, wie auch die Parallelen gegen die Pole zu,
gar
zu genau zuſammen treffen, hingegen aber auf dem dritten beyderley Ar-
ten
der Zirkel in lauter Diſtanzen, die faſt einander gleich ſind, vorgeſtel-
let
werden, und demnach hier ſich obbeſagte Zirkel mit eben denjenigen auf
dem
Globo, ihrer Entfernung nach von einander, weit conformer, als auf
den
zweyen andern zeigen, daß alſo ſolches hierinnen den Vorzug vor den
andern
haben mag.
Unter den particularen Aſtrolabien kommet, das ſogenannte Aequi-
noctiale
, das den berühmten Ptolomäum zum Erfinder hat, heutiges
Tages
abſonderlich noch in Conſideration.
Dieſes wie auch die obige
univerſale
Aſtrolabia lieſe unſer Auctor Nieolaus Bion zu Anfang
69021allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Jahrhunderts von 9. bis 10. Zollen im Diameter zu Kupfer bringen, auf
verſchiedenen
Scheiben von Papier accurat aufziehen, und mit aller Zuge-
hör
verſehen, nach welchen man als einem Muſter noch gröſſere zu deſto beſ-
ſern
Gebrauch verfertigen könnte, damit man aber bey der Conſtruction in
allen
richtig zutreffen möchte, hat ſelbiger Anno 1702.
in Paris eine feine
Anleitung
in einem beſondern Tractat hierüber dem Publico mitgetheilet,
und
darinnen gelehret, wie ſolche nach zwoen leichten Methoden erſtlich
auf
geometriſche Art, dann aber nach den Zahlen, die auf die Chordas,
Sinus
Tangentes und Secantes der Winkel gerichtet ſind, zu verfertigen
ſeyen
;
dieſem Unterricht hat ebenfalls unſer Auctor eine gute Anweiſung,
wie
alle obbeſagte Aſtrolabia recht zu gebrauchen, in gar nützlichen Aufga-
ben
beygefüget, wir nehmen demnach billig Anlaß, auch alles dieſes bey
gegenwärtiger
Gelegenheit, ſo wohl in dieſem als im folgenden Capiteln der
leichten
Methode wegen, in beliebter Kürtze vorzuſtellen.
Von der Zubereitung des von Gemma Friſio vor-
geſtellten
Aſtrolabii Univerſalis.
In dieſem Aſtrolabio wird zuvörderſt das Planum des Coluri Solſtitio-
rum
zum Fudamentalplano, auf welches alle behörige Zirkel der
Sphärä
projiciret werden, angenommen, und mit dem Meridiano als
ein
einiges Planum, wie ſich ſolches täglich wegen des Motus diurni zwey-
mahl
zu ereignen pfleget, conſideriret, das Aug aber, welches die pro-
jection
oder die gemeine Section auf ſolchem Plano beſchreibet, in demje-
nigen
Ort der Sphärä, wo die Pole des Meridians und demnach hier zu-
gleich
die Poli dieſes Colurt, als in der Interſection des Aequators mit
der
Ekliptik oder in dem Puncte des wahren Auf-und Untergangs ſich be-
finden
, zu ſtehen concipiret, da eben dieſes um einen halben Diameter
der
Sphärä von beſagtem Plano entfernet iſt.
Bey ſolcher Stellung er-
eignet
es ſich, daß einige Zirkel in geraden Linien, die meiſten aber in Zir-
kellinlen
ſich präſentiren müſſen;
in geraden Linien zeigen ſich alhier, der
Aequator
, die Ekliptik, der Colurus Aequinoctiorum und der Circulus ho-
rarius
der ſechſten Stunde, hingegen in den krummen alle diejenige, welche
in
den 2.
Weltpolen zuſammen lauffen, und Meridiani oder Stundenzir-
kel
genennet werden, die übrige, als die Parallelen ſind um die beyden Po-
le
der Welt beſchrieben.
Nachdeme dieſes zum voraus bekannt, ſo beſchreibet man alsdann erſt-
11Tab. IV.
Fig
. 1.
lich aus A, dem Centro dieſes Planiſphärii, einen Zirkel von beliebiger
Gröſſe
, B C D E, innerhalb ſolchem aber noch einen andern etwas klei-
nern
, zwiſchen welchen beyden man die Eintheilung in Grade vor den äuſ-
ſerſten
Meridian macht, und ziehet durch A die Diameter B C
69122Von der Zubereitung und dem Gebrauche D E Winkelrecht, von denen die erſte die Section eines Meridians,
der
auf der Fläche des äuſſerſten Meridians Winkelrecht ſtehet, der andere
den
Aequator, oder den gröſten Parallel, vorſtellet, worbey dann in B
und
C die Pole dieſes Zirkels, und zugleich die Weltpole, durch welche alle
Meridiani
lauffen, ſich ergeben werden.
Ferner leget man ein Lineal bey
einem
von dieſen beyden Polen z.
E. in B, und bey den Graden der gegen-
über
ſtehenden Circumferenz an, da man die Application entweder von 10.
zu 10, oder von 5. zu 5, oder gar, ſo es der Raum zuläſſet, von Grad
zu
Grad auf denen in 90.
Grade zuvor getheilten Quadranten machen kann,
und
notiret auf der Linie D E bey den Durchſchnitten des Lineals mit
dieſen
Linien ſo viele Puncte, ſo viele Meridlane man zu ziehen ver-
langet
.
Nachdeme man entweder den halben Diameter A D oder A E
accurat
getheilet, kann ſolche Eintheilung auch bey den übrigen dreyen gar
leicht
geſchehen, indeme man alle Theilpuncte, ſo weit ſie auf dem erſten
halben
Diameter von dem Centro entfernet ſind, von A an mit einem Zir-
kel
auf jeden träget, durch welche ſo wohl die Meridiani als Paralleli her-
nach
gezogen werden.
Die Meridiane beſchreibet man in lauter Zirkelbögen, die nicht nur
allein
durch die zuvor auf der Linie D E determinirte Puncten, ſondern
auch
durch die Weltpole B und C gehen, und findet zu dieſen die Mittel-
puncte
auf folgende Weiſe:
Man beſchreibet aus einem Pol, z. E. aus
C
, einen Quadranten von beliebiger Gröſſe, als C A F, und theilet ſelbi-
gen
in ſo viel gleiche Theile, ſo viel man Meridianos zu ziehen gedenket, al-
ſo
, ſo man die Meridiane von 10.
zu 10. Graden zu haben verlanget, in 9, von
5
zu 5 Graden aber, in 18.
gleiche Theile, alsdann appliciret man bey dem
Puncte
C und bey ſedem Theil des Quadrantens ein Lineal, ſo wird ſelbi-
ges
auf der Linie D E bey ihren Durchſchnitten die Centra zu den verlangten
Meridianen
zeigen.
Bey dieſer Operation ergiebet es ſich, daß der halbe
Theil
von den gefundenen Centris, als diejenige, die mit 1.
2. 3. 4. in der
Figur
zwiſchen A und D bezeichnet ſind, eben dieſe Puncte ſeyen, die oben
bey
der erſten Theilung determiniret worden, dahero darf man nur alle-
zeit
einen von ſolchen Puncten übergehen, und den andern zum Centro an-
nehmen
, ſo wird man einer Mühe innerhalb dem Zirkel überhoben ſeyn, hin-
gegen
aber hat man doch auſſerhalb demſelben zu beyden Seiten auf dem ver-
längerten
Mittelpuncte D E die Centra zu ſuchen.
Nachdeme es mit den Centris der Meridianorum richtig iſt, kann man
alsdann
auch die Centra vor die Parallelen auf der zu beyden Seiten ver-
längerten
Linie B C gar leicht finden, weil ein jeder halbe Diameter der
Meridianorum
der Diſtanz von dem Hauptcentro A bis auf das Cen-
trum
eines jeden correſpondirenden Parallels gleich iſt, man ſtellet demnach
auf
dem Diameter D E den einen Fuß des Zirkels in den Theilungspunct,
der
z.
E. der nächſte an dem äuſſern Meridian B E C iſt, den andern
69223allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. in das Centrum, aus dem man durch jenen Theilungspunct eben dieſen Meri-
dian
beſchreibet, ſetzet dieſe Weite aus A gegen einen Pol zu, Z.
E.
gegen C auf die verlangerte Linie B C, und notiret den Punct, welcher dann
das
Centrum des dem Pol nächſten Parallels ſeyn wird, in dieſes ſetzet
man
nun die eine Spitze des Zirkels, die andere hingegen in die Eintheilung
des
äuſſern Meridians, und zwar hier in die, ſo mit 80.
bezeichnet iſt, und
ziehet
mit ſolcher Weite als dem halben Diameter den Parallel von 80.

Graden
, da der Radius nach der Conſtruction, der Diſtanz A 1 gleich iſt,
auf
eben die Art verhält es ſich auch mit den Radiis zu den andern Parallelen,
dahero
nimmt man Z.
E. vor den halben Diameter des 70ten Parallels
die
Diſtanz A 2, vor den 60ten die Diſtanz A 3.
vor den 50ten die Di-
ſtanz
A 4, und ſo weiter, und ſetzet in dieſer Weite den einen Fuß des
Zirkels
auf die Puncte des äuſſern Meridians, wo 70, 60, 50, a.
ſtehen, den
andern
aber auf die verlängerte halbe Diametrus A B und A C, ſo wird man
die
Centra der verlangten Parallelorum auch richtig beſtimmet haben.
End-
lich
ziehet man aus dieſen Mitteſpuncten durch die behörige Grade des äuſ-
ſern
Meridians einen jeden Parallel, ſo werden ſolche auch zugleich durch
die
auf der Linie BC zuvor bemerkte Eintheilung ganz accurat gehen.
Leztens wird auch die Ekliptik in dieſem Planiſpärio, und zwar gar
leicht
, vorgeſtellet, man zehlet nemlich nur auf den äuſſern Meridian
entweder
von dem Puncte D hinauf, oder von dem andern bey E hinunter-
wärts
, wie es der Ekliptik größte Abweichung erfordert, 23 {1/2}.
Grad und zie-
het
aus dem Puncte, wo ſich dieſe Grade enden, durch das Centrum eine ge-
rade
Linie, ſo wird ſelbige den verlangten Zirkel vorſtellen.
Man kann auch obbeſagte Theilungspuncte und Centra ſo wohl vor
die
Meridiane als Parallelen aus einem arithmetiſchen Grunde finden,
da
man zum voraus den Radium von dem Centro A bis an den äuſſern
Meridian
hin Z.
E. in 1000. gleiche Theile getheilet concipiret, nach
welchen
Theilen man erſtlich von A an, auf den 4.
halben Diametern die-
ſes
Planiſphärii die Weiten derjenigen Puncten, durch welche die Zirkel-
linien
der Meridianorum und Parallelorum gehen müſſen, ferner die Wei-
ten
der Centrorum vor die verlangte Meridianos eben von dieſem A an, end-
lich
die Diſtanzen der Centrorum wieder von dieſem Centro an, und dabey
zugleich
die halbe Diametros der Meridianorum in lauter Zahlen determini-
vet
, alle dieſe in einer Tabelle in verſchiedenen Reyhen zuſammen ſetzet,
gleichwie
die folgende, nur von 10.
zu 10. Graden zu einem Exempel dienen
mag
, und dann daraus vermöge einer in 1000.
Theile getheilten Scalä,
die
in der Gröſſe des innern Radii iſt, die verlangte Puncten ſuchet.
69324Von der Zubereitung und dem Gebrauche11
Grade
### Gleiche Theile.
10
# 87 # 5671 # 5758
20
# 176 # 2747 # 2923
30
# 266 # 1732 # 2000
40
# 364 # 1192 # 1556
50
# 466 # 839 # 1305
60
# 577 # 577 # 1154
70
# 700 # 364 # 1064
80
# 839 # 176 # 1015
Endlich wird auch auf dieſem Inſtrument ein von der Mitte zu
22Fig. 3. beyden Seiten hinaus nach des Aequators Eintheilung getheilte Regel, wie
die
dritte Figur zeiget, bey der Mitte in A in dem Centro des Aſtrolabii
ſamt
einem Zeiger, wie ſelbiger an der Regel bey D E zu erſehen, beweglich
angerichtet
, wobey ſich bey dem Gebrauche ſolcher Inſtrumenten in denen
folgenden
, auch auſſer dieſer noch andere Aufgaben, maſſen hier nur die
nöthigſte
und nützlichſte vorgeſtellet werden, ein guter Vortheil, um noch
mehrere
Aufgaben darauf zu exhibiren, ergiebet.
Zu mehrern Gebrauche dieſes Inſtruments pfleget man auch unten auf deſ-
ſen
hintern Theile noch allerhand Zirkel, die in verſchiedene Theile einge-
theilet
werden, anzubringen, als erſtſich ſo weit es das Spatium der un-
tern
Schelbe zuläſſet, einen Zirkel, der durch zween Diameter in 4.
Qua-
dranten
alſo getheilet wird, daß, ſo man dieſes Inſtrument bey ſeinem Rin-
ge
frey hält, der eine Diameter einen parallelen, der andere aber ei-
nen
verticalen Stand mit dem Horizonte hat, alsdann theilet man einen
jeden
ſolcher Quadranten, von dem mit dem Horizonte parallelen Diame-
ter
an, in 90.
Grade, und einen jeden wieder in halbe. Dieſer Zirkel die-
net
, daß man, ſo eine mit zweyen Abſehen verſehene Regel in dem Mittel-
puncte
beweglich gemacht wird, die Hdhe der Sterne über dem Horizont
darauf
finden möge.
An dieſen Zirkel wird innerhalb ein anderer gezogen, den man, weil
er
die Ekliptik andeuten ſoll, in 12.
gleiche Theile als Zeichen, jedes ſolches
aber
in ſeine Grade und halbe Grade theilen muß.
Nach ſolchen ziehet man ferner, gegen das Centrum zu, fünf Zirkel-
linien
ebenfalls ganz genau an einander, welche 4.
Spatia beſchlieſſen, um
4
.
Jahr nach einander vondem Anfange dieſes laufenden Jahrhunderts, deren
man
ſich durch dieſes ganze Seculum ohne merklichen Fehler, vor den
Ort
der Sonne in der Ekliptik zu finden, bedienen kann, in einer rich-
tigen
Eintheilung in den Tägen nach dem verlangten Meridian
69425allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. innen vorzuſtellen. Das öberſte Spatium iſt zu den Schaltjahren beſtim-
met
, bey welchen man die Eintheilung wegen des gegen das Ende Februa-
rii
eingeſchalteten Tages in 366.
gleiche Theile als Täge von dem zu An-
fang
des 1704ten Jahrs correſpondirenden Orts der Sonne an, vorzuneh-
men
hat.
Darauf theilet man das folgende Spatium in 365 {1/4}, das dritte
in
365 {1/2}.
und das vierte in 365 {3/4}. Theile, damit man dem eigentlichen Son-
nenjahre
von denen dem 1701.
1702. und 1703. angefangenen Jahr corre-
ſpondirenden
Oertern der Sonne an, genau bekommen könne, ſo wird man
ſich
des erſten und öberſten Spatii vor 1704.
1708. 1712. 1716. 1720.
1724. a. des zweyten vor 1701. 1705. 1709. 1713. 1717. 1721. a. des
dritten
vor 1702.
1706. 1710. 1714. 1718. 1722. des vierten vor 1703.
1707
.
1711. 1715. 1719. 1723. a. daß man die Orte der Sonne zu allen
Zelten
ziemlich genau determintren könne, zu bedienen haben.
Bey der Theilung der 3. letzten Spatien in Theile von ungleichen
Zahlen
und beygefügten Brüchen iſt noch zu erinnern, daß ſolches durch
das
bloſe Probiren ſchwer falle, dahero zeiget Bion elne Methode, nach wel-
cher
man gar leicht jede ſolche Spatia richtig theilen könne, welches in fol-
genden
beſtehet:
Z. E. ſo man einen Zirkel in 365 {1/4}. Theile zu theilen wil-
lens
wäre, muß man erſtlich die ganze Zahl in einen Bruch reſolviren und
den
beygefügten dazu addiren, ſo werden, wie hier, 365 {1/4}.
1461. Viertel
geben
, ferner nimmt man von dieſer Zahl eine beliebige groſſe Zahl, die man
immer
bis zu Ende halbiren kann, Z.
E. hier 1024, ſubtrahiret dieſe von
1461
, ſo wird im Reſt 437.
verbleiben, darauf macht man nach der Regel
de
Tri folgend@n Schluß:
1461. Viertheil werden zu einem ganzen Zir-
kel
oder 360.
Grade erfordert, was geben die 437. reſtirende Theile vor
Grade
Minuten und S@cunden, ſo wird man allhier einen Bogen von 107°.
40′. 46″. überkommen, dieſen ſchneidet man alsdann auf der Circumferenz
ſchr
accurat ab, theilet den übrigen gröſſern Bogen in zween, jeden kleinern,
wiederum
in zween, und zwar jederzeit gleiche Theile, und ſo immer fort
bis
ſich der vierte Theil von der groſſen Zahl als hier von 1024, 256.
klei-
ne
Theile, in den groſſen Bogen ergeben, ſo wird man auf dem andern ab-
geſchnittenen
Bogen auch die reſtirende 109 {1/4}.
Theile, die obige 537. Vier-
thel
ausmachen, bey einem ſolchem 256ten Theil, und alſo den ganzen Zir-
kel
in 365 {1/4}.
Theile richtig getheilet, darſtellen können.
Innerhalb dieſen Zirkeln mag man noch ferner, wo es der Platz
zuläſſet
, verſchiedene concentriſche Zirkel die 6.
Spatia ausmachen, zie-
hen
, da man in dem oberſten die erſten 55.
Jahre dieſes laufenden Secu-
li
, in dem zweyten, die mit dieſen Jahren correſpondirende Sonntags-
buchſtaben
, in dem dritten die Sonnenzirkel, in dem vierten die ſo ge-
nannte
goldene Zahlen, oder die Mondszirkel, in dem fünften die Epa-
cten
, und in dem ſechſten die Oſtergrenzen, gehörig anordnet:
69526Von der Zubercitung und dem Gebrauche gleiche Weiſe verfähret man auch bey denen 45. übrigen Jahren dieſes Se-
culi
, da man alle obige Stücke, die mit ſolchen Jahren correſpondiren, wie-
der
in 6.
andern neuen und kleinen Spatiis vorſtellen kann.
So aber der übrige Platz zu klein, mag man an ſtatt der vorigen Stü-
cke
einen Zirkel beſchreiben und ſelbigen vor die Eintheilung der Winde in
32
.
gleiche Theile theilen, dann noch zween andere ziehen, deren erſter in
24
.
gleiche Theile vor die Stunden eines natürlichen Tages, in der Anord-
nung
von zweymal zwölf, der andere aber in 29 {1/2}.
Theil, als Täge, in-
nerhalb
welchen der Mond von einer Conjuntion mit der Sonne bis zu der
folgenden
ſeine Bewegung macht und ein Synodiſches Monat dargiebet,
accurat
eingetheilet wird.
In dem bey dem Centro noch übrigen Spatio pfleget man endlich
auch
noch ein doppeltes Quadratum Geometricum mit einer Meßleiter, um
ſowohl
die zu-als unzugängliche Höhen und Tiefen dabey zu meſſen, (de-
ren
Gebrauch unſer Auctor in der mathematiſchen Werkſchule p.
157.
158. a. gelehret) auch eine Sonnenuhr in einem Quadranten anzuordnen,
damit
man die Zeit bey verſchiedenen Höhen der Sonne über dem Hori-
zont
nach der Breite des Orts, da man die Operationes vornimmt, auch
richtig
wiſſen möge, ſo wird dann auf dem hintern Theil des Aſtrolabii auch
alles
richtig beſchrieben ſeyn.
Von dem Gebrauche dieſes Aſtrolabii.
Auhier mögen wir bey dem Gebrauche dieſes Inſtruments nicht allein zu
deſſen
, ſondern auch zu der zweyten folgenden Univerſalen Aſtrolabien
deſto
gröſſern @Richtigkeit bey Vorſtellung mehrern Aufgaben zuförderſt
wohl
erinnern, daß man einige darauf beſchriebene Zirkel zum öſtern wie-
derum
vor andere annehmen müſſe, als Z.
E. daß man, indeme der Aequa-
tor
zur Ecliptic deſſen Pole zu den Polen eben derſelben angenommen wer-
den
, die Meridianos vor die Circulos Longitudinum und die Parallelos vor
die
Circulos Latitudinum, und ſo der Aequator als ein Horizont, die
Pole
von jenem als die Pole des Horlzonts anzuſehen, die Meridianos vor
die
Azimuthalzirkel und die Parallelos vor die Almucantharat gelten laſſe,
gleichwie
dergleichen Caſus ſich allhier ſowohl in der VIII.
als
XII
.
Aufgabe ereignen.
69627allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
I. Nutz.
Den Ort der Sonne in der Ekliptik zu jeder vor-
gegebenen
Zeit zu finden.
So man zu wiſſen verlanget wo die Sonne Z. E. den 10. April des
1721
.
Jahres ihre Stelle in der Ekliptik um den Mittag desjeni-
gen
Orts, auf deſſen Meridian in dem hintern Theil, die Con-
ſtruction
vorgenommen worden, eigentlich habe, ſtellet man unten die aus
dem
Centro laufende Regel, indeme dieſes Jahr das erſte nach dem Schalt-
jahr
in dem Spatio, das zu den erſten Jahren nach ſolchem beſtimmet wor-
den
, auf den vorgegebenen 10.
April, ſo wird ſelbige auſſen auf der einge-
theilten
Ecliptic den 20ten Grad und ungefehr den dritten Theil von einem
Grad
darüber von dem Zeichen des Widders abſchneiden, welches zu erken-
nen
giebet, daß ſich die Sonne in dieſer Gegend der Ecliptic um dieſe Zeit
befinde
.
Wollte man eben dieſes den 10. April auf das folgende 1722te Jahr
wiſſen
, appliciret man obbeſagte Regel auf den 10.
April des folgenden klei-
nen
Spatii und ſo ferner, ſo wird man auſſen in der Ecliptic den verlang-
ten
Ort gleich überkommen.
II. Nutz.
Die Abweichung der Sonne und zugleich derſelben
Parallel
, den ſie den vorgegebenen Tag über beſchreibet, nach-
deme
der Ort von dieſer in der Ecliptic bekannt
worden
, zu finden.
Man ſuchet auf der Linie, die in gegenwärtigen Aſtrolablo der Ecliptic
repräſentiret
, den zuvor ausgefundenen Grad des Zeichens, in
welchem
die Sonne ihren Stand hat, und giebet gar genau Acht,
was
für ein Parallel eben dieſen Grad durchſchneidet, ſo wird ſich alsdann
der
verlangte Parallelus zeigen, endlich zehlet man wie viel Grade und
Theile
davon zwiſchen jenem und dem Aequator auf dem äuſſern Me-
ridian
enthalten, ſo wird man die geſuchte Declination auf den vor-
gegebenen
Tag auch ziemlich genau erlangen.
Nach dieſer Anweiſung
findet
man Z.
E. daß, ſo die Sonne in den obbeſagten 20ten Grad
des
Widders ſtehet, der Parallel, der dieſen Grad der Ekliptik
69728Von der Zubereitung und dem Gebrauche ſchneidet, eine mitternächtige Abweichung faſt von 8. Graden in dem äuſ-
ſern
Meridian andeute.
III. Nutz.
Bey einer an einem vorgegebenen Tag bekannten
Mittagshöhe
der Sonne oder eines andern Sterns, die Brei-
te
eines Orts wo man dieſe Höhe genommen,
oder
deſſen Elevationem Poli zu
beſtimmen
.
Dieſe Auſgabe ſupponiret zum Fundament eine auf einer horizontalen
Fläche
richtig gezogene Mittagslinie, weil man auf ſolcher mit
dem
Aſtrolabio die Höhe der Sonne, wann ſie durch den Meri-
dian
gehet, zu der vorgegebenen Zeit, ſo genau es ſeyn kann, zuerſt
nehmen
muß, nach dem ſuchet man den Ort der Sonne nach der erſten,
deren
Abweichung aber nach der zwoten obigen Aufgabe, und merket auf
dem
äuſſern Meridian den Grad, den der@ verlangte Parallel zeiget,
endlich
rucket man von dieſem Puncte auf eben der obern Scheibe die Re-
gel
um ſo viel Grade ſo weit hinab, ſo groß die Mittagshöhe befunden wor-
den
, ſo wird jede den Horizont des Orts, wo man ſolche Höhe ge-
nommen
, vorſtellen, da die Höhe des Pols über dieſer alsdann zugleich
die
geſuchte Breite geben wird.
Zum Exempel, ſo man zu Nürnberg
den
20.
April die Sonnenhöhe, bey 51 {1/2}. Grad groß um den Mittag be-
obachtet
hätte, ſuchet man zu erſt nach der 1.
obigen Aufgabe den Ort der
Sonne
, der ſich zu Ende des Widders ergiebet, nach der zwoten, deren
Abweichung
, die hier gegen Mitternacht zu, bey 11.
Grad groß iſt, und
den
Parallel von obbeſagtem Tage abweiſet, alsdann rucket man die obe-
re
Regel, die durch das Centrum gehet, von dieſem 11ten Grade ſo weit
hinab
, ſo groß der Winkel der gefundenen Mittagshöhe iſt, ſo wird man
ſolche
auf dem äuſſern Merldian von dem Aequator ab, bey 40 {1/2}.
Grad
entfernet
finden, da dann das Complement auf 90.
Grade faſt 49 {1/2}.
Grad vor die geſuchte Nürnbergiſche Polhöhe geben wird. Eben
dieſe
Operationes haben auch bey einen jedem Fixſterne ſtatt, wann an-
ders
deren Mittagshöhen und Abweichungen und alſo die Parallelen rich-
tig
bekannt ſind.
69829allerhand aſtronomiſchen Inſtrumenten.
IV. Nutz.
Die gerade Aufſteigung (Aſcenſionem rectam) ei-
nes
ieden Grades in der Ecliptic, auch eines jeden Sterns, und
wieder
bey der Aſcenſione recta den correſpondirenden
Grad
der Ekliptik zu finden.
Weil nach der Doctrina Sphærica die Aſcenſio recta eines jeden Gra-
des
in der Ekliptik, auch eines jeden Puncts oder Sterns auſſer
derſelben
derjenige Grad in dem Aequatore iſt, der mit jenem in der
Sphära
recta zugleich über vem Horizont aufſteiget, und man einen jeden
Stundenzirkel
für einen dergleichen Horizont in bemeldter Sphära geiten
laſſen
kann, mag dieſe nach ſolchen Zirkeln auf dem Aſtrolabio gar leicht
determiniret
werden, indeme man auf dem Aequatore den Grad, welchen
zugleich
der durch den vorgegebenen Punct laufende Stundenzirkel
durchſchneidet
, der wie vielſte er von dem Coluro Aequinoctiorum an, bey
dem
Anfang des Widders von Abend gegen Morgen ſeye, zehlet, als
z
.
E. ſo man die Aſcenſionem rectam des zweyten Grads, im Stier zu
wiſſen
verlanget, findet man nach dem Stundenzirkel, der durch dieſen
zweyten
Grad gehet, daß ſelbiger auf dem Aequator den 30ten Grad
durchſchneide
, und demnach ungefehr 30.
Grad vor die Aſcenſionem re-
ctam
angebe.
So man aber zu wiſſen begehret, wie viel Grade des Aequators
mit
einem ganzen Zeichen aufſteigen, muß man ſo wol zu Anfang als
am
Ende des Zeichens die Aſcenſionem rectam nach dem obigen ſuchen,
ſo
wird die Differenz zwiſchen beyden das verlangte richtig darſtellen, al-
ſo
findet man z.
E. daß das ganze Zeichen des Widders faſt mit 28. Graden
des
Aequators correſpondire.
Man kann auch umgewandt, wann eine Aſcenſio recta vorgegeben
worden
, nach eben dergleichen Stundenzirkeln den correſpondirenden
Grad
der Ekliptik, ſo man das obige wohl begriffen,
gar
leicht finden.
369[Figure 369]
69930Von der Zubereitung und dem Gebrauche
V. Nutz.
Bey einer vorgegebenen Polhöhe die Aſcenſionem
obliquam
und Differentiam Aſcenſionalem von einem ieden
Grade
der Ecliptic zu finden.
Es iſt aus der Doctrina Sphärica bekannt, daß die ſchiefe Aufſteigung
eines
Grades in der Ekliptik derjenige Grad auf dem Aequator
ſeye
, der in der Sphära obliqua mit jenem über den Horizont zugleich
aufgehet
, die Differentia Aſcenſionalis aber diejenige Differenz ausma-
che
, die zwiſchen der Aſcenſione recta und obliqua eines ſolchen Grades
in
der Ekliptik enthalten iſt:
Nachdeme dieſes zum voraus richtig, ſtellet
man
auf dem Aſtrolabio die obige Regel, wie in der dritten Aufgabe ge-
lehret
worden, ſolcher Geſtalt, daß ſie in den Horizont des vorgegebe-
nen
Orts accurat anzeige, und ſuchet den Parallel, der durch den gege-
benen
Grad der Ekliptik gehet, alsdann giebet man wohl acht, wo dieſer
Parallel
die nach dem Horizont geſtellte Regel durchſchneidet, ſo wird
die
Weite von ſolcher Interſection bis zu dem Zirkel der 6ten Stunde,
der
durch jene laufet, die geſuchte Differentiam Aſcenſionalem geben,
dieſe
wird von der Aſcenſione recta, wann der Grad in einem von den 6.
mitternächtigen Zeichen ſich befindet, ſubtrahiret, hingegen zu ſolcher, wo
der
Grad in einem von den 6.
mittägigen Zeichen ſtehet, addiret, ſo wird
man
auch die geſuchte Aſcenſionem obliquam überkommen.
Z. E. ſo
man
zu wiſſen verlanget, wie groß die Aſcenſio obliqua und Differentia
Aſcenſionalis
des erſten Grades von dem Zeichen des Stiers in der mit-
ternächtigen
Latitudine von 49 {1/2}.
Graden ſeye, ſtellet man erſtlich @ie Re-
gel
dem Horizont gemäß, und unterſuchet dann mit Fleiß, wie weit der
Stundenzirkel
, der durch die Interſection des Horizonts mit dem Pa-
rallel
des obbeſagten erſten Grades gehet, von dem Zirkel der 6ten Stunde
auf
dem Aequator denen Graden nach entfernet ſey, ſo wird man ihre Ent-
fernung
über 13.
Grad groß finden, und demnach dabey zugleich die Dif-
ferentiam
Aſcenſionalem haben, welche von 28.
Graden, als der Aſcen-
ſione
recta des bemeldten erſten Grades abgezogen, zu deſſen
Aſcenſione
obliqua bey 15.
Graden hin über-
laſſen
wird.
70031allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
VI. Nutz.
So der Parallel eines Sterns, den er zu der vor-
gegebenen
Zeit beſchreibet, zuvor bekannt iſt, die Amplitudinem
ortivam
und occiduam eben dieſes Sterns zu finden.
Nach der Doctrina Sphärica iſt die Amplitudo ortiva eines Sterns
derjenige
Bogen auf dem Horizont, der zwiſchen dem Puncte ſeines
Aufgangs
und dem wahren Aufgang, wo nemlich die Sonne zur
Zeit
der Nachtgleichungen aufgehet, und die Amplitudo occidua ein Bo-
gen
von gleicher Gröſſe, der zwiſchen dem Puncte bey des Sterns Unter-
gang
und der Sonne wahren U@tergang in den Nachtgleichungen begrif-
fen
, dahero ſtellet man, weil es hier auf den Horizont abſonderlich angeſehen
iſt
, die obere Regel auf dem Aſtrolabio wiederum nach der dritten Aufgabe
alſo
, daß ſie den Horizont des gegebenen Orts vorſtellet, und zehlet auf ſol-
cher
die Grade, die zwiſchen dem Centro des Aſtrolabii und dem Puncte,
wo
die Regel den Horizont durchſchneidet, ſtehen, ſo wird man die ver-
langte
Amplitudinem ortivam, und zugleich die occiduam, weil ſie einan-
der
gleich ſind, bekommen;
wäre aber die Regel in keine Grade eingethei-
let
, ſo machet man an ſelbiger, wo beſagte Interſection ſich ereignet, nur
ein
Zeichen, und rucket ſolche auf eine gerade Linie, die von einem Pol des
Aſtrolabs
bis zum andern gehet, ſo wird der Parallel, der dieſes Zei-
chen
berühret, die verlangte Amplitudinem, nach den Eintheilungen obi-
ger
Linie ihrer Gröſſe nach zeigen.
Nach dieſer Vorſtellung findet man,
daß
, z.
E. wann die Sonne in dem 20. Grade der Zwillinge anzutreffen,
und
die Latitudo eines Orts 49 {1/2}.
Grad groß wäre, die Amplitudo, ſie ſeye
gleich
ortiva oder occidua, über 35.
Grad ausmache.
VII. Nutz.
Bey einer bekannten Polhöhe die Declination
der
Firſterne zu finden.
Man beobachtet erſtlich die Mittagshöhe des vorgegebenen Sterns,
ſtellet
abermahlen die Regel, wie es der Horizont des Orts erfor-
dert
, indeme man ſolche auf dem Aſtrolabio von dem Pol ſo weit
70132Von der Zubereitung und dem Gebrauche net, ſo groß die Erhöhung des Pols iſt, und zehlet auf der andern Seite
die
gefundene Mittagshöhe gegen dieſen elevirten Pol zu, ſo wird dann
der
Parallel, der zu Ende dieſer Zehlung durch den äuſſern Meridian
lauffet
, auf dieſem des Sterns geſuchte Declination andeuten.
Z. E. ſo
man
zu Nürnberg die Mittagshöhe des Arcturi obſerviret, und ſelbige 61°.
12′. groß befunden, richtet man auf dem Aſtrolabio die Regel alſo, daß ſie
beynahe
49 {1/2}.
Grad, wie es die Elevation für Nürnberg erfordert, von dem
Nordpol
abſtehe, damit ſie den verlangten Horizont präſentiren möge, und
zehlet
von dar, auf der andern Seite die gefundene 61°.
12′. hinauf, ſo
wird
die Entfernung des beſtimmten Puncts auf dem äuſſern Meridian
von
dem Aequator an, 20°, 42′.
gegen Mitternacht vor die geſuchte De-
clination
des Arcturi dargeben.
VIII. Nutz.
Die Länge und Breite eines Sterns bey deſſen
bekannten
Aſcenſione recta und Declinatione, auch wieder-
um
umgewandt, auf dem Aſtrolabio vorzuſtellen.
Nachdem die Aſcenſio recta eines vorgegebenen Sterns aus der vier-
ten
, deſſen Declinatio aber aus der vorhergehenden Aufgabe ge-
funden
worden, beſtimmet man erſtlich nach jener auf unſern In-
ſtrument
den correſpondirenden Meridian oder Stundenzirkel, nach die-
ſer
den gehörigen Parallel, ſo wird die Interſection dieſer beyden Zir-
kel
den Ort dieſes Sterns in Anſehung des Aequators andeuten, weil
aber
hier vielmehr deſſen eigentliche Stelle in Anſehung der Ekliptik zu
wiſſen
verlanget wird, ſtellet man ferner die im Centro bewegliche Regel
auf
die Ekliptik und die Spize des beygefügten Zeigers auf beſagte In-
terſection
, rucket alsdann die Regel, jedoch daß der Zeiger in ſeiner vo-
rigen
Stellung bleibe, auf den Aequator, den man hier an ſtatt der
Ekliptik
, wie oben zu Anfang dieſer Aufgabe ſchon erinnert worden, gel-
ten
laſſen kann, ſo wird die Zeigerſpitze einen Punct geben, durch
welchen
der gezogene Stundenzirkel die Länge, und der durch eben die-
ſes
Punct laufende Parallel die Breite des vorgegebenen Sterns richtig
anweiſen
wird.
Man kann auch wiederum umgewandt bey einer bekannten Länge und
Breite
eines Sterns, ſowohl deſſen Aſcenſionem rectam, als die Decli-
nation
, mit leichter Mühe finden, da man wieder zu erſt den
70233allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. vor die Ekliptik nimmt, auf dieſem nach dem correſpondirenden Meri-
dian
des Sterns Länge, auf dem gehörigen Parallel deſſen Breite de-
terminiret
, und den Punct notiret, alsdann ſtellet man die Regel auf den
Aequator
, die Zeigerſpitze aber auf dem bemeldeten Punct, rucket jene
mit
dem unveränderten Zeiger auf die Ekliptik, ſo wird die Spitze wieder
den
obigen erſten Platz anzeigen, bey welchem man reſpectu Aequatoris
die
verlangte Aſcenſionem rectam und Declinationem alsdann gar leicht
ausfinden
kann.
Nach dieſer Vorſtellung kann man die merkwürdigſten Sterne auf
dem
Aſtrolabio gar richtig beſchreiben, um das Verlangte deſto eher zu er-
langen
.
IX. Nutz.
Die Zeit bey Taa mit Beyhülfe der Sonne und zu
Nachts
mit Zuziehung eines bekannten Sterns
zu
finden.
So man bey Tag die Zeit, wie viel es eigentlich Uhr ſeye, zu wiſſen
verlanget
, beobachtet man zuerſt mit dem Aſtrolabio die Höhe der
Sonne
über dem Horizont, und ſuchet derſelben Ort in der Ekliptik,
auch
den Parallel, den ſie den Tag über durchwandert, nach dem obi-
gen
, richtig aus, darauf ſtellct man die Regel, wie es die Polhöhe des
Orts
, wo man ſich befindet, erfordert, deſſen Horizont gemäß, und no-
tiret
auf dem äuſſern Meridian die gefundene Sonnenhöhe, alsdann
rucket
man die Zeigerſpitze auf den Punct, da der bemeldete Parallel
der
Sonne den Stundenzirkel, der die vermeynte Zeit ungefehr an-
deuten
mögte, durchſchneidet, und appliciret die Regel, jedoch daß der
Zeiger
immer in der vorigen Stellung bleibe, auf den Aequator, wann
nun
die Zeigerſpitze auf den Punct des äuſſern Meridians, den man bey
der
Sonnenhöhe bemerket, accurat trifft, ſo iſt es ein Zeichen, daß es
um
eben diejenige Zeit ſeye, die man dafür gehalten, wo aber der Zeiger
etwas
niedriger fället, muß man die Spitze auf einen dem Mittage etwas
genäuern
Stundenzirkel auf dem vorigen Parallel ſtellen, hingegen
aber
, ſo es ſich ereignete, daß die Spitze höher als das notirte Punct ſtün-
de
, ſolche auf einem andern, der weiter von dem Mittage entfernet wäre,
richten
, und ſo lang probiren, biß die Spitze auf bemeldeten Punct fället,
ſo
wird man auf ſolchen Meridian die eigentliche Zeitbeſtimmung endlich
richtig
erlangen.
70334Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Um die Zeit bey Nacht zu erfahren, nimmt man ebenfalls zuförderſt
mit
dem Aſtrolabio die Höhe eines bekannten Sterns, ſuchet deſſen Aſcen-
ſionem
rectam nach der 4ten, die Declination aber nach der 7ten Aufgabe,
ſo
wird man nach der vorhergehenden deſſen Stelle in Anſehung des Aequa-
tors
, und dann in welchem Stundenzirkel er ſich befindet, finden kön-
nen
, hernach ſuchet man, wie ungefeyr, daß die Zeit ſeye, vermeynet wird,
dabey
die Aſcenſionem rectam der Sonne, und ziehet die kleinere von
der
gröſſern ab, damit man ihre Differenz, und zugleich um wie viel der
Stundenzirkel
, der durch den bekannten Stern gehet, von demjenigen,
in
welchem die Sonne ſtehet, entfernet ſeye, erfahren möge:
Iſt die Aſcen-
ſio
recta bey der Sonne gröſſer, muß man die Differenz von Abend gegen
Morgen
, wo ſolche aber kleiner, von Morgen gegen Abend zehlen, gleich-
wie
aus dem folgenden Exempel zu erſehen ſeyn wird.
Geſetzt, es befin-
det
ſich die Sonne den 23.
Septemb. zu Nachts eben in dem Anfang der
Wag
, da derſelben Aſcenſio recta juſt 180.
Grad ausmacht, und man ob-
ſerviret
den Arcturum in Nürnberg, deſſen Aſcenſio recta 210.
Grade,
42
.
Minuten, die Declinatio aber mitternächtlich 20°. 42′ {1/2}. groß iſt, nach
ſeiner
Diſtanz von dem Horizont in dem Hemiſphärto occidentali mit dem
Aſtrolabio
etwas über 12.
Grade erhöhet, ſo ziehet man die kleinere Aſcen-
ſion
180°.
von der gröſſern 210°. 42′. ab, ſo wird man dabey nach dem obi-
gen
den Schluß zu machen haben, daß die Sonne um mehr als 30.
Grade
weiter
gegen Abend von dem Stern auf dem Aequator entfernet ſeye, in-
deme
man aber dieſen auf dem Aſtrolabio bey dem Eirkel der 6ten Stunde
ſeinem
Stande nach findet, ſo folget auch aus beſagtem, da man die 30°.
42′. in die Zeit zuvor verwandelt, und zu 6. Uhr addiret, daß es der Zeit
nach
ſchon etwas über 8.
Uhr zu Nachts geweſen.
X. Nutz.
Zu jederzeit den Grad der Ekliptik, der durch den Me-
ridian
gehet, vorzuſtellen.
Wann man nach der vohergehenden Aufgabe die Zeit, nach ſolcher, der
erſten
gemäs, den Ort der Sonne, und nach der vierten deren
Aſcenſionem
rectam richtig determiniret, verwandelt man die von
dem
Zeitpuncte an, indem beſagter Grad in dem Meridian zu wiſſen ver-
langet
wird, bis an den Mittag genommene Zeit in Grade und Minuten
des
Aequators und ziehet dieſe Grade und Minuten, wann es noch Vor-
mittag
geſchehen, von der geſundenen Aſcenſione recta der Sonne,
70435allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. es aber Nachmittag, addirt man jene zu ſolcher, ſo wird ſich die Aſcen-
ſio
recta vor den verlangten Grad der Ekliptik, der zu ſolcher Zeit culmini-
ret
, richtig darg@ben.
XI. Nutz.
Den Verticalem oder das Azimuth der Sonne, oder
eines
andern bekannten Sterns, in jedem Moment
der
Zeit zu finden.
Dieſes läſſet ſich mit einem Exempel am beſten darthun, geſetzt, man
begehret
zu wiſſen, in was vor einem Verticali die Sonne, da ſie
eben
den Tropicum Cancri durchwandert, um 7.
Uhr zu ſrüh ſtehe,
um
ſolches zu erfahren, ſtellet man zuerſt die Regel nach dem Horizont des
vorgegebenen
Orts, und richtet die Spitze des daran gefügten Zeigers auf
denjenigen
Punct, wo der bekannte Parallel, als hier der Tropicus Can-
cri
, den Zirkel der gegebenen 7ten Stunde durchſchneidet, alsdann ſchiebet
man
die Regel auf den Aequator, ſo wird die Spitze des Zeigers, woſern
ſolche
in ihrer vorigen Stellung geblieben, den Verticalem, den jene berüh-
ret
, zur obbemeldeten Zeit zeigen.
XII. Nutz.
Die Aſcenſionem rectam und Declinationem eines
Cometens
zur Zeit ſeiner Erſcheinung, und daraus
deſſen
Länge und Breite auf dem Aſtrolabio
vorzuſtellen
.
Man obſerviret erſtlich mit dieſem Inſtrument, des Cometens Höhe
über
dem Horizont, zu der dazu beſtimmten Zeit, und ſuchet nach
den
zwo vorhergehenden Aufgaben zu ſolcher ſo wol den culminiren-
den
Grad der Ekliptik, als deſſen Verticalem oder Azimuth, ferner, da
man
in dieſem Fall den Aequator vor den Horizont des Orts, wo man
obſerviret
, die Parallelen vor die Almucantharat und die Stundenzirkel
vor
die Verticales gelten laſſen kann, ſtellet man die Regel auf den Ae-
quator
, die Spitze aber des Zeigers auf denjenigen Punct, der aus der
auf
dem Aſtrolabio determinirten Interſection des bekannten Vertica-
lis
mit dem Almucantharat oder Höhenzirkel entſtehet, alsdann
70536Von der Zubereitung und dem Gebrauche tet man die Regel alſo, daß ſie den Horizont des vorgegebenen Orts prä-
ſentiret
, nach der III.
Aufgabe, ſo wird die Spitze, wann der Zeiger in ſei-
ner
vorigen Stellung verbleibet, an dem Parallel, den ſie berühret, des
Cometens
verlangte Declination, ja auch den Stundenzirkel oder Me-
ridian
, der durch ſolches Punct laufet, und zwar dabey die Diſtanz von
dem
Mittagszirkel an, zeigen, welche Weite man alsdann entweder zu
der
Aſcenſione recta des zu ſolcher Zeit culminirenden Grad der Ekliptik,
ſo
der Comet in dem Hemlſphärio orientali ſiehet, addiret, oder von die-
ſer
Aſcenſione, wann der Comet in dem andern gegen Abend ſich befin-
det
, ſubtrahiret, ſo wird man auch die Aſcenſionem rectam des Cometens
überkommen
, da man dann endlich bey der gefundenen Declinatione und
Aſcenſione
recta auch die verlangte Länge und Breite dieſes neuen Sterns
nach
der oblgen VIII.
Aufgabe, gar leicht auf dem Aſtrolabio wird finden
können
.
Nach dieſer Operation mag man den Lauf eines jeden Cometens, in-
deme
man von Anfang deſſen Erſcheinung biß zu Ende dergleichen täglich
vornimmt
, und demnach, was er vor ein Spatium inzwiſchen in dem Him-
mel
durchwandert, mit gar leichter Mühe auf dieſem Inſtrument vorſtellig
machen
.
Das vierte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines an-
dern
Aſtrolabii Univerſalis, wie es Joh. de Roias
vorgeſtellet
.
Dieſes Aſtrolabium hat ebenfalls zu ſeinem fundamentalen Plano, oder
Plano
projectionis den Colurum Solſtitiorum, der mit dem Me-
ridian
in einer Fläche ſtehet, da das Aug wiederum in der Axe die-
ſes
Plani, jedoch in einer überweit gröſſern Entfernung, dann in dem vor-
hergehenden
Aſtrolabio, nemlich in einer unendlichen Weite zu ſtehen, und
alle
Puncte des andern Hemiſphärii anzuſchauen, concipiret wird, alſo daß
die
Radii, die von dieſen Puncten auf das Aug zugehen, nicht ſowol unter-
einander
als gegen der Axe, wegen der unendlichen Diſtanz beſtändig paral-
lel
zu laufen ſcheinen, und demnach alle ſolche Perpendicularlinien mit dem
Plano
dieſes Coluri wieder eine beſondere Section auf ſolchem machen, die
man
ſonſten ein Analemma zu benennen pfleget.
Dieſer Fundamentalzir-
kel
wird durch 2.
Durchmeſſere in 4. Quadranten eingetheilet, von denen
der
eine die Weltaxe, und dabey den Colurum Aequinoctiorum, einen
70637allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. rizont in der Sphära recta, wie auch den Zirkel der 6ten Stunde, der
andere
aber den Aequator, zuweilen, nachdeme man ſolchen zu deſto meh-
rerm
Gebrauche, wie ſchon in dem vorhergehenden Capitel gelehret worden,
annimmt
, den Horizont, da die Parallele des Aequators die Almucantha-
rat
, die Stundenzirkel, die Azimutha werden, zuweilen aber die Ekliptik
vorſtellet
, in welchem letzten Falle man dann beſagte Parallelen vor die Cir-
culos
Longitudinum gelten läſſet;
die Pole dieſes Coluri ſind in der Inter-
ſection
des Aequators mit der Ekliptik, und demnach in dem Puncte des wah-
ren
Auf-und Untergangs enthalten, gleichwie wir ans dem folgenden mit
mehrern
erſehen werden.
Von der Zubereitung dieſes univerſalen
Aſtrolabii
.
Man ziehet zu erſt in einer beliebigen Weite den Umkreis eines Zirkels
11Tabula IV.
Fig
. II.
A C B D, dann aber einen etwas kleinern, um die Eintheilung in Gra-
de
darinn zu machen, dieſe ſtellen den Meridian, und zugleich auch hier,
nach
dem obbeſagten, den Colurum Solſtitiorum vor;
ferner beſchreibet
man
zween Durchmeſſere, A B, C D, die in E einander winkelrecht durch-
ſchneiden
, jener deutet die Weltaxe, den Colurum Aquinoctiorum, den
Stundenzirkel
von 6.
Uhr, auch dabey einen Horizont in der Sphära re-
cta
, dieſer aber den Aequator, zuweilen die Ekliptik, auch ſonſten, nachde-
me
ſich die Fälle ereignen, einen Horizont, wie vor gemeldet worden, an.
Darauf theilet man einen jeden Quadranten dieſes Meridians, entweder
von
5.
zu 5. Graden in 18. gleiche Theile, wie hier, oder gar, wo es der
Raum
zuläſſet, von Grad zu Grad in 90, alsdann aber den Durch-
meſſer
C D, mit Zuziehung blinder oder punctirter Linien, die aus den
gleichcorreſpondirenden
Theilen der halben Zirkel A C D, C B D, wie in der
Figur
zu erſehen iſt, durch die Linie C D perpendicular laufen, und bey ihren
Interſectionen
eben dieſe in Grade eintheilen, in viele Theile als Grade,
unter
dieſen ſind auf dem Durchmeſſer C D einige zu finden, durch welche die
Stundenzirkel
, wie hier in der Figur, von 15.
zu 15. Graden gehen müſſen,
will
man auch die Puncte, durch welche die Zirkel vor die halben Stunden
gezogen
werden, auf eben dieſer Linie haben, hat man die Theile von 7 {1/2}.
zu
7
{1/2}.
Graden darauf zu determiniren.
Alle groſſe Zirkel, die auf dem Plano des Mittagszirkels, oder
ſo
hier eines iſt, d@s Coluri Solſtitiorum perpendicular ſtehen, und dem-
nach
durch ihre Pole laufen präſentiren ſich als Durchmeſſer in lauter ge-
raden
Linien, ſolche ſind hier, der Horizont, der Aequator, die Ekliptik,
der
Verticalis primarius, der Colurus Aequinoctiorum, der Zirkel
70738Von der Zubereitung und dem Gebrauche ſechſten Stunde, hingegen aber werden diejenige, die ſich gegen erſtbeſag-
ten
Plano als groſſe Zirkel in einer ſchrägen Stellang befinden, der-
gleichen
alle Stundenzirkel auſſer dem der ſechſten Stunde ſind, in lau-
ter
krummen, und zwar nicht Zirkel, ſondern elliptiſchen Linien vorge-
ſtellet
, und ſowohl durch obbemeldete Theile als durch die Weltpole A und
B
gezogen.
Alle kleine Zirkel, die mit dem Horizont, dem Aequator und der
Ekliptik
parallel laufen, werden auf gleiche Weiſe in geraden Linien, wie
die
correſpondirende groſſe Zirkel, parallel beſchrieben.
Unter dieſen ſind
die
Tropici und die Paralleli, die zu Anfang eines jeden Zeichens gefun-
den
werden, die conſiderabelſte.
Von ſolchen gibt es drey, deren De-
clination
mitternächtig, und drey da jene mittägig iſt, der erſte gehet nach
der
Declination um 11.
Grad 30. Minuten, der zweyte um 20. Gra@, 13.
Minuten, und der dritte um 23. Grad 30. Minuten von dem Aequator zu
beyden
Seiten ab.
Man kann auch noch andere dergleichen Parallelen,
nemlich
zwiſchen den Tropicis noch allerhand Tagezirkel, vermöge der De-
clination
bey jeden Grade der Ekliptik, auſſerhalb den Tropicis aber die
Circulos
Declinationum, vor die Firſterne auf dieſem Planiſphärio dar-
ſtellen
.
Alle dieſe Paralleli mögen auch zuweilen, ſo man den Turchmeſ-
ſer
C D vor einen Horizont annehmen muß, an ſtatt der Almucantharat-
oder
Höhenzirkel, oder da man den Durchmeſſer C D vor die Ekiiptik gel-
ten
läſſet, an ſtatt der Circulorum Latitudinum dienen.
Nach dieſen iſt nun anzuweiſen, wie nemlich die Ellipſes, welche die
Stundenzirkel
, gleichwie oben erinnert worden, erfordern, richtig und mit
leichter
Mühe zu beſchreiben ſeyen, es beſtehet aber ſolche Vorſtellung kürz-
lich
in folgenden.
So man eine Ellipſin zum Exempel vor den Stundenzirkel von 9.
Uhr Vormittag und von 3. Uhr Nachmittag zu beſchreiben verlanget, be-
ſtimmet
man zu erſt ihre Durchmeſſere, und findet hier den groſſen Durch-
meſſer
des innern Zirkels bey A B, den kleinen aber bey dem Spatio auf
der
Linie C D zwiſchen 9.
und 3. gleich, alsdann nimmt man einen beſon-
dern
Zirkel, ſo vor die Ellipſes zu ziehen gerichtet iſt, zur Hand, als einen
11Tab. VI.
Fig
. 4.
Stangenzirkel mit dreyen Schenkeln, die ſich mit den @iereckichten Zwin-
gen
an der Stange hin und her bewegen, mit den Schrauben aber, die
oben
an beſagten Zwingen ſich befinden, nach Belieben wiederum veſt ſtel-
len
laſſen, gleichwie aus der 4ten Figur der IV.
Tabelle ein mehrers zu er-
ſehen
iſt.
Dieſe drey Spitzen A B C ordiniret man nach ihren Weiten
ſolchergeſtalt
, daß die Spitze A von C ſo weit entfernet ſeye, ſo groß der
innere
halbe Durchmeſſer E A oder E B iſt, der zu der zu beſchreibenden El-
lipſe
gehöret, die mittlere Spitze aber bey B von der vorigen Spitze bey
C
ſo weit abſtehe, ſo weit es das Spatium des gegenwärtigen kleinen
70839allerhand aſtronomilcher Inſtrumenten. meſſers erfordert, darauf leget man ſowohl an dem Mittelpunct des Aſtro-
labli
, wo die zween Durchmeſſere einander winkelrecht durchſchneiden, als
an
eben dieſen Durchmeſſern ein Winkelmas accurat an, und ſetzet den
Zirkel
alſo daran, daß die Spitze A nach der Länge des kleinen Diame-
ters
, zugleich aber die zweyte B nach dem Spatio des gröſſern, ſich bewe-
gen
möge, ſo wird dann die dritte C bey ihrer Bewegung den vierten Theil
der
verlangten Ellipſe beſchreiben, Auf gleiche Manier bekommet man
auch
die übrige drey Quadranten dieſer Ellipſe, ſo man nur das Winkel-
mas
und den Zirkel immer anderſt ſtellet.
Man kann auch die Ellipſes in
einer
Operation, ſo man die beyde Spitzen A und B zwiſchen einem vierfa-
11Fig. 5. chen Winkelmas bewegen läſſet, gar richtig beſchreiben, die Structur
dieſes
Inſtruments findet man in der 5ten Figur der beſagten IV.
Tabelle
vorgeſtellet
.
Nach dieſer Anweiſung ziehet man auch die andere Stundenzir-
kel
eben ſo leicht wie jene, als da man die vorige Weiten zwiſchen den
Spitzen
A und C beſtändig behält, weil alle dieſe Zirkel in den Polen des
Aequators
einander durchſchneiden, und demnach ihre groſſe Diametri
mit
der Weltaxe in gleicher Gröſſe ſind, und nur die kleine Diametros,
indeme
ſie gegen einander ungleich, alſo auch die Spitze B reſpectu der
Spitze
C in etwas, wie es die Stundenpuncten auf der Aequinoctialli-
nie
geben, verändert, und mit ſolchen Weiten die verlangte Ellipſes be-
ſchreibet
.
Auf eine andere Art die Vorſtellung der Stunden-
Zirkel
auf dieſem Aſtrolabio zu machen.
Man kann hier, nachdeme man zuvor den halben Durchmeſſer des Ae-
quators
vor die ganze Stunden von 15.
zu 15. Graden, vor die hal-
be
aber von 7 {1/2}.
zu 7 {1/2}. Graden, wie oben eingetheilet, einen jeden halben
Diameter
der andern Parallelorum proportionirt theilen, ſo wird man
darbey
die Puncten, durch welche die Meridiani oder Stundenzirkel ge-
zogen
werden können, beſtimmen.
Man ziehet erſtlich die Linie E D
22Fig. 6. mit dem halben Durchmeſſer des Aequators, ſo groß er auf dem Aſtro-
labio
ſich befindet, in gleicher Gröſſe auf einer beſondern Fläche, und thei-
let
ſolchen, wie oben gelehret worden, ein, ferner zichet man aus E eine
andere
E F, die um ein zimliches kleiner dann E D ſeye, und theilet ſel-
bige
nach E D, indeme man von F in D eine gerade Linie ziehet, mit die-
ſer
aber aus den geſundenen Stundenpuncten auf E F Parallellinie@
beſchreibet
, proportionirt ein.
Dieſer getheilte Triangel dienet dar-
zu
, daß man die halben Diametros aller übrigen Parallelorum, da
70940Von der Zubereitung und dem Gebrauche gröſſer als E F und doch kleiner als E D ſind, proportionirt eintheilen kön-
ne
, dann ſo man zum Exempel einen Tropicum auf ſolche Art zu theilen
verlanget
, muß man den halben Durchmeſſer dieſes Zirkels von E in O ſe-
tzen
, von E eine Linie in O ziehen, ſo wird man vor den Tropicum die ver-
langte
Theilungspuncte, durch weiche auf dem Aſtrolabio die Stunden-
winkel
gehen müſſen, richtig bekommen, ſo man nun auf mehrern andern
Parallelen
die Stundenpunc@en, auf gleiche Art determiniret, wird man
viele
Puncten haben, durch die man die krumme Linlen vor die geſuchte
Stundenzirkel
von Punct zu Punct mit einer ſtäten und wohl geübten hand
ziehen
kann.
Letztens wird auch auf dieſer Seite eine getheilte Regel, BC mit ei-
nem
Zeiger, bey D E, wie oben in dem vorhergehenden Capitel gemeldet
worden
, in dem Mittelpunct dieſes Aſtrolabii appliciret, und ſolche noch
mit
einer kleinen Regel F G, die nach der Länge der gröſſern in einer Figur
immer
ſenkrecht fortgeſchoben werden kann, nach der zten Figur der IV.
Tabelle verſehen, auf welcher die Eintheilung, wie es jede Helfte von der
gröſſern
giebet, eingetheilet werden muß.
Auf der untern Scheibe die-
ſes
Inſtruments kann man ebenfalls alle Zirkel, wie bey dem vorigen Aſtro-
labio
anbringen, damit es zu deſto mehrerm Gebrauche diene, und eine Re-
gel
mit 2.
Abſehen, um die Höhen der Sterne zu meſſen, wieder mit bey-
fügen
.
Von dem Gebrauche dieſes Aſtrolabs.
I. Nutz.
Auf der Ekliptik den Ort der Sonne und deren Paral-
lel
, in welchen ſie ſich zu einer jeden vorgegebenen
Zeit
befindet, gehörig vorzuſtellen.
Weil man nach den erſt beſagten auch auf dem untern und hintern Thei-
le
dieſes Inſtruments verſchiedene getheilte Zirkel vor die Täge ei-
nes
und des andern Jahrs hindurch und dann vor die correſpondi-
rende
Zeichen und Grade der Ekliptic anordnet, ſo mag man, indeme die
untere
Regel auf den Monatstag in der Reihe des verlangten Jahrs
gebührend
applieiret wird, zugleich auſſen, in der Ekliptik den Ort der
Sonne
(wie aus der erſten Aufgabe des vorhergehenden Capitels
71041allerhand aſtronomiſchen Inſtrumenten. iſt,) finden, dann aber den Parallel, der durch ſelbigen Ort gehet, gar
leicht
beſtimmen.
II. Nutz.
Die Declination der Sonne auch eines jeden andern
Sterns
zu finden.
So der Parallel, den die Sonne oder ein Stern zu einer vorgegebe.
nen Zeit in dem Himmel durchwandert, nach dem vorhergehenden
bekannt
, muß man deſſen Declination auf dem Rande des äuſſern
Meridians
ſuchen, als z.
E. ſo man der Sonnen Stelle den 1. May des
1701
.
Jahrs in der Ekliptik in dem 10. Grad 45. Minuten des Stiers
befunden
, und den Parallel durch ſolchen Ort gehen laſſen, wird ſich vor
ſolche
auf dem äuſſern Meridian gegen Mitternacht eine Declination bey 15.

Graden
dargeben.
III. Nutz.
Bey einer bekannten Declination der Sonne oder
eines
andern Sterns, die Polhöhe eines vorgegebenen Orts,
und
wiederum aus dieſer jene zu be-
ſtimmen
.
Man obſerviret erſtlich die Mittagshöhe der Sonne oder des Sterns
über
dem Horizont, zehlet ſolche nach den gefundenen Graden und
Minuten
von dem Puncte in dem äuſſern Meridian, durch wel-
chen
der correſpondirende Parallel gehet, hinabwärts, und ſtellet alsdann
die
Regel zu Ende derſelben, ſo wird ſelbige den Horizont des Orts dar-
ſtellen
, da man dann endlich auf der andern Seite bey der Entfernung be-
ſagter
Regel von dem Pol die geſuchte Polhöhe auf dem Meridia@ erlan-
gen
wird.
Bey dieſer Anweiſung kann man auch wieder Methodo inverſa, ſo
die
Polhöhe des Orts, und die Mittagshöhe des Sterns bekannt iſt,
deſſen
Declination mit leichter Mühe bekommen, da man nemlich nach
der
bekannten Polhöhe mit der Regel den Horizont des Orts vor-
ſtellet
, und von dar auf der andern Seite die Mittagshöhe des Stern@
ſo
groß man ſolche befunden, auf dem äuſſern Meridian hinauf
71142Von der Zubereitung und dem Gebrauche ſo wird der äuſſerſte Punct in der Diſtanz von dem Aequator an, die verlang-
te
Declination geben.
IV. Nutz.
Die Aſcenſionem rectam, Differentiam aſcenſiona-
lem
, und daraus die Obliquam eines jeden Puncts in der
Ekliptik
, auch eines jeden Sterns, zu finden.
Nachdeme aus dem vorhergehenden Capitel bekannt, daß die Stunden-
zirkel
auf dem Aſtrolabio gar füglich als lauter Horizonte in der
Sphära
recta mit angeſehen werden können, und das Hemiſphärium
in
ſolchem zu allen beyden gebrauchet werden kann, ſo hat man hier darauf
acht
zu geben, was für ein Stundenzirkel, der durch den vorgegebenen Punct
lauft
, es ſeye, und in welchem Quadranten der Ekliptik es geſchehe, da man
dann
ſeine Operationen darnach vorzunehmen hat.
