Max Planck Institute for the History of Science

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte

























































Document link:

http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de/ECHOdocuView

?url=

4. Über den Einflu
der Schwerkraft auf dieAusbreitung des Lichtes;
von A. Einstein.

----------

Die Frage, ob die Ausbreitung des Lichtes durch die
Schwere
beinflußt wird, habe ich schon an einer vor 3 Jahren
erschienenen
Abhandlung zu beantworten gesucht.1) Ich komme
auf
dies Thema wieder zurück, weil mich meine damalige
Darstellung
des Gegenstandes nicht befriedigt, noch mehr
aber
, weil ich nun nachträglich einsehe, daß eine der wichtigsten
Konsequenzen
jener Betrachtung der experimentellen Prüfung
zugänglich
ist. Es ergibt sich nämlich, daß Lichtstrahlen, die
in
der Nähe der Sonne vorbeigehen, durch das Gravitationsfeld
derselben
nach der vorzubringenden Theorie eine Ablenkung
erfahren
, so daß eine scheinbare Vergrößerung des Winkel-
abstandes
eines nahe an der Sonne erscheinenden Fixsternes
von
dieser im Betrage von fast einer Bogensekunde

Es haben sich bei der Durchführung der Überlegungen
auch
noch weitere Resultate ergeben, die sich auf die Gravi-
tation
beziehen. Da aber die Darlegung der ganzen Be-
trachtung
ziemlich unübersichtlich würde, sollen im folgenden
nur
einige ganz elementare Überlegungen gegeben werden, aus
denen
man sich bequem über die Voraussetzungen und den
Gedankengang
der Theorie orientieren kann. Die hier ab-
geleiteten
Beziehungen sind, auch wenn die theoretische Grund-
lage
zutrifft, nur in erster Näherung

§ 1. Hypothese über die physikalische Natur
des
Gravitationsfeldes.

In einem homogenen Schwerefeld (Schwerebeschleunigung )
befinde
sich ein ruhendes Koordinatensystem K, das so orien-
tiert
sei, daß die Kraftlinien des Schwerefeldes in Richtung

1) A. Einstein, Jahrb. f. Radioakt. n. Elektronik IV. 4.

der negativen z-Achse verlaufen. In einem von Gravitations-
feldern
freien Raume befinde sich ein zweites Koordinaten-
system
K', das in Richtung seiner z-Achse eine
gleichförmig
beschleunigte Bewegung (Beschleunigung ) aus-
führe
. Um die Betrachtung nicht unnütz zu komplizieren,
sehen
wir dabei von der Relativitätstheorie vorläufig ab, be-
trachten
also beide Systeme nach der gewohnten Kinematik
und
in denselben stattfindende Bewegungen nach der gewöhn-
lichen

Relativ zu K, sowie relativ zu K', bewegen sich materielle
Punkte
, die der Einwirkung anderer materieller Punkte nicht
unterliegen
, nach den

Dies folgt für das beschleunigte System K' direkt aus dem
Galileischen
Prinzip, für das in einem homogenen Gravi-
tationsfeld
ruhende System K aber aus der Erfahrung, daß
in
einem solchen Felde alle Körper gleich stark und gleich-
mäßig
beschleunigt werden. Diese Erfahrung vom gleichen
Fallen
aller Körper im Gravitationsfelde ist eine der all-
gemeinsten
, welche die Naturbeobachtung uns geliefert hat;
trotzdem
hat dieses Gesetz in den Fundamenten unseres
physikalischen
Weltbildes keinen Platz

Wir gelangen aber zu einer sehr befriedigenden Inter-
pretation
des Erfahrungssatzes, wenn wir annehmen, daß die
Systeme
K und K' physikalisch genau gleichwertig sind, d. h.
wenn
wir annehmen, man könne das System K ebenfalls als
in
einem von einem Schwerefeld freien Raume befindlich an-
nehmen
; dafür müssen wir K dann aber als gleichförmig be-
schleunigt
betrachten. Man kann bei dieser Auffassung ebenso-
wenig
von der absolutenBeschleunigung des Bezugssystems
sprechen
, wie man nach der gewöhnlichen Relativitätstheorie
von
der absoluten Geschwindigkeit eines Systems reden kann.1)

1) Natürlich kann man ein beliebiges Schwerefeld nicht durch einen
Bewegungszustand
des Systems ohne Gravitationsfeld ersetzen, ebenso-
wenig
, als man durch eine Relativitätstransformation alle Punkte eines
beliebig
bewegten Mediums auf Ruhe trausformieren kann.