Geſetzt, man nehme ei-
nen
Grad in dem erſten Quadranten z.
E. den 20ten Grad des Widders,
bey
dieſem finden wir, daß der correſpondirende Stundenzirkel als vermeyn-
te
Horizont, durch den 18 Grad und 27.
Minuten des Aequators gehe, und
demnach
ſeine Acenſionem rectam von 18.
Grad 27. Min. groß gebe, wäre
es
nun der 20.
Grad in dem zweyten Quadranten z. E. der 20. Grad des
Löwens
, ſo roird der gehörige Stundenzirkel auf dem Aequator, da man
von
dem äuſſern Meridian an, zehlen muß, 52°.
25′. abſchneiden, zu wel-
chen
noch 90.
Grad addiret, alsdann die Summa vor deſſen Aſcenfion
142°
.
25′. zeigen wird. Sollte aber der vorgegebene Punct in dem dritten
Quadranten
der Ekliptik ſich befinden, muß man an ſtatt der vorigen 90.
Grade, 2 mal 90. oder 180. Grad, hingegen bey den Puncten in dem vier-
ten
Quadranten, 3 mal 90.
oder 270, weil die Entfernung von dem Anfang,
wo
der Aequator in der Ekliptik das Prineipium Arietis durchſchneidet, im-
mer
alsdann gröſſer wird, addiret, ſo wird man das Verlangte richtig ha-
ben
.
Alsdann wird die Differentia aſcenſionalis, wie in der 5ten Aufga-
be
des vorhergehenden Capitels gelehret worden, bey der in Grade einge-
theilten
Regel, auch die Aſcenſio obliqua, wie oben, nach
einer
jeden Latitudine vorgeſtellet.
71243allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
V. Nutz.
Aus der Differentia aſcenſionali eines Puncts in der
Ekliptik
, in welcher die Sonne zu einer vorgegebenen Zeit ſtehet,
die
Tagslänge an ſelbigem Tage, und dabey den Auf-und
Untergang
der Sonne, zu finden.
Weilen die Differentia aſcenſionalis, ſo man ſolche doppelt nimmt,
diejenige
Differenz der Grade, welche die Sonne zu der gegebe-
nen
Zeit, in ihrem Diurno, entweder in einer mehrern Anzahl,
wann
ſie nemlich in den mitternächtigen Zeichen anzutreffen, oder in einer
wenigern
, nemlich in den mittägigen Zeichen, dann ſo ſie in dem Aequa-
tor
ſich befindet, über einem Horizont in der Sphära obliqua beſchreibet,
nach
den obigen eigentlich ausmacht, kann man ſelbige in die Zeit verwandeln,
und
dieſe, ſo die Sonne gegen Mitternacht ſtehet, zu der Tagslänge des
Diurni
in dem Aequator, als zu 12.
Stunden addiren, in dem andern Fall
aber
, von 12.
Stunden ſubtrahiren, ſo wird die Länge eines ſolchen Tages,
und
dann, wann die Helfte dieſer Tageslänge von 12.
Uhr ſubtrahiret
wird
, der Aufgang, und bey eben dergleichen Helfte der Untergang der
Sonne
bekannt ſeyn.
VI. Nutz.
Die Amplitudinem ortivam und occiduam eines jeden
Puncts
der Ekliptik, nach einer vorgegebenen Latitudine, und
wieder
bey eben dieſer Amplitudine, die Latitudinem
eines
Orts zu finden.
Die Operation gegenwärtiger Aufgabe wird auf gleiche Art, wie bey
der
VIten des vorhergehenden Capitels, auf dieſem Aſtrolabio an-
geſtellet
, und kann man auch gar leicht wiederum umgewandt, ſo die
Amplitudo
ortiva, bekannt iſt, die Elevationem Poli eines Orts erfahren, ſo
man
auf der Regel von dem Mittelpuncte an, die Grade von jener fleißig no-
tiret
, ſolche auf den Parallel der Sonne alſo rucket, daß das Ende
dieſes
Bogens den Parallel anrühret, ſo wird alsdann die in den hori-
zontalen
Stand geſtellte Regel nach der Entfernung von dem ſichtbaren
Pol
an, die verlangte Latitudinem andeuten.
So die Regel in keine
71344Von der Zubereitung und dem Gebrauche de, wie es zum öftern geſchiehet, getheilet iſt, muß man auf ſelbiger ein
Zeichen
machen, und die Regel an den Aequator appliciren, ſo kann
man
bey beſagtem Zeichen eben ſo wol die Grade, als wann die Regel ge-
theilet
wäre, finden.
VII. Nutz.
Zu jeder Zeit den Grad der Eklivtik, der durch den
Meridian
gehet, zu finden.
Wir ſetzen den Fall, man verlange zu wiſſen, was vor ein Grad der
Ekliptik
den 1.
May um 10. Uhr Vormittag, da eben die Sonne in
dem
10ten Grad des Stiers anzutreffen wäre, durch den Meridian
gehe
, um dieſes zu determiniren, ſuchet man erſtlich nach der IVten Aufgabe
die
Aſcenſionem rectam dieſes 10ten Grades, welche 37°, 34′.
groß befun-
den
wird, ziehet ferner, weil zu ſolcher Zeit die Sonne in ihrem Stun-
denzirkel
von dem Meridian um 30.
Grad Vormittag entfernet iſt, dieſe
30
.
Grade von 37°. 34′. ab, ſo werden . 34′. vor die Aſcenſionem re-
@tam
des verlangten Punctes in der Ekliptik, ſo in dem Meridian als-
dann
anzutreffen iſt, übrig bleiben, welche Aſcenſio mit .
14′. des Wid-
ders
auf jener übereinſtimmet.
In dem untern halben Meridian gehet
der
Punct ſeines entgegen geſetzten Zeichens als .
14′. der Wag bey ſel-
bigen
durch.
VIII. Nutz.
Aus der Höhe der Sonne, oder aus der gegebenen
Zeit
, derſelben Verticalzirkel, in welchem ſie alsdann ſtehet,
oder
das Azimuth zu finden.
Man obſerviret erſtlich die Höhe der Sonne über dem Horizont mit
dem
Aſtrolabio, und ſtellet die Regel nach jenen, wje es bey der
Breite
des Orts ſeyn ſoll, ferner bemerket man auf der kleinen be-
weglichen
Regel eben dieſe Höhe mit einem Zeichen, und rucket ſelbige an
der
horizontalen Regel ſo weit fort, biß das beſagte Zeichen den Paral-
el
der Sonne, den ſie an ſolchem Tage beſchreibet, berühre.
71445allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Punct beſtlmmet man auch, ſo nur die Zeit gegeben wäre, bey der Inter-
ſection
des correſpondirenden Stundenzirkels mit eben dem Sonnenparal-
lel
, an welchem man alsdann die kleinere Regel rucket, und ſolchen
Punct
darauf notiret, endlich ſtellet man die gröſſere Regel, jedoch, daß
die
kleinere in der vorigen Lage darauf bleibe, auf den Aequator, ſo wird
dann
der auf der kleinern Regel angedeutete Punct, der zuvor an dem
Parallel
ſtunde, den Verticalzirkel oder das Azimuth, in welchem ſich
die
Sonne zu ſolcher Zeit befindet, auf dem Aſtrolabio richtig zu erken-
nen
geben.
Nach dieſer Methode wird man gar leicht finden, daß, ſo die
Sonne
z.
E. um 10. Uhr Vormittag in dem 10. Grad des Widders an-
zutreffen
wäre, ſelbige in dem 52ten Verticali, und folglich in dem 38.
Grad von dem Meridian an, als dem geſuchten Azimuth, ihre Stelle ha-
ben
müſſe.
IX. Nutz.
Bey der Höhe der Sonne auch eines bekannten Sterns
die
Zeit, und wieder nach jeder Tagesſtunde die
Höhe
von jener zu finden.
Dieſe Vorſtellung läſſet ſich aus der vorhergehenden gar leicht dar-
thun
, indeme man auch hier, wie dorten, eben den Punct auf dem
Parallel
der Sonne, den ſolche den Tag über beſchreibet, determini-
ret
, da dann der Stundenzirkel, ſo durch dieſen Punct laufet, die verlangte
Zeit
richtig anweiſen wird.
Wann man die Höhe der Sonne zu dieſem Abſehen um den Mit-
tag
herum obſerviret, und dabey im Zweifel ſtehet, ob ſchon der Mittag
vorbey
oder nicht, muß man die Sonnenhöhe nach einiger Weile wieder-
um
obſerviren, iſt ſolche etwas gröſſer als die vorige, ſo iſt es ein Zeichen,
daß
es noch nicht gar Mittag ſeye, wäre aber die Höhe bey der andern
Obſervation
kleiner, müßte man daraus ſchlieſſen, daß der Mittag ſchon
vorbey
wäre.
Auf faſt gleiche Art kann man auch die Zeit bey der Nacht aus der Hö-
he
eines Sterns, deſſen Declination entweder aus der obigen II.
Aufgabe,
oder
ſonſten, bekannt iſt, ausfinden, da man bey der Declination des
Sterns
Parallel, bey deſſen Höhe aber mit Beyhülfe der kleinen Re-
gel
den Stundenzirkel, der durch dieſen Stern gehet, und alſo bey der
Interſection
ſolcher beyden Zirkel den Ort des Sterns darſtellen, und
dann
die Zeit aus den Stundenzirkel der Sonne, in welchem ſie
71546Von der Zubereitung und dem Gebrauche a. dann ſtehet, ſo fern die Aſcenſio recta der Sonne und des Sterns bekannt
iſt
, erlernen mag.
Wollte man aber hingegen die Höhe der Sonne zu jeder Stunde des
Tages
, es mag gleich die Sonne in dieſem oder jenem Parallel ſich befin-
den
, gerne wiſſen, muß man erſtlich die gröſſere Regel nach den Horizont,
wie
ſolche der vorgegebenen Breite gemäß iſt, bekannter maſſen richten, und
dann
die kleinere perpendiculare Regel an die Interſectionen, die der gehörige
Parallel
mit den Stundenzirkeln macht, rucken, ſo wird man an dieſer bey
ihrer
Eintheilung, zu j@der Stunde die correſpondirende Sonnenhöhen fin-
den
können.
X. Nutz.
Die Zeit, die ſich zu Anfang der Morgenröthe und
am
Ende der Abenddemmerung jederzeit ergiebet,
zu
wiſſen.
Es haben die Aſtronomi aus vielen Obſervationen dargethan, daß der
anbrechende
Tag und die angehende Nacht, ſich jederzeit ereigne, wann
die
Sonne 18.
Grad unter dem Horizont ſtehet, um dieſes zu zeigen,
ſtellet
man erſtlich die Regel auf dem Aſtrolabio, dem Horizont vorgegebe-
nen
Orts gemäß, nimmt mit einem Zirkel auf dem Aequator von dem Mit-
telpunct
an, die Gröſſe von 18.
Graden, und beſchreibet mit dieſer Weite
an
der horizontalen Regel hinabwärts eine Parallellinie, welche den 18.
Hö-
henzirkel
unter dem Horizont bemerket, alsdann giebet man acht, wo dieſe
Linie
den Parallel der Sonne, in welchem ſie zu der vorgegebenen Zeit ſte-
het
, durchſchneidet, ſo wird dann der Stundenzirkel, der durch ſolchen Punct
laufet
, die Zeit bey dem Anfang der Morgenröthe und das Ende der Abend-
demmerung
eigentlich dargeben.
Als z. E. ſo die Regel nach der Nürnber-
giſchen
Polhöhe, die faſt 49 {1/2}.
Grad groß, als ein Horizont angeordnet wä-
re
, und es träfe alsdann der 18.
Almucantharatzirkel unter dieſem Horizont
bey
deſſen Interſection mit dem Tropico Capricorni, da die Sonne in dem
mitternächtigen
Hemiſphärio den kürzſten Tag ausmacht, eben auf den Stun-
denzirkel
von 6.
Uhr, ſo wird man daraus abzunehmen haben, daß der An-
fang
der Morgenröthe ſich alsdann um 6.
Uhr zu frühe, und das Ende der
Abenddemmerung
um 6.
Uhr zu Abends ereignen, und demnach jede, weil
die
Sonne zu früh um 8.
Uhr alsdann auf-und um 4. Uhr Nachmittag
untergehet
, 2.
Stund lang dauren müſſe.
71647allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
IX. Nutz.
Aus der Aſcenſtone recta und Declinatione eines
Sterns
, auch, ſo es beliebet, mit Zuziehung der Aſcenſionis r@
ctä
von der Sonne, deſſen Länge und Breite, und wieder umge-
wandt
, ſo die beyde letzte Stücke bekannt ſind, die
obige
erſte zu finden.
Wir ſupponiren, es ſeye die Aſcenſio recta eines Sterns, z. E. 188°.
deſſen Declination aber ſüdlich 20°. wann nun dieſes zum voraus
bekannt
, ſtellet man alsdann die gröſſere Regel an die Ekliptik, und
rücket
die kleinere perpendiculare an den Punct, wo der Meridian des 188.

Grads
, und der Parallel des 20.
Grads einander durchſchneiden, ſo wird
ſelbiger
Punct den 15.
Grad auf der kleinen Regel berühren, welches ſo viel
zu
verſtehen giebet, daß die Breite dieſes Sterns 15.
Grad groß ſeye.
Endlich
füget man die gröſſere, jedoch daß die kleinere wieder in ihrer vori-
gen
Stellung verbleibe, auf den Aequator, ſo wird auf ſolcher der vorbe-
merkte
15te Grad einen Meridian oder Stundenzirkel berühren, der 196.

Grad
von dem Anfang des Widders entfernet, woraus abzunehmen, daß
die
geſuchte Länge dieſes Sterns 196.
Grad groß ſeye.
Man kann auch mit Beyhülfe der Aſcenſionis rectä von der Sonne
neben
beſagten Datis den Platz eines Sterns leicht finden, indeme
man
aus beyden Aſcenſionibus rectis die Diſtanz zwiſchen dem Stunden-
zirkel
der Sonne und demjenigen des Sterns determiniret, und weil man
bey
der bekannten Zeit, den Stundenzirkel, in welchem der Stern ſte-
het
, und aus der Declination deſſen@ Parallel weiß, ſo mag man aus
der
Interſection dieſer beyden Zirkel, deſſen Stelle auf dem Aſtrolabio
bekommen
.
Es wird auch wiederum umgewandt, wann die Länge und Breite ei-
nes
Sterns gegeben iſt, ſowohl deſſen Aſcenſio recta als die Declination
mit
leichter Mühe gefunden, da man, ſo z.
E. die Aſcenſio recta 196.
Grad und die Breite gegen Mittag 15. Grad ausmacht, erſtlich die gröſ-
ſere
Regel an den Aequator rucket, und die kleinere ſo weit fortſchie-
bet
, biß der darauf bemerkte 15.
Grad der Breite in dem mittägigen
Hemiſphärio
auf den Meridian von 196.
trifft, wäre aber die Declina-
tion
mitternächtig, müßte der bezeichnete Grad auf den Meridian in das
mitternächtige
Hemiſphärium fallen, alsdann ſtellet man beyde Regeln in
ſolcher
Lage auf die Ekliptik, ſo wird der obbemeldete 15te Grad
71748Von der Zubereitung und dem Gebrauche dem Aſtrolabio einen Punct zeigen, durch welchen der 188. Meridian und
der
20.
Parallel gehet, das ſo viel andeutet, daß d@e Aſcenſio recta des
vorgegebenen
Sterns 188.
Grad, defſen Declination aber 20. Grad groß
ſeyn
müſſe.
XII. Nutz.
So die Längen und Breiten zweener Oerter, oder die
Aſcenſiones
rectä und Declinationes zweener Sterne (welches
auf
einerley Operation ankommet,) zuvor bekannt ſind, ihre
Diſtanz
bey dem Bogen eines groſſen Zirkels
zu
finden.
Wir wollen zwö weit voneinander entlegene Städte, und zwar Nürn-
berg
und Canton in China zum Exempel nehmen, bey weichen aus
denen
Obſervationen richtig iſt, daß die Länge der erſten, den Meri-
dianum
primum bey der Inſul Fer annehmend, 51°, 10′.
die Breite 49°.
28′. die Länge aber von Canton nach eben dieſem Meridian 133°. 23′, die
Breite
, die ebenfalls wie die vorige mitternächtig, 23°.
8′. groß ſeye, nach
dem
läſſet man den Meridian des Aſtrolabii vor den cantoniſchen Meridlan
gelten
, zehlet von dem Aequator und zwar hier in dieſem Fall, weil die
Breite
mitternächtig, gegen dem Polo arctico die Breite von 23°.
8′. hin-
auf
dieſem Meridian, und ſtellet die gröſſere Regel auf ſolchen Punct, als-
dann
determin@ret man vor Nürnberg, weil der Unterſchied der Längen
zwiſchen
dieſen beyden Städten, 83°.
13′. austräget, auch einen Meri-
dian
, der von jenem faſt 82 {1/4}.
Grad entfernet iſt, auf dieſem aber in der Di-
ſtanz
von 49 {1/2}.
Graden von dem Aequator gegen Mitternacht, um die Brei-
te
vor Nürnberg zu bekommen, einen Punct, und rucket die kleinere Regel
daran
, ſo wird man die eigentliche Stelle dieſer zween Oerter auf dem
Aſtrolabio
erlangen, deren Entfernung voneinander man bey dem Bogen
des
Meridians alsdann meſſen muß, ſo wird die verlangte Diſtanz bey 68.

Grad
groß ſeyn.
Wollte man die Diſtanz zweener Sterne, deren Länge und Breite
zum
voraus bekannt wären, wiſſen, kann man die obige Operationen, in-
deme
man hier den Aequator vor die Ekliptik annimmt, auf
gleiche
Art anſtellen, und dabey das Verlangte
alsdann
erfahren.
71849allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Das fünfte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche noch eines
andern
univerſalen Aſtrolabii, wie ſolches de la Hire
in Parls erfunden.
Nachdeme Herr de la Hire, der ältere, Königl. Profeſſor der Mathe-
matik
und Mitglied der Academie der Wiſſenſchaften in Paris bey
den
oben beſchriebenen zweyen Aſtrolabiis einigen Mangel wahrge-
nommen
, wie nemlich ſo wohl die Meridiani als Paralleli auf dem erſten ge-
gen
der Mitte zu etwas enger, dann auſſen, und auf dem untern alle dieſe Zir-
kel
gegen den auſſern Theilen weit enger als gegen der Mitte zuſammen kom-
men
, ſo iſt ſelbiger gegen das Ende des vorigen Seculi darauf bedacht gewe-
ſen
, wie er dergleichen Inſtrumente darſtellen mögte, daß die Weiten beſag-
ter
Zirkel von einander faſt in einer Gleichheit und mit den Zirkeln auf dem
Globo
conformer wären, welches Intent er auch bald darauf glücklich er-
reichet
, alſo daß Bion, unſer Autor, auch eine Beſchreibung hievon in ſei-
nem
Tractat von den Aſtrolabiis dem Publico mitzutheilen Anlaß bekom-
men
, dahero wir bey gegenwärtiger Gelegenheit nach deſſen Anleitung ſol-
ches
auch in den nachfolgenden mit wenigen dar@hun wollen.
Von der Zubereitung dieſes Aſtrolabii
univerſalis
.
Man ziehet erſtlich einen Zirkel in der Weite, ſo groß als man das Aſtro-
labium
zu beſchreiben verlanget, wie hier A B D E, dann einen noch et-
11Tab. V.
Fig
. 1.
was kleinern, um den Fundamentalzirkel, der hier der Meridian iſt, gethei-
let
vorzuſtellen;
auf dieſem ſind die Puncte A und E wie auf dem vorherge-
henden
, die 2.
Pole, wollte man aber, entweder den Aequator, (wie in dem
folgenden
ſiebenden Capitel mit mehrern zu erſehen) oder die Ekliptik vor
den
Fundamentalzirkel annehmen, muß der Mittelpunct C.
die Pole von el-
nem
dieſer Zirkel andeuten.
Ferner theilet man beſagten Zirkel ABDE durch
die
zween elnander winkelrecht durchſchneidende Durchmeſſere AC und BD in
4
.
Quadranten, einen jeden ſolchen wieder von 5. zu 5. Graden, oder wo
es
der Raum leidet, von Grade zu Grade, C D aber den halben Durch-
meſſer
bey F in zween gleiche Theile, und ziehet aus dem Puncte bey 45.
durch F eine gerade Linie ſo weit hinaus, biß ſelbige auf den verlängerten
Durchmeſſer
A E in O trifft.
In dieſem Puncte wird allhier das Aug
71950Von der Zubereitung und dem Gebrauche ſtehen concipiret, daß man ſich ſonſten bey dem erſten Aſtrolabio,
als
des Gemmä Friſi@, weit genäuer, nemlich in E, bey dem vorher-
gehenden
aber in einer unendlichen Entfernung, vorſtellet, aus ſolchem muß
nun
die Projection aller hieher gehörigen Zirkel vorgenommen werden, man
ziehet
demnach erſtlich aus dieſem Puncte O auf die Theile eines Quadran-
tens
, z.
E. desjenigen bey A D, lauter blinde gerade Linien, ſo werden die
Durchſchnitte
auf der Linie C D die Puncte zeigen, durch welche die Zirkel
des
Aſtrolabii gehen müſſen.
Auf die drey übrige halbe Durchmeſſere, als
auf
CA, CB, CE, ſoll man eben diejenige Theilung von C D, wie man eben die-
ſes
auch in den vorhergehenden Aſtrolabiis obſerviret, accurat übertragen.
Nachdem hat man zu notiren, daß obbeſagte Zirkel allhier weder in lauter
Zirkelbögen
, wie auf dem Aſtrolabio des Gemmä Friſii, noch in halben El-
lipſibus
, wie in dem andern des Rojas, ſondern nur in Stücken einer El-
lipſis
dargeſtellet werden mögen.
In dieſen beſtehet die Hauptſache von
dem
ganzen Aſtrolabio, es zeiget aber Herr de la Hire, wie man eben ſo leicht
ſolche
Portiones, als man die halben Ellipſes in dem Aſtrolabio des Rojas
determiniret
, ſo wohl vor die Meridianen als Parallelen ziehen könne, und
zwar
wie folget.
Wir ſetzen z. E. es ſeye erſt@ch der Meridian A F E, der
durch
drey gegebene Puncte wie bey der Conſtruction des vorhergehen-
den
Capitels, als durch die 2.
Weltpole A und E und durch einen Thei-
lungspunct
auf dem Aequator, als hier durch den Punct F von 45.
Gra-
den
gehet, zu beſchreiben, dieſer Punct F wird auf der Linie B D determi-
niret
, indeme man von dem Puncte O, dem Ort des Auges, auf den vor-
gegebenen
45ten Grad eine blinde Linie ziehet.
Aus eben dieſem Puncte
O
beſchreibet man auch durch N.
ſo den Punct des 45ten Grades, gerad
gegen
dem vorbeſagten 45ten über, andeuter, eine Linie auf den verlänger-
ten
Durchmeſſer B D in G, ſo wird die Linie F G eine Axe ſeyn, um die durch
die
Puncten AEFG die geſuchte Ellipſis gehen muß.
Erſtbemeldete Linle F G theitet man bey H in 2. gleiche Theile, gleich-
11Tab. V.
Fig
. 2.
wie folches in der folgenden zwoten Figur, damit ſich bey der erſten kei-
ne
Verwirrung ereigne, beſonder angewieſen wird, die Pun@te A und E
geben
, wie in der vorigen, die beyden Weltpole, der Punct aber in C
den
Mittelpunct des Aſtrolabii, ferner richtet man aus dem Puncte H auf
der
Linie G F eine Perpendicularlinie H I auf, ziehet aus dem Puncte A, mit
dem
Radio HF durch die Linie HI bey I einen kleinen Bogen, und beſchrei-
bet
aus dieſer Interſection durch A gegen K eine gerade Linie IAK, welche
auf
die Linie GF in K trifft.
Darauf nimmt man den obbemeldeten Stangenzirkel mit dreyen
Schenkeln
, und ſtellet deren zwey äuſſerſte Spitzen, ſo weit voneinander, ſo
groß
die Linie IK iſt, die mittlere Spitze aber in dor Entfernung von
72051allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. den, ſo viel der Punct A entweder von I oder K entfernet, alsdann appliei-
ret
man ein Winkelmas an den Winkel I H F, und läſſet die eine äuſſere
Spitze
von I gegen H, die andere von K gegen F an dieſem Winkelmaß
fortgehen
, ſo wird die mittlere von A gegen F den vierten Theil der Ellipſis
beſchreiben
:
Auf eben dieſe Art verfähret man bey dem Winkel F H L,
ſo
wird dann auch das andere Stuck der verlangten Ellipſe beſchrieben
ſeyn
.
Nach eben dieſer Methode mag man ſowohl beo den andern Meridia-
nen
als denen Parallelen des Aequators die Operation vornehmen, es iſt
aber
noch zu obſerviren, daß bey dieſen Parallelen, um die eigentliche Gröſ-
ſe
ihrer Axen zu erlangen, man, wegen beſſerer Bequemlichkeit, auf dem
Radio
C D die Operation anſtelle, als z.
E. ſo man den parallel von 45.
Graden, der zu beyden Seiten des halben Durchmeſſers C A auf dem halben
Zirkel
BAD durch die Puncten von 45.
Graden gehet, zu beſchreiben verlanget,
muß
man aus dem Puncte O durch den Punct P, der auf dem Quadranten
D
P E den 45 ſten Grad andeutet, eine gerade Linie OPM ziehen, ſo wird dann
FM
auf dem verlängerten halben Durchmeſſer CD die Gröſſe der geſuchten
Axe
SQ zeigen, auf welcher man das Stuck von der Ellipſe 45.
S R, wie
vor
A F E, determiniren muß.
Alle dieſe Puncte, welche die Gröſſe ſolcher Axen vorſtellig machen,
ſind
wie lauter halbe Durchmeſſere der Zirkel, die in dem Aſtrolabio des Gem-
Friſii, ſowohl die Meridianen als Parallelen repräſentiren, anzuſehen,
und
iſt allhier nur dieſer Unterſchied, daß der Punct O, wo das Aug bey der
Projection
dieſes Aſtrolabii zu ſtehen concipiret wird, von dem Pol E entfet-
net
ſeye, gleichwie ſchon oben erinnert worden.
Die Gröſſe ſolcher Axen mag man auch gar richtig in Zahlen beſtim-
men
, indeme man den Radium C D z.
E. 1000. gleiche Theile groß zum
Grunde
ſetzet, man findet aber erſtlich durch die Berechnung, daß, da man
hier
den Durch meſſer A E vor den Zirkel der @en Stunde annimmt, die
Weite
von dem Mittel@ ct C biß zu 7, wo der Zirkel der 7ten Stunde den
Aequator
BCD durchſchne@et, 165.
gleiche Theile von den obbemeldeten 1000,
die
Weite von C biß 8, 331, die Weite von C biß 9, 500, die Weite von C
biß
10, 670, und endlich die Weite von C biß 11, 839.
gleiche Theil austra-
ge
, die man alle aus einem Maßſtab von C in D, dann aber auf die drey an-
dere
halbe Durchmeſſere ſtellet, um die Puncte zu bekommen, durch welche
man
die Meridianen und Parallelen ziehen muß.
Ferner ergiebet es ſich durch die Berechnung, daß die Entfernung
des
Auges bey O von C, dem Mittelpuncte dieſes Aſtrolabil nach eben
72152Von der Zubereitung und dem Gebrauche obigen gleichen Theilen 1707 {3/4}. Thelle groß ſeye, welche Weiteman aus eben
den
Maßſtab von C in O ſtellet, ſo man nun den Radium viſualem aus die-
ſem
O durch den Punct von 75, 60.
30. 15. des nähern Quadrantens B E
auf
den verlängerten halben Durchmeſſer BC ziehet, und darauf ihre Ent-
fernung
von DC, dem Mittelpuncte an berechnet, wird man ſolche bey der näch-
ſten
und erſten 596, bey der zwoten 1014, bey der dritten 1207, bey der
vierten
1225, und bey der fünften 1139.
gleiche Theile groß befinden; Als-
dann
addiret man zu den beſagten 596.
Theilen oblge 165. Theile, als die
Weite
C 9, ſo wird man endlich die elliptiſche Axe von 761.
Theilen vor
den
Zirkel der 7ten Stunde bekommen.
Auf gleiche Weiſe addiret man
1014
.
zu den obigen 331. Theilen, 1207. zu 500, 1225. zu 670, 1139. zu
893
, ſo werden die Summen als 1345, 1707, 1895, 1978, die verlangte
Gröſſen
vor die Axen der Ellipſen bey der 8.
9. 10. und 11ten Stunde rich-
@ig
darſtellen.
Eben dieſe Zahlen dienen auch um die Axen der Parallelen richtig aus-
zufinden
, man muß aber ſolche an ſtatt der Addition, allhier voneinander
ſubtrahiren
, wie aus der Figur leicht zu erſehen, alſo muß man z.
E. 839.
von 1139, 670. von 1225, 500. von 1207, 331. von 1014, 165. von 596.
abziehen
, ſo werden im Reſte vor die Gröſſe der Axe von der Ellipſe, die
durch
jeden 75.
Grad des Meridians gehet, 300. vor dieienige, wo der Pa-
rallel
die 60.
Grade durchwandert, 555, vor die Axe, wo dergleichen Fläche
auf
die 45.
G@ade trifft, 707, vor die Axe, deren Ellipſis 30. Grade durch-
ſchneidet
, 683, und endlich vor die Axe, wo der Parallel durch die 15.
Grad
gelanget
, 431.
gleiche Theile anzunehmen ſeyn. Nach eben dieſer Metho-
@e
kann man auch noch mehrere Axen, ſowohl vor die Meridianen als Pa-
rallelen
, die durch andere Grade, oder ja durch jede gehen, determiniren, wel-
che
, ſo ſie in einer Tabelle zuſammen angeſetzet werden, bey der Conſtruction
groſſer
Aſtrolabiorum gar dienlich ſind.
Von dem Gebrauche dieſes Aſtrolabs.
Was den Gebrauch dieſes Inſtruments anlanget, iſt ſolcher mit dem-
jenigen
, bey dem obigen Aſtrolabio des Gemmä Friſii einerley, ſo
mag
man demnach alle Aufgaben, wie ſie dorten angewieſen worden, auch
auf
gegenwärtigem Aſtrolabio auf gleiche Art vorſtellig
machen
.
72253allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Das ſechſte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche des par-
ticularen
Aſtrolabii, und zwar von den
Aequinoctialen
.
Man pfleget über die bißherige Univerſale, noch verſchiedene andere,
die
man, weil ſie nur auf gewiſſe Polhöhen gerichtet ſind, Aſtrolabia
particularia
nennet, künſtlich vorzuſtellen, unter dieſen iſt abſonderlich
das
Aequinoctiale, wie es Ptolomäus zu conſtruiren gelehret, merkwürdig,
welches
blßhero am meiſten im Gebrauche geweſen, dahero wir von ſol-
chem
vor andern auch eine richtige Beſchreibung in dem nachfolgenden ge-
ben
wollen.
Die Fundamentalfläche auf der hier die ganze Vorſtellung der Sphä-
geſchiehet, iſt eigentlich das Planum des Aequators, oder eines jeden an-
dern
Zirkels, der mit jenem parallel laufet, wie z.
E. reſpectu unſerer, die wir
in
dem mitternächtigen Theil der Kugel wohnen, dasjenige von dem Tropi-
co
Capriconi.
Allhier wird ferner zum vorans geſetzt, daß das Auge in dem
Polo
antarctico ſtehe, und der Mittelpunct des Aſtrolabs den Polum arcticum
andeute
.
Es iſt auch bey dieſer Art der Aſtrolabien gar wohl zu notiren,
daß
von der Sphära verſchiedene Zirkel anzutreffen, die in jeden Polhöhen
gegen
dem Plano des Aequators oder des Tropici Capricorni einerley Ver-
hältniß
haben, dergleichen ſind die Stundenzirkel, oder die Zirkel der Aſcen-
ſionum
rectarum, die Parallelen des Aequators oder die Declinationszirkel,
die
Circuli Longitudinum, ſo durch die Pole der Ekliptik gehen, derſelben
Parallelen
als die Circuli Latitudinum und die Ekliptik ſelbſten, ja daß auch
die
Fixſterne aus allen Oertern auf der Erde reſpective in gleichen Weiten,
ſowol
von dem Aequator als dem Tropico Capriconi ab, entfernet, obſervi-
ret
werden, hingegen aber auch unterſchiedliche Zirkel gebe, die nach ihrer
Stellung
in allen Gegenden der Erde veränderlich ſind, von dergleichen Gat-
tung
ſind der Horizont, deſſelben Parallelen, nemlich die Almucantharat oder
Höhenzirkel
, die Azimutha oder Verticalzirkel, die Zirkel der Italiäniſchen
und
Babyloniſchen Stunden, und die Zirkel der himmliſchen Häuſer, dahe-
ro
hat man dieſe Aſtrolabia nothwendig aus zweyen Stücken zuſammenſetzen
müſſen
, von welchen das eine unbeweglich, und nach den letztbemeldeten be-
weglichen
Zirkeln, auf eine gewiſſe Polhöhe gerichtet, das andere aber be-
weglich
, und bey allen Polhöhen applicabel und dienlich iſt, indeme
die
erſtere Zirkel und vornehmſte Sterne nur darauf beſchrieben werden,
wobey
man, ſo die Scheibe um den Mittelpunct des Aſtrolabii
72354Von der Zubereitung und dem Gebrauche wird, die tägliche Bewegung der Kugel um die Weltpole vorzuſtellen ver-
mag
.
Dieſe Scheibe wird überall ſo ſtark, als es ſich thun läſſet, damit
man
die untere unbewegliche Scheibe deſto beſſer ſehen könne, ausgeſchnit-
ten
, und nach einiger Vergleichung insgemein ein (Rete) oder Netz genen-
net
.
Von der Zubereitung der obern beweglichen Scheibe,
oder
des ſogenannten (Retis) Netzes.
Man beſchreibet aus A als dem Mittelpunct einen Zirkel, ſo groß als es des
11Tab. V.
Fig
. 3.
Aſtrolabii innere Theile, in welchen dieſer eingefüget wird, zuläſſet,
der
den Tropicum Capriconi bey uns vorſtellet, und theilet ſolchen bey den
zween
Durchmeſſern B C und D E in 4.
gleiche Theile. Ferner ſtellet man
auf
A B den Winkel F A B von 23 {1/2}.
Graden, der die gröſte Declination
der
Sonne ausmacht, ziehet aus E in den Punct F eine gerade Linie, und
bemerket
auf dem halben Durchmeſſer A B den Durchſchnitspunct in G.
Nachdem beſchreibet man aus dem Mittelpuncte A durch G einen Zirkel GLNV.
der
die Linie AF in M durchſchneidet, und den Aequator andeutet, ziehet eine
gerade
Linie von L in M, und dann wieder aus dem Mittelpuncte A durch die
Interſection
O, welche die Linie L M auf der Linie A B macht, einen Zirkel, ſo
den
Tropicum Cancri giebet.
Man kann auch einen jeden von denen Tropicis noch auf eine andere
Art
, nemlich in Zahlen ausfinden, da man, indeme der Radius AG des Ae-
quinoctialzirkels
in 1000.
gleiche Theile getheilet ſupponiret wird, vor dem
Radio
des Tropici Cancri AO 656.
dergleichen Theile, welche Theile eines
Tangenten
des Winkels von 33.
Graden 15. Minuten, oder von der Heifte
des
Bogens MV ſind, annimmt, ſo wird dann der Radius A B des Tropici
Capricorni
, als ein Tangens von des beſagten Winkels Ergänzung, aus
1525
.
Theilen beſtehend, ſich ergeben. Nachdeme obbeſagte Zirkel richtig
beſchrieben
worden, theilet man die Weite zwiſchen dem mittägigen Puncte
des
Tropici Capricorni bey B.
und dem mitternächtigen Punct des Tropici
Cancri
bey R in P in zwey gleiche Theile, und ziehet aus P durch die zwey
Puncta
Aequinoctialia L und V einen Zirkel, der die Ekliptik giebet, innerhalb
dieſer
determiniret man auch noch zween andere Parallelen, die zur Einthei-
lung
dieſes Zirkels in 360.
Grade, und vor die Einzeichnung der Zeichen des
Zodiaci
, nach ihren Characteren gehören.
Die Theilung des Zodiaci in die Zeichen und Grade wird mit Zu-
ziehung
der Aſcenſionum rectarum, auf folgende Weiſe vorgenommen:
Man appliciret die obere Sche@be auf einem in Grade und Minuten einge-
theilten
groſſen Zirkel ſolchergeſtalten, daß von jener der
72455allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. bey A mit demjenigen des Zirkels accurat übereintreffe, dabey aber der erſte
Punct
des auf den Anfang der Theilung, der erſte Punct des auf
den
90ten Grad, der Anfang von der auf den 180ten Grad, und end-
lich
der Anfang des auf den 270ten Grad falle, alsdann nimmt man
aus
der Tabelle der geraden Auſſteigungen vor die verlangte Grade der
Ekliptik
die gehörige Aſcenſiones rectas, als z.
E. vor den 5ten Grad des
die
Aſcenſionem rectam von 4.
Grad 35. Minuten, vor den zehenden dieje-
nige
von 9.
Grad und 11. Minuten, und ſo weiter, leget ein Lineal bey
dem
Mittelpuncte A und denen erſtbeſagten Graden in dem getheilten Zirkel
an
, und bemerket auf der Ekliptik alle Interſectionen bis auf den letzten, als
den
360ten Grad.
Man kann auch die Eintheilung dieſes Zirkels ohne Beyhülfe der Aſ-
cenſionum
rectarum auf folgende Art vornehmen:
Man beſtimmet die grö-
ſte
Declination der Sonne, als den Winkel von 23 {1/2}.
Graden, von dem
Puncte
L in dem Aequator bis an den Punct K, ziehet aus V in K die Linie
V
K, welche den Durchmeſſer des Zodiaci bey S durchſchneidet, da der
Durchſchnitt
deſſen mitternächtigen Pol zeiget, und appliciret ſowohl bey
dem
Puncte S als bey den gleichen Eintheilungen des Aequators ein Lineal, ſo
werden
die Interſectionen auf der Ekliptik diejenige Puncten geben, durch wel-
che
man aus dem Mittelpunete A die Linien, ſo die Eintheilung in die Zeichen
und
Grade machen, richtig zu beſchreiben hat, alſo leget man z.
E. ſo man
von
dem erſten Punct des Widders anfänget, das Lineal bey dem 5.
10.
15. a. Grad des Aequators und dem Puncte S an und notiret auf der Ekli-
ptik
den 5.
10. 15. 20. vor den Widder und ſo weiter. Endlich ſetzet man
das
Lineal an den Punct A, den Mittelpunct der Scheiben, und an die ge-
fundene
Puncte auf der Ekliptik und ziehet die Linien, ſo werden ſelbige die
Eintheilung
in Signa und Grade ebenfalls darthun.
Man mag auf eben
dieſer
Scheibe auch die vornehmſte Fixſterne vorſtellig machen, hierzu muß
man
die Tabellen, in denen die Aſcenſiones rectä und Declinationen auf das
verlangte
Jahr berechnet zu finden, gebrauchen, auch eine kleine Regel, die
um
den Mittelpunct A beweglich iſt, auf der ſowohl die mitternächtige als
11Tabula V.
Fig
. 4.
mittägige Declinationen verzeichnet ſeyen, zur Stelle ſchaffen, dieſes kann
auf
folgende Art geſchehen:
Man beſchreibet einen halben Zirkel, deſſen
Durchmeſſer
ſo groß ſeye als des Aequators ſeiner auf der obern Scheibe,
apart
, und theilet ſolchen durch die Perpendicularlinie BC, die man ſo weit
über
den Zirkel hinaus, als es nöthig iſt, ziehen kann, in zween, hingegen
einen
jeden Quadranten von dem Puncte B an, in 90.
gleiche Theile, als
Grade
, alsdann leget man ein Lineal bey dem Puncte D und bey den Ein-
theilungen
des Quadrantens B E und B D an, und ziehet bey den Durch-
ſchnitten
des Lineals mit der verlängerten Linie B C kleine Linien, welche
die
Grade der Declination, und zwar diejenige, ſo zwiſchen dem Puncte
B
und C enthalten, die mitternächtigen, und die über B hinausfallen,
72556Von der Zubereitung und dem Gebrauche mittägigen andeuten. Alsdann träget man die Interſectionen des Durch-
meſſers
B C mit einem Zirkel auf die obbemeldete kleine Regel, und füget
die
Zahlen und zwar alles von dem Puncte B an, wo jene den Umkreis
des
Aequators berühret, in der Ordnung auf beyden Seiten hinaus, bey,
da
dieſes noch zu notiren kommet, daß, weil in gegenwärtigem Aſtrolabio
der
Tropicus Capricorni die äuſſerſte Grenze iſt, es gar nicht nöthig ſeye,
die
mittägige Declinationes über 23.
Grad 30. Minuten hinaus anzu-
ſetzen
.
Man kann auch auf dieſem Lineal die Grade der Declination gar wohl
in
Zahlen darſtellen, ſo man den Radium des Aequators z.
E. in 1000. glei-
che
Theile getheilet, vorausſetzt, und den halben Durchmeſſer C D vor dem
Sinu
toto annimmt, ſo werden die Theile des Radii B C die Tangenten
der
gegen über ſich befindenden Winkel, die aus dem Puncte D auf des
Aequators
Circumferenz formiret werden, dargeben.
Man mag aber die
gehörige
Anzahl dergleichen Theile, die z.
E. den 10. Grad der mitternäch-
tigen
Declination zukommen, alſo finden;
man ſuchet den Tangenten
von
dem halben Winkel des Complements auf 10.
Grade, nemlich hier den
Tangenten
von 40.
Graden, ſo wird ſich ſolcher in 839. gleichen Theilen
bey
der Diſtanz des Hauptmittelpuncts bis an denjenigen Punct des Him-
mels
, wo die mitternächtige Declinatio 10.
Grade groß iſt, ergeben, ſo man
nun
obige Zahl von ihrem Sinu toto als von 1000.
Theilen abziehet, ſo
wird
dann der Ueberreſt von 161.
Theilen vor die Weite, die von eben die-
ſem
Puncte des Himmels bis an die Circumferenz des Aequators gehet,
ſich
zeigen.
Die Zahl der gleichen Theile vor den 10ten Grad der mittägigen De-
clination
wird auf folgende Art determiniret:
Man addiret die vorgegebene
Grade
als hier die 10.
zu 90, ſuchet den Tangenten von der Helfte der
Summe
nemlich von 50, ſo werden die 1192.
correſpondirende gleiche Thei-
le
von dem Mittelpuncte an des Aſtrolabii bis zu den Punct des Himmels,
wo
die mittägige Declination von dem 10ten Grad ihren Platz hat, oder
aber
192.
Theile davon, von eben dieſem Puncte des Himmels bis an die
Circumferenz
des Aequators die geſuchte Weite geben.
Nachdeme es nun mit der Declination nach beſagter Vorſtellung ſei-
ne
Richtigkeit hat, ſo kann man alsdann die fürnehmſte Fixſternen um deſto
eher
auf dieſer beweglichen Fläche vorſtellig machen, es ſeye aber auf ſol-
cher
z.
E. das Aug des Stiers, ſo ein Stern erſter Gröſſe iſt, gehörig an-
zuſetzen
, vorhero beſtimmet man erſtlich aus denen Tabellen auf das ver-
langte
Jahr, als ſo es der Anfang dieſes Seculi, als das 1701te Jahr
ſeyn
ſollte, die Aſcenſionem rectam von 64.
Graden 43. Minuten, und ſeine
nördliche
Declination von 15.
Graden 52. Minuten groß, und appliciret bey
dem
Mittelpuncte A und bey den erſtbeſagten 64.
Graden 43. Minuten der
Aſcenſionis
rectä, die man von dem erſten Puncte des Widders auf
72657allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Circumferenz entweder des in ſeine Grade eingetheilten Aequators, oder ei-
nes
andern concentriſchen Zirkels, zehlet, obige kleine Regel, ſo wird ſolche
bey
einer geraden Linie, die von dem Mittelpunct bis in obbeſagte Grade
und
Minuten gezogen wird, vor das Stieraug den Circulum Aſcenſionis re-
ctä
und zugleich darauf bey 15.
Graden 52. Minuten der mitternäch tigen
Declination
den eigentlichen Ort dieſes verlangten Sterns zeigen.
So man die Abweichung dieſes Sterns, ohne daß man die Regel ein-
theile
, auch nach den Zahlen zu determiniren verlanget, ziehet man hier 15.
Grad 52. Minuten von 90. Graden ab, und ſuchet in den Tabellen der Sinuum
und
Tangentium den Tangenten von der Helfte dieſes Winkels, als den
Tangenten
von 37.
Graden 4. Minuten, ſo werden die correſpondirende, als
die
755.
Theile, wann man ſelbige aus der in 1000. gleiche Theile getheil-
ten
und mit dem Radius des Aequators gleich groſſen Maßſtab mit einem
Zirkel
nimmt, von dem Mittelpuncte A an, auf der geraden Linie, die den
Circulum
der Aſcenſionis rectä des Stierauges vorſtellet, den eigentlichen
Ort
des beſagten Sterns zu erkennen geben.
Es ſeye noch ein anderer der
Sirius
, oder ſogenannte Hundsſtern, einer von den ſchönſten und gröſten,
z
.
E. deſſen gerade Aufſteigung wird zu Anfang dieſes Seculi 98. Grad,
die
Declination, ſo hier mittägig iſt, 16.
Grad 20. Minuten groß befunden,
man
ziehet demnach aus A als dem Mittelpunct des Aſtrolabii durch den 98.

Grad
des Aequators eine gerade Linie, die den Zirkel von der Aſcenſione recta
dieſes
Sternes präſentiret, und bemerket, ſo man die getheilte Regel accu-
rat
daran ſetzet, den mit 16.
Graden 20. Minuten auſſerhalb dem Aequator
correſpondirenden
Punct, oder determiniret ſolchen durch die Zahlen, indeme
man
die 16.
Grade und 20. Minuten zu 90. Graden addiret, die Summe
von
106.
Graden 20. Minuten halbiret, ſo wird der Tagente von dieſer
Helfte
, als der Tagente von 53.
Grad 10. Minuten, 1335. gleiche Theile
geben
, von denen man nur die 335.
über die 1000. Theile aus eben dieſer auf
einem
Maßſtab, die dem Radio des Aequators gleich iſt, nimmt, und ſol-
che
auf der geraden Linie, die den Circulum Aſcenſionis rectä vorſtellet, aus
der
Circumferenz des Aequators darauf hinauswärts träget, ſo kann man
auch
den rechten Ort dieſes Sterns auf ſolcher beweglichen Scheibe bekom-
men
, alſo verfähret man ebenfalls bey den andern Sternen, und ſo wird
man
bey den ſchattirten Spitzen, die aus denen nach Belieben gezogenen
Faſciis
herausgehen, ſo dieſe ganz ausge ſchnitten werden, die vornehmſte
Sterne
mit Beyfügung ihrer Nahmen auf dieſem Aſtrolabio richtig ange-
deutet
finden.
72758Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Von der eigentlichen Vorſtellung des Horizonts, der
Almucantharat
oder Höhenzirkel und des Zirkels der Crepnſcu-
lorum
auf der unbeweglichen Scheibe diejes particularen
Aſtrolabii
.
Man beſchreibet erſtlich auf dieſer unbeweglichen Fläche, ſo wohl den Ae-
quinoctialzirkel
als beyde Tropicos nach der Methode und in eben der
Gröſſe
, wie man ſelbige auf dem Netze gezogen, ſo daß auch hier wie dorten,
11Tab. VI.
Fig
. 1.
der aus dem Mittelpuncte A determinirte groſſe Zirkel den Tropicum , der
mittelmäßige
den Aequator, der kleineſte den Tropicum , die gerade Linie
K
A D die Mittagslinie, oder auch hier die Interſection des Mittagszirkels
mit
dem Tropico , die Linie C A B diejenige Linie, die aus dem Puncte des
wahren
Aufgangs in denjenigen des wahren Untergangs, als aus B in C ge-
langet
, vorſtellig machet.
Alle Horizonte, die ſich in der Sphära obliqua ergeben, werden auf
dieſem
Aſtrolabio in lauter Zirkeln, hingegen der Horizont in der Sphära re-
cta
in einer geraden Linie, der mit dem Zirkel der ſechſten Stunde eines iſt,
dargeſtellet
.
Bey jenen Horizonten hat man, indeme ſolche jederzeit durch
die
2.
Interſectionen des Aequators mit der Ekliptik, als durch die 2. Puncte
B
und C gehen, dayin zu trachten, wie man auch den dritten Punct dazu finde,
dieſer
ergiebet ſich auf folgende Art:
Man nimmt den Bogen B F ſo groß,
wie
es die Erhöhung des Pols, auf welche gegenwärtiges Aſtrolabium ge-
richtet
iſt, erfordert, als z.
E. vor die Nürnbergiſche Elevation den Bogen
von
49.
Graden 28. Minuten, und ziehet aus C in F eine Linie, ſo wird ſelbi-
ge
bey ihrem Durchſchnitt auf der Mittagslinie in I den dritten Punct dar-
geben
, der der mitternächtige Terminus iſt, durch welchen dieſer Horizont
auch
laufet, da man dann gar leicht nach der in der Geometrie bekannten
Aufgabe
durch die drey Puncten CIB den Zirkel vor den verlangten Hori-
zont
wird ziehen können.
Was hier von dieſem Zirkel, auch von den Höhen-
zirkeln
oder Almucantharat, die am nächſten bey dem Horizont ſtehen, ſich
über
die Fläche des Tropici erſtrecket, wird, weil es zu nichts dienet, gar
ausgelaſſen
.
Man kann auch noch zu eben dieſem Horizont jenſeits des Tropici
einen
vierten Punct auf der verlängerten Mittagslinie, wie folget, fin-
den
:
Man ziehet den Durchmeſſer F A E, und durch die Interſection die-
ſer
Linie mit dem Aequator, als durch den Punct E aus C, die Linie CE K,
ſo
wird ſolche in K die verlängerte Mittagslinie durchſchneiden, allwo der
mittägige
Terminus des verlangten Horizontes anzutreffen iſt, alsdann thei-
let
man die Linie K I in zween gleiche Theile, ſo wird man in M den
72859allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. telpunct zu dieſem Zirkel, der durch die vier Puncte CIBK gehet, be-
kommen
.
Um den Punct des Zeniths zu finden, macht man den Bogen BG dem
Complement
der Polhöhe, als hier zum Exempel, 40.
Graden und 42.
Minuten gleich, und ziehet aus C in G eine gerade Linie, ſo wird dieſe bey
dem
Durchſchnitt auf der Mittagslinie den verlangten Zenithpunct in V
andeuten
.
Was die Almucantharat oder Höhenzirkel anlanget, werden ſolche
als
Zirkel, die mit dem Horizont parallel laufen, von dar an gradweis, und
demnach
ſo viel als 90.
gezehlet, da ſich der letzte in dem beſagten Vertical-
puncte
terminiret.
Alle dieſe werden auf folgende Weiſe beſchrieben: Man
tbeilet
die Bögen G E und G F, weil ein jeder einen geraden Winkel aus-
macht
, entweder von Grad zu Grad in 90.
Theile, oder wo die Figur, wie
hier
, gar zu klein iſt, von 10.
zu 10. , und nimmt von dem Puncte G an zu
beyden
Seiten hinaus gleiche Bögen, z.
E. die Bögen G L und G N, jeden
von
20.
Graden, alsdann ziehet man aus C in und N blinde Linien, die bey
ihrer
Interſection auf der Mittagslinie in zween Puncten die äuſſerſten
Terminos
zu den Durchmeſſer des Höhenzirkels von 70.
Graden geben wer-
den
, deren mittelſter Punct der Mittelpunct dieſes Zirkels iſt.
Auf eben
dieſe
Art, werden auch die andere Almucantharat determiniret, da dann aus
der
Conſtruction zugleich erhellet, daß alle dieſe Zirkel auf dem Aſtrolabio
nicht
concentriſch ſeyn können.
Der Zirkel der Crepuſculorum, der insgemein als das 18te Almucan-
tharat
unter dem Horizont angenommen wird, muß, wie folget, gezogen
werden
:
Man ſtellet von E gegen O und von E gegen P einen Bogen 18.
Grad groß, ziehet von C auf O und durch P von C auf die verlängerte Mit-
tagslinie
in R eine Linie, ſo wird jene in deren Durchſchnitt mit der Mit-
tagslinie
bey dem Punct S den mitternächtigen, dieſe aber bey eben derglei-
chen
Interſection in dem Puncte R, den mittägigen Terminum zu dieſem Zir-
kel
anweiſen, da der Punct in T, der zwiſchen dieſen Terminls in der Mitten
ſtehet
, zu einem Mittelpuncte dienet, aus dem, ſo weit es die Fundamental-
fläche
zuläſſet, der verlangte Zirkel durch obbeſagten Punct S zu beſchreiben
ſeyn
wird.
Man kann auch das obige in lauter Zahlen vorſtellen, man ſupponi-
ret
aber, z.
E. um den Mittelpunct und die Terminos des Horizonts zu fin-
den
, zum Fundament, daß der Radius des Aequators C A 1000.
gleiche
Theile
ausmache, der Tangens A I, indeme deſſen Winkel A C I, als ein
Winkel
an der Circumferenz, der Helfte von der Polhöhe, und zwar hier der
halben
Nürnbergiſchen von 24.
Graden 44. Minuten gleich iſt, 461, hinge-
gen
der Tangens AK ſeines Complements als der Tangens von 65.
Gra-
den
16, Minuten, 2171.
gleiche Theile habe, ſo werden dieſe Zahlen die äuſ-
ſere
Terminos des Horizonts zu erkennen geben.
Der Mittelpunct zu
72960Von der Zubereitung und dem Gebrauche Horizont wird gefunden, ſo man die Summe der beyden Zahlen halbiret,
allhier
iſt z.
E die Summe 2632. Theile groß, und demnach die Helfte als
1316
.
Theile dem Radio oder dem halben Durmeſſer des Horizonts, als
dem
MK oder MI, gleich.
Endlich ſo man von dieſem Radio des Horizonts
den
obigen Tangenten HI von 461.
Theilen abziehet, wird man vor die
Weite
von A bis in M den Mittelpunct des Horizonts von 855.
Theilen be-
kommen
.
Das Zenith oder den verticalen Punct V determiniret man, inde-
me
man den Tangenten A V von dem Winkel BCG, der die Helſte von der
Erhöhung
des Aequators giebet und hier 20.
Grad 16. Minuten groß iſt, in
ſeinen
correſpondirenden Theilen, als bey 369, aus A in V ſtellet.
Die Termini der Höhenzirkel werden in den Zahlen von dem Zenith
V
an auf folgende Weiſe gefunden:
Man theilet ſo wohl den Quadran-
ten
G E als G F in 90.
Grade, wobey die Winkel, ſo man ſolche aus dem
Puncte
der Circumferenz bey C auf jene ziehet, die Helfte der aus dem
Mittelpuncte
A beſchriebenen Winkel, wie aus der Geometrie bekannt, ſeyn
werden
, daraus erfolget dann, daß ein jeder äuſſerer Terminus der obbe-
ſagten
Höhenzirkel von dein verticalen Puncte V an nur um einen halben zu
einen
Grade entſernet ſeye, als z.
E. weil nach dem obigen der Zenithpunct
V
von dem Puncte A um den Tangenten von 20.
Graden 16. Minuten
abſtehet
, ſo wird der mitternächtige Terminus des 89ſten Höhenzirkels, der
am
nächſten bey dem Zenith ſich befindet, von dem Mittelpuncte A um den
Tangenten
von 19.
Graden 46. Minuten in 359. gleichen Theilen, hinge-
gen
aber der mittägige um den Tangenten von 20.
Graden 46. Minuten in
379
.
Theileu von eben dieſem Mittelpuncte A entfernet ſeyn. Alsdann zie-
het
man immer von jenem einen halben Grad ab, addiret zu dem Tangen-
ten
des obigen mittägigen Termini eben dergleichen, und ſuchet die corre-
ſpondirende
Theile aus dem Canone Tangentium, ſo wird man auch die
Tangenten
ſo wohl der mittägigen als mitternächtigen Terminorum vor die
andere
Zirkel richtig dargeſtellet haben.
Den Radium zu einem jeden Höhenzirkel findet man auch gar leicht,
ſo
man nur die Terminos, wann anders einer in Anſehung des Mittelpuncts
A
mittägig, und der andere mitternächtig iſt, zuſammen addiret, und die
Helfte
davon nimmt, ſollten ſich aber alle beyde mittägig befinden, gleich-
wie
ſich ſolches in dem Fall begeben kann, da der Abſtand ihres Zirkels von
dem
Horizont an, gröſſer dann die Erhöhung des Pols von dem vorgege-
benen
Orte iſt, muß man an ſtatt der obigen halben Snmme die Helſte von
der
Differenz, welche beyde Termini geben, vor den goſuchten Radium an-
nehmen
.
Beyde Fälle werden die Exempel am beſten zu verſtehen geben,
geſetzt
es ſeye der 40te Almucantharatzirkel, der eigentlich der 50te von dem
Zenith
an iſt, zu beſchreiben, allhier iſt der mitternächtige oder untere
73061allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. minus von A dem Mittelpuncte um 83. Theile, der mittägige aber oder obe-
re
um 1009.
dergleichen Theile entfernet, ſo wird dann die Summe ſolcher
Terminorum
bey der Helſte von 546.
Theilen den Radium zu den verlang-
ten
Zirkel geben, wäre aber das 70te Almucantharat, oder das 20ſte
von
dem Zenith an zu beſtimmen, muß man allhier, in Anſehung der Brei-
te
, die, weti ſie auſ die Nürnbergiſche gerichtet iſt, weit kleiner als die Höhe
des
gegemvärtigen Zirkels über dem Horizont iſt, den untern Terminum, ſo
um
181.
gleiche Theile von dem Mittelpuncte A an, gegen Mittag abſtehet,
von
dem obern Termino, der um 583.
Theile von eben dieſem Mittelpuncte
entfernet
iſt, abziehen, ſo wird die Helfte von dieſer Differenz als 402.
Thei-
le
den verlangten Radium zu dieſem Zirkel darſtellen.
So man die Mittelpuncte eben dieſer Zirkel auch vermöge der Zahlen
zu
finden verlanget, muß man hier wieder vor allen wohl unterſuchen, ob die
Termini
ſolcher Zirkel gegen dem Mittelpuncte A des Aequators ſich zu bey-
den
Seiten mittägig befinden, oder ob nur ein Terminus reſpectu deſſen mit-
tägig
, und der andere mitternächtig ſeye, da man dann die Operation von ei-
nem
jeden Fall beſonder anzuſtellen hat;
bey dem erſten muß man den un-
tern
Terminum zu dem gefundenen Radio addiren, ſo wird die Summe die
Weite
vom Mittelpuncte A an, biß in den Mittelpunct dieſes verlangten Zir-
kels
dargeben.
Z. E. man wolle den Mittelpunct zu dem 70ſten Almucantha-
rat
, wie ſelbiger über dem Nürnbergiſchen Horizont ſtehet, wiſſen, addiret
man
den untern Terminum 181.
zu dem gefundenen Radio 402. ſo wird die
Summe
583.
den Mittelpunct von dem bemeldetem A an, richtig zeigen.
In dem zweyten, Fall, da der eine Terminus mitternächtig und der an-
dere
mittägig iſt, muß man den mitternächtigen oder untern Terminum von
dem
Radio abziehen, ſo wird der Reſt auch hier die Diſtanz von dem obigen
Punet
A bis zu dem geſuchten Mittelpunct darſtellen, als z.
E. ſo man den
Mittelpunct
zu dem 40ſten Almucantharat über dem vorigen Horizont zu ha-
ben
verlanget, ſubtrahiret man den mitternächtigen Terminum 83.
von den
541
.
Theilen dieſes Zirkelradii, ſo wird das Reſiduum 485. die geſuchte
Weite
geben.
Endlich mag man auch die lineam Crepuſculorum mit Beyhülfe der
Zahlen
auf folgende Art richtig vorſtellen:
Man addiret den Winkel BCO,
der
die Helſte des bekannten Bogens B F von 49°.
28′. und des Bogens FO
von
18°.
0′. nach dem obigen iſt, und demnach 33°. 44′. ausmacht, bey ſei-
nen
Tangenten A S von 668.
Theilen zu dem Tangenten A R des Winkels
B
C R, welche ebenfalls die Helfte des Bogens B G von 40°.
32′. des Bogens
G
E von 90°, 0′ und des Bogens E P von 18°.
0′ und demnach nur 74°. 16′.
und alſo 3550. Theile ergiebet, ſo wird die Summe 4218. groß ſeyn,
73162Von der Zubereitung und dem Gebrauche dann, ſo man ſie halbiret, den Radium T S von 2109. Theilen, ſo man aber
obige
668.
Theile von TS abziehet, die Diſtanz der Centrorum zwiſchen A
und
T von 1441.
Th@ilen darzeigen wird.
Nach dieſer b@ßherigen Methode kann man ſo wohl die mitternächti-
ge
als mittägige Termin@s, die Rad os der Höhenzirkel und Diſtanzen
der
Centrorum nach jeder Polhöhe von Grad zu Grad genau ausſuchen,
und
zum Gebrauche in eine Tabelle bringen, dabey die folgende, die unſer
Verfaſſer
, in ſeinem Toactat von den Aſtrolabiis auf die Elevationem Po-
li
von 49°.
O′. berechnet dargegeben, ob ſie ſchon nur von 10. zu 10. Gra-
ven
angeſetzet worden, inzwiſchen doch gar wohl zu einem Exempel dienen
kann
.
11
Grade
\\ vom Ho- \\ rizont an # Mitter- \\ nächtige \\ Termini # Mittägi- \\ ge Termi- \\ ni. # Radii der \\ Höhen- \\ zirkel. # Diſtanz \\ der Cen- \\ trorum.
0
# 456 # 2194 # 1325 # 869
10
# 354 # 1767 # 1060 # 706
20
# 259 # 1455 # 257 # 598
30
# 167 # 1213 # 690 # 523
40
# 79 # 2017 # 548 # 469
50
# 9 # 854 # 428 # 431
60
# 96 # 712 # 308 # 404
70
# 185 # 589 # 202 # 387
80
# 277 # 477 # 100 # 377
90
# 374 # 374 # 0 # 374
Linea
Cre- \\ puſculo- \\ rum. # 662 # 3606 # 2134 # 1472
Wie die Azimutha oder Verticalzirkel, auch auf ei-
ner
unbeweglichen Fläche richtig zu
ziehen
ſind.
Dieſe Zirkel gehen insgeſamt durch das Zenith oder den Scheitelpunet,
und
enden ſich auf dem Horizont.
Den Anfang um dergleichen zu
beſchreiben
machet man von dem, welcher durch die Puncten des wahren
Auf-und
Untergangs, als durch die Puncte B und C und durch das Zenith
22Tab. VI.
Fig
. 2.
in V laufet.
Allhier könnte man gar wohl durch dieſe drey Puncte nach
73263allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. bekannten geometriſchen Aufgabe den gehörigen Azimuthalzirkel ziehen, al-
lein
es mag auch zu ſolchem der Mittelpunct auf folgende Manier ge-
funden
werden:
Man träget auf der aequinoctialen Circumferenz die Gröſ-
ſe
der vorgegebenen Polhöhe von B in F, ziehet aus A in F eine gerade Linie
AF
, und aus C eine mit AE parallele CGH, ſo wird ſich in H, wo dieſe die
Mittagslinie
durchſchneidet, den Mittelpunct zu dieſem erſten Azimuth ge-
ben
.
Die Mittelpuncte vor die andere Azimuth erlanget man folgender Ge-
ſtalt
:
Man ziehet durch den obigen Punct H eine mit der Linie B A C paral-
lele
Linie I H K, auf welcher die verlangte Mittelpuncte geſuchet werden, man
beſchreibet
aber, um ſelbige richtig zu bekommen, ferner aus V dem Zenith-
punct
einen Quadranten VNM, theilet dieſen in ſo viele gleiche Theile, ſo
viel
man Azimutha zu ziehen begehret, die man hier in der Figur wegen des
engen
Raums nur von 10.
zu 10. Graden genommen, und leget ein Li-
neal
bey dem Puncte in V und bey denen Theilpuncten des Quadrantens
an
, ſo werden auf der Linie I H die Interſectiones einige Mittelpuncte der
Azimuthalzirkel
richtig anweiſen, alsdann träget man eben dieſe Puncte
auch
auf die andere Seite von H in K, ſo wird man auch die Mittelpuncte
vor
die übrige Azimutha haben, worbey zugleich auch leicht abzunehmen iſt,
daß
die Radii der Az@muthorum, die von dem erſten Azimuth in gleicher
Entfernung
abſtehen, da ſolche allezeit auf den Zenithpunct in V treffen, ein-
ander
gleich ſeyen.
Alle dieſe Linien kann man auch nach einer Arithmetiſchen Methode in
Zahlen
ausdrucken, es wird aber allhier, indeme der Kadius des Aequa-
tors
C A in 1000.
gleiche Theile getheilet, wie oben, ſupponiret worden, die
Linie
AH, ſo hier der Tangens der Nürnbergiſchen Polhöhe von 49.
Graden
28
.
Minuten iſt, 1169. Theilen gleich befunden, ſo wir nun den Radium des
erſten
Azimuths H V vor den Sinum totum von beſagten 1000.
Theilen gel-
ten
laſſen, ſo werden alsdann die Theile auf der Linie H I und HK von H an,
biß
an die Mittelpuncte der andern Azimuthorum die Tangenten derjenigen
Bögen
, in die man die Quadranten getheilet, abgeben, die Radü aber die
Secantes
eben dieſer Bögen ſeyn.
Die Zirkel der Aſtronomiſchen, Italiäniſchen, Bahy-
loniſchen
und Iüdiſchen oder ungleiehen Stunden
auf
der unbeweglichen Scheibe vorzu-
ſtellen
.
Die Zirkel der aſtronomiſchen Stunden ſind an ſich nichts anders dan@
groſſe
unbewegliche Zirkel, die durch die Weltpole gehen, und den
Aequator
, wie auch alle Parallelen in 24 gleiche Theile theilen, Alle
73364Von der Zubereitung und dem Gebrauche mag man mit Beyhülfe der zu dieſem Aſtrolabio gehörigen Regel, ſo man
ſelbige
um deſſen Mittelpunct drehet, und auf die Eintheilungen des äuſſern
unbeweglichen
Randes, innerhalb welchen alle die zu dieſem Aſtrolabio ge-
hörige
Scheiben ſich befinden, ſtellet, ſo wird man eben dieſe Zirkcl, ohne
daß
man ſie in geraden Linien darauf zu exprimiren nöthig habe, dabeyrich-
tig
andeuten können.
Die Zirkel der Babyloniſehen und Italiäniſchen Stunden, da man
jene
von der Sonnenaufgange, dieſe aber von derſelben Untergang an, zeh-
let
, ſind ebenfalls groſſe Zirkel, dieweil ſie alle den Aequator ſchräg durch-
ſchneiden
, den gröſten von denjenigen Parallelen, die bey uns niemalen unter
dem
Horizont kommen, wie auch den größten von ſolchen, die keinmal über
unſern
Horizont gelangen, in einem jeden Puncte der aſtronomiſchen Stun-
den
berühren.
Um dieſe Zirkel richtig vorzuſtellen, beſchreibet man exſtlich
den
ſchrägen Horizont bey dem Zirkelbogen B E C deſſen Mittelpunct in D,
11Tab. VI.
Fig
. 3.
und aus dem Mittelpunct des Aequators A mit der Weite A E einen von den
gröſten
Parallelen, die nie untergehen wie auch aus eben dieſem Mittelpunct
mit
der Diſtanz A D den Zirkel D H G, den man in 24, oder ſo man auch die
halbe
Stunden dabey zu haben verlanget, in 48.
gleiche Theile theilet, als-
dann
ziehet man aus dieſen Theilungspuncten, als Mittelpuncten, mit der
Weite
D E lauter Zirkel, welche diejenige vor die Italiäniſche und Babylo-
niſche
ganze und halbe Stunden darſtellen werden.
Die Linie A K iſt der Radius des gröſten unter denen Parallelen, die
man
über dem Horizont niemalen zu Geſicht bekommet, dieſen Parallel
ſollten
die Zirkel der Italiäniſchen und Babyloniſchen Stunden inwendig
an
deſſen Circumferenz, ſo ſie ganz gezogen würden, berühren, gleichwie eben
dieſe
von auſſen die Peripherie von dem gröſten der Parallelen, die nie un-
tergehen
, und der zum halben Durchmeſſer die Weite A E hat, anrühren.
Bey obbemeldeten Theilpuncten iſt noch zu erinnern, daß man aus ei-
nem
jeden zween halbe Zirkel, davon einer zu den Italiäniſchen, der andere
zu
den Babyloniſchen Stunden gehöret, zu ziehen habe, als z.
E. wann A B
des
Horizonts öſtlicher Theil iſt, ſo werden der halbe Zirkel E O, und die
folgende
, die über den Horizont hinauf zu ſtehen kommen, vor die Babylo-
niſchen
Stunden, hingegen aber die andere halbe Zirkel, die unter EC, dem
weſtlichen
Theile des Horizonts ſich befinden, vor die Italiänlſche Stun-
den
beſtimmet ſeyn, daß demnach bey jenen die erſte Babyloniſche Stunde
in
E O, bey dieſen aber die erſte Italiäniſche in E F ſich darſtellen muß.
Die ungleiche Stunden waren ehedeſſen bey den Iüden im Gebrauche,
dahero
auch ſolche die Jüdiſche Stunden annoch genennet werden, es pfleg-
ten
aber ſelbige ſo wol einen jeden Tag als auch jede Nacht abſonderlich in
12
, gleiche Theile zu theilen, dabey ſich dann ereignen mußte, daß
73461allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. die Stunden des Tages mit denen Nachtſtunden, auſſer zur Zeit der Nacht-
gleichen
, das Jahr über in gleicher Groſſe ſeyn konnten.
Man mag dieſe Zirkel auf einer untern und beſondern Scheibe, wie
ſonſt
insgemein geſchiehet, anbringen, indeme auf den andern ſchon viele an-
dere
Zirkel anzutreffen, dabey man eine groſſe Verwirrung vermeiden kann.
Hiebey iſt zum voraus zu notiren, daß der Horizont, weil ſich ſolcher bey uns
in
der Sphära obliqua ebenfalls nach der Projection ſchräg ergiebet, ſo wol
den
Tropicum als in ungleiche Theile theile, die man, ſo ſie oberhalbs
dieſes
Zirkels ſich befinden, die diurnos, unter ſolchen die nocturnos arcus
nennet
, alſo daß auf dem T@opico der nocturnus weit kleiner als der
diurnus
, hingegen auf dem Tropico der nocturnus weit gröſſer, dann
der
diurnus ſich befindet, auf dem Aequator, der den Horizont in gleiche
Theile
abtheilet, iſt der arcus diuraus dem nocturno gleich.
Nachdeme dieſes zum Fundament richtig iſt, ſo muß man alsdann auf
11Tab. VI.
Fig
. 4.
beſagten Tropicis und dem Aequator ſo wol die diurnos als nocturnos ar-
cus
, wegen der obigen Stundeneintheilung, in 12.
gleiche Theile abtheilen,
und
durch jede drey correſpondirende Puncten die Stundenbögen ziehen wel-
che
der Ordnung nach von dem Untergange der Sonne gegen Mitternacht,
da
jederzeit die 6te Stunde angedeutet wird, und von dar gegen Morgen zu
gehen
.
Wir wollen auf denen arcubus nocturnis drey Puncte, die am
nächſten
bey dem Horizonte occiduo, und zwar der erſte in dem , der
zweyte
in dem Aequator, und der dritte in dem Tropico anzutreffen, zum
Exempel
nehmen, zu dieſen dreyen Puncten ſuchet man nach der bekannten
geometriſchen
Aufgabe den gehörigen Mittelpunct, und beſchreibet daraus
durch
jene einen Bogen, ſo wird dieſer das Ende der erſten, und den Anfang
der
zwoten ungleichen Stunde anzeigen.
Mit eben dieſer Weite des Zirkels
ziehet
man auch durch die dem Horizonti ortivo drey nächſte Theilpuncte ei-
nen
anderen, bey welchem das Ende der 11ten, und der Anfang der 12ten
ungleichen
Stunde vorgeſtellet wird.
Ferner ſuchet man zu andern dreyen
Puncten
, die gleich auf dem erſten Bngen bey dem Horizonte occiduo fol-
gen
, auf gleiche Art den Mittelpunct, und beſchreibet durch ſelbige wieder
einen
Bogen, ſo wird man das Ende der zwoten, und den Anfang der drit-
ten
Stunde haben.
Eben dieſe Weite appliciret man auch auf der andern
Seite
an die auf dem erſten Bogen folgende drey Puncten, und ziehet auch
einen
Bogen hindurch, ſo wird ſich das Ende der 10ten, und der
Anfang
der 11ten Stunde geben,
und
ſo weiter.
73566Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Wie die Zirkel der 12. himmliſchen Häuſer, auch auf
der
vorigen Fläche zu beſchreiben.
Wir können auf eben dieſem Plano, auf welchem man die Zirkel der un-
11Tab. VI.
Fig
. 4.
gleichen Stunden gezogen, auch nach unſers Autors, des Nic.
Bions
Anweiſung
, gar bequem eine Vorſtellung und Beſchreibung von gegen-
wärtigen
Zirkeln machen, damit denen Liebhabern der Aſtrologie euch eini-
ge
Satisfaction geſchehe.
Hiebey iſt vor allen zu merken, daß die Aſtrolo-
gen
, wie ſie in vielen Stucken unter einander nicht richtig ſind, alſs auch
bey
der Eintheilung dieſer Zirkel von verſchiedenen Meynungen ſeyen, da
nemlich
einige die Ekliptik, einige den Verticalem primarium, einige aber
den
Aequator von gegenwärtigen Zirkeln in 12.
gleiche Theile getheilet wiſ-
ſen
wollen.
Unter ſolchen iſt bißhero noch die gebräuchlichſte die letzte, nach
welcher
, die den Regiomontanum zum Urheber hat, dieſe unſere Zirkel den
Aequator
aus den zwoen Interſectionen des Meridians mit dem Horizont
in
12.
gleiche, hingegen die Eklip@@k in 12. ungleiche Theile, wo der Ort
ſich
nicht unter dem Aequator befindet, theilen müſſen, dabey ergiebet es
ſich
, daß davon 6.
Himmelshäuſer, und zwar die erſten unter dem Horizont,
die
übrige 6.
aber, als die letzten, über dem Horizont ihre Stellung haben,
die
man durch ſechs groſſe Zirkel, welche ſonſt die Circuli poſitionum ge-
nennet
werden, voneinander diſtinguiret:
von ſolchen ſind ſchon zween, als
der
Meridian und der Horizont, auf jedem Globo anzutreffen, da dieſer an
der
Morgenſeite den Anfang des erſten Hauſes, gegen Abend den Anfang
des
ſiebenden, jener an dem untern Theil den Anfang des 4ten, und an dem
obern
den Anfang des 10ten Hauſes zu erkennen giebet, indeme aber auch
auf
obbeſagter Fläche ſo wol der Meridian als Horizont ſchon beſchrieben
zu
finden, ſo hat man nur die übrige vier noch vorzuſtellen, welches auf fol-
gende
Art geſchiehet:
Man ziehet durch M. als den Mittelpunct des Hori-
zonts
eine gerade Linie P M, welche die Mittagslinie winkelrecht durch-
ſchneidet
, und dabey mit der Linie BC, die vom Aufgang gegen Abend gehet,
parallel
laufet, theilet den Aequinoctialzirkel in 12.
gleiche Theile, und leget
ein
Lineal bey den entgegen geſetzten Puncten, auch bey dem Mittelpunctdes
Aequators
an, ſo wird man auf obbemeldete Linie P M bey denen Interſe-
ctionen
zu denen verlangten vier Circulis poſitionum die Mittelpuncte
gefunden
haben.
Endlich ſtellet man den einen Fuß des Zirkels in ſolche
Puncte
, den andern aber jederzeit in I, wo nemlich der Horizont den Me-
ridian
durchſchneidet, und ziehet durch I ſo weit die Bögen, als die Fläche
des
Tropici zuläſſet, ſo werden ſolche zugleich durch die gehörige Einthei-
lungen
aufdem Aequator laufen, und die verlangte Zirkel geben.
Dieſen fü-
get
man noch die Zahlen, weil die Zirkel der ungleichen Stunden in
73667allerhand aſtronomiſchen Inſtrumenten. Figur hineinwärts angeſetzet, zum Unterſchiede und beſſerer Diſtinction in
eben
der Figur auswärts, bey, ſo werden dann auch dieſe Zirkel gar richtig
vorgeſtellet
ſeyn.
Was letztens das übrige, das man als eine Zugehör, ſo
wol
oben auf dem Rande, als auf der hintern Seite eines Aſtrolabii insge-
mein
beyzufügen pfleget, ſo mag man auf jenem eine Eintheilung in zweymal
12
.
Stunden machen, jede Stunde in 60. Minuten theilen, und dann daran
einen
Zirkel mit 360.
Graden von dem erſten Puncte des Widders an, vor
die
gerade Aufſteigungen beſchreiben, unten aber dasjenige, wie in den vor-
hergehenden
Capiteln bey den univerſalen Aſtrolabiis erinnert worden, auch
auf
dieſem particulari nach gleicher Art vorſtellig machen, und ſo wol oben
als
unten die gehörige Regeln beyfügen, ſo wird dann alles in ſeinem gehö-
rigen
Stande ſeyn.
Dergleichen Inſtrument, das ebenfalls aus verſchiedenen Scheiben
beſtunde
, hat Mr.
le Fevre in Paris zu Anfang dieſes Jahrhunderts gar rich-
tig
zu Stande gebracht, indeme er die Azimutha und Almucantharat auf
groſſe
dünne und ganz durchſichtige Scheiben von Horn, wie es die Polhöhe
von
Paris erforderte, beſchrieben, die übrige Stücke aber auf ein dickes
Chartenpapier
geordnet, da die Kupfer mit einem beſondern Vortheil und
ſolcher
Accurateſſe aufgezogen worden, daß man biß auf 10.
Minuten das
verlangte
determiniren, und nicht mehr von einem Inſtrument in dieſer Gröſ-
ſe
verlangen kunnte.
Von dem Gebrauche dieſes particularen
Aſtrolabii
.
Dieſes Aſtrolabium hat vor andern beym Gebrauche dieſen Vortheil,
daß
man die Bewegung des Himmels dabey richtig zeigen könne, weil
ſolches
aus zwoen Scheiben, einer unbeweglichen, auf welcher die gehörige
Zirkel
nach einer gewiſſen Polhöhe gezogen werden, und einer beweglichen, auf
welcher
der Aequator und die Ekliptik ſamt unterſchiedlichen Sternen, um den
Hauptmittelpunct
beweglich, eigentlich beſtehet, allhier giebt auch die um
eben
dieſen Mittelpunct bewegliche Regel die Stundenzirkel, und dabey die
Aſcenſiones
rectas gar leicht zu erkennen, welches bey einigen
nachfolgenden
Aufgaben gar dien-
lich
iſt.
73768Von der Zubereitung und dem Gebrauche
I. Nutz.
Zu wiſſen, nach was vor einer Breite jede Scheibe
von
dieſem particularen Aſtrolabio conſtruiret
worden
.
Man zehlet auf der Mittagslinie die Almucantharat oder Höhenzirkel,
entweder
von dem Zenith bis an den Aequator, oder von dem Welt-
pol
, als dem Mittelpuncte dieſes Inſtruments, biß auf den Hori-
zont
und giebet wol acht, wie viel Grade ſich alsdann geben, ſo wird man
die
verlangte Breite ungefehr daraus erlernen, iſt das Inſtrument zimlich
groß
, kann man ſolches deſto genauer wiſſen, indeme man auf ſelbigen
ſo
wol die Höhenzirkel als Azimutha von 2.
zu 2. Graden gar leicht expri-
miren
kann.
II. Nutz.
Die obere bewegliche Scheibe, oder das Rete (Netz),
nach
dem Himmel, in welchem Stande er ſich eigentlich zu einer
vorgegebenen
Zeit befindet, zu ſtellen.
Man ſuchet erſtlich zu der bekannten Zeit auf der untern Seite dieſes
Inſtruments
den Ort der Sonne, ſtellet die obere Regel auf ſolchen
Zeitpunct
, und drehet das Rete ſo lang herum, biß der Grad der
Ekliptik
, in welchem die Sonne alsdann ſtehet, beſagte Regel berühret, ſo
wird
man dann erſehen können, welche Sterne, die auf dem Reti exprimiret
ſind
, über dem Horizont anzutreffen, welche auf-und untergehen, auch cul-
miniren
, und dann, wo die Planeten, ſo man ihre Orte zu ſolcher Zeit aus
denen
Ephemeriden auf dieſer beweglichen Scheibe zugleich angedentet,
ihre
Stelle haben.
Man kann auch diejenige Fixſterne, die niemal auf-und
untergehen
, als die beſtändig über dem Horizont ſich zeigen, dabey erkennen
lernen
, ſo man das Rete ganz herum drehet, und auf diejenige wohl acht gie-
bet
, welche keinmal unter den auf dem Aſtrolabio beſchriebenen
Horizont
gelangen.
73869allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
III. Nutz.
Die Declination der Sonne, auch eines andern
Sterns
, zu jeder Zeit zu finden.
Man ſtellet den Ort der Sonne, oder des vor den gegebenen Stern,
auf
dem Reti richtig determinirten Puncts, auf die Mittagslinie,
und
zehlet auf ſolcher die Grade der Höhenzirkel, oder Almucantha-
rat
von dem Aequator biß an den Grad der Ekliptik, wo die Sonne ſtehet,
oder
biß an den Punct des Sterns, ſo wird man dabey ſo viel Grade, als
die
Declination ausmachte, überkommen, welche, ſo ſie zwiſchen dem Ae-
quator
und dem mitternächtigen Pol, als dem Mittelpunct des Aſtrolabil,
enthalten
, mitternächtig, ſo ſie aber von dem Aequator gegen den Tropicum
Capricorni
zugehet, mittägig ſeyn wird.
IV. Nutz.
Die Aſcenſionem und Deſcenſionem rectam eines je-
den
Puncts der Ekliptik., auch eines jeden Sterns, und wie-
derum
bey ſolcher Aſcenſion den gehörigen Grad
der
Ekliptik zu finden.
Man drehet das Netz ſo lang, biß die Puncten, wo der Aequator die
Ekliptik
durchſchneidet, auf der Linie, die den Zirkel der 6ten Stun-
de
präſentiret, accurat ſtehen, und ſtellet die Regel auf den vorge-
gebenen
Grad der Ekliptik, oder auf den Punct des bekannten Sterns, ſo
wird
der Bogen auf dem Aequator, der zwiſchen der Regel und zwiſchen
dem
Puncte des Frühlingsäquinoctii begriffen, die geſuchte Aſcenſionem und
zugleich
Deſcenſionem rectam, die mit jener eines iſt, geben.
Sollte der
Aequator
auf dem Reti in keine Grade eingetheilet ſeyn, ſo mag man beſag-
ten
Bogen, auf dem äuſſern Rand dieſes Aſtrolabii, nach der Ordnung der
Zeichen
gar leicht abmcſſen.
Man kann auch ebenfalls, wann eine Aſcenſio recta gegeben wäre,
den
correſpondirenden Grad der Ekliptik mit leichter Mühe finden, ſo man
zu
erſt das Rete in vorbemeldeten Stand bringet, und dann die Regel
73970Von der Zubereitung und dem Gebrauche den bekannten Grad der Aſcenſionis rectä ſtellet, ſo wird ſelbige auf der
Ekliptik
den verlangten Grad gehörig andeuten.
V. Nutz.
Die Aſcenſionem und Deſcenſionem obliquam, wie
auch
Differentiam Aſcenſionalem eines jeden Puncts in der
Ekl@ptik
, und ebenfalls eines jeden Sterns, der auf dem
Reti
angezeiget worden, zu be-
ſtunmen
.
Man rucket den bekannten Punct der Ekliptik, oder den vorgegebenen
Stern
an den ſchrägen Horizont gegen Morgen, und ſtellet die Re-
gel
auf den Anfang des Widders, alsdann zehlet man auf dem Ran-
de
dieſes Aſtrolabii die Grade, die zwiſchen der Regel und dem Puncte der
6ten
Stunde Vormittag enthalten, ſo werden ſich ſelbige als Grade der ver-
langten
Aſcenſionis obliquä vor ſolche Puncten dargeben.
Um die Deſcenſionem obliquam zu finden, rucket man den Punct der
Ekliptik
, oder den Stern an den ſchrägen Horizont, gegen die Abendſeite,
und
verfähret im übrigen, wie erſt bey der Aſcenſione obliqua angewieſen
worden
.
Um die Differentiam Aſcenſionalem zu erlangen, ſtellet man die Re-
gel
auf den Punct des Himmels, der zuvor den ſchrägen Horizont berühret,
und
bemerket auf dem Rande des Aſtrolabii den Grad, den die Regel in
ſolcher
Stellung durchſchneidet, ſo wird dann der Bogen, der zwiſchen ſol-
chen
Grade und zwiſchen dem Puncte der 6ten Stunde ſich ergiebet, die ge-
ſuchte
Differentiam Aſcenſionalem in denen Graden vorſtellen.
VI. Nutz.
Die Amplitudinem ortivam eines jeden Puncts der
Ekliptik
, auch eines jeden auf dem Reti bemerkten Sterns,
und
wiederum bey einer vorgegebenen Amplitudine den
eigentlichen
Grad der Ekliptik
zu
finden.
Man drehet den gegebenen Punct der Ekliptik, oder des Sterns an
den
ſchrägen Horizont, gegen die Morgenſeite, und zehlet von
74071allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. bis zu dem Punct des Verticalis primarii die Verticalzirkel nach den Gra-
den
, ſo wird man dabey die Weite zwiſchen dem Puncte des Horizonts, wo
beſagter
Punct aufgehet, und zwiſchen dem Punct des äquinoctialen oder
wahren
Aufgangs, und demnach die ſogenannte Amplitudinem ortivam er-
langen
.
Will man den Grad der Ekliptik, mit dem eine vorgegebene Am-
plitudo
ortiva eigentlich correſpondire, wiſſen, muß man auf eben dieſem Ho-
rizont
den Bogen ſolcher Amplitudinis richtig bemerken, und dann die be-
wegliche
Scheibe oder das Rete ſo lang umdrehen bis ein Grad von der
Ekliptik
auf den auf dem Horizonte bemerkten Punct treffe, ſo wird man
alsdann
wiſſen, was vor ein Grad in ſelbiger ſeye.
VII. Nutz.
Den Grad der Gkliptik, der mit einem vorgegebenen
Stern
ſo wohl in der Sphära recta als obliqua zugleich
auf-und
untergehet, darzuſtellen.
Man ſtellet die Regel auf den Punct, der den bekannten Stern auf dem
Reti
präſentiret, ſo wird der Grad der Ekliptik, den ſelbige durch-
ſchneidet
, den verlangten Grad in der Sphära recta dabey anzei-
gen
.
Will man aber den Grad der Ekliptik, der in der Sphära obliqua
mit
einem Stern auf-und untergehet, wiſſen, muß man erſtlich den Stern
an
den ſchrägen Horizont gegen Morgen, und dann aber an eben dieſen ge-
gen
Abend rucken, ſo wird man den Grad der Ekliptik, der alsdann den
Horizont
berühret, zugleich bey dem Auf-und Untergang ſich bekannt ma-
chen
.
VIII. Nutz.
Die Zeit aus der Höhe der Sonne oder eines Sterns
zu
erfahren, und ſolche zugleich nach den Babyloni-
ſchen
, Italiäniſchen und ungleichen, oder Jüdiſchen
Stunden
zu beſtimmen.
Man nimmt erſtlich auf dem hintern Theil des Aſtrolabii, wie bekannt,
die
Höhe der Sonne auch deren Stelle in der Ekliptik, rucket
74172Von der Zubereitung und dem Gebrauche dann den auf der obern Scheibe bemerkten Ort auf denjenigen Höhenzir-
kel
, in welchem ſich die Sonne befindet, und zwar entweder auf die Seite
gegen
Morgen, ſo man die Beobachtung Vormittag angeſtellet, oder auf
die
andere gegen Abend, wann ſolche Nachmittag vorgenommen worden,
und
ſtellet die Regel auf den Punct der Ekliptik, ſo wird man auf dem äuſ-
ſern
Rande dieſes Aſtrolabii, welche Zeit es ſeye, gar bald erkennen.
Wollte man zu Nachts die Zeit wiſſen, obſerviret man die Höhe ei-
nes
Sterns, der auf der obern beweglichen Scheibe angedeutet iſt, und ſtel-
let
ſelbigen ebenfalls auf den correſpondirenden Höhenzirkel, wie es ſich gehö-
ret
, die Regel aber auf den Ort der Sonne, den ſie zu ſolcher Zeit in der
Ekliptik
präſentiret, ſo wird man gleichfalls auf dem beſagten äuſſern Ran-
de
die verlangte Zeit erfahren.
Dieſe nach den gemeinen, oder ſogenannten europäiſchen Stunden ge-
fundene
Zeit, mag man auch nach denjenigen Stunden, wie ſolche ehedeſſen
bey
den Babylontern von einem Aufgange der Sonne bis wieder zu den an-
dern
, und vorjetzo bey den Italiänern von einem Niedergang der Sonne
bis
zu den andern Niedergang zu zehlen, in Gebrauche, gar leicht determi-
niren
, da man von einer gemeinen Stunde den Aufgang der Sonne, wann
ſich
ſolcher ebenfalls nach der gemeinen Zeitbeſtimmung ereignet, abziehet,
ſo
wird man die Babyloniſche, und ſo man beyde addiret, der Italiäniſche
Stunden
bekommen, als z.
E. wann es nach unſerer Zeitbenennung 11. Uhr
Vormittags
iſt, und die Sonne iſt zu früh eben um 7.
Uhr aufgegangen,
ſo
ſolget aus beſagtem, daß jene die 4te Bahyloniſche und die 18te Italiäni-
ſche
alsdann ſeyn müſſe, und ſo ferner.
Die Reduction der gemeinen in die ungleiche oder Jüdiſche Stunden
wird
auf folgende Weiſe angeſtellet:
Man multipliciret erſtlich die Stun-
den
, die die Helfte des vorgegebenen Tags (auch der Nacht) ausmacht, mit
15
.
Graden, als des Maſes einer jeden ſolchen gemeinen Stunde, dividiret
das
Product mit 6.
Stunden, die nach der Rechnung der alten Juden mit
vorbeſagter
Helfte immer eins ſind, ſo wird der Quotient die Länge einer
ſolchen
ungleichen Stunde in Graden und Minuten darſtellen, alsdann di-
vidiret
man mit dieſer letzten Zahl die Grade und Minuten, die ſich nach
der
Zeit, da die Sonne über, oder auch unter dem Horizonte ſtehet, ergeben,
ſo
wird der Quotient die verlangte ungleiche Stunde zeigen.
Z. E. wann
die
Sonne zu früh um 5.
Uhr aufgehet, iſt die Helfte des Tages 7. Stunde@
lang
, dieſe 7.
Stunden mit 15. Graden multipliciret, geben den arcum ſe-
midiurnum
von 105.
Graden, welche dann mit 6. dividiret 17 {1/2}. Grad vor
die
Länge einer ungleichen Stunde überlaſſen, ſo es um 10.
Uhr Vormitta-
ge
wäre, daß demnach die Sonne 5.
Stunden ſchon über dem
74273allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. ſtünde, dividiret man dieſe 5. in die Grade reducirte Stunden mit obigen
17
{1/2}.
Graden, ſo wird der Quotient vor die verlangte ungleiche Stunden 4.
und faſt {1/3}. geben. Auf dem Aſtrolabio findet man ſolches noch eher, in-
dem
man nur den Grad der Ekliptik, wo die Sonne ſtehet, auſ den ab-
ſervirten
Höhenzirkel zu rucken hat, ſo w rd man gar bald, was vor ein Zir-
kel
der ungleichen Stunde mit dieſem Gra@e correfpondire, auf der Schei-
be
, wo die Zirkel der ungleichen Stunden ſtehen, finden können.
IX. Nutz.
An jeden Tag zu finden, um welche Zeit die Sonne,
oder
ſonſten ein bekannter Stern, auf und unter auch dieſer durch
deu
Mittagszirkel gehe, und daraus wie lang der Tag ſeye,
auch
wann die Morgenröthe anbreche und die
Abenddemmerung
aufhöre.
Man rucket den Punct der Ekliptik, in welchem die Sonne an dem vor-
gegebenen
Tage ſich befindet, gegen die Morgenſeite, an den ſchrä-
gen
Horizont, und ſtellet auf dieſen Punct die Regel, ſo wird als-
dann
ſolche auſſen auf dem Rande den Aufgang der Sonne anzeigen.
Auf
gleiche
Art verfähret man auch auf der andern Seite, als da man eben
dieſe
@ Punct gegen Abend an beſagten Horizont leitet, und die Regel dar-
an
appliciret, ſo wird auf dem äuſſern Rande die Zeit, wann die Sonne
alsdann
untergchet, zu erſehen, und demnach auch dabey die Tagslänge die
zwiſchen
dem Zeitraum des Auf-und Untergangs ſich ereignet, gar leicht
zu
determiniren ſeyn.
Nach eben dieſer Operation mag man auch die Zeit, wann ein auf
dem
Reti bezeichneter Stern auf-und untergehet, auch culmiuiret, finden,
indeme
man ſelbigen ebenfalls ſo wohl gegen Morgen als Abend an den ſchrä-
gen
Horizont, dann aber an den Meridian appliciret, und die Regel auf den
Ort
der Sonne ſtellet, ſo muß jene alsdann auf dem äuſſern Rande die Zeit,
wann
der Stern auf-und untergehet, und in dem Meridian ſich befindet, an
dem
vorgegebenen Tage weiſen.
Bey dieſer Vorſtellung läſſet fich auch, wegen der Gleichheit ihrer Ope-
rationen
, gar leicht zeigen, wie an einem jedem Tage, die Zeit von dem
Anfang
der Morgenröthe und von dem Ende der Abenddemmerung zu fin-
den
ſeye:
Man rucket nemlich den Grad der Ekliptik, in welchem die Son-
ne
zu der gegebenen Zeit ſtehet, erſtlich gegen Morgen, auf die Lineam
Crepuſculorum
, die auf der Scheibe unter dem ſchrägen Horizont expri-
mirt
iſt, u@ füget die Regel an dieſen Punct, ſo wird ſolche auſſen auf
zter
Cheil.
74374Von der Zubereitung und dem Gebrauche
dem Rand zu erkennen geben, zu welcher Zeit alsdann die Morgenröthe lh-
ren
Anfang nehme.
Will man das Ende der Abenddemmerung wiſſen, verſchiebet man
obbeſagten
Punct gegen die andere, als die Abendſeite, auf die Lineam
Crepuſculorum
und ſiehet bey der Application der Regel an ſelbigen, wie-
der
auſſen auf dem Rand, was vor eine Zeit ſich vor das Ende bemeldeter
Demmerung
ergebe.
Die ganze Währung der Morgenröthe, die mit
der
gleich auf den Abend folgender Demmerung in einer Gröſſe iſt, wird
leicht
gefunden, ſo man die Zeit, die ſich bey dem Anfang der Morgenröthe
ereignet
, wann die Sonne aufgehet, abziehet, ſo wird das Reſiduum die
geſuchte
Währung dargeben.
X. Nutz.
Den Tag zu ſinden, wann die Sonne mit einem Stern
entweder
auf oder unter, dann auch mit ſolchen
durch
den Mittag gehet.
Bey dieſem Auf-und Untergang, da man jenen nach der Anweiſung der
Doctrinä
Sphäricä den ortum coſmicum, dieſen den occaſum acro-
nycum
nennet, findet man den Tag, an welchem ſolches zu geſche-
hen
pfleget, auf folgende Art:
Man drehet den Punct, der auf dem Reti
den
vorgegebenen Stern vorſtellet, ſo woht gegen die Morgen- als Abend-
gegend
an den ſchrägen Horizont, und bemerket dabey gar fleißig, was vor
ein
Punct in der Ekliptik von eben dieſem Horizont durchſchnitten werde.
Solche Puncte notiret man in dem auf der hintern Scheibe beſchriebenen
Zirkel
der Ekliptik, und applieiret die Regel an ſelbige, ſo wird man dabey
in
einer von denen 4.
beygefügten Jahreintheilungen, weiche in dem vorge-
gebenen
Jahr erfordert wird, den geſuchten Tag, ſo wohl wann obbemelde-
ter
Auf-als Untergang vorfället, ſich bekannt machen.
Um den Tag zu finden, wann die Sonne mit einem auf dem Reti an-
gedeuteten
Stern durch den Mittagszirkel paßiret, ſtellet man erſtlich die
Regel
auf den Punct dieſes Sterns, merket den Grad, welchen die Regel
alsdann
auf der Ekliptik abſchneider, und ſuchet endlich wiederum auf der
hintern
Seite des Aſtrolabii, wie vor, indeme man eine Regel an dem zu-
vor
determinirten Punct in dieſer Ekliptik ſetzet, in dem gehörigen Raum
den
correſpondirenden Tag, ſo wird dann auch das letzte in dieſer Vorſtellung
ſelne
Richtigkeit haben.
74475allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
XI. Nutz.
Den Tag zu benennen, an welchem ein bekannter
Stern
, wann die Sonne untergehet, aufgehet, und wann ſolche
aufgeyet
, ſener untergeher, auch an welchem Tag ein Stern ſo
webl
am Mittag als zu Mitternacht auf-und
untergehet
.
Dergleichen Auf-und Untergang des Sterns pfleget man in der Do-
ctrina
Sphärica den ortum acronycum und occaſum coſmicum zu be-
nennen
, zu welcher Zeit aber dieſe Benennung ſtatt habe, mag das
folgende
lehren.
Um den Tag zu finden, wann ein Stern aufgehet, da eben
die
Sonne unter den Horizont gelanget, ſtellet man deſſelben auf dem Reti
angezeigten
Platz gegen Morgen an den ſchrägen Horizont und bemerket
auf
der Ekliptik, was vor ein Grad von ſelbiger erſtbemeldeten Horizont
auf
der Abendſeite durchſchneide, dieſer wird alsdann derjenige Grad ſeyn,
in
welchem, ſo bald die Sonne dahin gelanget, ſolche eben untergehen wird,
da
der vorgegebene aufgehet, der auch endlich auf der hintern Scheibe den
correſpondirenden
Tag richtig geben wird.
Alſo kann man auch nach
eben
dergleichen Operation den Tag eines bekannten Sterns, da ſelbiger
untergeher
, indeme die Sonne aufgehet, vorſtellig machen, als man applici-
ret
den Ort des Sterns an den ſchrägen Horizont Abendwärts, und notiret
auf
der Ekliptik, wo ſolche gegen Morgen von eben dieſen Horizonte durch-
ſchnitten
wird, den Punct in welchem alsdann die Sonne, wann der Stern
untergehet
, eben über dem Horizont aufgehet, nachdeme ſie in dieſe Stelle
gekommen
, ſo wird man ebenfalls wie vor, den verlangten Tag gar leicht
finden
können.
Wollte man auch wiſſen, an welchem Tage ein bekannter
Stern
eben um den Mittag, auch um Mitternacht, auf- und untergienge,
rucket
man deſſen Platz auf den ſchrägen Horizont, es ſeye hier gleich gegen
Morgen
oder gegen Abend, und giebet dabey wol acht, was vor ein Punct
der
Ekliptik auf den obern Theil des Meridians vor dem Mittag, auf deſ-
ſen
untern aber, vor die Mitternachtzeit treffe, ſo wird dann auch bey ſolchen
determinirten
Punct der gehörige Tag, wie bekannt, richtig
dargeſtellet
werden können.
74576Von der Zubereitung und dem Gebrauche.
XII. Nutz.
Bey Nacht die Fixſterne, die auf dem Aſtrolabio be-
ſchrieben
werden, auch die Planeten und ſonſt andere Sterne, die
bey
dem Thierkreiſe zu finden, und keine groſſe Breite haben,
zu
erkennen.
Man ſuchet erſtlich des auf dem Netze vorgegebenen Sterns, z. E. des
einen
Stierauges, oder des ſogenannten Aldebarans Amplitudinem
ortivam
nach der VIten Aufgabe, wie auch nach der IXten die Zeit,
wann
ſolcher auf-oder untergehet, alsdann hält man das Aſtrolabium bey
dem
Ring ganz frey, und richtet es ſamt der hintern Regel nach obiger Am-
plitudine
auf derjenigen Gegend des Horizonts, wo dieſer Stern zu der zu-
vor
determinirten Zeit entweder auf-oder untergehet, ſo wird man dabey den
verlangten
Stern in dem Himmel kennen lernen, den man auch gar leicht
merken
kann, ſo man ſeinen Situm, den er in Anſehung der andern benach-
barten
hat, wohl in acht nimmt.
Eben dieſe und dergleichen Sterne kann man auch, wann er zu der
nach
der XIten Aufgabe beſtimmten Zeit durch den Meridian gehet, in dem
Himmel
bald kennen, da man erſtlich aus deſſen, nach der VIten Aufgabe
bekannten
Declination und dem Complement der Polhöhe, auf welche das
Aſtrolabium
gerichtet iſt, indeme man jene, weil hier die Declination mit-
ternächtig
iſt, ſo ſie aber mittägig wäre von der Höhe des Aequators ab-
ziehet
, im gegenwärtigem Fall zu dieſer addiret, die Mittagshöhe hervor ſu-
chet
, nach ſolcher die untere Regel des Aſtrolabii ſtellet, und dann das gan-
ze
Inſtrument über einer Mittagslinie bey dem Ring ganz frey hält, ſo wird
man
endlich durch die beyde Abſehen bemeldeter Regel denverlangten Stern
an
der bekannten Zeit zu Geſichte bekommen.
Man kann auch jeden Stern, der auf dem (Reti) Netze angedeutet worden,
eber
ſalls in andern Gegenden des Himmels, ſo fern nur die Zeit gegeben
iſt
, ſich bekannt machen, als man ſtellet die obere Regel auf diejenige Nacht-
ſtunde
, zu welcher man den Stern zu kennen verlanget, rucket das Rete
ſo
lang;
biß der Ort der Sonne, der ſich zu ſelbiger Zeit in der Ekliptik
giebet
, eben dieſe Regel berühret;
und bemerket gar fleißig, in was vor ei-
nem
Azimuth und Almueantharat der vorgegebene Stern auf der Schei-
be
alsdann anzutreffen, endlich richtet man die hintere Regel des Aſtrola-
bii
ſo hoch, ſo groß der Almucantharat die Höhe des Sterns zu der Zeit
zuvor
angewieſen, und läſſet das Inſtrument, ſolches oben bey dem
74677alleryand aſtronomiſcher Inſtrumenten. haltend, von der Mittagslinie, wie es das Azimuth entweder gegen Mor-
gen
oder Abend zu erfordert, gegen eine dergleichen Gegend um ſo viel Gra-
de
abgehen, ſo wird man durch die zwey Abſehen den verlangten Stern gar
leicht
ſehen.
Um die Planeten in dem Himmel zu finden, muß man aus den Ephe-
meriden
an dem vorgegebenen Tage des lauffenden Jahrs, ſo wol deren
Länge
als Breite nehmen, aus dieſen aber nach der VIII.
Aufgabe des drit-
ten
Capitels, auf dem Aſtrolabio des Gemmä Friſii die Aſcenſionem re-
ctam
und die Declination determiniren, ſo wird man alsdann mit Beyhül-
fe
ſolcher auf dem Netz, wie bey den Fixſternen, den eigentlichen Ort ei-
nes
jeden Planeten bey einem Punct vorſtellen können, bey welchem man
endlich
die Operationen, wie oben, vornehmen mag, dabey dann ſolcher
Stern
auch richtig zu erkennen ſeyn wird.
Will man die Fixſterne, die in und an dem Zodiaco ſtehen, auch ſon-
ſten
in dem Himmel kennen lernen, ſuchet man in den Cphemeriden nach,
an
welchem Tag und zu welcher Stunde der Mond, als der bekannteſte un-
ter
allen Planeten, zu einem dergleichen Fixſtern, deſſen Länge und Breite
zum
voraus bekannt zu ſeyn ſupponiret wird, bey einer ſolchen zimlich ge-
nauen
Länge und Breite gelanget, ſo wird man alsdann bey einer ſo nahen
Gegend
gar leicht den verlangten Stern zu finden wiſſen.
Das ſiebende Capitel.
Von den Planiſphäriis oder Planiglobiis.
Man findet auch einige aſtronomiſche Inſtrumente, in welchen die
Himmelskugeln
noch nach einer andern Methode, dann oben bey
den
univerſalen Aſtrolabien gelehret worden, nemlich auf dem Pla-
no
des Aequators, oder auch eines von ſeinen Parallelen, als dem gehöri-
gen
Fundamentalzirkel, kunſtmäßig projiciret werden, die man ſonſten ei-
gentlich
die Planiſphäria oder Planiglobia nennet, indeme ſolche auch an
ſtatt
eines Globi dienen.
Um dergleichen Inſtrumenten richtig vorzuſtel-
len
, haben ehedeſſen zween berühmte Mathematiker in Straßburg, Jacob
Bartſch
und Iſaac Habrecht, das Ihrige rühmlich beygetragen, gleich-
wie
jener in dem Tractat de uſu Planiſphærii ſtellati, dieſer aber in ſeinem
Werke
de Planiglobio cœleſti &
terreſtri, welches der berühmte Profeſſor
Mathematum
in Altorf, Herr I C.
Sturm, aus dem Lateiniſchen in das
Teutſche
überſetzet, und nicht ſo wol vermehrt als verbeſſert, Anno 1666.
74778Von der Zubereitung und dem Gebrauche in Rürnberg zum Druck befördert, ſattſam gezeiget. Lange Zeit hernach
lieſe
in Paris auch Herr Caßini der Aeltere, eines dergleichen zu Kupfer
bringen
, und Anno 1680.
gar von Silber machen, welches er dem König
offeriret
, da auf der einen Seite die Bewegungen der Planeten nach des
Corpernici
und Tychonis Meynung, auf der andern aber die Fixſterne mit
den
gehörigen Zirkeln, ſo viel man über dem pariſiſchen Horizont davon zu
ſehen
vermögte, künſtlich vorgeſtellet waren.
Bald nach dem Anfang dieſes
laufenden
Seculi war unſer Autor, Nicolaus Bion, ebenfalls befliſſen, ein
Ptaniſphärium
dem Publico mitzutheilen, wie er dann auch ſolch gut In-
tent
nicht ſo wol in ſeinem Tractat de l’uſage des Globes, als beſonders in ei-
nem
kleinen Tractätlein richtig effectuiret, welches dann auch Anlaß giebet,
daß
wir nach Arleitung des beſagten Tractuts auch einige Vorſtellung von
dieſem
Inſtrument, wie das folgende zeiget, dartbun mögen.
Von der Zubereitung eines Planiſphärii
Cöleſtis
.
Rach unſeres Autors Anweiſung wird dieſes Inſtrument in zweyen He-
11Tab. VII. miſphäriis und zwar wie ſich die Himmelskugel in ihrer concaven Flä-
che
ergiebet, gleichwie man auch den Himmel aus unferer Erde nicht anderſt
dann
auf ſolche Art anſehen kann, auf dem Plano des Aequators bey ei-
ner
ganz regulairen Projection vorſtellig gemacht, alſo daß eines den mitter-
nächtigen
, das andere den mittägigen Theil des Himmels vorſtellet.
Die
Conſtruction
eines jeden ſolchen Hemiſphärii beſtehet in folgenden:
Man
ziehet
erſtlich einen groſſen Zirkel vor den Aequator, als den Fundamental-
zirkel
, und theilet ſelbigen in 4, dann aber jeden wiederum in 90.
gleiche
Theile
, ſo wird der ganze Zirkel in ſeine 360.
Grade getheilet ſeyn, ferner
ziehet
man durch den Mittelpunct auf jeden ſolchen 10ten Grad lauter ge-
rade
Linien, ſo wird man die Meridianen bekommen, die um die Aſcenſio-
nes
rectas der Sterne deſto eher zu erkennen, dienen, hernach theilet man
einen
Radium von dieſem Zirkel in 9.
gleiche Theile, und ziehet aus dem
Mittelpuncte
durch dieſe Theilungspuncte lauter concentriſche Zirkel, ſo wird
man
die Parallelen von 10.
zu 10. Graden erlangen, bey welchen man die De-
clinationes
der Sterne findet @Gleichermaſſen beſchreibet man aus eben dieſem
Mittelpuncte
jeden Tropicum in der bekannten Entfernung von dem Acqua-
tor
von 23 {1/2}.
Graden, dann auch jeden Polarzirkel nach der Declination
von
66 {1/2}.
Graden, alsdann ziehet man durch die zwey Puncta äqinoctialia,
und
das Punctum ſolſtitiale, das in der mitternächtigen Halbkugel an
dem
Tropico zu unterſt, in dem mittägigen aber zu öberſt, ſtehet, als durch
drey
vorgegebene Puncten, einen groſſen Bogen vor die Ekliptik, und
74879allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. let ſolchen, wie oben in dem vorhergehenden Capitel angewieſen worden,
in
ſeine gehörige Zeichen und Grade.
Will man die Längenzirkel auch
darauf
vorſtellen, muß man den übrigen Theil der Ekliptik blind ziehen,
in
ſeine Zeichen, wie vor, eintheilen, ſo wird man, indeme man durch die
Punc@a
Eclipticä oppoſita, die zu Anfang eines jeden Zeichens ſtehen, und
durch
den Pol der Ekliptik, als wieder durch 3.
Puncten einen groſſen Zir-
kelbogen
ziehet, auch die Langenzirkel bey dem Anfang eines jeden Zeichens
erlangen
.
Endlich träget man die Sterne nach ihren in einem Catalogo
Firarum
, z.
E. dem Hevelianiſchen auf gegenwärtiges Seculum angeſetz-
ten
Aſcenſionibus rectis und Declinationibus in beyde Halbkugeln, und
zwar
die von einer mitternäch@igen Declination ſind, in das mitternächtige,
und
die von der mittägigen, in das mittägige gehöriger maſſen, zèiget ſie
nach
ihrer gebührenden Gröſſe an, von welchen die kleinſte, weil hier der
Raum
gar eng, ausgelaſſen werden, und ziehet die Sternbilder da her-
um
.
Letztens beſchreibet man auch noch auſſerhalb dem Aequator einen
noch
etwas gröſſern Zirkel, theilet ſolchen in 365.
gleiche Theile vor die
Täge
eines ganzen Jahrs, auch vor die 12.
Monate, da man einem jeden,
ſo
viel es Täge insgemein hat, zueignet, gleichwie die Vorſtellung in der
VII@en
Kupfertabelle dieſes gar deutlich anweiſet, und läſſet dann einen ſub-
tilen
Seidenfaden aus dem Mittelpuncte gehen, ſo wird das Inſtrument
zum
Gebrauch ganz fertig ſeyn.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
I. Nutz.
Zu jeder vorgegebenen Zeit den Ort der Sonne
in
der Ekliptik vorzuſtellen.
Man ſpannet den Faden auſſen an dem Rand, auf den gegebenen Tag,
ſo
wird jener, wo er die Ekliptik durchſchneidet, den verlangten Ort
zeigen
.
Nach dieſer Anweiſung finde@ man, z. E. daß. die Sonne
den
10.
Jan. in dem 20. Grad des ſtehe.
74980Von der Zubereitung und dem Gebrauche
II. Nutz.
Die Declination der Sonne, auch eines jedenandern
Sterns
, zu finden.
Wann der Ortder Sonne in der Ekliptik nach dem vorhergehènden
bekannt
, oder ein Stern, um die Declination zu erfahren, auf
dem
Planiſphärio vorgegeben worden, concipiret man ſich, wie durch
dieſen
ein aus dem Mittelpunct gezogener Parallel laufe, da man nach den
andern
Parallelen von dem Aequator an, bey einiger in dem Spatio, wo
der
Stern ſtehet, vorgenommener Proportionirung, die verlangte Declina-
tion
gar bald determiniren kann.
Nach dieſer Vorſtellung hat z. E. die
Sonne
in dem 20.
Grad des einé mittägige D. clination bey 22. Gra-
den
.
III. Nutz.
Die Aſcenſionem rectam ſowol der Sonnen als eines
andern
Sterns, jederzeit vorzuſtellen.
Man füget den Faden aus dem Mittelpuncte wohl ausgeſpannt um ge-
genwärtige
Aſcenſion vor die Sonne zu erlangen, auf den vorgegebe-
nen
Tag, ſo wird dann jener auf dem getheilten Aequator das Ge-
ſuchte
zeigen, alſo hat die Sonne den 10.
Jan. nach dieſen eine Aſcenſionem
rectam
von 291.
Graden, und 40. Minuten. Will man ober ſelbige vor
einen
auf dem Planiſphärio angeſetzten Stern wiſſen, appliciret man den Fa-
den
über ſolchen gegen dem Aequator zu, ſo wird auch deſſen Aſcenſio recta
bekannt
werden.
IV. Nutz.
Die Zeit zu beſtimmen, zu welcher ein Stern an ei-
nem
vorgegebenen Tag, durch den Meridian
gehet
.
Dieſes giebet ein Exempel am beſten zu verſtehen: Geſetzt, man ver-
lange
zu wiſſen, um welche Zeit den 10.
Jan. der größte Stern
75081allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Schwanz des Wallfiſches in dem Meridian culminire, dieſes zu erfahren,
muß
man erſtlich der Sonne Aſcenſionem rectam, die nach der vorherge-
henden
Aufgabe 291°.
40′. groß iſt, und den Mittag vorſtellet, gleichwie
diejenige
Gegend, auf welcher der Faden bey jedem beſtimmten Orte der
Sonne
zu ſtehen kommet, jederzeit den Mittag giebet, da hingegen der
entgegen
geſetzte Punct Mitternacht andeutet, auch des Sterns Abſtand
von
der Sonne, die hier gegen Morgen 75°.
30′. groß ſich befindet, fleiſ-
ſig
anmerken, und dann dieſe letzte in die Zeit verwandein, ſo wird man 5.
Stunden und 2. Minuten finden, zu welcher Zeit dann ſelbiger Nachmit-
tag
in den Meridian gelangen wird.
Nach eben dieſer Anweiſung ergiebet
es
ſich auch, daß das Herz der Waſſerſchlange (Cor hydræ) um 1.
Uhr 46.
Minuten
nach Mitternacht durch den Meridian gehen werde, und ſo weiter.
Das achte Capitel.
Von einigen aſtronomiſchen Inſtrumenten, die zur
Aſtrognoſie
oder leichten Känntnis der Sterne
dienlich
ſind.
Obſchon die Himmelskugeln zur Känntnis der Sterne gar vieles bey-
tragen
, ſo hat man doch aus der Erfahrung gefunden, daß, weil
die
Sternbilder in dem Himmel in einer ausgeholten, hier aber auf
einer
erhabenen Kugelrundung repräſentiret werden, und man demnach al-
le
Figuren dorten umgewandt ſich concipiren muß, offt eine Unrichtigkeit
dabey
vorgehe, dahero ſind einige auf die Gedanken gekommen, daß man,
die
Sterne recht kennen zu lernen, vielmehr andere Inſtrumente dazu
gebrauchen
müſſe;
unter dieſen iſt der erſte geweſen der berühmte Profeſſor
Mathematum
in Tübingen, Herr Wilhelm Schickhard, der ſchon Ann@
1623
.
eines dergleichen zum Vorſchein gebracht, da er den Sternenhim-
mel
auf den innern Flächen zweyer Kegel, indeme ſolches viel leichter
dann
in zweyen concaven Hemiſphärils zu präſtiren, und dannoch zur
leichten
Känntnis der Sterne dienen kann, deßwegen es auch den Na-
men
eines Aſtroſcopii von ihme bekommen, gar ſchön vorgeſtellet.
An-
no
1645.
gab ſein Bruder, Hr. Lucas Schickhard, cin noch etwas gröſſe-
res
, und zum Gebrauche bequemeres, auch mit der Beſchreibung an den
Tag
, nachdeme aber von ſolchen keine Exemplaria mehr zu haben geweſen,
ſo
hat hernach Hr.
M. Johann Jacob Zimmermann, der ſich bey ſeinen
aſtronomiſchen
Schriften der gelehrten Welt bekannt gemacht, ein anderes
ganz
neues, und in verſchiedenen Stücken verbeſſertes Inſtrument, da
75182Von der Zubereitung und dem Gebrauche zumalen die Sterne aus dem Hevelianiſchen Catalogo Fixarum auf ſelbi-
ges
nach ihren gehörigen Situ aufgetragen, Anno 1692.
ſamt einer richti-
gen
Beſchreibung in Hamburg an den Tag geleget, und es ein Coniglobium
nocturnale
oder ſtelligerum genennet;
dieſer gegenwärtigen Vorſtellung ge-
mäs
, wollen wir nun ſo wol wie dergleichen Inſtrumente recht zu con-
ſtruiren
als zu gebrauchen ſeyen, in den folgenden auch einige Anweiſung
geben
.
Von der Zubereitung eines Coniglobii
Aſtroſcopici
.
Man beſchreibet erſtlich einen Zirkel, ſo groß als man das Inſtrument
zu
haben verlanget, ſchneidet den ſechſten Theil davon ab, und theilet
den
übrigen groſſen Bogen, der hier ſo wol auf dem einem als dem andern
Cono
den Aequator präſentiret, in 360.
Theile als Grade, ferner ziehet
man
auf jeden 10ten Grad aus dem Mittelpuncte lauter gerade Linien, die
die
Meridianen geben, theilet einen Nadium in 9.
gleiche Theile, und be-
ſchreibet
aus eben dem Mittelpuncte durch obige Theilungspuncte groſſe Zir-
kelbögen
, weil hier jeder 6te Theil von allen Zirkeln, wie bey dem Aequator,
nicht
vorgeſteilet werden kann, biß auf den fechſten Theil des ganzen Zir-
kels
, welche die Parallelen des Aequators andeuten.
Auf gleiche Art deter-
miniret
man auch die Tropicos und Circulos polares nach der bekannten
Abweichung
, ziehet die Ekliptik durch die 2.
Puneta Aequinoctialia und
das
gehörige Punctum Solſtitiale, als durch 3.
vorgegebene Puncte, in ei-
nem
Zirkelbogen, und theilet ſelbigen, wie in dem vorhergehenden Capitel
gelehret
worden, in ihre Zeichen und Grade.
Nachdem träget man alle
Sterne
aus dem Hevelianiſchen Catalogo, wie es die Aſcenſiones rectä
und
Declinationes auf die jetzige Zeit mit ſich bringen, in beyden coniſchen
Flächen
, und zwar die mitternächtigen in dem obern, hingegen die mittägigen
in
dem untern Cono gebührend ein, notiret ſolche nach ihren eigentlichen
Gröſſen
, und umzeichnet ſelbige mit ihren Sternbildern.
Endlich beſchrei-
bet
man auch auſſerhalb dem Aequator noch einen etwas gröſſern Zirkelbo-
gen
, und theilet ſolchen in 2 mal 12.
Theile, als die ordentliche Stunden,
eine
jede Stunde aber wieder in 4.
als {1/4}. Stunden, alsdann ſchneidet man
dieſes
Spatium bey beyden Conis davon ab, leimet es unten in zween andern
etwas
gröſſern von ſtarken Papier gemachten Conis auf, füget jeden kleinern
von
gegenwärtigen in den gröſſern, alſo daß er ſich in ſolchem herum drehen
läſſet
, und der Aequator, dabey der obbeſagte Naum immer berühret, und
verſchaft
dann, daß durch deren Spitzen ein ſubtiler Seidenfaden, an dem
ein
klein Perlein hänget, durch den innern Theil herab gehe, ſo wird das In-
ſtrument
zum Gebrauche ganz dienlich ſeyn.
75283allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Es zeiget die Zuſammenſetzung dieſes Inſtruments, ſo wir ſolche mit der-
jenigen
des in dem vorhergehenden Capitel beſchriebenen Planiglobii
vergleichen
, gar leicht, daß wegen ihrer genauen Uebereinkunft, die ſich
bey
beyden nach einiger Unterſuchung ergiebet, erſtlich der Gebrauch, in-
deme
man hier wie dorten den Seidenfaden auf dem Aequator appliciret
und
ſonſten auch wie dorten operiret, mit dem vorigen eines ſeye, ſo daß,
was
oben gelehret worden, auf gegenwärtigen Inſtrumente ebenfalls ange-
wieſen
werden kann.
Was aber deſſen eigentlichen Gebrauch anlanget, ſo
iſt
ſelbiger auch bald dargethan, indeme man z.
E. in dem mitternächtigen
Cono
, ſo fern nur ein Sternhild als entweder der groſſe oder kleine Bär,
die
jedermann leicht erkennen kann, bekannt iſt, das Bild davon in dem
Aſtroſcopio
vor den Augen gegen denſelben im Himmel richtet, eben dieſes in
ſeinem
gehörigen Stande hält, und dann immer auf das folgende Stern-
bild
ſchreitet, ſo wird man nach dem auf ſolche Weiſe öfters angeſtellten
Exercitio
, da man zumahlen die Lagen der Sterne, die ſie gegeneinander ha-
ben
, ſich wohl dabey inprimiret, die Sternkänntnis ſich wohl bekannt ma-
chen
.
Wann die vielen Meridiane und Parallelen einige Undeutlichkeit bey
den
Sternen verurſachen ſollt@n, kann man ſelbige nur blind um die Ster-
ne
eintragen zu können, in den Conis ziehen.
Von denen Weigliſchen Sternweiſern, oder
Inſtrumentis
Aſtrodicticis.
Noch eine mehrere Gewißheit ſcheinet, @ das von dem oftbelobten Hrn.
Weigel zur Aſtrognoſie auf dem Himmelsglobo, neu applicirte In-
ſtrumentum
Aſtrodicticum zu geben, zu deſſen Erfindung ihm das Begeh-
ren
S.
H. D. Herzog Wilhelms zu Weimar, veranlaſſet, dann als die-
ſer
curieuſe Herr die Sterne nach einer leichten Methode kennen zu lernen
groſſes
Verlangen truge, ſtellte bald hernach Herr Weigel ein Inſtru-
ment
auf dem Globo dar, wobey beſagter Herzog alle Sterne innerhalb
14
.
Tagen zu ſeinem ſonderbahren Vergnügen gar leicht von ſich ſelbſten
hat
kennen lernen.
Dieſes Inſtrument hat nachdem auch dem Herrn
Weigel
noch Anlaß gegeben, daß er ein ſehr groſſes verfertiget, wobey
man
wohl auf die 200.
Obſervatores einerley Sterne, indeme nur ein ei-
niger
ſolches dirigirte, und auf den verlangten Stern richtete, zu ſehen
vermogte
, deßwegen er auch ſelbiges in Anſehung des vorigen kleinern und
ganz
einfachen ein Aſtrodieticum compoſitum, zu deutſch nach ſeiner
75384Von der Zubereitung und dem Gebrauche nennung einen Sternenſchrank betitelt. Von dieſem wollen wir nun ſo
wohl
was ihre Zubereitung als den Gebrauch antriſt, auch einige Vor-
ſtellung
machen.
Von der Zubereitung dieſer Sternweiſer.
Was die Conſtruction des einfachen Aſtrodictici anlanget, ſo läſſet man
zu
erſt aus Meſſing den Quadranten A B nach dem äuſſern Meridian
11Tab. II.
Fig
. 3.
eines Himmelsglobi, indeme jener auf dieſen muß appliciret werden, rich-
ten
und gehörig eintheilen, ſelbigen mit einem beweglichen Stuck als einer
Hülſe
in der Figur wie bey C geze@get wird, verſehen, und dann auſſer-
halb
mit zwoen in einem geraden Winkel laufenden Regeln A D und B D,
die
beyderſeits kleine Abſehen haben, auch mit zween bey A und B gegen
dem
Quadranten perpendicularen Stifften, die man auf-und unter ſich ſchie-
ben
kann, anordnen, ſo wird das verlangte Inſtrument zu ſeiner Richtig-
keit
gelangen.
Die Structur des Aſtrodictici compoſiti, beſtehet einig und allein in
22Tab. II.
Fig
. 4.
einem richtigen Paralleliſmo vieler Abſehen mit dem Hauptabſehen, wie
dieſes
die 4te Figur der 11ten Tabelle bey etlichen ſchon genugſam zu erken-
nen
giebet.
Von dem Gebrauche dieſer Inſtrumenten.