Bei dieser Auffassung ist das gleiche Fallen aller Körper
in
einem Gravitationsfelde

Solange wir uns auf rein mechanische Vorgänge aus dem
Gültigkeitsbereich
von Newtons Mechanik beschränken, sind
wir
der Gleichwertigkeit der Systeme K und K' sicher. Unsere
Auffassung
wird jedoch nur dann tiefere Bedeutung haben,
wenn
die Systeme K und K' in bezug auf alle physikalischen
Vorgänge
gleichwertig sind, d. h. wenn die Naturgesetze in
bezug
auf K mit denen in bezug auf K' vollkommen über-
einstimmen
. Indem wir dies annehmen, erhalten wir ein
Prinzip
, das, falls es wirklich zutrifft, eine große heuristische
Bedeutung
besitzt. Denn wir erhalten durch die theoretische
Betrachtung
der Vorgänge, die sich relativ zu einem gleich-
förmig
beschleunigten Bezugssystem abspielen, Aufschluß über
den
Verlauf der Vorgänge in einem homogenen Gravitations-
felde
.1) Im folgenden soll zunächst gezeigt werden, inwiefern
unserer
Hypothese vom Standpunkte der gewöhnlichen Rela-
tivitätstheorie
aus eine beträchtliche Wahrscheinlichkeit zu-

§ 2. Über die Schwere der Energie.

Die Relativitätstheorie hat ergeben, daß die träge Masse
eines
Körpers mit dem Energieinhalt desselben wächst;
beträgt
der Energiezuwachs E, so ist der Zuwachs an träger
Masse
gleich E/c2, wenn c die Lichtgeschwindigkeit bedeutet.
Entspricht
nun aber diesem Zuwachs an träger Masse auch
ein
Zuwachs an gravitierender Masse? Wenn nicht, so fiele
ein
Körper in demselben Schwerefelde mit verschiedener Be-
schleunigung
je nach dem Energieinhalte des Körpers. Das
so
befriedigende Resultat der Relativitätstheorie, nach welchem
der
Satz von der Erhaltung der Masse in dem Satze von der
Erhaltung
der Energie aufgeht, wäre nicht aufrecht zu er-
halten
; denn so wäre der Satz von der Erhaltung der Masse
zwar
für die träge Masse in der alten Fassung aufzugeben,
für
die gravitierende Masse aber aufrecht zu

1) In einer späteren Abhandlung wird gezeigt werden, daß das hier
in
Betracht kommende Gravitationsfeld nur in erster Annäherung
homogen

Dies muß als sehr unwahrscheinlich betrachtet werden.
Andererseits
liefert uns die gewöhnliche Relativitätstheorie
kein
Argument, aus dem wir folgern könnten, daß das Gewicht
eines
Körpers von dessen Energieinhalt abhängt. Wir werden
aber
zeigen, daß unsere Hypothese von der Äquivalenz der
Systeme
K und K' die Schwere der Energie als notwendige
Konsequenz
liefert. Es mögen sich die beiden mit Meßinstrumenten versehenen
körperlichen
Systeme S1 und S2 in der Entfernung h von-
einander
auf der z-Achse von K befinden 1), derart, daß das
Gravitationspotential
in S2 um . h größer ist, als das in S1. Es
wurde
von S2 gegen S1 eine bestimmte Energie-
E in Form von Strahlung gesendet. Die
Energiemengen
mögen dabei in S1 und S2 mit
Vorrichtungen
gemessen werden, die -- an einen
Ort
des Systems z gebracht und dort mit-
einander
verglichen -- vollkommen gleich seien.
Über
den Vorgang dieser Energieübertragung
durch
Strahlung läßt sich a priori nichts aus-
sagen
, weil wir den Einfluß des Schwerefeldes
auf
die Strahlung und die Meßinstrumente in S1 und S2 nicht
kennen
.