Man richtet erſtlich den Globum, wie die Polhöhe des Orts, wo man be-
obachtet
, es erfordert, und ſtellet ſolchen nicht ſo wohl wie ſich der
Himmel
zur Zeit der vorzunehmenden Obſervationen befindet, als gegen die
4
.
Hauptplagas der Doctrinä Sphäricä gemäs, ferner appliciret man das
Stuck
bey C auf den Meridian, und macht es unten bey einer Stellſchrau-
be
in dem Vertice des Orts, als dem obern Poldes Horizonts veſt, alsdann
läſſet
man den Quadranten A B durch des beſagten Stucks obern Theil ſo
lang
gehen, bis der eine perpendiculare Stift auf den verlangten Stern fäl-
let
, da man dann in ſolcher Lage den Quadranten mit einer Stellſchraube an
dem
Meridian veſt ſtellet, ſo wird die andere mit ſolchem Stifte parallele Re-
gel
durch ihre Abſehen den geſuchten Stern in dem Himmel richtig zeigen.
Man kann auch wieder umgewandt, ſo man einen Stern in Himmel durch
dergleichen
Abſehen obſerviret, eben dieſen auf dem Globo gar leicht finden,
indeme
der mit der Abſehungsregel parallel laufende Stift den verlangten
Stern
darauf weiſet.
Der Gebrauch des Aſtrodictiel compoſiti iſt gar leicht, denn ſo ein
75485allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. rector durch ſeine Abſehen auf den verlangten Stern abzielet, die andere ge-
genwärtige
Beobachtere, welche die Sterne wollen kennen lernen, eben den-
ſelben
durch ihre Abſehen ganz behende und ohne einige Mühe zu Geſichte
bekommen
können.
Das neunte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines neuen
Planetolabii
nach Herrn Doct. Zumbachs
Anweiſung
.
Gleichwie ſchon ehedeſſen und bißhero viele Liebhaber der Aſtronomie
gar
eifrig ſich dahin bemühet um die erſte Bewegung, die nach der
Kopernikaniſchen
Hypothes nur eine vermeynte iſt, durch gewiſſe
Inſtrumente
, dergleichen in den vorhergehenden Capiteln beſchrieben wor-
den
, darzulegen, ſo ſind auch nicht weniger verſchiedene gar oft darauf bedacht
geweſen
, auch einige andere, die die zwote Bewegung einiger Sterne, nem-
lich
der Planeten vorſtellen, dahero auch ſolche die Planetolabia genennet
werden
, an den Tag zu geben.
Um dieſe Inſtrumente zu erfinden, haben
abſonderlich
Apianus, Schonerus, Fernelius, Reinholdus, Sarzoſus, Ca-
vallerius
, Kircherus viele Zeit und Mühe angewendet, allein nicht mit ei-
nem
gar glücklichen Fortgang, indeme ſo wohl aus Ermanglung einer rich-
tigen
Hypothes, als auch wegen des mühſamen und ſchweren Gebrauchs,
ſolche
Unternehmungen wiederum in das Stecken gerathen, dahero auch
Kepler
, da er in ſeinem Commentario de motibus Martis cap.
14. von des
Apiani
Aſtronomico Cæſareo meldet, gar wohl ſpricht daß man den groſſen Fleiß
und
Zeitverluſt des Apiani, da er ſolche Vorſtellungen in beſagten Werke
allein
nach der Ptolomaiſchen, als einer ganz ungeräumten und wider die Na-
tur
ſtreitenden Hypotheſe, an das Licht gegeben, nicht genugſam bejam-
mern
können, weilen doch alles umſonſt und vergebens geweſen.
Weit
beſſer
und erwünſchter hat vor andern zu unſern Zeiten dergleichen Inſtru-
ment
ausgeſonnen, und zu Stande gebracht, der vortrefliche Aſtronom,
Herr
Lotharius Zumbach de Kösfeld, Med.
Doctor in dem Hochfürſtl. Caß-
liſchen
Athenæo, ehemaliger weit berühmter Prof.
Mathematum Publicus,
von
dem nicht ſo wohl eine von ihm Anno 1691.
in Leiden edirte Beſchrei-
bung
, in welcher er die eigentliche Zubereitung und den richtigen Ge-
brauch
ſeines Planetolabii lehret, als auch eben das durch die Kunſt und
den
Fleiß Gerhard Valkens in Amſterdam Anno 1700.
zu Kupfer ge-
brachte
und auf einem Pappendeckel mit beſondern Vortheil aufgezogene
Inſtrument
nebſt einer andern Beſchreibung, weilen die erſte nicht
75586Von der Zubereitung und dem Gebrauche wohl zu bekommen geweſen, auch da das Inſtrument eigenhändig zu be-
ſchreiben
, entweder zu ſchwer oder zu beſchwerlich gefallen, wehr als zu
wohl
Zeugnus geben kann.
Dieſes Inſtrument beſtehet aus einigen runden Scheiben, die im
Durchmeſſer
bey 2.
Schuhe ausmachen und in einer andern gröſſern be-
weglich
ſind, indeme man ſolche auſſen herum mit einem etwas dicken Ring
ſo
1 {1/2}.
bis 2. Zoll breit iſt, und in derſelben Mitte mit einer Oefnung ver-
ſehen
, durch welche die kleinere Scheiben mit einem hölzernen Schraub-
werke
ein wenig eingezogen werden, daß ſie eine richtige Bewegung haben
können
.
Auf der erſten Seite iſt das ganze Weltſyſtem nach der Koper-
nikaniſchen
, als der richtigſten Art vorgeſtellet, auf der zwoten werden deſ-
ſelben
innere Theile, als die Orbitä des und nur allein und ganz
groß
, weil ſelbige in der vorhergehenden gar zu klein ſind, vorgeſtellet.
Die
dritte
Scheibe iſt allein zu dem Monde beſtimmet, und iſt auf ſolchem das
ſogenannte
Lunælabium verzeichnet anzutreffen.
Das ganze Inſtrument
iſt
mehrentheils nach der Hypothes und denen Menſuris des berühmten
franzöſiſchen
Aſtronoms Iſmaelis Bullialdi gerichtet, und dienet die Oer-
ter
der ſieben Planeten nach der Länge und Breite, die Sonnen und
Mondsfinſterniſſen
und was ſonſten davon dependiret, allezeit gar bald und
mit
geringer Mühe, ohne Rechnung zimlich genau auszufinden;
Man mag
aber
dabey leicht obſerviren, daß weil des beſagten Bullialdi eigene Tabellen,
(wie denjenigen, die ein mehrers Einſehen in die Aſtronomie haben, bekannt
iſt
) eben ſo genau nicht mit ſeiner Hypothes übereintreffen, ſich die Orte der
Planeten
vielmehr dieſer Hypotheſe gemäß, öfters aber von beſagten Tabel-
len
etwas diſcrepant, jedoch bey dieſem motu ſecundo noch richtiger, als auf
dem
Himmelsglobo die Pyänomena der erſten Vewegung, da doch jene
viel
ſchwerer, dann dieſe zu beſtimmen, ergeben werden, daß es demnach
mit
einem ſochem Inſtrumente weit genug gebracht worden.
Indeme
aber
nun bey Erwegung ſolcher Richtigkeit ſich ſonder Zweifel gar wohl
eine
und andere Liebhaber der Aſtronomie hervor thun mögten, welche
der
Mühe werth zu ſeyn erachten, dergleichen Inſtrumente mit Verſtand
und
Fleiß eigenhändig zu verfertigen, da man zumahlen mit ſelbigen in
einer
Stunde noch genau genug ſo viel ausrichtet, als man wohl in zehen
Stunden
mit dem mühſamen Calculiren nicht leiſten kann, welches allen
denjenigen
, die die Oerter der Planeten und die Eclipſes zu wiſſen nöthig
haben
, um viel Zeit und Mühe zu erſpahren, gar dienlich ſeyn wird,
ſo
iſt der Herr Autor dem Bono Publico zum beſten auf eine neue und
kurze
Beſchreibung bedacht geweſen, wie man nemlich dergleichen Inſtru-
ment
auch nach der Hypotheſe und denen Menſuris des gelehrten und
bey
uns vor jetz@ wohl bekannten Engliſchen Aſtronomen, Thomä Stree-
tli
, als deſſen Tabellen bey meiner Ueberſetzung aus dem Engliſchen
75687allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. das Lateiniſche ſchon von Anno 1704. her auch vielen Liebhabern gedienet,
richtig
darſtellen möge, da nicht allein ſolche, nebſt andern mit denen Be-
obachtungen
ziemlich wohl übereinſtimmen, ſondern auch bißhero die be-
quemſte
und leichteſte zu dieſem Gebrauche ſind, wovon das folgende ein meh-
rers
lehren wird.
Vorbereitung zu dieſem Planetolabio.
Man ſupponiret zuförderſt, daß derjenige, ſo dieſes Inſtrument eigen-
händig
zu verfertigen, und die darzu erforderte Maaſen und Zahlen
auszufinden
verlanget, in der Mechanic, Arithmetic und Geometrie wohl
fundiret
ſeye, damit es in allen Stücken ſeine Richtigkeit erlangen möge, zu
dieſer
trägt abſonderlich vieles bey, ſo man ſo wol die kleinen als die groſ-
ſen
Schelben aus Meſſing oder Kupfer von einer ziemlichen Gröſſe dazu
bereitet
, wofern es aber die Unkoſten nicht zulaſſen, muß man ſolche entwe-
der
von einem guten trockenen Holz, oder, von einem Pappendeckel machen,
die
imvendige Scheibe und den obbeſagten auswendigen Ring entweder mit
ſaubern
weiſſen Papier, oder mit einem feinen Pergament überziehen, und
dann
wohl austrocknen laſſen, da man dann die Verzeichnung des Planeto-
labii
vornehmen kann.
Das Hauptwerk hiervon beruhet darauf, daß, weil
es
nach des Keplers und der heutigen Aſtronomorum Beweißgründen ganz
richtig
, wie die Orbitä der ſechs Hauptplaneten nicht aus ordentlichen, ſon-
dern
vielmehr ablangen Zirkeln oder Ellipſen beſtehen, deren Plana gegen
dem
Plano Orbitä Terrä ganz unterſchiedene Neigungen haben, man erſt-
lich
lehre, wie eine jede Ellipſe alſo auf einem Plano optice zu entwerfen
feye
, als ſehe man ſelbige mit dem Auge aus einer unendlichen Weite an,
oder
wie, ſo eben eins iſt, auf einer ebenen Fläche, ſo man aus den Puncten
des
Umfangs, jeden ſolcher inclinirenden Ellipſen lauter perpendiculare Linien
auf
das Fundame talplanum fallen läſſet, der Umkreiß ſolcher, den wir or-
bitam
planä curtatam nennen, beſchrieben werden ſoll;
Um dieſes nun zu
finden
, ſo hat man aus der Lehre von den coniſchen Sectionen zum Fun-
dament
zu wiſſen, daß, weil nach dem obigen jede orbita planetä inclinata
eine
Ellipſis iſt, dann auch jede orbita Planetä curtata eine Ellipſis werden
müſſe
, jedoch mit dem Unterſchiede, daß ſie weder ſo groß als die orbita in-
clinata
ſelbſten ſeye, noch aber ihre groſſe Axe oder der Diameter nansver-
ſa
durch die Sonne gehe, auch nicht auf eben denſelben Gradum Zodiaci,
wie
die groſſe Axe der orbitä inclinatä inlauſe, dahero dann ihre Brennpuncte
weder
nach dem Stande noch nach der Weite mit jenen übereinkommen, und
alſo
auch nicht die Sonne in dem Brennpuncte der Ellipſis curtatä, wie im
dem
Brennpuncte der Ellipſis incl natä ſich befinde.
75788Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Man könnte wohl eine jede orbitam Planetä curtatam mit Zuzlehung
der
Tabulä loci heliocentrici vor einen Planeten, wie ſie in den Tabulis Ca-
rolinis
zu finden, auf dem fundamentalen Plano vorſtellig machen, ſo man
den
Winkel des loci heliocentricia prima ſtella , und die Diſtantiam curtatam da-
bey
applicirend, vor einem jeden Grad der Auomaliä mediä alle Puncta or-
bitä
darauf abſtäche, und dann ſelbige in einer krummen Linie zuſam-
men
zöge, ſo würde man die Orbitam curtatam bekommen, weilen
aber
dieſe Manier gar mühſam, und keine beſondere Accurateſſe zeiget,
ſo
iſt es beſſer, daß man vielmehr, ſo wol den groſſen als kleinen Durch-
meſſer
der Orbitä ellipticä curtatä, derſelben poſitionem Centri ſamt den
Winkel
, welchen die groſſe Axe mit der Durchſchnittslinie machet,
richtig
ausſuche, ſo wird man alsdann mit einem zu denen Ellipſibus be-
ſtimmten
Zirkel, wie dergleichen oben in dem IV.
Capitel bey der 4. und 5.
Figur der IV. Tabelle, zween vorgeſtellet worden, die obitam Ellipticam
curtatam
beſchreiben können, alles dieſes wird in den nachfolgenden mit we-
nigen
angewieſen.
Wir wollen den Mercurium, zum Exempel nehmen, deſſen orbita el-
11Tab. VIII.
Fig
. 1.
liptica inclinata ſeye in der 1.
Figur der VIII. Tabelle bey A S P R dargeſtel-
let
, da die beede Brennpuncte dieſer elliptiſchen Figur ſich in G und H vefin-
den
, in H iſt die Sonne, in A das Aphelium, in P das Perihelium, die Zei-
chen
bemerken die Durchſchnittslinie, welche die orbita Mercurii mit
der
Erdorbita macht, die Linie DF, die bey C durch den Mittelpunct dieſer El-
lipſis
gehet, lauft mit der erſtbeſagten Interſectionslinie parallel;
darauf
ſuchet
man in den Tabulis Carolinis den locum Nodi, und ziehet ſolchen
von
dem loco Aphelii ab, ſo findet man in der Sonne bey H den ſpitzigen
Winkel
AH , dieſem iſt nach der 29.
Prop. des erſten Buchs Euclidis ſo
wol
der Winkel ACF als DCP gleich, nun muß man ſich in dem Triangel GFH
alle
Seiten und Winkel bekannt machen, indeme man aber in ſelbigen keine
andere
Data als G H, die Weite der Brennpuncte, oder die doppelte Eccen-
tricität
, und die Summe der zwoen Seiten GF und HF, welche beyde nach
der
Conſtruction der groſſen Axe A P gleich ſind, aus bemelten Tabellen ha-
ben
wird, auch die Auflöſung dieſer Aufgabe nicht leicht bey einem Autor
finden
kann, ſo wird nothwendig erfordert, die Auflöſung dieſer Aufgabe
nach
des Herrn Autors Sinn aus der Algebra herzuhohlen.
In dem geradlinichten Triangel G F H, wie vor gemeldet worden, ſind
bekannt
die Seite G H, und die Summe der beyden andern Seiten G F und
H
F, als die Linie A P, wie auch der Winkel G C F, deſſen Vertex in dem Mit-
telpuncte
der Linie G H ſtehet, nun ſoll man jede Seite, als G F und H F, ins-
beſondere
finden.
Præparatio. Man verlängert die Linie F C biß in D und läſſet aus
den
Winkeln bey G und H auf die verlängerte Linie F D
75889allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Linien G a und H b fallen, ſo werden die zween geradwinklichte Triangel
C
a G und C b H einander gleich ſeyn, weilen nun auch darinnen alle Win-
kel
mit der Seite C H oder CG als die Eccentricität bekannt ſind, ſo wer-
den
auch aus der Trigonometrie die übrigen Seiten C a und G a bekannt
werden
.
Denominatio. In dieſen Triangeln ſeye G a oder Hb = b, C a oder
C
b = c, und alſo a b in der Figur = 2 c, die Summe der Seiten GF + FH
oder
A P = d, die unbekannte Seite = x, ſo iſt demnach die Linie F H =
d
- x:
Nach der 47 Prop. des 1 Buchs Euclidis iſt a F = √xx - bb und
b
F = 2c + √xx - bb, dieweilen aber das Quadrat der Linie FH = dd -
2dx
+ xx, ſo wird die Linie b F (ſo man nemlich das Quadrat der Li-
nie
H b von dem Quadrat FH abziehet) = √dd - 2dx + xx - bb, nun
ergiebet
ſich eine Gleichheit zwiſchen zwoen Quantitäten da 2c +
√xx
- bb = √dd - 2 dx + xx - bb nach angeſtellter Reduction findet man
daß
xx = dx + cc - {1/4} dd - {4b b c c/dd - 4cc} und alſo x = {1/2} d + √cc {4 bbcc/dd - 4cc}
ſo
man nun d gleich ſupponiret, der Zahl 1, wird die Gleichung,
als
x = {1/2} + √cc - {4 bb cc,/1 - 4 cc,} aus dieſem wäre nun die Conſtructio Geo-
metrica
gar leicht zu erlernen, wir haben aber vielmehr eine Regulam Arith-
meticam
daraus zu ziehen, die in folgenden beſtehet.
Man multipliciret die Linie A P, nachdeme man zuvor die Linien
aC
und aG ganz accurat nach der Trigonometrie determiniret, mit ſich
ſelbſten
, quadriret gleichfalls die Seite a C und multipliciret dieſes Qua-
drat
mit 4, ſolches Quadruplum Quadrati A C, unter der Expreßion 4 a
C
2, ziehet man von dem Quadrat der Linea A P ab, dann der Reſt un-
ter
der Bezeichnung A P2 - 4 a C2 ausgedruckt ſich befindet, ferner quadri-
ret
man auch die Seite aG, und notiret das Quadrat mit a G2, alsdann
ſtellet
man dieſe drey Zahlen nach der Regel de Tri, ſagend:
Gleichwie
A
P2 - 4 aC2 giebt 4 aC2, ſo giebet aC2 die vierte Proportionalzahl, welche
man
endlich von dem Quadrat aC2 ſubtrahiret, aus dem Reſt ziehet man
Radicem
quadratam, addiret ſolche zu A C, der halben gegebenen Linie
von
A P, ſo wird man die längſte Seite als F H bekommen, ſo man nun
dieſe
von AC ſubtrahiret, wird man in dem Triangel G F H die kurze G F
auch
richtig erlangen.
Nachdeme nun in erſtbeſagten Triangel alle drey
Seiten
, oder in den Triangeln G F C, H F C, zwo Seiten ſamt einem
Winkel
GCF, HCF, bekannt ſind, ſo kann man auch endlich die übrige Win-
kel
, nebſt der Seite F C ausrechnen, und demnach auch den ganzen Win-
kel
GFH, als die Aequationem ellipticam, finden.
75990Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Nachdeme dieſes richtig, ſo nimmt man die groſſe halbe Axe AC,
ſetzet
ſelbige aus F auf die kleine halbe Axe RC in n, alſo daß die Linie F n
11Tab. VIII.
Fig
. 1.
mit A C, in gleicher Gröſſe iſt, nimmt dann die kleine halbe Axe R C, ſtellet
ſolche
aus R auf die Linie Fn in O, ſo daß RO dem R C gleich komme, nun
theilet
man no in r in zween gleiche Theile, beſchreibet mit der Weite r o
oder
r n aus r einen kleinen Zirkel Cnpo, und theilet bey der Linie Fp, die
nach
Erforderung der Sache verlängert werden kann, den nunmehro bekann-
ten
Winkel GFH in zween gleiche Theile, ferner ziehet man aus dem Centro
der
Ellipſis auf die verlängerte Linie Fp eine Perpendikularlinie Cq, die
man
alsdann bis an den Umkreiß dieſer Ellipſis, als wie BE verlängern kön-
te
, und beſchreibet aus C durch das Centrum des kleinen Zirkels in r den
Diameter
CP, nun muß man aus den Eigenſchaften der Ellipſen nach des
Joh
.
Witt. Elem. curv. L. I. Cap. III. Prop. 14. vor bekannt annehmen, wie
daß
der Diameter CP des kleinen Zirkels eben auf dem Puncte in p fallen
werde
, wo zuvor die Mitte durch den Winkel GFH gezogene Linie FP den
kleinen
Zirkel durchſchneidet, und alſo, daß der gerade Winkel Cqp in dem
halben
Zirkel ſtehe, dann auch, daß die Linie FP m@ der Linie BC in glei-
cher
Gröſſe ſich befinde, letzlich aber, daß BE und DF die Diametri conju-
gatä
der Ellipſis ſeyen.
Nach dieſen ziehet man durch die beede Puncte B und E ſo groß der
Diameter
DF iſt, zwo Parallellinien KI und LM, dann aber nach dem an-
dern
Diameter BE zween andere parallele KL und IM, ſo iſt um die Ellipſis
ein
Parallelogrammum KILM beſchrieben.
Ferner nimmt man den Triangel FCn vor, in dieſem iſt bekannt FC
und
En mit den Winkel FCn, der aus dem geraden Winkel ACR und dem
ſpitzigen
Winkel ACF, ſo hier dazu addiret, in einem und dem andern Fall
aber
davon abgezogen wird, beſtehet, ſo wird man die Winkel CFn und
Cn
F finden können, dieſem letzten iſt gleich der Winkel n C r, dann r C n,
iſt
ein Triangulum iſoſceles.
Dieſer Winkel n C r von FC n ſubtrahiret, läßt
den
Winkel F C p übrig.
Nachdeme nun in dem Triangel F C p die bey-
den
Seiten F c und C p auch der Winkel F C p bekannt ſind, ſo mögen wir
auch
die Linie F p, welche mit B C dem andern halben Diametro conjugata
in
gleicher Gröſſe iſt, haben, nun ſind aber auch die übrigen Winkel oh-
ne
fernere Rechnung bekannt, dann der oben gefundene Winkel C F H, ſo
er
von H F P ſubtrahiret wird, der die Helfte des Winkels C F H iſt, über-
läßt
vor den Reſt, den Winkel C F P, und der Winkel C P F iſt der Win-
kel
C F p und F C P das Complement auf 180°.
Man ziehet über das aus B auf den Diameter D F eine Perpendicu-
larlinie
B u und aus C auf eine Linie eine andere C t, wobey ſich
dann
ergiebet, daß die zween geradwinklichte Triangel B C u und F C q
ähnlich
ſind, indeme ſie den ſpitzigen Winkel B C u oder F C q, welcher
76091allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Winkels C F q Complement iſt, mit einander gemein haben, ſo wird
man
demnach ſo wohl die Perpendikularlinie B u als das Segment
C
u durch die Berechnung darſtellen können.
Gleicher maſſen wird man
in
dem geradwinklichten Triangel H C t, weil darinnen der Winkel
C
H t dem bekannten Winkel A C F gleich und die Eccentricität H C be-
kannt
iſt, die Perpendi kularlinie C t nebſt dem Segment H t zu finden
wiſſen
.
Endlich iſt zu zeigen, wie die Orbita dieſes Planetens zu curtiren,
man
muß ſich aber hiebey, weilen das Planum ſolcher Orbitä gegen dem
andern
incliniret, daß ſie demnach einander in der Linie durchſchnei-
den
, und der Winkel dieſer Inclination z.
E. hier bey dem Mercurio von
6
.
Graden 54. Minuten bekannt iſt einen geradwinklichten Triangel der-
gleichen
einer in der 3.
Figur der VIII. Tabelle bey f g h zu erſehen, vorſtel-
11Fig. 3. len, in welchem die Hypothenus f h der in der erſten Figur allda vorge-
ſtcilten
Linie B u, und der Winkel g f h dem Neigungswigkel gleich iſt, ſo
wird
man die Linie f g, die noch anderſt, die Linie B u curtata genen-
net
werden kann, finden.
Auſ gleiche Weiſe muß auch die Linie Ct
curtiret
werden.
Die Linien Cu und Ht bleiben unverändert. Letztens
muß
man auch in dem neuen geradwinklichten Triangel, deſſen Schenkel die
Linie
B u curtata und C u ſind, ſowohl die Hypothenuſam B C curtatam,
oder
den neuen Semidiametrum conjugatam orbitä curtandä als deſſen an-
gulum
B C F curtatum ausfinden, der ander Diameter D F bleibet un-
verändert
.
Weil wir dann nun die beyden Diametros conjugatas, als BE und
D
F der zu beſchreibenden Ellipſeos curtatä ſamt ihrem curtirten Win-
kel
B C F, wie auch ein neues Parallelogrammum circumſcriptum K I M L,
in
welchem die Latera K I, L M näher zuſammen kommen, richtig haben,
ſo
kann man auch wiederum Methodo inverſa die halbe groſſe Axe A C
und
die kleinen S C der Ellipſeos oder orbitä curtatä flnden, es iſt
nemlich
in dem Triangel p F C der Winkel C F q, ſo dem Winkel C B u
gleich
iſt, welcher das Complement des anguli curtati B C u auſ 90.
Grad, F C und F p, ſo der Lineä curtatä B C gleich iſt, zum voraus be-
kannt
, ſo ſuchet man die übrige Winkel und den Durchmeſſer des kleinn
Zirkels
p C, nachdeme deſſen halbe Diameter Cr die Linie C F und der Win-
kel
F C t in dieſem Triangel bekannt, muß man auch den Winkel CrF, von
dem
die Winkel r n C und r C n die Helſten ſind, ſo man nun in gegenwär-
tigen
Fall den Winkel r C n zu F C r addiret, wird ſich der ganze Win-
kel
F C r zeigen, von dieſem ziehet man den Winkel A C R, ſo einen gera-
den
oder 90.
Grad ausmacht, ab, ſo wird der Winkel A C F, der zwi-
ſchen
der groſſen Semiaxi A C der Ellipſeos curtatä und der Linie CF, ſo
parallel
mit der Linie iſt, übrig bleiben.
Ferner, ſo man in dem
Dreyeck
F C r die Linie F r determiniret, addiret man den
76192Von der Zubereitung und dem Gebrauche meter rn des circelli darzu, ſo bekommt man die Linie F n, dieſer Linie
iſt
nun nach dem obigen gleich A C, die gröſſere Semiaxis Ellipſeos curta-
, und ſo man r C von F r abziehet wird die Linie F o, die S C der kleinen
Semiaxi
der Ellipſeos curtatä gleich iſt, vonhanden ſeyn, die Brenpuncte
H
und G der Ellipſeos curtatä mag man alsdann auch bald finden.
Wann
endlich
der Stand des Centri C von dieſer Ellipſi gegen der Linie und
der
Sonne H, wie auch der Winkel A C F, dem derienige Winkel gleich iſt,
den
die neue groſſe Axe A P mit der Linie macht, da zwar jene nicht
durch
die Sonne in H gehet, ſeine Richtigkeit hat, ſo wird man die ganze
Ellipſin
curtatam beſchreiben können.
Von der Zubereitung dieſes Inſtruments.
Man verſertiget erſtlich wie oben zu Anfang der Vorbereitung ſchon er-
innert
worden, entweder aus Meßing, oder zur Noth von einem di-
ckrn
Pappendeckel eine groſſe Scheide, deren Durchmeſſer zum wenigſten zween
Schuhe
groß ſeye, und macht auſſen herum einen breiten Ring darauf, in die-
ſe
richtet man noch zwo andere etwas kleinere Scheiben, damit man auf
die
eine das ganze Syſtem der Planeten, auf die andere aber die orbitas
curtatas
Martis, Terrä, Veneris und Mercurii, weil ſolche in dem gan-
zen
Syſtemate gar klein fallen, bringen könne.
Aus dem Mittelpunct dieſer Scheibe, das ſowohl die Sonne als
das
Centrum der Ekliptik bedeutet, beſchreibet man ferner auf beſagten
Rand
etliche concentriſche Zirkel, auf welchem die Ekliptik vorgeſtellet wird,
dahero
theilet man auch ſelbige in 12.
gleiche Theile als Zeichen, hernach
ein
jegliches von dieſen in 30.
Grade, einen jeden Grad in 4 oder 6 gleiche
Theile
, und ſchreibet ſowohl die Zahl der Zeichen als der Grade von 5 zu 5
Graden
dazu, da man den Anfang des erſten Zeichens mit einen Stern, ſo
den
erſten Stern des Widders bemerket, vorſtellet.
Nachdeme ſuchet man in den Karoliniſchen Taſeln des Streetii die Lon-
gitudinem
Aphelii Terrä à I * , welche 8 Signa 8 Grad und 20 Mi-
nuten
groß ſich befindet, dieſe Longitudinem determiniret man auf der
Scheibe
bey einer Linie, indeme man ſelbige nach den gehörigen Zei-
chen
Graden und Minuten in der Ekliptik durch deren Centrum beſchrei-
bet
, darauf träget man aus ſolchem die Eccentricitatem orbitä Terrä
von
1732.
oder 17. Theilen, nachdeme der Radius groß genommen wird,
gegen
die Gegend hin, wo das Aphelium ſtehet, und ziehet aus dem Cen-
tro
orbitä mit dem Radio von 100000.
oder 1000. Theilen einen Zirkel,
dieſer
wird nun die Orbita der Erde ſeyn, und ob zwar ſchon dieſe Or-
bita
eigentlich eine Ellipſis iſt, ſo iſt doch die Differenz zwiſchen der
76293allerhand aſtronomiſchen Inſtrumenten. miaxi majori und minori auſ einer Scheibe bey zween Schuhen nicht merk-
lich
.
Eben dieſes mag auch bey der Orbita der Venus gar wohl obſer-
viret
werden.
Alsdann ſuchet man in der Tabula Loci heliocentrici desjenigen
Planeten
, deſſen Orbita curtata gezogen werden ſoll, ad Anomaliam me-
diam
0 Sig.
0 Gr. die Longitudinem heliocentricam à I * , und be-
ſchreibet
durch das Centrum der Ekliptik gegen des geſundenen Zeichen und
Grads
auch deſſen Minuten durch die ganze Scheibe eine gerade Linie, wel-
che
man die Lineam Aphelii ficti nennen mag.
Aus dem Centro der Ekliptik oder der Sonne ziehet man ferner mit
der
Diſtanz, ſo weit der Planet in ſeinem Aphelio davon entfernet, oder
nach
befinden mit einer etwas gröſſern zween bis drey koncentriſche Zirkel
ganz
genau an einander, auf welche man die Signa und Grade Anoma-
liä
mediä zeichnet, und dahero dieſen Zirkel den äquantem, und zwar fictum,
nennet
.
Wann man nun in der Tabula loci heliocentrici bey 0 Signa 1 Grad
der
Anomaliä mediä die Longitudinem Planetä à I * ſuchet, und auf die-
ſe
in der Ekliptik angemerkte Longitudinem aus dem Centro eine gerade
Linie
über den Aquantem fictum ziehet, ſo wird die Linie in ſelbigem Zirkel
den
1 Grad der Anomaliä mediä abſchneiden, auf gleiche Weiſe kann man
den
zweyten Grad der Anomaliä mediä und die übrige finden.
Es iſt aber nicht nöthig daß man auf eine ſo mühſame Art jeden
Grad
der Anomaliä mediä abſonderlich abſchneide, ſondern es iſt genug,
ſo
man die Anomaliam mediam nur von 10.
zu 10 oder von 5 zu 5 Gra-
den
auf dem zugehörigen Aequante ficto bezeichnet, (welches ſich auch in
dem
ganzen Syſtemate;
oder auf dem Planetolabio univerſali bey der Ve-
nus
und Merkur wegen des engen Raums nicht wohl anders thun läſſet,)
dann
aber jeden Bogen entweder in 10 oder 5 gleiche Theile eintheile, nach-
deme
die Ungleichheit zwiſchen den Differenzen der locorum heliocentrico-
rum
von 10 zu 10 oder von 5 zu 5 Graden, die faſt ein jeder genugſam
erkennen
wird, groß ſeyn kann.
Endlich ſoll man auch in dieſem in ſeine
360
ungleiche Grade getheilten Aequante ficto zu Ende eines jeden 30ten
Grades
, indeme man den Anfang bey der linea Aphelii ficti machet, die
Zahlen
ſowohl des Zeichens der Anomaliä mediä, als bey 5 und 10 Gra-
den
beyfügen, ſind die Grade noch groß genug, ſo mag man felbige ferner
in
2 oder 4 Theile theilen.
Um die Orbitam Planetä curtatam zu beſchreiben, ziehet man erſt-
lich
auſ der Scheibe die lineam Inter ſectionis des vorgegebenen
Planetens
durch das Centrum auf die Grade und Minuten des gehörigen
Zeichens
der Ekliptik, wie ſelbige die Karoliniſche Tafeln anweiſen, und
bemerket
dabey wohl, daß in der obbemeldeten 1 Figur der Punct
76394Von der Zubereitung und dem Gebrauche die Sonne, das iſt das Centrum der Scheiben oder der Ekliptik an-
deute
.
Ferner träget man die nach den Regeln der obigen Vorbereitung
berechnete
Linie H t aus H, dem Centro der Scheibe auf die Durch-
ſchnittslinie
, gegen die Seite, wo das Aphelium ſtehet, und richtet
aus
t eine auf beſagter Linie perpendiculare, ſo groß als die oben aus-
gerechnete
Linea curtata C t ſeyn ſoll, auſ, ſo wird C das Centrum zu der
zu
beſchreibenden orbitä ellipticä curtatä geben.
Darauf ziehet man durch dieſes Centrum C eine mit der Knotenlinie
Parallellinie
D F und ſtellet bey C auf D F den Winkel ACF, wie ſol-
cher
nach der obigen Vorbereitung geſunden worden, ſo bekommt man
den
rechten Stand der gröſſern Axe vor die Ellipſin curtatam, alsdann be-
ſchreibet
man zu beyden Seiten des Centri C von dieſer gröſſern Axe
die
Helſte, und ſetzet auf C die kleine Semiaxin perpendikular, ſo weiß
man
, um welche Diametros die Ellipſis, als die verlangte orbita pla-
netä
curtata, die auch durch die Puncten D und E der neuen Linie DCF ge-
hen
muß, vermöge des obbemeldten Zirkels gezogen werden möge, indeme
auch
bekannt iſt, wie man die Brennpuncte ſolcher Ellipſeos finden ſoll, da
der
eine Brennpunct nicht in das Centrum der Ekliptik oder der Sonne
fället
.
Nachdeme ſoll man in dem Centro der Ekliptik durch ein gar enges
Löchlein
zween zarte Seidenſäden ziehen, und an ſelbige etwann zwey bis
drey
Zoll weit über der Scheibe Rand hinab, kleine Gewichter hängen, da-
mit
ſie die Seiden recht anziehen, doch aber nicht zerreiſſen, eine jede ſolche
Seite
muß alsdann mit einem gar kleinem gläſern Kügelein verſehen werden,
davon
eines ſchwarz, das andere goldgelb iſt, die übrige Seiden machet
man
, und zwar eine jede in den weiteſten Brennpuncte eines jeden Plane-
tens
am füglichſten veſt und dabey nebſt einem gläſſern Kügelein daran, von
ſolcher
Farbe, die mit derjenigen, ſo einem jeden Planeten zugeeignet wird,
übereintrift
, an welchen Fäden ebenſalls kleine Gewichter herab hängen.
Um das Planiglobium der Fixſterne auch auſ dieſem Inſtrument
vorzuſtellen
, ſo ziehet man auſ dem Planetolabio univerſali von dem
I
* durch das Centrum der Ekliptik einen Diameter, appliciret ein Li-
neal
in einer beſtändigen Weite, die 90.
Grad davon abſtehet, und zugleich
nach
und nach auf einen jeglichen Grad des gegenüber ſich befindenden
Quadrantens
der Ekliptik, und bemerket die Interſection auſ der Linie,
welche
deren Diametrum intermediam giebet, alsdann ziehet man aus
dem
Eentro der Ekliptik durch ſolche Durchſchnitte lauter concentriſche
Zirkel
, als die Parallelos Latitudinum, dann aber von dem Anſang ei-
nes
jeden Zeichens der Ekliptik von 10.
zu 10. Graden durch das Centrum
der
Ekliptik gerade Linien, welche die Circulos Longitudinum
76495allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. len, zwiſchen welche man aus dem Catalogo Stellarum Fixarum Hevelia-
no
die Fixſterne in ihren gehörigen Ort richtig eintragen kann.
Es iſt ge-
nug
, ſo man allein die Fixſterne des Zodiaci darauſ ſetzet.
Endlich ſoll man ein meßingeß oder hölzernes Parallellineal in Be-
11Fig. 2. reitſchaſt haben, deſſen Länge mit dem Diametro der Scheibe faſt in
einer
Gröſſe ſeye, die Breite aber eines jeden Lineals zum wenigſten 2.
Zoll ausmache; auſ eines von dieſen Linealen zeichnet man die Neigungs-
winkel
der Planeten, dazu man eine Linie zur gemeinen Baſi annimmt,
alſo
daß jene in einem Puncte zuſammen lauſen, in welchem ein zarter
Faden
oder eine Seiden veſt angemacht iſt.
Aus dieſem Puncte ſoll man
nun
ungeſehr in der Weite der Semiaxis Saturni einen Bogen von 9.

bis
10.
Graden beſchreiben, und einen jeglichen ſolchen Grad in ſeine klei-
nere
Theile gehörig eintheilen, welchen Bogen man den Arcum Latitudinum
nennen
kann.
Man muß ferner auf der unterſten Linie, als der Baſi von
dem
Plano der Ekliptik den beſagten Inclinationswinkel nach dem Maas
der
Semiaxis majoris orbitä Terrä, vie man 100000.
Theile groß an-
nimmt
, eine Scalam ordiniren, zu deſto ſicherern Gebrauch auſ ſolcher
Grundfläche
hin und wieder verſchiedene Perpendikularlinien ziehen, und um
das
Lineal einen zarten Faden oder Seide mit einem Knoten ſo veſt machen,
jedoch
daß man ſelblgen annoch hin und her ſchieben könne.
Auſ dem an-
dern
Lineal hat man noch drey andere Scalas nach denen Maaſen der ei-
gentlichen
Planetendiſtanzen von dem Centro an der Sonne in dem Halb-
meſſern
der Erde, nach einer beliebigen Hypotheſi, wozu diejenige des Herrn
de
la Hire wohl beſſer als die in den Streetiſchen Tabellen enthaltene dienen
mögen
, anzuordnen, die eine Scala gehöret zu dem Planetolabio univerſali,
die
zwote zu dem particulari, und die dritte zu dem Lunälabio;
man kann
auch
noch auſ eben demſelben Lineal, gleichwie die 5.
Figur der VIII. Tabelle
anweiſet
, eine Scalam Sexagenariam, die bey denen Sonn- und Monds-
finſternüſſen
gebraucht wird, vorſtellig machen.
Von dem Gebrauche dieſes Planetolabii.
Wir haben zu dieſem Gebrauche vor allen nöthig die Tabulas motuum me-
22Tab. XIII.
Fig
. 5.
diorum des Thomä Streetii, an ſtatt ſeines motus Präceſſio-
nis
Aequinoctiorum mag man beſſer dergleichen aus denen Ta-
bellen
des de la Hir herholen, in der zwoten Tabula Aequationis Temporis,
wie
in der Vorrede der Tabularum Streetii ſchon Erinnerung geſche-
hen
, die Titulos Adde und Subtrahe verwechſeln, wie auch einen beſſern Ca-
talogum
, ſo wol vor die loca terreſtria als vor die Stellas Fixas, jedoch
daß
die Reduction auf den Meridian von Londen zuvor angeſtellet
76596Von der Zubercitung und dem Gebrauche de, gebrauchen, ſo wird man alsdann die ſolgende 2. Auſgaben deſto rich-
tiger
vornehmen können.
I. Nutz.
Die Länge eines jeden Planetens zu finden.
Man ſtellet erſtlich das Planetolabium auſ ein dazu bequemes Geſtell
recht
horizontal, und hänget die kleine Gewichter an die gehörigen
Fäden
, nachdeme ſuchet man zu der beſtimmten und reducirten Zeit
aus
denen Karoliniſchen Taſeln ſowohl vor die Erde als vor den vorgege-
benen
Planeten die Anomoliam mediam, wie auch die Präceſſtonem Aequi-
noctiorum
, die man an ſtatt der gewöhnlichen Addition mit Hülſe einer ein-
fachen
und leichten Zehlung, wie ſelbige in dem Tractat des Planetolabli
gezeiget
wird, colligiren kann, hernach leget man den Seidenfaden, der aus
dem
Centro der Ekliptik ausgeſpannt iſt, auſ die in dem Aequante ficto
der
Erden in den Signis Gradibus und Minutis determinirte Anomaliam
mediam
, ſo wird dann jene die Longitudinem der Erde à I * , wie ſolche
aus
der Sonne geſehen wird, in der Ekliptik vorſtellen, da dann der op-
poſitus
locus den Ort der Sonne, wie er aus der Erde geſehen wird, zei-
gen
muß, ſo man nun die gehörige Präceſſionem Aequinoctiorum dazu zehlet,
wird
man auch den verlangten Ort von dem Anfang des Widders, und
alſo
die eigentliche Länge bekommen.
Auf gleiche Art operiret man auch bey
einem
jeden andern Planeten, um die heliocentriſche Länge à I * zu wiſſen,
wo
nun die beyde ausgeſpannte Seidenfäden die orbitam der Erde und des
Planetens
durchſchneiden, daſelbſt leget man das obbeſagte Parallelli-
neal
an, hält die eine Regel an dieſen beyden Punten veſt, und ſchiebet das
andere
auſ das Centrum der Ekliptik, ſo wird ſolches die Longitudinem
Geocentricam
à I * vor den Planeten in der Ekliptik richtig zeigen, zu
dieſer
addiret man noch die Präceßionem Aequinoctiorum, ſo mag man
die
eigentliche Longitudinem, wie der Planet alsdann aus der
Erde
zu obſerviren, von dem Anfang des Wid-
ders
erlangen.
76697allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
II. Nutz.
Die Breite eines Planetens zu
erforſchen
.
Man nimmt mit einem Zirkel die Weite, die ſich zwiſchen dem in der or-
bita
curtata ſtehenden Planeten, und dem Platz der Erde erglebet ſe-
tzet
ſolche aus dem Vertice des Inclinationwinkels auf die Baſin des einen
Lineals
, und ſtellet am Ende eine Perpendikularlinie darauf, eben dieſe
kann
man auch ohne einen merklichen Fehler mit Beyhülfe eines um das
Lineal
gewundenen Fadens, den man nur gerad fort verſchiebct, gar
wohl
präſtiren.
Ferner miſſet man die nächſte oder die perpendiculare Diſtanz des
vorgegebenen
Planetens in ſeiner orbita curtata von der ihme zugehörigen
Interſectionslinie
, und ſtellet ebenfalls dieſe Weite aus dem Ver-
tice
des Inclinationwinkels auſ die Baſin, nachdem nimmt man aus dem
Ende
mit dem Zirkel die perpendikulare Entfernung der Lineä inclinatä des
Planetens
, ſo der Sinus latitudinis heliocentricä genennet werden mag,
träget
ſolche von der Baſi an, auf die zuvor determinirte Perpendikularli-
nie
, und bemerket die Höhe mit einem Puncte oder mit dem Knoten des ob-
bemeldeten
Fadens, indeme man felbigen auſ den Punct accurat ſtellet.
Endlich ſtrecket man den zarten Faden, der in dem Angulo Incli-
nationis
veſt angemachet iſt, über dieſen Punct bis an den Arcum Lati-
tudinum
, ſo wird man dann auf ſelbigen gar leicht ſehen können, wie groß
der
Latitudo geocentrica des Planetens ſeye, ob nun aber dieſe nördlich
oder
ſüdlich gefunden werde, kann man aus den Zeichen der Orbitä
abnehmen
.
Das zehende Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines
neuen
Lunälabii nach der Vorſtellung des Herrn
Doct
. Zumbachs.
Das Lunälabium iſt ebenſalls ein aſtronomiſches Inſtrument, wie
zu
Anſang des vorhergehenden Capitels gelehret worden, mit
deſſen
Beyhülſe man zu allen Zeiten den richtigen Stand des
Monds
, ſo wol nach der Länge als Breite, auch die Sonnen- und
76798Von der Zubereitung und dem Gebrauche Finſterniſſen, a. mit leichter Mühe, ohne Rechnung, und dabey ganz
fertig
und genau zu finden vermag.
Die Zubereitung der hierzu gehöri-
gen
Scheibe wird auf eben dieſe Art, wie bey den Scheiben des Plane-
tolabii
vorgenommen, da man nemlich wiederum eine kleinere in einer
gröſſern
, die mit einem Kranz oder breiten Ring verſehen iſt, und zwar,
daß
ſie im Herumdrehen nicht wanke, anordnet, indeme man jene wieder
mit
einer Schraube, die durch die mittlere runde Oeſnung der gröſſern ge-
het
, etwas anziehen kann, alsdann überziehet man, ſo das Inſtrument von
Holz
, oder von einem ſtarken Pappendeckel gemachet wird, ſo wol den groſ-
ſen
Ring als die kleinere Scheibe mit einem ſaubern Pappier oder feinen
Pergament
, läſſet es recht trocken werden, und nimmt die Declination des
Lunälabii
, wie es eine Hypotheſis der Theoriä lunaris erfordert, vor die
Hand
.
Wir wollen dieſe allhier nach der Theorie, wie ſolche Thomas
Streete
in ſeinen Taſeln angiebet, und die Anweiſung Herrn Doct.
Zum-
bachs
lehret, in den ſolgenden vorſtellig machen.
Von der Zubereitung dieſes Inſtruments.
Man beſchreibet erſtlich aus dem Mittelpuncte der inwendigen Scheibe,
11Tab. IX.
Fig
. 1.
auſ dem äuſſern Ring ganz genau aneinander etliche concentriſche
Zirkel
, macht darauſ die Theilung, um die Ekliptik vorzuſtellen, in ihre
gehörige
, und bey einem jeden Grade wieder in 4.
gleiche Theile, ſüget auch
ſo
wohl die Zeichen als die Zahlen richtig bey.
Nachdeme ziehet man auſ der innern Scheibe durch das Centrum
eine
gerade Linie, die man vor die Lineam Apogäi annimmt zu nächſt
aber
gegen dem Rand die Orbitam der Erde, nebſt dem Circulo der Ano-
maliä
mediä in eben der Proportion, nach welcher in dem vorhcrgehen-
den
Capitel bey dem Planetolabio beſagte Orbita zu beſchreiben gelchret
worden
.
Man ſchneidet von der Linea Apogäi unterhalb des Zirkels der
Anomaliä
mediä Solis zu beyden Seiten einen halben Zoll ab, theilet den
Ueberreſt
von dieſer Linie bis zu dem Centro der Scheibe in 10000.
glei-
che
Theile, die man auſ einem beſondern Maaßſtab exhibiren kann, von die-
ſen
10000.
Theilen nimmt man 707, und ſtellet ſolche aus dem beſagten Cen-
tro
auf die Lineam Apogäi, ſo wird das Spatium die Eccentricität des
Mondzirkels
dargeben, aus dieſem Puncte der Eccentricität beſchrei-
bet
man nun mit den obigen 10000.
Theilen als dem Halbmeſſer die
Orbitam
Lunä, wie auch aus eben dem Centro mit noch etwas klci-
nern
Radiis zween bis drey andere Circulos concentricos gleich an der Or-
bita
des Monds, und theilet ſolche von der Linie an des Apogäi in
768allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. gehörige Zeichen und Grade, auch jeden Grad in 4. gleiche Theile, welchen
man
ebeuſalls die eigentliche Characteres und Zahlen, wie ſienach der Ord-
nung
der 12.
Himmelszeichen gehen, richtig beyſügen muß.
Man nimmt ferner aus den obigen Maasſtab von 10000. Theilen
8066
, und beſchreibet mit ſelbigen als einem Semidiameter aus dem Schei-
bencentro
einen Z@rkel, welcher der Aequans Lunä genennet wird.
Aus
eben
dieſem Centro träget man auch aus obbemeldeten Maasſtab auſ die
Lineam
Apogäi gegen dem Perigäo zu 218 {1/2} Theile, und ziehet mit ſelcher
Gröſſe
, als dem Radio, durch das Centrum der Scheibe einen kleinen Zir-
kel
, den man den Circellum Evertionis nennet.
Nachdeme ziehet man auſ der Linie des Apogäi durch das Centrum
der
Mondsorbitä eine zu beyden Seiten perpendikulare Linie, durch die-
ſe
aber, als einen Diameter, aus eben dem Centro zween bis drey
Zirkel
von einer beliebigen Gröſſe, jedoch daß ſolche innerhalb dem Ae-
quante
Lunä annoch begriffen, und dieſen nirgend berühren.
Jene theilet
man
nun wiederum von der Linie des Apogäi in die bekannte Zeichen Gra-
de
, und ihre Theile, nach der Ordnung der 12.
Himmelszeichen, alsdann
aber
jeden halben Diameter von dem innerſten dieſer Zirkel in 37 gleiche
Theile
und einen halben, da man den Anfang dazu von dem Centro macht,
durch
einen jeden ſolchen Theil ziehet man zu beyden Seiten eine mit dem
Diameter
perpendikulare und gegen die andere parallele Linie bis an den
Umfang
, doch daß noch auf einer Seite gegen das Perigäum ein Spa-
tium
vor einen andern halben Zirkel leer bleibe, ſolchen Zirkel heiſſet man
den
Reflexionszirkel.
Man beſchreibet weiter durch das Centrum der Scheibe eine mit
der
Linea Apogäi winkelrechte Linie, und aus demſelben darauf gegen die
Gegend
hin, wo das Perigäum ſtehet, etliche concentriſche halbe Zir-
kel
von beliebiger Gröſſe, daß ſie aber doch den Circulum Reflexionis nicht
berühren
, dieſe halbe Zirkel theilet man nun in 6 gleiche Theile, und dann
in
ihre gehörige Grade und kleinere Theile, denen man nach Ordnung der
Himmelszeichen
zwey und zwey Zeichen, wie die @ Figur in der IX.
Tabell,
anweiſet
, beyfüget, dieſe Vorſtellung mögen wir nennen den Circulum Ano-
malia
Evectionis.
Endlich werden ſo wol aus dem Centro der Scheibe zween zar-
te
Seidenfäden mit kleinen Kügelein, als aus dem Centro der Orbitä
ebenſalls
einer gezogen, an welche man über die groſſe Scheibe hinab klei-
ne
Gewichter, bey deren Gebrauch hänget.
Zum Beſchluß iſt noch dasjenige zu zeigen, wobey man jede
11Fig. 2. Breite des Mondes auch zu beſtimmen vermag, hierzu hat man nun
ein
Lineal von ungefehr 2.
Schuhen in der Länge nöthig, an deſſen ei-
nem
Rande man von einem Ende zu dem andern eine gerade Linie, als
Grunfldäche
, hinab ziehet, und von ſolcher ungeſehr den funfzehenden
769100Von der Zubereitung und dem Gebrauche abſchneidet, das übrige wird in fünſ gleiche Theile getheilet, welche Linie
die
Entfernung der Polorum Eclipticä und Orbitä in Syzigiis bedeu-
tet
.
Den erſten von dieſen Theilen theilet man ſerner in 60 Minuten,
und
ſetzet 9 {3/2} Minute zu der groſſen Linie, ſo daß die ganze Linie 5 Grad
9
{1/2} Minuten ausmacht, mit dieſen 9 {1/2} Minuten beſchreibet man nachdem
als
mit einem Radio aus dem Ende ſolcher Linie einen kleinen halben Zir-
kel
, wobey man ſowol den Exceſſum als die Aequationem motus
wird
finden können, aus eben dieſem Centro ziehet man auch noch ein paar gröſ-
ſere
concentriſche Zirkel nach Belieben, theilet ſelbige in drey gleiche Theile, je-
den
aber wieder in 30, und füget die Zeichen und Zahien der erſten 6 Zeichen
ſo
wol vor - als hinterwärts bey.
Endlich beſchreibet man aus dem An-
fang
der Baſis mit der Weite des Zirkels von 5 Graden einen Vogen,
der
den kleinen halben Zirkel anrühret, dann auch aus eben dieſem Cen-
tro
noch einen andern dreyfachen nach einem beliebigen Diameter, jedoch
daß
ſelbiger nicht an dem vorhin abgetheilten halben Zirkel anſtoſſe, da-
hero
man auch gar wohl ſolchen dreyſachen Bogen zu Ende des Lineals
beſchreiben
mag, ſo fern das Lineal breit genug iſt, von dieſem Bogen ſoll
man
von der Baſi an gerechnet, ganz accurat 6 Grade abſchneiden, und
jeden
Grad.
nachdeme er groß iſt, in 4 bis 6 gleiche Theile abtheilen, den
man
den Arcum Latitudinis nennet.
Endlich ziehet man aus dem Centro
dieſes
Bogens durch den fünſten Grad eine lange Linie, wie auch durch den
5
Grad 15 Minuten noch eine andere, ſo iſt das Inſtrument fertig.
Von dem Gebrauche dieſes Lunälabii.
Hierzu werden vor das erſte die Tabulæ motuum mediorum Lunæ, nem-
lich
der Anomaliä des Apogäi und Nodi, wie ſie in den Tabulis Ca-
rolinis
anzutreffen ſind, erfordert, ausgenommen daß man noch die Ra-
dices
um einen Grad zu vermehren und der Minuten Complement auf
60
zu nehmen hat, ſo man anderſt durch die Zehlung den mittlern Ort des
Knotens
recht finden will, gleichwie ſchon anderwärts hiervon Erwähnung ge-
ſchehen
, alſo ſtellen wir z.
E. an ſtatt des Radicis vor das anfangen-
de
1701.
Jahr, die ſonſten 4 Zeichen 27 Grade 18 Minuten 30 Secun-
den
in jenen groß beſunden wird, 4 Zeichen 28 Grade 41 Min.
30 Sec.
dar, und ſo ferner, ſo wird man in dem ruckwärts zehlen, wie es bey der
Collectione
motuum retrograda gebräuchlich iſt, den rechten mittlern Ort
des
Knotens bekommen.
Nachdem ſolle man auſ die beſtimmte Zeit ſo wol den gehörigen
Ort
der Sonne finden, das pendulum Centri Zodiaci auſ ſolchem
richtig
appliciren, und beſagten Ort recht auſzeichnen, als auch
770101allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Locum Apogæi Lunæ beſtimmen, dieſen überkommt man bey Umdrehung
der
innern Scheibe auf den eigentlichen Grad und Minuten des Zeichens
in
dem Zodiaco, wobey man ſelbige etwas mit der Schraube anziehet,
hernach
muß man zu der beſtimmten Zeit die Anomaliam mediam Lunæ fin-
den
, es geſchehe gleich nach der Numeration oder Addition, jene ebenfalls
aufzeichnen
, und das Pendulum des Circuli eccentrici auf das Zeichen die
Grade
und Minuten des abgetheilten Zirkels ſetzen, wo nun dieſes Pen-
dulum
den Circulum äquantem durchſchneidet, daſelbſten leget man das Pen-
dulum
des Centri Zodiaci daran, ſo wird dann ſo wohl dieſes auf dem
Zodiaco
als auch der Durchſchnitt, wo der Mond in ſeiner Bahn ſtehet,
den
Locum primo æquatum in Syzigiis verum in propria orbita richtig dar-
geben
, wann nun ſolcher Ort des Mondes weder mit der Sonne ihrem
oder
mit dem oppoſito überein trift, ſo ziehet man den gefundenen Ort der
Sonne
von dem einmal äquirten Ort des Monds ab, oder man findet bey
der
gewöhnlichen Numeration ihre Entfernung von einander, da man von dem
Ort
der Sonne oder ihren entgegengeſetzten anfänget, und nach der Ordnung
der
Zeichen bis zu dem Mond hin zehlet, dieſe Diſtanz des von der (sun) muß
man
mit dem Pendulo Centri Zodiaci auf den halben abgetheilten Zirkel nach
dem
gehörigen Zeichen Grade und Minuten tragen, wo dieſes Pendu-
lum
den kleinen Evectionszirkel durchſchneidet, allda iſt zur ſelbigen
Zeit
die Erde anzutreffen.
Nach dieſem wird erfordert, daß man auch mit
eben
derſelben Diſtanz des und der (sun) das Zeichen, Grad und Minute auf dem
abgetheilten
Circulo Reflexionis bemerke, ſo wird die nächſte Parallellinie
auf
dem Diameter die eigentliche Gröſſe der Reflerion vorſtellig machen,
dieſe
Reflerion addiret man entweder zu dem loco Lunä primo äquato, oder
ſubtrahiret
ſelbige, nachdeme nemlich die beygeſetzte Titel anweiſen, und
ſtellet
das Pendulum Centri Zodiaci, in ſolchem auf den corrigirten Ort des ,
doch
alſo daß man zugleich die Diſtanz, die der Mond in ſeiner Orbita von
dem
Centro Zodiaci hat, auch auf dieſer neuen Linie mit einem Puncte no-
tire
, welches wir das Punctum Reflexionis nennen können.
Endlich ap-
pliciret
wan die eine Regel von dem Parallellineal an das erſt gefundene
Punctum
Reflexionis und zugleich an den Ort des Erden in dem Circello
Evectionis
, hält jene daran feſt, und verſchiebet die andere Regel an das
Centrum
des Zodiaei, ſo wird dann ſelbiges in dem Zodiaco nach der Hy-
potheſi
Carolina motus Lunä den verum Locum in ſeiner orbita richtig
zu
erkennen geben.
Weilen die neue accuratere Obſervationes uns genugſam lehren,
daß
in denen Quadraturis Luna apegän nicht ſo weit, wie die Hypothe-
ſis
Lunä Carolina will, ſich von der Erde entferne, oder der Mond
in
dem Perigäo näher, wie er dorten an den Syzigiis angeordnet wird,
komme
, ſo mag auch allhier gar wohl angewieſen werden, wie man
771102Von der Zubereitung und dem Gebrauche eben dem Lunälabio ſolchem Phänom@no auch einige Satisfaction, und
zwar
gar leicht, geben könne, da der Ort des nach der neuen Hopotheſi
von
demjenigen nach der Hypotheſt Carolina niemahlen über 4.
Minuten
differiren
wird.
Man bemerket aber nach jener, daß, wo das Pendulum,
ſo
den Ort der (sun) in dem Zodiaco oder den oppoſitum darſtellet, den Circel-
lum
Evectionis durchſchneidet, daſelbſten die Erde zu ſolcher Zeit ſtehe, da
man
dann die eine Regel des Parallellineals an das zuvor gefundene Pun-
ctum
Reflexionis leget, die andere aber auf das Centrum des Zodiaci ſchie-
bet
, ſo wird ſolche in dem Zodiaco den Ort des Monds, wie er ſich in ſei-
ner
Orbita ergiebet, zeigen.
Ferner findet man den mittlern Ort des , wie die Caroliniſchen Ta-
bellen
lehren, oder man ſuchet, ſo man den Radium , wie oben erin-
nert
worden, corrigiret, den mittlern Ort des , indeme man immer
ruckwärts
zehlet, und appliciret das Pendulum Centri Zodiaci an dem
gehörigen
Ort, alsdann muß man auch, nachdeme man zuvor das ande-
re
Pendulum Centri auf den wahren Ort des in Zodiaco geleget, und von
dem
Ort des bis zu dem wahren Ort des die Signa Grade und Minuten
gezehlet
, die Diſtanz des von dem ſuchen, ſo wird ſolche das Argument der
Breite
geben, mit der man aus der Reductionstabelle oft-beſagter Caroli-
narum
ohne Mühe die Reduction beſtimmen, ſolche aber wie es die Ti-
tel
erfordern, entweder zu dem Ort des in ſeiner Orbita addiren oder
davon
ſubtrahiren muß, ſo bekommt man den Ort des wie er auf die
Ekliptik
reduciret iſt, wann die beſtimmte Zeit auf die oder mit der
Sonne
trift, ſo kann man auch zugleich mit geringer Mühe aus der Ta-
bell
des Mondsbreite nehmen, wobey man die einige wenige Secunden
nicht
achtet.
Auſſer den Syzigiis mag man auf folgende Art Geome-
trice
operiren:
Man leget auf dem zubereiteten Lineal den Faden des
Centri
in den halben Zirkel auf das gehörige Signum, und Grad, wie es
der
Abſtand des von der (sun) giebet, wo nun dieſer den kleinen inwendigen Zir-
kel
durchſchneidet, da appliciret man in der Inſection den aus dem An-
gulo
Inclinationis hangenden längern Faden, und notirct in dem Bo-
gen
der Breite die Grade, und Minuten, dieſe werden die Aequationem
darſtellen
, welche man von dem mittlern Ort des , wann der Mond
von
den Sizigiis gegen die Quadraturas zugehet, ſubtrahiren in einem
andern
Fall aber dazu addiren muß, ſo wird man die eigentliche Stel-
le
des erlangen.
Alsdann miſſet man auch mit einem Zirkel, wie weit
der
obbemeldete Durchſchnitt auf dem kleinen Zirkel über den nächſten da-
bey
beſchriebenen Bogen gehet, und ſtellet ſolche Weite daſelbſten auf
die
Scalam der Minuten, worauf man die gefundene Minute zu 5.
Gra-
den
addiret, fo wird die Summe zu der gegebenen Zeit den Winkenl der In-
clination
richtig darſtellen.
Nach dieſem muß man den wahren Ort des Kno-
tens
mit dem Pendulo in dem Zodiaco bezeichnen und mit dieſem durch
772103allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. lo@um Terrä in Circello Evectionis eine Parallellinie ziehen, welche dann
die
Linea interſectionis ſeyn wird, auf eben dieſe Linie ziehet man alsdann
aus
dem Reflexionspuncte eine perpendikulare, ſo wird man den Sinum
Argumenti
Latitudinis haben, oder man kann auch nur mit einem Zirke
aus
beſagtem Puncte die nächſte Diſtanz von der Linea Interſectionis an-
nehmen
, dieſe Weite träget man auf die Hypothenus des Anguli Incli-
nationis
, indeme aber auf dem Lineal nur zween Anguli Inelinationis als
der
gröſte und kleinſte verzeichnet, anzutreffen, ſo wird es ſchon genug ſeyn,
ſo
man mit dem Zirkel ganz allein einen Punct proportionaliter darzwiſchen
ſuchet
, von dar man dann die auf die Grundfläche hin perpendicular fal-
lende
Diſtanz, als den Sinum Latitudinis miſſet, und ſelbige fleißig noti-
ret
.
Endlich miſſet man auch das Segmentum Baſeos, ſo zwiſchen die-
ſer
Perpendicularen und dem Inclinationswinkel ſich befindet, dieſes Seg-
mentum
, wann man gar genau operiren will, ſtellet man auf den Sinum
Argumenti
Latitudinis von der Linie an der Interſection, ſo bekommt man
nechſt
dem Puncto Reflexionis das Punctum Reductionis, welche meiſten-
theils
gar wenig von einander differiren, alsdann miſſet man mit dem Zir-
kel
die Weite dieſes Puncti Reductionis in dem Circello Evectionis von
der
Erde, und ſtellet ſolche auf die Grundfläche des Inclinationswinkels
am
Ende perpendikular auf den gefundenen Sinum Latitudinis, welches al-
les
man auch ohne Weitläuftigkeit und merklichen Fehler nach dem bloſſen
Augenmaas
thun kann, darüber ſpannet man den Faden des Anguli In-
clinationis
, ſo wird ſolcher in dem Bogen der Breite die wahre Breite
des
Monds auſſer denen Syzigiis zeigen, welche, wie bekannt, entwe-
der
Nördlich oder Südlich iſt, nachdeme nemlich das Argumentum Latitu-
dinis
unter oder über 6.