Nach unserer Voraussetzung von der Äquivalenz von K
und
K' können wir aber an Stelle des im homogenen Schwere-
felde
befindlichen Systems K das schwerefreie, im Sinne der
positiven
z gleichförmig beschleunigt bewegte K' setzen,
mit
dessen z-Achse die körperlichen Systeme S1 und S2 fest
verbunden

Den Vorgang der Energieübertragung durch Strahlung
von
S2 auf S1 beurteilen wir von einem System K0 aus, das
beschleunigungsfrei
sei. In bezug K0 besitze K' in dem
Augenblick
die Geschwindigkeit Null, in welchem die Strah-
lungsenergie
E2 von S2 gegen S1 abgesendet wird. Die Strah-
lung
wird in S1 ankommen, wenn die Zeit h/c verstrichen ist
(in erster Annäherung). In diesem Momente besitzt aber S1
in
bezug auf K0 die .h/c = v. Deshalb
besitzt
nach der gewöhnlichen Relativitätstheorie die in S1

1) S1 und S2 werden als gegenüber h unendlich klein betrachtet.

ankommende Strahlung nicht die Energie E2, sondern eine
größere
E1, welche mit E2 in erster Annäherung durch
die
Gleichung verknüpft ist1

(1)

Nach unserer Annahme gilt genau die gleiche Beziehung,
falls
derselbe Vorgang in dem nicht beschleunigten, aber mit
Gravitationsfeld
versehenen System K stattfindet. In diesem
Falle
können wir .h ersetzen durch das des
Gravitationsvektors
in S2, wenn die willkürliche Konstante
von
in S1 gleich Null gesetzt wird. Es gilt also die
Gleichung
:

(1 a)

Diese Gleichung spricht den Energiesatz für den ins Auge
gefaßten
Vorgang aus. Die in S1 ankommende Energie E1 ist
größer
als die mit gleichen Mitteln gemessene Energie E2,
welche
in S2 emittiert wurde, und zwar um die potentielle
Energie
der Masse E2/c2 im Schwerefelde. Es zeigt sich
also
, daß man, damit das Energieprinzip erfüllt sei, der
Energie
E vor ihrer Aussendung in S2 eine potentielle Energie
der
Schwere zuschreiben muß, die der (schweren) Masse E/c2
entspricht
. Unsere Annahme der Äquivalenz von K und K'
hebt
also die am Anfang dieses Paragraphen dargelegte Schwierig-
keit
, welche die gewöhnliche Relativitätstheorie übrig

Besonders deutlich zeigt sich der Sinn dieses Resultates
bei
Betrachtung des folgenden

1. Man sendet die Energie E (in S2 gemessen) in Form
von
Strahlung in S2 ab nach S1, wo nach dem soeben er-
langten
Resultat die Energie E(1 + h/c2) aufgenommen wird
(in S1

2. Man senkt einen Körper W von der Masse M von S2
nach
S1, wobei die Arbeit M h nach außen abgegeben

3. Man überträgt die Energie E von S1 auf den Körper W,
während
sich W S1 befindet. Dadurch ädere sich die
schwere
Masse M, so daß sie den Wert M'

1) A. Einstein, Ann. d. Phys. 17. p. 913 u. 914. 1905.

4. Man hebe W wieder nach S2, wobei die Arbeit M' h
aufzuwenden

5. Man übertrage E von W wieder auf S2

Der Effekt dieses Kreisprozesses besteht einzig darin,
daß
S1 den E( h/c2) erlitten hat, und daß
dem
System die

in Form von mechanischer Arbeit zugeführt wurde. Nach
dem
Energieprinzip muß

oder

(1 b)

sein. Der Zuwachs an schwerer Masse ist also gleich E/c2,
also
gleich dem aus der Relativitätstheorie sich ergebenden
Zuwachs
an träger

Noch unmittelbarer ergibt sich das Resultat aus der
Äquivalenz
der Systeme K und K', nach welcher die schwere
Masse
in bezug auf K der trägen Masse in bezug auf K' voll-
kommen
gleich ist; es muß deshalb die Energie eine schwere
Masse
besitzen, die ihrer trägen Masse gleich ist. Hängt man
im
System K' eine Masse M0 an einer Federwaage auf, so
wird
letztere wegen der Trägheit von M0 das scheinbare Ge-
wicht
M0 anzeigen. Überträgt man die Energiemenge E
auf
M0, so wird die Federwaage nach dem Satz von der Träg-
heit
der Energie anzeigen. Nach unserer Grund-
annahme
muß ganz dasselbe eintreten bei Wiederholung des
Versuches
im System K, d. h. im

§ 3. Zeit und Lichtgeschwindigkeit im Schwerefelde.

Wenn die im gleichförmig beschleunigten System K' in
S2 gegen S1 emittierte Strahlung mit Bezug auf die in S2 be-
findliche
Uhr die Frequenz 2 besaß, so besitzt sie in bezug
auf
S1 bei ihrer Ankunft in S1 in bezug auf die in S1 befindliche
gleich
beschaffene Uhr nicht mehr die 2 sondern
eine
größere Frequenz 1, derart, daß in erster Annäherung

(2)

Führt man nämlich wieder das beschleunigungsfreie Bezugs-
system
K0 ein, relativ zu welchem K' zur Zeit der Lichtaus-
sendung
keine Geschwindigkeit besitzt, so hat S1 in bezug auf K0
zur
Zeit der Ankunft der Strahlung in S1 die Geschwindigkeit
(h/c), woraus sich die angegebene Beziehung vermöge des
Dopplerschen
Prinzipes unmittelbar

Nach unserer Voraussetzung von der Äquivalenz der
Systeme
K' K gilt diese Gleichung auch für das ruhende,
mit
einem gleichförmigen Schwerefeld versehene Koordinaten-
system
K, falls in diesem die geschilderte Strahlungsüber-
tragung
stattfindet. Es ergibt sich also, daß ein bei be-
stimmtem
Schwerepotential in S2 emittierter Lichtstrahl, der
bei
seiner Emission -- mit einer in S2 befindlichen Uhr ver-
glichen
-- die Frequenz 2 besitzt, bei seiner Ankunft in S1
eine
andere Frequenz 1 esitzt, falls letztere mittels einer
in
S1 befindlichen gleich beschaffenen Uhr gemessen wird.
Wir
ersetzen h durch das Schwerepotential von S2 in
bezug
auf S1 als Nullpunkt und nehmen an, daß unsere für
das
homogene Gravitationsfeld abgeleitete Beziehung auch für
anders
gestaltete Felder gelte; es ist dann

(2 a)

Dies (nach unserer Ableitung in erster Näherung gültige) Resul-
tat
gestattet zunächst folgende Anwendung. Es sei 0 die
Schwingungszahl
eines elementaren Lichterzeugers, gemessen
mit
einer an demselben Orte gemessenen Uhr U. Diese
Schwingungszahl
ist dann unabhängig davon, wo der Licht-
erzeuger
samt der Uhr aufgestellt wird. Wir wollen uns beide
etwa
an der Sonnenoberfläche angeordnet denken (dort befindet
sich
unser S2). Von dem dort emittierten Lichte gelangt ein
Teil
zur Erde (S1), wo wir mit einer Uhr U von genau gleicher
Beschaffenheit
als der soeben genannten die Frequenz des
ankommenden
Lichtes messen Dann ist nach

wobei die (negative) Gravitationspotentialdifferenz zwischen
Sonnenoberfläche
und Erde bedeutet. Nach unserer Auffassung

müssen also die Spektrallinien des Sonnenlichtes gegenüber
den
entsprechenden Spektrallinien irdischer Lichtquellen etwas
nach
dem Rot verschoben sein, und zwar um den relativen