Zeichen gehet.
Nach dieſen wäre nun noch übrig zu zeigen, wie man auch mit Bey-
hülfe
des Lunälabii nicht ſo wohl die Sonnen- und Mondsfinſterniſſen
als
auch die Bedeckung der Sterne auszufinden habe, weilen aber
um
alle dieſe Operationes gehörig vorzuſtellen dieſes hier etwas zu weit-
läuftig
fällt, und ſelbige ſchon der Herr Auctor in ſeinem zu Amſterdam
Anno
1700.
edirten Tractatu de Planetolabio zur Genüge vorgetragen,
ſo
mag man ſolches aus beſagtem Tractat noch herholen, unterdeſſen wird
dabey
dienlich ſeyn, ſo wir noch einige Hülfsmittel und Vortheile, die bey
dergleichen
Operationen richrig angebracht werden können, und weder
in
obigen Tractat noch anderwärts anzutreffen ſind, beybringen.
Das
erſte
beſtehet darinnen wie auf einem ſeden Horizont des Monds ſicht-
barer
Ort, wann zuvor die wahre Länge und Breite durch das
Lunälabium
bekannt worden, in dem Zodiaco zu finden ſeye, indeme
aber
dieſe Operation auf der Beſtimmung der Parallaxen der Länge
und
Breite des Monds, die von wenigen Minuten iſt, beruhet,
773104Von der Zubereitung und dem Gebrauche wollen wir hier eine mechaniſche Manier vorſtellig machen, welche viel leich-
ter
dan der Calculus, und doch ſelten über 4 Minuten von dem Calculo abge-
het
, die in folgenden beſtehet.
Erſtlich ſoll man die Tabulas Parallaxeos horizontalis Lunæ aus dem
Streete, aus einem andern Auctore aber die Tabulas Parallaxium Altitu-
dinis
Lunæ, dann einen guten Globum cöleſtem, der zum wenigſten ei-
nen
Schuh iu Diameter ausmache, wie auch eine Scalam ſexagenariam
von
beliebiger Gröſſe, in Bereitſchaft haben;
Ferner bemerket man den
nach
der Länge und Breite gefundenen Ort des auf dem Globo mit
einem
zarten Puncte, richtet den Globum, wie die Polhöhe und die vor-
gegebene
ſichtvare Zeit es erfordert, wie bekannt iſt, und ſtellet den Glo-
bum
veſt.
Nachdeme appliciret man den Vertikalzirkel bey dem Ort des
Mondes
und notiret ſo wohl die wahre Höhe des Monds über dem Hori-
zont
als auch das Punct der Ekliptik, durch welches der Vertikalzirkel ge-
het
, ſo wird man bey Anweiſung der Mondshöhe und mit Hülfe der ge-
fundenen
horizontalparallaxe des die Höhenparallax zu determiniren
wiſſen
.
Indeme nun der Globus beſtän@lg unverrucket bleibet, ſo ver-
längert
man den Vertikalzirkel durch das Zenith, bis er von dem Punct
der
Ekliptik an, wo die Interſection ſich erelgnet, 90.
Grad lang iſt, zeh-
let
auch den 90ten Grad der Ekliptik über den Horizont von dieſem In-
terſectionspunct
an, und miſſet mit einem Zirkel die Weite der beeden
90
.
Graden von einander, dieſe Weite, ſo ſie von dem Anfang des Ae-
quators
getragen wird, muß alsdann den Angulum Eclipticä mit dem Ver-
tikali
zeigen.
Endlich richtet man auf einem aparten Plano mit dem
Transporteur
einen Winkel, der dem gefundenen angulo Eklipticä mit dem
Vertikali
gleich iſt, auf, träget auf das eine crus mit dem Zirkel aus der
Scala
ſexagenaria die geſuchte Parallaxin altitudinis und läſſet aus
dem
Ende auf die andere Linie eine perpendiculare fallen, ſo man nun de-
ren
Gröſſe mit dem Zirkel nimmt und auf der Scala ſexagenaria abmiſ-
ſet
, wird ſich die Parallax der Breite des , hingegen auf der andern Seite
des
Triangels die Parallax der Länge geben, welche beede nach Erforderung
derer
Regeln zu der wahren Länge und Breite des Monds entweder addi-
ret
oder ſubtrahiret, die ſichtbare Länge und Breite des dargeben
werden
.
Das andere Stück iſt, wie man mit geringer Mühe den Tag des
Neu
- und Vollmonds, an welchem ſich eine Finſterniß ereignet, daß man
auch
bey dergleichen abſonderlich zu wiſſen nöthig hat, finden könne:
zu
dieſem
Unternehmen dienet der von dem Herrn Autore Anno 1708.
zu
Amſterdam
edirte Cyclus lunaris &
eclipticus perpetuus, welchen er auf ei-
ner
Maſchine von einigen Scheiben gar richtig vorgeſtellet, auf das
beſte
.
Auhier wird vor bekannt ſupponiret, wie nemlich der Mittel Neu-
mond
alle 19 Jahr wiederum auf eben denſelben Monathstage,
774105allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. nicht accurat auf eben den Zeitpunct falle, welche wenige Differenz dann
auch
verurſachet, daß man nach der gemeinen Regel den Tag des neuen
Mondes
auf gar lange Zeit hinaus nicht wohl treffen könne, dann es fället
der
Neumond z.
E. in einer Zeit von 1596. gregorianiſchen Jahren, als nach
dem
Verlauf von 84 mal 19.
Jahren gar nahe um 7. Tage ſpäter, dahero
muß
man von den gefundenen Epacten ſo viel Tage nach Proportion der
Jahre
abziehen, und 30.
Täge zu den Epactis incorrectis, wann die Sub-
traction
nicht vorgenommen werden könnte, addiren.
Dieſes gegenwärtige
ganze
Seculum hindurch haben wir keiner Correction nöthig, indeme der
ganze
Periodus Correctionis von 29 {1/2}.
Tagen ſich noch mit dem Anfang die-
ſes
Seculi eben geendet, dann man ſtellte zu Anfang des 1710.
Jahrs die
guldene
Zahl 19, weil der mittlere Neumond 1709.
auf den letzten Derem-
ber
fiele, indeme alſo nun der Periodus von 19.
Jahren zu Ende kam, ſo
waren
die Epacten des folgenden Jahrs o.
Von dieſem Radice an kann
man
nun alle die folgende und vorhergehende Perioden, und die Epacten der
Zwiſchenjahre
wiſſen, da man dann befinden wird, daß in dem Jahre, in
welchem
Chriſtus unſer Heyland gebohren worden, der Periodus der gol-
den
Zahl nach dem Stylo Gregoriano auch zu Ende geweſen.
Nach dem
Jahr
Chriſti 1800.
muß man einen halben Tag, nach dem Jahr 1900, 1.
Tag, nach dem Jahr 2100, 2. Täge, nach dem Jahr 2300, 3. Täge, nach
2500
, 4.
Täge, nach 2700, 5. Täge, nach 2900, 6. Täge, nach 3100, 7.
Täge
, nach 3500, 8.
Täge und ſo ferner von den gewöhnlichen Epacten ab-
ziehen
.
So man nun in 1600. Jahren jedesmal die abzuziehende Verbeſ-
ſerung
um 7.
Tage weiter anſetzet, und die Summe auf 29 {1/2}. Tag anwäch-
ſet
;
ſo fängt man wiederum von vornen an, auf dieſe Weiſe kann man nach
dem
Gregorianiſchen Styl den Tag des Mittel neuen Mondes innerhalb
24
.
Stunden treffen, und zwar dieſes auf mehr dann 20000. Jahr lang ohne
Verluſt
eines ganzen Tages.
Aus dem geſundenen Tag des Neumonds
weiß
man mit Zuſetzung 15.
Täge auch den Tag des folgenden Vollmonds
zu
finden, ſollte es aber durch Verſehen geſchehen, daß man eben nicht den
Tag
des Neu-oder Vollmondes träfe, ſo kann man doch entweder bey der
Addition
oder Subtraction eines Tages den eigentlichen Tag gar leicht fin-
den
, ſo man nur zuvor an dem vorhin gefundenen Tag durch Lunälabium
den
locum (sun) und medium und ihrer beyden Unterſchiede wird ausgefun-
den
haben.
Wollte man mit Beyhülfe obbeſagter runden Scheibe, die gul-
dene
Zahl, die Epacten, auch wann nur ein einiger neue Mond bekannt iſt,
das
ganze Jahr hindurch die übrige determiniren, mag man ſolches aus dem
obbemeldeten
Tractat des belobten Hrn.
Doct. Zumbachs, als in welchem
von
dergleichen Materie verſchiedenes abgehandelt wird, mit mehrern erſe-
hen
, ſo wird man genugſame Satisfaction auch in dieſem
Stuck
erlangen.
775106Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Das eilfte Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche des neuen
Zumbachiſchen
Jovilabii.
Was die Conſtruction dieſes Inſtruments anlanget, ſo beſchreibet man
11Tabula X.
Fig
. 1.
erſtlich auf einer einzeln platten Scheibe nahe bey dem Rande den
Zodiacum
, wie oben bey den andern ſchon gelehret worden, ziehet
bey
dem Anfang der Zeichen des und der durch den Mittelpunct einen
Durchmeſſer
oder Linie, jedoch daß die beyde Ende ungefehr einen halben
Zoll
annoch von dem Thierkreis abſtehen, und theilet den einen halben Dia-
meter
in 26.
gleiche Theile, von dieſen Theilen nimmt man einen mit einem
Zirkel
und zieher damit aus dem Mittelpunct des Thierkreiſes einen kleinen
Kreis
, der die runde ſichtbare Figur des Jovis abbildet und theilet deſſen
halben
Durchmeſſer in 60.
kleine Theile als Minuten, oder, weil die Theile
hier
gar zu klein kommen, zum wenigſten in 6.
gleiche Theile. Ferner be-
ſchreibet
man aus dem Mittelpuncte des Thierkreiſes vor die Orbitam des erſten
oder
nechſten Gefährden mit 5 {2/3}.
jovialiſchen Halbmeſſern einen Zirkel, mit 9.
Halbmeſſern vor den zweyten einen gröſſern, mit 14. Halbmeſſern und 23.
Minuten
vor den dritten Trabanten einen noch gröſſern, und mit 25.
Halb-
meſſern
18.
Minuten vor den vierten den größten, alsdann ziehet man durch
den
Mittelpunct des Thierkreiſes gegen den 14.
Grad 30. Minuten und
eine punctirte Linie bis an die Orbitam des vierten Begleiters und ſetzet
daſelbſt
gegen den 14°.
30′. das Zeichen gegenüber aber das Zeichen
Unterhalb dieſer Zirkel macht man einen Winkel von 2.
Graden 55. Minu-
ten
, da die Crura zum wenigſtenſo lang ſind als der Halbmeſſer der orbitä des
vierten
Satellitis, und ſtellet auf die Baſin unterſchiedliche Perpendicular-
linien
in gleicher Weite voneinander.
Zuletzt muß man aus dem Mittel-
punct
des Thierkreiſes ſechs ſubtile Seidenfäden oder ſechs gar dünne Sai-
ten
mit ihren färbigten Kügelein über die Scheibe herab gehen laſſen und
daran
kleine Gewichter hängen, oder man kann, weil der Mittelpunct zu en-
ge
iſt, um dieſe ſechs Fäden zu faſſen, noch beſſer eine kurze und dünne Steck-
nadel
mit einem Knopf in dieſem Mittelpuncte veſt machen, und die Fäden
daran
hangen ſo wird das Jovilabium in ſeinem richtigen
Stande
ſeyn.
776107allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Der Gebrauch dieſes Jovilabii gehet abſonderlich dahin, wie man nicht
nur
allein zu jeder vorgegebenen Zeit eines jeden jovialiſchen Neben-
planetens
Longitudinem mediam und äquatam, deſſen Latitudinem oder Di-
ſtantiam
apparentem von der orbita Jovis nebſt der Diſtantia apparenti
von
dem Mittelpuncte an des Jovis richtig finden, ſondern auch zugleich
die
eigentliche Zeit, wann ſich inskünftige die Conjunctiones verä und me-
diä
eines jeden ſolchen Satellitis mit dem Jove ereignen, deren Immerſio-
nes
und Emerſiones in des Jovis Schatten ergeben, auch der Schatten ei-
nes
jeden Nebenmonds auf den Diſcum des Jovis fället, auf ſelbigen ac-
curat
beſtimmen könne, dieſes alles hat der Herr Autor in ſeinem Anno
1716
.
in 410 edirten kleinen Tractat in 8. Aufgaben ſo deutlich vor Augen
geſtellet
, daß wir den curieuſen Leſer, um viele Weitläuftigkeit zu vermei-
den
, weit beſſer auf dieſe gründliche Anweiſung, zumahlen da ſolche mit
dem
Inſtrument bey Gerhard Valcken in Amſterdam jederzeit gar leicht zu
bekommen
, dann hier auf einen neuen Vortrag anweiſen mögen.
Eine an-
dere
Vorſtellung eines dem Jovilabio beykommenden Inſtrumentes, wel-
ches
der berühmte Engliſche Aſtronomus, Hr.
Johann Flamſteed Anno
1685
.
publique gemacht, findet man in den Actis Anglicanis in eben dieſem
Jahr
allda beſchrieben.
Das zwölfte Capitel.
Von unterſchiedlichen aſtronomiſchen Inſtrumenten,
welche
mit Zuziehung der Kunſt Machination durch Uhrräder,
ſo
wol die erſte als andere Bewegung der Sterne
auf
verſchiedene Art vorſtellig
machen
.
Nachdeme die Deutſchen ſo glücklich geweſen, daß ſie vor etlichen Se-
culis
nebſt andern herrlichen Erfindungen, auch die Uhrwerke, wel-
che
Erfindung ihnen ebenfalls die Ausländer noch zugeſtehen, zu
dem
allgemeinen Gebrauche gar nützlich an das Licht gebracht, ſo haben ſie
auch
hernach dergleichen Werke mit Rädern an verſchiedene aſtronomiſche
Inſtrumente
, um die Bewegungen der Sterne deſto beſſer dabey zu exhi-
biren
, gar geſchickt appliciret:
Unter dieſen iſt bey uns der vortrefliche Ma-
thematicus
, Johannes Regiomontanus, der erſte geweſen, der ſchon
777108Von der Zubereitung und dem Gebrauche dritthalb hundert Jahren, da er ſich in Nürnberg aufgehaſten, ein Avto-
matum
Aſtrarium perpetuo mobile, oder eine durch Räder ſtets bewegliche
Sternmaſchine
verfertiget, und ſolche in ſeiner Officina fabrili, wie in deſſen
Indice
der von ihme in Meynung herauszugebenden Büchern gemeldet wird,
denen
Liebhabern als etwas zur ſelbigen Zeit gar ſeltenes, zur Verwunde-
rung
vorgezeiget.
Nach Verflieſſung vieler Jahre fande ſich gleichſalls in
Nürnberg
zu Anfang des 16.
Seculi ein geſchickter Mechanicus, Namens
Hanns
Bullmann, welcher die damals gebräuchliche Theoricas Planeta-
rum
, vermöge der Räder und eines Gewichts von 80.
Pfunden ſchwer, be-
weglich
gemacht, eben dergleichen Inſtrumente hat einige Jahr hernach ein
anderer
Künſtler, Andreas Heinlein mit Hülfe eines berühmten Nürnber-
giſchen
Mathematikers Johannes Werner, durch 16.
Pfund in eine leichtere
Bewegung
gebracht.
Anno 1570. verfertigte ein anderer Nürnbergiſcher
Mathematicus
, Chriſtian Hayden vor den damals lebenden Kayſer Maxi-
milian
den II.
eine beſondere Maſchine, in welcher die eigentliche Bewegun-
gen
der Sonne und des Monds gar curieus anzuſehen waren.
Nachde-
me
ſich nun obige und noch mehr andere Künſtler in denen alten Zeiten als
Vorgänger
dieſer treflichen Erfindung gezeiget, iſt man hernach nicht nur
allein
in Deutſchland, ſondern auch auſſerhalb im vorigem Seculo, abſon-
derlich
dahin bedacht geweſen, wie man dergleichen Werke zu einer noch
gröſſern
Vollkommenheit, da zumahlen das Kopernikaniſche Syſtem ange-
ſangen
in Flor zu kommen, erwünſcht bringen mögte.
Um dieſes Syſtem durch
dergleichen
Bewegungen richtig zu exhibiren, haben ſich auch verſchiedene bey
uns
in Teutſchland hervor gethan, unter welchen billig der hochberühmte Herr
Weigel
und der in der Aſtronomie ſehr erfahrne Herr Eimmart den Vor-
zug
haben, gleichwie von jenem einige mit verſchiedenen Rädern angeord-
nete
Sphären, von dieſem aber eine bewegliche Kopernikaniſche Sphäre,
die
vor jetzo zu Altorf als ein trefliches Kunſtſtück aufbehalten wird, wovon
Hr
.
D. Wagenſeil in ſeinem Commentario von der Stadt Nürnberg p. 155.
ein mehrers meldet, genugſame Zeugniſſe geben können. Auſſer dieſen ob-
bemeldeten
haben ſich auch noch andere in Deutſchland bemühet, durch die
mit
Uhrrädern angerichtete Bewegung der Globorum die erſte Bewegung,
wie
ſie nach der Apparenz an den Himmel ſich ereignet, vorzuſtellen, eine
ſolche
Kunſtbewegung hat bey Umdrehung einer Erd-Kugel, dann auch der
Sonne
und des Monds ein geſchickter Uhrmacher in Frankfurt, Gerhard
Mut
, gleichwie deſſen Anno 1673.
hievon herausgegebene Beſchreibung
ein
mehrers lehret, und bey der Umdrehung einer Himmelskugel und Sphä-
, ein Künſtler in Augſpurg, Nahmens Chriſtoph Treffler, davon er
Anno
1683.
eine kurze Beſchreibung drucken lieſe, endlich aber vor einer
geraumen
Zeit ein anderer Künſtler in Nürnberg beydes bey beyden Globis
auf
einer groſſen Perpendikeluhr gar glücklich zuwegen gebracht.
Im-
mittelſt
, da man ſolche Ausübungen in Deutſchland vorgenommen, iſt
778109allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. auch in Frankreich, abſonderlich nachdeme in Paris eine Academie zur
Aufnahm
der mathematiſchen und phyſikaliſchen Wiſſenſchaften von dem
letzt
verſtorbenen König Ludwig den XIV.
rühmlich angeordnet worden, auf die
Kunſtvorſtellungen
von vielen dergleichen Inſtrumenten bedacht geweſen, auf
welche
ſich ein vornehmes Mitglied von ſelbiger, Herr Olaus Römer vor
andern
hauptſächlich appliciret, indeme er allerhand ſchöne Machinen, um
die
Bewegung ſowohl der Haupt-als Nebenplaneten vor Augen zu ſtellen,
von
einem geſchickten Künſtler verfertigen laſſen, die erſte hat er An.
1677.
zu Stande gebracht und ſolche der Geſellſchaft gezeiget, in welche er die
ungleiche
Bewegungen der Planeten, vermöge zweyer Räder vorgeſtellet,
dabey
das eine, ſo es in einer gleichen Bewegung herum getrieben wurde, das
andere
eben ſo ungleich, wie es die ungleiche Bewegung der Planeten nach
ihrer
Acceleration und Retardation erfordert, umgedrehet.
Ein Jahr
hernach
hat dieſer geſchickte Mann wiederum eine andere inventiret, die ih-
rer
Conſtruction nach ebenfalls aus wenig Rädern beſtunde, und doch da-
bey
an ſtatt immerwährender Ephemeridum dienen kunnte, indeme auf
ſolcher
der Ort, die Bewegung, die Nodi, die Eccentricitas, auch
die
Stationes und Retrogradationes eines jeden Hauptplanetens zu
jeder
Zelt gar leicht zu finden waren.
In eben dieſem Jahr hat auch be-
ſagter
Hr.
Römer, um die Bewegungen und Configurationes der Neben-
planeten
auf dergleichen Inſtrument, wie ſie ſich in dem Himmel ergeben,
vorzuſtellen
, den Saturnum mit dem Ring, und ſeinen dazumahl nur 3.

bekannten
Satellitibus auch den Jovem mit ſeinen 4.
Comitibus in zwoen
Maſchinen
, die gleichfalls mit Uhrrädern verſehen waren, gleichwie die
letzte
aus der Figur des von mir aus dem Engliſchen in das Deutſche über-
ſetzten
und der Welperiſchen Gnomonique beygefügten künſtlichen Uhrma-
chers
, bey dem Inſtrument der Jovialiſchen Monde mit mehrern zu erſe-
hen
iſt, gar künſtlich dargethan.
Endlich hat er auch noch bald darauf eine
andere
, welche die Bewegung des Monds richtig zelgte, verfertigen, dann
aber
dasjenige Inſtrument, welches Herr de la Hire vor die Finſterniſſen
auf
eine leichte Art zu determiniren, einige Jahre zuvor ausgeſonnen, und her-
nach
Bion in dem IV.
Capitel des VI. Buchs der mathematiſchen Werk-
ſchule
beſchrieben, an die Perpendikeluhren ſo künſtlich anbringen laſſen, daß
der
Zeiger, der innerhalb eines Mondjahrs herumgehet, nicht nur allein die
Neu-und
Vollmonde, ſondern auch die künſtige Finſterniſſen andeutet, alſo
daß
man dieſem vortreflichen Mann wegen ſo vieler ſchönen erfundenen
Werke
billig zu danken Urſach hat.
Nach dieſen haben ſich auch in Paris noch verſchiedene Künſtler auf
die
Conſtruction anderer ſolchen beweglichen Maſchinen mit beſondern Fleiſe
geleget
, und unter ſelbigen Pigeon und Delire eine Kunſtſphäre, welche
die
Bewegung der Planeten auch der Erde mit dem Monde gar ſchön
779110Von der Zubereitung und dem Gebrauche der Kopernikaniſchen Hypotheſe zeiget, mit einem Uhrwerk verfertiget, von
ſolcher
iſt in des Abts Vallemont Tractat, la Sphere du monde betitelt, und zwar
aus
deſſen IV.
Capitel, und dem beygefügten Kupfer, ein mehrers zu er-
ſehen
.
Thomas Haye und Martinot haben ebenfalls allda zu Anfang dieſes
Jahrhunderts
eine bewegliche Sphäre von Meſſing und vergoldet, 26.
biß 27. Zoll im Durchmeſſer gar künſtlich conſtruiret, in welcher nach dem
Tychoniſchen
Syſtem, indeme die erſte Bewegung bey Umdrehung der
Weltaxe
mit der Sphära alle 24.
Stunden von Morgen gegen Abeno ver-
richtet
wird, die Bewegung der Sonne und des Mondes, nach eines jeden
Periode
, durch den Zodiacum mit Zeyhülfe einiger Gegenräder ſich erge-
ben
, von dieſer iſt ſo wol in denen Journeaux des Scavans, als in den Memoi-
ren
de Trevoux des 1701.
Jahrs ein mehrers zu finden.
In Holland war man auch nicht wenig begierig, dergleichen Kunſt-
ſtücke
inzwiſchen an den Tag zu legen, dann es lieſe Anno 1682.
der vor-
trefliche
Herr Chriſtian Hugen eine gar herrliche Machinam Planetariam
auf
ſein Angeben im Durchmeſſer von zween Schuhen, und einem halben
Schuh
hoch verfertigen, in welcher alle Hauptplaneten nach der Ordnung,
wie
es das Kopernikaniſche Syſtem erfordert, in ihren auf einer meſſmgen
Scheibe
ausgeſchnittenen Bahnen bey einer beſondern Räderſtructur eine
ſo
präciſe Bewegung hatten, daß ſie nicht allein auch nebſt dem Monde ih-
re
periodiſche Zeiten, ſondern auch gar ihre Anomalias richtig hielten, ſo daß
man
innerhalb 20.
Jahren keine beſondere Differenz von dem Himmel ſpüh-
ren
kunnte.
Die 5. Nebenplaneten des Saturni, und die 4. des Jupiters,
waren
zwar auch beygeſüget, jedoch, weilen deren Orbitä allhier gar zu klein
vorgeſtellet
werden muſten, von keiner Bewegung, unterdeſſen hat doch dieſe
Maſchine
in Anſehung der Hauptplaneten den Vorzug vor vielen andern,
die
wegen der gar richtigen Bewegung ſolcher nicht beykommen mögen.
Ein
mehrers
iſt von dieſer in denen operibus poſthumis des Herrn Autors zu fin-
den
, allwo ſie auch in Kupfer zu ſehen.
Eben dieſes Kunſtwerk hat lange
Zeit
hernach Herrn Docter Hoppenſtedt in Helmſtädt Anlaß gegeben, daß
er
noch ein anderes, das nur in einigen Stücken mit dem Hugenianiſchen
übereinkommt
, in den meiſten aber davon ganz unterſchieden iſt, ausgeſon-
nen
, gleichwie ſeine Anno 1714.
zu Helmſtädt hievon herausgegebene Ve-
ſchreibung
ſolches gar richtig zeiget, dabey auch noch von andern dergleichen
künſtlichen
Inſtrumenten Nachricht giebet.
Sonſten findet man auch unter
andern
die in Holland gemacht worden, eine treffliche und groſſe Sphäre, die
vermög
verſchiedener Räder die Bewegungen der Planeten nach der Koper-
nikaniſchen
Hypotheſe gar deutlich vorſtellet, und vorjetzo zu Leiden in der
Bibliothek
als eine groſſe Zierde derſelben ſich befindet.
780111allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
In Engeland waren auch die vortreflichſten Männer ſchon bey langen
Zeiten
her dahin befliſſen, daß ſie allerhand Automata von dergleichen Art an
den
Tag gegeben, unter ſolchen verdienet desjenigen als eines Planeten In-
ſtrumentes
vor andern zu gedenken, welches vor einigen Jahren ein gar ge-
ſchickter
Künſtler in Londen, Iohann Rowly, verfertiget, er iſt aber bey ſol-
chem
abſonderlich auf die Vorſtellung der untern Planeten ſamt der Erde
und
ihrem Begleiter, dem Monde, bedacht geweſen, damit man alle Phä-
nomena
nach ihrer Bewegung, wie ſie der Kopernikaniſchen Hypotheſe ge-
mäß
iſt, ad oculum zeigen könnte.
Um dieſes richtig zu bewerkſtelligen, ſtell-
te
er in die Mitte, wo die Sonne ihre Stelle hat, eine kleine brennende Lam-
pe
, und lieſſe obbeſagte Planeten mit Beyhülfe verſchiedener Räder in ihren
Orbitis
herum gehen, ſo kunnte man innerhalb einer Stunde, alle Erſchei-
nungen
, die vorkummen mögen, vornemlich aber die unterſchiedene Phaſen
dieſer
Planeten mit vielen Vergnügen betrachten, und aus jenen auf der um
ihren
Mittelpunct zugleich ſich herumdrehenden Erdkugel die Abwechslun-
gen
der Jahrszeiten, auch der Täge und Nächte, und anderes mehr gar leiche
erlernen
.
Dieſe ſchöne Erfindung hat bey der Königl. Societät in Londen
groſſen
Beyfall gefunden, weil dieſes Werk alles ſo ſchön und richtig zeiget,
daß
es nicht beſſer ſeyn könnte.
Zum Beſchluß dieſes Capitels iſt keinesweges mit Stillſchweigen zu
übergehen
noch ein ſonderbar künſtliches aſtronomiſches Avtomatum, an wel-
chen
ein Clericus in Wien, Nahmens Leonhard Reiſch nebſt ſeinem Bru-
der
, 20.
Jahr lang gearbeitet, biß er ſelbiges zur Vollkommenheit gebracht,
da
er nemlich daran mit Zuziehung ſehr vieler Räder, indeme man eine Axe
mit
einer Korbel herumdrehete, hunderterley aſtronomiſche Vorſtellungen,
die
man ſonſten mehrentheils gar mühſam berechnen muſte, auf eben ſo vielen
auf
unterſchiedliche Art getheilten Scheiben, vermöge ihrer Zeiger ſehr rich-
tig
vor jede Zeit von auſſen her anwieſe:
Man kunnte aber in dieſem vor-
treflichen
Kunſtwerk zugleich auf die verlangte Zeit auf obbeſagten Scheiben
gar
curieus anzeigen, z.
E. allerhand Stunden, die Tags und Nachtlängen,
den
Monatstag, den Tag in der Woche, die goldene Zahl, die Epacten,
die
Sonntagsbuchſtaben, die bewegliche und unbewegliche Feſte, die Bewe-
gung
und die Lage der Fixſterne, das Apogäum und die Anomaliam coä-
quatam
der Sonne und des Monds, die loca geocentrica der Sonne und
der
Planeten, die Loca heliocentrica, Loca Apheliorum, Nodorum, Diſtan-
tias
a.
Nodis, und die Latitudines der Planeten, abſonderlich auch noch
bey
dem Monde die Variationem Tychonicam, die Neu- und Vollmonde
ſamt
ſeinen Quadraturen, die duplicatas Solis diſtantias ſo wol von dem
Apogäo
als Perigäo des Monds, die Lunationes vom Anfange der Welt,
und
noch viel anderes, alſo daß man bey Umdrehung obbemeldeter Axe auf
jedes
Jahr mit leichter Mühe, ſo man das Verlangte von den
781112Von der Zubereitung und dem Gebrauche ben ordentlich excerpirte, gar Ephemeriden daraus anzuordnen vermogte.
Dieſer Künſtler iſt erſt vor wenigen Jahren geſtorben, da zugleich mit ſei-
nem
Tode dieſe Machine, weil ſie niemand zu dirigiren weiß, bißhero auch
als
ein todes Werk verblieben.
Das dreyzehende Capitel.
Von denen zum Beobachten beſtimmten Inſtrumen-
ten
überhaupts, insbeſondere aber von der Zubereitung
und
dem Gebrauche der Perpendikel-
uhren
.
Nachdeme von denenjenigen Inſtrumenten, auf denen man ſo wol die
erſte
als andere Bewegung der Sterne vorſtellen, und daraus aller-
hand
Phänomena in einer zimlichen Richtigkeit herleiten kann, bey
deren
Zubereitung und Gebrauche bißhero verſchiedenes abgehandelt worden,
ſo
iſt übrig, daß wir dannoch von denen Inſtrumenten, die zu den aſtrono-
miſchen
Beobachtungen, als dem eigentlichen Fundament der ganzen Aſtro-
nomie
gewidmet, und von unſerm Autor, dem Nicolaus Bion, nicht be-
ſchrieben
ſind, auch dergleichen Vorſtellung machen, hiebey iſt aber die Mey-
nung
nicht, daß wir ebenfalls ſolche, deren ſich die alte Aſtronoml beym ob-
ſerviren
zu bedienen gewohnt waren, nemlich die ſogenannte Armillas Zodia-
ci
und Aequatoris, Regulas Parallacticas, Torqueta, und andere, weil alle
dieſe
gar unvollkommene Inſtrumente geweſen, indeme man auf ſelbigen
zum
höchſten nur den 6ten Theil eines Grades zu beſtimmen vermögt, ſon-
dern
vielmehr dieſe, die zu den neuern Zeiten von des vortreflichen Tychonis
Zeit
an, biß hieher zur Vollkommenheit der Aſtronomie den gröſten Vor-
ſchub
gethan, allhier beſchreiben.
Die erſte Verbeſſerung ſolcher Inſtrumenten wird dem belobten Ticho
von
allen Aſtronomen mit Recht zuerkannt, da er an ſtatt der obbemeldeten
Alten
allerhand andere, als Quadranten, Sertanten, Aſtronomiſche Rin-
ge
, zum Vorſchein gebracht, und ſelbige auf der Inſel Huena in ſeinem
Uraniburg
aufgerichtet, wozu er überaus groſſe Unkoſten, und zwar wie Hr.
Hevel meldet, über 300000. Gulden verwendet, nachdeme aber der Fortgang
dem
Tycho eben nicht in allen ſo günſtig hierinnen geweſen, wie er ſich wohl
gewünſchet
, ſo bemühete ſich in den folgenden Zeiten der berühmte Herr
Hevel
in Danzig, dieſes Werk noch weiter zu poußiren, lieſe demnach aller-
hand
dergleichen Inſtrumente auch nicht mit geringern Koſten zu ſeinem
Gebrauche
verfertigen, bey welchen er allerhand neue Erfindungen
782113allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Vermehrungen, gleichwie der erſte Theil ſeiner Machinä cöſeſtis ſolches
genugſam
vor Augen leget, gar glücklich anbrachte:
in den letztern Zeiten
wurden
ſslche Inſtrumente durch die herrlichen Erfindungen der vortreflich-
ſten
Männer, z.
E. des Picards, Hugens, Hoocks, de la Hire, Weigels, Rö-
mers
und vieler anderer je mehr und mehr in einem beſſern Stande geſetzet,
alſo
daß man wohl mit Recht ſagen kann, daß die Aſtronomie, da zuma-
len
die Perpendikeluhren, die aſtronomiſche Fernröhren und Mikrometer in-
zwiſchen
auch zu Stande gebracht, und beyde letzte bey denen Quadranten
und
Sertanten mit combiniret worden, durch die mit dergleichen neuen In-
ſtrumenten
geſuchte Beobachtungen von dem Tycho an biß hieher, zu einem
weit
gröſſern Grad der Vollkommenheit, dann etliche tauſend Jahr zuvor
durch
die obbemeldete alte Inſtrumente gelanget, dahero nehmen wir auch
jene
etwas genäuer anzuſehen billig Anlaß, und machen den Anfang von
denjenigen
, welche, ob ſie zwar der Erfindung nach die letzte, beym Gebrau-
che
aber meiſtentheils die erſte und vornehmſte zu ſeyn pflegen, und zwar erſt-
lich
von den Perpendikeluhren, als die man bey allen Beobachtungen, die
von
einer accuraten Känntnis der Zeit abhangen, zuſörderſt nöthig hat;
in-
deme
aber nun dergleichen Uhren bey beſagten Beobachtungen unentbehrlich
ſind
, ſo mag man ſich hierbey gar leicht die Rechnung machen, daß man vor
deren
Erfindung ſich wohl keine ſo groſſe Accurateſſe zu verſprechen gehabt,
worüber
auch Tycho zum öftern geklaget, daß alle ſeine Uhren, deren er
doch
eine zimliche Anzahl, ſo nach allerhand Principiis conſtruiret geweſen,
in
Beſitz gehabt, jedoch nicht zu ſeinem Propos, nemlich die alte Aſtronomie
in
einen beſſern Stande zu ſetzen, tüchtig geweſen, dahero es ihme auch nicht
im
geringſten zu verargen iſt, wo eine und die andere Veobachtung nicht ſo
richtig
, als es wohl zu wünſchen, ausgefallen.
Heut zu Tage haben wir
uns
hierüber zu beklagen nicht mehr Urſach, nachdeme nemlich der vor-
trefliche
Hugen, als er dieſen Deſect vielmals bey ſich erwogen, um das
Jahr
1670.
die lange zuvor bey denen Beobachtungen von dem Herrn He-
vel
gebrauchte Pendula zur Beſtimmung der Zeit an die Uhren am erſten
applicable
gemacht, wie ſein zu Paris in Folio An.
1673. edirtes Werk
unter
dem Tittel des Horologii Oſcillatorii hiervon ein mehrers lehret.
Aus
dieſem
hat unſer Autor in der neuen Auflage der mathematiſchen Werkſchu-
le
, die A.
1716. zu Paris etwas vermehrter heraus gegeben worden, eine
kurze
Erklärung von dergleichen Uhren gegeben, deren gemäs wir nun in
dem
nachfolgenden eine Perpendikeluhr nach ihrer innern Structur zu be-
ſchreiben
, und ihren Nutzen dabey zu zeigen, billig Anlaf nehmen.
783114Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Beſchreibung der innern Structur einer zum Obſer-
viren
beſtimmten Perpendikeluhr.
Die Zuſammenſetzung einer Perpendikeluhr, die nicht nur allein die Stunden
und
Minuten, ſondern auch die Secunden zeiget, wie dergleichen Mi-
nutias
der Zeit die aſtronomiſche Beobachtungen erfordern, wird in der 1.
11Tab. XI.
Fig
. 1.
Figur der XI.
Tabelle vorgeſtellet, in dieſer ſind AA und BB die zween Bö-
den
, jeder einen halben Schuh lang, und ungefehr nur halb ſo breit, die an
den
vier Ecken mit 4.
gedrehten Pfeilern in der Höhe von 1 {1/2}. Zoll geſcholſ-
ſen
.
das Uhrgehäus ausmachen, ſolches dienet darzu, damit die Aren der
Haupträder
ihre Bewegung darinnen haben mögen.
Das unterſte Rad bey
CG
wird mit 80.
Zähnen angerichtet, und das Walzenrad genennct, bey dieſem
Rad
iſt um eben den Wellbaum eine kleine Walze beweglich, die mit ver-
ſchiedenen
eiſernen Spitzen bey DD verſehen, damit die Saiten, an der die
Gewichte
hangen, nicht herab weiche, indeme nun erſtbemeldetes Wal-
zenrad
vermöge des Gewichts mit herum getrieben wird, ſo greiſet ſolches
zugleich
in das Getriebe E, ſo aus 8.
Triebſtecken beſtehet, und bringet an-
bey
das Mittelrad F, das an der Axe dieſes Getriebs befindlich iſt, mit in
eine
Bewegung, dieſes Mittelrad hat 48.
Zähne, welche in ein anderes
Trieb
von 8.
Triebſtecken greifen, und zugleich das an eben der Axe ange-
ordnete
Rad von 48.
Zähnen bey H, das, weil es von den vorhergehenden
unterſchieden
, und zwar ſeiner Figur nach einer Krone gleichet, das Kron-
rad
genennet wird, mit herum drehen.
Dieſes Kronrad greifet bey I eben-
falls
in ein Getrieb von 24.
Triebſtecken dabey die Axe dieſes Getriebes gegen
den
untern ganz perpendicular ſtehet, ſich in den Kloben bey Q beweget,
und
daran das Steigrad bey K mit ſich führet, die Zähne von dieſem letz-
ten
Rad ſind in der Anzahl 15, und wie die Zähne von einer Säge geſtal-
tet
, oben darüber gehet überzwergs durch die 3.
Zapfen N, Q und P, auch
durch
den Boden BB eine Spindel, die bey L und M mit zween Spindel-
lappen
verſehen, und in denen Eintieſungen bey N und P beweglich iſt.
An dieſe Spindel wird ferner das Aermlein S, wo das Pendul darinnen
hänget
, gegen P angeordnet, damit ſelbiges mit jener, indeme die Zähne des
beweglichen
Steigrads bald auf der einen, bald auf der andern Seite, und
demnach
wechſelsweis die Spindellappen vor ſich treiben, wie ſolches auch in
den
gemeinen Uhren gar leicht zu erſehen iſt, einerley Bewegung, und dem-
nach
die Pendul ihre (Vibrationes) Streiche überkommen.
Vorbemel-
detes
Aermlein gehet unten in eine Krümmung, und endiget ſich zu äuſſerſt
in
einer kleinen Gabel, welche die Perpendikelſtange faſſet, dieſe iſt unten
mit
einem groſſen Knopf von Bley verſehen, oben aber hänget ſie an einer
ſubtilen
Feder zwiſchen zweyen Blechen, die nach einer beſondern
784115allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Linie, und zwar nach einer Cycloide, gebogen ſind, veſt, wie aus der 2ten
Figur
der obbeſagten Tabelle gar deutlich zu erſehen, es dienen aber ſol-
11Fig. 2. che krumme Bleche einig und allein dazu, damit der Perpendikel jederzeit
gleiche
(Vibrationes) Streiche der Ballanz halte, weil nun in ſelbigen
die
gröſte Richtigkeit einer Uhr beſtehet, ſo lehret Herr Hugen wie eine
Cyclois
hierzu richtig zu determiniren ſeye.
Man beſchreibet den Zirkel
22Fig. 4. A F B K (Fig.
4.) nach ſeinem Diameter A B ſo groß als die halbe Länge des
Perpendikels
iſt, träget auf den Umkreis von A ſo wol gegen F als K nach
Belieben
einige gleiche Theile, zum Exempel auf die Seite AF die Theile
AC
, CD, DE, EF, und auf A K, die Theile AG, GH, HI, IK, und ziehet von ei-
ner
Seite zur andern aus denen correſpondirenden Theilen die Linien C G,
DH
, EI, FK, die gegen einander parallel zu ſtehen kommen.
Ferner macht man die Linie L M ſo lang, ſo groß die krumme Linie
des
Bogens A F oder A K iſt, und zwar auf folgende Art:
man nimmt
die
zwo Chorden von jeder Helfte des ganzen Bogens A F zuſammen,
träget
ſelbige auf die Linie X V von X in Y, dann aber die Chorde des
ganzen
Bogens A F auf eben dieſe Linie von X in Z, theilet das kleine
Spatium
zwiſchen Y und Z in drey gleiche Theile, und träget einen ſol-
chen
dritten Theil von Z in V, ſo wird die Linie XV, welcher hernach L M,
gleich
gemacht wird, der Bogenlinie A F, ihrer Extenſion nach, gar ge-
nan
beykommen.
Darauf theilet man beſagte Linie L M in ſo viel gleiche
Theile
, in ſo viel der Bogen A F getheilet worden, und zwar nach un-
ſerm
Exempel in 4, trägt einen von dieſen Theilen auf die Linie C G von
C
in N und von G in O, weiter nimmt man auf L M zween Theile, träget
ſelbige
auf die Linie D H von D in P, und von H in Q, alsdann träget man
auch
die 3.
Theile der Linie L M auf E I, von E in R, und von I in S, wie
auch
die ganze Linie L M als alle 4.
Theile auf FK von F in T, und von K
in
V, und ſo weiter, wofern man noch mehrere Theile auf der Circumfe-
renz
des Zirkels beſtimmet hätte.
Endlich ziehet man durch dieſe gefunde-
ne
Puncten N P R T und O Q S V die zwo Linien A T und A V, welche
als
krumme Linien die verlangte Cyclois geben werden.
Nach dieſer
Figur
muß man nun die zwey obbemeldete Bleche auf das accurateſte ſor-
miren
, und hinter der Uhr ſelbige ſolchergeſtalt anrichten, daß die Per-
pendikelſtange
ihre rechte Bewegung darzwiſchen haben könne.
Hier-
bey
iſt noch dieſes zu merken, daß die Bleche ſo gar lang nicht ſeyn dür-
fen
, weil ſolches nichts nutzet, indeme die Perpendikelſtange bey ihrer
Bewegung
die Bleche ſo weit hinaus nicht anzurichten vermag.
Was
das
übrige in dieſer Uhr, ſo noch zum Zeigerwerk gehöret, anlangt, wird
ſelbiges
nach unſeres Autors Beſchreibung auf folgende Art angeordnet:
Man richtet erſtilich bey YY eine beſondere Platte an, die mit den zween
Uhrböden
parallel laufet, und von dem nächſten bey A A nur um drey
785116Von der Zubereitung und dem Gebrauche nien abſtehet, zum Zeigerblat vor die Stunden und Minuten, und be-
ſchreibet
aus dem Mittelpuncte a, durch welche die Axe R des Walzenra-
des
gehet, etliche Zirkel, zur Eintheilung vor 12.
Stunden und darüber vor
60
.
Minuten, ferner füget man an beſagte Axe hinter den Boden A A das
Wechſelrad
b von 30.
Zähnen, nebſt ſeinem Zeigerrohr daran, das
über
das Zeigerblat hinaus in e langet, und den Minutenzeiger auſſen mit
herum
drehet.
An dieſem Wechſelrade ſtehet unten bey n ein anderes, das eben
ſo
viel Zähne dann das obere hat, und zugleich, indeme es von jenen bewe-
get
wird, das daran ſiehende Getrieb h von 6.
Triebſtecken mit in eine Be-
wegung
bringet, welches Getrieb dann ein anderes Rad bey f zugleich fort-
treibet
, ſolches hat 72.
Zähne und ebenfalls neben daran ein Rohr, das
zwar
auch über das Zeigerblat, aber nicht ſo weit hinaus als jenes bey e,
ſondern
nur biß in g gehet, an dieſes Rohr kommet der Stundenzeiger, der
etwas
kürzer als der Minutenzeiger, wegen ſeines etwas kleinern Ziffer-
ringes
gemacht wird.
Endlich muß man auch um die Secunden auf die-
ſer
Uhr richtig vorzuſtellen, auf ein rundes meſſinges Blat ein paar concen-
triſche
Zirkel ziehen, ſelbigen Ring in 60.
gleiche Theile theilen, und es
dann
auſſen an der Axe des Kronenrads veſt machen, damit ſich dieſe Schei-
be
mit der Axe herumdrehe, indeme aber dieſe wegen der gröſſern bey Y Y
nicht
ganz geſehen werden kann, gleichwie die 5te Figur gar deutlich zei-
11Tab. XI.
Fig
. 5.
get, ſo wird oben bey O eine unbewegliche Spitze angeordnet, welche, in-
deme
das Secundenblat mit der Axe des Kronenrads herum gehet, die ver-
langte
Secunden darauf andeutet.
Noch beſſer könnte man allhier bey de-
nen
Secunden das Werk anrichten, ſo man, nach der anjetzo meiſtentheils
gebräuchlichen
Art, den Stunden und Minutenring über den Secunden-
ring
, wie in der zten Figur der obbemeldeten Tabelle zu erſehen, extendi-
22Fig. 3. ret, ſo wird man nur auf einer Scheibe um deſto leichter, und bey Her-
umdrehung
des Secundenzeigers deſto bequemer das Verlangte darſtellen
können
.
Endlich iſt ſo wol wegen der Schwere des Gewichts, als des Per-
pendikels
noch dieſes zu melden übrig, daß man die Schwere von jenem
bey
ſolchen eben ſo genau nicht zum voraus beſtimmen, ſondern nur unge-
fehr
ſagen könne, daß, wann die Uhr recht gut, und der Durchmeſſer der
Walze
D D nicht über einen Zoll groß, die Schwere bey 6.
Pfund ausma-
chen
könne, welche Schwere bey den Uhren mit der Trommelwalze, die
wol
noch b@ſſer dann jene mit Walzen ſind, indeme man darzu nur ein Gewicht
nach
der zten Figur nörhig hat, wiederum different iſt.
Die Schwere
des
Knopfs zum Perpendikel, den man aus einem ſtarken meſſingen Blech
insgemein
in einer Linſenförmigen Figur zubereitet, und innen mit Bley
ausgieſet
, damit er die Luft deſto beſſer durchſchneiden, und demnach kei-
nen
merklichen Gegenſtand erdulten möge, wird mehrentheils bey ohngefehr
3
.
Pfunden angenommen.
786117allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Letztens iſt auch allhier nach des Autors Anweiſung, annoch zu zeigen
nicht
undienlich, da wir die innere Structur der Perpendikeluhr bißhero be-
trachtet
, wie die Bewegung in einem ſolchen Werke ſich ereigne, und dabey
die
determinirte Zeit ſich darthue, welches das folgende lehren wird.
Noch-
deme
aus der obigen Erklärung bekannt iſt, daß das Uhrgewicht die Wal-
ze
D D, und zugleich mit das Waizenrad C C in eine Bewegung bringet, ſo
ergiebet
es ſich erſtlich nach der zuvor angemerkten Anzahl der Zahne und
Triebſtecken
bey jebem Rad und Getrieb, daß, indeme das Walzenrad, als
das
unterſte, ſeinen Umgang einmal abſolviret, das folgende, als das Mit-
telrad
F, weil deſſen Getrieb, 10mal herum gehet, biß das Walzenrad nur ein-
mal
herum kommet, 10mal, das Kronenrad H, indeme deſſen Getrieb 6mal
geſchwinder
, dann das Mittelrad beweget wird, 60mal, und das Steigrad
K
, das noch einmal ſo geſchwind als das Kronenrad gehet, 120mal herum
komme
, ferner iſt es richtig, daß, weil das Steigrad 15.
Zähne hat, und die
Spindellappen
wechſelsweiß forttreibet, in einem Umgang dieſes Rades 30.
Streiche, und demnach eben ſo viel Vibrationen des Perpendikels, folglich
aber
, da das Steigrad 120.
Umgänge hat, biß das Walzenrad einen ver-
richtet
, 3600.
Streiche und Vibrationen ſich ereignen werden, welche die ei-
gentliche
Quantität der in einer Stunde enthaltenen Secunden ſind, alſo
daß
, ſo dieſe 3600.
Vibrationen juſt auf eine Stunde, bey richtiger Stel-
lung
des groſſen Knopfs an dem Perpendikel, fallen, und ſelbiger in eine
Bewegung
gebracht wird, zum Gebrauche ſo richtig dienen muß, daß bey je-
der
Vibration eine Secunde der Zeit juſt vorbey gehet, da dann das Wal-
zenrad
C C, anbey erſt in einer Stunde herum gehen, und den an deſſen
Rohr
angeordneten Zeiger auf der in 60.
Theile eingetheilten Scheibe, um
die
Minuten zu zeigen, mit herum drehen wird, hingegen muß das Gegen-
rad
bey f mit ſeinem an deſſen Rohr bey g ſtehenden Zeiger, indeme die bey-
de
Wechſelräder b und n ſamt dem Getrieb auch mit dem Walzenrad in einer
Stunde
einen Umgang, und das Gegenrad bey f 12mal ſo viel Zähne als
das-
Getrieb Stangen in ſich begreifet, hat, 12mal ſo langſam herum gehen, und
mit
dem Stundenze@ger die 12.
Stunden andeuten, endlich weil das Kronen-
rad
H 60mal ſo geſchwind als das Walzenrad bey den Minuten herumge-
het
, ſo folget auch, daß ein an jener Axe appl cirter Zeiger auſſen auf der in
60
.
Theile eingetheilten kleinen Scheibe auch die Secunden richtig zeigen
müſſe
, dieſes alles wird man um deſto leichter, ſo man einige Fundamente
zuvor
aus dem kunſtreichen Uhrmacher, den ich aus dem Engliſchen in das
Deutſche
überſetzet, und der vermehrten Welperiſchen Gnomonik beyge-
füget
, oder vielmehr aus Hrn.
M. Iohann Georg Leutmanns curieuſen
Nachricht
von den Uhren erlernet, verſtehen können, dahero beyde, abſon-
derlich
das letzte, zu dieſem Begrif billig denen Liebhabern zu recommendi-
ren
ſind.
787118Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Von dem Gebrauche dieſer Uhren.
Es haben die Aſtronomen ſchon vor langer Zeit her aus vielen Beobach-
tungen
ganz richtig befunden, daß die Täge, da die Sonne von dem
Mittage
eines Orts, biß wieder zu eben denſelben innerhalb einem Zeit-
raum
von 24.
Stunden gelanget, ſo oft ſie nemlich den Schatten eines auf
der
Mittagslinie perpendicular ſtehenden Zeigers auf ſolche wirft, niemalen
alle
das Jahr hindurch, ſo wol wegen der Schiefe des ſcheinbaren Sonuen-
laufs
in der Ekliptik, als da derſelben Grade mit denjenigen des Aequa-
tors
gar nicht in einer Gleichheit von dem Meridian können durchſchnitten
werden
, als auch wegen der Anomalie, die ſich in der Bewegung der
Sonne
beſtändig zeiget, einander gleich ſeyen, indeme aber doch bey Be-
rechnung
der Bewegungen von den Sternen vielmehr eine gleiche Zeit,
und
darnach ſolche Täge, die gegen einander beſtändig in gleicher Länge
ſind
, nothwendig erfordert werden, ſo hat man eine gleiche oder mittlere
Zeit
, innerhalb welcher die Sonne beſtändig in dem Acquator eine gleiche
Bewegung
zu haben gar nützlich concipiret wird, allerdings ſupponiren und
annehmen
müſſen, nach welcher man gegenwärtige Uhren, und zwar auf
folgende
Weiſe zu richten hat.
Man ſtellet erſtlich die Uhr auf die Zeit, wie ſolche von den Sonnen-
oder
auch den Schlaguhren ungefehr angegeben wird, obſerviret zu Nachts,
um
welche Zeit ein Fixſtern entweder in den Meridian oder auſſerhalb den-
ſelben
zu einem gewiſſen Puncte, als zu einem Azimuth, nach ſolcher
Uhr
gelanget und notiret dieſen Zeitpunct fleiſſig auf.
Nach Verflieſ-
ſung
einiger Täge bemerket man auf eben dieſer wiederum eben dasjenige,
in
welchem ſich der vorige Stern, entweder in dem Meridian oder dem obi-
gen
Azimuth befindet, ſetzet dieſe Zeit zu der vorhergehenden, und ziehet je-
ne
von dieſer ab, hernach dividiret man die Differenz mit der Anzahl der
zwiſchen
der erſten und letzten Beobachtung verfloſſenen Täge, und unter-
ſuchet
den Quotienten, ob ſolcher mit der Acceleration der Fixſterne von
einem
Tage, indeme ein jeder von dieſen Sternen täglich um 3′.
56″. der
Zeit
nach eher an den Meridian gelanget, dann als ſich obige mittlere
Bewegung
ergiebet, nemlich mit 3′.
56″. der Zeit accurat übereintrift, ſo
es
deme alſo, ſo wäre es richtig, daß die Uhr die mittlere Zeit recht
zeigte
, wo aber nicht, und zwar der Quotus kleiner ſeyn ſollte, dann be-
ſagte
3′.
56″. ſo wäre der Perpendikel etwas zu kurz, und die Uhr gienge
etwas
zu geſchwinde, ſollte aber der Quotus gröſſer ſeyn, ſo wäre der Per-
pendikel
etwas zu lang, und die Uhr gienge demnach etwas zu langſam,
da
man dann in jenem Fall den Knopf daran herab, in dieſem aber
788119allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. gen hinauf, und zwar, daß man es nicht ſonderlich verſpühret, bey ſei-
ner
Stellſchraube bringen, und dieſes ſo lang tentiren muß, biß der Quo-
tus
mit obbeſagter Acceleration übereintrift.
Zum Exempel, ſo man ei-
nen
Stern entweder in dem Meridian oder auſſer demſelben in einem ge-
wiſſen
Azimuth nach der Uhr zu Nachts um 9.
Uhr 30′. 18″. obferviret,
und
ſelbigen nach 7.
Tagen in eben demſelben Puncte, auf ſolcher um 8.
Uhr 50′. 24″, befindet, ziehet man dieſe Zeit von jener ab, ſo giebet der
Reſt
39′.
54″. dieſen dividiret man hernach, und zwar allhier mit 7, als
den
erſtbemeldeten Tägen, ſo wird der Quotus 5′.
42″. zeigen, weil
aber
nach den obigen die Acceleration der Fixſterne nur 3′.
56″. groß ſeyn
muß
, ſo erſtehet man gar leicht, daß jene dieſe täglich um 1′.
46″. über-
treffe
, und demnach die Uhr noch von der mittlern Zeit abgehe, da man
demnach
eine Correction allhier ſo lang vorzunehmen hat, biß der Quo-
tus
mit denen 3′.
56″. accurat übereinkommet. Endlich nimmt man eine ac-
curate
Zeitaequationstabelle zur Hand, und ſuchet die Aequation desje-
nigen
Tages, an dem man die Uhr um den Mittag nach der correſpon-
direnden
mittlern Zeit zu ſtellen begehret, richtet die Uhrzeiger nach ſol-
cher
Aequation, wie ſich die mittlere Zeit um den Mittag der wahren Zeit,
weil
beyde keinmal ſonſt, als nur zweymal das Jahr hindurch zuſammen
treſfen
, ergeben muß, ſo wird die Uhr nach Verlangen richtig geſtellet ſeyn,
da
man dann bey jeder Obſervation die Zeit, wo ſolche dazu erfordert und
gebraucht
wird, ſehr genau determiniren kann.
Das vierzehende Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche der aſtro-
nomiſchen
Sehröhren.
Indeme wir erſtlich allhier von der Zubereitung dieſer Sehröhren zu
handeln
haben, ſo iſt nicht das Abſehen, mit anzuweiſen, wie man
die
Gläſer zu ſolchen ſchleifen und zurichten könne, dann es haben
von
dieſer Materie allbereit viele neue Autores zur Genüge geſchrieben,
ſondern
nur allein vorzuſtellen, wie man die ſchon verfertigte Gläſer bey
einer
ſchicklichen Combination zu einem Sehrohr richtig anordnen, und
auf
die Sterne alsdann gar bequem, ſo lang auch einer immer ſeyn mag,
appliciren
könne.
Um das erſte gehörig zu vollziehen, muß man zuförderſt
die
Gröſſe der Brennpuncte ſo wol bey dem vorgegebenen Objectiv, als
Ocularglaß
, aus welchen beyden ein jedes ſolches Sehrohr nur allein be-
ſtehet
.
zu beſtimmen wiſſen, weil die Summe von den
789120Von der Zubereitung und dem Gebrauche gen beſagter Gläſer die eigentliche Länge des Sehrohrs, und dabey die ge-
ſuchte
Zuſammenſetzung geben muß, es wird aber der Brennpunct von ei-
nem
jeden Glas gar leicht gefunden, ſo man ſich von ſelbigen ſo weit ent-
fernet
, biß man dardurch ein weit entlegenes Object ganz confus, nachde-
me
aber eben umgewandt zu ſehen vermag, und dann die Weite zwiſchen
dem
Auge und dem Glas accurat abmiſſet, ſo wird endlich die Lange des
Sehrohrs
zu den vorgegebenen zweyen Gläſern bekannt werden.
Zu denen Phänomenis, die in und bey denen Planeten bey nächtlicher
Weile
zu obſerviren, werden Sehröhren von allerhand, und meiſtens gar un-
terſchiedenen
Längen, erfordert, dann es hat die Erfahrung gelehret, daß
man
um die Nebenmonde des Iupiters zu betrachten ein Sehrohr von we-
nigen
Schuhen gebrauchen könne, da man hingegen um den Ring des Sa-
turns
, und den Hugenianiſchen Trabanten zu ſehen, zum wenigſten ein Seh-
rohr
von 10.
biß 12. Schuhen, wofern er recht gut iſt, zu den vier übrigen aber
einen
groſſen von etlich und dreyßig und mehrern Schuhen, und um andere
Phänomena
in den zween oberſten Planeten zu beſchauen, noch weit gröſ-
ſere
in Vereitſchaft haben müſſe, deßhalben haben ſich auch viele vortrefliche
Männer
ſchon bey 70.
Jahren her gar nützlich dahin beſtrebet, wie ſie derglei-
chen
Sehröhren von gar conſiderablen Längen und ſtattlichen Effect an den
Tag
ſtellen mögten, welches auch verſchiedene ganz glücklich präſtiret, unter
welchen
der erſte der berühmte Hugen in Holland geweſen, der mit eige-
ner
Hand allerley herrliche Sehröhren verfertiget, und dadurch A.
1655. die
wahre
Figur des Saturns entdecket, worauf in Frankreich Auzout und
Borell
, in Italien Campani und Divini, in Engeland Rob.
Hooke,
und
zu unſern Zeiten, in Holl-und Deutſchland, Herr Hartſöker und Herr
Hecker
, vicle überaus gute Sehröhren, meiſtens von extraordinairen Län-
gen
, nach allerhand Methoden und Handgriffen ganz erwünſcht zuwegen
gebracht
.
Alle Sehröhren, zu Gläſern, die nicht 25. Schuh ihrer Länge nach übertref-
fen
, werden am beſten aus blechenen Röhren zubereitet, und obſchon die
hölzerne
etwas leichter, die papierne aber noch viel leichter, und demnach
viel
beſſer zu regieren ſind dann jene, ſo hat man ſich doch bey beyden, ſo
wol
wegen der Krümmung, ob ſie gleich auf einem Stativ liegen, als
wann
ein feucht Wetter iſt, da man dergleichen Züge nicht gern auseinan-
der
bringen kann, verſchiedener Unbequemlichkeiten zu befürchten, dahero
dann
billig die blecherne Röhren dieſen obigen vorzuziehen ſind, zumalen ſo ſie
aus
einem Stück gemacht werden, damit ſie ſich deſto weniger krümmen, je-
doch
iſt jederzeit dabey nöthig, daß das Ocularglas in einem kleinem Rohr
ſtehe
, um das Sehrohr, bey dem hin und her Schieben in dem groſſen Rohr
zu
ſchärfen, und alſo die geſuchte Gröſſe, welche die Brennpuncte der
790121allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Gläſer geben, accurat zu erlangen. Zu mehrerer Vollkommenheit ſolcher
Sehröhren
dienet ferner, daß man inwendig in dem Rohr an einem und
dem
andern Ort blecherne Ringe, die man insgemein Diaphragmata nen-
net
, anordne, auch den innern Theil ſchwarz anſtreiche, damit die Strah-
len
, die in dem Sehrohr auf das Blech fallen, keine Confußion und Blen-
dung
verurſachen.
Cndlich iſt auch zur Perfection eines ſolchen Sehrohrs
nörhig
, daß das Objectivglas nicht ganz offen bleibe, ſondern einige Bede-
ckungen
bekomme, die aus verſchiedenen Ringen von ſtarken Papier, ſo
inwendig
allerhand Oefnungen haben, zubereltet werden, dieſes hat bishero
die
Erfahrung genugſam bezeuget, daß, je ſchwächer das Licht eines Plane-
tens
iſt, je geringer auch die Bedeckung, und alsdann gröſſer die Oefnung,
und
je ſtärker jenes in einem ſolchem Object ſich befindet, je gröſſer auch jene,
und
dargegen die Oefnung deſto kleiner werden müſſe, woferne die Deutlich-
keit
keinen Abgang leiden ſoll, dahero iſt es gar rathſam, daß man viele
ſolche
Ringe aus Papier von verſchiedenen Oefnungen im Vorrath habe,
und
mit jedem ſo lange das Glas bedecke, biß der Planet am deutlichſten er-
ſcheinet
, den man zu ſeinem Gebrauche alsdann aufbehalten, und deßwegen
mit
dem gehörigen Zeichen des Planetens bemerken mag, man findet zwar
bey
verſchiedenen Opticis gewiſſe Tabellen, welche die Durchmeſſere ſolcher
Oefnungen
, die die beſte Objectivgläſer zulaſſen, weil aber alle Gläſer nicht
von
gleicher Güte, und die geringere noch kleinere Oefnungen erfordern, ſo
wird
allhier die mechaniſche Prob dergleichen Tabellen weit vorzuziehen ſeyn.
So man dergleichen Sehröhren in dem Himmel zu gebrauchen willens iſt,
muß
man ein beſonderes Geſtell dazu anordnen, auf welchem man das Seh-
rohr
veſt behalten kann, von dergleichen Maſchinen findet man zu den Seh-
röhren
, die über 15.
Schuh nicht groß ſind, in Herrn Prof. Hertels Tractat
vom
Glasſchleifen p.
92. eine gar bequeme, und noch eine andere in des Herrn
Roſtens
aſtronomiſchen Handbuchs p.
350. Zu gröſſen Sehröhren iſt dieje-
nige
Machination gar dienlich, wo das Sehrohr in einem langen Canal beveſti-
get
, mit einem Strick an einer groſſen Stange in die Höhe gezogen, und bey
dem
äuſſern Theil, wo das Ocularglas ſtehet, auf einem mit Schrauben verſe-
henen
Geſtell, dabey man das Sehrohr nach Erforderung hoch und niedrig
11Tab. XII.
Fig
. 1.
richten kann, aufgeleget wird;
gleichwie es die 1. Figur der XII. Kupferta-
belle
gar deutlich vor Augen leget.
Bey den Sehröhren die von Blech über 25. Schuh groß verfertiget
werden
, finden ſich in deren Gebrauche ein und andere Schwierigkeiten,
dann
je gröſſer ſolche ſind, je ſchwerer werden ſie auch nach erſtbeſagter Me-
thode
zu regieren und in einer geraden Linie zu behalten ſeyn, dahero iſt man
ſchon
bey vielen Jahren her auf allerhand Mittel bedacht geweſen, dieſen
Beſchwerlichkeiten
abzuhelfen, und zwar erſtlich haben verſchiedene als Hr.
Newton Caſſegra in Hooke A. durch compendieuſere Sehröhren mit Zu-
ziehung
einiger Spiegel aus Metall, daß doch dem Effect nichts
791122Von der Zubereitung und dem Gebrauche ſelbige zu vermeiden geſuchet, dergleichen Arten ſind in dem erſten, als vorher-
gehenden
Anhang dieſes Werks, p.
40. 41. 42. anzutreffen.
Nach dieſen iſt Mr. de Hautefeuille in Paris auf eine andere Invention
gerathen
, wie man die groſſen Sehröhren kürzer machen könne, die im
Effect
ebenfalls ſo viel präſtiren, als wann ſie ihre eigentliche Länge hätten,
er
will nemlich vor gewiß verſichern, ſo ein Sehrohr von einem extraordinai-
ren
Effect und reſpectu deſſen weit geringern Länge verlanget würde, daß man
nachdeme
drey Objectivgläſer, davon ein jedes von den zweyen einen Brenn-
punct
von 300.
Schuhen, und das dritte nur einen halb ſo groß hätte, zuſam-
men
combiniret und bey ihrem gemeinen Brennpunct, der hier nur 75.
Schuh
ausmacht
, ein ſchickliches Concaves mit einem Convexen, deſſen Brennpunct
einen
Schuh beträget, angeordnet worden, ein Sehrohr bey 76.
Schuhen
bekommen
, der den Effect nach ſo viel als ein Sehrohr von 600.
Schuhen
präſtiren
ſollte, Mr.
la Montre, ein Profeſſor Mathematum in Paris machet
hierüber
eine und andere Remarquen, welche nebſt der Antwort des Hrn.
Autors darüber in denen Journeaux des Scavans des 1698. Jahrs zu finden ſind.
An ſtatt der zweyen Gläſer bey dem Auge möchte man etwann beſſer,
damit
die Vielheit derſelben nicht eine deſto gröſſere Obſeurität verurſachen
könnte
, nur ein einiges, das auf einer Seite convex und auf der andern con-
cav
wäre, nemlich einen Meniſcum gebrauchen, da zumahlen zu jetziger Zeit
Hr
.
M. Leutmann, wie in deſſen neuen Anmerkungen von Glaßſchleifen p. 52.
zu erſehen iſt, ſich dergleichen an ſtatt der Objectivgläſer gar nützlich bedienet,
und
darbey ſo viel Gutes zuwegen gebracht hat, daß man aus Schüſſeln
und
auf Kugeln, die zu ihrer Concavität und Convexität gar geringe Ra-
dios
haben, jedoch Objectivgläſer von groſſen Brennpuncten elaboriren könne,
welches
ein groſſer Vortheil iſt, indeme ſonſten die Schüſſeln, je gröſſer ihr
Radius
iſt, je ſchwerer auch accurat zubereitet werden können.
Andere ſind nech auf die Gedanken gekommen, daß man die zu gröſ-
ſern
Sehröhren gehörige Gläſer ohne einem Canal, ſo bequem und leicht als
einen
kleinen Tubum mit ſeinem Rohr auf verſchiedene Maſchinen ordini-
ren
und zum obſerviren brauchen könne, der erſte ſo dergleichen Sehröhren
ohne
Röhren angegeben, war Mr.
Auzout in Paris, indeme ſchon Anno
1666
.
die Journeaux des Scavans hiervon melden, der erſte aber der die Prob
auf
dergleichen Manier in dem Himmel und zwar auf den Saturnum ge-
nommen
, iſt geweſen der ältere Herr Caßini, wobey er dann gar erwünſcht
Anno
1684.
die beyden innerſten Comites des Saturns entdecket. Zu
eben
der Zeit, in welcher ſich dieſe zween Planeten zeigten, edirte Herr Hu-
gen
in Haag, in ſeiner Aſtroſcopia compendiaria eine Methode, wie die groſ-
ſen
Sehröhren bey denen Obſervationen ohne Röhren bequem und leicht
792123allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. gebrauchen; wir wollen dieſe in den nachfolgenden, weil ſonſt keine vorhero
weder
von Mr.
Auzout oder Mr. Caſſini, ſo genau beſchrieben worden, am er-
ſten
, dann aber noch eine und die andere, wie dergleich en die Memoires de
I’Academie
Royale des Sciences uns an die Hand geben, weil man ſich dieſes
Compendii
heut zu Tage am meiſten bey groſſen Sehröhren zu bedienen pfle-
get
, in beliebiger Kürze vorſtellig machen.
Von der Hugenianiſchen Methode mit groſſen Tubis
ohne
Röhren zu obſerviren.
Um dieſe Sehröhren leicht zu dirigiren, muß man nach des Herrn Hugens
Angeben
, erſtlich eine lange Stange, die auch dabey etwas vick iſt, in
die
Erde ſenkrecht und veſt eingraben, und darein an einer Seite hinauf ei-
11Fig. 2. ne zimliche Eintiefung machen laſſen, wie in der 2ten Figur der XII.
Kupf-
fertabelle
zwiſchen a und b zu erſehen, in dieſe Eintiefung wird ein Stück
cd
von Holz, das hin und her ganz geheb beweget werden kann, gerichtet,
an
ſolchen ſtehet bey e ein kleiner Arm perpendicular heraus, darauf aber
überzwerg
ein anderes Stuck, welches die zum Objectivglas gehörige Ma-
chination
träget, ſelbige beſtehet bey i, aus einem kurzen blechernen Rohr,
darinnen
das Objectivglas enthalten, und bey k 1 aus einem gegen 1 etwas
krummen
eiſernen Stänglein, das bey k an dem beſagten Rohr, bey m
aber
auf einer beweglichen meſſingen Nuß beveſtiget iſt, bey f iſt das Ge-
gengewicht
n angevrdnet, damit ſich das Stänglein mit dem Rohr deſto
leichter
dirigiren laſſe, ſo man ein Trumm Faden von I an, gegen das
Aug
zu, in der Länge des Brennpuncts von dem vorgegebenen Objectiv
gehen
läſſet, und an ſolchem eine faſt gleiche Structur zu dem Ocularglas
anordnet
, als da eben ſo wol bey o ein kurzes blechernes Rohr zum Ocu-
larglas
, als bey p q wiederum ein eiſernes Stänglein, und bey ſ ein klei-
nes
Gegengewicht appliciret worden, bey r iſt eine Handhebe, welche an
erſtbeſagten
Stänglein bey q beweglich iſt, in ein um ſeinen Mittelpunct
bewegliches
Stück, auf welches man den Faden, der durch die kleine Ga-
bel
bey q gehet, nach Beſchaffenheit der Sache auf-und abwindet, bey x
iſt
ein Geſtell mit zween Füſſen, auf welches ſich der Obſervator lehnet, und
bey
der Handhebe r die zum Ocularglas beſtimmte Machination etwas gegen
das
Auge zu anziehet, damit der Fade, der ganz zart ſeyn muß, aus geſpannt
werde
, worauf dann endlich der Obſervator, indeme er mit einer Laterne, die
hinten
mit einem Hohlſpiegel verſehen und bey y vorgeſtellet iſt, um das Licht
weit
hinaus zu bringen, deren Schein auf das Rohr des Objectivglaſes
hinauf
wirft, daß er ſelbiges deutlich ſehen könne, durch jemand bey dem
Strick
g, der zu oberſt über ein kleines Rad bey 2 gebet und in h ein
793124Von der Zubereitung und dem Gebrauche gengewicht hat, damit die zum Objectivglaß angeordnete Maſchine
nicht
herab weiche, eben dieſe entweder höher, oder bey dem andern
Strick
, ſo bey d angemacht iſt, niedriger, bis der vorgegebene Stern
durch
das Objectivglas fället, ziehen läſſet, ſo wird er dann ſeinen End-
zweck
erreichet haben.
Von einer andern Methode des Campani.
Lange Zeit hernach hat der berühmte Opticus in Rom, Joſephus Campani,
eine
andere Art mit groſſen Sehröhren ohne Röhren bequem zu obſerviren
ausgeſonnen
, der von der Hugenianiſchen Vorſtellung ganz unterſchieden,
die
Structur aber davon ſo ſimple und leicht ſeyn ſoll, daß auch nur eine
einige
Perſon alle Zugehör, ſo groß auch der Brennpunct des Objectiv-
glaſes
iſt, wohin es beliebig, zu bringen vermag, ſolches hat er nicht pu-
blique
gemacht, es ſeye dann, daß ihme dafür eine gute Belohnung zu Theil
worden
wäre, gleichwie die Acta Erud.
Lipſ. p. 419. A. 1707. hiervon mel-
den
.
Von dieſer Erfindung, in was ſolche hauptſächlich beſtehe, mag
man
ſich wohl mit Herrn Hoſrath Wolffen in Marpurg, eben den Con-
cept
, den er in obbeſagten Actis p.
466. des 1710. Jahrs hiervon gehabt,
machen
, wie nemlich, nachdem ſich der Autor ſo viel hat vernehmen laſſen,
daß
er mit einem Sehrohr von 30.
Schuhen bey Tag in einer groſſen Ent-
fernung
, die einige deutſche Meilen austräget, gar deutlich den Zeiger auf
einer
Sonnenuhr habe diſtinguiren können, er ſolches ohne Zuthun eines
Ocularglaſes
, vermöge nur eines Objectivs ſo weit breiter, als ſonſten die
ordinairen
ſind, geweſen, präſtiret haben möge, und dieſes käme eben auf
die
neue Endeckung des berühmten Herrn von Tſchirnhauſen an, welcher
zu
Ende des vorhergehenden Jahrhunderts durch ein bloſſes Objectivglaß
ohne
daſſelbe im geringſten zu bedecken, ob es ſchon im Durchmeſſer über
einen
Rheinländiſchen Schuh groß geweſen und auf 32.
Schuh ſeinen
Brennpunct
geworfen, bey Tag, eine ganze Stadt in der Weite von 1 {1/2}.
deutſchen Meilen, und zu Nachts den Saturnum mit ſeinem Ring und ſon-
ſten
andere Begebenheit des Himmels weit deutlicher als durch die ordinai-
ren
Sehröhren von gleicher Gröſſe zu Geſicht bekommen, davon die Hiſtoire
de
l’Academie Royale des Sciences des 1700.
Jahrs p. 194. Ed. Holl. und
die
Acta Erud.
Lipſ. A. 1699. p. 44. ein mehrers
melden
.
794125allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Von der Bianchiniſchen Methode groſſe Tubos oh-
ne
Röhren leicht zu dirigiren.
Herr Bianchini, der ſich ſchon viele Jahre her in Rom um die Aſtronomie
verdienet
gemacht, hat zu derſelben mehrern Aufnahm auch nachdem
eine
Methode angewieſen, wie man zu den Objectivgläſern von gar groſſen
Brennpuncten
eine Maſchine die 1.
leicht, 2. zimlich hoch, 3. wegen un-
terſchiedlichen
Höhen der Sterne ohne viele Mühe bald höher bald niedri-
ger
zu richten, und 4.
dabey ſtark genug ſeye, zubereitet werden könne, eine
Beſchreibung
hiervon hat Mr.
Reaumur in denen franzöſiſchen Memoiren
des
1713ten Jahrs p.
400. communiciret, welche kürzlich in folgenden be-
ſtehet
.
Um die obige Requiſiten, die als Eſſentialſtücke zu einer ſolchen Ma-
ſchine
erfordert werden, bey derſelben Zubereitung wohl zu vollführen, ſo
lieſe
zu erſt Herr Bianchini verſchiedene runde Röhren aus einem leichten Hol-
ze
, wie insgemein die Erdſehröhren mit allerl and Zügen verſehen werden,
ineinander
geheb anrichten, die man gar leicht weit auseinander ziehen,
und
an ſtatt einer Stangen, die ſonſten das Objectivglaß träget, brauchen
könnte
, nachdeme aber wahrgenommen, daß ſich dergleichen Röhren, wann
ſie
weit ausgezogen, gar leicht krümmen, hat er an ſtatt dieſer vielmehr
lauter
ſechseckichte dazu genommen, welche dem letzten Requiſito deſto meh-
rere
Satisfaction gaben, er lieſe nemlich aus 6.
dünnen und leichten Bret-
tern
, von denen ein jedes 4 {1/2}.
Schuh lang und 2 {1/2}. Zoll breit, zuförderſt ein
ſechseckigtes
Rohr zuſammen richten, welches das Futter und zugleich die
11Tab. XII.
Fig
. 3.
Baſis der andern innern ſeyn ſollte, wie bey A B in der 3.
Figur der XH. Ta-
belle
zu ſehen, in dieſes wurde hernach ein anders als B C das ganz geheb
in
der Hohlung des vorigen hin und her geſchoben werden konnte, in das
zweyte
das dritte C D und ſo weiter bis auf das ſechſte ganz accurat ange-
ordnet
, alſo daß, ſo man die Röhre oben bey eines jeden Ring auseinander
gezogen
, die Figur eines ſechseckichten Sehrohrs ſich gezeiget.
Ferner lie-
ſe
er, damit die erſtbemeldete Röhre ganz perpendicular über dem Horizont,
wie
es der Gebrauch erfordert, ſtehen mögte, einen ſechseckichten Ring, wie
bey
I aus Eiſen an das äuſſerſte Rohr hin und her beweglich, an dieſem
aber
drey hölzerne Beine H.
H. H. von gleicher Länge, ſo groß das Rohr
war
, mit eiſernen Bändern richten, damit aber die Beine auf den Boden
nicht
weichen und dann die zu dieſer Maſchine gehörige Stücke durch das
Fallen
Schaden nehmen mögten, ſo wurden auch unten bey L ein beweg-
licher
ſechseckichter Ring, und deren drey andere als Gegenſchenkel ange-
@rdnet
, die um den dritten Theil kürzer dann die obige, und mit
795126Von der Zubereitung und dem Gebrauche Bändern an deyden Enden beweglich waren, bey welcher Machination ſo
viel
zu wegen gebracht wurde, daß nachdeme man an alle Röhren zuſammen,
den
untern Ring aber mit dem obern an dem äuſſern Rohr hinauf geſchoben,
die
ganze Maſchine ſich in ein kleines Spatium zuſammen ſügte, gleichwie
die
Figur M I L N N zeiget, alſo daß nur eine einige Perſon ſelbige gar be-
quem
und leicht unter dem Arm, wohin man verlanget, zu tragen vermog-
te
.
Indeme aber nun eben dieſe ſogar leicht beſunden wird, daß ſie deßwe-
gen
etwann nach einiger Meynung nicht veſt genug bey einem ſich ereignen-
den
Wind auf dem Boden ſtehen mögte, ſo will Herr Bianchini, daß man
zu
deſto gewieſerer Verſicherung unten auf einen Gegenſchenkel einen ſchwe-
ren
Stein, dergleichen man aller Orten leicht findet, legen könne, auch
daß
man, damit die Röhren veſte ineinander ſtehen und nicht weichen, in
ein
jedes oben einen kleinen hölzernen Keil zwingen müſſe.
Zu mehrerer Be-
veſtigung
dieſer Maſchine dienet auch nach des Herrn Bianchini Angeben,
daß
man in einen jeden von beyden obigen Ringen drey Stellſchrauben an-
ordne
, ſo wird man mit ſelbigen das äuſſere Rohr in jenem auch deſto ve-
ſter
ſtellen können, dieweil aber das dünne Holz an dem Rohr gar leicht
durch
das viele Anſchrauben durchlöchert wird, ſo mag ſolches wohl, wann
das
Rohr von auſſen mit dünnen Vlechen beſchlagen wird, um deſto eher
vermieden
werden.
Zu unterſt an dieſem Rohr kann man einige eiſerne Er-
höhungen
vorſtechen laſſen, damit der untere Ring, wann die Maſchine
aufgerichtet
, und etwann von einem Orte zum andern getragen wird, nicht
hinaus
weiche.
Das übrige, das noch zu dieſem Geſtell gehöret, beſtehet ebenfalls in
einer
compendieuſen Machination und zwar das Objectiv - und Ocularglaß
bey
ſolcher bequem und leicht anzuordnen, es wird aber ein jedes von beyden
Gläſern
erſtlich in einem blechernen Rohr bey o und u, das einen halben
Schuh
und darüber groß iſt, appliciret, hernach das Rohr ſo wohl vor das
Objectiv-als
Ocularglaß auf ein ausgeholtes und an dem einen Ende in ei-
nen
Bogen laufendes Stück Holz in der Länge eines Schuhes, wie die Figur
bey
p und x deutlich zeiget, gerichtet, gegen das andere Ende zu iſt ein je-
des
von erſtbeſagten Stücken unten bey q und vv in einem Gewerbe beweg-
lich
, damit man ſolche gegen den vorgegebenen Stern, nachdeme deſſen
Höhe
iſt, leicht richten möge, allhier trägt auch zur richtigen Direction des
Objectivglaſes
der groſſe Ring, der zu äuſſerſt an dem Rohr als ein Ge-
gengewicht
ſtehet, wie auch bey v v eine Stellſchrauche, um das Ocular-
glaß
in dem verlangten Stande zu behalten, gar vieles bey.
Endlich wird
ein
zarter Faden an dem Stück, das zu dem Objectivglaß ordiniret iſt, unten
bey
p veſt angemacht, durch die Einſchnitte, die zu äuſſerſt in der Krümmung
beyder
Stücke zu finden, gezogen und ſo lang genommen, ſo groß ungefehr
der
Brennpunct des Objectivglaſes ſeyn mag, welchen man hernach
796127allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. genäuer ausſuchet, indeme man den Faden bey dem andern Stuck unten bey
y
ſo lang bey einem Zweck auf-und abwindet, bis das Sehrohr, wann je-
ner
ausgeſpannet wird, in der verlangten Schärfe das vorgegebene Ob-
ject
zeiget, dieſes kann um deſto bequemer vollzogen werden, ſo man das
Ge@e@
, auf dem das Ocularglaß ſtehet, aus 3.
viereckichten Röhten, die
in
einander geheb gehen, zuſammen ordnet, und neben herab mit einigen
Stellſchrauben
wie bey a z verſiehet, wobey man das Geſtell bald höher bald
niedriger
nach der Beſch affenheit der Sache, mit leichter Mühe richten
kann
.
Soiches läſſet ſich auch bey dem Objectivglas gar leicht thun, da
man
die ſechseckichte Röhren entweder weiter auseinander, oder enger zuſam-
men
ſchiebet, und dann mit obbemeldeten kleinen Keilen in ſolcher Stellung
veſt
ſtellet.
Von einer andern Manier nach des jüngern Herrn
Caßini
Methode, groſſe Tubos ohne Röhren
gar
leicht zu tractiren.
Nachdeme Herr Caßini wahrgenommen, daß die Röhren bey der erſtbe-
ſchriebenen
Maſchine des Herrn Bianchini, wann ſelbige, ſo weit es
ſich
thun läſſet, auseinander gezogen werden, in die Höhe nicht weiter dann
auf
25.
biß 30. Schuh langen, die zwar noch zu den Sehröhren, ſo 40. biß 50.
Schuhe lang, dienlich, zu gröſſern aber nicht zu gebrauchen ſind, ſo hat
er
nach beſagter Methode verſchiedene runde Röhren aus dicken Blech, je-
des
in der Länge von 5.
Schuhen machen, und mit ſtarken Ringen, wo die-
ſelbe
in einander geſchoben werden, verſehen laſſen, dey welchen er kleine höl-
zerne
Keile, damit jene veſt in einander ſtehen, und nicht weichen, eingefü-
get
, alſo daß, ſo die Röhren ganz vertikal in einem Untergeſtell aufgerichtet,
und
dabey eine etwas gröſſere Höhe geben würden, eben dieſe zu noch gröſ-
ſern
Sehröhren ſchicklich ſeyn mögten, allein es hat ihn letzlich die Erfahrung
gelehret
, wie dieſer Perpendicular aufgerichtete blecherne Canal, ſo er über
30
.
Schuh hoch iſt, auch bey einem geringen Wind, zu öberſt immer in el-
ne
Bewegung gebracht werde, welches zu denen Obſervationen gar nicht
ſchicklich
iſt, dieſes hat Herrn Caßini Anlaß gegeben, hernach noch auf eine
andere
Methode zu gelangen, weiche er in denen Memoiren der franzöſi-
ſchen
Academie des 1714.
Jahrs p. 473. nach der Holländiſchen Ausgabe,
beſchrieben
, die in folgenden beſtehet.
Er lieſe erſtlich eine groſſe Stange, die durch aus in einer gleichen Di-
cke
, und dabey viereckicht, (welche auch rund, wann nur die Dicke über-
all
gleich iſt, ſeyn kann,) an einem bequemen Ort recht perpendicular
797128Von der Zubereitung und dem Gebrauche eingraben, und an dieſe ein beweglich Gehäus aus dünnen eiſern Stäng-
lein
in der Figur wie ein Würfel, neben hinaus aber, zu beyden Seiten,
zwey
ſenkrechte Stänglein, in der Weite von 7.
biß 8. Zoll, nebſt zweyen
horizontal-und
übereinander ſtehenden Ringen richten, wie aus der 4.
Fi-
11Fig. 4. gur der XII.
Tabelle zu erſehen, an eben dieſes Gehäus wurde hernach ſo
wohl
oben als unten eine dünne Kette angenietet, dieſe Kette dienet dazu, daß
man
vermöge derſelben obern Theil, der über die zu öberſt der Stange an-
geordneten
Werbel alsdann gezogen worden, das erſtbemeldete Gehäus,
ſamt
einer kleinen Maſchine, die das Objectivglas träget, nach Erforde-
rung
der Sache bald in die Höhe, bald aber bey dem untern Theil wieder
herunterwärts
an ſolcher Stange ſchieben könne.
Die übrige Machina-
tion
, und zwar zuvor um das Objectivglas auf dem Gehäus zu dem Ge-
brauche
ganz bequem anzubringen, beſtehet nach des Herrn Caßini Ausfin-
dung
darinnen:
Man läſſet aus Holz einen Cylinder, in der Dicke als ein
Ring
von den 4.
obigen weit, und etwas länger dann das Gehäus hoch iſt,
mit
einem Würfelförmigen Knopf, drehen, oben aber in dieſen eine ſtarke
Eintiefung
, ſo hoch faſt der Knopf iſt, bey {3/4}.
Zoll breit einſchneiden, in
ſolchem
Einſchnitt wird das Stück, ſo das Objectivglaß träget, beweglich
gemacht
, da jenes aus einer Regel bey 6.
Schuhen lang beſtehet, die bey
dem
einem Ende etliche Zoll breit, bey dem andern aber ſpitzig zu, und {3/4}.
Zoll dick iſt, an deren breiten Theil alsdann ein perpendikular erhabenes
viereckichtes
Planum, an dem andern aber ein ſubtiler Faden, in der Län-
ge
des vorgegebenen Brennpuncts, von dem Objectivglaß angeordnet wird.

Beſagtes
Planum hat in der Mitte eine ausgeſchnittene Rundung von 5.

biß
6.
Zollen im Durchmeſſer, und dabey eine Einfaſſung mit etlichen
Schrauben
, damit man ein Objectivglas darinnen veſt ſtellen, und nach
Verlangen
wieder heraus nehmen könne.
Die Anordnung zum Oeularglas, um ſolches in ſeinem eigentlichen
Stande
zu erhalten, hat auch die vorige Zuſammenſetzung zum Funda-
ment
, auſſer daß an ſtatt des obigen viereckichten Plani ein blechernes
Rohr
, 6.
Zoll lang, allhier applicable gemacht werden müſſe, welches oben
nach
der Länge offen iſt, damit man Oculargläſer von allerhand Gröſſen da-
bey
anbringen könne.
Endlich wird das Stück, ſo das Ocularglas träget,
in
einem gleichen Gewicht, welches auch dem Objectivglas wohl zu obſer-
viren
, nach eben der Art, wie in der vorhergehenden Methode, auf ein Ge-
ſtell
mit 3.
viereckigten Röhren gerichtet, und zum Gebrauche in dem übri-
gen
, wie oben ſchon gezeiget worden, bequem gemacht, alſo daß man
hernach
ſeine Obſervationen dabey gar leichte und bequem
anſtellen
kann.
798129allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Von des Herrn de la Hire Methode, groſſe Tubos
ohne
Röhren gar bequem zu ge-
brauchen
.
Nachdeme der Herr de la Hire aus der Erfahrung erlernet, daß, ob man
ſich
wohl der nach denen bißherigen Manieren angeordneter groſſen
Sehröhren
, zu den Obſervationen gar wohl und nützlich bedienen kann, je-
doch
bey ſelbigen ſich eine und die andere Schwierigkeit ereigne, da nem-
lich
je gröſſer die Sehröhren, je beſchwerlicher es auch in der Ausübung falle,
bey
Nacht in den Finſtern eigentlich zu erkennen, ob der vorgegebene Stern
mit
dem Objectiv-und Ocularglaß in einer geraden Linie ſtehe, und alsdann
durch
beyde Gläſer mit leichter Mühe zu finden, ſo hat er demnach um dieſer
Beſchwerlichkeit
zu entgehen, erſtlich A.
1695. der franzöſiſchen Akademie
gezeiget
, wie man einen vorgegebenen Stern, vermöge eines Gehülfens, ſo groß
auch
ein Sehrohr ſeyn mag, gar leicht und behend zu Geſicht bekommen
möge
, es will aber Herr de la Hire haben, daß man einen Pappendeckel mit
weiſen
Papier überziehe, ſelbigen in der Rundung bey einem Schuh im
Durchmeſſer
groß mache, und im Mittelpuncte ſo weit Zirkelrund aus ſchnei-
de
, ſo dick das Rohr zu dem Ocularglaß iſt, dieſen ſoll man zu äuſſerſt am
Ende
eines Rohrs, das ſo lang, als der Brennpunct des Oculars iſt, ſeyn
ſoll
, perpendicular veſt anmachen, und dann den ſubtilen Faden, der in der
Länge
, ſo groß faſt der Brennpunct des Objectivglaſes iſt, bey dem Rohr des
Ocularglaſes
anziehen, und in eine Linie gegen dem Stern ungefehr bringen,
ſo
wird ſich auf dem weiſen Papier, das alsdann auch in dem Brennpunct
des
Objectivglaſes ſtehet, der Stern als ein kleiner heller Punct zeigen, den
hernach
der Gehülfe in die ausgeſchnittene Mitte der Scheibe auf das Ocu-
larglaß
zu, in des Beobachters Aug, indeme er jene ein wenig verrucket, mit
leichter
Mühe leiten, der Beobachter aber ſolchem Stern dann immer nach-
gehen
kann, ſollte er ſich aber wiederum ungefehr verlieren, ſo kann der an-
dere
ſelbigen wiederum gar leicht durch das Ocularglas fallen laſſen.
Lan-
ge
Zeit hernach hat Herr de la Hire dieſe Erfindung verbeſſert, und ſolche ſo
weit
gebracht, daß nur ein Beobachter ohne Zuthun eines Gehülfens eben
dieſes
bewerkſtelligen könne, er zeigte nemlich, daß man an ſtatt des dicken
Papiers
eine kleine Rahm, in welcher ein zartes Poſtpapier ausgeſpannet,
dieſes
aber mit Oel getränket wäre, an obbeſagtem Rohr anrichten könnte,
wobey
der Beobachter, indeme das helle Punct des Sterns auf das Papier
fället
, jenes alsdann gar deutlich durch das durchſichtige Papier erſehen, und
demnach
ſelbſten ohne einige Beyhülfe durch das Ocularglas bey einer we-
nigen
Stellung führen dörfte.
Man könnte allhier für das geölte Pa-
pier
noch beſſer ein matt geſchliffenes Glaß, wie man dergleichen zu
799130Von der Zubereitung und dem Gebrauche geln braucht, darzu nehmen, und nur von auſſen herum ſelbiges mit einem
dünnen
Blech einfaſſen.
Dieſer letzten Methode kommet des Herrn Hartſokers, die er in den
Miſcellaneis
Berolinenſibus, p.
262. angegeben, gar genau bey, von welcher
ein
mehrers allda zu finden.
Bey dieſer Gelegenheit lehret auch Herr de la Hire, nach Anweiſung
der
franzöſiſchen Memoiren, p.
12. des 1715. Jahrs, wie ein Objectivglas
zu
einem groſſen Sehrohr, nach ſeiner Erfindung gegen alle Seiten zu, gar
bequem
beweglich ſeyn könne:
Man nimmt ein Stuck Holz von einer mit-
telmäßigen
Gröſſe, in der Form eines Parallelepipedi, nach der Vorſtel-
lung
der 5ten Figur in der XII.
Tabelle bey E und F, ſchraubet oben dar-
11Fig. 5. auf in der Mitte zwey runde Stänglein G H und I K veſt, um ſolche auf
zween
eiſerne Hacken, die oben an einer offenen Wand, oder von einem
Geſtell
von unten hinauf angerichtet werden, bey O und P zu ſtellen.
Fer-
ner
bohret man durch die Mitte dieſes Parallepipedi ein groſſes Loch, macht
die
runde Stange L M vermöge zweyer Ringe bey L, darinnen beweglich,
an
dieſer aber oberhalb L eine viereckichte Fläche A B C D vor das Objectiv-
glaß
V.
ſolchergeſtalten veſt, daß die Seite CD der beſagten Fläche mit eben der
Stange
perpendicular, und zugleich von dem Parallelipipedo bey ihrer Be-
wegung
nur um einen Zoll entfernet zu ſtehen komme.
Endlich richtet man auch
an
die Seite C D der beſagten Fläche, und zwar zu äuſſerſt, zwo kleine Regeln
C
N und D N von gleicher Länge an, die bey N juſt gegen die Mitte über von S
aus
, der Helfte von C D, zuſammen treffen, ſo daß die von N auf S gezoge-
ne
Linie ganz perpendicular auf C D fallen muß, alsdann ſchraubet man un-
ter
M bey R einen ſtarken eiſernen Knopf an, wobey man dann mit dem aus-
geſpannten
Faden das Objectivglaß nach der Richtung jederzeit perpendicu-
lar
gegen jede Gegend zu, gar leicht wird ſtellen können.
Obberührte Beſchwerlichkeit, die ſich, je gröſſer die Sehröhren ſind, ſich
deſto
mehr ereignet, hat auch ſchon lang vor dem Herrn de la Hire ein ande-
rer
geſchickter Mann, Mr.
Boffat, vermöge einiger metallenen Spiegeln durch
die
Zuruckprallung zu heben getrachtet, da er nemlich das Sehrohr aus
Blech
ſamt den Gläſern, ſo groß es auch hat ſeyn können, gleichwie ſie erſt-
lich
in ſeinem Tractat des ſo betitelten Teleſcopii Catadioptrici &
Diacatoptrici,
und
hernach Mr, Perrault in dem Recueil des pluſieurs Machines de nouvelle In-
vention
mit mehrern gezeiget, gegen eine gewiſſe Gegend, z.
E. gegen den
Pol
zugewendet, ſelbigen in einerley Lage beveſtiget jederzeit gelaſſen, als-
dann
aber an ſtatt, daß man ſonſten jenen gegen das verlangte Object in den
Himmel
gerichtet, zween flache Spiegel aus Metall, die bey den beyden En-
den
des Sehrohrs auf alle Seiten beweglich geweſen, dirigiret, daß der
800131allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. nähere Spiegel die Speciem des vorgegebenen Sterns auf den andern äuſ-
ſern
, dieſer aber ſelbige durch das Sehrohr in das Aug geworfen, da man
dann
alle Sterne gegen eine Gegend des Himmels durch das unbewegll-
che
Sehrohr hat zu Geſicht bekommen können.
Von den Sehröhren, die bey Tag zum obſerviren ge-
braucht
werden, in ſpecie von den ſogenannten
Helioſcopiis
.
Die Sehröhren, die man bey Tag zu denen Beobachtungen beſtimmet,
mögen
nicht ſonders groß, und demnach jederzeit mit Röhren, auch
in
andern Stücken, wie ſonſten ordentlich verſehen ſeyn, indeme nemlich
nur
diejenige Sterne, die am gröſten und helleſten ſich in dem Himmel zei-
gen
, allein, und alſo dieſe, auch durch kleine Sehröhren obſerviret werden kön-
nen
:
Bey den Obſervationen der Sonne pflegte man wohl ehedeſſen ſich
beſonderer
Sehröhren, deren geſchliffene Gläſer gefärbt waren, zu bedie-
nen
, die man wegen des Gebrauchs Helic ſcopia nennte, heutiges Tags
aber
können wir ſolcher gefärbten optiſchen Gläſer gar wohl enlbehren,
als
da man jetzo ein ordentlich Sehrohr nur dazu nimmt, vor das Aug et-
liche
platte geſärbte Gläſer in einer Capſel an das Sehrohr hält, und da-
bey
an das Rohr zugleich eine groſſe runde Scheibe von einem dicken Pa-
pier
appliciret, ſo wird man alsdann dadurch in die Sonne ebenfalls mit
unverletzten
Augen gar bequem ſehen, und dabey ſeine Obſervation, wann
etwann
Maculn, der Merkurius oder die Venus in der Sonne anzutref-
fen
wären, anſtellen können.
Von dem Gebrauche der aſtronomiſchen
Sehröhren
.
Der Gebrauch dieſer Inſtrumenten iſt nunmehro bey Beobachtungen ſo
allgemein
, daß man nicht leicht eine dergleichen halten kann, wo nicht
ein
ſolches Sehrohr dabey erfordert wird, abſonderlich da man dieſe zu den
neuern
Zeiten, um die Höhen und Diſtanzen der Sterne nach vieler Mey-
nung
deſto richtiger zu meſſen, weil dergleichen Beobachtungen immer vor-
kommen
, auf die Quadranten und Sextanten appliciret, vermöge deren
Application
man auch bey Tag, ja gar um dem Mittag, die Planeten und
Fixſterne
von den 3.
erſten Gröſſen bey 40. Jahren zu ſonderbarer Auf-
nahm
der Aſtronomie obſerviret, wie ſolches als eine richtige Probe die Ta-
bulä
Delahirianä, die meiſtentheils aus Obſervationen von dieſer
801132Von der Zubereitung und dem Gebrauche de conſtruiret worden, genugſam zu erkennen geben; Bey den Finſterniſ-
ſen
voa verſchiedenen Gattungen haben ſie bißhero ſo viel Gutes beygetra-
gen
, daß dadurch ſo wol die Geographie als Schiffarth, in ein weit beſ-
ſeres
Aufnehmen, als vorhero, gelanget, nachdeme man einige von aller-
hand
Gröſſen auf die Planeten zur Zeit, wann ſich ſolche Begebenheiten er-
eignet
, fleißig gerichtet.
Dieſes giebet Gelegenheit an die Hand, hierbey zu
erinnern
, wie wol zu wünſchen wäre, daß man bey einer jeden Art der Finſter-
niſſen
, weil ſelbige etwas ſehr nützliches begreifen, eine gewiſſe und beſtimm-
te
Länge, wie ich vor etlichen Jahren in denen Actis Naturæ Curioſorum ſchon ge-
meldet
, durchgehends annehmen mögte, indeme die Sehröhren von unter-
ſchiedlichen
Gröſſen, z.
E. bey den Mondsfinſterniſſen, in der Beſtimmung
der
Zeit, aus den Mondsphaſen einiger Unterſchied, ja auch bey denjenigen
in
dem Jove einige Diſcrepanz cauſiren, wie auch dieſes letzte Herr Caßi-
ni
der Aeltere ſelbſten bezeuget, daß, da eben ein Trabant in des Jupiters
Schatten
faſt eingetretten, er ſelbigen einſtens noch mit einem groſſen Seh-
rohr
erblicket, den hingegen ein anderer Mitbeobachter mit einem kleinern,
als
der ſo viel nicht zeigte, nicht mehr zu Geſichte bekommen, welches ſich
dann
ebenfalls bey dem Saturn auch leicht ereignen könnte, dahero ſollte
man
wohl um dieſes erwünſchter und beſſer zu leiſten, Sehröhren von ver-
ſchiedenen
Längen, da immer einer noch einmal ſo lang dann der andere wä-
re
, in Bereitſchaft haben:
als z. E. ſo man bey denen ſogenannten Son-
nenfinſterniſſen
ein Sehrohr von 5.
Schuhen annehmen wollte, könnte man
zu
den Mondsfinſterniſſen einen andern von 10.
Schuhen, zu den Finſter-
niſſen
der Jupitersmonden einen von 20.
Schuhen. Zu dem Saturn
aber
, einen von 40.
Schuhen gebrauchen, auch ſonſten bey den Tranſitibus
Occultationibus
der Sterne, und ſonſt bey andern Begebenheiten, eine
gewiſſe
Gröſſe darzu erwehlen, dabey auch jederzeit auf die Güte der Glä-
ſer
in allewege mit zu ſehen wäre, als die zur Deutlichkeit das meiſte con-
tribuiren
, ſo könte man in ſolchen Fällen deſto accurater gehen.
Endlich die-
nen
auch die Sehröhren gar fein, daß man alle Apparentias, die ſich ſonſten
auf
den Cörpern der Planeten ergeben, durch ſelbige richtig abzeichnen mö-
ge
, die zur Beförderung der Aſtronomie, gleichwie aus der Vorſtellung der
Mondsflecken
leicht zu erſehen iſt, einen groſſen Beytrag thun.
Wie
dieſe
und obbeſagte Obſervationen mit den aſtronomiſchen Sehröhren rich-
tig
anzuſtellen, kann man aus Herrn Roſtens aſtronomiſchen Handbuche
mit
mehrern erſehen, da dann der herrliche Gebrauch dieſer
Inſtrumenten
deſto mehr ſich zeigen
wird
.
802133allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Das funfzehende Capitel.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſchie-
dener
Mikrometer und Netze.
Dieſe Gattung der aſtronomiſchen Inſtrumenten folget billig auf die
Sehröhren
, weil jene in dieſem vorjetzo gar bequem und nützlich an-
gebracht
werden, es dienen aber ſelbige in der Aſtronomie gar herr-
lich
darzu, daß man die gar kleine Diſtanzen und Spatia, die man ſonſten
mit
denen ordentlichen Quadranten, Sextanten, Octanten zu nehmen nicht
vermag
, z.
E. die Durchmeſſere der Planeten und Fixſterne, die Durch-
meſſere
der Maculn in der Sonne und des Monds, die Diſtanzen der Pla-
neten
von den genäuern Fixſternen, die Diſtanzen der Saturniſchen und
Jovialiſchen
Nebenplaneten von ihren Hauptplaneten, die Phaſen in den
Sonn
und Mondsfinſterniſſen auch die Digitos eclipſatos, die Occultatio-
nes
, Tranſitus, Venerem und Mercurium ſub ſole &
c. dabey gar richtig
beſtimmen
könne, die erſte Erfindung dieſes Inſtruments wird mit allem
Recht
dem vortreflichen Mathematico, Herrn Chriſtian Huigen zuerkannt,
welcher
ſchon A.
1658, und zwar in ſeinem Syſtemate Saturnino p. 82. deutlich
gewieſen
, wie die ſcheinbaren Durchmeſſere der Planeten recht zu meſſen
ſeyen
, alſo daß dieſes, ſo zu den obbemeldeten kleinen Spatiis gebrauchet
wird
, eben ſo wohl, ob es ſchon Herr Huigen nicht gethan, ein Mikrometer
genennet
werden kann.
Von der Conſtruction dieſes Hugenianiſchen
Mikrometers
.
Die Zubereitung dieſes Inſtruments beſtehet in folgenden: Man ſpanne@
erſtlich
auf einem meſſingen Ring, deſſen Oefnung etwas kleiner dann
die
Gröſſe des Ocularglaſes iſt, zween zarte Fäden creutzweiß aus, daß ſie im
Mittelpuncts
einander in geraden Winkeln durchſehneiden, ordnet ſelbigen
in
dem Brennpuncte des Sehrohrs gehörig an, und unterſuchet, wie viel
der
Durchmeſſer der vorgegebenen Oefnung, Minuten und Secunden in
dem
Himmel austrage, dieſes kann man bey dem Tranſitu eines Sterns
11Tab. XIV.
Fig
. 1.
an dem einem Faden, als Durchmeſſer, gar leicht präſtiren, indeme man,
nachdeme
das Sehrohr unbeweglich geſtellet worden, die Zeit dieſes Vor-
übergangs
nach den Vibrationen entweder eines bloſen Penduls, das
803134Von der Zubereitung und dem Gebrauche Secunden accurat vibriret, oder einer richtig geſtellten Uhr determinlret, und
dieſe
kleine Zeitraume in die kleine Theile des Aequat@rs verwandelt, als
ſo
man z.
E. gefunden, daß ein Stern innerhalb einer Minute und 9. Secun-
den
der Zeit, den beſagten Durchmeſſer durchwandert, ſo ergiebet es ſich,
weil
4.
Zeitminuten mit 1. Grad, 4. Zeitſecunden mit einer Minute des Him-
mels
übereinſtimmen, daß ſolches Sehrohr 17.
Minuten und 15. Secunden
in
dem Himmel faſſe, alsdann läſſet man aus Meßing etliche lange Regeln,
die
binten zimlich breit, vornen aber etwas zugeſpitzt, und alſo in ein ſch males
Spatium
laufen, verfertigen, wie dergleichen in der zwoten Figur obiger
Tabelle
zu erſehen, und auf beyden Seiten des Sehrohrs, wo der Ring in
11Fig. @. dem Brennpuncte ſtehet, eine kleine Oefnung machen, ſo wird man obige Re-
geln
in dieſem, wie der Gebrauch in folgenden lehren wird, gehörig hin und
her
ſchieben können.
Von der Zubereitung dieſes Inſtruments.
Man ſchiebet eine von obbemeldeten ungleichen Regeln, wann die Capaci-
tät
des Sehrohrs vorhero eigentlich bekannt iſt, durch eine Nebenöf-
nung
an dem Durchmeſſer der Apertur hin, und giebet dabey wohl acht, biß
eine
Breite von der Regel den Stern ganz zudecket, ſoiche Breite nimmt
man
mit einem ſubtilen Zirkel, miſſet ſie auf einer durch die Transverſallinie
in
1000.
gleiche Theile getheilten Maßſtabe, welche mit dem Durchmeſſer
der
Apertur in gleicher Gröſſe iſt, und examiniret dann gar genau den wie-
vielſten
Theil ſie von dem ganzen Maßſtab als der Apertur ausmache, ſo
wird
man, wann die ganze Capacität des Sehrohrs mit ſolchem Theil divi-
diret
wird, den eigentlichen Durchmeſſer des Sterns nach den kleinen Theilen
des
Himmels beſtimmet haben.
Nach dieſer Methode hat der Huigen An.
1658, nachdeme er die Capacität ſeines Sehrohrs 17′. 15″. und z. E. den
Durchmeſſer
der Venus auf dem Maßſtab juſt den 20ten Theil groß befun-
den
, bey einer Diviſion der 17′.
15″. (die zuvor alle in Secunden verwandelt
worden
) mit 20.
den erſtbemeldeten Durchmeſſer nur 51. Secunden, 35. Ter-
tien
groß vorſtellig gemacht, welches z.
E. aller andern dienen kann.
Von dem Auzoutiſchen Mikrometer.
Einige Jahre hernach hat Mr. Auzout in Paris, vor kleine Diſtanzen ein
Inſtrument
auf eine andere Art conſtruiret, eine Beſchreibung davon
gegeben
, und es am erſten ein Mikrometer genennet, von welchem ſchon in des
Bions
mathematilchen Werkſchule p.
223. eine eigentliche Vorſtellung ge-
ſchchen
.
Mit dieſem Mikrometer hat er ſamt Mr. Picard von A. 1666.
804135allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. viel ſchöne Obſervationen in Paris gehalten, dabey einem andern geſchickten
Mann
, Mr.
Petit, beygefallen, daß man an ſtatt der ſubtilen Seidenfäden,
die
ſich, nachdeme das Wetter iſt, ſehr verändern ein helles Stuck Glaß,
darauf
man mit einem Diamant recht ſubtile Linien ziehet, gebrauchen könn-
te
, weil ſolches gar keiner Veränderung der Luft unterworfen wäre, deſſen
hat
man ſich in folgenden Zeiten gar nützlich bedienet.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines von
Mr
. Petit erfundenen Mikrometers.
Kaum als Mr. Auzout ſein Inſtrument zu Stande gebracht, beflieſe ſich
obbelobter
Petit ein anderes nach ſeiner Erfindung an den Tag zu legen,
welches
er einige Zeit darauf glücklich vollzogen, und wurde ſelbiges nachde-
me
vor eines von den beſten, die an den Tag gekommen, geachtet;
die Be-
ſchreibung
hiervon iſt in denen Journeaux des Scavans des 1666ten Jahrs zu
finden
, welche wir nun auch in einer kurzen Beſchreibung wie folget, darle-
gen
wollen.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Aiſt ein Stuck von Meſſing bey 2. Zoll lang, ein wenig über 1 {1/2}. Zoll breit
und
ungefehr um den 20ten Theil eines Zolles dick, ſolches wird inwen-
dig
in einer Ovalfigur, wie die 1.
Figur der XIII. Tabelle anzeiget,
11Tab. XIII.
Fig
. 1.
und dann zu beyden Seiten nach einen langen Durchſchnitt ausgefeiſet.
Die
erſte
Oefnung dienet, daß man, wann das ganze Stuck in dem Sehrohr ge-
hörig
appliciret wird, dardurch recht ſehen könne, die andere aber zu beyden
Seiten
iſt darzu nützlich, daß man in ſolchen die 4.
kleine meſſinge Stücke
BBBB
, die unten bey PP vermöge der zwoen langen Schrauben CC, von de-
nen
jede zwar durchaus ganz gleich jedoch zur Helfte ganz widerſinns an-
22Fig. 2. geordnete Umgänge hat, in jenen ganz geheb hin und her gehen, und dann
zugleich
mit den zween daran applicirten ſubtilen Fäden oder Haaren bald ge-
näuer
zuſammen, bald weiter auseinander, in gleicher Entfernung von dem
Mittelpuncte
des Sehrohrs, bringen könne, damit aber der Abſtand der be-
ſagten
Fäden oder Haaren ſich ſo wohl oben als unten auch in einer Gleich-
heit
ereigne, ſo ordnet Petit zu Ende einer jeden Schraube ein Rad mit 18.
auch mit mehrern Zähnen, zwiſchen beyden aber noch ein anderes von eben
der
Gröſſe und mit gleicher Anzahl der Zähne an, welches in der Mitte ei-
nen
Zeiger träget, und vermöge einer kleinen Korbel herum gedrehet wird,
alſo
daß die zwey daran ſtehende Räder, indeme ſie mit u@ ihren Mittelpunct
gehen
, die applicirte Schraube mit herum drehen, und zugleich
805136Von der Zubereitung und dem Gebrauche Stücke BBBB, mit den Fäden entweder gegen den Mittelpunct des Sehrohrs,
oder
davon ab, nachdeme man das obbeſagte mittlere Rad herumdrehet, in
jederzeit
gleichen Abſtänden verſchieben.
Ferner richtet man auf eben dieſes
mittlere
Rad eine in 100.
gleiche Theile getheilte Scheibe, wie ſolche in der 3. Fi-
gur
zu erſehen, und an deſſen Axe obbeſagten Zeigers, welcher die Raume der
Fäden
, die von dem Mittelpuncte ab des Sehrohrs ſich ergeben, auf den Thei-
11Fig. 3. len der Scheibe anweiſet als bey denen man, ſo der Winkel entweder von
dem
Durchmeſſer der Sonne, oder des Monds nach einer andern z.
E. der obi-
gen
Hugenianiſchen Methode auf das accurateſte ausgefunden, und eben
dieſes
zugleich nach gegenwärtigen Theilen determiniret worden, nach einem
angeſteliten
Verhältniße die kleine Winkel anderer Räume gar leicht wird
22Fig. 4. auszufinden wiſſen, nachdeme man zuvor dieſe Maſchine in ein Rohr von 6.
Zollen (wie bey MM in der 4ten Figur gezeiget wird,) wo der Brennpunct
des
Ocularglaſes hintrift, annoch gerichtet, und dieſes Rohr in das Groſſe
nach
dem Brennpunct des Objectivglaſes gehörig appliciret.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines Mi-
krometers
, welches Mr. Gaſcoigne, ein Engeländer,
ausgeſonnen
.
Die Erfindung des Mikrometers, als eines in der Aſtronomie ſehr nützlichen
Inſtruments
, haben die Engeländer ſchon längſt dem Huigen auch de-
nen
Franzoſen ſtreitig gemacht, dann es will Richard Townley, wle die Acta
Anglicana
geben, vor gewiß behaupten, daß er unter den Schriften des Gaſ-
coigne
dergleichen Inſtrument, deſſen ſich dieſer ſchon lang vor dem Huigen
und
Auzout und die gar kleine Diſtanzen in dem Himmel abzumeſſen, viel-
mahls
bedienet haben ſoll, ganz richtig eingetheilet und abgezeichnet gefun-
den
, wir wollen wegen des erſten Erfinders nicht viel bekümmert ſeyn, ſon-
dern
die Zubereitung dieſes Engliſchen Mikrometers, wie es der berühmte
Rob
.
Hooke in bemeldeten Actis beſchrieben, mit wenigen darthun.
33Tab. XIII.
Fig
. 5.
a. a. a. a. iſt ein kleiner ablanger Kaſten von Meßing, in welchem das
Schraubenwerk
, das zur Bewegung der Haupttheile gewiedmet, ent-
halten
, an dem einem Ende wird eine runde meſſinge Scheibe b b b im
Durchmeſſer
bey 3.
Zollen angerichtet, deren Umfang man in 100. glei-
che
Theile theilen, und von 10.
zu 10, mit den Zahlen 10. 20. 30. a. be-
merken
muß;
Mitten durch dieſe Scheibe und den Kaſten gehet eine lan-
ge
Schraube in der Dicke eines Federkiels, die an dem einem Ende ein-
wärts
, mit einem Ring, auswärts aber auf der gröſſern mit einer klei-
nen
Scheibe d d, damit ſie bey dem Umdrehen nicht hin und her wanke, an
dem
andern Ende aber mit einem ſpitzigen Stift bey n, der in einer
806137allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. tiefung gehet verſehen iſt. An dem oberſten Theil dieſer Schraube iſt der
Zeiger
e e und oben darauf eine Korbel m m angemacht, bey welcher man je-
ne
, und zugleich den Zeiger, ſo oft es nöthig iſt, umdrehet.
Erſtbeſagte
Schraube
iſt an dem einen Theil gegen die Scheibe zu, um ein merkliches
dicker
als an dem andern, und hat dabey ein noch ſo enges Gewinde, dann
an
dem andern Theil, dieſes weite Gewind iſt mit 60.
Gängen angerich-
tet
, in welchem das mit f bezeichnete Stück ſamt der Regel g g und dem Ab-
ſehen
h, die beyde darauf veſt gemacht werden, bey Umdrehung ſolcher
Schrauben
, entweder um einen oder einige Sänge genäuer gegen das un-
bewegliche
Abſehen bey i oder davon weiter ab, in einer Bewegung geh@@,
dieſe
Regel g g iſt in einer Breite und laufet durch die Oefnung bey I et-
was
geheb, damit ſie nicht hin und her weichen könne.
Auf der einen Sei-
te
dieſer Regel, da ein ſchmales Stück als ein Weiſer, wie hier bey I, an-
geordnet
wird, machet man bey jeden Umgange der Schrauben biß auf dem
60ten
eine Eintheilung von 60.
gleichen Theilen, da dann ſelbige, indeme
ſolche
Theile vermöge der Schraube mit der Regel davon abgedrucket wer-
den
, bey I gar leicht andeutet, um wie viel Gänge oder Umdrehungen der
Schraube
das bewegliche Abſehen h von dem unbeweglichen in i entfernet
ſeye
, der Gröſſere aber auf der obern Scheibe giebet dabey zu erkennen, wie
viel
Theile über einer ganzen beyde Abſehen in ihrer Entfernung, noch aus-
machen
.
Indeme aber auch erfordert wird, daß die Mitte zwiſchen dieſen
Abſehen
, da die Oefnung zwiſchen ſolchen ſich auf vielerley Art ergiebet,
jederzeit
auch auf die Mitte, als auf die Axe des Sehrors treffen und dem-
nach
jedes Abſehen in gleicher Weite davon abſtehen könne, ſo dienet der
andere
Theil der Schraube mit den engen Gängen dazu, da ſich nemlich
zugleich
das Stuck bey q bey Umdrehung der Schrauben daran fortſchie-
bet
, und dabey das lange Stuck p p das oben und unten bey q angeſchrau-
11Fig. 6. bet, auf der andern Seite aber an dem Sehrohr veſt angemacht iſt, mit-
rucket
, daß die Mitte zwiſchen jeder Oefnung der Abſehen jederzeit auch
auf
die Axe alsdann fallen muß.
Einige haben hernach um die kleine Di-
ſtanzen
deſto accurater zu nehmen bey dieſem Inſtrument an ſtatt der
maſſven
Abſehen mit Ecken, zwey andere, wie in der 7.
Figur der obi-
22Fig. 7. gen Tabelle zu erſehen, mit ausgeſpannten ſubtilen Seidenfäden oder
Haaren
bey t und u angeordnet.
Was endlich das übrige, wie nem-
nemlich
das Inſtrument in dem Sehrohr, dieſe aber anbey auch gehörig
anzuordnen
und zu richten ſeye, anlanget, ſo hat man noch zu wiſſen, daß
hier
das kleinere Rohr des Sehrohrs das ſonſten insgemein aus einem
33Fig. 8. Theil beſtehet, 3.
Theile haben müſſe, davon der äuſſere C D dazu dienet,
daß
man das Sehrohr dabey ſchärfen könne, der mittlere B C, um das
Mikrometer
, wie die Figur zeiget, daran gehörig zu richten, AB aber dar-
zu
gebrauchet wird, daß man das darinnen enthaltene Ocularglaß nach
eines
jeden Auge vor das Inſtrument recht ſtellen wöge.
In E iſt
807138Von der Zubereitung und dem Gebrauche lange Schraube, wie ſolche an dem Geſtell, auf dem der vördere Theil
des
Sehrohrs auflieget, in der 9ten Figur nach ihrer gehörigen Länge zu er-
11Fig. 9. ſehen, an dem längern Theil des Sehrohrs angerichtet, vermöge deren man
das
Sehrohr, indeme man durch ſelbigen mit dem Mikrometer die kleinere
Abſtände
in dem Himmel zu meſſen willens iſt, bey einer langſamen Ver-
drehung
der daran beveſtigten Korbel nach den beweglichen Objecten mit
fortbringen
, wegen der veränderten Höhe aber bey der andern perpendicu-
lar
ſtehenden Schraube gar leicht helffen laſſen kann, ſo wird die Obſerva-
tion
von einer deſto gröſſern Richtigkeit ſeyn.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines
Mikrometers
vom Herrn Rob. Hooken.
Nachdeme Herr Hooke das obbemeldete Mikrometer von Mr. Galcoigne an
den
Tag gegeben, hat er ſich bald darauf dahin befliſſen, auch eines,
womit
man die kleine Räume und Abſtände in dem Himmel nicht nur allein
richtig
, ſondern auch gar leicht ausfinden könne, an den Tag zu legen,
dergleichen
von ihm erfundenes Inſtrument iſt in ſeinen Operibus poſthumis
p
.
497. beſchrieben zu finden, es beſtehet aber deſſen Zubereitung in folgen-
den
:
Man nimmt ein ſchmales und ganz dünnes Lineal von Meſſing, 3.
biß 4. Zoll lang, theilet ſelbiges in Zolle und in deren zehende Theile ganz
richtig
, und macht mit einer zarten Feile bey jedem Theil, und zwar bey
jedem
fünſten und zehenden, zum Unterſchiede, etwas tiefer, zarte Ein-
ſchnitte
, alsdann appliciret man das getheilte Lineal in derjenigen Gegend
22Tab.
Fig
. 3.
des Sehrors, wo die Brennpuncte des Objectiv-und Ocularglaſes zuſam-
men
treffen, nachdeme man auf beyden Seiten kleine Oefnungen in das
Sehrohr
geſchnitten, um ſelbiges hindurch zu ſchieben, richtet ferner das
Sehrohr
gegen einen Stern, der in dem Aequator, oder zum wenigſten
ganz
nahe daran ſtehet, und macht ſolchen nach aller Möglichkeit veſt.
End-
lich
nimmt man entweder eine Perpendikeluhr, welche die Secunden eigent-
lich
zeiget, oder nur ein bloſſes Pendul, das eben dieſe kleine Zeittheile ac-
curat
vibriret, zur Hand, und giebet durch das Sehrohr genau acht, wann
der
Stern an der Regel hin, von einer Theilung juſt wieder zu einer andern
gelanget
, dabey man zugleich auch inzwiſchen die Secunden entweder nach
der
Uhr, oder nach dem in die Bewegung gebrachten Pendul biß auf 60, als
eine
Zeitminute, oder auch, ſo fern der Stern noch nicht ganz accurat wieder an
einem
andern Theil gekommen, noch einige Secunden darüber zehlen muß, ſo
wird
man dann gar bald wie viel Decimaltheile zu der Subtenſa einer Minu-
te
von einem Gradin dem vorgegebenen Sehrohr erfordert werden, erfahren,
dann
es iſt bekannt, daß die Bewegung der Sterne, dle entweder in
808139allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. ganz nahe an dem Aequator ſtehen, innerhalb 4. Zeitſecunden ſich auf eine
Minute
der Länge, und demnach innerhalb 4.
Zeitminuten auf einen Grad
erſtrecke
, da man dann endlich ein jedes ſolches Spatium, welches ei-
ne
Minute von dem Aequator giebet, auf der untern Seite dieſer Re-
gel
zum öftern accurat anſetzet, und wieder jedes, um die Secun-
den
auch richtig zu beſtimmen, in viele gleiche Theile accurat eintheilet.
Wir wollen dieſes in einer Figur deutlich vorſtellen, es ſeye z. E. der Zirkel
A
B C D die Area oder Campus des Lichts, ſo ſich in dem Sehrohr präſenti-
ret
, B D das in verſchiedene Theile eingetheilte Lineal, deſſen Mitte, um be-
ſagte
Aream in zween gleiche Theile zu theilen, juſt in dem Mittelpuncte
des
Sehrohrs zu ſtehen kommen muß, auf deſſen untern Seite die Einthei-
lung
vor die Zoll und deren zehende Theile, auf der obern aber bey EFCHIK
die
andere Theilung vor die Weiten, die nach den Vibrationen eines Pen-
duls
mit einer Minute in dem Aequator correſpondiren, vorgenommen wird,
und
zwar ſo ſich der Fall ereignen mögte, daß ein Stern, der entweder in
oder
nahe an dem Aequator ſtehet, in einem Sehrohr nach dem Pendul in-
nerhalb
20.
Secunden der Zeit eben um einen Zoll von E in K fortgerucket,
ſo
iſt es richtig, daß zu jeden 4.
Zeitſecunden jede 2. Theile von den zehen,
in
die beſagtem Zoll getheilet worden, mit einer Minute, und demnach bey
2
.
Zeitſecunden, ein {1/10} von einem Zoll, mit 40. Secunden oder einer hal-
ben
Minute eines Grades ganz accurat übereintreffen, da man dann end-
lich
wiederum ſolche kleine Theile in unterſchiedliche noch kleinere gleiche,
bey
überaus zarten Einſchnitten vor ſo und ſo viel Secunden theilet, ſo
wird
man vermöge dieſes Inſtruments nicht nur allein die Durchmeſſere
der
Sonne und des Monds, ſondern auch der andern Planeten, und die
klelne
Diſtanzen zweyer Sterne von einander, indeme man ſolches in dem
Brennpuncte
des Sehrohrs auch an die Mittelpuncte der Sterne richtig
appliciret
, in den kleinſten Theilen, als Secunden, ganz genau zu beſtim-
men
wiſſen.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines an-
dern
Mikrometers vom Herrn Rob. Hooken.
Die Vorſtellung dieſes Inſtruments findet man ebenfalls in obbeſagten
Hookiſchen
Operibus poſthumis pag.
498, nach welcher die Structur fol-
gende
iſt:
a a a a a iſt der Limbus von einen zimlichen Theil des Zirkels, deſ-
ſen
Mittelpunct oben in e iſt, ſolcher wird am beſten von Meſſing, wie auch
das
übrige gemacht.
b b b b iſt ein Raum, auf welchem lauter gleiche
Eintheilungen
von dem Punct an bey r auf beyde Seiten hinaus, wie die
11Tab. XIV.
Fig
. 4.