Wenn die Bedingungen, unter welchen die Sonnenlinien ent-
stehen
, genau bekannt wären, wäre diese Verschiebung noch
der
Messung zugänglich. Da aber anderweitige Einflüsse
(Druck, Temperatur) die Lage des Schwerpunktes der Spektral-
linien
beeinflussen, ist es schwer zu konstatieren, ob der hier
abgeleitete
Einfluß des Gravitationspotentials wirklich existiert.1

Bei oberflächlicher Betrachtung scheint Gleichung (2)
bzw
. (2a) eine Absurdität auszusagen. Wie kann bei bestän-
diger
Lichtübertragung von S2 S1 in S1 eine andere An-
zahl
von Perioden pro Sekunde ankommen, als in S2 emittiert
wird
? Die Antwort ist aber einfach. Wir können 2 bzw. 1
nicht
als Frequenzen schlechthin (als Anzahl Perioden pro
Sekunde
) ansehen, da wir eine Zeit im System K noch nicht
festgelegt
haben. 2 bedeutet die Anzahl Perioden, bezogen
auf
die Zeiteinheit der Uhr U in S2, 1 die Anzahl Perioden,
bezogen
auf die Zeiteinheit der gleich beschaffenen Uhr U
in
S1. Nichts zwingt uns zu der Annahme, daß die in ver-
schiedenen
Gravitationspotentialen befindlichen Uhren U als
gleich
rasch gehend aufgefaßt werden müssen. Dagegen müssen
wir
die Zeit in K sicher so definieren, daß die Anzahl der
Wellenberge
und Wellentäler, die sich zwischen S2 und S1 be-
finden
, von dem Absolutwerte der Zeit unabhängig ist; denn
der
ins Auge gefaßte Prozeß ist seiner Natur nach ein statio-
närer
. Würden wir diese Bedingung nicht erfüllen, so kämen
wir
zu einer Zeitdefinition, bei deren Anwendung die Zeit
explizite
in die Naturgesetze einginge, was sicher unnatürlich
und
unzweckmäßig wäre. Die Uhren in S1 und S2 geben also

1) L. F. Jewell (Journ. de phys. 6. p. 84. 1897) und insbesondere
Ch
. Fabry u. H. Boisson (Compt. rend. 148. p. 688--690. 1909) haben
derartige
Verschiebungen feiner Spektrallinien nach dem roten Ende des
Spektrums
von der hier berechneten Größenordnung tatsächlich kon-
statiert
, aber einer Wirkung des Druckes in der absorbierenden Schicht

nicht beide die ,,Zeitrichtig an. Messen wir die Zeit in S1
mit
der Uhr U, somüssen wir die Zeit in S2 mit einer Uhr
messen, die 1 + /c2 mal langsamer läuftals die Uhr U, falls
sie mit der Uhr U an derselben Stelle verglichen wird. Denn
mit
einer solchen Uhr gemessen ist die Frequenz des oben
betrachteten
Lichtstrahles bei seiner Aussendung in S2

also nach (2a) gleich der Frequenz 1 desselben Lichtstrahles
bei
dessen Ankunft in S1

Hieraus ergibt sich eine Konsequenz von für diese Theorie
fundamentaler
Bedeutung. Mißt man nämlich in dem be-
schleunigten
, gravitationsfeldfreien System K' an verschiedenen
Orten
die Lichtgeschwindigkeit unter Benutzung gleich be-
schaffener
Uhren U, so erhält man überall dieselbe Größe.
Dasselbe
gilt nach unserer Grundannahme auch für das
System
K. Nach dem soeben Gesagten müssen wir aber an
Stellen
verschiedenen Gravitationspotentials uns verschieden
beschaffener
Uhren zur Zeitmessung bedienen. Wir müssen
zur
Zeitmessung an einem Orte, der relativ zum Koordinaten-
ursprung
das Gravitationspotential besitzt, eine Uhr ver-
wenden
, die -- an den Koordinatenursprung versetzt --
(1 + /c2) mal langsamer läuft als jene Uhr, mit welcher am
Koordinatenursprung
die Zeit gemessen wird. Nennen wir c0
die
Lichtgeschwindigkeit im Koordinatenanfangspunkt, so wird
daher
die Lichtgeschwindigkeit c in einem Orte vom Gravi-
tationspotential
durch die Beziehung

(3)

gegeben sein. Das Prinzip von der Konstanz der Licht-
geschwindigkeit
gilt nach dieser Theorie nicht in derjenigen
Fassung
, wie es der gewöhnlichen Relativitätstheorie zugrunde
gelegt
zu werden

§ 4. Krümmung der Lichtstrahlen im Gravitationsfeld.