Figur zeiget, beſchrieben werden, c c c c ſind zween Schenkel, die oben
809140Von der Zubereitung und dem Gebrauche ein Zirkel, in einem Gewerbe auf-und zugehen, jedoch daß ſolche niemals
bey
e, dem Mittelpunct des obbemeldeten Limbi, damit das Abſehen nicht
gehindert
werde, vorſtechen, unten aber an dem Limbo bey n etwas geheb
anſtehen
, in l l l l ſind zween Gegenſchenkel, die an den andern an f f, und
beyſammen
bey m in der Fuge o o o o beweglich ſind, welches dazu dienet,
daß
die zween groſſe Schenkel bey jeder Oefnung ſich auch jederzeit in glei-
chen
Abſtand von der Linie c c an ergeben, bey d d iſt ein Stuck, wie in
der
Figur zu erſehen, vom Stahl angerichtet, an deſſen Spitzen bey e
zween
zarte Seidenfäden angeordnet werden, welche Spitzen man mit der
Schraube
bey d ſo richten kann, damit ſie juſt bey e im Anfang der runden
Oefnung
p p p p zu ſtehen komme, dieſe Fäden werden in n zu Ende der bey-
den
Schenkel veſt gemacht und angezogen, g g und e h ſind zween andere
Seidenfäden
, die in erſtbeſagter Oefnung p p p p in geraden Winkeln aus-
gedehnet
ſtehen, k k ſind zwo Schrauben, mit welchen das Inſtrument in
dem
Sehrohr beveſtiget wird, die Theilungslinie b b b b iſt hier 10mal ſo
weit
von dem Mittelpuncte e entfernet, als die Linie g g von e ihren Abſtand
hat
, da man dann auch allda auf b b b b die Theilung 10mal beſſer dann
auf
g g wird beſtimmen können.
Dieſe Structur, ſo wir die Seidenfäden
hier
bey e n als die gröſſere, e i aber, als die kleinere Schenkel, von dem
zu
dem Mikrometer des Herrn de la Hire deſtinirten doppelten Zirkel (von
welchem
in des Bions mathematiſchen Werkſchule p.
232, gehandelt wor-
den
), anſehen, hat bey ſolcher Betrachtung mit dem Delahiriſchen Funda-
ment
eine ganz genaue Convenienz, alſo daß, nachdeme der Gebrauch von
ſolchem
aus bemeldeter Werkſchule ſchon bekannt worden, auch dieſer all-
hier
gar leicht ſich ergiebet, daß man demnach hievon nichts weiters zu erin-
nern
nöthig hat.
Von einem Mikrometer, ſo wie es Herr von
Wurzelbau
angegeben.
Nachdeme die obbeſagte Erfindung des doppelten Zirkels, wie ſelbigen Hr.
de la Hire zu einem Mikrometer gebrauchet, auch dem Hrn. von Wur-
zelbau
Anlaß gegeben hat, noch ein anderes nach ſolchem Fundament dar-
zuſtellen
, ſo nehmen wir dann bey ſolcher Gelegenheit Anlaß von ſelbigen
auch
etwas zu melden.
Er appliciret an ſtatt, da man mit den zween äuſ-
ſern
Schenkeln nach der Delahiriſchen Methode die kleine Räume auf einem
darzu
präparirten Maßſtab abgemeſſen, bey dem einem an einer Schrau-
be
, wie in der 5.
Figur der XVI. Tabelle zu erſehen iſt, eine in die gehörige
11Tab. XVI.
Fig
. 5.
Minutias eingetheilte Scheibe, und beſtimmet dabey die geſuchte kleine Di-
ſtanzen
, dle man in dem Sehrohr zwiſchen den untern Schenkeln an
810141allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. beyden Enden, welche auf dem horizontalen Durchmeſſer des erſcheinenden
hellen
Spatii oder Campi eigentlich ſtehen müſſen, accurat nimmt, damit
man
aber eben dieſes Inſtrument ſo wohl in weiten als engen Sehröhren
auf
erſtbeſagte Art recht gebrauchen möge, ſo findet man bey C auf einem
Stück
von Meſſing etliche runde Oefnungen, in deren einem man, nach-
deme
das Sehrohr dick iſt, den Zirkel bey dem Kopf aufſchraubet, und
dann
das Blech ſamt dem Zirkel an das Sehrohr bey A und B veſt machet,
ſo
wird dann das Inſtrument auch bey mehrern Sehröhren gar wohl dien-
lich
ſeyn können.
Bey dieſer Gelegenheit können wir auch noch beybrin-
gen
, daß man bey der Application verſchiedener ſolcher Scheiben, auch die
allerkleinſte
Theile eines Winkels auf ſelbigen anzudeuten wiſſe, dann es
meldet
Antonius de Montforte in ſeinem Tractatu de ſiderum intervallis &
magni-
tudinibus
p.
72, daß, wie man ſonſten mit den Zeigern bey den Mikrometern
auf
den Scheiben auch die Secunden über die Minuten öfters anzudeuten
vermag
, ein gewiſſer geſchickter Mann noch eine andere, wie die vorherge-
hende
regieren, auf einige Scheiben gebracht habe, auf der man auch die
Scrupula
Tertia auf das genaueſte ausgefunden.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines He-
velianiſchen
Mikrometers.
Dieſes Inſtrument hat uns der berühmte Mathematiker in Danzig Herr
C
.
G. Hecker, nachdeme zu deſſen erſter Ausfindung die Verbeſſerung
des
Auzoutiſchen Mikrometers ſchon vor langer Zeit dem Herrn Hevel all-
da
Anlaß gegeben, und zwar noch vollkommener als es vorhero geweſen, in
denen
Actis Eruditorum Lipſ.
p. 125. des 1708ten Jahrs gemein gemacht, es
wird
aber erſtlich die Verfertigung gegenwärtigen Inſtruments auch derſel-
ben
Beſchreibung auf folgende Art vorgeſtellet.
Von der Zubereitung dieſes Mikrometers.
Die ganze Machination des Inſiruments beſtehet aus vier Haupttheilen,
11Tab. XV.
Fig
. 1. 2. 3.
& Tab. XVI
Fig
. 1. 2. 3.
die von Meſſing gemacht ſind, und in der 3ten Figur der XV.
Tabelle
auch
in den drey erſten Figuren der naächſten, wie ſie beſchaffen ſeyn müſ-
ſen
, beſonder vor Augen liegen, da ſolche dann, wann ſie richtig zuſammen
geſetzet
werden, nach der erſten Figur der XV.
Tabeile das Mikrometer,
wie
es ſo weit zugethan iſt, bis die zween vordere zarte Fäden entweder ein-
ander
berühren, oder gar zudecken, nach der zweyten aber wie es ganz of-
fen
;
und beſagte Fäden, ſo weit es möglich von einander ſtehen,
811142Von der Zubereitung und dem Gebrauche lich vorſtellen; Unter dieſen vier Theilen iſt derjenige in der dritten Figur
der
XV.
Tabelle der principalſte und das Hauptſtuck, in den die drey
andere
müſſen gerichtet werden, eben dieſer Theil, wie auch der folgende
in
der erſten Figur der XVI.
Tabelle wird allhier, damit man die rechte
Structur
derſelben erkennen möge, auf der hintern Seite, die gegen das
Objectioglas
zuſtehet, vorgeſtellet, da hingegen die 2.
übrige, wie ſie ge-
gen
das Ocularglas anzuſehen ſind, abgezeichnet worden.
In dieſem er-
ſten
Haupttheil werden zwiſchen den zwoen Fugen ab und cd die Seiten no
und
pq des zweyten Haupttheils mit Zuziehung 4.
Lamellarum, beweglich
gemacht
, von welchem zwey als e f und g h in der erſten Figur der XVI.
Tabelle, die zwey übrige als i k und l m in der crſten Figur der vorherge-
henden
Tabelle, die gerad auf den vorigen aufgeſchraubet ſind, anzutref-
fen
, alle vier aber über die Seiten no und p q vorſtechen müſſen, damit ſie
die
Laminas a b und cd recht faſſen können, und der zweyte Haupttheil, ge-
gen
die Seitea a c und b d ohne hin und wieder zu wanken leicht fortgeſcho-
ben
werden können.
Um eine fernere Unſchicklichkeit zu vermeiden, muß
man
auch wohl acht geben, daß die Seiten n o und p q bey ihrem Paralle-
liſmo
in einer Weite und a b und c d auch in einer gleichen Entfernung von
einander
zu ſtehen kommen, ſo wird man ſich alsdann keines Wankens
und
Klaftens zu befürchten haben, man ſoll auch in Obacht nehmen, daß
das
Zwergftück x y in dem erſten haupttheil bey der Bewegung des zwey-
ten
ganz keine Hinderniß verurſache.
Uberdas iſt auch zu obſerviren, daß
die
eine Lamella g h des zweyten Hauptſtückes in der Mitte einen Anfatz ff
mit
einem Gewind überkomme, in welchem eine Schraube gehet, gegen
deren
einen Ende ein kleines Rad r s ſo mit Zähnen verſehen, angerichtet
wird
, welches mit der Schraube t u, als ihrer Axe beweglich iſt, gleich an
dieſem
Rad muß die Schraube oberhalbs noch rund, damit es in dem Mit-
telpuncte
des dritten Haupttheils als in der Scheibe beweglich ſeyn könne,
zu
äuſſerſt aber viereckicht ſeyn, an welches äuſſere Stück man einen langen
Zeiger
füget, der an dem einem Ende zugeſpitzt, um die Eintheilungen auf
beſagten
Scheiben richtig zu zeigen, an dem andern aber mit einer Hand-
hebe
angeordnet iſt, damit man den zweyten Haupttheil bey Umdrehung
dieſes
Zeigers vermöge der Schraube t u entweder genäuer zu dem kleinen
Rad
r s oder weiter davon weg bringen könne, das andere Ende der Schrau-
be
hat bey t eine kleine Eintiefung, in welcher die Spitze bey v v des erſten
Haupttheils
ſtehet.
Nachdeme es mit der Anordnung der erſten drey
Haupttheile
richtig, muß man alsdann den vierten als denjenigen in der
dritten
Figur der XVI.
Tabelle auch in dem erſten Haupttheil gehörig ap-
pliciren
, nemlich die Seiten AC, B D in die Falze bey a und c des beſagten
erſten
Theils ſo accurat einfügen, daß ſich ſolcher ohne zu wanken darinnen
hin
und her ſchieben laſſe.
Dieſer vierte Haupttheil iſt ebenfalls wie der
zweyte
mit einem Rad und einer Schraube verſehen, deſſen Zähne eben
812143allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. groß, weil ſie in die andere des obbemeldeten Rads greiffen müſſen, jedoch
an
der Zahl noch einmahl ſo viel ſind, die Schraube aber, die ebenfalls
durch
einen Anſatz gehet, iſt zwar eben ſo dick als die andere, aber nur halb
ſo
lang.
Dieſe Schraube hat an dem einem Ende bey 6. ebenfalls eine
kleine
@intiefung, in welcher ein ſpitziger Stift bey z in der dritten Figur der
XV
.
Tabelle ſtehet, an dem andern Ende aber bey 7. iſt ſolche, wie in der
zwoten
Figur der folgenden Tabelle zu erſehen, in einem Pfännlein beweg-
lich
, alſo daß ſie mit ihrem Rad, indeme das andere bey der Handhebe an
dem
Zeiger zweymahl herumgedrehet wird, nur einmahl, weil es noch ein-
mahl
ſo viel Zähne hat, um ihre Axe gehen kann.
Endlich iſt auch noch
zu
merken, daß auf der Platte A C, B D dieſes Theils noch eine andere vier-
eckichte
1.
2. 4. 5. mit vier kleinen Schrauben bey 8. 9. 10. 11. von hinten
zu
veſt gemacht werden müſſe, da die zwo vorbeſagte Seiten 1.
2. und 4.
5. über die längern Platten vorſtechen, und zugleich auſſen am Rande ſchnei-
dicht
gemacht werden ſollen, damit man ſolche in den Falz, der zuvor in dem
Rohr
des Sehrohrs gehörig angerichtet worden, ſchieben, und das Mikro-
meter
in dem Sehrohr ſo ſtellen möge, daß der Mittelpunct (das mit dem
Zeichen
eines Δ umgeben,) von der Zirkelöfnung, auf die Axe des Seh-
rohrs
treffe.
Man ſoll auch letztens die Scheibe als das dritte Hauptſtück
bey
und mit zwoen Schrauben, wie die 3te Figur der XV Tabelle
zeiget
, ſo wohl oben als unten an dem Stuck recht veſt anmachen, da-
mit
die Schrauben, die in den Spitzen bey vv und z gehen, nicht heraus-
fallen
, daß man alsdann das Verlangte nicht zu effectuiren vermag, wo
man
aber alle Vorſorge hierinnen richtig in acht genommen, wird man ſolch
Inſtrument
, das zum Gebrauche ſehr dienlich, bekommen.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Nachdeme die Structur dieſes Mikrometers nach obiger Anweiſung rich-
tig
dargeſtellet worden, ſo mag ſich aus dem beſagten zu deſſen Ge-
brauch
gar leicht ergeben, daß, indeme man den Zeiger bey ſeiner Hand-
hebe
auf der Scheibe gegen eine Seite zu herumdrehet, die Fäden, die zu-
vor
aufeinander geſtanden, ſolchergeſtalten von einander gehen werden,
daß
die Mitte zwiſchen ſelbigen, es mögen gleich die Fäden genau beyſam-
men
, oder weit voneinander ſtehen, bcſtändig auf die Axe des Sehrohrs
treffen
müſſen, alſo daß ein Obſervator, wann er bey Abmeſſung entweder
des
ſcheinbaren Diameters eines vorgegebenen Sterns, oder einer kleinen
Diſtanz
zwiſchen zwoen andern, ſolche kleine Zwiſchenraume zwiſchen den
zween
Fäden accurat nimmt, jederzeit in der Mitte des Sehrohrs, ſo zu-
malen
noch ein auderer Faden, , der durch den Mittelpunct gehet,
813144Von der Zubereitung und dem Gebrauche jene winkelrecht durchſchneidet, mit beykommet, alsdann in der Axe des
Sehrohrs
eben dieſe Raume finden wird, an deme ſehr viel gelegen, da
ſonſten
auſſer dem Mittelpunct dergleichen Weiten nicht ſo genau beſtim-
met
werden können.
Damit aber dieſes Inſtrument nicht allein vollkom-
mener
, ſondern auch zum Gebrauche deſto dienlicher ſ@yn möge, hat obbe-
meldeter
Herr Hecker noch an jede Seite zween andere Fäden, derer auch
noch
mehr ſeyn ddrfen,) angeordnet, und zwa in der A@@cht, daß man ver-
möge
ſolcher, die bemeldete Raume, ſo man deren ſehr viele in einer Nacht,
und
zum öftern in einer gar kurzen Zeit, und dabey von gar differenten In-
terſtitiis
, da man das Mikrometer bald ſehr weit öfncn, bald faſt gar zumachen
müſte
, zu nehmen hätte, um deſto bequemer und behender beſtimmen könnte;
Sollte dem Beobachter gar keiner von allen Fäden anſtändig ſeyn, kann er
ſich
der beyden Nebenſeiten bedienen, welcher ebenfalls, ſo ſie zuvor aufein-
ander
ſtoſſen, bey der Oefnung in gleicher Diſtanz, wie die Fäden von der
Mitte
abgehen.
Zu deſto gröſſerer Richtigkeit dieſes Inſtruments kommt
auch
dieſes hinzu, daß er die Lame@am l m bey den Zeichen *** auf
dem
Rucken mit einem Schnitt verſehen, damit man dabey die Ein-
theilungen
, die ſowol oben als unten allda vorgeſtellet, und mit Zahlen
ausgedrucket
werden, deſto genäuer anzeigen könne;
jene Theilungen neh-
men
ihren Anfang, wann die 2.
vörderſten Fäden einander berühren, und
denn
ihre Beſtimmung in den Zahlen, daß man lernen könne, um wie viel
Revolutionen
des Zeigers die beſagte Fäden voneinander abſtehen,
da
dann die Scheibe noch dabey die Theile, wo nicht die ganzen Re-
volutionen
allein ſtatt finden, wie viel dergleichen noch ſeyn mögen, an-
zeiget
, welches alles zur richtigen Oefnung des Mikrometers dienet, als
nach
welchen kleinen Theilen man hernach deſto accuratere Tabellen con-
ſtruiren
kann.
Ein mehrers, was bey dem Gebrauche dieſes Inſtru-
ments
etwann noch dienlich ſeyn mögte, findet man in beſagten Actis p.
129.
allwo
man noch weiter nachſehen kann.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche des Kir-
chiſchen
Mikrometers.
Unter allen bishero vorgeſtellten Mikrometern hat billig ſowol in Anſehung
der
leichten Structur, als des bequemen Gebrauchs dasjenige den Vor-
zug
, welches Herr Gottfried Kirch, ehemaliger Königl.
Preußiſcher Aſtro-
nom
, auch ſchon vor einer geraumen Zeit erfunden, es beſtehet aber erſt-
lich
deſſen Zuſammenſetzung in folgenden:
Man läſſet aus Meſſing einen
ſtarken
Ring, ſo groß als die Dicke des Seyrohrs erfordert, verfertigen,
an
beyden Seiten zwo lange Schrauben von gleichen Gewinden in
814145allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. lung, wie die 4. Figue der XVI. Tabelle zeiget, alſo richten, daß deren beyde
11Tab. XVI.
Fig
. 4.
Spitzen a und b in dem Mittelpuncte, und, nachdem der Ring in dem gemei-
nen
Brennpunct des Sehrohrs ang@ordnet worden, in dem Mitte@punct des
Sehrohrs
, wann beyde in einer Gleichheit hin wärts geſchraubet werden,
zuſammen
treffen, ſo nun dieſe Schrauben auf ſolche Art aneinander ſtehen,
ſchraubet
man ſelbige in einer Gleichheit wieder auseinander, miſſet, vermö-
ge
einer accuraten Perpendikeluhr, bey einem jeden ihren Umgang, nach der
Zeit
den Lauf eines nahe an dem Aequator ſich befindenden Sterns, den
man
durch das veſtgeſtellte Sehrohr von einer Spitze der Schraube, bis
zur
andern inzwiſchen obſerviret, und reduciret die gefundene kleine Zeithei-
le
, wie oben ſchon gelehret worde, in die kleine Theile des Aequators, ſo
wird
man bey jeder ſolcher Oefnung die gehörige Winkel richtig finden, die
man
endlich zum fernern Gebrauche in einer Tabelle zuſammen ordnen kann,
ſo
kann man alsdann, wenn die Umgänge der Schrauben auch die Theile
von
jenem wol bekannt ſind, die gehörige Winkel dabey gar richtig beſtim-
men
.
Von dieſem Inſtrument findet man ein mehrers in denen Miſcellan@is
Berolinenſibus
p.
202. 203.
Letztens haben wir auch noch von elnem Mikrometer zu melden, wel-
ches
Herrn Profeſſ.
Theod. Balthaſaris in Chriſtianerlang neuer Erfindung zu-
erk
annt, und in ſeiner Anno 1710.
herausgegebenen Micrometria grünolich
beſchrieben
wird, ſolches iſt ebenfalls zu dem Gebrauch gar dienlich, bey de-
me
auch viel nützliches allda beygefüget zu finden iſt.
Dieſen obigen Inſtumenten können wir wegen der gar genauen Ueber
einſtimmung
noch einige andere, und zwar diejenige allhier mit beyfügen, di@
man
, um die Gröſſen der Finfterniſſen, ſowol bey der Sonne, als dem
Monde
, richtig zu beſtimmen, darzu haup@ſächlich zu gebrauchen, und ins-
gemein
die Reticula, wegen ihrer Figur, alſo zu benennen pfleget, von ſol-
chen
iſt zum erſten das de la Hiriſche vorzuſtellen, wie man es noch beffer,
als
es ſonſten beſchrieben worden, nutzen könne, gleichwie das folgende mit
mehrern
davon zeigen wird.
Von dem de la Hiriſchen (Reticulo) Netze.
Nachdeme die Aſtronomen feit der Zeit, da Mr. Auzout ſein Mikrometer zu
Stande
gebracht, ſich der Mikrometer bis zum Anfang dieſes Jahrhun-
derts
, und zwar bey 40.
Jahren hin auch zu denen Finſterniſſen bedienet hat
Hr
.
de la Hire ein beſonderes Inſtrument hierzu bereitet, und es ein Ne@ (Rete)
oder
(Reticulum) genennet, wovon in der mathematiſchen Werkſchule p.
246.
815146Von der Zubereitung und dem Gebrauche ſchon ein genugſamer Unterricht mitgetheilet worden, wir wollen aber nur,
was
zu deſſelben Verbeſſerung dienen mag, allhier beybringen.
Bey die-
ſem
Inſtrument iſt erſtlich zu erinnern, daß, da Herr de la Hire vor die Son-
nenfinſterniſſen
6.
concentriſche Zirkel auf ein ſubtiles Papier mit Dinte zu
ziehen
, und dann das Papier anzuöhlen gelehret, damit die Geſtalt der
Sonne
in dem Brennpunct des Sehrohrs deſto deutlicher könne geſehen wer-
den
, man noch beſſer an ſtatt des geöhlten Papiers ein Stück von einem zar-
ten
matt geſchliffenen Spiegelglas dazu nehmen, und dann darauf mit ei-
nem
Zirkel, ſo einen Fuß, um die Cirkel mit der Dinte zu ziehen, hat, die
verlangte
concentriſche Zirkel beſchreiben könne, indeme ſolches zu deſto gröſ-
ſerer
Accurateſſe der Obſervation dienen wird, zumalen da obbeſagtes Pa-
pier
nicht allezeit recht ausgeſpannet ſeyn ſollte.
Zum zweyten iſt zu beob-
achten
, daß, wann Herr de la Hire meldet, wie das Netz, ſo die 6.
concentri-
ſche
Zirkel auf einem hellen und polirten Glas mit einem Zirkel, der mit ei-
ner
Diamantſ@itze verſehen iſt, gezogen worden, in einem Sehrohr, auch
bey
denen Sonnen@inſterniſſen eigentlich zu gebrauchen, man einige gefärb-
te
, und in einer Capſel zuſammengeſetzte Gläſer, oder in Ermanglung deren
etliche
mit Ruß überloffene helle Stücke Gläſer oben bey dem Ocularglas,
welches
bey allen Beobachtungen, die auf die Sonne geſchehen, gar wol
in
acht genommen werden ſoll, annoch appliciren müſſe, damit das Aug
wegen
des Sonnenlichts keinen Schaden dabey nehmen könne.
Eben dieſe Reticula kann man auch ohne gefärbte Gläſer, nemlich um
die
kleine Raume bey andern Sternen zu finden, wie Mikrometer gebrau-
chen
, indeme man eines auf Glas mit dem Diamant, wann der Durchmeſſer
der
Sonne eben 30′.
groß erſcheinet, nach denen bekannten 12. Theilen verferti-
get
, ſo werden dann auf einen ſolchen Theil 2′.
30″. kommen, da dann
das
Aug gar leicht, den zweyten, dritten a.
Theil, den der kleine Raum
zwiſchen
einem ſolchen Theil abgeben mag, und darnach den Winkel beſtim-
men
können.
Von einem andern dergleichen Inſirument nach Hrn.
Olai
Römers Anordnung.
Deſſen gedenket Herr de la Hire in denen franzöſiſchen Memoiren des
1701ten
Jahres p.
168. , da er bey Gelegenheit ſeines obbemeldeten
neuen
Reticuli meldet, daß Herr Römer ſchon in dem vorigen Seculo der
Academie
zu Paris eine Methode vorgezeiget habe, wie die Durchmeſſere
der
Sterne, vermöge eines von zarten Seidenfäden gemachten Netzes,
welches
zu äuſſerſt in dem Sehrohr angeo dnet iſt, das ſonſten
816147allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. dem Objectir-und Ocularglaß zu ſtehen pfleget, und dann mit Zuziehung
zweyer
zu@ammengeſetzten Objectivgläſer, die man bald weiter von einander,
bald
weiter zuſammen b@@ngen kann, gar richtig zu wiſſen, und weil hier-
von
nichts weiter gemeldet wird, ſo überlaſſen wir die weitere Ausübung
denen
Curioſis zu ihrer Speculation.
Von einem neuen Reticulo, wie ſolches Herr Prof.
A
. C. G. vorſtellig gemacht.
Nachdeme der Herr Autor dieſes gegenwärtigen Inſtruments mehr als zu
wohl
überleget, wie die Retia, die mit 13.
parallel laufenden Se@den-
fäden
verſehen, nicht zu jeden Finſterniſſen dienlich, und zum Gebrauch uni-
verſal
ſind, indeme ſich die ſcheinbaren Durchmeſſere ſowol der Sonne als
des
Mondes gar ſelten in einerley Gröſſe geben alſo, daß man entweder je-
derzeit
ein neues, wie es alsdann der Durchmeſſer der Sonne mit ſich brin-
get
, nach ſolchem Raum zu conſtruiren nöthig hätte, oder ſo man ja eines
beſtändig
behalten will, nach des Herrn de la Hire Methode, 2.
Objecti@-
gläſer
von verſchiedenen Brennpuncten, wie oben gemeldet worden, applici-
ren
müſte, da aber nicht jedermann einen Vorrath von verſchiedenen Obje-
ctivgläſern
beſitzet, ſo hat er ein anderes, das bey Finſterniſſen dienlich wä-
re
, in den Actis Erud.
Lipſ. p. 312. 313. des 1710. Jahrs dargeſtellet, deſſen
Zuſammenſetzung
und Gebrauch in folgenden wenigen beſtehet:
Man ver-
fertiget
aus vier meſſingen oder eiſernen dünnen Regeln ein Parallelogramm,
und
macht es in ſeinen vier Winkeln A B C D beweglich, ferner ordnet man
11Tab. XVI.
Fig
. 6.
in demſelben 13.
zarte Fäden in gleichen Weiten und in einem Paralleliſmo
an
, da die zween äuſſerſten, als A C und B D ſo weit von einander entfernet
ſeyn
müſſen, ſo groß der Durchmeſſer ſowol der Sonne als des Monds,
wann
er am gröſten erſcheint, in dem Brennpunct des Sehrohrs ſich zei-
get
, darauf dann der Raum zwiſchen dieſen 2.
Fäden in 12. gleiche Theile
vor
die Digitos eclipticos getheilet, und mit noch andern Fäden angerichtet
wird
.
Endlich machet man dieſe kleine Maſchine bey E und F an dem Seh-
rohr
in dem Brennpunct veſt an, bey B und D aber läſſet man ſolche frey
um
die zween äuſſerſten Fäden nach den Durchmeſſern der Sonne und des
Monds
zu richten, und ſtellet dann dieſes Inſtrument vermittelſt einer Stell-
ſchraube
, damit es in einem Stande verbleiben möge, bey der Beobachtung
veſt
, ſo wird dieſes bey allen Sonnen-und Mondsfinſterniſſen als ein Uni-
verſalinſtrument
, da die parallele Weite der Fäden ſich nach denen genom-
menen
Durchmeſſern proportionirt richten, und dabey die Gröſſe der Finſter-
niſſen
zeigen, gar gute Dienſte thun.
817148Von der Zubereitung und dem Gebrauche.
Von der neuen Derhamiſchen, auch ſonſten einer an-
dern
verbeſſerten Mikrometrie.
Der berühmte Engeländer William Derham hat in denen philoſophi-
ſchen
Transactionibus des 1703ten Jahrs vorgeſtellet, wie er aus der
Erfahrung
ganz practicable gefunden, daß, da man ſonſten insgemein mit
Zuziehung
der in d@@en Sehröhren applicirten Mi@rometern und Ne-
tzen
die kleinen Räume in dem Himmel zu meſſen pfleget, man eben ſowol
bey
der Sonne nach einer Projection auf ein weiſes Excipiens, vermöge ei-
ner
accuraten Uhr, die halbe Secunden zeiget, und eines in dem Sehrohr
creutzweiß
angeordneten zarten Haars, das man ſeinen Angeben gemäß et-
was
auſſerhalb den Brennpunct gegen das Objectivglas, zurucken muß,
damit
es ſich auf dem Plano ſchärfer zeige, wie groß nemlich jederzeit der
Sonnendurchmeſſer
, und in welcher Gegend eine Macula auch einer von den
untern
Planeten ſich darinnen, dann aber wie groß eine Sonnenfinſternis
befinde
, eine neue Micrometriam anſtellen könne, dabey auch Derham be-
merket
, wie dieſe Methode gar dlenlich ſeye, daß, da man hier den Durch-
meſſer
der Sonne ganz accurat zu meſſen vermag, derſelben Höhe dab@y de-
ſto
accurater beſtimmen, auch jene Abmeſſung hier viel leichter und nach ſei-
ner
Meynung richtiger, da hingegen ſonſten die meiſten in den Gedanken ſte-
hen
, daß die Geſtalt der Sonne ſich nach der Projection nicht ſo ſcharf auf
dem
Excipienten, als durch das Sehrohr ſehen laſſe, vornehmen könne.
Wi@ man ſowol mit den Mikrometern als Netzen die Digitos eclipti-
cos
, die ſich bey denen Sonnen-und Mondsfinſterniſſen ergeben, bey einer
genauen
Beſtimmung richtig finden, muß man abſonderlich auch dahin be-
dacht
ſeyn, daß dieſe Inſtrumente alſo mit angeordnet mögen werden, daß
ſie
mit dem Sonnen-auch Mondscörper, wie ſolche in einer unmerklichen
Bewegung
immerfort ihren Stand verändern, auch allgemach mit fortge-
hen
, dergleichen Maſchine bat vor wenigen Jahren Mr.
de Louville crfun-
den
, da er mit einer eiſern Uhr eine Schraube ohne Ende, mit dieſer aber
das
in dem Sehrohr enthaltene, und nebſt ſolchem bewegliche Mikr@me-
ter
nach der Soune, auch nach dem Monde ſo accurat gehend gemacht, daß
es
immer mit den obbeſagten Objecten accurat fortgerucket, alſo daß man
alsdann
mit weit beſſerer B@quemlich-und Richtigkeit die verlangte kleine
Interſtitia
zu vernehmen vermogte, bey deren Accarateſſe der Aſtrono@ie ein
groſſer
Nutz angediehen.
Herr Caßini, der A@ltere, hat die @rfindung
gegenwärtiger
Inſtrumenten und deren richtige Anwendung auf die Sch-
röhren
ſo hoch gehalten, daß er geglaubet, man könne in der ganzen ausü-
benden
Aſtronomie nichts accuraters @nden, wobey man ſolche kleine
818149allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. me ſo nett ausmeſſen könte, als durch obige Inſtrumente; dahero wir ganz
billig
auch eine Vorſtellung von einem und dem andern dergleichen Inſtru-
mente
in dem vorhergehenden haben machen müſſen.
Das ſechzehende Capitel.
Von denen Quadranten, Sextanten, Octanten und
andern
Inſtrumenten, die, um die gröſſere Raume in den Him-
mel
richtig zu meſſen, angeordnet
werden
.
Unter den Inſtrumenten, mit deren Hülfe man die groſſe Weiten in
dem
Himmel ganz genau abzumeſſen pfleget, ſind erſtlich die Qua-
dranten
, als die principalſte, vorzuſtellen, von dieſen findet man
vor
jetzo unterſchiedliche auf verſchiedene Art conſtruirt, wir wollen von ſol-
chen
etliche, wie ſie von einigen berühmten Aſtronomen, abſonderlich Herrn
Hevel
und Herrn Hoocke angegeben worden, in dem nachfolgenden zei-
gen
, und nun den Anfang von einem Hevelianiſchen Quadranten ma-
chen
.
Von der Zubereitung eines Hevelianiſchen
Quadrantens
.
Es lehret Herr Hevel in dem zweyten Capitel des erſten Theils ſeiner
Machinæ
cœleſtis, wie vor allen ein Quadrans mittelmäſſiger Gröſſe
richrig
zu verfertigen ſeye, dieſen wollen wir auch allhier als ein gar beque-
mes
Inſtrument, das von @lnem Ort zu dem andern leicht gebracht, und
auf
@nem Geſtell mit geringer Mühe dirigiret werden kann, in folgender
Beſchreibung
, wie ſeine Conſtruction beſchaffen ſeyn müſſe, erſtlich vorſtel-
len
.
Man macht dieſen Quadranten im Radio von 3. bis 4. Schuhen aus
Meſſing
und verſiehet ſelbigen innerhalb mit verſchiedenen Querregeln, die
mit
der ganzen Schwere von einer proportionirten Breite und Dicke ſind,
damitſich
das Inſtrument beym Gebrauche nicht biege oder krümme, auch
nicht
zu ſchwer befinde.
Ferner läſſet man aus deſſen Mittelpuncte bey C
(wie die 1.
Figur der XVII. Tabelle zeiget) an ſtatt der beweglichen Regel,
11Tab. XVII, II.
Fig
. 1.
einen Perpendik@l an einem langen und ſehr zarten Seidenfaden über den in
Grade
und noch, wie gebräuchlich, in kleinere Theile eingetheilten Limbum
hinab
in D gehen, und bann zwey Abſehen in der Figur, wie ſolche bey
819150Von der Zubereitung und dem Gebrauche und I angedeutet ſind, auf der einen unbeweglichen Regel, z. E. bey A und
C
durch @hre beygefügte Schrauben ſolchergeſtalten anordnen, daß das
Mittel
der Abſehen mit dem Mittelpuncte des Inſtruments ſehr wohl über-
eintreffe
, dabey auch jedes Blech von beyden Abſehen ganz accurat in ei-
ner
Breite ſeye.
Nachdeme wird in der Mitte des Inſtruments ungefehr
bey
E eine runde Scheibe, wie dergleichen eine bey F zu ſehen iſt, veſt an-
geſchraubet
, an welcher eine runde Hülſe ſtehet, ſolche muß alsdann an
den
Zapfen z.
E. bey G gefüget werden, ſo wird der Quadrant, wann
das
ganze Stück bey G auf das Geſtell zu ſtehen kommet, bey einer Stell-
ſchraube
in F ganz unbeweglich gemacht.
Erſtbemeldetes Geſtell beſtehet
aus
vier Füſſen, unten an demſelben wird bey einem jeden eine lange Schrau-
be
L, M, N, O, angeordnet, wobey man das Inſtrument, ſo der Bo-
den
nicht viel von dem Horizonte abgehet, genau in ſeinen verticalen Stan-
de
bringen kann, wann aber der Boden gar ſtark abhangend wäre, könn-
te
man doch das Inſtrument bey dem Theil in G, da man das eine Stück
von
dem andern, ſo weit es beliebet, mit einer langen Schraube zu ſtellen
vermag
, in der vorigen ſenkrechten Stellung, um die Höhe eines vorge-
gebenen
Sterns gehörig zu beſtimmen, accurat richten.
Bey Meſſung
der
Sonnenhöhen kann man noch letztens auf dem Quadranten, und zwar
auf
deſſen Abſehen folgendes gar wohl und bequem anbringen;
man macht
in
der Mitte des äuſſern Abſehens, das in der Figur bey C ſtehet, ein ſehr
zartes
Löchlein, auf den andern aber bey A aus dem correſpondirenden
Punct
einen gar kleinen Zirkel, (wie bey H) deſſen Durchmeſſer bey ge-
genwärtigem
Radio von 3.
biß 4. Schuhen kaum den 5ten oder gar kaum
den
6ten Theil eines Zolles in der Gröſſe gleich iſt, ſo wird man, wann
die
Geſtalt der Sonne durch obbeſagtes Loch auf dieſen kleinen Zirkel ac-
curat
fället, auch ihre verlangte Höhe alsdann gar richtig erlangen.
Wollte man eben dieſes noch gewiſſer bewerkſtelligen, mag man einen höl-
zernen
Deckel, wie bey P einer vorgeſtellet wird, über das Abſehen in A
ſtellen
und die kleine Röhre daran an das Loch in C richten, ſo wird ſich
die
Sonne wegen Abhaltung des äuſſern Lichtes alsdann dardurch weit
ſchärfer
dann vorhero auf dem Zirkel beſtimmen, welches man oben hinein
durch
ein in dieſen Deckel geſchnittenes Loch gar genau wird beobachten
können
.
Von dem Gebrauche dieſes Quadrantens.
Man bringet erſtlich dieſes Inſtrument durch die vier Schrauben L, M,
N
, O, oder, ſo der Boden gar ſtark abhängig iſt, mit dabey durch
das
Stuck in G bey dem Senkbley C D in einen rechten verticalen
820151allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. richtet alsdann die zwey Abſehen A und C gegen den Stern, oder läſſet
bey
der Sonne ihre Geſtalt durch C auf das andere Abſehen in A fallen,
ſo
wird der Faden des Perpendikels die Höhe in Graden und Minuten
auf
dem getheilten Limbo richtig weiſen.
Obgleich dieſe Manier mit dem
Perpendikel
als ſchon was altes ſollte angeſehen werden, indeme man ſich
ſelbiger
auf den Quadranten der Aſtrolabien längſtens bedienet, ſo mag
doch
ſolche Art denjenigen, die im Beobachten noch nicht ſonders bewandert
ſind
, wohl recommendiret werden, da dieſe auch nach des Herrn Hevels
Meynung
vor jener Methode mit der beweglichen Regel hier den Vorzug
hat
.
Von der Zubereitung eines nach des Herrn Hevels
Anweiſung
angeordneten Azimuchal-
Quadrantens
.
Man pfleget die Quadranten, gleichwie ſchon Tycho gethan, auch auf
andere
zum Beobachten beſtimmte Inſtrumente, zum Exempel auf
die
ſo genannte Azimuthalzirkel zu appliciren, daher ſie dann den Nahmen
der
Azimuthal quadranten bekommen;
dergleichen Inſtrumente hat auch
unter
andern Herr Hevel mit groſſer Mühe und Sorgfalt, weilen es hier
zugleich
auf zwey Inſtrumente ankommet, zu Stande gebracht, gleichwie
in
dem IX.
Capitel des obbeſagten Buchs ein mehrers hievon gemeldet
wird
.
Es hat aber dieſer vortreffliche Aſtronom den Radium von ſolchem
Quadranten
6.
Schuh groß, die Regel hierzu, bey 8. Schuhen, und den
11Fig. 2. beſagten Zirkel im Durchmeſſer 4.
Schuh groß genommen. Dieſen Azi-
muthalzirkel
wird auf dem Geſtell, ſo mit verſchiedenen Strebeiſen verſe-
hen
iſt, recht wohl beveſtiget, damit ſie beyderſeits dem Gewicht des dar-
auf
ſtehenden Quadrantens genugſamen Widerſtand thun können, zu un-
terſt
hat das Geſtell eine und die andere Stellſchraube, dabey man den
Zirkel
, ſo der Boden noch zimlich eben iſt, wie bey dem vorhergehenden
Quadranten
gezeiget worden, ganz accurat zu richten vermag.
Um den
Mittelpunct
ſind zween Ringe ineinander geordnet, von welchen der innere
nach
Erforderung der Umſtände durch ein Schraubenwerk etwas in die
Höhe
getrieben, und oben gar fein poliret wird, daß der ganze Quadrant,
den
man hier darauf ſtellet, um deſto leichter herum möge geleitet werden;
Damit aber dieſer auf einer Seiten nicht ſchwerer ſeye, dann auf der an-
dern
, ſo wird, indeme die untere Regel des Quadrantens um den Mittel-
punct
des Azimuthalzirkels in C eine ſtäte Bewegung hat, der leichter-
Theil
davon, der hier von C gegen D ſtehet, bey D mit einem etwas ſchwe-
ren
Körper gegen den andern Theil von C in A in ein Gleichgewicht
821152Von der Zubereitung und dem Gebrauche bracht, ſo kann ſolcher alsdann viel leichter fortgeſchoben werden, und weil
der
Quadrant mit einander eine zimliche Schwere hat, ſo muß man auch
ſelbigen
inwendig-mit verſchiedenen Regeln creutzweiß faſſen, daß er eine
deſto
mehrere Haltung habe;
Damit aber eben dieſer immer in einem ver-
ticalen
Stande, und auf einer veſten Grundfläche ſtehe, muß man an die
untere
Regel auf die Seite hinaus Gegenregeln machen, an dieſer eine
verticale
Stange E F, die oben an den innern Regeln bey F veſt angemacht
iſt
, anordnen, indeme aber dabey dannoch nicht der eigentliche verticale
Stand
des Quadrantens, den das Perpendikel bey G zeiget, erlanget
worden
, ſo muß man beſagte Stange E vermöge eines Gegeneiſens L N
als
gleichſam einer Gegenſtrebung, da man dieſes mit einer Hülſe bey L,
und
einer Stellſchraube an jenem etwas entweder höher oder was niedri-
ger
, bey einer andern Nebenſtellſchraube aber, wie bey M zu erſehen, gar
zart
richtet, in ihren gehörigen Stande bringen, alſo daß, ſo ſich zuvor
der
Azimuthalzirrkel recht horizontal befindet, der Quadrans alsdann recht
ſenkrecht
ſtehet.
Bey N hänget ein langer Hacken N O herab, mit wel-
chem
der Obſervator, weil er immer bey A dem untern Abſehen bleiben
muß
, den ganzen Quadranten bey N, mit leichter Mühe hin und herſchie-
bet
.
Die bewegliche Regel wird unterhalb A zimlich dick und ſchwer,
an
dem übrigen obern Theile aber ſchmäler und dünner gemacht, damit ſol-
che
um A als den Mittelpunct deſto leichter geführet werde.
So man dieſe
Regel
mit ihren Abſehen gar accurat auf einen Stern zu richten verlanget,
läſſet
man ſo wohl oben bey B über dem Rucken des Limbi hinab, als unten
bey
P und D ebenfalls über dieſen, um kl@ine Rollen dünne Schnüre biß
an
den äuſſerſten Theil der beweglichen Regel gehen, da man dann die Re-
gel
bey H gar zart in die Höhe, bey I aber wieder herab wird bring@@n kön-
nen
.
Eben dieſes läſſet ſich mit einer Schraube ohne Ende noch accu-
rater
practiciren, gleichwie bey Q gezeiget wird, da nemlich beſagte
Schraube
in ein Rad bey R greifet, welches im Herumdrehen zwo an-
dere
, da ein jedes mit einer langen Axe verſehen iſt, und zwar das eine
hinauf-
das andere hinabwärts treibet, alſo daß, ſo man die Schnüre
bey
H und I auf beſagte Axen windet, und die Maſchine an der Regel beo
A
gehörig anſetzet, bey Herumdrehung der Schraube ohne Ende die Abſe-
hen
auf das accurateſte auf einen jeden vorgegebenen Stern
dabey
gerichtet werden können.
822153allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Von dem Gebrauche des Azimuthal-
Quadrantens
.
Man bringet erſtlich den Azimuthalzirkel in einen ſolchen Stand, daß er
mit
dem Horizont bey den untern Schrauben des Geſtelles recht voll-
kommen
parallel zu ſtehen komme, auch dabey der Anfang der Zehlung,
die
hier von der Mittagslinie an gehet, auf dieſe gar nett falle, alsdann
ſtellet
man bey I.
nach den obigen den Quadranten ganz genau in einen ſenk-
rechten
Stand, ſchiebet mit dem Hacken L N bey N eben dieſen ſo weit hin
und
her, biß der vorgegebene Stern in das Planum des Quadrantens fället,
und
beobachtet dann deſſen Höhe, ſo wird man nebſt ſolcher auch den ge-
ſuchten
Azimuthalwinkel, und alſo zwey Data um das Verlangte deſto
eher
zu erlangen, richtig bekommen.
Bey dieſem Quadranten mag man,
wann
er ſo groß, wie hier der Hevelianiſche, nemlich 6.
Schuh im Durch-
meſſer
iſt, da die Eintheilung ſo wohl in Minuten als Secunden gar
füglich
geſchehen kann, die mittägige Höhen ſowohl der Planeten als Fix-
ſterne
, die Abweichungen aller Sterne, wie auch die Nachtgleichen und
Sonnenſtillſtände
gar wohl ausfinden.
Von der Zubereitung eiuiger andern Quadranten
nach
des Herrn Robert Hooks
Angeben
.
Es iſt der berühmte Engeländer Robert Hooke jederzeit der Meynung ge-
weſen
, daß, wann Herr Hevel ihme gefolget, die Inſtrumente zum
beobachten
nach ſeinem Sinn verfertiget, und die Quadranten mit Tele-
ſcopiſchen
Dioptern, welches jener in ſeinen Schriften bey Gelegenheit ſehr
oft
erinnert hat, ſo ſollte er damit zehenmal mehr geleiſtet, und demnach
zehenmal
beſſere Beobachtungen, als ſie vor jetzo ſind, zum Vorſchein ge-
bracht
haben, es wird aber dabey jedermann, der die Beobachtungen et-
was
genäuer zu unterſuchen wieß, gar leicht erkennen, daß Herr Hooke
hierinnen
zu weit gegangen, abſonderlich aber, da er ſich an einem Orte
alſo
verlauten läſſet, wie er mit einem Quadranten, der im Durchmeſſer
nur
eine Spanne groß, und nach ſeiner Invention angeordnet wäre, ze-
henmal
beſſere Beobachtungen, dann Herr Hevel mit ſeinen groſſen Qua-
dranten
darſtellen könne, deſſen ſich ſeine andere Landsleute wohl nicht rüh-
men
, indeme ſie die Hevelianiſche Beobachtungen vor weit richtiger erken-
net
.
Dieſes Anſinnen hat bemeldeten Autor Anlaß gegeben, eine und an-
dere
Quadranten, nebſt andern Inſtrumenten, ſo wohl in ſeinen
823154Von der Zubereitung und dem Gebrauche verſionibus über den erſten Theil der Hevelianiſchen Machinæ cœleſtis als in
den
operibus poſthumis, nach ſeiner Erfindung vorzuſtellen, deren Conſtru-
ction
, weilen ſie vor den ordentlichen was beſonders haben, wir auch bey
dieſer
Gelegenheit in den folgenden zeigen wollen.
Der erſte Hookiſche Quadrant iſt in beſagten Animadverſionibus p. 15,
und
in der 32ten Figur daſelbſt beſchrieben, welchen wir nun allh er und in
11Tab. XVIII
Fig
. 1.
der 1.
Figur der XVIII. Tabelle nach ſeiner Conſtruction vorſtellig machen:
Es ſey A A A A ein Quadrant von einer zimlichen Gröfſe, z. E. in Durch-
meſſer
von 10.
Schuhen, auf deſſen Limbo ziehet man aus dem Mittelpun-
cte
C wie ordentlich, einen accuraten Zirkel B B B, und theilet ſelbigen von
M
gegen I durch zarte Puncte in 90.
gleiche Theile. D D D iſt die bewegli-
che
Regel, an dieſer wird ſeitwärts ſo wol bey K eine Schraube, die ein
zartes
Haar hält, als bey E F eine kleine Regel, ſo mit der vorigen perpen-
dicular
ſtehen muß, angerichtet, nachdem ziehet man aus dem obigen Mit-
telpuncte
C durch den Punct K auf die kleine Regel in F eine gerade Linie,
und
beſchreibet von F biß in G aus einem beſondern Mittelpuncte, das auf
der
Linie C F ſtehet, und ſich nach der folgenden Verhältniß zeiget, einen Vo-
gen
, dabey man den Schluß alſo macht, ſagend:
Gleichwie ſich K I verhält
gegen
C I dem Radio des Quadrantens, ſo verhält ſich K E gegen dem Ra-
dio
, womit man den verlangten Bogen F G, der zum Supplement des groſ-
ſen
Zirkels dienet, ziehen muß, alsdann nimmt man einen Grad von dieſem
kleinen
Zirkel, träget ſelbigen von F gegen G, und theilet eben den Grad in ſo
viele
kleine Theile, als es ſich thun läſſet, durch Transverſallinien ein, da
man
von F gegen G fortzehlet, endlich ſo man ganz genau zu wiſſen verlan-
get
, wie groß der bey der Höhe eines Sterns zwiſchen den zweyen Abſehen
der
Abzielungslinie C K F, und zwiſchen M M genommene Winkelſeye, ſpan-
net
man das zarte Haar bey K über dem zur rechten Hand ſich befindenden
nächſten
Theilpunct oder Grad accurat gegen H aus, und giebet wohl acht,
was
allda in H vor kleine Theile eines Grades in Minuten und Secunden,
auch
dabey vor Grade auf dem Zirkel B B B angedeutet werden, da dann die
Summe
dieſer beyden die eigentliche Gröſſe des verlangten Winkels darge-
ben
wird.
Der zweyte Quadrant, welchen Hr. Hooke in obbemeldeten Animad-
verſionibus
pag.
51. 52. a. vorſtellig gemacht, wird mit einem künſtlichen
Schraubenwerk
, wobey man auf einer meſſingen Scheibe ſo wol die Minu-
ten
als Secunden gar genau zu beſtimmen vermag, wie folget, angerichtet.
Man bereitet zuförderſt einen Quadranten n@bſt den innern Regeln, damit
ſich
der Limbus nicht krümme, aus guten geſchmiedeten Eiſen, ordnet in deſſen
Mittelpunct
einen hohlen Cylinder (dergleichen einer bey d d in der 2.
Figur
22Fig. 2. der obigen Tabelle zu finden iſt) an, bey dem der innere Durchmeſſer
824155allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. fehr den 40ten, der äuſſere den 30ten Theil des Radii, die Höhe aber über
der
Fläche nur den 90.
Theil ausmacht, die äuſſere Seite dieſes Cylinders
muß
ſo accurat, als es ſeyn kann, rund gedrehet, und in ein rundes Loch von
gleicher
Gröſſe, das zu Ende der beweglichen Regel ſich befindet, wohl ein-
gerieben
werden, damit die Regel um den Cylinder ſatt gehe, auf dieſen
Cylinder
d d ſchraubet man oben einen Ring f f, daß die Regel nicht herab
falle
.
Auf obbemeldeten eiſernen Rand wird alsdann ein anderer von ge-
ſchlagenen
Meſſng mit Schrauben dergeſtalten angemacht, daß er z.
E. bey
einem
Quadranten im Radio von 5.
Schuhen um einen halben Zoll über
den
eiſernen Rand hinaus, und an jedem Ende um ein merkliches über den
Quadranten
hin, wie in der Figur bey B B B B zu ſehen, langet.
Der Ruck
dieſes
meſſingen Limbi muß mit Zuziehung der beweglichen Regel CCC in
eine
rechte Rundung gebracht, und die Fläche, auf der die Regel hin und
her
beweget wird, wohl poliret werden.
An dieſer Regel wird alsdann zu
nächſt
bey dem Rand des Quadrantens das obbemeldete Schraubenwerk, das
aus
puren Eiſen beſtehen kann, und die oberſte Figur noch deutlicher vorſtel-
let
, bey K veſt angemacht, nachdeme man zuvor den untern Theil der Re-
gel
, der an dem Rande des Quadrantens iſt, etwas ſchräg ausgefeilet, da-
mit
jenes gegen dem Pland des Quadrantens immer ſchräg laufe, und alſo
deſto
beſſern Platz habe.
Durch dieſe ganze Maſchine gehet unten in den
runden
Höhlungen bey n, s s eine Stange, die beſtändig in einem Stande
bleibet
, das eine Ende davon bey 7.
lſt zugeſpitzt, und in die coniſche Ein-
tiefung
des Cylinders g g gerichtet, welchen man mit ſeiner Nebenſchraube
an
dieſe Spitze treiben kann, an das andere Ende bey 8.
iſt eine runde
Theilungsſcheibe
, ein kleiner Zeiger und eine Handhebe x zum Umdrehen
angeordnet
.
Zwiſchen dieſen beyden Enden iſt die Stange unter der Regel,
und
zwar bey 6.
mit einem Schraubengewind verſehen, dieſes dienet dazu,
daß
, indeme es mit der Schraube bey L auf des Quadranten Rücken et-
was
ſtark angerucket, die Stange aber bey der Handhebe x alsdann im-
mer
umgedrehet wird, die Maſchine ſamt der Regel an dem Quadranten
auf-und
abgehe, dieſes läſſet ſich noch bequemer thun, ſo man, well der
Beobachter
bey dem Mittelpuncte des Quadrantens durch den auf der Re-
gel
richtig applicirten Sehrohr die Höhen und Diſtanzen nehmen muß, an
die
obige Stangen bey s ein Trieb richtet, in das eine Rad q q, ſo an einer
langen
Stange O O O veſt angemacht iſt, greifet, ſo wird man, indeme
bey
der Handhebe p p die lange Stange ſamt dem Rad herumgetrieben
wird
, eben ſo, wie mit der Handhebe bey x obige Stangen herumdre-
hen
, und folglich die ganze Machination an dem Quadranten auf-und
abbringen
können.
Endlich werden auf dem Rand des Quadrantens,
nicht
, wie ordentlich, die Grade, ſondern die Umgänge, wie oft ſich nem-
lich
der Zeiger auf der Scheibe mit der Stange vom Anfang biß zum En-
de
einen ganzen Quadranten durchdrehet, mit gar zarten Puncten
825156Von der Zubereitung und dem Gebrauche Zahlen angemerket, (die das Stuck e e mit ſeiner Spitze anzeiget und ein
Vergröſſerungsglaß
, ſo auf den Stiſt bey f geſtecket wird, deſto deutli-
cher
zu erkennen giebet) und auf beſagter Scheibe über 1000.
Theile vo@
die
Minuten und Secunden zur Eintheilung genommen, dieſe Umgänge
und
Theile wird man alsdann gar leicht, ſo zuvor bekannt iſt, wie viel
ſich
eigentlich in einem Quadranten ſolcher Umgänge und Theile ergeben,
in
lauter Grade, Minuten, Secunden verwandeln, und in eine Tabelle
bringen
, da man nemlich, ſo ſich zum Exempel, auf dem ganzen Quadran-
ten
1600 {912/1000} Umgänge ereignen, bey richtig angeſtellter Theilung mit
90
.
und 60, vor einen Grad 17 {788/1000} Umgänge, vor eine Minute {296/2000} eines
Umganges
vor eine Secunde ungefehr {5/1000} eines Umganges findet, dabey
dann
eine Tabelle vor jede Grade, Minuten und Secunden gar leicht zu con-
ſtruiren
ſeyn wird.
Der dritte Quadrant, der in den Hookiſchen Operibus poſthumis p. 508.
beſchrieben zu finden, beſtehet in folgender Conſtruction: Man läſſet erſtlich
denſelben
im Radio von 16.
18. und mehrern Zollen) und deſſen eine Seite
zum
wenigſten noch einmal ſo groß dann der Nadius iſt, wie die 3 Figur der
11Fig. 3. XVIII.
Tab. zeiget) aus Meſſing zubereiten, richtet in P dem Mittelpuncte des
Quadrantens
eine bewegliche Regel, die über einen Schuh gröſſer dann
obbeſagter
Radius iſt, an, und machet nach der Länge mitten durch ſolche
eine
Oefnung in der Breite eines ſtarken Zolles, in dieſem Durchſchnitt wird
ein
aſtronomiſches Schrohr von 3.
Schuhen, der bey M mit einem Obje-
etiv-bey
O aber mit einem Ocularglaß verſehen iſt, veſt geſtellet.
Ferner
v@rfertiget
man einen platten Zirkelring V X Y im Durchmeſſer bey zween
Schuhen
, und theilet einen Zirkel auf deſſen Limbo erſtlich in 3, einen jeden
in
60, und dann wieder einen jeden 60ten Theil durch die Diagonallinien in
60
.
gleiche Theile, daß demnach der ganze Umkreis, der ſich nach dem
Durchmeſſer
bey zween Schuhen, auf 6 Schuh hin erſtrecket, indem zmat
60
, 180, und 60mal 180, 10800.
ausmachen, in 10800. gleiche Theile gethei-
let
wird, welche eine Eintheilung der Minuten und Secunden vor 3.
gan-
ze
Grade geben.
Dieſer getheilte Zirkel dienet die Minuten und Secunden,
die
ſich über die ganze Grade ergeben, genau auf gegenwärtigen Quadran-
ten
zu finden, da man jenen an dieſen auf folgende Weiſe appliciret:
Man
beſtimmet
erſtlich, weil der Mittelpunct des Zirkels, wie die Figur zeiget,
nahe
an des Quadrantens Rücken ſtehen muß, um wie viel Theile des Ra-
dii
jenes von dieſem entfernet ſeye, zu dieſer Diſtanz nimmt Hooke 120.
gleiche Theile, ferner füget man in des Ringes Mittelpunct einen meſſin-
gen
Cylinder, deſſen Durchmeſſer den 60ten Theil von dem Radio PB, die
Länge
ſo viel, als die Breite des Ruckens iſt, (den man einen Zoll breit ma-
chen
kann,) giebet, oben aber darauf einen langen und zarten Zeiger,
826157allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. er ſich um Q den Mittelpunct deſto leichter drehen laſſe, dieſer wird vermöge
einer
dünnen Seyte, indeme ſolche um den beſagten Cylinder geſchlungen,
und
über dem Rücken des Limbi in B und C veſt geſpannet, die Regel aber hin-
und
her geſchoben wird, beweglich gemacht, da dann jederzeit, ſo die Regel
von
3.
zu 3. Graden fortgerucket wird, der Zeiger ſeinen Umgang vollkom-
men
halten muß, ſo daß ſolcher bey einem jeden Grad, nach dem obigen
Durchmeſſer
von 2.
Schuhen, eine Bewegung bey 25. Zoll weit bekom-
met
, in welchem Raum man gar wohl eine Eintheilung von 3600.
Theilen
vor
die 60.
Minuten eines Grades, und vor die 60. Secunden einer Minu-
te
durch die Transverſallinien anzubringen vermag.
Endlich iſt noch hier-
bey
zu erinnern, daß, ſo man die Quadranten zu den Höhen der Sterne
accurat
zu ſtellen verlanget, gegenwärtiger Autor dieſe Methode, die auch
bey
allen andern applicable iſt, dargebe:
Er richtet unten an der langen
Seite
des Quadrantens bey K einen zarten Stift perpendikular an, und
füget
aus einer gar leichten Materie einen langen ſpitzigen Zeiger G H P der-
geſtalten
daran, daß deſſen unterer, obſchon gar kurzer Theil GK um ein
merkliches
ſchwerer dann der längere P K ſeye, damit die Zeigerſpitze bey F
immer
gegen das Zenith zu, ſich accurat wenden möge, von oben herunter,
wo
dieſe Spitze hinzeiget, läſſet er aus F einen langen zarten Seidenfaden
mit
einem zimlich ſchweren Gewicht, als ein Perpendikel in E, hinab hangen;
welches, ſo der Faden über dem Stift G accurat zu ſtehen kommet, den ver-
langten
Stand dieſes Inſtruments ganz genau zeigen wird.
Von dem Gebrauche der drey obigen
Quadranten
.
Auf dem erſten Quadranten nimmt man, nachdeme ſelbiger zuvor ſeine
richtige
Stellung bekommen, wie man ſonſten zu thun pfleget, die Höhe
des
vorgegebenen Sterns bey dem Winkel, ſo zwiſchen der horizontalen
Linie
und der Abſehungslinie C K F enthalten, und beſtimmet deſſen Gröſſe
über
die Grade nach denen beygehenden Minuten und Secunden, wie fol-
get
:
Man ſpannet das zarte Haar bey K über den zur rechten Hand näch-
ſten
ganzen Grad in H ganz accurat aus, und giebet wohl acht wie viel
Minuten
und Secunden allda von dem Haar abgeſchnitten werden, ſolche
addiret
man noch zu denen auf dem Limbo des Quadrantens angewieſenen
Graden
, ſo wird man den Winkel nach ſeiner Gröſſe gar genau wiſſen.
Auf dem zweyten Quadranten wird der Winkel der verlangten Höhe
alſo
gefunden:
Man ſtellet erſtlich das Inſtrument, wie es ſichs gehöret,
um
die Höhen recht zu meſſen, läſſet die Abzielung durch den auf der
827158Von der Zubereitung und dem Gebrauche weglichen Regel C C C angeordneten Sehrohr auf den Stern zu gehen, da
man
bey der Handhebe X p die Stange o o o ſo lang herum drehet, biß die
bewegliche
Regel an denjenigen Ort gelanget, wo die in dem Sehrohr ent-
haltene
Durchſchnitte der Plnnacidiorum accurat auf den Stern treffen, ſo
wird
man auf dem Limbo des Quadrantens bey der Spitze des Stückes ee,
die
Anzahl der Umgänge von unten hinauf auf der Scheibe t t bey dem lan-
gen
Zeiger, die Theile davon, dann aber aus einer Tabelle, nach den ge-
fundenen
Umgängen und Theilen die Grade, Minuten und Secunden vor
den
geſuchten Winkel erſehen können.
Der dritte Quadrant dienet zum Gebrauch auf ſolgende Weiſe: man
richtet
erſtlich den Quadranten vermöge des langen Zeigers G H F und des
Perpendikels
E F ſo accurat wie zu den Höhen erfordert wird, ſtellet den an-
dern
Zeiger S T, ſo zuvor die bewegliche Regel P R zu Anfang eines beliebi-
gen
Grades recht angeſetzet worden, auch zu Anfang auf einen von den dreyen
Haupttheilen
, als entweder in V, oder in X, oder in Y, und ſchiebet die
Regel
ſo lange hin und her bis man durch das daran gefügte Sehrohr O M
den
Stern ganz accurat ſehe, ſo wird man vor den geſuchten Winkel der
Höhe
auf dem Limbo des Quadrantens, als auf C Q P, die Grade, und
auf
dem runden Zirkel die dazu gehörigen Minuten und Secunden bekom-
men
.
Es will der Erfinder dieſes Inſtruments behaupten, daß ſo ſolches
mit
groſſem Fleiß nach der obigen Anweiſung verfertiget wird, dieſer Qua-
drant
eben ſo gute Dienſte als einer von den gröſten thun könne, darzu noch
dieſer
Vortheil kommet, daß ſich dabey das Inſtrument gar leicht regieren
und
von der Stelle bringen laſſe, das man bey groſſen Quadranten nicht
findet
.
Von der Zubereitung eines andern aſtronomiſchen
Quadranten
nach des berühmten P. Bonſæ
Erfindung
.
Dieſer geſchickte Mann giebet in denen Journeaux des Scavans des 1686ten
Jahrs
eine Methode an die Hand, wie man ſo wohl auf denen Qua-
dranten
als Halbzirkeln, ſo klein ſie auch ſeyn mögen, mit Zuziehung ver-
ſchiedener
Räder, dergleichen man ſonſten an die Uhren zu appliciren pfle-
get
, auch die kleineſte Theile von einem Grad bis auf die Minutias quar-
11Tab. XVIII
Fig
. 4.
tas und noch weiter finden könne, welche in folgenden beſtehet:
Man
theilet
erſtlich, wie gewöhnlich den Quadranten in 90.
gleiche Theile als
Grade
, füget ſelbigen die gehörige Zahlen bey, und ordnet zu äuſſerſt an
deſſen
Umfang ſo viele Zähne, deren Anzahl entweder den 8ten oder den
828159allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. ten oder den halben Theil der Zirkeleintheilung oder gar den ganzen Inhalt
des
Zirkels ausmacht, nach welchen Theilen alsdann dieſer belobte Pater
ſo
wohl die Triebſtecken der Getriebe als die Zähne der Räder richtig in
Zahlen
beſtimmet, und in gewiſſe Tabellen gebracht, gleichwie unten ein
Exempel
bey der Eintheilung des Quadrantens in 90.