Aus dem soeben bewiesenen Satze, daß die Lichtgeschwin-
digkeit
im Schwerefelde eine Funktion des Ortes ist, läßt sich
leicht
mittels des Huygensschen Prinzipes schließen, daß quer

zu einem Schwerefeld sich fortpflanzende Lichtstrahlen eine
Krümmung
erfahren müssen. Sei nämlich eine Ebene gleicher
Phase
einer ebenen Lichtwelle zur t, P1 und P2 zwei
Punkte
in ihr, welche den Abstand 1 besitzen. P1 und P2
liegen
in der Papierebene, die so gewählt ist, daß der in der
Richtung
ihrer Normale genommene Differentialquotient von
also
auch von c verschwindet. Die entsprechende Ebene
gleicher
Phase bzw. deren Schnitt mit der Papierebene, zur
Zeit
t + dt erhalten wir, indem wir um die Punkte P1 und P2
mit
den Radien c1 dt bzw. c2 dt Kreise und an diese die
Tangente
legen, wobei c1 bzw. c2 die Lichtgeschwindigkeit in
den
Punkten P1 bzw. P2 bedeutet. Der Krümmungswinkel
des
Lichtstrahles auf dem Wege c dt ist

falls wir den Krümmungswinkel positiv rechnen, wenn der
Lichtstrahl
nach der Seite der wachsenden n' hin gekrümmt

wird. Der Krümmungswinkel pro Wegeinheit des Lichtstrahles
ist
also

oder nach (3) gleich

Endlich erhalten wir für die Ablenkung , welche ein Licht-
strahl
auf einem beliebigen Wege (s) nach der Seite n' er-
leidet
, den Ausdruck

(4)

Dasselbe Resultat hätten wir erhalten können durch unmittel-
bare
Betrachtung der Fortpflanzung eines Lichtstrahles in
dem
gleichförmig beschleunigten K' und Übertragung
des
Resultates auf das System K und von hier auf den Fall,
daß
das Gravitationsfeld beliebig gestaltet ist.

Nach Gleichung (4) erleidet ein an einem Himmelskörper
vorbeigehender
Lichtstrahl eine Ablenkung nach der Seite
sinkenden
Gravitationspotentials, also nach der dem Himmels-
körper
zugewandten Seite von der

wobei k die Gravitationskonstante, M die Masse des Himmels-
den Abstand des Lichtstrahles vom Mittelpunkt
des
Himmelskörpers Ein an der Sonne vorbeigehender
Lichtstrahl erlitte demnach eine Ablenkungvom Betrage 4 . 10-6
= 0, 83 Bogensekunden. Um diesen Betrag er-
die Winkeldistanz des Sternes vom Sonnen-
mittelpunkt
durch die Krümmung des Strahles
vergrößert
. Da die Fixsterne der der Sonne
zugewandten
Himmelspartien bei totalen Sonnen-
finsternissen
sichtbar werden, ist diese Kon-
sequenz
der Theorie mit der Erfahrung ver-
gleichbar
. Beim Planeten Jupiter erreicht die
zu
erwartende Verschiebung etwa 1 /100 des an-
gegebenen
Betrages. Es wäre dringend zu
wünschen
, daß sich Astronomen der hier auf-
gerollten
Frage annähmen, auch wenn die im vorigen ge-
gebenen
Überlegungen ungenügend fundiert oder gar aben-
teuerlich
erscheinen sollten. Denn abgesehen von jeder Theorie
muß
man sich fragen, ob mit den heutigen Mitteln ein Einfluß
der
Gravitationsfelder auf die Ausbreitung des Lichtes sich
konstatieren

Prag, Juni

(Eingegangen 21. Juni 1914.)

----------