Zähne darthun wird.
Die bewegliche Regel zu dieſen Quadranten, als A B, machet man zimlich
dick
, und zugleich unten zwiſchen B und Q ganz hohl, um das Räderwerk
darinnen
anzubringen, oberhalbs aber richtet man an einige Axen, die durch
die
Regel gehen, zarte Zeiger, ſo auf die Zirkel weiſen, von dieſem wird ein
jeder
in 60.
gleiche Theile eingetheilet, auf welchen derjenige bey M die Mi-
nuten
, bey S die Secunden, bey T die Terzen, bey Q die Quarten, vorſtellet.

Damit
aber alle dieſe Zeiger in ihrer richtigen Bewegung darauf herum ge-
hen
, ſo füget man an die Zähne des Umkreiſes des Quadrantens ein Getrieb,
das
in ſolche greifet, alſo daß ſich die bewegliche Regel AB um A den Mittel-
punct
ohne Umdrehung des Getriebs nicht bewegen kann, an eben dieſes Ge-
trieb
aber ordnet man eine Axe mit einem Rad, von ſo vielen Zähnen, wie
der
Autor angewieſen, dieſes 1.
Rad läſſet man alsdann in die Triebſte-
cken
des 2.
Getriebs, das in der vorbeſagten Concavität gegen dem Mittel-
puncte
A ſtehet und an ſeiner Axe mit einem 2.
Rad verſehen iſt, greifen, be-
ſchreibet
aus dem Puncte, in welchem die Axe des zweyten Rads ſtehet, als
dem
Mittelpuncte, auf der obern Seite die bewegliche Regel dem erſten Zei-
gerzirkel
mit 60.
gleichen Theilen, und richtet den Zeiger an die Axe, ſo wird
man
die Minuten haben können.
Ferner füget man, wo die Secunden,
Terzen
a.
zu wiſſen nöthig ſind, noch mehrere Getriebe und Räder von ſo vie-
len
Triebſtecken und Zähnen, als der Erfinder die Zahl deren angewieſen,
auf
gleiche Weiſe bey, und beſtimmet dazu die Scheiben nebſt denen Wei-
ſern
wie oben.
Endlich ordnet man an die bewegliche Regel entweder 2. Tele-
ſcopiſche
Abſehen, oder zween kleine Cylinder, um die Abziehlung deſto leichter
und
richtiger zu nehmen:
Damit aber auch dieſes ſo wohl zu Anfang als am
Ende
als bey O.
und 90. auf dem Quadranten geſchehen könne, muß man auch
die
Zähne bis zu äuſſerſt hinaus zu beyden Seiten auf der Circumferenz con-
tinuiren
, wie aus der Figur gar leicht zu ſehen, die Axen kann man auch auſ-
ſerhalb
auf der Zeigerſcheibe ganz rund, und die Mittelpuncte der Zeiger mit
einem
kleinen runden Loch machen, da man dieſe auf jene veſt ſchraubet, ſo
wird
man, wann die Abſehen auf den Anfang eines Grades treffen, alsdann
zugleich
einen jeden Zeiger auf ſeinen Anfang, der auf den Scheiben ausge-
drucket
iſt, ſtellen können, wodurch dann ſo viel erlanget wird, daß man jeden
vorgegebenen
Winkel ſo wohl in Graden und ſeinen ſehr kleinen Theilen
recht
und ſo accurat als nach einer Methode zu beſtimmen vermag, dafern
man
auch an der accuraten Eintheilung der Getriebe und Räder keinen Fleiß
hat
ermangeln laſſen.
829160Von der Zubereitung und dem Gebrauche
Tabelle vor die Eintheilung eines Quadrantens in
90
. Zähne nach des P. Bonfæ Methode.
11
## Zähne der \\ Getriebe \\ u. Räder. ## Umgänge \\ der Getriebe \\ u. Räder. ## Beſtimmung der \\ kleinern und klein- \\ ſten Theile eiues \\ Grades.
1
# Getriebe # 6 # {1/6} # 1
" # Rad # 36 # # 6
2
# Getriebe # 6 # 1 # 6
" # Rad # 60 # 1 # 60 # M
3
# Getriebe # 6 # 10 # 60
" # Rad # 36 # 10 # 360
4
# Getriebe # 6 # 60 # 360
" # Rad # 60 # 60 # 3600 # S
5
# Getriebe # 6 # 600 # 3600 # oder
" # Rad # 36 # 600 # 21600 # "
6
# Getriebe # 6 # 3600 # 21600
" # Rad # 60 # 3600 # 216000 # T
7
# Getriebe # 6 # 36000 # 216000
" # Rad # 36 # 36000 # 1296000
8
# Getriebe # 6 # 216000 # 1296000
" # Rad # 60 # 216000 # 12960000 # Q
## Zähne der \\ Getriebe und \\ Räder. ## Umgänge der \\ Getriebe und \\ Räder. ## Beſtimmung \\ der kleinern und \\ kleinſten Theile \\ eines Grades.
1
# Getriebe # 8 # {1/8} # 1
" # Rad # 64 # # 8
2
# Getriebe # 8 # 1 # 8
" # Rad # 60 # 1 # 60 # M
3
# Getriebe # 8 # # 60
" # Rad # 64 # 7 {1/2} # 480
4
# Getriebe # 8 # 60 # 480 # S
" # Rad # 60 # 60 # 3600 # "
5
# Getriebe # 8 # 450 # 3600
" # Rad # 64 # 450 # 28800
6
# Getriebe # 8 # 3600 # 28800
" # Rad # 60 # 3600 # 216000 # T
7
# Getriebe # 8 # 27000 # 216000
" # Rad # 64 # 27000 # 1728000
8
# Getricbe # 8 # 216000 # 1728000
" # Rad # 60 # 216000 # 12960000 # Q
Von dem Gebrauche dieſes Quadrantens.
Man bringet dieſes Inſtrument, wie gehörig, in ſeinen ſenkrechten
Stand
, ſtellet die bewegliche Regel auf den Anfang eines Grades,
und
richtet dann jeden Zeiger, vermöge der Stellſchrauben, zugleich auch
auf
den Anfang, wo ſich ſolcher auf einer jeden Scheibe zeiget, ſo werden
ſich
dann, nachdeme man mit ſolchen Quadranten den Winkel von der
Höhe
des vorgegebenen Sterns genommen, auf der Circumferenz deſſen
Grade
, und auf der beſagten Regel, die beygehende Minuten,
Secunden
a.
ganz richtig geben.
830161allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Von der Zubereitung noch eines andern aſtronomi-
ſchen
Quadrantens, auf dem die gar kleine Theile von den Gra-
den
, nach des Herrn de Louville Anordnung, mit einem
Mikrometer
gefunden werden.
Es lehret Mr. de Louville, ein vornehmes Mitglied der kbniglichen Akade-
mie
der Wiſſenſchaften zu Paris in derſelben Memoiren, die vor das
1714te
Jahr publiciret ſind, daß, ſo man die Verfertigung derer Mikro-
meter
, die in dem vorhergehenden Capitel vorgeſtellet worden, wohl der-
ſtehet
, und ſolche in den Sehröhren recht zu appliciren weiß, man auch
vermöge
eines dergleichen Inſtrumentes die Theilung auf einem Quadran-
ten
viel leichter und netter als nach der gewöhnlichen Methode vorſtellig ma-
chen
könne.
Es läſſet Mr. de Louville in ſelbigem einen zarten Seidenfaden,
ſo
jederzeit horizontal ſich befindet, und zuweilen einen andern unbewegli-
chen
zwar bedecket, aber nicht berühret, dermittelſt einer accuraten Schrau-
be
, deren Gänge ſehr enge, und dabey einander gar gleich kommen, beweg-
lich
machen, zehlet die Umgänge und zugleich die kleinere Theile, welche ein
Zeiger
auf einer in 100.
gleiche Theile getheilten Scheibe zu erkennen gicbet,
ſo
viel zu einer Minute erfordert werden, und conſtruiret nach dieſem
Fundament
eine Tabelle, ſo wird man dabey die accurate Gröſſe eines jeden
geſuchten
Winkels beſtimmen können.
Von dem Gebrauche dieſes Quadrantens.
Wir nehmen, um den Gebrauch dieſes Inſtruments zu zeigen, z. E.
eben dasjenige, welches der Autor in obbeſagten Memoiren darge-
ſte@@et
, wie nemlich die Höhe der Sonne um den Mittag von deren obern
Limbo
an, ganz richtig zu meſſen ſeye.
Man richtet die Regel des Qua-
drantens
ſolchergeſtalt, daß der eine horizontale Faden, der in dem Seh-
rohr
unbeweglich ſtehet, auf dieſen Limbum zu treffe, und giebet wohl
acht
, ob auch zugleich die Regel auf einen Theilpunct in dem Quadranten
falle
, da man dann in dieſem Falle das Verlangte gar bald wird wiſſen
können
.
Solcher Fall pfleget ſich gar ſelten alſo zu ereignen, dahero wird
erfordert
, daß man obbeſagten Faden alsdann auf den allernächſten Theil-
punct
von dem obern Limbo abgehen, und hingegen an deſſen Stelle den
beweglichen
horizontalen, indeme man in dem Mikrometer immer die
Schrauben
umdrehet, biß er den obern Limbum von der Sonne anrühret,
gelangen
laſſe, ſo wird man mit Zuziehung der obigen Tabelle,
831162Von der Zubereitung und dem Gebrauche Umgänge der Schrauben und die Theile davon auf der Scheibe richtig an-
gemerkt
worden, noch eine Zahl von Minuten und Secunden finden, die
man
zu dem auf dem Quadranten zuvor beſtimmten Winkel nach Beſchaf-
fenheit
der Sache, entweder addiret, oder davon ſubtrahiret, dabey dann
endlich
der geſuchte Winkel auch auf eine neue Methode ganz genau erlan-
get
wird.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche zweyer
Hevelianiſchen
Sextanten.
Weil die Sextanten, als kleinere Theile eines Zirkels, leichter dann die
Quadranten
zu regieren ſind, ſo pfleget man auch dergleichen öfters
zu
verfertigen, und meiſtens vor die Weite der Sterne, die ſie voneinan-
der
haben, zu gebrauchen, zu dieſen werden entweder zween Beobachter
oder
nur ein einiger, nachdeme die Conſtruction iſt, erfordert, gleichwie
aus
dem folgenden zu erſehen ſeyn wird.
Ein Sextant vor zween Beobachtere wird in viclen Stücken auf glei-
11Tab. XIX.
Fig
. 1.
che Art wie ein ordentlicher Quadrant verfertiget.
A B iſt der Limbus
von
jenen, der den 6ten Theil des Zirkels, als 60.
Grade, in ſich begrei-
fet
, dieſer wird mit zwoen unbeweglichen Regeln als mit A C und B C und
mit
andern Nebenregeln wohl gefaſſet, damit er beym Gebrauch nicht der
geringſten
Veränderung unterworfen ſeye.
In C dem Mittelpunct wird
ein
Cylinder 1 {1/2}.
Zoll dick und zween Zoll hoch angeordnet, ſo an ſtatt eines
Abſehens
dienet, dann es wird an ſelbigem ſo wohl durch das bewegliche
Abſehen
bey D als durch das unbewegliche bey B hinaus abgezielet, dabey
auch
erfordert wird, daß die Dicke ſolches Cylinders mit der Breite des
mittlern
Bleches in denen Abſehen recht accurat in einer Gröſſe ſeye, gleich-
wie
bey G und H zu ſehen.
Das Geſtell hierzu wird aus guten Eichen-
holz
in der Geſtalt, wie die 1.
Figur der XIX. Tabelle zeiget, und bey 6.
Schuhen hoch, daß man im Beobachten aufrecht und demnach ganz be-
quem
, durch die Abſehen des Sextanten abzielen könne, zubereitet.
Auf
dieſem
Geſtell wird der Sextant auf jeden Seiten zu, ſo wohl beweglich
als
veſt gemacht, indeme man eine Nuß, wie eine kleine in des Bions
mathematiſchen
Werkſchul p.
146. und hier bey E anzutreffen iſt, im
Durchmeſſer
von 5.
bis 6. Zollen dazu gebraucht, die man mit einer Stell-
ſchraube
nach Verlangen unbeweglich machen kann, dergleichen läſſet ſich
auch
bey dem Stuck in F mit den 2.
Gewerben und 2. Stellſchrauben in
kleinen
Sextanten gar wohl practiciren, wovon Herr Hevel in dem III.
Ca-
pitel
des 1.
Theils ſeiner Machinæ cœleſtis ein mehres lehret.
832163allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten.
Der andere Sextant, den nur ein einiger Obſervator tractiren kann,
wird
auf folgende Art, wie Herr Hevel in dem IV.
Capitel der beſagten
Machinæ
cœleſtis anweiſet, richtig zuſammen geſetzt:
Man läſſet erſtlich ei-
nen
ſtarken meſſingen Bogen nach dem Radio von 3, 4.
und mehrern
11Fig. @. Schuhen und ſo groß, daß 60.
Grade darauf beſchrieben werden können,
nebſt
zwoen Regeln in der Länge des erſt bemeldeten Radii verfertigen, und
ſelbige
ſo zuſammen fügen, daß, wie die 2.
Figur der obbeſagten Tabelle
deutlich
weiſet, die eine Regel, als CA, am Ende des Limbi A D bey A
ganz
unbeweglich ſtehe, die andere aber, als CB, auf dieſem Limbo hin
und
her beweglich ſeye.
Ferner richtet man, damit ſich der Zirkelbogen
nicht
krümme, noch einen andern in der Mitte der Regel CA in F an, und
daran
eine kleine Regel D F.
Unterhalb des kleinen Bogens ordiniret man
überdas
eine kleine Querregel G H mit einer langen Schraube I K, welche
beyde
bey M N etwas gröſſer und deutlicher vorgeſtellet worden, dieſes Stuck
dienet
dazu, daß man bey Umdrehung ſolcher Schraube die bewegliche Re-
gel
C B, weil es ſich mit der bloſen Hand ſo accurat nicht thun läſſet, ganz
unmerklich
ſortrucken und auf ein Haar ſtellen könne.
Endlich richtet man
ſo
wohl auf der beweglichen als unbeweglichen Regel bey dem Limbo des
Quadrantens
, dann auch in deſſen Mittelpuncte Cylindere von gleicher
Dicke
und Höhe, und zwar jeden 1 {1/2}.
Zoll dick und 2. Zoll hoch, als Abſe-
hen
gehörig an, und füget annoch den letzten zween Flügel mit zweyen Ab-
ſehen
, die um ſelbigen wie die Stücke bey P Q R S gar leicht zu erkennen
geben
, beweglich ſind, damit die Abſehen nach dem Auge des Beobach-
ters
, das hier in dem Mittelpuncte des Quadrantens ſeine Stelle haben
muß
, diſponiret werden mögen.
Alsdann wird dieſes Inſtrument auf eben
dergleichen
Geſtell, wie das bey dem vorhergehenden Sextanten iſt, ge-
ſtellet
, und vermöge der obbeſchriebenen Noß, indeme die Hülſe, die un-
ten
in der Mitten an dem kleinen Bogen bey O recht veſt angerichtet iſt,
auf
jene gefüget wird, auf alle Seiten hin beweglich, dann aber in der Lage
wie
es die Obſervation erfordert, mit einer Stellſchraube bey L ganz
unbeweglich
gemacht, davon bey deſſen Gebrauch ein mehrers gemeldet
wird
.
Von dem Gebrauche dieſer beeden Sextanten.
Zur Meſſung der Weiten in dem Himmel kann man den erſten Sextan-
ten
auf folgende Art gebrauchen:
Man richtet erſtlich das Inſtrument
gegen
die zween vorgegebene Sterne ſolchergeſtalten, daß deſſen Fläche in
der
Fläche, das durch beſagte Sterne von dem Limbo dieſes Quadran-
tens
zu gehen concipiret wird, vollkommen zu ſtehen komme, und zugleich
die
Abſehungslinie durch das unbewegliche Abſehen bey B an dem
833164Von der Zubereitung und dem Gebrauche der bey C auf den einen Stern zulaufe, alsdann ſtellet man den Sextan-
ten
in eine ſolche Lage bey der Stellſchraube in E veſt, endlich zielet der eine
Beobachter
immer durch das unbewegliche Abſehen auf den einen, der an-
dere
aber durch das bewegliche, auf den andern Stern, indem er die Re-
gel
ſo lang hin und her rucket, bis er ſelbigen dadurch ſiehet, accurat ab,
ſo
wird man auf dem eingetheilten Limbo die eigentliche Gröſſe der vorgege-
benen
Weite richtig finden.
Der zweyte Sextant wird von einem Beobachter bey den Diſtanzen
auf
dieſe Weiſe appliciret:
Man ſtellet erſtlich das Inſtrument alſo, daß
deſſen
Limbus gegen den Himmel zu, auf die vorgegebene Sterne, hinge-
gen
den Mittelpunct gegen das Aug des Beobachters gewendet ſeye, da-
mit
der ganze Sertant in der gehörigen Fläche richtig ſtehen möge, und
zugleich
das Abſehen der unbeweglichen Regel auf den einen Stern zugehe,
alsdann
ſtellet der Beobachter das Inſtrument mit der Schraube bey L
veſt
, daß es nicht aus ſolchen Stande komme, und zielet mit dem Auge ſo
wohl
durch das Abſehen zur rechten bey dem Cylinder C an dem Cylinder
bey
A auf den einen Stern erſtganz accurat als durch dasjenigezur linken Hand
bey
erſt beſagten Cylinder an dem Cylinder bey B, den man mit der Regel CB bey
vieler
Umdrehung der Schraube I K hin und her ſchieben und gar gut richten
kann
, auf den andern Stern ab, ſo wird auf dem eigentlichen Limbo zwi-
ſchen
B und A der verlangte Winkel der vorgegebenen Weite gar genau zu
haben
ſeyn.
Wann es gar zu langweilig und mühſam fället, die Winkel von gar
unterſchiedener
Gröſſe bey ſo vieler Umdrehung der obbemeldeten Schraube
IK
zu beſtimmen, ſo mag man die kleine Regel G H bey H in einer Hülſe an-
ordnen
und ſolche anbey mit einer Stellſchraube verſehen, damit man die
groſſe
Regel B C deſto leichter und geſchwinder hin und her ſchieben, und wie-
der
mit der Schraube unbeweglich halten möge, worauf man dann
erſt
vermöge der langen Schraube I K den verlangten Winkel ganz accurat
nimmt
.
Dieſes Inſtrument iſt auf den Reiſen bey ſich zu führen ſehr dien-
lich
, indeme es ſich ganz zerlegen und in einen engen Raum gar bequem pa-
cken
läſſet.
Von der Zubereitung und dem Gebrauche eines He-
velianiſchen
Octantens.
Gleichwie ein Sextant gegen dem Quadranten von gleichen Radio nach
obiger
Anmerkung, um ein zimliches lelchter zu tractiren, alſo iſt auch
deſto
mehr ein@ Octant, als die Helfte von jenem, deſto bequemer zu
834165allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. chen, dahero pfleget man auch dergleichen vor die Weiten, die nicht über
45
.
Grade gehen, und zwar um deſto gröſſer dann die andere Inſtrumen-
te
verfertigen zu laſſen.
Ein Exempel hiervon kann derjenige ſeyn, welchen
Herr
Hevel in dem VII.
Capitel ſeiner Machinæ cœleſtis vor 2. Beobachtere
vorgeſtellet
, allwo ſich der Radius auf 8.
Schuh erſtrecket, deſſen Con-
ſtruction
in folgenden beſtehet:
Man läſſet aus einer dichten Materie z. E.
von Metall zuförderſt eine lange Regel A B im Radio von 8. Schuhen, zu
äuſſerſt
aber an dem Ende bey B eine kleine von 1 {1/2}.
Schuh perpendikular
anordnen
, und auf dieſe zween Cylinder als Mittelpuncte zu zweyerley Bö-
11Tab. XIX.
Fig
. 3.
gen, vor zween Beobachtere, jeden in der Weite von der Mittellinie A B
an
, bey 6.
Zollen richten, damit man auch die kleinſten Weiten nur von
einigen
Minuten vermöge dieſes Inſtrumentes beſtimmen könne.
An das
andere
Ende der obbeſagten Regel füget man bey A die zween Bögen, die
zwar
mit einerley Bogen, jedoch aus zweyen Mittelpuncten beſchrieben
ſind
, da nemlich der eine bey F G ſeinen Mittelpunct in C, der andere aber
als
F H das ſeinige in D hat, alsdann machet man auf dieſen Bögen ſo
wohl
von den Linien E als F an, die ſo weit von der Mittellinie bey A, als
C
und D von eben derſelben bey B entfernet ſind, die gehörige Eintheilungen
gegen
G und H hinaus, daß auf einem jeden Bogen 22 {1/2}.
Grad zu ſinden
ſeyn
mögen, und derſiehet zugleich einen jeden von ſolchen mit einem beweg-
lichen
Abſeben, indeme daran unten ein Querſtück, wie die Figur bey L
und
M zu erkennen giebet, an den Bogen accurat in einer Fuge gehet.
Das
Geſtell
hierzu iſt mit demjenigen der Sextanten einerley, dahero dann auch,
was
oben hiervon gemeldet worden, gar wohl hieher appliciret werden
kann
.
Von dem Gebrauche des Octantens.
Erſtlich ſtellet einer von den beyden Beobachtern ſein Abſehen auf denAn-
fang
der Eintheilung in E, und der andere auf F, alsdann zielet einer von
ſelbigen
auf einen von den vorgegebenen Sternen ab, und richtet zugleich
des
Inſtruments Limbum gegen beyde Sterne accurat und veſt, ſo wird
der
andere durch das ſeinige, wofern die Weite E F mit e d in einer Gröſſe
iſt
, und der Octant ſonſt keinen Fehler hat, auch eben dieſen Stern, und
zwar
jeder an ſeinem correſpondirenden Cylinder, ſehen, darauf zielet ein
Beobachter
, wo die vorgegebene Weite nicht C D 22 {1/2}.
Grad übertrift, in-
deme
der Stand des beweglichen Abſehens verändert wird, durch dieſes
auf
den andern Stern ab, ſo wird man die verlangte Entfernung richtig
bekommen
, iſt aber die vorgegebene Weite gröſſer, ſo richtet der eine
das
Abſehen entweder auf einen gewiſſen Punct, oder beſſer auf
835166Von der Zubereitung und dem Gebrauche gewiſſen Grad, auf dem Limbo, und dann auf den Stern, der andere aber
rucket
ſein Abſehen ſo lang hin und her, bis er dadurch den andern Stern ac-
curat
ſehen könne;
ſo wird die Summe der beyden Bögen die verlangte
Gröſſe
in Graden, Minuten und Secunden vor die geſuchte Weite ganz
genau
zeigen.
Mit dieſem Inſtrumente mögen auch zween Beobachtere die
gar
kleine Weiten, wann ſie auch nur von etlichen Minuten, oder gar ei-
nigen
Secunden ſind, eben ſo wohl als ſonſt ein Beobachter mit dem Mi-
krometer
, beſtimmen, indeme jene allhier bey E und F noch ſo viel Platz übrig
hab@n
, daß ſie einander nicht hindern, welches ſich bey den ordinairen Qua-
dranten
und Sextanten ſonſten gar nicht thun läſſet.
Von der Zubereitung und dem Gebraucbe zweyer
andern
Inſtrumenten, die Herr Robert Hooke, verſchiedene
Weiten
in dem Himmel damit zu meſſen,
ausgeſonnen
.
Das erſte Inſtrument, wie es in den Hookiſchen Operibus poſthumis p. 502.
beſchrieben wird, beſtehet aus zween viereckichten Canälen, die man
am
ſicherſten aus einem Stuck, (damit ſie immer in einer gleichen Länge
bleiben
,) und am bequemſten von ungefehr 7.
Schuhen verfertigen laſſen
mag
.
Von ſolcher Gröſſe wollen wir hier die in der 4. Figur der XIX.
11Tab. XIX.
Fig
. 4.
Tabelle bey A B und C D vorgeſtellte Sehröhren zum Exempel ſupponiren, in
dieſen
werden unten bey B und D zwey gute Objectivgläſer von 6.
Schuhen
im
Brennpuncte, oben aber bey M und N zwey zimlich convexe Ocular-
gläſer
von einerley Brennpuncte angeordnet, dieſe Oculargläſer befinden
ſich
in einer runden Aushöhlung, darein man das Aug in der gehörigen
Weite
halten, und dabey von den Objectivgläſern, und zwar von jedem
von
6 {1/2}.
Schuhen gleich entfernet ſeyn kann. Hinter dieſen Oculargläſern
werden
in dem Brennpunct bey O und P zween Triangel von Meſſing, (wie
in
dem nahe dabey ſtehenden Quadranten zu ſehen) deren Spitzen in dem
Mittelpuncte
des ausgeſchnittenen Zirkels, dann aber in der Axe eines jeden
Sehrohrs
accurat ſtehen müſſen, angerichtet, dieſe Spitzen müſſen an ſtatt
der
Abſehen dienen;
Darauf ſüget man unten bey E beyde Sehröhren in ei-
ner
ſtarken Schlieſſung zuſammen, damit ſie im Auf-und Zuthun in einer
Fläche
bleiben, macht auf dem Sehrohr C D oben bey C ein Stück von Meſ-
ſing
in I Kveſt, und in die Rundung bey L ein kleines Loch, das von C ſo
weit
als E von D entfernet iſt, alsdann richtet man auch eben dergleichen
Stuck
oben auf dem Sehrohr AB zwiſchen T V an, auf dieſes aber ein an-
deres
, das gleichfalls bey dem andern L mit einem kleinen Loch als einem
Mittelpuncte
verſchen, und anbey in ſeiner Fuge F G hin und her
836167allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. lich iſt, jedoch auch vermöge der Stellſchraube bey M ganz unbeweglich ge-
macht
werden mag, ſolches dienet darzu, um die beyden Sehröhren in einen
rechten
parallelen Stand zu bringen, da man letztbemeldeten Mittelpunct
eben
ſo weit von A als E von B, wie auch eben dieſes von E um ſo viel als der
andere
Mittelpunct L von E abſtehet, entfernet.
Endlich werden in dieſen beyden Mittelpuncten LL zwo viereckichte
Zwingen
X und Z, jede mit einer Stellſchraube beweglich angerichtet, damit
man
dabey die lange meſſinge Stange Y Y nach Beſchaffenheit der Sache
in
dieſer oder jener Weite, veſt ſtellen könne.
Auf ſolche Stange muß man
alsdann
den Radium, als die Weite zwiſchen den Mittelpuncten L und E,
entweder
zu einer Linea Chordarum machen, oder wie noch beſſer iſt, dieſen
Radium
in 1000.
gleiche Theile, in welche er getheilet zu ſeyn ſupponiret
wird
, theilen, ſo wird man zwiſchen der Hülſe X und Z beſtimmten Raum,
der
ſich aus der Beobachtung ergiebet, indeme der eine Beobachter durch
er
Sehrohr A B, auf den einen Stern, der andere aber durch C D auf den
andern
accurat abzielet, nach denen darzwiſchen angewieſenen Theilen, den
eigentlichen
Winkel aus dem Canone Sinuum gar leicht finden, und alſo
das
Verlangte richtig darſtellen können.
Eben dieſer Autor lehret auch in obbeſagten Operibus poſthumis p. 503,
wie
dann auch nur ein einiger Beobachter die Weiten zweyer Sterne nach
der
von ihm inventirten Art gar richtig darthun könne, wir finden allhier
ſolche
in der 3.
Figur der XVII. Tabelle mit wenigen vorgeſtellet, in ſelbiger
11Tab.XVII.
Fig
. 3.
ſind E E und F F zwo lange Regeln die man ſo groß, als es beliebig iſt, ma-
chen
, und bey G in einer ſtarken Charniere gehen laſſen kann, davon der
Mittelpunct
in G iſt, auf dieſes lauffen die innere Seiten der Regeln ganz
accurat
.
Auf der innern Schneide der Regel F F wird ein kleines Sehrohr
mit
ſeinen gehörigen Gläſern ſolchergeſtalken beveſtiget, daß die Axe dieſes
Sehrohrs
in das an dieſer innern Seite perpendikular zu ſtehen concipirte
Planum
juſt falle.
In eben dem Sehrohr ſeye in 1 der Ort des Ocular-
glaſes
, in deſſen Brennpunet aber bey A, das Abſehen, ſo entweder wie obi-
ger
Triangel beſchaffen ſeyn kann, oder da zween Fäden in der Axe einan-
der
in geraden Winkeln durchſchneiden.
Auf der andern Regel EE wird an
den
innern Schneide an dem Mittelpuncte, ein ſchön polirtes plattes Stück
von
Glockenſpeiſe, ſo an ſtatt eines Spſegels dienet, indeme die gläſerne we-
gen
der doppelten Zuruckprallung der Strahlen hieher nicht wohl taugen,
mit
Schrauben bey D D alſo veſt angemacht, daß deſſen eine äuſſerſte Spitze
den
Mittelpunct G accurat berühret.
Endlich läſſet man an eben dieſer Regel
eine
groſſe Zwergregel bey H in einer Charniere, deren Mittelpunct ebenfalls
an
dem innern Theil dieſer Regel accurat ſtehet, anordnen und darauf die
Grade
und Minuten durch lauter Chorden nach dem Radio H G
837168Von der Zubereitung und dem Gebrauche oder man theilet ſolche Zwergregel bey eben dieſer Gröſſe des Radii in 1000.
oder 10000. gleiche Theile, wie man auf dem vorhergehenden Inſtrument
operiret
, und läſſet ſelbige unter der Regel F F in einer deweglichen Hülſe, die
ſo
weit von G abſtehen ſoll, als obbemeldeter Mittelpunct H davon entfernet
iſt
, durchlaufen, ſo wird man dann, nachdeme man zu erſt die zwo langen
Regeln
F F und E E auf einem ſchicklichen Geſtell ſolchergeſtalten gerichtet,
daß
ſie mit dem Plano, ſo durch des Beobachters Augen und die zween vor-
gegebene
Sterne gehet, eines ſehe, darauf in dieſer Lage durch das Seh-
rohr
auf den einen Stern accurat gezielet, und die andere Regel ſo weit ge-
öfnet
, biß der andere Stern aus dem metallenen Spiegel auch durch das
Sehrohr
geſehen wird, ja endlich ſelbige ſo weit aufgethan bis der Stern
von
E in G gelanget und dann verſchwunden, da er alsdann mit der Schnei-
de
E E in einer geraden Linie, wie es ſeyn ſoll, zu ſtehen kommet, ſo wird
man
, ſage ich, bey ſolcher Stellung, endlich auf der Zwergregel zwiſchen
H
und I aus denen darauf angeordneten Theilen die geſuchte Grade und
deren
kleine Theile gar leicht finden können, alſo daß dieſes Inſtrument auch
zu
mehrern Gebrauche gar dienlich ſeyn kann.
Bey dieſen in gegenwärtigen Capitel beſchriebenen Inſtrumenten die-
net
endlich auch noch wohl zu bemerken, daß unter allen Stücken, die bey
Verfertigung
ſolcher Inſtrumenten müſſen angebracht werden, nichts ſchwe-
res
, dann eine richtige Eintheilung derſelben ſeye, dahero dann rathſamer
iſt
, daß ſelbige vielmehr von einem im Theilen geübten Aſtronomen, als einem
Mechanico
vorgenommen werde, indeme eine ſonderbare Accurateſſe und
groſſer
Fleiß allhier zu gebrauchen:
In Anſehung ſolcher beykommenden
Difficultäten
hat Herr Hooke bey der Eintheilung der Grade durch lauter
Transverſallinien
, (von dergleichen Theilung auch oben in der mathemati-
ſchen
Werkſchule p.
211. gemeldet worden) in kleinere, ein Compendium
geſuchet
, welches er ein Compendium der Diagonaleintheilung genennet, da
er
nemlich nur auf ein Stuck von einem gar dünnen und auf beyden Setten
hohl
geſchliffenen Spiegelglaß ſo groß, daß man nach der Breite den Lim-
bum
der Quadranten, nach der Länge hingegen 3.
Grade damit bedecken
kunte
, auf das accurateſte mit einer zarten Diamantſpitze die Eintheilung
von
einem Grade nach denen Transverſallinien vornahm, da man dann ſolch
Glaß
nur auf jeden vorgegebenen Grad ſchieben müſte, ſo vermogte man
dann
auf ſolche Weiſe mit der Eintheilung eines einigen Grades ſo viel zu
leiſten
, was man mit vieler verdrüßlichen Reiteratur und groſſer Arbeit ſon-
ſten
vorzuſtellen hatte, dabey ſich auch gar leicht eine und die andere Fehler
eingefunden
hätten, gleichwie dieſes auch einem Wohlgeübten gar leicht be-
gegnen
kann.
Ein Exempel hiervon erzehlet Hr. Caßini, wie die Journeaux
des
Scavans des 1704ten Jahrs bezeugen daß ein gar geſchickter und ſonſten
im
Theilen wohl geübter Mechanicus, le Bas genannt, da er Jhme
838169allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Quadranten im Radio von dreyen Schuhen eintheilen müſte, die Eintheilung
hierzu
, da er die vorhergehenden, wegen eines Fehlers, zum zweytenmal aus-
geſchliffen
, zum drittenmal vorgenommen, ſo daß man ſich demnach eines
und
des andern Compendii um viele Eintheilungen zu erſpahren, bey derglei-
chen
Inſtrumenten gar wohl bedienen kann.
Das ſtebenzehende Capitel.
Von zweyen beſondern aſtronomiſchen Inſtrumenten
des
Däniſchen Staatsraths, Herrn
Olai
Römers.
Nachdeme die heutige Beſörderer der Aſtronomie bey der Application
der
aſtronomiſchen Sehröhren an die Quadranten ſattſam verſpüh-
ret
, daß dardurch der Aſtronomie eine groſſe Aufnahm und viele@
Nutzen
zuwachſe, indeme man durch ſolches Hülfsmittel auch bey Tage,
ſo
gar um den Mittag nicht ſowohl die Planeten als Fixſterne von den drey
erſten
Gröſſen, wie dieſes abſonderlich der ältere Herr de la Hire viele Jah-
re
lang in Paris gar glücklich practiciret, ſo daß er dabey ſeine Tabulas
Ludovicianas
deſto eher und richtiger zu Stande hat bringen können, (wie
oben
auch gemeldet wo@den) zu obſerviren, und mit Zuziehung der Perpen-
dikeluhren
die Differentias Aſcenſionum bey der Sonne und denen Plane-
ten
in Anſehung der Fixſterne ganz accurat zu beſtimmen vermag, ſo iſt dar-
auf
Herr Olaus Römer, als er ſich letztens immer in Coppenhagen ſeiner wich-
tigen
Functionen halber aufgehalten, auf die Gedanken gekommen, wie man
vermöge
eines beſondern Inſtruments, gar bald, und doch accurat, jede
Declinationes
und Aſcenſiones rectas ſo wohl der Fixſterne von obbeſagten
Gröſſen
, als auch der Planeten ebenfalls bey Tage finden könne, zu dem Ende
hat
er auch daſelbſten nach ſeiner Invention zwey Inſtrumente, eines auf der
Sternwarte
, das ganz univerſal und zu jeden Zeitpuncte applicable iſt,
das
andere in ſeiner Bewohnung, ſo ſpeciäler, und nur zu der Zeit ge-
braucht
wird, wann ein Fixſtern oder Planet culminiret, aufrichten laſſen,
mit
welchen er nach ſeiner Abſicht viel Gutes geleiſtet, abſonderlich iſt er
An
.
1706. gar glücklich geweſen, daß er mit dieſem univerſelen Inſtru-
ment
von dem 20.
October um 4. Uhr Nachmittag an, biß den 23. ejusd.
um 6. Uhr Nachmittag, da inzwiſchen das ſchönſte Wetter, das man ſich
hätte
wünſchen können, geweſen, die Aſcenſiones rectas und Declinationes
vieler
Fixſterne und Planeten auf alle ganze und halbe Stunden beſtim-
met
, welches Unternehmen belobter Herr Rath Römer ſein Triduum
839170Von der Zubereitung und dem Gebrauche nennet, dergleichen man ſonſten nirgend finden wird. Die Structur die-
ſer
beyden Inſtrumenten hat mir vor kurzen ein ſonderbarer Liebhaber der
Aſtronomie
, und ſehr werther Freund, Herr J.
S. S. der ſelbige, als er
ſich
Anno 1707.
in Coppenhagen befunden, abgezeichnet, communici-
ket
, die ich nun auch in einem Abriſſe curieuſen Liebhabern mitzuthei-
len
, und was ſo woi ihre Zubereitung als den Gebrauch anlanget, zu be-
ſchreiben
bey gegenwärtiger Gelegenheit nicht unterlaſſen kann.
Von der Zubereitung des uniderſalen
Inſtruments
.
Das Hauptſtück dieſes Inſtruments beſtehet in einem ſtarken und breiten
Zirkel
von Metall, der im Durchmeſſer 5.
und mehr Schuh groß iſt,
11Tab. XX.
Fig
. 1.
und auf vier eiſernen Füſſen ruhet, von denen zween als O S, Q V nſe-
drig
, und nur 3.
Schuh hoch ſind, die andere zween aber, P T und R X
um
ſo viel höher dann die vorhergehende werden, je gröſſer dle Erhöhung
des
Aequators an dieſem oder jenem Orte ſich ereignet, dann der Zirkel je-
derzeit
alſo ſtehen muß, daß er mit der Fläche des Aequators vollkommen
übereintreffe
.
Zu dieſer Accurateſſe muß abſonderlich contribuiren, ſo man
unten
an die Füſſe, wie in dem vorhergehenden Capitel bey dem Hevelia-
niſchen
Quadranten gelehret worden, lange Stellſchrauben rich@et, und an-
beyidie
durch den Mittelpunct C des Zirkels auf die Regel A B laufende Li-
nie
in das Planum des Meridians ſtellet.
Aus erſtbeſagten Mittelpuncte
gehet
etliche Schuh hoch eine dicke Axe ſenkrecht heraus, die unten in dem
Mittelpuncte
um ſich beweglich iſt, oben aber in eine groſſe Gabel ſich en-
diget
, dieſe Axe wird auf dem Zirkel beſtändig in einem perpendikularen
Stande
erhalten, indeme man ſolche bey E durch ein Stuck, das in der
Mitte
ein rundes Loch, ſo dick die Axe iſt, hat, und auf vier krummen ei-
ſernen
Stangen ruhet, gehen läſſet, zu äuſſerſt der erſtbemeldeten Gabel
iſt
eine andere Axe in den Auskerbungen bey F und G beweglich, und mit
der
andern jederzeit perpendikular, mitten an dieſer wird bey M ein kleiner
Canal
von Eiſen recht perpendikular angerichtet, in welchem ein aſtronomi-
ſches
Sehrohr K L, das inwendig mit Fäden creutzweis verſehen, alſo be-
veſtiget
iſt, daß, ſo der Zirkel zuvor auf den Aequator zu, accurat gerich-
tet
wird, und dann das Sehrohr mit jenen purallel laufet, die Durch-
ſchnitte
der Creutzfäden durch das Sehrohr ebenfalls auf den Aequator ganz
accurat
treffen, hingegen aber zu Ende dieſer Axe ſo wol bey F als G ein
langer
Zeiger angeordnet, deren jeder auf einem halben Zirkel, und zwar,
ſo
das Sehrohr auf den Aequator zu, accurat gewendet iſt, den Anfang
der
Eintheilung in der Mitte des Inſtruments bey I und H auf
840171allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. Seiten hinaus, auſſerhalb aber dem I und H auf den Eintheilungen, di,
Abweichung
eines jeden Sterns, ſie mag gleich mittägig oder mitternäch-
tig
ſeyn, richtig zeige;
noch einen Zeiger muß man auch unten an der gröſ-
ſern
Axe bey C, dem Mittelpuncte des Zirkels ſo anrichten, daß er mit dem
Sehrohr
jederzeit in einer ſenkrechten Fläche ſtehe, und nachdeme das
Sehrohr
von der Mittagsfläche ab, auf einen Stern geleitet wird, zugleich
auf
dem eingetheilten Rand des Zirkels des Abſtands deſſelben von dem
Mittage
in dem Aequator, und endlich die gerade Aufſteigung zu erkennen
gebe
, gleichwie in dem ſolgenden bey dem Gebrauche mit mehrern darge-
than
werden ſoll.
Von dem Gebrauche dieſes Inſtruments.
Man rectificiret erſtlich den Zirkel, daß ſo wol deſſen Limbus ganz accu-
rat
gegen dem Aequator zugehe, als die Linie A B der dlametralen Re-
gel
in der Fläche des Mittags nett zu ſtehen kommen, alles mit Beyhülfe
obbeſagter
Stellſchraube, alsdann richtet man das Sehrohr K L alſo, daß
es
mit der Linie A B, parallel, und zugleich der Zeiger F I in I, der Zeiger
G
H aber in H zu Anfang der Theilung auf beyden halben Zirkeln ſich befin-
de
, nachdeme nun das Inſtrument in ſeinem richtigen Stande iſt, muß man
alsdann
, ſo man einen gewiſſen Stern, es ſeye gleich ein Planet oder Fix-
ſtern
, von den drey erſten Gröſſen, bey Tag zu jederzeit, dann aber zugleich
deſſen
gerade Aufſteigung und die Abweichung zu finden verlanget, entwe-
der
auf dem Globo, oder ſo man es gar genau wiſſen muß, durch die Be-
rechnung
den Augenblick zu beſtimmen, wann er in den Mittag kommet,
ſolche
Zeit, wofern ſie noch Vormittag ſich ereignet, von der Zeit des Mit-
tags
abziehen, ſo ſie aber Nachmittag fället, alſo laſſen, und dieſe oder die
obige
Differenz in die Grade und Minuten des Aequators verwandeln,
ferner
dieſc äquatorialiſche Theile, ſo der Stern noch Vormittag beobach-
tet
werden ſoll, von B an gegen P, ſo es aber erſt Nachmittag geſchiehet,
von
B gegen R auf dem Zirkel bemerken, und den Zeiger C D, in ſolchen von
der
Mittagslinie angenommenen Weite, darauf veſt ſtellen, endlich aus
dem
Globo, oder noch genäuer, bey den Fixis aus den Tabb.
Declinatlo-
num
, oder bey den Planeten aus denen Ephemeriden die Declination
herh@hlen
, ſelbige auf den zween halben Zirkeln von I und H an, gegen die-
jenige
Seiten nehmen, welche die Abweichung, weil ſie entweder mittägig
oder
mitternächtig iſt, erfordert, und dann beyde Zeiger F I und G H darauf
ſtellen
, ſo wird man durch das Sehrohr den verlangten Stern ſehen, und
ſollte
er auch ganz genau bey der Sonne ſtehen, gleichwie Herr Römer
ſelbſten
den Merkur gar oſt um den Mittag in den Abſtand von der
841172Von der Zubereitung und dem Gebrauche ne nur um 11. Minuten beobaehtet, ſo man nun die Durchſchnitte der in dem
Sehrohr
enthaltenen Creutzfäden auf den vorgegebenen Stern genau richtet,
wird
man alsdann deſſelben beobachtete Abweichung auf beyden eingetheilten
halben
Zirkeln, welche bemeldeter Herr Römer gar accurat und ſo ſubril
getheilet
, da er um die Theilungen recht zu unterſcheiden, allezeit etliche Ver-
gröſſerungsgläſer
darzu gebrauchet, auſ dem gröſſern Zirkel aber die be-
obachtete
Differenz der geraden Aufſteigung zwiſchen der Sonne und dem
Stern
, und demnach auch deſſen gerade Auſſteigung richtig erlangen,
daß
demnach, gleichwie ſonſten durch die Teleſcopiſchen Quadranten, und
eine
Perpendikeluhr ſo wol die Abweichung als gerade Aufſteigung bekannt
wird
, hier ſolche auf gegenwärtigem Inſtrumente, wofern dieſes ſeinen
Stand
ſo accurat gegen den Aequator zu, wie jenes gegen dem Horizont,
und
gar accurate Eintheilungen hat, gar bald und ohne viele Mühe gefun-
den
werden, und demnach mit dieſem mehr als mit einem andern zu leiſten
ſey
.
Von der Zubereitung des derrn Rath Römers
varticularen
Inſtrument.
Die Zubereitung dieſes Inſtruments, welches der Herr Beſitzer in elnem
ſeiner
Wohnzimmer an einem Fenſter, ſo juſt gegen Mittag zu gewen-
11Tab. XX.
Fig
. 2.
det geweſen, gerichtet, beſtehet in folgenden:
Man macht erſtlich eine eiſer-
ne
Stange als eine Axe an beyden Wänden eines Fenſters, ſo gegen die
mittäglge
Seite zu ſtehet, in d und f beweglich, und bringet ſie dabey in den
Stand
, daß ſie die Mittagslinie winkelrecht durchſchneidet, ſerner läſſet
man
eben dieſe Stange wiederum mit einem Canal von Eiſen, wie bey den
vorhergehenden
Inſtrument, in den man das Sehrohr I m füget, dann aber
mit
einem langen Zeiger a b von etlichen Schuhen verſehen, ſo daß, indeme
das
Sehröhr gegen den Aequator zu geſtellet worden, der Zeiger über das
Fenſter
hinab mit dem Horizont faſt ſenkrecht zu ſtehen komme, und einen
Platz
zur Bewegung habe.
Mit dieſem Zeiger als einem Radio beſchreibet
man
einen Bogen von einem halben Zirkel, machet ſolchen unter dem Fenſter
mit
etlichen Strebeiſen bey e in der Entfernung von der obigen Stange
um
eben dieſem Radio in derjenigen Stellung veſt, daß die Zeigerſpitze im-
mer
auf die Mitte des Limbi treffen möge, und theilet ſelbigen von dem
Punct
an, den der lange Zeiger, wann das Sehrohr in den Aequator zu
läufet
, zu erkennen gieber, auf beyde Seiten hinaus ſo vollkommen und ſubtil
als
möglich iſt.
Endlich ordnet man zwiſchen das Sehrohr und dem Zei-
ger
noch eine andere Stange g h mit einer Handhebe bey i, an, dabey man
die
ganze Maſchine in der Stellung, die man verlanget,
842173allerhand aſtronomilcher Inſtrumenten. kann, wovon bey dem Gebrauche des Inſtruments ein mehrers gelehre@
wird
.
Von dem Gebrauche dieſes particularen
Inſtruments
.
Man verbeſſert erſtlich, wie oben, das Sehrohr, alſo, daß ſo der Zeiger
zu
Anfang der Theilung in b geſtellet und das Inſtrument bey der
Handhebe
i h ſtät und unbeweglich gehalten wird, die Durchſchnitte der
Fäden
in dem Sehrohr in den Aequator laufen, nachdem muß man die
Zeit
, wann der vorgegebene Stern in den Meridian gelanget, durch die Be-
rechnung
auch deſſen Abweichung finden, gegen ſolche Zeit die gefundene
Abweichung
auf dem untern Bogen gehörig nehmen, den Zeiger darauf
richten
, und dann, indeme man das Inſtrument immer in dieſem Stande
bey
der Handhebe beweglich hält, wohl acht haben bis der Stern in das
Sehrohr
an die Interſection der Fäden gelanget, ſo wird man alsdann erſt
die
eigentliche Abweichung bekommen, die gerade Aufſteigung von ſelbigen
kann
man bey einer accurat geſtellten Perpendikeluhr aus dem Unterſchiede
der
Zeit, die ſich zwiſchen der Culmination der Sonne und des Sterns ergie-
bet
, endlich auch richtig erlangen.
Das achtzehende Capitel.
Von noch etlichen Inſtrumenten, die bey der Sonne
zum
Beobachten gebraucht werden.
Es haben die alten Aſtronomen um die Höhen der Sonne zu jeder ge-
gebenen
Zeit zu erfahren, unter andern Inſtrumenten auch gewiſſer
aſtronomiſcher
Zeiger, die ſie Gnomones genennet, ſich zu bedienen
im
Gebrauche gehabt, da man nemlich die Höhe von jener aus dem Schat-
ten
der auf einer horizontalen Fläche perpendikular ſtehenden groſſen Stan-
ge
als eines von bemeldeten Zeigern eigentlich beſtimmet, gleichwie die Ob-
ſervationes
ſolares des Hipparchi und Pytheä, welche jener zu Conſtanti-
nopel
ſo ehedeſſen Bizantium genennet worden, dieſer aber zu Maſſilien in
Frankreich
ſchon lang vor Chriſti Geburt gehalten.
Dieſe Crfindung hat
Anlaß
gegeben, daß man hernach ſo wohl noch vor langen als denen neuern
Zeiten
an ſtatt ſolcher Stangen hohe ſenkrechte Mauern, von groſſen Ge-
bäuden
, in welchen die Strahlen der Sonne oben durch ein enges
843174Von der Zubereitung und dem Gebrauche hinab auf einen horizontal-liegenden Boden und zwar auf eine accurat ge-
zogene
und dabey nach der perpendicularen Höhe des beſagten Loches von dem
Boden
, als nach dem Radio eingetheilten Mittagslinie fallen, angeordnet,
da
man dann an ſtatt des äuſſerſten Puncts von dem Schatten der Zeiger-
ſpitze
bey dem Mittel der auf dem Boden ſich ergebenden hellen Ovalfigur
der
Sonne den Tangenten von dem Complemento der angegebenen Son-
nenhöhe
, und demnach den verlangten Winkel von der eigentlichen Mit-
tagsböhe
der Sonne auf der Mittagslinie hat finden können, gleichwie aus
der
figürlichen Vorſtellung ein mehrers hiervon, in der 3.
Figur der X.
Tabelle erſehen werden kann, allwo die Linie A C die Höhe der Mauer, C
11Tabula X.
Fig
. 3.
das Loch, durch welches die Strahlen fallen, A B die getheilte Mittagsli-
nie
, auf welche die verlangte Winkel der Höhen bey lauter Tangenten ge-
ſuchet
werden, vorſtellet.
Auf dergleichen Art lieſſe am erſten Ignatius Dan-
tes
ein Proſeſſor Aſtronomiä in Bononien, Anno 1575.
allda in der Kirche
des
heiligen Petronii einen gar groſſen Gnomonem, dazu die bald darauf vor-
zunehmende
Correction des gregorianiſchen Calenders Anlaßgab, anrichten,
deſſen
er ſich hernach eine gergume Zeit zu dieſer wichtigen Affaire mit vie-
len
Nutzen bedienet:
faſt 80. Jahr hernach, nemlich Anno 1653, als eben
dieſe
Kirche um ein merkliches erweitert wurde, geriethe Herr Caßini als
damahliger
Profeſſor Aſtronomiä auf die Gedanken, wie man noch einen
gröſſern
und accuratern Gnomonem, dann des Dantis geweſen, darinnen
darſtellen
könnte, weiches er auch bald darauf auf Vergünſtigung der Obern
gar
glücklich zu Stande gebracht, als da er allda in das Kirchendach ein
horizontal
ſtehendes rundes Loch im Durchmeſſer von einem Zoll in der per-
pendicularen
Weite von der horizontalen Fläche ab, von 1000.
Zollen oder
bey
83.
Schuben als einem Radio machen lieſe, durch welches die Son-
nenſtrahlen
gegen den mit Marmor belegten ſehr gleichen Boden auf der
Mittagslinie
die 210.
Schuh lang war, fielen, und dann bey richtiger Ein-
theilung
dieſer Linie nach den Tangenten die Winkel der Sonnenhöhen zu
erkennen
gaben, dadurch er die Theoriam motus ſolaris in einen gar guten
Stand
geſetzet, und ſonſten viel nützliches in der Aſtronomie damit geleiſtet.
Vald nach dem Anfang dieſes laufenden Seculi lieſe der damahlige Pabſt
durch
Beyhülſe zweyer vortrefflichen Aſtronomen, als Mr.
Bianchini und
Maraldi
, zum Nutzen des Calenders in Rom einen groſſen Gnomonem auf-
richten
, welcher noch gröſſer als derjenige, den Pabſt Gregorius der XIII.

ebenſalls
zur Verbeſſerung des Calenders in dem Vatikan aufzuſtellen, be-
fohlen
, auf gleiche Manier anordnen, und zum Andenken dabey eine Me-
daille
ſchlagen.
Faſt um gleiche Zeit lieſe Mr. Nonnet zu Tours, und P.
Heinrich
in Breßlau, dergleichen Werke in einem Kirchgebäude wohl zu
Stande
bringen, da jener Gnomon 37, dieſer aber 35.
Schuh hoch wor-
den
.
Bey dieſer und dergleichen Art zu obſerviren, mag man hier gar wohl
beybringen
, wie nemlich, ob es anfänglich das Anſehen hat, daß, je
844175allerhand aſtronomiſcher Inſtrumenten. ein ſolcher Gnomon iſt, je genäuer auch die Sonnenhöhe nach dem gehörigen
Winkel
ausgemeſſen werden könne, dieſes von keiner allzu groſſen Richtig-
keit
ſeye, indeme ſich alsdann die Geſtalt der Sonne, je gröſſer der Gno-
mon
iſt, je undeutlicher terminiret, und demnach die Accurateſſe deſto zwei-
felhafter
wird.
Dieſer Unrichtigkeit haben einige durch ein gewiſſes Mit-
tel
hernach abzuhelſen, getrachtet, da man in die kleine Oefnung der Mau-
nen
ein Objectivglaß von einem langen Brennpunct appliciret, und gegen
über
in der Entfernung ſolches Brennpuncts die dabey gar ſchön terminirte
Geſtalt
der Sonne, wie dieſes ſich auch bey den längſten Brennpuncten er-
giebet
, auf einer mit dem Objectivglaß parallel lauſenden Fläche ercipiret
hatte
, ſo daß man hernach bey einer neuen angeſtellten Operation aus dem
bekannten
Lehrſatz, daß die ähnlichen Dreyecke um ihre gleiche Winkel pro-
portionirte
Seiten haben, den verlangten Winkel um deſto richtiger zu be-
ſtimmen
vermogte.
Wollte man aber die Sonnenhöhen, wann ſolche zu-
weilen
eben nicht ſo gar genau zu wiſſen ſind, zu einer vorgegebenen Zeit un-
gefehr
, jedoch ganz behende erlernen, kann man ſich eines andern und zwar
ganz
kleinen Gnomonis, wie dergleichen einer in der 2.
Figur der X. Ta-
11Tag. X.
Fig
. 2.
belle anzutreffen iſt, bedienen, da man nemlich, indeme eine eiſerne Stan-
ge
A B recht perpendikular auf dem Horizont veſt geſtellet und eine um A be-
wegliche
Zwergſtange A C gegen die Sonne gerichtet wird, bey dem Schat-
ten
eines bey C horizontal ſtehenden kleinen Bogens auf der nach den Tan-
genten
in die Grade eingetheilten Stange AB die geſuchte Höhe überkom-
men
wird.
Endlich haben wir auch noch zum Beſchluß etwas von denenjenigen
Inſtrumenten
zu melden, mit deren Beyhülfe man die Sonnenfinſterniſſe,
und
dann andere Himmelsbegebenheiten, die ſich bey der Sonne ergeben,
als
die Maculn, den Merkur, und die Venus, wann ſie unter derſelben
durchgehen
, gar richtig vorzuſtellen pfleget.
Allhier iſt vor allen andern die
Maſchine
des Herrn Hevels, wie er ſie in ſeinen Werken beſchrieben, dann
aber
diejenige des weitberühmten Aſtronomi, Herrn Joh.
Heinr. Hof-
manns
in Berlin, wie ſolche Herr Roſt, nebſt der vorhergehenden, jedoch
in
etwas verändert, in ſeinem aſtronomiſchen Handbuche p.
363. 364. a. an-
zeiget
, billig zu recommendiren, und allda weiter zu beſehen:
wo aber die
Gelegenheit
des Orts nicht zuläſſet, daß man die ganze Beobachtung auf
einer
von beyden Maſchinen in einem verfinſterten Zimmer, wegen der öfters
entgegen
ſtehenden Gebäuden, die eine Hinderniß nach der andern geben
können
, nicht ununterbrochen halten kann, ſo muß man dann in ſolchem Fall
eine
andere Structur von dergleichen Maſchine vor die Hand nchmen, damit
ſie
unter dem ſreyen Himmel überall gebraucht werden könnte;
Eine derglei-
chen
Maſchine habe ich vor wenigen Jahren in den Actis Nat.
Curioſorum der
III
.
und IV. Cent. p. 133. vorgezeiget, die auch in dem obbeſagten
845176Von der Zubereitung und dem Gebrauche a. Handbuche p. 362. beſchrieben, und verzeichnet zu finden, mit deren Hülfe
man
, wann die Figur der Sonne durch das Sehrohr, ſo durch den Verti-
cem
eines groſſen blechernen Kegels gehet, auf die Baſin dieſes Kegels, die
aus
einem mattgeſchliffenen Glaß beſtehet, ſcharf projiciret wird, auf denen
aus
einem Mittelpuncte beſchriebenen Zirkeln, ſie mögen gleich in gleichen
Weiten
, wie man ſonſten ordentlich zu thun pfleget, oder, wie ich allda nicht
ohne
Grund erinnert, in ungleichen Weiten mit der Dinte gezogen ſeyn,
obbeſagte
Himmelsbegebenheiten gar richtig beſtimmen kann.
Dieſer kom-
met
eine andere ſehr genau bey, die Herr M.
Leutmann in ſeinen Anmerkun-
gen
vom Glaßſchleifen p.
63. gegeben, da er an ſtatt des auf dem Glaß matt
geſchliffenen
Grundes, allhier den Grund auf einem ganz hellen und durch-
11Tab. XX.
Fig
. 3.
ſichtigen Spiegelglaß mit einem zarten Papier vermöge des Venetianiſchen
Terpentins
macht, auf daß man hernach eben ſo wol die gehörige Circulos
concentricos
mit der Dinte beſchreiben, und dann die Geſtalt der Sonne,
wie
in der vorigen Maſchine, werffen kann, gleichwie aus der 3.
Figur der
XX
.
Tabelle mit mehrern zu ſehen. Dieſes Inſtrument hat noch dieſes
zum
voraus, daß bey c ein kleiner Quadrant mit angeordnet iſt, dabe@
man
, ſo die ganze Maſchination auf ein bequemes Geſtell gerichtet worden,
bey
jeder Sonnenbeobachtung auch die Höhe der Sonne nach Verlangen
zugleich
mit andeuten kann, und zwar dieſes von dem An.
fang einer Beobachtung biß zu dem
ERDE.
370[Figure 370]
846
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847371[Figure 371]anhang.
TAB
. I.
Fig. 1
C A H D
372[Figure 372]Fig. 2.M T S O P Q V N373[Figure 373]Fig. 5B F G D C E A374[Figure 374]Fig. 3.B C D E A375[Figure 375]Fig. 4A B C376[Figure 376]Fig. 6.H N X B E Z K F R M G377[Figure 377]Fig. 7
848
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849
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850378[Figure 378]TAB. II.
anhang.
Fig. 1.
A B H C D E F G
379[Figure 379]Fig. 2.B G D S T K V A C F380[Figure 380]Fig. 3.B C T S F E V A D381[Figure 381]Fig. 4.382[Figure 382]Fig. 5.B C b c a A383[Figure 383]Fig 6C c c a b o384[Figure 384]Fig 7A B a b a b C D c d c d
851
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852
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853385[Figure 385]Anhang. TAB: III
Fig. 1.
B A C
386[Figure 386]Fig. 2.B b c d A D387[Figure 387]Fig. 3.B b d d e D E A388[Figure 388]Fig. 4.B C G b c D g A d f e F E389[Figure 389]Fig. 5.C D E I F G H a b A B390[Figure 390]Fig. 6.E f e d c d c g a b a b d c D F d c C a b G c a b B A
854
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855
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856391[Figure 391]Anhang. TAB: IV
Fig. 1.
A B T R C D
392[Figure 392]Fig. 2.G L M I K E393[Figure 393]Fig. 3.394[Figure 394]Fig. 4.395[Figure 395]Fig. 5.A P D D B R F C396[Figure 396]Fig. 6.N H H T G G M L K397[Figure 397]Fig. 7.O P E G F C D L M N K H R Q R
857
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858
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859398[Figure 398]Anhang. TAB: IV
Fig. 1.
I H A B F Q L P S R O T N M K V D e
399[Figure 399]Fig. 2.400[Figure 400]Fig. 3.P M N E d A G H B a D C b L
860
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861
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862401[Figure 401]Anhang. TAB: VII
Fig. 1.
A B E G F C D
402[Figure 402]Fig. 2.A B403[Figure 403]Fig. 3.A C D B404[Figure 404]Fig. 4.A B C D
863
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864
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865405[Figure 405]Anhang. TAB: VIII
Fig. 1.
S C N S b b a a M N O O b O a Q A B b I a P H H O V O T T S S G G E F D
406[Figure 406]Fig. 2.H K I L M G B F O N A C P E D407[Figure 407]Fig. 3.A B F C E D408[Figure 408]Fig. 4.409[Figure 409]Fig. 5.D A B N L G C E H H F
866
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867
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868410[Figure 410]TAB.IX
Fig. 1
A C L D B I H E F G
411[Figure 411]Fig. 2F412[Figure 412]Fig. 2A B E G C D413[Figure 413]Fig. 3.C L R N D F B A P E G
869
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870
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871414[Figure 414]TAB. X.
Fig. 2
m n
415[Figure 415]Fig. 1A B m P e f q C D416[Figure 416]Fig. 3A A B H H G C D G F C E
872
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873
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874417[Figure 417]TAB.XI.
Fig 1
A F B H G D
418[Figure 418]Fig. 2C B F D E A419[Figure 419]Fig. 3D A B C420[Figure 420]Fig. 4M B C D E F G A421[Figure 421]Fig. 5.F G K H R M E V T C A N B Q G L I O D422[Figure 422]Fig. 6.C L G A E F D M H B I423[Figure 423]Fig. 7A C B D E G F H I L K M
875
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876
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877424[Figure 424]TAB.XII.
Fig. 1.
A B E F C D G H K
425[Figure 425]Fig. 2.A F C G D E B426[Figure 426]Fig. 3.A G B F C D E D H427[Figure 427]Fig. 5.428[Figure 428]Fig. 6.429[Figure 429]Fig. 4B A C E D430[Figure 430]Fig. 7.A F C B E G G D431[Figure 431]Fig. 8A B F C E D G432[Figure 432]Fig. 9A D B C D E433[Figure 433]Fig. 10F H C D O B E G434[Figure 434]Fig. 11.A C D C
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